Große Geschütze am Harzhorn
In Kalefeld (Landkreis Northeim) testen Historiker Nachbauten römischer Feldgeschütze am Originalschauplatz. Hintergrund dieser Idee war der Fund von alten Bolzen.
Bildergalerie startenRömische Soldaten setzten am Harzhorn sogenannte Scorpio-Katapulte ein. (Archivbild) Eine römische Streitmacht, mindestens 1.000 Mann stark, stürmt einen Berghang hinauf. Germanen versperren ihnen den Weg. Die Römer wollen sich den Weg freikämpfen und mit ihren Waffen sind sie vermutlich auch überlegen. Denn noch aus gut 120 Meter Entfernung können ihre Katapulte Bolzen abschießen, die Holzpalisaden und Metallpanzerungen zerstören. Wie sich die Schlacht am Harzhorn (Landkreis Northeim) im 3. Jahrhundert abgespielt hat, wollten Archäologen jetzt noch genauer herausfinden. Dazu bauten die Forscher Feldgeschütze der Römer nach und setzten sie am Originalschauplatz ein. Ihr Ziel: Informationen über die Reichweite und Durchschlagskraft der Waffen zu erhalten.
Archäologen haben Geschütze nachgebaut, die die Römer bei der Harzhornschlacht eingesetzt haben. Um Informationen über die Schlacht zu erhalten, probierten sie die Waffen aus.
Wegen der anhaltenden Bedrohung zogen die Römer damals in Richtung Leinetal ab und verloren dabei einen Teil ihres Trosses. Warum die Germanen die Waffen liegen ließen, ist noch unklar. Hobby-Archäologen fanden im Jahr 2000 schließlich die Überreste der Schlacht: Eisenbolzen, die zu sogenannten Scorpio-Katapulten gehören - die Schusswaffen der römischen Legionen. Der Fund gilt bis heute als Sensation. Denn bis dahin war angenommen worden, dass die Römer nach ihrer Niederlage in der Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus und den Rachezügen des Germanicus in den Jahren 14 bis 16 keine größeren Feldzüge mehr in das Innere Germaniens unternommen hatten.
Mehr als 2.000 Einzelteile wurden am Harzhorn inzwischen gefunden: Pferdesandalen, Zeltheringe, Wagenteile, Lanzen, Speerspitzen und andere Waffen. Das Schlachtfeld ist so gut erhalten, dass sich einzelne Gefechtsabschnitte nachvollziehen lassen. Der Feldversuch mit den selbstgebauten Katapulten habe neue Hinweise geliefert, sagte die Northeimerin Kreisarchäologin Petra Lönne. Bisher habe man nur sagen können, aus welcher Richtung die Pfeilspitzen und Bolzen abgeschossen worden waren. Mit den Hinweisen zur Reichweite und Durchschlagskraft könne man jetzt rekonstruieren, wo in etwa die Geschütze gestanden haben.