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Geschichte einer (Klingen-)Stadt

Warum ausgerechnet hier ?

Schmied
Warum hier?
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Die Sonne scheint nicht so leicht auf etwas Neues. Und so haben sich an möglichen Antworten auf die oben formulierte Frage schon gut und gerne zehn berufene Leute versucht. Aber alle konnten zu dieser Frage nur mehr oder weniger kunstvolle Spekulationen aufstellen. Wir beschäftigen uns an dieser Stelle, der Küze halber, mit der glaubwürdigsten.

Hypothese:

In Köln waren schon lange vorher Schwerter erzeugt worden. Eines Tages aber gab es Streit zwischen Zünften und Patriziern, natürlich um Privilegien, also um Geld. Die einen wollten mehr haben, die andern nichts herausrücken. Man kennt das. Aus dem Streit wurde eine Sezessionsdrohung, was zu gut deutsch heißt: Die einen kündigten an, daß die anderen fortan ihren Kram allein zu machen hätten. Weil die einen ihren eigenen Laden aufzumachen gedächten. Die Arbeit ruhte unterdes. Auch das kennt man.
Zum Glück für beide Parteien gab es damals in Köln noch einen Erzbischof, dem die sogenannte Tarifautonomie unbekannt war. Und weil er gleichzeitig, als Graf von Berg, weltlicher Herrscher im Bergischen Land war, konnte er massiv eingreifen, nahm die Rädelsführer der einen beim Arm und sprach zu ihnen: “Jungs, Ihr werdet hier fürderhin nicht gelitten sein. Zum Glück kenne ich eine Gegend, nicht weit von hier, wo Ihr einen neuen Anfang machen könnt, als freie Männer auf freiem Grund. Dort ist die Luft besser, dort gibt es noch viel Grün. Dort steht Euch die Welt offen - und die Aussichten sind glänzend. Na?” Da nickten die Männer freudig, und am nächsten Mittag fanden sie sich alle dort ein, wo heute der Wipper Kotten steht - hinter dem Parkplatz mit den vielen Schleifsteinen

So oder ähnlich könnte es gewesen sein. Wir schauen weiter:
Diesmal keine Hypothese, sondern gesichertes Wissen: Als Graf Adolf V. von Berg regierte - und das war in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts - formierte sich in Solingen die Bruderschaft (sprich Zunft) der Schwert- und Messermacher. Weil sie es, wie gut zu verstehen ist, gern schriftlich hatten, erhielten sie von ihrem Landesherrn eine ausdrückliche Bestätigung, das Zunftprivileg.

Kein Wort zuviel über Klingen - aber auch keins zuwenig.

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Eins ist ganz klar. Über die Geschichte der Solinger Schneidwarenindustrie könnte man dissertieren, das ist dutzendfach geschehen, oder historische Abrisse, beginnend bei der Pingsdorfer Keramik oder Graf Wilhelm von Berg, liefern. Zahllose Schriftsteller haben diese Drohung wahrgemacht. Was sie ermittelt haben, ist sicher verdienstvoll und stellenweise auch interessant. Wir aber überspringen Jahrhunderte, während derer fleißige Leute an den 45 Bächen Solingens und an der Wupper werkelten, vergessen die höchst undurchsichtigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem frühmittelalterlichen Köln und Solingen, lassen Graf Adolf V zurück und begeben uns direkt an das Ende des 14. Jahrhunderts Damals entstand plötzlich ein so starker Mehrbedarf an Schwertern, Dolchen und sonstigen Klingen, daß die bis dahin an geruhsame Arbeit gewöhnten

Schwertklingen

Solinger sich etwas einfallen lassen mußten, wenn sie nicht wichtige Kunden - und die hatten sie schon damals in ganz Europa - verlieren wollten.

Warum Blankwaffen und Schneidwaren damals so stark gefragt waren, weiß niemand. Vielleicht gab es abends Gesindel in dunklen Gassen, gegen das sich die Bürger schützen wollten, vielleicht wurde es modisch, Brot mit Messern zu zerteilen, möglicherweise waren Armeen umzurüsten. Gleichwie : Die Solinger mußten Abschied vom Handschleifstein nehmen und bauten an den erwähnten Bächen und der Wupper die ersten Schleifkotten, mit Wasserkraft betriebene Schleifbetriebe. Na, und?

Messerschmiede um 1480

Gemach: Dieser Zwang war - das stellte sich später heraus - Solingens Glück. Denn jetzt begann ein ganz früher Taylorismus: Das Prinzip der Arbeitsteilung setzte sich durch. Vorher waren Schmieden und Schleifen örtlich verbundene Arbeitsgänge gewesen - und beides fand auf den zahlreichen Anhöhen der Solinger Gegend statt. Jetzt aber wurde oben geschmiedet und in den Tälern geschliffen , dazwischen lagen abschreckende Entfernungen. Es bildeten sich dreierlei Stärke der Solinger heraus:

Sie wurden rüstige Fußgänger, die Schmiede mauserten sich zu unübertrefflichen Schmieden, die Schleifer zu unvergleichlichen Schleifern. Und weil die Spezialisierung gerade im Schwange war, geriet auch das Härten zu einer eigenen Kunst. Die Härter etablierten sich. Schließlich zogen noch die Leute nach, die man damals wie heute Fertigmacher, Feger oder Reider nennt. Sie machten sich gleichfalls selbständig und an die berufliche Fortbildung. Wenn zwei auf deutschem und erst recht auf Solinger Boden dasselbe tun, schließen sie sich zusammen. Erstens kann man dann besser über Preise sprechen, zweitens sieht man genauer, was der andere macht. So entstanden die Solinger Zünfte, die sich Bruderschaften nannten. Einige Bruderschafts-Brüder aber waren geschäftstüchtiger als die anderen. .

Sie entwickelten sich von Handwerkern zu Händlern und kamen darauf, die von ihnen gelieferten Schneidwaren mit unverwechselbaren Zeichen zu versehen. Diese Zeichen wurden Eigentum dessen, der es zuerst verwendet hatte und in eine Zeichenrolle schutzwürdig eingetragen. Wir müssen ein Datum nennen:1571.Aus diesem Jahr datiert das Messermacher-Privilegium. Damit jeder im Ausland wisse, daß es Solinger Messer seien, durften die Solinger Klingen fortan nicht allein mit den Erbzeichen versehen werden. Ein Zusatz war ab sofort vorgeschrieben. Entweder:
Me fecit Solingen - das weltberühmte Drei-Wörter-Ursprungszeugnis oder ein für den Herkunftsort charakteristisches Beizeichen. Für das Jahr 1684 nennt eine

Schleifer im Mittelalter

Zeichenrolle gut 1500 Erbzeichen und 1300 Namen von Klingenverfertigern. Kein Wunder also, daß es Prioritätsgerangel gab, und bald auch eine regelrechte Börse für laut Zeichenrolle geschützte Wort- und Bildmarken. Kurz und gut: Zeichen wurden gehandelt wie heutzutage Internet Domainnamen. Eine weitere Komplikation trat ein: Die Schwertschmiede durften auch Messer herstellen, für die Messerschmiede aber waren die Schwerter tabu. Das führte zu Niveau-Unterschieden im Einkommen. Weil dennoch alle nicht schlecht verdienten, einigte man sich auf einen sogenannten Verbleibungseid. Jeder Solinger Klingenmacher verpflichtete sich durch Schwur sein handwerkliches Geschick und sich selber nicht zu exportieren. Aber Eide waren und sind nun einmal dazu da gebrochen zu werden ...

Schneidwaren - Neidwaren

Schneidwaren - Neidwaren

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Solinger gehen ungern zurück. Wir müssen - wiewohl wir nicht wollen - zurückspringen. Von den Solinger Vorvätern war die rede, die sich nicht scheuten, auf fremdem Boden unwerten Erzeugnissen den Stempel der alten Heimat mit auf den Weg zu geben. In diesem Zusammenhang ist eins zu bedenken: daß Solinger nachtragend sind. Erst gehen diese Abtrünnigen in die Fremde, dachten sie sich, dann werten sie ihr Knowhow in Auswärtigem Auftrag aus und schließlich beschmutzen sie ihr Nest durch üble Markenimitation. Wer die Solinger kennt, weiß, daß es fortan in Solingen unruhig bleiben mußte.

So lange, bis wieder 0rdnung einkehren würde. Aber zunächst kam es ganz schlimm: Napoleon wischte die alten Privilegien mit einem Federstrich weg. Die Restauration brachte nicht nur Wiederherstellung des Status quo, sondern mehr: 1840 ein Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnung; 1841 eine Erweiterung, die den Solingern zupaß kam: Schutz für die alten figürlichen Zeichen, Auflage, daß mit dem Fabrikzeichen auch der Fabrikationsort erscheine. Im Klartext hieß das: Der Name Solingen war zum Solinger Beizeichen avanciert. Die Solinger Schneidwarenindustrie muß damals - seltener Gemütszustand! - überglücklich gewesen sein

Gebr. Richartz & Söhne um 1900

Denn jetzt war der Weg frei für die weltweite Karriere der Herkunftsbezeichnung “Solingen". Wiederum waren die Wermutstropfen nicht weit. Denn es gab Schneidwarenproduzenten in allen vier Ecken der Erde, die auf gute Geschäfte

durch mißbräuchliche Benutzung der Herkunftsbezeichnung "Solingen" spekulierten.
Solingen hieß solid, hieß Qualität und auf diesem renommierten Wagen wollten viele illegal mitfahren. 1883 gab es die Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums. 1891 das Madrider Herkunftsabkommen, das den Vertrieb von Waren mit falschen Herkunftsbezeichnungen ausschließen wollte. Ungerührt schlugen in- und ausländische Konkurrenten der Solinger das magische Wort Solingen auf ihre fast immer minderwertigen Erzeugnisse. Solingen wehrte sich - aber häufig mit den falschen Mitteln. Viele Unternehmen gingen dazu über, der billigeren ausländischen Konkurrenz ebenso billige Solinger Erzeugnisse entgegenzusetzen.

Dieser Irrweg endete, als 1938 die Lex Solingen veröffentlicht wurde, das

Gesetz zum Schutze des Namens

Dieses Gesetz sichert nur denjenigen Solinger Schneidwaren die Herkunftsbezeichnung "Solingen” zu, die nach Qualität und Verarbeitung “solingenfähig" sind. Es hat Jahre und Jahrzehnte strapaziöser Verhandlungen erfordert, den gesetzlich geschützten Solingen-Anspruch auch im Ausland durchzusetzen. Immer wieder kommen Leute

Dampfmaschine um 1910

in den entferntesten Weltwinkeln darauf das Qualitätsversprechen "Solingen” bedenkenlos für ihre eigenen kommerziellen Zwecke zu nutzen.In mehreren südamerikanischen Staaten, vor allem Argentinien, Chile, Brasilien, Venezuela und Mexiko gab es groß angelegte Versuche, mit falschen Herkunftsbezeichnungen wie “Casas Solingen” oder “Solingen Industria Brasileira” den Weltruf Solinger Schneidwaren auszunutzen. Dasselbe geschah in den USA, in Japan, Pakistan und Australien, in der Türkei, Ägypten, Jugoslawien, Peru, Polen und zehn anderen Ländern und zum Glück der Solinger gibt es in Solingen eine Industrie und Handelskammer, die solchen Verstößen nachgeht. Und einen Industrieverband Schneidwaren- und Bestecke, der die Schneidwarenanbieter der Welt kennt, und durch persönliche Kontakte unerlaubte und unfaire Produktauslobungen verhindert.

Bis heute.

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