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07.12.2009 12:00
Hat Silber Star-Qualitäten?
von Bettina Seidl
Gold drängt sich immer wieder ins Rampenlicht. Es springt von Rekord zu Rekord, die runde Marke von 1.200 Dollar ist geknackt. Der kleine Bruder steht im Schatten, zumindest medial. Dabei ist Silber der wahre Star 2009 mit 70 Prozent Wertzuwachs. Sollte man in Silber investiert sein?
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Der Silberpreis hat eine beachtliche Rally hingelegt. In diesem Jahr sprang der Preis für die Feinunze von gut 11 Euro über 19 Euro – das sind mehr als 70 Prozent Wertzuwachs in nicht einmal einem Jahr.

Generell sind Rohstoffe bei Investoren momentan beliebt. Sie suchen Schutz vor dem Dollar-Verfall. Auch die generelle Angst vor Inflation und das Umfeld extrem niedriger Zinsen wirken förderlich. Das wirkt wie ein Turbolader. Doch wenn auch Gold eine Schlagzeile nach der anderen Jagd mit immer neuen Rekorden: Dem Silber hinkt der Goldpreis hinterher. In diesem Jahr ist Gold um 40 Prozent gestiegen.

Beim Silber beschleunigt nämlich ein ganz besondere Wette den Preis: die Wette auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft. "Derzeit wird am Markt eine V-förmige Erholung eingepreist", erklärt Gabor Vogel, Rohstoffanalyst der DZ Bank.

Silber am Tropf der Industrie
Viel stärker als Gold ist Silber nämlich ein Industriemetall. Es ist ein wichtiger Rohstoff in vielen Zweigen der Industrie. Silber wird zum Beispiel wegen der antibakteriellen Eigenschaften in der Medizin eingesetzt.

Man findet das Metall auch in Computerchips. Oder in so genannten RFID-Chips, funkenden Chips, die beispielsweise helfen, Waren durch die ganze Logistikkette zu lotsen, ein stark wachsender Markt. Silber findet sich quasi überall: in Autos, im Haushalt, in Fenstern, Kühlschränken, Batterien.

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Wenn die Wirtschaft anzieht, steigt auch die Nachfrage nach dem Edelmetall. Der Preis für Silber klettert. Setzt sich also der Aufschwung der Weltwirtschaft fort, dürfte auch das Edelmetall weiter profitieren. Doch wehe, es läuft nicht alles glatt. Wehe die Konjunktur setzt zur W-Formation an anstelle der schnellen V-förmigen Erholung, auf die der Markt derzeit wettet. Dann drohen empfindliche Einbußen. Ohnehin ist der Markt heißgelaufen, Rücksetzer sind sehr wahrscheinlich, so Rohstoffexperte Vogel.

Geht uns das Silber aus?
Daueroptimisten beschwören dagegen eine Rally. Schon seit Jahre wird gern das Bild der stetig schrumpfenden Silberbestände bemüht. Die plakative Warnung: Uns geht bald das Silber aus. Fakt ist: Die Nachfrage nach dem Rohstoff ist immens. 2008 wurden rund 830 Millionen Unzen aus dem Markt gesaugt. Allein von der Industrie 450 Millionen. Fakt ist auch: Dieses Silber wird größtenteils verbraucht. Das Edelmetall verschwindet in diversen Elektrogeräten und wird wegen des geringen Preises später selten recycelt. Es landet auf dem Müll.

Zu vermuten ist, dass die Industrienachfrage in Zukunft weiter steigen wird. Doch werden die Silberbestände dadurch aufgebraucht? Dieser Frage nachzugehen gestaltet sich schwierig. Es fängt schon damit an, dass niemand genau sagen kann, wie viel Silber es überhaupt gibt. Man findet reihenweise Schätzwerte, die stark variieren.

Bild zum Artikel vergrößernHätten Sie es gewusst? 

Wie viel Silber gibt es überhaupt?
Der Branchendienst Silberinfo.com schätzt die gesamte Silberförderung der Menschheit - seit dem 3. Jahrtausend vor Christus bis heute - auf 1,6 Millionen Tonnen. Alles Silber, was je der Erde abgerungen wurde, passt in einen Würfel, der rund 54 Meter hoch ist symbolisiert durch den neben stehenden, großen Würfel.

"Weil Silber aber ständig verbraucht wird, sind davon nur noch circa 10 Prozent dem Kreislauf erhalten geblieben", erklärt Joachim Schwarze von Silberinfo.com. "Schätzungsweise sind nur noch 160.000 Tonnen einschließlich der Zentralbankbestände weltweit verfügbar. Würde man diese Menge in einen Würfel gießen, hätte der Klotz nur eine Kantenlänge von knapp 25 Metern. Das klingt nicht viel. Geht uns also das Silber tatsächlich aus?

Bild zum Artikel vergrößernSeit drei Jahren gibt es einen Überschuss: Das Angebot ist höher als die Nachfrage. 

"Im Moment fördern wir mehr als wir verbrauchen"
Rohstoffexperte Gabor Vogel teilt diese Panik schürende These nicht. Zwar war viele Jahre lang die Nachfrage nach Silber höher als das Angebot. Bis zum Jahr 2006 gab es ein Defizit (siehe die nebenstehende Grafik). Doch dann wendete sich das Blatt. Seitdem wird Jahr für Jahr ein Überschuss erwirtschaftet. Und das dürfte noch mindestens die nächsten zwei bis drei Jahre so bleiben, schätzt der Analyst.

Und dann? Beginnt dann erneut die Defizit-Phase, die unsere Silberreserven auffrisst? Die These scheint reichlich gewagt, da nicht belegbar. "Niemand kann sagen, wie lange diese Reserven reichen", erklärt Vogel. Dazu gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Allein der technologische Fortschritt kann dafür sorgen, dass aus den Minen viel mehr Silber gefördert werden kann als bislang angenommen.

Silber für den Ernstfall?
In diesen Tagen wird Silber verstärkt als Inflationsschutz genannt. Im Hintergrund beschwören Crash-Propheten sogar das Horrorszenario der Hyperinflation: Wenn die "Bürgschaft und Kredit für alle"-Politik die Papierwährungen aus den Angeln hebt. Wenn Geld nichts anderes mehr ist als bunt bedrucktes Papier. Für diesen Fall sollte der kluge Bürger vorgesorgt haben, so die These. So weit muss es natürlich nicht kommen. Doch für einen mittelfristig inflationären Schub gibt es in Anbetracht der massiven Konjunkturpakete und der drastischen Ausweitung der weltweiten Staatsverschuldung genug Argumente. Neben Gold wird dann auch gern Silber empfohlen.

Interview
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"Der Markt will die 20 Dollar sehen"

DZ Bank-Experten Vogel rät jedoch von Silber ab. Generell gehe es Anlegern in einem solchen Szenario um die Werterhaltungs- und Aufbewahrungsfunktion von Edelmetallen. "Wenn man einen Inflationsschutz möchte, ist man mit Gold besser beraten." Denn wenn die Konjunktur zugleich in die Knie geht, gerät der Silberpreis wegen der großen Industrieabhängigkeit unter Druck. Investoren werden sich in einem Weltuntergangsszenario also eher auf Gold verlassen, meint der Rohstoffanalyst. Nicht nur zur Wertaufbewahrung, sondern auch als Zahlungsmittel dürfte sich eher Gold etablieren.

Spricht also gar nichts für Silber, aus Sicht des kleinen Privatanlegers? Doch. "Wenn die Wirtschaft wieder anspringt", prophezeit Gabor Vogel. "Dann ist man wegen eben dieser Abhängigkeit und auch wegen der Abhängigkeit vom Dollar mit Silber besser dran. Außerdem könnten die spekulativen Kräfte den Silberpreis treiben. "Der Markt will im Moment die Marke von 20 Dollar knacken." Doch darauf zu wetten, dass Silber noch weiter steigt, ist riskant.

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