Von Christine Dressler
Informationstafel erläutert die Bedeutung des Kastells Heidekringen bei Wehen
WEHEN. Das Kastell Heidekringen ist zwar im Stadtplan verzeichnet, war aber bisher nicht beschildert. Das änderte das Landesamt für Denkmalpflege jetzt mit einer Informationstafel direkt am Kastell. Sie schließt die Beschilderung des Taunussteiner Limes ab.
Genau gegenüber der Straße Eichelberger Weg führt ein Wanderweg in den Wald: der Sonnenberger Weg. Wer ihn etwa 500 Meter entlanggeht, gelangt zum Römerkastell Heidekringen. Zwischen den Bäumen gelegen und von Gestrüpp überwuchert, war es bisher nur für Fachleute erkennbar. Jetzt räumte der Forst im vorderen Bereich auf, das Landesamt für Denkmalpflege installierte eine Tafel mit Informationen zum Kastell. Denn es gehört zwar nicht zum Weltkulturerbe Limes, grenzt aber daran an.
Anspruch erfüllt
Bürgermeister Michael Hofnagel (CDU), Landrat Burkhard Albers (SPD), Weltkulturerbe-Kreisreferent Heinz Juhnke (SPD) stellten die Tafel mit den Landesarchäologen Professor Egon Schallmayer und Eveline Grönke vor. Denn die nun letzte Tafel am Taunussteins Limes nach elf weiteren am Kastell Zugmantel realisierten Stadt, Kreis und Landesamt gemeinsam. "Der Anspruch, den die Unesco mit dem Weltkulturerbe verbindet, wird hier hervorragend eingelöst", dankte Schallmayer den Partnern für ihre "phantastische Unterstützung". Sie ermögliche dem Landesamt, "denkmalpflegerisch etwas für die Anlage zu tun". Grönke betonte, dass die Tafel die Bedeutung des Kastells unterstreiche: "Taunusstein ist erst die zweite Stadt in Hessen, die eine für ein Denkmal hat, das nicht zum Weltkulturerbe gehört."
Warum das so ist, erläuterte Grönke an dem "hervorragend erhaltenen Kleinod", das 1897 und 1949 archäologisch untersucht wurde und "nicht betreten werden soll": Das Kastell sei zeitgleich mit der Erweiterung des Zugmantels im zweiten Jahrhundert unter Kaiser Hadrian entstanden. Glasfunde ließen darauf schließen, dass die Fenster verglast waren, und die Größe von 0,4 Hektar lasse die Garnisonsgröße von 80 bis 100 Mann vermuten.
"Die Umwehrung bestand aus einer hölzernen Palisadenwand", erklärte Grönke. Davor lag der (noch sichtbare) etwa drei Meter breite Spitzgraben, dahinter ein vier Meter breiter Erdwall mit Wehrgang und hinter ihm eine gut drei Meter breite "gepflasterte Straße mit Abwasserkanal". Sie war mit den beiden Durchgängen an der Nord- und der Südseite des Kleinkastells verbunden. Zwischen ihm und der Römerstraße entdeckten die Archäologen außerdem Spuren eines Lagerdorfes, Badegebäude und ein Bassin als Viehtränke.
Das Kastell sei eine "ganz besondere kleine Anlage", betonte Grönke. Wahrscheinlich entstand es, um während des Zugmantel-Ausbaus den Personen- und Warenverkehr auf der Römerstraße zwischen Wiesbaden in sieben und Zugmantel in fünf Kilometer Entfernung zu überwachen. Deshalb habe es die 22. Legion auch nur so ungewöhnlich kurz von 117 bis 138 belegt. Die Tafel weise wegen der spanischen Partnerstadt Taunussteins selbst eine Besonderheit auf: Das Landesamt beschränke sich bei seinen Tafeln sonst auf Deutsch, Englisch und Französisch; nur die in Taunusstein ergänzen auch spanische Erläuterungen.
"Damit vollenden wir unsere Tafeln", dankte Hofnagel wie Juhnke und Albers für die Zusammenarbeit. "Was wir in drei Jahren umgesetzt haben, ist bemerkenswert", so Juhnke. "Wir haben alle wenig Geld, aber gemeinsam bewegen wir etwas" und "machen was aus dem Welterbe in unserer Region". Albers bestätigte: "Das ist auch messbar in Tourismuszahlen." Ihn freute außerdem die "unheimliche Welle der Begeisterung, Identifikation und des Interesses", die das Thema Limes bei der Bevölkerung für die Beschäftigung mit ihrer Heimat ausgelöst hat.