Freitag, 8. Mai 2009 - 15:15
Aktienmärkte
Zu viel & schnell
Von Ad van Tiggelen, Volkswirt und Senior Strategist der ING Investment Management, Den Haag
 
Langeweile dürfte bei Aktienanlegern selten aufkommen. Es ist noch nicht einmal zwei Monate her, dass Anleger eifrig die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg einpreisten – und jetzt spricht man bereits von einer V-förmigen Erholung. Vor weniger als zwei Monaten fürchtete man den Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems – jetzt strömen die Anleger wieder auf die Märkte, und das bei Kursen, die sich bereits verdoppelt oder sogar verdreifacht haben. Was hat sich also geändert? Und wichtiger noch: Wird diese Erholung von Dauer sein?
 
Angesichts der kräftigen Kursrally an den Aktienmärkten sind die Unkenrufe in letzter Zeit verstummt. Derzeit findet ein Run auf all die Aktienwerte statt, mit denen man sich 2008 hätte eindecken sollen (Pharma, Telco, Lebensmittel & Getränke usw.), während Zykliker und Finanztitel munter im Trend nach oben liegen. Vor dem Hintergrund einer Markterholung war eine Trendumkehr natürlich zu erwarten – Tempo und Ausmaß dieses Umschwungs waren allerdings extrem. Zum Teil lag das sicherlich an der erzwungenen Neupositionierung der Anleger und zum Teil an der wachsenden Überzeugung, die Weltwirtschaft werde eine tiefe und anhaltende Rezession vermeiden können.
 
Fakt ist, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten und Ertragsmeldungen im Vergleich zu den stark nach unten revidierten Prognosen unerwartet positiv ausgefallen sind. Dabei muss man aber bedenken, dass die Konjunkturdaten sich nur mehr von einem außerordentlich tiefen Niveau erholen, aber nach wie vor rezessiv sind. Hinzu kommt, dass die Belebung der Wirtschaftstätigkeit weniger auf einer steigenden Verbrauchernachfrage, sondern vielmehr auf einem Wiederaufbau der Vorräte beruht. Die Unternehmenserträge fielen nicht etwa infolge gestiegener Einnahmen überraschend positiv aus, sondern weil man – schneller als bei früheren Abschwüngen – Arbeitsplätze abbaute und Kosten senkte. Die Kombination aus höherer Arbeitslosigkeit und sinkenden Häuserpreisen wird den Konsum in absehbarer Zeit wohl kaum ankurbeln.
 
China spielt in diesem Szenario die Rolle der Trumpfkarte. Mit seinen starken Bilanzen kurbelt das Land erfolgreich Kreditvergabe und Infrastrukturausgaben an. Dabei kommt China zugute, dass der Staat Wirtschaft und Finanzsystem größtenteils kontrolliert. Im Prinzip spielt China auf Zeit, bis die übrige Weltwirtschaft sich wieder erholt hat. In letzter Zeit haben die freundlicheren Konjunkturdaten aus China vor allem die Stimmung an den Emerging Markets und den Rohstoffaktienmärkten belebt.
 
Nach einem Anstieg von über 30 Prozent in nur zwei Monaten beginnen die Aktienmärkte jetzt, einen V-förmigen Konjunkturaufschwung einzupreisen. Das ist nach unserem Dafürhalten allerdings verfrüht. Tatsache ist, dass wir uns in einer außerordentlich schweren Rezession befinden. Sobald die Wirkung der staatlichen Maßnahmenpakete nachgelassen hat, wird sich zeigen, wie kraftlos diese Erholung tatsächlich ist. Überdies dürfte der unumgängliche Schuldenabbau Investitionstätigkeit und Verbrauch bremsen. In diesem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass der IWF seine Wachstumsprognosen für 2010 weiter nach unten revidiert hat (unter 2 Prozent), wobei Wachstum nur in den Schwellenländern erwartet wird. Käme es dennoch zu einem kräftigen Aufschwung, wäre dies sicherlich ein Fall von „zu viel zu schnell“, da damit der notwendige Prozess zur Austarierung der wirtschaftlichen Kräfte verkürzt und der Abbau der Schuldenlast in der angloamerikanischen Welt unterbunden würde. Das wäre gerade so, als würde man einen Fußballer wieder aufs Spielfeld schicken, bevor seine Verletzungen ausgeheilt sind.
 
Fazit
 
Die jüngste Rally an den Aktienmärkten war doch recht überstürzt und der gegenwärtige Run auf konjunkturabhängige Werte beruht weniger auf der realistischen Aussicht auf eine nachhaltige Erholung, als vielmehr auf einer markttechnischen Neupositionierung. Der weltwirtschaftliche Heilungsprozess wird seine Zeit brauchen. Bis dahin dürfte das laufende Jahr attraktivere Chancen zum Eintritt in die Aktienmärkte bieten.

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