Auch 2008 dürfte die positive Stimmung in Indien anhalten.
Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Von Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Der Investmentausblick 2008 hängt von zwei gegensätzlichen Tendenzen ab. Die wirtschaftliche Perspektive wird voraussichtlich durch eine Lockerung der Geldpolitk aufgehellt. Dagegen verspricht das politische Umfeld ein Jahr vor den im Mai 2008 stattfindenden Parlamentswahlen erneut turbulent zu werden. Hierauf haben die kontroverse Auseinandersetzung um das Nuklearabkommen mit den USA ebenso wie die politische Diskussion um die Wahl von Prathiba Patil zur neuen Präsidentin Indiens im Juli diesen Jahres vermutlich einen Vorgeschmack gegeben.
Eine Prognose der politischen Entwicklungen nach den Wahlen ist nur insoweit möglich, dass sehr wahrscheinlich erneut eine Regierungskoalition aus mehreren Parteien gebildet werden muss. Für einen Sieg der in der jetzigen Koalition dominierenden Kongresspartei spricht neben der positiven wirtschaftspolitischen Bilanz vor allem die Uneinigkeit der führenden, nationalkonservativen Oppositionspartei BJP. Diese hat sich immer noch nicht von einer speziellen hindu-nationalistischen Partei hin zu einer konservativen Volkspartei entwickelt. Davon profitieren vor allem die regionalen Parteien, die nur in einzelnen Bundesstaaten aktiv sind. Der politische Ausblick bleibt daher auch über 2008 hinaus sehr bunt und vielfältig.
Quelle: Cominvest
Konjunkturell besteht 2008/09 eine gute Chance, dass sich die wirtschaftliche Dynamik trotz schwächerer Impulse vom Außenhandel nur wenig abschwächt. Im Jahresverlauf erscheint zudem eine Wende in der Geldpolitik möglich, so dass die Binnenwirtschaft zusätzliche Impulse erhalten kann. Da der Exportanteil mit rund 23% des BIP nach wie vor recht gering ist, während der Anteil der Investitionen mittlerweile auf mehr als 30% gestiegen ist, dürfte der positive Effekt niedrigerer Zinsen auf die Investitionstätigkeit die wirtschaftliche Dämpfung durch eine schwächere Weltwirtschaft 2008 zu einem großen Teil kompensieren.
Quelle: Cominvest
Mit Blick auf 2009 ist damit zu rechnen, dass die positiven Einkommens- und Beschäftigungeffekte erhöhter Investitionen das BIP-Wachstum weiter bei rund 8,0% stabilisieren. Die Preisgefahren werden voraussichtlich durch die geringeren Impulse vom Außenhandel gedämpft. Ein schwächerer Export hat jedoch zusammen mit einer anhaltend kräftigen binnenwirtschaftlichen Dynamik eine Ausweitung des Leistungsbilanzdefzits zur Folge. Ein Risiko geht von dieser Entwicklung kaum aus, da ein großer Teil durch Direktinvestitionen finanziert werden dürfte. Der Zufluss an Direkt- und Portfolioinvestitionen wird vermutlich dazu führen, dass die Rupie weiterhin fest tendiert.
Insgesamt bleibt der Aktienmarkt daher trotz der mittlerweile hohen Bewertung gut fundamental untermauert. Eine weiterhin mögliche Korrekturphase sollte demnach moderat ausfallen. Die Wechselkursrisiken erscheinen für Euro-Investoren eher gering.
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