Der Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO bringt der Ukraine neue Chancen.
Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Von Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Am 16. Mai hat die Ukraine den Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO vollzogen. Trotz anhaltender politischer Turbulenzen ist damit ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die langfristige wirtschaftliche Ausrichtung der Ukraine gelungen. Die sich hieraus ergebenden, insbesondere handelsseitigen Möglichkeiten bieten Perspektiven für Unternehmen und Finanzinvestoren, die über die aktuellen politischen Spannungen hinweg reichen dürften. Damit sich die positiven Aussichten aber nicht wieder eintrüben, ist es von zentraler Bedeutung, dass die derzeitigen Spannungen zwischen Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko und Präsident Viktor Juschtschenko nicht zu einer Spaltung des politischen Lagers der Reformer führen.
Quelle: Cominvest
Dies könnte bei den voraussichtlich im nächsten Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen dazu führen, dass möglicherweise der ehemalige Ministerpräsident Viktor Janukowitsch davon profitiert und die Integrationsbemühungen in Richtung EU zugunsten einer an Russland orientierten Außen- und Wirtschaftspolitik aufgibt. Allerdings bietet sich den reformorientierten Kräften gerade nach dem WTO-Beitritt eine gute Chance, die Vorteile einer Politik hervorzuheben, die auf eine zunehmende internationale Handelsintegration ausgerichtet ist. Auf diese Weise sollte eine Umkehr des eingeschlagenen Weges verhindert werden können.
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Gewinner des Abbaus von Handelsschranken und Zöllen dürften vor allem die Bereiche Stahl, Chemie und Landwirtschaft sein. Bereits jetzt sind Stahlprodukte mit einem Anteil von rund 43% an den Gesamtexporten das wichtigste Exportgut der Ukraine. Eine Steigerung des Absatzes im Ausland dürfte daher recht schnell zu positiven Impulsen für die Gesamtwirtschaft führen. Zu erwartende Investitionen der großen Stahlunternehmen können zudem die Belastungen kleiner und mittlerer Unternehmen im Zuge der Marktöffnung mildern. Tendenziell ist daher mittelfristig mit positiven Beschäftigungseffekten zu rechnen.
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Darüber hinaus gehen von dem WTO-Beitritt Impulse für den Modernisierungsprozess und den Strukturwandel der Wirtschaft aus. Diese Anreize wirken weitgehend unabhängig von politischen Spannungen. Spätestens die Präsidentschaftswahlen sollten jedoch zu einer Stabilisierung der politischen Lage führen, da andernfalls eine Eintrübung des Investitionsklimas zu erwarten ist. Dies würde nicht nur den Strukturwandel verlangsamen, sondern auch die Finanzierung des wachsenden Leistungsbilanzdefizits erschweren.
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Wichtiger ist jedoch eine starke Regierung vor allem, um nach dem WTO-Abkommen eine detaillierte Kooperationsvereinbarung mit der EU auszuhandeln, die möglichst ein Freihandelsabkommen beinhaltet. Dies würde die Verflechtung von EU und Ukraine deutlich vorantreiben und vermutlich eine Ankerwirkung für die Ukraine entfalten, die insbesondere für die Finanzmärkte von Bedeutung ist. Die aktuell sehr kräftig gestiegene Inflation wird sich vermutlich nur langsam abschwächen, da die expansive Finanzpolitik den Preisauftrieb verstärkt. Die Notenbank wird daher die Währung nur sehr langsam aufwerten lassen, bzw. grundsätzlich an der Stabilität geg. Dollar festhalten. Eine höhere Investitionsdynamik und ein schnellerer Strukturwandel sind langfristig die wohl besten Mittel, um den Preisauftrieb zu dämpfen.
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