Freitag, 9. Januar 2009 - 15:51
Börsenausblick
Unsicherheit bleibt
Unsicherheit dürfte das Börsengeschäft auch in den kommenden Wochen bestimmen.

Helmut Knestel, Dachfondsmanager der GECAM AG

Weitere Infos
GECAM AG
 
Von Helmut Knestel, Dachfondsmanager der unabhängigen Vermögensverwaltung GECAM AG
 
Um rund 110 Milliarden Euro wurden die deutschen Anleger im Jahr 2008 laut Berechnungen von Allianz Global Investors ärmer – trotz einer rekordverdächtigen Sparquote in Höhe von rund 11,5 Prozent. Kein Wunder, denn mit einem durchschnittlichen Minus von 44 Prozent über alle wichtigen Aktienmärkte ging für Aktionäre ein rabenschwarzes Jahr zu Ende. Weltweit summieren sich die Verluste an den Börsen rein rechnerisch auf rund 20 Bil. Euro. Hinzu kamen Verluste aus Unternehmens- und Emerging-Market-Anleihen, ABS-Fonds, Rohstoff- und Hedgefonds-Investments, welche den Aktien verlusttechnisch oft wenig nachstanden.
 
Auch Immobilienwerte wurden – insbesondere in den „Problemzonen“ USA, Großbritannien, Spanien und Osteuropa – massiv abgewertet. Auch Anleger, die ihr Geld in vermeintlich sicheren Anlagen wie z.B. geldmarktnahen Fonds wähnten, mussten oft (für sie völlig überraschend) zweistellige Verluste hinnehmen und entsprechend groß war letztendlich die Verunsicherung. Wer seine Liquidität Ende 2008 noch über offene Immobilienfonds gesichert sah, wurde von der Aussetzung der Anteilsscheinrücknahme einiger Gesellschaften überrascht. Den Supergau erlebten kurz vor Weihnachten Investoren, die ihr Geld – zum Teil auch unbewusst über die europäischen „Herald Absolute Return USD-Fonds“ – bei Bernard Madoff angelegt hatten. Dessen vermeintliche Hedgefonds (insgesamt rund 50 Mrd. USD) haben sich nach über 40jähriger Historie als Schneeballsystem entpuppt. Wie beim „Phönix-Fall“ in Deutschland haben sämtliche Aufsichtgremien versagt und die dortige Einlagensicherung SIPC ist mit nur 1,5 Mrd. USD Reserven genauso überfordert, so dass der gigantische Verlust wohl abgeschrieben werden muss. Dies könnte weiteren Gegenwind für die ohnehin stark gebeutelte, noch 1,9 Bil. Dollar schwere, Hedgefonds-Branche bedeuten. Gerade die intransparenten Vehikel darunter werden auch in 2009 mit Kapitalabflüssen zu kämpfen haben und die Märkte womöglich zusätzlich belasten.
 
Kurzum: In nahezu allen Anlageklassen ging es turbulent zu und die Panik griff um sich. Nur wer in Euro-, Yen-, oder CHF-Bargeld, in Gold oder Staatsanleihen investiert war, konnte sich am Jahresende über zum Teil zweistellige Gewinne freuen.
 
Herdentrieb in Staatsanleihen birgt weitere Gefahren
 
Die extreme Kapitalflucht, raus aus allen risikobehafteten Anlagen – rein in „Sicherheit“, führte aber gerade bei Staatsanleihen zu einer extremen Rallye. Entsprechend unattraktiv entwickelten sich deren Renditen bis zum Jahreswechsel (2,9 Prozent bei deutschen bzw. 2,2 Prozent bei US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit). Nicht ausgeschlossen, dass genau hier die nächste Blase platzt. Die massive Öffnung der Liquiditätsschleusen durch die Notenbanken und die enorme Ausweitung der Staatsschulden durch Rettungs- und Konjunkturpakete könnten die Inflation plötzlich anheizen oder Vertrauen in die eine oder andere Währung massiv stören. Generell könnten die Währungsschwankungen, die schon 2008 sehr ausgeprägt waren, weiter zunehmen und in noch extremerem Verhältnis zu deren „Verzinsung“ stehen.
 
Verdächtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Goldpreis nach wie vor sehr fest ist (rd. 850 USD bzw. 620 Euro pro Feinunze), obwohl der massive Rückgang der Rohstoffpreise und daraus resultierend auch der Inflationsraten eigentlich für eine Verbilligung sprechen würden.
 
Vorsicht bleibt die Mutter der Porzellankiste
 
Die massive Vermögensvernichtung im vergangenen Jahr, die jene aus den Jahren 2000 bis 2003 bei Weitem in den Schatten stellt, könnte 2009 noch nachhaltigere Auswirkungen auf das Investitions- und Konsumklima haben. Mit der Folge, dass nicht nur primär der Banken- und Automobilsektor betroffen wäre. Die Eigenkapitalquote hat sich in der Breite verschlechtert, wodurch die Ausfallrisiken, vor allem in zyklischen Branchen, zwangsläufig zunehmen. Entsprechend verharrten die Credit-Spreads (Risikoprämien) zum Jahreswechsel nahezu auf Rekordniveau. Bei den im Itraxx-Crossover enthaltenen Unternehmen, die ein Rating von BBB- mit negativem Ausblick haben, wird sogar ein 50%iges Ausfallrisiko eingepreist. Dies zeigt die aktuell vorhandene Skepsis und legt nahe, bei der Renditejagd sehr vorsichtig und breit gestreut zu investieren. Die Insolvenzen von Waterford-Wedgwood (Rosenthal-Porzellan) und des weltweit drittgrößten Petrochemiekonzerns LyondellBasell (über 2000 Beschäftigte allein in Deutschland) gleich zu Beginn dieses Jahres, unterstreichen die angespannte Situation. Für die Banken geht es mit den Unternehmenskreditausfällen in die zweite Abschreibungsrunde, für die Arbeitnehmer wie für viele Zulieferer der Insolvenzkandidaten um die bloße Existenz.
 
Schwacher Hoffnungsschimmer aus staatlichen Hilfsmaßnahmen
 
Ob die von den einzelnen Staaten geschnürten Rettungs- und Konjunkturpakete nur noch die Aufschlagsgeschwindigkeit reduzieren oder die Strukturkrise wirklich eindämmen können, ist in dem jetzt erreichten „Grippestadium“ mehr als fraglich. Im Wahljahr 2009 besteht zumindest in Deutschland die Hoffnung, dass der Handlungsdruck für Steuersenkungen endlich groß genug ist. Mehr „Netto vom Brutto“ und eine niedrigere Mehrwertsteuer könnten die Binnennachfrage ankurbeln. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Maßnahmen zu spät kommen und der aktuell einbrechende Export so viele Arbeitsplätze vernichtet, dass der Effekt verpufft. Folge: Das Angstsparen nimmt noch weiter zu.
 
Die Null- bzw. Niedrigzinspolitik der Notenbanken läuft deshalb vorerst ins Leere. England hat soeben den Leitzins auf historisch niedrige 1,5 Prozent gesenkt, die EZB wird am 14. Januar um weitere 0,5 auf 2 Prozent senken und die USA, deren Leitzins bereits bei quasi null angekommen ist, denken über den Aufkauf von Anleihen bzw. Wertpapieren aller Art nach. Erstmals erwägt die FED sogar die Einführung eines, bei anderen Notenbanken längst üblichen, Inflationsziels um die künftige Politik in Deflationszeiten noch rechtfertigen zu können. Jedoch erst wenn das gesamte Umfeld wieder halbwegs kalkulierbar ist, können die niedrigen Zinsen ihre Wirkung entfalten und positive Einflüsse (Obama, Staatsaufträge, billiges Öl, Euro-Dollar-Kurs, Anlagenotstand) werden wieder wahrgenommen. Sobald dies der Fall ist, werden diejenigen, die auf großen Cashpositionen sitzen oder Zugang zum billigen Geld haben, wieder investieren, vielleicht auch spekulieren und auf Pump wieder Firmen übernehmen und die Geschichte von 2003 bis 2007 wiederholt sich womöglich in Teilbereichen.
 
Vorerst bleibt aber nur eines sicher: die Unsicherheit. Und die gilt auch für Staatsanleihen. Entsprechend vorsichtig und breit diversifiziert sollte daher aktuell investiert werden: Ein wenig von allem (Aktien, Renten, Staatsanleihen, Gold, Grund und Boden) und ausreichend Cash um, schwierige Zeiten auf jeden Fall ohne Notverkäufe überbrücken und vielleicht auch das eine oder andere Schnäppchen machen zu können.

Druckversion Artikel versenden




Tipps & Trends
Markus Zschaber
Der Wandel des Systems
Edelmetallreport Taurus Investors
Weltmeister im Goldhorten
Markus Zschaber
Vorsicht vor den Spekulanten
Edelmetallreport Taurus Investors
Goldbarren aus dem Automaten
Nicolai Tietze
Dax bald bei 6000?
Markus Zschaber
Das Fundament der "Bad Banks"
Edelmetallreport Taurus Investors
Die Gold/Silber-Ratio
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmärkte
Zu viel & schnell
Markus Zschaber
Kampf gegen die Rezession
Edelmetallreport Taurus Investors
Schweinepest erreicht Goldhandel
Markus Zschaber
Geithners Plan
Prognose in Gefahr
Siemens in rauer See
Edelmetallreport Taurus Investors
Gutgläubigkeit und Goldbesitz
Markus Zschaber
Phantasievolle Bankbilanzen
Hebel-Chancen
Apple macht mobil
Gottfried Urban
Worauf es ankommt
Alexander Seibold
Frühlingsgefühle
Edelmetallreport Taurus Investors
Gold-Verdunstung
Markus Zschaber
Trügerisches Asien
Goldhysterie
Der richtige Mix
Aktienmärkte
In Geduld üben
Osteuropa
Chancen überwiegen
Marktausblick
Auf Messers Schneide
Markus Zschaber
Was das Finanzsystem jetzt braucht
Markus Zschaber
Fehlinterpretationen an den Metallmärkten
Gottfried Urban
Geschlossene Immofonds
Edelmetallreport Taurus Investors
Der heimliche Star
Inflation oder Deflation
Rechtzeitig Depot sichern
Alexander Seibold
Bärenmarktrally nutzen
Gottfried Urban
Neue Ertragsquellen
Markus Zschaber
Notenbanken - Die wahren Helden der Krise?
Markus Zschaber
Indikator Wechselkursentwicklung
Edelmetallreport Taurus Investors
Pro Unze zwölf Käufer
Markus Zschaber
Marktvertrauen statt Staatskontrolle
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Edelmetallreport Taurus Investors
Gold an der 940er-Marke
Unternehmensanleihen
Gute Renditechancen
Jens Richter
Nicht einsteigen!
Edelmetallreport Taurus Investors
Eine Unze Gold pro Bundesbürger
Edelmetallreport Taurus Investors
Drum prüfe, wer sich an Gold binde
Osteuropa-Anleihen
Gute Perspektiven
Edelmetallreport Taurus Investors
Goldkurs steigt kräftig
Unternehmensanleihen
Gute Renditechancen
Alexander Seibold
Vorteile für ETFs
Frühjahrs-Spektakel
Kampf in der Finanzwelt
Aktienmärkte
Aufschwung in Sicht?
Edelmetallreport Taurus Investors
Investoren treiben Goldmarkt
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Ökonomische Uhr
Stunde Null
Edelmetallreport Taurus Investors
Abzocke im Goldmarkt
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmärkte
Erste Hoffnungsschimmer
Börsenausblick
Unsicherheit bleibt
Edelmetallreport Taurus Investors
Fairer Goldpreis bei 1200 Dollar
Risiken werden neu bewertet
Anlagechancen 2009
Russische Börse
Attraktive Bewertung
Finanzkrise
Wer handelt richtig?
Unternehmensanleihen
Besser als Aktien?
Börsenausblick
Ruhiges Jahresende?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Gottfried Urban
US-Dollaranlagen tauschen
China
Hilfe für Weltwirtschaft
Jo-Jo Börsen
Liquidität ist Trumpf
Schnäppchenjagd
Schlussverkauf nutzen
Bankentest
Top-Adressen fürs Geld
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Gewerbeimmobilien
Zünglein an der Waage
Gottfried Urban
Gegen den Trend
Kohle im Aufwind
Wer profitiert?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Uwe Zimmer
Biosprit - gut fürs Depot?
Aktienmarkt
Unsicherheit bleibt
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmarkt
Günstiger Kaufzeitpunkt?
China und Indien
Wie gehts weiter?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Staatsfonds
Die neue Macht
Hoher Ölpreis
Belastung für Märkte
Baltische Staaten
Rauhe Landung
Russlands Stahlkonzerne
Auf der Überholspur
Brasilien
Fonds verstärkt Unsicherheit
Ukraine
Stärkere EU-Verflechtung
Russische Stromwirtschaft
Gute Ertragschancen
Südkorea
Wenig Impulse
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Aktienmärkte
Zeichen der Entspannung
Russlands neuer Präsident
Vor großen Aufgaben
Türkei
IWF wichtiger Anker
Osteuropa
Abkopplung möglich?
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Taiwan
Chancen nach Wahl
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Malaysia
Nachwahl-Blues
Viel Pessimismus
Chance auf Erholung?
Russland
Vor der Wahl
Langfristige Chancen
Nervenstarke kaufen
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Börse Japan
Favoritenwechsel?
Indien
Gut aufgestellt
Experten-Tagung
Was bringt 2008?
Emerging Markets
US-Wirtschaft im Blick
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Indonesien
Im Schatten Chinas
Öl und Gold glänzen
Börsen mit La Ola
Aussichten 2008
Verhalten optimistisch
Schlussverkauf
Börsianer in Panik
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Devisenjahr 2007
US-Dollar unter Druck
China
Positive Aussichten
Indien
Chance 2008
Osteuropa
Aktueller Marktreport
China
Expansion hält an
Hongkong
Gute Aussichten
Indien
Masse gleich Klasse?
Ukraine
Wirtschaft trotzt Politik
Vermögensverwaltung
Die Top-Adressen
Gast-Kommentar
Was wird aus Amazon?
China
Wächst und wächst
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Mexiko
Eigene Dynamik
Ungarn
Reformfrage
Polen
Wer die Wahl hat...
Osteuropa
Aktueller Marktreport
Thailand
Neuwahlen im Blick
Emerging Markets
US-Daten helfen
Zinskommentar
FED gibt nach
Osteuropa
Aktueller Marktreport
DAX-Achterbahn
Keine Angst mit Zertifikaten
Steigender Milchpreis
Macht Anleger munter

Gewinner/Verlierer

Geldanlage, aber wie?

Fragen Sie uns
 
Sie wollen bessere Zinsen für Ihre Ersparnisse oder brauchen Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Trend? Experten antworten.

Börsenkurse

Alle Zahlen auf einen Blick
 
Aktien, Indizes, Fonds, Zertifikate, Hebelprodukte, Charts, Firmendaten und vieles mehr. Hier werden Sie fündig.


Anzeige