Nach 17 Monaten Nordkorea-Haft gestorben | Will Trump jetzt Vergeltung für Warmbiers Tod?

Donald Trump und Otto Warmbier
Der Tod von US-Student Otto Warmbier (r.) setzt US-Präsident Donald Trump unter Druck. Im Nordkorea-Konflikt wartet die amerikanische Bevölkerung nun auf Trumps ReaktionFoto: Kim Kwang Hyon / AP Photo / dpa, Evan Vucci / AP Photo / dpa

Das Abenteuer wurde zum Albtraum und nun führte es ihn sogar in den Tod.

US-Student Otto Warmbier reiste Ende 2015 nach Nordkorea und wurde dort verhaftet, weil er angeblich ein Propaganda-Plakat aus seinem Hotel entfernt hatte. Beweise gibt es dafür keine.

Im März 2016 wurde er zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt, fiel jedoch kurz danach mit schweren Gehirnverletzungen in ein Koma.

Die Auslieferung in die USA vor rund einer Woche war ein Lichtblick – doch die Ärzte konnten ihn nicht mehr retten. Sechs Tage nach seiner Heimkehr, gestern um 14:20 Uhr Ortszeit in der Universitätsklinik von Cincinnati (Ohio) hörte sein Herz auf zu schlagen. Der 22-Jährige ist tot. Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer um die Welt!

Otto Warmbier
US-Student Otto Warmbier ist tot. Als er aus der Nordkorea-Haft entlassen wurde, befand er sich im Koma. Hier ist er auf einer Pressekonferenz in Nordkorea am 29. Februar 2016 zu sehenFoto: Kim Kwang Hyon / AP Photo / dpa

► Inmitten des Konflikts zwischen den USA und Nordkorea gab es diesen tragischen Tod. Eskaliert die Lage nun komplett? Will US-Präsident Donald Trump (71) jetzt Vergeltung für Warmbiers Tod? Wird er gar zum Auslöser eines Krieges zwischen den beiden Ländern? 



Die Familie des Studenten ließ keinen Zweifel daran, wer dafür verantwortlich ist, dass ein so vielversprechendes Leben endete, bevor es wirklich begonnen hatte. „Unglücklicherweise haben die schrecklichen und qualvollen Misshandlungen, die unserem Sohn durch die Hände der Nordkoreaner zugefügt worden, sichergestellt, dass kein anderer Ausgang möglich war“, ließen sie über ihren Anwalt verlauten. 




Trump zu Nordkorea: „Brutales Regime“

Die Warnung von Donald Trump in Richtung Nordkorea folgte umgehend. Der Präsident erklärte im Weißen Haus: „Es sind viele schlechte Dinge passiert. Es ist ein brutales Regime.“ Dann fügte er vielsagend an: „Wir sind in der Lage, damit umzugehen.“ 





Ein möglicher Hinweis darauf, dass der Konflikt zwischen den beiden Ländern zu eskalieren droht. 




Der Fall Otto Warmbier

Wie ernst die Lage ist, zeigte ein Tweet des Senatoren Marco Rubio (46, Florida), der von Mord sprach.

► „Otto Warmbier hätte niemals im Gefängnis sein dürfen, weil er ein dummes Poster abgerissen hat. Und er hätte mit Sicherheit nicht dafür ermordet werden dürfen“, twitterte der Republikaner.

► In einem anderen Tweet forderte er Vergeltung: „Nordkorea muss für diese Brutalität zur Verantwortung gezogen werden.“

„Sprechen wir die Tatsachen aus, wie sie sind: Otto Warmbier, ein amerikanischer Staatsbürger, wurde von Kim Jong-uns Regime ermordet“, erklärte der konservative Senator John McCain (89, Arizona).

Gibt es jetzt einen Krieg?

In den US-Medien wurde hitzig debattiert. Der liberale Nachrichten-Sender „CNN“ fragte: „Werden die USA wegen Otto Warmbier gegen Nordkorea in den Krieg ziehen?“ 


Warmbiers Freilassung

Der konservative Sender „Fox News“ forderte in einem Kommentar: „Es muss klare Konsequenzen für diesen barbarischen Akt geben.“ 


Und weiter: „Präsident Trump sollte erklären, dass Gespräche mit Nordkorea, die vor kurzem noch möglich erschienen, vom Tisch sind.“ Es dürfe keinerlei diplomatische Verhandlungen mit einer Nation geben, die Amerikaner umbringe. 





Tatsächlich ist der Tod des Amerikaners, der im Dezember 2015 zu einem kurzen Trip nach Nordkorea eingereist war, eine weitere Eskalation des Konfliktes der beiden Länder.

Der Konflikt mit Nordkorea eskaliert

Begonnen hatten die Spannungen am 1. Januar, als sich Nordkoreas Diktator Kim Jong-un an seine Landsleute richtete. Er erklärte, dass die Vorbereitungen für den Abschuss einer ballistischen Interkontinental-Rakete „die letzte Phase“ erreicht habe. 



Einen Tag später twitterte Donald Trump, der damals noch nicht vereidigt worden war: „Nordkorea hat erklärt, dass es in der letzten Phase der Entwicklung einer nuklearen Waffe ist, die Teile der USA erreichen können. Dies wird nicht passieren!“ 



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Die Welt horchte auf. Wie würden zwei Persönlichkeiten wie Donald J. Trump und Kim Jong-un (33) miteinander umgehen? 




Die Antwort folgte umgehend. Nordkoreas knapp 1,70 Meter kleiner Diktator startete eine Serie von Provokationen und ließ einen Raketentest nach dem anderen durchführen. 



► Einer der ersten: Am 6. März feuerte Nordkorea vier ballistische Raketen ab. Drei von ihnen landeten 1000 Kilometer entfernt in Gewässern vor Japan. Aus Pjöngjang hieß es: „Eine Simulation eines Nuklear-Angriffes auf eine US-Militärbasis in Japan.“ 



Nordkorea-Kim feiert mit seinen Raketen-Ministern
Kim Jong-un (Mitte) feiert mit seiner Raketen-Crew (rot eingerahmt, v. l.): Ex-Luftwaffengeneral Ri Pyong Chol, Raketenwissenschaftler Kim Jong Sik und der Präsident der Nationalen Akadamie für Rüstungsforschung, Jang Chang HaFoto: KCNA / Reuters


► Als Präsident Donald Trump sich am 5. April in seinem Wintersitz Mar-a-Lago mit Chinas Präsidenten Xi Jinping traf, stichelte Kim erneut mit einem Raketentest. Und blamierte sich. Das Geschoss stürzte nach nur 60 Kilometern ins Meer. 



Raketentest in Nordkorea wird über Leinwände in Pjöngjang übertragen
Pure Propaganda: Einer der zahlreichen Raketentest von Kim Jong-un wird auf großen Leinwänden in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang übertragenFoto: Jon Chol Jin / AP Photo / dpa

Am Tag darauf überschlugen sich die Ereignisse. Diesmal zeigte Donald Trump Muskeln. Er befahl einen Raketen-Angriff auf den Luftstützpunkt in Syrien, von dem das Assad-Regime einen Chemie-Angriff auf die eigene Bevölkerung gestartet hatte.

US-Außenminister Rex Tillerson erklärte: „Dies ist eine Botschaft an alle Nationen, die außerhalb der internationalen Normen handeln.“ Also auch an Nordkorea. 



► Prompt schickte Donald Trump am 12. April den Flugzeugträger USS Carl Vinson von Singapur in Richtung der koreanischen Halbinsel. Das Unmögliche schien plötzlich möglich: ein Krieg zwischen Nordkorea und den USA. 



Gleichzeitig forderte Washington die Regierung in Peking auf, Druck auf seinen Nachbarn auszuüben. Und Vizepräsident Mike Pence (57) warnte Kim während eines Besuches in Südkorea: Er solle „die Stärke unserer militärischen Kräfte“ nicht herausfordern.





Am 19. April erklärte Chinas Außenministerium: „Peking ist tief über Nordkoreas Nuklear-Tests besorgt.“ Einen Tag später verurteilten die Vereinten Nationen die Raketen-Tests von Pjöngjang.





Am 1. Mai gab es dann das erste Signal der Hoffnung aus Washington. Präsident Trump erklärte plötzlich: „Es wär mir eine Ehre Kim Jong-un zu treffen.“

Der nächste Hoffnungsschimmer folgte am 10. Mai, als Moon Jae-in die Wahlen zum Staatsoberhaupt von Süd-Korea gewann. Er ist ein Befürworter von Verhandlungen mit Kim und will eine nuklearfreie Halbinsel. 


Als Kim dennoch weitere Raketentests durchführen ließ, stimmte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für neue Sanktionen gegen sein Regime. 



Am 13. Juni deutete dann kurz alles darauf hin, dass Nordkorea –zumindest ein bisschen – einlenken würde. Am selben Tag, als die amerikanische Basketball-Legende Dennis Rodman (56) zu seinem fünften Besuch in Nordkorea eintraf, wurde der US-Student Otto Warmbier freigelassen.



Doch die Hoffnung starb schnell. Denn unmittelbar nach seiner Ankunft in Ohio kam heraus: Der Amerikaner befand sich im Koma. Nun ist er tot.

Trump muss eine Reaktion zeigen

Nun stehen alle unter Druck. Präsident Trump muss auf den Tod des Studenten reagieren. Denn ansonsten riskiert er, dass seine eigene Basis ihn für schwach hält. 


In einem medizinischen Transport wurde Warmbier nach seiner Freilassung nach Hause in die USA geflogen – er liegt seit mehr als 15 Monaten im Koma
In einem medizinischen Transport wurde Warmbier nach seiner Freilassung nach Hause in die USA geflogen – er lag mehr als 15 Monate im KomaFoto: Sam Greene / AP Photo / dpa

Aber auch Kim Jong-un steht unter Zugzwang. Denn in den USA sind gestern Forderungen laut geworden, dass sein Regime umgehend alle Amerikaner freilässt, die in Nordkorea inhaftiert sind. 


Zwei nordkoreanische Beamte bringen Warmbier zum Prozess (Juni 2016, Pjöngjang)
Zwei nordkoreanische Beamte bringen Warmbier zum Prozess (Juni 2016, Pjöngjang)Foto: Jon Chol Jin / AP Photo / dpa

Gleichzeitig wurden erneut China zwischen die Fronten gezogen. So hieß es in dem Kommentar des Senders FoxNews: „Die Zeit der Statements ist vorbei. Peking muss nun all seine diplomatischen und wirtschaftlichen Muskel zeigen, um seinen abtrünnigen Alliierten unter Kontrolle zu bringen.“ 


Die große Frage: Welches Signal wird Donald Trump an Kim schicken und wie wird der Diktator reagieren?
 

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