SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN
AKADGM^^
DER
WISSENSCHA^^^^^
MATHEMATISCH -
NATURWISSENSCHAFTLI^^^
CLASSE.
ERSTER BAND.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND
STAATSDRUCKEREI.
IN
COMMISSION
BEI W. BRAUMÜLLER. BUCHHÄNDLER DES K.
K.
HOFES UND DER
K.
AKAD^^IE
DER WISSENSCHAFTEN.
1848.
SITZUNGSBERICHTE
DER
MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN
CIASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
ERSTER BAND.
JAHRGANG 1848. HEFT I — V.
ZWEITE
UNVERÄNDERTE
AUFLAGE.
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WIEN.
AUS
DER K. K. HOF- UND
STAATSDRÜCKEREL
IN
COMMIS&ION BEI W.
BRAUMÜLLER, RÜCHHÄNDLER DES K. K. HOFES
UND
DER
K. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
1848.
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^i-IX^
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SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE
CLASSE.
ERSTER BAND.
JABRGATO
1848.
SITZUNG VOM 25. NOVEMBER 1847.
^^achdem, der
Geschäftsordnung
gemäss, wegen
Abwesenheit des
Herrn
Classen-Präsidenten
das älteste Mitglied,
Herr
Regierungsrath
Prechtl,
den Vorsitz übernommen hatte, erklärte die
Classe
nun-
mehr
ihre Geschäfte beginnen und
regelmässig
fortsetzen zu wollen.
Der
Secretär legte
hierauf die bereits zahlreich eingegangenen, in
das
Gebiet der Classe fallenden
Drucksc^^rift^^ vor, deren
Titel in
dem diesen Berichten angehängten
Verzeichnisse aufgeführt sind.
SITZUNG VOM 2. DECEMBER
1847.
Von dem Präsidium
dei^ k. k. Hofkammer im
Münz - und Berg-
wesen war ein
EXemplar der, unter des
Bergrathes W.
Haidinger
Leitung am Montanistischen Museum in Wien
zusammengestellten
„Geognostischen
Übersichtskarte der österreichischen Monarchie"
an
die kaiserliche Akademie der Wissenschaften
übersendet worden. Der
Herr
Bergrath sah sich
hiedurch
veranlagst,
zur Erläuterung dieses
Werkes Folgendes
vorzutragen:
Die Karte wurde im Januar dieses Jahres in dem k.
k.
militä-
risch
- geographischen Institute unter der
Direction des k. k.
Herrn
General-Majors von
Skribanek
, nach einer Arbeit von
etwas über
zwei Jahren, in Tonplattendruck
vollendet. Als Grundlage war
die
Generalstab-Strassenkarte
in neun Blättern
gewählt, zusammen
vier
Fuss hoch und
fünf Fuss sechs Zoll
breit, ohne
Terrain, im
Mass-
stabe
von 1/804000 der Natur,
oder 12.000 Klafter auf den Wiener
Zoll. Auf diese Karte
sind die Gesteinsgrenzen aufgetragen, durch
Umdruck auf
neun Platten die neuen Steine gewonnen
worden,
auf
welchen die einzelnen Farbentöne angelegt
wurden, und von diesen
4
Haidinger's
geognostische
endlich zusammen die Exemplare der Karten
gedruckt. Man
weiss,
wie schwierig
und mühevoll die Vorbereitung und die
Ausführung
der bei einem solchen
Unternehmen vorkommenden
einzelnen Arbei-
ten ist. Der Grad des hygroskopischen
Zustandes während der
vielen aufeinander folgenden
Pressarbeiten muss genau
beachtet wer-
den
, dann das Zusammenstimmen
der Farbentöne, manche wurden
durch
übereinander fallende Lagen der Farben
gewonnen,
endlich
das in der vorliegenden Karte wirklich
meisterhaft beobachtete
ge-
naue
Übereinstimmen der nach und nach erfolgenden
Drucke,
das
man an den Farbengrenzen so leicht
prüft.
—
Nicht weniger als sechs und neunzig Tonplatten zu
neunzehn
verschiedenen Farbentönen waren in dem
Verlaufe der Arbeit erfor-
derlich. Die genaueste
Untersuchung
sämmtlicher neun
Blätter der
Karte wird als Beweis der Aufmerksamkeit
gelten können ,
mft
wel-
cher die Arbeit vollendet wurde.
Die
Karte, wie sie hier
vollendet ist, wird immer ein Denkmal
der Umsicht und der
Anstrengung bleiben,
welche der
Sections-Chef
der
lithographischen Anstalt des Institutes, Herr
J. S
c heda, und
in
der
Ausführung selbst der
Chef der Pressen-, Herr G.
Prokop,
un-
ablässig bei der Vollendung der Karte bewiesen
haben.
Schon vor sechs Jahren wurden die Vorarbeiten zur
Karte be-
gonnen; damals war es wohl unmöglich
vorauszusehen
y
dass
Berg-
rath
Haidinger, wie er nun
erwähnte, den
Genuss haben
würde,
die vollendete Karte der
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe
der kaiserlichen
Ahademie der
Wissenschaften in der ersten
Sitzung
vorzulegen,
in welcher wissenschaftliche Mittheilungen
vorkommen
sollten. Das erste Exemplar war am 27. November
1846 einer
Ver-
sammlung von Freunden der Naturwissenschaften
1)
vorgezeigt wor-
den, aber selbst jetzt sind die Exemplare
noch nicht allgemein durch
den Handel zu beziehen,
sondern nur erst eine Anzahl derselben ist
in
verschiedenen Richtungen
vertheilt
worden.
Der verewigte Präsident der k. k. Hofkammer
im Münz - und
Bergwesen, Fürst August von
Lobkowitz, hatte im
Frühjahre
1841 die Anregung zur Zusammenstellung der
Karte gegeben. Selbst
früher war im
nieder-österreichischen
Gewerbsvereine, z. B. in
der
*)
Berichte u. s.
w.
([.
S. 29.
Übersichtskarte der
österreichischen
Monarchie. 8
allgemeinen
Versammlung des
Decembers 1840, durch
Herrn Escher
eine solche Arbeit als
wünschenswerth
bezeichnet worden.
Bergrath
Haidinger
suchte nun zuvörderst
die damals vorliegenden Hilfs-
mittel zusammen zu
bringen. Fürst
Lobkowitz ordnete die
Ein-
sendung aller jenen Karten an, welche bereits auf
den montanisti-
schen Ämtern in den Provinzen
vorräthig waren, und
die in Bezug
auf die Genauigkeit der Grenzen der
Gesteine, wo sie angegeben
waren, als
massgebend betrachtet
werden konnten. Auch in der
Bibliothek der k. k.
Hofkammer im Münz - und Bergwesen waren
mehrere
Manuscript - Daten
vorräthig. Endlich lag in der
Literatur
fiir die
einzelnen Provinzen höchst schätzbares Material
vor,
denn
bei dem
grossen Interesse
, das diese Länder
der geologischen For-
schung
darbieten, waren sie schon
längst, vorzüglich
von
Auslän-
dern, untersucht und die Resultate bekannt
gemacht worden. Aber
wenn auch dort die Namen Leopold von
Buch,
Buckland,
Murchison,
Keferstein,
Studer,
Bou^,
Naumann,
Cotta,
Pusch,
Zeuschner,
Beudant die ersten und
wichtigsten Bei-
träge bezeichnen, so waren doch
auch viele inländische Forscher
mit dem gleichen
Eifer der Sache der Wissenschaften hingegeben,
ein
Lill von Lilienbach,
Partsch, v.
Roslhorn,
Reuss,
Unger,
Zippe, die Italiener
Maraschini,
Catullo,
Pasini
und Andere, der älteren und auch
derer nicht zu
erwähnen, die
ihre
Resultate vorzüglich erst nach dem Beginne der
Arbeiten an der
Karte
mitgetheilt
haben.
Die Übersichtskarte sollte nun zuerst
mit den vorhandenen Mit-
teln
vollendet, und in einem
zweiten Zeitabschnitte die
nothwendige
Verbesserung
unternommen werden. Im Herbste 1842 trafen die
für
den ersten mineralogischen
Lehr-Curs von
ST. Excellenz dem k. k.
Herrn
Hofkammer-Präsidenten, Freiherr n von Kübeck,
einbe-
rufenen k. k.
Bergwesens-Practikanten am
k. k. montanistischen
Museo
ein. Bergrath
Haidinger benützte die zum
Theil sehr genaue
au-
toptische
Kenntniss dieser jungen
eifrigen Männer in den Provinzen,
in welchen sie
früher den
montanistischen
Ämtern zugetheilt
waren,
um durch sie die vorliegenden Angaben in die Karte
einzutragen. Es
waren
vornemlich
folgender Herr Karl
Foith, von
Deesakna
in
Siebenbürgen, gegenwärtig k.
Salzamts-Controlor in
Kolos;
Franz
vonKolösväry
ausRezbänya,
gegenwärtig k. Einfahrer in
Ora-
vitza;
Gustav Faller, von der Schürfung in Kroatien und dem
g
Haidinger'8
geognostische
ungrischen
Küstenlande,
gegenwärtig Schichtmeister in
Schemnitz
Adolf
Hrobony, von
Borsa, nun k. k.
Eisenwerks-Director
in
Kobolo-Pojana; Franz
Weineck von Weyer, nun k.
k.
Schür-
fungs-CommissärinWindisch-Feistriz;
Theodor Karafiat,
von
Schemnitz
, gegenwärtig k.
Probirer in
Offenbänya; Pasqual
Rit-
ter von
Ferro, von Eisenerz, nun
k. k. Hammer- und
Kohlschaffer
in
Kleinboden; endlich Herr Franz Bitter von Hauer,
gegenwär-
tig Assistent am k. k. montanistischen
Museum, der noch zuletzt die
Revision aller
Theile der Karte und die
Vergleichung mit den im Ver-
laufe der dreijährigen
Arbeit neu hinzugekommenen Quellen besorgte.
Bergrath Hai
ding er glaube, dass der
heute in der
Classe
ausgesprochene
Dank für die Bemühungen und Leistungen
dieser
jungen Männer ihm als Pflicht obliege.
Vorzüglich aber mache es
ihm die
grösste Freude, auf
diese und andere wissenschaftliche Lei-
stungen seines
jungen Freundes, Herrn von Hauer, hinzuweisen;
den er in nicht zu langer Zeit in nähere
Beziehung zur Akademie
gebracht zu sehen hoffe. Einen
öffentlichen Dank müsse Bergrath
Haidinger hier
auch dem k. k. Herrn
Hofrathe Grafen
Breuner
aussprechen,
der ihm alle Resultate seiner vielen
Untersuchungen
mitgetheilt,
und ihn bei der Arbeit überhaupt, wesentlich
durch
Rath und
That, unterstützte.
Näheres auch über die vielen
Verbind-
lichkeiten, die er noch an andere Personen habe,
so wie
überhaupt
sämmtliche
Quellen enthält der der Karte beigegebene Bericht.
Im Frühjahre
1844 konnte Bergrath
Haidinger endlich die
Karte
Sr. Excellenz dem
hochverehrten Präsidenten der k. k. allge-
meinen
und montanistischen Hofkammer, Freiherrn von K
ü
b
e
c
k,
vorlegen,
dessen nachdrucksvollen Beifalles sie sich erfreute.
Seine Majestät der Kaiser geruhten
Allergnädigst
zu
genehmigen,
dass die Karte auf Staatskosten herausgegeben
werden
solle, und zwar mit der Bestimmung einer
ansehnlichen
Anzahl von Exemplaren zur
Vertheilung an die k. k.
montanisti-
schen Ämter in der Hauptstadt und in den
Provinzen, während
eine andere Zahl für den
Bedarf des Publikums übrig bleibt.
Herr Bergrath Haidinger suchte die Farben
möglichst
der
geschmackvollen Auswahl in der schönen
v. De
ehe
naschen
Über-r
sichtskarte
anzuschliessen. Die
Farbenllffel enthält
die nachfolgen-
den Töne,
ausserdem noch durch
Buchstaben bezeichnet, damit
der Besitzer bei etwaigem
Ausbleichen der Farben oder wenn er
Ü>erstchtsliarte
der Ssterreichischen
Monarchie.
etwa Torziehen sollte, die Töne
überhaupt stärker zu Iahen,
das
Nothwendige
veranlassen
könne. Zu
diesem Zvecke
sind auch die
am
vortheilhaftesten anzuwendenden Pigmente beigesetzt,
wie sie
der „Bericht" enthält.
A
|
|
Te
|
|
L
|
|
K
|
|
Q
|
|
Go
|
|
Do
|
|
Ka
|
|
W
|
|
M
|
|
K
|
Alluvium,
Diluvium
Färblos
Tertiär
Blass
apfelgrün
(Grünspan
und Gummigutt)
Leithakalk
Berggrün
(Chromgrün)
Kreide
Blass
berggr&n
(Grünspan
und
Tusche)
Quadersandstem
Gelb
(Grummigutt)
Gosau-
Schichten
Bräunlich-orange
(Ochsengalle)
Dolomit
Perlgrau
(Berlinerblau
und Karmin)
Alpenkalk
Blassblau.
(Berlinerblau)
Wiener
Sandstein
Blass
rothlicbgelb
(Jnäiangelb)
Muschelkalk
Bla-ssblau.
(Berlinerblau)
Rother
Sandstein
Röthlich
braun
(
Venetianerroth)
| Kohle. Schwarz.
(Dffl]
Stemkohlengelirg
Dunkel
aschgrau
(Tusehe)
Tlionschiefer,
Grattwacke
Blass
rauchgrau.
(Bister)
Übergangskalk
Hochblau.
(Kobaltblau)
Gneiss,
Glimmerschiefer
Blassroth
ins
Gelbe
(JodseharlacJt,
sehr
heU)
Granit
Blass
rosa
(Karmin,
heU)
Diorit,
Dioritschiefer
Bräunlich
grün
(Gummigutt
und
Tusche)
Quarzporphyr
Hell
bräunlich
roth
(Jodscharlach,
hell)
Melapbyr
Röthlich
perlgrau
(Karmin und
Tusche)
Serpentin
Karminroth
(Karmin,
dunkel)
Trachyt
Danke!
blaaüctgrau
(Berlinerblau und
Tusche)
Basalt
Dunkel
seladongrun
(Grüner
Lack)
Salz. Roth.
®
Gyps.
Rotb.
S
|
|
Th
|
|
U
|
|
Ga
|
|
Gr
|
|
Di
|
|
P
|
|
Me
|
|
Se
|
|
Tr
|
|
B
|
Es wurde nun kürzlich auf die
Verbreitung der
einzelnen
Gebirgsarten
in den Formationen
hingewiesen.
Die zwei
Hauptgebirgssysteme, vor
Allem das nördliche
und
das
südliche. Jenes begreift Böhmen, und reicht mit
seinen
Graniten
im Süden bis über die Donau
hinüber, Mähren, Schlesien, und
noch
§
Haidinger^s
geognostiscbe
weiter Östlich die Ebene
Galiziens; in den vielen
Einschnitten
der
Thäler
eröffnet. Alle einzelnen
Gebirgsformationen
schliessen
sich
genau an die in Norddeutschland, Frankreich, England
durchforsch-
ten
, so wie an die
Formationen Russlands an. — Die
wichtigsten
paläontologischen Arbeiten sind in
Böhmen im Gange , die
der Her-
ren
J. Barrande und A. Cord a.
Auch die grosse mährische
Thon-
schieferformation
verspricht reiche Ausbeute,
werth der
besonderen
Aufmerksamkeit der Akademie, so wie die
ostgalizischen,
devoni-
schen und silurischen Schichten, die Herr
Professor R. Kner
zu
untersuchen begann.
Die Grenzen dieses
Gebirgssystemes bilden
ungefähr die nörd-
lichen Ränder der
Tertiärschichten des Wiener Beckens, an
der
östlichen
Seite fortgesetzt durch die südlichen Ränder der
Alluvionen
der
grossen norddeutschen und
polnischen Ebene.
Die Alpen- und
Karpathen-Kette zusammen
bilden mit ihren
Veränderungen das zweite oder
südliche grosse
Gebirgssystem.
Die
Central-Axe der Alpen
besteht aus
krystallinischen
Schie-
fern und wenigen Graniten. Sie gabelt sich an der
Grenze von Salz-
burg,
Steiermark und
Kärnten, fällt
weiter östlich mehr an Höhe ab,
ist sogar durch
Tertiärschichten gänzlich bedeckt, und erhebt
sich
dann in den Karpathen und gegen Siebenbürgen
sowohl als in der
südlichen Fortsetzung in Slawonien
nur in einzelnen Inseln. Das sie-
benbürgische
Hochland ist von krystallinischen Schiefern
umschlos-
sen. — Die
krystallinischen Schiefer
sind beiderseits, aber unter-
brochen und ungleich breit,
begleitet von wenig
krystallinischen
Thonschiefern;
die obern silurischen
Schichten neuerdings in Dien-
ten durch Fossilien
nachgewiesen. Die
grauwackenähnlichen
Gesteine
von der
Stangalpe, von Bleiberg
gehören der Kohlenperiode. Hin
und wieder rother
Sandstein. Zu beiden Seiten folgt nun der
mäch-
tige südliche und nördliche
Gürtel der Kalkalpen,
mehr noch im
Süden als im Norden, mehr in den Alpen
als in den Karpathen
entwickelt Noch weiter von der
Axe entfernt folgen nun
die
Sand-
steine
mit Fucoiden, schmal an
der westlichen Grenze in
Vorarlberg,
imyr
breiter gegen Osten, wie
vorzüglich in den
Karpathen. Jen-
seits folgen dann, so wie in den Becken
— dem Wiener Becken,
dem
ungrischen
Becken, dem
siebenbürgischen Hochland —
die
Tertiärformationen und die
Alluvionen.
Übersichtskarte der
österreichischen
Monarchie. 9
Der Kalkstein, Alpenkalk, ergreift den
Muschelkalk, den
Jura,
die
Kreide; der Sandstein, Wiener Sandstein,
Karpathensandstein,
Flyseh,
Hogi-,
Gurnigel-Sandstein u. s.
w. begreift
Schichten
des
Keuper, des
Grünsandes und
N^ocomien, endlich der
tertiären
Molasse. Es war bei der Anlage der Karte
so wenig möglich, alle
Fundorte genau zu bezeichnen,
als es selbst jetzt geschehen
könnte,
wenn eine
schnelle Vollendung einer Karte beabsichtigt
würde.
Nach den in der Nähe von Wien
angestellten Beobachtungen
glaubte
Bergrath
Haidinger den Kalk über den Sandstein stellen zu
müssen,
den letztern auf die Beobachtungen der
Calamiten,
Pterophyllen u. s.
w.
von
Wienerbrückel,
Gaming, Hinterholz,
Pechgraben u. s. w. dem
Keuper anreihend.
Unzweifelhaft
lässt sich die
Gosau-Formation
mit den
Schichten der unteren Kreide
parallelisiren, aber es
war
auch dies nicht
durchgängig
anzugeben möglich. Überhaupt
bleiben
hier noch sehr
viele Aufgaben zu
lösen übrig.
Es wurde ferner noch die merkwürdige
Austheilung der
abnor-
men Gebilde hervorgehoben, der
rothen
Porphyre im Süden
der
Alpenkette, der
Trachyte im Süden der
Karpathen, endlich
der
Basalte im Süden des Erzgebirges, wo sie in
einer Linie quer
durch
den östlichen Alpenbusen bis nach
Siebenbürgen, auch südlich
von
den
rothen Porphyren Tirols;
so wie die Austheilung der Salzvor-
kommen und der
Steinkohlen, von den
Schwarzkohlen durch die
Alpenkohlen bis zu den
Braunkohlen. Auch der Erzformationen und
der
Mineralwasser wurde gedacht.
Durch
die Karte ist nun eine schöne Übersicht
gewonnen,
freilich wie bei ersten Übersichtskarten
dieser Art eine
solche,
dass jeder
Gebirgsforscher in der
Regel gerade da, wo er
genau
bekannt ist, Verbesserungen anzubringen
weiss.
Um diese
für
künftige Arbeiten zu benützen, erging
auch in dem Berichte die
Bitte:
„Ich lade alle Freunde der
geologischen
Kenntniss
unseres
Landes, welche
für die eine oder die
andere Art der
Ausführun-
gen und Verbesserungen (Bestimmung der
Grenzen und der Art
der Gesteine) Angaben zu liefern
vermögen, auf das Angelegent-
lichste ein, mir selbe
mitzutheilen/'
Dabei erscheint die Karte als ein
nothwendiger Schritt,
der
gemacht werden
musste, um Arbeiten
vorzubereiten, wie sie gegen-
wärtig in allen
civilisirten Ländern
theils vollendet,
theils noch
im
Gange sind. So die
wundervollen
Leistungen der
geologischen Landes-
IQ
Schrötter.
Anträge.
Aufnahme
in England, wofiir unter
der Leitung des berühmten
Geologen Sir Henry De l a
Bech
e bedeutende
Summen
verwendet
werden, die von
Greenough und
ändern,
die schöne Karte von
Frankreich von
^lie de
Beaumont und
Dufr^noy^ die
Arbeiten
in Sachsen,
Preussen, Russland, den
vereinigten Staaten von Nord-
Amerika u. s.
w. Wohl sei auch in
unseren Ländern einiges vorbe-
reitet, so wie in
Tirol, wo schon die Karte durch den
geognostisch-
montanistischen
Verein nach München in Druck gegeben wurde;
in
Inner-österreich,
wo der
geognostisch-montanistische
Verein
Herrn
von
M o rl o t als
Commissär gewonnen
hat. In Ungern wurde diesen
Sommer unter günstigen
Auspicien ein Verein
gegründet, und in
Böhmen ein neuer Verein
besprochen. Aber es sei allerdings noch
so viel zu
thun übrig,
dass die Akademie selbst,
deren mathema-
tisch-naturwissenschaftlicher
Classe hier die
Übersichtskarte vorge-
legt wird, mit kraftvoller
Hand eingreifen muss um
alle diese ver-
einzelten Bestrebungen aus einem
höheren Gesichtspunkte, dem
der
Wissenschaft, zu
verknüpfen,
und einem schönen
Ziele ent-
gegen zu führen.
Die Classe
schloss sich der so eben
ausgesprochenen Ansicht
einstimmig an, und forderte die
Herren P arisch und
Haidinger
zu einem gemeinschaftlichen Vorschlage auf, wie
die Akademie zur
Förderung des angegebenen Zweckes
thätig werden
könne.
Professor Schrötter las eine Mittheilung des
Professors
Nendtvich
über den Sand von
Olähpian in
Siebenbürgen,
welcher
Nikel, Eisen
und Platin als
Gemengtheile enthalten
soll.
Auf
die Einladung der Classe übernahm Herr
Custos P
arisch
die
Bericht-Erstattung über diese Mittheilung.
Professor
SchrötUr stellte
ferner den Antrag, die Classe möge
sich bei der
Gesammt-Akademie um
Bewilligung zur Anschaffung
eines genauen Goniometers zu
krystallographischen
Untersuchungen,
wie
solche von den Mechanikern
Bötticher und H a l s
k e zu
Berlin nach
Mitscberlich^s Angabe
ausgeführt werden,
verwenden,
Partsch
und Haidinger. Bericht. 11
Derselbe sprach auch den
Wunsch aus,
dass eine bei dem
Mineralien-
Händler Dr. B a ade r
vorräthige
Quantität Honigsteine zum Behufe
chemischer Arbeiten
über Honigsteinsäure und deren Salze
angekauft
werde.
Die
Classe genehmigte beide
Anträge, und die
angesprochenen
Ausgaben wurden später von der
Akademie bewilliget.
SITZUNG VOM 9. DECEMBER
1847.
Die Herren
Partsch und Haidinger
erstatten über die in
der vorhergehenden Sitzung
angeregte Unternehmung
einer geolo-
gischen Karte der österreichischen
Monarchie folgenden Bericht:
. Die
mathematisch-naturwissenschaftliche
Classe der kais.
Aka-
demie der Wissenschaften hat uns in der Sitzung vom
2. December
den
ehrenvollen Auftrag
ertheilt, die in Folge der
Vorlage von
W.
Haidingers
geognostischer
Übersichtskarte der Österreichischen
Monarchie
gestellte Frage, ob es nun nicht
zeitgemäss wäre,
weitere
Arbeiten in dieser Beziehung zu
unternehmen,
ausführlich
zu
besprechen, und
sodann den Erfolg unserer
Berathung in
einem
Berichte derselben vorzulegen, nebst den
Anträgen, welche
sich etwa darauf gründen
lassen würden.
Der Gegenstand hat uns so lebhaft seit so
vielen Jahren
be-
schäftigt
, er erscheint uns von so
ungemeiner Wichtigkeit
für die
Wissenschaft, aber
auch von so allgemeiner
Anwendung und Nütz-
lichkeit, dass wir
heute
schon, in der ersten
Sitzung nach der, in
welcher wir jenen
geehrten Auftrag
erhielten, bereit sind, diejenigen
Betrachtungen zu
übergeben, welche unserer Überzeugung
zum
Grunde liegen, und daran diejenigen Anträge zu
reihen, von welchen
wir glauben, dass sie zu dem
beabsichtigten Zwecke fuhren werden.
Wir bitten die Classe, ja nicht die
Kürze der Zeit etwa als
einen Mangel an
gehöriger Aufmerksamkeit in der Überlegung
der
Sache zu erklären, sondern vielmehr aus dem
Wunsche, möglichst
die Arbeit zu fördern, und
insbesondere Zeit zu den vielen Vorarbeiten
zu gewinnen,
welche von einer so
grossen Unternehmung
unzer-
trennlich sind. Möge es uns gelingen, ein
günstiges
Ürtheil der
Classe
zu begründen.
12 Parts
ch
und Haidinger. Bericht über die
Schon die am 2.
December vorgelegte
Übersichtskarte enthält
Arbeiten beider
Mitglieder der Commission,
deren Bericht hier erstattet
wird. Aber die Arbeiten
sämmtlicher Forscher
konnten bisher nur
in einer solchen allgemeinen
Übersicht gesammelt werden, die
noth-
wendig
ihrerseits den Wunsch nach weiterer Verfolgung der
begon-
nenen Arbeiten erregt, und als ein erster Schritt
zur Vollendung
eines
grossen Ganzen gelten
kann. So schön der Überblick
der
Gebirgsformationen
in dem ganzen Umfange der Monarchie auf der
Karte zum
Auge spricht, so ist es doch eben so deutlich,
dass
die
Resultate, wozu die geologische Forschung in so
manchen
ändern
Ländern
gelangt ist, bereits als ein viel vorgerückterer Zustand
der
Entwickelung wissenschaftlicher
Kenntniss betrachtet
werden muss.
Wir ersuchen die
Classe, einen Blick auf
die vorliegenden
schönen Leistungen von Frankreich
und England zu werfen, oder
vielmehr nicht
bloss Einen Blick, denn es
ist unmöglich, hat
man
sie erst ins Auge
gefasst, sich den
Genuss längerer
Betrachtung zu
versagen; die Karte von Frankreich, unter
Brochants
Leitung
begonnen, von
felie de
Beaumontund
Dufrenoy vollendet;
die
ersten Blätter der, nach einem noch
grossartigeren Plane unter
Leitung von Sir Henry
De la
Beche unternommenen
geologischen
Landes-Aufnahme
von England. Die Schönheit der Blätter wird
nur
durch
denWerth der
wissenschaftlichen Resultate übertroffen, welche
man
ihnen verdankt.
Das
Schönste, was
geleistet worden, muss stets da als Muster
gelten, wo
in^an Arbeiten gleicher
Art unternimmt; auch dürfen
wir wohl bei der grossen
Ausdehnung der Länder unserer schönen
Monarchie
unser Augenmerk nur auf die Lösung gleich
ausgedehnter
Arbeiten richten, wie diejenige ist, welche
uns selbst vorliegt; daher
auch hier die
classischen Arbeiten in
Schönheit und Genauigkeit
mancher
kleineren Länder, wie
die .von
Naumann und
Cotta
in
Sachsen, der Vergleichung weniger angemessen
erscheinen.
Die Aufgabe besteht eigentlich darin, eine mit
Gebirgszeichnung
versehene
Karte mit der Angabe der geologischen
Gesteinsvorkommen
zu
verbinden, und sie in
einem solchen Massstabe
auszuführen,
dass
sie gleicherweise den Anforderungen der Wissenschaft
und
der
möglichsten
Anwendbarkeit
in der
Beurtheilung der
Beschaffenheit
des Landes entspricht. Sie verbindet die
Ergebnisse der Forschungen
in zwei
Wissenschaften, der
Geographie und Geologie. Eine gute
Unternehmung
einer geologischen Karte
Österreichs,
l 3
geographische
Grundlage bringt mit den geologischen Daten ver-
bunden
erst das Ganze hervor.
Auch die erklärenden
Gebirgsdurch-
sehnitte
dürfen nicht fehlen.
Es würde hier wohl nicht der Ort sein, mit
vielen Worten erst
den praktischen Nutzen des
Unternehmens zu
erörtern. Er ist zu
handgreiflich und
vielfältig besprochen worden und zu
allgemein
angenommen,
als dass es hier auch
nur schicklich wäre.
Auch liegt
eine einfache praktische
Richtung
für die Anwendung der Wissen-
schaft nicht in der
Stellung der kais.
Akademie. Ihr ist
dagegen
das Interesse der Wissenschaft selbst
überwiesen, die Erweiterung
derselben, die wir
insbesondere noch hier in unserer Arbeit der
Vorsehung
schuldig sind, die uns
diese schöne grosse
Monarchie
zum
Vaterlande
gegeben.
Das
Bedürfniss einer
geologischen Kenntniss des
Landes ist
jedem Bewohner
angeboren. Das Eigene wird
untersucht, das
Fremde
bereist. Wenn aber dem Menschen überhaupt die
Kenntniss des
Erdkörpers als
unabweisliehe Pflicht der
Forschung erscheint,
wie
vielmehr noch jenen einzelnen Abtheilungen der
menschlichen Gesell-
schaft, wie sie zusammen Ein Land
bewohnen. Bei den
eigenthüm-
lichen
Verhältnissen der verschiedenen Provinzen des
Österreichi-
schen Kaiserstaates war auch die
Entwickelung dieser Forschungen
provinziell. Den
Ständen von Nieder-Österreich gebührt
die
Ehre, zuerst, und zwar bereits vor 24
Jahren, die
Nothwendig-
keit
einer geognostischen
Landesdurchforschung erkannt zu haben,
und dass sie es
waren, welche die ersten
dahin zielenden
ünter-
suchungsreisen
von einem der
Berichterstatter
vornehmen
liessen-
Drei
Jahre später wurde
demselben von Seite der k. k. Hofkammer
im Münz- und
Bergwesen, der
damals als
Viee-Präsident der
Frei-
herr von P i
llersd
orff vorstand, auch eine
Mission zur geogno-
stischen Erforschung
Siebenbürgens zu
Theil. Diese Reisen
lieferten
zahlreiche
Materialien, wovon einige der Öffentlichkeit
übergeben
worden sind, andere aber wegen
Unzulänglichkeit der
zu
diesen
üntersuchungsreisen
verwendeten Zeit und der Geldmittel, die
der
Ausführung zugestanden waren, zwar nicht zum
Abschlüsse kamen,
aber weiterer Anwendung
offen
stehen, und zum Theil auch
bereits
im Privatwege vielfältig benützt worden
sind.
Die
geognostische
Übersichtskarte der Monarchie war die
Folge
einer
Central-Anstalt, des k. k.
montanistischen Museums. Mehrere
^4
Parts
ch
und Haidinger. Bericht über die
Privatgesellschaften, denen aber die ersten
Männer der Monarchie
angehören, sind seit
einigen Jahren ins Leben getreten, um das
oben
erwähnte
Bedürfniss zu
befriedigen. Wir dürfen es uns nicht
versagen, hier
dankend zu erwähnen,
dass es unser eigener
hoher
Cu rat o r war,
der den Verein zur
geognostisch-monta-
nistischen
Durchforschung von Tirol und
Vorarlb-erg
gegründet.
Ein ähnlicher ist nun in
Inner-Österreich
thätig.
Zu einem
dritten wurde vor ein Paar Jahren in Böhmen der
Grund
gelegt. Der vierte Verein dieser Art verdankt
seinen Anfang der
diesjährigen Versammlung der
ungrischen Naturforscher
und Ärzte
in
ödenburg.
Das einem jeden dieser Vereine als Aufgabe
vorliegende Gebiet
begreift nur einen
Theil der Monarchie,
manche Theile
derselben
gehen ganz leer aus. Vieles wurde wohl auch von
einzelnen Forschem
untersucht, aber die Kraft, die Alles
aus einem hoheren Standpunkte
vereinigt,
und wie aus einem Gusse
vollendet, kann man von keinem
Einzelnen, von keinem
Theilvereine erwarten. Ein
schönes, geregeltes
Zusammenwirken ist dazu
erforderlich, dessen
Vermittelung gewiss
der
hohen Stellung der k. k. Akademie der Wissenschaften
würdig
ist. Die
Zusammenstellung,
Sichtung, Fortsetzung aller dieser
Anfänge
muss eigenen Individuen
anvertraut werden, deren Sorge
die Gegenstände
selbst überlassen bleiben. Hier würde die
Akademie
durch
Veranlassung unmittelbarer Arbeit wirken, so wie sie
durch
Anerkennung,
Förderung und Benützung der bereits
geleisteten
Arbeiten die Stellung einer
Beschützerinn des bestehenden
Werthes
einnimmt. Eine
weit verzweigte Vermittelung würde ihr aber erst
das
vollständige Gelingen des
Unternehmens
sichern.
Förderung
fremder Arbeit,
Unternehmung eigener
Vorarbeiten,
und Veranlassung und Vollendung der Karten
selbst, sind also
die
drei
Abtheilungen, innerhalb
welcher wir die Classe
bitten, uns in
der Ordnung
derselben ihre geneigte
Aufmerksamkeit zu schenken,
um darauf die Anträge zu
begründen, die überall unmittelbar ange-
reiht
werden sollen.
I.Förderung fremder Arbeit. Die
kais. Akademie
der
Wissenschaften
tritt mit ihrem ersten Einwirken in das Leben ein.
Es ist
nicht unwichtig, dass sie sogleich durch
thatkräftige
Zeichen
beurkunde, dass sie einen warmen freundlichen
Antheil auch
an
jenen Leistungen in der Wissenschaft nimmt, die vor
ihrem Beste-
Unternehmung
einer geologischen Karte Österreichs. 15
hen
begonnen» ohne ihre
Einwirkung
fortgeführt werden
würden,
aber
gewiss nicht
ohne den Wunsch,
dass sie
zu besserem
Gedeihen
behilflich gewesen wäre. Es bezieht sich
dies vorzüglich auf
die im
Vorhergehenden erwähnten geologischen
Vereine. Eine
kleine
Bewilligung
etwa von 100 fl.
-jährlich für jeden würde ohne Zweifel
die
gewünschte Wirkung hervorbringen.
2.
Eigene Vorarbeiten. Unter diese Abtheilung
glauben
wir
diejenige Art der Wirksamkeit der Akademie stellen zu
müssen,
welche die Verbindung aller
speeiellen Arbeiten vom
Anfange bis zur
Vollendung des
Unternehmens sichert,
nämlich die Leitung des
Gan-
zen durch
Individuen, welche die
dazu
nothwendigen
Kenntnisse
besitzen, und sonst die
wünschenswerthen
Bürgschaften für eine
künftige
Durchführung
des Unternehmens bieten.
Alle
Umstände
vereinigen
sich, um hier insbesondere zwei junge Männer zu
nennen,
die durch bereits geleistete Arbeiten
und genaue
Bekanntschaft
mit den
allgemeinen
geologischen
Verhältnissen der
Monarchie,
bei
der wünschenswerthen Jugendkraft und längst erprobter
Hin-
gebung für die Wissenschaft und die
Pflichten ihres Amtes,
vor-
zugsweise der Aufgabe gewachsen erscheinen,
nämlich die
Herren
Dr.
Moriz
Hörnes, Assistent am
k. k. Hof - Mineralien -
Cabi-
nete
und Franz Ritter von Hauer, Assistent am k. k.
montani-
stischen
Museo.
Eine sehr
wünschenswerthe
Vorbildung zu dem in
Aussicht
gestellten Zwecke für beide Herren ist
jedoch die, dass sie selbst mit
eigenen Augen diejenigen
Gebirgsformationen in
ihren Lagerstätten
gesehen haben sollten, welche mit
den in der Monarchie vorkommen-
den gleichartig, aber
anderwärts vorzüglich in Frankreich und
Eng-
land, bereits genauer untersucht
und besser
bekannt
sind.
Eine
wohl
durchdachte und vorbereitete Reise von einem Sommer
würde zu
diesem Zwecke genügen. Wir
würden gerne nicht
nur die
vortheil-
hafteste
Reiseroute auswählen und mittheilen, sondern auch
durch
unsere
Verbindungen die
freundliche Aufnahme von den Geologen
Frankreichs und
Englands erleichtern.
Eine zweite Reise-Aufgabe wäre, genau die
mannigfaltigen An-
stalten kennen zu lernen, welche in
jenen Ländern zu dem Zwecke
eingerichtet sind, und
die Erfahrungen zu sammeln, die bei den
jahrelang
dauernden Fortschritten der Arbeiten gemacht
wurden.
Eine
gedruckte Nachricht über die Arbeiten in England von Herrn
j[g
Parts ch und Haidinger.
Bericht über die
Professor
Favre1) liegt
hier vor; eine kurze Darstellung des Ver-
fahrens in
Frankreich ist in dem
Berichte zur
geognostischen
Über-
sichtskarte der österreichischen
Monarchie enthalten. Aber keine
der
Bekanntmachungen durch die
Presse, keine brieflichen Mitthei-
lungen können die
Nachrichten ersetzen, welche der Reisende
durch
Nachfragen an Ort und Stelle gewinnt. Das Verfahren
der Arbeit im
Felde verdient in England insbesondere die
grösste
Aufmerksamkeit.
In den
französischen
Arbeiten finden wir übrigens als ersten
Schritt zum
ernstlichen Beginn der Arbeit,
dass
Brochant
selbst,
in Begleitung der beiden späteren
Hauptarbeiter, Elie de
Beau-
m o n t und
Dufrenoy
nach England gesandt
wurde, um dort
die
Vergleichungspunkte
für die ferneren Aufgaben zu studiren.
Weit
mehreres ist
gegenwärtig, seit zwanzig Jahren, in den beiden
Län-
dern
geleistet, dem wir uns nun
anschliessen
können.
Es wird keine Lust- oder
Erholungs-Reise sein,
sondern eine
Reise voll geistiger und
körperlicher
Anstrengung, voll von Erfolgen
in der spätem
Anwendung auf die Arbeiten an der Karte. Die
Kosten
für
jeden der beiden
Theilnehmer dürften
auf 1000
fl.
Conv.
Münze
angeschlagen
werden, also zusammen auf
2000 u. Der beste Zeit-
punkt der Abreise wäre der
Anfang des Monats Mai. In
der Bewilli-
gung dieser Summe
würd^ die wichtigste
der eigenen Vorarbeiten
der Akademie
bestehen.
3. Arbeiten für die Karte.
Einen kurzen
Abriss des
Pla-
nes,
wenn auch nur ganz im
Allgemeinen, ist es uns jetzt schon
möglich, der
Classe darzulegen. Er
besteht in Folgendem:
1. Der Massstab
der Karte wird bestimmt. Die
Unkosten
für
die den geologischen
Untersuchungen und den
Bekanntmachungen
bestimmten
Blätter werden berechnet. Daraus ergibt sich die
Fest-
stellung der geographischen
Grundlage.
2. Die Landesuntersuchung beginnt mit der
Würdigung
des
bereits
vorhandenen
wissenschaftlichen
Materiales und der
Verknü-
pfung
desselben
zur
Herausstellung gewisser
leitender Fragen»
die
bei der ferneren Bearbeitung berücksichtigt
werden müssen.
3. Übersichtsreisen zur Verfolgung einzelner
zusammengehöri-
gen Gebilde reihen sich
an.
*)
Aus
den Berichten
über
die
Mittheihmgen
von Freunden der
Naturwissen-
schaften.
Von
W.
Haidinger,
Hl,
p. 29.
Unternehmung-
einer
geologischen
Karte
Österreichs,
f
7
4. Die eigentliche Begehung im
grössten Detail wird
nach der
gewonnenen Übersicht in grosseren
und kleineren, bereits
wissen-
schaftlich begrenzten Bezirken der Reihe nach
vorgenommen.
5.
Die mineralogische und chemische
Untersuchung
der
Ge-
birgsarten,
die paläontologische der Fossilreste hält gleichen
Sehritt
mit der geologischen
Untersuchung
der Vorkommen in der
Natur.
6. Während dieser Arbeiten wird dafür
gesorgt,
dass die
Mo-
nographien der erhaltenen Ergebnisse fortwährend
durch den Druck
bekannt gemacht werden.
Es ist wohl aus den hier verzeichneten einzelnen
Aufgaben
augenscheinlich, dass die Arbeit nicht
sämmtlich von den
zwei oben-
genannten Individuen vollendet werden kann.
Wir werden selbst
gerne in der Leitung der Arbeiten
thätig sein, aber es
wird
sich auch das
Bedürfniss
herausstellen, zahlreiche
Theilnehmer
in
allen Gegenden des Landes heranzubilden und zu
benutzen.
Jüngere
Kräfte werden dann in Anspruch zu
nehmen sein, die selbst wieder
vielleicht in
späteren Zeiten der besonderen Aufmerksamkeit der
Aka-
demie sich würdig zeigen werden. Die Arbeit
muss überhaupt
mög-
lichst auf eine solche Art fortgeführt
werden, dass sie auch da anre-
gend wirkt, wo man sonst
nur Theilnahmslosigkeit
gefunden hätte.
Man soll nicht nur die Arbeit
leisten, sondern
auch den Geist
der
Forschung anregen.
4. Benützung der Arbeitskräfte des
Landes
zur
Vollendung
der Karte. Die Aufzählung der Arbeiten, die
Ver-
gleichung mit den Anstrengungen anderer Länder
zeigt wohl hinläng-
lich, dass die
kais. Akademie der
Wissenschaften, nebst der
Über-
nahme eines
Theiles der Arbeiten
für sich selbst, doch auch noch des
freundlichen
Zusammenwirkens mächtiger Kräfte bedarf, um
die
grosse
Aufgabe der Vollendung
entgegen zu führen.
Aber hier zeigt
sich eben der schöne Zweck des
Zusammenlebens einer
grossen
Staatsgesellschaft,
wo, würdig der Vorrechte des menschlichen
Ge-
schlechtes, jeder Einzelne, jede
Theilverbindung nach ihren
Kräften
das
Gute
fördert.
Es ist natürlich, dass in der
Ausführung der Arbeiten und der
Möglichkeit der
Benützung vieler
Individuen das k. k.
Mont
ani-
st
icu m vielfach
unterstützend und
fördernd eintreten
kann.
Wir
glauben nicht erst
nöthig zu haben,
viele Worte darüber zu machen,
dass dasjenige auch
bei einer Einladung der kais. Akademie der
Sitzb.
d.
mathem.-natTirw.
CI. I« Bd.
ä
•lg
Partsch
und
H a i ding er. Bericht über die
Wissenschaften
geschehen wird, was man bereits den
geologischen
Privat-Vereinen
angedeihen liess. Hat doch
durch die Sorgfalt
des^
Chefs der k. k.
Hofkammer im Münz- und Bergwesen,
Sr.
Excelleaz
des Freiherrn
von Kübeck, die wissenschaftliche
Central-Anstalt
dieser
hohen Stelle, das k.' k.
montanistische Museum, denjenigen Auf-
schwung genommen,
der es möglich
machte, dass.von ihr die
wich-
tige Vorarbeit der
geognostischen
Übersichtskarte der österreichi-
schen
Monarchie ausgehen konnte.
Aber gerade bei dieser Karte hat sich auch die
Bereitwillig-
keit des k. k.
Hofkriegsrathes unter der
Leitung Sr. Excellenz
des Herrn Grafen von
Hardegg bewährt, zur
Ausführung
des
Nützlichen
freundlich die Hand zu
bieten. Die Frage der Karten
würde auch hier wieder
viele Beihilfe
wünschenswerth
machen.
Während die zwei Beisenden von der
kais. Akademie
ausgesen-
det
werden, um die genauesten
Daten über die
Vollendung
jener
schönen französischen und englischen
Karten'zu sammeln,
würden
wir beide gerne
thätig sein, durch
Verständigung und
Berathung
mit
Geographen,
Geologen und
Montanistikern des
Inlandes die
grösste
Masse des
positiven Wissens, der
Theilnahme an der Aufgabe
und
der
sachgemässen
Rathschläge für
die Erleichterung der Arbeiten
zu vereinigen. Wir
zählen zu diesen,
vornehmlich, obwohl nicht
in
Wien,
unsere verehrten Collegen,
die Professoren Zippe und
Ün-
ger,
in Wien selbst die k. k. Herren
Hofräthe, den Grafen
August
Breuner
und den
Central-Bergbau-Director
M. Layer, den k.
k.
Herrn General-Major von
Skribanek und den k. k.
Herrn Obersten
von Hauslab. Wir habenden trefflichen Dr.
A. Bou6, den
ge-
nauen
Kenner, dem wir die erste
Beschreibung und Bekanntmachung
so vieler
Beobachtungen in unserer
Monarchie verdanken, der den
ersten Versuch einer
geologischen Erdkarte gemacht hat. Die italieni-
schen
Forscher, de Zigno,
Pasini, Curioni,
würden wir
zur
Theilnahme
einladen, und auch nicht
versäumen, die
wünscheos-
werthe
Verbindung mit den wirkenden Männern der
Privatvereine,
Dr. S t
oft er
für Tirol und
Vorarlberg, insbesondere Herrn
von
Morlot
für
Inner-Österreich u.
s. w.
herzustellen.
Es
lässt sich
vorhersehen, dass am
Schlüsse
des Jahres 1848
der
ausführliche Plan der
Unternehmung selbst
vorgelegt
werden
könnte,
dann erst wird es
möglich sein,
über die wahrscheinlichen
Kosten
des
ganzen
ünternehmeas, so wie
über die
Vertheilung
Unternehmung
einer geologischen Karte Österreichs. 19
derselben
auf eine Reihe von Jahren
zu berichten, aber auch in
dem
Antrage derselben sich den Verhältnissen zu
bequemen, die
als
massgebend
angenommen werden
müssen.
Anträge. Wir bitten
dieCIasse, die
vorhergehende
Entwicke-
lang des wahren Bedürfnisses
sowohl, als auch die
Mittel und
das
Verfahren zur Befriedigung desselben, einer
freundliehen nähern
Be-
trachtung zu
unterziehen. Für
günstige Entscheidung
schliessen
wir
die zur Schlussfrage zu stellenden Anträge an,
auf deren Bewilligung
wir
einrathen.
1. Die
kais. Akademie der
Wissenschaften bewilligt jedem der
vier geologischen
Vereine in der osterreichischen Monarchie
einen
jährlichen Beitrag von 100
fl.
C.
M., nämlich
:
dem Vereine zur
geognostisch -
montanistischen Durchforschung von
Tirol und Vorarlberg,
jährlich ...... 100 fl.
„
geognostisch - montanistischen Vereine für
Inner-
österreich und das Land ob der
Enns, jährlieh
. 100
„
„
geologischen Vereine in Böhmen, jährlich ... 100
„
»
geologischen Vereine in
Ungern, jährlich
... 100 „
Summe 400 fl.
2. Die
Icais. Akademie der
Wissenschaften trägt dem Assisten-
ten am k. k.
Hof-Mineralien-Cabinete,
Doctor
Moriz
Hörnes
und
dem Assistenten am k. k. montanistischen
Museo, Franz
Ritter
von Hauer, die
Unternehmung einer
wissenschaftlichen Reise nach
den
Instructionen der kais.
Akademiker P. P arisch und
W. Hai-
dinger auf,
und bewilligt an
Reisebeitrag
Herrn Doctor M. Hörnes
. .......
1000 fl.
Herrn Franz Ritter von
Hauer ..... 1000
„
Summe
. 2000 fl. C.
M.
Die kais. Akademie der Wissenschaften wendet sich
wegen Be-
willigung eines halbjährigen Urlaubs
, vom l. Mai 1848 an, an
die
competenten hohen
Behörden.
3. Die kais. Akademie der Wissenschaften
überträgt an
die
Akademiker?.
P arisch und W. Haidinger
die Abfassung eines
Berichtes über die
vortheilhafteste
Ausführung einer geologischen
Karte der
österreichischen Monarchie, meiner dem Stande
der
Wissenschaft
entsprechenden und der
österreichischen Monarchie
würdigen Gestalt,
welcher mit den darauf bezüglichen Anträgen
im
2^
20
HyrtL
Beitrag
zur
vergleichenden
Angiologie.
Winter
1848_1849
der kais. Akademie der
Wissenschaften
vorzu-
legen
ist.
Die kais. Akademie ermächtigt die beiden
Akademiker, die
noth-
wendigen
Vorberathungen mit den
obengenannten oder anderen
Per-
sonen
in ihrem Namen zu pflegen.
Sämmtliche
Anträge wurden von der
Classe genehmigt,
und
später von der
Gesammt-Akademie
gutgeheisen.
Professor
Doctor
HyrtI legte eine
Abhandlung vor,
welche
den
ersten Beitrag zur vergleichenden Angiologie ausmacht,
worüber
derselbe eine ausgedehnte Arbeit, deren
Resultate in Fortsetzungen
nachfolgen
werden, unternommen
hat.
Der Inhalt dieser ersten Abhandlung
betrifft die von dem
Herrn
Professor aufgefundenen Nasalwundernetze der
Wiederkäuer
und
Pachydermen. Sie
gehören jenen Wänden der
Nasenhöhle
an,
in
welchen sich die Tastnerven des
Quintus verästeln:
Unterer
Theil
der
Nasenscheidewand, Boden
und Seitenwand der
Nasenhöhle,
so
wie untere Nasenmuschel. Das Siebbeinlabyrinth bleibt
von Wunder-
netzbildungen frei. Die Nasalwundernetze sind
Erzeugnisse der
Art
spkenopalatina
y welche bei
den genannten
Thiergattungen
auffal-
lend
stark gefunden wird. Die Arten, bei welchen die
Wundernetze
beobachtet
wurden, sind
:
Oms
aries,
Capra
hircus,
Cervus
elaphus^
dama und
capreolus
y Antilope
rupicapra^
Bös
tau-
rus,
Sus
scrofa
domesticcL Nach
den Spuren zu urtheilen,
wel-
che die Wundernetze auf den von ihnen bedeckten
Knochen zurück-
lassen, dürfte ihr Vorkommen
eine allgemeine Regel in der Ordnung
der Wiederkäuer
sein.
Die Classe
beschloss den Druck der
Abhandlung für die
Denk-
schriften.
Herr
Custos Parts
ch erstattet folgenden
Bericht über die
S. 114 erwähnte Mittheilung
des Herrn Professors
Nendtvich.
In der Sitzung der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 2.
December las das Mitglied
derselben, Herr Prof.
Schrötter
Partseh. Bericht über
den
goldführenden
Sand
von
Olähpiän.
21
einen Aufsatz vor, den ihm der gegenwärtig
in Wien
verweilende
Doctor
Nendtvich, Professor der
Chemie am technischen Insti-
tute in
Pesth, der
wissenschaftlichen Welt durch mehrere chemi-
sche
Untersuchungen
vortheilhaft bekannt, zur
Mittheilung an
die
kaiserliche Akademie übergeben
hatte. Dieser Aufsatz
führt die Auf-
schrift
: „Über die
Wichtigkeit des
Olähpianer Sandes in
Siebenbür-
gen,"
und macht vorzugsweise auf die angebliche Auffindung
von
gediegenem Eisen und Platin in diesem Sande
aufmerksam. Da der
Berichterstatter die
Olähpianer Gegend aus eigener Anschauung
kennt, hat
die Classe ihm
aufgetragen, ihr seine Ansicht über den
vorgelesenen
Aufsatz mitzutheilen.
Der Aufsatz des Professors Nendtvich bespricht
zuerst den
Um-
stand,
dass in dem Schliche, oder
den schweren Rückständen des
goldführenden
Sandes von
Olähpiän mit den
Granaten, dem Titan-
Eisen u. s.
w.
häußg auch
kleine Splitter von
regulinischem
Eisen
gefunden werden, von denen man glaubte, dass sie
von den eiser-
nen Instrumenten herrühren, deren man
sich zum Graben und Wa-
schen des Sandes bedient. Doctor
Karl Böor, Apotheker
in
Pesth,
unterzog,
von einigen Freunden der Naturgeschichte daselbst
darauf
aufmerksam gemacht, diese Eisensplitter vor zwei
Jahren einer ge-
naueren
Untersuchung, in Folge
deren er zuerst die
Vermuthung
aus-
sprach
, dass sie dem Sande
ursprünglich angehören. —
Kürzlich
wurde der Gegenstand in der Gesellschaft
ungrischer
Naturforscher
zu Pesth von Neuem angeregt und Apotheker
Molnär daselbst
be-
auftragt, den Sand von Olähpiän einer
genauen Prüfung zu
unter-
werfen. —
Die Resultate dieser
Untersuchung hat Herr
Molnär
im verflossenen Monate
October der obengenannten
Gesellschaft
mit-
getheilt.
— Herr Nendtvich, ebenfalls ein Mitglied dieser
Gesell-
schaft, machte sie der mathematisch -
naturwissenschaftlichen
Classe
der
k. Akademie bekannt. Diese Resultate bestehen wesentlich
in
Folgendem:
l. Die Splitter
und Stückchen
regulinischen Eisens im
Sande
von
Olähpiän sind
keineswegs Bruchstücke von
Eisengeräthschaften
sondern
selbstständige dem Sande ursprünglich
angehörige
Körper.
Als Beweis für diese Behauptung wird in
dem Aufsatze des Herrn
Nendtvich die unter dem Mikroskope
angeblich zum Vorschein kom-
mende
krystallinische Form,
verbunden mit
krystallinischem
Gefüge.
angeführt. Herr Nendtvich fügt
diesem aus eigener Beobachtung
00
Partsch.
Bericht über den
noch den
Umstand
bei,
dass die Eisensplitter an
ihrer Oberfläche
jene
flimmernden Blättchen
tragen, die das gediegene Eisen von
Arva
auszeichnen.
2. Die chemische Untersuchung lieferte Herrn
Molnär das
über-
raschende Resultat, dass in diesem Eisen
Nikel enthalten ist,
also
jener
Bestandtheil, welchen wir,
wie sich Herr Nendtvich
ausdrückt,
als charakteristisches Merkmal des
Meteor-Eisens anzusehen gewohnt
sind. Herr Nendtvich
hält diesen Umstand
(den Nikelgehalt
des
Eisens) für sehr wichtig und von grossem
Interesse für die Wissen-
schaft. Er folgert
nun: da das Eisen von
Olähpian
unzweifelhaft tel-
lurischen
Ursprungs
ist, dasselbe aber Nikel enthält, so wird
das
Criterium des
kosmischen Ursprungs der auf der Oberfläche
unserer
Erde gefundenen
Gediegen-Eisen-Massen
aufgehoben, und es dürfte
daher vieles
Eisen, welches bisher
für meteorisch gehalten wurde,
namentlich das bei
Arva in Ungern gefundene
, kein solches
sein.
3. Der
Olähpianer Sand ist
noch in einer anderen Beziehung
von hohem
Interesse. Herr
Molnär hat
nämlich darin Blättchen und
kleine Flimmer
gefanden, die nach der chemischen
Beaction
alle
charakteristischen Merkmale von Platin an sich
trugen. Es sei
dadurch die alte
Vermuthung, dass
Siebenbürgen Platin
besitze,
zur
Wahrheit geworden.
Am
Schlüsse seines
Aufsatzes fügt Herr Nendtvich noch
die
Äusserung bei,
dass es interessant wäre, die Beziehungen
auszumit-
teln,
in welchen der Sand von Olähpian zu dem der Seifenwerke
des
Urals steht; in
beiden habe man nun Gold, Platin und Eisen gefunden.
Auch wäre es, wie er
meint,
wünschenswert!!, das
gediegene
Eisen zu
untersuchen, das in
Gesellschaft mit dem Platin im Ural
gefunden wird, indem
zu vermuthen ist, dass es,
gleich dem von
OMhpian,
Nikel enthalte.
Ihr Berichterstatter hat nun die Pflicht, seine
Ansicht über
diese scheinbar sehr interessanten
Mittheilungen anzusprechen. Vor
allem
muss er bemerken, dass es
nicht möglich ist, über
Unter-
suchungen
abzuurtheilen, deren
materielle Ergebnisse, hier das
gediegene Eisen und
Platin, der Beurtheilung
nicht vorliegen.
Das
erstere,
nämlich das gediegene Eisen betreffend, hält man
sowohl
in
Olähpian als auch am
Ural, das in dem
gewaschenen Goldsande
vorkommende metallische Eisen
für künstliches.
Gustav Rose
sagt darüber in seiner Reise nach dem
Ural (Bd.
l, S. 16l):
„Wer
goldführenden
Sand von Olahpian. 23
die Art gesehen, wie am
Ural der
gold- und ebenso der
platinhaltige
Sand
gewaschen wird, kann
über den Ursprung der
Schüppchen
metallischen
Eisens, die man in diesem
Sande gefunden
hat,
nicht zweifelhaft
sein. Man kann wohl ohne Bedenken
annehmen,
dass es
Stückchen Eisen sind, die sich von den Krücken beim
Wa-
schen des Goldes
abgestossen
habend— In dem
über meine
Reise
nach Siebenbürgen
geführten Tagebuche
finde ich angemerkt,
dass
man in den
Olähpianer Seifen
beim Waschen zuweilen Fragmente
eiserner Instrumente,
Münzen, Menschen- und
Thierknochen
findet.
Die früher aufgeführte Untersuchung der
Eisensplitter aus dem
Olähpianer Sande unter dem
Mikroskope, an welchen man
Krystall-
gestalt
und Theilbarkeit, ja sogar
die dem Arväer Eisen
eingemeng-
ten
flimmernden
Blättchen,
nämlich den
Schreibersit,
nach
Herrn
P a
tera^s Untersuchung eine
Verbindung von Eisen und
Nikel
mit
Phosphor, entdecken wollte, scheint wohl nur eine
täuschende, wie
eine solche bei Splitterchen
undurchsichtiger Mineralien leicht mög-
lich ist,
gewesen zu sein. Zur Bestimmung einer
mineralogischen
Species
sind noch andere
Untersuchungen
nöthig.
Was den angeblichen
Nikelgehalt des im
Olähpianer Sande
gefundenen
Eisens betrifft, wo
würde dieser Umstand,
wenn er sich
bestätigte,
grosse
Aufmerksamkeit verdienen.
Es darf hier wohl
angeführt werden, dass Herr Pater
a einer Gesellschaft von Freun-
den der Naturwissenschaft
in Wien die Mittheilung machte, dass
er in einer Partie
ausgewaschenen Sandes von Olahpian im k.
k.
montanistischen
Museum zwar Eisensplitter, in diesen aber kein
Nikel
fand. Dieses
Ergebniss bestreitet
übrigens nicht die Richtig-
keit der
Untersuchung
mit einer anderen Partie Olähpianer Sandes.
Die
Schlussfolgerungen alwr,
die Herr Nendtvich aus dem
angeb-
lichen
Nikelgehelt des
Olähpianer Eisens zieht, sind ganz unrichtig.
Die
Identität des
unzweifelbar auf unsere
Erde
niedergefallenen
Meteoreisens
von Agram in Croatien, mit
anderen auf der Ober-
fläche der Erde gefundenen
nikelhältigen
Eisenmassen, ist
erwiesen.
Dass
solche Eisenmassen
zuweilen, wie bei Arva in
Ungern und
bei
Petropawlowsk in
Sibirien, in letzterer Gegend namentlich in
einer
Goldseife in einer Tiefe von 31 englischen
Fussen gefunden
worden
sind, beweiset weiter nichts, als dass das
Niederfallen dieser Eisen-
massen in der Diluvial- oder
in einer vordiluvianischen
Periode statt-
gefunden hat. Das sibirische von
Petropawlowsk (siehe Erman^s
24 Part s
eh.
Bericht über den goldführenden Sand von
Olähpian.
Archiv für wissenschaftliche Kunde
von Russland, Bd.
l, S.
314) ent-
hält wie das
Arväer Eisen-Nickel,
und gleicht, wie man an dem im
k. k.
Mineralien-Cabinete davon
befindlichen Stücke sehen kann,
in allen
Kennzeichen, namentlich den
Widmannstättischen
Figuren
dem unzweifelhaften Meteor-Eisen von Agram. Man
kann hier fragen:
„Wie ist das unzweifelhafte tellurische
gediegene Eisen
beschaffen?^
Wo
ist aber ein solches zu sehen? Welche Sammlung
besitzt
eines? „In allen alten Lehr-und
Handbüchern der Mineralogie, ja
selbst auch in
einigen neueren spukt es
herum,
und zwar in
desto
grösserer
Anzahl, je älter diese Bücher
sind; da findet es sich
zu
Allemont in
Frankreich, zu Platten in Böhmen, zu
Grosskamsdorf
in
Sachsen, in Schlesien,
Steiermark, Salzburg,
Bayern, im
Juli-
chischen
und Hackenburgischen, in Norwegen, auf Island u. s.
w.
Einiges
davon, wie das, schon in
Marggrafs Besitz gewesene Eisen
von Steinbach bei
Eibenstock in Sachsen, das
Eisen von Guildfort
in
Nord-Amerika ist später, auf unabweisbare Analogien
gestützt,
als
Meteor-Eisen erkannt
worden. Das tellurische
Gedicgen-Eisen
von
Canaan im
nordamerikanischen State
Connecticut, das zwischen
Glimmerschiefer vorkommen soll,
ist nicht reines
gediegenes,
mit
dem
specifischen Gewichte von
7,4 bis 7,9,
sondern
eine Verbindung
von Eisen und Kohle, mit einem
specifischen Gewichte von 6,
T;
es
constituirt daher,
wenn sein Vorkommen ausser
Zweifel gestellt
wird, wohl eine eigene
Species, ebenso wie das
von
Berzelius
erwähnte
eisenreiche Platin vom
Ural,
Breithaupt^s Eisen-Platin,
mit
einem specifischen Gewichte von 14,6 bis
18,7. Das
tellurische
gediegene Eisen, das in kleinen Flimmerchen
im
schwedischen
Cerinstein
und in Schwefelmetallen in Amerika
eingesprengt
vor-
kommen soll, ist von einzelnen Chemikern
nur durch
chemische
Reaction,
nicht aber durch eine naturhistorische Untersuchung
als
solches erkannt worden, bedarf daher noch weiterer
Bestätigung.
In
dieser Art des Vorkommens, in festen, den
äusseren
Einflüssen
unzugänglichen, die Schuppen oder
Flimmer umhüllenden
Gesteinen
ist übrigens die Erhaltung des Eisens in
kleinen Parcellen
leicht
denkbar; dagegen in hohem Grade unwahrscheinlich,
dass
sich
solche in dem so leicht durchdringlichen Sand- und
Schuttlande seit
der
vorhistorischen Zeit
erhalten haben sollten;
eine
Schwierigkeit,
die
selbst Herr Nendtvich in
seinem
Aufsätze
erwähnen zu müssen
glaubte.
Schrotte
r. Allofcropischer
Zustand des Phosphors.
2 S
Was endlich des Letzte der oben angeführten
Resultate betrifft,
zu denen Herr
Molnär gelangt zu
sein vorgibt, nämlich das über-
raschende
Auffinden von Platin in dem
Olähpianer Sande, so
lässt
sich nur der
Wunsch
ausdrücken, dass das
Product dieser
glückli-
chen Schlemmung (eine andere am
montanistischen Museum durch
Herrn
Kopetzki mit dem
Olähpianer Sande
vorgenommene Schlemm-
probe gab keinen
Erfolg) zur Ansicht und
Untersuchung
vorgelegt
werden
möge. Einleitungen
dazu hat Herr Nendtvich
selbst
getroffen.
Erst
wenn die Gegenstände der Frage angelangt sein sollten,
wird
man darin weiter gehen können.
Der Berichterstatter macht den Antrag, die Sache
bis dahin
ruhen zu lassen. Hinsichtlich der am
Schlüsse des
Nendtvich^schen
Aufsatzes
berührten
wünschenswerthen
Ausmittelung der geologi-
schen Beziehungen des
goldführenden Sandes von
Olähpian zu
den
Seifenwerken des Urals behält der
Berichterstatter sich vor, über
die
siebenbürgische Lagerstätte, da diese in
geologischer Hinsicht fast
unbekannt ist, der Akademie in
einer der nächsten
Sitzungen
einen
besonderen Bericht abzustatten. Aus diesem wird die
Verschieden-
heit ersichtlich werden, die auch in
geologischer Beziehung zwischen
beiden Lagerstätten
stattfindet.
Professor
Schrötter liest
folgenden Auszug aus einer
für die
Denkschriften bestimmten Arbeit:
„Über einen neuen allotro-
pischen Zustand des
Phosphors."
Es ist eine seit
langer Zeit bekannte
Thatsache, dass
der
Phosphor, der
Einwirkung des Lichtes
ausgesetzt, eine rothe
Farbe
annimmt Die Ursache dieser Veränderung wurde
bisher eben so
wenig untersucht, als die näheren
Umstände, unter
welchen sie vor
sich geht.
Berzelius schreibt
dieselbe einem Übergange des
Phosphors in einen
ändern allotropischen
Zustand zu,
während
viele andere Chemiker den
rothen Körper
für Phosphoroxyd halten.
Ich wurde im Juni des Jahres
1848
veranlasst, diese
Verhält-
nisse näher zu studiren, und fing
damit an, zu untersuchen, ob die
durch das Licht bewirkte
Veränderung in verschiedenen gegen den
Phosphor
indifferenten
ganz trockenen Gasen, also bei vollkomme-
nem
Ausschluss des Wassers,
auf ganz gleiche Weise vor sich gehe.
Derselbe wurde zu
diesem Behufe in Kugelröhren eingeschmolzen,
gß
Schrotte
r. Über
einen,
neuen
welche verschiedene mit allen möglichen
Vorsichten gereinigte und
getrocknete Gasarten, wie
Kohlensäure, Wasserstoffgas oder
Stickgas
enthielten.
Um die dem Phosphor
hartnäckig anhängende geringe
Menge von
Feuchtigkeit zu entfernen, wurde derselbe vor dem
Zu-
schmelzen der Röhren zuerst erwärmt, und
aus der ersten Kugel in
die zweite
überdestillirt. Die
so vorgerichteten Röhren wurden nun
der Einwirkung
des Lichtes ausgesetzt, und es fand sich,
dass
die
Veränderung des Phosphors in allem auf gleiche
Art vor sich
ging.
Beim
Aufbrechen der Röhren war weder durch den Geruch,
noch
sonst auf eine
Weise, das Vorhandensein
eines fremden Gases zu
bemerken, und dies war auch dann
nicht der Fall, als der Phosphor
in feuchtem Zustande
angewendet wurde. Hieraus
muss
geschlossen
werden, dass die Veränderung, welche der
Phosphor durch das
Licht erleidet, von der Gegenwart des
Sauerstoffes ganz unabhängig
ist, also von keiner
Oxydation bedingt sein kann.
Bei einer aufmerksamen Betrachtung des
roth gewordenen
Phos-
phors zeigte sich, dass derselbe nicht durch seine
ganze Masse
gleichförmig gefärbt war,
sondern dass sich feine
rothe
Theilchen
in demselben
abgesondert hatten. Diese
rothen Theilchen sind
in
Kohlensulfid unlöslich, sie lassen sich daher
durch dasselbe von dem
übrigen Phosphor trennen, und
ich werde weiter unten durch die
unzweideutigsten
Versuche zeigen, dass sie wirklich nichts anderes
als
reiner Phosphor sind, der
sich in einem anderen allotropischen
Zustande, und zwar
in dem amorphen, befindet.
Sowohl die
Erscheinungen, welche ich
bei dem Behandeln
des
Phosphors in den verschiedenen Gasen zu beobachten
Gelegenheit
hatte, als auch die Betrachtung, dass die
chemischen
Wirkungen
der
Wärme denen des Lichtes meistens analog
sind,
veranlassten
mich, zu
untersuchen, ob dies auch
hier der Fall sein werde.
Ich
erwärmte zu diesem Behufe Phosphor in einer
Atmosphäre
von
Stiekgas, Kohlensäure
oder Wasserstoffgas nach und nach bis
zu 226°
C. und erhielt diese
Temperatur durch einige Zeit
constant.
Es traten
bald Erscheinungen ein,
die gewiss längst vor
mir von
Anderen oft gesehen, aber nicht beobachtet und
bisher
von
Niemandem
richtig gedeutet wurden. Auch ich
hätte
dieselben
vielleicht unbeachtet gelassen, wenn ich nicht
durch die vorher an-
gegebenen
Thabachen
darauf vorbereitet gewesen
wäre. Der Phos-
phor nahm nämlich bald die
schöne fast
carmoisinrothe Farbe
an»
aUotropischen
Zustand des Phosphors.
27
welche er durch die Einwirkung des Lichtes
erhält. Behandelt man
die erkaltete Masse mit
Kohlensulfid, so
bleibt derselbe
rothe
Körper
zurück, der bei einer gleichen
Behandlung des durch die Einwirkung
des Lichtes
modificirten Phosphors
erhalten wird. Da diese Ver-
suche unter Umständen
angestellt wurden, bei welchen jede Berüh-
rung mit
Sauerstoff oder mit einem anderen Körper, der
direct
auf
den Phosphor hätte einwirken können, auf
das Sorgfältigste vermieden
war,
und bei der Einrichtung
des Apparates auch jede Abscheidung
eines fremden
Körpers hätte wahrgenommen werden
müssen, so
ist
hiedurch bewiesen,
dass die
Umwandlung des Phosphors
durch
länger fortdauernde Einwirkung der Wärme
weder von der Aufnahme
noch von der Abscheidung eines
fremden Körpers
herrühren könne,
sondern nur in einer
Molecularveränderung
desselben liegen müsse.
In Bezug auf die besondere
Anordnung der Versuche und die getrof-
fenen
minutiösen Vorsichten und Abänderungen derselben,
welche
zum Zwecke hatten, jedem Einwurfe gegen die
Richtigkeit des obigen
Schlusses zu begegnen,
muss ich auf die
Abhandlung selbst ver-
weisen, will jedoch hier einen
Versuch beschreiben, der ganz scharf
beweisend, und
dennoch so leicht auszuführen ist, dass er im
Colle-
gium
gemacht werden kann. Man
lässt an das Ende
einer etwa 40
Zoll langen, ungefähr 4 Linien weiten
Röhre eine Kugel, und in
Entfernungen von 2 zu 2
Zoll von derselben noch 3
oder 4 andere
anblasen, füllt die am Ende der
Röhre befindliche
Kugel zur Hälfte
mit Phosphor, biegt dann die
Röhre hinter der letzten rechtwinkelig
um, und
bringt sie in eine solche Lage, dass der etwa 16 Zoll
lange
Schenkel mit den Kugeln horizontal, der andere
hingegen
vertical
steht, und
lässt ihn in Quecksilber tauchen. Erwärmt man nun
den
Phosphor in der ersten Kugel, so
entzündet er sich
bald, verzehrt
allen in der Röhre befindlichen
Sauerstoff, und befindet sich nun,
wenn auch nicht in
einer vollkommen reinen Atmosphäre
von
Stick-
gas, so doch in einer solchen, die nicht im Stande
ist, weiter auf
denselben einzuwirken. Wird nun der
Phosphor aus der
ersten
Kugel in die zweite
überdestillirt, so
sammelt sich derselbe darin
als eine fast wasserhelle,
das Licht stark zerstreuende Flüssigkeit,
die durch
einige Zeit bei einer Temperatur erhalten, bei
welcher
sie eben langsam verdunstet, ohne jedoch zu
sieden, bald
rothund
undurchsichtig
wird. Erhitzt man nun stärker, so
destillirt der
unver-
ändert
geblichene
Antheil des Phosphors
über, während der
modi-
9fi
Schrott er. Über
einen neuen
ficirte in Form
einer rothen Kruste
zurückbleibt. Auf gleiche
Weise
in
der dritten Kugel behandelt, erhält man dasselbe Resultat,
Wird
'nun der in der
zweiten und dritten Kugel
geblichene Rückstand
stark
genug"
erhitzt, so fängt derselbe sehr bald an zu
verschwinden,
während sich in den
kälteren
Theilen der Röhre
wieder wasserhelle
Tropfen
von gewöhnlichem
Phosphor ansammeln. Man kann auf
diese Weise den Phosphor
beliebig aus der einen
Modification in
die
andere überführen, und ihn fast
gänzlich in der letzten Kugel als
wasserhelle
Flüssigkeit sammeln, in welchem Zustande er
zuweilen
durch längere Zeit bleibt. In einem Falle
sah ich ihn durch 36 Tage
bei einer Temperatur, die
während dieser Zeit einigemal —
S°
betrug, vollkommen flüssig bleiben. Es ist
kein Fall bekannt, wo
das Vorhandensein verschiedener
allotropischer Zustände auffallender
und bestimmter
den Augen der Schüler vorgeführt werden
könnte,
als eben dieser. Übrigens
lässt sich die
Umwandlung in den
amor-
phen, und aus diesem wieder in den
gewöhnlichen, y. i.
krystal-,
lisirten
Zustand, auch in einer ganz zugeschmolzenen, mit
einer
indifferenten Gasart gefüllten Röhre,
obwohl nicht ganz ohne
Gefahr,
anstellen.
Als ich versuchte den Phosphor in einem
Räume, der nur
sehr
verdünnte
Luft enthielt, durch Erwärmung in den amorphen
Zustand
überzuführen, zeigte es sich,
dass dies nicht zu
bewirken war,
man
mochte denselben noch so
lange erwärmen. Die
Ursache
hieven
liegt
aber nur in dem verminderten Drucke, welcher bewirkt,
dass
der Phosphor nicht die Temperatur erreichen kann,
die zur Umwand-
lung
nothwendig ist. Obwohl
ich, was das Nähere der
hierüber
angestellten
Versuche betrifft, auf die
Abhandlung selbst
verweisen
muss,
so will ich hier nur
anführen, dass der
Siedepunkt des
Phos-
phors unter einem Drucke von
120^ bei
168°
liegt,
während,
wenn
der
Druck
^U"1"1
beträgt, das Sieden erst bei 230° eintritt.
Die Temperatur, bei welcher der
gewöhnliche Phosphor in den
amorphen übergeht,
lässt sich nicht mit Genauigkeit bestimmen,
denn
innerhalb gewisser Grenzen bewirkt eine niedere
Temperatur
dasselbe in längerer Zeit, was bei einer
höheren schon in kürzerer
geschieht. Ich sah
die Umwandlung bei
218°
C. eintreten,
wenn der
Phosphor lange
genug dieser Temperatur
ausgesetzt wurde;
am
raschesten
geht sie indess zwischen
240 und 280° C. vor
sich. Als
ich den
Versuch so anstellte, dass
der Phosphor beim Erwärmen
aliotropischen
Zustand des Phosphors.
29
zugleich vom Lichte getroffen wurde, sah ich
deutlich, dass
die
Wirkung des Lichtes und die der Wärme sich
gegenseitig unter-
stützen, so dass man sagen kann:
erwärmter Phosphor wird durch
das Licht viel
schneller geröthet,
als kalter; oder, vom Lichte
getroffener Phosphor bedarf
einer geringeren Erhöhung der Tem-
peratur
, um auf die eben
angegebene Art verändert zu
werden,
als
im Dunkeln befindlicher.
Hieraus geht
hervor, dass die
Einwirkung der Wärme und die
des Lichtes von
gleicher Art sein müssen.
Die einfachste Art, den amorphen Phosphor zu
bereiten, ist fol-
gende: Man bringt reinen,
möglichst trockenen
Phosphor in einen
Kolben mit flachem Boden, und
verschliesst diesen
mittelst eines
guten, doppelt durchbohrten Korkes. In der
einen Bohrung befindet
sich ein bis in den Phosphor
reichendes Thermometer, in dem
anderen eine rechtwinkelig
gebogene Röhre, in deren
horizontalem
Theile
eine zur Aufnahme von etwas Phosphor bestimmte
Kugel
aufgeblasen ist. Die Länge des im Korke
befestigten Schenkels
beträgt nur wenige Zolle,
während der
verticale, in
Quecksilber
tauchende
Schenkel, 28 Zoll lang
ist. Man stellt den Kolben auf
eine ebene Blechplatte,
welche durch eine Weingeist- oder besser
Gasflamme
erhitzt wird. Ehe dies geschieht,
muss man
indess
den Phosphor in
der Kugel bis zum Entzünden erwärmen, um
so
allen Sauerstoff aus dem Apparate zu entfernen. Ich
habe auf
diese Weise aus ungefähr
18
Loth Phosphor nach
SOstündigem
Erhitzen
12 Loth
amorphen Phosphors erhalten, der in diesem
Falle eine
feste, dem geschmolzenen Selen sehr ähnliche
Masse
bildete. Dauert die Erhitzung weniger lang, und ist
die Tem-
peratur nicht so hoch, so backt die Masse
nicht zusammen, und
erscheint nach der Behandlung mit
Köhlensulfid als ein
sehr zartes
Pulver. Die
grosse Menge des bei
diesem Versuche erhaltenen
Pro-
ductes
ist zugleich ein schlagender Beweis dafür, dass kein
fremder
Körper bei Bildung desselben mitwirken
konnte, da der Stand des
Quecksilbers zugleich zeigt, ob
der Apparat luftdicht hält oder nicht.
Bei einiger
Aufmerksamkeit kann man auch das Thermometer
ganz
weglassen, indem die Flamme nur so
regulirt zu werden
braucht,
dass der Phosphor nicht kocht, aber eben
anfängt langsam zu subli-
miren. Nachdem der
Phosphor wieder erkaltet ist,
giesst
man
Wasser auf das
Quecksilber und senkt das
Gefäss langsam, so
dass
gO
Schrott
er.
Über
einen
neuen
die Röhre etwas über das Quecksilber zu
stehen kömmt. Der Appa-
rat füllt sich so mit
Wasser, man entfernt nun den
Kork, und
behan-
delt die
dunkelrothe Masse mit
Kohlensulüd, in
welchem sich, wie
bereits oben angeführt wurde, nur
der gewöhnliche, nicht aber der
amorphe Phosphor
löst. Dieser wird nun ohne
Unterbrechung
auf
dem Filter mit Kohlensulfid vollkommen gut
ausgewaschen.
Hiebei
muss
man darauf achten, dass
das Pulver immer von Kohlensulfid
gehörig benetzt
ist, indem sich sonst der darin gelöste, beim
Ver-
dunsten des Kohlensulfides
feinvertheilt
zurückbleibende Phosphor
von selbst
entzündet. Den auf
diese Art behandelten Phosphor bringt
man in eine
Porzellanschale, und trocknet ihn bei 70—80°.
Um
demselben die letzten Spuren von Kohlensulfid zu
entziehen, muss
man ihn entweder mit einer schwachen
Kalilauge kochen, oder in
einem Strom von
Kohlensäure bis ISO oder
160° erhitzen.
Auch
darf das Filter nicht vom Wasser benetzt werden, ehe
die Phos-
phorlösung darauf kömmt, weil diese
sonst nur sehr langsam durch-
geht. Hat sich der Phosphor
zu einer festen Masse vereiniget, so
muss diese unter
Wasser fein zerrieben und
dann erst mit Kohlen-
sulfid behandelt
werden.
Der amorphe Phosphor erscheint nach dem Trocknen
als ein
glanzloses Pulver, dessen Farbe vom
Scharlachrothen ins
Dunkel-
carmoisinrothe,
ja unter gewissen
Umständen bis ins
Bräunlich-
schwarze übergehen
kann.
Beim jedesmaligem Erwärmen erscheint die
Farbe dunkler.
Die Dichte desselben beträgt bei
10°C. 1,964.
Jedenfalls ist
derselbe dichter als der geschmolzene
Phosphor, weil er darin unter-
sinkt.
Der Phosphor zeichnet sich in seiner amorphen
Modification
durch
seine
grosse
Indifferenz
aus. Er leuchtet im
Dunkeln erst dann,
wenn er bis nahe zu der Temperatur
erhitzt wird, bei der er
sich
entzündet,
was sowohl in Sauerstoff als in atmosphärischer Luft
erst
bei 260° eintritt. An der
Luft bleibt derselbe
vollkommen unver-
ändert, und von den Körpern,
die den gewöhnlichen Phosphor
lösen,
wird er
fast gar
nicht,
oder nur in höchst unbedeutender Menge
auf-
genommen.
Chlor wirkt auf denselben zwar schon bei
gewöhnlicher
Temperatur, aber die Bildung der beiden
Chloride geht ohne
alle
Feuer-Erscheinung
und ohne einen Rückstand zu lassen vor sich.
Nur
wenn man den amorphen Phosphor bis zu der Temperatur
allotropischen
Zustand
des Phosphors. 31
erwärmt,
wo er in den gewöhnlichen übergeht, tritt wie sonst
die
Feuer-Erscheinung ein. Die
Einwirkung des Broms
hingegen
ist
von
Feuer-Erscheinung
begleitet. Jod wirkt bei gewöhnlicher Tem-
peratur
zwar nicht auf den amorphen Phosphor, beim
Erwärmen
erfolgt die
Verbindung jedoch ohne
alle Feuer-Erscheinung.
Man
kann
überhaupt sagen, dass
dem amorphen Phosphor die Fähigkeit,
sich
unter
Licht-Erscheinung mit
anderen Körpern zu
verbinden,
in
einem
weit geringeren Grade zukommt, als dem gewohnlichen.
Nur
in wenigen
Fällen wird durch die
grössere Anzahl von
Berührungs-
punkten, welche der fein
vertheilte amorphe
Phosphor, im Vergleiche
mit dem gewöhnlichen, den
Körpern darbietet, eine raschere
Ein-
wirkung auf
ersteren bedingt. Dies
geschieht z. B. beim Chlor-
wasser und
namentlich bei der
Salpetersäure, welche letztere den-
selben unter
Aufbrausen auflöst. Verdünnte Kalilauge wirkt
auch
beim Kochen nur höchst unbedeutend auf den
amorphen
Phosphor,
concentrirte
hingegen löst denselben unter Entwickelung von
reinem,
nicht selbst entzündlichen
Phosphor—Wasserstoffgas. Die Wirkung
der Kalilauge
auf den amorphen Phosphor ist aber noch eine
andere.
Lässt man
denselben nämlich durch einige Zeit mit sehr
concentrirter
Kalilauge
in Berührung, oder kocht man ihn einige Augenblicke
mit
einer weniger
concentrirten Lauge, so
nimmt derselbe eine
dunkel-
chocoladebraune,
fast schwarze Farbe an, und zwar eine um so
dunklere, je
feiner er v^rtheilt ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass
der
Thenard'sche schwarze
Phosphor nichts anderes ist, als
gewohnlicher Phosphor,
dem dieser dunkle amorphe Phosphor beige-
mengt
ist,
und der dann
gleichförmig schwarz
erscheint, wie
er
durch Beimengung des
rothen diese Farbe
annimmt.
In technischer Hinsicht wichtig ist das Verhalten
des amorphen
Phosphors gegen solche Oxyde, die ihren
Sauerstoff nicht zu
fest
halten, oder gegen Superoxyde, die einen
Theil desselben leicht
an
andere Körper abgeben, oder endlich gegen Salze,
welche von
sauerstoffreichen, leicht zerlegbaren
Säuren gebildet werden. Wird
derselbe nämlich
mit diesen Körpern zusammen gerieben, so erfolgt
die
Entzündung des Phosphors bei einigen unter Verpuffung,
bei
anderen unter ruhigem Abbrennen. Beim Erwärmen
mit diesen Kör-
pern
finden ähnliche
Erscheinungen Statt. Gelingt es, ein im
Grossen
leicht
ausführbares Bereitungsverfahren des amorphen Phosphors
zu
finden, was nach den eben
mitgetheilten Daten
wahrscheinlich bald
32 S
ehr
ötter. Allotropischer
Zustand des Phosphors.
gesehehen dürfte, so wird derselbe den
gewöhnlichen bei allen
Zündpräparaten mit
grossem Vortheile
ersetzen, und vielleicht auch
dort Anwendung finden, wo
jetzt andere explodirende
Körper
gebraucht werden. Die Substanzen, welche sich
insbesondere zu
derlei Gemengen eignen, sind: Mennige,
braunes Bleisuperoxyd und
chlorsaures
Kali.
In Betreff des
speciellen Verhaltens des
amorphen Phosphors
gegen andere Körper
muss ich auf meine
Abhandlung verweisen.
Schlüsslich will ich nur noch erwähnen,
dass wohl
manche
Körper, die sich jetzt als Phosphoroxyd in
den Händen der Chemiker
befinden, nichts als
amorpher Phosphor sein mögen; auch halte ich
die
Substanz, welche Berzelius
im Band I, S. 300, seines Lehr-
buches als
Phosphorkohlenstoff anführt, für nichts als ein
Gemenge
von Kohle und amorphem Phosphor, dessen Bildung
unter den bei
der Bereitung des Phosphors stattfindenden
Umständen leicht
erklär-
lich ist. Ich hoffe bald in der Lage zu
sein, der Akademie
die
Resultate der
Untersuchungen vorzulegen,
welche zum Zwecke haben,
sowohl die Lücken in der
anliegenden Arbeit auszufüllen, als die
Frage zu
beantworten, ob nicht noch
andere Grundstoffe, insbeson-
dere Schwefel, Selen,
Tellur und Arsen auf ähnliche Art wie der
Phosphor
modificirt werden
können.
Professor Dr.
Hyrti legte ein Gesuch an
die Akademie vor,
worin er den Wunsch ausspricht, dass
seine anatomischen Untersu-
chungen durch einen Beitrag
von drei Hundert Gulden zum Ankaufe
von
Thieren zu
Präparaten, und durch
Bezahlung eines Zeichners
mit monatlichen 20
fl. für ein Jahr
unterstützt werden möchten. —
Die
Classe erklärte
einstimmig, sich für dieses Ansuchen bei
der
Gesammt-Akademie verwenden
zu wollen, welche dasselbe auch
genehmiget
hat.
H a i
d i n g
e r. Überreicht zwei
Mittheilungen.
3 3
SITZUNG VOM 23.
DECEMBER 1847.
Der Secretär legte die
eingegangenen Druckschriften vor. (Man
sehe das
Verzeichniss am Ende.)
Der Mechaniker K appeller unterzieht der Ansicht
der Classe
ein von ihm
verfertigtes Normal-Barometer, dessen
Eigenthümlich-
keiten
er in einer Eingabe
hervorhebt.
Die Herren
Schrötter und v.
Ettingshause n
werden
zur
Berichterstattung
darüber aufgefordert.
Herr
Bergrath Haidinger legte
Separat-Abdrücke aus
dem
letzten Bande der Abhandlungen der
königl.
böhmischen Gesellschaft
der Wissenschaften (V.
Folge, Band 4) vor:
„ Der
rothe
Glaskopf,
eine
Pseudomorphose nach
braunem, nebst Bemerkungen über
das Vorkommen der
wichtigsten eisenhaltigen
Mineral-Species
in
der
Natur"
und „Über das Eisenstein - Vorkommen von
Pitten
in
Österreich."
Erbemerkte,
dass diese beiden
Mittheilungen eigentlich
die
Einleitung
zu der interessanten
Thatsache bilden,
über welche
er
heute
der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe eine
kurze
Mittheilung zu
machen beabsichtige, nämlich über
einevollstän-
dige, nicht zerdrückte G
eode von
rothem Glaskopf.
Mehrere
Eisensteine von dem Bergbau des Herrn Daniel
Fischer am
Eibelkogel
bei Turnau in
Steiermark wurden
vorgelegt, die
Bergrath Hai ding er im vorigen Jahre in
Gesellschaft der Herren
von Haue r und
vonMorlot an der Stelle
gesammelt, und die
Herr Fischer, Besitzer des Hochofens
in Thörl,
freundlichst an
das k. k. montanistische Museum
eingeschickt hatte.
Der
Oxydations- oder
Schwefelungs-Zustand des
Eisens
lie-
fert für sich schon die wichtigsten Daten
für die Beurtheilung
der
verschiedenen
Epochen, durch welche die
Gebirgsgesteine
ge-
bildet und verändert wurden, und selbst an jenen
Orten hat man
noch hinlänglich Gelegenheit, Studien
darüber zu machen, wo
die eisenhaltigen Mineralien
reich und häufig genug vorkommen, um
als Eisenerze
zu Bergbau-Unternehmungen
Veranlassung zu geben.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
CL
l. Bd. 3
g 4
GÖppert.
Meteoreisen von
Seeläsgen.
Am
Eibelkogel nun wurde das
merkwürdige Vorkommen einer
ganzen, nicht
zerdrückten Geode von
rothem Glaskopf
gefunden.
Bergrath
Haidinger hatte in jener ersten Abhandlung über
den
rothen
Glaskopf darauf aufmerksam gemacht,
dass dergleichen
von
den Mineralogen
noch nie beschrieben worden wären. Dies ist nun
der
erste Fall, wo ein solcher beobachtet wird, aber auch
unter
ganz
eigenthümlichen
Verhältnissen.
Die Eisenerz-Lagerstätte selbst ist ein im
Durchschnitte vier
Fuss
mächtiges Lager, dessen Hangendes Kalkstein, das
Liegende
Thonschiefer,
aber mit beiden dergestalt durch
Schichtenstörung
aufgerichtet, dass es nur an dem
mittägigen Bergabhange
entblösst,
in
senkrechter Lage gegen den Berg hinein, einem Gange
ähnlich,
aufsetzt. Die Lagermasse war
ursprünglich
Spatheisenstein,
ist
aber an dem Ausgehenden viele Klafter tief durch
Hydro-Oxydation
verändert.
Der Brauneisenstein zeigt noch hin und wieder die
Spuren
der früheren
Spatheisenstein-Structur.
Unmittelbar unter
der Oberfläche nun wurden die
rothen Glasköpfe in Geoden
ange-
troffen.
In der vorgewiesenen Skizze ist auch der Ort
angedeu-
tet, wo sich
Psilomelan fand, so wie
das Zusammentreffen
des
rothen und des braunen Glaskopfes. Der Psilomelan
enthält
Man-
gan
und Baryt, die beide, der
erstere im
Spatheisenstein, der
andere
als
Schwerspath, in der
ursprünglichen nun verwitterten
Lagermasse enthalten
waren.
Eine erhöhte Temperatur an der
Oberfläche kann nicht wohl
als Erklärung dieser
Veränderung und der Bildung des rothen
Glaskopfes
angenommen werden. Aber die beständige
Abwechslung
der Temperatur, die Bewegung von Feuchtigkeit
an der Oberfläche
kann leicht Veranlassung gewesen
sein, in dem braunen Glaskopf
die in demselben in
nichtchemisch verbundenem
Zustande
enthal-
tene
Kieselerde aufzulösen, und dadurch bei dem nun
reineren
Eisenoxyd-Hydrate den Verlust des Wassers
vorzubereiten.
Herr Professor
Göppert zu
Breslau übersendet
ein
Stück-
chen
des bei Seeläsgen
unweit Frankfurt an der
Oder
gefundenen
Meteoreisens
und die darüber in der
Breslauer Zeitung
bekannt
gemachte Notiz.
Parts
eh.
Über die
geognostißchen
Verhältnisse von
Olähpiän.
35
Das Fragment Meteoreisen wurde Herrn
Custos P arisch
für
die kaiserliche Sammlung
eingehändigt, und derselbe zu einem
Berichte darüber
aufgefordert.
SITZUNG VOM 8. JÄNNER
1848.
Herr
Custos
Partsch hält
über die
geognostischen
Verhält-
nisse der
Umgegend von
Olähpiän in Siebenbürgen, die
Beschaffen-
heit,
den Betrieb und die Wichtigkeit der dortigen Goldseifen
nach-
stehenden
Yortrag:
In der Sitzung vom 16.
December des verflossenen
Jahres
habe ich der Akademie Bericht über die
vorgebliehe Auffindung
von Platin und tellurischem
Gediegen-Eisen im
Olähpiäner Sande,
die der Akademie durch
Professor Nendtvich aus
Pesth
angezeigt
wurde, erstattet, und bei dieser
Gelegenheit versproehen,
einen
weiteren Bericht über die
Olähpiäner
Goldseifen folgen zu lassen.
Dieses Versprechen
erfülle ich mit dem nachstehenden Aufsatze.
Er
enthält Nachrichten über Gegenstände, von welchen, mit
Aus-
nahme
von ganz kurzen und
oberflächlichen Andeutungen in älteren
Werken,
namentlich von Born („Briefe über mineralogische
Ge-
genstände."
Frankfurt und Leipzig 1774, Seite 133) und Es
mark
(»Kurze Beschreibung einer
'mineralogischen Reise
durch Ungern,
Siebenbürgen und das
Banat." Freiberg 1798,
Seite 116)
noch
nichts
der Öffentlichkeit
Übermacht worden ist.
Das Dorf Olähpiän (oder
Wallachisch-Piän, im
Gegensätze
zu
dem nahen
Szäsz-Piän oder
Sächsisch-Piän)
liegt am nördlichen
Rande der hohen Gebirgskette,
die Siebenbürgen von der
Wallachei
trennt, wo
diese am weitesten nach Norden vorspringt, gleichsam
an
einem Vorgebirge, 2% Meilen südwestlich von
Mühlenbach
(üngrisch-Szäsz-Sebes),
dem Hauptorte des gleichnamigen säch-
sischen
Stuhles, an dem Sztrugarer
oder Olähpiäner Bache, der
3 Meilen von da bei
Alvincz in die
Maroseh fällt. Das
die südliche
Gebirgskette umgebende Hügelland
von Olähpiän grenzt nördlich
an die
Thai-Ebene des genannten
Flusses.
Die von Olähpiän südlich
liegende, Siebenbürgen von der
Wal-
lache!
scheidende Gebirgskette besteht vorherrschend aus
krystalli-
nischen
Schiefergesteinen, ehemals
sogenannten primitiven
oder
3»
36
Partsch.
ür-Felsarten.
Unter diesen sind
Gneiss, Glimmerschiefer
und
Hörn-
blendegestein
die vorherrschenden. Sie werden von Granit-
und
Quarzgängen durchsetzt. An mehreren Orten ist
ihnen ein grob-
oder femkörniger, manchmal fast
dichter Kalkstein ein-
oder auf-
gelagert. In
grösserer Entfernung
von Olähpiän,
wie am
Vulcan-
Passe,
oberhalb des in die
Wallache!
hinausströmenden
Schyl-
Flusses,
bei Czod und
Resinär, südlich
von Hermannstadt, treten
auch massige oder
Eruptivgesteine 5 Serpentin und
Gabbro
auf.
Übrigens ist diese
menschenleere,- nur den
Sommer über von
zahl-
reichen
Alpenwirthschaften
bedeckte waldige Gebirgskette, die am
Durchbruche des
Schyl-Flusses zu hohen,
von Gemsen bewohnten
Felsenkegeln aufsteigt, sowohl in
geologischer als
geographischer
Beziehung
fast noch unbekannt.
Das Hügelland, das sich nördlich an
dieses Gebirge in
der
Olähpiäner
Gegend anlegt, ist ziemlich hoch, und von den
nach
Norden
allmählich an Höhe abnehmenden Bergen am Rande
der
wallachisch-siebenbürgischen
Gebirgskette im
Äussern und der
Phy-
siognomie nach nicht scharf getrennt. Es dehnt sich
nördlich
bis
an die
Marosch aus, und ist da
durch eine massig breite
Thai-Ebene
von
dem jenseitigen Binnenlande getrennt, das wir von der
Betrach-
tung
ausschliessen müssen.
Die geologische Beschaffenheit dieses
Hügellandes
südlich von der Marosch, oder, da wir uns
beschrän-
ken müssen, des Hügellandes
zwischen Mühlenbach und dem Rande
der
wallachisch-siebenbürgischen Gebirgskette in den
Umgebungen
von
Olähpiän,
Rekite,
Szäszcsor,
Sebeshely u. s.
w. ist eine
von
dem Felsbaue dieses Gebirges gänzlich
verschiedene. Die Bildung
dieser Hügel fällt in
die Perioden der Tertiär- und
Diluvial-Zeit
Der
Hauptmasse nach bestehen sie aus miteinander
alternirenden
Schichten
von quarzigem weissen und
gelben Sandstein, von
verschie-
denfarbigem
Quarzsand, von Thon und
Mergel. Die zwei letzteren Ge-
steine sind meist
von
blaulichgrauen und
röthlichen
Farben-Nuancen.
Auch Bänke von
Conglomeraten und
Breccien treten hie und da
da-
zwischen in untereinander abwechselnden Schichten.
Alle diese Gebilde
verleihen der Gegend, dort wo sie
entblösst sind oder
wo die
Boden-
krumme
die Unterlage
verräth, eine
sonderbare nicht gewöhnliche
bunte Färbung. Hie
und da finden sich in diesen Schichten Braunkoh-
len,
meist in einzelnen Stamm-
oder Aststücken, wohl nur selten
ia
Plötzen.
Das ganze Gebilde wird den
unteren Tertiärschichten
Über
die
geognos
tischen
Verhältnisse
von Olahpian, 37
zuzuzählen sein. Hinsichtlich des
paläontologischen Charakters des-
selben hat mir in
der Olähpiäner
Gegend die
Umgebung des
Dorfes
Szäszesor
überraschenden
Aufschluss gegeben. In den
untersten
allda durch Wasserrisse
entblössten Schichten
von Sand und
Sand-
stein, die aber
mit den oberen parallele Lagerung
haben,
erscheint
jene
grosso Art von
Tornatella (Tornatella
gigantea
Sow^
Acfeo-»
nella
gigantea
<TOrb.), die
an der Wand bei Wiener Neustadt,
bei
Lunz, in der
Garns, bei Hieflau, bei
Windischgarsten und
an
anderen Orten in den Österreichischen und
steiermärkischen
Alpen
die sogenannten
Gosauschichten
charakterisirt. Diese
wurden be-
kanntlich zuerst von den Herren
Murchison <und
Sedgwick
als
eine intermediäre Formation zwischen der Kreide-
und der Tertiär-
Periode aufgestellt, später
aber fast allgemein der
ersteren,
nämlich
der Kreide-Periode, zugewiesen. Bei
Szäszcsor sind diese
Gosau-
Petrefacten
für die Tertiär-Zeit in
Anspruch zu nehmen, und
die
Gliederung der siebenbürgischen, auch durch
ihren Reichthum
an
Steinsalz so merkwürdigen Tertiär -
Formation enthält durch sie
erhöhtes Interesse.
Andere organische Reste sind mir in der
Oläh-
piäner
Gegend nicht bekannt
geworden. In den
Umgebungen
von
Hermannstadt bei
Szakadat finden sich aber
in diesen unteren Ter-
tiär-Schichten Fische und
Seetange. Die letzteren sind durch den
verstorbenen
Grafen Sternberg, dem ich sie mittheilte, in der
Flora
der Vorwelt,
irrthümlich als einer
früheren geologischen Pe-
riode angehörig,
beschrieben worden. Es
heisst nämlich da
(Band II,
S.
3S) bei Beschreibung von
zwei neuen
Cystoseirites-Arten:
in
formatione
inter
schistum
jurassicum
et crefam
inter-
posita
(dies müsste also die
Wealden- oder die
Neocomien-BiI-
dung
sein) a
Partsch
Molasse dicta.
Die reichen Lager von
Tertiär-Versteinerungen von
Ober- und Unter-Festes
oder Bujtur,
von
Rakosd und anderen Orten
der von Olahpian westlich lie-
genden
Hunyader Gespannschaft,
die mit denen des Wiener Beckens
so viel Analogie zeigen,
gehören den oberen Tertiär-Schichten an.
Die
Basis der ganzen siebenbürgischen Tertiär-Ablagerung
dürften,
neueren Ansichten zu Folge, die
Nummuliten-Kalke machen.
Diese
treffen an mehreren Stellen des, das
siebenbürgische Becken umge-
benden
Gebirgsrandes, auf und
lose Nummuliten sind
zuweilen in
solcher Menge über dem Boden verbreitet,
dass sie, wie in
Ägypten
und anderen Ländern,
zu Volkssagen Veranlassung
gaben.
38
Partsch.
Das tertiäre Hügelland von
Olähpiän ist mit
DiluviaI-Schutt
bedeckt.
Diese Bedeckung gewinnt durch den in ihr
stattfindenden
Goldseifenbetrieb
grösseres Interesse.
Sie besteht fast
durchgängig
nur
aus zwei Gliedern, aus Gerollen (Schotter) und aus Sand,
diese
sind aber, wie überall, fast stets mit
einander gemengt, und bald dieser
bald jene
vorherrschend. Lehm und Mergel machen darin
zuweilen
nesterartige Ausscheidungen, bilden aber nur
selten schwache
Bänke. Die im Rhein- und
Donau-ThaIe so
mächtigen Ablagerungen
des
Lösses oder Diluvial
-Lehms sind weder bei
Olähpiän, noch
in
anderen Gegenden
Siebenbürgens anzutreffen. Ein
glimmeriger
Quarzsand von mittelfeinem Korne ist der
Hauptbestandtheil
des
goldführenden
Schuttlandes; in ihm liegen Geschiebe von
Hasel-
nussgrösse
bis zu einem Durchmesser von 3 bis 4
Fuss und
von
mehreren Centnern an Gewicht. Solche
grosse Geschiebe sind
Jedoch
nicht häufig; die meisten haben
Taubenei- oder
Faustgrösse.
Die
Grosse
der 'Geschiebe ist auch
nach den Localitäten
verschieden.
Die
Gebirgsarten und
Mineralien, aus welchen sie bestehen,
sind
der Mehrzahl nach
und mit Hinweglassung der
einzeln vorkommenden
Gesteine folgende: Quarz,
Gneiss, Glimmerschiefer,
Granit, tertiärer
Sandstein und tertiäres
Conglomerat,
Hornblendegestein, Kiesel-
schiefer, Eisenkiesel,
Horn^tein und Jaspis. Der
schwer zerstörbare
Quarz bildet fast die Hälfte
des Gerölles. Dies deutet darauf
hin,
dass
das Gold der hiesigen Seifen ursprünglich in diesem so oft
als
Gangmasse
auftretenden Gesteine enthalten war.
Dea Beweis
dafür
geben
auch die zuweilen vorkommenden
grösseren
Goldgeschiebe,
die noch Quarz
umschliessen und die,
wiewohl auch nur selten sich
findenden, mehr oder weniger
Gold eingesprengt
enthaltenden
Quarzgerölle.
Die Gneissgeschiebe machen ungefähr den
vierten
Theilder
Rollsteineaus. Unter ihnen kommt öfters ein
porphyrar-
tiges
Gneissgestein mit
feingemengter, beinahe
dichter Grundmasse
vor, das jedoch
nicht
mit dem Grünsteinporphyr, der
goldführenden
Felsart
anderer
siebenbürgischen
Gegenden, die im
wallachischen
Grenzgebirge mangelt, zu verwechseln ist.
Der Glimmerschiefer,
der Granit, de? tertiäre
Sandstein und die festen tertiären
Conglo-
merate,
die
Homblendegesteine und die
oben angeführten
unreineren
Abänderungen
des Quarzes
(Kieselschiefer, Eisenkiesel,
Hornstein
und
Jaspis) bilden zusammen und ungefähr zu gleichen
Theilen
das letzte
Viertel der Geschiebe des
OlÄhpiäner
Schuttlandes. Wir
Über die
geogn-ostischen
Verhältnisse
von
Olähpiän,
39
können
hier auf keine nähere Betrachtung dieser Gesteine
eingehen,
müssen
aber doch des interessanten
Ümstandes gedenken,
dass
die
Hornsteingeschiebe
zuweilen Abdrücke von
Planorben und
Lymneen
einschliessen
und daher von einer
zerstörten
Süsswasserbildung
her-
rühren, Das
angegebene
Verhältniss der
Geschiebe gilt nur von
den
Olähpianer
Goldwäschen; an
benachbarten Orten ist dasselbe etwas
verschieden. Die
ihrer Masse nach zusammen nur einen höchst
klei-
nen
Theil der
Gemengtheile dieses
Schuttlandes ausmachenden, erst
im Scheidtroge besser zum
Vorschein kommenden Mineralien von
weit kleinerem Volum
sind: Rutil (die
eisenhaltige
Varietät, die
Werner davon unter dem Namen
Nigrin als eigene
Species
trennte,
magnetischer oder Titan-Eisensand (der Rom der
Wallachen), Gra-
nat, einige nur vereinzelt und in ganz
kleinen Körnern oder
Kry-
stallen
vorkommende Mineralien,
die erst einer näheren
Untersuchung
bedürfen,
endlich das Mineral, das für viele das meiste
Interesse
hat, das gediegene Gold. Das Volum dieses
Metalls wechselt
darin
.von der
Grosse eines Staubkornes
bis zu der einer
Haselnuss,
es
erscheint aber gewöhnlich in kleinen
Plättchen. Rollstücke von Gold
von l
y»
Piset (etwas über
\jz
Wiener Loth) sind schon
sehr selten.
In Sammlungen
finden sich als
grosse Seltenheiten noch
grössere
Goldgeschiebe
von Olähpiän; im
Hof-Mineralien-Cabinete z.
JB. ein
Stück von
3yi6 Loth oder mehr als 15
Ducaten an Gewicht»
im
montanistischen Museum eines, das mit dem
anhängenden Quarz
44%
Ducaten,
wiegt. Ein älterer Schriftsteller,
Köleseri (in
der
Auraria
romanodacica S.
59), spricht von
einer Masse
auri
solidi,
palmae
humanae
cum
digitis
figuram
aemulantis,
pondere
unius
librae.
Zu verwundern wäre
es, wenn man in dem ausgewaschenen
Sande mit dem Golde
nicht schon längst
auch das noch schwerere Platin,
dessen Anwesenheit im
Olähpianer Sande neuerlichst behauptet wor-
den ist,
aufgefunden hätte. Dass sich in dem dortigen
goldführenden
so vielfach durchwühlten
Schuttlande auch
Kunstproducte und
Kno-
chen von
Thieren der Jetztzeit
finden, habe ich bereits in meinem
früheren, der
Akademie vorgelegten
Berichte
angeführt.
•Das Diluvialgebilde von Olähpiän
bedeckt nicht nur das ter-
tiäre
Hügelland', sondern
steigt in den
südlichen
Umgebungen
des
Dorfes auch auf die Höhen des
ürfelsgebirges,
zuweilen bis zu einer
Höhe von 40 Klaftern über
der Thalsohle des
Olähpianer
Baches
hinauf. Die
Unterlage machen aber weit
vorherrschend die Tertiär-
40
Partsch.
schichten, unter welchen Sandstein- und
Mergelbänke vorwalten.
Diese
Unterlage ist
niemals
goldführend. Das darüber
gelagerte
Schuttland wechselt von ein paar Schuhen bis zu
mehreren Klaftern
Mächtigkeit. Schwache Spuren von
Gold zeigt fast die ganze Schutt-
ablagerung; die
Mühe des Wasch ens
oder des Seifenbetriebes
lohnen
aber nur
einzelne Theile derselben,
die durch gewisse
äussere
Merkmahle
(rothe Färbung,
grösseren
Zusammenhang des
Sandes
und
der Geschiebe u, s.
w.) dem Erfahrenen
kennbar, darin
unre-
gelmässig
zerstreute Bänke oder Lager, und Nester oder Putzen
bil-
den. Diese werden
auf dem Scheidbrete
näher untersucht, um darin
vor Allem dem schwarzen
titanhältigen
Eisensand oder Rom, den die
Goldwäscher die Mutter
des Goldes nennen,
nachzuspüren. Die
goldreicheren Lager und Nester
sind meist nur zwei Fuss
mächtig
und erreichen höchstens eine
Mächtigkeit von
fünf Fuss. Die
reich-
sten Lager
befinden sich meist unmittelbar ober der tertiären
Un-
terlage.
Auf die meisten dieser goldreicheren Lager und
Nester wird in
Stollen gebaut, die zuweilen bis 7 Klafter
mit geringer Sorgfalt
ia
die Schottermasse
hineingeführt werden, daher oft einstürzen
und
Arbeiter begraben. Der gewonnene Goldschotter wird
auf
einen
möglichst
nahen Ort, wohin das Wasser aus einem mit
Regenwasser
gefüllten Teiche geleitet werden kann,
in Schiebkarren gefuhrt,
und
allda
der bekannten in Siebenbürgen
pioch sehr wenig
rafHnirten
Bear-
beitung, zuerst mit Krücken in einem
Canale, wodurch die
schwe-
reren Theile dem Scheidbrette zugeführt
werden, und sodann
auf
dem Scheidtroge unterzogen.
Die südliche Gegend von
Olahpiän gewährt
durch die tiefen
Einschnitte und die unzähligen
Wasserrisse, die theils
von Regen-
güssen herrühren, theils in Folge
der Seifenarbeiten durch
das,
aus
künstlichen
Wasserbehältern in
Canälen zugeleitete
Wasser ent-
standen sind und zwischen sich
verschiedengefärbte Schuttmassen
mit
scharfen, abfallenden
Kanten, mit Nadeln und Pyramiden
zurück-
liessen,
ein sonderbares,
zerrissenes und zerstörtes Ansehen, zu-
gleich von
dem hohen Alter des hiesigen Seifenbetriebes
Zeugniss
gebend.
Der
goldfilhrende Sand
und Schotter soll sich mit
abnehmendem
Reichthum
noch weiter nach Osten bis in die Gegend von
Hermann-
stadt
erstrecken, wird aber da
nicht abgebaut.
Über die
geogn
ostischen
Verhältnisse
von Olahpian. 41
Wir müssen hoch
einen Blick auf den
Alluvialboden der Gegend
von
Olahpian
werfen. Die Diluvialablagerung des
goldführenden
Sandes und Gerölles fand vor der
Thalbildung Statt. Was man
daher
in der südlichen Gegend von
Olahpian in den
Thälern des
Ürfelsge-
birges
von goldführendem Schotter
antrifft, ist aus dem
höher lie-
genden
Diluvialschuttland durch
Wassergüsse herabgeführt worden.
An einigen
Stellen, vorzüglich wo Wassergräben in die
Thai-Ebene
ausmünden,
lohnt sich das Waschen
dieses Alluvialschotters mehr
oder weniger reichlich.
Unterhalb der
tertiären, mit Diluvialschotter
bedeckten Hügel
von Olahpian, liegt die ziemlich breite
Thai-Ebene
la
Gruetze, die gegen die
Maros sich noch mehr
erweitert.
Man
sieht da viele kleine Hügel und
Gruben, auch Spuren eines
alten
Wassergrabens. Es
muss hier in alten Zeiten
Gold gewaschen wor-
den sein.
Ein auf dieser
Thai-Ebene, die ebenfalls
dem Alluvialboden
angehört, auf meine
Veranlassung unternommener
und auf die Tiefe
von 3 Klaftern, 2
t/a
Schuh nieder geführter Versuchschacht gab in
den
ausgehobenen und
Waschproben unterzogenen Sand- und
Schotterlagen so wenig
Goldgehalt, dass dieser
Boden, abgesehen
von der Schwierigkeit der
Wasserzuführung, für ganz
unergiebig
erklärt werden
musste.
Olahpian ist der Hauptort des Seifenbetriebes,
der noch 12 be-
nachbarte Ortschaften beschäftiget.
Von 632 Goldwäschern, die im
Jahre 1826, in welchem
ich Siebenbürgen bereiste, in
Olahpian
und
in den 12 benachbarten Ortschaften
conscribirt waren,
befanden sich
277 in dem genannten
Dorfe, Die Zahl der
Goldwäscher ist aber sehr
veränderlich, da in
nassen Jahren der Seifenbetrieb weit schwung-
hafter
ist.
Die Seifenwerke von
Olahpian gehören zu
den ärmsten, den
Betrieb kaum
lohnenden. Man gewinnt in
nassen Jahren (trockene
sind des dortigen Wassermangels
wegen der Ausbeute noch ungün-
stiger)
höchstens SOO bis 700
Piset Gold, oder, da fast
54 Piset
(genauer
53i7/^
Piset) einer Wiener Mark gleich sind, 9 bis 13
Mark
Goldes. Eine sehr unbedeutende Ausbeute, vorzüglich im
Ver-
gleiche mit der jetzigen Goldgewinnung am
Ural und am Altai,
wo
in einzelnen Gegenden, etwa von der Ausdehnung, wie
jene von
Olahpian, oft mehrere Pude Goldes (das Pud oder
40 russische
Pfunde gleich
29%
Wiener Pfund) liefern. Auch sind es meist nur
arme Leute,
gewöhnlich Zigeuner oder sogenannte Neubauern,
welche
43
Parts eh.
gegen die geringen
Vortheile, die ihnen die
Conscription als
Gold-
wäscher
sichert, worunter die Befreiung vom Militärdienste für
sie
die wichtigste ist, der Goldwäscherei sowohl in
den Seifen
von
Olähpiän,
als in den goldreichen Flüssen
Siebenbürgens,
namentlich
der
Aranyos und
Märos, obliegen. Dies
ist in den
Olähpiäner
Gold-
seifen vorzüglich in nassen Jahren, wenn
zugleich Missernten
ein-
treten, der Fall. So wurde in dem regenreichen
Hungerjahre 1816
ausnahmsweise die für die dortige
Gegend ungewöhlich
grosse
Menge
von
1300 Piset oder 24 Mark
Goldes gewonnen.
Bei der Reise, die ich im Auftrage der k. k.
Hofkammer
im
Münz-
und Bergwesen zur
geognostischen Erforschung
Siebenbürgens
unternahm, war es eine der
speciellen Aufgaben, die
ich mir stellte,
die Goldseifen von
Olähpiän, nach
der kurz vorher gemachten Ent-
deckung der sibirischen,
einer genauen Untersuchung zu unterziehen.
Man meinte, es
liessen sich da
ähnliche reiche Lagerstätten
auffinden.
Ich
habe es damals an Ort und Stelle nicht an Bemühungen
fehlen,
und auch an Plätzen, die zu jener Zeit nicht
im Betrieb standen,
Abbauversuche und Waschproben
vornehmen lassen. Das Resultat
war aber überall
dasselbe, nämlich:
dass die Lagerstätte
von
Olähpiän
eine
sehr arme, yon den
sibirischen sowohl an
Reichthum als
auch
in geologischer
Beziehung verschiedene sei
und dass dem lebhafteren
Betrieb der
siebenbürgischen Goldseife
$owohl
Wassermangel, als
auch die, Wasserleitungen erschwerende
-Situation Hindernisse
in
den Weg legen.
Zum
Schlüsse wollen wir
nach den Nachrichten von E r man
in dem Archive für
wissenschaftliche Kunde von Russland (Band 2,
Seite S22
u. s. f.) einen kurzen Blick auf die geognostischen
Ver-
hältnisse
des Waschgoldes in
Sibirien werfen, um diese mit denen
von
Olähpiän»
die wir nun kennen,
vergleichen zu können.
In Sibirien, namentlich am
Ural,
sind die Schuttlager
ebenfalls
nur stellenweise
goldhaltig. Eine solche
goldhaltige Stelle oder
Seife
ist selten über 2000
Fuss lang und 70
Fuss breit, oft aber auch
nur
70 Fuss lang und 14 Fuss breit. Man findet
gewöhnlich mehrere von
ihnen gruppenweise
beisammen.
Die Geburtsorte des
üralischen
Schuttgoldes sind dicht an dem
Fundorte zu
suchen, und meist durch
Zertrümmerung des
ehemaligen
Ausgehenden
entstanden,
da die Gesteinstrümmer immer von Felsen,
die in der
Nähe anstehen,
stammen. Die Vertheilung
des Goldschuttes
Über die
geognostischen
Verhältnisse von
Olahpiän.
43
ist nahe dieselbe, wie die der
ursprünglichen Lagerstätte, und diese
ist
vorzugsweise zertrümmert worden, weil sie der
ursprünglichen
Erdoberfläche sehr nahe
war.
Die
Hauptmasse des
Urals besteht aus
metamorphischen Schie-
fern, vorherrschend
Chlorit- und Talkschiefer,
die aber stellenweise
durch versteinerungsleeren
Thonschiefer und auch,
wiewohl seltener,
durch Glimmerschiefer ersetzt sind.
Diese ürfelsschiefer
werden
von eruptiven oder
massigen Gesteinen,
Granit, Grünstein
oder
Diorit mit
verwandten Augitge steinen
(Rose's
Uralitporphyr),
Ser-
pentin, seltener
Euphotid oder
Gabbro durchbrochen.
Sowohl am
Ural, als in
anderen nordasiatischen Goldwäschen, wie auch in
einem
grossen
Theile von Amerika, hat
man die Erfahrung gemacht,
dass
ein Vorherrschen
von Talksilicaten in den
Gebirgsarten des
Schutt-
landes in letzter Instanz das chemische, und ein
Reichthum
an
Grünstein oder der damit verwandten
Augitgesteine das
geognostische
Kennzeichen,
den unterscheidenden Charakter für die Gebirge
mit
Goldschutt ausmacht. Auch Serpentin, ebenfalls ein
Talksilicat,
den
einige für eine den uralischen
Dioriten oder
Grünsteinen gleichzeitige
Bildung halten, und der am
Ural in einer
merkwürdigen, mit
dem
Chloritschiefer
gleichmässigen
Lagerung auftritt, ist
häullg in
der
Nähe,
und auch im
goldführenden
Detritus selbst zu
finden.
Die Goldgewinnung in Sibirien betrug im Jahre
1842 nach
Erman
(Archiv, Band 4, S. 372) 971 Pud, oder das Pud zu 20
%
Wiener
Pfund gerechnet,
86.6023/5
Wiener
Mark.—Im
Jahro
184K
stieg sie auf 1371
Pud (Erman s Archiv, Band S, S. 728)
oder
T^^Oys
Mark. Dagegen betrug nach den Tafeln
zar Statistik
der
österreichischen Monarchie die Goldausbeute m
Siebenbürgen, dem
goldreichsten Lande
in Europa, im Jahre 1842
auf den
Ärarial-
und
Privatwerken nicht mehr als 3 S 9 7 Mark.
Professor
Schroffer
th eilt bei dieser
Gelegenheit
eine
andere
Zuschrift des Herrn Professors
Nendtvich mit, worin
angezeigt
wird,
dass Herr Moll när
die Existenz des Platins im
Olahpianer
Sande
unzweifelhaft nachgewiesen zu haben glaube.
44
Schrötter.
Professor Schrötter hält nun folgenden
Vortrag:
Eine der Hauptaufgaben jeder Akademie ist, solche
Arbeiten
durch Vereinigung ihrer Kräfte ins Leben zu
rufen und möglich
zu machen, die einzelne Gelehrte
auszuführen nicht im Stande
sind.
Unter diesen
Arbeiten wird sie vor allen anderen jene zuerst
in
Angriff nehmen müssen, welche Bestimmungen zum
Gegenstande
haben, die ihrer Natur nach als Grundlage
für weitere Forschungen
dienen.
Hiezu gehören ganz
vorzüglich dem jetzigen Standpunkte
der Wissenschaft
entsprechende richtige Bestimmungen und Ver-
gleichungen
des eigenen Masses
und Gewichtes mit denen
anderer
Länder. Frankreich ist hierin, wie in so
vielem Anderen, den übrigen
Nationen vorangegangen;
und so viel und so Begründetes man
auch
gegen
die Wahl der daselbst eingeführten Einheiten einwenden
mag:
so bleibt doch die Grundidee, gewisse, mit
Genauigkeit
bestimmbare
constante
Grossen
derNatur
denMass-
und
Gewichts-Systemen zu
Grunde zu legen, eine so
schöne,
dass sie wohl kaum durch
eine bessere ersetzt werden
kann,
so wenig als der
Meter und Gramm sobald aufhören werden, die in
der
Wissenschaft allgemein gebrauchten zu sein.
Alle Akademien
Europa's haben ihre
Aufgabe in dieser Hinsicht
erkannt, und mit mehr oder
weniger Glück gelöst. Es wäre sehr
am
unrechten Platze, wenn ich hier die bedeutenden
Arbeiten mehrerer
derselben aufzählen wollte; ich
begnüge mich nur
anzuführen,
dass
die
letzte, welche von der k.
Akademie in Petersburg unter der
Leitung
Kupfer^s ausgeführt
wurde, wirklich
bewunderungswürdig
ist,
und wohl nur durch die grossartige Unterstützung möglich
wurde,
welche die russische Regierung derselben
angedeihen liess, so
wie
durch
das Talent der Männer, denen sie die Arbeit
anvertraute.
Österreich besitzt
ausser den schönen
Arbeiten von Vega und
beson-
ders denen unseres verdienten
Collegen Stampfer, keine
den
jetzigen Verhältnissen entsprechenden
Bestimmungen über Masse und
Gewichte. Dies gilt ganz
besonders von den
letzteren, wie
sehr
deutlich aus der oben erwähnten Arbeit
Kupfer^ hervorgeht.
Der-
selbe
nahm nämlich ausser
einer neuen Dichtenbestimmung
des
Wassers,
auch eine höchst lehrreiche Vergleichung der in
vers-chie-
denen
Ländern vorhandenen Masse und Gewichte vor.
Um sich
ein
authentisches Originalgewicht aus Österreich zu
verschaffen,
wandte
sich derselbe
an den russischen
Botschafter, Grafen von
Tauschet,
Antrag
wegen
Regulirang
von
Mafsen
und Gewichten. 48
und erhielt einen Gewichtseinsatz aus Messing,
verfertigt
vom
Mechanikus Huck in
Wien, der nicht einmal mit einem ämtlichen
Stempel
versehen war. Wenn sich jetzt ein auswärtiger Gelehrter
an
die-kais. Akademie
in Wien wendete, um durch
sie das wahre öster-
reichische Originalpfand zu
erhalten, so würde die Akademie kaum
in der Lage
sein, diesem Wunsche unmittelbar entsprechen zu
können,
sondern
müsste erst, wenn sie
nicht das Auskunftsmittel des
Grafen
Tatischef
ergreifen wollte, eben die Untersuchungen beginnen,
die
ich in Vorschlag zu bringen im
Begriffe
stehe.
Ein anderer Übelstand liegt ferner für
alle Jene, welche
absolute Bestimmungen zu machen haben,
darin, dass selbst
die
verschiedenen in Wien befindlichen,
Original-Grammgewichte sein-
sollenden mit einander nicht
vollkommen übereinstimmen, wie sich
der
Antragsteller erst neuerlich zu überzeugen Gelegenheit
hatte,
was eine sehr peinliche Unsicherheit zur Folge
hat. Nach allem
diesem glaube ich der
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe
in Antrag
bringen zu dürfen,
dass die kais. Akademie in
Wien sich
vorläufig an die k. Akademie in Paris um
ein Originalmafs und
ein
Originalgewicht
wende, und zwar wäre letzteres nach
demselben
Originale zu nehmen, dessen sich Dumas und
Regnault bei
ihren
letzten
grossen Arbeiten
bedienten; dass die
Akademie ferner
eine
Commission aus
ihrer Mitte zusammensetze, welche zuerst ihr Pro-
gramm
zu entwerfen, und dann der
mathematisch-naturwissenschaft-
lichen
Classe vorzulegen hatte. Erst wenn diese dasselbe
genehmigt
und die
Akademie die nöthigen
Mittel bewilligt hat,
wäre zu
den
eigentlichen
Arbeiten zu schreiten.
Der Antrag wird genehmigt und die
Commission aus den
Herren
Prechtl,
Stampfer und Schroffer
gebildet.
Das wirkliche Mitglied, Professor
Dr. Redtenbacher
zu
Prag, ersucht in einem an die Akademie gerichteten
Schreiben um
Bewilligung von 400 Gulden zum Ankaufe von
Material zu Arbeiten
über organische
Alkaloide der
Solaneen.
Die
Classe beschliesst, dieses
Ansuchen bei der
Gesammt-Aka-
demie
zu unterstützen, welches auch von derselben genehmigt worden
ist.
Aß ' S
eh
r
ötter,
Bericht.
SITZUNG VOM 13. JÄNNER 1848.
Herr Professor
Schrötter erstattet
im Namen der in der
vorhergehenden Sitzung aufgestellten
Commission folgenden
Bericht:
Die Commission, welche in Folge des in der
Sitzung vom
8. Jänner
d.
J. gestellten Antrages
zusammengesetzt wurde,-um
in
reifliche Überlegung zu
ziehen, welche
Normalmasse und
Gewichte
vorläufig von der kaiserlichen Akademie
verschrieben werden sollen,
hält die folgenden
für nothwendig:
1. Einen
Normalmeter von Stahl, ein halbes
Kilogramm
aus
Platin, und einen Gewichtseinsatz von Messing von l
Kilogramm,
mit den Unterabtheilungen bis zu l Milligramm.
Die Commission hält
es für besonders
wünschenswerth,
dass namentlich die
Gewichte mit
denen genau verglichen werden, welche die
Herren Dumas
und
Regnault bei ihren
letzten wichtigen Arbeiten benützt hatten.
2. Da der durch seine Genauigkeit bekannte
Akademiker Herr
Steinheil sich längere Zeit in Paris
aufgehalten hat, um
eine
umfassende
Untersuchung der dort befindlichen Originalmasse
und
Gewichte, so wie eine
Copie derselben zu
bewerkstelligen, so hält
es die Commission für
nothwendig, dass die Akademie auch von
die-
sem
Gelehrten folgende Gegenstände kommen
lasse;
a) Eine Copie des Platin
Metre
primitive aus Glas,
welche in
dem Preisverzeichnisse, das Professor Steinheil
in Nr. 609 der
astronomischen Nachrichten einrücken
liess
, mit Nr. 22
be-
zeichnet ist und 200
fl.
Rhn. kostet; die
Genauigkeit desselben
ist bis auf ± 0,001 Millimeter
verbürgt; und
b) das in
demselben Verzeichnisse mit Nr. 29 bezeichnete
Kilo-
gramm aus Messing vergoldet zu 100 fl. bis auf
±0,1 Milli-
gramm verbürgt.
Die
Classe genehmiget diesen
Bericht. Die beantragten Ausga-
ben wurden später
von der Akademie bewilliget.
Hyrtl.
Abhandlungen.
Parts
ch
über Meteoreisen. 47
Herr Professor Dr. Hyrtl legt der
Classe eine
druckfertige
Abhandlung über drei verschiedene
Gegenstände vor. Der erste ist
ein neuer Muskel des
Gehörorgans bei
Phoca
mtulina, Er
entspringt
an der inneren Wand der Trommelhöhle und
befestigt sich unter der
Gelenkfläche des Ambosses.
Seine Wirkung besteht darin, den Steig-
bügel durch
den Ambos stärker in
das ovale Fenster zu drücken, und
durch Druck auf
die Perilympha des
Labyrinths die
membrana
tym»
pani
secundaria nach
aussen zu
drängen.
Den zweiten und dritten Gegenstand bilden
Zusätze und Berich-
tigungen über die
Trommelhöhle und die
Gehörknöchelchen
seltener
Säugethiere
aus der Ordnung der
Marsupialien:
Phascolomys,
Pera-
meles,
Phalangista, und die
Beobachtung eines grossen
herzförmigen
Sesambeines im
Musculus
stapedius des
Wombat.
Herr Custos P
arisch berichtet über das bei
Seeläsgen, un-
weit Frankfurt an der
Oder, gefundene
Meteoreisen:
Die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe hat mir in
der
Sitzung vom 23. December v.
J. ein kleines Stückchen
Metcoreiscn
übergeben, um dasselbe der
Meteoriten-Sammlung des k. k.
Hof-
Mineralien-Cabinetes
einzuverleiben. Es wurde auf
Veranlassung
unseres
verehrten Mitgliedes, -Herrn
Bergralhes II cU ding
er, von
Professor
Goppert in Breslau an die
Akademie eingesendet
und
stammt von einer
fast zwei Centner schweren ELscnmasse,
die bei
Seeläsgen,
einem Dorfe in der Provinz
Brandenburg*,
Frankfurter
Regierungsbezirk
, Kreis Schwiebus,
gefunden und von da nach
Breslau gebracht worden ist. Professor
Düflos
daselbst hat
in die-
ser Masse nebst
dem Eisen: Nickel, Kobalt, Phosphor u. s.
w. ge-
funden und
dadurch ihren meteorischen
Ursprung,
den schon
das
Äussere der
Masse vernmthen liess,
festgestellt.
Die letzteren Nachrichten sind der
Breslauer Zeitung
vom
9. December v. Jahres entnommen und gingen aus dieser in die
Wiener
Zeitung und in die österreichischen Blätter
für Literatur,
Kunst u. s. w.
über.
Die Seeläsgener Eisenmasse ist
seitdem um eine ansehnliche
Geldsumme von zwei Privaten angekauft worden und
wird gegen-
48
Part s
eh.
Über das Meteoreisen
von
Seeläsgen.
wärtig m
Breslau zerschnitten. Ein
Theil der Fragmente wird
Dach
Dresden
wandern und dort käuflich ausgeboten werden, ein
anderer
soll in feste
Hände gekommen sein.
Dem kais.
Mineralien-Cabinete
sind
von Dresden bereits zwei Musterstückchen von diesem
Eisen
zugekommen, die ich der Akademie zur Ansicht
vorlege. An dem
einen wurden hier vier
Schnittflächen polirt
und sodann mit Salpe-
tersäure geätzt, von dem
anderen ein kleines Stückchen abgesägt,
um das
specifische Gewicht zu
bestimmen. Auch der kleine
von
der Akademie
erhaltene Abschnitt wurde polirt und
geäzt,
und
liegt ebenfalls zur Ansicht vor.
Durch die eben genannte Behandlung (Poliren und
Ätzen.)
kann
bekanntlich die innere Beschaffenheit der
Meteor-Eisenmassen
aufgeschlossen
werden. Es ist dadurch bei den bisher bekannt
ge-
wordenen
Eisenmassen eine nicht geahnte Verschiedenheit an
Tag
gekommen. Herr von
Widmannstätten hat
das Verdienst,
die
Entdeckung jener merkwürdigen Figuren an, durch
Hitze angelau-
fenen oder mit Säuren behandelten
Meteoreisen gemacht zu haben,
die man ihm zu Ehren
Widmannstättische
Figuren nennt.
Hofrath
von Schreibers
hat in den Beiträgen zur Geschichte und
Kennt-
niss
meteorischer Stein- und Metallmassen die Natur derselben
ge-
nauer
erörtert und auch
zuerst unmittelbare Abdrücke von
geätzten
Flächen
einiger Arten von Meteoreisen geliefert. In der
Schrift:
„Die Meteoriten oder vom Himmel gefallenen
Steine und Eisen-
massen im k. k.
Hof-Mineralien-Cabinete zu
Wien," habe ich
die
innere Beschaffenheit aller in unserer
Meteoriten-Sammlung befind-
lichen, auf die
verschiedenste Art zu wissenschaftlichen
Untersu-
chungen
vorgerichteten.
Eisenmassen erörtert und dieselbe darnach
in eine
systematische Reihe zu bringen gesucht. Wir wollen
nun
sehen,
wie das meue
Seeläsgener Eisen
beschaffen ist, und wo wir
dasselbe
einzureihen
haben
werden.
Dieses Meteoreisen gehört zu den derben
Eisenmassen von
unbestimmter Form, oder zu jener
Abtheilung, in welcher
keine
Einmengungen
vorkommen, die
auf die Gestalt des Eisens
Einfluss
ausüben
können, wie dies zum
Beispiel bei dem
Palass^schen
oder
sibirischen Meteoreisen der Fall ist, bei welchem
der eingemengte
Olivin die ästige oder schwammartige
Gestalt des Eisens, wenn er
aus der Masse heraus
gefallen ist, bestimmt.
Von fremdartiger
Einmengung ist in
den, uns zur Ansicht
vorgelegten drei kleinen
Parts
eh. Über
das Meteoreisen von
Seelfsgen.
49
Eisenstücken von
Seeläsgen nur
Schwefelkies oder Schwefeleisen,
und zwar die in
Säuren nicht lösliche Art enthalten. Dieser
Schwe-
felkies ist in &ehr
kleinen Pünktchen
durch die ganze Masse zer-
streut, aber auch in kurzen
Linien vereinigt, die in verschiedenen
Richtungen durch
das Eisen ziehen. Die Ätzung hat an diesem
Eisen
keine
Widmannstättischen
Figuren zum Vorschein gebracht.
Nach den verschiedenen
Richtungen der Schnittflächen erscheint
auf diesen
entweder -nur eine rauhe,
körnige Oberfläche, oder
es
durchziehen
diese (abgesehen von den erwähnten
Schwefelkies-
Linien) sehr feine und undeutliche, schwach
eingeschnittene Linien,
die sich zuweilen berühren
und schneiden. In dieser Beziehung
ist das
Seeläsgener Eisen den
Meteor-Eisenmassen von
Tucuman
in der
Argentinischen oder La
PIata- Republik und denen
vom Senegal
verwandt, noch verwandter aber dem im Monate
Juli 1847 bei
Braunau
in Böhmen gefallenen Meteoreisen, von welchem der
Classe
ein
kleines geätztes Stückchen, an welchem
ebenfalls
verschiedene
Richtungen in den vertieften Linien der zwei
Schnittflächen wahr-
zunehmen sind, zur Ansicht und
Vergleichung vorgelegt wird.
Der Bruch ist an dem Seeläsgener
Eisen, wenigstens in den
zu unserer
Kenntniss gelangten
Proben, uneben und nicht so
ausgezeichnet blättrig,
wie an dem
Braunauer Eisen. Das
speci-
fische
Gewicht ist bei 13° R.
7-S9, die Härte
4-0 (also
unge-
wöhnlich
gering).
Eine merkwürdige
Eigenthümlichkeit des
Seeläsgener Meteor-
eisens wird mir aus Dresden
durch Herrn Bondi,
Eigenthümer
eines
Theiles der Masse, nach
Nachrichten, die ihm von
Breslau
von einem
Augenzeugen bei Durchsägung derselben
zukamen,
berichtet. Diese wird nämlich von
verschiedenartigen, den Zusam-
menhang der Masse jedoch
durchaus nicht gefährdenden Rissen
oder Spalten
durchzogen, welche sich öfters
erweitern und
eine
Zelle
abzeichnen oder auch wieder verengen. Diese Risse
oder
Spalten sind nicht Folge einer Zerklüftung, die
von Verwitterung,
wie beim
Arvaer Meteoreisen
herrühren, sondern ursprüngliche
Gänge und
öfters mit einer noch
zu untersuchenden
schwärz-
lichen Substanz
erfüllt. Diese
Substanz schliesst
zuweilen
kleine,
isolirte
Partien oder Inselchen voa
Eisea
ein. Wie es
scheint,
sind
von der
Binde
aus, iß
welche,
and
autbin
an die
ursprüng-
liche
OberiäeJte
der Masse, die
Gänge
ausmünden,
eine
Veräa-
Sitzl><
d.
iaatlM?H»,-aat(rw.
CL
I. Bd.
^
§0
Partsch. Über das
Meteorelsen von
Seeläsgen.
derung der
schwarzen, die Spalten oder Gänge ausfüllenden
Sub-
stanz
vorgegangen, die in ein braunes Eisenoxyd-Hydrat
um-
geändert worden ist.
Eine andere Merkwürdigkeit dieses Eisens
besteht darin, dass
von
der Oberfläche der Eisenmasse innerhalb dieser
Gangspalten
Zacken oder zähnige Gestalten von Eisen
aus der Masse
hervor-
treten,
die das braune Eisenoxydhydrat umhüllt. Dies ist noch
bei
keiner anderen meteorischen Eisenmasse wahrgenommen
worden.
Eines von den zwei, von Herrn
Bondi mir eingesendeten
und der
Akademie vorliegenden Stückchen, zeigt die
braune Oberfläche
einer
Gangkluft und einen daraus
sich erhebenden kleinen
Zacken
ziemlich
deutlich. Derlei Zacken, oder um in der
mineralogischen
Terminologie
zu sprechen, derlei zähnliche und
drathförmige,
nachahmende
Gestalten, durch
reihenförmige
Zusammenhäufung
von
Krystallen, die
sich gegenseitig berührten und in der
Ausbildung
hinderten, entstanden, mögen in diesem
interessanten Eisen wohl
noch weit ausgezeichneter
vorkommen.
Zur Geschichte des brandenburgischen Meteoreisens
diene
noch folgende mir ebenfalls von Herrn Bondi
mitgetheilte
Notiz.
Die Masse wurde vor
mehreren Jahren in der
Nähe des
Dorfes
Seeläsgen
auf einer Wiese, beim
Ziehen eines Grabens, 7 Ellen
tief unter der
Oberfläche des Bodens gefunden. Der
Eigenthümer
des
Grundes verkaufte sie an
einen Eisentrödler in dem benach-
barten
Städtchen
Zülliehau, bei dem
sie einige Jahre verblieb, bis
ein
Breslauer Mechaniker,
durch die bei Braunau in
Böhmen nieder-
gefallene Eisenmasse aufmerksam
gemacht, sie kürzlich ins
Auge
fasste und an sich
brachte.
Wie viele solche, entweder in vorhistorischer
oder in einer
Zeit, als die Erde noch wenig
bevölkert war,
gefallene
Eisenmassen
mag die
Oberfläche der Erdrinde nicht noch
einschliessen!
Dieser
merkwürdige Fund erinnert an die vielen
Meteor-Eisenmassen, die
man in den letzten Jahren, als
sich die Aufmerksamkeit mehr auf
solche Gegenstände
richtete, bei Urbarmachung bis dahin wüst
ge-
legener Landstriche in den Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika
aufgefunden
hat. Es sind ihrer allda in wenigen Jahren,
vorzüglich
durch die Bemühungen der Herren
Troost und
Shepard 18 bis
20
bekannt geworden, unter welchen aber etwa 2 oder 3
Kunstpro-
ducte
sein dürften.
81
SITZUNG VOM 10.
FEBRUAR 1848.
-Uer
Präsident der Classe,
Herr Hofrath
Baumgartner,
richtete
an die bei dieser Sitzung zum ersten Male
anwesenden neugewählten
wirklichen Mitglieder, die
Herren K oll a r, Burg und
Fenzi,
dann an die
correspondirenden
Mitglieder, Herren v. Hauslab,
Ritter v. Hauer,
Heckel, Hessler und L.
Redtenbacher,
einige
begrüssende Worte, in
welchen er sie aufforderte, ihre
wissenschaftlichen
Kräfte den Zwecken der Akademie
zuwenden
zu
wollen.
Herr
Bergrath Haidinger gab den
Abriss eines
Aufsatzes:
über die Metamorphose der
Gebirgsarten, den er
nach
einem etwas
grösseren Plane
schon vor einiger Zeit
begonnen hatte,
aber
duren
mancherlei
Zwischenfölle
zu vollenden verhindert
war.
Er sollte
eine
Dwehfuhraog der Studien an
Pseudomorphosen
im
Vergleiche mit den der
metamorphlsehen
Gesteioschichten
sein.
An das Einzelne
sollten
sich Schlüsse
anreihen
lassen. Aber
während die einzelnen Fälle
gesammelt'
wurden, zeigte sich eine
einleitende Betrachtung
nothwendig, um den
Standpunkt genauer
zu bezeichnen, von dem man ausgehen
soll. Diese allein ist es,
welche hier in den
allgemeinsten Zügen gegeben wurde.
Bergrath Haidinger bemerkte,
dass es nun bald nicht
mehr
gestattet sein dürfte, über Metamorphismus
im Allgemeinen eine
abgerissene Mittheilung zu machen,
ohne, wie auch er es beab-
sichtigt, eine
Reihe von
Thatsachen daran zu
knüpfen; so allge-
mein ist die Lehre schon
verbreitet, so wichtige
Arbeiten
wurden
von den
trefflichsten Geologen
geliefert, einem Mac
Culloch,
^
52
Haidinger. Metamorphose
Boue, L. v.
Buch, Elie de
Beaumont und
Dufrenoy,
Lyell,
Keilhau, Studer,
Fournet, A. Escher,
Hoffmann,
Forchhammer,
Virlet, de
Boucheporn,
Durocher,
Bunsen
und Anderen. Indessen fehle nach seiner Ansicht
gerade
ein wichtiger Punkt in den bisherigen
Betrachtungen, den jener
Aufsatz hätte
ausfüllen sollen, nämlich das in
Übereinstimmungbrin-
gen der eigentlich geologischen
und der
mineralogischen
Studien.
In dem Studium der Sprache der Natur beginnt dieses
mit
dem Kennenlernen der Buchstaben, jenes mit dem
Durchblättern
eines
in fremder Sprache geschriebenen Buches. So wie die
oben
genannten Geologen bereits manche schöne
Fragmente in der Ge-
schichte der Bildung unseres
Erdkörpers
enträthselt, seien
auch die
mineralogischen Studien nicht
vernachlässiget worden, wie die Ar-
beiten von
Blum,
Mitscherlich, Gustav Rose,
Breithaupt,
Marx, Zippe,
Dana, Forchhammer,
Landgrebe u. s.
w.,
beweisen.
Er selbst habe stets den Gegenstand mit vielem
Antheile
betrachtet, es
sei jetzt wieder ein
Abschluss
nöthig, und er
glaube
auch das Wenige nicht mehr zurückhalten zu
dürfen, was er zu
diesem
Zwecke beitragen
könne, mit dem alleinigen Wunsche, den
jüngeren
Kräften nicht im Wege zu stehen, wenn sie
abwarten,
aber auch nicht
thatlos von denselben
überholt und zurückgelassen
zu
werden.
Die Metamorphose des Felsdolomites wurde von
geologischer
Seite als eine
Thatsache vorausgesetzt;
die Pseudomorphose
von
Dolomit nach
Kalkspath wurde von
mineralogischer
unwiderleglich
bewiesen1).
Als Verbindung steht der durch Herrn von
Morlot
ausgeführte
Versuch da, Dolomit und
Gyps durch gegenseitige
Zer-
setzung von Kalkspath und Bittersalz
darzustellena).
Bei den Studien der einzelnen Fälle der
Gebirgs-Metamor-
phose,
sollten folgende Punkte immer möglichst
berücksichtigt
werden:
l. Angabe eines dem gegebenen entsprechenden
Falles einer
bekannten
Krystall-Pseudomorphose.
1)
W. Hai ding er.
Transaciions
of
ihe
Royal
Society
o
f
Edinburgh,
for
1827,
u. a.
2)
Naturwissenschaftliche
Abbandlungen gesammelt und
durch
Subscription
herausgegeben
von W. Haldiuger I. S.
305.
der
Gebirgsarten.
53
2. Nebst der bisher gebräuchlichen
Darstellung der in
der
KrystalI-Pseudomorphose
stattfindenden chemischen
Unterschiede,
noch
die Theorie des Vorganges bei dieser Veränderung durch
ein
genügendes chemisches Agens.
3. Beziehung des letzteren Vorganges auf die
metamorphosirte
Gebirgsart.
4. Erläuterung durch einen Versuch, wo es
möglich ist.
Das Wort Metamorphose bedarf hier weniger
einer Defi-
nition, als die verschiedenen Ausdrücke,
welche innerhalb derselben
gebraucht wurden.
Unmittelbar auf den
chemischen Act des
Vor-
ganges, ob dieser in
oxydirender oder
reducirender,
elektronegati-
ver
oder elektropositiver
Richtung vorgehe, den Veränderungen am
Zinkpole, der
Anode, oder am Kupferpole, der Kathode
entsprechend,
beziehen sich die von
Haiditiger vorgeschlagenen
Ausdrücke
a n o gen und k a
logen
1). Sie
bezeichnen zugleich die
geologi-
sche Stellung des in der Veränderung
begriffenen Krystalles,
ob
dieser mit
sammt der
umgebenden Masse
hinaufgehoben oder
hinab-
gedrückt sei. Herrn von
Humboldts Ausdrücke:
endogen und
exogen
2) geben den
Gegensatz der eruptiven,
und der sedimentär
gebildeten Gesteine. Sie beziehen
sich auf diejenige Periode in der
Bildung der
Gebirgsarten, von welcher
an erst die Anogenie
oder
Katogenie beginnt.
LyelPs Ausdruck:
hypogen stimmt mehr
mit
dem von H u
mboldf
sehen endogen
überein, doch in ausgedehnte-
rem Sinne, indem er
auch das Metamorphische begreift.
Der
Vorgang bei der Bildung
von
Krystall-Pseudomorphosen
muss
dem bei der Metamorphose als
Vergleichung dienen.
Er setzt
einen Strom von soleher Beschaffenheit
voraus,
dass er gerade
die
Erscheinung erklärt.
Dies fuhrt auf die nähere
Betrachtung der
überall
vorhandenen
Gebirgsfeuchtigkeit,
welche alle Gesteine durchdringt. Es
werden sowohl die
wässerigen Auflösungen unter diesem
Abschnitte
betrachtet, als auch diejenigen
Flüssigkeiten, welche durch begin-
nende oder noch
vorhandene Erweichung
und
Schmelzung
der
wasserlosen
Mineralspecies selbst
entstehen,
A)
Abhandlungen
der k.
bohm.
Gesellschaft
der
Wissenschaften
V.
Folge,
Bd.
3.
2)
Kosmos I. p.
47$,
g
A;
Haidinger.
Metamorphose
Die
Gebirgsfeuchtigkeit ist in
den Gesteinen in beständiger
Be-
wegung,
aber in einer sehr allmählichen. Ja sie kann oft als
nahezu
unbeweglich angenommen werden, während die in
derselben gelös-
ten
Bestandtheile ihren Ort
verändern, und der Wirkung chemischer
Kräfte
freigegeben sind. Die Gebirgsfeuchtigkeit füllt alle
zufällig
in den Gesteinen enthaltenen Hohlräume
aus. Blasenräume
geschmol-
zener Massen, Klüfte, Spalten u. s.
w. In diesen werden
aufgelöste
Körper
leicht abgesetzt. Sie sind
durch die Wände in die Räume wie
durch ein
Filtrum gedrungen; sie
sind buchstäblich
infiltrirt,
Die Materie
kommt nicht durch einen einzelnen Punkt oder
Canal
ursprünglich
in den Raum, sei es
BIasenraum,
Gesteindruse
oder
Gang,
daher auch dieser Vorgang, ganz analog dem
Durchdringen
der Flüssigkeiten durch die Poren des
Filtrums, nicht dem
Eintropfen
in ein
Gefäss entspricht. L.
v. Buch hat längst die Analogie der
Ausfüllung
von Blasenräurnen und
Gängen ausgesprochen.
Auch
Nöggerath hat
in der neuesten Zeit viel Wichtiges über die
Bildung
der Achatkugeln mitgetheilt.
Bei den Kugeln kann man
grösstentheils den
chemischen Bestand
aus
dem Nebengestein erklären, bei den Gängen gellt dies
nicht
so leicht. Aber ihrer
grösseren Ausdehnung
wegen, hat man da
auch,
wie
Cotta sehr richtig bemerkt
„einen viel grösseren Spielraum
für
Translocationen."
Die Gebirgsfeuchtigkeit verbindet die mit
derselben in
unmittel-
barer Berührung stehenden Extreme, auf
einer Seite die
grossen.
Wasseransammlungen
der Erdoberfläche,
auf der
ändern die
unbe-
kannte Tiefe, jene befinden sich in einem
anogenen, diese in
einem
katogenen
Zustande, ein
Gegensatz, der sich in der
chemischen
Beschaffenheit der atmosphärischen
Niederschläge und Oberflächen-
wasser
gegenüber der aus
grossen Tiefen
heraufdringenden Quell-
wasser erkennen
lässt
Die Gebirgsfeuchtigkeit, sei sie wässeriger,
sei sie durch
anfangende Schmelzung bedingt,
feurig-flüssiger Natur, befindet
sich immer in dem
Zustande der
Amorphie.
Corpora
non
agunt
nisi
sint
amorpha,
Treffend sagt Fuchs: Dem
krystallini-
schen
Zustande
muss immer der amorphe
voraus-
gehen
i). Aber das Amorphe ist
in der That noch ein dem
flüssigen
l)
Über
die Theorie der Erde, den Amorphismus fester
Körper,
u. s.
w.
der
Gebirgsarten.
55
analoger Zustand. Man hat z. B. dieselbe
chemische Mischung in den
drei
verschiedenen Formen des
Erscheinens, als Granat,
als
Vesu-
vian,
als Glas. Magnus,
Mitscherlich,
Deville,
Gustav
Rose haben in Bezug auf diese und andere
Mischungen
manche
werthvolle
Arbeit geliefert.
Wenn ein Individuum einer Species zerstört,
ein
Individuum
einer
neuen gebildet wird, muss
nothwendig ein amorpher
Zustand
dazwischen liegen. Die
allerallgemeinsten
Beziehungen in der Bil-
dung von Individuen neuer
Species, sind die Oxydation
und die
Reduction. Nach diesen
sind die Pseudomorphosen
in
ano-
gene
und katogene zu
unterscheiden. Es verdient bemerkt zu
werden
dass,
während bekanntlich in der
elektro-chemischen
Spannungsreihe
Oxygen
und Kalium die Endpunkte sind, und während das
Oxygen
sich vornehmlich
an der Erdoberfläche
findet, das Kalium, wenn
auch
oxydirt als Kali,
manchen Schichten in der
Tiefe neu zugeführt wird.
Für die
Bildung der Individuen
jeder Species gibt es gewisse
vorzüglich
günstige
Umstände, die noch
ein recht genaues
Studium
verdienen. Ruhe und
ein langer, andauernder
Fortschritt in
elektro-
positiver
oder katogener Richtung,
ist dabei unerlässlich.
Entgegengesetztes findet an der Oberfläche
und in der Tiefe
Statt. Es muss einen Punkt geben, ein
Niveau, einen Horizont, wo
sich die entgegengesetzten
Wirkungen berühren. Die steigende
Erwärmung
gegen das Innere zu, erreicht in gewissen Tiefen
den
Schmelzpunkt des Chlornatriums, in
ändern den
Schmelzpunkt der
Schwefelmetalle, in
ändern den
Schmelzpunkt der ganzen Masse.
Für die Bezeichnung
der Gegend, wo diese und andere
verschiedene
Wirkungen
eintreten, schlägt
Bergrath H a i dinge r den
Namen
eines R
e
actions-Horizontes vor, um
sie Herrn von
Humboldts
Ausdrucke
anzuschmiegen, der die mannigfaltigen dahin
gehörigen
Erscheinungen „Thermalquellen,
Ausströmung von
Kohlensäure
und Schwefeldämpfen, harmlose
Salsen,
Schlammausbrüche und
die
furchtbaren
Verheerungen
feuerspeiender Berge
— aneinander
gereiht
zusammenschmilzt^
in einem grossen
Naturbilde, dem Begriff
der
„Reaction des
Innern
eines Planeten gegen seine
Rinde
und
Oberfläche."
Herr Bergrath
Haidtnger verfolgte nun
die Verhältnisse,
welche
bei dem
Beaetions -
Horizont
für das Eisenoxyd
stattfinden. An
der
Erdoberfläche
unter dem
Einflüsse der
Atmosphäre wird nur
g g
Haidioger.
Metamorphose
Eisenoxydhydrat, selbst oft in Verbindung mit
organischen Säuren,
gebildet. Unter dem Einflusse
von Wasser, Pressung und
Ausschluss
der
oxydirenden,
atmosphärischen Einflüsse bilden sich in den
Schich-
ten anstatt
der
ursprünglichen,
folgende Körper:
Eisenoxydhydrat
Eisenoxydul,
Organische Reste
\ Kohlensaure
Salze,
Schwefelsaure Salze
Schwefelkies;
Forchhammer hat die schwefelsauren Alkalien in
den
fucusartigen
Pflanzen
der heutigen Meere nachgewiesen. Der
Einfluss
ähnlicher
organischer Körper auf die Bildung
des Schwefelkieses der skandina-
vischen Alaunschiefer
wird dadurch unzweifelhaft.
Aber diese Veränderung erheischt noch keine
bedeutend
erhöhte
Temperatur, wenn auch die allmählich
steigende günstig auf
den
Vorgang einwirken kann. Man trifft immer
dabei noch auf
keinen
rothen
Thon, keinen
reihen Schiefer, keinen
rothen Sandstein —
von
reihen
Porphyren oder Graniten nicht zu sprechen. Nur
trockenes,
wasserloses Eisenoxyd bringt diese
Färbung hervor, und
zwar
im
oder unter dem
Reactionshorizonte
für das Eisenoxyd. Dann wer-
den Eisen
oxydhydrat.
Eisenoxydulhydrat,
Spatheisenstein,
Schwefel-
kies, je nach den
eigenthümlichen
Verhältnissen ihres Zusammen-
vorkommens mit
anderen Mineralien
zerlegt, ein Tlieil
des
Oxygens
zur Bildung von
Eisenoxyd verwendet, ein
anderer geht mit
Hydro-
gen
als Wasser fort, oder es bilden sich
durch die Verbrennung
und
Reduction
schweflige Säure, Schwefelwasserstoff und
Kohlenwasser-
stoff. — Die gleichzeitige Bildung
von schwefliger Säure und Schwe-
felwasserstoff hat
kürzlich Bunsen am
Hekla sowohl in der
Natur
beobachtet, als
auch der Erklärung vieler Erscheinungen in
dem
vulcanischen
Haushalte der Natur zum Grunde gelegt. Man darf
sie wohl
in allen Tiefen vor sich gehend
annehmen, wo sich die
Ver-
änderung des Zustandes der
Gebirgsschichten durch sie
erklären lässt.
Der
Reactionshorizont für
das Eisenoxyd ist die untere Grenze
des Bestehens von
Eisenoxydhydrat, und
überhaupt so ziemlich die
Grenze
für die
Wasserhaltigkeit der Gesteine, oder ein R
e a
c t i o n
s-
horizont
für das Minimum des Wassers. Aber da von
oben
nieder der Druck
des Wassers immer zunimmt, so
muss es
zwischen
der Oberfläche und jenem auch einen
Reactionshorizont für
das
Maximum des Wassers
geben, eine Gegend, in der das Wasser
der
Gebirgsarten.
57
von oben nieder und von unten hinauf
gleichförmig in die
Gesteine
eingepresst
wird. Hier ist wohl der
geologische Ort für
die
Erzeugung solcher Verbindungen, in welchen nach
Scheerer
drei
Atome Wasser ein Atom Talkerde in fester chemischer
Verbindung
zu ersetzen im Stande sind, hier der Ort
für die Spannung gewisser
Quellen, endlich so
mancher wässeriger
Eruptionen.
Die Verbindung
durch, die
Gebirgsfeuchtigkeit
geschieht ohne
Zweifel auf den
Sandlagern, die sich
zwischen Thonschichten
finden.
Letztere verhärten zu Mergel, zu
Schieferthon, auf
ersteren
bewegt
sich das Ausgeschiedene, von dem insbesondere die
aufgelöste Kiesel-
erde sich mit dem Sande
verbindet, und so nach und nach die festen
Sandsteine
hervorbringt.
Das Studium der Gesteine
theilt sich in das der
Verhältnisse
ihrer ursprünglichen Ablagerung
und in das der
Verän-
derungen,
welche sie seitdem erlitten haben, oder ihre
Meta-
morphose.
Das erste, nach
LyelFschem
Princip der
Zurückführung auf
bekannte Verhältnisse
erscheint in 3 Abtheilungen
t):
1. Aus dem
flüssigen Zustande fest geworden, und
ursprüng-
lich geschmolzen.
2. Aus einem Gemenge mit Wasser abgesetzt, oder
im eigentli-
chen Sinne des Wortes
sedimentär.
3. Durch organische
Processe gebildet, oder
ursprünglich
Reste des Pflanzen- und
Thierreiches.
Die aus feurigem Flusse abgekühlten Massen
sind wieder ent-
weder
,glasig oder steinig. Sie
enthalten
Bruchstücke
anderer
Gesteine, Blasenräume,
Krystalle; letzteres
ist schon
Metarmorphose.
Sedimente aus Wasser sind die
Tufe»
Breeeien,
Conglomerate,
Schutt,
Geschiebe, Schotterbänke, Sand, Schlamm; letzterer
kie-
sel-oder
thon-, oder kalkartig. Die
chemischen
Kalkniederschläge
reihen
sich den letzteren an. Analog den Sedimenten aus
Wasser
werden
die aus der Atmosphäre
betrachtet Die Meteoriten
geben durch
ihren oft
hoehkrystallißisehea
Zustand den Beweis langer
Ruhe
und
selbststäüdiger
Entwiekeluag
durch
Krystall - Metamorphose.
Durch
organisehe
Kräfte gebildet geben
Torf-, Treibholz, Humus-,
nach
F
o rehhammer
Fucüs-AbIagerungen
Veranlassung zur Bildung der
1)
Vergl.
W.
Haidioger's
Handbuch
der
bestimmenden
Mineralogie S. 315.
§8
Haidinger. Gebirgs-Metamorphose.
Kohlenschichten.
Kiesel-Polygastrier und
Kalk-Polythalamier
erschei-
nen im Grossen
als sedimentäre Schichten, die Korallenriffe,
nach
Darwin
auf sinkendem Meeresboden aufgebaut, treten bereits
aus
der
Arbeitsthätigkeit des
Thierreiches mit
Gesteinfestigkeit,
als
Anfangspunkt
für Metamorphose in das Reich des Geologen ein.
In den abgelagerten Schichten beginnt nun die
eigentliche
Gebirgs-Metamorphose, durch
-die Bildung von
Krystall-
Individuen.
Die Krystallisation ist in
der That der Charakter
der
Metamorphose. Jedes
krystallinische Gestein
kann unbedingt als
ein
metamorphisches
betrachtet werden, denn es war einst nicht,
was
es jetzt ist. Man
hat von einer ersten Erstarrungskruste
i)
der
Erde gesprochen, und als solche die
krystallinischen
Schiefergesteine
betrachtet.
Aber selbst angenommen, es habe je eine solche
Rinde
gegeben, so
muss ihre
Beschaffenheit eine andere
gewesen sein.
Ein glühender Erdkern konnte eine
hohle Wasserkugel entfernt
von
sich halten, wie
das Beispiel des L
eidenfrosf
sehen
Tropfens,
wenn der
Reactions-Horizont
für das Minimum des Wassers
ausser-
halb
desselben füllt. Nähert er sich, so kann sich erst nur
Obsidian,
Schlacke,
Perlstein, steinige Lava bilden, bevor die
Krystallisation,
die eigentliche Metamorphose beginnt.
Man kann also selbst
dann
^ nur in der
Metamorphose eine Erklärung des gegenwärtigen
Zustan-
des jener krystallinischen Schiefer finden. Wenn
man also auch eine
ursprüngliche
Erstarrungskruste annimmt,
so bleibt doch nur die
Theorie des Metamorphismus, welche
eine genügende
Construction
für
den Vorgang bei der fortschreitenden Ausbildung zu geben
im
Stande ist.
l
,
Noch neuerdings hat N au m a n n auf das
Vorkommen von
Linear-
und
Flächen-Parallelstructur
auch unzweifelhaft eruptiver
Massen
hingewiesen.
Sie lassen die Schieferung der
Gneisse und
Gneiss-
granite
nicht als
ausschliesslichen Beweis
wässeriger, sedimentärer
Bildung
annehmen.
Für die Verfolgung der Veränderungen in
einzelnen Gestei-
nen sind spätere Mittheilungen
bestimmt.
Herr
Bergrath Haidinger
überreichte für. den Verfasser
die
kürzlich vollendete „G
eogno s tische Karte der
Umgebungen
A)
Vergl.
Cotta,
Grundriss
der
Oeognosie
und Geologie
§.
386.
Czjzek.
Geognostische Karte der
Umgebungen
Wien's.
SO
Wien^s," von
Johann Czjzek, k. k.
Montan-Hoftuehhaltungs-
Rechnungs-Officialen,
und gab dabei einige Erläuterungen über
die
Geschichte ihrer Ausarbeitung und
Herausgabe, so wie
über die
Einrichtung und den Zweck
derselben.
Der höchst
thätige und
unterrichtete Verfasser war von dem
k. k.
Oberst-Jägermeister-Amte beauftragt
worden, eine
geognostische
Durchforschung
ihres Forst-Terrains im Wiener Walde vorzuneh-
men. Als
eines der Resultate entwarf er eine
geognostische
Karte
auf welcher insbesondere die Ausdehnung und die
Grenzen,
des
Wiener
Sandsteines und des Alpenkalkes nebst den verschie-
denen
Tertiärschichten genau verzeichnet waren. Bei der
Aufsuchung
aller
vorräthigen Quellen
für die Zusammenstellung der
geognostischen
Übersichtskarte
der österreichischen
Monarchie, wurde Herrn
Berg-
rath
Haidinger auch ein Exemplar dieser Karte von dem k.
k.
Herrn
Custos
Partsch
mitgetheilt. Später
übergab Herr Czjzek
selbst ein Exemplar an das k. k.
montanistische Museum.
Bergrafh
Haidinger
freute sich, heute wiederholen zu können,
dass er
damals
Herrn Czjzek aufgefordert, ja diese Arbeit noch
über ein Stück
Land so weit fortzusetzen, dass
die Residenz in die Mitte
der Karte
zu liegen käme. Es würde dies die
Befriedigung eines Bedürfnisses
vorbereiten, die
für andere grosse
Städte längst vorliege. Obwohl
das
Schwierigste, was die
grösste
körperliche Anstrengung gefor-
dert, die
Untersuchung der
gebirgigen Theile der
Karte bereits
vollendet war, so erforderte es doch eine
gute Verwendung
der
wenigen, dem
Comptabilitäts -
Beamten disponiblen Zeit, um den
südlich,
nördlich und
Östlich gelegenen
Theil genau
zu
begehen.
Am
11. Mai 1846 wurde die
Karte im
Manuseript
vollendet,
in einer
Versammlung
von
Freunden der
NaturwisseBsehaften
vorgezeigt1).
Aber
noch konnte kein sicherer Plan
für die
Herausgabe, die
doch
ein
kleines Kapital
erforderte, entworfen
werden. Die Karte selbst
war mit Veranlassung, nebst
anderen
um Jene Zeit
vorhandenen
Arbeiten, die
Subscriptm
voa 20
fl.
C. M.
jährlich zur
Herausgabe
der
naturwissenschaftlichen
Abhandlungen
zu eröffnen. Der
Aufschwung,
den sie
nahm,
liess
voraussehen,
dass es möglich sein würde, durch
sie
einen
Theü
der
Kosten zu decken, und
Bergrath
Haidinger
verabredete
mit
Herrn
Czjzek, dass 200 Exemplare derselben den
±)
Berichte. I. Band, Seite
10.
60
Czjzek.
Geognostische
Karte der
Umgebungen
Wien^s.
ersten 200
Subscrihenten als
Theil ihres Anspruches
zukommen
sollten,
welches nun in der That im
zweiten
Subscriptionsjahre
geschieht
Bergrath Haidinger
vertraute auf die Güte der hoch-
verehrten
Classe,
dass sie ihm gerne diese
Nachweisung
seiner
eigenen
Betheiligung an dem Fortgange des Werkes zu Gute
halten
würde, da nebst dem
Genüsse sein eigenes
Werk denen zu
zeigen,
welche man hochschätzt, der höchste doch derjenige
ist,
zu beweisen, dass
man auch fremde Arbeiten nach Kräften
zu
fördern bereit
war.
Herrn
Czjzek^s Karte
*) ist auf einem einzigen
Blatte von
24 Zoll Höhe gegen 32 Zoll Breite in
Farbendruck ausgeführt. Die
Grundlage bildet die von
A^rtaria herausgegebene
topographische
Karte in dem Massstabe von 3 Zoll auf eine
Meile, oder von
1/96000
der Natur. Sie
umfasst einen
Flächenraum von S l Quadratmeilen.
Der
Tonplattendruck zeugt von der Vollendung, womit Arbeiten
dieser
Art in dem k. k. militärisch-geographischen
Institute geleistet
werden.
Die
neuesten
Fluss-Alluvionen sind auf
der Karte weiss
gelassen.
Eilt
Gestein- und Boden-Abänderungen sind durch
gleichförmige
Farbentöne
angegeben. Darunter gehören zwei der
DiluviaI-Periode,
nämlich
l. die Gerolle und 2.
derLöss; sieben den
Tertiärschichten,
unter den Benennungen von 3.
Süsswasserkalk, 4.
Schotter- und
Sandlagen, S.
Conglomerat, 6.
Leithakalk, 7. Sand mit
Tegellagen,
8.
Sandsteine und
Cerithienkalk, 9.
Tegel; die noch
übrigen zwei
Farben bezeichnen 10. den
Alpenkalk, 11. den Wiener Sandstein.
Eigene Zeichen geben noch das Vorkommen von
Kalktuf
der
Jetztzeit, erratischen Granitblöcken der
DiluviaI-Periode, der tertiä-
ren Braunkohlen, so
wie der Gypse,
Hornstein-Ausscheidungen
und
Schwarzkohlenspuren in den älteren
secundären
Schichten.
Überdies ist eine bedeutende Anzahl von
Beobachtungen über
das Streichen und Fallen
eingetragen. Sie sind überaus wichtig in
der
Beurtheilung der
Auflagerungsverhältnisse, die Herr
Czjzek
unermüdlich verfolgt hat.
Um die
Lagerungsverhältnisse überhaupt mehr anschaulich
dar-
zustellen, sind drei Schichtendurchschnitte als
Randeinfassungen bei-
A)
Vergl.
Czjzek in den Berichten.
III. üand, Seite
163,
ünger.
Landschaftliche
Darstellung
vorweltlicher
Perioden.
@1
gegeben, die so
zweckmässig
gewählt sind, dass
der eine die Verhält-
nisse der
secundären Gesteine
unter einander, ein zweiter die
der
secundären und
der tertiären, der dritte die Verhältnisse der
tertiä-
ren Schichten unter einander deutlich
hervorhebt.
In Bezug auf die Auflagerung des
Kalksteines auf den Wiener
Sandstein wollte
Bergrath Haidinger noch
bemerken, dass diejeni-
gen
Beobachtungen, auf welche
er selbst die Folge der
Gesteinfarben
in
seiner tabellarischen
Aufzählung auf der
geognostischen
Über-
sichtskarte der österreichischen
Monarchie gegründet,
vollkommen
mit denen
des Herrn Czjzek übereinstimmen, und in dieser
Überein-
stimmung eine
werthvolle
Bestätigung finden.
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden,
dass auf der
gegenwärtigen Karte des Herrn Czjzek
der erste Versuch gemacht
ist, die einzelnen Schichten
der Tertiär-,
Diluvial- und
Alluvial-Ge-
bilde
für die Umgebung von
Wien nachzuweisen. Nur die
Leitha-
kalkvorkommen
sind von den übrigen Tertiärgebilden in
Herrn
Partsch^s Karte
getrennt, was bei dem viel
kiemeren
Massstabe
l Zoll auf l
Va Meile oder 6000
Klaftern, und der
ungemeinen
Aus-
dehnung dieser letzteren nicht anders
thunlich
war.
Durch diese
speziellen
Untersuchungen der Natur
des Bodens
in den verschiedenen Tertiär-, Diluvial-
und Alluvial-Schichten
hat
aber Herr
Czj z
e k die Anwendbarkeit
seiner Arbeit ungemein
vermehrt,
indem sich ja
auf sie die Benützung derselben
in
landwirthschaft-
licher
Beziehung gründet. Dazu ist aber
auch ein so sehr in das
Einzelne
gehender Massstab
unerlässlich. Die
Karte bildet das erste Glied
für
viele
Arbeiten, die später sich über
gleich
kenBenswer&e
einzelne
Gegenden
verbreiten werden» so
wie das geologische
Stadium des
Landes selbst genauer und
allgemeiner
verbreitet
wirf.
Bergrath Haidinger
schloss mit der
Bemerkung,
dass es ihm
als Zeichen des Zutrauens von Seite des
verdienten Verfassers
unge-
mein
schätzbar gewesen
sei,
dieses
schöne Werk der
hochverehrten
mathematiseh-aaturwisseasehaftlieben
Classe vorlegen zu
können.
Herr
Custos P artseh legt im
Namen des wirklichen
Mitgliedes
der
Classe, Professors
ünger in
Gratz,
„Landschaftliche
Darstel-
lung
vorweltlicher
Perioden," mit
vorzüglicher
Berücksichtigung
der
ßg
A. v.
Ettingshaus
en.
Flora der Vorwelt in zwölf, von Professor
ünger unter
Mitwirkung
des
Künstlers Kuwassegin
Sepia ausgeführten Blättern vor.
Professor v.
Ettingshausen
überreicht eine Abhandlung
über die
Differential-Gleichungen der Lichtschwingungen, und
hält
zur Darlegung ihres Inhaltes folgenden
Vortrag:
Der Aufsatz, den ich hier der
Classe vorlege, ist als
der erste
Theil einer
Arbeit anzusehen, welche ich über verschiedene
Punkte
der
ündulationstheorie
des Lichtes unternommen habe, und womit
ich
noch
gegenwärtig beschäftiget bin. Was ich jetzt gebe, enthält
eine
Ableitung der Differential-Gleichungen der
Lichtschwingungen aus den
einfachsten
Principien der Mechanik,
und zwar in solcher
Allgemein-
heit,
dass daraus auch jene
Gleichungen folgen, welche man bis jetzt
nur auf
empirischem Wege zur Nachweisung der
eigenthümlichen
Fortpflanzung
des Lichtes in den
Stoffen, worin die
Polarisations-
ebene eine Drehung erleidet, aufgestellt
hat.
Mac
Cullagh hat zuerst in
einer im Februar 1836 zu
Dublin
gelesenen
Abhandlung
(Transacfions
ofthe
Royal
Jrish
Academy
Bd.
n) für die Fortpflanzung des Lichtes im
Bergkrystall
Differen-
tial-Gleichungen angegeben, woraus sowohl die
elliptischen Schwin-
gungen folgen, wie sie
Airy zur Erklärung
der
Farben-Curven,
welche
Quarzplatten im
polarisirten Lichte
zeigen, vorausgesetzt
hat»
als auch das
von Biot aus Beobachtungen
erkannte Gesetz, nach
welchem der Drehungswinkel der
Polarisationsebene des
längs
der
Bergkrystallaxe
fortgepflanzten homogenen Lichtes von dessen Farbe
und
von der Dicke der Platte abhängt. Über die theoretische
Begrün-
dung dieser
Differential-Gleichungen
spricht sich Mac Cullagh in
der Abhandlung nicht
aus; er stellt dieselben
bloss hypothetisch
hin,
als ein Mittel, die Gesetze der Fortpflanzung des
Lichtes im Quarze,
die
nach
den Entdeckungen von A
rago, Biot,
Fresnel und
Airy
als eben so viele von einander unabhängige
Thatsachen
auftreten,
miteinander
in Zusammenhang zu
bringen. Später, im November 1841,
zeigte derselbe
Gelehrte in einer zu Dublin gelesenen
Note,
welche
jedoch
erst durch das Maiheft des Jahrganges 1843
des
PhilosopMcal
Magazine
(Bd. 22» S. 399) eine
grössere
Verbreitung erhalten
haben
mag,
dass die von
Cauchy auf die
Wellentheorie des Lichtes ange-
wandten
Differential-Gleichungen
der, in einem Sys
teme einander
anzie-
Differential-Gleichungen
der Lichtschwingungen. 63
hender oder
abstossender materieller
Punkte, stattfindenden Bewegun-
gen die Gesetze der
Fortpflanzung des Lichtes in
Bergkrystall und
in
den die
Polarisations-Ebene
drehenden Flüssigkeiten nicht in sich
enthalten, ja
vielmehr mit denselben in
offenem Widerspruche
stehen,
in eben dieser Note gibt
Mac
Cullagh zu erkennen,
dass es
ihm,
aller Bemühungen ungeachtet, nicht gelungen
sei, seine Differential-
Gleichungen auf irgend eine
Weise mit den Principien
der
Mechanik
in
Zusammenhang zu bringen. Da die allgemeinsten
Gleichungen
Cauchy^s
die Erscheinungen des Lichtes nicht vollständig
nachwei-
sen, so
schliesst Mac
Culla.gh — und zwar
mit Recht — dass die
Voraussetzung einander
anziehender oder abstossender materieller
Punkte zur
Erklärung der Fortpflanzung des Lichtes nicht
hinreicht.
Er meint,
Cauchy's Rechnungen passen
nur auf feste elastische Kör-
per, und würden
fälschlich auf das Lichtmedium oder den
sogenannten
Äther übertragen. Schon
Fresnelhabe den Äther
immer nur
als
eine'Flüssigkeit
betrachtet, und Poisson
behaupte, dass er als solche
betrachtet werden
müsse, und schreibe seine scheinbaren
Eigenthüm-
lichkeiten
der ungeheuren Raschheit der Vibrationen zu, was zur
Folge
hat, dass das Gesetz der Gleichheit des Druckes
während der Bewe-
gung nicht Stich halten
könne. Nach Mac
Cullagh^ s
Äusserung
wäre
der Äther als eine Substanz eigener Art zu betrachten,
welche
sich von allen wägbaren
Stoffen, den festen wie
den flüssigen, durch
die Unfähigkeit die
Dichtigkeit zu ändern, unterscheidet,
wesshalb
sich darin
bloss transversale
Schwingungen fortzupflanzen vermögen.
Cauchy hat in
seinen vielfachen von 1830 bis 1842 über
die
Undulationstheorie des
Lichtes bekannt gemachten Arbeiten
nirgends die von ihm
gebrauchten Differential-Gleichungen auf
die
Erscheinungen des
Bergkrystalls oder der die
Polarisations-Ebene
drehenden
Flüssigkeiten wirklich angewendet; doch scheint
dieser
Gelehrte, wie aus
Äusserungen
desselben, namentlich aus
dem
Schlüsse
des ersten im Jahre 1836
geschriebenen und in
denCom^-
tes
rendus
abgedruckten Briefes an Ampere erhellet, der
Meinung
gewesen zu sein, dass die Bewegung des Lichtes in
jenen Stoften
ebenfalls
unter der Herrschaft der Gesetze stehen müsse,
welche
aus seinen Gleichungen folgen, wofern nur die
Glieder ungerader
Ordnung beibehalten werden, die bei der
gewöhnlichen symme-
trischen Anordnung der
Ätherth eil
eben hinwegfallen.
Indessen
genügt schon, was Mac Cullagh am Eingange
der vorerwähnten
ß4
A. v.
Ettiügshausen.
Note besonders hervorhebt, die in dem Briefe
enthaltene Be-
hauptung,
dass die Polarisation des
parallel zur Axe des
Bergkry-
stalles,
dann im Terpentinöl
u^ s.
w. fortgepflanzten Lichtes
keine
streng
circulare sei, sondern in
diesen Fällen die Ellipse nur
sehr
wenig
vom Kreise abweiche (s.
Comptes
rendus Bd. 2,
S. 182,
oder
Poggendorffs
Annalen Bd. 39, S. 37), um
die Zulässigkeit der
angeblichen Rechnung in Zweifel
zu ziehen, da wegen der
gleich-
massigen
Anordnung der Theilchen um
die Axe des
Bergkrystalles
herum
kein Grund vorhanden ist, aus welchem die
Axen der
Ellip-
sen, welche die
Äthertheilchen bei
der Fortpflanzung des
Lichtes
längs
der Krystall-Axe
beschreiben sollen, in der auf diese Axe
senkrechten
Ebene irgend eine bestimmte Lage, und ihre
Längen
irgend ein bestimmtes
Verhältniss zu
einander haben
müssten,
und
noch
mehr gilt dieses von den Flüssigkeiten, in welchen
nothwen-
dig
Gleichheit der Anordnung der Theilchen nach allen
Richtungen
obwaltet. Erst gegen das Ende des Jahres 1842
las Cauchy
in
der Pariser Akademie zwei Aufsätze
(Comptes
rendus Bd. IS,
S. 910 und
1076), in welchen er die
richtigen Differential-Glei-
chungen der Bewegung des
Äthers in den mit
rotatorischer
Eigen-
schaft begabten Flüssigkeiten, und zwar mit
Berücksichtigung der
Dispersion des Lichtes
aufstellt, und mittelst derselben über alle von
B i
o t erkannte Erscheinungen der Fortpflanzung des Lichtes in
derlei
Flüssigkeiten, selbst von den Anomalien der
weinsteinsäurehäl-
tigen
Stoffe, Rechenschaft gibt.
Die neuen Differential-Gleichungen
folgert jedoch Cauchy
nicht wie seine früheren aus den
die
Äthertheilehen
beherrschenden Kräften, sondern er gibt sie als
auf
indirectem Wege aus den
mittelst eben dieser Gleichungen
zu erklärenden
Erscheinungen abgeleitet. Nach seiner Meinung
würde,
wenn man auf alle die Beschaffenheit des
virbrirenden
Systems
bestimmenden
Umstände, alsda sind:
die Rotationen
der
Theilchen, die
Zusammensetzung eines
Theilchens aus
seinen
Atomen, die Mengung verschiedener Systeme von
Theilchen mit
einander,
achten wollte, die Zahl der in die Gleichungen
eingehen-
den Coefficienten so
gross, dass es ein Zufall
wäre, wenn
man,
indem
man diesen Coefficienten
verschiedene
Zusammenstellungen
particulärer
Werthe zu geben versucht,
gerade diejenigen träfe,
welche die
continuirliche Drehung der
Polarisations-Ebene
eines
Lichtstrahles möglich machen. Es sei daher
angemessener, die
Differential-Gleichungen
der
Licütschwingungen.
ßt)
einer bestimmten Fortpflanzungsweise des Lichtes
entsprechenden
Gleichungen aus den Phänomenen selbst
abzuleiten.
Aus dem Gesagten erhellet,
dass, der Arbeiten von
Mac
Cullagh
und Cauchy
ungeachtet, in der
Begründung der
ündu-
lationstheorie
auf theoretischem Standpunkte eine Lücke
vorhanden
ist,
deren Ausfüllung die Wissenschaft fordert. Es scheint mir
nicht,
dass dieses durch neuere Arbeiten, wie z. B. durch
jene von O^Brien
im
Jahrgange 1844 des Philosoph. Magazine (Bd.
28, S.
326
und
ö21) und durch
verschiedene von Lauren t der Pariser Aka-
demie
überreichte
"Aufsätze, wovon die
Comptes
rendus von
1844
und
184ä
gedrängte Auszüge enthalten, auf befriedigende
Weise
geschehen sei, und
desshalb hoffe ich keinen
nutzlosen Schritt
zu
thun, wenn ich den
eigenthümlichen Weg,
welchen ich zur Errei-
chung dieses Zieles eingeschlagen
habe, der Beachtung der Sach-
kenner
unterziehe.
Sobald man im Sinne der
ündulationstheorie
zur Erklärung der
Erscheinungen des Lichtes das
Vorhandensein des Äthers als eines
besonderen
Stoßes annimmt, eine
Annahme, zu welcher die
Thatsache
der
Verbreitung des Lichtes durch Räume, worin keine
andere
Materie nachweisbar ist,
nöthigt; so kann man
wohl nur voraussetzen,
dass die
Äthertheilchen, wie
immer sie sich während der Fort-
pflanzung des
Lichtes bewegen mögen, stets in der Nähe
jener
Positionen bleiben, welche sie im Zustande der
Ruhe, d. i. als
kein
Licht vorhanden war,
inne hatten: dass also der
ruhende Äther
sich im Zustande eines stabilen
Gleichgewichtes befinde, welches
eben durch die
Erschütterung, die durch ihn hindurch geht,
gestört
worden ist. Ein solcher Vorgang ist aber nur
bei Annahme von
bewegenden Kräften erklärlich,
welche auf jedes einzelne Äther-
theilchen
ausgeübt werden, und diese Kräfte können nur von
den
benachbarten Äthertheilchen, und falls die
Fortpflanzung des Lichtes
in einem Körper vor sich
geht, von den Theilchen
dieses Körpers
herrühren. Welche Vorstellung
man sich nun über die Beschaffen-
heit des
Äthers machen will, oder auf Grundlage
unbezweifelbarer
Thatsachen
machen muss, der Annahme
dieser Kräfte kann man sich
nicht entschlagen, und
selbst wenn man den Äther seinen Raum
mit
Stetigkeit
erfüllen lassen wollte,
müsste man darin
vorerst räumlich
geschiedene auf einander
einwirkende und der Einwirkung benach-
barter
Körperpartikel unterliegende Theilchen betrachten. Dieser
Sitzb. d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
5
ßß
A. v.
Ettingsbausen.
Weg ist allerdings von demjenigen, welchen man
bei der
Untersu-
chung
der Fortpflanzung eines Impulses in einem festen
Korper
einzuschlagen hat, wesentlich nicht verschieden;
allein daraus
kann
gegen
die Zulässigkeit einer solchen Betrachtung durchaus
keia
haltbarer Einwand
erwachsen, so wenig es ungereimt ist, zu
sageo,
dass
selbst flüssige Körper, sofern sich die
Theilchen
derselben
nur
äusserst wenig von
ihrer Gleichgewichtslage entfernen,
ganz
die
Rolle fester Körper spielen können, wie denn auch
tropfbare
Körper, während sie den Schall
fortpflanzen, sich in der
That
nicht anders
verhalten. Der Grund, warum die von
Cauchy
früher
gebrauchten Gleichungen unzureichend sind, wird also
nicht
darin zu suchen sein, dass dieselben sich auf ein
System voa
einander
entfernter und Änderungen der Abstände
zulassender
Punkte beziehen.
Bei aller Feinheit der
Äthertheilchen wird
man sie doch nicht
im Ernste für mathematische
Punkte halten können, sondern ihnen
eine gewisse,
wenngleich äusserst geringe Ausdehnung
zugestehen
müssen.
In der Bewegung eines
Äthertheilchens wird
daher m
Allgemeinen eine fortschreitende und eine
drehende
Compo-
nente
zu unterscheiden sein. So weit wir gegenwärtig die
Erschei-
nungen
des Lichtes kennen, haben wir noch keine
Veranlassung,
dieselben
auf die drehende Bewegung, welche einem
Äthertheilchea
um
den Mittelpunkt seiner Masse zukommen mag,
zurückzuführen.
Nach den bekannten Gesetzen der
Mechanik ist es sonach erlaubt,
alle Kräfte, welche
die für die Erscheinungen des Lichtes in
Betracht
kommende Bewegung eines Äthertheilchens
bestimmen, sich
ihren
Riehtungen parallel an dem Mittelpunkte der Masse
dieses
T?heil-
chens
angebracht zu denken, welchen Punkt man
desshalb
dem
Äthertheilchen
substituiren darf, sofern
man auch dessen Masse auf
diesen Punkt
überträgt. Hierin allein
liegt der wahre Sinn
des
Vorganges, die Äthertheilchen als materielle
Punkte zu betrachten.
Die Kraft, womit zwei Äthertheilchen auf
einander einwirken,
mag man immerhin als eine
Function ihrer Distanz
gelten lassen,
doch ist es nicht schwieriger, die
allgemeine Voraussetzung, dass
diese Kraft überhaupt
von der Lage eines Äthertheilchens gegen
das
andere
abhänge, in Rechnung
-zu nehmen.
Der
Einfluss der
Körpertheilchen auf
die Bewegung der Äther-
theilchen darf bei der
Aufstellung der
Grundgleichungen dieser
Differential-GleichuDgen
der Lichtgchwinguugen.
67
Bewegung nicht unbeachtet bleiben. Wie
bedeutend er ist, zeigt
die gewaltige Änderung der
optischen Eigenschaften eines Stoffes,
wenn die
gegenseitige Lage seiner
Theile durch
äusseren
Druck
oder
Temperaturwechsel abgeändert wird. Es scheint mir aber
ganz
unzulässig, allgemein anzunehmen,
dass die Richtung der
Kraft,
womit ein
Körpertheilchen auf
ein Äthertheilchen
einwirkt, bei allen
Stellungen des
Äthertheilchens um
das Körpertheilchen herum stets
durch einen und
denselben Punkt gehe, und dass die Intensität
die-
ser Kraft
bloss einer
Function der alleinigen
Distanz des Äthertheil-
chens von diesem Punkte
proportional sei. Bei chemisch zusammen-
gesetzten
Stoffen, deren Partikel aus mannigfaltig
gruppirten
Atomen
gebildet werden, kann sich die Sache gar leicht
anders verhalten.
In der Nichtbeachtung dieses
ümstandes liegt
meiner Meinung
nach
der
Grund, warum die Formeln
Cauchy^s die der
Gesammtheit
der
Licht-Erscheinungen angemessene Allgemeinheit nicht besitzen.
Die Masse des Äthers, welcher in einem von
wägbarer
Materie
erfüllten
endlichen Räume
enthalten ist, kann gegen die Masse die-
ser Materie als
gänzlich
verschwindend betrachtet werden, daher
darf man sich die
Massen der
Körpertheile im
Vergleich mit jenen
der
Äthertheile ungemein
gross denken, und
desswegen die
Bewe-
gungen, welche die Schwingungen der
Äthertheilchen den Körper-
theilchen
beizubringen
vermögen, insofern es sich lediglich um
die
Fortpflanzung des Lichtes im Innern eines
Körpers handelt, ver-
nachlässigen,
d. h. die
Körpertheilchen als ruhend ansehen.
Dies sind die einzigen, und wenn ich nicht irre,
naturgemässen
Voraussetzungen,
deren man zur Aufstellung der
Differential-Glei-
chungen
des Äthers bedarf. Es wird dabei die eigentliche
Beschaf-
fenheit
der Partikel eines Körpers und deren
Vertheilung in
seinem
Innern, wie auch die Natur der Äthertheilchen
und das Gesetz
der
sämmtliche
Theilchen beherrschenden
Kräfte ganz unbestimmt
ge-
lassen. Von vorne
herein lässt sich
hierüber nichts entscheiden,
sondern nur auf
Grundlage der Erfahrung in so fern etwas aussagen,
als
die Besonderheit einer Erscheinung einen
Schluss auf die
Funda-
mentalgrössen
möglich macht. Es ist allerdings ein für die
Ent-
wickelung der Theorie des Lichtes sehr
glücklicher umstand,
dass
es zunächst bloss auf die Form der
Grundgleichungen ankommt.
Die Ableitung der allgemeinen
Differential-Gleichungen der
Be-
wegung
der Äthertheilchen
,> unter der
Voraussetzung, dass nicht alle
5*
Q§
Kollar.
Insecten-Fauna von
PersieD.
Kräfte, welche auf diese
Theilchen wirken, durch
blosse
Fuactioneii
der Distanz
der Theilchen von der Quelle der Kraft bestimmt
werden,
macht den
ersten Abschnitt meiner Abhandlung aus. In dem
zweiten
Abschnitte
untersuche ich, welche Formen die Gleichungen
annehmen,
wenn man,
wie es namentlich bei
Flüssigkeiten
nothwendig der
Fall
ist, voraussetzen darf,
dass die Fortpflanzung des
Lichtes nach
allea
Richtungen auf
einerlei Weise vor sich geht. Ich
finde genau
die
Formen, welche
Cauchy auf dem oben
erwähnten indirecten
Wege
erhalten hat, und da diese Formen durch die
Möglichkeit einer
natur-
gemässen
Darstellung der Phänomene bedingt
sind, so erlaube
ick
mir daraus
auch auf die Richtigkeit
meiner Grundansicht der hier
waltenden
Kraftäusserungen zu
schliessen.
Die weiteren Abschnitte meiner Arbeit
werde ich der
Classe
später
überreichen. Sie betreffen die Fortpflanzung des Lichtes
im
Bergkry stalle, und
in den durchsichtigen Körpern, welche unter
dem
Einflusse eines galvanischen Stromes
stehen.
Ich bemerke nur noch, dass ich diese Arbeit
bereits im
Anfange
des
Jahres 1846 begonnen, und das Wesentlichste davon in
den
Vorlesungen,
welche ich an unserer Universität über höhere
Physik
halte, vorgetragen habe. Eine zur
Veröffentlichung bestimmte, im Mai
genannten Jahres
geschriebene Note hierüber, hielt ich, als die
Errich-
tung der Akademie kund ward, zurück. Die
Verspätung der
Organi-
sation der Akademie
veranlasste mich, die Note
der Pariser
Akademie
einzusenden,
in deren
^Comptes
renäus^
vom S. Mai 1847 (Bd.
24,
S. 801) sie erschienen ist. Ich beschränkte mich
in derselben
bloss
darauf, zu
zeigen, dass die Differential-Gleichungen der
unendlich
geringen Verschiebungen in einem Systeme
materieller Punkte,
deren Einwirkung auf einander nicht
einzig von ihren Abständen
abhängt, die neueren
Gleichungen Cauchy's als
speciellen Fall
in
sich
enthalten.
SITZUNG VOM 17. FEBRUAR
1848.
Herr
Custos Kollar
theilte eine,
gemeinschaftlich mit dem
cor-
respondirenden
Mitgliede Dr. L.
Redtenbacher, nach der
von
K o t s
c h
y in der
südpersischen Provinz
Farsistan im
J. 1842 zu
Stande
gebrachten
Sammlung
verfasste
Insecten-Fauna dieses
Landes mit,
und machte auf den aus den
Temperatur-Verhältnissen
und der höheren
HyrtL
Über die
Cärotiden
des
Ai.
g
9
Lage des Landes erklärbaren
eigenthümlichen
Charakter dieser Fauna
aufmerksam, welche, der Mehrzahl
nach, nicht arabische und
ägyptische
Formen, sondern vielmehr syrische und
südeuropäische Formen zeigt,
also zur
Mediterran-Fauna
zu rechnen ist. Von den
2'06
untersuchten
Arten gehören nämlich
156 bekannte diesem
Gebiete an, und auch
die übrigen
SO neuen und dem Lande
eigenthümlichen Formen
sind
zunächst
damit verwandt.
Herr
Custos
Fenzi knüpft an die
von Herrn Kollar
hervor-
gehobene
Eigenthümlichkeit der
südpersischen Fauna einige Bemer-
kungen über
den eigenthümlichen Charakter der dortigen
Pflanzen-
welt. Das botanische
Hofcabinet hat von
Kotschy eine über
1000
Arten zählende Sammlung von Pflanzen derselben
Gegend acquirirt.
Herr Kollar fügt hinzu,
dass allerdings über
die Flora
Süd-
persiens
sich noch ein bestimmteres
Urtheil als über die
Fauna
fassen lasse, da Kotschy, welcher als Botaniker
reiste, sein Fach
vorzugsweise berücksichtigt
hat.
Herr H ecke l bemerkt, dass die
südpersischen
Süsswasser-
Fische
grösstentheils
indische Formen darbieten;
mit den euro-
päischen identische kommen da nirgends
vor.
Professor Dr.
HyrtI legte eine mit
Abbildungen ausgestattete
druckfertige Abhandlung
über die
Cärotiden des A i
(Braäipus
ior-
guatus}
vor. Der Verfasser sprach zuerst über die durch die
Lebens-
weise des
Thieres bedingte besondere
Organisation desselben.
Das
Thier, welches auf
Bäumen
lebt. Tage lang an selben
mit zur Erde
gekehrtem Rücken hängt, ist daher
mit mehr Halswirbeln ausge-
stattet, um eine Drehung des
Kopfes von fast 180° möglich zu
machen; ebenso
erfordern die heftigen Bewegungen desselben
eine
Veranstaltung zur Ausgleichung der dem Drucke
kräftiger Brust- und
Halsmuskeln auszuweichen
genöthigten
Blutmasse. Die Abhandlung
weiset die Existenz
regelmässiger, mit
der Zahl der Wirbel über-
einstimmenden
Anastomosen
zwischen der
Carotis und
Vertebralis,
die
Gegenwart von Wundernetzen an der vorderen und
hinteren
Fläche der Wirbelsäule, so wie im
Verlaufe der
Temporalis,
Ophthalmica^
Infraorbitalis,
und der aus der Carotis
cerebralis,
entspringenden
Ethmoidalis
nach.
^Q
Haidinger.
Dichros^opische
Loupe.
Herr
Bergrath Haidinger
erläuterte den Inhalt der
folgenden
Mittheilungen:
I. Ich habe die Ehre der hochverehrten
mathematisch-natur«
wissenschaftlichen
Classe einen kleinen
optisch-mineralogischen
Apparat zu übergeben, den
ich vor einiger Zeit ausgedacht, und bei
der
Untersuchung der Krystalle
mit Vortheil angewendet
habe. Er
ist unter der Benennung der dich r
oskopische n Loupe
bereits
mehrmals von
mir beschrieben worden, zuerst in einer
Mittheilung
über
die Farbe des Axinits in
PoggendorfFs
„Annalen für
1844,"
dann in
einem Aufsatze über
den Pleochroismus der
Krystalle in
den
Abhandlungen
der
königlich-böhmischen
Gesellschaft der Wissen-
schaften und in
Pöggendorff, auch in
meinem „Handbuche
der
bestimmenden
Mineralogie" (S.
388),
so wie in einer Versammlung
von
Freunden der
Naturwissenschaften in Wien am 2 S. Mai
1846
(Berichte
I, S. 26), und in mehreren
Cursen meiner
Vorlesungen
vorgezeigt. Das Ganze ist somit nicht neu,
und ich würde kaum einen
Anspruch
haben, es diesem hohen
wissenschaftlichen Kreise vorzu-
legen, wenn es mir nicht
daran gelegen sein
müsste. Alles, was
ich
auch vor der Zeit der Gründung der
kaiserlichen Akademie
der
Wissenschaften für die Erweiterung der Lehre
beitragen zu können
glaubte
,
nach und nach dessen
freundlicher Aufmerksamkeit zu
empfehlen. Es liegt dies
übrigens in der Natur der Sache, und ich
werde bei
diesem Verfahren unter den
^ hochverehrten
Mitgliedern
der Classe hoffentlich nicht allein
bleiben.
Die
dichroskopische Loupe
dient vorzüglich zur
Untersuchung
der
Krystalle im polarisirten
Lichte in Bezug auf ihre Farben.
Ihre
Einrichtung
gibt die beste Erklärung des
Princips ihrer
Anwendung.
,——.
Der mittlere Theil A ist
ein
Stück
l*
\.—————\
\(
^
Doppelspath, so wie es
leicht durch
Thei-
\.
\ M
n
lungsflächen begrenzt
aus dem
durchsich-
L^A(AL^I
tigen Stücke dieses
Minerales
herausge-
spalten werden kann. An die Enden desselben
sind Glasprismen B
und
C mit einem durchsichtigen
Kitte angeklebt. Die Flächen
des
Doppelspathes, der
Theilbarkeit parallel,
lassen sich sehr leicht voll-
kommen poliren. Als Kitt
kann man Canadabalsam
anwenden, aber da
er häufig sehr
dünnflüssig ist, so ist oft das lange Abdampfen
an^der
Weingeistflamme
lästig, welches so lange fortgesetzt werden
muss,
bis der Balsam
beim erkalten fest wird.
Ich habe daher
mit
Vortheil
Haidinger,
Dich^oskopische
Loupe*
^
l
Copal in
geschmolzenem klaren Terpentinharz aufgelöst,
wodurch
man die Schmelzbarkeit nach Belieben stimmen
kann. Diese
Bemer-
kung
ist nicht unwichtig, weil man oft in die Lage kommt, bei
'dem
so
tragbaren Apparate Beschädigungen selbst zu verbessern.
An einer Seite ist in einer Blendung eine
Lichtöffnung L ange-
bracht. Durch die doppelte
Strahlenbrechung erscheinen an
der
'ändern Seite
zwei Bilder derselben, ein oberes O, welches
den
ordinären, und ein unteres E, welches den
extraordinären Strahl
enthält. Der Winkel des
Hauptschnittes des
Rhomboeders der
Theil-
barkeit
am Doppelspathe ist
HO^S'. Hätten
die Glasprismen
Winkel
von
20°28', so.
würde der ordinäre Strahl gar nicht die
geringste
Abweichung zu erleiden haben, vorausgesetzt,
der
Brechungs-Expo-
nent
des Glases wäre gleich dem Exponenten des
Doppelspathes
für
den
ordinären Strahl oder
==
1-6343.
Dies ist selbst für
Flintglas
ein sehr
hoher Exponent, aber man hat meistens Prismen von
Kronglas
mit Exponenten wenig über
1*3. In der Praxis ist das
ordinäre Bild
fast ohne farbige Ränder, wenn
man Kronglasprismen von 20° Winkel,
nimmt. Das Feld
E des extraordinären Strahles ist zwar
ebenfalls
farblos, aber mit Rändern
eingefasst, von welchen
der obere roth,
der
untere blau ist.
Schon mit diesem Elemente des
Apparates erhält man
zwei, in
den in der Figur
angegebenen
Stellungen
übereinander
liegende
Bilder
der Lichtöffnung, von
welchen (las Licht im
obcrn
ordinären
0
in der Richtung beider
Bilder,
das
hcisst auch in der
Richtung
des
Hauptschnittcs
des
Doppelspathes
polarisirt ist,
wahrend
die
Polarisations -
Ebene von E senkrecht auf
der
vorhergehenden
steht.
Dichromatische
Krystalle, vor die
Lichtöflnung
gehalten,
erscheinen
in
jedem der
beiden Bilder mit
einer
ändern
Farbe;
dieser
Thcii
des
Apparates ist also schon
ein wahres
Dichroskop, von
Sl-^poog
und
<r%o7Tfc»)
in der etymologischen
Bedeutung
des Wortes.
Aber
die Entfernung
des
Auges in der
gewöhnlichen
Sehweite
ist
bei der Untersuchung, besonders kleiner Krystalle nicht
vortheil-
haft.
Es wird also an dem
Ocular-Ende die
Lonpc D
hinzugefugt,
deren
Brennweite, wenn sie mit
dem Thcile B
C
combinirt
ist,
gerade vor die Lichtöffnung L reicht. Eine
apianatische Loupe,
wie
die in der Zeichnung,
lässt sich
unmittelbar an das Prisma
C ankle-
ben. Das Ganze wird nun in eine
Messingröhre
cingeschoben,
um
es vor Beschädigung zu
bewahren. Die der
Länge
nach gehenden
yg
Haidinger.
Dichroskopische
Loupe.
Theilungsflächen
können noch zur Vermeidung überflüssiger
Bilder,
welche
durch innere Spiegelung entstehen, rauh gemacht, und
durch
einen
Firnissüberzug
geschwärzt werden. Die Blendung mit der
viereckigen
Öffnung bildet eine
Art Deckel, der herumgedreht wer-
den kann, um jederzeit
die zwei Bilder 0 und E genau übereinander
stellen
zu können. Der ganze Apparat ist nicht
grösser und
nicht
weniger tragbar
als eine gewöhnliche
Loupe. Er gewährt den
Vor-.
theil,
dass man
Krystalle in den beiden
senkrecht
aufeinander
polarisirten
Bildern — man könnte fast sagen — zugleich,
wenig-
stens im unmittelbaren Gegensatze, untersuchen
kann. Auch der
Preis einer
dichroskopischen Loupe mit
Etui 6 fl.
C.
M., wie sie
von
Herrn
Mechaniker E
c kl i n g geliefert wird,
übersteigt den Preis
einer
gewöhnlichen Loupe
nur um
Weniges.
Die
dichroskopische Loupe kann
als eines der vielen
Corolla-
rien
betrachtet werden, welche aus den glänzenden
Forschungen
über die Eigenschaften des polarisirten
Lichtes, seit Malu's
Ent-
deckung des Zusammenhanges der Reflexions- und
Refractions-Pola-
risirung
fliessen. Aber man liebt
nicht gerade nur die
möglichen
Combinationen
auszubeuten, wenn es gilt
neue Forschungen
über
Naturgesetze anzustellen. Obwohl daher
Arago^s
Polariskop
und
Biot^s ganz analoge
Vorrichtung zur
Untersuchung der
Farben
'dünner
Blättchen, so wie später B a
d
e n
PowelFs
Objectiv-Vor-
richtung
bei einem
Polarisations-instrumente,
aus DoppcLspath
mit
einer Blendung und einer Glaslinse bestehend
(Pogg.
Ann.
1843,
LIX, 640) nahe
mit derselben verwandt sind, so waren es doch
immer mehr
die Farbentöne ohne den Körper, was man
beobachten
wollte,
während es mir für den mineralogischen Zweck daran
lag,
die
Krystall-Individuen selbst
als solche, aber im
polarisirten
Lichte
zu betrachten.
Die Aufstellung dieses kleinen Apparates ist also
eigentlich
weniger
das Resultat
physikalischer Forschung gewesen, als es ganz
eigentlich
in der Anwendung des längst Errungenen und
Festgestell-
ten in jener Wissenschaft auf die
Mineralogie liegt, deren Gegen-
stand ja die
Kenntniss der
unorganischen Individuen ist. Bei der
Untersuchung
der Farben derselben im polarisirten Lichte
begnügte
man sich die Körper ohne viele
Vorrichtungen in irgend einem wie
immer erzeugten
Bündel desselben zu
betrachten. So hat insbeson-
dere Sir David
Brewster seine höchst
wichtigen Beobachtungen
Haidinger.
Dichroskopische
Loupe.
73
fPhiI.
Trans,
for 1819) gemacht, doch
contrastirte er stets
nur
zwei Farben.
Arago,
Biot, und mit ihnen
Soret
betrachteten
den
Krystall vor einer im
dunkeln Grunde gemachten Lichtöffnung,
auf welcher
ein achromatisirtes
Doppelspathprisma lag.
Letzterer
gelangte auf
diese Art zur Darstellung des
Trichroismus am
Topas.
Aber es fehlte an einer eigenen Vorrichtung, die
sich leicht überall
anwenden
liess. Diese war nun durch
die dichroskopische
Loupe
gewonnen. Sie hat seitdem auch in der
Förderung der
Forschung
selbst
schon reichliche Früchte getragen. Ich
hoffe im
Verfolge
der
Zeit der Akademie manche
Beobachtungen über
den Pleochroismus
der
Krystalle, über den
Flächenschiller, über den Glanz der
Körper
selbst, welche auf der Zerlegung des
durchgelassenen oder zurück-
geworfenen Lichtes
beruhen, vorzulegen. Hier mögen nur ein
Paar
Beispiele die Anwendung der
dichroskopischen
Loupe
zeigen.
Lage. Man bringe die Loupe so vor das Auge,
dass die
zwei
viereckigen Bilder der Blendung übereinander
liegen. Man weiss,
dass
durch Reflexion von einer horizontalen Glastafel das Licht
in
der
verticalen
Einfallsebene
polarisirt ist. Das obere
Bild O
nimmt
sämmtliches
in derselben polarisirt
zurückgeworfene Licht in sich
auf,
und erscheint hell, das
untere Bild E erscheint
dunkel. Diese
Stellung
muss man für alle
vergleichenden
Untersuchungen
bewah-
ren. Die
Reflexion von
einem
horizontal
gehaltenen
Fingernagel
genügt
für diese
Orientirung.
1.
EinTurmalmkrystall von
gelblichbraunor Farbe,
durchsichtig,
bei
verticaler
Axenstellung" vor die
Objoctiv-öffming
gebracht,
erscheint in dem
obcrn Bilde
absolut schwarz, im untern
Bilde
zeigt er das schöne durchsichtige
Gelblichbraun dos
Krystalls
selbst.
Der
Turmalm absorbirt also
alles Licht, welches bei
dem
Durch-
gänge
durch seinen Krystall in dem
Hauptscimitte, also
ordinär
polarisirt war, und
lässt nur
extraordinär also
senkrecht auf den
Hauptschnitt
polarisirtes
hindurch.
Entgegengesetzt diesem altbekannten Krystalle
wirkt bei ver-
ticaler
Axen-Stellung der
Andalusit. In diesem Falle
ist das obere
Bild
heIlgrünlichwcLss,
das untere dunkelblutroth.
Der extraordinäre
Strahl ist also mehr
absorbirt als der
ordinäre.
2. Man streiche mit einem glatten Messer die
hochcitronen-
gelben
Krystall-Schuppen des
Jodbleies auf eine mattgeschliffene
Glasfläche so
glatt wie möglich
auf. Die Oberfläche
wird
fettartig
TA
Haidinger. Dichroskopische
Loupe.
fast
diamantglänzend
werden. Das von dieser
Fläche zurückge-
strahlte Licht gibt das
überraschende Resultat eines
obern
weissen
Bildes 0,
welches alles ordinär zurückgestrahlte Licht enthält, im
Ge-
gensatze eines
untern Bildes E, welches das schönste Lasurblau
dar-
stellt, das selbst bei stärkerer Neigung, bei
grösseren
Einfallswinkeln
in
Violet
übergeht. Das Blau
ist übrigens beim Austritte vom Jod-
blei
ordinäres Licht, da man unter allen
Einfalls-Azimuthen
dasselbe
Resultat findet. Das Präparat, an dem ich
diese Erscheinung erst kürz-
lich wahrnahm, verdanke
ich meinem verehrten Freunde, dem k. k.
Herrn
General-Probirer
A.Löwe, und ich habe gerne dieses neue
Resultat dem
altbekannten des Turmalins
angereiht, um die
grosse
Ausdehnung
zu bezeichnen, in welcher dieser einfache kleine
Apparat
mit Vortheil angewendet
werden kann.
3. Mit
Krystall-Pl
alten
combinirt
lässt sich die
dichroskopische
Loupe
auch als Polariskop
anwenden. Dickere Platten, die auf dem
für die
Lichtöffnung durchbohrten Bleche in ihren
eigenen
Ebenen
herumgedreht werden, zeigen in der Richtung der
optischen
Axen
begreiflich
constante
Licht-Intensitäten, während diese in
anderen
Richtungen nach den acht einander unter
48° schneidenden
Richtun-
gen wechseln, wie bei
ändern
Polarisations-Apparateri.
Ganz kleine Fragmente oder Splitter lassen sich
leicht auf
den
PIeochroismus
untersuchen, wenn man sie mit Balsamkitt zwischen
zwei
Glasplatten
einschliesst. Ja selbst
ein Mikroskop mit der stärksten
Ver-
grösserung
kann einfach dadurch in ein Mikroskop im
polarisirten
,
Lichte verwandelt werden,
dass man eine
dichroskopische Loupe auf
das
Ocular desselben stellt,
und dann dem Focus
angemessen adjustirt.
Während meiner Studien zur Vollendung dieses
Apparates liess
ich
Muster bei P
lössl,
Voigtländer,
Eckling machen.
Eines
derselben hat das
DoppeIspath-Theilungsprisma
senkrecht auf die
Kanten abgeschnitten, und den Schnitt
nur mit einer dünnen Glas-
platte bedeckt. Das Ganze
wird dadurch noch kürzer, und man kann
die zwei
Glasprismen entbehren. Aber die Fläche
polirt sich
nicht
leicht, weil durch die
Theilbarkeit gern
dreieckige Löcher hinein-
gerissen werden. Gern
hätte ich wohl noch manche
Modificationen
in der
Ausführung versucht, aber selbst bei so kleinen
Gegenständen
sind verunglückte Versuche oft
unvermeidlich, und für den Natur-
forscher bei
unsern gegenwärtigen
Verhältnissen zu zeitraubend
und
kostspielig.
H a i
d
i n g
e
r. Neue Art des
Vivianits.
7 8
Noch sei es mir erlaubt zu erwähnen,
dass sich in der
dichro-
skopischen
Loupe auch ohne
vergleichende
Polarisations -
Ebene
die Natur des ordinären und des
extraordinären Strahles durch die
Lage der
Polarisations-Ebene
erkennen lässt. Im
ordinären Bilde 0
geht nämlich die Richtung
derselben durch beide Bilder, in dem
extraordinären
Bilde E steht sie senkrecht auf der vorigen. Man
erkennt
sie an der Lage der
Polarisations-Büschel,
und ent-
deckt diese ziemlich leicht, indem man die
beiden Bilder abwech-
selnd scharf ins Auge
fasst, und wenn das Auge
mit dem Eindrucke
des einen gesättigt ist, schnell
wieder das andere ansieht, bis man
endlich diese
gelblichen Büschel in
violetgrauem Grunde
erblickt
hat. Ich bitte die hochverehrte
Classe, mir zu erlauben,
das Wesen
dieser Büschel hier nur kurz angedeutet
zuhaben, um mir später ihre
Geduld nicht zu
entziehen, wenn ich ihr dieselben im Zusammen-
hange
vorzulegen wagen werde. Wohl ist Vieles davon bereits
bekannt
gemacht, auch innerhalb einer gewissen Ausdehnung
beinahe abge-
schlossen, aber doch hoffe ich auf die
Theilnahme derselben
rech-
nen zu dürfen, wenn sie die Wichtigkeit
derselben aus demselben
Gesichtspunkte freundlich
anzusehen fände, in welchem sie mir
selbst
erscheinen.
H. Die folgende
zweite Mittheilung bezog
sich auf eine neue
Varietät von V i v i a n i
t.
Man kennt viele Bildungen von
Vivianit, die aus
verhältniss-
mässig
neuerer Zeit herrühren. Die blaue
ELsenerde
Werner's
ist so
häu-fig in
Thonen und Torfmooren, in
weissem an der Luft
blau werdendem Pulver. Aber auch
Krystalle haben sich
öfters
gebildet. Ich nenne hier die schönen
Krystalle in den
Bivalven
von
Kertsch» den
Mullicit in
Pflanzenstengeln im Sande von
Neu-
Jersey,
die kleinen Krystalle auf der Oberfläche des
Arvaer
Meteor-
eisens, die, welche
Rouault in dem
^Bulletin
delaSociete
geo-
logique
de France^
1846, S. 317, aus
recenten Knochen
beschreibt.
Ich habe heute das Vergnügen, ein ganz
analoges
Vorkoitfmen
der
hochverehrten Classe vorzulegen, dessen Mittheilung ich
der
freundlichen Güte des Herrn Professors Dr.
Göppert
verdanke,
und das nun dem k. k. montanistischen
Museo angehört. Die
Kry-
stalle sind nahe zwei Linien
gross, und so vollkommen
aus-
gebildet, dass sie zu den merkwürdigsten
gehören, die überhaupt
von der
Species bekannt sind. Ihre
Form ist sehr ähnlich den so
7ß
Haidinger. Neue Art des
Vivianits.
häufigen
rhombo'idalischen
Gypstäfelchen;
überhaupt ist ja die Ähn-
lichkeit der beiden
Species, abgesehen von der
Farbe, so gross,
und
seit so lange erkannt worden,
dass man dem
Vivianit oft
den
Namen „blauer
Gyps^ gegeben
hat.
Die
Vivianitkry stalle sind
wie in einer Druse auf der einen
Seite der Hohlröhre
eines menschlichen Armknochens aufgewach-
sen. Man fand
das ganze Skelet, welches
ursprünglich einem Berg-
manne angehört hatte,
zu Tarnowitz in
Schlesien,
verschüttet
in
einer alten Strecke.
Herr von C a mal l hat
eine Nachricht dar-
über gegeben, die mir jedoch
noch nicht zugekommen ist. Jedenfalls
verdient diese
Thatsache alle
Aufmerksamkeit.
Die Bildung des Vivianits ist unzweifelhaft der
Phosphorsäure
des organischen Körpers, und
einem schwefelsauren Eisenoxydul
zuzuschreiben, wie sich
dies so oft in der
Gebirgsfeuchtigkeit
in
alten Bergbauen findet. Bei der so frischen
Beschaffenheit der
Kno-
chentheile
selbst, dürfte aber der Phosphorsäuregehalt weniger
einer
Zerstörung dieser zugeschrieben werden als
vielmehr den
Verwe-
sungsprocessen
der Weichtheile des
Körpers.
Ich kann diese Gelegenheit
nicht vorübergehen
lassen, ohne an
eine besonders
schöne neu entdeckte
Varietät von Vivianit zu
er-
innern,
welche kürzlich das k. k.
Hof-Mineralien-Cabinet mit
einer
Partie Mineralien aus dem
Banale, als
„Grüner Gyps
von
Moldqwa"
acquirirte.
Die Krystalle davon sind
bis anderthalb Zoll gross und
ganz in der Form den
bekannten Gypslinsen vom
Montmartre
ähnlich, nur dass die gekrümmten
Flächen in Bezug auf die
Krystall-
reihe
der Species eine etwas abweichende Lage besitzen. Aber
die
Ähnlichkeit ist im Ganzen
täuschend.
Der Vivianit ist eine
trichromatische Species,
eine der Farben
ist ein schönes Berlinerblau, die
beiden ändern wenig
ansehnlich
und
blass grünlich. Aber
die erstere Farbe
erscheint an der Varietät
von
Moldowa nur an den
äussersten Kanten;
anstatt derselben
geben
die^innern
Theile der Krystalle ein
schönes sattes
Lauchgrün. Es
scheint hier bei der Bildung ein
demjenigen analoger Zustand
Statt
gefunden
zu haben, wie bei dem
weissen phosphorsauren
Eisenoxy-
dul, welches man oft in den Torfschichten
trifft, und das erst an
der
Luft blau wird.
Ich habe mich später vergebens bemüht,
Nachrichten oder
Stücke aus dem
Banate von diesen
wunderschönen
Krystallen
zu
Haidinger.
Meteor-Staubfälle. 77
erhalten. Leider sammelt man noch zu wenig
für wissenschaftliche
Zwecke. Bei diesem
Vivianit
muss man sogar noch dem
Zufalle
dankbar sein, der selbst ganz ohne
dass man eigentliche
Kenntniss
von der
Species hatte, das einzige
Exemplar für das k. k.
Hof-Mine-
ralien-Cabinet
rettete.
III. Herr
Bergrath Haidinger machte
noch folgende
dritte
Mittheilung:
Ich bitte um die freundliche Aufmerksamkeit der
hochverehrten
Classe
für ein Wort über eine Naturerscheinung, die uns durch
ein
neuerliches
Ereigniss ganz nah
gestellt ist, und von der ich über-
zeugt bin, dass
sie uns fort und fort und mit desto
grösserem
An-
theile
beschäftigen wird, je näher wir ihrer eigentlichen
Erklärung
kommen, ich meine die
Meteor-Staubfälle und
insbesondere
den in Wien vom l. Februar dieses
Jahres:
Mancherlei hatte in dem letzten Jahre auf das
Vorkommen der-
selben aufmerksam gemacht. Der Fall am 31.
März in den Alpen
von
Chambery bis Gastein war
vielfältig besprochen worden;
der
vonDeffereggen von
Millplaner,
ÖIlacher,
Heinisch,
Kanka,
der von
Rauris und Gastein
trefflich geschildert von Werkstätter
und
Reissacher. Ehrenberg
hatte auch den Tirolerstaub der
scharfen Sichtung in
einer Wissenschaft unterworfen, die er beinahe
selbst
erst geschaffen hat. Ich schickte ihm Proben des
Staubes
von
Salzburg. Ich setze hier die einzelnen Angaben nicht
näher aus-
einander, die in den Versammlungen von
Freunden der Naturwis-
senschaften am l.
October, 12. November und
31.
December
besprochen, in
dem IIL Bande der
„Berichte' S. 289,
390, 430,
489
mitgetheilt
sind.
Ich bemerkte die schmutzig-bräunliche
Färbung des Schnees
an seiner Oberfläche, als
ich am Morgen des l. Februars aus mei-
ner Wohnung in das
montanistische Museum ging. Als ich es
wieder in
Begleitung des
Cabinets-Dieners Richter
verliess,
machte die.
gleiche Bemerkung desselben, wie wir die
grosse
Flä-
che des
Glacis vor uns hatten,
einen solchen Eindruck auf mich,
dass das Phänomen
eines Staubfalles nicht bezweifelt werden konnte.
Mein
verehrter Freund A. Löwe
liess sogleich von dem nur
ober-
flächlich liegenden gefärbten
Schnee einsammeln, (der
darunter
liegende war vollkommen
weiss), um ihn zu
schmelzen, und
durch
Filtriren das
röthliche Pulver zu
sammeln. Herrn v. Hauer bat ich,
78 HU dinge r.
Meteor-StaubfäUe.
den Staub an Herrn Dr.
Reissek sicher zu besorgen, der sieh
sä
viel und erfolgreich mit mikroskopischen
Forschungen beschäftigte,
und der bereits so manche schöne Arbeit
vollendet hat. Aber Herr
Dr. Reissek, durch seine
eigenen früheren Studien
vorbereitet
die Mannafälle in Kleinasien u.
s. w., hatte unabhängig schon die
Beobachtung
im botanischen Garten gemacht, und bereits reichlich
gesammelt, und die
mikroskopische Untersuchung begonnen.
In der Versammlung am 4. Februar übergab Herr A.
Löwe
das getrocknete Staubpulver. Herr Dr. Reissek war eben
nicht
anwesend; Herr Dr. Karl
Wedl erhielt gleichfalls eine Partie
zur
Untersuchung. Ich hatte noch am Nachmittage des l. Februars auf
einem
Spaziergange vor die St. Marxerlinie Alles
gleichförmig mit
diesem Staube bedeckt gesehen, alle Dächer zeigten
die
gleiche
oberflächliche
Färbung; aber wir sind in Wien den Staub so sehr
gewohnt,
dass man vielleicht einen mehr
localen Ursprung zur
Er-
klärung auffinden durfte. Indessen zog Herr Dr. Reissek
mancher-
lei Erkundigungen ein; der Staub lag gleichförmig von Wien
bis
Dürnkrut und
Pressburg, und darüber hinaus so weit man dies unter-
scheiden konnte.
Er ertheilt Proben von Dürnkrut eingesendet.
Das
Resultat der
Untersuchung von dem
Staube des Glacis vor der
Münze, des
botanischen Gartens und von Dürnkrut war ganz gleich.
Er
schliesst sieh auch ganz der Beschaffenheit an,
welche in
den
Untersuchungen Ehrenbergs über mehr als
100 Staubsorten
herausstellt, insbesondere die
continentale Natur desselben.
Die Ansicht
Ehrenberg^s ist bekanntlich diese, dass
der
Staub, ursprünglich wohl aus
Südamerika stammend, lange Zeit in
den
Staubnebeln der Passat-Zone schwebend gehalten wird, von wo
er
von Zeit zu Zeit durch Südwestwinde —
Scirocco, Föhn
—
insbesondere auch nach Europa
geführt wird, daher er ihn
auch
Passat-Staubzu
nennen
vorschlägt
Durch seine eigenen früheren
Untersuchungen darauf hinge-
leitet,
bezeichnete Reissek bei seiner Mittheilung in. der
Ver-
sammlung von Freunden der
Naturwissenschaften am 11. Februar,
wo er die
Resultate der mikroskopischen Forschungen gab, vielmehr
die
östlichen Regionen
als diejenigen, wo wir nach den Quellen
des
Staubes zu forschen haben, woher also die
Staubnebel durch Ost-
winde
gebracht, aber
allerdings durch den
Zusammenstoss mit dem
Südweste abgelagert
werden
körnen.
Haidinger.
Meteor-Staubfälle.
79
Die meteorologischen Elemente
Wiens waren am
30.
Januar
bis l. Februar folgende, nach den Mittheilungen
der k. k.
Sternwarte'
in
der »Wiener Zeitung:"
Den 30. Januar. Den 31.
Januar. Den l.
Februar.
(
6 Uhr M.
28"
S'"
6""
W. M. 28"
4'"
8""
W. M.
27"
y"
&""
Barometer
.
.
.
<
2 Uhr N.
28"
7"'
1l"1'
W
2'"
4'^
27"
10"
it""
(
10
Uhr
A.
28"
6"'
5'^
27"
IV'1
8'^
28"
0^
0"«
{6
Uhr M. — 11
• 5 R.
— 12 .
2° j?.
—5.4»
Thermometer
. ^
Uhr N.
— 7
• 7
-.9.2
—
0.1°
10
Uhr A.
—10-5
—7.2 — 0
,9<»
Wind und
Witte-(
6
ühr
M"
s0
schwach-
Schnee.
SO schwach.
Nehel.
N. still.
Nebel.
romc
"')
2
vhr
N'
s0
miHehn-
Heiter. SO
mittelm.
NebeL
N.
stilLNebeL
'
* * *
(
10 Uhr A. SSO. mittelm. Heiter. SO schwach. Nebel. N. still
Nebel.
Starker Barometerfall gegen die Nacht vom 31. auf
den l.,
Erhöhung
der Temperatur, Windwechsel. Herr Professor
Columbus
meldete
gleichzeitig den 31. Abends
Scirocco in Salzburg
bei
+ 6°,
während in Linz die
Temperatur noch —
8*6° R.
war.
Um ein etwas
vollständigeres Gemälde zusammenstellen zu
können,
habe
ich mich um Mittheilung mehrerer Daten an mehrere
Anstalten
und Freunde gewendet, von welchen ich auf
Nachrichten hoffe, die
mir dann später Veranlassung
geben werden, den Gegenstand wieder
zu berühren. Es
kann sein, dass ein
Scirocco in seinem Fortschritte
senkrecht auf seine
Richtung gerade zwischen
Salzburg und Linz
durch
eigenthümliche
Umstände sein Ende
erreicht, während gerade
am Saume der Staubfall
stattfindet.
Ob aus dem Scirocco, ob aus den Ostwinden wird
sich gewiss
später
beantworten lassen, wenn
einst das Phänomen
allgemeiner
gewürdigt ist als bisher. Vielleicht
haben wir Jedea
Wfiater
Sfauh-
falle dieser
Art, die aber so leicht
m dem Getreibe
einer
gpossen
Stadt der
täglichen
Erzeugnag
voa
Staub aas
opffiefcen
Efaflüssen
zugeschrieben
werden. Wer erinnert sieh
nicht
der weit verbreitet
schmutzigen Oberfläche des
Schnees im Frühjahr?
Ich fragte in
xi^einer
Einladung
üD1
dte
meteorologi&ehen
Daten
vom
30»
Jänner bis
asum 7.
Februar, um
des.
höchsten
Barometer-
stand
einerseits
wtewsefts
ab^
den
6., den Tag
jenes
höchst
merkrteiilgeB
Glatteises
emzo^fchliessen, wo
es
gleichzeitig in
Linz
uad
Wien bei — 4°
K.
regnete.
Auch
von diesem Wiener Staube, wie von
dem früheren
aus
S^Wwg habe
ich Proben an Ehrenberg
gesandt,
dessen
letzte
akademische
Mittheilung fiber die
Staubnßbel, das
Nebelmeer der
80 Burg.
Centraler
Stoss.
Unger.
Genera,
ei
species
planiarum
fossilium.
Passatzo'ne, vom 24. Jänner
mir übrigens noch nicht bekannt
gewör-
»«
den ist.
Die Nachrichten über den Staubfall vom l. Februar trafen
erst
so allmählich zusammen, dass es nun
nicht mehr möglich ist. Vieles
in Erfahrung
zu bringen, was anfangs leicht gewesen wäre.
Aler
die Aufmerksamkeit, die für ein
künftiges Jahr vorbereitet ist, wird
dann
gewiss auch durch die Akademie manche Mittel in
Bewegung
setzen, über die jetzt der Naturforscher bei seiner
beschränkten
Stellung in Wien nicht gebieten kann.
Herr Regierungsrath Burg las einen
Aufsatz über den geraden
centralen Stoss
zweier fester Körper, worin er
theils die bekannten
Formeln auf eine fasslichere
Weise, als bis jetzt geschehen, ent-
wickelt, theils auch der Theorie,
zunächst jener des Stosses elasti-
scher
Körper, durch Beachtung der unvollkommenen
Elasticität, eine
neue Seite abzugewinnen
sucht.
Herr Custos, Dr.
F e n z l, legte der
Classe im Namen des wirklichen
Mitgliedes,
Professor Dr. Unger zu Gratz, das druckfertige
Manu-
script eines von
letzterem verfassten
Werkes: „ Genera
et
species
plantarum
fossüium1'1
vor. Herr Dr. Fenzi machte auf das
grosse
Material, welches der Verfasser zu
gewältigen hatte, und welches i/^
der ganzen
gegenwärtigen Pflanzenwelt Europa's erreicht,
aufmerk-
sam, und zeigte die hohe wissenschaftliche Bedeutung des
gleichsani
eine Flora
antedilmiana
europaea darbietenden Werkes.
Herr
Bergrath Haidinger
übergibt eine Druckschrift betitelt:
„Theorie der schiefen Gewölbe und
deren praktische
Ausführung1'
von
Eduard J. Heider, Beamten
des k. k; Hofbaurathes und
der
k. k.
General-Direction der
österreichischen
Staats-Eisenbahnen.
Wien,
1846. Der Verfasser
äussert sich in einer
Zuschrift an die
Akademie
über den Inhalt
seines Werkes folgendermassen:
Die
Nothwendigkeit, schiefe
Gewölbe herzustellen ist gegenwär-
tig um so
dringender,
d» bei dem Baue von
Eisenbahnen schiefe
H a u s l a
b.
Gletscher
des
Öt2.thales.
81
Übersetzungen von
Strassen, Flüssen und
Thälern unvermeidlich
sind.
Obwohl es in den
speciellen Fällen den
Ingenieurs bisher immer
ge-
lungen
ist, die Aufgabe vollkommen zu lösen, so sind dennoch
die
Grundsätze der
Gewölbs-Theorie noch
nicht durch eine systemati-
sche Abhandlung
zusammengefasst, so
dass man der
Herstellung
schiefer
Gewölbe — als einem
nothwendigen Übel
—
auszuweichen
sucht.
Der Zweck der vorliegenden Schrift ist es,
die Scheu vor
schiefen Gewölben zu bannen, eine
vollständige Theorie der Gewölbe
auf die
mathematische Analyse gestützt zu
geben und
nachzuweisen,
dass ein schiefes Gewölbe nicht nur
grossentheils mit
derselben
Leichtigkeit herzustellen sei wie ein
senkrechtes, sondern auch
für
jede
Lage und Form der Wiederlagen,
für jede Fläche
und
jedes
Baumateriale
ohne Ausnahme den Gesetzen
der Stabilität
entspre-
chend
möglich sei;
gleichzeitig sollen sowohl dem Theoretisch-Gebil-
deten
als auch dem Praktiker die Mittel an die Hand gegeben
werden,
ein schiefes
Gewölbe richtig zu
construiren, wodurch der
Grund,
welcher
bisher nicht selten gegen
die Ausführung schiefer Gewölbe
sprach —
von selbst hinwegfallen dürfte.
SITZUNG VOM 24.
FEBRUAR 1848.
Der k. k.
Oberst, Herr v. Hauslab,
eorresponcifreades
Mi^Ked,
hält
folgende»
Vertrag;
Bei der
AüfinerksamkeM,
welche
maß
gegem'wifftig
deA
neueren
Untersuchungen
über die Selweijser
Eisberge
zwendet,
dürfte
es
die
Akademie
nicht
immteressant
finde»,
za
vernehmen,
was m diesem
Zweige m
Österreich geschehen
ist.
Vor
meh? als
zwanzig
Jahren
war
ich als Fähnrich bei
der
Militär-Aufnahme des
GeneraI-ßuartlenneister-Stabes
in Tirol
com-
mandirt.
Diese Aufnahme geschieht im Massstabe
von
l^ss^OO^
und
dient
als Grundlage der auf
1"==2000°
reducirten
gestochenen
Spe-
cial-Karte®
'8er
Provinzen.
Bei
dieser
Gelegenheit,
und
zwar
un Jahre 1817, nahm
ich
die
Gletscher-Gruppe
am
Ursprünge
des ötzthales auf.
Diese
Arbeit»
Sitz]»*
d.
matheni.-natorw.
CL
I.
Bd.
6
§^
Hauslab. Aufnahme
der
welche Jetzt im k. k.
Kriegs-Archive aufbewahrt wird, erlaube ich
mir
hier der Classe zur Ansicht vorzulegen.
Es kann nicht meine Absicht sein, der hochverehrten
Versamm-
lung einen Vortrag über die jetzt
vielbearbeitete Natur der Gletscher
halten zu wollen, ich beabsichtige nichts
weiter, als auf ein
officielles
Document
über eine vor so langer Zeit in Österreich zu Stande
gebrachte
Leistung hinzuweisen.
Ohne im Geringsten den Verdiensten der spätem
Naturforscher,
die ausgedehntere physikalische Zwecke verfolgten, nahe zu
treten,
mache ich bemerklich, dass diese Aufnahme
doch, wie es auch ihr
alleiniger Zweck war, bereits ein, soviel es der
Massstab erlaubt,
deutliches Bild der plastischen Form der Gletscher gibt,
und somit
für sich allein ohne alle Worte zu einer genauen
Kenntniss derselben
verhelfen kann.
Auf den vorliegenden Blättern sieht man deutlich, dass
die
Gletscher nichts anders als flache Ausfüllungen von
Thaibecken sind.
Die Schneegrenze erscheint hier als die Durchschnittslinie
einer
ziemlich horizontalen Ebene mit der sich
senkenden Kante der Ge-
birgsrücken,
und- läuft endlich in eine Spitze aus.
Da die Klüfte getreu nach der Natur gezeichnet
sind, sieht man
wo wirkliches, Klüfte
bildendes Eis und wo nur Schnee sich befindet.
, Man sieht wie die Felskämme
auf der rauhen Windseite mit
Schnee bedeckt, auf der mildern davon frei
sind.
Wie die Zweige auf einer Seite der Rücken länger
sind als auf
der ändern, und
grössere Köre
bilden.
Man sieht die Trennung
der^thalausfüllenden Eismasse von den
steilen
Felskämmen durch die Bergkluft, ähnlich der
Absonderung
des gefrornen Wassers von seinem
Gefässe.
Man sieht den Unterschied der
hangenden von den liegenden
Gletschern.
Erstere
f&üon die durch
Seitenzweige auf der Höhe der Gebirgs-
rücken gebildeten
flachen Köre aus, und
ihre Zunge hängt auf der
vierten nicht eingedämmten Seite über
den steilen Abhang der Thai-
wand
herunter und bildet, durch den Übergang aus
einem flachen in
ein
steileres Gefalle gleichsam
gebrochen. Querklüfte.
Auf einer Seite der
Gebirgsrücken, wo sich die grasseren
Köre
befinden, sind auch die hangenden
Gletscher bedeutender als auf
der
ändern.
Gletscher
des
Ötethales.
83
Letztere,
grössere bereits
aus mehreren kleinern
Becken beste-
hende
ürsprungsthäler
ausfüllend, schieben
durch das Gewicht
der
grossen Eismasse
ihren Rutscher oder
Kees weit unter der
Schnee-
linie in das
Thai vor.
Die Klüfte der liegenden Gletscher entstehen
durch die Seiten-
reibung an den
Thalwänden, der
Rutscher spiesst sich
gleichsam,
und sie nehmen daher eine der Länge nach
an den Seiten sich aus-
spreitende Gestalt
an.
Wo das
Thai sieh wendet, bilden
sich Querklüfte nach dem
Halbmesser des
Wendungsbogens.
Man sieht wie am
Ursprünge
die hangenden Gletscher mit dem
liegenden
zusammenfliessen, sich
später nur mit der Zunge berüh-
ren,
und
endlich ganz
absondern.
Die
Quer-Durchschnittslinie
der Ausfüllung senkt sich in der
Mitte; die der
Zungen und Rutscher aber
ist gewölbt.
Man sieht wie zwischen
den aus festen Felsen
bestehenden
Strebepfeilern der
Gebirgskämme sich
Schuttkegel oder steile
Schuttdeltas
bilden.
Wie dieses
Steingerölle sich vor
den Zungen und Rutschern
befindet, und durch sie
fortgeschoben wird.
Wie zwei liegende Gletscher aus verschiedenen
Thälern
nie
zusammenschmelzen,
sondern sich durch Schutt-Moräne,
welche hei
Gebirgsgraten
anfangen, getrennt neben
einander fort-
schieben.
Man sieht wie in
den
durch
Erdwärme gebildeten Höhlen
der
ausfüllenden
Eisdecke
eiß
Flussgeäder
vorhanden sein
muss,
wie
es gewöhnlich
oberirdisch
besteht,
da s^a
Ende der
Zungen
und
Rutscher
die Gewässer nicht
als
schwache
Quellen,
sondern
als
bedeutende
Bäche aus den
Gewölben
hervorbrechen.
Mehr als jede andere
Gletsehergruppe
dürfte gerade die vor-
liegende interessant sein,
und die Aufmerksamkeit der
Naturforscher
verdienen, weil hier zwei Beispiele der
Bildung von Gletscher-Seen
vorkommen, der
Gurgler-See, der jedes
Jahr den dammbildenden
Rutscher des
Özthaler Ferner
durchbohrt, und der schon
so
oft
durch
den Vernagt-Femer gestaute
Bofner See. Ich
verweise
hierüber
auf die lehrreiche kleine
Schrift: „die
Gletscher
des
Vernagt-Thales
ia
Tirol
imd
ihre
Creschichte" von Dr. M.
Stotter.
Innsbruck
1846.
6
»
§4
Haidinger.
Über
den
Auf der Aufnahme sieht man wo sich das Ende des
Vernagt-
Ferner im Jahre 1817 befand.
Vergleicht man schlüsslich die Gletscher-Gruppen des
Mont<
blanc und des
Finster-Aarhorns mit jener am
Ursprünge
desözthales
so sieht man,
dass das
Gebirgsgerüste des letztern sich am
meisten
dem Normalbilde eines, durch immer nach einer
„geraden,
nicht
bogenförmig gewundenen Richtung
fortgesetzten Gabelung entstan-
denen Flussgebietes nähert, und daher
wie alles regelmässige die
Forschung und das
Studium der Entstehung erleichtert.
Professor Schroffer macht seine
alleinigen Ansprüche auf
das Verdienst der Nachweisung der wahren
Beschaffenheit des rothen
Phosphors geltend, indem
er hervorhebt, dass er diese bereits im
Jahre 184S
erkannt, und mehreren Wiener Gelehrten
mitgetheüt
habe. Der Herr Vice-Präsident
Baumgartner, wie auch die
wirklichen Mitglieder
Prechtl, v. Ettingshausen
und Fenzi
bestätigen die Richtigkeit dieser
Thatsache.
HerrBergrath Haidinger machte
folgende Mittheilung: Über
den Zusammenhang des
orientirten Flächenschillers
mit der
Licht-Absorption farbiger
Krystalle.
Es ist immer ungemein anregend für weitere
Forschung, häufig
aber von dem grössten
wissenschaftlichen Erfolge, Reihen
von
Eigenschaften, die an sich verschieden sind,
doch mit einander
durch verknüpfende Beobachtungen in
Übereinstimmung zu bringen.
Einige wenige
Thatsachen, die ich heute der hochverehrten
Classe
vorzulegen die Ehre
habe, sind die ersten, welche den
orientirten
Krystall-Flächenschiller mit
dem^ positiven oder negativen Charakter
der
Axen doppeltbrechender Krystalle verbinden, wenn man
für die
Erscheinungen der Farben-Absorption an den letztern das von
B
abinet ausgesprochene Gesetz als Grundlage
annimmt.
Bekanntlich hat dieser verdienstvolle Forscher für
weitaus die
Mehrzahl der von ihm untersuchten farbigen Krystalle, bei
welchen
sich ungleiche
Absorptioas-Verhältnisse zeigten, das folgende
Gesetz
der Vertheilung derselben
gefunden:
orienfirten
PlächenschiUer.
8 S
1. In negativen
Krystallen, das heisst in
solchen, wo der
Bre-
chungs-Exponent
des ordinären Strahles
grösser ist, als der
des
extraordinären Strahles, wird der
erstere bei seinem
Durchgänge
mehr
absorbirt als der
letztere.
2. In positiven Krystallen, das heisst in
solchen, wo der
Bre-
chungs-Exponent
des ordinären Strahles
kleiner ist, als der
des
extraordinären Strahles, wird der letztere bei
seinem Durchgange
durch den
KrystaII mehr absorbirt
als der erstere.
Mit einem Worte: der stärker gebrochene
Strahl wird auch
stärker absorbirt als der weniger
gebrochene.
Negative
Krystalle sind
überhaupt häufiger als positive. Als
Beispiel
möge hier vor anderm
der Turmalm genannt werden.
In der so leichten
Untersuchung durch die
dichroskopische
Loupe
erscheint bei
senkrechter AxensteIIung
der Krystalle immer das
obere Bild 0 dunkler als das
untere Bild E. So bei Saphir,
Chlorit
und
ändern.
Quarz dagegen (im Rauchtopas), Rutil,
Zinnstein,
als
positive Krystalle, zeigen das untere Bild E dunkler
als das obere 0.
Es gibt nichtsdestoweniger mehrere
Kr^staII-Species, die
sich
dem Gesetze nicht
fügen, wie Apatit,
Beryll, Apophyllit,
und
die
weitere
Untersuchungen
wünschenswerth
machen, um auf den
wah»
ren
Grund der Ausnahme zu kommen.
Bei den
trichromatischen
Körpern mit zwei optischen
Axen
wird
freilich die Mittellinie als die
Hauptaxe betrachtet, um
sie mit den
beiden
ändern
Elasticitäts-Axen
zu vergleichen. Indessen
fehlt es
hier an
Aer
Durchführung
noch mehr als bei den
einaxigen,
weil
auch
da die Lage und
Geltung der
Brechungs-Exponenten
eine
andere und schwierigere ist
Demnach bleibt bei
den ersten
Wahrnehmungen
an
neuen
Krystallen,
zumal wenn sich unmittelbar
zusammengehörige
Ver-
hältnisse kund geben, vor der Hand nichts
übrig, als jenes
Babi-
n
et'sche Gesetz der
Vergleichung zu Grunde zu legen. Die Aus-
nahmen von
demselben finden auch übrigens nur bei
chromatischer
Absorption Statt, welche die eine Seite des
Spectrums vor
der
ändern
angreift. Bei
gleichfarbigen Krystallen sind begreiflich der-
gleichen
Störungen nicht vorhanden.
Als ich die von Sir David
Brewster
angegebenen
optischen
Eigenschaften des von S
c h u n
c k zuerst
dargestell-
86
Haidinger,
Über
den
ten
1)
ehrysanaüinsauren Kalis
&) zu untersuchen
wünschte, leitete
mein verehrter Freund, der
k. k. General-Probirer,
Herp A. Löwe
ia
seinemLaboratorium
eine Arbeit über die merkwürdigen und
mannig-
faltigen organischen Säuren und ihre
Verbindungen ein, denen
(te
Aloeharz zu Grunde liegt. Herr Franz
Hillebrand, Assistent
an
dem k. k. General-Münz-Probiramte, der die
Operationen ausführte,
stellte
au-ch das chrysolepinsaure
und das aloetinsaure Kali dar.
Diese beiden Salze wurden in kleinen
Krystallen erhalten, die,
selbst
bräunlich, in gewissen Richtungen einen
bläulichen Licht-
schein zeigten. So weit es die Kleinheit derselben
erlaubte, wurden
sie untersucht,
und gaben folgende
Resultate:
l. Chrysolepiasaures Kali. Form.
Undeutliche, vier-
seitige, kurze, höchstens
etwa i% Linien lange, fadenförmige
Pris-
men. Zuweilen ein Flächenpaar viel
breiter, und gegen beide
Eaäea
zu
abnehmend, so dass sich
eine länglich - ovale , spitzige
Gestalt
derselben zeigt; letztere an den Spitzen
oft fadenförmig verlängert.
Farbe, dunkelbraun; wenig
durchscheinend. Die Prismen,
ia
verticaler
Stellung durch die
dichroskopische Loupe
untersucht,
gaben das obere Bild O
röthlichbraun, und dunkler als das
untere
Bild E, welches gelblichbraun ist. Der
ordinäre Strahl mehr absorbirt
als der
extraordinäre, der Charakter der optischen
Axen, dieser
den
Krystall-Axen parallel genommen nach
Babinefs Gesetz, negativ.
Fig. l.
Glanz, schwach. Orientirter,
dunkel-
i\o lasurblauer
Flächenschillcr,
polarisirt in
y^ der
Richtung der Hauptaxe. Man
beobachtet
in d^r
Längenstellung, Fig. l, das obere Bild
O mit hellem,
weissen Glänze wenig
bläu-
lich, das untere glanzlos; in der Querstel-
lung, Fig. 2,
dagegen, ist das obere Bild zwar
auch
weissglänzend/ das untere aber ist
von dem
schönsten Lasurblau.
2. Aloetinsaures Kali.
Form.
Höchst feine rhombische, bis drei
Linien
lange,
nadeiförmige Prismen.
Nach Herrn
Dr. S p r i n g e
r's Messung beträgt
der
1)
Ann. der Chemie und
Pharmacie. Bd. 39. S.
l.
2)
Pogg.
Ann. 1846,
LXIX. S.
552. Phil. Mag.
Ser. III. Vol. XXIX. p.
331.
orientirten
FlächenschiUer.
87
Prismenwinkel
110°
SO'. Die Flächen
gleichbreit. Farbe, hellbraun.
Vollkommen durchsichtig.
Durch die dichroskopische
Loupe
theilt
sich die Farbe
in ein oberes 0 dunkel honiggelb, und in ein unteres
E
weingelb. In etwas weniger dicken Krystallen ist O
röthlichbraun
und
E citronengelb. Charakter
xler optischen
Axe, dieser der
Krystall-
Axe parallel
genommen: nach Babinefs
Gesetz, negativ.
Glanz,
stark; diamantartig.
Orientirter
dunkel-lasurblauer Flä-
chenschiller, polarisirt in
der Richtung der Hauptaxe. Die Beobach-
tungen genau wie
bei den vorhergehenden Krystallen.
Wird eine kleine Menge dieser beiden Arten von
Krystallen
auf mattgeschliffenes Glas mit dem
Polirstahl oder einem
Messer
fest
aufpolirt, so besteht das
zurückgeworfene Licht aus
Weiss
und
Blau, in allen Richtungen
polarisirt,
ersteres aber in der
Einfalls-
ebene,
letzteres senkrecht darauf, so
dass in jedem
Azimuth
die
dichroskopische Loupe das obere Feld O
weiss, das untere Feld
E
lasurblau zeigt. Die blaue Farbe des mehr
dunkelfarbigen
chryso-
lepinsauren
Kalis ist lebhafter als die des
aloetinsauren.
Aus der Vergleichung der Eigenschaften folgt,
dass beide
Spe-
cies
den ordinären Stahl stärker
absorbiren als den
extraordinären,
beide
also, nach Babinefs
Gesetz, optisch zu den negativen
Krystallen gehören.
Aber für beide
Species ist auch der
Flä-
chenschiller
in der Richtung der
Hauptaxe polarisirt. Stellt
man sich die Intensität
und den
Polarisations-Zustand des
durchge-
gangenen Lichtes A mit dem des
zurückgeworfenen B
combinirt
vor, so
erhält man folgendes Resultat:
A. 0 gleich der Intensität
des
ausserordentlichen
Strahles,
weniger dem durch stärkere Absorption
abgängigen Theile
dessel-
ben. E die Intensität des ausserordentlichen
Strahles selbst.
B. 0 die halbe Intensität des
zurückgeworfenen
Lichtes
über-
haupt, mehr dem zurückgeworfenen
Lasurblau des orientirten Flä-
chenschillers. E die
halbe Intensität des zurückgeworfenen Lichtes.
Es wird dabei vorausgesetzt, dass die
Richtung des
Lichtstrahles
senkrecht auf den Flächen der
KrystaIIe
stehen.
Man sieht, dass, während ein
Theil ordinär
polarisirten
Lichtes
im durchfallenden mehr
absorbirten Strahle fehlt,
gerade da ein
Antheil
Licht ebenfalls ordinär polarisirt zurückgeworfen
werde,
der bereits tiefer in den
Krystall gelangt war, als
das von der
Oberfläche zurückgeworfene
Licht.
8g Haidinger.
Über den
3. Krokonsaures Kupferoxyd. Bei
zwei Arten von Kry-
stallen fand sich hier
vollkommene Gleichheit der Erscheinungen
und der vollkommensten
Abhängigkeit der
Absorptions-Verhältmsse
und des
Flächenschillers von einander, so dass man
vorbereitet
sein kann, die Art des einen vorauszusagen — wie man so
gerne den
Ausdruck wählt — wenn die Art des
ändern bekannt ist.
Es war mir daher sehr
erwünscht, unter den Angaben von
schillernden
Krystallen in
Berzelius'Lehrbuch Angaben für
das
krokonsaure.
Kupferoxyd1) zu
finden, die ganz ähnliche
Farben-
Verhältnisse erwarten
Uessen:
„dunkelblauer
metallisch-spiegelnder
Glanz, und
bräunlich-orangefarbes, durchgehendes
Licht." Meinem
verehrten Freunde, Herrn Professor
S ehr öfter, bin ich
nun für
diese wirklich wunderbar schönen
Krystalle verpflichtet, die er auf
meine Bitte
zusammensetzte. Auch die Krystallform derselben
ist
trefflich ausgebildet; eine
Mit th eilung darüber
mag indessen einer
ändern Gelegenheit
vorbehalten bleiben. Im Ganzen erinnert sie an
gewisse Krystalle von
Schwerspath oder von
Anglesit (schwefel-
saurem Blei), und in der
Stellung mit dem schärferen Winkel des
horizontalen der
Theilbarkeit parallelen Prismas zu
oberst gestellt,
wurden sie in
optischer Beziehung
untersucht. Nach Herrn
Dr.
Springers Messung
beträgt dieser Winkel 72° 2'.
Farbe. Dem blossen Auge erscheint
durch Rückstrahlung in
jeder Richtung ein sehr lebhafter
halbmetallischer bläulicher Glanz;
durchsichtige, dünne Blättchen sind
hell-gelblichbraun oder
bräun-
lich-orange.
In der obigen Stellung auf der breiten rhombischen
Diagonal-
fläche, durch die dichroskopische
Loupe untersucht, ist das
obere
Bild 0 lichter, das untere E dunkler, von einer orangebraunen,
dem
Brookit ähnlichen Farbe. Der Charakter
der optischen Axe nach
dieser Differenz
ist^ dem der obigen Kalisalze gerade
entgegen-
gesetzt, also
positiv.
Aber auch der starke orientirte
Flächenschiller von der schön-
sten lasurblauen Farbe hat eine
entgegengesetzte Lage, indem er
nicht in der Richtung der
Hauptaxe, sondern senkrecht auf
dieselbe
polarisirt ist. In der
Längenstellung, Fig. 2 nämlich, ist das
obere
^
Gmelin.
Annalen
der
Chemie
und
Pharmacie.
XXXVII. 55.
orientirten
Flächenschiller.
89
Bild
weiss, das untere
prächtig lasurblau;
in der Querstellung,
Fig. 3, ist selbst das obere
Bild diamantartig glänzend
bläulichweiss,
das
untere aber glanzlos.
Das
krokonsaure Kupferoxyd
bildet also gleichfalls eine Bestä-
tigung des
Gesetzes, dass der
orientirte
Flächenschiller
in seiner
Polarisations-Richtung mit
der
Polarisa-
tions-Richtung
des mehr absorbirten
Strahles dop-
peltbrechender
Krystalle
übereinstimmt.
4.
Platinblausaures Ammoniak.
Unter den vielen
inter-
essanten
Krystallen, die ich schon
Herrn Professor
Redtenbacher
verdanke,
gab ich bereits in einer Versammlung von Freunden
der
Naturwissenschaften am 26. Februar 1847 Nachricht
1).
Die
Form der feinen,
nadeiförmigen
Krystalle war nicht zu erkennen,
wohl aber Farbe und
Flächenschiller. Die Prismen,
vertical
gestellt
und durch die
dichroskopische
Loupe untersucht, gaben
das obere
Bild O
citronengelb, das untere E
dunkler und zwar beinahe oliven-
grün. Es war also
ein positiver Krystall,
und man konnte den bereits
in der Spiegelung bemerkbaren
Flächenschiller in der Ebene senk-
recht auf die
Axe
polarisirt erwarten. Dies
war auch wirklich der
Fall in der Untersuchung mit der
dichroskopischen
Loupe. In
der
Längenstellung gab die Reflexion das
weisse
polarisirte Licht
im
oberen Bilde 0; das
untere Bild E war von dem
schönsten gesät-
tigten Lasurblau. In der
Querstellung ist das obere
Bild 0
stark
dianiantartig
glänzend ins
Bläulichgraue geneigt, das untere Bild
E
glanzlos.
Bei
der Durchsichtigkeit der Krystalle bemerkt man in
dem 0
der
Läügenstellung,
und in dem E der Querstellung die
gelbe Farbe im
schönen
Gegensatze der blauen
Zurüekstrahlung.
Aber bei diesen
Species ist das untere
durch
Transparenz
gewonnene Bild schon etwas grünlich; bei
den reflectirten
Glanz-
erscheinungen bemerkt man auch, dass in der
Längenstellung das
Blau bei nahe senkrechter
Incidenz rein, nur mit dem
Weiss
gemengt, welches der Polarisation entging, oder
etwa lavendel-
blau, unter dem
Polarisations-WinkeI hoch
lasurblau, sich bei
noch
grösserem
Einfallswinkel in
röthliche Töne,
namentlich in ein
zartes
Rosenroth,
verlauft.
a)
Berichte. II. Band, Seite 199.
90
Baumgartner
uhd
K r ei l.
Geographische
Längenbestimmmig
Die vorhergehenden
Krystalle besitzen
sämmtlich gelbe
Parte
zum Theile sehr
dunkel, so dass sie braun erscheinen. Die
comple-
mentären
Töne sind daher blau, die Erscheinung überhaupt m
Bezug auf Farben
so einfach als möglich. Ich erhielt in der Reihe
meiner Beobachtungen
auch mehrere Resultate von abweichenden
Farben-Zusammenstellungen, die selbst
durch das ganze Spectrum
hindurch
reichen, aber wenn sich auch im Allgemeinen jetzt
schon
behaupten lässt, dass der Ton des
Flächenschillers und der des
durchfallenden Lichtes gegen einander
complementär sind, so
wünschte ich doch
noch mehrere Beobachtungen zu sammeln, bevor
ich
sie in grösserer Ausführlichkeit der
hochverehrten Classe vorzu-
legen wagen kann.
Vieles davon, wie sich die hochverehrte Classe
hier selbst überzeugt
hat, wurde nur an mikroskopischen
Krystallen
sicher gestellt. Wie schön
wäre es, wenn dem Naturforscher
grössere,
gut ausgebildete Krystalle
zugänglich wären. Für den
Chemi-
ker können Arbeiten, die sich auf die Hervorbringung
derselben
beziehen, beinahe als Luxus betrachtet werden, nicht so für
den
Physiker für den Mineralogen. Gewiss
würden Bemühungen in
dieser Beziehung reichlich durch den Erfolg
belohnt werden. Man
ist noch nicht gewohnt, den vielartigen Erzeugnissen
chemischer
Laboratorien um ihrer selbst willen Plätze in Museen
anzuweisen.
Höchstens werden sie, ihrer
Anwendung wegen, etwa als Beitrag
zu den Artikeln
der Waarenkunde aufbewahrt. Eben so
wenig
erscheinen sie aber auch noch in Systemen geordnet, die sich auf
die
Krystall-Individuen selbst beziehen. Ich darf den
Wunsch nicht
unterdrücken, es möge die hochverehrte Classe auch
diesem Gegen-
stande einst ihre freundliche Aufmerksamkeit weihen.
Herr Vice-Präsident
Baumgartner theilt der
Classe eine von
ihm gemeinschaftlich mit Herrn K r ei l zu Prag in Angriff
genom-
mene Anwendung der galvanischen Telegraphie
zur geographischen
Längenbestimmung mit.
Hat man den magnetischen Ring, welcher bei den
Apparaten,
deren sich unsere telegraphischen
Anstalten bedienen, die Stelle
der Magnetnadel eines gewöhnlichen
Galvanometers vertritt, mittelst
eines
galvanischen Stromes aus seiner Ruhelage abgelenkt, so dass
durch
galvanische
Telegraphen«
91
der damit verbundene Zeiger an eine der zu beiden
Seiten
befind-
lichen
Glocken anschlägt, und
wechselt man sodann
plötzlich den
Strom, so wird der Zeiger an die
entgegengesetzte Glocke an-
schlagen. Der Augenblick
dieses Anschlages ist der Zeitpunkt, auf
dessen Angabe
die geographische Längenbestimmung beruht.
Die
Zeit, welche die Nadel braucht, um von der einen
Glocke zur
ändern
zu gehen, lässt sich
mit Hülfe einer Feder, welche an
die
Axe des Ringes
sanft drückt, und mit
Hülfe einer
mikrometrisehen
Schraube
mehr oder weniger gespannt werden kann,
reguliren.
Man kann
somit bewirken,
dass diese Zeit eine
beliebige
Grosse
erlangt,
z. B. genau eine Secunde
beträgt. Daher kann man wegen
der ungeheueren
Geschwindigkeit der
Elektricität, welche
die
grossten Wege auf
der Erde in einer für uns ganz unmerklichen
Zeit
durchläuft, bewirken, dass die Nadel an einem entfernten
orte,
z.
B. in Prag, in einem beliebigen Momente an die Glocke
schlägt.
Dieser Augenblick in Wiener und in Prager
Zeit bestimmt, gibt
die Längen-Differenz beider
Orte. Man kann hier mit der Genauig-
keit viel weiter
gehen, als bei Blickfeuern, wo die
Zeitbestimmung
nach
Herrn Director
KreiFs Schätzung kaum
auf 0,4 Secunden
genau
ist. Bei den galvanischen Apparaten ist es möglich,
sehr
viele
Beobachtungen hinter
einander in kurzer Zeit zu machen, was
die Genauigkeit
des Resultates erhöht.
Wir haben von Wien aus drei telegraphische
Drathleitungen
zu
Gebote, die nach Prag,
Cilli und Pressburg. Mit
diesen lassen
sich eine Menge interessanter Fragen
über die Fortpflanzung der
Elektricität
beantworten. Diese sollen nach und nach
vorgenommen
werden. So
lässt
steh die
Leitungsgüte der
Erde, das Gesetz der
Abnahme der Stromstärke an
unseren Leitungen in der Wirklichkeit
erproben. Der Herr
Vice-Präsident erwähnte
hiebet noch
der
eigenthümlichen
vortheilhaften
Einrichtungen der
Staats-Telegra-
phen,
namentlich des
Correspondenz-Buches.
Der
Secretär bemerkte,
dass es zur scharfen Messung der
galvanischen Ströme
sehr erwünschlich
wäre, in den Besitz einer
guten
Sinus-Boussole zu kommen,
wie solche nach
Poggendorffs
Angabe in
Berlin verfertiget werden.
Um höchstens 300
fl.
Hesse
sich eine solche
anschaffen; er stelle daher den Antrag,
die
Classe möge
sich hierwegen in der nächsten
Gesammtsitzung
an
die Akademie wenden,
92 K oll
a. r.
Beurtheilang
des Berichtes
des
Der Antrag wurde einstimmig angenommen, und
in der Folge
auch von der
Gesammt-Akademie bewilligt.
Das Präsidium der k. k. vereinigten Hofkanzlei
übersendet mit
Zuschrift vom IS. Februar der Akademie zur
Kenntnissnahme
einen Bericht des serbischen
Kreisarztes Dr. Medovics an seine
Regierung,
aber die Entstehung und Vertilgung der
gefährlichen
Gollubatzer Mücken, welcher
Bericht einer Eingabe des k. k.
Con-
suls in Belgrad
als Beilage beigefügt war. Herr Custos
Kollar
wird ersucht, die Abhandlung des Dr.
Medovics einer Durch-
sicht zu
unterziehen.
Herr Professor Dr. Hyrti
legt ein Gesuch des Doctors
der
Medicin Johann W eis z vor, worin derselbe die
Akademie um
Unterstützung zu Versuchen
angeht, die er vorhabe, um die Blut-
menge im
thierischen Organismus mittelst des Eisengehaltes
des-
selben zu bestimmen.
Da Professor Hyrti dieses Ansuchen
der Aufmerksamkeit der
Classe für würdig
hält, wird dasselbe einer aus dem
genannten
Mitgliede, und den Herren Kollar und
Schroffer
bestehenden
Commission zur
Berichterstattung zugewiesen.
SITZUNG VOM 23. MÄRZ
1848.
Herr Custos Kollar liest nachstehende
Beurthcilung des
von Dr. Medovics an die serbische
Regierung erstatteten Be-
richtes über die Entstehung der
gefährlichen Gollubatzer
Mücken
(Simulium
reptans
Gollubatzense), und der Mittel zu
ihrer
Vertilgung (Taf.
I—III):
Eine kleine Fliege unter dem Namen
Kolumbatscher — richti-
ger Gollubatzer
Fliege oder Mücke bekannt, ist eine Hauptplage
der
unteren Donau-Gegenden, sowohl auf dem linken als
rech-
ten Ufer dieses Stromes, in unserer
Banaler Militär-Grenze,
als
auch in dem gegenüber
liegenden Serbien.
Dr. M
e
d
o v i
c
s
aber
die
Gollobatzer
Mücken. 9 3
Sie erscheint alljährig zuerst zu Anfang
des Frühjahrs,
zuwei-
len in so dichten Schwärmen,
dass selbe einer Wolke,
oder
einem
daherziehenden
Nebel gleichen, und
befallt das Vieh auf der
Weide
und die Landleute, welche auf dem Felde ihrer
Arbeit nachgehen,
nicht selten in solcher Menge,
dass der ganze Körper
mehrere
Linien dick damit bedeckt ist. Bei ihrem Angriffe
sucht die Fliege,
wie Augenzeugen versichern,
vorzüglich die weichen, zarten und
unbehaarten
Theile ihrer Schlachtopfer
aus, und setzt sich
desshalb
hauptsächlich
in die Winkel der Augen, bei dem Vieh an das Maul,
in die
Nasenlöcher, den After und die
Geschlechtstheile, ja
sie
kriecht sogar in die Ohren, in die inneren
Nasenhöhlungen, in
den
Schlund und die
Luftröhre, so dass
die Thiere im
eigentlichen
Sinne oft
daran ersticken
müssen.
Ein jeder Stich, den dieses
Insect versetzt,
verursacht ein
brennendes Jucken, und
eine sehr schmerzende,
harte, schnell
entste-
hende
Geschwulst, die kaum nach acht bis zehn Tagen vergeht.
Mehrere solche Stiche, besonders wenn sie nahe
beisammen
sind, erregen ein heftiges
Entzündungsfieber, und bei reizbaren
Körpern
Krämpfe und
Convulsionen, ja bisweilen
sogar den Tod.
Ist aber auch der Tod nicht immer die
unmittelbare Folge die-
ser Mückenstiche, so
erzeugen sie doch bei dem Vieh zum min-
desten
langwierige Krankheiten,
als: Mangel an Esslust,
Verlust der
Milch bei den Kühen,
üntauglichkeit zur
Feldarbeit bei dem
Zug-
vieh,
Magerkeit des Körpers bei dem Mastvieh,
unzeitige
Gebur-
ten
bei den
trächtigen
Müttern, und derlei Zufälle mehr, wie sie
Dr.
Schönbauer in seinem
Werke: »Die
Geschichte
der
Kolumbatscher
Mücke 1793" sehr
umständlieh beschreibt.
Nach diesem Autor fielen im
Jahre 1783 als Opfer
dieser Land-
plage in dem
Banale:
S2 Pferde, 131 Kinder, 310
Schafe, und
130 Schweine. Nach
ändern Nachrichten
erlagen im Jahre 1813
zu
Banlock im
Palatinat von
Arad 200, und in Versitz
500
Stück
Hornvieh den Angriffen dieses
Insectes.
Im Jahre
1830
zeigte sich diese Plage auch in unserer Nähe:
an den
Ufern der
March, von ihrem Ausflusse
in die Donau an bis
in die Hanna hinauf starben mehrere
hundert Stück Pferde, Kühe
und Schweine an den
Folgen der Verletzung durch diese Fliege.
Dr.
Medovics, Kreisarzt zu
Poscharewatz m Serbien,
spricht
von Millionen, die das Land alljährig
durch diese Landplage
verliert
94
Kollar.
Beurtheilung
des Berichtes des
Die betreffenden Regierungen und Behörden haben es
zwar
nicht unterlassen, von jeher daran zu denken, wie einem
solchen
Übel, dem bedeutende Strecken der
genannten Länder
ausge-
setzt sind,
abzuhelfen wäre: man hat Commissionen
niederge-
setzt, die über die Mittel zur Abwehr
berathen haben, Männer
abgesendet, welche den
Feind an Ort und Stelle beobachten, seine
Geburtsstätte und die
Ursachen seiner Entstehung ausmitteln,
imd
die
zweckmässigsten Massregeln zu seiner Vernichtung
vorschla-
gen sollten; indess alle Bemühungen
blieben bis jetzt fruchtlos,
alle bisher in Vorschlag gebrachten Mittel
beschränken sich auf
Palliative, welche das Übel zwar lindern, aber
nicht radical zu
heben vermögen.
So pflegt man im Banate zur Zeit,
wenn das Insect
erscheint,
Haufen von Stroh, Mist und dürrem
Reisig anzuzünden, und das
geängstigte Vieh läuft zu dem
Feuer, und sucht Schutz unter
dem sich
entwickelnden Rauche, durch den allerdings unter dem
anrückenden Feinde
grosse Niederlagen angerichtet werden;
indess
seine sich rettenden Reste sind hinreichend, um im nächsten
Jahre
ähnliche Überfälle durch die frisch entwickelte
Brut zu
verursachen.
Man hat
die Öffnungen von Felsenhöhlen durch
Aufführung
von
Mauern verschlossen, weil man glaubte, dass
dort die Geburtsstätte
der Fliege sei, da
dicke Klumpen derselben an den
Wänden
beobachtet wurden; indess spätere Nachforschungen haben
gezeigt,
dass sich das Insect nur vor Unwetter
dahin flüchte, und bei günsti-
ger Witterung daraus
hervorbreche.
Als man zu der Überzeugung kam,
dass alles Ankämpfen
gegen das vollkommene
Insect nichts fruchte, beschloss man gegen
seine
Brut die Waffen zu wenden. Indess wo diese aufsuchen,
und
hat man sie gefunden, welcher Mittel sich zu
ihrer Vertilgung
be-
dienen? Da meinten einige, das Insect
müsse sich in dem feuchten
Boden der Buchen- und Eichenwälder
entwickeln, die auf den
südlichen Abhängen des
Donauthaies vorherrschend angetroffen
wer-
den; andere behaupteten, es entstehe gleich
ändern Insecten in
dem
Laube dieser Bäume, weil man in der
Berzaskaer Compagnie
in
einem hohlen Buchenbaume unter dessen Rinde, und auch
unter
einzelnen Zweigen eine Anzahl junger
Gollubatzer Mücken gefanden
haben will.
Professor Oken
äussert in seiner
„Naturgeschichte
für
alle Stände" Band 8, 2.
Abtheil. S. 749: „dass das Insect wahr-
Dr.Medovics
über
di«
Gollubatzer Mücken. 9S
scheinlich sich im Miste entwickele, da es
hauptsächlich auf Vieh-
weiden
vorkommt, wo sich viele
Kuhfladen finden.
Doctor
Schönbauer spricht in
dem oben erwähnten Werke
die
Vermuthung aus,
dass es im Wasser
entstehe. Alle diese
Aus-
sagen konnten aber
nicht durch Erfahrungen
bestätiget werden,
niemand hat in den Gegenden, die
durch dieses Insect am
meisten
leiden, seine
Brut,
d. i. die Eier, Larven und
Puppen, gesehen.
Bei der obwaltenden
Rathlosigkeit in
einer für das Wohl
jener
Länder so wichtigen Angelegenheit
entschloss sich die
serbische
Regierung im verflossenen Jahre den Kreisarzt
von
Poschera-
watz,
Herrn Doctor Medovics, mit
der Untersuchung aller
Um-
stände,
die sich auf die Zeit, von
Ort, die Ursachen und die
Art
des Bestehens der
Gollubatzer Fliegen
beziehen, zu beauftragen,
vorzüglich aber die
verlässliehsten
Mittel zu ihrer
Ausrottung
anzugeben.
Der Herr Doctor hat sich diesem
hohen Auftrage mit
grösster
Bereitwilligkeit
unterzogen, und die Resultate seiner
fünfmonatlichen
Untersuchung
in einem sehr umfassenden Berichte dem Kreisamte
seines
Bezirkes vorgelegt. Da die
Beobachtungen des Dr.
Medo-
vics
ausser der administrativen
Bedeutung auch vom wissenschaft-
liehen Standpunkte von
hohem Interesse sein
dürften, so fand sich
das serbische Ministerium des
Innern und der
auswärtigen
Ange-
legenheiten
veranlasst, dieselben
durch das k. k. Consulat
in Serbien
aa
das
haehlobäehe k. k.
Präsidium der allgemeinen Hofkammer
mit
äean
Ersuchen
gelangen zu
lassen: das hohe
Präsidium wolle diese
Arbeit der
ksdseri. Akademie
der
Wissenschaften zur
gehörigen
Würdigung
mittheilea. Das
genannte Präsidium
säumte
nicht,
den
Bericht des Dr.
Medovies durch die k. k.
Hofkanzlei der
kaiserl.
Akademie der
Wissenschaften zu
übergeben, welche den
Unter-
zeichneten
mit der Beurtheilung
dieser in jeder Beziehung sehr
wichtigen Arbeit zu
beehren für gut befunden.
Doctor Medovics hat sich bei seiner
Untersuchung zur
Auf-
gabe gemacht, folgende Punkte
auszumitteln:
1. Die
Brutstätte der
Fliege.
2. Die Zeit ihrer Entwickelung.
3. Die Art und Weise, wie sich die kleine
Gollubatzer Mücke
ausbreitet, entwickelt und
schwärmt.
4. Die
Ursache der Gollubatzer
Mücken.
96 K oll a r,
Beurtheilung des Berichtes
des
5. Die Art
ihrer Ausrottung und
6. die Erörterung der Frage: ob die
Gollubatzer Fliege und
Jene
kleine Mücke, welche in der
grösseren Hälfte
des Fürstenthums
Serbien das Hausvieh
tödtet, ein und
dasselbe Insect
sei?
Sein Bericht zerfällt also in eben so viele
Capitel, die ich
hier
nacheinander kritisch zu beleuchten versuchen
will.
Bevor ich die Erörterung dieser Punkte einer
strengeren Prü-
fung unterwerfe,
muss ich bemerken,
dass dem Herrn
Doctor
leider
mehrere auf diesen Gegenstand Bezug habende
Arbeiten verschie-
dener Naturforscher zur Benützung
nicht zu Gebote standen; sie
hätten seine schwierige
Untersuchung bedeutend
erleichtert, und
ihn vor manchen Fehlschlüssen, die
auf unbegründete Hypothesen
fassen,
bewahrt.
Die wichtigste dieser Arbeiten ist unstreitig das
^Memoire
pour
servir
ä
Vhistoire
des
Simulies,
genre
d^insectes
de
Vordre
des
dipteres,
famille des
tipulainee,9
lu ä
la
reunion
de
la
sociefe
Helvetique
des sciences
naturelles ä
Bäle,
le
25
Juület
1821,
par F. F.
Verdat,
Med. ä
Delemont
(avec
une
planchey;
enthalten in dem naturwissenschaftlichen Anzeiger
der
allgemeinen
Schweizerischen Gesellschaft für die
gesammten
Naturwissenschaften.
Herausgegeben von Fr. Meisner. Fünfter
Jahrgang.
Bern, 1823.
In dem
angeführten
Mänoire
theilt Dr. Verdat die
umständ-
liche Naturgeschichte einer mit der
Gollubatzer Mücke nahe ver-
wandten Art, des
Simulium
(Simulia
Sieig.)
sericeum mit,
und
liefert zugleich Abbildungen von allen ihren
Entwickelungsständen
mit
Ausschluss der Eier, die
er zu beobachten nicht
Gelegenheit
hatte.
Etwas später erschien von dem Schwedischen
Naturforscher
Ben. Fr.
Fries in seinen
nObservationes
entowlologicctey"
Stock-
holm,
182^, eine
Monographia
Simuliarum
Sueciae
y in
wel-
cher ebenfalls die ersten Stände desselben
Insectes bekannt
gemacht
werden.
^
Beide Naturforscher stimmen in ihren Angaben
über die Gestalt
und Lebensweise dieser Fliege
vollkommen überein; beide haben
die Larven und
Puppen im Wasser
angetroffen, wo sich auch die
Fliege entwickelt, die dann
einige Zeit in der Luft
herumschwärmt
und
als blutdürstiger Quälgeist gleich der Gollubatzer
Mücke
Dr. Medovics
über
die
Gollubatzer
Mücken. 97
Menschen und
Thiere belästigt, bis
sie dann endlich wieder zum Wasser
zurückkehrt, um
ihre Eier daselbst abzusetzen. In unserer Gegend
ist
dasselbe Insect von meinem
Freunde, Herrn Jos.
Scheffer
bei
Mödling,
und von mir in mehreren Bächen unseres
Kahlengebirges
beobachtet worden,
und ich habe erst vor
wenigen Wochen davon
eine Abbildung für die Sammlung
naturhistorischer Gegenstände
für
Seine
Majestät den Kaiser anfertigen lassen, wovon ich hier
eine
Copie vorzuzeigen
die Ehre habe.
Ausser der
Gollubatzer Mücke,
welche von mehreren Autoren
für gleich bedeutend mit
dem Culex
reptans des
Linne
gehalten
wird, einem
Insecte, das dieser
Naturforscher als eine
grosse
Land-
plage Lapplands schildert, und
ausser dem eben
angeführten
Simu-
lium
sericeum,
gibt es noch mehrere zur selben,
vonLatreilIe
Simulium,
von M eigen Simulia
genannten Gattung gehörige
Arten, die durch ihren
schädlichen Einfluss
auf Menschen und
Thiere gleich berüchtigt sind. So
habe ich in Dr.
Pohls
„Reise
im Inneren von
Brasilien" eine Art unter
dem Namen
Simu»
lium
pertinax
beschrieben, welche der vor wenigen Jahren ver-
storbene,
um die Erforschung der
Naturproducte jenes Landes
so
sehr verdiente Naturforscher
Job. Natter er als eines
der
lästigsten
Insecten
Brasiliens schildert, das in der Provinz
Ypamma unter
dem
Namen Boraxudo bekannt ist
Andere Gegenden von Süd- und Mittelamerika
scheinen
von
ändern Arten
belästigt zu werden,
welche zum Unterschiede
von
den
Mosquitos
^Moustiques^
genannt werden. Auch Nordamerika
hat seine eigenen Arten,
die dort Black
Fly (schwarze
Fliegen)
heissen.
Von allen diesen Arten ist nur
von dem einzigen
früher erwähn-
ten
Simulium
sericeum die
Lebensweise in seinen
verschiedenen
EntwickeIungs-Perioden
ziemlich vollständig bekannt. Es ist
übrigens
nach der
grossen Ähnlichkeit
der Arten unter einander in ihrem
vollkommenen Zustande
zu vermuthen,
dass auch in ihren
früheren
Ständen eine grosse
Übereinstimmung herrsche.
Doctor Medovics
hat, ohne von der durch Dr.
Verdat
zuerst erkannten
und bekannt gemachten Lebensart des
Simulium
sericeum
Kenntniss gehabt zu haben,
durch seine
Nachforschungen
ausgemittelt,
dass auch die Gollubatzer
Mücke in ihren ersten
Ständen im Wasser lebe:
er gibt sechs Bäche in Serbien von den
Sitzb.
d.
math
em.-naturw.
CL
I. Bd.
'7
98
Kollar.
Beurtheilung des Berichtes
des
Ruinen der alten Festung
Gollubatz bis unterhalb
des
Gebirges
Eotze
an, in welchen er die Brut
beobachtet hat. Ausserdem
will
er
auch Spuren davon an den seichten
Ufern der
Donau
angetroffen
haben. Das Vorkommen dieser Brut,
d. h. der Eier, Larven
und
Puppen, in klaren
Gebirgsbächen stimmt
vollkommen mit Dr.
Ver-
dafs,
mit Scheffers und meinen
eigenen Beobachtungen über
das verwandte
Simulium
sericeum
überein; ob aber die
Brut der
Gollubatzer
Fliege, wie Dr. Medovics
angibt, auch in der Donau
vorkommt, darüber
müssten
doch noch genauere
Nachforschungen
angestellt
werden. Vielleicht hat Dr. Medovics, dem keine
opti-
schen Instrumente, wie er selbst eingesteht, zu
Gebote
standen,
diese
Brut, die völlig ausgewachsen nicht ganz vier Linien in
der
Länge
misst, mit einem
ändern
Wasser-Insect verwechselt,
zu
welcher Annahme ich mich um so mehr für
berechtigt halte, als
Medovics keine genaue Beschreibung
von der fraglichen Brut
liefert.
In Beziehung
auf die zweite Frage,
nämlich die Zeit der
Entwickelung der Fliege,
bemerkt Dr. Medovics, dass
das
Volk zwar allgemein
annehme, sie erscheine zu
drei
verschiedenen
Perioden
im Jahre, und zwar zum ersten Male Ende April und
An-
fangs Mai; dann um
Christi Himmelfahrt und zuletzt um
Pfingsten,
wo sie dann
bis St. Peter und Paul, d. i. bis 11. Juli dauert.
Seine
eigenen Beobachtungen haben ihn belehrt,
dass die
Entwickelung
und das Schwärmen der Mücke nicht
streng an diese drei
Perioden
gebunden sei,
dass sie sich allerdings
zuerst im Frühjahre,
nach
den
Witterungsverhältnissen bald früher, bald später,
manchmal
schon
Ende März zeige, dann aber in unbestimmten
Zeitabschnitten
in
grösserer oder
geringerer Menge schwärme, dass durch
Ungunst
der
Witterung, Kälte, Regen und Stürme die Dauer des
Schwär-
mens
abgekürzt und die Fliege überhaupt vernichtet werde.
Die von Dr.
Verdat in der Schweiz
beobachtete Art erscheint
in zwei verschiedenen Perioden,
zuerst im Frühjahre und dann
wieder im Herbste. Ich
habe in unserer Gegend, wo das
zuletzt
erwähnte
Insect nicht
übermässig
häufig ist, zwar
keine
solche
regelmässige
Periodicität
beobachtet, doch fand ich dies Jahr
bereits im Februar
die vollkommen ausgewachsene Larve, so dass
ihre
Verwandlung zur Puppe und Fliege
gewiss im ersten
Frühjahre
erfolgen
muss. Andere Jahre sah ich
die Larve Mitte Sommers
Dr.
Medovics
über die Gollubatzer Mücken. 9 9
erwachsen, und ich
schliesse daher ebenfalls
auf eine doppelte
Generation im Jahre.
Da
indess nicht alle
Individuen sich gleichzeitig entwickeln,
so gibt es, wie
in der ganzen organischen Schöpfung auch
hier
Früh- und Spätgeburten, und so geschieht
es, dass man den
ganzen
Sommer hindurch einzelne solche Mücken
schwärmen sieht, und
dass zwar die Fortpflanzung der
grossen Massen an eine
gewisse
Periodicität
gebunden ist, einzelne Paare jedoch
von der Regel
eine
Ausnahme machen.
Warum die Folgen der Verletzung durch die
Gollubatzer
Mücke in gewissen Perioden
gefährlicher sei, als zu
ändern
Zeiten,
darüber
weiss Dr. Medovics keinen
sicheren Grund anzugeben;
er
glaubt,
dass vielleicht die Beschaffenheit des Morastes, in welchem
die
Mücke entsteht, darauf
Einfluss habe. Hierin kann
ich dem
verehrten
Herrn
Doctor
nicht beipflichten; da er
von der Entstehung der Fliege
in Morästen keine
Erwähnung thut,
sondern sie vielmehr aus reinem
Quell- und Bachwasser
sich entwickeln sah; ich glaube vielmehr,
dass die
Wirkung zunächst von der Quantität der Stiche, dann
aber
von der individuellen Disposition des verletzten
Individuums abhänge.
Wir sehen dies bei unseren gewöhnlichen
Gelsen, dass ihre
Stiche bei gewissen Personen nur ein
unbedeutendes Jucken
verur-
sachen,
während bei anderen Geschwulst und Ausschlag die Folge
der
Verletzung ist.
Allerdings scheinen
klimatische Verhältnisse
sowolil
auf
dieWuth der
lästigen Insecten,
als auf die
Receptivität der
Verletzten
nicht
ohne allen Einfluss zu
sein. Schon in Ungern und
Italien
erzeugt dieselbe Gelse, welche bei uns vorkommt,
weit schmerz-
lichere
und gefährlichere
Zufälle.
In dem dritten
Capitel beschäftigt
sich Dr. Medoyics
mit
der Erzeugung der Fliege: er gibt an, dass sich in
einem gelblich
weissen
Schleime zuerst kleine
Eierchen bilden, welche
nach und
nach
grösser werden, und
nichts anders als der Same künftiger
Mücken
seien. Dieser Schleim
sammt den darin
enthaltenen Eiern werde
nur von einer der von ihm
untersuchten Quellen ausgeworfen, aus
den übrigen
komme nichts dergleichen zum Vorscheine, aber
ein
ähnlicher
Schleim setze sich in den Bächen, in einiger
Entfernung
von ihrem
Ursprünge
an die im Wasser befindlichen Holzspäne, an
Gras, an
Äste u. s. w., und
dann fülle er sich allmählich mit
den
vorerwähnten
Eierchen an u. s. w.
7*
100
Kollar.
Beurtheilung des
Berichtes
des
Man sieht,
dass Dr.
Medovics ein Anhänger
der
freiwilligen
Zeugung
ist; er nimmt an, die Elemente der Gollubatzer
Mücken
seien
in dem Quellwasser enthalten, und gestalten sich unter
günsti-
gen
Umständen zuerst zu
Schleim, zu Eiern, aus denen er dann
wirklich
wurmähnliche Wesen, also Larven, sich entwickeln
sah,
deren weitere Metamorphose er aus Mangel an
geeigneten Werk-
zeugen nicht verfolgen konnte. Es ist
hier nicht der Ort, zu
unter-
suchen, ob und
in wie weit eine freiwillige
Zeugung bei
organischen
Wesen zulässig sei; so viel ist
indess
gewiss, dass Wesen auf
einer
so hohen
Entwickelungsstufe wie die
Insecten, jetzt gewiss
nicht
von selbst entstehen.
Die Gollubatzer Fliege legt wie alle
ändern Insecten Eier,
aus
denen sich Larven entwickeln, die sich dann
verpuppen, und endlich
wieder als Fliege zum Vorscheine
kommen.
Bei ihrem Schwärmen in so dichten Massen hat
die Fliege
gewiss nicht
bloss die Absicht ihrer
Nahrung nachzugehen, sondern
auch eine für ihr
Bestehen noch wichtigere Pflicht, jene der
Fort-
pflanzung zu erfüllen. Die
pyramidenähnlichen-
Säulen verschiedener
Mücken, die wir an
schönen Sommerabenden sich in der Luft
erheben
sehen, haben keine andere Bestimmung als die
Erfüllung dieser von
der Natur gebotenen Pflicht zur
Erhaltung der Gattung. Es sind,
wenn ich so sagen darf,
Mücken-Bälle, auf denen eheliche
Banden
geschlossen werden, und der aufmerksame Beobachter
kann ohne
Mühe die vereinten Paare aus dem
gemeinsamen Reigen
scheiden
und
dem Ehebette zueilen sehen. So macht es unsere Gelse, und
eine
Menge ihr mehr oder weniger verwandten Gattungen.
Dieselbe
Erscheinung findet auch bei den Ameisen Statt,
und Dr. V er da t
setzt
einen ähnlichen
Vorgang bei dem
Simulium
sericeum
voraus,
obschon er
weder die Paarung, noch den
Act des Eierlegens
zu
belauschen
Gelegenheit fand.
Wenn daher in dem von Dr. Medovics beobachteten
Schleime
wirklich Eier der Gollubatzer Fliege enthalten
waren, so sind
sie
gewiss nicht von der Quelle ausgeworfen worden, noch
haben sie
sich m den Bächen von selbst gebildet,
sondern sind gewiss, von
den Weibchen selbst in Schleim
gehüllt, gelegt worden, wie dies
mehrere Insecten,
namentlich die
Frühlingsfliegen
(Phryganea)
zu
thun pflegen. Es ist
übrigens
möglich, dass
Medovics eine
Süss-
wa&ser-Alge,
das
Batrachaspermum
monüiforme
für die Brut
der
Dr.
Medovics
über
die Gollubatzer Mucken. 101
Gollubatzer
Fliege angesehen, seine
umständlichere
Beschreibung
davon
passt ganz auf dieses
kryptogamische
Gewächs.
Um darüber ins Klare zu kommen,
müsste von dieser
Masse
etwas in Weingeist zur
Untersuchung eingesendet
werden.
Nach Dr.
Verdate Beobachtung sind
zur Entwickelung der
von ihm beobachteten Fliege vom
Ei an bis zum vollkommenen
Insecte
4 — S
Monate erforderlich, und diese Beobachtung erscheint
durch
Analogien vollkommen
bestätiget.
Herr Dr.
Medovics
änssert sich
über diesen Punkt nicht klar
genug: er behauptet
Anfangs, dass aus dem von
ihm beschriebenen
Schleime, welcher die Eier
enthält, und die ganze Oberfläche
der
Bäche in Form eines Netzes bedeckt, sich
zugleich auch die Fliege
zu Millionen entwickelt.
Später gesteht er aber ein, dass er in
diesem
Schleime eine Veränderung beobachtet habe,
dass die Brut die
Form
eines Würmchens angenommen, an dem man Augen,
Kopf, Rumpf,
und an
diesem Füsse
unterscheiden konnte.
Wie sich diese Brut von nun an in die Mücke
verwandle,
konnte er wegen
'Mangel an den
nöthigen Werkzeugen
nicht beob-
achten.
Er hat also den
Puppenzustand, wo das
Thier in einem
tutten-
förmigen,
halb
offenen
Gehäuse ruht, nicht gesehen.
Dieser Mangel einer vollständigen
Beobachtung übt aber, wie
er ganz richtig bemerkt,
auf die Hauptabsicht, nämlich die Ausrottung
der
Mücke,
keinen
wesentlichen Nachtheil aus. Seine erste Angabe
über
die Entstehung der Fliege beruht
gewiss auf einer
Täuschung,
denn
unmöglich kann aus
dem Ei gleich die vollkommene Fliege zum
Vorscheine
kommen.
Wenn es übrigens
zur
Ausrottung dieser
Mücke nicht unum-
gänglich
nöthig ist, ihre
ganze Entwickelung vollständig zu kennen,
so
wäre es doch wünschen
swerth zu erfahren, zu
welcher Zeit die
Gollubatzer Mücke als Larve
vorhanden sei, und wie lange dieser
Zustand dauert,
.denn gerade in dieser
Zeit richtet man durch Mittel
der Vertilgung am meisten
aus, weil das Thier, wenn es um diese
Zeit aus dem Wasser
geschafft wird, unrettbar
zu Grunde geht.
Wahr-
scheinlich ist der hohe Sommer, dann der
Spätherbst, der ganze
Winter bis in den März
hinein die geeignetste Zeit zur Ausrottung;
unser
Simulium
sericeum
wenigstens
existirt
zu diesen Zeiten als
Larve in den
Bächen.
102 K o
11 a r.
Beurtheilung
des
Berichtes
des
In weiterem Verfolge dieses
Capitels wird die Art, wie die
Fließe
aus dem
Wasser allmählich in dieLuffc gelangt,
umständlich
beschrie-
ben
, und die Ausdehnung ihrer Verbreitung in Serbien
angegeben.
Die ersteren Angaben stimmen mit denen
anderer Naturforscher im
Wesentlichen überein.
In dem vierten Capitel handelt der
Herr Doctor von den
Ursachen der
Gollubatzer Mücken, oder vielmehr von dem
Ent-
stehungsgrunde
derselben. Er bleibt seiner bereits früher ausge-
sprochenen Ansicht
treu, und leitet den
Ursprung der Fliege von
gewissen organischen
Theilchen her, welche dem Wasser der von
ihm
untersuchten Quellen und Bäche nebst seinen
wesentlichen
Bestandtheilen beigemengt
sind, und unter angemessenen Lehens-
bedingungen
als erste lebendige Keime der Mücke auftreten.
Dass diese Ansicht nach den
bisherigen Erfahrungen über die
Entstehung der
Thiere und namentlich der
Insecten unstatthaft
ist,
habe ich bereits gezeigt, und
erkläre somit alles,
was in diesem
Capitel gesagt wird, für eine
längst widerlegte Hypotliese. Wenn
Dr.
Medovics zur
Erhärtung seiner Ansicht den
Umstand
anführt,
dass sich
nur in den von ihm angegebenen und in keinen
ändern
Wassern die
Fliege erzeugt, so kann ihm entgegnet
werden, dass
auch die
Forelle nicht in jedem Wasser vorkommt und dass es
gewiss
Niemandem einfallen wird, zu
behaupten, sie werde nur darum
in
Gebirgswassern gefunden, weil diese
allein die Elemente zur Forel-
lenbildung
enthalten.
Es sind allerdmgs Ursachen
vorhanden, warum ein
gewisses
Thier nur an einem bestimmten Orte und
unter bestimmten Verhält-
nissen sein Leben
fristen kann, indess diese
Ursachen sind
ganz
anderer Art, welche hier auseinander zu
setzen zu weitläufig wäre.
Es genüge hier die Bemerkung: Die
Gollubatzer Mücke scheint gleich
dem ihr
verwandten Simulium
sericeum das Wasser klarer
Gebirgs-
bäxAe
allen übrigen vorzuziehen, vielleicht ist die zu ihrem
Unter-
halte
nöthige, in solchen
Bächen am reichlichsten vorkommende
Nahrung,
welche aus anderen kleinen
Wasserthieren zu bestehen
scheint, der Hauptgrund
dieser Erscheinung.
Im fünften Capitel seines
Berichtes gibt Dr. Medovics die
Mittel an, durch
welche nicht, allein sein Vaterland, sondern
auch
die gegenüber liegende k. k.
Mältär-Gränze von dieser
Landplage
befreit werden könne.
Dr. Medovics über
die
Gollobatzer
Mücken. 103
Nachdem er die
ünzulässigkeit
und
ünausführbarkeit
gewisser
Massregeln, als: das
Zumauern der
Quellen, in welchen
nach
seiner Meinung der Keim der Mücken erzeugt
wird, das Überwölben
und Bedecken der den
Schleim führenden Bäche durch
Kupfer-
dächer, das Mischen gewisser Gifte in das
Wasser dieser Bäche,
durch welches die
Brut vernichtet werden
könne, auseinander
gesetzt hat, empfiehlt er als das
einzige und verlässlichste Mittel
das Wegschaffen
des Schleimes aus den Bächen durch
Menschen-
hände. Er meint, dass drei oder
vier Individuen
hinreichend wären,
diesen Schleim, in welchem sich
die Mücke erzeugt, durch Besen
aus dem Wasser zu
entfernen, und die Kosten dieser ganzen Ope-
ration
würden keine anderen sein, als die Befreiung dieser mit
der
Reinigung beauftragten Leute
von ihrer halb- oder
ganzjährigen
Steuer. Welch geringe Opfer für
eine so grosso
Wohlthat, die
dem
Lande erwachsen würde.
Herr Dr.
Medovics
argumentirt bei seinem
Vorschlage auf
folgende Art: Die Brutstätte der
Mücke ist der sich im Wasser
erzeugende Schleim,
welcher bald wie Froschlaich
„aussieht,
bald
wie ein Netz die Oberfläche des Wassers
bedeckt; zur Entwicke-
lung des in diesem Schleime
ruhenden Keims ist
Feuchtigkeit
nöthig;
wird diese entzogen, so müssen die Keime zu
Grunde
gehen. Man hat also nichts anderes zu
thun, als den Schleim
auf
das
Trockne zu
schaffen und der
Einwirkung der Luft auszusetzen.
Wenn die Theorie des Herrn
Doctors über die
Entstehung
der
(Mhibatzer
Mücke die richtige wäre, so
liesse sich auch gegen
das
von
ihm empfohlene Mittel Nichts einwenden,
indess wir
haben
gesehen, dass diese Theorie unzulässig,
folglich dürften auch die
Mittel den gehegten
Wünschen
wenigstens nicht in dem
Masse ent-
sprechen, als der Herr
Doctor
hoffi und
versichert.
Wenn wir die, durch Beobachtung gründlicher
Naturforscher
enträthselte
Ökonomie der, mit der
Gollubatzer Mücke
nahe ver-
wandten Fliege erwägen, so
finden wir, dass das
Insect
allerdings
in seinen ersten Ständen im Wasser lebt,
dass die Larven und
Pup-
pen daselbst an Gras und
ändern
Wasserpflanzen, an Wurzeln, an
Spänen, und
überhaupt an allen im Wasser befindlichen
Gegenstän-
den, folglich auch an dem von Dr.
Medovics erwähnten netzför-
migen oder dem
Froschlaich ähnlichen Schleime sitzen
können,
welcher Schleim, wie schon erwähnt
worden, theils eine
Süsswasser
104
Kollar.
Beurtheilung
des Berichtes des
Alge (Batrachospermum
moniliforme),
theils
verschiedene
Conferven,
unter dem Namen Wasser faden bekannt, zu
sein
scheinen.
Werden nun derlei Gegenstände aus dem Wasser
entfernt, so
kommen damit auch die erwähnten
Larven aufs Trockene und müs-
sen zu Grunde gehen. Bei diesem
Geschäfte muss übrigens eine
bestimmte
Zeit beobachtet werden. Geschieht das Hinausschaffen
dieser Gegenstände
aus dem Wasser in der Periode, wo sich die
Fliege im
Puppenzustande und folglich ihrer letzten
Entwickelung
ganz nahe befindet, so nützt die Massregel nicht, man
würde dann
der Fliege nur die Mühe des Herausgehens aus dem
Wasser
erleichtern.
Wir sind mit dem empfohlenen Mittel vollkommen
einverstan-
den, wenn wir auch eine andere Ansicht
über die Entstehung der
Fliege hegen, ob eine
richtigere, mag der unbefangene Richter
entscheiden.
Wenn aber auch die bisher erwähnten Gegenstände und
mit
ihnen die Mücken-Larven aus dem Wasser entfernt
werden, so ist
dem Übel nach unserer Meinung
noch nicht ganz abgeholfen.
Der bei weitem grössere
Theil der Larven, wenigstens bei
der von uns
beobachteten Mücke, hält sich am Boden der Bäche
auf den
Steinen auf, wir sahen sie in Klumpen zu Hunderten auf
einem einzigen Steine
sitzen.
Es müssten also, wenn dem
Übel vollständig
abgeholfen wer-
den soll, das
Gerolle und die
grösseren Steine aus den
Bächen
geschafft werden, und zwar zur Zeit,
wo die Mücke im
Larven-
Zustande daran
haftet. Ob die Kosten einer solchen Arbeit mit
dem
Schaden, den die Mücke anrichtet, in einem günstigen
Verhältnisse
stehen, wagen wir wenigstens vor der Hand noch nicht
auszuspre-
chen. Aus unserer Darstellung geht vorläufig soviel hervor,
dass
der Gegenstand
noch nicht erschöpfend untersucht, und dass darüber
nur
Sachverständige und vorurtheilsfreie Forscher
nach zu verschie-
denen Jahreszeiten
anzustellenden Beobachtungen ins Klare kom-
men
können.
Ist aber der Schaden, den dieses
Insect anrichtet, wirklich
all jährig so
gross, wie Dr.
Medovics in seinem
Berichte
erwähnt, so wäre es wohl der
Mühe werth, dass die betreffenden
Regierungen
einige Opfer auf die gründliche Untersuchung
verwenden.
Dr. Medovics über
die Gollubatzer Mucken, 105
Sollten auch die Resultate einer solchen
Untersuchung
das
Übel als unheilbar hinstellen, so würde man
sich wenigstens in
Zukunft die immer mit Geldopfern
angewendeten, oft ganz zweck-
widrigen, Ja
lächerlichen Mittel ersparen.
Es wird
gewiss niemand einfallen,
die Gelsen oder Schnacken
ausrotten zu wollen, deren
Ökonomie man vollkommen kennt, weil
man eben durch
diese Kenntniss von der
Unmöglichkeit
überzeugt
wird.
Beschränkt sich die
Erzeugung der Gollubatzer
Mücke auf
einzelne Bäche, so ist an ihrer
Ausrottung nicht zu verzweifeln;
kömmt sie aber gleich den Larven der Gelse
in allen stehenden
Wassern vor, dann wäre alle
Anstrengung in dieser Hinsicht eine
Arbeit der
Danaiden. Vor allem
muss also durch einen
gründlichen
Kenner
ausgemittelt werden, in
welche Grenzen die
Erzeugung
dieser Fliege eingeschlossen
ist.
Im sechsten und letzten Kapitel seines Berichtes
bemüht sich
Dr. Medovics
darzuthun,
dass die Gollubatzer
Mücke, und jenes
unter dem Namen „kleine
Fliege" bekannte
Insect,
welches in
der
grosseren
Hälfte des
Fürstenthumes das
Hausvieh tödiet,
eine
und
dieselbe Mücke sei.
Er behauptet, dass die Gollubatzer
Mücke am
Orte ihrer
Ent-
stehung, nämlich in der Gegend um das
alte
Schloss
Gollubatx,
gar keinen
Schaden anrichte, weil
daselbst ihre
Entwickeliing
noch
nicht vollkommen sei, dass sie aber, je
weiter
sie sich von
der
Brutstätte
entfernt, immer kräftiger,
vollkommener
und
giftiger
werde,
dass sie sogar mit der Zeit, und in Folge der
weitem
Wan-
derung die Zeichnung und Farbe ihres
Körpers etwas
verändere.
Ich muss gestehen, dass ich diese Art zu
argumentircn,
durchaus
nicht
begreife.
Ein den
Puppen-Zustand
überstandenes, also
völlig
entwickel-
tes
Insect, ein Käfer, ein Schmetterling, eine Fliege u.
s.
w.,
erleidet in seiner
Gestalt und Färbung keine weitere
Veränderiinc'
mehr.
Was hingegen die dynamischen Wirkungen
gewisser
Arten
betrifft,
so muss ich allerdings eingestehen, dass sie sich
nicht
immer gleich bleiben. Jedermann
weiss aus Erfahrung, dass
gewisse
Fliegen,
Bremsen, Gelsen oder Schnaken bei schwüler
Gewitter-
luft
viel lästiger sind,
als bei kühlem und heiterem Wetter, dass
namentlich
die Gelsen am Abende und in der Nacht
hauptsächlich
ihr
Unwesen treiben; dass
ferner die .grossere oder
geringere
106
Kollar.
Beurtheilung
des Berichtes des Dr.
Medovics
etc.
Bösartigkeit gewisser Fliegen von der
Localität
abhängt, dass
man
in Auen, im Gebüsche viel mehr zu leiden
hat, als auf dem freien
Felde. Ferner muss ich
noch erwähnen, dass bei manchen
Insec-
ten, namentlich
bei Gelsen, Fliegen, die Weibchen vorzüglich
die
Quälgeister sind, während die etwas verschiedenen Männchen
fast
gar keine Nahrung zu sich nehmen. Vielleicht bedürfen
bloss die
ersteren der
Nahrung zur Ausbildung ihrer Brut, oder um
während
des Acts des Eierlegens die
nöthige Kraft zu behalten.
Sollten vielleicht die hier
bemerkten Umstände zu
der Annahme
einer Verschiedenheit zwischen der
Gollubatzer Mücke und der
„kleinen
Fliege" Veranlassung
gegeben haben? darüber kann
nur
die Vergleichung und
Untersuchung dieser zwei verschieden
sein
sollenden Fliegen Aufschluss geben. Dass sich
übrigens Männchen
und Weibchen zu gewisser Zeit absondern, bemerkt
schon der öfter
erwähnte Schweitzer
Naturforscher Dr. V crdat; er sagt:
„nach-
dem die Paarung stattgefunden, trennen sich die beiden
Geschlech-
ter, die Weibchen kehren zu den Bächen zurück, um dort
ihre Eier
abzusetzen, und die Männer sterben,
nachdem sie sich einige
Zeit
herumgefummelt
haben, vereint in grosscn
Haufen."
Ich habe deren oft gesehen, ohne ein Weibchen unter
ihnen
zu finden, wie sie gleich den kleinen
Schnaken an erhöhten Plätzen
und um kahle Felsen, die von der
Mittagssonne beschienen
wurden,
herumschwärmten.
Aus der hier mitgetheilten
Beleuchtung des Berichtes, wel-
chen Dr. Medovics über die
Gollubatzer Mücke der serbischen
Regierung erstattet hat, ergibt sich,
dass der Haushalt dieser ver-
derblichen Fliege durch die Bemühungen
des genannten
Herrn
Üoctors noch nicht vollständig
erforscht ist, dass er aber wenig-
stens in jener Gegend zuerst die wahre
Bahn, um zur Wahrheit
zu
gelangen, betreten
habe.
Verfolgt Herr Medovics den einmal betretenen Weg,
und
beherzigt er, was erfahrene Naturforscher in ihren Werken, und
wir in
diesem unparteiischen und aufrichtigen ürtheile
gesagt
haben, so zweifeln wir nicht, dass in
wenigen Jahren die Natur-
geschichte dieses so wichtigen
Insects völlig enthüllt sein
würde,
und dass
man dann mit grösster Sicherheit wird angeben
können,
ob die Ausrottung
möglich oder
unmöglich, und welche Mittel
dazu
anzuwenden
wären,
Hyrtl.
Über die Wirbel etc. des
Pseudopus
Pallasii.
107
Wir wünschen aufrichtig,
dass dem Herrn
Doctor von
seiner
Regierung
für die bereits
gehabte Mühe die verdiente Anerkennung
zu
Theil werden möchte,
und dass er durch Ausstattung mit
den
nöthigen
Behelfen zu seinen weiteren
Untersuchungen
versehen
werden möge, wozu vor Allem eine gute
Handloupe und ein
Mikro-
skop unumgänglich
nöthig
sind.
Da übrigens in den Handbüchern
der Naturgeschichte, so
weit
ich sie kenne, die neueren Erfahrungen über
diese so wichtige
Gattung der
Insecten noch nicht
aufgenommen sind, so dürfte es
nicht
überflüssig sein, wenn die
kaiserliche Akademie der
Wissen-
schaften
die Herausgabe einer
kleinen Broschüre, welcher eine
Abbildung der
verschiedenen
Entwickelungsstände
der bekannten
Arten beigegeben wäre, zur Belehrung
der von der Fliege heim-
gesuchten Länder
veranstalten wollte.
Erklärung der
Abbildung.
Fig. l.
(Taf. I.)
Simuliwn
sericeum
Meig.; eine mit
der
Gollu-
batzer
Mücke
(^Szmuliwn,repians
Linn,) nahe
verwandte
Art; l. in
natürlicher Grosse; l a.
vergrößert.
Fig. 2. Ihre Larve in natürlicher
Grosse; 2 a.
vergrössert von
der
Seite
angesehen; 2 b. die
Rückenansicht.
Fig. 3.
(Tat. II.)
Der Kopf der Larve sehr stark vergrössert;
3 a.
(Tat.
III.) die Seitenansicht
davon mit dem
zapfcnför-
migen
Fortsatze an der Brust; 3b. (Taf. II.) die
Ansicht
von
oben; 3
c. (Taf. III.) das hintere
Ende der Larve mit
dem
Saugnapf,
mittelst welchem sie an Pflanzen, Steinen u. s.
w.
im Wasser
festsitzt.
Fig. 4.
(Tat. L) Die Puppen der
Fliege in natürlicher
Grosse
im
Gehäuse und
ausser dem Gehäuse; 4
a. vergrössert.
Fig. 5. (Taf. L) Die Puppe ausser dem
Gehäuse.
Herr Professor Dr. Hyrtl übergab der
Classe eine
druckfer-
tige
Abhandlung mit Zeichnungen
über die Wirbel und Lymph-
herzen des
Scheltopusik
(Pseudopus
Pallasii}.
Letztere weichen
108
Sehr
Otter.
Ober (»in
neues
Normal-Barometer.
von der für die übrigen
Ophulier geltenden Norm in so fern ab,
säg
sie ihre
Lymphe aus dem grossen
Abdominalsinus mittelst
eiltös,
den Querfortsatz des
einzigen Sacralwirbels
durchbohreadftn
Oa.
naies aufzunehmen,
und in die Wurzel der Nabel-Vene
treiben.—
Der Herr Professor setzte den Inhalt dieser seiner Abhandlung
M
freiem Vortrage
auseinander, und erläuterte denselben durch
ehe
Zeichnung an der Tafel.
Professor Schrötter
erklärte eine von ihm erdachte neue
Einrichtung des Barometers, durch
welche es als Normal-Barometer
dienen, und
hinsichtlich der Sicherheit, Genauigkeit und
Bequem-
lichkeit der Ablesung des Barometerstandes
mit allen bis jetzt
versuchten
Constructionen mit
Vortheil in die Schranken
tretea
kann, dabei aber nur halb so hoch zu stehen
kommt, als das bis
jetzt für das
vorzüglichste Instrument dieser Art
gehaltene
P i stoische Normal-Barometer. Das Wesen
der neuen Einrichtung
besteht darin, dass von der
oberen Kuppe der Barometerröhre im
Innern des leeren Raumes eine
Glasspitze herabgeht, welche mit
der
Oberfläche des Quecksilbers durch Heben oder Senken der
Röhre bei
fixstehendem Gefässe in Berührung gebracht
wird. Eine
zweite Spitze geht von dem Deckel des
Gefässes herab, und die
Oberfläche des
Quecksilbers darin wird auf die gewöhnliche Weise
mittelst einer
Bodenschraube gestellt. Das Barometerrohr ist am
oberen
Theile so weit, dass aller
Capillar-Einfluss wegfällt. Zur
feinen
Verschiebung der Röhre dient eine
Mikrometer-Schraube,
und die
Scale an der Röhre gibt den Barometerstand. Das
Instru-
ment, welches der Herr Professor vorzeigte, ist von dem
ausge-
zeichneten
Künstler Herrn Kappellerin Wien auf das
trefflichste
ausgeführt
Auf Antrag des
Secretärs beschliesst
die Classe den Ankauf
dieses
Instrumentes. Preis
78 Gulden.
Herr
Bergrath Haidinger
tiberreicht den
Mitgliedern der
Classe Exemplare eines
ia
französischer
Sprache gedruckten
Send-
schreibens des Herrn v.
Morlot an Herrn
Alie de
Beaumout
und begleitet
dasselbe mit folgendem
Vortrage:
Haidinger übergibt
Morlot's
Sendschreiben
an Elie de Beaumont. 109
Es sei mir erlaubt, einige Worte über den
Inhalt dieses Send-
schreibens, und den
Theil,
welchen Herr v.
Morlot darin
meinen
Ansichten angewiesen hat, kürzlich
beizufügen. Der Gegenstand
desselben ist die Bildung
des Dolomits
an der Stelle von
früheren
Kalkstein-Schichten durch den
allmählichen Vorgang der
Gebirgs-
Metamorphose.
Arduin hatte sie
gemuthmasst, Leopold
von
Buch als
unabweislich erkannt, und
zur Erklärung- des
Vorgangs
den
Einfluss des
Augitporphyrs und eine
mögliche Verflüchtigung
der Talkerde in
Dämpfen angenommen. Elie de Beaumont
hatte
berechnet,
dass, wenn in einem
gewissen Räume ein
Doppel-Atom
Kalkstein (2 C a C) durch ein Atom Dolomit
(Ca C
+ Mg Ö)
ersetzt
wird, wegen des
grösseren
speeifischen Gewichtes des
Ganzen bei
einem niedrigeren Atomgewicht der Talkerde
eine Quantität
von
Drusen-Hohlräumen
===12 Procent des ganzen
Volums übrig
bleiben
muss. Herr v.
Morlot fand durch
unmittelbare Untersuchung
eines
von ihm selbst am
Prediel gesammelten
Dolomites 12.9
Procent,
ganz
nahe übereinstimmend
mit der Theorie. Ohne Zweifel wurde
daher das
ausgeschiedene
Kalktheilchen nicht nur
durch Magnesia
ersetzt, sondern auch fortgeschafft. Hier
ist es nun, wo Herr v.
Morlot ganz in die Voraussetzung
eingeht, welche ich bereits
vor einiger Zeit der
Erklärung zum Grunde legte, nämlich, dass
bei
dem vermehrten Drucke und etwas erhöhter Temperatur
die
Gebirgsfeuchtigkeit
mit schwefelsaurer
Magnesia beladen den
Kalk-
stein
m Dolomit verwandelte, während
Gyps
ausgesehieden
wurde.
Gerade
aas
Entgegengesetzte
geschieht bei der
gewöhnliehen
Tem-
peratur
uad
Pressung der
Atmosphäre.
Eine
Auflösung
voa
Gyps
durch
Dolomit-Palver
filtrirt gibt Bittersalz
und
lässt
kohlensauren
Kalk
zurück. Auch
dafür
indessen
hat die Natur ihre Belege,
und
zwar vollendet in den
sogenannten
Rauehwacken. Aber mit
den-
selben findet sich nur
Eisenoxydhydrat,
während mit dem Dolomit
Eisenoxyd
und Schwefeleisen
vorkommen, also gerade die elektro-
chemischen
Gegensätze des
oxydirten und
reducirten. Es war
wün-
schenswerth,
die Zerlegung in dem
letzteren Sinne zu
beweisen,
und dies
gelang vollkommen in einem Versuche, den ich
veranlasste,
den aber
Herr v. Morlot ausgeführt
hat1). Gleiche
Proportion von
*)
A. v.
Morlot.
Über
Dolomit
tt.
s.
w.
Katurwissenscbaftliche
Abhandlungen
I.
S.
305.
110
Russegger. Über
geologische
Bittersalz und kohlensaurem Kalke wurde in einer
zugeschmolzenen
Glasröhre, die Herr v.
Morlot wieder in einen
Flintenlauf
ein-
schloss,
einer Temperatur von 200° ausgesetzt. Die Zerlegung
war
vollständig,
zu.Gyps oder Anhydrit, und
zu Dolomit, der wie der
natürliche, nur schwach mit
Säure brauste.
Wenn nun aber dieser Inhalt des Sendschreibens
sich um die
Ansichten bewegt, zu denen ich selbst in dem
Verfolge meiner
Untersuchungen gelangt bin, und wenn ich
mich insbesondere
gegen den Verfasser desselben
verpflichtet fühlen
muss, der
den
ganzen Vorgang in seiner Wichtigkeit für die
Theorie der
Gebirgs-
bildung
mit Feuer erfasst und
glänzend durchgeführt hat, so würde
es
doch sehr unrecht von mir sein, wenn ich nicht die
Gelegenheit
benützte, um anzuerkennen,
dass man die Führung
des letzten
Beweises seiner aufmerksamen und beharrlichen
Arbeit
verdankt,
so
wie dass er auch in der Natur mit den theoretisch
gewonnenen
Wahrheiten die Erscheinungen aufmerksam
verglich. Nicht ein
einfaches Wiederholen ist es also,
sondern das Resultat eigener
Arbeit, welches ihn in den
Stand setzen konnte, den schönen
Abriss
dieses
interessanten Capitels der
Gesteinbildung in dem
Send-
schreiben
zu geben. Aber die neuen Studien der Gebirge haben
nicht
allein für die organischen Reste die
Nothwendigkeit
herbei-
geführt, was man im Felde, am Orte des
Vorkommens gesammelt, in
dem Arbeitszimmer wieder zu
erforschen, um dann mit den gewon-
nenen Erfolgen
neuerdings die Natur zu vergleichen. Ich darf hier
Herrn
v. Morlot noch bedeutende Erfolge in seinen
Forschungen
in
unsern Alpen versprechen,
denn je mehr man sucht, desto mehr
darf man versichert
sein, von der grossen
unveränderlichen Natur
Aufschlüsse zu
erhalten.
Aus einem Schreiben des k. k.
Gubernialrathes
Russegger,
unseres verehrten
correspondir enden
Collegen in
Wieliczka,
an
Se. k. k. Hoheit den
durchlauchtigsten Herrn
Curator der
Aka-
demie, der es zu diesem Zwecke
mitgetheilt hatte, gab
Herr
Berg-
rath
Haidinger die Nachricht über einige Arbeiten, die für
geolo-
gische
Zwecke in Wieliczka begonnen wurden. Es werden
nämlich
von der Tagschichte nieder in Horizonten von
zehn Klaftern zu zehn
Arbeiten in
Wieliczka.
l \ \
Klaftern, bis zur
grössten Teufe von
138°, in allen
Richtungen der
Läufe und Querschläge, Strecken,
Verhaue u. s. w. die
vorkom-
menden Salze,
Thone, Mergel, Sand- und
Sandstein-Einlagerungen,
Gypse
und Anhydrite u. s. w. gesammelt, um den
Ablagerungs-
Momenten
des einstigen organischen Lebens mit Sorgfalt
nach-
zuspüren.
Wo es wünschenswerth
scheint, sollen noch
kleinere
Distanzen gewählt werden. Als höchster
Punkt gilt die
Hängebank
des Schachtes
Bozawola, als tiefster der
Sumpf von
Wodnag<$ra.
Die
Ausdehnung des
Sammlungs-Terrains ist dem
Streichen nach
etwa
1800°, ins Kreuz
beiläufig S00°.
Monatlich wird eine
Samm-
lung
an das k. k.
montanistische Museum
vorbereitet, mit genauer
Angabe der Fundstätten
und
Teufe unter der
Hängebank von
Boza-
wola.
Zur Orientirung dienen die
Durchschnitte der
Wieliczkaer
Saline bei
der k. k.
CentraI-Bergbau-Direction.
Von hier werden die
Gegenstände sodann an
unsem
trefflichen
Reuss
nach Bilin versendet, dem
Haidinger bereits die
gleiche
Nachricht,
die er R u s segger früher verdankte,
gegeben.
laden
bisher
von ihm untersuchten
Wieliczkaer Vorkommea hat
Reass
schon viel Neues
gefunden. Er schreibt:
„Die Zahl der
aufgefun-
denen
Fossilreste wächst
überraschend schnell.
Schon kenne
ich
230
Species, darunter 183
Species
Foraminiferen, von denen
52
Species neu sind,
darunter wahrhaft merkwürdige Formen.
Vor-
waltend sind die
Gattungen;
Biloculina,
Triloeulina,
Qumquekca-
lina,
Textularia,
üvigerina und
Bulimina. Die meisten
neuen
Spe-
cies lieferten:
Biloeulina,
Triloeulma,
Quinqueloeulma,
Globolia%,
Polymorphina,
Nonionina, von denen
besonders
manche
Formen
von
Biloeulina wahrhaft
wunderlich
sind.
Von bisher m
Wiener
Becken
nicht bekannten
Gattungen
fand ich: Orthoeerina,
Cassi-
dulina,
Articulina und
das
neue Genus
AIlomorphina.
Auch
sechs
bis sieben neue Arten von
Cytherina habe ich wieder
entdeckt."
Die
Bestimmung der Mollusken hatte er bis dahin noch nicht
vor-
genommen.
Russegger
bemerkt ferner
noch,
dass die Namen
Grünsalz,
Spiza-
und Szybiker Salz gar
keine
geognostische
Bedeutung
haben,
wie
man zuweilen erwähnt,
und nur im
mercantilen Sinne
gebraucht
werden
je nach der Reinheit des
Salzes. Alle drei finden
sieh
in
allen
Teufen, oft beisammen in
einem Block. Endlich
beabsichtiget
Russegger nach
demselben Plane, wie in
Wieliezka^
auch
ia
112
Commissioüsbericht
über das Ansuchen von Dr. W eis z.
Bochnia und
Szwoszowice, so wie in der Krakauer
Kohlenformatioa
Arbeiten
vorzunehmen.
SITZUNG VOM 30.
MÄRZ 1848.
Herr Professor Dr.
Hyrti erstattet im Namen
der in der Sitzung
am 24. Februar angeordneten
Commission zur
Beurtheilung
des
Ansuchen«
des Herrn Dr. W eis z folgenden Bericht:
In unserer vorletzten
Classensitzung hatte ich
die Ehre, ein
Gesuch des Dr. W eis z zu
bevorworten. Von der
Thatsache
aus-
gehend,
dass der Eisengehalt der
Thiere, wenn nicht
ausschliess-
lich,
so doch seinem bei weitem
grössten
Theile nach, dem
Blute
angehört, glaubt Dr.
Weisz, dass die Bestimmung
des Eisen-
gehaltes einen richtigeren Ausgangspunkt
für die Berechnung der
Blutmenge gewähre, als
sämmtliche bisher in
Anwendung
gebrachten
Verfahrungsweisen.
Demnach wünschte er, eine kaiserliche Aka-
demie
möchte seine Versuche zur Bestimmung der Blutmenge
in
thierischen
Organismen und ihren einzelnen Organen, so wie
zur
Bestimmung des Einflusses, den Geschlecht, Alter,
Schwangerschaft,
eine
ausschliessliche Fleisch-
und Pflanzenkost, endlich
verschiedene
Krankheitszustände
auf die gesammte
Blutmenge, und die Art
ihrer
Vertheilung
ausüben, entsprechend unterstützen.
Die Wichtigkeit des Gegenstandes
veranlasste die
Akademie
zur Ernennung einer Commission, welche
darüber berathen
sollte.
Überdies hielt es unser Mitglied, Herr
Professor Schroffer,
für
räthlich,
auch die Ansicht des Herrn Professors
Redfenbacher
in Prag
einzuholen.
Der Berichterstatter
theilt nun in Kürze
der kaiserlichen Aka-
demie das
Ergebniss der
Commissions-Berathung
mit.
Die hohe Wichtigkeit der von Dr. Weisz
beantragten
Unter-
suchungen
wird von uns vollkommen anerkannt. Ihrer
chemischen
Ausführbarkeit stellen sich jedoch, nach
den Äusserungen
unserer
Mitglieder,
derHerrenProfessorenRedtenbacher
und
Schroffer
derartige
Schwierigkeiten entgegen,
dass es vor der Hand noch
zweifelhaft ist, ob die
Resultate den Erwartungen des Dr. Weisz
Herrmann.
Verbesserung der
C
all
ersehen
Logarithmen
etc.
113
entsprechen würden. Die
Commission hielt es daher
für
zweck-
massiger,
vorläufig die Beantwortung folgender zwei Fragen
zu
verlangen.:
1. Welche
Se- und
Excrete enthalten
constant
Eisea,
und
wie
hoch kann der
Eisengehalt derselben
angeschlagen werden?
2. Ist auch das Organengewebe
an sich
eisenhaltig
?
Erst wenn die
experimentelle Losung
dieser
Präliminar-Fragen
zu
Gunsten der beantragten
Blutbestimmungs-Methode
erfolgt sein
wird, behält sich die Commission vor,
den Dr.
Weisz, m
dessen
echt
wissenschaftliches Streben sie übrigens
durchaus keinen
Zweifel
setzt, nachdrücklicher zu unterstützen.
Für den Augenblick
dagegen
empfehlen
wir bloss die
Überreichung von 300
fl. an Dr.
Weisz
mit der Bedingung,
dass er die
Resultate der zu
unternehmenden
Versuche seiner Zeit in die Hände der
kaiserlichen Akademie
niederlege.
Der Antrag der Commission wird von der
Classe,
und
später
auch von
der Gesammt-Akademie
Angenommen.
Der k. k. Oberst Herrmann hat an die Akademie
folgende
Note eingesendet:
Verbesserung der
H.
Callefschen Tafel der
ge-
meinen
Logarithmen mit 20
Decimalen,
Hebst
Vor-
schlägen für die weitere Förderung
dieses Zweckes.
Die hohe Wichtigkeit ganz richtiger
logarithimscher Tafeln
ist
so einleuchtend, dass
gewiss jeder
wissenschaftliche
Verein
wä.
jeder
Verehrer der Mathematik gerne das Bestreben
unterstützen
wird,
solche für den
verlässlichen
Gebrauch geeignete Tafeln
zu
Stande
zu bringen. Für
diesen so
wünschenswerthen
Erfolg
sind
unstreitig
die zweckmässig
eingerichteten und für ihren vielseitigen
Gebrauch
reichlich ausgestatteten
Callefschen Tafeln
(Tobles
portatives
de
Logarithmes
etc.
par Francais
C all
et.
Editim
stereotype.
Paris 1795
[Tirage
18W})
vorzüglich
geeignet,
weil
durch ihre Stereotypirung
das Einschleichen neuer Fehler in
die spätem
Abdrücke ganz beseitiget ist, somit nur
noch die
Sorge
erübriget, die ursprünglich unterlaufenen
Fehler nach und nach
zu
entdecken
und zu
verbessern.
Sitib.
d.
mathettL-naturw.
Cl.
I.
B4.
8
114
Herrmann. Verbesserung der
Die Verlagshandlung Firmin
Didot hat sich demnach
durch
die
stereotype Auflage dieser Tafeln einen gegründeten
Anspruch
auf
die allgemeine Anerkennung ihres eben so grossartigen
als
wissenschaftlich
nützlichen Unternehmens erworben.
Um aber
das
Verdienst des Herausgebers gehörig würdigen
zu können, ist
es
nothwendig, sein
Avertissement zu lesen,
welches er den
Tafeln voranschickte.
;— Ob ihm die von
Seite der Mathematiker
erwartete
Unterstützung
für die Vervollkommnung seiner
Tafeln
in ausgiebiger
Weise zu Theil wurde, ist
mir unbekannt.
Gewiss
aber war sein in
dieser Beziehung ausgesprochener Wunsch
im Interesse der
Wissenschaft mehr als gerechtfertigt:
^Vinterkt
general
engagera
tous
les
mathematiciens,
de
yuelyue
pays
gu^Us
soient,
ä
mindiquer
les f
auf es
</ui
awont
sans
doute
echappe^
—
Nach meinem Ermessen dürfte die weitere
Vervollkommnung
der
C a 11
e f
sehen Tafeln bis zur
gänzlichen
Correctheit weit
sicherer
dadurch erreicht
werden,
dass jeder entdeckte
Fehler irgend einer
dazu geeigneten
wissenschaftlichen
Gesellschaft angezeigt, und von
dieser zweckentsprechend
bekannt gemacht würde. Die Verlags-
handlung
erhielte durch diese offene Betheiligung der gelehrten
Ver-
eine an der Erreichung des
grossen wissenschaftlichen
Zweckes
einen stärkeren Impuls für ihren Eifer,
und es würde schwerlich
noch ein zweiter Zeitraum
von SO Jahren erforderlich sein, um
die
Callefschen Tafeln
gegen jeden Zweifel über ihre Correctheit
zu
sichern.
Die hier
mitgetheilten
Verbesserungen der II. C a
lief
sehen
Tafel
mit 20 Decimalen werden
zum Beweise dienen, dass eine
neue Berechnung derselben
nöthig
war, obwohl die
gänzliche Aus-
führung dieser Arbeit
ursprünglich nicht in meiner Absicht lag. Ich
hatte
nämlich in einer „Abhandlung über die Bedingnisse zur
rich-
tigen Fortsetzung der Hauptreihen mittels der
Differenzen"
unter
ändern
Beispielen auch dieses mit angeführt, dass die
erwähnte
Callet'sche
Tafel nach dieser Methode leicht und ganz
verlässlieh
berechnet
werden könne. Nachdem hierzu die Einleitung
gemacht,
und der Anfang der Berechnung für die
gleichförmige weitere
Fort-
setzung gezeigt
worden war, bestimmte ich nur noch den
letzten
Logarithmus
der Tafel* (log. 101179),
welcher aber zu
meiner
Überraschung,
von der Callet'schen
Angabein der
12.,
19. und
C
a 11
e
f
sehen Logarithmen etc. 11 g
20.
Decimale abwich. Obgleich
ich von der Richtigkeit meiner Bestim-
mung schon
überzeugt war,
berechnete ich dennoch diesen Loga-
rithmus noch einmal,
und zwar nach einer der bekannten
Formeln,
wodurch zuerst
der natürliche, und
aus diesem durch
dieMultiplication
mit
dem Modul der gemeine Logarithmus erhalten wird, und
fand
auch auf diesem, von dem frühern ganz
verschiedenen Wege
die
Richtigkeit meiner ersten Berechnung bestätiget.
Das
wissenschaft-
liche
Interesse machte es mir
nun zur Pflicht, mittels der
gänzlichen
Durchführung
der Tafel die Fr-age zu
losen: in welcher Ausdehnung
und in welchem Grade die
Callefsche Tafel
fehlerhaft sei? — Ich
beschränkte mich dabei
auf die gemeinen Logarithmen, weil ich
die
natürlichen (hyperbolischen) Logarithmen
für meinen Zweck
nicht
nöthig
hatte, dieselben überdies für minder wichtig hielt, und
einen
Zeitaufwand von beiläufig acht oder zehn Tagen
ersparte ,
welcher,
ungeachtet der schon
vorhandenen Einleitung, zu
dieser Arbeit noch
erforderlich gewesen
wäre.
Wegen der bequemeren Vergleichung mit der
Callet'schen
Tafel
behielt ich in der meinigen dieselbe Form der
Eintheilung,
und selbst
die französischen Überschriften bei. Alle
Ziffern,
welche
von
der C a
lief'sehen
Tafel abweichen, wurden in
Klammern
einge-
schlossen
(siehe die Tafeln).
Da die ganze Tafel in meinem
Manuseripte mit 24
richtigen
Decimalen,
und — nach der angewendeten Methode — im
unmittel-
baren Zusammenhange, nämlich so berechnet
wurde, dass durch
die
erprobte Richtigkeit des letzten Logarithmus und der
dazu
gehöriges
Differenzen
zugleich die Richtigkeit aller
vorhergehenden
Logarithmen
und Differenzen
ausser Zweifel gestellt
ist, so kann sie mit
voller
Veriässlichkeit
für die Verbesserang
der C a II
ersehen
Tafel
benutzt
werden.
Nach Ausschliessung der sehr zahlreichen
kleineren Fehler in
der letzten Decimale, welche die
Einheit nicht
überschreiten,
zeigt
sich die Fehlerhaftigkeit der
C a
lief
sehen Tafel
bedeutsamer
in
den dritten Differenzen, am stärksten aber in den
letzten 31
Loga-
rithmen (von log.
101149 bis log.
101179), und in den
dazu
gehörigen
Differenzen.
Die Wichtigkeit der Fehler wird
natürlich durch den
Rang der
Decimalstelle
bedingt, in welcher sie vorkommen. Die fehlerhaften
Decimalen
sind:
8*
-Hg
Herrmann. Verbesserung der
Die 7.
Decimale, als 2. Ziffer in
der ersten Differenz des
log. 1011SO;
12.
„ in jedem der
letzten 7 Logarithmen
(log.
101173 bis log.
101179);
16.
„ als 6. Ziffer
in der zweiten Differenz des
log. 101179.
Alle übrigen Fehler der letzten 31
Logarithmen beziehen
sich
auf die
18., 19. und 20.
Decimalstelle, so zwar,
dass die Zahl
der
letzten zwei oder drei
Ziffern der
C a
lief
sehen Logarithmen
bei
22
Logarithmen zu gross, und
bei 9 Logarithmen zu klein ist. Die
erste Gattung dieser
Fehler steigt bis zu einem Unterschiede von 16,
die
zweite Gattung bis zu einem
Unterschiede von
36.
Die
grossen Widersprüche
in den C a
lief
sehen dritten
Diffe-
renzen
verdienen hier besonders besprochen zu werden. Die
Ursache
der
Veränderungen in den dritten
Differenzen liegt
natürlich in den
vierten Differenzen, welche zwar in
der Tafel nicht ausdrücklich
angeführt sind,
aber dennoch berücksichtigt werden
mussten,
weil
sie auf die
S.
Ziffer (20. Decimale) der
dritten Differenzen unmit-
telbar einwirken. Innerhalb
der Ausdehnung der ganzen II. Tafel
beträgt
nämlich die vierte Differenz sehr nahe 2,S, wobei das
ange-
wendete
Decimalzeichen nur den
Abschluss hinter der 20.
Decimale
(als der letzten in der Tafel) bezeichnet. Bei
der strengen Beschrän-
kung auf 20
Decimalen
muss demnach die
vierte
Differenz
alternativ
2 und 3 sein; oder, was dasselbe ist, um
diesen Werth der
vierten
Differenz muss die dritte
Differenz fortwährend
verkleinert werden.
Wir können uns von der grossen Schärfe
des Werthcs
2,5 für
die
vierte Differenz sehr leicht
überzeugen, wenn wir
den Unterschied
der dritten Differenzen vom ersten und
letzten Logarithmus der Tafel
(vom log. 101000 und log.
101179) durch den
Unterschied ihrer
entsprechenden Zahlen, nämlich
durch
101179—101000===
179
(d.
h. durch die Anzahl aller Logarithmen)
dividiren. Es ist
nämlich
84301.83854
447 o
Kf\n^
i
i
T.
r» ^
—179—^m^
^^<2...,*
also sehr nahe
2,8.
Betrachten wir die
Callef
sehen dritten Differenzen,
so finden
wir sie keineswegs mit dem erwähnten
Gesetze einer
regelmässigen
Abnahme
in Übereinstimmung. Abgesehen von den
Ungleichheiten
der
Unterschiede
überhaupt, sind von 32 dritten Differenzen 2 und
2
einander gleich, und
18
Differenzen sind so
verunstaltet, dass von je
zweien die nachfolgende
grösser als die
vorhergehende ist. Der
C a 11
e
t'
sehen
Logarithmen etc. 117
merkwürdigste Fall in dieser
letzteren Beziehung ergibt
sich bei
den dritten Differenzen
840S2 und 840S6 des log.
101098 und
log. 101099, wo, statt einer Abnahme
von 2 oder 3, sogar
eine
Zunahme von 4 zum Vorscheine kommt.
Diese, bei einem flüchtigen Überblicke
schon
erkennbare,
Ünnatürlichkeit
der Callefschen dritten
Differenzen ist die
noth-
wendige Folge des
gewöhnlichen Verfahrens bei der
Differenzen-
Bestimmung, indem man die Logarithmen (oder
in ändern Fällen
die
Glieder der Hauptreihe) auf die verlangte Anzahl der
Decimalen
(hier 20)
streng beschränkt, und sodann aus den Logarithmen
die
ersten Differenzen, aus diesen die zweiten u. s.
w. ableitet. Da
aber
die letzte
Decimale der Logarithmen
(wegen der Weglassung der
nachfolgenden Decimalen)
entweder etwas zu gross
oder zu klein
sein
muss, so können diese
unvermeidlichen
Unrichtigkeiten,
obwohl
sie einzeln nur höchstens eine halbe Einheit
(und selbst diese
niemals ganz) betragen, bei den auf
einander folgenden S
Loga-
rithmen, welche zur Bestimmung einer vierten
Differenz erforderlich
sind, so beschaffen sein,
dass sie, in Folge der
wiederholten
Sub-
tractionen,
den Werth der vierten
Differenz schon um mehrere
Einheiten
vergrössern oder
verkleinern, und hierdurch bis
zur
Ünnatürlichkeit
entstellen.
Das einfache Mittel, möglichst richtige
Differenzen zu erhalten,
besteht darin, die Logarithmen
mit 2 Decimalen über die verlangte
Anzahl,
d. h. im
vorliegenden Falle mit 22
Decimalen, zu
berechnen,
aus diesen
sodann die
Differenzen
nach der gewöhnlichen
Weise
abzuleiten,
und endlich die Logarithmen sowohl als die
Differenzen
auf die verlangte Zahl von 20 Decimalen zu
beschränken. Die
Rich-
tigkeit
der eben gemachten Bemerkungen stellt sich am besten
an
einem Beispiele vor Augen; der Kürze wegen
unterlasse ich es hier
ein solches
durchzuführen.
Ihrer Natur
nach. bilden zwar die
Logarithmen unserer Tafel eine
unendliche arithmetische
Reihe, welche aber durch
die Beschrän-
kung auf 20 Decimalen zu einer
endlichen Reihe des vierten
Ranges wird, weil die vierten
Differenzen gleich sind, nämlich
21/^.
Durch
die ganze Tafel bilden demnach auch die
gleichnamigen
Differenzen
arithmetische Reihen, und zwar die dritten
Differenzen
eine Reihe des ersten, die zweiten
Differenzen'eine
Reihe des
zweiten,
und
die ersten Differenzen
eine Reihe des dritten
Ranges. Auf
der
11
§ H
er r m a
tt n.
Verbesserung
der
möglichsten Richtigkeit dieser verschiedenen
arithmetischen
Reihen
beruhet die strengste Probe über die
Richtigkeit der ganzen Tafel.
Dagegen ist die zwischen den
C a lief
sehen Differenzen und ihrem
Logarithmus bestehende
Harmonie ausschliesslich nur auf
jeden
einzelnen Logarithmus beschränkt, und
gewährt keineswegs einen
Vortheil, weil es
sich bei der Anwendung solcher Hilfstafeln nicht
um die nochmalige Bestimmung
eines in der Tafel schon vorhandenen,
sondern um
die Berechnung eines eingeschalteten
Logarithmus
handelt, dessen
Werth zwischen zwei auf einander folgenden
Loga-
rithmen der Tafel liegt. Wie nachtheilig jeder bedeutendere
Fehler
der dritten Differenz auf den gesuchten Logarithmus einwirkt,
lässt
sich auch aus der für solche
Berechnungen bestimmten dritten
Formel entnehmen, welche in der Anleitung
für den Gebrauch der
C a lief
sehen-Tafeln (S. 101)
vorkommt.
Nachdem jetzt durch die Nachweisung des fehlerhaften
Zustan-
des der II. C a lief
sehen Tafel eine dringende Mahnung vorhanden
ist,
die nach ihrer Bestimmung zusammen gehörigen
drei Tafeln
(Table I, II, III) neu zu
beredinen, so wäre es
gewiss sehr
erwünscht, wenn bei der II. und
III. Tafel auf die möglichste
Cor-
rectheit der
dritten Differenzen nach der hier erklärten Weise Rück-
sicht
genommen würde.
Alle jene Mathematiker, welche Öfter in die Lage kommen,
bei
schärferen Berechnungen Logarithmen mit mehr als 7
Decimalen
anwenden zu müssen, hegen gewiss
den Wunsch, dass die Revision
und Verbesserung der
erwähnten drei Tafeln nicht lange verscho-
ben werden möge, welchem
Verlangen zu entsprechen die
Veriags-
handlung um so
mehr bestrebt sein wird, als es in ihrem eigenen
Interesse liegt, das
erschütterte Vertrauen auf ihre logarithmischen
Tafeln möglichst
schnell wieder zu befestigen. Zu dieser Erwartung
berechtiget uns
übrigens auch die im ^Awrtissement de
Firmin
Didot^ enthaltene Zusage:
y,Je
ferai
puWer
dans l
es
jour'
naux
les fawtes
qui
auront
ete
reconnues, et je
m'engage
meme
ä
en
faurnir
les
feuillets
carriges
aux
personnes
qui
auroient
eu
des
exemplaires
incorrects^
Jeder Besitzer der bis jetzt erschienenen
Callef sehen
Tafeln
wird ohne Zweifel ganz zufrieden gestellt sein, wenn er die
ver-
besserten Ersatz-Blätter von einer durch die Zeitungen
bekannt
gegebenen Buchhandlung seines Landes um
einen angemessenen
Callet'schen
Logarithmen etc.
1
IQ
Preis beziehen kann, und diese Auslage wird um so
lieber gemacht
werden, wenn die
Veriagshandlung diesen
Blättern noch ein
genaues
Verzeichniss
aller bisher schon entdeckten Fehler beigibt,
mit
Erwähnung des Jahres, in welchem die
Verbesserung bei
den
neuern
Abdrücken Statt gefunden hat, damit jede ältere Tafel
leicht
und möglichst vollständig
corrigirt werden
könne. Eine
Bekannt-
machung
der entdeckten Fehler durch französische Tagsblätter
und
Zeitschriften entspricht keineswegs vollkommen ihrem
Zwecke, weil
von jenen Besitzern der
C a
lief
sehen Tafeln, welche
ausserhalb
Frankreich
leben, wohl die meisten von
einer solchen Anzeige
keine
Kenntniss
erhalten würden.
Ich
muss hier noch
erwähnen, dass ich
bereits vor zehn Jahren
in der C a
lief
sehen Tafel, welche die
Logarithmen von l
bis
108000 mit 7 oder 8
Decimalen enthält,
zufällig bei zusammenhän-
genden Berechnungen
einen Fehler gefunden habe. Auf der vor-
letzten Seite
jener Tafel finden wir nämlich log.
106888==
O289299S,
statt der richtigen Mantisse O289289S, welcher
Fehler aus
der Differenz dieses Logarithmus zu dem nächst
vorher-
gehenden und nachfolgenden sogleich sich erkennen
lässL In
dem
eingesehenen neueren
Abdrucke vom Jahre 1846
ist auch dieser
Felller noch nicht verbessert. —
Nach dieser Überzeugung von der
Existenz eines
Fehlers in der 6.
Decimale, und zwar bei
einer
so
häufig benützten Tafel, wäre es
gewiss nicht
überflüssig,
jenen
Theil der Tafel,
welcher die Logarithmen mit 8 Decimalen
enthält,
nämlich von log.
1OOOO1 bis log. 107999,
durch das einfache und
sehr schnell zum Zwecke
führende Mittel der
Subtraction
jeder
zwei
aufeinander folgenden Logarithmen zu
prüfen, weil sodann nur
noch
eine
Unsicherheit von einer
Einheit in der 8. Decimale
vorhanden
sein kann, welche Unsicherheit jedoch bei
dieser Tafel von
keinem
erwähnenswerthen
Nachtheile ist.
Die nachfolgende, in Gestalt der
Callef
sehen Tafel II
an-
geordneten Tabelle enthält alle Logarithmen und
Differenzen, an
welchen eine Verbesserung anzubringen
war. Die
comgirten
Ziffern sind
umklammert.
120
Herrmann.
Verbesserung
der
Table
n.
Nom.
|
LoganÜl.
00
|
Difference L
"
|
Ü.
|
ffl.
|
101
|
/
|
|
|
|
002 003 004
|
|
|
|
8429(6) 8429(3) 84^9(1)
|
101
|
|
|
|
|
009
|
|
|
|
8427(8)
|
101010 011
|
|
|
42564,4448(2) 42563.6017(7)
|
8427(6) 84.27(3)
|
101 016
|
|
|
|
8426(1)
|
018 019
|
|
|
42856.8606(2)
|
8425(6) 8425(3)
|
101020
|
|
42990.72781.3344(6)
|
42886.018(09)
|
8425(1)
|
022 023 024
|
|
|
42852.6482(2)
|
8424(6) 8424(3) 842(41)
|
1010^
|
|
42988.60009.6688(2)
|
42551.8058(1)
|
8423(8)
|
028
|
|
|
|
8423(1)
|
C
a U
e
t'schen
Logarithmen
etc.
TaMe
II
121
]te.
|
logarith.
00
|
Diü^renoe
I.
|
II.
|
Iß.
|
101030
|
|
|
|
8422(6)
|
031
|
|
|
42R6.m9(0)
|
842^(3)
|
032
|
|
42988.6216^17^(7)
|
^S^.9098(7)
|
8-^1)
|
033
|
|
|
|
8431(8)
|
OS4
|
|
|
42344,225^(9)
|
8421(6)
|
10103S
|
|
|
4^43.3831(3)
|
8421(3)
|
036
|
|
4^983.91986.1317(2)
|
42342.34(100)
|
842(11)
|
037
|
|
|
42841.698(89)
|
8420(8)
|
038
|
|
|
|
8^0(6)
|
039
|
|
|
|
8120(3)
|
101040
|
|
|
4^9.m7(3)
|
84(201)
|
041
|
|
|
4^^8.3307(2)
|
8419(8)
|
043
|
|
|
4S^35.646T(9)
|
|
044
|
|
|
|
841(91)
|
10104S
|
|
^moom.s^^)
|
4^24.9629(1))
|
S418(8)
|
046
|
|
|
|
8418(6)
|
047
|
|
^979.24064.49^4(1)
|
42833.2792(1)
|
8^18(3)
|
048
|
|
^978.81831.^13(19)
|
4^3^.4373(8)
|
|
101050 OS1
|
|
^2977.58936.^64(4)
|
42S29.9120(4)
|
8417(6) 8417(3)
|
0^
|
|
|
|
8417(1)
|
053
|
|
|
428^8.2286(0)
|
|
OS4
|
|
|
4^7.3869(2)
|
8^16(6)
|
lölö^
|
|
42975.838^1.8^85(6)
|
42S26^1S2(7)
|
8416(3)
|
0^8
|
|
|
|
8415(0)
|
0^9
|
|
|
|
8W(3)
|
122
Herrmann. Verbesserung
der
Table
II.
Nom.
|
Logarith.
00
|
Difference
I.
|
IL
|
UL
|
101060
|
|
|
|
8415(1)
|
064
|
\
|
|
|
8414(1)
|
101
|
|
|
|
|
06ß 007 068 •
069
|
|
42970.73858.8274(7)
|
42817.2887(0) 42516.4473(5)
42314.7647(1)
|
8413(6) 8443(3) 8413(1) 841(28)
|
101070
|
|
42969.46012.0093(9)
|
42513.9234(3)
|
8412(6)
|
072 073
|
|
42968.18472.7628(4)
|
42512.2409(4) 4^11.3997(4)
|
8412(1) 8411(8)
|
101
|
|
|
|
|
W 078 079
|
|
|
42507.1940(8) 42306.3330(3)
|
8410(8) 8410(6) 8410(3)
|
101080 081 08^ 083 084
|
|
42964.38900.4456(1) 42963.30893.6263(6)
|
42303.51(199) 42304.6709(9)
42502.9890(5) 42302.1481(2)
|
8410(1) 8409(8) 8409(6) 8409(3) 8409(1)
|
10108S 086
|
.
|
|
42800.4663(3)
|
8408(8) 8408(6)
|
088
|
|
|
|
8408(1)
|
C
a 11
e
t'schen
Logarithmen
etc.
Table
IL
123
Nom.
|
Logaritn.
00
|
Difförence
L
|
U.
|
ÜL
|
101090
|
|
|
42497.1030(5)
|
8407(6)
|
091
|
|
42960.53396.2478(9)
|
42496.262(30)
|
|
092
|
|
|
42498.4215(7)
|
840(71)
|
093
|
|
42959.68404.5640(2)
|
42494.^808(6)
|
840(68)
|
094
|
|
|
42493.7401(8)
|
8406(6)
|
101
|
|
|
|
|
096
|
|
|
|
8406(1)
|
097
|
|
|
4M91.2182(8)
|
840(58)
|
098
|
|
42937.53940.066(30)
|
42490.377(70)
|
8405(6)
|
099
|
|
42957.13449.6886(0)
|
4M89.3371(4J
|
8403(3)
|
101100
|
|
42956.70960.1^14(6)
|
42488.6966(1)
|
840S(1)
|
104
|
|
|
|
8404(1)
|
101105
|
|
|
42484.4943(2)
|
840(38)
|
106
|
|
42934.16040.8789(2)
|
42483.6839(4)
|
8403(6)
|
107
|
|
|
42482.8135(8)
|
8403(3)
|
108
|
|
4^953.31074.111(40)
|
42481.9732(5)
|
8403(1)
|
101110 111
|
|
|
42479.4524(0)
|
840^(6) 840^(3)
|
112
|
|
4^9SU1181.2601(8)
|
42478.6121(7)
|
840(21)
|
113
|
|
42931.18672.6479(8)
|
42477.7719(6)
|
840(18)
|
114
|
|
|
42476.9317(8)
|
8401(6)
|
101118
|
|
|
|
|
116
|
|
|
4247^.2514(8)
|
8401(1)
|
117
|
|
4294^48706.6011(5)
|
42474.4113(8)
|
|
119
|
|
|
|
8400(3)
|
|
|
|
|
,
|
124
Herrmann.
Verbesserung
der
Table
n.
Nom.
|
LogaritL
00
|
Diff6rence
I.
|
H.
|
ni.
|
iomo
|
|
|
42471.8912(0)
|
8400(1)
|
121
|
|
42947.'78873.9960(5)
|
42471.0^11(9)
|
8399(8)
|
m
|
|
42947.36402.9448(5)
|
42470.2112(1)
|
8399(6)
|
123
|
®
|
42946.93932.7336(S)
|
42469.3712(5)
|
|
m
|
|
\
|
|
8399(1)
|
ioms
|
|
42946.08994.8310(8)
|
|
|
1^6
|
|
|
42466.8315(2)
|
8398(6)
|
m
|
|
42945.24060.2881(6)
|
42466.0116(6)
|
8398(3)
|
101130 131 132
|
|
42943.34201.2804(2) 42943.11738.6279(4)
|
42463.4922(3) 42462.6824(7) 42461.8127(4)
|
8397(6) 8397(3) 8397(1)
|
133
|
|
|
|
8396(8)
|
134
|
|
|
|
8396(6)
|
101
|
|
|
|
|
136
|
|
|
|
8396(1)
|
137
|
|
|
42487.6144(4)
|
8395(9)
|
138
|
|
42940.86980.3466(5)
|
42456.7748(5)
|
|
139
|
|
|
42485.935(29)
|
|
101
|
|
|
|
|
m
|
|
42938.87158.284(50)
|
|
|
143
|
493.88310.88364.1624(1')
|
|
|
|
144
|
494.01%49.30069.Q301
(4)
|
|
42431.7378(7)
|
|
10114S
|
494.44187.32321.3205(7)
|
4%937.59800.S^5(6)
|
42450.8984(6)
|
8393(9)
|
146
|
494.87124.92121.8731(4)
|
42937.17349.6541(1)
|
|
|
W
|
|
42936.74899.S9SO(4)
|
|
|
148
|
495.72998.8^371.122(29)
|
4^936.32450.3753(3)
|
|
|
149
|
496.18935.16821.4976(2)
|
4293^.90001.9949(6)
|
|
|
Callet'schen
Logarithmen etc.
TaMeIL
Nom.
|
Logarim.
00
|
Difl'örence
I.
|
IL
|
ÜL
|
101150
|
496.58871.06823.492(88)
|
4(2)935.47554.4539(0)
|
|
|
151
|
497.01806.54377.946(48)
|
42935.03107.7521(2)
|
|
839^(4)
|
1S2
|
497.44741.59485.6986(0)
|
42934.62661.8896(1)
|
|
8392(1)
|
1^3
|
497.87676.22147.3882(1)
|
42934.20216.8663(4)
|
|
8391(9)
|
154
|
498.30610.42364.454(35)
|
42933.77772.6822(7)
|
|
|
1011SS
|
498.73544.20137.136(8^)
|
42933.38329.337(39)
|
|
|
156
|
499.16477.55466.474(21)
|
42932.92886.8316(8)
|
|
|
157
|
499.59410.48353.30(589)
|
42932.50445.1631(0)
|
|
|
158
|
500.02342.98798.47(099)
|
42932.0800^.3376(3)
|
|
|
159
|
500.48273.06802.808(63)
|
42931.65564.3492(5)
|
|
|
101160
|
500.88206.72367.15(788)
|
|
|
|
161
|
501.31137.95492.357(82)
|
|
|
|
162
|
501.74068.76179.247(48)
|
|
|
|
163
|
502.16999.14428.66(387)
|
42929.95812.7861(2)
|
|
|
164
|
502.59929.¥0241.45(199)
|
42929.53376.992(80)
|
|
|
101165
|
803.02858.63618.444(79)
|
429^9.1094^.0384(2)
|
42434.1154(6)
|
|
166
|
503.45787.7^60.483(^1)
|
42928.68507.9229(6)
|
|
|
167
|
503.88716.43068.406(17)
|
42928.2607-4.6463(8)
|
42432.4-377(1)
|
|
168
|
504.31644:.69U3.052(5S)
|
429^7.83642.2086(7)
|
m31.S988(7)
|
8388(1)
|
169
|
504.74572.82785.2612(2)
|
429^7.41^10.609(80)
|
|
|
101170
|
505.17499.93995.8710(2)
|
42926.98779.8497(4)
|
|
|
171
|
SOS.60426.92T75.7207(5)
|
42926.56349.9284(6)
|
|
|
17^
|
506.03353.49125.649(22)
|
42926.13920.8459(6)
|
|
|
173
|
506.46279.6(3)040.495(17)
|
42923.71492.6021(9)
|
4M27.4:OSO(S)
|
|
174
|
506.89205.3(4)539.097(36)
|
429^.29065.197(13)
|
|
8386(6)
|
10117S
|
5O7.32l30.6(3)6O4.29*(50)
|
42924.86638.6307(7)
|
|
|
176
|
5O7.75055.(50)242.925(27)
|
42924.44212.9030(7)
|
t
|
|
177
|
508.17979.9(4)455.828(33)
|
42924.01788.01(401)
|
|
|
178
|
508.60903.9(6)2^3.8^(84)
|
^923.89363.9635(6)
|
|
83SS(6)
|
179
|
509.03827.5(5)607.805(90)
|
429^3.16940.751(70)
|
424^(3)7329
|
|
126
Stampfer.
Bemerkungen
Die
Classe hatte
dieseJMKttheilung des
Herrn Obersten Herr-
mann ihrem
Mitgliede Herrn Professor
Stampfer zur Einsicht
übergeben. Derselbe
erklärte die Arbeit des Herrn Obersten für
eine
um so verdienstlichere, als es sehr selten ist,
dass sich
Jemand
mit derlei langwierigen und mühsamen
Untersuchungen
befasst.
Indem der Herr
Berichterstatter auf die Veröffentlichung
dieser
Mittheilung in den Sitzungsberichten anträgt,
findet er es angemes-
sen folgende Bemerkungen
beizufügen:
Kein einziger der vom Herrn Obersten
angeführten Fehler
erscheint in dem Abdrucke der
C a
lief
sehen Tafeln vom Jahre
1846
verbessert; ein späterer Abdruck, wenn ja ein
solcher gemacht
worden ist, liegt nicht vor. Allein nicht
alle jene Fehler sind
bis jetzt unbemerkt geblieben. In
Schumacher's
astrono-
mischen Nachrichten v.
J. 1831 (Bd. 8), S.
475, befindet
sich
eine Notiz von Wurm, worin gesagt wird, dass Herr
Kittel,
Oberschullehrer in
Nagold, die Logarithmen
der Zahlen 101173
bis 101179 in der 12. Stelle (00 vorne
mitgezählt) um l zu
klein gefunden habe, gerade wie
der Herr Oberst. Herr Wurm
fügt bei, dass nach
seinen Untersuchungen die
letzten Ziffern
der 20stelligen Logarithmen mehrerer
Zahlen v<m
101120
bis
101179 nicht ganz
sicher zu sein scheinen. Namentlich gibt er
die
Verbesserungen der Logarithmen der Zahlen 10114S,
1011S4,
101160,
101170,
10117S an, dann die der
zweiten Differenz
bei der Zahl 101179.
Weiterhin bemerkt Herr Professor Stampfer: Die
Fehler in
den Differenz-Reihen betreffend, so ist mit
Rücksicht auf die hier
in Anwendung
kommende Art der
Interpolation vor Allem zu be-
merken, dass ein Fehler in
den Differenzen I beinahe in seiner
ganzen
Grosse auf das Resultat
einwirken kann, während der
Coef-
ficient
der Differenz II: i, und jener der Differenz-Reihe III:
-h
(genauer
?V
v7 3) nicht
übersteigt. Die Fehler in der Differenz-
Reihe I
sind schon viel
zahlreicher als in der Haupt-Reihe, betreffen
jedoch
durchgehends nur die
letzte DecimaI-SteIle mit
Ausnahme
derjenigen Differenz I, welche neben Nr. 1011SO
steht, und die
in der 7. Stelle um eine Einheit zu klein
ist. Die Fehler der Diffe-
renz-Reihe II sind zwar
ebenfalls zahlreich, befinden sich jedoch
durchgehends
auf der letzten Stelle, wo sie zwei
Einheiten
nicht
übersteigen, daher
keinen
Einfluss auf irgend ein
Rechnungs-Resultat
zu dem
vorstehenden
Aufsatze.
127
haben. Nur die letzte Differenz II, welche auf
der 16.
DecimaI-SteIle
fehlerhaft
ist, macht hievon eine
Ausnahme.
Die Differenz
HI betreffend, so hat der
Herr Oberst bei
weitem die meisten Verbesserungen hier
gefunden, ja hier bilden
die verbesserten Zahlen
diö Regel, und die
fehlerfreien die Aus-
nahme. Allein
sämmtliche
Verbesserungen betragen
nicht über drei
Einheiten in der letzten
DecimaI-SteIle, können demnach
keinen
Einfluss haben,
da sie die 20.
Decimal-Stelle irgend
eines
inter-
polirten
Logarithmus nicht mehr als um
A einer Einheit
ändern
können. Der Berichterstatter kann
desshalb mit dem Herrn
Obersten
nicht derselben Ansicht sein, wenn er den von
ihm gefundenen
Fehlern in der Differenz III einen
bedeutenden Einfluss zuschreibt.
Mit Ausnahme der letzten Differenz II sind
demnach sämmt-
liche von dem Herrn Obersten
angeführten Fehler der Differenzen U
und III ohne
irgend einen merklichen Einfluss auf
einen
inter-
polirten
Logarithmus, und erscheinen
sonach-
in praktischer
Be-
ziehung von keiner
Wichtigkeit. Will man in
Fällen, wie der
vorliegende, die abgeleiteten
Differenz-Reihen
durchgehends
bis
auf eine Einheit der letzten Stelle richtig haben, so
muss man,
wie
der Herr Oberst richtig bemerkt, die Haupt-Reihe um
einige
Decimal-Stellen
weiter berechnen, aus diesen die
Differenz-Reihen
entwickeln, und zuletzt in allen Reihen
die überzähligen Stellen
wieder weglassen.
Dieses ist aber von Callet
bei der in Frage
stehenden Tafel II nicht geschehen,
daher die Sprünge in den
Differenzen II und III.
—
Auf die Anfrage, ob man sich nicht etwa bei der
Veröffent-
lichung der Verbesserungen auf die
wesentlichen Fehler beschrän-
ken, die an sich
unschädlichen aber hinweglassen solle, verfugt
die
Classe den Abdruck
sämmtlicher
Verbesserungen, da es, so
selten
auch derlei ausgedehnte
Tafeln gebraucht werden
mögen, doch
manchem Rechner oder Besitzer der
Callef
sehen Tafeln
angenehm
erscheinen dürfte, eine vollständige
Zusammenstellung der
Diffe-
renzen zu
erhalten, wie sie eine auf mehrere Decimal-Stellen
fort-
geführte Rechnung gegeben
hat.
Das
correspondirende Mitglied,
Herr H ecke l, legt 37 Blätter
Abbildungen fossiler
Fische vor, und hält dabei folgenden Vortrag:
128
Heckel. Über fossile
Fische.
Es wäre überflüssig in einem
Vereine gelehrter Männer weit-
läufig
auseinander setzen zu wollen, welchen
Antheil die
Kenntniss
vorweltlicher
Fische bei dem gegenwärtigen Fortschritte der
Natur-
geschichte erlangt hat. Die fossilen Fische zeigen
nicht allein dem
Systematiker manche in der Jetztwelt
fehlende
ausserordentliche
Typen
und überraschende Übergangsformen in der
gestaltenreich-
sten und ältesten
Wirbelthier-Classe, welche
zuerst den Erdball
beherrschte; sie leiten auch die
Forschungen des Geologen, und
bieten ihm besonders jetzt,
nach den scharfsinnig
aufgedeckten
Gesetzen
ihrer verschiedenartigen Entstehungs-perioden
erwünschte
Anhaltspunkte zur möglich sicheren
Bestimmung des relativen
Alters
jener
Erdschichten, in welchen sie gefunden werden.
Ich hatte es mir daher seit einigen Jahren zur
besonderen
Aufgabe gestellt, dem Ansuchen, womit mehrere
unserer
ausge-
zeichneten
Geognosten,
vorzüglich die Herren
Custos P
arisch
und
Bergrath Hai ding er mich
beehren wollten, die fossilen
Fische ihrer Sammlungen
zu. bestimmen, besonders
aber jene
inner den Marken des österreichischen
Kaiserstaates vorkommende
näher zu untersuchen, mit
Vergnügen und mit meinen besten
Kräften
entgegen zu kommen. Dass
eine solche Aufgabe mit man-
chen Schwierigkeiten,
detaillirten und viele
Zeit raubenden
Ver-
gleichungen verbunden sei, erhellt allein schon
daraus, weil unter
geübteren Ichthyologen selten
sich einer damit befassen wollte.
Das k. k.
Hof-Naturalien-Cabinet,
das montanistische
Brünner,
das
Pesther, Laibach er,
Triestiner und
Zaradiner Museum, sowie
viele
Private: Graf
Breunner, Graf
Latour, die P. P.
Meehitaristen,
Herr
Emmerich in Wien;
Doctor
Jemelka, Baron
Ozskay,
das
evangelische Lyceum in
Ödenburg; Herr Binder
in Elbogen,
Herr
Heinrich in Brunn,
Professor ünger in
Gratz,
Franz
v.Rosthorn in
Klagenfurt, Professor
Sadler in
Pesth,
Signor
Curioni
in Mailand, lieferten nun,
indem sie ihre Sammlungen
beinahe gleichzeitig mir zur
Untersuchung
übergaben, ein wahr-
haft reichhaltiges Material.
Zugleich erhielt ich vo;n
Director
unserer
Anstalt, Herrn
Hofrathvon Schreibers, die
Zusage, Alles
was sich bei diesen
Untersuchungen als Neu
ergeben sollte, für die
Sammlung Seiner
Majestät in den herkömmlichen
Monats-Lieferun-
gen
abbilden lassen zu dürfen. Ferner hatte unser Maler,
Herr
Zehner, welcher unter
meiaer Leitung diese
Abbildungen aufs
He
ekel. Über fossile
Fische.
1^9
Trefflichste ausführte, die
uneigennützige
Gefälligkeit, die fertigen
Tafeln einstweilen in
meinen Händen zu belassen, bis ihre beabsich-
tigte
Vervielfältigung durch den Druck erfolgen könne.
So entstand nach und nach diese Sammlung von
schönen bild-
lichen Darstellungen, welche ich die
Ehre habe.
Ihnen hier
vorzu-
legen. Der Text
hiezu ist
theilweise gleichfalls
fertig; vorzüglich
aber sind die
nöthigen
Untersuchungen, in Bezug auf systematische
Stellung,
Gattung und Art der abgebildeten Fische, bereits
bei
allen geschehen.
Was nun der verehrten
Classe abgebildet hier
vorliegt, sind,
nebst einer unrichtig benannten, 33
bisher noch völlig neue Arten.
Manche derselben, wie
Trachinus
Dracunculus,
Lepidopus
lepto-
spondylum,
Chatoessus
longimanus, gehören
zu recenten
Gattungen,
woraus
bisher noch kein einziger fossiler Vorgänger bekannt
war.
Durch Professor S a dl er
inPesth erhielt ich sogar
die ersten Frag-
mente aus einer der
grössten
Süsswasser-Familien,
den
Siluroi-
den,
die man bisher
ausschliesslich als nur
der Jetztwelt angehörig
betrachtete. Es bestehen
diese Fragmente aus dem zweiten Kno-
chenstrahle der
Rückenflosse und dem ersten aus der
Brustflosse
eines kleinen Fisches, der in die tropische
Gattung Bagrus
gehört, und
dem ich den Namen des gelehrten
Einsenders beigelegt habe.
Unter
den
neuen Gattungen erlaube ich mir nur, um nicht weitläufig zu
wer-
den, auf eine aufmerksam zu machen; es ist
jene mit dem
Saurier-
kopfe, dem störartig beschilderten
Körper, und der dabei
homocerken
Schwanzflosse;
eine hoch ausgezeichnete Gestalt, wie sich weder
unter
fossilen noch lebenden Fischen bisher Ähnliches fand.
Der
Fisch ist aus der Familie der
Scierodermen,
derselben, die in
der
fossilen Welt schon den so merkwürdigen
BIochius aufzuweisen
hat.
Die verehrten Herren werden leicht
bemerken,
dass die
Ori-
ginalien
zu diesen Abbildungen verschiedenen Erdschichten
ent-
nommen
sind. Als interessante Resultate über das nicht
hinreichend
festgestellte
relative Alter einiger
dieser Schichten ergab sich,
nach
Untersuchung meines
bisherigen Materials vom
iehthyologi-
schen
Standpunkte aus, ganz kurz
folgendes:
Raibel
gehört der
Liasformation,
Comen der oberen Jura,
Pola,
Lesina
der Kreide an, Radoboy,
Cracowiza und
Nikolschitz sind
tertiär.
Dieselben Mittheilungen hatte ich vor einigen
Monaten
Herrn
Murchisson
gemacht, der sie bei Gelegenheit der
letzten
iß
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
9
130 Haidinger.
Über
symmetrische
Gruppirung
Venedig abgehaltenen Naturforscher-Versammlung bekannt
gab.
Sieit drei Tagen
aber, als ich durch die besondere Gefälligkeit
des k. k. Kämmerers,
Herrn Grafen Coronini eine Sendung
ausge-
zeichneter Ichthyoliten aus der Sammlung
seines sei. Vaters in
Görz
erhielt, hat sich meine Ansicht in Bezug
auf Comen am Karst, dem
Fundorte dieser Fische,
geändert. Nach ihnen gehört Comen, ebenso
wie
Pola und Lesina,
offenbar der Kreidebildung an.
Obschon nun die hier vorliegenden
Abbildungen nicht alle
Arten umfassen, die mir
bereits inner den angegebenen Grenzen
bekannt sind, und hoffentlich daher
noch zukommen werden,
so
erlaube ich mir doch die Herausgabe des
bisherigen Vorrathes
zu Gunsten der Wissenschaft
dem Wohlwollen der Akademie
zu
empfehlen.
Das Ansinnen des Herrn Sprechers findet bei der
Classe vollen
Anklang.
Herr
Bergrath Haidinger,
übersendet durch Vermittlung
des
correspondirenden
Mitgliedes Herrn Ritter von Hauer
folgende
Mittheilung:
Über die symmetrische Gruppirung
ungleichar-
tiger
Feldspathe.
Die Studien
einzelner Vorkommen der
wichtigsten
Species,
aus welchen
die Gebirgsarten
bestehen, geben allein
einen sicheren
Leitfaden in der schwierigen Lehre der
Gebirgs-Metamorphose.
Unter
diesem Gesichtspunkte betrachtete ich vor einiger Zeit
das
höchst merkwürdige Zusammenvorkommen
gewisser Krystalle
von
Adular und
Periklin, von
Albit und dem nur wenig
durchscheinenden
Feldspathe
von Baveno und vom
Cavalierberg bei
Hirschberg in
Schlesien
i). Erst vor
kurzem sah ich L. v.
Buch's
Abhandlung
ȟber einige
geognostische
Erscheinungen in der
Umgebung
des
Luganer-Sees in der
Schweiz," die mir Herr v.
Morlot mit
der
Bemerkung
mittheilte, dass auch da
schon diese parallele Gruppi-
rung von Albit und
Feldspath
genau beschrieben sei; in
der That
1)
Poggendorffs Aanalen.
Bd. §8, S.
471. Berichte über
die Mittheihmgen
von
Freunden der
Naturwissenachaften Bd. I,
S. 7.
ungleichartiger
Feldspathe.
131
hat der
treffliche, aufmerksame
Forscher schon am Q.
Februar 1826
in der k. Akademie der Wissenschaften zu
Berlin diese Erscheinung
vollständig und
ausführlich beschrieben, und in jener
Abhandlung
durch
Zeichnungen erläutert. Der Wunsch,
sobald als
möglich
dieser
frühen Beobachtung ihren Platz in der Reihe der
dahin
gehörigen Untersuchungen anzuerkennen,
veranlasste eigentlich
die
gegenwärtige Mittheilung. Doch wünschte ich
auch die Ergebnisse
der chemischen Analyse von zwei
später untersuchten Varietäten
von
Periklin beizufügen,
die schon Einiges
erläutern, was
in
meiner
früheren
Mittheilung hypothetisch
blieb,
Bereits in der englischen Ausgabe von
Mob
s'
»Trecüise
on
Mineraloge
II, 262, hatte ich von
Baveno die regelrechte
Ver-
wachsung von
Feldspath und
Albit erwähnt, so
dass letzterer
in
paralleler Stellung als
Krystallhaut an der
Oberfläche des
ersteren
vorzüglich
auf den Diagonalflächen
M.
erscheint.
Fig. l. Eine
Abbildung derselben,
nämlich die
i Fig.
l, wurde in
Poggendorffs
„AnnaW
gegeben.
Sämmtliche den
Durchschnitten
von
M mit T
parallelen Flächen sind mit der
Albit-
rinde
überzogen, die übrigen sind frei
davon
geblieben. Die
Albitrinde steht an den
Rän-
dern sogar über die angrenzenden
Flächen
P,
.y,
y hinaus
vor.
Die nahe übereinstimmenden
Krystalle, welche L. v.
Buch so
trefflich in der oben angeführten
Abhandlung besehreibt,
vom
Luganer See denen
von Baveno in geographischer Beziehung
genä-
hert,
stellen ohne Zweifel auch die gleiche
geognostische
Erschei-
nung vor. Auch hier ist
nach den jener
Mittheilung
entnommenen
JFig.
^'^^^
Zeichnungen, Fig. 2 und
3,
jedesmal die Stellung
von
weissem
Albite und
fleisch-
rothem
Feldspathe
parallel,
und die
Krystalle
berühren
sich
in der
Jüf-fläche,
aber
die
centralenFeldspäth-Kry-
stalle
gehen in scharfe Sei-
tenkanten aus, während
der'Albit in breiten
Tafeln erscheint
Auch
die übrigen
verticalen Flächen
l und l sind nach Herrn
von
Btteß's
9»
T
Fig. 3.
132 Hai dinge r. Über
symmetrische Gruppirung
Ausdruck wie mit einem Schmelze von
Albit-Krystallen
bedeckt,
während man nur wenige
Krystalle desselben auf
den Flächen P
und
x
findet.
Der
rothe Granit ist
unmittelbar jenseits des
Augitporphyrs
in dem
Thale aufwärts von
Figino „von einer
unglaublichen Menge
eckiger Höhlungen durchzogen, so
sehr, dass auch das
kleinste
Stück, welches man abschlägt, immer
noch einige enthält; es sind
wahre Drusen inwendig
mit Krystallen
besetzt." Er bemerkt
dabei
noch ausdrücklich, dass die Krystalle, Quarz
und Feldspath mit
Albit,
grösser
sind als in der Grundmasse, und nicht ursprünglich in
einer
Grundmasse eingewachsen gebildet, sondern in dem
freien
offenen
Räume.
Endlich liegen noch
Chloritkugeln auf
denselben.
„Deutlich
sind," sagt Herr v. Buch,
„alle diese eckigen
Drusen durch
offene Klüfte
verbunden, welche von einer zur
ändern
hinlaufen.
Es sind daher spätere Erscheinungen nach dem
Hervor-
treten der
Gebirgsmasse, und die
Krystalle haben sich darin wahr-
scheinlich erst
später erzeugt." Noch viele andere wichtige
Bemer-
kungen sind beigefügt, aber ich will ja nicht
Herrn v.
Buch's
Mittheilung
wiedergeben, sondern- nur
auf einige derjenigen
Äusse-
rungen
aufmerksam machen, die nun nach mehr als zwanzig
Jahren
immer mehr als in der Natur der Sache
gegründet anerkannt werden.
In der Abhandlung: „Über die Lagerung
von Melaphir
und
. Granit in den
Alpen von Mailand"
(gelesen den 10. April
1829) wird
noch im Grossen das
Verbältniss
erläutert, wie jener rothe Granit
mit Drusen nur
gegen die Oberfläche zu sich findet, und wie
der
Granit im Innern seine
Rothe verliert, und
zuletzt
nurgelblichweiss
vorkommt.
Zunächst
äusserst kleine aber
viele Drusen, dann
einzelne
grössere
mit grösseren
Krystallen von Feldspath, auch auf den Flä-
chen
M, T,
J, mit Albit
überzogen, gar nicht auf P und
a?,
nicht
selten auch
Flussspath; im
weissen Granite keine Spur
von Albit,
eben so wenig von
Drusen. „Der
weisse Granit ist daher
gleichsam
ein Kern, um den der rothe wie eine Schale
gelagert ist."
Die
schönsten, zum
Theile sehr
grossen
Feldspath-Krystalle
mit
Albit besetzt sind die, welche ich hier der
Classe
vorzuzeigen,
die Ehre habe, vom
Cavalierberg bei
Hirschberg in Schlesien. Der
Feldspath ist
fleischroth, zum Theile
mit dunkel bräunlichrother
Oberfläche, und fast
undurchsichtig. Die Krystalle tragen viel
durch-
sichtigere
Albit-Krystalle, obwohl
diese auch manchmal
bräunlich-
ungleichartiger
Feldspathe.
^gQ
roth
gefärbt sind, und zwar zuweilen wie ausgeschwitzte
Tropfen,
aber auch in dicken Häuten auf den
Flächen des der Axe
parallelen
Prismas
oo A
===
118°49',
abgesetzt. Ein durch Zurückstrahlung
von der
vollkommenen
Theilungsfläche P
gewonnenes Bild eines
leuchtenden Punktes, etwa einer
Kerzenflamme, erscheint dreifach, das
Hauptbild ist von
zwei schwachen Nebenbildern begleitet.
Dies
beweist die
Vertheilung ganz
kiemer
Albittheilchen durch
den
ganzen
Krystall
hindurch.
Eine andere Art von
regelmässiger
Zusammenwachsung ist die,
von welcher hier sehr
schöne Beispiele aus dem k. k. montanisti-
schen
Museum vorliegen, von
Putsch in Tirol,
Periklin-Krystalle
Fig.
4.
theilweise überdeckt
von
Adular-Kry-
stallen,
die Stellung parallel, und unge-
fähr so, wie es die
Fig. 4
zeigt.
Mehrere derselben verdankt
das
k. k. montanistische Museum der
Gnade
unseres hohen
Curators, des
durch-
lauchtigsten
Erzherzogs Johann. Der
Mineralienhändler
Augu-
st i n brachte im vorigen Frühjahre
grosse
Krystalle von
Periklin
nach Wien, die
zum Theile undurchsichtig,
selbst zerfressen und
voll Höhlungen sind, zum
Theile aber auch noch den ganz klaren
Körper zeigen,
der ihnen ohne Zweifel bei ihrer
ursprünglichen
Bildung
durchaus eigen war. Herr
Alois v. Hubert fand in
den
beiden Varietäten folgende
Zusammensetzung:
I. Frisch
H.
Verwittert
Kieselsäure. ...... 69.00
70.66
Thonerde
........ 19.SO 18.33
Kalkerde......... 1.10
O.S3
Natron ..........
9^S
10.00
Fig.
ö.
98.6899.52
^^
Eine der vorhergehenden sehr
nahestehende
/Tx'
xK Erscheinung ist die in
Fig. S abgebildete an
einem
^/s--^^
aus Allan's Sammlung, von
dem ich
in
^/
^Edinburgh eine Skizze
genommen; die
gewöhnlichen
|Zwillings-Krystalle
von Albit auf den
Diagonalflächen
p
^Mmit hervorragenden
kleinen, scharfkantigen
Adular-
Krystallen
besetzt. Den Fundort kenne ich nicht.
134
Haidinger.
Gruppirung
der Feldspathe.
Der Vergleich, den ich zwischen der
Krystall-Bildung der
ver-
schiedenen
Feldspath-Species und den
der verschiedenen
Eisen"
und
Kupfervitriole anstellte, glaube ich, dürfte sich auch jetzt
noch
bewähren. Die vorwaltende
Species, die sich eben in
den für sie
günstigsten
Krystallisations-Verhältnissen
befindet, nimmt einen
Theil
von etwas
abweichender Mischung in ihre Form auf, so zum
Bei-
spiele der vorwaltende
Kali-Feldspath einen
kleinen Antheil
von
Natron-Feldspath.
In einer spätem
geognostischen Stellung
kann
dagegen
die Anziehung der
Theilchen des
Natron-Feldspathes
oder
Albits so stark
gewesen sein, dass sie aus
dem
Krystall-Gefüge
herausgezogen
sich an der Oberfläche sammeln, und ihre
eigenthüm-
liche
Krystallform annehmen
konnten. Es verdient beachtet zu wer-
den, dass der
Absatz von Albit sich auf
jener Fläche befindet, welche
die offenste
Theilungsfläche
P unter rechten oder beinahe rechten
Winkeln
schneiden.
Aber nicht
bloss die beiden Alkalien,
Kali und Natron, kommen
als charakteristische Basen in
den Feldspathen vor, auch
die Kalkerde
im Labrador,
Oligoklas, die Talkerde im
Anorthit erheischen
unsere
Aufmerksamkeit, wo sie in mancherlei wechselnden
Verhältnissen
erscheinen.
Herrn v.
Huberts chemische Analyse
des durchsichtigen und
undurchsichtigen
Periklins von
Pfitsch weist
irisbesondere
daraufhin,
dass eine kleine Menge Kalkerde aus der
Mischung des erstem in
der Veränderung ausgeschieden
wird. Bringt man aber damit die Er-
scheinung der auf
der Oberfläche der
früher beschriebenen
Varietät
abgesetzten
Adular-KrystalIe in
Verbindung, so erscheint in der fort-
schreitenden
Metamorphose deutlich ein Austausch von Kali, welches
von
dem
Gebirgsfeuchtigkeits-Strome
zugeführt, gegen Kalkerde die
durch denselben wieder
entfernt wurde.
Bei dem Granite von
Baveno mit
seinem
weissen Kerne,
seiner
rothen Sehale
liegt nun freilich die Frage nahe, wenn sich in der
letz-
teren
derKalifeIdspath
roth, undurchsichtig, von
dem
Natronfeldspathe
weiss,
durchsichtig gesondert hat, ob nicht der
Feldspath des
Kerns
weder das eine noch das andere, sondern —
wenigstens zum Theile
—
Oligoklas ist. Albit bildet nach G. Rose nie
einen eigentlichen
Gemengtheil eines Gesteines,
sondern erscheint auf
Gängen und in
Drusen. Dass in dem rothen
Granite nach der ursprünglichen
Kry-
stallisation
noch Metamorphose Statt gefanden, ist übereinstimmend
Schrotte
r. Über den
Amorphismus
mehrerer Grundstoffe.
13g
mit L. v.
Buches
oben angeführten
Daten vollkommen
gewiss.
Die
Häufigkeit
der kleinen Drusenräume selbst
erinnert
an die
Structur
der Dolomite.
E s ist Granit mit
Dolomit-Structur. Ein
ähn-
licher Vorgang wie der bei der Bildung des
Dolomits aus
Kalkstein
muss
stattgefunden haben, wenn auch mit anderen
Bestandtheilen.
Schwieriger
als dort wird es aber bleiben, die
Natur der
Gebirgs-
feuchtigkeit
nachzuweisen. Dass unter den
Bestandtheilen
derselben
Fluor gewesen sein müsse, beweist wohl
hinlänglich der so häufig
vorkommende
Flussspath, in welchem
gerade das Caicium
enthalten
ist, von dem man nach Allem berechtigt ist
anzunehmen, dass
es
bei diesen Veränderungen gerne vorzüglich
durch Kali ersetzt wird.
Kali erscheint aber auch in dem
neugebildeten
zweiaxigen
weissen
Glimmer, und
zwar in Begleitung von Fluor sowohl als Eisen, wo-
gegen
Kalkerde und Magnesia fehlen.
Wir stehen nun an einem wichtigen
Abschnitte
zusammen-
gehöriger
Studien, die aber hier, eben wie in meiner früheren
Mitthei-
lung, auch nur angedeutet werden
konnten.
Herr Prof.
Schroffer macht der
Classe einige nähere
vor-
läufige Mittheilungen über die
Fähigkeit anderer
Stoffe, so wie
der
Phosphor unter geeigneten Umständen in den
amorphen Zustand
überzutreten. Als solche bezeichnet
der Herr Professor
Kohlenston,
Arsenik und
Schwefel. Schon in der Abhandlung über den
Phosphor
ist darauf hingewiesen worden. Versuche
über die Umsetzung des
Kohlenstoffes aus dem
krystallisirten Zustande,
wo er als Diamant
erscheint, in den amorphen, hat ohne es
zu wissen bereits Kaiser
Franz I. angestellt, indem er,
wie bekannt, Diamanten einer
hohen
Temperatur
aussetzte. Unter
verschiedenen von dieser
Zeit her im
kaiserlichen
Mineralien-Cabinete
aufbewahrten Stücken
befindet
sich eines (Prof.
Schrotte r wies es vor),
welches
theüweise
schwarz,
also undurchsichtig geworden, während es an
anderen
Stellen noch durchsichtig ist. Es unterliegt
keinem Zweifel, dass
dieser Diamant wirklich durch die
Erwärmung so verändert worden,
und nicht schon
ursprünglich schwarz gewesen, denn das
Stück
ist geschliffen, was sicher nicht geschehen
wäre, wenn es
sich
prsprünglich
schon in diesem Zustande, welcher
keinen Grund es
der
Mühe des
Schleifen« zu
unterziehen darbot, befunden hätte.
Das
specifische Gewicht
dieses Stückes war früher unrichtig
besftwt
136
Schrotte
r. über
deu
AJnorphismus
mehrerer
Grundstoffe.
worden, da man
unterliess, es vor der
Wägung gehörig zu
reinigen.
Prof.
Schrötter
that es, und
fand das
specifische Gewicht
dieses
Stückes
grösser, als das des
durchsichtigen
Diamants.
In
den
^Comptes
rendus' ist ein
Versuch von M i Hon angeführt, welcher
durch einen
galvanischen Strom einen ähnlichen
Effect
hervorbrachte,
indem eine Art
Coaks
entstand.
Die analoge
Umstaltung des Arsens ist
bekannt, aber nicht so
ausgelegt worden.
Guibaurt hat gefunden,
dass Arsen lange
Zeit
in Sublimation bei solcher Temperatur der
Gefässwände
erhalten,
dass es sich nicht daran anlegen kann, dann
zuletzt weiss und
dichter
wird. Prof. Schrötter hat diese Erscheinung
dargestellt. Die
Beobachtung von
Eisner, dass das Arsen
tessular
krystallisiren
soll»
ist nicht richtig. Man erhält zwar bei
der Sublimation in Wasser-
stoffgas kleine Oktaeder von
ausgezeichneter
Schönheit, welche
dem.
Metalle
täuschend ähnlich sehen, dennoch aber nichts als
arsenige
Säure
sind, gemengt oder überzogen mit Arsen. Prof.
Schrötter
zeigte eine Glasröhre vor, welche
deren enthielt.
Über die Fähigkeit des Schwefels amorph
zu werden, hatte
Prof. Schrötter schon früher
unter dem Datum vom 26. Februar
in einem Briefe an den
GeneraI-Secretär
Kunde gegeben, wovon
in
der Sitzung am 4.
März Erwähnung geschah.
Deville hat in
einem
der Jännerhefte der
^Comptes
rendus'
angezeigt, dass der Schwefel
unter gewissen
Umständen in
Kohlensulfid unlöslich
gemacht
werden
könne. Er
fasst jedoch den
eigentlichen Grund dieser
Erscheinung
nicht auf. Prof. Schrötter zeigte
Schwefel vor, welcher sicher
mehr als 30 Procent
unlöslichen enthält. Um diese
Modification
zu
bewirken, wurde derselbe durch 68
Stunden bei einer
Temperatur
von 360°
C. erhalten, dann aber
plötzlich abgekühlt. Geschieht dies
langsam, so
löst sich der amorphe
in dem übrigen Schwefel auf. Der
mit amorphem
gemengte Schwefel ist viel härter, erzeugt bei
gelin-
dem Erwärmen nicht das dem gewöhnlichen
Schwefel
eigenthümliche
Knistern
und Zerspringen. Chlor verbindet sich mit dem
amorphen
Schwefel viel langsamer als mit dem
gewöhnlichen. Die
Erschei-
nungen
bei höherer Temperatur sind übrigens dieselben, so z.
B.
das Verhalten gegen Kalium.
Prof. Schrötter ist im Begriffe Selen,
Antimon, Telur, Jod
m
derselben Richtung zu prüfen, und wird nicht
ermangeln, sobald sich
ihm Resultate ergeben, selbe
sogleich vor die Akademie zu bringen.
K o 11 a r. Über den
Palaemon
anophtalmits.
137
Herr
Custos
Kollar liest nachstehende
Note:
Über ein neues sehr merkwürdiges
C'rustaceum
aus
den
unter-
irdischen Gewässern von
Krain,
welches Herr Custos H.
Freyer
an
das k. k.
Hof-Naturalien-Cabinet
eingesendet hat.
Die berühmten Höhlen von Krain
beherbergen so
manches
eigenthümliche
Thier, unter denen das
allgemein bekannte
Amphi-
bium:
der O I m, Proteus
anguinus
Laurenti
(Hypochthon
Lau»
rentii
Merrem) das
wichtigste ist.
Ein
eigenthümlicher
Charakter mehrerer dieser
Thiere ist
die
unvollkommene Entwickelung, ja sogar der Mangel der
Sehorgane.
Beim Proteus
anguinus
"erscheinen die Augen als
kaum wahrnehm-
bare schwarze Punkte unter der Haut, und
sind nach der
Beobachtung
des
um die Naturgeschichte dieses Reptils so hoch verdienten
Natur-
forschers Herrn
Hofrathes Karl v.
Schreibers, Directors der
k. k.
Hof- Naturalien
-Cabinete,
vorzugsweise nur bei
jüngeren Individuen
wahrzunehmen, während sie
bei älteren öfter ganz
verschwinden.
Nachversicherung
des Herrn v. Schreibers, welcher seit Jahren
den
Proteus in Gefangenschaft beobachtete, verkümmert bei
älteren
Individuen zuweilen nur ein Auge; ein
Beweis, welch eine geringe
Wichtigkeit dieses Organ habe,
von dem das Thier in seinem
dem Lichte nicht
zugänglichen Wohnorte keinen Gebrauch
machen
kann.
In neuester Zeit hat der um die Erforschung der
Naturproducte
Krains
so sehr verdiente Herr Ferdinand
Schmid in Laibach
in
den verschiedenen Höhlen seines Vaterlandes
mehrere
Insecten
entdeckt,
welche ebenfalls keine Augen haben: ich erwähne
hier
vor Allem eines
Laufbärs, des
AnopUtcdmus
Schreibersii
Lehon.
Auch aus der
Classe der
Arachniden
entdeckte Herr
Schmid
eine ausgezeichnete Art der
Afterscorpione
Chelifer, welche
ich
Chelifer
longimanus
nenne, bei dem ebenfalls keine Augen sicht-
bar
sind.
Vor wenigen Wochen schickte Herr H.
Preyer,
Custos
des
National-Museums in
Laibach an das hiesige
Hof-N^turalien-Cabinet
ein
Crustaceum, welches
ebenfalls des Sehorgans entbehrt. Dieser
Krebs, welcher
der Gattung
Palaemon,
Garneele, angehörte,
und
dem
ich den Namen
Palaemon
anophtalmus
gegeben habe, ist
überdies darum merkwürdig,
als er zu den wenigen Arten dieser
Gattung gehört,
die ausnahmsweise im
süssen Wasser
vorkommen,
138
v- Ettingshausen.
ÜberSoleiPs
Sacharometer.
während die meisten der bekannten
Species nur im Meere,
oder
doch im Brackwasser angetroffen
werden.
HerrFreyer
entdeckte dieses
Crusfaceum in den
unterirdi-
schen
Gewässern von Dürrenkram, namentlich in
der*
Kompoijska
jawa
und in Portiskdvcz
nächst S t rüg,
wo es unter Steinen
und
Gerolle
ziemlich häufig vorkömmt, und die Hauptnahrung des
dort
von dem eben erwähnten
unermüdeten
Naturforscher
aufgefundenen
HypochtkonFreyeri
ausmacht, einer zweiten, von unserem
verehrten
correspondirenden
Mitgliede Herrn Leopold
Fitzinger für
neu
erklärten Art dieser merkwürdigen
Amphibien-Gattung.
Indem ich der verehrten
Classe das eben gemeldete
Crustaceum
vorzuzeigen
die Ehre habe, trage ich darauf an,
dass davon
eine
Beschreibung und Abbildung in die Verhandlungen der
kaiserlichen
Akademie aufgenommen werden möge, die
anzufertigen ich mich
bereit
erkläre.
Prof. v. Ettingshausen zeigte der Classe auf
Ansuchen des
Optikers
Soleil zu Paris das von
demselben erdachte Sacharometer
vor, und erklärte
unter Überreichung dreier darauf sich
beziehender
Druckschriften, die ihm von Hrn. Soleil
zukamen, die Einrichtung
dieses Instrumentes, welche im
Wesentlichen darin
besteht, dass
der
Betrag der mit dem Zuckergehalte
einer Lösung im
Zusammenhange
stehenden Drehung der Polarisationsebene
durch Ausmittelung der
Quarzdicke bestimmt wird, die
diese Drehung genau aufhebt. Als
Absehen dient die
Herstellung gleicher Färbung zweier vor
der
Lösung neben einander befindlichen
entgegengesetzt drehenden
Quarzplatten von
gleicher Dicke, die der
von B i o t in Anwendung
gebrachten Übergangsfarbe
entspricht. Der hieran in Folge
eigen-
thümlicher
Färbung der Flüssigkeit entstehenden Störung
wird
durch Vorsetzung eines um seine
Längenaxe drehbaren
Ni
koPscnen
Prisma^s
und einer Quarzplatte vor das
polarisirende
Objectiv
be-
gegnet, wodurch sich jede beliebige Mischungsfarbe
erzielen lässt.
H a i
d
i n g
e
r. Die
Galmei-
und
die Frauen-Hohle. 139
SITZUNG VOM 13. APRIL
1848.
Herr
Bergrath Haidinger
berichtete über die
Galmei-
höhle
und die Frauenhöhle
bei Neuberg ia
Steier-
mark.
Ich verdanke meinem
hochverehrten Freunde, dem
k. k.
Herrn
Bergrath-und
Oberverweser Hampe in
Neuberg diejenigen Nach-
richten, Abbildungen und
Schaustufen für unser
montanistisches
Museum,
welche zu der heutigen Mittheilung Veranlassung
gegeben,
und von
welchen ich
Mehreres hier der
mathematisch-naturwissen-
schaftlichen
Classe vorzuzeigen die
Ehre habe.
Obwohl schon länger bekannt, haben die
beiden Höhlen
erst
neuerdings wieder die Aufmerksamkeit der Anwohner
auf sich
gezogen,
aber
insbesondere der grosse
Massstab, in welchem Hr. Bergrath
Hampe die sonst in
Kalkhöhlen für so alltäglich gehaltenen
Stalak-
titen sammeln
liess, und unserem
Museo
mittheilte, war es, der
es
erlaubte, einige
Eigenthümlichkeiten
genauer zu erforschen, die man
bisher weniger beachtet
hat, und aufweichen ich
insbesondere die
Aufmerksamkeit der
hochverehrten Classe
festhalten möchte, indem
sie ein schönes
Beispiel für die allmähliche Bildung fester
krystallini-
scher
Massen aus ursprünglich nicht
krystallinischen
darstellen.
Über die Lage der Höhlen und ihre
Gestalt liegt ein
Bericht
des k. k. Eisenwerks-praktikanten Karl Egg er in
Neuberg, nebst
den von
demselben markscheiderisch
aufgenommenen Grund-
und
'
Saigerissen vor, so wie
drei Abbildungen von dem
dortigen
Kohl-
factor
A. R u s s.
Beide Höhlen befinden sich am linken Ufer
der Mürz,
nächst
der
Ortschaft Kapellen, zwei Stunden von Neuberg in Östlicher
Rich-
tung entfernt, an dem links von dem dort
ausmündenden
Raxenthale
ansteigenden
Gehänge des
blaugräüen
älteren Alpenkalks, der daselbst
in mächtigen
Wänden über dem grünen und grauen
Thonscbiefer
liegt. Es
ist dies der nördliche Abhang des
Gebirgskammes.
Etwa
20 Klafter unter dem höchsten Punkte liegt das
Mundloch der
soge-
nannten
Galmeihöhle. Es
stehtimfesten, ganzen Kalkstein
an.
Die
ersten zehn Klafter geht man nahe wagerecht fort,
dann
senkt
sich
der Boden allmählich unter etwa 30 Grad, steigt und
fällt,
anä
^[40
Haidinger* Die Galmei-
verzweigt sich,
doch ist die ganze Länge kaum über
dreissig
Klafter.
Der Grund der Höhle ist mit
Kalksteinblöcken tief bedeckt; es
gelang
nicht,
einen Grund von Lehm oder Knochen zu entdecken.
Merk-
würdig ist,
dass die Seitenwände
der Höhle, so wie
sämmtliche
Tropfsteingebilde,
sowohl diejenigen, welche von der Firste und
den Ulmen
zapfenförmig
herabhängen, als auch
die, welche stalakti-
tisch sich auf den herumliegenden
Felsblöcken anhäufen, und
auf-
thürmen,
„mit einer weissen
schmierigen, unter den Fingern leicht
zu formenden Masse
überkleidet sind."
Sie wird von den Besuchern
der Höhle,
vorzüglich den Jägern, abgekratzt, oder mit
Messern
abgeschnitten, und
Galmei genannt, was wohl
die Veranlassung zum
Namen der Höhle
gab.
DieFrauenhöhle,
besser bekannt unter dem
NamenFrauen-
loch,
ist noch kleiner als die
Galmeihöhle, nur etwa
20 Klafter
tief. Sie liegt an dem südlichen Abhange
desselben Gebirgsrückens
wie die vorige, in dem
sogenannten Kappellengraben, und hängt
allem
Anscheine nach mit derselben zusammen, obwohl noch
keine
offene Verbindung
nachgewiesen worden ist.
Sie ist noch reicher
an Tropfsteingebilden, unter welchen
eines von
spitzkegelförmigem
Ansehen mit der Gestalt eines
mächtigen Stubenofens verglichen
wird. Der Boden der
Höhle ist fester Kalkstein, in einzelnen
Ver-
tiefungen stehen Wassersümpfe; aber auch hier
findet sich am
Boden
und an den Wänden jene weiche oben
erwähnte
bergmilchartige
weisse
Masse.
Die
Rolle, welche nun dieser
weissen Masse in
der
Bildung
der Tropfsteine zukommt, wird in der
wissenschaftliehen Darstel-
lung derselben noch nicht in
ihrer vollen Ausdehnung gewürdigt.
Allerdings finden
sich auch Tropfsteine, die an der Oberfläche
ganz
glatt sind, die auch nicht mehr an Stärke
zunehmen, desto
grössere
Aufmerksamkeit
verdienen diese beiden Höhlen, deren
Tropfsteine
sichtlich noch im Zunehmen begriffen sind,
und zwar eben durch
den Ansatz von
aussen, welcher nicht
unmittelbar
krystallinische
Materie
hervorbringt, sondern aus dieser schmierigen weissen
Masse,
Bergmilch besteht, als frischem Niederschlage aus
dem kalkhaltigen
Wasser, welches aus dem oberhalb der
Höhle liegenden umgebenden
Gesteine zugeführt
wird.
Die
genaue
Betrachtung eines der
vorliegenden
Stücke,
zunächst
dem.
unteren Ende eines solchen
tropfsteinartigen Zapfens
abge-
und die
Frauen-Hohle.
141
brochen, von
etwas über vier Zoll
Durchmesser in jeder
Richtung
lässt
folgendes Gefüge erkennen. Zuerst sieht man im
Querbruche
einen Kern von 2% Zoll Durchmesser, der aus
reinem,
gelb-
Fig-
l-
lichweissen,
halbdurchsichtigen
Kalkspathe
be-
A
' steht. Die
Theilungsflächen sind etwas
concav
gekrümmt,
und zwar dergestalt, dass
die
ganze
krystallinische
Masse als von einem einzigen
Individuum ausgehend,
betrachtet werden kann,
dessen innerster, der
Axe A B
zunächst
liegender
Kern
nahe in aufrechter Stellung die Spitze
des
Rhomboeders von
105°
S' zu
oberst und
unterst
B
.
liegt-
Es
verdient alle Beachtung, dass jederzeit die
concave
Seite
der Theilungsflächen oben, die
convexe Seite unten ist,
so wie es
in Fig. l, in einem
Ideal-Cylinder, als
Vorstellung des Stalaktits
erscheint. Die
Axen der unmittelbar an
jene Kernlinie
anschliessen-
den
kleinsten Theilchen
divergiren gegen unten zu,
das heisst
in der
Richtung, wo das Ende des Tropfsteins sich gegen
den
äusseren
freien Raum abrundet, und also
auch die senkrecht
auf
die kugelförmige Oberfläche stehende
Richtung der einzelnen Theil-
chen mehr erklärlich
ist. Diese Lage der Theilungsflächen lässt,
wo
immer sie an einem Kalktropfsteine vorkommt, jederzeit
unzwei-
felhaft die Lage
erkennen, welche demselben
in der Natur eigen
war, selbst abgesehen von der
Verjüngung, welche gewöhnlich von
dem oberen
gegen das untere Ende Statt
ßndet.
Um den
unregel-
mässig
rund begrenzten
hochkrystallinischen Kern
des Tropfsteins
folgen sich nun im Durchschnitte
zahlreiche Abwechslungen
con-
ceutrischer
Zuwachsstreifen von geringerer und wieder zunehmen-
der
Durchsichtigkeit,
gr'össtentheils mehr
gelblich gefärbt. Sie
sind durch meistens ganz zarte
Abwechslungen von Kalkschichten
hervorgebracht, doch
kommen hin und wieder auch etwas dickere
vor, bis
über einen halben Zoll Stärke. Durch einige, selbst der
nahe
undurchsichtigen geht die
Krystall-Structur fast
ungestört fort, so
'
dass daselbst nur die
Theilungsflächen gestreift erscheinen. Weiter
hinaus
finden sich zwischen mehreren der Zuwachsschalen, um
es
so auszudrücken, Räume, die nicht mit ganz
dicht-krystallisirtem
Kalkspathe
erfüllt, sondern mehr
porös sind, kleine Drusenräume
enthalten,
und überhaupt eine
viel weniger feste
Consistenz
zeigen
142 Haidinger.
Die Galmei-
als der Kern.
In den Höhlungen, auf den Schalenflächen
erscheint
schon hin und wieder
bergmilchartiges Kalkmehl,
endlich aber
zu
äusserst
ist der ganze Tropfstein von einer Rinde von
solchem
Kalkmehle umgeben, deren Dicke einen halben bis
einen ganzen
Zoll beträgt. In den
äusseren Lagen tritt
schon eine
faserige
Structur,
senkrecht gegen die Oberfläche deutlich hervor,
die
krystallinischen
Schalen bestehen aus
dünnstänglichen
Zusammen-
setzungs-Stücken.
An einem
ändern vorliegenden
Stücke, einem Theile
einer
Rinde,
die von einem noch dickeren Tropfsteine von etwa
acht
Zoll Durchmesser herabgebrochen wurde, zeigt sich
sehr deutlich
die faserige Structur in den weichen, nahe
gegen die
Ober-
fläche zu liegenden Theile, die noch beinahe
die Consistenz
des
ursprünglich abgelagerten
Mehles bewahren. Die
Räume, in welchen
diese faserige Structur vorkommt,
sind jedoch wieder von einer
festeren Rindenlage
überzogen.
Um sich nun einigermassen Rechenschaft von dem
Vorgange
bei der Bildung solcher Gestalten zu geben,
bleiben nur drei Vor-
aussetzungen zur Auswahl. Man
erklärt die festeren und die locke-
rern Theile als
ursprünglich aus unbekannten
Ursachen so
neben
und über
einander liegend,
gebildet, wie sie uns jetzt erschienen,
das
heisst man verzichtet auf
jede. eigentliche Erklärung, oder
man
muss zugeben,
dass die nun weicheren
faserigen Massen einst
fester waren, und durch
Zerstörung in den gegenwärtigen Zu-
stand
getreten sind, oder endlich,
man\ wird als
unumstössliche
Wahrheit
folgende Reihe der Zustände anerkennen:
1. Mehlartiger
Absatz aus kalkhaltigen,
kohlensauern
Wassern;
2. Anordnung der kleinsten
Theilchen in Fasern, wobei
sie
jedoch noch ihre Weichheit
beibehalten;
3. Festeres
Aneinanderschliessen durch
Krystallisation, wobei
die
faserige Structur die Lage der
rhomboedrischen
Krystall-Axen
bezeichnet.
Was kann aber eine solche Folge von
Zuständen vermitteln
?
Nichts anderes als
die überall in den Gesteinen vorhandene
Ge-
birgsfeuchtigkeit,
hier insbesondere das
fortdauernd
zuströ-
mende
kohlensäurehältige
Wasser, welches nicht nur das erste
Material
herbeiführt, und als mehlartigen Absatz
zurücklägst,
sondern
das auch immerfort denselben feucht hält, und den
uncL
die Frauen-
Höhle,
l 43
ganzen Tropfstein bis ins Innerste durchdringt,
bis in die klein-
sten Räume, die noch nicht durch
Krystall-Materie des
Kalkspaths
erfüllt
sind. Die Bewegung des zugeführten Wassers in
senkrech-
ter Richtung erfolgt natürlich am
raschesten an der
Außenseite,
innen
bleibt die Feuchtigkeit, obwohl in beständiger
Verbindung,
verhältnissmässig
ruhig; durch
eigenthümliche
Stellungen in den
festeren der Oberfläche
entsprechenden Schalen mögen im Innern,
sei es
aufsteigende, sei es absteigende
Bewegung der
Gebirgs-
feuchtigkeit
Statt finden. Mögen sie aber wie immer geartet
sein,
so ist doch
gewiss durch die
immerwährende Zuführung neuer,
aufgelöster
Materie der Theil, welcher
zunächst an schon
ge-
bildeten
Krystall-Theilchen sich
befindet, auch der erste, der
neue
Krystall-Blättchen
abzusetzen im Stande ist. Die ganz von
Feuchtigkeit
durchdrungenen, faserig gebildeten
Kalkth eilchen,
erst
von der
Consistenz der Bergmilch,
nehmen nach und nach
Krystall-
Structur
und Festigkeit an, und erscheinen als
stängliche
Zusam-
mensetz
ungs-Stücke. Wenn
auch nicht so sehr
hervortretend als
anderwärts, besonders wo die
Dimensionen bedeutender
sind, ist
doch auch hier das Innere gegen das
Äussere in dem
Verhältnisse
des
Katogenen gegen das
Anogene; das Letztere
vollständig in
denjenigen
Umständen, die heute
noch an freier Luft bei
gewöhn-
licher
Temperatur und Druck der Atmosphäre Statt finden,
das
Erstere unter
Aussehluss derselben,
wodurch auch die
Verhältnisse
des
Druckes der materiellen
Theilchen auf einander
ebenfalls
modi-
ficirt
werden.
' An zwei
geschliffenen und polirten
Abschnitten eines Tropf-
steines aus der
Galmeihöhle von
abwechselnd drei bis vier Zoll
Halbmesser sieht man sehr
schön die, wenn auch in mehr und weni-
ger festen
Schichten abwechselnde, doch im Ganzen deutlieh
erkenn-
bare
Haltung eines Fortschrittes aus der Mitte gegen den
Umfang
von
mehr durchsichtigem, und daher dunkler
gelbgefärbt
ersAelaen-
dem
Kalkspathe gegen lichter
gefärbten. Am Ende erscheint eine
etwa einen
Viertelzoll dicke Lage von
ganz weisser Farbe,
aber
ihrer
grössern
Porosität wegen noch beinahe undurchsichtig.
Sie
umschliesst nebst
dem grossen
Haupt-Tropfstein noch einen kleinern
von einem
Durchmesser von einem
Zolle, und ist dann noch
von
einer festen Rinde umgeben,
ausserhalb
welcher noch
Theile
des
weichen
Kalkniederschlages
sichtbar sind.
Merkwürdig bleibt, da'ss
144
Haidinger. Die
Galmei-
die
Theile des
äussern Umschlusses
zwischen den beiden,
dem
grossen und dem
kleinen Tropfsteine, obwohl sie deutlich mit
jener
äussern
weissen
Kalkspathrinde
zusammenhängen, doch
weniger
porös, weit durchscheinender und fester
auskrystallisirt sind.
Es
ist dies eine natürliche Folge davon,
dass diese Theile,
obwohl
unter ähnlichen Verhältnissen
ursprünglich abgesetzt, doch, ent-
fernter von der
Oberfläche der ganzen Gestalt, dem Absatze
kry-
stallinischer
Materie Gelegenheit darboten.
Unter den aus
der Galmeihöhle
eingesandten Stücken verdient
noch eines eine
besondere Erwähnung. Es gehört zu den noch
ganz
weichen, es lässt
sich vollständig mit dem Messer schneiden,
besteht
aber doch aus abwechselnden Lagen, von denen einige
eine
matte Politur annehmen, während andere noch von
ganz
Fig.
^. pulveriger
Bergmilch dazwischen liegen. Der Ab-
druck Fig. 2, ist
von der Natur genommen. Die
Länge des erhaltenen
Fragmentes, senkrecht auf
jenem Schnitte, beträgt IS
Zoll.
Ungeachtet
meiner
Nachfrage konnte ich nichts Näheres über
die
Lage erfahren, in welcher das Stück
ur-
sprünglich in der Höhle gebildet
war.
Wenn aber nun aus den Stalaktiten
von
Neuberg unzweifelhaft hervorgeht, dass ihre
Bil-
dung
^mit der Ablagerung von
Bergmilch beginnt,
deren
Theilchen sich erst in
faseriger
Structur
zusammenordnen,
um dann später
krystallinische
Festigkeit
und mineralogisch
individualisirten
Be-
I stand
anzunehmen, so trifft man doch auch an-
dere
Kalk-Stalaktiten, die an
ihrer Oberfläche
selbst ganz
krystallinisch sind, wenn
sie auch die
Spuren eines schichtenweise geschehenen
Ab-
satzes an sich tragen. Man darf bei
solchem
Vorkommen zwar Analogie in der Bildung
darin
voraussetzen, dass sich erst kohlensaurer Kalk
niederschlug, aber
es
mögen andere Verhältnisse, etwa die Temperatur,
dergestalt
auf die krystallinische Anziehung eingewirkt
haben, dass
der
Anschluss an die
bereits krystallinisch geformte
Centralmasse
un-
mittelbar erfolgte, wie bei einem Stücke von
unbekannten Fund-
orten, das ich aus
Schottland mitbrachte, und
nun der terminolo-
und die
Frauen-Höhle.
145
gischen
Sammlung des k. k. montanistischen Museums einordnete.
Es
ist ein Fragment eines stumpfeckigen Tropfsteines von
andert-
halb Zoll Länge und etwa zwei Zoll
Durchmesser, beiderseits
durch eine einzige
Theilungsfläche
begrenzt, die zu
innerst
vollkommen eben
ist, und nur gegen die Oberfläche zu das
soge-
nannte blumigblättrige
Ansehen aus Mangel an
vollständiger
Eben-
heit
annimmt.
Einen ausnehmend sonderbaren Tropfstein
besitzt das
monta-
nistische Museum aus der Gegend von
Triest „aus einer
Kluft aus
dem bunten Sandstein-Gebilde zwischen Triest
und Capo
d'Istria,"
nach der
Angabe des Herrn Professors
Biepl, durch welchen
das
Stück in die frühere Sammlung des
polytechnischen Institutes kam.
Er ist
7Vs Zoll lang, an einem
Ende IVg, am
ändern
y^ Zoll
dick.
Die Oberfläche erscheint, wenn auch nicht
eben, doch vollkommen
glatt, und ziemlich
glänzend. Bei
genauerer Besichtigung
entdeckt
man
über und über auf derselben
vertheilt zahllose kleine,
glän-
zende gleichseitige Dreiecke
zwischen vertieften
Linien, die
Seiten der Dreiecke eine halbe Linie lang und
noch kleiner.
Diese Dreiecke sind die Flächen senkrecht
auf die Axe
der
KrystalI-Individuen,
aus welchen der Tropfstein besteht, und die sich
im
Querbruche eben so deutlich in
excentrisch
divergirender
Lage
darstellen. Die dreieckige Figur erhalten diese
Flächen (die
kry-
stallographischen
Basen, oder O der Bezeichnung) aber wegen
des
Durchschnittes mit den Flächen des von
Haüy durch
/"bezeichneten
Rhomtoeders,
des nächstschärferen in der Hauptreihe der
Rhom-
boeder
(2 R' der
krystallographischen
Bezeichnung) mit
Winkeln
von
78°51',
ein Rhomboeder, das beim
Kalkspathe so
charakteri-
stisch für diejenigen Bildungen
erscheint, welche mit der Entste-
hung von
Eisenoxydhydrat gleichzeitig sind.
Ich kann diese Betrachtungen nicht
schliessen, ohne noch
ein
paar Worte über zwei Erscheinungen zu sagen, die
sov oft
bei
Kalktropfsteinen
vorkommen, die
Hohlcanäle in der Axe
derselben,
und die Bildung von Aragon anstatt
Kalkspath in einigen der
vor-
kommenden Fälle.
Werners
pfeifenröhrige
Gestalten sind hohle
Cylinder
von
theilbarem
Kalkspathe, aber man findet diese senkrechten
Canäle
auch bei
Tropfsteinen,
welche die gewöhnliche
divergirende
Structur
besitzen; ein Stück in dem montanistischen Museum von
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
CI.
I. Bd. 10
'[46
Haidinger. Die Galmei- und
die Frauen-Höhle.
SVa Zoll
Länge, bei einem Durchmesser an den beiden
abgebro-
chenen Enden von einem Zolle und etwa anderthalb
Zoll ist von
einem solchen
Canale von einem
Durchmesser von anderthalb Linien
in der
ganzen Länge
durchzogen, der so vollkommen gerade und
rund ist, als
man es sich nur immer vorstellen kann. Auch
bei
Salzstalaktiten kommen solche
Längencanäle
vor. Sie bezeichnen
den Weg, den die kalkhaltige
Auflösung genommen hat, während
sie von allen
Seiten Kalkmaterie absetzte. An einem der Tropf-
steine
von Neuberg erscheinen bereits im Innern des die
Axe
bilden-
den
Canals einzelne
Kalkspath-Krystalle,
feamer mit der
Beendi-
gung
durch das Rhomboeder 2
R' von
78°S1'.
Oft wird ein
solcher
Canal
später durch
Kalkspath verschlossen,
und zwar
krystallisirt
dieser
dann in einem einigen
Individum, ein Beweis
einer höchst
allmählich und
regelmässig
fortgesetzten
KrystaIl-Bildung.
Ein Stück in der terminologischen Sammlung
des montanisti-
schen Museums, doch von unbekanntem
Fundorte, besitzt den Canal
längs der Axe, aber
zunächst der Höhlung von zwei Linien
Durch-
messer
eine
anderthalb Linien dicke
Lage grösstentheils
von Aragon,
die sich leicht durch ihre mindere
Durchsichtigkeit, geradfaserige
Structur und
röthliche Farbe
unterscheidet.. Die
Aragonschichten
sind
durch dünne
Kalkspath-Schichten
getrennt, und sodann folgt
bis zum Durchmesser eines
Zolles
schichtenförmig
abgesetzt, aber
sodann mehr körnig als
fasrig,
festkrystallisirter
Kalkspath. Ich
verdanke meinem hochverehrten Freunde,
Herrn Robert Allan
in
Edinburgh, ein Fragment
eines Aragon-Tropfsteines aus
der
Dirk-Hattericks-Höhle
in Kirkcudbrightshire in
Schottland.
Zwischen den ausgezeichnet
fasrigen Aragonlagen
zeigen sich hin
und wieder Lagen von wirklichem
Kalkspathe, der leicht an
seiner
etwas
grösseren
Durchsichtigkeit zu erkennen ist. Im k. k.
Hof-
Mineralien-Cabinete
sind endlich vollkommene
Aragon-Tropfsteine,
theils
grünlich gefärbt mit glatter Oberfläche von Eisenerz
in
Steiermark, theils
vollkommen weiss, in
Bruchstücken bis gegen
drei Zoll Dicke, von
Trahiras in
Goyaz in Brasilien. Die
krumm-
fasrige
Structur derselben ist in der Axe der Stalaktiten
perpen-
diculär,
sie krümmt sich aber sodann mehr horizontal hinaus
gegen
die Oberfläche. Die in krummen Linien
sichtbaren Durchschnitte
der früheren
Oberflächen des Tropfsteines stehen überall
ziemlich
senkrecht auf den Fasern. Sie sind an den untern
Enden weiter von
Koller. Berechnung
periodischer
Naturerscheinungen.
147
einander entfernt als an den Seiten, und stellen
eine Art von
con-
centrisch
sehaliger Zusammensetzung
vor.
Das Vorkommen des
Kalkspathes in einigen,
das des Aragons
in
ändern Tropfsteinen
deutet übereinstimmend mit G u s t a v R o s
e^s
schönen
Erfahrungen gewiss auf
eine Verschiedenheit in der Tem-
peratur hin, welche bei
ihrer Entstehung Statt fand. Das Karls-
bader Wasser
setzt bei 89° R. noch
Aragon ab, aber die
untere
Gränze der
Bildung desselben, ein sehr wichtiger Punkt
für
die
Beurtheilung der
dahin zielenden geologischen Fragen, ist noch
nicht durch
Versuch ausgemittelt, eben
so wenig als die obere,
jenseits welcher auch nicht
Aragon, sondern Kalkspath
entsteht.
Es gibt sinterartige Bildungen, wo Aragon auf
körnigem Kalksteine,
wo aber dieser trübe und
von bräunlicher Farbe ist, aufsitzt, andere
wo die
beiden Species mit
einander schichtenweise abwechseln,
beide vollkommen
weiss, endlich sind die
weissen
durchsichtigen
Kalkspath-Kry
stalle von der Form 2
R', oder des
nächstschär-
feren
Rhomboeders der Reihe
— inverse von
Haüy — ganz
sicher
neuer und bei niedrigerer Temperatur gebildet, als
der Aragon.
Die Gestalt und Zusammensetzung,
überhaupt die ganze Beschaffen-
heit der Tropfsteine
erscheint auf diese Art sehr wichtig für das
Studium
der Bildung der
Gestein-Schichten. Wenn
ich hier einen
kleinen Beitrag zu ihrer
Kenntniss liefern konnte,
so erscheint er
selbst mehr nur wie ein Fingerzeig, ein
Anfang in den dahin
gehörigen Arbeiten, zu denen ich
gern die Mineralogen und
Geo-
logen einladen möchte, welchen sich die
Gelegenheit
darbietet,
weitere
Erfahrungen in
Mineralien-Cabineten und
in der Natur
zu sammeln.
Herr
Regierungsrath P. Mari a n
Koller überreicht eine
Abhandlung—
„Über die Berechnung periodischer
Natur-
erscheinungen"
— und hält darüber folgenden Vortrag:
Unter den Erscheinungen, deren Gesetze die
Naturlehre
erforscht,
und welche sie zu erklären sucht, nehmen die
periodi-
schen Naturerscheinungen eine wichtige Stelle
ein, nämlich jene,
die nach einer bestimmten Zeit in
derselben Ordnung und
Grosse
wiederkehren.
10 *
148 Koller. Berechnung
periodischer Naturerscheinungen.
Die mathematische Behandlung dieser Erscheinungen
ist ein
wesentlicher Behelf zur Erforschung ihrer Gesetze
und Erklärung
derselben. Werden diese Beobachtungen
in einem mathematischen
Ausdrucke dargestellt, so gibt er
selbe, wie sich B esse l aus-
drückt, in ihrer
concisesten Form, und
zeigt am unmittelbarsten,
was die Theorie an dieser
Erscheinung zu erklären hat.
Als ich die vieljährigen und zahlreichen
meteorologischen
Beobachtungen, in deren Besitze sich die
Sternwarte in Kr
eins-
münster
befindet, in diesem Geiste zu bearbeiten anfing,
fühlte
ich nur zu bald das
Bedürfniss einer
vollständigen Zusammenstel-
lung und gehörigen
Begründung sowohl der Theorie, auf der
die
mathematische Behandlung dieser Erscheinungen beruht,
als auch
ihrer praktischen Ausführung. So
schätzbar das von einzelnen Natur-
forschern
darüber Bekanntgemachte ist, so findet man es doch
theils
zerstreut,
theils unvollständig, oft nur
bloss
angedeutet.
Dieser Arbeit habe ich mich wohl zunächst zu
meiner eigenen
Belehrung und Gebrauche
unterzogen, doch die
Überzeugung,
dass
sie Manchem, der sich einer solchen Behandlung der
gemachten
Beobachtungen unterziehen will, willkommen und
seinen Zweck
fördernd sein dürfte, bestimmt
mich, diese Abhandlung hiermit
der
kais. Akademie
vorzulegen, und ich will
nur noch eine kurze
Übersicht über das darin
Abgehandelte beifügen.
Der mathematische Ausdruck, welcher die
numerische
Grosse
der
Erscheinung in irgend einem Zeitmomente ihrer Periode
dar-
stellt,
muss so beschaffen sein,
dass er nach dem einfachen,
doppelten,
.
.
. fachen Ablaufe der
Periode diese Erscheinung in
der nämlichen Ordnung
und Grosse wieder
darstellt.
Bei der Feststellung dieses Ausdruckes zeigt es
sich, dass er
in der Regel sehr
convergent ist, und nur
wenige Glieder des-
selben entwickelt werden dürfen,
um die Erscheinung mit der
gewünschten Schärfe
darzustellen, man hat daher gewöhnlich
mehr
Beobachtungen als
Constanten in diesem
Ausdrucke zu bestim-
men sind, daher wird zur Bestimmung
der plausibelsten
Werthe
dieser
Constanten die Methode der kleinsten Quadrate
angewen-
det, bei welcher alle Beobachtungen auf die
Bestimmung dieser
Grossen
einfliessen.
Ich habe die Anwendung dieser Methode auf die
vorliegende
Aufgabe vollständig und mit der
gehörigen Begründung
durchge-
K o 11 a r.
Insecten-Larven im
lebenden
Thierkörper.
149
fuhrt und so den plausibelsten mathematischen
Ausdruck der perio-
dischen Erscheinung zu finden
gelehrt.
Eine andere wichtige Frage
musste darauf
erörtert
werden,
nämlich wie viel Glieder der Reihe zu
entwickeln sind, um die
numerischen
Werthe der periodischen
Erscheinung mit einer
bestimmten Schärfe zu
erhalten, und wie die Summe der übrig
bleibenden
Fehlerquadrate auf eine leichte Art gefunden werden kann.
Es wurden ferner für jene Perioden, die am
öftesten in der
Anwendung vorkommen, die
Hilfsgrössen
entwickelt, die man zur
Bestimmung der
Constanten braucht,
wodurch die Anwendung
wesentlich erleichtert
wird.
Daran
schloss sich die
Betrachtung, wie aus dem mathe-
matischen Ausdrucke der
periodischen Erscheinung die
grössten
und
kleinsten so wie auch die mittleren Werthe derselben
und
die Zeitmomente gefunden werden können, auf
welche diese
Werthe fallen.
Endlich wurde die ganze Berechnung einer
periodischen
Erscheinung in einem Beispiele, nämlich
über die jährlichen
Schwankungen des
Luftdruckes, wie sie sich aus den Beobach-
tungen
ergeben, vollständig durchgeführt.
Die
Classe
beschloss den Abdruck der
Abhandlung in
den
Denkschriften.
Herr
Custos
KoIIar folgte nun mit
einein
Vortrage:
Über das ungewöhnliche Auftreten
gewisser
In-
secten-Larven
im lebenden thierischen
und
mensch-
lichen Körper.
Die Fliegen, welche während der
wärmeren Jahreszeit sich
in den
Häusern, in
Höfen und Stallungen aufhalten und unter
dem
vulgären Namen Stuben-, Fleisch- und
Schmeissfliegen
bekannt
sind,
leben bekanntlich in ihren ersten Ständen meist von
faulen-
den vegetabilischen und animalischen Stoffen,
wesshalb
denn
Wohnungen, in
deren Nähe sich Düngergruben befinden,
von
diesen
Insecten am meisten
belästiget werden.
Die Maden, welche man an
todten
Thieren, an Fleisch,
Käse
u. s.
w. öfter
antrifft, sind nichts anders als die Larven
verschie-
dener
Arten solcher Fliegen,
welche zu der
natürlichen
Familie
m 0
K o 11 a r. Insecten-Laryen
der
Muscidae gehören.
Gewisse Arten dieser
Insecten-Familien
beschränken
sich indess nicht darauf,
ihre Brut an die
genannten
Stoffe
abzusetzen, sondern wählen zu vielen auch die Leiber
noch
lebender
Thiere und Menschen,
vorzüglich, wenn einzelne
Theile
an eiternden
Wunden leiden. Es ist daher keine besonders
seltene
Erscheinung, in Geschwüren lebende Maden zu
finden und der be-
rühmte französische Wundarzt
Larrey will während
des Feld-
zuges der Franzosen in Ägypten die
Beobachtung gemacht
haben,
dass bei Wunden,
in welchen sich Fliegenmaden zeigten, der
Hei-
lungsprocess
viel schneller vor sich gehe als bei
ändern.
Dringen
indess diese Thiere in edlere Organe, dann
verursachen sie auch
nicht selten höchst unangenehme
Zufälle. Ich habe in meiner „Na-
turgeschichte
der schädlichen
Insecten" S.
Sl,
eines
Falles erwähnt, wo eine Fliegenlarve in dem
kranken Ohre einer
Frau die
heftigsten Schmerzen und
Blutungen verursachte und
•ähnlicher Thiere,
welche bei einer
ändern Frau durch den
Nasen-
kanal in die Schleimhöhlen der Oberkiefer
eingedrungen waren
und während der Zeit ihrer
Anwesenheit alle Erscheinungen des
Gesichtsschmerzes
hervorgerufen hatten. Die Larven der gewöhn-
lichen
Stubenfliege, Musca
domestica, welche in
grosser
Menge
aus der Vagina einer Frau in Klagenfurt abgegangen,
hatten eine
Gonorrhöe zur Folge, und die Maden einer
nicht zu eruirenden
Fliege,
welche aus der
ürethra eines Kranken
im hiesigen allgemeinen
Krankenhause zum Vorschein kamen,
verursachten die schmerz-
lichsten
Erectionen, Kreuzschmerzen
und Polutionen. Indess
der
interessanteste Fall von einem abnormen Auftreten der
Larven
der Musca
corvina
Meig. wurde mir von einem
hiesigen praktischen
Arzte am 2S. Juli 1843
mitgetheilt.
Ein
19jähriges
Mädchen litt seit mehreren Wochen an
gänz-
licher Appetitlosigkeit, es vertrug keine
ändern Speisen und
Ge-
tränke als Wasser und
musste durch
ernährende Klystire
erhalten
werden; sie klagte seit längerer Zeit
über brennende Schmerzen
in der Magengegend. Endlich
fing sie zu brechen an und eine Menge
Maden kamen bei
Mund und Nase heraus. Der Ordinarius, welcher
es hier mit
Eingeweidewürmern zu
thun zu haben glaubte,
brachte
die Thiere meinem Freunde Herrn Dr.
Diesing zur
Bestimmung,
der sie
jedoch, da sie keine
Eingeweidewürmer waren, mir
zur
Untersuchung
tibergab. Die Thiere waren
todt und konnten
daher
im lebenden
Thierkörper.
lgj[
nicht zur Entwickelung und genauen
Bestimmung der
Species
nach
dem
vollkommenen
Thiere verwendet werden.
Aus dem Vergleich
mit den wenigen bisher beschriebenen
Larven glaubte ich die
oben
bemerkte Art vor
mir zu haben. Ihre
Öconomie
istvonBouche
in
Berlin zuerst beschrieben
worden, sie lebt in faulem Mist,
altem Käse u. s.w.
und soll auch nach
Ehrenberg's Mittheilung
mit
Urin abgegangen sein. Wie ist nun die Fliege in den
Körper des
Mädchens gekommen? Auf die
Erkundigung um das frühere Befin-
den des
Mädchens bemerkte der Arzt, dass es an einer
langwieri-
gen
Halsenzündung gelitten und
dass Eiterung der
Tonsillen
voran-
gegangen, welche auch in diesem Augenblicke noch
leidend wären.
Dieser
Umstand und die Bemerkung,
dass die Kranke immer mit
offenem Munde schlafe, brachte
neues Licht in die Erscheinung.
Die Fliege, welche gleich
der Stubenfliege sich in
den Häusern
aufhält, ist durch den Eitergeruch
angelockt worden und hat ihre
Eier, oder vielleicht sogar
schon die lebenden Maden in den Mund
gelegt, die dann
wahrscheinlich in den eiternden Tonsillen ihren
ersten
Sitz aufgeschlagen haben. Ob sie tiefer und selbst bis
in
den Magen herabgekrochen und daselbst die
erwähnten krankhaften
Erscheinungen unmittelbar
verursacht haben, oder ob diese Erschei-
nungen nur
sympathetisch sich eingestellt,
lässt sich nicht mit
Ge-
wissheit
bestimmen.
Dass die Larven der
Musca Caesar und
Musca
azurea
sich
in die Leiber junger Vögel im Neste
eingefressen und die Thiere
umgebracht haben, ist mir
durch einen eifrigen Naturforscher,
Herrn Scheffer in
Mödling, nach eigener
Beobachtung
mitge-
theilt
worden.
Zu den von Herrn
Kollar angeführten
Fällen, fügt Profes-
sor
Hyrti einen ähnlichen
hinzu von Fliegenmaden in der Harn-
blase eines Kranken.
Derselbe konnte nur durch Anwendung eines
Katheters
harnen; das Instrument wurde nicht ausgespült, in
der
Sommerhitze ging der darin
zurückgebliebene Harn
in
Fäulniss
über,
der Ammoniakgeruch zog die
Fliegen an und sie legten ihre
Eier in den Katheter,
mittelst dessen diese dann in die Harnblase
gebracht
wurden.
152 Haidinger.
Anträge,
Barrande^s
Werk
Herr
Bergrath Haidinger stellte
folgenden Antrag:
Ich erhielt von Herrn Joachim Barrande, dessen
verdienst-
volle
Arbeiten in dem Studium der paläozoischen Gebilde
Böhmens
jedem Kenner und Verehrer der Wissenschaft
so sehr am Herzen
liegen müssen, das beifolgende
Schreiben an die kaiserliche Aka-
demie der
Wissenschaften, und bitte
die hochverehrte mathematisch-
naturwissenschaftliche
Classe derselben,
dasselbe mit einem
darauf
bezüglichen Antrage freundlichst entgegen zu
nehmen.
„Kaiserliche Akademie der
Wissenschaften!
Seit dem Jahre 1833 habe ich zu verschiedenen
Zeitperioden
zwölf Jahre meines Lebens dem Studium
der silurischen Formationen
in Böhmen
gewidmet.
Was den Umfang meiner
Untersuchungen
und den
wissen-
schaftlichen
Erfolg meiner Bemühungen betrifft, so berufe ich
mich
auf
das unparteiische
ürtheil von drei
eminenten Geologen:
Sir
Roderick
Murchison, de
Verneuil und Graf
Keyserling,
welche mich im vorigen Sommer mit ihrem
Besuche beehrt, und
ihre Meinung über meine
Arbeiten in
Jameson's
^New
Philoso-
pMcal
Journal^ dem
gelehrten Publicum
mitgetheilt haben.
(Viel.
das
Heft von January
1848.)
Bekanntlich war meine Absicht, eine
vollständige Monographie
der silurischen Formationen
in Böhmen herauszugeben, und für
diesen Zweck
habe ich nach und nach an Ausgrabungen,
Prämien,
Reisekosten u. s.
w. bis
28.000 Gulden W. W. aus
meinem Privat-
vermögen
aufgeopfert.
Eine Summe von 20.000 Gulden W. W. hatte ich
ausser-
dem
für den Druck und die Tafeln meines Werkes
bestimmt,
aber die letzten Ereignisse haben mich nicht
nur von diesem
Capital
beraubt, sondern auch meine Existenzmittel der
grössten
Gefahr
ausgesetzt.
In diesen traurigen Umständen ersuche ich
die kaiserliche
Akademie der Wissenschaften mir für
die Herausgabe meines
Werkes ihre mächtige Hilfe
leisten zu wollen.
Nach dem ungemein reichen
Umfange der von mir
gesammel-
ten paläontologischen Materialien
(über 800 Species,
wovon vier
Fünftel neu) soll mein Werk aus drei
Quartbänden bestehen; näm-
lich die zwei ersten
Bände für paläontologische, und der dritte
für
geologische
Untersuchungen..
das silurische Gebilde
Böhmens
betreffend.
153
Die Anzahl der Tafeln soll beinahe 130 erreichen. Die
folgende
Tabelle gibt eine Übersicht der
schon geschehenen Arbeiten,
|
Tafeln, welche auf
d
|
lern
|
Blei-
|
|
|
Steine
fertig, oder
ix
|
a der
|
ben
|
Sum-
|
|
|
|
zu ma-
|
|
|
Arbeit hegriffen
sie
|
id.
|
chen.
|
me.
|
Crustaceen
(Trilobiten
|
|
|
|
|
etc.) .....
|
in Prag
gravirt
|
20
|
10
|
30
|
Cephalopoden
.
.
.
|
m Wien fertig, oder
|
|
|
|
|
in der
Arbeit
|
19
|
21
|
40
|
Gasteropoden
.
.
.
} Pteropoden
.
.
.
.
)
|
in
Leipzig- zum
gröss- ten
Theile
fertig
|
6
|
6
|
12
|
Heteropoden
.
,
.
.
|
|
|
6
|
6
|
Acephalen
.....
|
|
|
10
|
10
|
Brachiopoden
....
|
in Wien fertig
.
.
|
18
|
|
18
|
PoHparien etc.
etc.
|
|
|
10
|
10
|
|
|
|
|
|
|
|
63
|
63
|
126
|
Für den ersten Band habe ich 60 Tafeln
bestimmt:
30 von Trilobiten,
30 von Cephalopoden
""60'
aus
denen schon 39 entweder ganz auf dem Steine fertig, oder in
der Arbeit sind.
Die übrigen 66 Tafeln bleiben für den
zweiten Band.
Die geologische Karte und viele Durchschnitte der
beschrie-
benen Gegend sollen mit dem dritten Bande erscheinen.
Vom Texte sind schon sehr bedeutende Theile fertig, und
das
Übrige kann in kurzer Zeit in's Reine
geschrieben werden.
Für jeden der zwei ersten Bände rechne ich
ungefähr 60 Druck-
bogen.
Hai
dinge
r.
Anträge,
B a
rr
anders
Werls
Ausgaben
für den ersten Band.
|
Von
mir schon bezahlt
|
Bleibt zu
be- zahlen
|
|
15,
|
fl.
|
|
Conv.
iy
|
[unze.
|
20
Trilobiten-Tafeln, in Prag
auf Stein gra-
|
|
|
virt,
sammt allen
Correcturen
.
.
.
|
800
|
*
.
.
|
10
Trilobiten-Tafeln
zu
graviren
.
.
,
|
.
.
.
|
400
|
Papier und Druckkosten für die 30
Trilo-
|
|
|
biten-Tafeln
(für 300 Exemplare) .
.
|
|
2SO
|
30 Tafeln von
Cephalopoden, welche
in
|
|
|
Wien
lithographirt werden,
ä conto
. Ato.
dto. bleibt zu bezahlen
,
.
.
|
2OO
|
SSO
|
Papier und
Druckkosten der 30
Cephalo- poden-Tafeln
(300 Exemplare)
.
.
.
|
|
4SO
|
60
Druckbogen Text
ä
18
fl. (3OO
Exem- plare) ...........
|
|
900
|
Verschiedene Auslagen .......
|
|
2OO
|
|
|
|
Summe für den ersten Band
.
|
1000
|
27SO
|
|
1ms
|
O fl.
|
Für den zweiten Band.
Die Auslagen für
diesen Ba^id
sollen nicht ganz' so
hoch
kommen, weil 18 Brachiopodea-
Tafeln auf Kosten der
Gesellschaft
der Freunde der
Naturwissenschaften
schon gezeichnet worden,
das silurische Gebilde
Böhmens
betreffend,
188
Von
mir
schon
bezahlt
fi.
Bleibt
zu
be-
zahlen
fl.
Conv.
Münze
6 Tafeln Gasteropoden, in Leipzig
schon
fertig oder in der Arbeit (sammt
Druck
etc.) ...........
42 Tafeln Cephalopoden,
Gasteropoden,
Pteropoden,
Acephalen und Polyparien
zu zeichnen
.........
42 Tafeln Druck- und Papierkosten
ä 300
Exemplare .........
18 Tafeln Brachiopoden, für
Druck- und
Papierkosten ä 300 Exemplare .
. .
60 Druckbogen Text ä 300 Exemplare
.
Verschiedene
Auslagen.......
Summe
270
1OSO
630
270
9OO
2OO
270
SOSO
'^ii2o7~'
Für den
dritten
Band.
Ich habe immer
berechnet,
dass die Auslagen für
diesen Band
durch den Ertrag des Verkaufs der zwei ersten
Bände ohne
weiteren
Geldvorschuss
gedeckt werden können.
Indem die Herren
Bergrath W. H a i ding er
und Doctor
P
arisch den Auftrag
gütigst annehmen, meine Bitte der
kaiserlichen
Akademie vorzulegen, so hoffe
ich, dass die
Fürsprache dieser hoch-
geehrtesten Gelehrten die
beste Garantie sein wird,
dass mein Werk
zur Ehre der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften gereichen soll.
Mit tiefem
Respect
J.
Barrande/^
lob
Haidi
nger.
Anträge,
Barrande1 s
Werk
Schon
bei mehreren Gelegenheiten
war es meine Pflicht
di
grossen
Verdienste
dieses eifrigen Forschers
anzuerkennen'
i&h
möchte es
heute
wiederholen,
aber ich bediene mich
dalei
oerne
der Worte
jener
drei gewichtigen Zeugen,
die Herr Barrande
selbst anruft, der
lleiTcn Sir
Roderick
Murchison, de
Ver-
nein
l und Graf Keyserling, so
wie sie in jenem Briefe an Leo
n-
hard
in
Jameson\s
^Edinburgh
Neiü
Philosoph.
Joumar
enthalten
sind. Sir H. M u r
c h i s o n
sagt: „Im Namen
meiner Freunde
und in
meinem
eigenen
versichcrc ich mit voller
Zuversicht, dass
die
von
Herrn
Barrandc gebildete
Sammlung silurischer
Fossilien
weitaus
die
reichste bis jetzt bekannt
gewordene ist aus irgend
einer
Gegend
in Europa, wenn nicht auf
der ganzen Erde." Ferner:
„Indem
wir
die
Schönheit und
Verschiedenheit der
Thierformen,
welche
Herr
Barrande an das Licht
gebracht hat, bewundern,
können
wir
meine
Freunde und ich, nie genug
seine in den letzten zehn
Jahren
geleisteten
Arbeiten
hervorheben,
noch auch hinlänglich den
Unter-
nehmungsgeist
und die Liebe zur Wissenschaft anrühmen,
mit
welchem
ein
einzelner
französischer Forscher ohne fremde Beihilfe,
durch
die
reichliche
Anwendung
seiner
eigenen Geldkräfte,
so viele
neue
Anbrüchc
in
dorn
Aufsuchen
jener „Medaillen alter
Schöpfung"
erönn^h1,
so
wie das richtige
(Irtheil und die scharfe
Kritik,
mit
welcher
er
erfolgreich an die 800
silurische
Fossilien
classificirte,
und
aic
nun
beschmht, von denen
eine jede Gruppe einen
wohlbe-
Sronxten
physikalischen
Homoni
charaklerisirt. Die
ausserordent-
liehe;
Genauigk^il,
mit
welcher
Herr Barrande diesen
schwierigen
Timl
.seines
Gegenstandes
behandelte,
ist in
der
That
über
alles
Lob
^rhaho«, und
.sei
<\s,
dass ich
seine
Arbeiten auf dem so
com-
plicirl^n
Felde betrachte, oder in
seiner
Sammlung, wo ihre
frucht-
baren
und
wohlgeordneten
Erfolge
erscheinen, so muss ich
zur
Steuer
der
Wahrheit
.sagen,
(la.ss
da.s
Werk der Beschreibung,
wenn
es vollendet ist, eine der
allerbesten
und interessantesten Mono-
graphien
sein wird,
die
je die wissenschaftliche
Geologie
bereichert
haben/"
Dies
ist der Charakter des
Werkes, um dessen Herausgabe
zu
vermitteln die Hilfe der
kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften in
Anspruch genommen werden
soll. Werke dieser Art
sind wohl nie mit der Aussicht auf
Geldgewinn unternommen
worden.
Wer
kann die vielfältigen Opfer
ersetzen, die ihre ganze
Entwicke-
das silurische Gebilde
Böhmens
betreffend,
l
87
jung
bezeichnen. Aber in dem Augenblicke der Vollendung
sich
derjenigen Mittel gänzlich beraubt zu sehen,
welche es möglich
machten sie zu erreichen, ist eine
so herbe Prüfung des
Geschickes,
dass sie
billig unsere ganze
Theilnahme in Anspruch
nimmt. Es ist
Zerstörung der Kraft, die mit uns
für die Wissenschaft gearbeitet
hätte. Es gilt
nun für die Wissenschaft zu retten, durch
wohlan-
gebrachteverwendung derjenigen Arbeitskraft,
welche das Vertrauen
unseres gnädigen Kaisers in
unsere Hand gelegt hat.
Ich habe geglaubt, das
grosse Werk von
Murchison,de
V
erneut l und Graf
Keyserling, welches ich vor einigen Tagen
als
werthvolles Geschenk von
dem kaiserl.
Corps der
Bergwerks-
ingenieure
in St. Petersburg erhielt, bei dieser Gelegenheit als
ein
Muster, das uns immer in der
Ausführung
vorschwebt, zur Einsicht
der
Classe vorlegen zu
müssen. Der erste
Band ist in London
englisch, der zweite in Paris
französisch gedruckt worden. Auf die
Herausgabe
wurden nach einer Mittheilung der Verfasser nicht
weniger
als 40.000 Franken als Beisteuer verwendet. Was
Bar-
rande wissenschaftlich errungen, liegt uns
gewiss eben so nahe, ja
es
ist jetzt der Zeitpunkt, das schon Gewonnene zu
sichern, das Resultat
so langjähriger kostspieliger
Vorarbeiten, der Erfolg von Zeit, Geld-
mitteln,
und über das Alles
noch, von der
unablässigen Anstrengung
des kenntnissreichen,
unabhängigen, wahren Naturforschers.
Ich
bedaure die Abwesenheit
meines hochverehrten
Freundes
Partsch, dem
der Werth der Leistungen
Barrande's eben
so
genau bekannt ist, er würde gerne seine Stimme
heute schon mit
der meinigen in dem zu
stellenden Antrage
vereiniget haben, der
eigentlich selbst wieder in zwei
Theile zerfällt,
nämlich erstens
in den, dass die
hochverehrte Classe das
Princip aussprechen
wolle,
dass sie sich überhaupt der Herausgabe des
Werkes annimmt, und
zweitens, dass sie zur Schlussfassung
sich von uns beiden, vielleicht
in Gemeinschaft mit noch
einem oder dem ändern
Theilnehmer
eine
weitere Ausführung der einzelnen
Vorschläge über die Mittel vor-
legen
lässt, die hierzu
erforderlich wären.
Ich bitte daher um die
ErlauKniss, folgende zwei
Anträge
zu stellen:
l. Die
mathematisch-naturwissenschaftliche Classe wird
ihre
Hilfe der Herausgabe von Herrn
J.
Barrande's Werk über
das
silurische Gebiet von Böhmen
zuwenden.
l 5 §
Haidinge r. Üb er den Verkauf von Tellur.
2. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe
ernennt
eine Commission
zur Vorlage der ausführlicheren mit Herrn Bar-
rande noch näher zu
besprechenden Vorschläge.
Die Classe weiset diesen Antrag
einer Commission, bestehend
aus dem Herrn Antragsteller und den Herren
Kollar, Partsch
und v.
Ettingshausen, zur Berichterstattung zu.
Bergrath H a i dinge r stellte noch
folgenden Antrag:
Cato der
Censor, pflegte jede Rede zu
schliessen:
n-Ego
vero
censeo,
Carthaginem
esse
delendam^ Seit geraumer Zeit
enthalten
unseres hochverehrten Correspondenten Wo
hl er Briefe jedesmal
den Wunsch nach Tellur ausgedrückt, der letzte
derselben, den ich
erhielt, vom 4. April, wie
folgt:
„Übrigens bin ich der Meinung,
dass es möglich sein
müsste,
zum Nutzen der Wissenschaft das
schöne Tellur in Siebenbürgen
zu
erhalten, und nicht zum Teufel gehen zu
lassen."
Es ist mir zwar nicht unbekannt,
dass diese Frage, nämlich
Mittel und Wege aufzufinden, um aus den
seltenen Gold-und
Tellur-
verbindungen
von Siebenbürgen das letztere für
wissenschaftliche
Zwecke zu gewinnen, in der
letzten Zeit vielfach besprochen worden
ist, allein es ist wohl
gegenwärtig dem Einflusse der montanistischen
Behörde in Wien
wieder weiter entrückt, als es bisher der Fall
war.
Um so nothwendiger
erscheint eine unmittelbare Verwendung von
Seite der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiser-
lichen Akademie der
Wissenschaften. Mancher günstige Moment ist
seit der Entdeckung des
Tellurs durch Müller von Reichenstein
und
Klaproth seit den vielen Jahren, wo dieser Gegenstand
den
Wunsch aller Chemiker bildete, ungenützt vorüber gegangen.
Ich
hoffe, es heisst nicht auch hier „zu
spät", denn es sind doch
noch
immer dieselben interessanten Erze im
Anbruch, und wenn auch
grosse Mengen bereits
unwiederbringlich verloren sind, so ist doch
auch die Chemie selbst so weit
vorgeschritten, dass ihre Anwendung
in der Hüttenkunde jetzt Resultate
hoffen lässt, die früher nicht
erzielt
werden konnten.
Ich bitte daher die hochverehrte
Classe sich für diese Sache
freundlichst bei der k. k. Hofkammer im
Münz- und Bergwesen
S
c
h r
ö
tt
er.
Anfrage
wegen der Reichs Versammlung. 189
anzunehmen, sie möge veranlassen,
dass das Tellur
möglichst für
die Wissenschaften erhalten
werde, indem man auf irgend eine
Weise ein technisches
Verfahren bei der
Zugutebringung der
Erze
einschlägt, wobei es
gewonnen wird, um es in
den Handel zu
bringen.
Der Antrag wird
genehmiget.
Professor
Schrötter stellte die
Anfrage: Ob die Akademie
in Betreff der mit Anfang Mai zu
Frankfurt
zusammenkommenden
Reichsversammlung,
da von anderer Seite bei uns kein Lebens-
zeichen gegeben
wird, nicht ein solches geben solle? Die
Öster-
reicher seien bei
denVorberathungen zu
spät zu Frankfurt angekom-
men, und es
mussten Vertreter der
Österreicher von Fremden gewählt
werden. Es ist
dringend nöthig, dass
man für Wahlen von Abgeord-
neten zu dieser
Reichsversammlung Vorsorge treffe. Damit nun keine
Zeit
verloren gehe, wäre der Herr Minister des Innern
sogleich
auf diesen Gegenstand aufmerksam zu machen.
Obwohl
Professor
Schroffer
an dem in der Akademie schon oft
ausgesprochenen
Grundsatze festhalte, dass die Akademie
sich bloss mit der
Wissen-
schaft als solcher zu beschäftigen habe, und
politische Gegenstände
bei Seite lassen solle, so
veranlasse ihn die
Eigenthümlichkeit
der
gegenwärtigen Zeitverhältnisse, wo
ausnahmsweise Vorgänge an
die Stelle der Normen
treten müssen, darauf anzutragen: dass
die Akademie,
oder wenigstens die
Classe, die Aufmerksamkeit
des
Herrn Ministers auf die so hochwichtige Angelegenheit
lenke.
An
der hierüber entstandenen
Discussion nahmen
ausser
dem
Antragsteller noch der Präsident, der
Secretär, und
die
Herren Burg,Fenzl und Haidinger
Antheil, und der
Präsident
bemerkte insbesondere, dass diese Frage
auch in wissenschaftlichem
Interesse an der Zeit sei, da
es nicht gleichgültig bleiben könne,
wie die
Akademie sich zu Deutschland verhalte, indem
grosse
politische
Fragen immep auch die
Interessen der
Wissenschaft
berühren.
Die Classe
beschloss einstimmig den
Präsidenten der Akademie
Freiherrn
Hammer-PurgstaIl
aufzufordern eine
Gesammtsitzung
einzuberufen,
um zu berathen, wie der
Herr Minister des Innern von
160
Rochleder.
Seite der Akademie anzugehen sei, die erforderlichen Wahlen
sobald
als möglich
einzuleiten1).
SITZUNG VOM 27. APRIL
1848.
Das wirkliche Mitglied, Professor Dr.
J.
Redtenbacher
zu
Prag, übersendet folgende zwei Mittheilungen des
Professors Dr.
F. R o
chleder zu
Lemberg:
I. Über die Kaffeegerbsäure. Ich habe
in den „AnnaW
der
Chemie von Liebig und
Wöhler B.
LIX, Heft 3 und B.
LXI1I,
Heft
2, einige Versuche
veröffentlicht, die
in der Absicht angestellt
waren, die Zusammensetzung der
Kaffeegerbsäure zu ermitteln.
Während dieser
Zeit ist eine Arbeit von Herrn
Payen über
den-
selben Gegenstand erschienen. Er stellt für
diese Säure die
Formel
Ci4
HQ
07 auf,
während ich die Formel
Cie
HQ
0&
gab.
Beiden
Formeln
entspricht dieselbe procentische Zusammensetzung,
über
die
wohl kein Zweifel mehr sehr kann, nachdem Payen und ich
bei
der. Analyse von Säure, die auf ganz
verschiedene Art dargestellt
war, dieselben Resultate
erhalten haben. Ich setze hier die beiden
Formeln und die
darnach berechnete
procentische Zusammensetzung
neben
einander:
Atome
pCt. Atome
pCt.
Kohlenstoff
== 14
— S6,8 — 16 — S6,8
Wasserstoff
= 8 — 5,4 —
9 —
5.3
Sauerstoff
== 7 —
3'7,8 — 8 —
37,9
100,0 100,0
1)
Diese Oesammtsitzung fand
am 15. April Statt. Der
Präsident zeigte der Ver-
sammlung an,
dass er der Dringlichkeit
der Angelegenheit -wegen,
dieselbe dem
Herrn Minister vorläufig in einem
eigenen Schreiben kundgegeben habe; da nun
der Herr
Minister sich bereits über die Ausschreibung der Wahlen erklärt
hat,
so falle der Grund
zu besondern Schritten der
Akademie als
Körperschaft
bei
demselben hinweg.
Hiemit erklärte sieh
die Akademie einverstanden, ersuchte
jedoch ihren
Präsidenten den Vorgang durch ein Schreiben zur
Kenntniss
des
Herrn Ministers zu
bringen»
»
Über
Kaffeegerbsäure. 161
Um mich zu
überzeugen, ob die
von mir, oder die von
Payen
aufgestellte
Formel der wahre Ausdruck der
Zusammensetzung
der
Kaffeegerbsäure sei, habe ich die Darstellung
von Salzen versucht,
nach anderer Art als früher,
und theile die Weise ihrer
Darstellung,
und die Ergebnisse der damit angestellten
Analysen mit, durch
welche es erwiesen ist,
dass die Zusammensetzung
der Kaffee-
gerbsäure durch die Formel
C^
H^
0^
ausgedrückt wird.
Kaffeebohnen wurden getrocknet und fein
gepulvert, mit 40 gra-
digem Weingeist ausgekocht. Die
gelbe, filtrirte
Flüssigkeit wurde,
noch
heiss, mit einer
Lösung von Bleizucker in Weingeist ver-
mischt, und
der Niederschlag auf dem Filter mit Weingeist
ausgewa-
schen. Hierauf wurde er mit Weingeist
angerührt, mit
Schwefel-
Wasserstoff
zersetzt, und die vom Schwefelblei
abfiltrirte
und
von Schwefel-Wasserstoff befreite Lösung in eine
grosse
Menge
einer weingeistigen
Bleizucker-Lösung
gegossen. Der Niederschlag
von eigelber Farbe wurde mit
Weingeist ausgewaschen, und bei
100° getrocknet.
0,8039.
Substanz gaben
0.465 Kohlensäure
und
0,102 Wasserstoff. 0,3137 Substanz gaben 0,287
Bleioxyd.
Dies entspricht in 1OO
Theilen
folgender Zusammensetzung:
Berechn.
Gefund.
42
Äq. Kohlenstoff
==
31SO,O — 25,16
— 25,00
24 Äq. Wasserstoff
==
3OO.O — 2,39
— 2,24
21
Äq. Sauerstoff
===
21OO.O — 16,76
— 16,89
8
Äq. Bleioxyd ==
6972,^ —
S5.69 —
85,87
12S22,S 1OO,ÖO 1OO,OO
Der etwas zu geringe Wasserstoff-Gehalt
rührt bei den basi-
schen Salzen der
Kaffeegerbsäure davon her, dass die Salze bei
dem
Trocknen an der Oberfläche durch den Sauerstoff
der Luft etwas
verändert werden, sie nehmen dabei
eine grauliche oder grünliche
Färbung
an.
Ein anderes Bleisalz wurde auf folgende Art
dargestellt: Ge-
trocknete und gepulverte
Kaffeebohnen wurden mit
kaltem stark-
wasserhaltigen Weingeist ausgezogen, die
filtrirte Flüssigkeit
mit
Bleizucker-Lösung
gefüllt, der Niederschlag
abßltrirt, mit
Wasser
angerührt, durch Schwefel-Wasserstoff
zersetzt, die vom Schwefel-
blei abfiltrirte
Flüssigkeit im Wasserbade zur
Syrupsdicke
abgedampft,
mit wasserfreiem Weingeiste vermischt, von
dem entstandenen
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl.
I. Bd. 11
lg2
RochUder.
Niederschlage abgegossen und
filtrirt, und der Alkohol
im Wasser-
bade weg verdunstet. Der Rückstand in
Wasser gelöst, und die von
einer Spur Fett
trübe Flüssigkeit mit ein paar Tropfen
Bleizucker
versetzt und filtrirt. Die klare
filtrirte Flüssigkeit
wurde in eine
überschüssige Menge einer
siedenden wässerigen
Bleizucker-Lösung
gegossen, und nach dem Erkalten
auf einem Filter gesammelt
und
mit
Wasser (kalt) ausgewaschen. Bei 100° getrocknet wird
er
grünlich gefärbt. Zwei solcher Bleisalze zu
verschiedenen
Malen
dargestellt gaben folgende Zusammensetzung: I.
1,042
Substanz
gaben 0,528 Bleioxyd
== 50,67
pCt. II. O,619S Substanz
gaben mit
chroms.
Bleioxyd verbrannt 0,6394
Kohlensäure und
0,1412 Wasser.
III. 0,3264 Substanz gaben 0,1616 Bleioxyd
== 50,09 pCt.IV.
0,515
Substanz
gaben O,S46 Kohlensäure und 0,1238 Wasser. Dies
ent-
spricht folgender Zusammensetzung:
Gefd.
Gefd. Mittel.
Ber.
I. u.
IL
IIL u.
IV.
42
Aq.
Kohlenstoff
=
31SO — 28,49—
28,1S— 28,32— 28,30
24
Äq.
Wasserstoff
=== 3OO —
2,63—
2,S3— 2,58—
2,69
21
Äq. Sauerstoff
== 21OO—
19,37— 18,68—
19,01—
18,90
4Äq.
Bleioxyd ==
5578— 49,51—
50,67—
SO.O9—50,11
11128
1OO.OO 100,00 1OO,OO
1OO.OO
Diese
Salze entsprechen also den
Formeln:
3.
Ci^
Äs
0^
+
J
PbO
und
3.
C^
H^
0,
[-
4
PbO,
Die in der oben
citirten
Abhandlung enthaltenen
Formeln der
verschiedenen Salze stimmen mit der Formel
der Kaffeegerbsäure in
so ferne überein, als
die Zusammensetzung der organischen Substanz
nach Abzug
des Bleioxydes oder Barytes Zahlen gibt, die
zwischen
denen in der Mitte liegen, welche den Formeln
C^
HQ
Os
und
Ci4
He
07 entsprechen. Die Analyse derselben beweist,
dass
ganz
oder
theilweiseaus der
Kaffeegerbsäure zwei Äquivalente Wasser
aus-
getrieben und
durch Bleioxyd ersetzt
werden können. Die Kaffee-
gerbsäure wäre
demnach eine zweibasische Säure,
was durch
das
von
P ayen beschriebene
kaffeegerbsaure
KaIi-Caffeln
bekräftigt wird.
Davon ist
auch die Schwierigkeit
abzuleiten, eine Verbindung der
Über
Kaffeegerbaaure.
163
Kaffeegerbsäure mit Bleioxyd vollkommen frei
von einem Kalk-,
Bitter-
erde-
oder Kaligehalt zu
bekommen1).
Die Zusammensetzung der Kaffeegerbsäure
==
€14
Hs
0'y
kömmt
sehr nahe mit der Formel des
Catechin
===
C^
H
7 Oi
über-
ein; ich habe in einer früheren
Abhandlung über die
Viridinsäure
auf
die Ähnlichkeit mehrerer
Reactionen aufmerksam
gemacht
Die
Kafieegerbsäure
enthalt eben soviel
Äquivalente Kohlenstoff wie die
der Familie der
Rubiaceen
angehörige
Chinasäur e==Ci 4
H^
öia.
Die Entstehung der Viridinsäure
==
C^
H^
OQ
aus der Kaffee-
gerbsäure erklärt sich sehr
einfach durch Aufnahme von Sauerstoff
und Austreten von
einem Äquivalent
Wasserstoff.
Ci,
H,
0,
+
0,
==
Ci,
H,
0,
+
HO.
Herr
HibI hat in meinem
Laboratorium die Darstellung der
Viridinsäure
wiederholt, er hat bei der Analyse ihres Bleisalzes
die-
selben
Zahlen erhalten wie ich. Die schwarze, der
Melangallussäure
ähnliehe
Substanz, deren Bildung ich bei der Entstehung der
Viridin-
säure beobachtete, ist nicht
nothwendiges
Product der Einwirkung
von
Sauerstoff
auf Kaffeegerbsäure bei
Gegenwart von Ammoniak.
Herr
HibI stellte Viridinsäure einmal dar, ohne
dass sich von
diesem
Korper eine Spur gebildet
hätte.
Die Säuren, welche in den
kaffeeinhaltigen
Pflanzentheilen
vor-
kommen, welche bis jetzt untersucht sind, haben
folgende
Zusam
mensetzung:
Kaffeegerbsäure m
den
Kaffee-
bohnen
und im Paraguay -
thee enthalten
===
C^ H
s
0^
==
C^
He
0&
4-
2aq
Viridinsäure
im Kaffee ==
C^
H^
OQ
==
C^
H^
0^
-{-
aq
Bohiasäure
im Thee^)
==
€7
Hr,
OQ =
Cy
Hs
0„
+
2aq
Alle drei lassen sich als verschiedene
Oxydations-Stufen ein
und
desselben
Radicales
betrachten.
Kaffeegerbsäure
=== 2.
Cy H
s
-\-
0^
Viridinsäure
=
2.
C^
H^
+
O,
______
Bohiasäure ==
l. €7
Hs
-|-
Or,
1)
Ob die zwei
Äquivalente
Wasser ausgetrieben werden können ohne dass die
Säure dabei eine
Veränderung
erleidet,
ist ebenso wenig ausgemacht, als bei
der Chinasäure
und
ändern
ähnlichen
Säuren«
s)
Nimmt man für die Bohiasäure statt der
Formel
C^
ff 3 0
^
+
2aq
die Formel
^7
^4
°6
J-
^y
so
ist
Cy
H^
+
0^
und 2.
(C^
B
^)
+
0^
der Ausdruck
des Verhältnisses zwischen
diesen Säuren,
11^
164
Rochleder.
Die Kaffeegerbsäure steht zu der
Viridinsäure in
demselben
Verhältnisse, wie die
salicylige zur
Salicylsäure, u.
s. f.; sie kann
daher auch
Viridinige Säure
genannt werden. Ihre Fähigkeit mit
Kali und Natron
sich sogleich braun zu färben unter
Verbreitung
eines
eigenthümlichen
Geruches, die Silbersalze zu metallischem
Silber
zu
reduciren, Sauerstoff mit
Begierde aus der Luft
anzuziehen,
machen
die Kaffeegerbsäure zum Aldehyd der Viridinsäure.
Die Kaffeegerbsäure und das
Catechin können als
zwei
Oxyda-
tions-Stufen
desselben Radicals
betrachtet werden.
Ci4
HQ
OQ
+
ay
==
Catechin.
Ct4
HQ
Os
+ 2
aq
==
Kaffeegerbsäure.
II. Über die Säure der
Blätter von Hex
paraguayensis,
Die
Blätter dieser Pflanze werden unter dem Namen von
Paraguay-
thee
in derselben Art in Südamerika verwendet, wie in Europa
und
vielen
Gegenden Asiens der
Thee.
Stenhouse hat gefunden,
dass
die
krystallisirbare Substanz,
die in dieser Pflanze vorkommt, in ihrer
Zusammensetzung
und ihren Eigenschaften von dem
Caffein
i)icht
abweicht,
dass sie damit identisch ist. —
Um die
Säure kennen zu lernen, welche das
Caffein im
Paraguay-
thee
begleitet, und das Material zu seiner Bildung abgibt, habe
ich
eine kleine Menge
Paraguaythee, die ich der
Güte des Herrn
Medi-
cinalrathes
Merk in Darmstadt verdanke, auf folgende Art behandelt:
Der Thee wurde zerrieben, und in einem
verschliessbaren
Gefässe
mit 4Ogradigem Weingeist
ausgezogen, der nach einigen
Stunden durch eine neue
Menge ersetzt wurde, so lange diese noch
eine gelbe Farbe
annahm. Die gelbe Lösung wurde durch
eine
alkoholische
Bleizucker-Losung so lange
gefällt, als der Nieder-
schlag eine nicht ganz rein
gelbe Färbung zeigte. Dieser
zuerst
enstandene
Niederschlag wurde
abfiltrirt; er trocknet zu
einer
dunkelgrünbraunen Masse ein. Die
abfiltrirte gelbe
Lösung wurde
mit alkoholischer Bleizuckerlösung
vollständig-
gefällt, der
schön
eigelbe
Niederschlag mit Weingeist auf dem Filter
ausgewaschen,
und mit
Weingeist angerührt,
durch Schwefelwasserstoff
zersetzt.
Nach Vertreibung des überschüssigen
Schwefelwasserstoffes wurde
die Flüssigkeit in eine
grosse Menge einer
Lösung von Bleizucker
Über
K&ffeegerbsäure.
163
in Weingeist gegossen, der entstandene
Niederschlag mit Wein-
geist auf einem Filter
ausgewaschen und bei
100° getrocknet.
Dieses
Bleisalz gab bei der Analyse folgende
Zahlen;
L
0,3083 Substanz gaben
0,183 Bleioxyd==S9,32
pCt.
II.
O.S6S1
gaben 0,4735 Kohlensäure
und
01.12
Wasser.
Dies entspricht
folgender Zusammensetzung:
Berechn.:
Gefund.:
14
Äq.
Kohlenstoff == l
OSO —
22.63 — 22,84
8 Äq. Wasserstoff
== 1OO — 2, l
S —
2,20
7 Äq. Sauerstoff
=
7OO —
15,10
—
1S.64
2
Äq. Bleioxyd ==
2789 — 60,12 —
S9.32
4639 —
1OO.OO —
1OO.OO
Nach
Abzug des Bleioxydgehaltes
bleibt für die
Säure
die
Zusammensetzung:
C
===
S6,l
H
==
8,4
0
==
34,8
100,0
Dieses ist die Zusammensetzung der
Kaffeegerbsäure.
Um mich von der Identität dieser beiden
Säuren zu überzeugen,
zersetzte ich einen
Theil des Bleisalzes, das
zur obigen Analyse
verwendet worden war, mit
Schwefelwasserstoff und
filtrirte
die
wässerige
Losung
vom Schwefelblei ab,
Diese
wässerige Lösung
war sehwach gelblich gefärbt, nahm
eine dunkle
rothlichgelbe Farbe durch
Ammoniak, Kali oder Natron-
lösung an, und wurde
durch Eisenchlorid
dunkelgrün gefärbt. Mit
Ammoniak im
Überschuss vermischt,
der Luft ausgesetzt, wurde die
Flüssigkeit
dunkelgrün, die
grüne Farbe ging durch Essigsäure in
Braun
über. Die braune saure Flüssigkeit gab mit
Bleizuckerlösung
einen dunkelblauen Niederschlag,
der sich mit Schwefelsäure
dun-
kelroth
färbte.
Alle diese
Reactionen sind dieselben,
welche 'die
Kaffeegerb-
säure unter denselben Einflüssen
gibt.
Es ist demnach die Identität der
Säure der Blätter von
Hex
paraguayensis
mit der Säure der Kaffeebohnen erwiesen.
{gg
PrechtL Über
Krystallisation
Herr
Regierungsrath,
Director
Prechtl, liest folgende
Mit-
theilung über
Krystallisation aus dem
glühenden Flusse.
Nr. l. Die
^Comptes
rendus de
VAcademie de
science^
in
Paris vom 3. Jänner 1848 enthalten,
Pag. 12, den Bericht
der
Commission
über eine (seit dem in den
»Annales de
Chimie et
de
Physique^
erschienenen) Abhandlung des Herrn
Ebelmen,des
Titels:
^Nowelle
methode
pour
obtenir des
crystallisations
par
la
voie
seche^ Herr
Ebelmen ging von der
Ansicht aus, dass,
so
wie sich verschiedene Salze im Wasser lösen, und
dann durch
Verdampfung dieses Wassers, oder auch durch
Abkühlung der bei
einer höheren Temperatur
gemachten Auflösung die Krystallisation
des
aufgelösten Salzes erfolgt, dieses auch bei an und für
sich
unschmelzbaren mineralischen Substanzen, wenn diese
bei hoher
Temperatur in einem gereinigten
Auflösungsmittel geschmolzen
werden, der Fall sein
werde. Die Versuche, welche Herr Ebelmen
anstellte,
wurden in der ersten Beziehung, nämlich der
Krystallisa-
tion,
durch
Verdampfung des
Auflösungsmittels
gemacht, als welches
Bor- und Phosphorsäure, und
bor- und phosphorsaurc
alkalische
Salze dienen, welche in holler Temperatur sich
langsam verflüch-
tigen. Auf diese Art erhielt Herr
Ebelmen durch Auflösen
vonThon-
erde
in borsaurem Natron oder in Borsäure mittelst der
Schmelzung
bei allmählicher Verflüchtigung des
Auflösungsmittels
kleine
Krystalle
von
Korund, durch Schmelzen
von Thonerde und Kalkerde
erhielt
er den Spinell, mit allen diese Mineralien
charakterisirenden
Eigen-
schaften.
So interessant diese
Versuche sind,
so scheint jedoch
die
experimentelle Behandlung der zweiten
Krystallisations-Methode,
durch
allmähliche
Abkühlung der im glühenden Flusse
befindlichen
Masse zu
um so wichtigeren Resultaten führen zu müssen, als
dieser
Vorgang derjenige ist, welcher in der Natur bei
der Bildung der
meisten primitiven oder eruptiven
Felsarten Statt gefunden
hat,
diese
Resultate daher mit den
geologischen Problemen in der näch-
sten Verbindung
stehen.
Zwar hat man in neuerer Zeit mehrfache hieher
gehörige Beob-
achtungen gesammelt. In den Schlacken
der Schmelzöfen, zumal wenn
dieselben weniger
schnell abgekühlt sind,
findet man nicht selten
wohl
charakterisirte
krystallisirte
Gebilde, desgleichen
Glimmer, Graphit ;
in einem
Schmelzofen der
Kupferhütte zu
Sangershausen fand
man
aus dem
glühenden
Flusse. 167
nahe über dem Schmelzpunkte,
theils in drusenartigen
Räumen des
sogenannten Ofenbruchs, theils in Spalten
geborstener Ofensteine,
künstliche
Feldspath-Krystalle; in
den Laven kommen
häufig
Augit-,
Leucit-
und Feldspath-Krystalle vor, u. s.
w.
Es ist mir
jedoch
nicht bekannt,
dass irgendwo in
dieser
Beziehung
eine so klare und entscheidende Beobachtung vorgekom-
men
wäre, als diejenige, die ich vor vielen Jahren zu
machen
'Gelegenheit
hatte, und die wenigstens so viel
werth sein
dürfte,
um der Vergessenheit entrissen zu
werden.
Im Sommer des Jahres 1811 wurden nämlich auf
Veranlas-
sung der Staatsverwaltung von einer
Commission, deren
Mitglied
ich war, in der Spiegel-Glashütte zu
Neuhaus Versuche über die
Anwendung des
Glaubersalzes zur
Glas-Fabrication
angestellt.
Unter
vielen
Schmelzungs-Versuchen
wurde nebenbei auch einer mit
einem Glassatze gemacht,
welchem eine bedeutende Menge
von
Feldspath
zugesetzt war. Von dem klar geschmolzenen, etwas
grün-
lichen Glase wurden mehrere
Gefässe bereitet, und
der Überrest,
vielleicht
i% Centner
im Gewichte, in Wasser aus gegossen, wo
er
in einem
compacten Klumpen
allmählich erkaltete, was übrigens
unter diesen
Umständen weniger schnell erfolgt, als man
glauben
sollte.
Als ich nach einiger Zeit diesen zerschlagenen
Klumpen
untersuchte,
"fanden sich im Innern
desselben isolirte, von
der
klaren Glasmasse umgebene Feldspath-Krystalle, das
ist
krystalli-
niseh-blätteriger
Feldspath von verschiedener
Grosse, und
beiläufig
in der Mitte, wo also die Abkühlung
am längsten gewährt hatte, ein
solcher
Krystall, vollkommen
scharfkantig und charakteristisch
ausgebildet,
beiläufig von der Grosse eines
Kubikzolls.
Diese Erfahrung beweiset rein und unzweifelhaft,
dass die Mine-
ralien aus dem im feurig-flüssigen
Zustande befindlichen Lösungsmit-
tel ebenso
krystallisiren, als die
verschiedenen
krystallisirbaren
Ver-
bindungen auf dem sogenannten nassen Wege, und dass
zwischen
beiden Vorgängen im Wesentlichen kein
Unterschied besteht. Bei
der ausgebildeten
Kenntniss dieser
Krystallisations-Vorgänge
auf
nassem Wege, im Besondern aus der gleichzeitigen
Auflösung
mehrerer Verbindungen, die in ihrer
Auflöslichkeit nach
der Tem-
peratur verschieden sind, bei mehr oder minder
verzögerter Abküh-
lung, kann man hiernach ohne
Schwierigkeit die
Bedingnisse
ange-
ben, unter denen sich z. B.
Gneiss und Granit mit
allen ihren
168
Prechtl. Über die
Krystallisation aus dem
glühenden
Flusse.
Abstufungen aus dem glühenden Flusse bilden
können, und die
in
dieser Richtung
angestellten Versuche dürften wohl
Resultate
gewähren, die Manches von dem, was jetzt
in der Geologie
no<A
hypothetisch
ist, thatsächlich
aufklären könnten.
Vielleicht könnten, und zwar auf diesem Wege
allein, auch
einige andere Punkte, die noch ganz in
Dunkel gehüllt sind, wie
die
Krystallisirung des
Kohlenstoffes
in Diamant, ihre Aufhellung
erhalten. Wenn man einer zu
schmelzenden bleifreien
Glasmasse
etwa
4 pCt. Kohlenpulver
zusetzt, oder auch die geschmolzene
Masse mit einer
hölzernen Krücke anhaltend umrührt, so färbt
sich
dia Masse
honiggelb, und zwar vollkommen gleichförmig, ganz
eben
so, wie bei der Färbung der Glasmasse durch
Eisen-, Mangan-
oder
Kobalt-Oxyd. Man
muss also annehmen,
dass der Kohlenstoff
in
der Masse hier in derselben Art aufgelöst sei,
als es bei den
genannten Oxyden der Fall ist. Auf der
anderen Seite haben die
neueren Beobachtungen, im
Besondern jene des Herrn von Helm-
reichen gezeigt, dass
der Diamant in dem festen
Itakolumit
als
seinem uranfänglichen Muttergesteine
eingewachsen sei, und alle
Diamanten, welche in
Ost-Brasilien gewonnen werden, werden
aus
den Ablagerungen
des oberflächlich zerstörten
Itakolumits
ausgewa-
schen. Diese Felsart, die ziemlich mächtige
Gebirgskuppen
bildet,
gehört der in dieser Gegend verbreiteten
Region des Granit, Gneis
und Glimmerschiefers an, und
steht besonders zu beiden
letzteren
in Beziehung, indem sie, wenigstens an der
westlichen Seite der
Serra
de
Grao-Mogör, auf einem
Gneisse aufruht, welcher
sich durch das
allmähliche Verschwinden des
Feldspaths oder
Feldstrinkdem
Glimmer-
schiefer, und durch das Auftreten des
sandig-körnigen
Gefüges
des
Quarzes dem Itakolumit nähert. Diese Felsart ist
also unbezweifelt
eben
so gut ein plutonisches
Product, als der
Gneiss oder
Granit-
Gneiss,
an welchen sie sich
anschliesst, und man kann
sonach mit
Wahrscheinlichkeit
annehmen, dass diese in
der Tiefe geschmol-
zene und
theilweise mit Graphit in
Berührung gekommene Masse
Kohlenstoff
aufgelöst, und denselben bei der allmählichen
Abkühlung
als Diamant eben so ausgeschieden habe,
wie das mit ändern
Kry-
stallen
der Fall ist, die man in der Ablagerung des zersetzten
Ita-
kolumits findet.
Zwar könnte man einwenden, dass bei einer so
hohen
Tem-.
peratur
der Kohlenstoff die verschiedenen Erdarten
reduciren,
und
Schrotte
r.
Gegenbemerkung.
169
sonach als
Kohlensäure
versehwinden
müsste; allein
dagegen spricht
l) die oben bezeichnete Erfahrung der
Färbung der
Glasmasse
durch
Kohle in der hohen Hitze eines Spiegelglasofens; 2)
die
Erfahrung,
dass eine
directe
Reduction des
Silicium-Allumium-
und
Magnesium-Oxydes durch Kohle in der Hitze und ohne
Zwi-
schenwirkung
eines anderen
Stoffes, mit dem sich das
reducirte
Metall
verbindet, nicht wohl stattfindet, und noch viel
weniger,
wenn diese Oxyde im feurigen Flusse in
gegenseitiger fester
Verbindung sich
beßnden, der
Kohlenstoff selbst aber in einem
von dem festen oder
amorphen ganz verschiedenen Zustande,
worin wohl auch der
Grund gesucht werden kann,
dass bei
den
oben erwähnten Versuchen ein aus ganz reinen
Materialien,
jedoch
mit Kohle übersetzter Glassatz, nachdem er
vollkommen rein ge-
schmolzen, eine dunkle Hyazinthfarbe
zeigte, die durch beige-
setzten Salpeter nicht entfernt
werden konnte, und auch beim
nachherigen Umschmelzen
einer Probe dieses Glases im Porzellan-
feuer die Farbe
behielt, nach dem von Professor Dr.
Scholz
desshalb
angestellten, und in den
„Jahrbüchern
des k. k. polytech-
nischen
Institutes," Bd. II, 1820,
S. 219, bemerkten Versuche.
Leider sind Versuche in der hier angedeuteten
Richtung
nur
in
grossem Massstabe anzustellen, und sie können daher
weder
der Gegenstand der Arbeiten Einzelner, noch
gewöhnlicher
che-
mischer
Laboratorien sein. Übrigens würden diese Versuche
eine
erweiterte
und systematische
Fortsetzung der früheren
Versuche
von
James Hall und Watt bilden können,
durch
welche
zuerst die
Hutton'sche Theorie, die
der neueren Geologie zu
Grunde liegt, experimentell
begründet worden ist;
und es
ist
wohl kaum zu bezweifeln, dass sie
für manche noch
aufzuhel-
lende geologische Probleme wichtige Resultate
liefern, vielleicht
auch dazu beitragen könnte, die
Lehre von den Metamorphosen
innerhalb der Grenze
zurückzuhalten, welche ihr die Chemie zu
ziehen
berechtiget ist.
Herr Professor
Seh
rotte r macht einige
Gegenbemerkun-
gen bezüglich der Vorstellung, die so
eben über den Zustand
des Kohlenstoffes im Glase
ausgesprochen wurde. Er kann nicht
170
Sehr
ötter.
Zusammensetzung
zugeben,
dass der Kohlenstoff im
Glassatze aufgelöst sei,
sondern
es
bestehe da lediglich eine mechanische Mengung, wenn
nicht
die Schwärzung auf einer
ändern
Ursache
beruht.
Die
Classe
ersuchtHerrn
Regierungsrath
Prechtl, einen
Plan
zu den Versuchen, die er angedeutet hat, zu
entwerfen, was der-
selbe in Überlegung zu nehmen
verspricht.
Professor
S c h rotte r macht
nachstehende Mittheilung
über
die Z u s
amm
e n s
e t z u n g einiger sehr
alten Mörtel-
Sorten.
Als im Winter des Jahres 1847 auf 1848 die im
Jahre 184S
erbaute Bastion der
„Bürger-Kavalier"
auf dem Stadtwalle
nächst dem
Stubenthore in Wien unter
der sehr
umsichtigen
Leitung des
Herrn Ingenieurs Unger
abgebrochen wurde, kam
man auf die Überreste zweier
Kirchen, von denen die tiefer
lie-
gende im Jahre
1186, die neuere, zum
Theile auf den
Funda-
menten der erstem
ruhende im Jahre 1302
erbaut wurde. Da sich
das Alter dieser Bauwerke aus den
in denselben vorgefundenen
Denkmalen mit aller Sicherheit
bestimmen liess, und die
Zeit ihrer
Erbauung so weit zurückreicht, so glaubte
ich diese
gü&stige
Gelegenheit
nicht vorübergehen lassen zu dürfen, ohne
einige
Daten über die obwohl langsame aber
ununterbrochen
fortdauernde
Wirkung
der Kieselsäure auf den Kalk des
Mörtels, den
bereits
vorhandenen hinzuzufügen. Man hat
nämlich schon vor längerer
Zeit die Beobachtung
gemacht, dass ein aus reinem Kalke und
Sande bereiteter
Mörtel schon nach wenig Wochen bis zu 0,6
Perc*
lösliche
Kieselsäure enthält. Es war daher von Interesse zu
sehen,
ob der Gehalt an löslicher Kieselsäure
in dem Mörtel der genann-
ten Mauern, von denen der
jüngste ein Alter von 303, der ältere
von
846, und der älteste
von 662 Jahren erreicht hatte, mit dem
Alter
derselben in irgend einer
Beziehung stehe. Herr
Ünger
war
so gefällig mir Mörtelstücke aus dem
Innern der verschiedenen
Mauern zu verschaffen,
und ich übergab
dieselben Herren
Mar-
gulies,
einem meiner fleissigsten
Schüler zur Analyse,
welche
m
den folgenden Resultaten
führte.
alter
MörteL
171
a)
Mörtel
vom Jahre 1186 in 1OO
Theilen.
In Salzsaure unlösliche
Bestandtheile,
in Form von Sand,
32.50
„
Salzsäure
l&sliche
Bestandtheile:
„
Kieselsäure lösliche ........... 1O.4O
„
Kalk ................
23.82
„
Magnesia ............... 8.50
„
Alumin
(Thonerde)
........... 2.86
„
Eisenoxydul
mit etwas Eisenoxyd ....... I.SO
„
Kohlensäure
..............
16.24
„
Wasser und etwas Bitumen ......... 4.48
99.70
b)
Mörtel
vom Jahre 1302.
In
Salzsäure
unlösliche
Bestandtheile
.......
37.OO
»
Salzsäure lösliche
Bestandtheile:
„
Kieselsäure (lösliche) .......... 7.53
„
Kalk
................
28.04
»
Magnesia
..............
5.33
„
Alumin
...............
2.20
„
Eisenoxydul mit etwas Eisenoxyd ....... 2.08
„
Kohlensäure
..............
18.20
„
Wasser mit etwas Bitumen ......... 2.49
99.87
c) Mörtel
vom Jahre
1548.
la
Saüteäwe
antosliche Bestandtheile
.......
48.30
„
Salzsäure
lesliche
Bestandtheile:
„
Kieselsäure (lösliche)
...........
3.98
„ Kalk
................
17.40
„
Magnesia .............. 9.92
„
Alumin ...............
3.42
„
Eisenoxydul .............. 4.25
„
Kohlensäure .............. 10,30
„ Wasser
und etwas Bitumen ........
5.49
1OO.O6
Der
bei diesen Analysen eingeschlagene Weg war folgender:
Der Mörtel
wurde fein
gepulvert, eine gewogene
Menge desselben
mit Wasser angerührt und
diesem dann Salzsäure
zugesetzt.
Hiebet
schied sich
unter Entwickelung von
Kolilensäure sogleich
ein grosser
172
Schrotte r.
Zusammensetzung alter
Mörtel.
Theil der
löslichen Kieselsäure in Form einer Gallerte aus,
während
ein anderer Theil derselben sich löste.
Beim Verdünnen der
Flüssig-
keit
mit viel Wasser löste sich noch ein grasser Theil der
gelati-
nösen
Kieselsäure. Nachdem sich alles abgesetzt und die
Flüssig«
keit
vollkommen geklärt hatte, wurde dieselbe durch ein
mit
Salzsäure ausgewaschenes und dann gewogenes
Filter gegossen,
ohne jedoch etwas von dem Bodensatze auf
dasselbe zu bringen.
Diese Operation wurde nochmals
wiederholt. Das Zurückbleibende
bestand nur aus
Quarzsand und einer nicht beträchtlichen
Menge
flockiger Kieselsäure. Um die letztere vom
ersteren zu
trennen,
wurde das Gemenge beider mit einer
concentrirten Lösung
von
kohlensaurem Natron
digerirt, wodurch sich die
flockige Kieselsäure
fast vollständig
löste. Nach einer abermaligen und letzten
Behand-
lung mit Salzsäure blieb Nichts mehr als der
reine Quarzsand
zurück, der in den obigen Analysen
als der in Salzsäure
unlösliche
Bestandtheil
aufgeführt ist. Das Gewicht des nach diesen
Operatio-
nen gut ausgewaschenen und getrockneten Filters
hatte sich nicht
geändert, woraus hervorgeht,
dass Nichts von der
flockigen Kiesel-
säure auf demselben
zurückblieb, sondern dass sich die
ganze
Menge
derselben in dem Filtrate
befand. Die Bestimmung der
übrigen Substanzen wurde
nach der gewöhnlichen bekannten
Me-
thode vorgenommen,
die der Kohlensäure nach der von Will
und
Fresenius. Es ist
nur noch zu bemerken, dass alle drei
Mörtel
Ätzkalk enthalten, der sich durch Wasser
ausziehen lässt.
—
Vergleicht man die oben angegebene
Zusammensetzung der
drei Mörtel mit einander, so
zeigt sich, dass der älteste, nämlich
der 662
Jahre alte, die
grösste Menge, 10,4
pCt.; der S46
Jahre
alte
7,52 pCt. und der
jüngste, welcher ein Alter von 303 Jahren
erreicht
hat, nur nahe 4 pCt. lösliche Kieselsäure enthält. Da
übrigens
eine
grosse
Übereinstimmung in dem
Gesammtgehalte der
Kiesel-
säure in allen drei Mörtelarten
vorhanden ist, und auch die Menge
des
Alumins zu klein
ist, um etwa dem Thone,
welcher dem Kalke viel-
leicht schon
ursprünglich
beigemengt war, die lösliche
Kieselsäure
zuschreiben
zu können; so ist der
Schluss erlaubt, dass die
langsame
Einwirkung der Kieselsäure auf den Kalk,
auch wenn sich beide
Stoffe in festem Zustande, also
unter Umständen
befinden, welche
für die
Thätigkeit der
chemischen Anziehung sehr ungünstig
sind»
dennoch
durch Jahrhunderte
fortdauert. Dieses
Verhältniss
stellt
K o 11 a r.
über
Insectenfrass.
173
sich
noch deutlicher
heraus,
wenn man bei den obigen
Analysen,
die
nicht
wesentlichen
Bestandtheile, so wie die
unlösliche
Kiesel-
säure
weglässt, und die
losliche kieselsaure als
Kieselsauren
Kalk,
in dem
Mörtel enthalten, annimmt. Die Zusammensetzung der
in
Salz-
säure löslichen
Bestandtheile, ist dann
folgende:
v.
J.
1186
v. J. 1302 v.
J.
1S4S
Kieselsaurer Kalk.
.
. 33,72
.
.
.
2S,o4.
.
.
18,19
Kalk.
.
.
*.
.
. .24,09.
.
.29,51.
.
.33,20
Magnesia ..... 14,49
.
.
.
9,50
.
.
.
23,84
Kohlensäure .... 27,70
.
.
.
32,48
.
.
.
24,77
Die Kohlensäure ist in allen diesen
Mörteln in weit geringerer
Menge
vorhanden, als
nothwendig
wäre, um den freien
Kalk und
die
Magnesia
in neutrale kohlensaure Salze umzuwandeln, denn
hiezu
wären davon
nach obiger Ordnung 35,33, 33,64 und 52,30
Th.
erforderlich.
Auch
hiebet ist der
Einfluss der Zeit
bemerklich, indem
nach 300 Jahren erst nahe die
Hälfte der ganzen Kohlensäuremenge
mit den
Basen des Mörtels in
Verbindung getreten ist.
Weitere
Schlüsse werden, der ungleichen
Umstände
wegen, unter
welchen
sich die Mauern
in den verschiedenen
Perioden
befanden,
unsicher.
Herr
Custos
Kollar las folgende, von
ihm im October
1846
an den
Hofrath
Sr. kaiserlichen Hoheit
des Herrn
Erzherzogs
Albrecht,
Herrn J» Ritter v.
Kleyle, gerichtete
Zuschrift,
deren
Gegeitstaad der
Aufmerksamkeit der
Classe nicht
unwerth
sein
dürfte:
Eure
Hochwohlgeboren!
Die mir
mitgetheilten durch
Insectenfrass beschädigten Getrei-
dearten habe ich
einer sorgfältigen Prüfung unterworfen und
beeile
mich.
Eurer Hochwohlgeboren die
Resultate dieser
Untersuchung
im
Nachfolgenden
mitzutheilen
:
In einer Schachtel mit der
Aufschrift:
„Baumgarten. Durch
Insectenfrass beschädigte
Körnerfrucht (Vorder- und
Hinter fr
ucht
gemischt)" befanden sich
Körner von Weizen,
Roggen, Gerste und Hafer, an
denen nur theilweise
Spuren dieses
Frasses
zu sehen waren; das Insect
selbst, welches diese Beschädi-
gung verursacht hat,
befand sich nicht dabei, auch war es nicht
möglich
nach diesen Spuren den
wahren Feind anzugeben.
174
Kollar.
Die zweite Schachtel enthielt durch
Insectenfrass
beschädigte
Ähren
der oben erwähnten Getreidearten, in welchen die
Körner
bald
ganz, bald nur bis zur Hälfte ausgenagt waren. Gleich
beim
öffnen dieser Schachtel zeigten sich einige
fliegenartige
Insecten,
beiläufig
eine Linie lang und den allgemein bekannten
geflügelten
Blattläusen
ähnlich, obschon von
diesen wesentlich verschieden.
Diese Insecten aus der
Linne'schen Gattung:
Perlfliege,
Heme-
robius
(Psocus der neueren
Systematiker), sind den
bekannten
Papieriäusen
zunächst verwandt und haben eine
ähnliche
Lebensart, sie nähren sich
nämlich sowohl von animalischen als
vegetabilischen
Stoffen, welche sie benagen. — Wenn nun auch
nicht
zu zweifeln ist, dass
besagte kleine Perlfliegen, welche zu
einer
unbeschriebenen Art
gehören, ihre Nahrung von den Getreide-
ähren
nehmen, so können sie doch unmöglich für die
eigentlichen
und einzigen Zerstörer derselben
angesehen werden, da ihre
Mund-
theile
viel zu zart und schwach sind, um die harten
Getreidekorner
gleich
wie mit Zangen abgenagt zu haben.
In der gefälligst mir
mitgetheilten Abschrift
eines diesen Gegen-
stand betreffenden
Circulars von dem Kreisamt
Wadowice
wird
zwar ebenfalls diese Fliege als der
muthmassliche Feind
angegeben,
und sie ist mir mit ähnlichen Angaben
auch aus Böhmen
mitgetheilt
worden.
Die Untersuchung der dritten Schachtel
lehrte mich noch
ein
anderes
Insect kennen, und wie ich
mit grösster
Wahrscheinlichkeit
zu
vermuthen
Ursache habe, in demselben
den wahren Verwüster
entdecken.
In dieser Schachtel befanden sich in zwei
Säckchcn eben
aus-
gedroschene Getreidekörner
sammt der
Spreue; als ich diese
genauer
untersuchte,
stiessen mir mehrere
vertrocknete Raupen auf,
welche
solchen
Nachtschmetterlingen angehören, die als Verwüster
des
Getreides bekannt sind. Es war mir zwar nicht
möglich aus den
Raupen-Mumien die Gattung und die
Art des Schmetterlinges
zu
erkennen, aber so viel ist
gewiss, dass er in die
Nachbarschaft
der
berüchtigtenWintersaat-Eule,
Noctua
(Agrotis)
segetum^
der
Waizen-Eule, Noctua
tritici und der
adlerbraunen Eule
Noctua
aquilina
gehören.
Diese
Thiere greifen zwar nach
den bisherigen
Erfahrungen
hauptsächlich
die jungen Saaten und andere
frische Pflanzen
auf
Über
Iwsecteu£nu,5,
175
dem Felde an, ihre
Frasswerkzeuge sind
indess
von so fester
Con-
sistenz,
dass sie damit
auch die
getrockneten
Getreidekörner
be-
zwingen
können. Diese
Raupen scheißen
also mit den
Garben in
die
Scheuern gebracht worden zu sein
und zehren daselbst in
Ermange-
lung
eines
anderen Futters
an den
Getreidekörnern.
Unter
diesen
fast zur
ünkenntniss
eingeschrumpften
Raupen,
welche ich
erst
durch Aufweichen in mit
etwas Weingeist gemischtem
Wasser in einen solchen
Zustand versetzte, um sie untersuchen zu
können,
befand sich auch noch eine lebende Raupe von gleicher
Art,
die aber
auch in Folge
mehrtägiger Gefangenschaft kränklich
und
zusammengeschrumpft war, dennoch konnte ich darnach
noch folgende
Beschreibung entwerfen.
Der Körper stark eingeschrumpft und runzlig
mass
4:Vz
Linien
und war von der Dicke eines
massigen Federkiels. Seine
Grundfarbe
schmutzig erdbraun; über die Mitte des
Rückens zog vom Kopfe bis
zur Schwanzspitze eine
lichte, schmutzig blassgelbe
Linie. Auf
jeder
Seite befand sich ober den
Füssen eine
ähnliche minder deutliche
Linie; der Raum zwischen
der Mittel- und den
Seitenlinien
mit
warzenähnlichen schwarzen Punkten bedeckt und
mit kurzen, einzeln
stehenden borstenartigen Haaren
versehen. Der Kopf und der unmit-
telbar
darauffolgende
Halsring hornbraun und
etwas glänzend.
Auf
der Bauchseite war die Farbe schmutzig
grau-weisslich,
ebenso
waren die
Q kurzen
Brustfüsse und die
acht warzenförmigen
Bauch-
fusse
sammt
den 2 sogenannten
Nachschiebern am Ende des Körpers.
Das
Thier war
schon sehr matt und wollte
weder von
den
Getreidekörn'ern
noch van den frischen ihm
gereichten
Pflanzen-
theilen
etwas fressen. Es scheint noch nicht sein völliges
Wachs-
thum
erreicht zu haben, weil es sich nicht verpuppen wollte.
Vergleicht man die hier
mitgetheilte Beschreibung
mit jener,
welche ich in der Naturgeschichte der
schädlichen Insecten
von den
Raupen: der
Waizen-, adlerbraunen und
Wintersaat-Eule entworfen
habe, so unterliegt es keinem
Zweifel, dass diese Raupe, wenn nicht
einer der genannten
drei Arten selbst angehörig, doch
gewiss
mit
ihnen zunächst verwandt sei.
In Beziehung auf ihre
landwirthschaftliche
Bedeutung glaube
ich mit ziemlicher
Gewissheit behaupten zu
können, dass sie in den
Scheuern an dem Getreide so
lange zehren werde, als
die milde
Witterung anhält. Beim Eintritt des
Winters geht sie entweder in
176 Ha i dinge r und
Partsch.
den Puppenstand über und verkriecht sich in
die Erde, oder sie
erstarrt und fängt im
nächsten Frühjahr wieder zu fressen an.
Die Mittel, das Getreide vor ihrer
schädlichen Einwirkung zu
sichern, bestehen in der
Entfernung desselben aus der Scheuer,
daher ein
beschleunigter Abdrusch desselben. Beim Dreschen
zieht
sie sich entweder aus den Garben zurück, oder
wird
getödtet,
schwerlich
folgt sie dem ausgedroschenen Getreide auf den
Boden.
Das von ihr beschädigte Getreide
ist zwar zur Aussaat
nicht
tauglich, kann aber ohne Anstand zu Brot verwendet
werden.
Sehr
wünschenswerth
wäre es, wenn mehrere solcher Raupen,
die man in den
Scheuern mit leichter Mühe in dem Getreide
finden
dürfte, lebend in einer Schachtel mit
frischer Saat eingeschickt
würden, um ihre weitere
Entwickelung beobachten und die Art des
Schmetterlings
angeben zu
können.
Nachschrift. Ein ausgezeichneter russischer
Naturforscher,
Herr Professor
Gorsky aus
Wilna,
theilte mir bei seiner
Durchreise
mit,
dass dieselben
Getreide-Feinde auch in seinem Vaterlande
beobachtet
wurden und dass er die
Thiere mit dem
berühmten
französischen Naturforscher, Herrn
Boisdumal in Paris
genau
untersucht, der sie für die Raupe eines
Nachtfalters der
Noctua
(Apamea)
basilinea
Fbr, erkannt
habe. Herr Gorsky erklärte,
dass die von mir
aufgefundenen und in Weingeist aufbewahrten
Raupen mit
denen, die er in Russland beobachtet habe, vollkom-
men
übereinstimmten.
SITZUNG VOM 4. MAI 1848.
Herr
Bergrath Hai ding er
übergibt folgende, von Herrn
Custos
Partsch und ihm
selbst im Auftrage der
Classe entworfene
Instruc-
tion
für die, mit einer wissenschaftlichen
Reise nach Frankreich
und
England betrauten Herren, Franz Ritter von Hauer und
Dr.
Moriz
Hörnes:
Wir überreichen Ihnen
hiebei den Antrag, in
Folge dessen die
kaiserliche Akademie der Wissenschaften
beschlossen
hat. Sie
als
Reise-Instniction.
177
Vorarbeit
zu den später zu
unternehmenden
geognostischen
Lei-
stungen
nach Frankreich und England zu senden.
Die
Instruction,
welche
Ihnen von uns mitgegeben
werden
kann, ist sehr einfach; sie folgt unmittelbar
aus dem
Grundsatze
des
Unternehmens selbst,
und
lässt sich in
folgender Übersicht
der Gegenstände Ihrer
Studien begreifen:
1. Die
sämmtlichen Arbeiten,
welche in Frankreich durch
die
Herren
^lie de
Beaumont und
Dufr6noybei der
Vollendung
der geologischen Karte von Frankreich
ausgeführt wurden.
2. Die
sämmtlichen Arbeiten,
welche in England unter der Lei-
tung von Sir Henry De
la
Beche im Gange sind, um
das Land
geo-
gnostisch
zu durchforschen, und die Resultate in Karten wiederzugeben.
Beides
in wissenschaftlicher,
technischer und
administrativer
Beziehung.
3. Die Folge der
Gebirgsschichten in
England und Frankreich
besonders zur Vergleichung mit den
ähnlichen Fortsetzungen in
unseren eigenen
Gebirgen.
4. Das Anknüpfen und Fortführen
freundschaftlicher, wissen-
schaftlicher Beziehungen mit
den Forschern der zu durchreisenden
befreundeten
Länder.
Die versprechendste Einrichtung der Reise wird
etwa fol-
gende
sein:
1. Mit der
Eisenbahn über Berlin, Brüssel nach Paris;
Aufenthalt daselbst.
2. Aufenthalt m
London, Reise durch das
Land, Rückkehr
nach London.
3. Rückkehr nach Paris, Rückkehr
durch das südliche
Frank-
reich, die Schweiz und Süddeutschland nach
Wien.
Die nähere Bezeichnung des Weges
vorzüglich mit den
Geolo
gen von Paris und
London zu verabreden.
Bei den gegenwärtigen wechselnden
Verhältnissen
müssen
Ihnen etwa
nothwendig erscheinende
Abänderungen, indem Sie
stets den eigentlichen Zweck
im Auge behalten, überlassen bleiben.
Endlich wollen Sie uns fortlaufend von Ihren
Bewegungen
in
Kenntniss erhalten, so wie
einen nach Ihrer Zurückkunft zu
gebenden
Reisebericht vorbereiten.
Wien am 19. April 1848.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I.
Bd. 12
178 Haidinger und
Partsch.
Herr
Bergrath Haidinger
erstattet im Namen der in der
Sitzung vom
13. April bezüglich
der Herausgabe einer Arbeit des
Herrn Barrande ernannten
Commission
nachstehenden
Bericht:
Ich habe die Ehre der hochverehrten
mathematisch-natur-
wissenschaftlichen
Classe den Bericht der
Commission über die
Frage vorzulegen, welche durch
Herrn Joachim
Barrande's
Ansprache um
Beihilfe der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften
zur Herausgabe seiner geologisch-paläontologischen
Arbei-
ten über die silurischen Schichten von
Böhmen in der Sitzung vom
13. April
hervorgerufen worden ist, und welche darin besteht:
l. ob die
mathematisch-naturwissenschaftliche Classe
überhaupt
es ihrer
Stellung angemessen
erachte, in wissenschaftlicher
Bezie-
hung eine solche
Beihilfe
wünschenswerth zu
finden; 2. ob die
Classe für die dabei vorkommenden
Arbeiten durch ihre Fonds hin-
länglich gedeckt sei,
um die Unternehmung
derselben auch in dieser
Beziehung
rechtfertigen zu
können.
l. Wissenschaftliche Arbeiten.
Eines der Mitglieder der Commission hat bereits
bei Gelegen-
heit der Eingabe von Herrn B a r r
anders Vorschlag der
Anerkennung
gedacht, welche den Leistungen desselben in
dem in Rede stehen-
den Werke, und in den mannigfaltigen
Vorarbeiten'zu
demselben,
von den höchsten wissenschaftlichen
Autoritäten gebracht worden
ist. Die Commission
glaubt, dass es ihr nicht
mehr nothwendig
sei, in
fernere Erörterungen des wissenschaftlichen
Werthes
der
Arbeiten des Herrn Barrande einzugehen. Wichtiger ist
es, den
richtigen
Gesichtspunkt
festzustellen, aus dem die Akademie in
ihrer
eigenthümlichen
Stellung mit diesen Leistungen in Zusam-
menhang gebracht
werden kann. Der Gegenstand von
Herrn
Barrande's
Studien ist es, der diese
Verbindung vermittelt. Ein
vorher in geologischer und
paläontologischer Beziehung nur unvoll-
kommen
bekannter, noch viel weniger absichtlich
durchforschter
Theil
von Böhmen gibt der
Anstrengung eines wissenschaftlichen
Mannes, der
Verwendung bedeutender Geldmittel, einer durch den
Erfolg
immer neu angeregten Beharrlichkeit eine Masse von
Ergeb-
nissen
, die sich in die erste
Linie unter den gleichartigen Vorkom-
men anderer
Länder England, Schweden, Deutschland,
Russlafid
Reise-Instraction.
179
Amerika stellen. Es ist ein
Theil des Vaterlandes, aus
dem diese
Kenntnisse gewonnen sind. Wenn überhaupt
den Bewohnern eines
Landes von der Vorsehung das Land
selbst vollständig zu eigen
gegeben ist, so wird
ihnen aber mit dem Besitze auch die Ver-
pflichtung
übertragen, es zu kennen, zu benützen, mit einem
Worte
zu bearbeiten. Die
Untersuchung der
Schichten, die Aufsamm-
lung der
Petrefacten, die
wissenschaftliche Bearbeitung
dieses
Theiles von
Böhmen überhaupt, würde in einer späteren Zeit
jener
Unternehmung
zugefallen sein, welche mit den durch die Aka-
demie
vorbereiteten Arbeiten unmittelbar in Verbindung zu
brin-
gen wären. Hier finden wir nun die
wissenschaftliche Arbeit in
einer Weise vollendet,
dass das silurische Gebiet
des südwestli-
chen
Centraltheiles von
Böhmen als vollständig durchforscht
ange-
sehen
werden kann.
Ein wissenschaftlich gebildeter Franzose, der
Geburt nach
ein Ausländer, der Arbeit nach ein
Inländer, bis dahin in
unab-
hängiger
Stellung einer sorgenfreien Zukunft
entgegensehend,
hat
diesen Erfolg herbeigeführt. Aber die
Verhältnisse verhindern ihn,
wie er es
gewünscht und vorbereitet, auch die Herausgabe
des
Werkes zu Stande zu bringen. Er ruft die
Akademie zur Beihilfe
an. Die Akademie ist der Sorge
überhoben, die
wissenschaftliche
Arbeit
einzuleiten und durch längere Jahre mit bedeutenden
Kosten
durchzuführen,
aber sie kann noch ihre Kraft in der Aufgabe ver-
wenden,
den Erfolg, der bis jetzt nur dem Forscher als
Gewinn
seiner Arbeit vorliegt, festzuhalten und allen
künftigen Geologen
zugänglich zu machen. Aus
diesem Gesichtspunkte
betrachtet,
scheint also die von Herrn Barrande
angesprochene Hilfe
der
Akademie so sehr begründet, dass diese alle
Ursache hat,
einen
für
die Unternehmung
günstigen Entschluss
zu fassen, dessen Aus-
dehnung ganz allein durch die
Mittel bedingt wird, welche ihr zu
diesem Zwecke zu
Gebote stehen.
Es darf hier wohl besonders erwähnt werden,
dass die Her-
ausgabe des Werkes von Herrn Barrande keine
solche ist, welche
die Verbreitung von unmittelbar auf
die Bedürfnisse des Lebens
anwendbaren Resultaten
wissenschaftlicher
Forschung zum Zwecke
haben. Wenn auch eine solche
Verbreitung eine wichtige Aufgabe
für den
Einzelnen wie für die
Gesellschaft ist, so setzt
sie
viele
schon gewonnene Wahrheiten voraus, aus denen erst
geschöpft
12^
180 Haidinger und
Partsch.
werden kann. Ein solches Quellenwerk aber ist das
hier vorge-
schlagene, es gilt der Erweiterung der
Wissenschaft, welcher
insbesondere die Akademie gewidmet
ist. Erst seit der letzten
Periode, seit der
Gründung der Akademie hat unsere
grosse
Monarchie
überhaupt als Ganzes an den dahin zielenden
Arbeiten
Antheil
genommen, während andere Länder schon längst
dafür
thätig
gewesen
sind.
2. Mittel zur Herausgabe.
Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften kann
jährlich
über eine bestimmte bare Summe
verfügen, die sie zur
Förde-
rung
wissenschaftlicher
Arbeiten anwendet. Aber es ist ihr noch
eine bedeutende
Arbeitskraft durch den
Vortheil zugewiesen,
dass
die Druckarbeiten,
und bis zu einer gewissen
Ausdehnung auch
lithographische,
chalkographische und
xylographische
Arbeiten
kostenfrei durch die k. k.
Staats-Druckerei ins Werk
gesetzt
werden. Dies gilt vollständig von den
Arbeiten für die Denk-
schriften und
Sitzungsberichte; für andere Werke hängt es
von
den
Umständen ab, die
für jedes einzelne besonders in
Erwä-
gung
gezogen werden müssen. Die freundliche,
ermuthigende
Zu-
sicherung, welche der Akademie für diesen Fall
gegeben wurde,
macht es
wünschenswerth, schon
jetzt für das Werk von Herrn
Barrande die
Geneigtheit des hohen Finanz-Ministeriums
an-
zusprechen.
Wenn man die Übersicht der wahrscheinlichen
Auslagen be-
trachtet,
so kommen sämmtliche
Kosten auf die Rechnung von
Lithographie, Druck und
Papier. Je mehr also von diesen Ausla-
gen durch die k.
k. Staats-Druckerei
übernommen werden
kann,
um desto kleiner fallen die Auslagen selbst aus,
welche noch auf
die Akademie kämen. Im
günstigsten Falle
wurden sie sich auf
den
Rüekersatz der
Summe beschränken, welche Herr Barrande in
dem
Fortgänge der
bereits begonnenen
Arbeiten ausgelegt hat,
nämlich auf 1270 Gulden
Conv.
Münze.
Aber die Arbeiten sowohl, als die Auslagen
würden sich auf
längere Zeit hinaus
vertheilen. Das ganze Werk
soll aus drei Bänden
in Quart, zu etwa sechzig
Druckbogen jeder, bestehen. Die
ersten
leiden
Bände sollen jeder
sechzig bis siebzig Tafeln
Abbildungen
enthalten,
der letzte die geologische
Karte,
Durchschnitte u. s.
w.
181
Wenn auch die Zeichnungen zu den
Trilobiten und
Cephalopo-
den
m dem ersten Bande bereits über die Hälfte fertig
sind,
und also nur ein geringer
Theil davon zu vollenden
bleibt, so
wird auch dieser, nach einem
massigen Überschlage,
von
einem
Zeichner
für die Fehlenden
zehn Trilobiten-Tafeln,
und zwei Zeich-
nern für die fehlenden 21
Cephalopoden-Tafeln, noch
etwa ein
Jahr Zeit erfordern, ungefähr eben so viel
als der Druck des
ersten Bandes von sechzig Bogen, wenn
man etwas mehr als
einen Bogen auf die Woche
rechnet.
Vorausgesetzt,
dass die kaiserliche
Akademie der Wissen-
schaften alle und jede Ausgabe aus
ihrem eigenen Fonde zu
be-
streiten hätte, so wäre für diesen
ersten Band nach einem Jahre
37SO Gulden zu bezahlen, das
heisst es würde diese
Summe aus
dem Fond des Jahres 1849 zu bestreiten sein.
Die Auslagen für
den zweiten Band, nach Herrn
Barrande's Überschlag
3320 Gulden
würden dem Jahre
1880 zukommen, die
für den dritten Band
dem Jahre
18S1. Letztere lassen sich
durch die Druckkosten des
Textes, einige Tafeln
Durchschnitte und die Karten ermessen, für
welche
vorläufige Besprechungen mit dem k. k.
militärisch-geogra-
phischen Institute gepflogen
worden sind. Die
Gesammtkosten
dürf-
ten
25OO Gulden nicht
überschreiten.
Die
Totalsumme der Auslagen
nach diesen vorläufigen Schät-
zungen
würde 9S7O Gulden
betragen. Sie würden sich, im Falle
Alles bar
ausgelegt werden
müsste, auf fünf
Jahre vertheilen.
Die
mit
dieser Summe zu erreichende Leistung bestünde in
pecumärer
Beziehung
aus SOO Exemplaren eines
Werkes, deren jedes im ein-
fachen Verkaufspreise nicht
unter 80 Gulden Conv.
Münze veran-
schlagt werden dürfte, also
abgesehen von der Möglichkeit
oder
Wahrscheinlichkeit eines Verkaufes eine Summe von
24.OOO Gulden
Conv. Münze vorstellt.
Übereinstimmend mit der Gepflogenheit
der
Geschäftsordnung erhielte Herr Barrande
SO Exemplare.
Wenn
auch die Akademie Exemplare in mehreren Richtungen
zu verthei-
len hat, so
lässt sich doch mit
Grund erwarten, dass ein so wich-
tiges Werk nicht als
eine rein todte Last
übrig bleiben wird.
Viele Bibliotheken können
es nicht entbehren, durch
gegensei-
tigen
Austausch aber erhält die kaiserliche Akademie andere
werth-
volle
Gaben für die sie ebenfalls verpflichtet
ist. Gutes und
Werth-
volles
vorzubereiten.
182
Haidinger und P
artsc
h.
Reise-Instruction.
Die
Commission hat den
Umstand m Erwägung
gezogen, ob
die Auslage der
disponibeln Summe nicht in
einer Richtung
zu
bedeutend sei, und
andere wissenschaftliche Richtungen dabei
verkürzt
erscheinen. Es
lässt sich in dieser
Beziehung wohl die
Bemerkung machen,
dass durch ein Werk dieser
Art eine Anzahl
von Wissenschaften berührt werden,
die Geologie, Geographie,
der paläontologische
Theil der Zoologie, dass
aber insbesondere
das vaterländische
Verhältniss es ist,
das Vorkommen derbearbei-
teten Schichten in
unserm eigenen Lande,
welches uns dabei vor-
züglich berührt.
Übrigens wird die Akademie durch ihre
Kräfte
bereit sein, in allen Zweigen der ihr
zugewiesenen
Wissenschaften
möglichst
hilfreich einzugreifen, sie wird den
Werth der
For-
schungen, wie sie sich ihr nach und nach darbieten,
mit den ihr
zu Gebote stehenden Mitteln verbinden, um als
Massstab ihrer
Arbeit zu
gelten. Für
'die
paläontologischen Arbeiten kann aber
noch
angeführt werden, dass sie gegenwärtig überall in
einem
raschen
Fortschritte begriffen sind, ja dass wir
selbst schon
ziem-
lich spät noch die sich günstig
darbietende Gelegenheit benützen
dürften, um
auf das erste von der Akademie in dieser
Beziehung
unternommene Werk den Stempel
wissenschaftlicher
Vollendung
und
zeitgemässen
Unternehmens
aufzudrücken.
Aus den vorhergehenden Auseinandersetzungen wird
die hoch-
verehrte
Classe zwar entnehmen,
dass die Commission vollkommen
von der Wichtigkeit des
Gegenstandes selbst überzeugt, und von dem
Wunsche
beseelt ist, die vorgeschlagene Arbeit möglichst zu
fördern.
Die Möglichkeit der
Übernahme erscheint eben so deutlich aus
dem
Umstände,
dass die Unkosten sich auf
mehrere aufeinander folgende
Jahre
vertheilen, und ein
möglichst rasches Erscheinen des ersten
Bandes
wieder günstig auf Rückerstattung durch den Verkauf
ein-
wirken kann; endlich darf die Commission nicht
versäumen, darauf
hinzudeuten, dass die Akademie
bereits ein von den Ausgaben des
vorigen Jahres
erübrigtes Capital
besitzt, welches als
Sicherstellung
von
Arbeiten benützt werden könnte, die etwa noch einer
Ergänzung
bedürften, denn die Arbeit ist es ja,
welche anzuregen und zu leisten
die Akademie berufen
ist.
Aber das
günstige
Verhältniss der Arbeiten, welche
möglicher
Weise durch die k. k.
Staats-Druckerei
ausgeführt werden können,
sowie es einerseits
das Unternehmen der
gegenwärtigen Heraus-
Russegger.
Über
organische
Beste
in
Wieliczka.
183
gäbe
zu erleichtern
verspricht,
macht es andererseits der
Commission
zur
Pflicht, in dem
gegenwärtigen
Augenblicke
noch nicht den
defini-
tiven
Antrag zu stellen, das
unternehmen
auf sich zu nehmen, und
die
erforderlichen
Mittel vorläufig
für die verschiedenen
Arbeitsperioden
der
aufeinander
folgenden
Jahre auszutheilen. Noch
ist sie nämlich
nicht
im Stande, die
Ausdehnung
zu schätzen, in
welcher ihr jene
Erleich-
terung
zu Theil werden
kann.
Die Commission glaubt daher, ihrem heutigen
Antrage folgende
Gestalt geben zu
sollen:
Antrag: Die mathematisch -naturwissenschaftliche
Classe
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften wird die
geeigneten ämt-
lichen Schritte machen um auf die
Grundlage der Eingabe von
Herrn
Barrande vom 13.
April, mit Bericht von dem kaiserlichen
Akade-
miker W.
Haidinger, und des
heutigen
Commissions-Berichtes,
die
freundliche Beihilfe der k. k.
Staats-Druckerei in der
Ausführung
der
Druck- und lithographischen Arbeiten
anzusprechen. Die
Angabe
der Ausdehnung dieser Beihilfe wird die Classe in
den Stand
setzen,
über die
ihr dann selbst noch übrig bleibenden Obliegenheiten
die
geeignete
Verfügung
zu
treffen.
Die Classe erklärt, in Erwägung der
obwaltenden
Zeitverhältnisse,
die
Entscheidung über diesen Antrag vor der Hand noch
aufschieben
zu
wollen.
Herr
Bergrath Haidinger legt
der Classe eine ihm von
dem
correspondirenden
Mitgliede der Akademie,
Herrn.
Gubermalrathe
und
Salinen-Administrator
Russeggerzu
Wieliczka,
zugekommene
Mittheilung
zur Ansicht vor, über deren Inhalt er Folgendes bemerkt:
Diese Mittheilung bildet bereits eine der Angaben
zu dem später
auszuführenden Gemälde
über das Vorkommen der organischen Reste
in den
Salzen und Thonen des
Salzgebirges von Wieliczka, und
bezieht sich auf die
geographische Lage in Vergleich zur Höhe
von
Krakau und der
Ostsee, letztere aus dem aus früheren
Messungen
entnommenen Resultate an der Krakauer
Sternwarte.
Ausnehmend übersichtlich ist der eingesandte
Durchschnitt
oder
Profilriss
sämmtlicher
Schächte, Strecken und Verhaue
des
Wieliczkaer
Grubenbaues in einer Länge von 4
Fuss
und 3
Zoll,
von
Cyprian
Ciepanowski
zusammengestellt, aus
welchen noch
fol-
gende Massen entnommen
wurden:
184
Russegger. Über
organische Reste in
Wieliczka.
Die Schachtsohle von
„Danielowice" liegt
753,44 Wiener
Fuss
über dem
Niveau der Ostsee.
Der tiefste Punkt „Haus
Österreich" liegt 840
Fuss unter der
Schachtsohle von
Danielowice, und 87,8 Fuss
unter dem Niveau der
Ostsee.
Die Schachtsohle von
Bozawola liegt 781,49
Wiener Fuss über
dem Niveau der Ostsee.
Nebst dieser Übersicht wird nun bereits zum
Aufsammeln
der
orientirten
Musterstücke vorbereitet, welche an unser verehrtes
Mit-
glied, Herrn Dr.
Reuss nach
Bilin gesandt werden
sollen.
Noch
in einem heute erhaltenen Briefe an Herrn
Haidinger
erwähnt Dr. Reuss,
dass er seine bisherigen
Vorräthe an
Wielicz-
kaer
Foraminiferen
vollständig
untersucht,
und darin 180
Species
gefunden habe;
darunter fast 80 neue, dabei
wunderbar
überraschende
Formen, selbst neue Gattungen
(Allomorphina,
Fissurina)
neben
Cassidulinen,
Articulinen,
Spirolinen,
Orthocerinen
und wunder-
vollen
Büoculinen und
Triloculinen.
Bereits wurde auch eine Sammlung von Polyparien
von der
Gosau durch das
k. k. montanistische
Museum an Herrn Dr. Reuss
zur
Untersuchung
übermittelt, welche der reichen Sammlung
des
Herrn
Friedrich Simony in
Hallstatt angehören, und denen er nun
seine
Forschungen zugewendet hat.
Ferner zeigt Herr
Bergrath Haidinger eine
Anzahl von Stücken
eines neuen Vorkommens von
Kupferkies aus dem Salzberge von
Hall in Tirol
vor.
Sie waren eben erst von Herrn Schichtmeister M.
V. L i pol d
an Herrn
v. Hauer für das k. k. montanistische Museum
eingesandt
worden, mit
dem Bemerken, dass dieses Vorkommen in den
Klüften
im
Thon zugleich mit
Steinsalz und „gleichsam das eine das
andere
ersetzend"
ein grosses geologisches
Interesse darbiete, und dort
noch niemals wahrgenommen
worden sei.
Die Erscheinung hat auch in der
That viel Auffallendes.
Die
Grundmasse ist der schon ziemlich feste,
dunkelgrauc
Salzthon
des
Haselgebirges, festere Bruchstücke in einer
weichen Masse einge-
schlossen. In derselben ist
rothes Steinsalz
eingewachsen, und
zwar
in den schon öfters beschriebenen Gestalten,
ursprünglich
Würfel,
Haidinger. Kupferkiese von
Hall. 185
aber von den Seiten her
zusammengepresst, so
dass im
Querbruche
nur ein kleines Rechteck erscheint, das von
vier Strahlen umgeben
ist, die sich an die Ecken
anschliessen und die
frühere Ausdehnung
des
Krystalles
bezeichnen. Die Würfel sind auch noch in einer
Richtung
etwas zusammengedrückt, die senkrecht auf
einer ziemlich deutlich
wahrnehmbaren beginnenden
Schieferung steht, sie mögen was immer
für eine
Lage in Bezug auf ihre
Krystallaxen haben; einige
sind
daher zwischen den Flächen, andere zwischen den
Kanten zusam-
mengedrückt.
Ausserdem findet sich noch
rothgefärbtes Salz
mit
körniger
Structur in
linsenförmigen Partien, in der Richtung
jener
Schieferung, nicht als eigentliche zusammenhängende
Lagen,
doch sind sie bei einer Dicke einer Linie oft mehr
als einen
Zoll
lang.
An das Vorkommen des
rothen Salzes
schliesst nun das
der
ändern
Species an. Schon wenn man
aus den würfligen, von Salz
erfüllten
Räumen dieses Salz durch Auflösung entfernt, so
erscheint
der innere Raum ganz überdeckt mit einer
Rinde von
kleinen
weissen
Krystallen, an welchen zum
Theile die aus zwei
senkrecht
aufeinander stehenden Prismen bestehende
Combinationsform
des
Cölestins
deutlich erscheint, doch war sie für eine ganz genaue
Be-
stimmung gar zu klein. Auch die chemischen
Reactionen,
durch
Herrn v.
Morlot geprüft,
zeigten übrigens das Vorhandensem
des
schwefelsauren
Strontians. Hin und wieder
erscheint auch Anhy-
drit, besonders an einigen Stellen
in jenen linsenförmigen Partien,
und zwar in
verhältnissmässig
grösseren, vollkommen
theilbaren
Individuen.
Ferner, und dies ist das Auffallendste, erscheint
Kupfer-
kies
theils für sich
kleine, linsenförmige Partien, ähnlich
denen
des rothen Salzes und in derselben der Schieferung
entsprechenden
Lage bildend, theils innerhalb der
grösseren linsenförmigen Partien
des rothen
Salzes, und gewissermassen als Stellvertreter
eines
Theiles
derselben. Der Kupferkies ist überall
vollkommen
krystalli-
nisch,
glänzend mit
muschligem Bruche, selbst
die
Zwillingskrystalli-
sation
kann man an der in geraden Linien scharf
abgeschnittenen
Lage der deutlichen
Theilungsflächen
erkennen. In einigen der
rothen
Steinsalzkrystalle sind
kleine Krystalle von
Kupferkies einge-
wachsen. Endlich kommt auch noch an den
Stücken weisses,
faseriges
Steinsalz in dünnen, gangartigen Platten
in dem dunkelgrauen
Thon-
mergel
vor, und in grösseren weissen Partien in den
weicheren
Massen des Haselgebirges,
l§g
Haidinger.
Es
lässt sich nun aus
den Beobachtungen eine Reihe von auf-
einander folgenden
Zuständen ableiten, die in Bezug auf Art
der
Ablagerung, Temperatur und Druck
gewiss viele
Beachtung
verdienen.
1.
Thoniger Schlamm, in einer
sehr concentrirten
Salzlösung.
Würfel von
rothem Salze bilden sich
innerhalb des Schlammes.
Das Salz ist
roth,
eisenhaltig. Bei
der gewöhnlichen Tem-
peratur und Pressung
krystallisirt
weisses Salz. Man kann
daher
wohl voraussetzen,
dass während der
Bildung der Krystalle
eine
etwas höhere Temperatur stattfand, und zwar
zwischen der gewöhn-
lichen und der Siedhitze,
folgend auf eine noch höhere, welcher
die Masse
früher ausgesetzt war.
2. Bei fortdauernder Ruhe vermehrter Druck. Mit
dem zu
Thonmergel
erhärtenden Thone
werden auch die eingewachsenen
Salzwürfel
zusammengedrückt. Der Thonmergel nimmt einen
Beginn
von Schieferung an; aber während die Masse
zusammengedrückt
wird, geschieht dies nicht ganz
gleichförmig. Die Bewegung
der
Gebirgsfeuchtigkeit
auf den
Structurflächen
bringt einen Absatz von
gleichfalls rothem Salze in den
der Schieferung folgenden linsen-
.
formigen Partien
hervor.
Im Fortgange wird ein
Theil des Salzes
aufgelöst, und in der
Gebirgsfeuchtigkeit
weggeführt; dagegen krystallisirt
Cölestin
in
ganz kleinen
Individuen im Innern der
Salzkrystallräume,
und
Anhydrit ebenfalls an der Stelle des Salzes,
vorzüglich in den
Räumen der
linsenförmigen
Partien. Gegen das Ende der Periode
fallt der Absatz des
Kupferkieses, und zwar an der Stelle, die
augenscheinlich
früher von Salz erfüllt war, sowohl in
kleinen
Krystallen im
Innern der Salzwürfel, als auch in den
linsenför-
migen Bäumen,
theils gerade in dem
mittleren Theile
derselben,
theils in
von dem Salze abgesonderten Linsen und
unregelmässigen
platten
Lagen. Der
hochkrystallinische
Zustand des Kupferkieses
sowohl, als des Anhydrits
und
Cölestins beweisen
eine fortgesetzte
Periode ruhigen
Fortschrittes.
3. Die früher zusammenhängenden
Massen des
verhärtenden
Thones
werden zerbrochen und durch die weicheren Theile,
voll
kleinerer Bruchstücke, die meisten an den
Kanten abgerundet,
wieder
breccienarüg
zusammen verkittet. Es bildet sich das
Haselgebirg.
Salz setzt
sich in grösseren
und kleineren Massen ab,
aber nicht mehr
Kupferkiese von Hall.
187
rothes und
körnig
zusammengesetzt, sondern
weisses, körnig in
den
grösseren
Räumen, fasrig in den
Sprüngen und Klüften, welche die
dunkelgraue
Masse des verhärtenden
Salzthones
durchsetzen.
Die
weissen
Salzgänge treffen an manchen Orten die Linsen von
rothem
Salze und
Kupferkies ohne durch sie hindurch zu gehen; man
darf
daraus
schliessen,
dass die in einer etwas
höheren Temperatur
bereits ziemlich entwässerte
Masse in einer darauf folgenden
nied-
drigeren
Temperatur bei fortdauernder Entwässerung sich
mehr
zusammenzog, als die bereits wasserlose,
linsenförmige Partie von
Salz und
Kupferkies.
Die
Salzkrystallisation in der
Breccienbildung der
dritten
Periode ist
gewiss
anogen im Vergleich mit
den beiden ersten, die
einen
katogenen Charakter
zeigen. Aber man kann eine solche
Breccienbildung sehr
weit zurück
verfolgen, und erhält dadurch
Veranlassung, eruptive
Zustände so weit in der Geschichte der
Salzgebilde
zurück anzunehmen, dass am Ende selbst
für den
ersten
der oben angeführten
Zustände, den
salzhaltigen
Tonschlamm,
keine andere wahrscheinliche Bildung
übrig bleibt, als eine eruptive.
Mit dieser stimmt
so Vieles überein, das man an den vorliegen-
den
„und so vielen
anderen Stücken in der Natur beobachtet, und
das
auch allerdings sehr allgemein angenommen wird. Hieher
gehört
unter
anderm das so auffallende
Verhältniss der
gekrümmten
Thei-
lungsflächen
grossblätterigcr
Salzmassen, während sich in der
ganzen langen Reihe
der Bildungen eine
zusammenhängende Folge
von Handstücken
aufweisen lässt, die
von körnigem,
dunkelrothem
Salz
beginnend durch alle Zwischentöne bis in das
weisse
fasrige
Gangsalz
reichen. Eine
kürzlich an das k. k. montanistische Museum
gelangte
Sendung von Hallslatt
enthält diese
sämmtlichcn
Varie-
täten, und verdient mit Vergleichung anderer
Vorkommen ausführlich
in dieser Hinsicht noch weiter
studirt zu
werden.
So auffallend indessen auch auf den ersten Blick
das Vorkom-
men des Kupferkieses im
Salzthon mit Steinsalz
ist, so ist doch
nicht nur das Vorkommen einer
anderen
Schwefelverbindung, des
gewöhnlichen Schwefelkieses
häufig, sondern, wie
oben bemerkt
wurde, auch Kupferkies schon in Aussee mit
Anhydrit in Steinsalz
eingewachsen gefunden. Ich
erwähnte des Vorkommens
in
dem
Handbuche der bestimmenden Mineralogie S. 137. Es
sind die
Sphe-
noide
mit Axenkanten von
71° 20' und
Seitenkanten von 70°
T.
Sie
188
Kollar. Über
Coccus
Aesculi
KolL
wurden im k. k. montanistischen Museum
aufgefunden, als man
eine
grosse Stufe von
röthlichem Salz mit
eingewachsenen
Anhydritkry-
stallen in
Wasser legte, um die letzteren aus der
umgebenden
Masse
heraus zu bringen. Der Vorgang des Absatzes
beruht auf der Ver-
schiedenheit des Gehaltes an festen
Stoffen von verschiedenen
Strömen der
Gebirgsfeuchtigkeit.
Eisen- und Kupfersalze in
der
einen, etwa Chlorverbindungen derselben, in ganz
kleiner Menge
enthalten, werden allmählich zerlegt
durch andere, die etwa Schwe-
felnatrium oder andere
ähnliche Verbindungen mit sich
führen,
gelöst vielleicht in Strömen, die
zugleich Schwefelwasserstoff ent-
halten, wie dies so
häufig in den Salzrevieren sich findet.
Chlor-
verbindungen aber von Eisen und Kupfer, und
Schwefelnatrium in
den erforderlichen
Mengenverhältnissen zusammengeführt,
zerlegen
sich einfach zu Kupferkies und
Steinsalz.
Gewiss hat hier
das Steinsalz den Raum für den in
einem
späteren Abschnitte der Metamorphose
gebildeten Kupferkies so zu
sagen offen gehalten. Aber es
ist selbst noch nicht in dem Fort-
gange derselben
hinweggefuhrt worden. Hat
man erst eine so lange
Reihe von Veränderungen vor
sich, so ist die Frage nicht mehr
abzuwehren: Was
würde wohl ein späterer Zustand der
Bildung
sein? In dem nicht sehr weit entfernten Leogang
in Salzburg kam
mit dem Kupferkies,
Cölestin vor, in
Thonschiefer, mit
Kalkspath,
Quarz u. s.
w., eine Zusammensetzung,
wie man sie als Fortschritt
der Bildung erwarten
könnte, aber in einer älteren Reihe
der
Gebirgsformationen.
Herr
Custos Kollar zeigte
Zweige der Rosskastanie
(Aesculus
Hippocastanum
L<)
vor, welche mit einer
bisher unbeschriebenen
Art von Schildläusen
(Coccus
Aesculi
Koll.) mit
deren
Untersu-
chung
er noch beschäftiget ist, dicht besetzt waren. Er
theilte
das
Wesentlichste über die Naturgeschichte dieser
Thiere mit
und
machte auf ihre Bedeutung im Haushalte der Natur, so
wie auf
andere Thiere aufmerksam, welche der
übermässigen
Vermehrung
dieser, den Pflanzen schädlichen
Schmarotzer, Schranken setzen.
Nähere Details werden
später folgen.
Ünger.
Vier Abhandlungen für
die Denkschriften.
189
Herr Martin,
Custos der Bibliothek des
k. k. polytechnischen
Institutes dankt für die ihm
von der Akademie auf Antrag
der
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe zugewendete
Unter-
stützung
von Hundert Gulden zur Fortsetzung der von ihm
begon-
nenen Versuche über weitere Ausbildung der
Pholographie
auf
Papier. Die Resultate derselben wird er, sobald seine
Arbeit zu
einigem
Abschlüsse gekommen
ist, vorlegen.
SITZUNG VOM 25. MAI 1848.
Professor Dr.
Redtenbacher stellt das
Ansuchen, die Classe
möge die Arbeiten des
Professors Dr. Rochleder zu
Lemberg
über
Caffei'n, wozu das
Material ihm des hohen Preises wegen nicht
in
hinreichender Menge zu Gebote stehe, durch Bewilligung
von
Zweihundert Gulden
unterstützen.
Der Antrag wurde genehmigt und die
Ausfolgung des genannten
Betrages später von der
Gesammt-Akademie
bewilliget.
Herr Professor Dr.
ünger, wirkliches
Mitglied, übergab vier
Abhandlungen für die
Denkschriften :
I. Über Aufnahme von Farbestoffen bei
Pflanzen.
Herr Professor ünger gibt hier eine
detailirte Darstellung von
den
Versuchen, welche er mit
weissblühenden
Hyacinthen
anstellte,
denen der
rothe Saft der
Kermesbeere zur Aufsaugung
dargeboten
wurde. Es werden namentlich die Wege
genau angegeben, durch
welche bei
unversetzter Pflanze
derselbe bis in die
Perigonien
gelangte
, und dieselben nach
Massgabe der Aufsaugung immer
dunkler und dunkler
färbte. Es stellte sich
hiebet das
unzweifel-
hafte
Factum heraus,
dass der Farbestoff nicht
durch die
Gefässe,
sondern
durch die dieselben begleitenden langgestreckten
Zellen
aufgenommen
und fortgeführt
werde. Weder bei anderen Pflanzen
durch den Saft der
Kermesbeere, noch bei Hyacinthen durch
andere
indifferente vegetabilische Farbestoffe wurde eine
ähnliche Wirkung
erzielt. Die
anatomischen Ergebnisse
sind durch beigefügte Zeich-
nungen
erläutert.
II. Beiträge zur Lehre von der
Bodenstetigkeit
gewisser Pflanzen, von Prof. ünger
und Dr. F. Hr u schaue
r
190
ünger.
Vier Abhandlungen
für
die
Denkschriften.
in
Gratz. Durch chemische
Untersuchungen solcher
bodensteter
Pflanzen, welche ausnahmsweise auch auf
Gebirgsarten
vorkom-
men, die ihnen in der Regel nicht zuträglich
sind, wird hier
der Grund dieser Anomalien
aufgeklärt. Die in Bezug auf
ihre
Aschenbestandtheile
untersuchten Pflanzen
sind: l.
Orobus
vernus
auf
Kalk- und
Trachyt-Unterlage
gewachsen. 2.
Sedum
Tele-
phium
auf Kalk-, Trachyt-,
Gneiss- und
Basalt-Unterlage. 3.
EU-
phorbia
Cyparissias,
auf Kalk-, Trachyt- und
Basalt-Unterlage.
4.
Fagus
sylwtica auf
Kalk- und
Trachyt-Unterlage und
endlich
5.
Cynanchum
mncetoxicum auf
Kalk-, Trachyt- und
Grau-
wacke
-
Unterlage.
HL
Rückblick auf die verschiedenen
Entwickelungs-
normen
beblätterter Stämme; mit einer Tafel
Abbildungen.
Professor ünger
betrachtet in einem
kurzen, gedrängten Über-
blicke die
verschiedenen wesentlichen
Entwickelungsnormen
stamm-
bildender Pflanzen und zeigt, wie diese besser als
die verschie-
denen Formen, welche der Pflanzen-Embryo
annimmt, als
charakte-
risirende
Unterschiede für
grössere Abtheilungen
des Pflanzenreiches
in Anwendung gebracht werden
können. Diese Abhandlung besonders
durch
C.
Nägelfs Abhandlung
„über das
Wachsthum des
Gefäss-
Stammes"
im dritten und vierten Hefte der Zeitschrift für
wissen-
schaftliche
Botanik hervorgerufen,
sucht durch wiederholte anatomi-
sche
Untersuchungen des
Lycopodiaceen-Stammes die
Ansicht
dieses Botanikers zu entkräften, dagegen die
von dem Verfasser
schon früher
vertheidigte fester zu
begründen.
IV.
Pflanzen-Missbildungen.
Diese Abhandlung enthält
eine Sammlung mehrerer
bisher noch nicht
beobachteter Missbil-
dungen von
Blüthen, die hier in
ausführlichen Beschreibungen und
Abbildungen
versüxnlichet werden.
Diese Missbildungen sind von
Professor
Ünger beobachtet
worden an den Blüthen von
Hydro-
phyllwn
virginicum
Linn. 5 von
Potentilla
umbrosa
Steven,
an
Scabiosa
ochroleuca 3 an
Desmoditiwi
marylandicum
D C.
9
Medicago
carstiensis
Jacq. und
Trifolium
repens. Der
grösste
Theil
derselben wurde an
cultivirten Exemplaren des
botanischen
Gartens in Gratz,
ein Paar andere an
wildwachsenden Pflanzen
beobachtet. Alle rühren vom
Jahre 1847, das besonders reich
aa
Missbüdungen
war, her.
K o 11 a r. Über
Acanthoehermes
Quer
aus.
191
Herr
Custos
Kollar liest
folgenden Beitrag zur
Entwickelungs-
geschichte
eines neuen,
blattlausartigen
Insectes
(Taf.
IV):
Acanthochermes
Quercus.
In der zweiten Hälfte des Monates Mai
bemerkte ich an den
jungen Blättern der
Quercus
sessiliflora
Smith kreisrunde, glatte
Erhöhungen auf ihrer
oberen Seite, denen auf der
Unterseite
ähnliche
Vertiefungen oder Grübchen entsprachen. Taf. IV, Fig.
l.
Ich
hielt diese Erscheinung anfangs für das
Product einer
Cynips,
und glaubte es
mit einer beginnenden Blattgalle zu
thun zu
haben,
da
ich ähnliche Gallenformen an den Eichen bereits
gesehen hatte.
Als ich
indess die Grübchen
mit der Loupe näher
untersuchte, sah
ich,
dass ein grüner
Deckel sie verschliesse,
welcher durch
die
Beschaffenheit
seines Randes von allen mir bisher
bekannten
Gallen-
formen
wesentlich verschieden
war.
Unter einem
zusammengesetzten Mikroskope erschien der
Rand dieses
kreisrunden Deckels ringsherum mit
sternförmigen
sechseckigen Wärzchen besetzt,
Fig. l, a, l, b. Es kamen
an
einem Ende deutliche Fühler und zwei schwarze
Augen zum Vor-
schein, und man sah auf dem Rücken
deutliche Quereinschnitte,
welche auf einen, aus mehreren
Segmenten zusammengesetzten
Leib deuteten, Fig. 2; im
übrigen war kein Lebenszeichen wahr-
zunehmen. Erst
als ich dieses mir bisher unbekannte
Geschöpf
behutsam aus dem Grübchen löste
und auf den Rücken legte, ent-
deckte ich sechs
klammerartig gebogene
Füsse, welche das
Thier
langsam
bewegte, und mit denen es sich an dem Blatte fest
gehalten
hatte, Fig. 3. Zwischen ihrem ersten Paare war
ein deutlicher
Saugrüssel zu sehen.
Obschon ich
nun über die
Ordnung,
welcher
dieses Geschöpf angehören
müsse, im Reinen war,
so konnte ich
doch nicht ahnen, was eigentlich daraus
werden würde, ob es
einer bereits bekannten Gattung
der Rhynchota
angehöre oder
ein eigenes Genus bilde? Darüber
sollte mich die weitere Beobach-
tung
belehren.
Ich nahm mehrere, mit diesem sonderbaren
Thiere
behaftete
Blätter zur ferneren
Untersuchung nach Hause,
da ich wegen der
bedeutenden Entfernung (es war in dem
kaiserlichen Schlossgarten
von Schönbrunn
nächst Wien), die
Beobachtung im Freien
nicht
fortsetzen konnte.
192
Kollar.
Schon am zweiten Tage sah ich an mehreren meiner
Gäste
eine Veränderung eintreten; sie hatten
sich gehäutet, das Grüb-
chen, ihren bisherigen
Aufenthalt verlassen, und sind frei auf dem
Blatte
herumgekrochen. Die
kreisrunde Form des Körpers war in
eine
länglich-eiförmige übergegangen, Fig. 4, die
sternförmigen
Wärzchen blieben an der, in dem
Grübchen abgelegten,
einem
weissen Flecke
ähnlichen Haut, Fig. S, und die Seitenränder
des
metamorph o
sirten
Thieres waren mit
einfachlen weichen
Spitzen
besetzt. Die Fühlhörner erschienen
deutlich zweigliederig, und bei
genauer
Untersuchung zeigte das
kürzere und dickere
Basalglied
noch einen
weniger deutlichen Einschnitt, so
dass man das
Fühl-
horn eigentlich als
dreigliederig betrachten
muss. Die
Füsse
erschie-
nen länger, als in dem früheren
Zustande und deutlich aus
drei
Theilen
zusammengesetzt.
Ohne
eine weitere Veränderung zu erleiden, fing jedes
Indi-
viduum, ohne vorhergegangene
Begattung an, Eier zu
legen, und
zwar bis fünfzig Stück in einem
Häufchen auf die Eichenblätter.
Dabei wurde es
immer kürzer, da die hinteren
Leibes-Segmente
einschrumpften
und sich in die vorderen zurückzogen. Fig. 6.
Auch
die Farbe des Körpers erlitt eine
Veränderung, ging nämlich aus
einem blassen
Grün ins schmutzige Olivengrün über, und
wurde
endlich fast schwarz; die stachelartigen
Fortsätze an den Rändern
trockneten ein. In
diesem Zustande sah ich es nicht mehr an
den
Blättern saugen; es schrumpfte völlig
zusammen und fiel von den
Blättern
herab.
Die Eier, Fig. 6 a, waren von gewöhnlicher
Eierform, blass-
grün und glänzend. Nach acht
Tagen entwickelten sich schon
die
Jungen
daraus, die ungefähr
i/g
Linie lang, und bis auf
den Mangel
der weichen stachelförmigen
Fortsätze an den Rändern des Körpers
mit
ihren Müttern an Gestalt und Farbe ziemlich
übereinstimmten.
Fig. 7. Sie bewegten sich lebhaft
auf den frischen Eichenblättern,
welche ich ihnen
vorgelegt hatte, sogen aber nicht daran und
gingen bald
zu Grunde, so dass ich nicht ausmitteln konnte, ob
sie
vielleicht nach überstanden er Häutung die
kreisrunde, mit
stern-
förmigen
Wärzchen an den Rändern besetzte Form, in welcher
ich
das
Thier zuerst
beobachtet hatte, erhalten
würden.
Ich ging daher in den ersten Tagen des Juni
wieder
nach
Schönbrunn,
um zu sehen, was
mittlerweile im Freien an den
Über
Aeanfhoehermes
Quercus.
193
Eichen, auf welchen ich sie gesammelt hatte,
vorgegangen sei,
ob ich nicht
vielleicht auf ihrer
ursprünglichen Geburtsstätte, wo
sie im Mai zu
lausenden anzutreffen
waren, die zweite
Generation
antreffen würde.
Indess meine Bemühung
war fruchtlos, ich fand
wohl an den Blättern Spuren
ihrer ersten Existenz, aber
keine
Thiere mehr. Die
Stellen des Eichenlaubes, wo die scheibenförmi-
gen
Thierchen mit ihrem
Schnabel saugend gesessen sind, waren
braun geworden, die
Mitte solcher braunen Flecken erschien
des
Parenchyms beraubt
und durchsichtig, und hatte ein Blatt beson-
ders viele
Schmarotzer genährt, so war es braun und
zusammen-
geschrumpft, und sah wie vom Reif verbrannt
aus.
Obschon der
ganze Cyklus der
Verwandlung noch nicht be-
obachtet ist, so gehört
dieser Eichenschmarotzer, sowohl in
Rücksicht seiner
Lebensart, als auch in Betracht der bisher
aus-
gemittelten
Merkmale auf jeden Fall zu den
blattlausartigen
Rhynchoten
und ist mit der Gattung
Chermes
zunächst
ver-
wandt; durch den Mangel der Flügel aber und
durch die stachel-
förmigen Fortsätze an den
Rändern des Körpers (wenigstens
in
gewissen
Entwickelungsstufen), von
Chermes, welcher
überdies
blasenförmige
Auswüchse an den Blättern verursacht,
wesentlich
verschieden,
wesshalb ich den
vorstehenden Gattungsnamen
wählte.
Ich habe das
Thier nach seinen bisher
ermittelten Entwicke-
lungsstufen durch Herrn Mahler
Zehner, welcher die fortschrei-
tenden Verwandlungen mit
Sorgfalt' mit beobachtet
hat, genau
zeichnen lassen, und
theile hier nur so viel
mit, als zur
Erkennt-
niss
des Thieres wesentlich
nothwendig
ist.
Fig. l. Stellt ein Stück Eichenblatt von der
Unterseite
dar-
gestellt vor, mit den in den erwähnten
Grübchen sitzenden
Thieren
in
natürlicher Grosse;
unter Fig. l a, ist ein einzelnes Grübchen
bedeutend
vergrössert
vorgestellt; Fig. l b,
zeigt einen einzelnen
Stern der Seitenränder; Fig.
2, das Thier ausser dem
Grübehen,
stark vergrössert; bei Fig. 3, sieht
man das Thier nach der Häu-
tung, und zwar von der
Bauchseite, bei Fig. 4, von der Rücken-
seite; Fig.
4 a, stellt den Kopf ^mit
dem Schnabel dar; unter Fig. S
sieht man die in Folge der
Verwandlung zurückgelassene Haut in
dem
Grübchen, wo das Thier gesessen;
Fig 6 zeigt das im
Eier-
legen
begriffene, schon etwas
eingeschrumpfte Weibchen; Fig. 6 a,
die Eier; Fig. 6 b,
den ausgebildeten Embryo; Fig. 7, das eben
Sitzb.
d.
matbem.-naturw.
CL I. Bd.
13
^94
Stampfer und Burg.
Gutachten
über Moth's
aus dem Ei
ausgeschloffene
Thierchen; Fig. 7 a,
dessen Kopf;
Fig. 7
b, das
Fühlhorn.
SITZUNG VOM 8. JUNI 1848.
Die
wirkl. Mitglieder, Herren
Stampfer und Burg, erstatten
ein günstiges Gutachten
über eine von Herrn Franz M
ot h,
Professor
der Mathematik an dem
Lyceum zu
Linz eingesandte
Abhandlung
„Begründung eines
eigenthümlichenRechnungs-Mecha-
nismus
zur Bestimmung der reellen
Würz
ein der
Glei-
chungen mit numerischen
Coefficienten" und
empfehlen
dieselbe zur Aufnahme in die Denkschriften der
Classe,
welcher
Antrag genehmigt wird.
Der Herr Verfasser spricht sich in der Einleitung
zu seiner
Arbeit folgendermassen
aus:
Die Auflösung einer
grossen Anzahl Probleme
der reinen
Mathematik und der mathematischen Physik ist
in letzter Instanz
von der Bestimmung der
Werthe der Wurzeln einer
Gleichung
abhängig. Ist diese Gleichung vom
ersten Grade, so bedarf man, um
zur
Kenntniss ihrer Wurzeln zu
gelangen, nur der rationalen Opera-
tionen. Dieselben
reichen aber im
Allgemeinen nicht mehr hin,
sobald die Gleichung den
ersten Grad übersteigt. In diesem
Falle
muss zu den
Operationen des Addirens,
Subtrahirens,
Multiplicirens
und
Dividirens die Operation
der Radication
(Wurzelausziehung)
hinzutreten. Indessen sind es unter
den Gleichungen höherer Grade
nur die des zweiten,
dritten und vierten Grades, deren Wurzeln
sich mittelst
der gedachten fünf Operationen aus den
Coefficienten
der Gleichung herleiten lassen;
während die Wurzeln der Glei-
chungen höherer
Grade, sobald sie den vierten übersteigen,
im
Allgemeinen
nicht auf die Art, wie bei den Gleichungen der
genannten
Grade, durch eine geschlossene Formel, in der
die Coefficienten
der Gleichung durch die rationalen und
irrationalen Operationen
unter sich verknüpft
wären, darstellbar sind, wie dies schon
Ruffini
und
Abel
zu zeigen suchten. Aber
selbst unter der Voraussetzung
der
Möglichkeit einer
allgemeinen Auflösung
der Gleichungen eines
jeden Grades in dem
Sinne^ in welchem man
dergleichen Auflösungen
Abhandlung: die Auflösung der
Gleichungen
betreffend. 19
S
für Gleichungen bis zum vierten Grade
besitzt, wird man wohl in
den seltensten Fällen, und
etwa nur mit Ausnahme der
quadratischen,
von
einer solchen mit
Vortheü Gebrauch
machen können, um
zur
Kenntniss der
Wurzeln dieser Gleichungen zu gelangen.
Ungleich
wichtiger
für die Anwendung sind daher jene Methoden, welche
die
Werthe der Wurzeln
annäherungsweise bestimmen lehren. Soll aber
eine
solche Methode an die Stelle einer strengen Auflösung der
Glei-
chung treten können, so
muss dieselbe nicht
bloss jeden möglichen
Grad
der Genauigkeit erreichbar machen; es ist auch noch
nothwendig,
dass
man sichere Kennzeichen zur
Beurtheilung des Jedesmal
er-
reichten Grades dieser Genauigkeit besitze. Die von
Fourier
vervollkommnete
lineare
Annäherungs-Methode,
welche zuerst
von
Newton in minder
vollkommener Form angewandt worden ist, die
reellen
Wurzeln der Gleichungen mit numerischen Coefficienten
zu
erhalten, entspricht nicht nur jenen Forderungen,
sondern empfiehlt
sieh auch durch Einfachheit des zu
führenden Caiculs.
Kennt man
nämlich den
Werth einer reellen Wurzel
einer gegebenen
Gleichung
mit
numerischen Coefficienten bis zu einem
bekannten Grade
der
Genauigkeit, alsdann liefert eine zwei- oder mehrmal
wiederholte
Anwendung der Operationen, welche die
genannte Methode vor-
schreibt, immer mehr und mehr
Stellen von dem in
Decimalbruchform
ausgedrückten
Werthe der Wurzel, die dem wahren Werthe
ange-
hören,
wobei die Menge dieser Stellen mit der Anzahl dieser
Wieder-
holungen in einer geometrischen Progression
wächst und zugleich
über den
erlangten Grad der
Genauigkeit der Wurzel mit
befrie-
digender
Vollständigkeit Rechenschaft gegeben werden kann.
Nach
dem gegenwärtigen Stande der Theorie der
Gleichungen mit nume-
rischen Coefficienten zerfällt
deren Auflösung in zwei wesentlich
von einander
verschiedene Theile, deren
einer sich mit der Trennung
der Wurzeln einer Gleichung,
der andere aber mit der numerischen
Berechnung der
getrennten Wurzeln beschäftigt. Die von
Sturm,
Fourier und
Cauchy entdeckten
Lehrsätze setzen uns in den
Stand, in jedem
besondern Falle einer Gleichung mit
numerischen
Coefficienten, sofern dieselben nur reelle
Zahlen sind, folgende
Fragen entscheidend zu erledigen:
Hat eine vorgelegte Gleichung
reelle Wurzeln oder besitzt
sie keine derselben? Wenn
reelleWurzeln
vorhanden
sind, wie gross ist die
Menge derselben? Zwischen
welchen Grenzen liegen diese
reellen Wurzeln
insgesammt,
und
l3»
l 96 Stampfer und Burg.
Gutachten über Motb^s
zwischen welchen jede einzelne von ihnen? Welches
sind nämlich die
einzelnen Intervalle, die so
beschaffen sind, dass
jedes von ihnen nur
eine einzige Wurzel enthält? Da
man übrigens die Mittel kennt, die
Auflösung
einer Gleichung, wenn solche vielfache Wurzeln
besitzt,
von der Auflösung einer
ändern abhängig
zu machen, deren
sämmtliche
Wurzeln
nur einfache sind, so sieht man sich mittelst der
erwähnten
Lehrsätze in den Stand gesetzt, die
reellen Wurzeln einer Gleichung
dergestalt von einander
zu trennen, dass für jede aus ihnen
zwei
Grenzwerthe
angegeben werden können, zwischen denen nicht
mehr
Wurzeln liegen, als eben nur diese eine.
Bezüglich der
reellen
Wurzeln
einer Gleichung ist daher der erste
Theil der Aufgabe
von
der
Auflösung
der Gleichungen mit numerischen
Coefficienten
als
vollständig
gelöst zu betrachten.
Kennt man nun zwei Grenzen, zwischen welchen eine
reelle
Wurzel einer bestimmten Gleichung liegt, und ist
man versichert,
dass in diesem Intervalle keine andere
Wurzel dieser Gleichung
mehr liegt; alsdann ist es noch
erforderlich, Werthe zu
bestimmen,
denen sich die Wurzel immer mehr und mehr
nähert, um zur
Kennt-
niss
aller Ziffern zu kommen, durch welche dieselbe
ausgedrückt
wird, wenn die Anzahl dieser Ziffern
begrenzt ist, oder doch so viele
genaue Ziffern, als man
will zu finden, das
heisst, es ist
erforderlich,
den
Werth der Wurzel
annäherungsweise zu berechnen. Dieser
Zweck kann
durch verschiedene, mehr oder weniger
weitläufige
Rechnungen erfordernde
Verfahrungsarten erreicht
werden. Ein
erstes
Mittel bietet die bereits
erwähnte Newton'sche
oder
lineare
Annäherungs-Methode
dar. In seinem berühmten Werke über
die
Auflösung der numerischen Gleichungen hat
Lagrange bereits
angezeigt, dass diese Methode in der
Form, wie sie
vonNewton
gegeben
worden ist, unvollständig sei, indem sie kein
Merkmal
darbietet, woran sich die Richtigkeit der
Annäherung jedesmal
mit
Gewissheit erkennen
lasse, und hat hinzugefügt, dass es sehr
schwer,
vielleicht selbst unmöglich sei, a priori
ein Merkmal zu finden,
wor-
nach
sich beurtheilen
liesse, ob die Bedingung
der Convergenz
der
Operation erfüllt sei oder nicht. Diese wichtige
Frage ist jetzt
durch
Fourier's
Bemühungen vollständig gelöst, so dass die
lineare
Approximation immer anwendbar ist, und eine
vollständige
Kenntniss
des gesuchten
Werthes einer reellen
Wurzel erreichen hilft.
Diesem
Geometer
verdanken wir aber nicht
blöss diese wichtige
Vervoll-
Abhandlung: die Auflösung der
Gleichungen betreffend. 197
kommnung der N
ew t o
naschen Methode,
erbereicherte die
Wissen-
schaft
auch durch bedeutende Verbesserungen an dem
numerischen
Caicul,
welchen die Bestimmung der reellen Wurzel fordert.
Allein
dieser Vorzüge ungeachtet, trägt, wie
ihr Vorbild, die
Newton'sche,
auch diese
Fourier'sche in sofern
noch nicht das Gepräge der Voll-
kommenheit an sich,
indem diese, wie jene, bereits auf einen gewis-
sen Grad
genäherte Grenzwerthe
voraussetzt, um sogleich
zur An-
wendung des
approximativen Verfahrens
fortschreiten zu können.
Dies wird nämlich nur
dann der Fall sein können, wenn für die
beiden
Grenzwerthe a,
b einer Wurzel
der Gleichung, die wir mit
f
(x)
== o vorstellig
machen wollen, noch die besondere Bedingung
erfüllt
ist, dass, während
diese Gleichung zwichen
a und & nur
eine
reelle Wurzel liegen hat, die beiden Gleichungen
f (x)
==== o
und/"'
(^
=== o in eben
demselben Intervall keine Wurzeln haben.
Man
muss daher, wenn
dies noch nicht der Fall wäre, das Intervall a
..
b
so lange durch einen oder mehrere
Mittelwerthe
theilen, bis man
zu
zwei
Grenzwerthen gelangt,
für welche die erwähnten
Bedingungen
erfüllt sind. Von diesen aus beginnt
hierauf das geregelte Verfahren
der approximativen
Bestimmung, der in diesem Intervall liegenden
reellen
Wurzel. Diesem
Obelstande ist von
Cauchy durch zwei
all-
gemeine Methoden, deren eine am 22. und 29. Mai
1837, und die
andere am 4. September desselben Jahres der
Akademie der Wissen-
schaften zu Paris vorgelegt wurde,
begegnet worden, indem durch
deren Anwendung aus Je zwei,
wenn gleich noch so entfernten
Grenzwerthen a und
b einer Wurzel allezeit nähere
Werthe
der-
selben erhalten werden, während die Anwendung
des F o u r i
er'schen
Verfahrens,
wenn die oben erwähnten Bedingungen für die
beiden
Grenzwerthe a und b noch nicht
erfüllt wären, eine solche Bestim-
mung dadurch
unsicher macht, dass man sich, anstatt dem wahren
Werthe
der Wurzel näher zu kommen, zuweilen von ihr auch
wieder
entfernt. Zur Erreichung desselben Zweckes lassen
sich auch noch die
mannigfaltigen Formeln der Mathematik
gebrauchen, als die
continuir-
lichen
Brüche, die
recurrenten Reihen, die
Producte mit
unendlichen
Factorenfbigen,
insbesondere die der binomischen
Factoren von
der
Form (l
+
^) (l
+
^) (l
+
^)
.
.
., worin a,
ß, 7, ...
ein-
zifferige Zahlen bedeuten, und mehrere andere,
und sind zum Theil
in
der That dazu verwendet
worden, wie die erste von
Lagrange,
j[98
Stampfer und Burg. Gutachten etc.
die zweiten von Eul
e r. Aber alle bisher genannten Methoden
lassen,
wenngleich sie den streng wissenschaftlichen Anforderungen
ein
Genüge leisten, von der praktischen Seite
betrachtet, nochMehreres
zu wünschen
übrig, insbesondere in Hinsicht auf den Umstand,
dass
bei Anwendung einer jeden dieser Methoden,
nachdem ein
Nähe-
rungswerth
der Wurzel gefunden worden ist, jedesmal der Grad
der
Genauigkeit, mit welchem der gefundene
Werth den der
Wurzel gibt, für sich bestimmt
werden muss, welche Bestimmung
selber wieder einer
bald mehr bald weniger complicirten
Berechnung
bedarf.
Die von mir angestellten
Untersuchungen
haben die Entwicke-
lung einer Methode zur Berechnung der reellen Wurzeln
einer
Gleichung mit numerischen
Coefficienten zum Zwecke, welche von
diesen
Mängeln frei ist. Im Wesentlichen besteht diese
Verfah-
rungsart in der
Anwendung eines geregelten Verfahrens, die ein-
zelnen Ziffer, mit denen der
wahre Werth der Wurzeln geschrieben
wird,
successive und in ähnlicher Weise zu erhalten,
auf welche
man die Ziffer eines Quotienten zweier dekadischer Zahlen,
oder
die Ziffer der Quadrat- und
Cubikwurzeln aus dekadischen Zahlen
mittelst der
bekannten Rechnungsmechanisiaaen nach und nach
zum
Vorscheine bringt. Diese letzteren enthalten
mehrere überflüssige
Rechnungen. Die Anwendung unserer Methode auf
den Fall, da die
vorgelegte Gleichung eine reine Potenzgleichung ist,
d. h. die
Form
a?"
=== a hat, wobei a
eine gegebene dekadische Zahl bedeutet, wird
auch für die Ausziehung der
Wurzeln eines jeden Grades aus deka-
dischen Zahlen zu einem, von
überflüssigen Rechnungen freien
Rechnungsmechanismus führen,
der in Vergleichung mit demjenigen,
dessen man
sich bei der Ausziehung der Wurzeln aus den dekadi-
schen Zahlen zu bedienen
pflegt, das Gepräge grösserer
Vollkom-
menheit an sich trägt.
Das wirkliche Mitglied, Herr
Bergrath und Professor
Christian
Doppier
zu Schemnitz,
überreicht der Classe
für ihre Denk-
schriften eine Abhandlung
„Versuch einer auf rein mecha-
nische
Principien sich
stützenden Erklärung
der
galvano-elektrischen
und magnetischen
Polaritäts-
Er^eheinungen,"
über deren Inhalt er Nachstehendes mittheilt:
D o p p l
e
r.
Verbuch
einer
Erklärung
etc. 199
Zu den
räthselhaftesten
Erscheinungen im gesammten
Bereiche
der anorganischen Natur darf man wohl ohne
Zweifel das galvano-
elektrische und magnetische
Polaritäts-Phänomen
zählen. Wie es
aber
auffallenden
Erscheinungen, deren Endursachen für uns noch
in ein
geheimnissvolles Dunkel gehüllt sind, von jeher erging,
so
wurde auch der Begriff,
oder richtiger gesagt, der
Name der Pola-
rität sehr bald vielfach ausgebeutet,
und als ein willkommenes
Mittel betrachtet, die
Mangelhaftigkeit und
Unzulänglichkeit
man-
cher anderen vorgeblichen Erklärung,
meistentheils zwar
ganz
unabsichtlich damit zu verhüllen.
Und so ist es denn
gekommen,
dass wir
nicht etwa bloss in
Werken, welche von
Elektricität und
Mag-
netismus handeln, sondern auch in solchen, die der
Chemie, der
Optik, der Wärmelehre, der Physiologie,
der Naturphilosophie und
noch fremdartigeren Gebieten des
menschlichen Forschens
ange-
hören, den
Ausdrücken:
Polarität, polares Verhalten, polare
Gegen-
sätze u. a. m.
allerwärts
begegnen. Ein Begriff
aber, der, ohne sonder-
lichen Nutzen zu stiften, sich
den verschiedenartigsten Anforderungen
so fügsam
erweist, kann, so dünkt es mich, unmöglich zu den sehr
klar
und scharf
aufgefassten gehören.
Ein Versuch demnach, dem wahren
Polaritätsbegriff in
seiner ursprünglichen Bedeutung eine mehr
sach-
liche
Unterlage zu geben, oder
mit anderen Worten
sämmtliche
Fun-
damental-Erscheinungea
derBerührungs-Elektricität
nach rein mecha-
nischen oder richtiger nach rein
«eroslatischen und
aerodynamischen
Principien
zu erklären, — dürfte
wohl ohne Zweifel als
zeitgemäss
und
wünschenswcrth
anerkannt werden. Um mit
wenigen Worten das
Wesentlichste dieses
Erklärungsversuches
hier vor Augen zu
legen,
möge vorerst hervorgehoben werden, dass die
dem in Rede stehen-
den Erklärungsversuche zu Grunde
liegenden Prämissen folgende
sind:
1. Alle
Körper, von welcher Form und
Grosse sie auch
immer
sein
mögen, sind von
Atmosphären des elektrischen
Fluidums
umgeben. Diese
Atmosphären, die ihnen
eigenthümlich und
schon
in ihrem natürlichen oder neutralen Zustande
zukommen, sind ferner
nicht, wie gewöhnlich
angenommen wird, unbegrenzte und bis
ins
Unendliche
reichende, sondern sie haben eine bestimmte Höhe.
2. Diese Atmosphären sind jedoch
nicht bei allen
Körpern
von gleicher Höhe: vielmehr richtet
sich diese Höhe nach der
materiellen Beschaffenheit
derselben, und ist z. B.
beim Kupfer
eine
andere
als beim Zinke u. s. w,
200
Doppier. Versuch einer
Erklärung
etc.
Aus diesen beiden
Voraussetzungen, deren
vollständige Recht-
fertigung in dem der
kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften
unter
Einem zur Drucklegung unterbreiteten Aufsatze
niedergelegt
ist, lassen sich nun sofort
sämmtliche
Fundamental-Erscheinungen
der
Berührungs-EIektricität
einfach und ungezwungen,
nach'den
bekannten
aerostatischen und
aerodynamischen Principien
erklären.
Werden nämlich, um nur des aller
einfachsten Falles hier zu erwäh-
nen, zwei
materiell verschiedene Körper, die also auch
Atmo-
sphären verschiedener Spannkraft und Höhe
besitzen, in
unmittelbare
Berührung gebracht, so wird
augenblicklich der frühere
Zustand
ihres
stabilen Gleichgewichtes aufgehoben, und es tritt
unabweis-
lich
eine neue Anordnung ihrer beiderseitigen Atmosphären
ein.
Ein
Theil der Atmosphäre
des einen Körpers tritt wegen
Ungleich-
heit
des aerostatischen
Gegendruckes an den zweiten über, und
werden diese
Körper sodann isolirt
getrennt, so muss gerade
jener
Theil der
Atmosphäre bei dem einen fehlen, der an dem
ändern
übergangen
war,
d. h. der eine von diesen
Körpern muss
sich
negativ,
der andere dagegen eben so stark
positiv-elektrisch
erweisen. Die
sämmtlichen
galvano-elektrischen
Erscheinungen
stellen sich nach dieser Theorie dar als
hervorgegangen aus
dem
Conflicte der die
Körper umgebenden
elektrischen Atmosphären
ungleicher
Spannung. Da dieser
Sachverhalt von der
absoluten
Grosse
wie auch Form der Körper völlig unabhängig ist, so
gilt
das Gesagte auch mit gleicher Strenge von den
Körpermolekeln, ja
von den einzelnen
Körperatomen selber. Der bei Körpern
von
bestimmter Ausdehnung sich
»kundgebende polare
Elektricitäts-
Zustand
begründet die galvanischen, jener bei den
Körper-
molekeln
hervortretende die magnetischen, und der schon
bei
einzelnen
Atomenverbindungen
auftretende die elektrochemi-
schen Erscheinungen.
—Die schöne und ausnahmslose
Überein-
stimmung der nach verschiedenen Seiten hin
bisher ausgeführten Fol-
gerungen mit den bekannten
Erfahrungsdaten, gewährt dem Verfasser
in
erheblichem Grade die beruhigende Überzeugung,
dass, wie
man-
gelhaft auch Form und Darstellung sein mögen,
nichts desto weniger
erhebliche
Irrthümer in der in
seiner genannten Abhandlung nieder-
gelegten
neuen Theorie der
Berührungs-EIektricität sich kaum vorfin-
den
dürften. Unter
solchen Umständen
glaubt der Verfasser nur einer
Verpflichtung, wie sie die
Wissenschaft auferlegt, zu genügen, wenn
FenzL
Über
Arciocalix.
201
er diese seine Ansicht und Theorie
in ausfuhrlicherer Weise,
als
dies hier
thunlich erscheint, dem
competenten
Publicum
vorlegt,
und so vielleicht Einiges zur Aufhellung und
Ergründung
einer
Erscheinung
beiträgt, die man wohl mit Recht zu den bisher
noch
unaufgeklärten und
räthselhaften zu
zählen sich
veranlagst
findet.
Herr
Custos Dr.
Fenzi legte eine
Abhandlung über eine neue
Pflanzen-Gattung
^Arctocalyx"
aus der Ordnung der
Gesneraceen
vor,
die durch zwei im tropischen Mexiko vorkommende
Arten
repräsentirt,
in systematischer Beziehung, als ein Bindeglied
zwi-
schen den drei Haupt-Abtheilungen dieser Ordnung,
den
Cyrfan"
draceen,
Beslereen und
Eugesnereen von
Wichtigkeit ist. Eine
derselben: Arctocalyx
Endlicherianus
wurde von Karl Heller
aus den
Umgebungen
Mirador's in getrockneten
Exemplaren
ein-
gesandt
und zugleich aus einem einzigen keimfähigen Samen
in
den Gewächshäusern des hiesigen
Handelsgärtners Abel
gezogen,
wo sie noch im Laufe dieses Sommers zur
Blüthe
gelangen
dürfte. Die zweite ist die bereits von
Galeotti im Bulletin
de
VAcademie
de Bruxelles
Vol.
IX,
2,
p.
37, kurz
diagnosirte
Besleria
insignis, welche hier als Arctocalyx
insignis
auf-
geführt wird.
Der Differential-Charakter dieser Gattung und
ihrer beiden
Arten ist folgender:
Arctocalyx:
Calyx
membranaceus,
tubuloso-campanulatus
amplus,
tubo
ima
basi germine
töto
adhaerens,
libera
parte
multo
longiore
exangulatus
IS-nervis,
limbo
breve
S-dentato,
dentibus
latis
ro-
tundatis
crenulatis.
Corolla
epigyna
ampla
infundibulari-campa-
nulata,
basi aequalis,
fauce
dilatata, limbo
subbilabiato,
lobis
subaequalibus.
Antherae in
discum
cohaerentes.
Discus
epi-
gynus
annularis,
obliquus. S
tigma
infundibulare.
Capsula
mem-
branacea.
J^rutices
foliis
oppositisy
cymis
axillaribus
pauci"
floris,
petiolis
brevioribus.
Arctocalyx Endlicherianus.
Pedicelli
calyce
subbre-
viores.
Calyx dentibus margine
reflexo
crispato-crenulatis.
Corolla
202
Haidinger.
infündibulari-
campanulata,
curviuscula,
lobis
fimbriato -
dentatis.
Stamina
fauce
parum
exserta. Stylus
usque ad
apicem
hirsutus.
Arctocalyx
insignis.
Pedicelli
calycem
aequantes v.
supe-
rantes.
Calyx
dentibus
margine
erecto
minute
serrulatis.
Corolla
tubuloso-campanulata
recta, lobis
subintegris. Stamina lobis
suh-
exserta.
Stylus superne
glaber.
Herr
Bergrath Haidinger
überreichte eine für die
Denk-
schriften
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
bestimmte
Mittheilung „Über den
Dutenkalk," und
erläuterte die Haupt-
punkte derselben durch eine
Reihe von Schaustufen aus der Samm-
lung des k. k.
montanistischen Museums.
Der Dutenkalk hat
längst
die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich
gezogen. Der
Strutt-
märgel
der Schweden von
Görarpsmölla bei
Helsingborg in
Schonen
war in
Davila's
Catalog beschrieben.
Guyton
Morveau gab
die
erste Abbildung eines Nagelkalkes im Jahre 1780 im
Journal
de
Physique.
Eine ausführliche Beschreibung des
ersteren mit
Abbil-
dungen gab später Hausmann in seiner
skandinavischen Reise
und in den
Schriften der
Wetterauischen
Gesellschaft. Über
den
würtembergischcn
Nagelkalk wurden hier aus einem
Manuscripte
Schüblers
Nachrichten gegeben, die Haidinger selbst von
Herrn
Edmund
Schmid in Rottweil
mitgetheilt erhielt.
Über
den Dutenkalk der Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika
enthält
Silliman's
Journal schätzbare Nachweisungen, Beschreibungen
und
Ansichten, wie sie die Literatur enthält, sind hier
gesammelt.
Die Untersuchung der Natur wurde durch
Stücke
veranlasst,
die der k.
k. Herr Hofrath M.
Layer an das k. k.
montanistische
Museum gegeben hat. Sie waren aus dem
Banal, und im
Sommer
1846 bei Steierdorf gesammelt worden. Herr
Schichtmeister
v.
Kölösväry
in Steierdorf bei Oravitza
sandte auf Haidinge r^
s
Bitte noch mehrere Stücke von einem nahe gelegenen
Fundorte,
dem
Breunnerschacht im
Hangenden der Geriistyer
Kohle. Die
Trichter sind hier bis sechs Zoll hoch
zwischen der Spitze und
der erweiterten Basis. Die
erstere der genannten
Varietäten gab
die Entwickelung einer Theorie der
Bildung an die Hand, die
bisher
noch nicht
versucht worden
war. Die zu
oberst
liegenden
Spitzen
Über den
Dutenkalk.
203
sind nämlich nicht nur selbst fest,
körnig-krystallinisch,
sondern
stecken auch in einem festen eben so
krystallinisch-körnigen
Kalk-
stein. Tiefer herab ist die Textur lockerer, die
Basen der Kegel
sind mit Kalkpulver ausgefüllt. Aber
so wie das Pulver gegen oben
zu etwas Festigkeit gewinnt,
zeigt sich auch faserige
Structur,
die Richtung
der Fasern, die noch im
festen Kalkstein übrig bleibt,
senkrecht auf die
Auflagerungsfläche. Man darf also wohl
annehmen,
dass sich
erst Kalkpulver abgelagert,
dass dieses dann sich
faserig
angeordnet habe, endlich die
Krystallisation
eingetreten sei. Das
Aufeinanderfolgen der Zustände
ist genau entsprechend der in
einer früheren
Mittheilung über die Tropfsteine der
Galmei-
und
Frauenhöhle bei Neuberg in
Steiermark gegebenen
Deutung. Auch
dort wird Kalkmehl abgesetzt, ordnet sich
in Fasern an,
und
krystallisirt
endlich zur festen
theilbaren Masse. Ein
gleiches
Verhalten wurde bei der Bildung der Kalkrinden
auf den fossilen
Besten in Knochenhöhlen aus
Bergmilch aus der
Hermaneczer
Höhle
angeführt.
Für den geologischen Vorgang stellt
Haidinger folgendes
Schema auf:
1. Das Gestein
ist schichtenweise abgesetzt. Zwischen zwei
der Schichten
wird aus der
Gebirgsfeuchtigkeit
pulveriger, kohlen-
saurer Kalk gefällt. Die
Feuchtigkeit dringt zu gewissen Punkten
aus der unteren
Schicht heraus, woselbst später die Mittelpunkte
der
Basen der Kegel sind.
2. Aus dem Pulver bildet sich eine dünne
Lage
krystallini-
schen
Kalksteins, am dünnsten wo der
Ausfluss
ist.
3. Fortsetzung des Vorganges. Eine zweite Schicht
lässt
schon
mehr Raum für den Strom der
Gebirgsfeuchtigkeit.
4. Fortwährend gefällter kohlensaurer
Kalk wird von unten
in die hohlen Kegel
eingepresst.
5.
Das Pulver gewinnt an Festigkeit,
schliesst in
Fasern,
endlich zu
KrystaII-Ind^viduen
zusammen.
An diese übersichtliche Darstellung wurde
die Reihe der ein-
zelnen Varietäten
angeschlossen.
Dem Dutenkalk in mancher Beziehung nahe stehend
ist der
Faserkalk. Der von
Radoboj mit von der
obern Seite in die
Kalk-
schichte hineinragenden Mergelkegeln, wurde zuerst
von S lud
er
beschrieben. Diese Mergelkegel haben eine
staffelartige Oberfläche,
9()4
Haidinger;
bei einem Winkel von etwa 90°. Der Faserkalk
von der
Porta
Westphalica
wurde von Bouterwek
trefflich beschrieben. Schon
damals im Jahre 1808 deutet
er auf einen möglichen
Übergang
von
Aragon in
Kalkspath hin, der sich
späterhin durch Gustav
Roses
Arbeiten so
glänzend als in der Natur begründet herausstellte,
aber
in dem natürlichen Vorkommen eine
pseudomorphe oder
metamor-
phische Bildung beurkundet. Der
Sericolith Hausmanns,
oder
Satinspar
(Atlasspath) von
Derbyshire gehört
gleichfalls
Melier.
Es
ist reiner Aragon, mit etwas
Manganoxydulgehalt, ohne
Kalk-
spath, während in vielen anderen Faserkalken
Aragon und Kalk-
spath beide faserig mit einander
vermengt sind. Alle aber
müssen
als
wirklich gangartige Bildungen späterer Entstehung,
zwischen
Sedimentärschichten angesehen
werden.
Mit dem
Dutenkalk hat endlich ein
Thonschiefer viele
Ähn-
lichkeit, den
Nöggerath bei
Saarburg entdeckte, und ihm
den
Namen
Dutenthonschiefer
beigelegt hat. Die
Structur ist
so
gänzlich dieselbe,
dass wohl auch die Bildung
auf eine ähnliche
Weise Statt gefunden haben
muss.
• Professor Schrotter zeigt Tiegel,
Retorten und Röhren von
Porzellan
zum' chemischen Gebrauche
vor, welche auf seine Anre-
gung nunmehr in der
rühmlich bekannten Ha
rdtmut
loschen
Fabrik
zu Wien in vorzüglicher Güte hergestellt
werden, und insbesondere
in Bezug auf Dünne und
Festigkeit nichts zu wünschen übrig
lassen,
wodurch einem von arbeitenden Chemikern in Wien
längst gefühlten
Bedürfnisse
vollständig abgeholfen ist.
Ferner zeigt Professor
Schroffer
krystallisirte Massen
von
Blei, Zinn und Zink vor, welche vom Herrn
Artillerie-Lieutenant
üchazius
dargestellt worden, und sofern diese Metalle sich nur
mit
Schwierigkeit in den
krystallinischen Zustand
bringen lassen,
einer Beachtung nicht
unwerth
sind.
Hierauf richtete Herr
Bergrath Haidinger an die
Classe
folgenden
Vortrag:
„Die hochverehrten Mitglieder der
mathematisch-naturwis-
senschaftlichen
Classe werden es
erklärlich finden, wenn der erste
Sammlung
üatarwisäenschaftlicher
Abhandlungen.
203
«•
Antrag, den ich derselben
für meine eigene
Person vorlege, auch
eine
Unterstützung meiner
eigenen Arbeiten betrifft,
und zwar
der
Unternehmung, welche im
Mai 1846 vorgeschlagen, den l. Juli
desselben Jahres als
Ausgangspunkt zählt, der Herausgabe
einer
„Sammlung naturwissenschaftlicher
Abhandlungen."
Der Plan der Unternehmung ist folgender:
Freunde der Natur-
wissenschaften, ich verehre mehrere
gegenwärtig in der
Classe,
ver-
trauten mir jährlich zwanzig Gulden
C. M. an, um sie nach
meinem
eigenen
Ürtheile
möglichst gut für die Herausgabe
naturwissenschaft-
licher Abhandlungen zu verwenden. Dies
schliesst die
Verwendung
zu dem Zwecke der Gewinnung von Material zur
Herausgabe nicht
aus; ich habe
schon im ersten Jahre in
dieser Richtung gearbeitet.
Mehrere Gönner, zum
Theil in der höchsten
gesellschaftlichen Stel-
lung vertrauten mir
grössere Beträge
an. Im Ganzen sind bereits so
viele
Unterzeichnungen gewonnen,
dass sie mit jenen
Mehrbeträgen
die jährliche Summe von
ungefähr viertausend Gulden C. M.
darstellen.
Jeder
Unterzeichnete erhält
ein Exemplar dessen, was herausge-
geben wird; es konnte
weniger, als die Einzahlung an
Werth
betragen,
aber schon im ersten Jahre wurde dieser
W^erth erreicht, ein
schöner
Band
von Abhandlungen zu fünfzehn Gulden, zwei Bände
Berichte
über
Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften
zusammen
zu fünf Gulden wurden
vertheilt, dazu gegen
einhundertfünfzig
Exem-
plare an Akademien, Gesellschaften und
Redactionen
wissenschaft-
licher Zeitschriften, mit
Tauschanerbietungen, die
theils
bereits
erwiedert
wurden, theils noch ausständig sind.
In diesem zweiten Jahrgange
iS^7/^
erhält jeder
Unterzeichner
den
Werth von
einunddreissig Gulden,
nämlich einen Band von
zwanzig Gulden, die Berichte
von sechs Gulden und
darüber
noch
Czjzek's
schöne Karte der nächsten
Umgebung Wiens, fünf
Gulden
letztere für die zweihundert ersten
Unterzeichner.
Ich habe im Verlaufe der schwierigen
Unternehmung
reichlich
die Befriedigung genossen, welche
augenscheinlich wachsender
Credit
gewährt Die
Namen des Verzeichnisses geben davon
Zeugniss.
Seine
Majestät unser allergnädigster Monarch an
der Spitze
und fünf k. k. Prinzen und Erzherzoge,
derzeit nach
zuerst
unsern eigenen
hohen Curator, den
durchlauchtigsten Erzherzog
Johann, dazu die ersten
Staatsmänner,
Männer der
Wissenschaft
und Gönner derselben, Beiträge aus
London, Paris, Berlin, München,
206 Haidinger.
Antrag in Bezug
Jassy, aus
vielen Provinzen der Monarchie Österreich, Böhmen,
Bläh-
ren,
Galizien,
Ungern,
Steiermark,
Kärnten. Es ist ein
Werk im
Fortschritte begriffen.
Ich darf wohl die Gelegenheit benützen, um
insbesondere
meinen
gegenwärtig
hier versammelten Gönnern meinen innigsten Dank
dar-
zubringen, für die Förderung des neuen
Unternehmens in
pecuniärer
und in
moralischer Hinsicht, durch ihre Beiträge sowohl, als
durch
ihre verehrten Namen, welche die
Subscriptionsliste zieren;
den
hochverehrten Freunden, welche vom ersten Anfange
dabei ausharr-
ten, aber auch
denen, welche später
wieder zurückzutreten
veranlasst
waren, so
wie den neu errungenen Gönnern, deren Beitritt mich
so
sehr
ermuthigt, fest auf der
eingeschlagenen Bahn fortzuwandeln.
Aber in
diesem Augenblicke tritt
eine neue Phase der Entwicke-
lung ein. Es fragt sich, ob
die Unternehmung Alles
ihrem eigenen
Credit
verdanken, ob sie allmählich mehr Grund gewinnen soll,
oder
ob ihr durch die hohe wissenschaftliche
Patronanz der neu
gegrün-
deten kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften mit einem Male ein
Grad der Anerkennung,
der Beihilfe zuwachsen und
ertheilt
werden
soll, der sie in den Stand setzt, durch
Benützung dieses schönen
Beispieles so viele
mächtige Freunde und Gönner zu gewinnen,
wel-
chen es ein Leichtes ist, bedeutende
Arbeitskräfte zur
Verwendung
zu stellen.
Ich wünsche sehr der kaiserlichen Akademie
für einen solchen
Aufschwung dankbar sein zu
müssen; er würde das ganze Unterneh-
men, die
ganze Folge der Bände, die Arbeiten selbst, obwohl
unab-
hängig von der Akademie begonnen, ja den
anzuhoffenden
grössten
Antheil
an den zu erwerbenden
Geldmitteln selbst, als in der Wirk-
samkeit derselben
begründet erkennen lassen.
Ich bitte daher die
mathematisch-naturwissenschaftliche
Classe,
gütigst in
Berathung ziehen zu
wollen, ob es nicht angemessen wäre,
diesem
Unternehmen einen
jährlichen
Subscriptions-Betrag von
Seite
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften von
fünfhundert Gul-
den
C. M.
zuzuwenden.
Bereits erhielt ich von mehreren hohen
Gönnern und Freunden
der Naturwissenschaft
höhere ermunternde Beiträge. Unserem eige-
nen
hohen Curator selbst
verdanke ich die jährliche Summe
von
einhundert
Gulden
C.
M., einen
gleichen Betrag dem Herrn Grafen
August
Breuixner, nebst dem,
dass auch
seine beiden Söhne
dem
auf die
„Naturwissenschaftlichen
Abhandlung-en."
207
Verzeichnisse beitraten; andere Mehrbeträge
Seiner kaiserlichen
Hoheit dem
durchlauchtigsten
Erzherzog Stephan; den Herren:
GrafFerdinand
Colloredo, A. Miesbach,
Freiherrn v.
Pasqua-
lati,
Fürst A. Schwarzenberg. Aber das Beispiel der
Bewilligung
eines höheren Betrages von der
kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften würde mir
hinlängliche Empfehlung
gewähren, um viele
bedeu-
tende Beiträge zu erringen. Ist schon die
bisher erworbene Summe
von nahe viertausend Gulden
jährlich für das
Bedürfniss der
För-
derung der
Naturwissenschaften nicht
gering, so würden spätere
ganz
gewiss ansehnliche
Vermehrungen
grösstentheils dem
günstigen
Ürtheile
und der freundlichen Beihilfe der kaiserlichen Akademie
der
Wissenschaften zuzuschreiben sein und in der
Einwirkung derselben
auf die Entwickelung
naturwissenschaftlicher Bestrebungen einer schö-
nen
Stellung dieses Institutes entsprechen. Seine Majestät
unser
allergnädigster Monarch haben durch die
Gründung desselben
den Weg eröffnet. So viele
mächtige Freunde der Naturwissenschaf-
ten erwarten
vielleicht nur den Anlass,
nach dem allerhöchsten
Vor-
gange,
Beiträge dem schönen Zwecke zu widmen. Hier ist
einer
der Wege, den als einen
empfehlenswerthen zu
bezeichnen, in der
Macht der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften
steht.
Eine
Unterstützung von der
angezeigten Art erscheint daher wich-
tig, nicht nur
für einen erfreulichen Fortschritt des Unternehmens,
zu
dessen eifriger Fortführung ich gegen so viele
hohe und verehrungs-
würdige
Theilnehmer verpflichtet
bin, sondern auch für eine unmittel-
bare
Förderung der Naturwissenschaften selbst, und ich glaube
daher
eine höchst
zeitgemässe Bitte
für meine Person, in der Eigenschaft
als
kaiserlicher Akademiker zu stellen, indem ich den
folgenden
Antrag der hochverehrten mathematisch -
naturwissenschaftlichen
Classe
zur freundlichen
Gutheissung
vorlege.
Durch die
eigenthümlichen
Verhältnisse unserer gesellschaft-
lichen
Entwickelung erscheint diese Herausgabe ganz allein in
meiner
eigenen Verantwortung. Allein sie hängt, wie
es der hochverehrten
Classe bekannt ist, innig mit der in
der Bildung begriffenen Gesell-
schaft der Freunde der
Naturwissenschaften zusammen, deren D
enk-
schriften
jene Sammlung naturwissenschaftlicher
Abhandlungen
vorstellt, während die „Berichte
u. s. w." die
Verhandlungen
in ihren Versammlungen beigeben. Das
unabweisliche
Bedürfniss
hat die ersten Versammlungen
hervorgerufen, manche
werthvolle
208
G
orgey.
Über die festen
Anerkennung hat den spätem
Leistungeil nicht gefehlt.
Es
gereicht
mir
zur ungemeinen
Befriedigung, dass,
während in der Abtheilung
der Naturwissenschaften
eine Privatgesellschaft sich vorbereitet
fand,
bevor die
kaiserliche Akademie der Wissenschaften in das
Leben
getreten ist, nun für die Abtheilung der
historisch-archäologischen
Forschungen auf den
Vortrag unseres hochverehrten Mitgliedes
Herrn
Regierungsrathes
Chmel, in der Akademie
selbst die Grün-
dung eines Vereines angeregt worden
ist, welcher mannigfaltige
Kräfte in sich
vereinigend, und in Verbindung mit der Akademie
die
Wissenschaft fördernd, einen glänzenden
Beweis für ihr nützliches
Wirken geben
würde.
Als ich für den 9.
December die vorhergehende
Darstellung
niederschrieb, setzte ich die Summe auf
fünfhundert Gülden
C.
M.
Ich wünschte heute den Grundsatz der
Unterstützung von dem
eigent-
lichen Betrage zu trennen. Was die hochverehrte
Classe
nun
beschliessen
wird, soll mir
erwünscht und
angenehm sein. Je mehr
es ist, um je höher erscheint
auch der Werth, den
dieselbe auf
meine Arbeit legt, desto
nachdrücklicher ist die materielle und mora-
lische
Beihilfe. Ich bitte daher zuerst den Antrag in seiner
ursprüng-
lichen
Ausdehnung stellen zu
dürfen, um ihn der Prüfung der Classe
zu
unterwerfen.
Antrag: Die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften bewil-
ligt dem
Mitgliede derselben, W.
Haidinger,
eine Summe von fünf-
hundert
Gulden C. M.
jährlich, als Beitrag zur
Subscription für
die
Herausgabe der „Naturwissenschaftlichen
Abhandlungen,
gesammelt
und durch Subscription herausgegeben von W.
Haidinger/'
Das in diesem Antrage enthaltene Ansuchen
wurde von der
Classe und später von der
Gesammt-Akademie
genehmiget.
SITZUNG VOM 24.
JUNI 1848.
Herr Professor Dr.
Redtenbacher zu Prag,
wirkliches Mit-
glied, übersendet nachstehende in
seinem Laboratorium ausge-
führte Arbeit: Über
die festen, flüchtigen, fetten Säuren
des
Cocosnussöles von
Arthur Görgeyaus
Toporcz in
Ungern.
Fehling's
Arbeit über das
Cocosnussöl, in
welcher er die
Gegenwart der
Capron- und
Caprylsäure in selbem
nachweiset, regt
Säuren des
Cocosnussoles.
209
die Frage an, ob denn dieses Fett nicht auch die
von Lerchin
der Kuhbutter entdeckte
Caprinsäure
enthalte.
Die Beantwortung dieser Frage war der
ursprüngliche Zweck
meiner Arbeit, die übrigen
im Laufe derselben gemachten Erfah-
rungen scheinen mir
jedoch mindestens eben so interessant, als
jene,
dass wirklich auch
Caprinsäure im
Cocosnussöle
vorkomme.
Das rohe Material zu nachfolgenden Versuchen
lieferte
mir
Herr Kaufmann Müller in Prag. Es ist schwach
gelblich - weiss,
von
eigenthümlichem
Geruche — nach Fehlin g von der
Capron-
säure
herrührend — und schmalzartiger
Consistenz. Sein
Schmelz-
punkt liegt zwischen 17° und
lö°
C. — Blaues
Lakmuspapier wird
davon
geröthet. Ich schrieb
diese saure Reaction einer
Verunrei-
nigung mit irgend einem mechanisch beigemengten
durch Wasser
auswaschbaren sauren Körper zu, allein
selbst nach
oftmaligem
Digeriren
sowohl mit kaltem, als mit
heissem Wasser behielt
das
Öl seine saure Reaction.
Die Verseifung des Öles bewirkte ich leicht
durch anhal-
tendes rasches Kochen mit schwacher
Kalilauge, ohne das ver-
dampfte Wasser zu ersetzen. Man
unterhält das Sieden bis eine
Probe des vollkommen
klaren Seifenleimes sich im
heissen
Wasser
ohne Ausscheidung von
Fettkügelchen,
auflöst.
Nach dem Erkalten des Seifenleimes zerlegte ich
denselben
gleich in der Blase mit verdünnter
Schwefelsäure, setzte den Helm
auf,
lutirte und
destillirte so rasch als
möglich, indem ich das
ver-
^
dampfte Wasser von Zeit zu Zeit ersetzte.
Das Destillat ist anfangs
gleichmässig milchig
getrübt,
später
erscheint es als eine wasserklare
Flüssigkeit, welche nebenbei ein
trübes Fett
mitführt.
. Sobald diese
Änderung des Destillats eintrat, beendigte ich
die
Operation.
Ich hatte nun die fetten
Säuren des
Cocosnussoles in
zwei
Hauptgruppen
abgetheilt:
a) Das Destillat: es enthält die
Hauptmasse der Säuren von
niederem Atom.
&) Der
Rückstand: bestehend aus der Hauptmasse der
höher
zusammengesetzten
Säuren.
Man glaube aber ja nicht durch diese Operation
die Trennung
bis zu irgend einem bestimmten
Gliede der Reihe der
fetten Säuren
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
1^
210
Görgey. Über die
fetten
quantitativ bewirken zu können, sondern sei
damit zufrieden,
dass
man
—wird die obige Destillation zur rechten Zeit unterbrochen
—
im Destillat wenigstens noch keine
Palmitinsäure und im
Rück-
stande keine
Capronsäure mehr
habe.
Das saure Destillat
neutralisirte ich mit
Ätzkalilauge, ver-
dampfte das Wasser bis zur
Bildung des Seifenleimes, und salzte
mit
Kochsalzlösung aus. Durch Wiederauflösen in verdünnter
Ätz-
kalilauge und nochmaliges Aussalzen reinigte
ich die so erhaltene
Seife, und zerlegte sie dann wieder
durch Schwefelsäure, denn
ich hatte ja durch diese
Operationen nur die
Concentration der
in
der
grossen Menge des
abdestillirten Wassers
theils
aufgelösten,
theils
nur suspendirten
Säuren zur Absicht.
Die zugesetzte Schwefelsäure schied aus der
Seife ein Gemenge
von, bei gewöhnlicher Temperatur
theils flüssigen, theils schmie-
rigen, fetten
Säuren ab, während das schwefelsaure Wasser
unter
der Fettschichte auch noch eine Quantität
fetter Säuren vom
niedersten Atome aufgelöst
enthielt; denn als ich dieses Wasser,
nachdem es von der
Fettschichte getrennt worden war,
destillirte,
erhielt
ich ein wasserhelles
saures Destillat; welches mit Baryt-
wasser keinen
Niederschlag, wohl aber ein leichtlösliches
Baryt-
salz gab. — Ich hielt dieses Salz für
buttersauren Baryt. — Der
Versuch, dies
nachzuweisen^
verunglückte leider, und einzig
und allein auf den
Geruch des sauren
Destillates nach
Butter-
saure
darf ich die Behauptung nicht gründen, dass im
Cocos-
nussöle
uniäugbar auch
Buttersäure enthalten sei. Denn ich
habe
ün Laufe
meiner Versuche die Erfahrung gemacht, dass die
nach-
barlichen Glieder der fetten Reihe einander nicht
nur in den chemi-
schen, sondern auch in physikalischen
Eigenschaften viel zu nahe
stehen, um z. B. mit
Bestimmtheit von einem auffallend charakte-
ristischen
Geruche irgend einer flüchtigen fetten Säure
sprechen
zu können. Die ihrem Atome nach einander
zunächstgelegenen
fetten Säuren riechen wohl
mehr minder stark sauer, oder
nach
Schweiss, oder
stechend, oder endlich nach der Ausdünstung
eines
Bockes, aber immer einander so ähnlich, dass
es unmöglich ist,
aus einem Gemenge die Gegenwart
eines Gliedes der fetten Reihe
mit Bestimmtheit
herauszuriechen. — Ich wenigstens konnte z. B.
die
Caprinsäure weder
einerseits von der
Pichurimtalgsäure,
noch
andererseits von der
Caprylsäure durch den
Geruch allein
Säuren des
Cocosnussoles.
211
bestimmt unterscheiden, und dies sind nicht
einmal
unmittelbar
nachbarliche
Glieder, denn zwischen
ihnen liegen ja noch
die
Pelargonsäure
18 (C H)
0^ und die
Cocinsäure 22
(C H)
0^
St.
ßvre's.
Die bei gewöhnlicher Temperatur
theils flüssigen,
theils
schmie-
rigen fetten Säuren, welche ich durch
Zerlegung der bereits gerei-
nigten Seife, wie oben
gesagt, erhielt, filtrirte
ich bei gewöhn-
licher Temperatur, und forschte in
dem, auf dem Filter
gebliebenen
salbenartigen
Theile nach der
Caprinsäure. Die
Hauptmasse der-
selben
musste — war sie
wirklich im
Cocosnussöle
vorhanden — in
dieser Portion des
Säuregemenges enthalten sein, weil schon
Lere
h
sie unter dem schmierigen Gemenge der Säuren der
Butter fand.
Zur
Isolirung der einzelnen
Säuren wendete ich mehrere
Trennungsmethoden
an:
1. Erhielt ich
das Säuregemenge längere Zeit bei der
Tem-
peratur, welche dem Schmelzpunkte der
Capronsäure
entspricht,
und trennte das Flüssige von dem
Schmieriggebliebenen
durch
Abgiessen
und Filtriren.
Es bedarf wohl für
diejenigen, welche die
Gruppe der Fette
kennen, kaum der Erwähnung,
dass diese Methode zu gar
keinem
Resultate führt, weil, wie schon Gottlieb in
seiner Arbeit über
die
Ölsäure
nachgewiesen, die Schmelzpunkte der Säurengemenge
in
einem noch unerforschten Verhältnisse zu den
Schmelzpunkten
der einzelnen Säuren
stehen.
2.
Destillirte ich das
Säuregemenge
fractionirt, bei den
ver-
schiedenen den einzelnen Säuren entsprechenden
Kochpunkten,
und
zwar
im luftleeren
Räume.
So
gross die Hoffnungen
waren, welche ich in diese Methode
setzte, so klein
blieben die Erfolge.—Man erhält aus Gemengen
immer
nur wieder Gemenge. Zum Beweise dessen genügt
die einzigeAngabe,
dass
ich in dem, beim Kochpunkte der Buttersäure 8 (C H)
0^
erhaltenen
Destillate auch
Pichurimtalgsäure
24
(CH)
0^
nachwies.
3. Versuchte ich die Säuren durch
Krystallisationen aus
Alkohol
zu trennen.
Diese Methode ist leider die einzige bisher
bekannte, welche
uns zu Gebote steht, um aus einem
Gemenge der fetten Säuren die
des höchsten
Atomes
theilweise abzuscheiden.
Ich sage
„leider"
weil die
Resultate, welche sie liefert, noch lange keine
unbezwei-
14»
21^
Görgey. Über die
fetten
feibaren
sind, wie ich unten zeigen werde. Es sind ja aber
auch
die Löslichkeiten der einzelnen fetten
Säuren in Alkohol zu wenig
von einander verschieden,
um von der Anwendung dieser Methode
bei der Analyse der
salbenartigen Fette mehr als
mittelmässige
Resultate
erwarten zu können.
4. Benützte ich zur Trennung der einzelnen
Säuren
diebedeutend
grösseren
Löslichkeitsdifferenzen
ihrer Barytsalze in Wasser und
Alkohol, und verdanke ich
dieser Methode die Ergebnisse der im
Folgenden zu
beschreibenden Versuche. — Aber sie erfordert
sehr-
viel Ausdauer,
und muss, will man so viel
möglich Zeit
ersparen,
mit den
vorhergehend erwähnten drei Methoden in
gelegentliche
Verbindung gebracht
werden.
Die Darstellung der Barytsalze, durch
Sättigen der
Säuren
mit
Barytwasser ist recht gut, wenn man die Säuren
von der
Capryl-
säure
16 (C H)
0^
abwärts sucht; für die höheren Säuren aber
fand
ich diese Methode unbequem und zeitraubend und ziehe
es vor, die
Ammoniaksalze der fetten Säuren mit
Chlorbarium zu zerlegen.
Man setzt nämlich zu der warmen
Auflösung der
Ammoniak-
salze,
so lange Chlorbariumlösung, als noch ein
weisser,
käsiger
Niederschlag entsteht,
kolirt, kocht den
Niederschlag sogleich mit
viel Wasser eine halbe Stunde,
filtrirt in ein
Becherglas,
und
lässt
erkalten. Trübt sich die Flüssigkeit schon während
des
Abfliessens vom
Trichter, und bilden sich nach und nach
schnee-
weisse,
zarte, sehr voluminöse Flocken, welche
theils in der
Flüs-
sigkeit schweben, theils an den Wänden
des Glases lose haften, so
kann man daraus mit Sicherheit
auf die Gegenwart der
Pichurim-
talgsäure
in dem zu untersuchenden Gemenge von fetten
Säuren
schliessen.
Trübt sich aber die klar
filtrirte
kochendheisse
Lösung
nicht schon während des
Filtrirens, sondern erst,
nachdem sie
bereits etwas mehr abgekühlt ist, und
entsteht anstatt der
weissen
Flocken ein
Niederschlag, welcher sich als ein feines
weisses
Pulver langsam
absetzt, so ist dies ein untrüglicher Beweis
für
die Gegenwart der
Caprinsäure in dem zu
untersuchenden Gemenge
von fetten
Säuren.
Es können aber auch beide ebengenannte fette
Säuren
darin
enthalten sein, und dann erkennt man dies daran,
dass die
Lösung
während
des Abkühlens so zu
sagen, zwei Mal
krystallisirt,
d.
h. es krystallisirt zuerst
der pichurimtalgsaure
Baryt in
den
Säliren
des Cocosaussöles.
213
erwähnten zarten
voluminösen
Flocken, und die noch
heisse
Flüssig-
keit, in welcher sie schweben, erscheint
klar, bald aber trübt
sie sich wieder, denn bei
zunehmender Abkühlung vermag sie
selbst den leichter
löslichen caprinsauren Baryt nicht mehr
aufge-
löst zu erhalten, und derselbe fällt,
als der zuletzt beschriebene
feine,
weisse, pulverige
Niederschlag heraus, und senkt sich
langsam zu
Boden.
Die eben beschriebenen
Reactionen auf die
Gegenwart der
Caprin-
und Pichurimtalgsäure
habe ich sehr oft durch die quanti-
tative Analyse
controlirt, und sie
jedesmal bestätigt gefunden.
Enthält das salbenartige Gemenge auch
Caprylsäure, so
erkennt
man dies daran, — wenn man die von dem
durch Chlorbarium-
lösung in der Auflösung der
gesammten Ammoniaksalze
bewirkten
Niederschlage
abkolirte Flüssigkeit
unter raschem Kochen bedeu-
tend
concentrirt, und dann
erkalten lässt,
dass nach etwa
einge-
tretener
Krystallisation, die
Flüssigkeit nicht wasserhell,
sondern
undurchsichtig, ähnlich einer
verdünnten
Ammoniakseifenlösung,
erscheint.
Das
caprylsaure Ammoniak wird
nämlich nicht mehr so voll-
kommen durch Chlorbarium
zerlegt, wie die Ammoniaksalze der
höheren
Säuren, und das noch
unzerlegte caprylsaure
Ammoniak
gibt dann der Flüssigkeit jenes opake
Ansehen. Will man sich von
der Richtigkeit dieser Angabe
überzeugen, so setze man Schwefel-
salz oder
Weinsäure hinzu (im Überschusse), und es werden
sich
alsbald ölige Tropfen auf der Oberfläche
der Flüssigkeit abseheiden,
welche sauer
reagiren und mit Baryt ein
Salz geben, das alle
Eigenschaften des
caprylsauren Baryts hat,
und auch
gleiche
Bariumoxyd-Procente
enthält. Ein bedeutender
Theil des in
der
Gesammtmenge der
Ammoniaksalze enthaltenen
caprylsauren Ammo-
niaks wird hingegen durch Chlorbarium
dennoch zerlegt, denn
aus der Mutterlauge des
caprinsauren Baryts besonders der ersten
Auskochung
krystallisirt nach
fernerer Concentration ein
Salz
heraus,
theils
pulver-,
theils sehr zart
dentritenförmig mit
kleinen
spiessigen
Krystallen untermengt,
welches die Analyse als ein
Gemenge von
caprin- und
caprylsaurem Baryt
erkennt.
Das sind die qualitativen
Reacdonen auf die
Gegenwart der
Capryl-,
Caprin- und Pichurimtalgsäure, in einem Gemenge
von
mehreren der bisher bekannten flüchtigen fetten
Säuren,
214
Görgey. Über die
fetten
Sie sind wahr in Bezug auf die Säuren des
Cocosnussöles,
sie
können aber leicht ihren
Werth bei der
Untersuchung
anderer
salbenartiger Fette verlieren, wenn einmal die
ähnlichen
Reactio-
nen
auf die Säuren 22
(C H)
0^
(Cocinsäure von St.
^vre)
und
26 (C
H')
0^ (?)
ermittelt sein werden, weil diese Säuren
wahr-
scheinlich
ebenso in ihren chemischen
Eigenschaften den Über-
gang von den nächst
nieder stehenden zu den nächst höheren
Gliedern
der fetten Reihe bilden werden, wie dies
rücksichtlich
ihrer Atomzahlen der Fall
ist.
Ich verberge es mir auch nicht,
dass obige
Reactionen
nie
allein hinreichen werden, die Gegenwart der
Caprin- oder
Pichu-
rimtalgsäure
ohne Anwendung der quantitativen Analyse
uniäugbar
darzuthun;
aber sie werden, glaube ich, immer Demjenigen
von
einigem Nutzen
sein, der sich mit der Gruppe der fetten
Körper
vertraut machen will.
Jedenfalls wird man, diese
Reactionen genau
beachtend,
merklich an Zeit
ersparen, und schon dies
allein ist bei der Arbeit
der Fette wichtig genug. Die
chemisch- reine Darstellung
der
caprin- und
pichurimtalgsauren
Barytsalze zum Beispiele, ist wegen
ihrer geringen
Löslichkeit in Wasser sehr zeitraubend.
Man erhält durch die wiederholten
Auskochungen Eimer von
Flüssigkeiten, welche
filtrirt und wieder
eingedampft werden
müssen. Mir blieb, um doch sobald
als möglich zu einem Resul-
tate zu kommen, nichts
anderes übrig, als das
Krysiallisiren
der
Barytsalze gleichsam
fabriksmässig zu
betreiben. Ich nahm
sechs
grosse Kolben von
drei Mass Inhalt, in drei
derselben
bereitete
ich
die Lösungen, in den anderen drei wärmte ich Wasser
vor.
Sobald das Wasser in einem der drei Kolben, welche
die Baryt-
salze enthielten, eine halbe Stunde gekocht
hatte, filtrirte
ich
kochendheiss durch
Leinwand. Es ist keine Gefahr dabei, dass
von dem
unaufgelösten
Niederschlage etwas
durchginge,
weil
sich die Barytsalze in kochendem Wasser zu
grösseren und
klei-
neren Klumpen zusammenballen, deren kleinster auch
durch
die
lockerste
Leinwand nicht durchgeht. Ich filtrirte stets in die
grössten
Berzeliusgläser,
und setzte die Auskochungen jedesmal so lange in
Einem
fort, bis mein Vorrath von
zehn dreimassigen
Berzeliusgläsern
voll
war. Dann liess ich die
Lösungen erkalten, filtrirte das erste
Becherglas
für sich, und ebenso auch das letzte ab, trocknete und
Säuren des
Cocosnussoles.
218
analysirte die
beiden Niederschläge auf ihren Barytgehalt.
Enthielten
sie beide gleichviel Baryt, und zwar
entsprechend irgend einer
rationellen Formel, so
vereinigte ich die
Krystallisationen
sämmt-
licher
Lösungen und
vertheilte die
filtrirte
Flüssigkeit wieder in
die
zuvor gereinigten Bechergläser, in welchen ich
die Mutterlauge
kochend
concentrirte, bis sich an
der Oberfläche
Salzhäutchen
bildeten.
Dann liess ich erkalten,
und untersuchte wieder die
nun-
mehr
zweite Krystallisation ein
und derselben Auskochung auf
ihren Barytgehalt.
Gewöhnlich enthielt die Mutterlauge des
pichu-
rimtalgsauren
Baryts caprinsauren Baryt,
die Mütterlauge von diesem
aber noch etwas
caprylsauren Baryt
aufgelöst.
Gaben die Krystallisationen in der Analyse
Procente von
Baryt,
welche
Gemengen von zwei Salzen entsprachen, so
musste
ich
nochmals
umkryst^Uisiren, bis zur
Erreichung der gewünschten
Resultate, und endlich
noch ein drittes und viertes Mal zur
Con-
statirung
derselben.
Hatte ein Barytsalz nach zweimaligem
ümkrystallisiren
aus
Wasser
übereinstimmende
Resultate gegeben, so löste ich es in
Weingeist auf,
und untersuchte den
Barytgehalt der Krystalli-
sation aus diesem
Lösungsmittel. Erst, wenn die Resultate
der
<
Krystallisationen aus Weingeist und Wasser
übereinstimmend
waren,
nahm ich das Barytsalz als die Verbindung einer
einzigen
fetten Säure an. Bevor ich
nun
zur
speciellen Beschreibung
meiner
Versuche übergehe,
muss ich noch eines
Ümstandes
erwähnen,
der
bisher wohl noch Wenigen so oft
aufgefallen
seia
dürfte,
wie mir, während meiner
gegenwärtigen Arbeit, obwohl auch
schon
Chevreuil in seinen
bekannten
^Recherches
sur
les
carps
gras^ die ganz
gleiche Beobachtung,
wenngleich in
min-
derem Massstabe machte. Dieser
Umstand ist,
dass die
besten
Gläser vom Wasser, besonders, wenn dieses
längere Zeit darin
kochend erhalten wird, weit
bedeutender angegriffen werden, als
dies bei manchen
quantitativen Arbeiten (besonders der Mineral-
wasser),
ja sogar in Lehrbüchern,
welche die Anleitung
zu
derlei
Analysen geben, berücksichtigt zu werden
scheint
Man
urtheilte über die
Richtigkeit meiner Angaben, aus
fol-
genden
Versuchen:
a) Ein Barytsalz, welches ich durch
Concentration einer
gros-
sen
Quantität
pichurimtalgsauren Baryts,
erhielt?
undBebufe
der
216
Görgey.
Über die fetten
Atomgewichtsnahme
verbrannt hatte, gab einen
Rückstand,
welcher,
mit Salzsäure übergossen, nur wenig brauste,
sieh
kaum zur Hälfte löste, und
grösstentheils aus
Kieselsäure
bestand.
b) Ein
anderesmal erhielt ich
gleichfalls durch
Concentration.
einer
bedeutenden Quantität Mutterlauge ein Barytsalz,
wel-
ches beim Verbrennen einen wohl geschmolzenen
Rückstand
gab, der
von Säuren fast gar nicht mehr angegriffen wurde.
In
beiden erwähnten und anderen Fällen
liess sich die
Kiesel-
säure mit Leichtigkeit
nachweisen.
Ein solches mit Kieselsäure verunreinigtes
Salz muss
von
selber durch Auflösen in starkem Alkohol befreit
werden.
Man kann überhaupt die Salze auch allein
durch
Krystalli-
sation
aus Alkohol darstellen, aber die
Isolirung derselben
gelingt
doch nie so vollkommen, wie durch
Krystallisation aus
Wasser,
weil die Löslichkeiten dieser Salze in
Alkohol einander bedeutend
näher stehen, als dies
bei ihren Löslichkeiten in Wasser der Fall ist.
Den im Nachstehenden angeführten Analysen
liegen die Atom-
gewichte aus
Marchand's chemischen
Tafeln zu Grunde.
Caprinsaurer
Baryt.
Derselbe fallt wohl, wie oben erwähnt, und
wie schon Lerch
in
seiner Arbeit über die flüchtigen Säuren der Kuhbutter
angibt,
aus seiner
heissen
wässerigen
Lösung beim Erkalten
als ein feines
weisses
Pulver heraus, welches sich
langsam am
Boden des
Ge-
fässes
absetzt. Concentrirt man
aber seine wässerige Lösung durch
anhaltendes
Kochen, bis zur Bildung eines
Krystallhäutchens,
und
lässt selbe dann
erkalten, so krystallisirt
der caprinsaure
Baryt
in höchst zarten Dendriten (nicht Flocken),
welche sich theils
auf
dem Boden absetzen, theils an den Wänden des
Gefässes und
der
Oberfläche der Mutterlauge hängen
bleiben.
Abfiltrirt und
getrocknet bildet er, je nach der
Form,
welche
er durch die Krystallisation angenommen hat,
entweder ein
zartes,
leichtes,
schneeweisses Pulver, oder
eine seidenglänzende, lockere,
schwer zerreibliehe
Masse von talkartigem Anfühlen. Er ist
geruch-
und
geschmacklos, und theilt
mit den Barytsalzen aller fetten Säuren
die
Eigenschaft, im trockenen Zustande nicht benetzt zu
werden,
wohl aber von Alkohol und Äther. Seine
heisse,
concentrirte,
wein-
geistige
Losung
erstarrt beim Erkalten zu einem dichten
Hauf-
Säuren des
Cocosnussöles.
217
werk von kleinen, feinen
Krystallen. Leider konnte
ich seine
Löslichkeit in Wasser und Weingeist wegen
Mangels an Zeit
nicht
mehr
ermitteln.
Bei der
Untersuchung dieses Salzes
beschränkte ich mich
allein auf die Barytbestimmung,
indem ich es vorzog, den
Kohlen-
stoff-
und Wasserstoffgehalt der Säure durch die Analyse
des
Hydrates und des Silbersalzes zu
constatiren:
a)
O,1O3S Gr.
caprins. Baryt, gaben
0,0425
kohlens.
Baryt
•
b)
0,117S
„
„
„
„
0,048.
c)
0,1500 „
„
„
„
0,062
d)
0,1480
„
„
„
„
O,O6O6
Dies macht in
Procenten:
a
b c
d Mittel.
31,9;
31,74;
32,11; 31,79; 31,88.
Die von
Lere h aufgestellte Formel
für den caprinsauren
Baryt
(Ü2o
^19
Os
+Ba0)
verlangt 31,98%
BaO,
Die Substanz a ward aus Wasser
krystallisirt; b
und c
sind
ÜmkrystaIlisations-Producte
derselben erst aus Weingeist,
dann wieder aus Wasser, und
endlich d jene
Krystallisation,
welche
ich durch ferneres
Krystallisiren der
Mutterlauge
von
c erhielt.
Durch diese Versuche scheint mir wenigstens das
uniäug-
bar
bewiesen, dass der
caprinsaure Baryt
wenigstens kein Ge-
menge von Barytsalzen einer
höheren und einei*
niederen fetten
Säure ist.
Caprinsäure-Hydrat.
Ich erhielt es durch Zerlegung des Barytsalzes
mit Wein-
säure. Es scheidet sich während des
ZerIegungs-Processes,
wel-
chen man durch Wärme unterstützen
muss, als eine farblose
oder
wenigstens sehr schwach gelblichgefärbte,
ölige Schichte auf
der Oberfläche der
Flüssigkeit ab. Man trennt sie von der
untern
Flüssigkeit, befreit sie
durch wiederholtes Waschen
von der
anhängenden Weinsäure, und
lässt sie dann auf
dem Wasch-
wasser erkalten, um sie im erstarrten Zustande
bequemer abneh-
men zu können.
Im Ansehen unterscheidet sich das
Caprinsäure-Hydrat nicht
von den übrigen bei
gewöhnlicher Temperatur
festen
Säuren^
21§
Görgey. Über die
fetten
wohl aber im
Anfühlen, da es schon
bei 30° C. schmilzt,
folglich die
Finger bei längerer Berührung fett
macht. Im erstarrten
Zustande
hat die Caprinsäure nur einen sehr
schwachen Bocksgeruch; deut-
licher wird dieser, wenn sie
geschmolzen ist. In
kochendheissem
Wasser
löst sie sich merklich auf, scheidet sich aber beim
Erkalten
in sehr zarten starkglänzenden
Krystallflimmerchen so
vollständig
ab,
dass man die saure
Reaction des kalten
Wassers kaum mehr
mit Sicherheit nachweisen
kann.
Fehling, hat
dieselbe Eigenschaft schon an der
Capryl-
säure
bemerkt.
Im
Cocosnussöle ist die
Caprinsäure in
verhältnissmässig
so
geringer Menge enthalten, dass sie wahrlich sehr
leicht über-
sehen werden kann, wenn man sie nicht
absichtlich sucht.
Desshalb
musste
ich auch auf ihr gründliches Studium verzichten, und
mich
mit der
blossen Ermittelung ihrer
Zusammensetzung im
Hydralzu-
stande
und im Silbersalze begnügen.
O,337S
Gr. Caprinsäure-Hydrat gaben mit Kupferoxyd
im
Sauerstoffstrom verbrannt 0,86 Gr.
Kohlensäure, O.3S3 Wasser.
Dies macht
in Procenten:
At.
Berechnet.
Gefunden.
C„
— 120 — 96,77 —
69.SO
H^
— 20 — 11,63 —
11,62
Q^
_ 32 —
18,60 —______
172 —1OO
—
Caprinsaures
Silberoxyd.
Durch Zusammenbringen von neutralen Lösungen
caprin-
sauren
Ammoniaks und salpetersauren Silberoxyds erhält man
einen
weissen,
käsigen Niederschlag,
welcher das Silbersalz der Caprin-
säure ist,
ähnlich in seinen Eigenschaften den Silbersalzen
der
übrigen festen fetten Säuren. Es löst
sich nicht unbedeutend in
kochendheissem Wasser, ziemlich
leicht in Weingeist, und schei-
det sich beim Erkalten
aus ersterem als milchiger
nach längerer
Zeit wieder zu käsigen Flocken
sich vereinigender Niederschlag,
aus letzterem in feinen
kurzen Krystallnadeln ab.
Die weingeistige
Lösung erhielt ich aber nicht
farblos, sondern schmutzig braun,
und ähnlich waren
auch die Krystalle
gefärbt, während die wässe-
rige
Lösung
farblo»
bleibt, und beim
Erkalten
auch
ein
scbnee-
weisses
Product
liefert
Säuren des
Cocosnussöles.
<
219
Wenn ich, trotz der Angabe dieser Eigenschaften
des
caprin-
sauren
Silberoxydes noch von einer Ähnlichkeit desselben mit
den
Silbersalzen der übrigen festen oder schmierigen
fetten
Säuren
spreche,
so geschieht dies in der Überzeugung,
dass alle
nachbar-
lichen Glieder der fetten Reihe
in allen bekannten
Eigenschaften
einander zu sehr ähneln, um an der
Ähnlichkeit ihrer
Silbersalze
zweifeln
zu können. Schwerlich dürfte sonach die Löslichkeit
ihres
Silbersalzes in Wasser ein charakteristisches
Erkennungszeichen
für
die Caprinsäure bleiben.
Das frisch gefällte Silbersalz der
Caprinsäure, gleich nach
dem Absetzen auf einem
Filter gesammelt, mit
heissem
Wasser
ausgewaschen und getrocknet, gibt zerrieben ein
weisses,
am
Lichte nach einiger Zeit
rothlich werdendes Pulver,
welches in der
Analyse folgende Resultate
lieferte.
0,489 Gr.
caprinsaures Silberoxyd
gaben mit Kupferoxyd
in Sauerstoff
verbrannt 0.7697 Gr.
Kohlensäure und
0.2988 Gr.
Wasser.
O.3O4S
Gr. caprinsaures Silberoxyd gaben 0,1173 Gr. Silber.
Dies
macht in Procenten:
At.
Berechnet.
Gefunden.
C„
— 120 — 43,01 —
42,93
JJ^
_ 19
_ 6,81 —
6,T9
03
— 24 — 8,60
—
AgO.
— 116 —
41.S8 —
41,38
Diese wenigen analytischen Resultate
mögen genügen, die
Richtigkeit
nachstehender Formeln zu
bestätigen:
Caprinsäure-Hydrat.......Cso
ff 29
On
Caprinsaurer
Baryt...... .€30
H^
Os
4'
BaO.
Caprinsaures Silber
oxyd...
.C^o
H19
0^
+AgO.
Pichurimtalgsaurer
Baryt.
Die Darstellung desselben ist bereits aus
Vorhergehendem
bekannt.
Er
krystallisirt, wie
erwähnt, aus der wässerigen
kochend-
heissen
Lösung beim Erkalten
in spärlichen sehr
voluminösen
schneeweissen
Flocken. Die concentrirte
heisse, alkoholische
Lö-
sung füllt sich beim Erkalten durchaus mit
einem dichten Haufwerk
von
äusserst zarten,
flimmrigen Krystallen an.
Bei 100° C.
getrocknet,
ist der
pichurimtalgsaure Baryt
vom caprinsauren, dem
Ansehen,
220
^ G
örgey. Über die
fetten
Anfühlen, Geruch und Geschmack nach, oft
beinahe nicht zu
unter-
scheiden,
und wird auch, wie jener vom Wasser nicht, wohl aber
von
Alkohol und Äther benetzt.
Ein
Theil dieses Salzes
löst sich in 10864
Theilen
Wasser
von
17,S° C. und 1982
Theilen kochendheissem
Wasser;
ferner
in
1468 Theilen
gewöhnlichem Brennspiritus von 1S,S° C. und
m
211
Theilen kochendheissem; oder:
1OOOO
ThI. Wasser von
17,S°
C. lösen 0,92
Thi.
pichurimtigs.
Baryt.
„
kochendheiss
„ 8,04
»
„
„gew.WeingeistlS.SoC.
„ 6,81
„
„
„
„
„
„
kochendh.
„ 47,38
„
„
Durch einfaches Verbrennen im Platintiegel bei
Zutritt der
Luft erhielt ich
von:
a) 0,117 Gr.
pichurimtalgs. Baryt
— 0,043 Gr. kohlens.
Baryt.
y 0,192
„
„
„ —O,O7O
„
c)
0,1132
„
„
„ -
O.O41S
„
Bei der Verbrennung mit chromsaurem Bleioxyd
gaben:
d)
0,2^9 Gr.
pichurimtigs. B. O,SO2 Gr.
kohlens. u. 0,201 Gr. Wass.
e)
0,304 „
„
„ 0,612
„
„
„ 0,239
„
„
f) 0,259
„
„
„
0,513
„
„
„ 0,212
„
„
Dies gibt in
Procenten, und vergleicht
sich mit den aus der
Formel
C^
H^
Os
+
BaO
berechneten, wie folgt:
At.
berechnet,
ß-6-c- d -
e - f
-Mittel.
C^ -
144-S3.8O
„
„
„
S2,86-S4,9O-S4,O2-S3,93
H^
- 23 - 8,S9
„
„
„ 8,62- 8,73
- 8,67
03-24- 8,97
„„„„„„„
J5aO-76,64-28,64-28,SS-28,33-28,48
„
„
„
28,43.
PichurimtaIgsäure-Hydrat.
Auch dieses stellte ich aus dem Barytsalze durch
Zerlegung
desselben mit Weinsäure dar, und fand
daran alle Eigenschaften,
welche S t h am er angibt,
wieder, nur einer einzigen
Verschiedenheit
nrnss
ich erwähnen. Diese von mir aus
Coüosnussöl
dargestellte
Säure
krystallisirt nicht nur
aus verdünntem, sondern
auch
aus
starkem
Alkohol. Löst man sie in gewöhnlichem Brennspiritus
auf,
lässt diese
Lösung so lange bei gewöhnlicher
Zimmertemperatur
stehen, bis in Folge freiwilliger
Verdampfung sich am Rande eine
feste Kruste bildet, und
erkältet dann längere Zeit bis auf 0, so
Säuren
des
Cocosnussoles. 221
erhält man
haselnussgrosse Drusen von
kleinen
spiessigen
Krystallen.
Unterlässt
man aber die Anwendung der
erwähnten Temperatur-
erniedrigung, in der Absicht
dieKrystallisation
bloss durch
freiwilliges
Verdampfen einzuleiten, so verfehlt man
seinen Zweck; die feste
Säure setzt sich
während des
Verdampfens am Rande ab,
an den
Wänden des
Gefässes
hinaufkriechend, und der
Alkohol verdampft,
ohne
dass eine
regelmässige
Krystallisation
einträte.
Die
Pichurimtalgsaure ist wohl
der Hauptbestandtheil des
von
mir untersuchten
Cocosnussoles. Ich habe,
während ich
caprinsauren
Baryt
suchte, Massen von reinem
piehurimtalgsauren Baryt
als
Neben-
product
erhalten, und dies setzte mich in den Stand, die
Eigen-
schaften der
Pichurimtalgsaure genauer
zu
studieren.
Das
specifische Gewicht der
festen Säure ist 0,883 bei 20°
C.
Den
Schmelzpunkt fand ich
constant zwischen 42 u.
43° C.
Bei der Verbrennung mit Kupferoxyd im
Sauerstoffstrome
erhielt ich folgende
Resultate:
a)
O,417ö
Gr.
Pichurimtalgsaure-Hydrat
gaben 1,093 Kohlens.
und 0,448 Wasser.
h) 0,288 Gr.
Pichurimtalgsaure-Hydrat
gaben 0,764 Kohlens.
und
O,31OS. In
Procenten:
At. berechnet
a b
Mittel.
C^
— 144 — 72,00 — 71,40 —
72,35 —
71,88
H^—
24—12,00—11,92—11,98—11,9^
0,
—
32—16,00—
„
2OO —
100
Pichurimtalgsaures
Äthyloxyd.
Ich erhielt es auf die gewöhnliche Weise
durch Einleiten
trocknen, chlorwasserstoffsauren Gases in
eine alkoholische Lösung
der Saure.
Der Äther schied sich
schon während der
Operation
theilweise
auf der
Oberfläche ab,
vollständiger aber
nach reichlichem Wasser-
zusatz. Man trennt ihn von der
Flüssigkeit, auf welcher er schwimmt,
wäscht
ihn mit kohlensaurer Natronlösung, dann mit reinem
Wasser,
und trocknet ihn über geschmolzenen
ChlorcaIcium-Stückchen.
Der
Pichurimäther bildet
im reinen Zustande ein farbloses,
wasserhelles, bei
gewöhnlicher Temperatur dickflüssiges Öl, von
222
GOrgey. Über die
fetten
schwachem, angenehm obstartigem Geruche,
süsslich fadem
Ge-
schmacke, und einem
specifischen Gewichte von 0,86 bei 20°
C. Bis
auf 10° C.
unter O abgekühlt, gesteht er zu einem festen
weissea
Körper, fängt bei 264° C.
an zu sieden, und destillirt farblos
über,
während der Siedepunkt nach und nach etwas steigt, und der
Inhalt
der Retorte sich etwas bräunt.
Auffallend ist das Zusammentreffen
dieses gefundenen
Siede-
punktes mit dem
nach Kopp^s Gesetz für die Formel des
Pichurim-
talgsäure-Äthers
berechneten — den gefundenen Siedepunkt
de§
Essigäthers
===74° als Grundlage angenommen.
Essigäther ==
Cg
HQ
0^ Siedepunkt
=== 74 o C.
Pichurimäther
==
C^H^O^
=== Cg HQ
0^ +
10 (Cs JTa),
folglich
sein Siedepunkt ==74+10 X 19
== 264° C.
0,3 ri8 Gr.
Pichurimtalgsäure-Äther gaben mit
Kupferoxyd und
Sauerstoff verbrannt 0,8393 Gr.
Kohlensäure und 0,3484 Wasser.
Hieraus folgt seine procentische
Zusammensetzung:
At. Berechnet.
Gefunden,
Gas
— 168 — 73,68 —
73,41
H^ — 28 — 12,28
— 12,42
0^
_ 32 — 14,04 —
^
228 — 1OO
Das specißsche Gewicht
seines Dampfes berechnete ich aus
folgenden Daten:
Ballon mit Luft
. .
. === 22,2164
„ Dampf
.
. ===
22,7288
Temperatur der Wage
==== 20° C.
des Bades === 290°
C.
Barometerstand ...===
'748,98 Mm.
Inhalt des
Baiions .
.
=== 123 C.
C.
Luftrückstand ....
^
Der Rückstand im Ballen
war etwas gebräunt. Sonach die
specifische
Dampfdichte 8,4
C 28 Vol. ==
23,2960
ffS6
„
=== 3,8808
0 4 „
== 4,4372 Berechnet
Gefunden.
31,614 : 4
=== 7,9
8,4
Säuren des
Cocosnussöles.
223
Einige Worte über die
Cocinsäure.
Hatte die Arbeit Fehlin
g's mein Interesse
für das Studium
des
Cocosnussöles
angeregt, so musste dies
ebenso durch St.
Avre's
neuere
Abhandlung über die
Cocinsäure
geschehen.
Ich war mit meinen Analysen der
Pichurimtalgsäure und
ihrer
Verbindungen, welche denen der
Caprinsäure
vorangingen, bereite
fertig, als mir St.
Evre's Arbeit zu
Händen
kam.
(Siehe
Annales de
Chimie et de
Physigue,
3^
sene,
Mai
1847,
tome
XX). Die von diesem Chemiker gefundenen
Resultate
stellten
offenbar die
meinen in
Zweifel.
Ich nahm also den Rückstand an festen
Säuren, welcher von
der Destillation mit Wasser in
der Blase übrig blieb, und wendete
die Eingangs
(Nr. 3) erwähnte Methode der
Krystallisation
aus
Weingeist an, um eine Säure von
^
constantem
Schmelzpunkte
darzustellen.
Das Resultat war eine feste Säure, welche
bei 86°
C.
schmolz.
Die Cocinsäure von Bromeis und St.
6vre schmilzt bei 3S°
C.
O,263S Gr. dieser Säuren gaben, mit Kupferoxyd
und Sauerstoff
verbrannt:
O.717S
Gr. Kohlensäure und O,294S Gr.
Wasser.
Dies macht in
Procenten
74,3^ C. und 12,43 H. und
entspricht
der Formel
Cso
H^o
C^, welche 74,38%
^und 12,4% H
fordert.
Das Silbersalz dieser Säure aber lieferte
nur 31,76% Silber-
oxyd entsprechend der Formel
€33
H^
Os
-\-AgO,
welche
31,9S
%
Silberoxyd fordert, während der aus der Analyse
des Säurehydrates
abgeleiteten Formel des
Silbersalzes ===
€30
H^
0§
+
AgO»
33,24%
Silberoxyd entsprechen.
Berücksichtigt man nun,
dass ich das dargestellte
Silbersalz
auf dem Filter sehr lange mit
kochendheissem Wasser
auswusch;
zieht man ferner in
Erwägung, dass, wie
ich bereits bei dem
caprin-
sauren
Silberoxyd bemerkte, die Silbersalze auch der festen
Säuren
nur schwer, und je nach dem höheren
Säure-Atom immer schwerer,
keineswegs aber ganz
unlöslich in Wasser sind,
lässt man
endlich
dem Umstande seine billige Geltung, dass ich zur
Darstellung des
Silbersalzes eine schwach weingeistige
Lösung des Ammoniaksalzes
der obigen Säure
verwendete, nach überschüssigem Zusatze
von
salpetersaurer Silberlösung aber das
Ganze^ erhitzte, und noch
heiss
filtrirte,
so wird sich der Mangel an Übereinstimmung zwischen
den
zwei eben
angeführten
analytischen Resultaten leicht erklären.
9^4
Görgey. Über die
fetten
Die
Säure, welche ich
durch Krystallisation aus
Alkohol
von
constantem
Schmelzpunkte ==
S6°C. erhielt, war
ein Gemenge
von
Myristin-
und
Palmitinsäure (28
CH,
0^
und 32
CH,
O^). Das
Mittel
gibt die Formel, welche aus der Analyse des
Hydrates hervorging.
Bei Darstellung des Silbersalzes
mochte durch das
anhaltende
Auswaschen das
myristinsaure Salz
entfernt worden sein, und der
Rückstand,
grösstentheils nur
palmitinsaures gab
natürlich ein
Re-
sultat, welches der
Formel €33
H^
0^-^ÄgO
entspricht. Doch
verstellt es sich von selbst,
dass diese Ansicht noch
mehrerer
über-
einstimmender
Analysen zu ihrer Feststellung bedarf, wozu ich
gegen-
wärtig weder Zeit noch Material
besitze.
Bei der Darstellung der obigen Säure vom
Schmelzpunkte
S6°C.
durch
Krystallisation aus Weingeist, machte ich folgende
Erfah-
rungen: Wenn man die
concentrirte weingeistige
Lösung eines
Säuregemenges immer
vollständig
auskrystallisiren
lässt, so
erhält
man
leicht Producte, welche
nach zwei- auch dreimaligem
ümkry-
stalliren
nahezu dieselben
Schmelzpunkte zeigen. Bereitet man aber
eine ziemlich
verdünnte weingeistige Lösung des
Säuregemenges,
erkältet
dann so tief und anhaltend, dass die
Krystallbildung
dennoch
vor sich
geht, und untersucht die
zuerst anschiessenden
Krystalle^
nach
vorhergegangener vollständiger Entfernung des
Weingeistes
auf
ihren Schmelzpunkt, so wird man über die plötzlich so
bedeu-
tende Erhöhung desselben erstaunen. Allein
auf diese Art schrumpfen
die Präparate zu einem
Minimum zusammen, welcher
Umstand
die
Endanwendung dieser
eben erwähnten Methode nahezu unmöglich
macht.
Der obige Schmelzpunkt blieb zwar nach den zwei
letzten
ümkrystallisationen
constant, allein bei der
letzten musste ich
bereits
ganz auskrystallisiren lassen, um nur Material
genug zu den ange-
führten
zweiAnalysen zuhaben.
—Ich bin also keineswegs überzeugt,
dass ich,
wären mir von der Säure
=== 56°
C. Schmelzpunkt
bedeu-
tendere
Mengen zu Gebote
gestanden, ihren Schmelzpunkt durch
obige
ümktystallisations
- Methode nicht noch höher hätte bringen können.
Wie aber, wenn ich diesen entscheidenden Versuch
als Prüf-
stein auf meine als rein angesehene
Pichurimtalgsäure des
Cocos-
nussöles
anlegte? — Ich that
es. —
Eine bedeutende Quantität Säure der
Rest derjenigen, welche
der Gegenstand meiner Analysen
war, löste ich in sehr viel Wein-
geist,
erkältete die Lösung anhaltend mehrere Grade unter 0,
bis
Säuren des
Cocosnussöles.
228
die
KrystaIIisation eintrat.
Die ersten Krystalldrusen
prüfte ich auf
ihren Schmelzpunkt. Er blieb der oben
angegebene zwischen 42
und 43°
C. Dann
concentrirte ich die
Flüssigkeit auf ein so
geringes
Volumen,
dass sie beim Erkalten
fast fest wurde, und liess
die
wenigen Tropfen noch übriger Mutterlauge
abträufeln. Die
in
diesen wenigen
Tropfen noch aufgelöste Säure
musste,
wenn
meine
Pichurimtalgsäure
ein Gemenge war, doch wenigstens einen etwas
niederen
Schmelzpunkt haben. Allein er blieb
constant, und
somit
kann ich mit um so ruhigerer
Gewissheit behaupten, dass
das
Vorkommen der Pichurimtalgsäure in dem
Cocosnussöle,
welches
ich untersuchte, eine Wahrheit ist. St.
Evre ging vom
Schmelz-
punkte der
Cocinsäure des
Chemikers Bromeis aus, und hat die
Formel, vom Letzteren
Cyi
Hyi
0^
aufgestellt, umgestossen.
Die Formel St.
ßvre's für die
Cocinsäure, mit dem
Schmelz-
punkte
== 35°
C., ist,
==
Cas
H^
04,
läge .also zwischen
der
Caprin- und
Pichurimtalgsäure.
Als ich meine Arbeit begann, kannte ich noch
keine der fetten
Säuren, aber ich wünschte vor
Allem die bisher so seltene
Caprinsäure
kennen
zu lernen, und sehnlicher
noch, — wie dies bei einem Anfän-
ger leicht
begreiflich ist, — wünschteich eine Säure zu
entdecken.
Die Säure
C^
ffzz
0^
war damals noch nicht gekannt.
St.
Evre's Arbeit erschien bei
uns, wie ich bereits erwähnt habe,
erst, nachdem
mich meine Versuche überzeugt hatten, dass
die
Säure
C^
flsa
0^
in dem Cocosnussöle, wenigstens welches
ich
untersuchte, nicht enthalten sei.
Wohl erhielt ich
Krystallisationen von
Barytsalzen, deren
Barytgehalt nur mehr um 0,7
Procente von dem für
das Barytsalz
der Säure
Cgs
H^
Oi,
entfallenden abwich, und mit gespannter
Erwartung begann
ich von Neuem die langweilige ermüdende Arbeit
des
ümkrystallisirens.
Aber die Resultate belehrten mich, dass
diese
Krystallisationen in der
That nur Gemenge von
caprinsaurem
und
pithurimtalgsaurem
Baryt waren. St. Evre hat bei der Aufstellung
seiner
Cocinsäure C^a
Äaa
O*
offenbar also
versäumt, das Barytsalz
zu untersuchen, welches ihm
allein beweisen konnte, dass seine
Säure ein Gemenge
von Caprin- und Pichurimtalgsäure sei, oder
dass das
Cocosnussöl im Handel
verschieden zusammengesetzt sei.
Die Analyse des
Äthers oder Silbersalzes beweist Nichts oder
wenig,
da Gemenge fetter Säuren unverändert in Äther
übergehen.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
CL I. Bd.
15
326
G&rgey.
Über die
feiten
Nicht besser erging es mir mit jenen erhaltenen
Krystallisa-
tibnen,
welche auf die
Pelargonsäure und
jenen, welche auf eine
Säure
C»e
H^
0^ im
Cocosnussöle
hinweisen. Erstere
warea
Gemenge von
capryl- und
caprinsaurem, letztere von
pichurimtalg-
saurem
und myristinsaurem Baryt;
ich sage
„myristinsaurenT
in
soferne
Playfair für die
Myristinsäure die
Formel Cag
H^s
ö»
aufstellt;
denn mir steht ein Vorrath
von Barytsalzen mit Säuren
des
Cocosnussöles zu
Gebote, deren gefundener Barytgehalt, dem
für die
Formel Cag
H^
Og
4"
B^yt berechneten nahezu
gleich-
kommt, und bedauere sehr, das so mühsam
erbeutete Material
wegen
anderweitiger
Geschäfte nicht gleich ausbeuten zu können; da
es
doch von Interesse wäre, nachzuweisen, ob
zwischen der
Säure
Cag
Hzs
04 des
Cocosnussoles dieselbe
Übereinstimmung
mit
Playfair's
Myristinsäure stattfinde, wie dies zwischen der
Säure
C^4
^24
Oit des
Cocosnussoles und
Mär so
n's
Laurostearin
oder
Sthamer's
Pichurimtalgsäure der
Fall ist.
Auffallend
^bleibt es jedenfalls,
dass es mir eben so wenig
aus
dem
Cocosnussöle, wie
Lere h aus der Butter
gelang, eine flüch-
tige fette
Säure darzustellen,
deren Kohlenstoff" und
Wasserstoff-
Äquivalente
nicht
durch
4 theilbar
wären.
Ich meine hier das Äquivalent der Deutschen,
nicht das
Atom
der
Franzosen; denn nach
letzterem wäre auch St.
ßvre's
Formel
für
die Cocinsäure durch
die Zahl 4
theilbar, weil er sie
folgender-
massen
gibt:
C^
H^
04.
St.
ßvre hat bei seiner
oft erwähnten Arbeit einen ganz
bestimmten Versuch
gemacht, die
ölsäure des
Cocosnussoles
abzu-
scheiden, indem er das Bleisalz des
Säuregemenges durch
Digeriren
mit
Äther vom
ölsauren Bleioxyde
trennte.
Mir bürgt für die
Reinheit meiner
Präparate die
Überein-
stimmung
der Resultate aller meiner Analysen unter sich — um
so
mehr, da ich z. B. die
Eigenschaft der
Ölsäure, nicht
flüchtig
zu
sein,
berücksichtigend,
aicht nur aus den mit
Wasser,
sondern
auch
aus den für sich im
luftleeren Räume
destillirten
Säuren
Pichurimtalgsäure
darstellte, und die Analysen beider
Präperate,
so
wie die ihrer Verbindungen
gleiche Resultate
liefern.
Der Bildung und
Natur eines
eigenthümlichen
sauren
Körp&rs,
wovon
ich während meiner
Arbeit bedeutende Mengen
sammelte,
muss
ich
Miletet
noch
erwähn^iL
Säuren des
Cocosnussöles.
227
Kocht man
nämlich die
Gesammtmasse der
Barytsalze, wie
man sie eben durch die erste rohe
Darstellung erhält, mit Wein-
geist aus, so nimmt
dieser eine stark saure
Reaction an,
beim
Erkalten
krystallisirt ein
neutrales Barytsalz heraus, welchem die
saure Mutterlauge
innig anhängt. Diese
muss daher auch
mit
kaltem Weingeiste von den
Barytsalzkrystallen noch
auf dem
Filter abgewaschen werden. Versucht man nun von
dem in der
Mutterlauge noch gelösten Barytsalze den
Weingeist im
Wasser
abzudestilliren,
so sondern sich gegen Ende
der Operation auf
der
Oberfläche des
Retorteninhaltes wenige Tropfen
einer
Flüssigkeit
ab (ähnlich den Augen auf Wasser
schwimmenden Öles), deren
Menge und Ausdehnung rasch
zunimmt, bis die ganze Oberfläche
damit bedeckt ist,
wo dann nichts mehr oder nur Spuren von
Wein-
geist bei der
Temperatur des Wasserbades übergehen. —
Diese
Flüssigkeit ist jener erwähnte
Körper von noch unerforschter
Natur. — Er ist
schmutzig grün gefärbt, stark sauer, enthält
Baryt
aufgelöst, wohl auch Spuren von Kupfer (die
letzteren von der
Blase herrührend, worin die erste
Verseifung des Öles
vorgenom-
men worden), scheint bald leichter, bald
schwerer wie Wasser
und löst sich nicht mehr
merklich in Alkohol, obwohl er früher
darin
gelöst war. — Näher untersucht habe ich
ihn noch nicht.
—
Nach
Fehling's Arbeit, wie nach
der vorstehenden, enthält
also das
Cocosnussöl
uniäugbar folgende
Glieder der fetten Reihe:
Capronsäure
.....
Cia
-Bis
0^
Caprylsäure
..... Cig
H^
0^
Caprinsäure
..... Cao
H^
Oi^
Pichurimtalgsäure
.
.
.
C^
ff^
0^
Angedeutet
durch einzelne meiner Versuche
:
Myristinsäure
.... Cag
HW
0^
und
Palmitinsäure
.
.
.
.
Csa
S^
0^
Jedenfalls
scheinen die salbenartigen Fette eine
sorgfältigere
Beachtung
zu verdienen, als ihnen bisher zu
Theil wurde. —
Alle
in dieser Abhandlung erwähnten Versuche habe
ich im
Laboratorium
des
Hrn. Professors
Redtenbacher
ausgeführt.
Der
Vice-Präsident der
kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften, zugleich
Präsident der
mathem.-naturwissenschaftlichen
Classe, Herr
Minister von Baumgartner,
eröffnete der
Akademie
15*
328
Baamgartner.
Schenkung.
bereits in der
Gesammtsitzung vom 13. Mai
dieses Jahres, dass
es
längst sein Wunsch gewesen sei, die an den
Eisenbahnlinien
bestehenden
telegraphisehen Stationen
zur Anstellung meteorolo-
gischer
Beobachtungen benützt
zu sehen, wozu dieselben sich
wegen der steten
Anwesenheit eines Beobachters und ihrer
Ver-
theilung
über eine beträchtliche Strecke Landes besonders
eignen.
Es können da die Beobachtungen, zu nicht
geringem
Vortheilefür
die
Wissenschaft, in einem Detail und mit einer
Regelmässigkeit
gemacht
werden, wie nicht leicht anderswo. Es erscheine ihm
als
eine der Akademie würdige Aufgabe, diese Angelegenheit
unter
ihre Obhut zu nehmen und das solcher Weise zu
gewinnende
wissenschaftliche Material durch
Veröffentlichung allgemein nutzbar
zu machen. Allein
es seien zur Erreichung dieses Zweckes
die
nöthigen
meteorologischen
Instrumente beizuschaffen,
woraus der
Akademie allerdings eine namhafte Auslage
erwachsen würde. Zur
Deckung dieser Auslage stelle
nun der Herr
Vice-Präsident
seinen
Functionsgehalt
der Akademie zur Verfügung, und überlasse es
ihr
den etwa übrig bleibenden Rest anderweitig zu
verwenden.
Die Akademie nahm dieses edle Anerbieten ihres
Vice-Präsiden-
ten
mit dem gebührenden Danke an, und richtete in der
Gesammt-
sitzung am 30. Mai, in welcher das eben
anwesende wirkliche Mitglied,
Herr
Kreil,
Director der Sternwarte zu
Prag, seifierseits
die
Nothwendtgkeit der
Errichtung meteorologischer Observatorien
an
verschiedenen Punkten der Österreichischen
Staaten zur Sprache
brachte, an denselben das Ersuchen,
ein meteorologisches
Beobach-
tungs-System
für die österreichische Monarchie entwerfen zu
wollen,
wobei zugleich festgestellt wurde, das
grossmüthige Geschenk
des
Herrn
Vice-Präsidenten nach
Thunlichkeit auch zur
Betheilung
von
Beobachtern
an anderen Orten mit Instrumenten zu benützen.
Herr Director Kreil, welcher sich eben auf einer
wissen-
schaftlichen Reise durch
Ungern, namentlich zur
Erforschung der
Elemente der magnetischen Erdkraft
daselbst, befindet,
benützte
sogleich
einen Aufenthalt zu Ofen
dazu, die Ausarbeitung des
versprochenen Entwurfes in
Angriff zu nehmen, und hat bereits
den ersten und zweiten
Abschnitt hievon
eingesendet1).
I)
Von diesem Entwurfe wurde bereits eine zweite Auflage
veranstaltet.
daher
derselbe
hier
nicht
wieder abgedruckt erscheint.
H a i
d
i n g
e
r. Pseudomorphosen des
Feldspathes.
229
Herr
Bergrath Hai ding er hielt
nachstehenden Vortrag
über
Pseudomorphosen
von Feldspathen.
Der Gegenstand, welchen ich heute der
Aufmerksamkeit der
hochverehrten
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe
empfeh-
len möchte, gehart als ein aller Beachtung
werthes Glied in
die
Reihe derjenigen Vorkommen, welche
als Belege zu den
theoreti-
schen Betrachtungen in der Lehre der
Gebirgsmetamorphose
dienen.
Pseudomorphosen von
Feldspath in der Gestalt
der KrystaIIe
von
mancherlei Zeolithen, wer
hätte bis vor kurzem auch nur an
die
Möglichkeit derselben
denken wollen. Wohl hat in
der neuesten
Zeit Herr Professor
Scacchi in Neapel
Pseudomorphosen gefun-
den, welche die Gestalt der
bekannten eingewachsenen KrystaIIe
von
Leucit besitzen, aber im
Innern aus kleinen deutlich ausgebil-
deten wasserklaren
Krystallen von
Ryakolith bestehen. Seine
Mit-
theilung darüber ist mir noch nicht zu Gesicht
gekommen, aber ein
deutliches
Leucitoid von dieser
Beschaffenheit verdanke ich meinem
lieben Freunde
Wo
hier, der es selbst von
Scacchi erhielt.
Wären die Varietäten, welche
ich in früheren Zeiten sah, so deut-
lich gewesen,
so war es nicht so schwierig zu einem
Entschlüsse
zu
kommen, aber sie waren weit entfernt, die
nothwendige
Deut-
lichkeit zu besitzen, um ein wahrscheinliches
ürtheil zu
begründen.
Schon im Jahre 1822, als ich vom Herrn Grafen
Breunner
eingeladen,
ihn auf einer Reise nach Frankreich, England,
Deutsch-
land begleitete, bemerkte ich in der Sammlung
des Herrn Thomas
Allan
in Edinburgh die ersten Varietäten
dunkelbräunlichrother
Leucitoide
in der
Grünsteintufmasse des
Caltonhül. Nicht
Alles
lässt sich
auf den ersten Blick als selbstständig anerkennen,
was
neu
ist, aber doch sind
Unterschiede von dem Bekannten oft hin-
reichend
deutlich, um nähere Untersuchungen zu begründen.
Herr
A 11 a
n vertraute mir damals
Einiges davon an, um es
mit nach
Freiberg zu nehmen. Im Sommer 1824 besuchte ich
Herrn Brooke
in London.
Die Sprache kam auf den von mir kurz vorher
beschrie-
benen
Edingtonit. Herr Brooke
erwähnte, dass auch
er noch
vor meiner Bekanntmachung auf denselben
aufmerksam gewesen
sei, und dass er in den
Kilpatrick-HiIls bei
Dumbarton mit
Anaicim
und
Thomsonit vorkomme, und
mit „einem rothen
Mineral, von
dem ich nicht
weiss, was es
ist/' Ich hatte damals die
von mir an
Herrn Allan
zurückgestellten
Stücke
immerwährend in
dessen
230
Haidinger.
schöner
Sammlung vor Augen, die
Untersuchungen,
welche ich
m
Freiberg angestellt hatte, lagen vor, aber erst
eine sehr
reichhaltige
Sammlung,
Welche Herr W.
GibsonThomson selbst in
den
Kilpa-
trick
Hills gebildet hatte,
veranlasste mich, die
Arbeit neu
vorzih
nehmen, und sie
einem Abschlüsse
entgegen zu führen.
Ich nahm an,
dass die
sämmtlichen
mannigfaltigen
Stacke
eigentlich
Varietäten einer neuen
Species seien, für
die ich
Herrn
Gibson
Thomson zu Ehren den Namen
Gibsonit
vorschlug;
eine Mittheilung, für
Brewster's Journal
of
Science
Vol.
VH,
Nr. II,
Oct 1827 geschrieben,
wurde in die Druckerei geschielt.
Aber während ich
mit der Correctur
(pag. 226 u. ff.)
beschäftigt
war, kam
ein neues Stück des
Minerals mit etwas deutlicheren,
wenn
auch
ganz kleinen
Krystallen, und diese
waren es, welche eine Form
zeigten,
di& eine neue
aufmerksame Vergleichung mit jener
der
Feldspathe,
insbesondere des Adulars
verlangte. Dabei stimmten
aber andere Verhältnisse
nicht ganz überein. Insbesondere deutete
die gelbe
Färbung der Flamme vor dem
Löthrohre auf ein
Vorwalten
von Natron in
der Mischung. Neue
Untersuchungen konnte ich
nicht
mehr einleiten, da meine Abreise von Edinburgh nahe
bevor
stand.
Es
blieb mir nichts zu thun
übrig, als den ganzen Aufsatz zurück
zu
ziehen
und die weiteren
Arbeiten unbestimmt
zu vertagen. Aber
der
Name
Gib$onit war einstweilen
bereits in den Gebrauch
überge-
gangen,
ich habe ihn
öfters
späterhin als Mahnung
an begonnene
aber nicht vollendete Arbeiten in Mineralien
- Katalogen und
auf
Etiquetten
vorgefunden. Ich freue mich, heute wenigstens
beweisen
zu
können, dass ich meine Verpflichtung nicht
vergass, wenn
dies
auch der Fall zu sein schien. Indessen sind nun auch
manche
Studien
weiter
vorgerückt als damals, die chemische
Kenntniss der
Mischung
der
verschiedenen
Feldspathspecies ist
erweitert, aber
vorzüglich
sind
es die Studien der
Pseudomorphosen
überhaupt, und in
ihrem
Ztis%n»eahange
mit der
Gebirgsmetamorphose,
welche die
Erschei-
nungen
dieser Art als wichtige,
ja als nothwendige Glieder
in
der
Kette
der auf einander folgenden
Zustände erscheinen lassen,
in
welchen wir die
unorgaftlsehea Stoffe in
der Natur anzutreffen
*er-
vaärtsen
%%ssm,
je nachdem sie in den
verschiedenen Bedingnissen
ihres
Bestehens
als verschiedene
Mineralspecies
erscheinen.
Es
ist der Nato der Sache
angemessen, dass man nicht sowohl
ein
Schema
aller
Varietäten von
deti hieher gehörigen
Feldspath-Pseudo-
Pseudomorphosen
des Feldspathes.
231
Fig. l.
morphosen,
ähnlich den
Mohs'schen
Schematen für die
wirklichen
Minerals?
ecies entwerfen kann, als
vielmehr dass
man einige
nähere
Angaben über jede der einzelnen
Varietäten machen
muss, um ein
Bild
derselben zu entwerfen. So viel
lässt sich im
Allgemeinen sagen, dass
die Massen derb oder
pseudomorph,
zumTheil mit drusiger
Oberfläche
vorkommen, mit geringen Graden von Glanz
und stets nahe
undurch-
sichtig,
von röthlichen
Farben, aus
demFleischrothenbisin
dasBräun-
lichrothe,
endlich mit ,der
Härte des
Feldspathes==6*O
zuweilen selbst
etwas darüber, und dem
eigenthümlichen
Gewichte von
2-8 bis
2-S8.
Folgende
Varietäten verdienen näher betrachtet zu
werden:
1.
Kleine,
grösstentheils
undeutliche Krystalle,
einzeln und
schuppenartig, oder in kugelige Massen
zusammengehaut!,
die eine
drusige Oberfläche haben, oder endlich in
der rohen Form der
schiefen rhombischen
Prismen des
Laumonits. Der
Durchschnitt zeigt
etwa die Figur der Skizze,
und ist oft im
Quer-
bru^he
der Prismen sichtbar. Im Innern erschei-
nen die
Krystalle ziemlich rein
blassfleisch-
roth,
aber die Linie zwischen der
äussern
und
innern
KrystaIIrinde ist oft
deutlich schmutzig-
grün, und zeigt noch den Platz
der Oberfläche
der ursprünglichen
Laumonitkrystalle,
welche
erst nach und nach durch die
neugebildeten
kleinen
Feldspathkrystalle ersetzt
wurden.
Der
mittlere
Raum ist entweder hohl, oder von
einer dunkelgrünen,
steinmarkähnlichen
Masse erfüllt. Diese kugeligen
und
pseudomorphen
Kry stallgruppen sitzen
auf Quarzkrystallen
auf,
in den Hohlräumen der
bekannten Trappgesteine
von den
Küpatrick
Hills
bei
Dumbarton in Schottland.
Das specifische Gewicht
fandich=2'ö46.
2.
Krystallinische Gruppen
und Krystallhäute
deutlich im Innern
der
Krystalle einer
ändern
Species gebildet, wie sich
leicht aus den
in Quarz eingeschlossenen Formen der
Räume erkennen
lässt.
Fig.
2. Zugleich mit
diesen beiden Species, dem
Quarz
und dem pseudomorphen
Feldspath, ist
Kalk-
spath
gebildet. Man kann ihn durch Säuren weg-
schaffen,
und dann findet man die
ziemlich
deutlich
gebildeten
Krystalle von der Form
Fig. 2,
wenn
auch
sehr klein. Das
specifische Gewicht
einer
solchen
Varietät war
2*S66,
232
H a i
d i n g
e r.
3. Eine Varietät, ganz dem
äussern Ansehen nach
den bekannten
kugeligen und einförmigen Gestalten
von Prehnit ähnlich.
Herr
Withain in
Edinburgh besass damals
ein sehr schönes
Stück mit
grossen
Krystallen zugleich von
Anaicim, mit
Thomsonit und
Kalk-
spath.
Specifisches Gewicht
== 2.S7O. Beide
Varietäten von
den
Kilpatrick
Hills.
4. Dunkel
fleischrothe Masse,
Gestalt des Anaicims.
DieMasseist
fast ganz
dicht, nur an der Oberfläche der übrigens sehr
ebenflächigen
Fig.
3. und ursprünglich gut ausgebildeten
Leucitoide
bemerkt man
jenes für
Pseudomorphosen
SQ
charakteristische
damastartige Ansehen.
Die
Krystalle sind
entweder im Innern ganz hohl, oder
doch enthalten sie
etwas Kalkspath
eingeschlos-
sen,
oder auch eine braune erdige Substanz. Der
Fundort ist
der Calton
Hill in Edinburgh.
Man
nannte sie früher
rolhenPrehnit, auch
Sarcolith.
^>.
Noch dichter als bei den vorhergehenden ist die Textur
im
Fig.
^. Bruche ersichtlich
an einigen ändern
Stücken,
eben-
^--—\
falls damals in Allan's
Sammlung, welche genau die
Form des
Laumonifs, Fig. 4,
besitzen. Herr
James
Jardine hatte sie
bei der Grundgrabung für das
neue Observatorium am
Calton Hill aufgefunden. Diese
zwei letzten
Varietäten waren es insbesondere, welche
von Herrn
Allan unter den
problematischen Stücken
seiner Sammlung aufgenommen
zuerst meine Auf-
merksamkeit anregten.
Die
Reation dieser
sämmtlichen
Varietäten vor dem
Löthrohre
wurden
ziemlich gleich gefunden, und übereinstimmend mit
den
Ansichten, die
man sich über ihre
Bildung entwickeln kann.
In einer Glasröhre geht etwas Wasser fort,
das Ansehen
bleibt
unverändert,
höchstens wird die Oberfläche etwas trübe.
Ein dünner Splitter in der Platinzange einem
guten Feuer aus-
gesetzt, wird erst
weiss und durchscheinend,
und schmilzt am
Ende
an
den Kanten in
ein farbloses blasiges
Glas. Dabei wird die Flamme
bedeutend
vergrössert und gelb
gefärbt, wie dies bei Natronver-
bindungen
geschieht.
Mit Borax entsteht eine vor und nach der
Abkühlung
klare
Perle.
Pseudomorphosen
des Feldspathes.
233
Phosphorsalz zeigt ein
Kieselskelet, aber keine
Trübung
nach
dem
Abkühlen. Heiss ist
die Perle geblich.
Soda löst die Probe mit Brausen auf.
Vorzüglich die Varietäten
vom
Calton
Hill werden bei der
Abkühlung etwas milchig, während
diese
Reaction bei den
Varietäten von den
Kilpatrick Hills nicht
so
deutlich vorkommt.
Man kann aus diesen Erscheinungen vorzüglich
auf Kieselerde,
Soda, und eine erdige Substanz
schliessen. Die
Feldspathformen
der
Krystalle bringen die
Wahrscheinlichkeit innerhalb eines klei-
neren
ümfangs, aber man hat
bisher die Stücke
theils in zu
kleinen
Mengen
gehabt, theils fängt wohl auch ihr genaues Studium
im
Zusammenhange mit anderen Erscheinungen jetzt erst an,
als dass
man schon an
der Leuchte chemischer Erfahrung den
physikalischen
Fortschritt der Bildung prüfen
könnte.
Jedes
Feldspathvorkommen
muss
ert wirklich
analysirt
sein,
bevor man insbesondere die für geologische
Schlüsse so wichtigen
Verhältnisse von Kali,
Natron, Kalk u. s.
w. würdigen kann.
Eine
Vergleichung der Formeln, wenn sie auch nicht als
Grundlage für
solche Schlüsse gebraucht werden
sollte, dient nichtsdestoweniger
doch um einigermassen
die Natur des Vorganges zu
beurtheilen.
Für
den Feldspath mit der Form
des Adulars
und deutlichem
Natron-
halte möge die
Adular-,
Ryakolith- oder
Periklin-Formel:
1. (Na, K)
Si
+
H
Si
genommen werden, für den
Anaicim hat
man
2.
Nas
Si2
+ 3
AI
Si^
+ 6
H,
für den
Laumonit
3.
Öa»
Si^
+ 3
JÜ
Si2
+ 12
B.
Soll die Formel l aus der Formel 2 gebildet
werden, so
muss 2 (Na Si
4-
M Si
2) mit 6 A
entfernt werden.
Die
Umwandlung der
Formel 3 in die .Formel
l erfordert die
Ent-
fernung von 2 (R S
-l-.
AI
Si8)
mit 12 A. Der Ausdruck R
in der letzten Formel bedeutet
freilich zwei Theile
Kalkerde, die
absolut entfernt werden, während noch
ein dritter Theil durch
Natron
ersetzt wird,
aber doch bleibt die
gleiche Gestalt der Formel in
beiden Fällen
merkwürdig, die übrigens mit der
Oligoklasformel
gänzlich
übereinstimmt. Man könnte die Veränderung so
ausdrücken:
Oligoklas und
Wasser gehen fort, Adular oder
Periklin
bleiben
zurück. Den
Albit kann man nicht
vergleichen, weil er mehr Kiesel-
234 Haidinger.
Pseudomorphosen des
Peldspathes.
erde enthält, aber vielleicht ist dies in
der Natur nicht so
seharf
geschieden, weil
doch auch die
Löthrohrversuche auf
einen
ÜW-
schuss
an Kieselerde in den Varietäten von
Dumbarton
schliessea
lassen. Auf
die Basen ist weniger Rücksicht genommen, als auf
die
Gestalt der
Formeln; doch erfordert
eine sichere Begründung mehr
als den hier
angedeuteten möglichen Zusammenhang.
Es ist übrigens merkwürdig,
dass es nach
Scacchi
gerade
Ryakolith ist,
der pseudomorph in den
Krystallräumen des
Leucits
erscheint; wenn
aber aus Leucit oder
K3
Si2
+ 3
M
Si2,
Ryakolith
oder (N, K) Si
-4-
•^
S1 gebildet
werden soll, so muss,
abgesehen
von dem Hinzutritte von N statt K gerade ein
ähnlicher
Mischungs-
theil
wie oben 2 (K Si
-4-
-^
S12)
aber ohne Wasser fortgehen.
Die Bildung von kohlensaurem Kalk, gleichzeitig
mit der
Ent-
wässerung
ist ein ganz sicheres Zeichen eines
katogenen
Fort-
schrittes, einer Veränderung in
reductiver oder
elektropositiver
Richtung.
Es ist dieselbe, welche auch die Bildung von
Prehnit
nach
Anaicim
oder Laumonit bedingt,
aber bereits im weiter vorgeschrit-
tenen Zustande, indem
das Wasser schon vollständig verschwunden
ist.
Prehnit ist selbst oft von
Kalkspath begleitet. Bei
der
Pseudo-
morphose
von Feldspath in der Form
von Anaicim, und
gleichzei-
tiger Bildung von Kalkspath muss übrigens
die Kalkerde durch gegen-
seitige Zersetzung gegen Natron
aus dem umgebenden Gesteine
genommen sein. Es wäre
nun freilich wichtig, dieses Gestein natur-
historisch
und chemisch genau zu untersuchen, denn der Zustand
der
Krystalle in seinen
Drusenräumen gibt genau die Zustände an,
in
welchen nach und nach das Gestein selbst sich befand. Es
mu&s
aber das
Gestein drei Hauptperioden durchgemacht haben:
1. Ablagerung
der (abnormen) Grundmasse mit Hohlräumen;
2.
Krystallisation der
Zeotithe, in einer
geognostischen
Tiefea-
stellung
über dem
Reactionshorizont
für das Minimum des
Wassers;
3. Bildung der
Pseudomorphosen unter
diesem Horizont.
Nach der letzten Periode erst wurde das
Ganze wieder bis
zu
der
Stelle gehoben, in welcher die Varietäten gegenwärtig
gefunden
werden.
Gleichen Schritt mit
diesen Veränderungen haben
gewiss
auch die
Veränderungen im Innern der Gesteine gehalten.
Wasser
wurde in dem zweiten Stadium auch der Grundmasse
zugeführt, im
dritten wieder von derselben entfernt,
während die
Kohlensäure
mit
der
Kalkerde
verbunden
blieb. In &er
beinahe
dichten
porphyräto-
U
n g
e
r. Genera et
Species
planfarum
fossilium.
235
liehen
Grundmasse eines Stückes von den
Kilpatrick
Hills sind
Kry-
stalle
eines anorthischen
Feldspathes, vielleicht
Oligoklas
ausge-
schieden. Ich
wage es nicht aus den wenigen Bruchstücken, die
sich
in Wien etwa aus jenen Gegenden zusammenbringen
Hessen,
weiter
zu
schliessen,
esmuss dies spätem
Forschungen überlassen bleiben.
Herr
Custos
Kollar machte auf bisher
noch nicht untersuchte
Gebilde aufmerksam, womit die
Blätter von
Quercus
Cerris
überdeckt
sind, und mit deren Untersuchung er sich
gegenwärtig beschäftiget.
Dieselben sind der
Einwirkung eines Insectes
zuzuschreiben, und es
haben sich dabei zweierlei Ins
ectenarten bemerklich
gemacht, jedoch
ist noch unentschieden, welches derselben
der Erzeuger, und welches
dessen Feind sei. Herr Custos
Kollar versprach hierüber, so wie
über
einen
anderen in der Akademie bereits berührten Gegenstand
künf-
tighin weitere Mittheilungen zu
machen.
Die
Classe
beschloss das ihr in der
Sitzung vom
16.
Februar
l.
J. vorgelegte
Manuscript ihres
wirklichen Mitgliedes, Prof.
Dr.
Ünger zu
Gratz
^Genera et
Species
plantarvm
fossilium'
des
gros&en
wissenschaftlichen Werthes
dieser Arbeit wegen als selbst-
ständiges Werk im
Drucke herauszugeben.
SITZUNG VOM 6. JULI 1848.
Herr
Bergrath Haidinger
überreichte eine für die Denk-
schriften
bestimmte Abhandlung
über eine neue Varietät von Amethyst.
Im
verflossenen Herbste war
ein Krystall von Amethyst
von Herrn
Adolph
Senoner in Hadersdorf am
Kamp, an Herrn Dr.
Hammer-
schmidt
nach Wien gesandt, und von
diesem in einer
Versamm-
lung
von Freunden der Naturwissenschaften
A) vorgezeigt
worden,
A)
Berichte, Bd. HI, S.
34S.
236
Haidinger. Über eine neue
Er zeigte im Innern
oine sonderbare Art von
Zusammensetzungen
mehr und weniger dunkle, violette und
weisse Schichten den
Quan-
oidflächen
parallel, aber auch deutliche
stängliche
Zusammensetzungs-
stücke
senkrecht auf diese Flächen und auf die
Krystallschalene.
Haidinger
liess Platten, senkrecht
auf die Axe aus dem
Stücke
schneiden. Die Zusammensetzung nahm sich nun
erst recht deutlich
aus. Ein ziemlich klarer schön
gefärbter Kern, umgeben von den in
sechs
Abtheilungen parallel geordneten
stänglich
zusammengesetz-
ten
Krystalltheilen.
Zunächst der Spitze war der ganze
Krystall
klar,
aber um und um von einer dünnen
weissen Quarzrinde
umgeben.
War aber schon diese Anwendung der
stänglichen
Zusammenset-
zungsstücke merkwürdig, so geben
doch die klaren
Plattentheile
ein
noch viel
wunderbareres Resultat. In einem ziemlich
durchsichtigen
hell violetten Grunde waren zunächst
den abwechselnden Seitender
Basis der
Quarzoide dreiseitige
dunklere Keile eingewachsen, die
beim
Durchsehen einen
eigenthümlichen
Farbenwechsel
darboten,
rosenroth,
violblau, schiefergrau,
indigblau, wobei man die
einzelnen
Töne nur dadurch festzuhalten suchen
konnte, dass man die
Platte
knapp vor das Auge hielt. Nun zeigte sich aber die
schöne
Erschei-
nung
von dunkeln Hyperbelpaaren in hellerem Grunde, der
letztere
violblau und gegen auswärts in hellrosa
verlaufend, die Hyperbeln
halb dunkel violblau, halb
dunkel indigblau, und zwar so, dass die
Farbentöne
sich in einander verlaufen. Die Axe der beiden
Hyper-
beln
zertheilt die Farben, die
Queraxe derselben,
senkrecht auf jene
zwischen den Scheiteln, zertheilt die
Gestalt der Erscheinung in die
beiden einzelnen
Hyperbeln. In Bezug auf die
Krystallform
liegt,
wenn man von der Spitze der in Platten
geschnittenen
Krystalle
gegen die
Platten zu sieht, ein blauer Schenkel in der
Richtung
gegen die Mitte des
Krystalls, ein violetter
Schenkel gegen die
Basis des
Quarzoides zu, ein
violetter Schenkel erscheint rechts
in
Verbindung mit dem
obern blauen als rechte
obere Hyperbel, ein
blauer Sehenkel links in Verbindung
mit dem untern violetten als
linke untere Hyperbel. Auch
Brewster hatte dieser
Hyperbeln
erwähnt
i), aber
nicht die
Orientirung nach der
Krystallform gege-
ben.
Er verglich sie mit der Erscheinung, welche entsteht, wenn
1)
Tran&aetiom
af
the
Royd
Society
of Edinburgh.
VoLIX.,
1821,
p. 142.
Varietät des Amethystes.
237
bei der Untersuchung
zweiaxiger
Krystallen im
polarisirten
Lichte
die
Polarisations-Ebenen
senkrecht auf einander stehen, aber mit
den Ebenen der
optischen Axen Winkel von
4S°
einschliessen.
Dies
würde einen
orthotypen Charakter
bilden, während
das
gyroidische
Hyperbelkreuz in der Wirklichkeit ganz den
der
circulären
Polarisation
eigenthümlichen
Charakter zeigt.
Üngemein
schön
und reich erscheinen die einzelnen Farbentöne, wenn
man
sie durch die
dichroskopische
Loupe untersucht. Sie
trennen sich in
ordinär und extraordinär
polarisirte Töne nach
der Lage der
Polari-
sations-Ebene
in radialer oder
tangentialer Richtung mit
Bezug auf
die
krystallographische und
optische Axe des
Amethystes.
Dünne Plättchen von Amethyst aus den
blasseren, durchsichti-
geren
Theilen genommen, zeigen,
analog den brasilianischen Kry-
stallen senkrecht auf die
Quarzoidflächen P
betrachtet, ein
mehr
röthliches
Violet, in der Richtung
derselben ebenfalls im Haupt-
schnitte des
Krystalls betrachtet, ein
mehr bläuliches Violet in ihrer
Farbe. Rechts
öder links geneigt, ist die Farbe ganz gleich.
Anders
verhält
sichs mit dünnen
Platten der dunkler gefärbten Keile.
Unter-
sucht
man diese in denselben Richtungen, so geben sie, in der
Richtung
des
Hauptschnittes betrachtet,
eben so wie die von Brasilien, röthliches
und
bläuliches Violet, aber mit dem
Unterschiede,
dass das
Bläuliche
senkrecht auf die
QuarzoidHäche., das
Röthliche in der
Richtung
der-
selben erscheint Nach der rechten und linken
Seitenrichtung unter-
sucht, geben sie aber ebenfalls den
Contrast von
Roth und
Blau.
Die Erklärung der Erscheinung selbst beruht
auf demselben
Principe,
wie bei den röthlich-
und bläulichvioletten Kreuzen und
Räumen am
brasilianischen Amethyst, die man wahrnimmt, wenn
man
Platten dicht vor das Auge hält und eine linear
polarisirte Fläche
betrachtet. Bei dieser ist jedoch
die Figur nach rechts und links
sowohl, als die
Farbenausth eilung
symmetrisch. Während
sie
durch
die Polarisation der
lagenförmigen
Structur,
Biot's
Polarisation
lamellaire^
bedingt worden, muss man
annehmen, dass rechte
und linke Individuen von Quarz mit
einander abwechseln, und
das
Resultat
gemeinschaftlich hervorbringen. Bei der Varietät von
Meissau
kommen aber nebst den gleichen Portionen der
Krystalle noch
die
dünkelfarbigen Keile vor, von denen angenommen
werden muss,
dass die den
Quarzoidflächen
parallelen Lagen entweder
bloss
aus
rechts
drehenden, oder bloss aus
links drehenden Individuen
bestehen,
238
Ettingshausen.
Ableitung
Das neue Vorkommen des Amethystes ist übrigens
auch dess-
wegen merkwürdig, weil die
Fundstätte uns so nahe liegt, am
sM-
östlichen Abhange des
Manhartsberges, auf Äckern bei
Meissa^
auf der
Hornerstrasse. Die
Krystalle stammen von
Gingen in Gneiss
her,
vielleicht wird es später möglich, sie in das anstehende
Gesteh
zu verfolgen,
und hinlänglich feste Stücke zu erhalten, um
die
schön gefärbten durchsichtigen
Theile derselben zu Schmucksteinen
zu
benützen, welche die brasilianischen und sibirischen an
Schönheit
übertreffen
müssten.
Professor von Ettingshausen überreichte folgende
Note
über eine directe und strenge Ableitung
der Tayior^schen Formel.
Schon vor längerer Zeit (um das Jahr 1830) als ich noch
d^s
Lehramt der höheren Mathematik an
hiesiger Universität bekleidete,
suchte ich den Vortrag der
Differential-Rechnung mit der Aufstellung
des
Tayior'schen Lehrsatzes zu
eröffnen, um sogleich aus ihm,
als
oberster Quelle, die weiterhin zur Sprache zu
bringenden
Entwick^
lungen der
Funetionen auf dem kürzesten Wege zu
gewinnen. Der
von
Lagrange in seiner Theorie des
fonctions
eingeschlagene
Gang konnte mir jedoch nicht
genügen; ich wünschte vielmehr
das
ältere ebenso
naturgemässe als klare Verfahren
beizubehalteny
wornach
der in Rede stehende Lehrsatz aus der Formel
gefolgert
wird, welche jedes Glied einer Reihe
durch deren Anfangsglied und
die Anfangsglieder der aus ihr entspringenden
Differenzreihen angibt,
nur
musste
durch Nachweisung des
Bestes, den man vernachläs-
siget, wenn man
die T a ylor'sche Entwickelung bei irgend
einem
Gliede
abbricht, dieser Deduction
die vordem an ihr ausser
Acht
gelassene Schärfe verliehen
werden.
Ich durfte bei meinen Zuhörern
eine durch höhere
wissen-
schaftliche
Studien erworbene
Fertigkeit im strengeren Denken,
aber kein
reichhaltiges mathematisches Hilfsmaterial, nicht mehr als
die gewohnlichsten
Elementar-Kenntnisse der Algebra, kaum bis
zur
BiMominalformel reichend, voraussetzen; daher
sah ich mich
ge-
nothigt, vorher das
Bildungsgesetz der numerischen
Coefficienten in
der
Gmndformel, von welcher
ich
auszugeben hatte,
ersichtlich m
machen. Da ich das von mir bei dieser Lehrweise
gewählte Verfahren
der T a
y l o
r'sehen
FormeL
239
nirgends durch den Druck veröffentlicht
habe, so dürfte es nicht
unpassend erscheinen, wenn
ich dasselbe jetzt noch der hochver-
ehrten
Classe zur Aufnahme in
unsere Sitzungsberichte vorlege.
Bezeichnet man die Glieder irgend einer Reihe,
oder auch nur
regellosen
GrÖssenfolge
mit
UQ,
l^i,
U^,
^3,
...
U»,
....
und die Glieder der daraus hervorgehenden
Differenzreihen
mit
A^o,
A^i,
A^a,
Ai^s,
....
Aw»,
....
A^o.
A2^,
A2^,
A^s, ....
A2^,
....
u. s.
w.,
wobei jede dieser Reihen aus der vorhergehenden
entsteht, wenn man
daselbst jedes Glied von dem
nächstfolgenden abzieht, so
lässt sich
auf
die allbekannte Weise zeigen,
dass jedes Glied v
n der
Grundreihe
durch
UQ,
Ai^o»
A^o»
^c-
bis
A^o, mittelst einer Formel
von der
Gestalt
UH
==
^0
+
A!
-^"0
+
AZ
A^o
+
•
•
•
•
.
.
.
.
+
Ar
A^o
+ *
•
•
•
+
^"^o
ausgedrückt
wird, wobei die
CoefficientenAi,
Aa, .... Ar,
....
von der Beschaffenheit der Grundreihe
unabhängige positive
ganze
Zahlen sind, deren stufenweise Berechnung mittelst
des P a s
caFschen
Zahlendreieckes
vollzogen werden kann.
Um die
Zusammensetzung jedes dieser
Coefficienten, wie
Ar,
aus
den einzig und allein
darauf einflussnehmenden
Elementen n und
r
ausfindig zu machen, bedenke man,
dass für eine Reihe,
bezüglich
welcher die
Grossen
UQ,
Auo»
A^o, .... bis
A'^1^
sämmtlich
== O wären,
ferner
A^o von Null
verschieden bliebe, und
endlich
A^Uo,
A^^o, .... bis
A^Uo
wieder
sämmtlich == O
ausfielen, obige Formel sich auf
Un
= Ar
A^
reduciren
würde, woraus man sogleich
Ar-^-
erhielte.
Sollen die
Grossen Mo,
A«o,
A3^, etc. bis
A''-1!^
verschwinden,
so
müssen auch
u^,
u^,
u^, etc. bis
u^.i
sämmtlich === O sein.
Es
wird also für
n„ eine
Function von n zu
wählen sein, welche sich auf
Null
reducirt, wenn man
'entweder
340
E t ti n g s hause n.
Ableitung
^
^ 0
^
oder
W
===
l, oder n
=== 2 u. s.
w. oder n
== r —
l
setzt.
Die einfachste, dieser Forderung entsprechende
Form ist
u^n
(n-1)
(n-2) ....
[n-(r-l)];
es
lässt sich aber
leicht zeigen, dass
dieselbe auch den weiteren
Bedingungen, nämlich dass
A^o von O verschieden
bleibe, und
A^^A'-^i/o
etc. gleich Null werden.
Genüge leistet. Es ergibt sieh
AM„
==
Un+i
——
^n
=
(n+1)
n
(n-1)
.... [n-
(r-2)]
-
n
(n-i)
(72-2)
.... [n-
(r-1)]
==
r. n (n-1) (n—2) .... [n-
(r-2)];
ferner
Aan„
==
A^+i
—Au„
==
r. (n+1) n (n—l) .... [n—
(r—3)]
—
r.
n
Oi—l)
(^—ä)
.... [n—
(»-—2)]
==
r
(r—l),
n (n—l) .... [n—
(^_3)];
auf dieselbe Weise findet man
ASM„
== r
(r—l) (r— 2).
n (n—l) .... [n—
^—4)],
und
endlich
^Un
==
»- (r—i)
(r—2) .... 3. 2. n
mithin
Ar^
=. r (r—l)
(r—2) .... 3. 2.
l.
Da dieser Ausdruck von n unabhängig ist,
so folgt
daraus
A''4'1^,
== O,
A^u»
== O u. s. f. Man hat
sonach auch
A^o
== r (r—i)
(r—2) .... 3. 2. l.
=== l. 2. 3.
.
.
.
. (r—i)
r
und
A^Uo
== 0,
A^Uo
«=== O, u. s.
w.
Hiernach gelangt man zu dem
Ergebnisse
_n
(n^-l)
(n-2)
....
[n-
(r^l)
],
l.
2. 3. .... r
welches das Bildungsgesetz im obigen allgemeinen
Ausdrucke
für
ZA„
ausspricht.
Bezeichnet man den
Werth von Ar, um auch
seine Abhän-
gigkeit von n ersichtlich zu
machen, durch das Symbol
[y)
wobei
(^}
sowie
^j sich gleich l zeigt, so
hat man
Un
-=
^0
+
(T)
AHo
+
(3
A^o
+
•
.
•
•
.
.
.
.
+
P)
A^o
4-
.
.
.
.
.
+
A»^
der T a
y l o
raschen
Formel.
24 l
Man setze
nun
p)
A^o
+
C^l)^^)
+••..+
A^o
=
Rn.
so
dass
J?,» den
Rest vorstellt, welchen man
weglässt, wenn man
den
Ausdruck für u n unmittelbar von dem
Gliede
^J
A^o
abbricht
Man
kann in
JR„ statt
der Anfangsglieder der auf die
rte folgenden
Diffe-
renzreihen,
nämlich statt der
Grossen
A^^o,
A^-r^o, ....
A"Mo
die Glieder der
rten Differenzenreihe
selbst, wovon die eben
ge-
nannten
abhängen, nämlich
A^i,
^Tu^
A^g,
.... ^u^r
einführen. Ich
habe dies bereits in
meinen im Jahre 1827 erschie-
nenen Vorlesungen über
die höhere Mathematik (I. Bd., S.
2S1 u.
ff.)
gethan;
nachstehender Vorgang führt Jedoch einfacher zum
Ziele.
Setzt man n
4- l an die Stelle von
n, so hat man
ß„+,
-
(T)A^o
4-
C;i1)
A^+
.
.
.
.
+
A»+^.
Es
ist aber, wie schon aus dem
PascaFschen Dreiecke
erhellet,
und auch aus dem Bildungsgesetze von
(y?J
leicht nachgewiesen
werden kann,
(":')-(^,)+(;);
daher kann man auch setzen:
^
=
[(^l)
+
P)]
A-u,
+
[O+GTl)]
A-^u»
+[C-:O+G%)]A^,+....
•
•
•
•
+
[(»"-1)
+\
]
^
+"41"0-
Bedenkt man nun, dass
A'-üo
+
A'+^o
==
A'-Mi,
A^Mo
+
Ar+2K»
=
A••+lu^,
u. s. v.
ist,
so erhält
man
ßn
+
l
-
(^,)
A^o
+ p)
A^
+
(,^)
A-^
+
.
.
.
.
.
.
.
+
(n^-l)
A»-1^
+
A^,.
Die Summe der
Glieder dieses Ausdruckes vom zweiten angefangen,
ist der
Ausdruck, in welchen
Rn
übergeht, wenn die Reihe
U\,
^h
^
^3
»
•
•
•
•
^n+l
an die Stelle von
^o»
^i»
^a»
•
•
•
•
^»
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
CL
I.
Bd.
lö
9A^
ßtUngshausen.
Ableitung
tritt; bezeichnen wir den solcherweise aus
Rn entspringenden Aus-
druck mit
ß1,,,
so haben wir
Rn+i
-
(^li)
A^o
+
R^
Es ist, wie
aus der Form von Rn erhellet,
R^
===
A^o»
also
R^r
===
A^i
und somit, nach der
so eben aufgestellten Formel
Rr^i
===
(^l)
A^o
+
A^,.
Hieraus folgt
R^i
-
(r^i)
A^i
+
^^2,
mithin
weiter
fir+.
=
Pt;)
A^o
+
(^i)
A^,
+
A^,.
Ebenso ergibt
sich
Rr+3
==
CtQ
A^o
+
(ä)
A^,
+
(^i)
A^,
+
A-^
und
allgemein
^
=
C:^1)
A-«,
+
C:^2)
A^
+.•••-»-
A-«,
Setzt man
r
-{• p
==
n, so
wird
ßn=
(U)
A-Ko
+
(^)
A-u.
+
(;Z?)
A-u,
+
.
.
+
A-«..,
Es lassen
sich nun leicht zwei
Grenzen angeben, zwischen
welche Rn
fällt: Es sei
(^
y_l
J
^u^
das kleinste,
und
l7-^T
)
^r^ das
grösste
unter den
Gliedern des Ausdruckes
Rn,
wobei die Vergleichung
in algebraischem Sinne angestellt
wird, also negative
Grossen
fiir
kleiner gelten als
positive, und zwar für um so kleiner,
je
grösser
ihre
numerischen Werthe sind,
so liegt
JR„
offenbar zwischen den
Grenzen
(^+i)('7y)A^
undCn-r+l^^A^
oder
auch: Es sei A^ die
kleinste, A^ die
grösste unter
den
Grossen
A^o,
A^i,
A^g,
....
^'Un-r. so
fällt Rn zwischen
die
Grenzen
[CrO^Mä)......
i]
A-..
der
Tayio
r'schen
Formel.
243
und
[(äMä)
.(:=?)
......
l] A-.,
d. h. wie man
mittelst oben benutzter
Eigenschaft der Grossen
von
der Form
[n)
leicht
sieht,
zwischen
^j
A^ und
(^A^.'
Lässt sich
dem in der
Grössenfolge
UQ
,
u^,
u^,
.
.
.
.
herr-
schenden Gesetze
gemäss
A^„ als eine
Function von n
darstellen,
welche durch
F (n)
angedeutet werde, so lassen sich
obige
Ausdrücke
als besondere
Werthe der
Functionen
(n-r
+
l)
('•7171)
F^)
und
0^00
für z
== k und
z
== g
betrachten.
Ändert sich F (z), während
z vom Werthe k zum Werthe
g stetig
übergeht, gleichfalls nach dem Gesetze der
Stetigkeit,
so gibt es sicher einen zwischen k und
g, also um so mehr zwischen
0 und n—r
liegenden Werth für
s, bezüglich
dessen
r>
r
A-\
(n—%—^\
-nr
-\
ß„==(n—r+lU
^
)F^z)
oder
auch
R,=^)F(z)
gesetzt werden darf, wobei
natürlich der Werth von z im
zweiten
Falle von jenem im ersten
verschieden gedacht wird.
Die Anwendung dieser Resultate auf die
Herstellung der
Tay-
lor'schen
Formel sammt ihrer
Ergänzung unterliegt keiner Schwie-
rigkeit.
Hierüber darf ich mich hier wohl ganz kurz fassen.
Setzt man
i/„
==
f
(x
-t
nw), also
UQ
===
f
(x)
wobei
f (a?) irgend eine
durchgehends angebbare
Function der
Veränderlichen
x vorstellt, und
lässt man
nw
== h sein; denkt
man
sich ferner h als eine bestimmte
Grosse und die ganze Zahl
n ins
Unendliche
wachsend,
foglich
w
===
—- unendlich klein
werdend, so
ergibt sich
auf die bekannte Weise
unter der Voraussetzung
der
Stetigkeit der Function f (x) und ihrer
Differentialquotienten in der
Gegend des für
x gewählten
Werthes
f(:.+.-ÄW+tli«.Aüa.;>>.
^.M.
....
16^
944
Haidin^er.
Pleochroismus
des
A'-1
r
A^fC;»)
,
_
••••+
t.a.3...0-l)
hm•-^——+fi
wobei
J?
== lim.
(n—r+1)
(^^-T1)
Ar
/*
(^+&w)
oder
auch
Ji==lim.
P)Ar/?0+^)
erscheint.
Diese beiden Ausdrücke
reduciren sich, wenn man
die
Symbole
f^-lT1)
und 0
clureh
die
Brüche»
^^e sie
vor-
stellen, ersetzt und erwägt,
dass
zw zwischen O und
nw oder h
fällt,
mithin unter der Gestalt des
Productes 6h
gedacht werden kann,
wobei 9 einen zwischen O und l
liegenden Factor bedeutet,
auf
»
^•O-^1
1,^
A^C^+^Q
R
==
1.2.3...(r~l)
mxL
——vf———
,
„
^
^.^
^f(.x+6h)
und
fi
==
1^.3,.^
lim.
——^——
wobei 6 in der zweiten Form der Ergänzung
R nicht
denselben
Werth hat,
wie in der ersten. Wie mit dieser
Deduction die
Ent-
wickelung der Grundbegriffe der
Differentialrechnung, und zwar auf
die lichtvollste Weise
gegeben werden kann, bedarf keiner
weiteren
Erörterung.
SITZUNG VOM 13. JULI
1848.
Herr
Bergrath Haidinger las
folgende Mittheilung „Über
den Pleochroismus
des Oxalsäuren
Chromoxydkalis/1
Seit längerer Zeit mit
Untersuchungen von
Krystallen in
Be-
ziehung auf ihre chromatische Lichtabsorption
beschäftigt, drängte
sich mir der Gedanke auf,
dass es möglich sein
müsste,
gewissen
Gesetzen des Vorkommens der natürlichen
Farben auf die Spur zu
kommen, wenn es gelänge, die
Farben gewisser einfacher Körper und
ihre ersten
Verbindungen unter verschiedenen Verhältnissen zu
ver-
folgen. Längst hatte ich gewünscht, das
von W.Gregory
entdeckte
blaue Doppelsatz von
oxalsaurem Chromoxyd und
oxalsaurem
Kali
(KO,
Ca
Os
+
Cr^
0,
3 C,
Os
+
CffO^beidervon anderen
Chrom-
salzen so verschiedenen blauen Farbe zu
untersuchen. Noch viel
lebhafter wurde mein Wunsch, als
sich an den Krystallen des
urali-
oxalsauren
Chromoxydkalis. 2 4 S
sehen
Chrysoberylls, v.
Wörth's
Alexandrit, der
glänzende
Tri-
chroismus
herausgestellt hatte
1)
und zwar mit Farben, die auch bei
anderen
Chromverbindungen ganz
eigenthümliche
Erscheinungen
erwarten
liessen. Eine der Farben
des Alexandrits stimmte
aber ganz
mit der
Farbe der Auflösungen
von Chromalaun oder
Chromchlorür
in
der Eigenschaft überein,
dass sie in
dünnenLagen
seladongrün,
in
dicken Lagen
colombinroth ist, und auf
diese Art selbst
durchsichtige
Mittel
von derjenigen Classe
hervorbringt, welche
Herschel2)
dichromatische
genannt hat. Es finden nämlich bei
dergleichen
Mitteln zwei
Maxima des
Lichtdurchganges Statt, wie bei den
blauen
Kobaltgläsern. Auch jene Chromlösungen, wenn man
durch
sie hierdurch etwa das durch ein Prisma
hervorgebrachte Bild
einer
Lichtlinie
betrachtet, zeigen sehr
schön abgesondert ein
grünes und ein
rothes Bild. Ich hatte
später mehrfach
Gelegenheit,
Herrn
Dr. Schneider, Assistenten des chemischen Lehrfaches
an
der k. k.
Universität, für
die freundliche Mittheilung
interessanter
Krystalle
dankbar zu sein. Auch
Gregory's Chromoxydsalz
verdanke
ich seiner
zuvorkommenden
Gefälligkeit.
Über das Salz selbst und verwandte
Verbindungen sind
chemische
Untersuchungen
mehrfältig angestellt
worden, von
Gre-
gory,
Graham,
Mitscherlich,
Croft, Berlin,
Malaguti,
Warrington,
Bussy3).
Dabei findet sich als Farbe des oxal-
sauren
Chromoxydkali angegeben: „Die Krystalle sind schwarz
und
glänzend, aber an dünnen Kanten sind sie im
Durchsehen
bl^f"4).
Als
ich ganz feine,
nadeiförmige
Krystalle, die in gewöhnlichem Lichte
schön
dunkelblau erscheinen, durch die
dichroskopischeLoupe
unter-
suchte,
zeigte sich ein
ausserordentlich
schöner Gegensatz der zwei
im ordinären und
extraordinären Bilde erscheinenden Farben.
Bei
senkrechter Stellung der Prismen war das obere
ordinäre Bild grün,
das untere
extraordinäre blau, und zwar das Blau des unteren
etwas
heller als das Grün des oberen, so
dass der
Gesammteindruck
im
gewöhnlichen Lichte auch Blau hervorbringen
muss.
1)
Über den
Pleochroismus
des Chrysoberylls. Berichte über die
Mittheilungen
u.
s.
w.
Bd. II, S. 440.
2)
Vom Licht
Übersetzt
von S
chmidt.
S. 251.
8)
Berzelius
Lehrbuch. V. Aufl., Bd. III, S. 1087. L. G m
e
l i n, Handbuch der
organischen Chemie.
4.
Aufl.
1848,
S,
840.
*)
S. 1088.
246
Haidinger.
Pleochroismus
des
Die
regelmässigen Formen
des Salzes gehören in das
augitisehe
Krystallsystem.
Da sich tei so vielen
anderen Krystallspecies
schon
drei verschiedene
Farbentöne nach den drei
Elasticitätsaxen
orienürt
gefunden
hatten, so musste auch
hier die Untersuchung
darauf fort-
geführt werden, was auch gelang, obwohl
bei der geringen
Durch-
sichtigkeit
die Töne sich nur unter besonders günstigen
Umständen
wahrnehmen
Hessen. B
erzeliu s hat folgende
Beschreibung:
„Die
Krystalle
werden gewöhnlich
gross und
regelmässig,
i*hombiscae
Prismen
mit zweiseitiger Zuspitzung bildend. Die stumpfen
Kanten
des Prismas sind zuweilen durch Flächen
ersetzt, wodurch das Prisma
sechsseitig
wird."
Ich beobachtete die in beistehender
Skizze
dargestellte Form, bestehend aus der
geneig-
ten Basis P, dem Längsprisma
d und
dem
der
Axe parallelen Prisma M,
mit der
Bezeich-
nung
O (P). D
(^).ooA(M).ooJD(r).
Annähernde
Messungen gaben die Winkel:
d gegen d (über P)
===•
140°
M gegen M
====70°
O
gegen die vordere
scharfe Kante M
M
^
110°.
Die
Flächen P und
d sind gut gebildet, und
ziemlich eben,
die
Flächen
^faber sind
immer etwas
uneben, mehrere Krystalle
in wenig
verschiedener zum
Theil
divergirender Stellung
xusammengehäuft,
so
dass die Messungen mit
bessern Krystallen
wiederholt
werden
sollten.
Die Krystalle waren bis einen
halben Zoll lang, bei
einem
Durchmesser von einer Linie, aber die am
besten
ausgebildeten
viel
kleiner.
Es zeigten sich nun die Farbentöne
durch die
dichroskopische
Loupe,
wie folgt:
l Normale
wenig
mehr]
dunkelster]
violetgrau
\\
f
- -
.-- wenig
mehr^mittlerer
/Ton.
2
Queraxe
lete ziehend
gelbl. grün
[
]
[
3 Axe Berlinerblau. ......
. u
hellster
l
Die Prismen sind oft zwischen zwei
Flächen
von M ganz
dünn,
man
kann dann zuweilen leicht die geringe
Differenz zwischen
den
zwei grünen Tönen wahrnehmen. Auf quer nach
der Axe
abgesprengten
zwischen
seladon
Grün
^rün
un^
^^h-
grün,
in das Vio
lete
ziehend
Berlinerblau
Oxalsäuren
ChromoxydkaUs.
^4T
Schiefern gelingt es wegen der Dunkelheit der
Farben nicht.
Wenn
man
dagegen eine Auflösung des Salzes in den gewöhnlichen
Cylinder-
Probegläsern
der langsamen Abdampfung
überlässt, so
setzen sich
manchmal so dünne Blättchen gerade
auf die Fläche P
aufkrystal-
lisirt
an, dass man gute
Beobachtungen erhält.
Durch die Sonne erleuchtet, wenn man das
Sonnenbild
durch
eine der
Axe von M parallele
Kante, wie durch ein Prisma betrachtet,
ist das obere
Bild nur an den
äussersten
dünnsten Stellen grün, an
den dickeren Stellen
ist es colombinroth, wie
der schönste Granat
Bei Kerzenlicht ist das obere
Bild bei jeder Dicke roth,
das ganze
Salz ist
röthlichviolet. Das
untere blaue Bild
behält in jeder Art von
diesen Beleuchtungen seine
schöne Farbe. D er Unterschied der
Durch-
sichtigkeit zwischen dem Roth und
demBlau bei Kerzenlicht
ist nicht
so
gross als der zwischen dem
Grün und dem Blau bei dem
gewöhn-
lichen
Tageslichte.
In
Gmelin's Handbuch
findet sich folgende
Angabe:
„DieKry-
stalle
lassen nicht den mittleren
Theil des
rothen Strahles des
Spec-
trums
hindurchgehen. Brewster."
NachBussy und
Berlin ist das Pulver der
Krystalle
grün,
ein
einfarbiger dunkelblauer
Körper könnte kein anderes als auch ein
blaues
Pulver haben; aber das Pulver dieses Salzes ist wirklich
grün.
Es geschieht hier, da die Krystalle
pleochromatisch sind,
nichts anderes
als dass durch das Pulvern
sämmtliche
Farbentöne heller werden.
Der blaue als der
durchsichtigere verschwindet ganz, sowie man viele
blaue
Krystalle hat, die ein
weisses Pulver geben, aber
der grüne Ton
ist viel dunkler, er bleibt daher auch
in dem Pulver übrig. Bei Ker-
zenlicht
betrachtet, ist aber das
Pulver nicht mehr grün,
sondern
rothlichgrau.
Die Farbe der Auflösung ist nach den
verschiedenen Sättigungs-
graden von einem blassen
Seladongrün bis zum
dunkelsten
Colombin-
roth.
Sie zeigt sehr deutlich die Erscheinung der einfarbigen
Ringe,
die zuerst von
Löwe1)
beobachtet wurden, und zwar gerade in
der
Übergangsfarbe von grün zu
violet erscheinen
deutliche violete
Ringe
im grünen Grunde. Gesättigte Tropfen der Auflösung, wie
dies
bereits beschrieben worden ist, erstarren amorph wie
Gummi, wenn
man sie z. B. 1/3 bis l % Linie gross auf
eine Glasplatte bringt. Ihre
A)
Berichte u. s. w. Bd. II,
S. 77.
o
Aß
K. Heller- Über den
Farbe ist genau die
dichromatische, um mit H
ersehe l zu
sprechen,
der
Auflösung. Später tritt in denselben schon erstarrten
Körpern
eine
Krystallbewegung ein, und
sie ordnen sich entweder in aus
einem
oder
wenigen Punkten auslaufenden
Krystallfasern an, oder es
zieht
sich auch wohl Alles auf einen einzigen
Krystall
zusammen.
Zuweilen
zerspringen die gummiähnlich erstarrten
Massen, und lösen sich leicht
vom Glase ab.
Gerne hätte ich noch mehrere analoge
Verbindungen
untersucht»
auch
habe ich desswegen zum
Theil die Bekanntmachung
dieser aß
sich so schönen Erscheinung an dem G
r e g o
ry'schen Salze
verschoben,
aber der
Krystallograph, der
Physiker muss sich der
Hand des Chemi-
kers bedienen, der selbst wieder lieber
andere Wege verfolgt,
als
die, deren Zweck
bloss die Hervorbringung
in chemischer
Beziehung
schon
bekannter Krystalle
wäre.
HerrCustosDr.FenzI
überreichte nachstehende zwei
briefliche
Mittheilungen des Reisenden Herrn Karl
Heller1),
welche dieClasse,
da
selbe mehrere
bemerkenswerthe Notizen
über einen
weniger
genau bekannten Landstrich Amerikas
enthalten, in diesen
Sitzungs-
berichten zu veröffentlichen
beschloss.
l. Iber den
Staat
Tabasco«
Teäpa am
8. December
1847.
Meine Reise von
Yucafan nach
Tabaffco bis
Tedpa an
der
Grenze
Chidpas,
aufweicher ich den ganzen
Staat von der
Meeres-
küste bis an die Gebirgskette, welche seine
südliche Grenze bildet
in einer Ausdehnung von 103
Leguas durchschnitt,
verschafft
mir
die Gelegenheit, ihnen einige kurze Notizen über
diese im Allgemeinen
noch wenig bekannte Provinz des
mexicanischen
Staatenbundes
mit-
zutheilen.
l) Herr Karl Heller,
seines
Faches Gärtner, Sohn des Obergärtners
der
k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien,
Herrn Georg Heller, befindet sich
seit
drei
Jahren im Auftrage einer
Actien-Gesellschaft
von Gartenliebhabern auf
Reisen in Mexico,
und hat sich
bereits
durch Einsendung von
Naturalien
verdient
gemacht.
Staat Tabasco.
249
Der Staat
Tabasco
grenzt im Süden an
CMdpas, im
Osten
an
Yucatan, im Westen
an den Staat
Vera-Cruz und
nördlich an
den
mexicanischen Meerbusen,
liegt zwischen dem 92° und 94° west-
licher
Länge von
Greenwich und mit
seiner Osthälfte ungefähr
zwischen dem 17°
48' und 18°
45', mit seiner
Westhälfte zwischen
dem 17° und 18° l
O' nördlicher Breite.
Seine wahre Ausdehnung
nach Süd und West, ist weder
der mexicanischen
Regierung noch
den unterrichteten Einwohnern bekannt, und
daher die
Grenz-Ver-
zeichnung
auf den Karten der neuesten Geographen noch im
höchsten
Grade
unzuverlasslich.
Vorzüglich ist dies
bei der südlichen Grenze
der Fall, welche der
Schlangenwindungen der sie
bildenden'Gebirgs-
kette
wegen, sehr schwer zu bestimmen ist. In keinem Falle
gleicht
seine
Configuration einem
länglichen Vierecke, sondern nähert
sich
vielmehr
einer Kolbenfigur, deren
breiterer Theil
Yucatan,
und
CMdpas
zugekehrt ist. Tabasco begreift das eigentliche
Flachland,
das sich an die nördliche Abdachung eines
von West nach Ost strei-
chenden
Gebirgs-Ausläufers
der Cordilleras
lehnt, und ist von zahl-
losen Flüssen und
Bächen durchschnitten, von welchen man auf
klei-
neren Landkarten, häufig nur den
Tabasco oder
Grijalva-F\nss
und
den
Usamasinta, oder
Sumasinta
genannt, verzeichnet
findet.
Arrowsmith (auf
seiner Karte Mexicos, London 1842),
lässt
letzteren in
der englischen Colonie
Belize
entspringen, und
durch
Chiäpas
fliessen, während der
See Panajackel oder
die Gebirge
von
Peten, in dem zur
Republik Guatemala gehörigen Staat
Verra-
Pas,
als sein Ursprung
allgemein genannt werden, und
Chidpas
erwiesen
nur bis an sein linkes
Ufer reicht. Die
Wassermenge
des
Usamasiuta
ist, ungeachtet seines kürzeren Laufes der vielen
Zu-
flüsse wegen bedeutend
grösser, als die des
weit längeren
Grijalvas.
Weit
richtiger ist der Lauf des Grijalva allenthalben
angegeben,
welcher in den Gebirgen von
Chuchamatlanes in
Central-America
entspringt,
und unter dem Namen
Chidpa den Staat
gleiches Namens
in nordwestlicher Richtung
durchströmt, später aber den Staat
von
Tabasco unter dem Namen Grijalva oder
Tabasco nordöstlich (nicht
nördlich)
durchschneidet, und sich, 6 Leg. von der Küste mit
einem
Zweige des
Vsamasinta
verbindend, in mehrere Arme
zertheilt,
in
den Golf von Mexico mündet. Ein dritter wichtiger
Fluss ist
der
Tulija, der
so wie die früheren
schiffbar, 43 Leg.
Östlich von
San
Cristoval
(Ciudad real
de Chidpa) entspringt, und in der Nähe von
ggO
K. Heller. Über den
Palenques
22 Leg. westlich vom Usamasinta entfernt, gerade
naA
Norden
fliesst, und mit dem
Tabasco
gemeinschaftlich bei der
Barn
de
Tabasco unter dem Namen
Puscatan in den
Golf mündet
i).
Noch erübrigt die Angabe des
Rio
(Je
Chiltebeque
auch
J&
secco
genannt (gegenwärtig
bloss eine
Abzweigung des
Grijdlm,
in
früheren Zeiten wahrscheinlich sein Hauptbett), der sich bei
der
Barre
von Chiltebeque
ergiesst, und von
drcissig-tonnigen
Schiffen
bis
Tierra
cohrada
18 Leg. von seiner
Mündung aufwärts befahren
wird. Man findet ihn
auf den Karten fast nie verzeichnet. Die bedeu-
tendsten
schiffbaren Nebenflüsse des
GrijalvamA
Usamasinta
sind
der
Tedpa,
Tiacotalpa,
Blanquillo u.
a. m., welche sich in
den
Grijalva,
dann der Chaquisjd,
der Salto
de
agua u. a.
m.,
welche
sieh in den Usamasinta
ergiessen. Die Anzahl der
kleineren
Flüsse
undBäche,
die in diese beiden Ströme einmünden, ist
ausserordentlich
gross,
ihre Namen aber wenig bekannt.
Diese vier oder
vielmehr
drei Hauptflüsse mit ihren
unzähligen
Nebenflüssen
bilden in dem
flachen Küstenlande zur Regenzeit eine
solche Unmasse kl einer
namen-
loser
Seen, dass man dreist
sagen kann, Tahasco
wandle sich m
der Regenzeit vom Monat Juli
bis
März
von der
Meeresküste
gegen
18 bis 20
Leguas landeinwärts
in einen
einzigen See von
300
Quadrat-Leguas um,
wodurch das ganze Land mit
Ausnahme
einiger
weniger erhöhter Punkte
durch
seclis
Monate
im Jahre
völlig
unbe-
wohnbar und
culturunfähig gemacht
wird.
Der Staat Tabasco mag nach
meiner
oberflächlichen
Berechnung
(26,4 Quadrat-Leguas auf einen Grad)
höchstens 11OO
Quadrat-
Leguas
Flächeninhalt
besitzen, obgleich ihn Viele, wahrscheinlich
mit
Einrechnung des zu
Verra.
Oruz
gehörigen
lYisiwk^sIfuai^aniJuillo,
zu
16OO Quadrat-Leguas angeben. Nach dem
letzten
Census ist
seine
Einwohn
erzahl 6 3.5 80, wonach ungefähr 63 Einwohner auf l
Quadrat-
Leguas
kommen. Die Einwohner selbst
theilcn sich in
Creolen
(Ab-
kömmlinge
von Weissen),
Mestizen
(Abkömmlinge
von
Weissen
und
1)
Auf allen Karten finde ich den
TuUjct.
als einen
ZuHuss
des
Usamasmia
schon
eine
gute
Strecke unterhalb der
Theilung
des letzteren
sich
in
diesen
ergie&sen.
Nach
Helleres
Angabe über den Lauf beider Flüsse und
(br
Verbindung
des westlichen Armes der
Usamasinia
mit dem Tabasco,
mw
nothwendig
der
Tulija
ersteren
nahe vor seiner Vereinigung mit
letzterem
durchschneiden,
um neben dieser sich in die Bucht der
Bara
de
Tahasco
ergiessei.
zu können
„Fenzi",
Staat
Tahasco.
251
Indianern), reine Indianer,
Indigenas genannt
und Europäer,
dieweni-
gen
Negerabkömmlinge
(Chinos)
ungezählt, welche die
spanische und
fünf Indianersprachen sprechen,
nämlich die
Chontal,
Azfeca,
Zendaly
CholmiMaya,
Ihre vorzüglichsten
Cultur- und Handelsartikel
sind der
Cacao, Zucker,
Rhum,
Kaffee, Tabak, Reis, Mais
und Blauholz. Der
Cacao
wird unter dem Schatten der
Erythrina
corallodendron
mit
grösster
Sorgfalt an den Ufern der
Flüsse gezogen und die jährliehe
Ernte
Tdbascos^ welche
übrigens für den Bedarf der Republik
nicht
ausreicht, belauft sich auf
50 bis 7O.OOO
Cargas(^
60 Pfund), d. i.
30
bis
4O.OOO Centner, im
Werthe von
SOO.OOO bis zu einer
Million
Thaier.
DerCaeaobaumC2%<?o&r<ma
Cacao) trägt das ganze Jahr
hin-
durchBlüthen
und Früchte, jedoch so spärlich,
dass man
selbstbei
guter
Ernte durchschnittlich nicht
mehr als 10 Früchte
im Jahre rechnet,
deren 1OO auf eine
Carga
gehen. Berechnet man aus
diesen und den
schon früher angegebenen
Durchschnitts-Erträgnissen der ganzen
Ernte die Zahl
der im ganzen Staate
cultivirten tragbaren
Bäume, so
ergibt sich für letztere die
bedeutende Summe von 8OO.OOO
Stücken.
Demungeachtet
deckt ihr Erträgniss
nicht den Cacao - Bedarf der
Republik, die sich noch
anderwärtfg durch
Einfuhr dieser Frucht
von
Guayaquil
her versorgen muss. Die
Erntezeit fällt in die Monate
April, Mai und
Oclober. Den übrigen
Culturzweigen widmet man
weni-
ger
Aufmerksamkeit, indem die
Natur hier mehr als die Menschen
thut.
Der Mais, der
3-bis 500-fach trägt,
gibt 3 und 4 Ernten, Das Zucker-
rohr erreicht eine Hohe
von 2 und 3°, Kaffee und Tabak,
vorzüglich
der
Täbaco
del
Coral, welcher
in einem Landstriche nahe der
Haupt-
stadt,
Chontalpa
genannt, gezogen von
ausgezeichneter
Qualität
ist.
Unter
den zahlreichen anderen fast ohne alle
Cultur
gewonnenen
Naturproducten
verdienen noch ganz
besonders folgende genannt
zu
werden:
Die Pataste von
Bubroma
tomentosay
welche wie Cacao
bereitet und genossen wird; die
Vanille von mehreren
Epidendrum-
Arten
stammend; die
Färbersamen von
Bixa
OrellanafOchoteChit);
der
Tabascopfeffer von
Eugenia
Pseudocaryophyllus
DC;
der
Gummi-Copal
von Rhus
copalina
und
Hymenaea
Ccurbaril;
end-
lich Gummi
elasticum von
Casfiloa
elastica
(U!e).
Ausser
diesen
trifft
man noch alle tropischen Früchte, eine Menge edler Nutz-
und
Färbeholzer,
Wachs und Honig im Überflusse. Auch in jeder
ändern
Beziehung
erscheint die Vegetation
Tabascos als eine
der reichsten
und üppigsten der nördlichen
Tropengegenden. Wälder von
Rhipa-
ggg
K.Heller. Über den
phoraSfanglemUFicus-Arien
gemischt und mit zahlreichen
Lora^
thaceen
und Lianen besetzt, bedecken die niederen meist
täer-
schwemmten
Theile des Staates und
bilden theilweise ganz
undurch-
dringliche
Dickichte. Massen von
Bambusen^
Cyperaceen und
eine
Art verwilderten S bis
6'hohen Zuckerrohres,
Canna
brava
genannt,
schmücken
die Ufer der Flüsse.
Hier trifft man auch häufig eine
schöne
Salix-A.vi,
selten aber Orchideen und
Bromeliaceen,
welchen das
allzu feuchte Klima nicht zuzusagen scheint.
Diese Gegenden sind der
Aufenthaltsort einer
unglaublichen Anzahl von Sumpf- und
Seevogd,
welche in
Massen die Bäume bevölkern und rauschend über den
sich
annähernden
Reisenden hinwegziehen. Man befindet sich da in
einer
wilden weiten Einöde, in einem verzauberten
Lande, in dem
man
scheinbar
schwimmende Wälder und Wiesen in einem kleinen
Kahne
durchschneidet.
Gelangt man weiter ins Innere
des bereits über das
Niveau der
Flüsse sich erhebenden Landes, so wird
die Vegetation immer reicher
und mannigfaltiger,
entfaltet sich aber in vollster Pracht und Herr-
lichkeit
erst am Fusse der Gebirge
Chiapds auf einer
Höhe
von
2
bis 300' über der
Meeresfläche. Betritt man da nun jene
Wälder,
in welchen man sich mühsam durch
unzählige Lianen und
allent-
halben
herabhängende Luftwurzeln einen Pfad mit dem Beile in
der
Hand gebahnt, so befindet
man sich wahrhaft in einem
Pflanzenmeere
begraben. Ein Bangen
erfasst unwillkürlich
im ersten Augenblicke
des Eindringens in diese keuschen
Urwälder; Riesenbäume aus der
Familie der
Mimoseen^
Moreen,
Sapoteen,
Terebinthaceen,
Lau"
rineen,
Myrtaceen,
Anonaceen,
Euphorbiazeen
und
Byttneria-
ceen
bilden ein durch ihre lang und weit verzweigten Äste im
blauen
Äther sich wiegendes undurchdringliches
Laubdach. Lianen aus der
Familie der
Malphigiaceen,
Sapindaceen^
Oifcurbitaceen,
Asciepia^
deen,
Bignoniaceen,
Ampelideen,
Smilaceen,
Convolwlaceen
und
Passifloreen
umgürten tausendfach ihre Stämme und Zweige,
und
verschlingen
sich zu einem nur schwer zu
verletzendenNetze.
Mäch-
tige
Dracontienm([Pothos-Arien,Bromeliaceen,
Orchideen^
Pipe"
raceen
und Farrenkräuter,
Moose und Flechten füllen die noch
leeren
Räume
in den rissigen Baumstämmen aus, deren
Unterholz aus
Scitami-
neen,
Palmen^
Cycadeen,
Bixineen,
Malvaceen,
ffolaneen,
EU"
phorbiaceeny
Piperaceen,
Farren und Gräsern
bestehend, den
Boden
allenthalben
bedeckt, und den Blicken
völlig
entzieht
Staat Tabasco.
233
In demselben Masse, als das Pflanzenreich hier
seine Schätze
entfaltet, bevölkert auch das
Thierreich diese nur wenig
betretenen
Wälder. In jeder Spalte entdeckt man der
Ameise, der Wespe und
der Vögel künstliche
Bauten, an den luftigen Asten der Bienen honig-
reiches
Zellenhaus, in hohlen Bäumen und unter der Erde den
Käfer,
zwischen den Blumen gaukelt der Mücken
Heer, und am Boden unter
Blättern birgt sich der
Schlangen reiches Geschlecht.
Zahllose Vögel erfüllen mit Gesang die
Lüfte, und stören die
majestätische Ruhe
des Urwaldes.
Entzückt lauscht man dem
Schlage
desZinzantli
(Turdus
palyglotta),
dem Meister der Sänger,
während geschäftig
der Baumhäcker an der
Rinde hämmert, um den
verborgenen Wurm
herauszuholen.
Der
Affen drolliges Geschlecht
bewirft muthwillig den
Späher
mit Früchten und Zweigen und mengt sein
Zettergeschrei mit dem
der buntgefiederten
Arase und
Papageien. Auch der
Oaguar und
die
Unze fehlen nicht, ja sie sind so häufig
und dreist,
dass sie sich
oft
den Wohnungen des Menschen nähern, um von da
einHausthier
weg-
zuholen. Kaimane bevölkern die Gewässer,
wo sie still
dahinfliessen,
niedliche
Fische, wo sie in höheren Gegenden brausend über
Stein-
massen
hinwegstürzen und der
Tapir langsamen Schrittes
einher-
wandelt.
Bei dieser Fülle von Leben, Üppigkeit und
Reichthum
seiner
Schöpfung könnte man sich versucht
fühlen, Tabasco für das
glück-
lichste Land unter den Tropen zu halten,
erinnerte nicht die spärliche
Bevölkerung und
das fahle krankhafte Aussehen seiner Bewohner
an
das
menschenfeindliche Klima, das der Erforschung und
Urbarmachung
dieses
Niederlandes gleich hindernd in den Weg tritt. Denn leider
ist
dasselbe, den
District
Tedpa am
Fusse der Gebirge
Chidpas
ausge-
nommen,
eines der ungesundesten der
mexicanischen Republik.
Tritt
gleich das
Vomito (gelbe
Fieber), bisher nur selten an dieser Küste
auf, so
leidet doch die
Bevölkerung des ganzen Staates stets an
inter-
mittirenden
und remittirenden Fiebern,
die schnell in
Faul-und
typhöse
Fieber umschlagen. In den
Niederungen, wie z. B. in
San
Jüan
Bautista,
der Hauptstadt der Provinz, erzeugt die
grosse
Feuchtig-
keit und Wärme so bösartige
Miasmen, dass erst
kürzlich von
zwölf
Europäern zehn rasch nach einander
starben, und viele oft schon nach
zwei und drei Tagen dem
Klima als Opfer fallen. Selbst die
Einge-
bornen
und Aklimatisirten haben
daselbst ein auffallend
fahles, unge-
sundes Aussehen, was auf
den Reisenden einen sehr
peinlichen Eindruck
354
K*
Heller. Über
den
zu machen
nicht verfehlt. Den
Ufern des
Grijalva entlang
herrscht
überdies
eine Hautkrankheit
Tinna genannt, die,
obgleich
nicht
bete-
stigend,
durch
weisse,
rothe und bläuliche
Flecken die
Eingebwneft
entstellt
und zuweilen selbst die Fremden ergreift. In dem
gebirgige
Districte
Teäpas sind
Kröpfe sehr allgemein und
Wechselfiebei?
gleichfalls
nicht selten. Anderseits hat die Natur für die
leidende
Menschheit
durch einigem
denFlötzgebirgen
beiTedpa
vorkommende
Schwefelquellen
gesorgt, deren mehrere allgemein
bekannt
und
geschätzt
sind.
Die Regierungsform
Tabascos ist die
föderalistische der
ändern
Staaten.
Der von dem Volke gewählte Gouverneur steht unter
dem
Congresse der
vereinigten Staaten von Mexico und verwaltet das
Land
nach
seinem Gutdünken. Da nun dies gewöhnlich Leute von
ober-
flächlichen Kenntnissen sind, so wird für
das Beste des Landes
und
die Erziehung seiner Einwohner sehr wenig gesorgt,
wesshalb
denn
auch
grosse Unwissenheit,
geringe Moralität und
Mangel aller bürger-
liehen Tugenden die minderen
Classen und die
Indianer-Bevölkerung
durchgehends
charakterisiren.
Die vorzüglichsten Orte des Staates von
Tdbasco
sind:
1. Sau
Jüan
Baufista
Tabasco oder
Villa
hennosa,
Haupt-
stadt'mit 6 bis
7OOO Einwohnern, auf einer kleinen Anhöhe am
linken
Ufer
des Grijalca, 18
Leguas von der
Meeresküste, 83
Leguas
von
Campeche und
234 Leguas von Mexico
entfernt, mit zwei
Kirche»,
mehreren
Trivialschulen, Sitz des Gouvernements und eines
spani-
schen und belgischen
Gonsuls. Ihre
Strassen
sind
unregelmässig,
bergig
und stets in schlechtem
Zustande; die Häuser
mit wenigen
Ausnahmen
ebenerdig, klein und
unansehnlich, und obgleich
meisi
aus Mauersteinen
aufgeführt, feucht und
demKlima wenig
entsprecheaA
eingerichtet.
Nahe an 2SO
Röhrhäuser brannten die Nordamerikaner
am IS.
Juni 1847 nieder.
2.
Tedpa, Hauptort des
Districtes gleiches
Namens, mit 6000
Einwohnern,
zwischen
dorn
Tedpa-mA
Puyucatengo-flvissein
einer
prachtvollen gebirgigen
Gegend, an der Grenze
Chzdpas,
20O/
üher
dem
Meeresspiegel liegend. Ein niedlicher Ort mit vielen aus
Steiß
erbauten
Häusern, 20 Leguas südlich von San
Jüan
Bautista
ent-
fernt, und häufig von den Indianern
Chidpas, welche
Brot, Käse
uftd
Früchte
bringen, besucht. In
seiner Nähe befinden sich die
Schwefel
quellen der
Hacienda
del
Osufre^ der
Esperanto
und des Puy^.
Staat
von Chiäpas.
2 g 5
catengo.
Nebst diesen beiden sind
noch:
Tiacotalpay
Macuspana,
Istapa,
Jalapa,
Jonuta und
Guadaloupe de
lafrontera die
bemer-
kenswertheren Ortschaften dieses Staates. Eine
Stadt Namens
Victo-
ria
oder Vittoria,
vielleicht das heutige
G^a^oZolye de
lafrontera
existirt
nicht mehr in
Tdbasco, am
wenigsten aber in der Nähe
der
I/affuna
de Terminos,
wohin sie Arrowsmith
verlegt.
II*
Über
den Staat
von
Chiäpas
und
Soeonuseo
in
der Republik
llexico.
Teapa am
12. Februar 1848.
Es war am 21. Jänner
d.
J. als ich zum ersten Male
den
Boden
Chidpas
und somit den sechsten
mexicanischen Staat
während meiner
Reise m dieser Republik betrat, und
mich entschloss,
während
meines
Aufenthaltes
Nachrichten über dieses noch so wenig
bekannte
Land
zu sammeln und selbe vorläufig
meinen Freunden
mitzutheilen.
So
kurz ich auch mich zu fassen gezwungen bin, so hoffe
ich doch,
dass
selbst das Wenige
nicht ohne einiges Interesse für sie
schon
gegen-
wärtig ausgefallen.
Es gibt Leute, welche den
Ursprung der Bewohner
Chidpas
(Chapanecos)
von Nephinim, Sohn
Noes,
ableiten.
Unter
ändern
hat
vorzüglich ein gewisser
C. P i n
e d a von San
Cristobal, der
seine
Notizen über Chidpas und
Socanusco im Jahre
1842 der
mexieani-
schen
Regierung vorgelegt, dieses zu bestätigen gesucht So
schwer-
fällig
dieser Beweis und so unvollkommen er auch
geführt
ist, so
kann
ich
doch eine von ihm angeführte Tradition
der
Chapanecus
nicht
unerwähnt lassen, die besagt: „dass
Votan, Enkel des
ehrwürdigen
Alten, welcher das
grosse Schiff erbaute, um
in der Überschwem-
mung sein und
seiner Familie Leben zu
retten, und einer derjenigen,
welche das grosse Werk
eines Gebäudes
unternahmen, um zum Himmel
hinanzusteigen,
ausdrücklich von dengrossen Wesen ausgesandt war,
um
die neue Welt zu
bevölkern; dass die
ersten Bevölkerer von
Norden
kamen; dass, als sie
Soconusco
erreichten, sie sich
trennten,
die einen
weiter nach
Nicaragua gingen,
um es zu bewohnen,
die
anderen aber in Chidpas blieben; dass Vota n
den Menschen die
Sprache gab, die sie heute sprechen, und
dass einer seiner
Neffen
gegen
Norden bestimmt wurde, die Länder des A n a h u a
c zu
theilen."
ggg
K. Heller. Über den
Man mag von dieser
Tradition, ihrem
Ursprünge
und ihrer Ver-
breitung unter den
Ureinwohnern dieses Landes
halten was man will:
So viel ist
gewiss,
dass die
Chapanecos den
Namen Vota n
sehria
Ehren
hielten, und ihn in ihrem
Kalender verewigten, der ein
Ver-
zeichniss
ihrer Stammväter enthält. Er gleicht fast
demMexicanischen,
nur
weicht er von diesem in der
figürlichen
Darstellung der
Monate
und
der fünf Schalttage
(Nemontemi der
MexicanerJ), aus
welchen
sie einen
eigenen Monat machten, ab. Die Namen der Monate
sind
folgende:
l.
Mox,2.
Ygh, 3.
Votan^
4.
Ghanan^
S.Abagh, 6.
Fox,
7.
Moxic, 8.
Lawbat, 9.
Molo und
Mulzs^
10.
Elab,
11.
Batz,
12.
Enob,
13.Been^
IS.
Hix,
U.
Tziqui^
16.
Chabin,
17.
Chic,
18.
Chinas,
19.
Cabogh,
20.
Aghual. Aus
einigen derselben geht
hervor, dass die Sprache des
gebildetsten Stammes die
Zotzü
war,
in welcher Fox Fichte, und
Aghual Sohn oder
Tochter bedeutet
Die Geschichte dieser Männer hat die
Tradition nur schlecht
aufbewahrt. Von den meisten ist
sie entweder gar nicht oder
HOT
dunkel bekannt.
Mox wird als erster
Bevölkerer genannt, dem
sie
auch
zuweilen den Namen
Imos oder
Ninus beilegten und
im
Ceiba»
Baume
(Bombax
Ceiba L.)
verehrten, unter welchem
sie,
nach-
dem
sie ihn mit Weihrauch eingeweiht,
ihre
Versammlungen
hielten
Diese Verehrung
findet theilweise noch
heutigen
Tages Statt,
und
spricht
für die Echtheit dieser
Tradition.
Votan^
den sie auch
Tepanagiiaste,
d. h. Herr des
hohleD
Stammes,
nannten, wurde als das
Herz der Völker
verehrt, und
es
scheint sein Name in
irgend einer
Beziehung1
zu der
verfallene]!
Stadt
Copanaguaste zu
stehen.
Been,
der Tradition zufolge, bereiste
zuerst
das ganze Land,
und
errichtete an verschiedenen
Punkten
grosso
Götzenbilder, wel-
chen er seinen Namen
anschrieb. Eine dieser
Figuren, an der
In-
schrift und feinere Verzierungen leider schon
zerstört sind, stellt
noch in dem Felde von
Quixte, westlich
von Comitlan, und
flosst
den
Eingebornen die
grösste Ehrfurcht
ein. Sie nähern sich
selkea?
mit
entblösstem Haupte,
verbeugen sich tief und
zieren sie mit
Blu-
men
und Zweigen, die, wenn vertrocknet, sie sich um die
Stime
winden
und als Reliquien
aufbewahren.
Von den übrigen ist, wie gesagt, nichts
bekannt, und es
bleibt
nur
noch zu erwähnen,
dass die Namen
Hix^
Muln und
Molo Mt
den, in
der Yucateckischen
Zeitrechnung vorkommenden
Afy.Jfote
von Chiapas.
257
und
Mool
grosse Ähnlichkeit
haben, und obgleich
Yucatan
später
bevölkert wurde, auf gleiche Abstammung
'hindeuten.
Alle diese,
in der Geschichte der
ersten Bewohner eine
so
grosse
Rolle spielenden Männer, wurden von den Indianern in
Idolen
aus Stein und
Thon geformt, verehrt und
solche selbst noch
lange
nach
der Eroberung Mexicos durch die Spanier von
denChapanecos
in
dem Dorfe
Huehuetlan (Land
der Alten) im Districte
Soconusco
(Joconocho
der Mexicaner), unter
Aufsicht einer alten
Indianerin
in einer
Grotte bewahrt, bis Bischof
Nunnez de
la
Vega auf
einer
Diöcesan-
Visite im Jahre 1691 deren Aufbewahrungsort entdeckte
und
sie sammt und sonders
nebst wichtigen Documenten
und
Malereien
auf Magueypapier
(Agavepapier) öffentlich zerschlagen
und verbrennen,
zugleich aber auch alle
ihm als Abkömmlinge
der
20 Stammväter bezeichnete Personen den
Inquisitions
-
Gesetzen
gemäss
in die Klosterkerker abführen
liess.
Trotz alles dieses gegen die Idolatrie
gerichteten
Wüthens,
wobei
eine Masse des unschätzbarsten
Materiales
für spätere
ge-
schichtliche
Forschung spurlos zu Grunde ging, erhielten sieh
noch
immer alte, auf sie
basirte Gebräuche.
Bedienen sich denn doch
zur
Stunde
noch die
Chapanecas einer,
ihrem alten Kalender ähnlichen
Jahres eintheilung
von 18 Monaten, je zu 20 Tagen, welchen sie auf
die
Jahreszeit und bestimmte Arbeiten sich beziehende Namen
bei-
legen, fort und fort.
Unter den verschiedenen
Meinungen über
die
Gegend, von der aus die ersten Bevölkerungen
Central-Amerikas
Chiapas
und Soconuscos
gekommen sein mögen, ist jene die
wahr-
scheinlichste
, die die Einwanderung von
Norden aus stattfinden
lässt.
Ein
Manuscript von
Quixte nennt den
Stammvater der
Que-
lenes
(älterer Name der
Zotziles)
NemaquicAe, als
einen der drei
Brüder des fünften
Häuptlinges der
Tultecas^ der sie
in Folge eines
Orakelspruches in
grosser Menge nach
CentraI-Amerika
führte.
Eine
Sage, die ihre historische Begründang in der
Thatsache finden
dürfte,
dass, wie
dies die Untersuchungen
über die alte Bevölkerung
Mexicos lehren, es
die Tultecas waren,
welche zuerst von diesem
Lande Besitz
ergriffen.
Sie kamen wahrscheinlich von den Ufern des
Missisippi
und
Ohio, wo
sich noch grosse Mauerwerke vorfinden, die weder
den
Natches noch
den
Irokesen
zugeschrieben werden können,
nach
Anahuac
(Mexico) herab, wohin sie
auch ihre Künste verpflanzten,
Sitzb.
d.
mathena.-naturw.
Cl.
l*
Bd.
^
gg§
Heller. Über den Staat
in welchen sie bereits sehr vorgerückt
waren, wie dies
schon
der
Name
Tulteca besagt,
welcher so viel als Weiser oder
Künstler
bedeutet.
Der Beginn der Herrschaft
der Tultecas
fällt
ungefähr
in das
Jahr 608 unserer Zeitrechnung, und dauerte gegen
200
Jahre,
während welcher Zeit neun Könige, von welchen jeder
nfcM
mehr als 25 Jahre
regieren durfte, auf dem Throne
sassen.
Ihre Namen
waren:
Chalchintlanctzin,
Ixtliicuechalinac,
Huet»
zin^Tofepeuh^Nacaoc,
Miti (wie sehr
erinnert nicht dies er
Name
an
die Ruinen von
Mitia)^
Xiuhtlaltzin^
Tecpantcalzin
und Topütm^
Ihnen und ihren Nachkommen schreibt man die
Erbauwg
grosser
Städte und Monumente, wie die von
üxmal,
Pcdenqu^
MMa,
Papantia^
Tulhdy
Cholula und
anderer zu. Unter der
&^
gierung
Topützins
brach aber aus Wassermangel zuletzt
eiae
^
grosse
mit Krankheiten verbundene allgemeine
Hungersnoth
ans,
dass
fast die ganze Bevölkerung dadurch aufgerieben wurde.
Die
Überreste vereinigten sich
theils mit den
Colonien in
Guatemala
theils
zogen sie nach
Onahuaico, dem
heutigen Yucatan.
Nur
wenige
Familien blieben im Thale
von Cholula und unter diesen
zwei Söhne
Topützins^
die in späterer Zeit mit den
königliche!
Familien
von Mexico,
Tezcuco und
Cvlhuacau verwandt
wurden.
Während
auf diese Weise sich
Central-Amerika und die
Nachbar-
länder
mehr und mehr bevölkert hatten,
blieb das Land
Avtahmw
mehr als
ein Jahrhundert lang öde, und nur das
Thai Cholula
etwas
bewohnt, bis
endlich ein anderer im Jahre 1170 von
Nordes
Amerikas
herabrückender Indianerstamm, die
Chichimecas, die
ihr
Stammland
Amaquemecau nannten
und die Sonne anbeteten,
Besitz
von
Anahuac
ergriffen.
Dreizehn Könige dieses Stammes, Namens
Xolotl^
NopaUw
Tlotsin,
Quinatzin,
Techotlalatzin
5
Ixtlixochiil^
Teltzotzam^
Maxtia,
Netzahualcoyotl^
Netzahualpiftzintli,
Cacamatzin^
Coe"
nacatzin
mAIxtlixochitlII.
regierten daselbst
während 3OO Jahren.
Schon unter der Regierung
Xalotl^ (12OO)
kamen auch von
Sei^
Michoacans
die Acolhuas
(Tarascas) und
erhielten von ihm
äie
Erlaubniss,
sich in Anahuac anzusiedeln. Nach dem Tode
des
letzten
chichimekschen
Königs trat ein
Acolhua, Namens
Qui-
natzintlalfecatzin,
an die Regierung und gründete das Reich
Ace^
huacan,
dessen Hauptstadt
Tezcuco im Jahre
1S21 mit
Mexm
zugleich von
Hernando
C orte s erobert
wurde.
Der
letzte Stamm einwandernder
Indianer endlich waren
die
Aztecas,
welche im Jahre 1160 ihr Vaterland
Aztlan
in
Nord-
Californien
verlassend, nach einer 36 Jahre
dauernden
Wanderung
über
Taluca her in
Anahuac eindrangen.
Sie Hessen
sieh
zuerst
in
Tula
(1196), später (1216)
in Tzompango und
endlich (124S)
in
Chapoltepec nieder,
wo sie zeitweise unter dem Joche der
Könige von
Tezcuco in grossem
Elende lebten. Nachdem sie
aber
später ihre vollkommene Freiheit sich
erkämpft, übersiedelten
sie
nach
Itztacaico und
gründeten im Jahre
1326 auf einer
kleinen
Insel des Sees
Tezcüco die
Stadt Tenochtitlan
(das heutige
Mexico), die sich bald zur Hauptstadt
eines
mächtigen und
grossen
Reiches
erhob. Unabhängig von
der As^&^n-Herrschaft
erhielten
sich
bloss die
Tarascos oder
Michuacanos, die
Könige von
Tezcüco,
die
Tiascaltecas und
Onahualcos,
obgleich einige derselben an
die
mexicanischen
Kaiser Tribut zahlten. Die Namen der aztekischen
Regenten
sind: Akamapitzin
(regierend von 13S2 —
89)
ßüitzi-
Uhuiti
(regierend von 1389
— 1410),
Chimalpopüca
(regierend
von 1410 — 26),
I&cohuatl
(regierend von 1426 —
3&),
Huhue
(der alte)
Mocteuzoma
(regierend von 1436 — 64),
Axayacail
(regierend
von 1464—1477),
Tizoc (regierend
von
1477—82),
Ahuitzotl
(regierend von
1482—1SO2)
Mocteuzoma
X^cayatzin
(der
unglückliche, regierend von
1^02 — 1S2O),
ChmtlahuiaUw
(regierend
1S2O, 3 Monate desselben
Jahres) und
Cucthufemotzin
im
selben Jahre. Die berühmtesten der
ersteren dieser
Herrseher
waren
Huit&ilihuitl,
der die Macht seines
Volkes
begnmdete,
hcohuati
und Ahuitzotl,
welche sie über zehn
Staaten
ausdehnten.
Unter der
Regierung des letzteren
fiel der Staat
CMdpas
durch
seinen Feldherrn
Tlitototel
in die Hände Mexicos
und
blieb
dessen Herrschern bis zur Auflosung dieses Reiches
(1^21)
unterthan.
Die
Ünterjochungs- und
beständigen Parteikriege der einzelnen
Stämme
unter sich scheinen
Chiäpas^ ein
gebirgiges Land mit
verschiedenen Indianerstämmen,
meist Reste gesprengter
und flüch-
tiger Heereshaufen, bevölkert zu
haben, und nur die
Zot&iles
können
als Abkömmlinge der
alten
Tultecas noch
theilweise
nach-
gewiesen werden. Sie zeichnen sich jetzt noch durch
einen
domini-
renden,.
aber milden Charakter,
grosse Geschicklichkeit
und Fähig-
keit in Erlernung neuerer Künste
aus. Selbst ihre Sprache,
die
Zot&ü,
ein Dialekt oder eine
Ausartung der
Mq/o-Sprache,
die
l7*
^g0
Über den Staat
ich für die der
Tultecas zu halten
geneigt bin, dürfte
zu
dieser
Annahme
berechtigen.
Nach der Eroberung Mexicos
theilte
Chidpas die
Schiebak
aller
übrigen von den Spaniern unterworfenen Länder.
AnfängfiA
mit
Mexico verbunden, später einen
Theil des
General-Capitamafes
von
Guatemala bildend,
schloss sich
Chidpas im Jahre 184t
aa
Yucatan,
neuester Zeit aber wieder an Mexico an. Soconusco
theilte
bis zum Jahre 1821, dem der
Unabhängigkeits -
Erklärung,
gleiches
Loos
mit Chidpas.
Während sich dieser Staat aber an Mexico
aa-
schloss, bildete
jener bis 1842 ein neutrales Land, auf
welches
Guatemala
und Mexico gleichen
Anspruch
machten, bis es
roa
letztern mit
Waffengewalt bezwungen,
dem Staate Chidpas
wieder
einverleibt
wurde.
Geographie und Statistik.
Chidpas und Soconusco liegen
zwischen dem 1S° und 17°
W
nördlicher
Breite und dem 91° und 94° westlicher Länge
von
Green-
wich.
Ihr Flächeninhalt beträgt nach dem
Census von 1838:
7,SOO
Quadrat-Leguas
(28 auf den Grad
gerechnet) mit 160,083
Einwog
nern.
Davonkommen 117,136m Dörfern und 30,789 auf
Landgüten
wohnende Chidpas, und
11,468 in Dörfern und
693 auf
Landgütern
lebende
Einwohner auf
Soconusco.
Der ganze Staat zerfällt in 7
Districte und IS Kreise
mit
4 Städten, 7 Marktflecken
(villas), 96
Dörfern und S91
Landgütern
(fincas
rusticas).
Nimmt man als Maximum eine
Ya
Quadrat-Leguas
Flächeninhalt im Durchschnitte
für jeden dieser Orte, so
klein
er
auch sein mag, an, so entfallen
bloss
S3y^ Quadrat-Leguas
für
säJnmt-
liche
Ortschaften, und die übrigen 7,446
Vs Quadrat-Leguas für
die
Landgüter
und unbevölkerten
Landstriche. Wie schwach die
Bevölke-
rung
des ganzen Landes sei, ergibt sich schon daraus,
dass,
während
auf
eine Quadrat-Leguas jener
83%
Leguas 2,426 Einwohner
komr
men,
deren Kopfzahl für den Rest per
Legua durchschnittlich
auf
4 herabsinkt.
Von diesen 160,083 Einwohnern sind
132,188 reine
Indianer,
die
übrigen Weisse und
Mestitzen
(Ladinos), eine
kleine
Anzahl
Neger
ungerechnet.
Die politischen Grenzen
sind: Im Norden
Tabasco, im
Westes
Oaxuca^
im Süd-Westen (in
Soconusco} der
stille Ocean, im
Osten
von
Chiäpas.
261
CentraI-Amerika; alle aber nach keiner Seite hin
genau festgestellt
und bezeichnet; die meisten Karten
sind hinsichtlich der Grenzen un-
richtig und die Lage
der Ortschaffen
betreffend, häufig
ganz falsch.
Gebirge: Drei Gebirgsketten
durchschneiden das Land
von
Ost nach West, deren mittlere sich in die
Cordillera de
la
Siera
madre
fortzusetzen scheint. Eine ihrer
höchsten Spitzen ist
der
Berg
ffueitepec,
östlich von San
Crisfoval 5 auf
8,500'
über der
Meeresfläche geschätzt. Sie
schliessen die
fruchtbarsten Thäler
mit
dem herrlichsten Klima ein und bilden das Paradies
der Republik.
Flüsse: Die wasserreichsten und
schiffbarsten,
weichesich
alle
iß den Golf von Mexico
ergi essen,
sind:
1. Der
Chidpa, welcher in
den Gebirgen von
Cuchumallanes
in
CentraI-Amerika entspringt, Anfangs von Ost nach West,
später
von Süd nach Nord, den ganzen Staat
durchströmt und in
der
Provinz
Tabasco, unter dem Namen
Grijalva oder
Tabasco sich
bei
Guadalupe de la
fronfera in den
Golf ergiesst.
2. Der
Osumasinta, welcher
seinen Ursprung in den
Gebirgen
von
Peten und dem See
Panajachel hat und
sich vor seinem Aus-
flusse in drei Äste spaltet,
von welchen der eine in die
I/aguna
de
Terminos,
der zweite bei der Barre von
San
Pedro
y Pablo
in
den Golf, der dritte hingegen, auch
Tres
bocas genannt,
bei
Mesca-
lapa^
in den Tabasco kurz vor dessen
Ausfluss
mündet.
3. Der
Tulija, der
südlich vom Dorfe
Bachajon
entspringend,
unter dem
Namen Puscatan sich
in den Golf ergiesst. Der
Blanquillo
von
den Gebirgen
Isguatans kommend,
der Tedpa in den
Umgebungen
Pantepeques
und San
Bartolome de
Ginebras
entspringend und
der
Magdalena-
oäer
Santo
Monica-Flviss,
von den Gebirgen
Tapa-
lapds
kommend, münden
sämmtlich in den
Grijaha oder
Tabasco.
Ausser diesen 6
Hauptflüssen zählt
Chidpas noch mehr
als 30 klei-
nere,
theilweise schiffbare
Nebenflüsse nebst
zahllosen Bächen.
Die
am stillen
Ocean liegende
Dopendem
Soconusco
zählt 27 sich in
denselben
ergiessende Flüsse,
von welchen folgende schiffbar sind:
. l. der
Tilapa, vereinigt
mit den Naranjo bei
der Barre Ocoz;
dann
2.
der Suchiafe bei
der Barre von
Ayutia; 3. der
Cujohacan
bei
der Barre gleiches Namens, und 4. die drei
Cohatanes bei der
Barre
von
San Simon.
Seen:
l. Der
Tepancuapan im
Districte von
Comitlan,
6
Leguas lang und in
seiner
grössten Ausdehnung l
Legua
breit,
ogg
Heller.
Über
den S
last
Man findet ihn auf Baron
Humboldts.
Karte unter dem Nairiea
Lag^
de
Chidpas
verzeichnet; 2. Der
Lago de
fosJslotes, in
demselben
Distriete
zwischen Central-Amerika
und Chidpas,
der sich nach
SW-
Ost ausdehnt und dessen Grenzen unbekannt sind: 3.
dc^r
lusmjajb,
eine
halbe Qua'drat-Legua
gross im selben
Distriete; 4. der
Swnew-
sujul
im selben Distriete von
San
Crfsfoval,
klein, aber
pemamt
wasserreich,
mit zwei aus ihm entspringenden
Flüssen. Unter
am
Seen,
welche durch das Austreten
von
Flüssen
gebildet
werden,
i$t
vorzüglich
der Catazaja im
Distriete von
Palenqne
zu
nenüe^
welcher
vier Leguas lang und eine
halbe Legua breit ist. An
seinen
Ufern
steht das Dörfchen
las
Playas^ welches
man als den
Hafea
Chidpas
für Yucafan
betrachten kann. In
Soconusco trifft
maß
l. den
Logo
de los
potreros^
gebildet durch die
Vereinigung vo%
11
Flüssen, 16 Legua
lang; 2. den
Lago
Cohafanes,
gebildet
durch
die
drei Flusse gleiches Namens: und 3. einen See. gebildet
dur^h
die Flüsse
Donna Maria und
Cacaluta.
Bewohner
Chiapas.
Die
Bewohner Chidpas
zerfallen, wie bemerkt, in zwei
Classea,
nämlich:
In Eingeborne
(Indigenas),
Weisse und Mestizen
(Ladi-
nos).
Die Eingebornen selbst
theilen sich wieder in
solche, die das
Bürgerrecht besitzen
(Avecindadas} und
in freie Indianer
(Lacan-
dones).
Die ersten gehören vielen Stämmen an, und
sprechen
11 Sprachen,
nämlich: die
Lengua
wejicana^
zoque 5
casdaly
trokek,
chiapaneca,
zotzil,
zendaly
maya,
chol^
chiche und
mrfme,
welche sich
vielleicht bei genauerer
Untersuchung
auf 4 oder 8
Hauptsprachen zurückführen lassen.
Während die
Verwandtschaft
derZofayZ-
zur Ma^o-Sprache
unverkennbar ist, zeigt
andererseits
die
ZfO^ue- mit der
Mejicana- oder
Azteca -Sprache
grosse
Ähn-
lichkeit.
Die Lebensweise und der Charakter der
Ckicipanecas-lnäiwiw
ist
wenig verschieden von dem der übrigen Indianerstämme
Mexicos;
ihre Beschäftigung ist der Feldbau, ihr
Abgott der sie nach und
nach
vertilgende
Branntwein. BIoss die
Bewohner Chamulds
und
alle
übrigen
Zotziles,
besonders aber
erstere, eine kleine
Völkerschaft
von
10,131 Seelen, machen eine
vortheilhafte Ausnahme.
Ihr
Kör-
perbau
ist schon, kräftig,
ihr Charakter mild und beherrschend
zu
gleicher Zeit, ihre
Geschicklichkeit und Fähigkeit in Erlernung
von
von
Chiapas.
263
Künsten
gross. Die Bewohner
Chamulds sind es,
welche den
Staat
grösstentheils
mit gegerbten Fellen, Schuhen, Töpfen,
Harfen,
Violinen,
Guitarren versehen,
und die besten
Baumfäller,
Maurer
und ziemlich
gute Schreiner abgeben.
Sie sind als der älteste Stamm
des Landes bekannt
und wahrscheinlich Abkömmlinge der
Tultecas.
Die freien Indianer
(Lacandones)
bewohnen das heisse,
aber
fruchtbare Land an den Ufern des
Osumasinta gegen
Central-
Amerika
hin und trotzten bisher noch allen gemachten
Civilisations-
Versuchen.
Ihre vorzüglichste Beschäftigung ist die Jagd, der
Fisch-
fang, der Anbau des Maises und des Tabaks. Sie
gehen stets mit
Bogen und Pfeil bewaffnet, den sie mit
grosser Sicherheit
und
Fertigkeit handhaben. Ihr Körper ist wohlgebaut,
ihre Haare sind
straff und vielleicht in Folge
mangelnder
Kopfbedeckung
frühzeitig
spärlich, ihre Haut etwas lichter
als die der übrigen Indianer. Die
Kleidung
der Männer besteht in einer Art von bis zur Mitte
des
Schenkels reichenden Hemdes, unter welchem sie
um die
Hüften
einen von ihren Weibern aus Waldseide
geflochtenen Gürtel tragen.
Die Weiber tragen einen
um den Leib gewundenen Wollstoff, der
von den Hüften
bis an die Knie reicht
(Enagua) und
zuweilen
auch
noch ein kleines Hemd über die Brust
(ffuepil). Die
Kinder
gehen
nackt.
Die Lacandones
verachten den Branntwein, und wenn sie in
die Dorfer
kommen, so geschieht es
bloss, um Waldwachs, Honig
und
Thierfelle zu
verkaufen oder gegen ihnen fehlende Artikel zu
ver-
tauschen.
Der älteste der Familie, zuweilen auch der
stärkste,
Neguate
oder
Nagutlat genannt,
regiert das Haus. Seinen
Befehlen gehor-
chen alle unbedingt und ehrfurchtsvoll.
Man hält sie für
Sonnen-
anbeter, wenigstens konnte man sich noch keiner
ändern Art
von
Idolatrie unter ihnen vergewissern. Ihre Sprache
scheint die
Zen»
dal
und Chol zu sein,
ihre Stammväter mochten vielleicht
die
Chichimecas
gewesen sein, welche
ebenfalls die Sonne als höchstes
Wesen
anbeten.
Die
Weissen und
Ladinos endlich,
welche spanisch sprechen,
27.898 an der Zahl, tragen den
Charakter der spanisch-amerikani-
schen
Bace an sich und leben als
die Herren des Handels und der
meisten Landgüter in
einer solchen Indolenz
dahin, dass
Ackerbau,
Gewerbe
und
Volksbildung
unmöglich weder
gedeihen noch
fort«
schreiten
können.
2ß4
Heller. Über den
Staat
Producte:
Chidpas und
Soconusco
unter dem besten
te®.
pischen
Himmelsstriche gelegen, begünstigt durch seine
Lag^
riri.
sehen
zwei Meeren mit einem durch seine
Gebirge auf das
Maiaig-
faltigste
gearteten Klima und einem
äusserst fruchtbaren
Bote
gesegnet, bieten einen
Reichthum an
Naturproducten, wie man
iha
kaum an einem
ändern Punkte der
neuen Welt auf einem
Areale
von
nur
7,SOO
Quadrat-Leguas vereinigt
findet. Ohne in ein
Näheres
einzügehen,
will ich hier nur in Kürze die wichtigsten
Produete
beider aufzählen.
Aus dem Pflanzenreiche liefert der Boden je nach
seinen
klimatischenverhältnissen: Mais, Reis,
Weizen, Gerste, alle Früchte
der Tropenländer
und Süd-Europas, wie
Indigo, Oliven,
Croton-Lae,
Mahagony,
Campesehe- und Brasilholz nebst anderen
Färbestoffea
der
Indianer, den Drachenbaum,
Copal,
Liquidamber,
Fichtenharze,
Courbaril,
Guajak,
Wachbolder) Agaven
(Maguey), wilden
und
cultivirten
Wein, Tabak, Baumwolle,
Cacao der besten Sorte,
Vanille,
Zucker,
Kaffee, Gummi elasticum,
Copite,
Sassaparille und eine
Un-
zahl
aromatischer, purgirender
und astringirender
Pflanzen, alie
Arten
Bauholzes von der Fichte und Eiche bis zum
feinsten
Caoba-
holze.
AusdemThierreiche
trifftman alle
Haustbiere Europas
anuad
findet
desshalb
allenthalben Schafwolle,
Milch, Butter, Käse etc.
etc.,
ferner
Hirsche, »Rfehe,
Wildschweine, Hasen,
Tapire, Dachse,
Fisch-
otter.
Füchse, Waschbären und
Affen, die
gemeinschaftlich mit
den
Kuguars,
Onzen, Wildkatzen,
zahllosen Reptilien und
Insecten
die
Wälder bewohnen;
ferner Fasanen, viele
Arten Repphühner
mi
Tauben, die
prachtvollsten gefiederten Raub- und
Seevögel; in
den
Flüssen
Fische, Krebse und Schildkröten in Gesellschaft
furchtbarer
Kaimane; am
slillen
Ocean alle
Meeresproducte; auf der
Opuntia
die
Cochenille.
Das Mineralreich liefert Kochsalz, Soda,
Schwefel, frei und
in Quellen
Erdharz; auch edle Metalle
fand man in letzterer Zeit.
Die Industrie
Chidpas, noch in
ihrer Kindheit liegend und
verwahrlost, hat bis jetzt
alle diese Producte nur wenig oder gar
nicht zu
benützen gewusst,
obgleich sie ohne alle Pflege und
Ver-
vielfältigung
für sich allein schon hinreichten, den Wohlstand
des
Staates zu
begründen und
letzteren zu
einem der reichsten
Central-
Amerikas
zu erheben.
von
Chiäpas.
268
Das
gröbste
Hinderniss für den
Handel liegt in dem fast ab-
soluten Mangel von Wegen und
der grenzenlos schlechten Be-
schaffenheit der wenigen
vorhandenen, so dass aller
Import- und
Export-Handel nur auf dem breiten Rücken
der
Zoyu^-Indianer
betrieben
werden kann. Sowie die Industrie, so stehen auch
Bil-
dung, Künste und Wissenschaften daselbst auf
sehr niederer
Stufe,
noch
tiefer aber ist durch die Sorglosigkeit der Geistlichkeit
Chiäpas
die
Moralität seiner
Einwohner herabgekommen, und erstaunt, aber
auch
vergebens fragt man nach den weisen Anordnungen des
edlen
Las
das
äs.
An die Stelle der Idolatrie der Ureinwohner ist
eine neue
Religion getreten, die sich auf die Namen
skenntniss einiger
Heiligen
beschränkt und ein seltsames Gemisch aus
altem
Aberglauben,
Ketzerei
und Katholicismus bildet.
— Der ganze Staat besitzt
nicht
mehr
als l S Schulen, und diese in
einem über alle
Begriffe kläglichen
Zustande.
Städte:
l. San Cristoval,
Hauptstadt des Landes, im
Jahre
1528 von Diego
Mazeriego unter
dem Namen Villa
real
gegründet»
veränderte
ihn im Jahre 1S29 in
Vitia
mciosa, anno
1531
in
San
Cristoval,
anno 1S36 in
Oiudad
real und
behielt den letzteren
bis
1829, in welchem
Jahre der mexicanische
Congress ihr den
altern
Namen
Ciudad
de San Cristoval wieder gab; zählt 6,912
Ein-
wohner, besitzt mehrere
Schulen, ist der Sitz der
Regierung und
eines
Bischofes.
2.
Comitlan, 20
Leguas
südöstlich von
San
Cristoval,
mit
S,O56
Einwohnern und bedeutenden
Alterthümern in der
UmgebüBg.
3.
Tapachula in
Soconusco, 123
Leguas südwestlich
von
San
Cristoval und 8 Leguas vom stillen
Ocean
entfernt,
mit
3,60^
Einwohnern.
4.
Tuxtia, 16 Leguas
westlich von der Hauptstadt mit
4,868
Einwohnern.
Die merkwürdigsten Ortschaften sind:
Chamula, 6
Leguas
südöstlich
von San Cristoval mit 824 Einwohnern und alten
Ruinen:
Chidpa,
14 Leguas von San
Cristoval
und 8 Leguas von
Tuxtia
mit 2,826
Einwohnern, der erste von Spaniern im Lande
gegründete
Ort
(1S27):
Huistan^ 6 Leguas
Östlich von San
Cristoval»
mit
2,OS4
Einwohnern und einer alten Pyramide:
Ocosucoautia 5
22
Leguas südwestlich von San Cristoval mit
1,348 Einwohnern,
und
266
Ettingshausen.
Formel für die Wirkung
alten
Fortificationen;
Ococingo, 24
Leguas nordöstlich
von
San
Cristoval
mit 2,880 Einwohnern und
den bedeutenden
Ruinen
der
zerstörten Stadt
Tulhd, in der
Nähe
Zitate 8
Leguas von
letzterea
Orte entfernt
mit 84S Einwohnern und
einem alten
pyramidale
Grabe;
Palenque, 88 Leguas
nordöstlich von San
Cristoval
mit
1,297 Einwohnern, weltberühmt
durch die ausgedehnten
Ruinen
de?
zerstörten
Stadt Culhuacan;
ffuista in
Soconusco, 107
Leguas
südwestlich von San
Crisf
oval mit 2S4 Einwohnern,
bemerkenswert!!
wegen
der oben besprochenen Statue
Beens:
Acala, 8 Leguas
süd-
westlich
von San
Crisioval mit
609 Einwohnern und
AlterthümerB,
in
der Nähe
Copanabastia
(verfallen) im Districte
von
Comitlan,
berühmt
durch seine Ruinen.
Regierung: dem
Foederalsystem der
vereinigten Staaten von
Mexico
entsprechend.
Einkünfte: 51,418
Thaier.
Professor v.
Ettingshausen
überreicht nachstehende Note
über den Ausdruck
der zwischen einem galvanischen Strome
uad
einem magnetischen
Punkte stattfindenden Action.
Es
»ei
äs ein
Elementartheilchen eines
linearen
Elektricitäts-
leiters,
k die Intensität des darin vorhandenen
galvanischen
Stromes,
m der in einem gegebenen Punkte
concentrirte Magnetismus,
u die
Länge der von diesem Punkte zum
Elemente ds
gehenden Geradea
und
^ der Winkel derselben mit
dem Elemente, so wird die Grosse
der bewegenden
K-raft, womit das
Stromtheilchen auf den
magneti-
schen Punkt,
wie auch dieser auf jenes einwirkt, durch das
Product
,
sin
j)
-
ckm
——r""^
dargestellt, wobei
c eine mit der Wahl der
Einheiten für die
Strom-
stärke und für den Magnetismus in
Verbindung stehende
Constante
bezeichnet.
Die Richtung dieser Kraft ist gegen die Ebene des
Winkels
^ senkrecht; der Sinn, in
welchem sie wirkt, hängt ab von
der
Richtung
de& Stromes in dem
Leiter, und von der Art des Mag-
netismus; die Richtung
der Kraft kehrt sich um, wenn entweder
die
entgegengesetzte Strömung
derElektricität, oder
der
entgegengesetzte
Magnetismus
waltet, und wird in jedem einzelnen Falle
nach der
von
Ampere gegebenen Regel leicht
erkannt.
eines
galvanischen
Stromes
auf
einen
magnetischen
Punkt.
20T
Handelt es sich um die
Beurtheilung der
Einwirkung des
ge-
sammten
Stromes auf den magnetischen Punkt, so sind zunächst
die
Componenten dieser
Action zu bestimmen. Um
die Kraft X
zu
finden, womit der
magnetische Punkt nach
irgend ^iner
gegebenen
Richtung hin getrieben wird,
muss man die Action jedes
einzelnen
Stromtheilchens
auf den magnetischen Punkt nach dieser Richtung
zerlegen;
und alle solcherweise erhaltenen Componenten mit
ge-
höriger Rücksicht auf ihre Zeichen
addiren. Ist
o) der
Winkel
der vorgezeichneten Richtung mit der auf die Ebene
des Winkels
^
senkrechten Richtung
der vom Elemente äs ausgehenden Kraft,
so
ergibt sich
sonach
-_
,
f
sin
^
cos
u
,
X
==
ckmJ
——-g———
ds,
wobei die Integration über den
Theil des Stromleiters,
dessen Action
man betrachtet, auszudehnen
ist.
Dieser Ausdruck
lässt sich auf eine
sehr einfache Weise um-
stalten. Für je drei
Richtungen im
»Räume
erhält das Product
des
Sinus des Winkels zweier derselben mit dem Cosinus
des Winkels
der auf die Ebene des vorgenannten Winkels
senkrecht stehenden
und der dritten Geraden bei jeder der
hier möglichen drei
Com-
binationen
einerlei numerischen
Werth. Es entspricht
nämlich dieses
Product dem Rauminhalte eines
Parallelepipeds, dessen
Seitenlinien
sämmtlich
der Längeneinheit gleich
sind, und die
erwähnten Rich-
tungen haben. Dies vorausgesetzt sei
y der Winkel zwischen
den
Richtungen von
-X und
ds, und
Q der Winket, den
die auf die Ebene
von
y senkrechte Gerade mit
der Linie u bildet, welchen
Winkel
wir
so nehmen, dass
cos.ö dasselbe
Zeichen wie cos ü)
erhält1),
so
haben wir
sin
^
. cos
OJ
=== sin
y. cos
6.
mithin auch
X^ckmf^-^9
ds.
l)
Wählt man den Sinn
dieser
Senkrechten
dergestalt, dass
sie
rücksichtlich
der
Richtungen
von
X und
ds
dieselbe
Lage
hat,
wie die auf die Ebene
des
Win-
kels
^
senkrechte
Richtung der Kraft, womit der magnetische
Punkt
das
Strom
element
treibt, gegen die Richtungen von
ds
und
u,
so geschieht
dieser
Bedingung
jederzeit Genüge.
268
Ettingshausen. Formel
für die
Wirkung
Man denke sich
nun an jedem Punkte des
Stromleiters
em
unendlich kleine
Linie ==•
dx angefügt,
parallel zur Geraden,
längs
welcher
X wirkt, und
bezüglich der dieser Kraft
vorgezeichn^
Richtung
entgegengesetzt gestellt;
multiplicirt man den
vorher-
gehenden
Ausdruck mit
dx, so
wird
„
-
,
/sin
9.
cos 6
,
X
d
x
==
ckm
f
——-4——
ds
dx.
Das
Product
ds dx, sin
y stellt den
Flächeninhalt eines
unend-
lich kleinen
Parallelogrammes dar,
dessen Seiten ds, dx
sind^ und
den Winkel
o? bilden. Das
Product dieses Flächeninhaltes
mitcos6.
1
^
u^
drückt die
Projection desselben auf
eine mit dem Halbmesser l um
den Punkt m als Mittelpunkt
beschriebene Kugelfläche aus, welche
Projection den
Durchschnittspunkten der
von dem Kugelcentrum
zu
dem
Parallelogramm gehenden
geraden Linien und der Kugelfläche
entspricht.
Betrachtet man einen geschlossenen Stromleiter,
und
fasst
man das Stück V der Kugelfläche in das Auge, welches
dessen
Projection zur Begrenzung hat, so sieht man
leicht, dass
das
Integral
/siny.cos
B
,
,
—1———
ds dx
u2
die Änderung angibt, welche die Fläche
Verleidet, wenn jeder Punkt
des Stromleiters um das oben
bezeichnete
Stückchen dx
verschoben
wird,
oder was dasselBe ist,
wenn der magnetische Punkt längs
der
Richtung
von x und dx fortrückt. Man kann daher
auch
X.
==
ckm—,—
setzen, und es spielt
sonacTi die Fläche
V dieselbe Rolle, wie das
sogenannte
Potenzial in der Theorie
der gewöhnlichen
elektrischen
Anziehung
und Abstossung, ein Satz,
der bereits von G aus s
ausge-
sprochen worden
ist. (S. Resultate aus den Beobachtungendes
magne-
tischen Vereins
im Jahre 1838, S. S2.)
Denkt man sich durch den Stromleiter irgend eine
Fläche
(T
gelegt,
und bezeichnet man mit da ein Element derselben, mit u
die
Länge
der Geraden, welche den
magnetischenpunkt mit dem Elemente
da verbindet,
und mit 9 den
Winkel der vom Punkte m beginnenden
Richtung von u
mit der Normallinie der Fläche am Elemente
da^
welche
eines
galvanischen
Stromes
auf einen
magnetischen
Punkt. 269
wir nach der Seite der Fläche hin
betrachten, nach welcher die vor-
hin auf die Ebene des
Winkels y gestellte
Senkrechte weiset, so
kann man
^
Asos
6
^
v-
-^ds
setzen, wobei die Integration sich über die
ganze durch den Strom-
leiter begrenzte Fläche
o erstreckt.
Man lege unendlich nahe zu dieser Fläche auf
der Seite, nach
welcher die Normalen gehen, eine zweite,
und bezeichne das Stück
der
Normallinie am Elemente
da^ welches
zwischen beide Flächen
fällt, mit
<^?, ferner die dem
Ende dieses Stückes entsprechende
Änderung von
u mit
&u,
so ergibt sich
wegen
„
6u
cos
9
=
Öp
und
die
Formel
y=
-
f^do.
J
^
J
^
Man kann diese Formel auch so
darstellen:
,.
l da r l
da
J_
da_
FJ\_
~W^
J 'W
6p
u J
6p
u-^-Su.
In dieser Gestalt
lässt sie das
Potenzial V als den
Inbegriff
der
Potenziale von
Magnetismen erscheinen, welche auf beiden
Flächen
so
vertheilt sind,
dass auf je zwei in
normaler Richtung
einander
correspondirende
Elemente gleiche Mengen entgegengesetzter
Magne-
tismen kommen
und die Dichte des Magnetismus an jedem Elemente
wie
da, dem
entsprechenden Abstande
Sp beider
Flächen an dieser
Stelle verkehrt
proportionirt ist. Dieses
Resultat ist derAmp
ere'sche
Satz,
vermöge welchem die
Action eines in sich
zurückkehrenden
galvanischen
Stromes in elektromagnetischer Hinsicht mit jener
einer
beliebigen von ihm begrenzten und beiderseits in
unendlicher
Nähe mit
entgegengesetzten
Magnetismen bekleideten
Fläche über-
einstimmt.
Man kann mittelst dieses Satzes auf eine sehr
einfache Weise
zu dem Ausdrucke für das Gesetz der
Action zwischen zwei
Elemen-
tartheilchen
galvanischer Ströme gelangen, zu welchem Ende
maa
270
Baumgartner.
Wirkung
der
Laftelektricität
.gewissermassen nur den von Ampere
zur Begründüng »sAi^
Theorems
betretenen Weg in umgekehrter Richtung zu
verfolga
braucht, was jedoch, da dadurch kein
neues Ergebniss
gewoaia
wird, hier angedeutet zu haben genügt.
SITZUNG VOM 20. JULI
1848.
Der Präsident der Classe, Herr
Dr. A. Baumgartner, hält fol-
genden Vortrag:
Über die Wirkungen der
natürlichea
Elektricität auf
elektro-magnetische Telegraphen.
Die Elektricität war lange Zeit nur
als zerstörende Kraft
gefürchtet
und man dachte nicht daran, von
ihr Nutzen zu ziehen. Als T
ranklia
der
Luftelektricität den Weg vom Himmel zur Erde
vorzeichnete,
hatte er nur im Auge, eine Defensivanstalt gegen Blitzschaden
zu
errichten. In unserer nach materiellen
Vortheilen aller Art
riugendefi
Zeit, wo die Wärme Wägen
zieht und Schiffe treibt, wo das Licht
zeichnet und mahlt,
musste auch die Elektricität eine industrielle
Func-
tion
übernehmen, und in der That verrichtet
sie die Dienste
eines
Graveurs und Schriftstechers, Ja sie
muss sprechen, sehreiben und
drucken, und unsere
Gedanken im wörtlichen Sinne mit
Blitzesschnelle
in einem in der Luft gespannten
isolirten Drathe in weite
Fernen
tragen, d. h.
telegraphiren. Diese Elektricität wird künstlich
hervor-
gerufen, allein
man kann nicht verhüten, duss sich die
natürliche
Elektricität desselben Canals
bediene, und so kommt es, dass sich
oft
ein Strom natürlich er El
ektricität in unsere
telegraphische
Corre-
spondenz mischt,
uns ins Wort fällt
und unsere Sprache
undeutlich
macht, ja sogar bei seiner
unverhältnissmässigen Stärke die
telegra-
phische
Leitung beschädiget oder zerstört, und die
Sprachapparate
zum ferneren Dienste untauglich macht.
So misslich aber auch solche
Einwirkungen für unsere
telegra-
phisehen
Zwecke sind, so kann doch die Wissenschaft davon
Nutzen
ziehen. Darum
habe ich die an unseren ausgedehnten
telegraphisctea
Einrichtungen bemerkten Wirkungen
der natürlichen Elektricität
gesammelt,
und theile sie hier in Kürze mit.
Es ist längst bekannt, dass
sich nicht bloss zur Zeit,
wo
sieh
ein
Gewitter ausbildet, oder zum Ausbruch kommt, Elektricität in der
auf magnetische
Telegraphen.
271
Luft befinde, sondern
dass dieses sogar bei ganz
heiterem Himmel
der Fall
ist; doch kannte man diese
bisher nur im Zustande
des
Gleichgewichtes als elektrische Spannung.
Strömungen in der
Luft
oder von der Luft zur Erde und umgekehrt»
wurden bisher, mit Aus-
nahme jener zerstörenden
Ausbrüche, die man Blitzschläge
nennt,
und
anderer durch Blitzableiter
vermittelten, auch nur zur
Zeit eines Ge-
witters bemerkbaren, nicht wahrgenommen.
Von solchen kann man sieh
aber bei telegraphischen
Wirkungen überzeugen,
wenn man statt der
gewöhnlichen, zum Telegraphiren
bestimmten, und aus guten Gründen
nicht sehr
empßndlichen
Indicatoren andere
besonders
empfindliche
Multiplicatoren
in die Leitung einschaltet, und die beiden Enden
der
Leitung in die Erde versenkt. Ich wurde sie zum
ersten Male gewahr,
als
ich zum Behufe einer anderen
Forschung
einen sehr
empfindliehen
Differential - Multip
licator in die Leitung
einschaltete, welche von
Wien bis Prag reicht, und eine
Länge von nahe 61 Meilen hat. Dieses
geschah im
Monat März zu einer Zeit, wo die Luftwärme noch
gering
war, sich noch keine Neigung zur Gewitterbildung
gezeigt hatte, und
man
nicht annehmen konnte, die
bemerkte Elektricität
bestehe aus
Überbleibseln eines vorausgegangenen
Gewitters. Um sie
aäher
zu
studiren, wurde auf der südlichen
Telegraphenlinie, die 40 Meilen
lang ist, ein
Multiplicator nach
Nobili's Einrichtung
in die
Kette
gebracht, und von Seite der zum Telegraphiren
bestellten
Organe
fleissig
und
regelmässig
beobachtet. Die Beobachtungen auf der
nördlichen
Linie mittelst des besonders empfindlichen
Multiplicators
zeigten,
dass die Magnetnadel fast immer in
Schwankungen
begriffen
sei, und dass nur kurze Pausen der Buhe
vorkommen; die Schwan-
kungen erschienen von
verschiedener Grosse, und
es folgten stärkere
auf schwächere m ungleichen
Zeitabschnitten, &o
dass man hätte
glauben können, es werden diese
Bewegungen durch
unregelmassige
Luftströme
hervorgebracht, wenn man nicht
dieÜberzeugung
gehabt
hätte, dass die Nadel gegen
Luftstösse vollkommen
geschützt sei.
Die auf der südlichen Linie
dauernd, jedoch mit weniger
empfind-
lichen
Instrumenten angestellten
Beobachtungen lassen schon Einiges
über die Richtung
und Dauer der Ströme
entnehmen, von
welchen
diese Schwankungen herrühren. Es ergaben
sich da nämlich nach-
stehende
Wahrnehmungen:
l. Nur
äusserst selten
spielt die Nadel auf den Punkt ein, wel-
cher durch die
Torsion des
Aufbängungsfadens und
ihren nicht
272
Baumgartner. Wirkung der
Luftelektricität
vollkommen astatischen Zustand bestimmt wird, sondern fast
n^
weicht sie von diesem stets mehr oder weniger
ab, zum BewA^
dass sie
von einem elektrischen Strome afficirt
werde.
2. Die beobachteten Abänderungen sind
'von zweifacher
Art,
grössere, die
selbst SO0 erreichen, und kleinere von
Vg0—8°.
Erstere
treten seltener ein, und wechseln an
Richtung und Stärke so,
(fass
sich daran kein Gesetz wahrnehmen
lässt, während letztere an an
einfaches
Gesetz gebunden zu sein scheinen. So weit die
Beobach-
tungen in Wien
und Gratz bis jetzt reichen, scheint angedeutet
m
sein, dass der elektrische Strom bei Tage von Wien und Gratz
nadh
dem höher gelegenen
Semmering hinziehe, während bei
Naetedt
seine Richtung
umgekehrt ist. Der Wechsel der Stromrichtung
seheV
nach Sonnenauf- und
Untergang einzutreten.
3. Bei trockener Luft und heiterem Himmel wird der
reget-
massige Strom
durch andere unregelmässige weniger
gestört, ab M
kühlerer Zeit und bei
regnerischem Wetter.
4. Der bemerkte elektrische Strom ist in der Regel
stärker,
wenn die Leitung in einer geringeren
Entfernung vom
BeolaA-
tungsorte
geschlossen wird, als wenn dieser Schluss in einer
grossea
Entfernung erfolgt, ja oft ist der Strom
in der langen Kette dem m
der kurzen gar
entgegengesetzt. Da wo ein Unterschied in der
Stromstärke stattfindet,
ist derselbe weit grösser, als dass er
w
dem im längeren Leiter
grösseren Leitungswiderstande
hergeleiN
werden könnte.
Bei ^bewölktem Himmel,
besonders beim'Beginn eines
Strich»
regens
oder gar, wenn ein Gewitter am Himmel steht, zeigen sich oft
elektrische
Ströme im telegraphischen Leitungsdrathe, die
stark genu^
sind, um die keineswegs besonders
empfindlichen
telegraphischea
Indicatoren
zu afficiren. Mehrmal fängt die Magnetnadel zu
spielen an,
und man glaubt eine Aufforderung von
irgend einer auswärtigen Station
her zur
Bereitschaft für eine bevorstehende
Correspondenz
erwarten
zumüssen,*alleindieZeichenhabenkeineBedeutung,
wechseln unregel-
massig und erfolgen meistens nur
nach einer Richtung hin, und rieht
selten stellt sich die Nadel eine gute
Weile hindurch in die La^e
der
grössten Abweichung. Durch solche Einwirkungen
wird oft
äe^
Magnetismus
der Nadel zerstört, und deren Polarität
umgekehrt, s^
dass man sie
auswechseln und neu
magnetisiren muss, um sie
wieder
diensttauglich zu machen. Auf der südlichen Linie, wo die
eleirtrf-
auf magnetische Telegraphen.
273
sehen
Erscheinungen überhaupt eine viel
grössere Rolle
spielen,
ab auf der nördlichen, wurde sehr oft zur
Zeit, als noch der
Nachtdienst nicht
eingeführt war, und
man die
Indicatorkästen
allenthalben
über Nacht gesperrt hatte, am Morgen der
Magnetis-
mus der Nadeln völlig zerstört
gefunden und doch war nicht daran
zu denken,
dass dieses durch
absichtlich erzeugte künstliche Ströme
bewirkt
worden sei.
Schon beim Einziehen der
Leitungsdräthe auf
der nordlichen
Linie klagten die Arbeiter häufig
über einen Krampf,
den sie beim
Anfassen der
Dräthe zu fühlen
vorgaben, in der
höher
gelegenen
Steiermark
kam man aber bald zu der Überzeugung, dass
dieser
Krampf von elektrischen Entladungen herrühre;
sie unterblieben auch,
als man die Dräthe nicht mehr
mit blossen Händen
anfasste. Einer
der
Arbeiter, Namens Hell, erhielt bei Kranichfeld
in Steiermark
einen
so starken
Schlag, dass er zusammen sank,
und den rechten
Arm
nicht bewegen konnte. Der
ünterinspector
Schnirch, der
diesen
Erscheinungen
eine besondere Aufmerksamkeit widmete und
die
Beobachtungen
auf der südlichen
Linie leitete,
erzählte, dass er öfter
beim Auslösen der
Dräthe, das man wegen eines sich
nähernden
Gewitters
für nöthig
hielt, mehr oder weniger heftige
Stosse
empfunden habe.
Namentlich berichtete'er
mir, dass er einmal»
als
er einen
Indicator an den
Apparatkasten
anschrauben wollte,
und
zufällig
die beiden Leitungsdräthe berührte, einen Schlag in
den
Händen
empfunden habe, der bis in
die Armgelenke reichte.
Es ist leicht einzusehen, dass die
Wirkungen der
Elektricitat
auf
Telegraphen am
stärksten ausfallen
müssen, wenn ein
Gewitter
am Himmel
steht, oder im Ausbruche
begriffen ist. Diese
Wirkungen
sind
in der That oft von
solcher
Stärke, dass sie
zerstörend
auf
einzelne
Theile der Apparate
wirken, und dem Personale
gefährlich
werden.
Man musste darum gleich
Anfangs darauf bedacht
^ein,
diese
Wirkungen
dadurch unschädlich zu machen, dass man
den
Strom
der natürlichen
Elektrizität
längs der
Leitungsträger in die
Erde
abzuleiten suchte. Zu diesem Ende wurde längs
bestimmten Trag-
säulen ein
Drath befestigt, der mit
seinem untern Ende in die Erde
reichte, mit dem oberen
aber dem telegraphischen
Leitungsdräthe
an
der Stelle gegenüber stand, wo
dieser den Isolator
verlassen
hatte, und darum keiner Schwankung unterlag, so
dass der
Abstand
beider
nur
1/^
— l L. betrug.
Sitzb.
d.
mathem.-n&turw.
Cl. I. Bd.
18
2
*7 4 Baumgar
tue r. Wirkung der
Luftelektricität
Was nun die Wirkung von Gewitterwolken auf die
telegrap^
sehen
Indicatoren anbelangt, so
kann man Nachstehendes als
äurel
die
Erfahrung bestätiget ansehen: Ziehen Gewitterwolken,
^e%
auch in bedeutender
Entfernung, längs der Telegraphenlinie
bin,
^
wird der Zeiger des
Indicators bleibend
abgelenkt. Die
Richteag
dieser
Ablenkung ist verschieden, nach Massgabe des
elektrische
Charakters
der Wolke und der Richtung, welche ihre
Bewegung
ia
Bezug auf den Leiter
befolgt. Nähert sich die Wolke der
Telegr^
phenstaüon,
so dauert die Ablenkung des Zeigers so lange, als
diese
Annäherung
besteht; sobald aber die Wolke anfängt, sich wieder
ZB
entfernen,
geht auch die Ablenkung in die entgegengesetzte
uW.
Erfolgt in der
Nähe der Station eine Entladung, so wird mit
jede®
Schlage auch
der Zeiger mit Heftigkeit abgelenkt, und oft auch
te
Magnetismus der
Nadel zerstört.
Schlägt der Blitz in den telegraphischen
Leitungsdrath,
so
lauft
der elektrische Strom im
Drathe oft auf eine sehr
bedeutende
Entfernung
fort, oder er verpflanzt sich längs der hölzernen
Stütze^
in die
Erde. In letzterem Falle werden die
Stützen meistens
be-
schädiget.
So z. B. pflanzte sich die Wirkung eines am 17.
Aup4
v.
J. in
Olmütz losgebrochenen
Gewitters bis nach
Triebitz,
d.h.
10
Meilen weit, fort, und ein in letzterem Orte mit der
Dnttr
Spannung
beschäftigter Arbeiter erhielt beim Anfassen des
Dratiies
einen so
starken Schlag, dass er
einige Schritte zurücktaumelte,
®aä
an den
Fingern, mit welchen er den
Dralh
gefasst hatte,
empfaat
er einen
Schmerz, als hätte er einen sehr
heissen Körper
berührt
Zu dieser Zeit war in Triebitz der Himmel
ganz heiter. Am 2S.
dem-
selben Monats kam
bei Olmütz um S Uhr
Nachmittags ein
heftiges
Gewitter
zum Ausbruch, und zerschmetterte auf
der Strecke
gegen
Brodek
hin eine Tragsäule. Ein
Theil des
elektrischen Stromes
fuhr
an
dieser *Säule zur
Erde, ein anderer ging in der Richtung gegen
dte
Prager Bahn im
Drathe fort, und in die dahin führende
Luftleitung
über.
Da diese aber damals noch nicht vollendet, und der
Drathift
einer
Wagenremise unter einer
blechernen Rinne endete,
so ist
die
Elektricität
wahrscheinlich auf diese Rinne übergesprungen,
iw
der
Drath war daselbst so
abgeschmolzen, dass er am
Ende W
kleine Kugel bildete.
Um Mitternacht vom 18. zum
19. Juni
v.
A
entlud
sich ein schweres Gewitter zwischen
Brunn und
Rai^era,
zerschmetterte
zwei Tragsäulen ganz, und beschädigte
neun
andere
auf magnetische
Telegraphen.
278
mehr oder weniger. Am 9. Juli desselben Jahres
schlug der Blitz
zwischen Kindberg und Krieglach in
Steiermark in den
Telegraphen-
drath
und zerschmetterte drei hölzerne Tragsäulen, ohne jedoch
den
Leitungsdrath
zu beschädigen. Am 19. Juli um 2
Uhr
Nachmittags
traf der
Blitz die Telegraphenleitung in der Nähe von
Kindberg
auf
der südlichen Staatsbahn und richtete an den
Tragsäulen eine
grosse
Verwüstung
an. Drei dieser Säulen
mussten alsogleich
ausgewechselt
werden,
zwölf andere aber waren wohl noch
diensttauglich,
hatten
aber starke Beschädigungen
erhalten. Die in der
Nähe der Bahn
beschäftigten Arbeiter wurden
zwar betäubt, aber nicht beschädiget.
Zwei
Beamte, welche unter dem Vordache des
Aufnahmsgebäudes
zu
Kindberg standen, bemerkten an einer der Säulen, die
zerschmet-
tert wurde, und die volle fünf Kl. von
ihnen entfernt stand, an dem
Ableiter einen
Feuerbüschel und vernahmen einen Schall, als
würde
ein Zündhütehen abgebrannt. Am
Telegraphendrathe wurde
nirgends
eine Beschädigung wahrgenommen, aber die
Spitzen der
Ableiter
waren
überall abgeschmolzen. An demselben Tage erfolgte um 7
Uhr
Abends
eine zweite elektrische Entladung, etwa 8OO Kl.
unterhalb
Brück
an der Mur, durch welche
wieder drei
Tragsäulen ganz
zer-
splittert, und
17 andere mehr oder
weniger beschädiget wurden.
Der Ableiter einer
Säule, die aber selbst unbeschädigt blieb,
war
an der Spitze
dermassen abgeschmolzen,
dass das Porzellan
des
Isolators einen schillernden Kupferüberzug
erhielt. Auch der Ableiter
einer nahe drei Meilen weit
entfernten, bei Marein und
der einer
ande-
ren
bei Mixniz stehenden
Säule waren abgeschmolzen und ins
Porzellan
eingebrannt, so dass es keinem Zweifel
unterliegt, der Strom habe
im Leitungsdrath einen so
grossenWeg
zurückgelegt. An demselben
Tage fand man auch den
Indicator in der Station
Murzzuschlag
dienstuntauglich,
und als man ihn näher untersuchte und
denDrathdes
Multiplicators
abwickelte^ fand man ihn
abgeschmolzen. Wahrschein-
lich hat sich an diesem Tage
auch ein Blitzschlag in der Nähe dieser
Station
ergeben. Im April dieses Jahres fand man alle an den
Trägern
des
Telegraphendrathes
über den
Semmering angebrachten
Ableiter
mit dem Ende an dem Isolator angeschmolzen. Am
12. April bemerkte
man an der
Drathklemme des
südlichen Telegraphen in Wien eine
zwei Zoll lange
Flamme, die mit Schnalzen übersprang. Dabei
blieb
der Zeiger der Magnetnadel eine halbe
Stunde lang an der
Glocke
hängen.
18*
ä
y
6
iBaumgarfener,
Wirkung
der L
uftelektri
citat
Ich kann die Relation über die Wirkungen der
Blitzschläge auf
Telegraphen
nicht verlassen, ohne über die dabei
beschädigten
hölzernen Träger etwas
Näheres zu sagen. Mehrere dieser
Säulm
wurden
so zersplittet,
dass sie völlig in Fasern aufgelöst
erschieaeB,
bei anderen trennten sich nur einzelne
Späne vom Stamme. Alle
diese Späne, die noch am
Häuptkorper befestiget blieben, hafteten
mit
dem unteren Ende an demselben, und bildeten mit
demselben eines
Winkel,
dessen Scheitel nach abwärts gekehrt war, als
wären sie
durch
ein von oben Jiach unten wirkendes Stemmeisen
abgestemmt
worden. Wo eine Zersplitterung Statt fand, da zeigte sie sieh
aus
leicht begreiflichen, in der Natur der
Verbindung der
Holzfasern
liegenden
Gründen am betreffenden Ende der Säule stärker, als
gegen die
Mitte zu. Bei einigen Säulen, namentlich bei denjenigen,
welche durch
die ebenerwähnte, zwischen Brunn und
Bälgern
erfolgte
Entladung
zerstört
wurden, fand man die Blechdächer
abgerissen
und die
Isolatoren geschwärzt. Herr Casselman
erzählt
(Pogg.
Ann. 1848, 4.
S.- 609), dass durch einen auf der
Telegraphenlinie
der Taunusbahn gefahrenen Blitz
mehrere Tragsäulen
zersplittere
andere
durch Aussplittern
beschädiget wurden, und dass die
ausge^
splitterten Stellen immer in einer in
mehrfachen Windungen um fie
Säule
gehenden Spirallinie
liefen. Dieselbe Erscheinung ist auch
an
den auf der
südlichen Linie beschädigten Säulen
bemerkt wordea.
Es
bestellen aber diese Säulen aus Lerchenholz, das
beim Aus-
trocknen eine starke Neigung zeigt, sich
in
schraubenförmigen
Windungen
zu drehen. In der Richtung, nach welcher diese
Drehung
beim Trocknen erfolgt, lief auch die
ausgesplitterte Spirale heruB,
so dass diese
Erscheinung m der mechanischen Anordnung und
Ver-
bindung der
Holzfasern den Grund zu haben scheint und mit
der
Natur der
Elektricität nichts zu
thun hat Ich habe mehrere
der
abgesplitterten
Säulen genau zeichnen
lassen;
Taf. V, stellt
sk
ganz
Batargetreu vor.
Ein anderer
umstand von Belang ist,
dass in keinem Falle, wo
mehrere Säulen durch
eine Entladung beschädiget oder
zerstört
worden»
dieses nur unmittelbar aufeinanderfolgende sind,
soüdera
dass sieh
zwischen den
beschädigten immer einige
unbeschädigte
befinden. Bei dem zwischen
Brunn und Raigern
eingetretenen
Blitz-
sehlage
wunäe dies zuerst
wahrgenommen und man wird
dadurch
angeregt, auf diesen
Umstand näher zu achten. Bei einem am
9. Jdi
auf magnetische Telegraphen.
277
1847
zwischen Kindberg und
Krieglach erfolgten Blitzschlage, der
drei Säulen
zerschmetterte, standen eine derselben diesseits,
die
zwei
anderen jenseits
derWartbergerbrücke,
die auf der Brücke
selbst
stehenden Säulen aber blieben unversehrt. Die
Entladung, welche
am 19. Juli bei Kindberg erfolgte,
zerschmetterte die Säulen Nr. 101,
106, 109
und beschädigte mehr
oder weniger die Säulen Nr.
1OO,
103,104,
105,107,
108,110,
111, 112,113, US, 118, die
dazwi-
schen
befindlichen Nr.
102,106,109,114,
116, 117, blieben aber ganz
unversehrt Die an
demselben Tage bei
Brück eingetretene
Entla-
dung zerstörte die Säulen Nr. 174,
178 und 176 ganz, die
Säulen
172,
173 sowie Nr. 177 und 178
aber nur zum Theil, an der
Säule
Nr. 209 ward noch der Ableiter weggeschmolzen,
wie schon früher
erwähnt worden ist. Nach der
zwischen
Brunn und
Raigern
Statt
gehabten elektrischen Entladung waren
11 Säulen
theils
beschädigt,
theils
zerstört, zwischen diesen blieben aber mehrere ganz
unver-
sehrt.
Nun sei es mir noch erlaubt, einige Bemerkungen
zu machen
über
das, was sich
bezüglich des elektrischen Zustandes der Luft
und
der Erde aus dem Vorhergehenden mit ziemlicher
Wahrschein-
lichkeit
folgern lässt.
Der Umstand,
dass bei Tage ein
beständiger elektrischer
Strom
van
der Erde in die Luft nach der höher gelegenen Gegend zu
Statt
findet, deutet darauf hin, dass die
Erde selbst in sich die
Quelle
einer elektrischen Erregung
habe, wie dieses schon
früher von
mehreren Gelehrten
vermuthet, von einigen
sogar durch
factische
Naehweisung
jedoch nur local
dargethan worden ist.
Dieser Strom
verbindet sich häufig mit anderen durch
Induction der
Luftelek-
tricität
hervorgebrachten, und daher mag es kommen, dass man
in
einer langen Kette so oft einen
schwächeren, ja sogar
einen solchen
von entgegengesetzter Richtung wahrnimmt
als wie in einer nicht weit
vom Beobachtungsorte
geschlossenen. Wenn demnach ein
Blitzstrahl
von
einer Wolke zur Erde herabfährt, so wird dieses nicht immer
durch
d&n
Umstand
veranlasst, dass die
betreffende Stelle durch
Induction
van Seite der
Luftelektricität eine
Spannung erhalten hat,
sondern
es
ist vielleicht noch öfter das Dasein einer selbstständigen
elek-
trischen Erregung Schuld und es befindet sich die
Stelle, wo der
Schlag erfolgt, in einem Zustande, wie
eine geladene
Leidnerflascbe,
deren
eine Belegung die Erde, die
andere die elektrische
Luftschichte
3^§
Haidinger.
vorstellt, während sich zwischen beiden eine gleichsam
indifferente
Luftschichte befindet, welche die
Stelle der Glaswand der
Flasche
vertritt.
Weiter fortgesetzte Beobachtungen an Telegraphen werden
hierüber
hoffentlich mehr Licht verbreiten.
Herr
Bergrath H a i dinge r
trägt nachstehende
Mittheilung
vor:
Über den Antigorit.
Die Quelle
sämmtlicher in den
mineralogischen Werken ent-
haltenen Angaben über
den Antigorit ist die Abhandlung Herrn
Eduard
Schweizers,1)
dem Herr David Friedrich
Wis er
in
Zürich das
Material zur chemischen
Analyse aus seiner
schönen
Sammlung
mitgetheilt hatte. Herr
Wiser hatte selbst die
mineralo-
gische
Charakteristik entworfen, die
Löthrohrversuche
angestellt,
die
Nachrichten des Bauers, von dem er das fünf Zoll lange,
zwei
Zoll und zwei Linien dicke Stück erkaufte,
über das Vorkommen
im
Antigoriothale,
mitgetheilt, und Herr Schweizer hatte die
chemische
Analyse vollendet. Nach den Angaben, welche
daselbst
verzeichnet
sind,
betrachtete ich den Antigorit als ein dünnschi
efriges
Mineral,
dessen
Mischung der des Serpentins so sehr genähert ist, der
Ansicht
des
Verfassers und aller Mineralogen beipflichtend, und stellte
ihn
in die Ordnung der
Steatite.2)
Herrn Wis er's
zuvorkommende Güte,
der von Herrn v.
Morlot
veranlasst, durch Herrn
Werdmüller
von E
Igg mir eine Platte des
merkwürdigen Minerals freundlichst
übersandte,
verdanke ich die
Gelegenheit, einige
Eigenschaften
desselben näher prüfen zu
können, die in mehr als einer Beziehung
nicht ohne
Wichtigkeit sind.
Ich
war gerade mit der Frage beschäftigt, wie man es
anfangen
sollte, künstlich ein dem natürlich
vorkommenden Dichroismus
ähn-
liches
Verhältniss
hervorzubringen. Fresnel
hatte durch Druck in
amorphem Glase wahre doppelte
Strahlenbrechung
hervorgebracht
Gewiss
findet eine grosse
Verschiedenheit der Spannung in
der
Richtung
der Glimmer- oder
Chloritblättchen und
senkrecht darauf
1)
PoggenA&rff*»
Airnalen.
1840. Bd.
XLIX. S.
595.
2)
Handbuch
S. 516.
Über den
Antigorit.
279
in den
Krystallen derselben
Statt, und sie sind von
Dichroismus
begleitet.
Es konnte bei der grossen
Leichtigkeit, mit der der
schiefrige Bruch am
Antigorit erhalten wird,
wenn man es auch nicht
eigentlich
Theilbarkeit nennen kann,
weil die erhaltenen Flächen
kein deutliches Bild der
Gegenstände zurückwerfen, doch leicht die
Frage
entstehen, ob das
Verhältniss eines
höheren Grades
von
Durchsichtigkeit
in der Richtung der Schiefer, und eines
geringern
senkrecht auf dieselben nicht auch hier Statt
fände, wobei an der
Stelle der
Krystallisation nur die
eigenthümliche
schiefrige
Structur
wirken
würde, bei der doch die
Theilchen in der Richtung
der Blätter
anders als senkrecht auf dieselben
verbunden sein müssen. Die
Untersuchung des
Antigorites auf den
Dichroismus kann also nicht
als ganz unbegründet
bezeichnet werden, obwohl er nicht als
ein
krystallisirter
Körper erschien.
Das Resultat der
Untersuchung war aber
vollkommen befrie-
digend; bei der gewöhnlichen
Stellung der
dichroskopischen
Loupe,
und
einer horizontalen Stellung der
Antigoritplatten, so
dass
die
Schieferfläche
horizontal war, erschien
das obere Bild O dunkel
lauchgrün, das untere Bild E
deutlich heller, und mit einer Neigung
in das
Leberbraune. Es sind dies genau die Farben der
Chlorite,
nur
dass diese reiner ausfallen. Man kann den
erwähnten Dichroismus
sehr leicht an zufällig
vorkommenden scharfwinkligen Ecksplittern
beobachten,
besonders, wenn man sie gegen einen dunklen
Grund
hält, und das Helle durch sie wie durch ein
Prisma hindurch
gebro-
chen, betrachtet. Der Antigorit war also
dichromatisch.
Es war nun sehr natürlich weiter zu
forschen. Eine
Antigorit-
platte
erscheint wegen des
splittrigen Bruches an der
Oberfläche
nur wenig vollkommen durchscheinend. Wird
sie befeuchtet, so
nimmt der Durchsichtigkeitsgrad zu.
Eine Platte auf beiden Seiten
mit Schmirgel auf einer
Glasplatte fein abgeschliffen, auf Leder mit
Eisenoxyd
polirt, und dann mit
Canadabalsam zwischen zwei
Glas-
platten eingeschlossen, war aber so
durchsichtig
wie KrystaII
(auch
Wiser
sagt: „in ganz dünnen Blättchen
durchsichtig"), wenn
auch
natürlich mit grüner Farbe. Ich
betrachtete nun Flächen
polarisirten
Lichtes
durch diese Platten. Die gelben Polarisationsbüschel
wurden
deutlich
mit doppelter Winkelgeschwindigkeit bei
Azimuthaldrehungen
der
Platte herumgeführt. Der Antigorit erschien also als ein
regel-
nlässig kr
ystallisir t er
Körper, und zwar,
nichtals ein
efnaxiger,
280
Haidinger.
sondern
als ein zweiaxiger. Es gelang
bald durch die Lage
d^rBüsAd
die Richtung der
Elasticitätsaxen in den Platten zu bestimmen,
wobei
angenommen wurde,
dass die dritte dieser
Axen senkrecht auf
der
Ebene der Platten steht.
Nun fehlte aber noch die Nachweisung der Axen. Mit
des
eia-
axigen
Krystallen der Chlorite u.
s. w. verglichen, mit deren
Diehro-
ismus die
Farbentöne des Antigorits übereinstimmen,
hatte sich durch
die Platte ein schwarzes
Kreuz mit den Farbenringen zeigen
müssea.
Es war sehr
schwierig, eine deutliche Beobachtung zu machen.
Die
Farbe des Minerals ist so dunkel, dass man in dem
gewöhnlichea
Polarisations-instrumente
wegen zu geringer Lichtstärke fast gar
nichts sah. Die Ringe selbst
waren aber bei der Dünne der Platte
schon so
gross, dass man sie in einer Turmalmzange nicht
mehr
übersehen konnte. Am besten gelang es,
nach der Analogie der
letztern, wenn man an der
Vorderseile und an der Rückseite
der
Antigoritplatte die gekreuzten Turmalmplatten
anklebte. Stimmtea
die
Polarisations-Ebenen mit den Ebenen der
Elasticitätsaxen überein,
so
gewahrte man allerdings etwas wie ein
Kreuz, aber ein
Balken
schien breiter
als der senkrecht darauf stehende, dabei waren
die
vier hellen Winkelräume sehr weit
entfernt, und erforderten
eine
starke
Neigung, um auch nur bemerkt zu werden. Auch erschienen
sie
paarweise einander mehr genähert, und lagen so
gewissermassen
in den
Winkeln eines länglichen Rechteckes. Es war nicht
mögliche
eine
Messung zu machen. Wurden
aber die
Polarisations-Ebenen
der
zweiPIatten mit der Ebene der Elasticitätsaxen
unter 4S°
gekreuzt,
so erschienen
sehr deutlich die dunkeln mit den Scheiteln
gegenein-
ander
liegenden Hyperbeln, welche durch die optischen Axen
gehen*
Auch der erste
der farbigen Ringe wurde gesellen, aber weit
ausser"
tolb der
Hyperbel-Scheitel, nicht so wie etwa beim Salpeter
oder
Aragon, wo man so leicht die
innern Ringe zunächst jedem der
beiden
Systeme
sieht, bis sie
sich durch Lemniscaten
umgeben, vereinigen,
Hier war
selbst für den ersten Ring noch keine
eingebogene
Lemnis"
eate gebildet,
wenn auch der Querdurchmesser kürzer erschien, als
de?
Längendurchmesser
durch die beiden optischen Axen. Eine
ungefähre
Schätzung gab den
ersteren etwa 48°,
den letzteren etwa W.
Der
scheinbare Winkel der optischen Axen war etwa
35°. Die Schätzun-
gen beruhten auf der
Vergleichung der Entfernung des Auges van
der
Fenstertafel, auf welcher
die zu schätzenden Bilder
projicirf
Über den
Antigorit.
281
erscheinen.
Der Brechungsexponent des
Antigorits, sowie der
ver-
wandten
Krystalle ist noch
unbekannt; nimmt man die
nicht unwahr-
scheinliche Zahl
I.SSO an, welche für
Körper dieser Art wohl ein
mittleres
Verhältniss
darstellt, so würde der Winkel, den die
optischen
Axen im
Krystall
einschliessen
==
22°22' sein,
ode^
etwa
22 Grad, da es nicht um Minuten zu
thun sein kann, wo das
Ganze
nur auf Schätzung beruht.
So unvollkommen diese Beobachtungen auch sind,
was zum
Theil wohl in
der Natur der Sache gegründet ist, so habe ich
doch
geglaubt,
sie jetzt schon mittheilen zu sollen, um der
Aufmerksam-
keit der Mineralogen und Optiker diesen
merkwürdigen Körper zu
empfehlen, aber auch um
das freundliche Zutrauen des hochverehr-
ten Gebers nicht
zu lange hinzuhalten, ohne den Erfolg der
Unter-
suchung
zu berichten. Es ist aber der langsame Fortschritt
von
Untersuchungen der unvermeidliche. Jeder aufmerksame
Beobachter
wird gerne zugeben,
dass von der ersten
Wahrnehmung bis zur
vollen
Sicherstellung
so mancher Thatsache
fortgesetzte Aufmerksamkeit
unter mancherlei
Verhältnissen
nothwendig gewesen ist.
Auch beim
Antigorit
wird sich später noch Manches genauer erörtern
lassen.
Die erste Platte Antigorit, welche ich erhielt,
war ziemlich
dunkel lauchgrün gefärbt,
geradschiefrig, mit einem
ausgezeichnet
feinsplittrigen
Bruch, die
zarten Splitter zum Theil
in blumenartigen
Zeichnungen,
einigermassen an die
Eisblumen an gefrornen
Fenster-
scheiben erinnernd.
DieLocaIität
derselben dasAntigoriothaI
nördlich
von
Domo
d'Ossola in
Piemont. Die Platten
sollen dort bis zu
einen
Fuss lang
gefunden werden.
Später sandte Herr D.
Wiser
noch
zwei andere Varietäten von derselben
Species, die mit dem
gewöhn-
lichen Antigorit und gemeinen Asbest
zusammen vorkommen, und
zwar nach den Angaben der Finder
„am Albern-Berg"
(Monl-Albrun)
vier
Stunden von Unterwasser,
auf der Grenze zwischen
Oberwallis
und Piemont.
Die eine Varietät erscheint in dünnen hell
lauchgrünen,
wellenförmig
krummsehiefrigen Platten,
die so wie der
geradschief-
rige
Antigorit selbst etwas elastisch sind. Sie
sind viel
weniger
durchscheinend. Auch die andere Varietät ist
etwas weniger
durch-
scheinend; diese ist zugleich etwas mehr
grobschiefrig, und
durch
Querklüfte
in mehr rechteckige Stücke zerspalten. Beide
zeigen
deutlich den oben beschriebenen
Dichroismus. Herr Wiser
fand
gleiche
Reaction vor dem
Löthrohre an
sämmtlichen
Varietäten»
282
Ettingshaiisen.
Bemerkung zu
Das Auffinden wahrer
kristallinischer Structur
an A^
schiefrig
scheinenden Minerale, das man beinahe mehr
geneigt
sein konnte,
als Gebirgsart zu betrachten, als dass
man ©&
fe
Reihe der einfachen Mineralien beizählen
sollte, ist an undfursiA
sehr überraschend,
wenn es auch durch das Bestehen einer
festen
Mischungsformel
(Mg», Fe^)
Si+% H, oder
(Mg3,
Pe»)
Sia+lMgfi
bedeutend unterstützt, und
begreiflich gemacht wird. Aber
aas
noch so wenig
krystallinische Ansehen macht wieder auf den
Um-
stand aufmerksam, dass der Fortschritt der
Krystallisation selbst
h
diesem Falle ein höchst langsamer und allmählicher ist. Sowie aus
äes
schiefrigen
Structur sich die gleichartigen Theilchen in der
festea
chemischen Verbindung an einander
schliessen, ebenso nehmen
m
auch die geregelte Lage gegen einander an, welche sich
in der
Wirkung auf das Licht als wahre
Krystallisation zu erkennen
gibt.
Während in
so vielen anderen Fällen sich einzelne
Krystallindividuea
aus einer umgebenden einfachen,
zusammengesetzten oder gemengtea
Grundmasse
ausscheiden, nimmt hier augenscheinlich die
Grund-
masse
selbst allmählich die Krystallstructur
an.
Professor v. Ettingshausen
überreicht folgende Mittheilung:
In der mit Recht geschätzten Abhandlung des englischen
Mathe-
matikers Georg Green „An
essay
on the
application
of
mathe-
matical
ancdysis
to the
theories of
electricity
and
^nagnetisw!\
welche
zu Nottingham im Jahre 1828
erschien, und mehrere
wichtige
neue Formeln, auch zuerst für die
Function, deren
Differentiale die
Componenten der elektrischen
Action darbieten, die
Benennung
„PotenziaF
enthält, findet sich im Artikel 6, S. 18, eine
Behauptung
welche
in der Allgemeinheit, worin sie da erscheint, nicht
zuge-
standen
werden kann. Diese Behauptung lautet in treuer
Übersetzung:
„Es sei A eine geschlossene, die
Elektricität vollkommen
leitende
Fläche
und p ein Punkt
ausser ihr, worin eine gegebene
Elektrici-
tätsmenge
Q concentrirt ist,
und welche einen elektrischen
Zustand
in A
mdueirea soll; der Werth
V der von der Fläche allein
herrüh-
renden
PoteatiaI-Funetion bezüglich irgend eines
ändern
ebenfalls
ansserhalb
der Fläche
befindlichen Punktes p'
wird eine solehe
FuBctioa
äer Coordinaten von
p und
p' sein, dass die
Coordinato
G r
een's
Abhandlung.
y^An
essay"
etc. 283
von p in jene von
p' und
umgekehrt, ohne Änderung des
Werthes
derFunction
umgewandelt werden können. Oder mit
ändern
Worten:
der
Werth der von der
Fläche allein
herrührenden
Potential-Func-
tion
bezüglich
7)', wenn die
inducirende
Elektricität
Q in p
concen-
trirt
ist, kommt jenem gleich,
der bezüglich p Statt hätte,
wenn
die
nämliche Elektricität Q in
p'
concentrirt
wäre."
Die immerhin scharfsinnige D
eduction, aus welcher der
Ver-
fasser diesen Satz folgert, zeigt jedoch einige
Stellen, woran die
Allgemeinheit desselben scheitert. Der
Verfasser geht davon
aus,
dass das
Potential der im Punkte A
befindlichen Elektricität Q und
jenes der auf
der fläche
inducirten
zusammengenommen, wie es das
Gleichgewicht fordert,
für alle Punkte der Fläche eine
constante
Summe geben;
doch wird irrig vorausgesetzt, dass diese
Constante
bloss von der
Elektricität Q, nicht aber von den
Coordinaten
des
Punktes A abhänge, mithin ihre Differentiale
nach diesen Coor-
dinaten jederzeit verschwinden. Ferner
nimmt der Verfasser
am
Ende der
Deduction an, dass wenn
der inducirende Punkt auf die
Fläche versetzt wird,
das Potential der daselbst inducirten Elektri-
cität
für irgend einen
ändern Punkt der
Fläche denselben
Werth
erhalte, welcher
ihm bezüglich des
ersteren Punktes
zukäme, wenn
der letztere die inducirende
Elektricität enthielte.
Der Satz des Verfassers gilt aber für
eine Kugelfläche, wovon man
sich mittelst der P o i
s s o naschen Formeln
leicht überzeugt. In diesem
Falle findet
offenbar die zweite der
obigen Bedingungen Statt; die
erste wird zwar auch da
nicht erfüllt, doch
redacirt sich die
Summe
der nach den
Coordinaten von A
genommenen zweiten Differentiale
auf Null, worauf es in
erwähnter Deduction eigentlich ankommt.
Custos Dr.
FenzI übergibt der
Classe die Beschreibung
einer,
ihm durch Herrn
Doctor und Professor Bill
zuWtenin zwei
getrock-
neten Exemplaren
mitgetheilten
monströsen
Blüthenbildung von
Rosa
Centifolia
Linn.y und
erläutert sie, mit
Hiftweisung auf den
normalen
Bau der
Rosenblüthe nach
Endlichers und
Schleidens
Ansicht,
im freien Vortrage und durch Zeichnungen an der
Tafel. (Taf.
VT, VII.)
Beide Missbildungen gehören jener selteneren
Reihe
monströser
Blüthenbildungen
an, bei welchen die
Blüthenaxe durch
einfache
Verlängerung
ihrer, innerhalb des
Kelchwirtels im
Normalzustände
284
PenzL
Erklärung
der
unentwickelt bleibenden Glieder
z?ür unbegrenzten
LaubMattaxe,
im
Gegensatze zu jener anderen, bei Rosen
häufigeren, mit einer
weifea
Blüthenknospe
sich beschliessenden
monströsen Bildung, sich
m*
staltet und von Enge Im a n n als
Diaphysis von
Moquin-Tani^
als
ProHficatio
frondipara im Allgemeinen bezeichnet
wurde.—-
An beiden Exemplaren war der, an
dem einen zu 3, an dem
airiem
zu 4 Wiener Zoll
verlängerte, und mit zerstreuten Stacheln
besetzte
Blüthenstiel
nach oben zu allmähligum die Hälfte mehr
alsu&tea
verdickt, so
dass während sein unteres Ende an der
InsertionssteBe
des Laubblattes nur
1^, sein oberes mit Mark dicht erfülltes
etwas
über
l\/^'
im Durchschnitte mass. Von einer im
Normalzustände
m
Fruchtanlage bestimmten krugartigen
Aushöhlung desselben war
keine
Spur zu bemerken. Die Kelchblätter
waren an beiden Exemplaren
zu einem
fünfzähligen
regelmässigen
Laubblattwirtel
ausgewachsen,
dessen einzelne horizontal
abstehende Blätter nur am Grunde
schwach
unter sich
verwachsen erschienen. Die beiden in ihrer
genetischen
Folge untersten Blätter desselben
am Exemplare A, (Taf.
VI)
massen Sy^
und V in der Länge und zeigten, das erste
drei, das
zweite nebst
den übrigen wenig kürzeren, bloss zwei
Paare Fiedel
abschnitte
nebst einem unpaarigen kleineren untersten und dem
ead-
ständigen
grössten; alle an
Gestalt, Grosse und
Bekleidung mit aus-
gewachsenen
Stengelblättern der Rosa
centifolia völlig
überein-
stimmend. Von allen tönten
besassen nur die
beiden untersten
2—3^
lange,
linearianzettliehe, drüsig behaarte, jedoch
nicht flügelartig
m.
Blattstiele
herablaufende S t i p u l a r - Z i p
fe l; bei den übrigen
nahm
ihre Stelle das unterste
unpaarige
Fiederschnittchen ein.
Abwei-
chender von der gewöhnlichen Bildung
der Blattsegmente erwiesen
sieh mit Ausnahme des
ganz normal gebildeten zwei
Fiederschnitt-
paare
besitzenden ersten Kelchblattes am Exemplare B, (Taf.
Vü)
die endständigen Abschnitte der
übrigen, von V auf
V Länge
herab-
sinkenden
Blätter.' An diesen erschien der letztere
doppelt so gross
imd
selbst noch etwas grösser, als die
bloss einpaarigen
Seitenab-
selmitte,
zugleich sehr tief und ungleich doppelt gesägt,
ja an zweien
sogar m einen breiten scharf
gesägten Lappen über der Basis
einseitig
zerschlitzt
Seltsamer Weise fehlten
hier gerade dem normal
gebil-
deten Blatte die
Stiptriar-Zipfel vollends,
während sie entschieden
und selbst m
einem
schwachen
herablaufenden Flügelsaume
verbrei-
tert an
dea "ohngen
auftraten,
Missbildung einer
Rosenbluthe.
288
Über den
KeIchblätter-Wirtel
des ExemplaresA, erhob
sich
als unmittelbare
Verlängerung des
Blüthenstieles ein
liniendickes,
rundes, mit Stacheldrüsen besetztes,
8/^
langes Stengelglied, das
sich noch über die, aus
lä
Blumenblättern bestehende,
iy^
"^
Durchmesser
haltende Blumenkrone als
ein M" langer
Terminal-Trieb
fortsetzte, der unter seiner Endknospe ein
bereits in
Fiederabschnitte
zertheiltes
wenig entwickeltes Blattpaar zeigte. Die
18
Blumen-
blatt
er selbst waren an einem
4^ langen
Zwischengliede in
der
Art spiralig gereiht,
dass die untersten S in
fast regelmässigen
Ab-
ständen von ungefähr l
Ve Linie mit den
Kelchwirbelblättern
alter-
nirten,
während die übrigen 10, nur nach 4 Seiten des
fünfthei-
ligen Kreises an dem
Axengliede
über einander
geschichtet, eine
zwischen das erste und
vierte Blumenblatt des
ersten Cyclus
fallende
Fläche an demselben frei Hessen, welche
Fläche dicht mit
kurzen
Drüsenborsten
bedeckt war, während die kleinen
Interstitien
zwischen
den
Fetalen nackt blieben, der
Terminal-Trieb hingegen
mit dichterm
Filze
überzogen erschien.
Von den beiden 3^ langen
Blättchen
des
letzteren zeigte das
eine 4, das andere 5
linienförmig
zusammen-
gefaltete Fiederabschnitte
nebst dem
ungepaarten
endständigen. —
Die zehn unteren
Blumenblätter waren vollkommen normal
gebildet, die
fünf obersten und zugleich innersten
kiemeren
etwas
missbildet;
insoferne
nämlich ihre
Hälften ungleich breit entwickelt
blieben, und die
schmälere" über dem Nagel verkürzt,
amRande
wollige
bei zweien
zugleich drüsig behaart, bei einem sogar in 2
linienför-
mige
krautartige
drüsig-wollige
Fiederschnittchen
zertheilt, am
ver-
dickten
zottigen Nagel als feiner
Saum herablief.
VonAntheren-
Rudimenten,
die man an gefüllten Rosen sonst
sä
häufig
trifft,
so
wenig
eine Spur al8» von
missbildeten Carpellen.
Interessanter
erscheint» der
vollkommneren
Entwicklung
derAxen-
theileund
ihrer appendiculärea
Organe wegen, die
Missbildung B.
Bei dieser folgt im
Gegensätze
zu A, unmittelbar
aufdenKelchblätter-
Wirtel
der 10-gliedrig
ausgebildete Doppelwirtel
einer über W
im
Durchmesser haltenden Blumenkrone,
und über
demselben,
an
einer
centralen
2"
V1
langen, am Grunde 2^
dicken, glatten
Axenverläa-
gerung
in
einem Abstande von
\" ein zweiter
fünfgliederiger
Cyclus
ungleich auseinander
gerückter Blumenblätter mit
verkürn^
mem
den Axillarknospen,
über
welchen hinaus an diesem mit
Stachele
borsten
besetzten Torniinaltriebe
noch 3 fiederspaltige
Laubblattpaaye
Ogg
Fenzl.
Erklärung
der
sammtLaubknospe folgen. Von den
fünfuntersten Kronenblaäera
waren nur
drei unmittelbar zwischen den Kelchblättern, die
übrigei
zwei
iy^—V"
höher über denselben am Axengliede
eingefügt. Die
zum zweiten Wirtel
gehörigen 4 unteren Fetalen
bildeten
einen fast
regelmässigen Quirl, indem sie von dem
fünften Petalum
des vorhergehenden, wie auch
unter sich kaum um eine i/e
Linie
auseinandergerückt waren, während das fünfte um stark 2
Linien
höher hinaufgerückt erschien. Sieben Linien oberhalb
desselben
beginnt an dem Axengliede der stärker auseinander gezogene
dritte
Kronen-Wirtel, dessen
unterstesBlumenblatt von dem
darauffolgendes
um l
V^, die drei folgenden unter sich um eine
Va"', das oberste
vom vierten um 2
Vs^ abstanden. Jedes dieser, sonst ganz
reget-
mässig
gebildeten, 8—9'11 langen
Blumenblätter birgt in
seiner
Achsel eine
rudimentäre, p unktförmige, von zwei oder
auch nur einem,
zur
Entwickelung gelangten Vorblättern umhüllte Knospe.
Das vierte Blumenblatt dieses
Cyklus zeigt an einem seiner
Ränder vom Nagel
an bis fast zu halber Höhe eine krautartige,
mit
einem dichten Filze bekleidete Substanz-Verdickung. Das
fünfte
dieselbe Beschaffenheit an beiden Rändern.
Ausserdem war
letzteres
noch am unteren Drittheile des einen
Randes in einen ovalen an Be-
schaffenheit und
Färbung der Platte ganz gleichen, jedoch um
etwas
mehr als die Hälfte kleineren Lappen
gespalten. Von rudimentärer
Antherenbildung
bei allen keine Spur.
Die transversal zur Axe und
Mutterblumenblatte stehenden Vor-
blätter der 3 unteren Axillarknospen
sind paarig entwickelt, voll-
kommen
blumenblattartig, länglich und nachenförmig
zusammenge-
faltet, das
erste in der genetischen Folge W\ das zweite
W" lang;
die der beiden folgenden Knospen
auf ein Einziges reducirt, wovon
das zur
vorletzten gehörige noch 4^ lang,
lineallanzettlich, der
Länge nach scharf nach
innen zusammengefaltet und an den
Rändern
wollig
gefranst» das der
oberstenKnospe hingegen nur als
l'"
langes
pfrümliches
wolliges Schüppchen erscheint.
Die drei folgenden, in einem weiteren Abstande von 7
Linien
über dem
obersten Blumenblatt
auftretenden fiederspaltigen
Blattpaare —
von welchen das unterste vom nächsten durch
ein
4^, dieses vom letzten
durch ein l
±/^'
langes Zwischenglied entfernt
war—ma&sen
zwischen 10 und W in der Länge und zählten, das
erste
und
letzte Paar
ausser dem unpaarigen
Endblättchen an
den
Missbildung einer
Rosenblüthe.
287
homologen Seiten 2 und 3, das zweite
beiderseits
3Fiederabschnitte.
Sämmtliche
Abschnitte waren auf sich selbst zusammengefaltet,
aussen
filzig, innen
mehr glatt, ganzrandig
und drüsig
gewimpert.
Ausge-
breitet waren
die des untersten Paares verkehrt eiförmig oder
läng-
lich, stumpf, die der übrigen
länglich lanzettlich
und spitzig.
Kurze
Stipular-Zipfel
fehlten keinem.
Auffallender war die
Beschaffenheit,
Färbung
und Zusammenhang der homologen Fiederabschnitte
des
ersten Blattpaares und der einen Reihe des in der
genetischen
Folge ersten Blattes des zweiten Paares. Alle
diese Abschnitte
zeigten ihrer Textur und
rosenrothen Färbung
nach einen unverkenn-
baren Übergang in
Blumenblätter,
auch fand zugleich
zwischen dem
oberen Rande des letzten Fiederabschnittes
und dem
anstossenden
des
Endabschnittes des ersten Blattes eine bis zu % ihrer
Länge
reichende
Verwachsung, bei jenen des
zweiten Blattes ein Über-
greifen ihrer Flächen
und Verschmelzen derselben bis zu einem
Vg
ihrer Länge vom
Grunde an Statt. Vom
zweiten Blattpaare
bildeten
sich nur die zwei unteren und die
daranstossende Hälfte
des dritten
Abschnittes p
etalenartig
aus, ohne unter
einander weiter zu
verwachsen.
Alle
Fiederabschnitte der
anderen homologen
Blatthälften waren grün
und
unter sich vollkommen
frei.
Aus der genauen Schilderung dieser beiden
Missbildungen
ergibt
sich, dass
durch eine abnorm
gesteigerte Längs entwickelung
der meisten
Axenglieder ihrer
Blüthenknospe die
Anlage des
Frucht-
gehäuses,
sammt allen
Fruchtblättern, die
im Normal-Zustande
inner-
halb
desselben sich hätten
bilden sollen,
vollständig
aufgehoben
wurde;
wodurch zugleich factisch
der Beweis geliefert ist, dass
der
sogenannte
Fruchtknoten der Rose keineswegs aus einer
seitlichen
Verschmelzung der Kelchblätter im D
e
CandolFschen Sinne her
vor-
geht,
sondern wie dies Endlicher
und Schieiden bereits
aus-
gesprochen, ein wahres, aus einer Reihe über
einander stehender,
latenter, anfänglich Scheiben-
und später krugartig sich
gestaltender
Stengelglieder hervorgegangenes
Axengebilde vorstellt. An
keinem
Punkte der verlängerten
Blüthenaxe sehen wir
ferner die
normale
Hemmung
des longitudinalen
Bildungstriehes
entschiedener
ausge-
sprochen
als im
Kelchblätter-Wirtel,
während sie über denselben
hinaus nach
wiederholten kleinen und
unstäten
Oscillationen,
immer
schwächer werdend, höher hinauf von der
ruckweise
zunehmenden'
Längsentwickelung
der Glieder völlig überflügelt wird.—Parallel
mit
g
§§
F
e n z L Erklärung
der
dieser Erscheinung tritt zugleich
eine progressive Missbildung der,
^
Stelle der Staubblätter
einnehmenden, blumenblattartigen
App®^
dicular-Organe
an ihren Rändern und ihre endliche Umbildung
i^
Laubblätter auf, die sich an den homologen
Hälften der letzteren imh
in Verschmelzung
der Fiederabschnitte und coroliner
Färbung
kuaA-
gibt. In so ferne
nun diese Missbildung darin, dass sie in
unserm
Falle constant
immer nureinenRand, oder wenn beide,
einen vorzags-.
weise
stärker als den anderen trifft, einen bestimmten Gang im
Auf"
treten und
Fortschreiten einhält, finde ich mich
veranlasst,
Fachmannes
zur weiteren
Verfolgung dieser Erscheinung an ähnlichen
Monstro-
sitäten
und an anderen Pflanzen
aufzufordern, bei welchen
sokte
halbseitige
Unibildungen in andere Organe, wie z. B. bei
SienCaw^-
ceeYt,
Marantaceen und Verwandten sogar zur Norm
gehören. DM
man dadurch zuletzt zu
Aufschlüssen über bisher anscheinend
zufällige
Störungen in der
Ästivation der
Blüthentheile, über gewisse
Eigea-
thümlichkeiten
des Antheren-Baues, Fehlschlagen ganzer
Ke»-
knosp
en-Reihen im Fruchtknoten und
dergleichen mehr
gelangen
dürfte,
hege ich keinen Zweifel.
Bezüglich unserer beiden Monstrositäten will ich nur
bemerken»
dass nach sorgsamer
Berücksichtigung aller Verhältnisse,
wdebe
einea
beiderAusmittlung
derHebungs- und
Senkungsseiten1)
eines
gleichseitig gebildeten Blattes leiten müssen, ich mich
meint
getäuscht
zu haben glaube, dass die Randverbildungen am Nagel
äet
Fetalen
daselbst die Hebungsseite, die halbseitigen
Verwand-
lungen der
Fiederabschnitte der über diesen entsprossenen
Laubblätter
zu blumenblattähnlichen
Segmenten ihre Senkungsseite treffen.
Nicht
unwahrscheinlich ist es mir desshalb, dass bei so
überaus
häufigen
Rückbildungen, der
Staubfäden der R o sen in
Blumenblätter
die rudimentären Antheren
auf den H e b u n g s r a
n d des Blattes
faüea.
Erklärung der
Abbildungen.
Taf. VI, Fig. l.
Monstrosität A, von Rosa
centifolia L—
Fig. 2. Dieselbe
von rückwärts mit der Ansicht des
Axengliede$
zwischen
Kelch und Blumenkrone. — Fig. 3. Die
Axenfortsetzung,
1)
Sciiim^er,
Beschreib,
v. Symphyium
Zeyheri, p. 96.
— Wydier
in
Schieiden
wod
Nägeli»
Zeitschrift f.
wi&s.
Bot., H.
Iü^ p. l,
5,
tB.
Heckel.
Über Poecilien.
289
an der die
Blumenblätter in
ihrer Succession eine
schmale mit Drüsen-
borsten besetzte Fläche
zwischen sich frei lassen,
vergrössert,
mit
Andeutung der
Insertion der
Fetalen. — Fig. 4.
Missbildete Blumen-
blätter.
Taf. VII, Fig.
l. Monstrosität
B. von Rosa
centifolia L.
—
Fig. 2.
Axenverlängerung mit
Weglassung der Kelch- und unteren
Blumenblätter,
deren Insertionsstellen
nur angedeutet sind. l
a.
Vor-
blätter der rudimentären
Axillarknospen.— Fig. 3. Oberstes in
einen
Lappen
einerseits getheiltes,
anderseits am Nagel verbildetes Blumen-
blatt. —
Fig. 4. Vergrösserter
Terminaltrieb mit
fiederspaltigen
Blättern,
deren homologe Hälften
(a.)
an dreien derselben blumen-
blattartig gefärbt, und
deren obere
Fiederabschnitte
theilweise
ver-
wachsen sind.
Herr
Custos-Adjunct Heckel
überreicht
nachstehenden Aufsatz:
Eine neue Gattung von Poecilien mit
rochenartigem
AnkIammerungs-Organe.
(Taf. VIII, IX.)
Xiphophorus,
eine neue Gattung
Süsswasserfische aus
der
Familie der Poecilien. Von
J.
Heckel.
Die Poecilien, jene kleine den
Cyprinen zunächst
verwandte
Familie, lassen sich in drei natürliche
Gruppen eintheilen.
Einige
derselben haben nämlich einfache kurze
Borstenzähnchen,
dieunregel-
mässig
auf einer schmalen,
gewöhnlich von etwas stärkeren
Band-
zähnen umgebenen Binde stehend, beide Kiefer
besetzen. Andere
besitzen dreispitzige flache
Meisselzähne
in einer einfachen Reihe
und
den Dritten fehlen, bei
einein ähnlichen
Zahnbau mit den Ersten,
merkwürdiger Weise die
Bauchflossen. Die zweite und
dritte
Gruppe
begreift jede nur eine Gattung: die
Lebias
Cm?.
(Cyprinodon
Valenc.
Hist,), welche
über den ganzen
gemässigten und
heissen
Erdgürtel
zerstreut sind und die ausgezeichneten O r
estia s
Valenc.
als
Bewohner der grössten
Höhen Amerika's. In
der ersten
Gruppe,
mit Borstenzähnchen und Bauchflossen,
treffen wir die vier
Gattungen
Poecilia
Block,
Mollienisia
Lesueur,
F
undulus
Lacep.
und
Hydra r
gy r a Lacep. an;
(die zweifelhafte Gattung
Grundulus
Valenc.
nicht gerechnet) die ersten drei haben S,
Hydrargyra
6
Kiemenstrahlen. Poe cd l i a und Mollienisia zeichnen
sich
durch einen eckigen, niedergedrückten
Oberkiefer, also durch eine
Sitzb.
d.
mathem.-natunv.
Cl. I.
Bd.
19
290
Heckel. Üb
ex-eine
viereckige Mundöffnung aus; an Fund
ul u s ist der Oberkiefer
wie
gewöhnlich
abgerundet, die Mundöffnung daher halbrund. Die
beiden
Gattungen
P o e
c i l i a und
Mollienisia unterscheiden
sich
endlich
durch
die Stellung ihrer Bauch-und Afterflossen, welche bei
ersterer,
wo die
ßauchflossen in
ihrer gewöhnlichen abdominalen Lage
sind,
nichts
Besonderes bieten, während an Mollienisia die
Bauchflossen
(jedoch
ohne mit dem Schultergürtel verbunden zu sein) viel
weiter
vorn sitzen und
die Analflosse dicht dahinter sich zwischen die
Bauch-
flossen-Basis
einsehiebt und vor der
Körpermitte liegt.
Zunoch besserer
Auffassung der nachfolgenden
Unterscheidungs-
merkmale
unserer neuen, mit Mollienisia zunächst verwandten
Gattna|
müssen
wir auch, bei der einzigen bisher bekannten
Species
von
Mollienisia,
auf den Umstand aufmerksam machen,
dass sowohl
naeh
denBeschreibungen
als Abbildungen vor
Lesueur
^undValenciennes2)
die
kurze Analflosse der Form nach nicht von einer
gewöhnlichen
Analflosse
abweicht, ausser dass
Valenciennes an der
Membran-
spitze des zweiten Strahles ein kleines
undurchbohrtes
Knöpfcheß
fand,
dessen Deutung nicht
möglich war; ferner dass die lange
hohe
Rückenflosse schon über der
Brustflossenbasis im Nacken
anfängt.
Was nun die Aufstellung
unserer neuen Gattung
Xiphophorus
betrifft,
so hoffen wir, durch die folgenden Beschreibungen
und
genauen Abbildungen dreier dazu
gehörigen, bisher
unbekannteß
Poecilien,
welche besonders in ihrer
Analflosse eine
Eigenthümlichkeit
darbieten,
die man mit vollem Rechte unter Knochenfischen als
eine
ausserordentliche,
nicht zu ahnende Erscheinung betrachten
darf, bei allen
Ichthyologen hinlänglich
gerechtfertigct zu sein,
die-
selben weder der
Gattung Mollienisia, noch
irgend einer
anderen
beigezählt
zu haben.
Alle drei
Arten von
Xyphophorus leben unter
einander in einem
klaren Bache des Gebirges
Orizaba in Mexico, und
zwar in
Gesell-
schaft
einer grösseren
gleichfalls neuen, mit
Poecilia
suriaa-
mensis
zunächst verwandten Art. Dort fand sie unser
aufmerksamer
Reisender der k. k. Gartenbaugesellschaft,
Karl Hei l
er, und
schickte
von jeder mehrere Exemplare an das Wiener
Museum. Eines dieser
1)
Journal
of
fhe
Acad.
of
Natur.
Sciences
of
Philadelphia.
Vol.
JJ,
Pari L
Pag.
5,
Plat
m,
s)
Cuvier
ei
Valenciennes^Hisi.na^despoissons.TomelS,
Planche527,
neue
Gattung von
Poecilien.
291
Fischchen, welches wir unserem verdienstvollen
Landsmanne
widmen
ist so ausgezeichnet schön,
dass es selbst jedem
Laien als etwas
ganz
Besonderes
auffallen
muss.
Xiphophorus.
Zähne: kurzborstig, auf einer schmalen Binde
stehend, die
eine geschlossene
Aussenreihe etwas
stärkerer Zähne umgibt
Bauch
flössen:
vorgeschoben, wie bei der Gattung
Mollie-
nisia.
Afterflosse des Männchens: dicht hinter den
Bauch-
flossen,
kurz; die vorderen
Strahlen verdickt, mitsammen zu einer
langen Klinge
verbunden, deren Ende mit
Anklammerungs-
Organen
versehen ist; die hinteren
Strahlen sehr kurz.
Kiemenstrahlen: fünf.
Am Weibchen hat die Afterflosse eine
gewöhnliche schief abge-
stutzte Gestalt und sitzt
weiter rückwärts.
Xiphophorus Hellern.
Männchen.
Rückenflosse vor der Afterflosse anfangend,
so hoch als ihre
Basis lang ist
und diese so lang wie der
Kopf. Afterflosse in der
Mitte
desKörpers
beginnend, ihr Schwert nicht länger als die
Rückenflossen-
strahlen, Bauchflossen lang,
gespitzt, Schwanzflosse abgerundet,
ihre
unteren Strahlen in eine
weit vorragende Spitze verlängert. Drei
schwarze
Längestreifen an
jeder Seite; ein schwarzer Strich
längs
der
Rückenfirste bis zur Flosse; ein anderer längs des
Schwanzkiels;
Schwanzspitze
weiss, schwarz
eingefasst;
Bückenflossen punktirt.
W
e i
b
e h
e n.
Rückenflosse vor der Afterflosse anfangend,
kürzer und niederer.
Afterflosse nach der
Körpermitte stehend. Schwanzflosse
abgerundet.
Ein
schwarzer Längestreif an jeder Seite; eine schwärzliche
Linie
auf dem Schwanzkiel. Rückenflosse
gefleckt.
Br.l|12.
Ba
1|5.
R.
2)12-13.
A. 413 (Weib. 3
[ 7)
Seh.
8fi5j8.
3
Schuppen
28 und
4.
3
Beschreibung des alten Männchens.
Tat.
VIU. Fig.
l.
Der
Körper ist schlank und ziemlich
comprimirt, seine
grösste
Höhe,
im Anfange der Rückenflosse, gleicht der Entfernung
der
19
^
gQg
Hecke l. Über eine
Brüstflossenbasis von der Nasenspitze und
ist S2/^
mal in der gan-
zen Körperlänge (ohne
Schwanzflosse) enthalten. Die Höhe des
Schwanzes
selbst beträgt vor seiner Flosse kaum um ein
Viertheil
weniger. Der Kopf ist spitz, oben wie
gewöhnlich flach, nieder-
gedrückt und nicht so
lange als der Körper hoch ist, nämlich
etwas
über viermal in der
Gesammtlänge (ohne
die Schwanzflosse)
ent-
halten. Die Breite der Stirnfläche, zwischen
den Augen gleicht
einer halben Kopflänge oder der
grössten
Körperdicke. Die
Augen
liegen in der
vorderen Kopfhälfte
dicht am Profilrand, ihr
Diameter
erreicht
y^ der Kopflänge. Der
geradlinig querüber
gespaltene
Mund
öffnet sich nach aufwärts, so
dass die Seiten des mit
der
Stirne ebenen
Zwischenkiefers nur eine sehr kurze senkrechte
Bie-
gung machen. Der
Unterkiefer steht vor,
gleich einer
aufrechten
horizontal
abgestutzten Klappe, die beim Herabsenken eine
vier-
eckige Mundöffnung wahrnehmen
lässt. Sowohl der
obere als
der
untere
Maxillarrand wird von
einer Aussenreihe etwas
gekrümmter
Borstenzähnchen
dicht besetzt, die im Spiritus gelb werden, und
hinter
welchen eine Binde ähnlicher viel kürzerer Zähnchen
im
dicken Zahnfleische stecken, welche
weiss
bleiben.
Die Rückenflosse beginnt vor der
Körpermitte (ohne die
Schwanzflosse) und endigt mit
dem zweiten Drittheile der Körper-
länge; ihre
Strahlen, wovon die
getheilten höchstens
zweimal
dicho-
tom
sind, sind eben so lang als die Basis der ganzen Flosse,
welche
einer Kopflänge gleich ist oder der
Körperhöhe unter dem
letzten
Rückenflossenstrahle; die beiden ersten
ungeth eilten Strahlen
sind
nur wenig kürzer. Der obere Flössenrand
ist geradlinig und läuft
mit der Flossenbasis
parallel. Nacli den zwei
ersten
ungetheilten
Strahlen
folgen zwei einfach gespaltene, dann 10, an welchen
mei-
stens
nur der hintere Zweig ihrer einfachen Gabel noch einmal
ge-
spalten
ist.
In der Mitte des Körpers, also ungefähr
senkrecht unter dem
vierten Strahle der
Rückenflosse, fängt dicht
lauter der
Analöffnung
die
kurze so höchst
merkwürdige Afterflosse an. Ihre Basis ist
kaam
über einen
Augendiameter lang und enthält im Ganzen nur
sieben
Strahlen; die vier vordersten derselben sind nicht
länger als jene
der Rückenflosse und bilden
mitsammen verbunden die sonderbare
breite Klinge, welche
der Form nach
einigermassen an den
Eierleger
der
Locusten erinnert und
deren absichtlich
auseinander
geschobene,
neue Gattung von
Poecilien.
293
wie an einer gemeinen Flosse ausgebreiteten
Strahlen, unter
der
Loupe betrachtet,
aussehen wie folgt: Der erste Strahl ist ein
ge-
wöhnlicher,
ungetheilter, kurzer
Stützenstrahl. Der zweite ist lang,
breit und flach,
bald nach der Basis etwas angeschwollen und
rück-
wärts gebogen; nach seiner Mitte erhebt
sich an der Vorderkante
eine stumpf eingekerbte Stelle,
auf welche eine hohle Furche folgt,
deren beide im Bogen
vorwärts gewendete zugeschärfte Kanten
mit
scharfen
Sägezähnchen
versehen sind. Nach dieser kurzen, doppelten
Säge
krümmt sich die Spitze des Strahles rückwärts und endet
in
einen flachen, sehr scharfen wieder vorwärts
gerichteten Angel-
haken. Der ganze Strahl ist wie
gewöhnlich bis gegen sein Ende
kurz gegliedert. Der
dritte Strahl spähet
sich einfach gegen die
Spitze zu, dabei ist aber sein
hinterer Zweig rückwärts
fein
gesägt.
Der vierte Strahl
erweitert sich
löffeiförmig von
seiner Mitte an bis
gegen die Spitze, welche gerade wie
beim zweiten Strahle in einen
scharfen, jetzt
rückwärts gekrümmten Haken endigt. Der
ä., 6.
und
7. Strahl ist kaum halb so lang wie der vierte, alle
drei sind gegen
ihr Ende
meisselförmig flach
ohne wirkliche Spaltung,
obschon
sie
etwas angedeutet zu sein
scheint.
Um sich nun
einen deutlichen
Begriff von dieser
Afterflosse
machen zu können, die wir
aufTaf. VIII, Fig. a, in
der eben
beschrie-
benen Lage
vergrössert abbilden
Hessen, stelle man sich
dieselbe
nicht als eine gewöhnliche Flosse zum
Schwimmen vor, sondern,
wie Fig.
b. zeigt, als das was sie
ohne Zweifel ist: nämlich ein
Werkzeug wie an Rochen
und Hayen, womit sich bei
der
Begattung das
Manne
hen an den Körper des
Weibchens
anklammert. Wir sind um so mehr überzeugt,
dass diese
Ver-
muthung
bei näherer Beobachtung der Lebensweise dieser
Fische,
sich auch
durch die Erfahrung
bestätigen werde, da nicht nur
das
ganze
Aussehen dieser Flosse an die bekannten
Appendices
der
Männchen unter den
Selachiern erinnert,
sondern darum, weil auch
die natürliche Lage der
Flossenstrahlen eine ganz andere, dem
Zwecke des
Anklammerns entsprechende
ist und nicht die
gewöhn-
liche, wie man es
in Folge der
vorhergehenden, nach einer künst-
lichen Ausbreitung
der Flosse entworfenen Beschreibung
vermuthen
könnte.
Die Flossenstrahlen liegen nämlich (Fig.
b), obschon
sie
wie immer hintereinander eingelenkt sind, beinahe wie
die Blätter
eines Frauenfächers über
einander. Der zweite
Strahl mit dem Haken
294
Heckel. Über
eine
und der Doppelsäge wird vom vierten
löffelförmigen,
der
sichga^
eigenthümlich
umwendet, in der Art überdeckt,
dass seine
HohW
nach vorwärts
gerichtet ist und sein Haken mit jenem des
zweiten
Strahles
parallel steht, dabei wickelt sich die aus der Mitte
des
Löffels kommende Membrane um die halbe
Peripherie ihres
Strahles
und zieht den
anhängenden fünften mit sich, der viel kürzer ist
und
durch seine
ungetheilte
Meisselfläche den
Rücken des vierten
stützt;
ebenso stützt auch der sechste den
fünften und der siebente
den
sechsten, so dass
die drei kurzen Strahlen
gleichsam einen
schiefen
Strebepfeiler
gegen die langen bilden. Noch kommt zu bemerken,
dass der
dritte lange Strahl, welcher allein gespalten ist,
etwas
zurück
weicht und zwischen dem zweiten und darüber
liegenden
vierten einen
Kielraum darstellt, dessen Tiefe gleichfalls
gezähnelt
ist;
gerade als sollte die niedergelegte kleine
Afterflosse des
Weil-
chens darin aufgenommen werden. Wir haben an
Knochenfischen
bisher
nie eine ähnliche Bildung wahrgenommen.
Die
Baiichflossen sitzen um
einen Augendiameter vor
der
Afterflosse,
das Ende ihrer Anheftung fällt senkrecht unter
den
ersten Rückenflossenstrahl. Sie sind schmal und
zugespitzt, jede
besteht aus einem kurzen
ungetheilten und fünf
getheilten
Strahlen,
wovon der
längste der ganzen Kopflänge gleicht und
zurückgelegt
beinahe die Spitze der gleichfalls
zurückgelegten Afterflosse er-
reicht. Der
hinterste Stralil
ist rückwärts
durch eine Membrane mit
dem Bauche
verbunden, und zwischen
beiden Bauchflossen schiebt
sich die
Beschuppung als ein runder
Lappen ein.
Die Brustflossen sind abgerundet und reichen bis
über den An-
fang der Rückenflosse
zurück.
Sehr ausgezeichnet ist die ebenfalls abgerundete
Schwanzflosse,
aus deren unteren
Theile vier Strahlen zu
einer spitzen, schwert-
förmigen Klinge verbunden,
weit hervorragen. Sie enthält im Ganzen
IS
^etheilte Strahlen, wovon
zwei zu jener Klinge gehören.
Unter
diesen
folgen acht ungetheilte, davon zwei abermals die
Klinge
bilden helfen, und die übrigen sechs sich
stufenweise verkürzen.
Die oberen
Stützenstrahlen, gleichfalls acht, sind wie
gewöhnlich
verkürzt.
Die Schuppen erscheinen
verhältnissmässig
ziemlich gross
und
bedecken,
wie an allen Poecilien,
den ganzen Kopf und das erste
Viertheil der
Schwanzflosse; ihr freier Rand ist stark
abgerundet
neue Gattung von
Poecilien.
29 S
und ihre Textur (Fig.
c.) besteht aus groben
concentrischen
Ringen,
ohne Radien auf der unbedeckten
Fläche, die meistens
mitten eine
schleimausführende Porenöffnung
hat; eine eigene
Linea
lateralis
ist
daher nicht vorhanden. Die mittlere
Schuppenreihe, vom
Winkel
der Kiemenspalte an bis zur Schwanzflossenbasis
zählt 28 Schuppen,
worauf noch 4 oder S auf der
Schwanzflosse selbst folgen. Drei
wagrechte
Schuppenreihen befinden sich über und eben so
viele
unter dieser Mittelreihe, so
dass jede Seite des
Rumpfes zwischen
Rücken- und Afterflosse von sieben
Schuppenreihen gedeckt wird.
Die Farbe des alten Männchens
muss im Leben
ausgezeichnet
schön gewesen sein. Individuen im
Weingeiste sind oben
röthlich
braun,
unten silbern. Ein schmales schwarzes Band umgibt
die
Unterlippe, zieht
sich beiderseits zum Augenrand, fängt hinter
den
Augen gleich wieder an und durchläuft die Mitte
des Körpers, so
weit die Beschuppung reicht; von da
aus wird es intensiver schwarz,
geht durch die
Schwanzflosse und bildet den oberen Rand des
rein-
weissen
schwertförmigen Fortsatzes bis zu dessen Spitze.
Ein
schwächerer Strich, ebenfalls schwarz,
läuft über dem Bande pa-
rallel vom
Vorderrücken bis in den Schwanz, wo er erlischt.
Ein
anderer etwas stärkerer
zieht sich unter dem
Bande, vom unteren
Winkel der Brustflosse aus bis zur
Schwanzflosse. Den Kiel
des
Schwanzes,
von der Afterflosse an bis zur Schwanzflosse,
ziert
ebenfalls eine schwarze Linie, die in ein
intensiver gefärbtes Band
übergeht, das
beiderseits den Unterrand der
schwertförmigen
Schwanzflossenstrahlen begrenzt.
Endlich zieht sich auch noch eine
solehe schwarze Linie
über die Firste des
Vorderrückens, vom
Hin-
terhaupte bis
zur Flosse, welche
letztere auf ihrer Membrane
fein
punktirt
ist.
Junges Männchen.
Tat. VIII. Fig.
2.
Es gleicht der allgemeinen Form nach ganz dem
alten Männ-
chen, unterscheidet sich aber von
demselben, ausser seiner
minderen
Grosse
und der allen jungen Fischen eigenen
geringeren
Strahlen-
Dichotomie,
erstens dadurch, dass die Afterflosse (Fig.
d)
noch
nicht zum
Anklammerungs-Organe
entwickelt ist. Ihre vier
vorderen
Strahlen,
wovon der zweite besonders dick und breit ist,
verbinden
sich ganz dicht zu einer einfachen flachen
Schwertklinge mit glattem
Bande und ganz hakenloser
Spitze; später tritt der Endhaken am
296
Heckel.
Über eine
zweiten Strahle zuerst hervor, ohne
dass der vierte Strahl
noch jene
Dicke erreicht hat, welche zu einer
löffeiförmigen
Aushöhlung erfor-
derlich ist. Die drei
nachfolgenden kurzen Strahlen sind
verhält-
nissmässig
länger, erscheinen am Ende ein klein wenig
gespalten
und nicht so
meisselförmig breit.
Sie scheinen mit dem Alter
des
Fisches,
während die vorderen Strahlen sich ausbilden und an
Länge
zunehmen, im
Gegentheile abgerieben
breiter und steifer zu
werden.
Der
zweite Unterschied liegt
in der ebenfalls nicht ausgewachsenen
Verlängerung
der unteren
Schwanzflossenstrahlen,
die an unserem
Exemplare kaum doppelt so lang als die
Strahlen der Mitte sind.
Endlich weicht die
Farbenzeichnung dahin ab, dass sie, gerade wie
bei
manchen Vögeln, mit
jener des alten Weibchens nahe überein-
stimmt. Es
fehlen nämlich die beiden Längestreifen über und
unter
dem
mittleren Hauptbande.
Altes Weibchen.
Taf. VIII. Fig.
3.
Das alte Weibchen ist der
ganzen Körpergestalt
nach viel
breiter oder vielmehr höher, was besonders
daher rührt, weil die
Bauchseite sich weiter
abwärts senkt. Die
grösste
Körperhöhe macht
beinahe den dritten
Theil der Länge (ohne
Schwanzflosse) aus.
Rücken-
und Afterflosse sitzen
beide weiter rückwärts.
Erstere
beginnt gerade
in der Mitte des Körpers, ihre Strahlen sowohl,
wie
die Basis welche sie einnehmen, sind etwas
kürzer als die Kopflänge,
der obere Rand ist
ebenfalls horizontal. Die Afterflosse fängt
ein
wenig vor der Mitte der Rückenflosse und zwar um
zwei Augen-
diameter hinter den Bauchflossen
an; ihre Basis erscheint
dadurch
etwas länger als am
Männchen, weil die
Flosse, ohne alle Beson-
derheiten, nur eine ganz
gewöhnliche schief abgestutzte Gestalt hat,
so dass
die durch Nichts ausgezeichneten Strahlen des
Vorderrandes
bloss
zweimal die Basislänge enthalten. Sie besteht aus drei
unge-
theilten
und sieben getheilten
Strahlen, zählt also
um drei Strahlen
mehr als die so
eigenthümlich
organisirte Flosse des
Männchens.
Die Bauchflossen sind gleichfalls viel
kürzer als an jenem,
nur Ys
der
KopÜänge gleich
und reichen zurückgelegt bloss bis zum An-
fange der
Afterflossenbasis, wo ebenso die Analöffnung liegt.
Die
Brustflössen bieten keinen
Unterschied dar und die
Schwanzflosse
ist ganz einfach abgerundet ohne
vorspringende Spitze. In der Fär-
bung weichen die
Weibchen dadurch von den Männchen ab, dass sie
neue
Gattung von
Poecilien.
297
bloss die
mittlere schwarze Binde an den Seiten und die
schwarze
Kiellinie unter dem
Schwänze
haben, ferner
dass die Punkte in
der
Rückenflosse gröber und weniger
sind.
Die beiliegende Tafel stellt die schönsten
unserer im k. k. Mu-
seum aufbewahrten Individuen in
Naturgrösse
dar.
Xiphophorus
bhnaculatus.
Männchen.
Rückenflosse niedrig, wagrecht abgestutzt;
die Basis länger als
der Kopf, in der Mitte
des Fisches (ohne die Schwanzflosse) senk-
recht
über dem letzten Analflossenstrahle beginnend. Schwert
der
Analflosse zweimal so lang als der Kopf. — Ein
schwarzer Fleck
über dem Anfang der Kiemenspalte,
ein grösserer in der
oberen
Hälfte der Schwanzflossenbasis. In der
Rückenflosse drei Reihen
schwarzer
Punkte.
Weibchen.
Rückenflosse niedrig, wagrecht abgestutzt;
die Basis so lang
wie der Kopf, nach der Mitte des
Fisches senkrecht vor der After-
flosse beginnend.
Afterflosse kurz, stumpf abgestutzt. Färbung wie
am
Männchen.
Br.
2|10.
Br.
i [5. R.
2|13.
A. 3 [7. (Weib. 2 | 7)
Seh.
711417.
3
Schuppen
^ und
3.
s
Beschreibung
des jungen
Männchens.1}
Körperhöhe und Kopflänge gleichen
jede dem fünften
Theile
der
Gesammtlänge (ohne
Schwanzflosse) des ziemlich
schlanken,
massig
comprimirten Fisches. Das
Stirnprofil vereinigt sich mit dem
Vorderrücken zu
einer geraden nur wenig ansteigenden
Linie;
die
Bauchseite dagegen ist etwas mehr
concav. Die Augen nehmen
die
vordere Kopfhälfte ein, ihr Diameter
enthält Vs
von der Breite
der
flachen
Stirne oder des
Zwischenraumes beider Augen. Der Mund
ist nur wenig
schief, beinahe wagreeht
gespalten und seine Spalte
daher halbmondförmig. Der
vorstehende Unterkiefer,
so wie der
ziemlich vorschiebbare Zwischenkiefer haben
eine Binde kurzer
*)
Wir bedauern sehr, von dieser
Species
keine
alten
Individuen
vorliegen zu haben.
298
Hechel. Über
eine
Borstenzähne, die eine lockere
Aussenreihe etwas
stärkerer
und
gekrümmter
Z ahn
eben
umgibt.
Die Rückenflosse fängt gerade in der
Mitte des Körpers (ohne
Schwanzflosse) an und steht
auf einer Basis, welche die Kopflänge,
mithin
auch die
grösste
Körperhöhe übertrifft; ihr oberer
Rand
ist
beinahe
wagrecht abgeschnitten, den 13
getheilten Strahlen,
aus
denen sie besteht,
gehen zwei ungeth eilte
voran, sie verlängern sich
•
allmählich
bis zum 9.,
10. Strahle und nehmen
dann nur unmerklich
wieder ab, der letzte erreicht
zurückgelegt beinahe die
Schwanz"
flossenbasis.
Die merkwürdige Analflosse hört,
senkrecht genommen, gerade
da auf, wo die
darüberstehende Rückenflösse anfängt. Eine
Stellung
die überhaupt selten vorkömmt, da nur
sehr wenige Fische eine After-
flosse aufzuweisen haben,
die mit ihrer ganzen Basislänge, wie
zum
Beispiel bei
Anableps, vor der
Rückenflosse steht; es ist daher um
so mehr zu
beklagen, kein ausgebildetes Individuum hier
vorzuhaben,
woran
sicherlich besondere
Anklammerungs-Organe
entwickelt wären,
die wir nun hier, wie an allen
jungen Männchen dieser
interessanten
Gattung
gänzlich vermissen. Die Flossenbasis ist kaum halb so
lang
wie der Kopf und enthält im Ganzen zehn
Strahlen. Die beiden ersten
sind kurz, der dritte dick,
zweimal so lang wie der Kopf und gleich-
falls
ungetheilt; darauf folgen,
stufenweise ein wenig
kürzer, zwei
an der Spitze einmal
getheilte Strahlen. Diese
fünf sind eng an ein-
ander gefügt, an der
Basis mit einer lockeren Haut bedeckt und bil-
den
mitsammen das Schwert, welches zurückgelegt bis nahe
zur
Schwanzflosse reicht. Der 6. Strahl ist um %
kürzer als dieses, nach
ihm folgen noch vier
Strahlen, die allmählich so weit abnehmen bis
der
letzte mit dem zweiten
gleich lang wird.
Die Bauchflossen sitzen um einen Augendiameter
vor der After-
flosse, beinahe unter der Anheftung der
Brustflossen, ohne innerlich,
nämlich mit den
Beckenknochen am Schultergürtel zu haften.
Sie
bestehen aus einem ungeth eilten und 5
getheilten Strahlen, die sehr
kurz sind,
so
dass sie zurückgelegt
nicht weiter als bis zum
Anfange
der
Afterflossenbasis reichen. Eben so weit reichen auch die
abge-
rundeten
Brustflossen, die zwei
ungetheille und zehn
getheilte
Strah-
len
enthalten. Die Schwanzflosse ist gleichfalls
abgerundet,
Vs
der
Kopflänge gleich und besteht aus 14 getheilten
Strahlen, welchen je
7
ungetheilte, stufenweise
kürzere zur Seite stehen,
neue Gattung von
Poecilien.
299
Der Rumpf
sammt
Stirne, Wangen und Deckeln
wird
wie
gewöhnlich von
verhältnissmässig
grossen Schuppen bedeckt;
die
Mittelreihe enthält deren 29 vom Kopfe bis zur
Schwanzflossenbasis,
worauf noch 3—4 auf den
Strahlen selbst liegende folgen. Beinahe
alle Schuppen,
besonders die gegen den Rücken zu liegenden,
haben
eine kleine Porenhöhle im
Centralpunkte ihrer
ziemlich groben
con-
centrischen
Ringe; an keiner sind auf
der
halbseheibenförmigen
unbe-
deckten Fläche Radien bemerkbar, deren nur
nach dem vorderen
bedeckten
Theile 8—10
auslauten. Drei
horizontale Schuppenreihen
liegen über der
Mittelreihe bis zur Rückenflosse und drei
darunter
bis zur Afterflosse.
Im Allgemeinen ist die Farbe, an Exemplaren im
Weingeist,
hellbraun. Jede Schuppe, mit Ausnahme jener in
den unteren Bauch-
reihen, hat in der Mitte einen
stehenden
halbmondförmigen schwarz-
braunen Fleck; ein
grösserer rundlicher
liegt am oberen Winkel
des
Kiemendeckels über den Brustflossen und ein noch
grösserer ganz
schwarzer an jeder Oberseite des
Schwanz-Endes. Alle Flossen
scheinen
ungefärbt, nur die
Rückenflosse allein ist auf ihrer Mem-
brane mit
drei parallelen Horizontalreihen schwarzer Punkte besetzt.
Junges Weibchen.
Gleicht der Körperform nach ganz dem jungen
Männchen, nur
dass
sein Schwanz schlanker ist und weniger hoch. Die
Rückenflosse
beginnt etwas nach der Körpermitte
und ihre Basis ist nur so
lang
wie der Kopf. Senkrecht unter dem 3.—4.
Strahle dieser Flosse
fängt erst die Afterflosse an,
die mithin, wie an allen
Weibchen
dieser
ausgezeichneten Gattung, viel weiter
rückwärts steht als an ihrem
Männchen. Sie
enthält 2
getheilte und 7
ungetheilte ganz
gewöhn-
liche Strahlen, ist stumpf abgestutzt, so
dass die vorderen und
läng-
sten derselben kaum eine halbe Kopflänge
übertreffen und nieder-
gelegt nicht viel über
die ganze Flossenbasis hinausreichen. Die
sehr kurzen
.Bauchflossen liegen um
zwei'-Augendiameter vor
den
Afterflossen, und bedecken zurückgelegt diesen
Zwischenraum nur
zur Hälfte; dabei aber sitzen sie
doch in einem
grösseren
Abstande
vom Schultergürtel als bei den
Männchen, mit welchen sie in
allem
Chrigen, sowohl
in Schuppenzahl als Färbung übereinkommen.
Das Wiener Museum besitzt ein Männchen und
drei Weibchen,
wovon keines die auf der Tafel
dargestellte Grosse übertrifft.
300
Hechel. Über
eine
liphophorus
gracilis.
Männchen.
Rückenflossenbasis kurz, nach der
Körpermitte beginnend;
oberer Flossenrand schief abgestutzt. Afterflosse
mit der
ganzen
Basis
vorder Rückenflosse sitzend; das Schwert schmal, zweimal
so
lang wie der Kopf. — Ein
schwarzer-Längestreif
vom oberen
Decket
winkel
bis zur Schwanzflossenbasis; eine schwarze Linie längs
des
Schwanzkieles bis
zur
Flosse;
alle Flossen unbefleckt.
Weibchen.
Rücken- und Afterflosse senkrecht unter
einander nach
der
Korpermitte
beginnend; beide mit kurzer Basis und schief
abgestutz-
tem Rande,
Farbenzeichnung wie am Männchen.
Br.
1111.
Ba.
1)5. R.
2 | 6. A. 2 | 6.
(W^
3 l
6-)
Seh-
7 11^ |
7.
3
Schuppen
^ und
2—3.
3
Beschreibung des
Männchens.
Im Ganzen ist dasselbe von etwas schlankerem
Körperbau als
jene der beiden vorher beschriebenen
Arien; seine
grösste
Körper-
hohe ist so wie die Kopflänge etwas
über viermal in der
Gesammt-
länge
des Thieres (ohne
Schwanzflosse) enthalten. Der Kopf ist
eben so
spitz und der am Anfang der flachen
Stirne geradlinig
quer-
über gespaltene Mund
hat'beinahe eine ebenso
vorticale Stellung
wie
an
Xiphophorus
Hcllerii. Gestalt und
Stellung
der Flossen sind aber
auf das
Bestimmteste
verschieden.
Die Rückenflosse fängt erst um einen
guten Augendiameter nach
der Körpermitte
an; ihre Basis ist sehr
kurz 5 kaum einer halben
Kopflänge gleich und
enthält, nebst den beiden
ersten
ungetheilten,
nur sechs
getheilte Strahlen; die
ersten dieser Getheilten
sind dop-
pelt so lang als die ganze Basis, die
nachfolgenden werden nach rück-
wärts stets
kürzer, so dass bei
aufgerichteter Flosse der obere Rand
schief abgestutzt
erscheint. Die Basis der Afterflosse, die nur
wenig
kürzer ist als jene der Rückenflosse, reicht eben so weit
W
als
hinter die
Körpermitte, endigt daher, im
verticalen Sinne
genom-
men,
beinahe um einen ganzen Augendiameter früher als die
darüber
neue Gattung von
Poecilien.
301
stehende Rückenflosse anfängt. Sie
besteht im Ganzen nur aus acht
Strahlen, von welchen
bloss der vierte etwas
gespalten ist. Die bei-
den ersten sehr kurzen, dann der
dritte, vierte und fünfte Strahl, die
alle an ihrer
Basis von einer dicken lockeren Haut umfangen
sind,
bilden mitsammen das schmale beinahe zwei
Kopflängen erreichende
Schwert, verbinden und
krümmen sich an der, gleichsam zu einem
Knäuel
verdickten Spitze rückwärts; nach
hintenzu scheint
dies
verdickte Ende eine kleine Fläche zu bieten,
woraus die Strahlen-
spitzen als kleine
gekrüminte
Häkchen hervorgehen. Wir müssen
übrigens
bemerken, dass wir sowohl
aus der
verhältnissmässigen
Kleinheit
unserer vorliegenden männlichen Exemplare gegen die
weib-
lichen derselben Art, als aus der durchaus
einfachen
Strahlen-Dichoto-
mie
aller Flossen schliessen
müssen, unsere Beschreibung und Abbil-
dung
(Taf. VIII, Fig. 3
d) nach keinem
vollständig
entwickelten
Anklammerungs-Organe
entworfen zu haben; es wird daher einer
nächsten
Zukunft vorbehalten
bleiben, über diese merkwürdigen Or-
gane,
sowohl bei dieser
Species als bei der
vorhergehenden, ausführ-
lichere Auskunft zu geben.
An Männchen, die noch
ein wenig kleiner
als das hier abgebildete sind, ist die
Schwertspit^e ganz gerade
ohne
alle Krümmung oder Verdickung, reicht aber
zurückgelegt immer bis
nahe an die
Schwanzflossenbasis. Der sechste Strahl erreicht nur
i/^
der
Schwertlänge und der letzte noch kürzere ist dem
zweiten
gleich.
Brust-, Bauch- und Schwanzflossen verhalten sich
vollständig wie
an
Xiphophorus
bimaculatus,
ebenso die Anzahl
und Textur der
Schup-
pen,
nur ist zu bemerken, dass die unbedeckte Fläche dieser
letzte-
ren fein
punktirt und ihr freier
Rand weniger gebogen ist,
ferner
dass
der Abstand zwischen den Bauchflossen und der Afterflosse
ein
klein wenig
grösser ist, was von
der Stellung der letzteren
allein
herrührt.
An unseren sechs in Weingeist aufbewahrten jungen
Männchen
ist die Hauptfarbe
röthlich braun, nach
untenzu heller, am
Bauch
und
ünterkopf silbern.
Jede Schuppe hat einen stärker
punktirten
Rand.
Ein schwarzbrauner, an vielen Exemplaren oft
unterbrochener
Längsstreif zieht sich
vom oberen Deckelwinkel
bis zur
Schwanz-
fiossenbasis
und eine schwarze Linie verbindet längs des
Schwanz-
kieles dessen Flosse mit der Afterflosse, deren
Basis selbst noch
zum
grössten
Theil von der Linie
überzogen wird. Alle Flossen
sind
ungefärbt.
302 Hecke L Über eine
neue Gattung von Poecilien,
Altes Weibchen.
Der ganze Körperbau ist wie gewöhnlich
breiter, so dass
seine
Höhe
die Kopflänge
übertrifft. Die
Rückenflosse bietet keinen
Unter-
schied;
die Afterflosse ist ebenso wie bei den beiden vorher
beschrie-
benen Arten
viel weiter rückwärts gestellt, was hier um
so
mehr
auffallt,
da sie, kaum früher als die Rückenflosse beginnend, mit
die-
ser eine gleiche
Gestalt hat, nur ist ihre Basis etwas kürzer und
die
Strahlen stehen gedrängter, auch ist vorne ein
ungetheilter
kurzer
Strahl mehr darin. Die kurzen Bauchflossen sitzen
ebenfalls weiter
rückwärts als am
Männchen, unter dem letzten Drittheile der
zurück-
gelegten
Brustflossen; ihre
Entfernung von der Afterflosse beträgt
zwei
Augendiameter, gerade^wie
bei den Weibchen der
vorigen
Arten.
Schuppenanzahl und die Farbenzeichnung stimmt mit
jener
der Männchen
vollkommen
überein.
Dreizehn Exemplare dieser
Species,
grösstentheils aber
ganz
junge, sind im hiesigen Museum
aufbewahrt.
Erklärung der Tafeln.
Taf. VIII, Fig.
l. Xiphophorus
Helleriiy altes
Männchen:
a) die ausgebreitete Afterflosse mit ihren
Anklammerungs-Werk-
zeugen,
vergrössert;
b) dieselbe in
ihrer natürlichen Lage;
c) Schuppe aus
der Mitte, mit ihrer
centralen
Porenoffnung,
ver-
grössert.
Fig.
2. Xiphophorus
Hellerii,
junges Männchen,
d)
unausgebildete
Afterflosse,
vergrössert.
Fig. 3. Xiphophorus
Helleriiy
altes Weibchen.
Taf. IX, Fig. l.
Xiphophorus
bimaculatus,
junges Männchen:
a)
unausgebildete
Afterflosse, vergrössert;
b)
Schuppe aus der Mitte,
vergrössert;
c) eine Schuppenpartie aus der oberen Hälfte
des Körpers.
Fig. 2. Xiphophorus
bimaculatus,
junges Weibchen.
Fig. 3. Xiphophorus
gracilis,
junges Männchen:
d) halbausgebildete Afterflosse,
vergrössert;
e) Schuppe aus
der Mitte, vergrössert;
f)
Schuppenpartie aus der oberen Hälfte des
Körpers.
Fig. 4. Xiphophorus
gracilisy altes
Weibchen.
Haidiuger.
Über die Reise von
Hauer und Hörne s.
303
Anmerkung. Herr Heller, welcher während des
Druckes
dieses Absatzes aus Mexico zurückgekommen
ist, hatte die Güte uns
noch Folgendes über
obige Fische mitzutheilen:
Sie bewohnen in
Menge und unter einander gemengt die
starken rasch fliessenden
Bäche des
Orizaba. Besonders
auffallend und schön ist die Färbung
der zuerst
beschriebenen Art, des
Xiphophorus
Hellerii
Männchen;
seine Schwanzflossenspitze war hochgelb, und ihre
jetzt im Weingeist
schwarze Einfassung,
sammt den
Längestreifen am Körper,
glänzend
dankelblau, der Bauch perlmutterweissund
der Rücken
röthlichbraun.
Herr
Bergrath Haidinger legte
eine Reihe von Briefen
de»
Herren v.
Hauer und H Ö r n
e s
vor.
„Die mathematisch-naturwissenschaftliche
Classe der
kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften
beschliesst heute die
Reihe ihrer
Sitzungen für den
ersten Abschnitt ihrer
wissenschaftliehen Wirksam-
keit.
Veranlasst durch die
Anträge meines hochverehrten Freundes
P
arisch, und von mir,
welche die
Commission der
Bericherstattung
bildeten,
hat die Akademie am Anfange dieses ersten Stadiums
die
Frage einer dem gegenwärtigen Zustande der
Wissenschaft und den
Bedürfnissen des Staates
angemessenen geologischen
Durchforschung
unseres
Landes und der Niederlegung der Resultate derselben
in
einer
zu unternehmenden geologischen Detailkarte, mit
Nach druck z u verfol-
gen beschlossen, und als Beginn
der darauf bezüglichen Arbeiten, den
beiden jungen
Geologen Franz Ritter von Hauer
und Dr.
Moriz
H Ö r n es,
die Mittel geboten, eine Vorbereitungsreise nach
Deutschland,
Frankreich und England zu machen, um
autoptisehe Kenntnisse
über so
viele wichtige Punkte zu sammeln, die mit
der Ausführung unserer
eigenen späteren
Aufgaben in Verbindung sind. Am l. Mai von
Wien
abgereist, sind schon mehrere Mittheilungen
eingelaufen, und von
Zeit zu Zeit jenen Herren
Mitgliedern mitgetheilt
worden, die ein
näheres
specielles Interesse an
denselben nehmen. Es dürfte aber
gerade heute, bei
dem Schlüsse unserer
diesjährigen Sitzungen ange-
messen erscheinen, der
hochverehrten Classe einen
kurzen
Über-
blick über die Bewegungen unserer
Reisenden zu
geben.
Es kamen Briefe von
Breslau,
Cöln, Brüssel,
Paris, London, mit
mannigfaltigen Mittheilungen, die sich
theils auf die Arbeiten
der
Forscher in den verschiedenen Ländern und auf
die Sammlungen an
304 Haidinger.
Über
den besuchten
Orten,
theils auf geologische
Untersuchungen
beziehen,
die
sie selbst anzustellen Gelegenheit fanden.
In
Breslau hat Herr Professor
Glocker seit Jahren mit
dem
grossten Eifer
daran gearbeitet, die geologische
Beschaffenheit
von
Mähren und
Schlesien zu erforschen. Seine Arbeiten
werden
also
künftig sehr wichtig sein, wenn es dazu kommt,
die Karten dieser
Länder zu entwerfen. Er hat sowohl
die Geologie, als auch insbeson-
dere die
Paläontologie dabei ins Auge
gefasst, besitzt viele
werthvolle
Notizen,
und ist schon nahe daran das Ganze
abzuschliessen,
doch
ist noch die Art der Herausgabe nicht festgesetzt.
Herr Professor
G
locke r beabsichtigt im
Herbste nach Wien zu kommen.
, Den
Reisenden wurde in Berlin die Gelegenheit eröffnet, die
auf
Staatskosten unternommenen Arbeiten zur Herstellung
einer
geogno"
stischen
Karte von
Preussisch-Schlesien zu
sehen. In Bonn sahen sie
ebenfalls viel Wichtiges in
dieser Beziehung bei Herrn von De
eben,
auf
dessen Antrag jene Karte vor etwa sechs
Jahren begonnen
wor-
den war. Nebst den Daten der Bergämter,
bereisen die Professoren
Gustav Rose und
Beyrich in den
Herbstferien jedes Jahres ver-
schiedene
Theile des Landes, und man
ist bereits so weit,
dass
die
Einleitungen zur Herausgabe schon gemacht sind. Die
westliche
Grenze der Karte ist der Meridian von
Görlitz, die
östliche der
von
Neisse; sie
schliesst also beinahe
ganz an die schone
Naumann^sche
Karte von
Sachsen an. Nördlich reicht sie drei Meilen über
Görlitz
südlich eine halbe
.Meile
über Mittelwalde hinaus. Sie
umfasst
des
Granites wegen, den Gustav Rose mit so vieler
Beharrlichkeit
studirt
hat, einen
beträchtlichen
Theil von Böhmen. Sie
wird in neun Blät-
tern herausgegeben, Massstab
1:1OO.OOO. Die nordwestlichen drei
Blätter l, 2 und
4 werden noch dieses Jahr erscheinen. Es wird
für
die Herausgabe
eine eigene Karte
gestochen, und zwar hat die Karten-
handlung S
ehr o p p dieselbe mit
Contract übernommen.
Für die
an
Preussen grenzenden
Theile von Böhmen liegen keine guten Karten
vor,
vielleicht würde
für die Mittheilung
solcher Daten, die bei
uns
vorliegeil,
aber noch nicht publicirt
sind, die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften in Wien
eine günstige Vermittlung einleiten
können.
Herrn Professor Gustav
Rose's Besuch in Wien wird
für diesen
Herbst
angekündigt.
Herr von De
ehe n hat auch bereits die
wichtigsten Vorarbeiten
für
eine Karte der
Rheinprovinzen vollendet.
Viele Arbeiten
sind
die Reise von Hauer und
Hör n es. 3 OS
schon
vorhanden, Berichte,
Zeichnungen, Durchschnitte sind
vorrä-
thig.
Ferdinand Römer und G i rar
d machen die
Revisionsreisen.
Die geologische Aufnahme des linken
Rheinufers ist vollendet. Die
Beobachtungen werden
vorläufig auf die
Preussische
Generalstabs-
Karte,
Massstab: 1:8O.OOO
eingetragen. Über die
Herausgabe ist
noch nichts festgesetzt.
Herr Römer, der so eben
aus Amerika
zurückgekehrt ist, und
sieh in Bonn
habilitirt,
theilte interessante
Nachrichten über die geo-
logischen Arbeiten in den
Vereinigten Staaten mit. Beinahe alle haben
geologische
Untersuchungen auf
Staatskosten durch eigene Staats-
geologen anstellen
lassen. Vanuxem, Hall und
andere
treffliche
Geognosten
wirken z. B. in New-York.
Die geologische Karte dieses
Staates ist vollendet.
Siebzehn Quartbände enthalten die
Beschrei-
bung des
Landes, mit allen geologischen Daten. Hall bearbeitet
die
Paläontologie. Ein sehr starker Quartband, mit
zahlreichen Tafeln,
ist bereits
veröffentlicht, mit
den Fossilien des -untern
silurischen
Systems. Die
Unternehmung für
New-York kostet bereits 7O.OOO
Dollars (14O.OOO Gulden
Conv. Münze), und
diese Summe wird durch
eine freiwillige Steuer der
Bürger von New-York aufgebracht.
Auch in Belgien sind Arbeiten für eine
geologische Karte durch
Professor
Dumont in Lüttich
bereits seit zehn Jahren im Gange, die
Arbeit ist so gut
als vollendet, so dass die
Herausgabe für das Jahr
1849 erwartet
wird.
Die Reisenden gaben auch Nachrichten über
mehrere von ihnen
genauer durchgenommene Sammlungen, die
hier nur ganz kurz erwähnt
werden mögen. Die
des Professors Glocker und die der
Universität
inBresIau,
die königlichen Sammlungen, die des
königlichen
Oberberg-
amtes, die der Herren Dr. Ewald, und des Herrn
Brücke in
Berlin.
Leider
waren weder Herr v.
Humboldt noch Herr v. Buch
in Berlin
anwesend. Ferner die reiche
Goldfuss^sche
Petrefactensammlung
in
Poppelsdorf bei Bonn, die
Sammlung des Herrn De
Koninck
in
Lüttich, der Herren
Henckelius und
Bosquet in
Maestrieht,
des Herrn
Nyst in Löwen, de
Wael in
Antwerpen.
Paris macht natürlich in wissenschaftlicher
Beziehung eine
Welt
aus.
Leider waren besonders in dem augenblicklichen
wissenschaft-
lichen Verkehr durch die politischen
Ereignisse grosse
Störungen
eingetreten. Doch konnten die Reisenden
theils die
unmittelbaren
Mittheilungen
der Fachmänner, theils die reichen Sammlungen
Sitzb.
d.
mathem.-nafcunv.
Cl.
I. Bd.
20
306 Haidinger.
Über
benutzen,
theils auch die für
die Vergleichung unserer
eigenen
Nmn-
mulitenschichten
so wichtige
Eocenförmation
derümgebungen von
Paris
genau studiren. Aus den mannigfaltigen Schichten
des Pariser
Beckeas
sammelten sie
selbst an vielen Orten-
zahlreiche Fossilreste zu dem
Zwecke der Bearbeitung
für den nach ihrer Zurückkunft der
Akademie
vorzulegenden ausführlichen
Reisebericht.
Die Sammlungen und Bibliothek der
JScole des
mines
war
ihnen durch die Herren Elie de
Beaumont und
Dufrenoymit
der
grössten
Freundlichkeit eröffnet. Sie hatten auch
Gelegenheit
Herrn Elie de Beaumont auf einigen der
Excursionen, die er
mit
seinen Schülern an die interessanten Punkte des
Pariser
Beckens
alljährlich
unternimmt, zu begleiten. Sie schildern den
anregenden
Einfluss
dieser Ausflüge, welche unter der Leitung so
ausgezeichneter
Naturforscher, wie die Professoren des
Jardin des
Plantes,
unter-
nommen werden; ein schöner Vorgang auch
für eine zukünftige Eröff-
nung der
Schätze unserer eigenen
sehenswerthen
Umgebung.
Nebst
den Sammlungen des Jardin des Plantes sahen
die Herren v. Hauer
und Dr. Hörne s die Sammlungen
und genossen die Belehrung der
Herren
Deshayes, Edouard de
Verneuil,
d^Orbigny,
Duval,
Dutemple,
und des Engländers Herrn
Davidson, der seit
länge-
rer Zeit
die Geologie der Umgegend von
Boulogne bearbeitet.
Ferner
erwähnen sie des Museums und der Sammlung des
Herrn Bouchard
in
Bordeaux. Es würde hier zu weit führen, die einzelnen
Mitthei-
lungen über Sammlungen sowohl, als
über die in der ganzen Reihe
der Pariser Schichten
durchforschten
Fundsätten
organischer Beste
durchzunehmen, welche
anher berichtet worden
sind. Sie verspre-
chen
uns für den allgemeinen Reisebericht ein schönes Bild,
aber
auch viele nützliche Anwendung in unserem
Hauptzwecke, der Erfor-
schung des eigenen
Landes.
Auch die ersten Nachrichten aus England sind sehr
günstig, ja
sie lassen voraussehen,
dass es
dort noch besser gelingen
wird, eine
schöne Übersicht der Resultate der
neuesten wichtigen geologischen
und
paläontologischen Arbeiten zu gewinnen. Die Gesellschaft
ist
dort nicht durch
Revolutions-Ereignisse
gestört, und der Sinn für
Naturwissenschaft
ausnehmend verbreitet, so wie auch zuvorkom-
mende
Aufnahme und selbst Mittheilung
werthvoller
Gegenstände
wissenschaftlicher Studien überall
getroffen werden. Die Reisenden
geben Nachricht
von Sir Henry de la
Beche und den unter
seiner
die
Reise
von Hauer
und
Harnes. 307
Leitung stehenden Arbeiten und Einrichtungen, des
Gealogical
Sur"
vey
und des Museu^n
of
Practical
Geology
etc. Das neue
Museum,
ein schönes Gebäude in
Piccadilly, ist nahe
fertig, und wird in
etwa
einem Jahre bezogen und eingerichtet werden. In dem
Mining
Record
Office daselbst werden Karten aller englischen
Bergbaue
gesammelt, und die Register von den
Erträgnissen der einzelnen Gru-
ben geführt.
Ferner berichten sie von den Herren
Greenough,
Man-
tell,
Owen, Edwards,
Morris,
Searles
Wood,
Earl
of
Ennis-Killen und
ihren Arbeiten, Sammlungen und
Mittheilun-
gen;
sie erwähnen des Planes, der diesjährigen
Versammlung
britti-
scher
Naturforscher zu Swansea
in Südwales beizuwohnen, wohin sie
eben in Begriff
waren den Weg über Edinburgh einzuschlagen.
Die
ganze
Aufeinanderfolge ihrer
dortigen
Untersuchungen
ist
dadurch
trefflich
vorgezeichnet.
In den letzten Mittheilungen
äussern die Herren v.
Hauer und
Dr. H
Ö r n
e
s,
dass sie wohl früher
zurückkehren müssen, als es erst
ihre Absicht
war, indem die spätere Abtheilung der Reise durch
das
südliche Frankreich und die Schweiz, so
wünschenswerth sie
für
unseren
Plan wäre, unterbleiben
muss. Die
unvorhergesehenen Um-
stände, welche seit dem 9.
December 1847, dem Tage
des Beschlusses
der
Classe, eingetreten sind,
haben die Mittel zur Deckung der
Reise-
kosten durch den
Cours u. s.
w. sehr
beeinträchtigt, nichtsdestoweniger
war es immer
gewonnene Zeit, jetzt zu arbeiten, wo es möglich
ist.
Während so mancher störender
Einflüsse sind unsere Reisenden
oft
glücklich
hindurchgekommen, so namentlich in Paris, wo sie am
18.
Mai, nach den damaligen
Unruhen ankamen,
und diese Stadt
wie-
der am 20. Juni
verliessen, ohne von den
spätem Ereignissen
beröhrt
worden zu sein. Ihre Rückkehr
dürfte wohl jedenfalls erfolgen, bevor
die
nächste Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe
der Akademie stattfinden
wird."
Die hochverehrte Classe wird schon aus der
Aufzählung der
einzelnen Daten wahrgenommen haben,
dass unsere jungen
Freunde
mit
vielen der ersten Forscher in freundliche Berührung
kamen.
Viele frühere angenehme Beziehungen wurden
aufgefrischt,
neue
eröffnet,
die nicht fehlen werden,
für die Zukunft
reichliche
Früchte
zu
bringen. Die Reisenden
rühmen an mehreren
Stellen der Briefe
die zuvorkommende Aufmerksamkeit und
das freundliche Wohlwollen,
mit welchen sie überall
empfangen wurden.
20'1-
gQg
Hai dinge r. Zweiter Band
Im Ganzen lassen sich aus den bisherigen Berichten die
erfreu,
liebsten
Resultate für die Erreichung des Zweckes
entnehmen, dea
sich die
mathematisch-naturwissenschaftliche Classe bei der
Bewilli-
gung der Mittel zur
Unternehmung dieser Reise durch die Herren
v.
Hauer und Dr. Hörne s vorgesetzt hat.
Herr
Bergratb Haidinger legt
den II. Band der von ihm
herausgegebenen
naturwissenschaftlichen Abhandlungen für das
Sub-
scriptionsjahr
vom l. Juli 1847 bis l.
Juli 1848 vor.
„Am 9.
December 1847 hatte die
hochverehrte Classe die
Bewilligung der angetragenen
Beiträge für die
geognostischen
Ver-
eine, wie für die so eben erwähnte
Reise ausgesprochen;
genau ein
halbes Jahr später, am 9.
Jimi 1848, verdanke ich
derselben die
unmittelbare
grossmüthige
Unterstützung in dem
Unternehmen
einer
naturwissenschaftlichen
Publication, deren erster
Band im vorigen
Jahre
erschien, und dessen zweiten ich hier
vorzulegen die
Ehre
habe. Der Text davon ist bereits vollständig
gedruckt, neun
und
zwanzig
lithographische Tafeln sind beigelegt, es fehlt nur mehr
eine,
die
dreissigste. Ich
würde es für unschicklich gehalten haben,
den
Band in
dieser
unvollständigen
Gestalt vorzulegen, wenn nicht
diese
Sitzung
gerade die letzte unserer diesjährigen Periode wäre,
und
ich also mehr als zwei Monate früher meinen
wahren
tiefgefühlten
Dank
für die kräftige
Unterstützung der
Akademie aussprechen kann.
Ich habe in meiner Bitte an
die Classe auf das schöne
Verhältniss
hingewiesen,
welches durch eine solche
Theilnahme entstehen
würde.
Es wird
gewiss
seme guten Früchte
bringen. Man kann nicht
läugnen.
dass
gerade jetzt für die Pflege der Naturwissenschaften eine
ungün-
stige Zeitperiode eingetreten ist, aber die
Schwierigkeiten des Augen-
blickes werden sich
überwinden lassen, und gewiss eine
schönere
Zukunft blüht uns auch hier entgegen.
Dann hoffe ich auch, den
Beweis der Anerkennung
unseres
naturwissenschaftlichen
Strebens
recht zu Gute
zu bringen, indem es gewiss nachher
gelingen
wird,
reichliehe Kräfte zu dem schönen Zwecke
der Erweiterung der
Naturwissenschaften zu
versammeln.
Vorwort,
Subscribentenliste,
Rechnungsabschluss sind
noch nicht
gedruckt; letzterer wird insbesondere bis zu
dem letzten Augenblicke
offen gelassen, weil die
verschiedenen Rechnungen
für die
Verwm-
der
natarw. Abhandlungen.
309
düng
der Barmittel noch
einzureichen sind. So viel freut es mich
aber jetzt schon
mittheilen zu können,
dass es mir
gelungen ist,
in
diesen zwei Jahren an
Subscriptionsbeträgen
nicht weniger als
6300 Gulden
Conv. Münze bar in
Empfang zu nehmen. Die
Unter-
nehmung
begann als 4OO Gulden sicher gestellt waren, das
Vertrauen
auf einen günstigen Erfolg wuchs nach
Massgabe des Fortschrittes,
wenn auch nicht immer alle
Ereignisse und Zwischenfälle günstig
waren.
Gegenwärtig darf ich das
Unternehmen schon ein
bedeutendes
nennen. Wenn aber auch schon viele
Theilnahme gewonnen ist,
so
wurde doch noch mehr Arbeit geleistet, mehr
Zahlungsverbindlichkeit
eingegangen. Indessen das
unbedingte Vertrauen auf meine edlen
Mitbürger
verlässt mich nicht.
Nur wo nicht gearbeitet wird, zeigt
sich keine
Theilnahme. Die Arbeit sichert den Erfolg.
Ich bitte die hochverehrte
Classe, freundlichst dem
Inhalte des
Bandes ihre
Aufmerksamkeit zu
schenken. Er enthält folgende
Abhandlungen
:
1. A. E.
Reuss.
Poliparien des Wiener
Beckens mit 11
Tafeln.
Die wichtigste Monographie über diese
Crustaceen-Familie. Ich
habe
zugleich die Ehre, der Akademie im Auftrage des
Verfassers
ein
Separat-Exemplar zu
überreichen.
2.
J.
Petzval. Über die
Theorie des Grössten
und Kleinsten.
3. J.
Czjzek. Neue
Foraminiferen des Wiener
Beckens.
4.
C. E. H a m m
e r s
c h m i
d t. Über den
mexicanischen
Schmetterling
Zeuzera
Redtenb
ackerte
der als Larve in
einer
Agave
von Heller aus Mexico
eingesandt, in Wien seine
Verwand-
lung durchmachte.
5. J. Barrande.
Silurische Brachiopoden
aus Böhmen. Mit
9 Tafeln, die zweite Abtheilung
dieser classischen
Abhandlung.
6. A. v.
Morlot. Geologie von
Istrien. Von dieser
trefflichen
Abhandlung habe ich ebenfalls die Ehre im
Auftrage des Verfassers
ein Exemplar zu überreichen.
Es enthält eine Karte in Farbendruck.
Um den Band
schneller beenden zu können, wurde er in
zwei
Abtheilungen gedruckt. Die zweite Abtheilung
enthält folgende
drei
Abhandlungen:
1.J.RiedIv.
Leuenstern. Über das
Mass der
Körperwinkel.
2. F. R eissache r. Die Goldstreichen der
Salzburgischen
Centralalpen.
3. J. Arenstein. Über imaginäre
Grossen.
310
Haidinger.
Der Artikel sind wenige an der Zahl, aber zum
Theil
sehr
umfassend,
und wichtig in ihren verschiedenen Fächern.
Für den dritten Band sind bereits nicht
weniger als zwölf
litho-
graphische
Tafeln der Vollendung nahe.
Herr
Bergrath Haidinger
überreichte im Auftrage
des
Ver-
fassers
:
Erläuterungen zur
geologisch-bearbeiteten
VIII. Section
der
GeneraI-Quartiermeisterstabs-Specialkarte
von Steiermark und
Illy-
rien.
Von A. v. Morlot. Wien in
Commission bei
Braumüller
und
Seidel.
1848.
Dieses Heft und die vorher überreichte
Geologie von
Istrien
sind die
Resultate der Sommer-Forschungen des
unternehmendeB
Commissärs
des
geognostisch-montanistischen
Vereins für
Österreich
und
das Land ob der Enns, und
der Redaction derselben im
verflos-
senen
Winter. Die
„Erläuterungen"
schliessen sich in ihrem
Systeme
ganz an die im vorigen Jahre von Herrn v. Morlot
trefflich zusam-
mengestellten Erläuterungen zur
geologischen Übersichtskarte
der
nordöstlichen
Alpen an. Die letztere Karte war gleichzeitig
heraus-
gegeben
worden. Die VIII. Section, geologisch
colorirt, ist noch
nicht
erschienen. Herr Bergrath Haidinger zeigte sie in
der heutigen
Sitzung
vor, und bemerkte dazu, da die Ereignisse des letzten
Früh-
jahres so manche Unternehmung aufgehalten
haben, so sei auch diese
Herausgabe nicht ins Werk
gesetzt worden. Er beabsichtige indessen
gegenwärtig
die nothwendigen
Einleitungen dafür zu treffen. Wer
für die
Kosten am Ende einstehen würde, sei wohl noch nicht
bestimmt,
aber
es ist ein Anfang von Arbeit, die wo immer sie gemacht
wird,
doch am Ende
gewiss ist, Anerkennung
und Theilnahme zu
finden.
Herr Bergrath H a i
d i n g
e r überreichte ein
Exemplar des
Werkes:
Das Ganze der Verkohlung in stehenden
Meilern, oder
die
sogenannte
italienische Köhlerei, nach den
dreissigjährigen
prakti-
schen Erfahrungen und Betriebsresultaten zu
Hieflau in Obersteier-
mark, bearbeitet von
Vincenz Dietrich,
Hütten- und
Rechenver-
valto
daselbst, mit 7
Steindrucktafeln,
Gratz 1847,
Kienreich,
welches ihm der Verfasser zu
diesem Zwecke
übersendet hatte.
311
SITZUNG VOM S.
OCTOBER 1848.
Note über den m
etallähülichen
Schiller des
Hyper-
sthens.
Von W. Haidinger.
Die Erwerbung eines sehr ausgezeichneten
Stückes von
Hyper-
sthen
von Labrador für das k. k. montanistische Museum
veran-
lasste
mich kürzlich, die deutlich
theilbaren Massen
desselben in
feinen Splittern auf den
Pleochroismus zu
untersuchen. Es liess
sich
allerdings erwarten,
dass er in den Farben nach
verschiedenen Rich-
tungen einige Verschiedenheit zeigen
würde, weil die durchsichtigen
Varietäten von
Augit, wo sie sich
untersuchen lassen, auch einen,
wenn auch geringen Grad
dieser Eigenschaft besitzen.
Es seien die Farbentöne gegen ein rechteckig
vierseitiges
Prisma
orientirt,
P die Endfläche, M die breite schillernde
Seitenfläche,
T
die dritte senkrecht auf beiden stehende; ferner sei l) das
untere
extraordinäre Bild der
dichroskopischen
Loupe, beim
Durchsehen
sowohl durch M als durch
T, 2) sei das obere ordinäre Bild
beim
Durchsehen durch M, 3) das obere
ordinäre Bild beim Durchsehen
durch T, so
ist:
1.
Hauptaxe, Grau, zum
Theil etwas grünlich,
dunkelster)
2.
Queraxe
)
Hyacinthroth
C mehr
röthlich,
) mittlerer
f
Ton.
S.Normale uns
Nelkenbraune] mehr gelblich,
( hellster
J
Die
rothen und grauen
Töne bilden scharfe Gegensätze. Aller-
dings
sind die Farben
sämmtlich sehr
dunkel, so dass das
Ganze
schwarz
erscheint, aber dünne Splitter, besonders wenn man sie
von
der Sonne beleuchtet, durch die
dichroskopische Loupe
untersucht,
geben doch
sehr entscheidende Resultate.
Die überraschende Erscheinung der rothen
Durchsichtigkeits-
farben
musste natürlich
einladen, die rothe
Schillerfarbe in
zurückge
worfenem
Lichte durch die dichroskopische Loupe näher zu
unter-
suchen. Da erschien denn in der
Läagsstellung der
Krystalle
das
obere ordinäre Bild röthlich und
glänzend, das untere
extraordinäre
glanzlos
und grau; in der
Querstellung dagegen war
das obere Bild
glänzend, die graue Farbe ganz
überwältigt, das untere Bild dagegen
war
roth. Die
Modification der
Stärke der Polarisation gab die
Zurückstrahlung
von der Oberfläche, die Farbentöne entstanden
durch
den
Antheil von Licht, welcher
durch den
Krystallkörper
hindurch-
ging, und von Trennungen im Innern
zurückgeworfen wurde, und
049 Haidinger.
Flächenschiller
von welchem übereinstimmend mit der oben
angezeigten Lage
cfe
rothen
in der Richtung der Axe,
die grauen senkrecht auf
diese&e
polarisirt
sind.
In den mineralogischen Werken findet man
verschiedene
Farben-
Angaben
für den Hypersthen,
z. B. in Mohs, von Zippe
S. 231:
„Farbe
graulich- und
grünlich-schwarz; auf den
vollkommenen
Theilungsflächen
in mehreren Varietäten fast
kupferroth;" in
Haus-
mann S. 493:
„Tombakbraun mit einem Stich in das
Kupferrothe,
pechschwarz,
graulich-, grünlich-schwarz,
schwärzlichgrün.^
Diese
Angaben werden ganz aus dem Bereiche des
Ungewöhnlichen
gezo-
gen, seitdem das
Vorkommen des
Pleochroismus nachgewiesen
ist.
Hier nur ist es möglich,
dass ein einziges
Individuum je nach
dei*
Richtung in
welcher es betrachtet wird, zweierlei Farben zeigt,
die
rothe und die
graue. Der scheinbar metallähnliche
Perlmutter-
glanz wird gleichfalls auf diejenige
Erscheinung
zurückgeführt,
welche
überhaupt Perlmutterglanz hervorbringt, die
Zurückstrahlung
von
auf einander liegenden Blättchen.
Wenn man einen feinen
Splitter von Hypersthen in
verticaler
Stellang
durch die dichroskopische
Loupe betrachtet, so ist
das untere
extraordinäre Bild, so wie es oben als
Farbe der Hauptaxe
angegeben
wurde, grau, höchstens mit einem wenig
grünlichen Stich. Das
Grau ist sehr dunkel, fast
schwarz. Lichtere Töne von Grau
kommen
in vielen
Abänderungen des
Augites vor, dem der
Hypersthen doch
nach den neuesten Forschungen in Einer
Species angereiht
werden
muss. Aber das
Verhältniss der Farbe
wird, wie in so manchen
ändern
Mineralspecies,
durch den
Oxydationszustand und die
Menge der
darin
enthaltenenBestandtheile
des Eisens und des Mangans
hervorgebracht
Die Farbentöne verdienen daher,
besonders bei
derBeurtheilungder
chemischen
Analysen, beachtet zu
werden. Die neueste Analyse
des
Hyperstbens von
Labrador, von Damour
(Ann. des
mines, 4.
S.
V. 159. Hausmann
Handb. 2. Aufl. 493) gibt
folgende Bestandtheile:
Kieselsäure
............ S
l-36
Thonerde.
............
0-37
Talkerde .............
21-31
Kalkerde .............
3*09
Eisenoxydul ............
21-27
Manganoxydul
...........
1-32
M29
des
Hypersthens.
313
Als Formel
erhält man 3
(FeO,MgO,MnO,CaO),2(SiO2,AIaO3.
Die
rothe Farbe deutet
gewiss auf Eisenoxyd,
welches, da es in Braun
geneigt ist, wohl durch
eine Beimischung des violetten
Manganoxydes
dahin
gestimmt sein kann. Allein das Grau ist
eben so
wahrschein-
lich ein gleichzeitiger
Eindruck der
Farbentöne von Grün und
Violet,
nämlich
von Eisenoxydul und
Manganoxyd, gerade so wie
diese beiden
Töne in künstlichen
Glaserzeugnissen in kleinen Mengen oft einander
zu einem
scheinbar völlig
ungefärbten
Totaleindruck neutralisiren.
Dass die
Oxydtöne vorzüglich in der Richtung der
Axe,
die
Oxydultöne senkrecht auf dieselbe
polarisirt erscheinen,
verdient
zwar ebenfalls beachtet zu werden, als eine
Erscheinung, die auch
an manchen
ändern
Mineralspecies sich wieder
findet, theils
direct
theils
umgekehrt,
zum Beispiel an den
Chloriten, manchem
Turmalin,
Quarz u. s.
w., aber die dahin
gehörigen Beobachtungen sind noch
lange nicht
hinlänglich durchgeführt, um jetzt schon eine
ausführli-
chere
Beleuchtung zu erlauben.
HerrBergrath
Haidinger theilte aus
einem vor wenigen Tagen
erhaltenen Schreiben von Herrn v.
Morlot die
vorläußge
Nachricht
von der Auffindung einer Anzahl von neuen
Fundorten von
Gosau-
Petrefacten
in Untersteiermark mit.
„Oberburg, ein zweites
Gosau," schreibt Herr von
Morlot,
„Zwei Fundstellen liegen ganz nahe
vom Ort, die
'eine
eine
halbe
Stunde unterhalb (I), die andere eine halbe
Stunde
oberhalb
Oberburg (II); ein Wechsel
von grauen Sandsteinen und
grauen
sandig-thonigen
Mergeln, auch eine Schichte von grauem
Kalk,
Gesammtmächtigkeit
nicht über 40 Fuss.
Einschalige
Muscheln
Natica
(die Turnatella
gigantea habe
ich nicht gesehen), dann
besonders
Turritellen, auch
zweischalige, darunter
Pecten,
Osfrea,
im
Ganzen aber wenig Mollusken, hingegen eine
ausserordentliche
Menge
von Korallen, sowohl die kopfgrossen
Mäandrinen der
Gosau,
als auch sehr
zarte und vielartige Astkorallen, dann
Turbinolien
und
Asträen, aber
keine Gosaufungien, wobei
noch zu bemerken ist,
dass
die Fauna an den
beiden Localitäten
manches
Übereinstimmende,
aber
auch manches Abweichende zeigt. Die
grossen
Mäandrinen,
überhaupt die
grösseren Arten haben
beide Punkte gemein, aber
die
kiemeren
scheinen in beiden verschieden, also ausgesprochene
Local-
§14
Haidinger.
Gosaupetrefacfen.
Verhältnisse,
und das Vorkommen von
Fossilien überhaupt
in diesem
Schichtsystem
wohl nur eine locale
Ausnahme, — daher
vielleicht
manche
Schwierigkeiten und
.scheinbare
Widersprüche. Den Mergel
der oberen Fundstelle hat
Freye r zugesendet
erhalten und er soll
darin
Foraminiferen gefanden
haben. Er ist oft ganz dicht
gedrängt
voll
Korallen und die
grossen Arten bilden
schichtenartige Bänke
darin, die ich zuerst für
Kalksteinschichten hielt. Man kann im
wahren Sinne des
Wortes Fuhren von Korallen
bekommen."
Durch eine Verwundung am
Fusse, in Oberburg
zurückgehalten
gelang es Herrn v.
Morlot noch mit mehreren
Punkten, wo sich in
der dortigen Gegend
Gosauversteinerungen
finden, bekannt zu wer-
den, und sie möglichst durch
Arbeiter aus der Gegend auszubeuten.
Auf mehrere machte
der dortige herrschaftliche Förster aufmerksam,
von
dem die ganze Entdeckung
ausging. Ein dritter Punkt (III) liegt
bei Neustift, eine
gute halbe Stunde weiter
thalaufwärts als II,
ein
vierter Punkt (IV)
liegt zwei Stunden unterhalb Oberburg, nahe an
der
Vereinigung des Oberburger
Thaies mit dem
Santhale. Nr.
III
bei Neustift lieferte nebst einiger wenigen
Mäandrinen und
Asträen,
die den
zwei ersten Punkten gemein sind, wesentlich nur
zwei
Korallenarten,
beide verschieden von allen denen der zwei
ersten
Punkte,
und beide in sehr zahlreichen Individuen. Die vielen
ändern
Fossilien
der zwei ersten Punkte fehlen hier, eben so sind die
Fora-
miniferen von Nr. III
ganz andere und viel
grössere. —
also stark
ausgesprochene
Localitätsverhältnisse.
Der Reichthum an
organischen
Formen
gebietet natürlich ein besonders starkes Sammeln, was
denn
auch
von Herrn v. Morlot kräftigst eingeleitet
worden ist.
Nebst
den oben verzeichneten sind noch zwei
Punkte angegeben
worden,
die wie IV hoch im Gebirge in den
Seitenthälern liegen,
während
sich I, II und III in der
Thaitiefe des Oberburger
Hauptthaies
befin-
den. Diese sechs bekannten Punkte
vertheilen sich
gleichförmig auf
das ganze Gebiet des
Drinthbaches, der das
Hauptwasser des Ober-
burger
Thaies ist, — ein
günstiger Umstand,
der auf neue Fund-
orte hoffen
lässt, was der
localen Verschiedenheiten
wegen sehr
wichtig ist.
Herr v. Morlot hat auch einige Foraminiferen und
Bryozoen
aus den
Localitäten II und
III mit in seinem Briefe vom 28.
Septem-
ber
eingesandt.
Steinheil.
Wurfgeschoss.
313
Der
Secretär legt die
während der
Unterbrechung
der Sitzun-
gen durch die Ferienzeit eingegangenen
Schreiben, Zusendungen
und Eingaben vor.
Ein an den Secretär gerichtetes Schreiben
des
correspondiren-
den
Mitgliedes, Herrn
Conservators Prof.
Steinheil zu München
vom 26. Juli enthält
folgende Stelle:
„In neuester Zeit habe ich eine Ihnen schon
bekannte Idee —
ein Wurfgeschoss durch
Benützung des
Fugalschwunges — auf
Ver-
anlassung des Ministers H eint z im Grossen
ausgeführt. Ein an
drei
Centner schwerer Kreisel wird vom Dampfe einer
Locomotive
durch
eine
Reactionsturbine in
Rotation versetzt und bis zu einer Geschwin-
digkeit von
hundert Umgängen in
der Secunde beschleuniget,
wozu
etwa zwei Minuten Zeit erforderlich sind. Der
Kreisel schleudert
jetzt
dreilöthige
Kartätschen-Kugeln von geschmiedetem
Eisen,
mit
einer Initialgeschwindigkeit von circa 11OO
Fuss so schnell
hinter-
einander nach dem beabsichtigten Ziele, als man
die Kugeln in die
Maschine einlaufen
lässt. Das
Geschoss ist auf einen
Eisenbahnwagen
aufgestellt, gestattet rasche und sichere
Azimuthai- und
Höhen-Ein-
stellung und wird von dem Locomotive
geschoben, wenn man
eine
Vertheidigung der
Bahnlinie oder der Bahnhöfe beabsichtigt.
Ge-
stern wurden die
ersten Versuche mit dieser Maschine angestellt.
Sie haben
ganz den von der Theorie gegebenen
Erwartungen
ent-
sprochen. Die
Aufstellung auf der
Eisenbahn kann jedoch erst nach
meiner Rückkehr
1) erfolgen.
Für die Dauerhaftigkeit der Maschine
bei so
überaus grossen
Geschwindigkeiten
musste auf ganz
eigene
Weise Sorge getragen werden. Sie könnte jetzt
Monate lang in
Bewegung bleiben, ohne sich merklich
abzunützen."
Die
Classe, welche diese
Mittheilung mit besonderem Interesse
vernahm, erachtete
es für angemessen, das
Kriegs-Minisferium
auf
den Inhalt derselben
eigends aufmerksam zu
machen.
Herr
Quetelet, Secretär
der k. Akademie der Wissenschaften
und
Director der Sternwarte zu
Brüssel, zeigt an,
dass der 21.
und
22. Band der
Memoires, die
Bulletins von 1847
und 1848,
das
Annuaire von
1848 und der 6. Band der
Annales de
V
Observatoire
*)
Von einer ämtlichen Reise.
31g
Knochenhauer.
Verälnderungen
an unsere Akademie abgesendet worden seien.
Die Classe,
welche
bereits mit der vollständigen Sammlung der
früheren
Publicationen
der
genannten
Institute beschenkt worden ist, findet sich durch
diesea
neuen Beweis
freundlichen Entgegenkommens zu dem
lebhaftesten
Danke
verpflichtet.
Das
correspondirende
Mitglied, Herr Franz
Moth,
Professor
der
Mathematik am Lyceum zu
Linz, überreichte mit
Schreiben vom
12. August ein
Manuscript, betitelt:
„Die mathematische
Zeichen-
sprache in ihrer organischen
Entwickelung," welches den
erste®
Theil
einer von dem Herrn Verfasser unternommenen, eine
Reform
der allgemeinen Mathematik bezweckenden Arbeit
bildet, und far
den
nachfolgenden die Analysis
der Gleichungen und den
höheren
Caicul
enthaltenden Theil eine lückenfreie Grundlage darbieten
soll.
Bei der Abfassung dieses Werkes, über dessen
Tendenz der Herr
Verfasser sich in einem Programm
näher ausspricht, war es sein
Hauptbestreben, die
Begriffe und Sätze,
auf denen die strengeren
und
allgemeineren Methoden der neueren Mathematiker
beruhen, in eine
innige
Verbindung zu bringen, und
die Analysis als ein geordnetes,
leicht
überschaubares Ganzes darzustellen.
Da der Herr Verfasser die Berücksichtigung
seiner Arbeit von
Seite der Akademie wünscht, so
wurde das Manuscript den wirkli-
chen Mitgliedern Herren
Stampfer und Burg und dem
correspon-
direnden
Mitgliede Herrn
Salomon zur
Berichterstattung
zuge-
wiesen.
Von Herrn F. W. Knochenhauer,
Director der Realschule
in
Meiningen, ist der Classe nachstehende Abhandlung
zugekommen,
deren Abdruck des Interesses wegen, welches
ihr Gegenstand
den
Physikern darbieten dürfte, beschlossen wurde
1).
l) In einem Schreiben an den
Secretär
äussert
sich der Herr Verfasser über
den
Gegenstand dieser Arbeit
folgendermassen:
„In
den letzten Jahren habe ich mich mit elektrischen Versuchen
beschäftigt,
bei
denen, während eine Batterie sich entladet, eine andere, mit dem
Schließ-
»ungsdrathe
derselben verbundene,
sowohl
eine Ladung
empfangt,
als
abgibt
Hiedarch
greifen dann die beiden Ströme der Art in einander,
das»
sich daraus
mit Bestimmtheit folgern
lässt,
dass
der sogenannte elektrische Strom nur
in
einem veränderten
Molecularzustande
des
Leitungsdrafhes,
nicht aber in
irgend
deb
Eiitladungsströmes
etc. 317
Über die Veränderungen, welche der
Entladungs-
strom einer elektrischen Batterie erleidet,
wennmit
dem
Schliessungsdrathe eine
zweite Batterie in Ver-
bindung gesetzt wird.
(TaL X.)
-§. l. Die
Gesetze, welchen der
Entladungsstrom einer elektri-
schen Batterie folgt, sind
sowohl mit einem einfachen als einem
zusammengesetzten
Schliessungsdrathe untersucht
worden; die
Verän-
derungen des elektrischen Stromes
dagegen, die er erleidet,
wenn eine
zweite Batterie
an den
Schliessungsdrath
gefügt wird, sind bis jetzt
noch nicht in Betracht
gekommen. Wenn ich also in
dem Nachfol-
genden meine Beobachtungen hierüber
angeben will, so glaube
ich
vor allem die Bemerkung voranschicken zu müssen,
dass ich
zwar
einige Punkte aus diesem neuen Gebiete
erfassfc zu haben
meine,
aus denen man eine vorläufige Ansicht
über den ganzen Hergang
abzuleiten vermag, dass aber
die Aufstellung einer vollständigen
Theorie sich
erst nach fortgesetzten Beobachtungen mit
ändern
Apparaten
und ändern
Schliessungsdräthen
gewinnen lassen
werde,
weil sich nur so das Wesentliche vom
Zufälligen scheidet und eine
rechte Grundlage
für die Theorie erwächst. Die
Beschränktheit
der
mir gebotenen Mittel gestattet mir nicht, diese
Lücke ohne andere
Mithülfe auszufüllen,
und gerade in dieser Beziehung wage ich es,
die
Unterstützung einer
kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften
in
Anspruch
zu nehmen.
§. 2. Das
allgemeine Schema der mit einander
verbundenen
Batterien
ist folgendes. Die nicht
isolirte Batterie A
(Fig. l), die
hier aus 2 Flaschen besteht, empfängt
ihre Ladung unmittelbar
vom
Conductor der
Maschine. Wenn die Ladung den gehörigen Grad
erlangt
hat, so erfolgt über die fest stehenden Kugeln B
eines
gewöhnlichen Ausladers die Entladung, wodurch
der Strom
den
Schliessungsdrath
ABC D E bis nach
F der
äussern Belegung
ent-
weicher
Materie bestehen könne. Für mehrere wichtige
Theile
dieser
Unter-
suchung
habe ich die
Gesetze
empirisch aufgestellt, die ganze Theorie
dage-
gen vermag ich noch nicht zu
entwickeln,
auch
glaube ich, dies
Unterneh-
men
wird sich nicht eher bewerkstelligen lassen, als bis von
ändern
Physikern
die
Versuche wiederholt sind, damit man bei veränderten Apparaten über
die
Zolässigkeit
einzelner Zahlen mit
grösserer
Bestimmtheit
urtheilen
könne."
318
Knochenhauer. Veränderungen
lang geht. Mit einem
Theile DE
dieses Schliessungsdrathes
ist
aber
eine zweite
isolirte Batterie K
(hier ebenfalls aus 2
Flaschen)
in
der Weise
verbunden,
dass von D aus ein
Drath nach der
innera,
von E
ein anderer nach der
äussern Belegung
hinführt und mit
diesen
in
guter metallischer Verbindung steht. Erfolgt jetzt die
Entladung,
so entsteht nicht nur in
ABCDEF ein Strom,
sondern ein
eben
solcher tritt auch in D Kl G E auf,
und zwar dergestalt, dass
man
den
ganzen
Schliessungsdrath
in. drei besondere Theile
zerlegen
kann, in
denen sich bei sonst
gleichbleibenden Verhältnissen die
ein«
zelnen
Abschnitte ohne Störung des Erfolges nach Belieben
versetzen
lassen,
während jede
Versetzung von
Dräthen aus einem
Theile in
den
ändern
Veränderungen herbeiführt. Die so zu einander
gehö-
rigen
Dräthe mit durchweg
gleichen Strömen in sich
sind: l)
Die
Dräthe
AB CD und
EF
zusammen als einer genommen, der als
Schliessungsdrath
der Hauptbatterie A mit H bezeichnet
werden
möge; 2)
die Dräthe DK und EI ebenfalls als einer
zusammen-
genommen, der
als Schliessungsdrath der Nebenbatterie
KrmtN
benannt
werden soll; 3) der beiden Batterien gemeinsame
Drath
DE,
der Mitteldrath
Mheisse.
§. 3. Zur
Untersuchung dieser
elektrischen Ströme stehen
uns
nach
unsern jetzigen
Kenntnissen nur zwei Mittel zu Gebote,
das
Luftthermometer
und der Funkenmesser; ich
habe beide in Anwen-
dung gebracht, doch vornehmlich das
erstere Instrument, weil
es m
diesem
complicirten Falle zu
zuverlässigem Zahlen führt. Um
indess
jedenfalls die
Theile des Schliessungsdrathes so einfach als
möglich
zu halten, habe ich dem Luftthermometer eine
von der gewöhnliehen
Form etwas abweichende
Einrichtung gegeben. Ein etwa 8 Zoll
langer und 3 Zoll
weiter, auf 4 Zoll hohen gläsernen Stützen
horizon-
tal liegender
Glascylinder A (Fig.
2) ist an beiden Seiten zu
IVa
Zoll
langen und
ly^ Zoll weiten
Hälsen zusammengezogen, und mit luft-
dicht
schliessenden
Metallfassungen versehen; durch diese gehen
etwa 3
Linien weite Löcher,
die wieder mit starken Schraubenköpfen
geschlossen
werden, in welchen kürzere gläserne Röhren mit
Capillar-
öffnungen
luftdicht eingefügt sind. Durch beide Röhren zieht
man
mitten durch den
Cylinder einen straff
ausgespannten
Platindrath,
dessen
beide Enden D und E in isolirte mit Quecksilber
gefüllte
Näpfe
ausgehen,
und der darauf in den
gläsernen Röhren
nach
vorsichtiger Erwärmung
derselben eingekittet
wird. Am untern
des
EnÜadungsstromes
etc. 319
Theile ist der
Cylinder ausgebaucht,
verläuft in die etwa % Linie
im Lichten weite
calibrirte und mit einer
Scale versehene
Röhre
F,
welche
am Ende das gläserne
Gefäss
G- zur
Aufnahme des Spiritus
trägt.
Ausserdem befindet sich
noch an der einen Fassung eine
kleinere, mit einer Klappe
luftdicht verschliessbare
Öffnung, um vor
jeder Beobachtung den Spiritus in
der etwas geneigten Röhre auf
den Stand des
Gleichgewichtes zurückzuführen, ein
Erforderniss,
das
um so
nöthiger ist, als von
der Länge der Spiritussäule in der
Röhre
F die
Zahl der Erwärmungsgrade abhängt, insofern bei
längerer
Säule der zu überwältigende
Widerstand wächst, bei kürzerer
abnimmt, und
somit die Zahlen bei
gleicher Ladung und
gleichem
Schliessungsdrathe
mit dieser Länge
variiren. Fig.
ä gibt
eine
Seitenansicht des Instrumentes; A ist der Cylinder,
B und C
die
Fassungen der Hälse, G und
-flTdie gläsernen
Stützen des
Cylinders,
JundAdie
gläsernen Stützen der
Quecksilbernäpfe,
L die
Klappe,
Jfdie
Röhre, welche unter sich auf den Stützen 0 und P die in
Linien
g-etheilte
Messingscale
hat, hinten über dem
gläsernen Gefäss N ist
zur Sicherung
gegen Staub ein
Holzcylinder
leicht
übergeschoben.
^. 4. Sowie
durch dieses, wie ich glaube, sehr
zuverlässige
Instrument der
Platindrath ohne alle
weitere Zwischenverbindung in
den
Schliessungsdrath eingeht,
so war ich bei der übrigen Anord-
nung bemüht,
alle unwesentlichen
Verbindungsstücke zu vermeiden.
Es
schloss sich also an den
die Kugeln der Flaschen A
(Fig l)
ver-
bindenden Querstab (von der Kugel der Flasche geht
erst ein
starker
Messingstab
durch einen Holzdeckel, dann ein
Kupferdrath an
die
'innere Belegung)
unmittelbar ein Kupferdrath bis zum Auslader B
an,
und von diesem ging
wieder ein Kupferdrath bis
F, nur in C D durch
einen Platindrath von
gleicher Länge und Stärke wie der
Platindrath
in dem
Luftfchermometer
unterbrochen;
ebenso
waren in den
übrigen
Theilen
nur Kupfer- und
Platindräthe von
derselben Sorte; alle
Ver-
bindungen wurden
durch isolirte
Quecksilbernäpfe
liergestellt und
die
Üräthe
selbst hingen soweit als
nöthigan
seidenen
Fäden. Vor
Beginn
der Untersuchung
musste zunächst das
Instrument, dann der
Platin-
drath nach dem Werthe
seiner durch Kupferdrath
compensirten
Länge
geprüft
worden.
In dieser Beziehung verweise ich auf meine
in
Poggend.
Ann. Band 67, p. 468,
abgedruckte Abhandlung, in der ich
die
compensirten Werthe
für denselben
O,al3 Linien starken
Kupfer-
drath und denselben 0,081
Linien starken Platindrath
mittelst des
320
Knochenhauer.
Veränderungen
Funkenmessers ermittelt habe. Nach dies er
Abhandlung haben
2'
Platin
und
2,8S
Fuss
Kupferdrath eine
äquivalente Länge, so
dass
y
K.
(Kupfer)
=== 16,84 Zoll P. (Platin)
sind, eine Länge, welche
ich
in
dem Folgenden kurz mit
Pl. bezeichnen werde, da
ich sie sowohl im
Luftthermometer als für alle
übrigen Fälle als Normallänge
ange-
wandt
habe.
^. 8. Zur
Prüfung des Thermometers wurde die Batterie
aus
2 Flaschen
zusammengesetzt, und in den festen
Theil des
Schlies-
sungsbogens
gingen ausser dem
Luftthermometer und dem
Auslader
IS7
Kupferdrath ein; nun wurden die Kugeln des Ausladers nach
und
nach in verschiedene Entfernungen von einander
gestellt und für
jede
Stellung zuerst die Erwärmung
bloss bei dem genannten
Widerstande,
der als Einheit gelten soll, gemessen, dann
noch 2' und
4' Platin in
die
Kette eingefügt, und der Widerstand dieser
Dräthe nach den
bekann-
ten Formeln berechnet. Es ergaben sich hierbei
folgende, aus drei
einzelnen Beobachtungen gezogene
Mittelzahlen :
Erw&rnmn
|
g im
Luftthen
|
nometer
|
Widerst
|
and
von
|
Einfacher Schliessungsdr.
|
mit
2' P,
|
mit
^ P.
|
^P.
|
4'P.
|
10,17 12,44 14,56 16,92
|
S,67 6,83 8,17 9,42
|
3,92 4,83 5.67 6,58
|
0,794 0,821 0,782 0,796
|
i,m
1,576 1,568 1,572
|
|
|
Mittel
|
0,798
|
1,878
|
Nach diesen Versuchen, die für den
Platindrath gleichen
Wider-
stand geben, kann man die Angaben des
Luftthermometers bis zu 17°
ohne weitere
Correction gebrauchen, und
der Widerstand eines
V
langen
Platindrathes stellt sich
bei der angenommenen Einheit auf
0,792, also von 16,84
Zoll oder Pl. auf 0,56. Mit Rücksicht
auf
einige früher in
Poggend.
Ann. Bd. 68, p. 139,
enthaltene
Versuche
beläuft sich hiernach der Widerstand von
20' K. auf
0,144.
^. 6. Zur
Bestimmung der
compensirten
Werthe wurde
die
Batterie nach Fig. 4 wieder aus 2 Flaschen
zusammengesetzt, und
des Entladungsstromes
etc.
321
9'
K. bildeten den Stamm A B CD
+
EF
ausser dem Auslader
und
dem 16,84 Zoll
langen
Platindrath
CD',
von den beiden Zweigen
bestand der eine D G E aus
einem Platindrathe von der
Normallänge,
den
ändern D
HE bildeten nach einander 2, 4 und 8 FUSS
K.,
indem im ersten
Falle die Zweige durch zwei
10 Zoll
lange,
dicke
Kupferhügel M und N (s. Fig. 5)
getrennt waren. Das Thermo-
meter wurde zuerst statt des
Drathes CD
in die Verbindung
ein-
gefügt,
und die Erwärmung im Stamme
gemessen, dann statt
des
Zweiges D G E
substituirt, und die
Erwärmung in diesem Zweige
ermittelt.
Gesetzt,
dass man die
compensirte Länge des
PI.
wirklich
zu
y K. anschlagen darf, so
muss nach den von mir
früher
aufge-
stellten
Gesetzen über die
Theilung des elektrischen
Stromes in den
drei Fällen die Stromstärke des
Zweiges DO E
-|-,-|p4"
von
^er
Stromstärke
im Stamme sein, oder da die Erwärmungen im
Quadrate
der Stromstärken stehen, muss die
Erwärmung
(p) des
Zweiges sich
zur Erwärmung (h) im Stamme wie
-^,
-l-,
-|j-: l verhalten.
Die
Beobachtungen, welche der leichtern Übersicht
wegen auf eine
Wärme — 16,00 bei entfernten
Zweigen reducirt sind,
gaben:
2ter Zweig-
|
h
|
P
|
h
Mittel beob.
|
P
Mittel beob.
|
^beob. h
|
p
ang-e- h
nom.
|
h
her.
|
p
her.
|
^k.
|
11,78l l,73 11,80
|
7,61 7,76 7,62
|
n,r7
|
7,66
|
0,651
|
0,640
|
11,62
|
7,44
|
Vk.
|
lä,82
12,93 12,70
|
5,80
5,82 5,59
|
12,82
|
5,7^
|
0,U8
|
0,4^
|
12,67
|
5,63
|
2'k.
|
— 13,83
14,16
|
—
3,263,49
|
14,00
|
3,38
|
0,242
|
0,250
|
13,91
|
3,48
|
Die beobachteten Verhältnisse
-S? stimmen mit den
vorläufig
angenommenen sehr gut überein, so
dass Pl.
==
2' K.
gesetzt wer-
den
darf; ebenso zeigt die
nach den von mir für diesen Fall ange-
gebenen
Formeln geführte Berechnung von
h. und
p eine ganz genü-
gende Übereinstimmung
mit den Beobachtungen.
§. 7. Als
ich nach diesen
Vorbereitungen zu den Versuchen,
die den Gegenstand
dieser Abhandlung ausmachen, selbst
überging,
stellten sich mir bei der Anordnung des
Schliessungsdrathes,
von
dem an keiner Stelle einzelne
Dräthe zur
Verhütung partieller, stören-
der
Strömungen zu nahe an einander vorbeigehen dürfen,
derartige
Schwierigkeiten entgegen, dass ich es für
räthlicher hielt;
statt bei
derselben Anordnung der ganzen Leitung die drei
Ströme in den drei
oben von einander geschiedenen
Theilen des
Schliessungsdrathes, in
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
CL
I. Bd.
.21
322
K n o c h
e
n h a u
e r.
Veränderungen
H,
91 und N, zu gleicher Zeit zu beobachten, lieber eine
TreimuBg.
der Aufgabe
einzuführen, und zuerst die Erwärmungen in H
und
JV
dann in H und
M allein zu ermitteln und mit einander zu
vergletehea*
denn wenn
gleich sich hierdurch die Reihen hintenher schwerer
ia
einander
fügen lassen, so wiegt diesen Nachtheil doch
hinreicheaä
der
Vorzug wieder auf, dass
man, ohne bemerkbare
Störungen
z^
veranlassen,
für jede dieser so getrennten Reihen
'die
passendstes
Längen
der Drätlie
wählen kann; überdies ist auch der
Zusammen-
hang
der drei Ströme unter einander von der Art, dass die
gleich-
zeitige
Beobachtung aller drei nicht den vollen
Vortheil
gewährt,
den man
sich anfänglich davon
versprechen möchte. In dem
erster
Theile
der Untersuchung stelle ich hiernach die Beobachtungen
übör
die
Erwärmungen in Jfund
N zusammen, wobei M
ausschliessiteh
aus
Kupferdrath
bestand.
§. 8.
Für diesen Fall war der
Schliessungsdrath aus
folgendeo.
feststehenden
Theilen gebildet. Zu
H gehörten
(Fig, l)
V
}L
in
A
ß, der
Auslader
ß,
2' K. in B
C, ein
Platindrath
PI. in D C
und
3'
K. in FE; die
gesammte
compensirte Länge
dieses Drathes
machte
also 10,2 Fuss K. aus, da
der Auslader === 0,7
Fuss K.
und
die
Dräthe in der
Batterie ==
0,5 Fuss K. nach der oben
§. 4
citirten
Abhandlung zu
setzen sind; wenn die
Hauptbatterie nur aus
einer
Flasche
beßt^h^
ist-Äv^
AOJJ
FUSS
K. Zu
dieser
festen
{Länge
konnten
neue
Kupfer- oder
Platindräthe
namonfclich
duroh
Veriäage-
rung
von FB
hinzugefügt werden, indem die Einfügung durch
die
isolirten
Quecksilbernäpfe
erleichtert ward. Der fest stehende
Theil
von N
bestand aus
2' K. in D
K,
l' K. in
/ G und aus PL in
EG,
so dass seine compensirte Länge mit
Einschi
uss der Batterie
bei
zwei Flaschen
== S,S, bei drei
Flaschen
=== 5,4 Fuss
K. ist;
auch
hier konnte eine Verlängerung leicht bewirkt
werden. In M
war,
wie
schon bemerkt wurde, nur
Kupferdrath- Zur bequemern
Messung
der
Erwärmungen in H und N wurde hiernach für
Pl. in EG
das
Luftthermometer
substituirt, und der
Mitteldrath DE, der
senkrecht
nach
oben stand, einmal von
Cnach G gelegt,
wodurch das
Thermo-
meter im Strome der Hauptbatterie stand, dann von
D nach E, wo-
durch dasselbe Thermometer
ohne Änderung seines Orts in den
Strom
der Nebenbatterie
gelangte. Dieser Wechsel der Stelle, welche
die
PIatindräthe
in H und N einnehmen, ist nach dem Obigen ohne
allen
Einfluss
auf die Resultate.
des
Entladungs&tromes
etc. 323
^. 9. Ich werde
jetzt unmittelbar die Beobachtungen zusammen-
stellen,
die ich für den vorliegenden Fall ausgeführt habe. Bei
diesen
Beobachtungsreihen gebe ich zunächst die
Anzahl der Flaschen an,
aus denen die Haupt- und
Nebenbatterie zusammengesetzt waren,
wobei ich nur noch
nebenbei bemerke, dass mir
nur vier gleiche
Flaschen zur Disposition standen. Dann
findet man die Länge von
M, die Länge von H
und von
N aufgezeichnet; bei beiden letztern
ist der eine
des Thermometers wegen
nothwendig in die
Verbindung
eingehende
Platindrath schon in die
angegebene Zahl nach
seiner
compensirten
Länge zu 2' mit
eingerechnet, jeder neu hinzugefügte
Platindrath
dagegen mit Pl. besonders
notirt worden. Bei
N steht
obenan nur die Länge des festen
Theils, und das dahinter
stehende -(-
verweist
auf die erste Columne der
Tabellen in der Weise, dass die
dort angegebene Zahl von
Fussen
Kupferdrath nach und nach
zu
N
hinzugesetzt
wurde. Der Strich — in dieser
Columne soll
andeuten,
dass
<lie Nebenbatterie
zuerst ganz aus der Verbindung gelassen
war,
so dass die
Stromstärke, der
Hauptbatterie in einem einfachen
Schlies-
sungsdrathe
für den Stand der Kugeln des Ausladers beobachtet
wer-
den konnte, welcher für die jedesmalige Tabelle
derselbe blieb. Die
beiden folgenden
Columnen stellen unter
h und n für die entspre-
chenden
Längen von N die beobachteten Erwärmungen in H und
N
dar, die vierte ihr
Verhältniss
-s-
(daraus in II und III noch
«--,-
und
-q-r-)? die fünfte
endlich die Quadratwurzel dieses Verhältnisses
oder
das Verhältniss der
Stromstärken in
H und
N. Die in
der
sechsten und siebenten Columne noch enthaltenen
Zahlen x und
C,
sowie
das hinter 2V oben hingesetzte m werden später ihre
Erläute-
rung
finden.
21
^
324
Knochenhauer. Veränderungen
^. 10.
I. Hauptbatterie l Flasche, Nebenbatterie 2
Flaschen.
A.
^1=8
K.
Nr. l.
H==lO,2;N==S,S+...;m===S,8.
+
|
h
|
n
|
h
|
VT y
h
|
X
|
C
|
|
17,00
|
|
|
|
|
17,00
|
0
|
11,55
|
8,26
|
0,715
|
0,846
|
18,9
|
16,92
|
2
|
11,02
|
8,69
|
0,788
|
0,888
|
18,0
|
16,79
|
4
|
10,66
|
9,07
|
0,851
|
0,922
|
17,3
|
16,^2
|
6
|
10,60
|
9,12
|
0,860
|
0,927
|
17,8
|
16,92
|
8
|
10,70
|
8,79
|
0,822
|
0,906
|
17,6
|
16/91
|
10
|
10,83
|
8,36
|
0,772
|
0,879
|
18,2
|
16,87
|
12
|
11,^3
|
7,90
|
0,691
|
0,831
|
19,2
|
17,24
|
16
|
12,56
|
6^8
|
0,516
|
0,718
|
22,3
»
|
17,52
|
20
|
13,35
|
5,33
|
0,399
|
0,632
|
25,3
|
17,58
|
&6
|
U,M
|
3,82
|
0^65
|
0,514
|
31/1
|
17,60
|
Nr.
2.H==14,2,N=S,S4-
m=
=10,1,
+
|
h
|
0
|
n "h"
|
VT
V
h
|
X
|
C
|
|
16,39
|
|
|
|
|
16,87
|
0
|
12,04
|
6,^5
|
0,538
|
0,733
|
21,8
|
16,58
|
2
|
11,63
|
7,19
|
0,618
|
0/786
|
20,4
|
16,73
|
^
|
11,16
|
7,48
|
0,670
|
0,819
|
19,5
|
16,56
|
6
|
10,56
|
7,90
|
0,750
|
0,866
|
18,5
|
16,34
|
8
|
10,19
|
8,41
|
0,826
|
0,909
|
17,6
|
16,44
|
10
|
10,0^
|
8,50
|
0,848
|
0,921
|
17,4
|
16,50
|
12
|
10,^0
|
8,40
|
0,823
|
0,906
|
17,6
|
16,68
|
14
|
10,36
|
7,96
|
0,768
|
0,876
|
18,3
|
16,64
|
16
|
10,75
|
7,67
|
0/703
|
0,838
|
19,1
|
16,92
|
18
|
11,t8
|
6,91
|
0,618
|
0,786
|
20,4
*
|
16,89
|
20
|
11,73
|
6,50
|
0.55^
|
0,7^
|
21,5
|
17,28
|
^
|
13,29
|
4,74
|
0,356
|
0,596
|
27,0
|
17,63
|
des
Entladungsstromes etc.
325
Nr. 3.
H==18,2;N==S,S+...;
m=14,3.
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
VT
y
h
|
X
|
C
|
|
|
|
|
|
|
|
^
|
16,00
|
—
|
—
|
—
|
|
16,92
|
0
|
12,91
|
^
|
0,383
|
0,618
|
25,9
|
16/85
|
s
|
1^43
|
5,^8
|
0,^41
|
0,66^
|
24,1
|
16,76
|
4
|
12,08
|
6,05
|
0,501
|
0,708
|
22,6
|
16,87
|
6
|
11,62
|
6,6^
|
0,571
|
0,756
|
21,2
*
|
16,88
|
8
|
10,95
|
7,11
|
0,649
|
0,805
|
19,9
|
16,60
|
10
|
10.60
|
7,57
|
0,714
|
0,845
|
19,0
|
16,66
|
12
|
10,3^
|
8,0^
|
0,777
|
0,881
|
18,2
|
16,84
|
14
|
10,05
|
8,30
|
0,826
|
0,909
|
17,6
|
16,85
|
16
|
10,09
|
8,18
|
0,811
|
O/9OO
|
17,8
|
16,92
|
18
|
10,51
|
7,70
|
0,733
|
0,856
|
18,7
|
17,09
|
Nr. 4.
H==22,2;
N==S,S +
...;
m=18,6.
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
VT
T h
|
X
|
C
|
|
15,37
|
|
|
|
|
16/68
|
0
|
13,25
|
3,83
|
0,289
|
0,537
|
30,0
|
16,87
|
4
|
12,47
|
^,67
|
0,37^
|
0,612
|
26,1
|
16,76
|
8
|
11,62
|
5,79
|
0,498
|
0,706
|
22,6
|
16,84
|
10
|
11,17
|
6,37
|
0,570
|
0,755
|
21,8
*
|
16,73
|
12
|
10,75
|
6,83
|
0,635
|
0,798
|
20,1
|
16,69
|
14
|
10,25
|
7,29
|
0,711
|
0,8^3
|
19,0
|
16,60
|
16
|
9,87
|
7,75
|
0,785
|
0,886
|
18,1
|
16,65
|
18
|
9,83
|
7,83
|
0,796
|
0,892
|
17,9
|
16,78
|
20
|
9,83
|
7,67
|
0,780
|
0,883
|
18,1
|
16,76
|
22
|
10,17
|
7,37
|
0,725
|
0,851
|
18,8
|
16,99
|
2^
|
10,33
|
7,17
|
0,694
|
0,833
|
19,2
|
17,10
|
Nr. 5.
H=2O,2+PL;N==!),g+...;
m==18,6.
4-
|
h
|
n
|
n "h"
|
VT
V
h
|
X
|
C
|
|
11,12
|
|
„
|
|
|
18,13
|
0
|
10,00
|
2,94
|
o,m
|
0,542
|
29.5
|
18,21
|
4
|
9,50
|
3,75
|
0,392
|
0,626
|
^5,6
|
18,03
|
8
|
9,25
|
^67
|
0,505
|
0,711
|
22,5
|
18,34
|
10
|
8,9^
|
5,12
|
0,573
|
0,757
|
21,1
*
|
18,26
|
12
|
8,75
|
5,69
|
0,639
|
0,800
|
20,0
|
18,37
|
14
|
8,56
|
5,94
|
0,695
|
0,834
|
19,2
|
18,40
|
16
|
8,18
|
6,12
|
0,748
|
0,865
|
18/5
|
18,08
|
18
|
7,9^
|
6,31
|
0,795
|
0,892
|
17,9
|
17,88
|
20
|
8,00
|
6,18
|
0/773
|
0,879
|
18,2
|
17,9^
|
326
Knochenhauer. Veränderungen
B,
M==^;K.
Nr.
6.
H==1O,2;
N==S,S
+
...;
m==S,6.
+
|
h
|
n
|
n T
|
V-!L
V h
|
X
|
C
|
|
17,50
|
|
|
|
|
17,00
|
0
|
13,87
|
5,75
|
O,M5
|
0,6^
|
12^
|
17,21
|
2
|
12,87
|
7,00
|
0,5^
|
0,738
|
10/8
|
17,15
|
^
|
11,87
|
7,96
|
0,663
|
0,8U
|
9,8
|
16,9^
|
6
|
11,69
|
8.25
|
0,706
|
0,840
|
9,5
|
17,08
|
8
|
11,94
|
7,87
|
0,659
|
0,81ä'
|
9,9
|
16,97
|
10
|
13,18
|
6,78
|
0,51^
|
0,717
|
11,2 *
|
17,68
|
12
|
13,97
|
5,46
|
0,391
|
0,625
|
12,8
|
17,59
|
1^
|
1^8'7
|
4-,40
|
0,896
|
0,5^
|
1^,7
|
17,74
|
16
|
15,^
|
3,50
|
0,227
|
0,^76
|
16,8
|
17,66
|
Nr. 7.
H==1O,2;
N==S,5
+ ...;
m-5,6.
4-
|
h
|
n
|
n "h"
|
VT
y
h
|
X
|
C
|
|
15,80
|
„
|
|
|
|
15,35
|
0
|
13,33
|
5^0
|
0^38
|
0,(»6&
|
12,1
|
15,^8
|
2
|
11,^
|
6,62
|
0,579
|
0,761
|
10,5
|
15,50
|
4
|
10,69
|
7,35
|
0,687
|
0,829
|
9,6
|
15,37
|
6
|
10,53
|
7,77
|
0,752
|
0,867
|
9,3
|
10,41
|
8
|
10,75
|
7,06
|
0,657
|
0,812
|
9,9
|
15,44
|
10
|
11,^1
|
6,25
|
0,548
|
0,740
|
10,8 *
|
15,58
|
12
|
12^3
|
5,00
|
o^oä
|
0,635
|
13/6
|
15,76
|
14
|
13,02
|
4,08
|
0/313
|
0,550
|
1^3
|
15,72
|
16
|
13,58
|
3,21
|
0,236
|
0,486
|
16,5
|
15,64
|
Nr. 8.
H==1O,2;
N===S,S + PL
+
...;
m===3,6.
4-
|
h
|
n
|
n "h"
|
VT
T
h
|
X
|
C
|
|
18,75
|
|
|
|
|
18,21
|
0
|
11,71
|
^87
|
O,U6
|
0,645
|
12,4
|
17,26
|
2
|
11,25
|
5,56
|
0,49^
|
0,703
|
11^
|
17/70
|
^
|
10,75
|
5,81
|
O,5W
|
0,735
|
10,9
|
17,65
|
6
|
11,25
|
5,50
|
0,489
|
0,700
|
11,4
|
1W
|
8
|
12,25
|
4,71
|
0,384:
|
0,620
|
12,9
*
|
17,84
|
10
|
13,62
|
3,94
|
0,290
|
0,538
|
14,9
|
18,26
|
12
|
14,54
|
3,25
|
0,223
|
Q,W
|
16,9
|
18,32
|
^
|
15,37
|
W
|
o,no
|
0,^12
|
19,4
|
18,35
|
des
Entladungsstromes
etc. 327
Nr. 9.
H==18,2;N==S,S+...;
m==14,l.
+
|
h
|
n
|
n T
|
yi
y
h
|
X
|
C
|
|
17,25
|
|
|
|
|
17,76
|
0
|
15,81
|
2,08
|
0,132
|
0,363
|
22,0
|
17,61
|
2
|
15,43
|
2,73
|
0,177
|
0,421
|
19,0
|
17,69
|
4
|
15,00
|
3,37
|
0,225
|
0,474
|
16,8
|
17,72
|
6
|
14,50
|
^,27
|
0,295
|
0,543
|
14,7
|
17,87
|
8
|
13,75
|
5,41
|
0,39^
|
0,628
|
12,7
|
17,97
|
10
|
12/75
|
6,48
|
0,508
|
0,713
|
11,2 *
|
17,79
|
12
|
11,93
|
7,08
|
0,59^
|
0,771
|
10,4
|
17,48
|
14
|
11,75
|
7,50
|
0,638
|
0,800
|
10,0
|
17,70
|
16
|
12,00
|
7,0^
|
0,587
|
0,766
|
10,5
|
17,73
|
Nr. 10.
H==18,2;N==K5+P1.
...;
m-12,1.
+
|
h
|
n
|
n Y
|
yr
y
h
|
X
|
C
|
|
1Z50
|
|
|
|
|
18/00
|
2
|
14,75
|
2,22
|
0,150
|
0,387
|
20,7
|
17,86
|
4
|
1^00
|
2,71
|
o,m
|
0,440
|
18,2
|
17,84
|
6
|
13,00
|
3,31
|
0,255
|
0,505
|
15,8
|
17,51
|
8
|
12,00
|
^,06
|
0,338
|
0,581
|
13,8 *
|
17,50
|
10
|
11,18
|
4,75
|
0,^b
|
0,651
|
12,3
|
17,57
|
12
|
11,00
|
^,94
|
0,^9
|
0,670
|
13/0
|
17,72
|
14
|
11,25
|
^,50
|
0,^00
|
0,632
|
12,6
|
17,^7
|
^.
11.
IL Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
A. m^ K.
Nr. 11.
H=22,7;
N=^ +....;
m==2,8.
+
|
h
|
n
|
n T
|
n 2h
|
VT
V 2h
|
X
|
C
|
|
13,56
|
|
|
|
|
„
|
14,41
|
0
|
7,06
|
10/96
|
1,552
|
0,776
|
0,881
|
12,1
|
14,07
|
a
|
6,91
|
11,35
|
1,6^2
|
0,821
|
0,906
|
11,8
|
14,26
|
4
|
7,09
|
11,26
|
1,588
|
0,794
|
0,891
|
18,0
|
14,50
|
6
|
7^6
|
10,62
|
1,^24
|
0,712
|
0^44
|
12;^
|
1^,60
|
8
|
8,29
|
9,51
|
1,147
|
0,573
|
0/757
|
14,1
*
|
14,88
|
10
|
9,03
|
8,28
|
0,917
|
0/458
|
0,677
|
15/8
|
1^97
|
IS
|
9,86
|
7,22
|
0,732
|
0,366
|
0,605
|
17,6
|
15^3
|
1^
|
10,55
|
6,17
|
0,585
|
0/292
|
0,540
|
19,8
|
15/33
|
16
|
10,96
|
5,20
|
0,474
|
0,237
|
0,^87
|
21,9
|
15,17
|
18
|
11,53
|
^,24
|
0,368
|
0/184
|
0,^29
|
2^9
|
15,1-6
|
328
Knochenhauer.
Veränderungen
Nr. 12.
H==22,7^N=5,S+...;
m==O,8.
+
|
h
|
n
|
n
T
|
n 2h
|
v^
v
2h
|
X
|
C
|
|
15,08
|
|
„
|
|
|
|
16,13
|
0
|
6,67
|
9,25
|
1,387
|
0,693
|
0,832
|
12,8
|
16,34
|
^
|
6,60
|
9/21
|
1,396
|
0,698
|
0,835
|
12,8
|
16,32
|
4
|
7,00
|
8,60
|
1/228
|
O,6U
|
0,784
|
13/6
|
16,21
|
6
|
7,81
|
7,75
|
0,992
|
0/496
|
0,704
|
1^1
#
|
16,28
|
8
|
8,75
|
6/75
|
0,771
|
0,385
|
0/620
|
17,2
|
16,22
|
10
|
9,59
|
5,8'7
|
0,612
|
0,306
|
0,553
|
19,3
|
16,36
|
12
|
10,47
|
5,17
|
0,^
|
0,W
|
0,497
|
21,5
|
16,61
|
14
|
11,06
|
^3
|
0,401
|
0,200
|
OM8
|
23,8
|
16,^8
|
Nr. 13. H-20/7-hPl.;
N==S,S +
...;
m==2,8.
+
|
h
|
n"
|
n "h"
|
n 2h
|
VT
y
2h
|
X
|
C
|
|
10,83
|
^
|
„
|
|
^
|
•^
|
15,76
|
2
|
6,75
|
10,75
|
1,592
|
0,796
|
0,892
|
11,9
|
16,27
|
4
|
6,75
|
10/75
|
1,592
|
0,796
|
0,892
|
11,9
|
16,37
|
6
|
7,12
|
9,81
|
1,378
|
0,689
|
0,830
|
12,8
|
16,55
|
8
|
7^7
|
8,78
|
1,175
|
O,o8T
|
0,766
|
13,9
#
|
16,52
|
10
|
8,00
|
7,62
|
0,95^
|
0,^76
|
0,690
|
15^
|
16,60
|
12
|
8,50
|
6,^
|
0,758
|
0,379
|
0,615
|
17,3
|
16,61
|
U
|
8,78
|
5,31
|
0,605
|
0,302
|
0,550
|
19,^
|
16,35
|
16
|
9,12
|
4M
|
0,487
|
0,243
|
0^9^
|
21,6
|
16,39
|
Nr. 14.
H-=2O,7+PL;
N==S,S+P1.+••••»
"^O^
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
n 2h
|
VT
y
2h
|
X
|
C
|
|
lUä
|
|
|
|
|
|
16,20
|
0
|
5,94
|
7,81
|
1,315
|
0,667
|
0,810
|
13,1
|
16,46
|
2
|
5,9^
|
7,75
|
1,305
|
0,652
|
0,808
|
13,2
|
16^8
|
^
|
6,18
|
7,37
|
1,192
|
0,596
|
0/772
|
13,8
|
16,51
|
6
|
6,62
|
6,56
|
0,991
|
0.495
|
0,704=
|
15,1
*
|
16,40
|
8
|
7,25
|
5,71
|
0,788
|
0,39^
|
0,628
|
17,0
|
16,50
|
10
|
7,94
|
5,06
|
0,637
|
0,318
|
0,564
|
18,9
|
16,88
|
12
|
8,31
|
^,25
|
0,511
|
0,255
|
0,505
|
21,1
|
16,60
|
14
|
8,87
|
3,62
|
0/408
|
0,20^
|
0^52
|
23,6
|
16,79
|
des Entladungsstromes
etc.
329
B,
M^
K,
Nr. IS.
H=18,7;N==5,S-h...;m==2,5,
4-
|
h
|
n
|
n "h"
|
n 2h
|
VZ
V 2h
|
X
|
C
|
|
14,60
|
|
„
|
|
|
|
14,88
|
O
|
8,97
|
9,69
|
'1,080
|
0^0
|
^,735
|
7,2
|
1^,98
|
2
|
8,0^
|
11,06
|
1 377
|
0,688
|
0,830
|
6,^
|
1^,9^
|
!t
|
8,34
|
10,57
|
1,267
|
0,633
|
0,796
|
6,7
|
15,06
|
6
|
9,75
|
8^
|
0,866
|
0,^33
|
0,658
|
8,1
*
|
15,^6
|
8
|
11,06
|
6,25
|
0,565
|
0,282
|
0,531
|
10,0
|
15,30
|
10
|
12,06
|
4,62
|
0,383
|
0,091
|
0^38
|
12,2
|
15,32
|
lä
|
12,85
|
3,40
|
0,865
|
0,132
|
0,364
|
1^6
|
15,36
|
1^
|
13,36
|
2,50
|
0,187
|
0,093
|
0,306
|
17,4
|
15,30
|
Nr. 16.
H==18,7;N==8,84-P1.+
...;
m==O,8.
4-
|
h
|
-
|
n
T
|
n 2h
|
y^
V 2b
|
X
|
C
|
|
15,60
|
|
|
|
|
|
15,91
|
0
|
8,18
|
7,81
|
0,955
|
0,477
|
0,69l
|
7,7
|
16,16
|
2
|
8,85
|
7,56
|
0/916
|
0,458
|
0,677
|
7.9
|
16,06
|
4
|
9,65
|
6,43
|
0,666
|
0,333
|
0,577
|
9,3
»
|
16,40
|
6
|
10,97
|
^,93
|
0,^50
|
0,225
|
0,4b7^
|
11,2
|
16,27
|
8
|
12,06
|
3,69
|
0,306
|
0,163
|
0,391
|
13,6
|
1^10
|
10
|
13,00
|
2,75
|
0,212
|
0,106
|
0,326
|
16,S
|
16,60
|
Nr. 17.
H==18,7:N==S,8+P1.+...;
m==O,5.
+
|
h
|
n
|
n T
|
n
2h
|
y^
V 2h
|
X
|
C
|
|
1^,31
|
|
|
|
|
|
14,61
|
0
|
7,06
|
6,90
|
0,977
|
0,488
|
0,699
|
7,6
|
1M9
|
2
|
7^0
|
6,59
|
0,889
|
0,4^
|
0,666
|
8,0
|
1^20
|
4
|
^,50
|
5,62
|
0,667
|
0,333
|
0,577
|
9,3
*
|
1W
|
6
|
10,00
|
4,28
|
0,^8
|
0,2U
|
0,^62
|
11,5
|
1^,6^
|
8
|
11,06
|
3,18
|
0,288
|
0,144
|
0,380
|
1^0
|
14,60
|
10
|
12,00
|
2,40
|
0,200
|
0,100
|
0,316
|
16,8
|
1^76
|
330
Knochen haue r.
Veränderungen
Nr.
18.H=3O/7;N==S,S+
+
|
h
|
n
|
n 1h"
|
n 2h
|
v^
V
2h
|
X
|
C
|
|
14,79
|
^
|
„
|
|
^
|
|
16,05
|
0
|
13,15
|
3,35
|
0,255
|
0,127
|
0,356
|
15,0
|
16,10
|
2
|
12,50
|
4,75
|
0,380
|
0,190
|
0,^36
|
12,2
|
16,45
|
4
|
11,65
|
6,21
|
0,53^
|
0,267
|
0,517
|
10,3
|
16,48
|
6
|
10,53
|
8,47
|
0,80^
|
0^02
|
0,63^
|
8^*
|
16,74
|
8
|
9^3
|
10,53
|
1,116
|
0,558
|
0,747
|
7/1
|
16/96
|
10
|
9,ä7
|
10/&0
|
1,120
|
0,560
|
0,748
|
7,1
|
16,96
|
Nr. 19.
H=-3O,7;
N==S,S+
m=
=9,0.
+
|
h
|
n
|
h
|
n 2h
|
VT
V 2h
|
X
|
C
|
|
12,^5
|
|
|
|
|
^
|
ia,a8
|
0
|
10,50
|
^87
|
0^73
|
0,136
|
0,370
|
1^
|
|
2
|
9,94
|
3/87
|
0,389
|
0,19^
|
0,4^1
|
12,1
|
|
4
|
9,00
|
W
|
0,604
|
0,302
|
0,550
|
9,7
|
|
6
|
8^5
|
7,17
|
0,869
|
0,434
|
0,659
|
8,1 *
|
|
8
|
7,37
|
8,62
|
1,170
|
0,685
|
0,765
|
7,0
|
|
10
|
7,37
|
8,44
|
1,145
|
0,072
|
0,757
|
7,0
|
|
Nr. 20. H==3O,7;
N==S,S
+ PL
+ ...;
m===7,O.
+
|
h
|
n
|
h
|
n 2h
|
VT
v
2h
|
X
|
C
|
^
|
14,79
|
|
|
|
|
|
16,04
|
0
|
12,12
|
3,16
|
0,261
|
0,130
|
0,360
|
U,8
|
16,15
|
2
|
10,97
|
4,22
|
0,384
|
0,192
|
0,438
|
12,2
|
lft/97
|
4
|
9^8
|
5,50
|
0,568
|
0,28^
|
0,533
|
10,0
*
|
15,71
|
6
|
8,87
|
6^5
|
0,705
|
0,352
|
0,594
|
9,0
|
15,75
|
8
|
9^00
|
6,44
|
0,716
|
0,358
|
0,599
|
8,9
|
16,10
|
des Entladungsstromes etc.
331
Nr. 21.
H==38/7;
N==S,S+
...;
m===13,2.
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
n 2h
|
v-^
V
2h
|
X
|
C
|
|
13,62
|
|
,,
|
|
|
|
15,34
|
4
|
12,18
|
3,09
|
0,254
|
0,127
|
0,356
|
15,0
|
15,62
|
6
|
11,62
|
M8
|
0,360
|
0,180
|
0^2^
|
12,6
|
15,72
|
8
|
10,87
|
5,8-t
|
0,538
|
0,269
|
,0^19
|
10,3
|
15,97
|
10
|
9,87
|
7,72
|
0,782
|
0,391
|
0,625
|
8,5
^
|
16,14
|
12
|
8,87
|
9/00
|
1,01^
|
0,507
|
0,712
|
7,5
|
15,93
|
l^t
|
9,03
|
8,87
|
0,98ä
|
0^91
|
0,701
|
7,6
|
16,11
|
C.
]W==%'
K.
Nr. 22.
H==2O,7;
N==S,5+...;
m===4,S.
+
|
h
|
n
|
n
|
n
|
VT
|
X
|
C
|
|
|
|
~b
|
2h
|
y
2h
|
|
|
l
|
12,75
|
^33
|
0,3^0
|
0,170
|
0^12
|
6/5
|
10,62
|
2
|
11,87
|
5,58
|
0^70
|
0,235
|
0/485
|
6/5
|
15,51
|
3
|
11,00
|
7,12
|
0,647
|
0,323
|
0,568
|
4,7
*
|
15,59
|
4
|
10,37
|
8,12
|
0,783
|
0,391
|
0,625
|
^
|
15,61
|
5
|
10,75
|
7,62
|
0,709
|
0,354
|
0,595
|
4,5
|
15,71
|
6
|
11,85
|
6,25
|
0,555
|
0,277
|
0,526
|
5,1
*
|
15^1
|
7
|
12,00
|
^
|
0,412
|
0,206
|
0,^
|
5,9
|
15,37
|
8
|
12,62
|
3,69
|
0,892
|
O/1A6
|
0,382
|
7,0
|
15,^3
|
9
|
13,06
|
3,75
|
0,210
|
0,105
|
o,m
|
8,2
|
15,10
|
§.
12.
III.
Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
A.
M==^
K.
Nr. 23.
H==3O,7;
N==S,4+...;
m==0,3.
+
|
h
|
n
|
n T
|
n 3h
|
VI
y
3h
|
X
|
C
|
|
11,14
|
|
|
|
|
|
12,31
|
0
|
^93
|
1?,18
|
2^69
|
0,823
|
0,907
|
8,8
|
12,02
|
2
|
6,43
|
11,66
|
2,1A6
|
0,715
|
0/846
|
9^
|
12^0
|
4
|
6,10
|
10,54
|
1,720
|
0,575
|
0/758
|
10,6
*
|
12,64
|
6
|
7,08
|
9,04
|
1,876
|
0,425
|
.0,652
|
12,3
|
12,96
|
8
|
Z98
|
7,^8
|
0,937
|
0^12
|
0,558
|
1^3
|
13,11
|
10
|
SM
|
6,1^
|
0,711
|
0,237
|
0/W
|
16,4
|
13,11
|
12
|
9,83
|
4,96
|
0,537
|
0,176
|
0^20
|
19,0
|
13,13
|
1^
|
9,5^
|
3,91
|
0,410
|
0,137
|
0,370
|
21,6
|
12,89
|
332
Knochenhauer.
Veränderungen
Nr. 24.
H-3O.7;
N==S,4+PL
+ ...;
m==—l,7.
-h
|
h
|
n
|
n h"
|
n 3h
|
VJL
y
3h
|
X
|
C
|
|
10,98
|
|
|
|
^
|
|
12,14
|
0
|
W
|
7,72
|
1,756
|
0,585
|
0,765
|
10,5
|
12,12
|
2
|
5,02
|
6,98
|
1,391
|
0,W
|
0,681
|
11,8
*
|
1^12
|
^
|
5,81
|
6,29
|
1,083
|
'
0,361
|
0,601
|
13,3
|
12,45
|
6
|
6,79
|
5,27
|
0,776
|
0,259
|
0,509
|
15,7
|
12,58
|
8
|
7,50
|
^1
|
0,589
|
0,196
|
0,443
|
18,0
|
12,60
|
10
|
8/18
|
3,67
|
0/W
|
0,1^9
|
0,389
|
20,6
|
12/68
|
Nr. 2S. H-36,7;
N==S,4+
...; m-2,4.
4-
|
h
|
n
|
n h"
|
n 3b
|
VT
v
3h
|
X
|
C
|
|
12,87
|
|
^
|
|
^
|
|
14,62
|
O
|
6,87
|
13,87
|
2,019
|
0,673
|
0,820
|
9,8
|
15,29
|
2
|
6,50
|
14,37
|
2,211
|
0,737
|
0,859
|
9,3
|
15^8
|
4
|
6,87
|
13,75
|
2,000
|
0,667
|
0,817
|
9,8
|
15,50
|
6
|
7,37
|
12,50
|
2,696
|
0,565
|
0,751
|
10,7
*
|
15^8
|
8
|
8,25
|
10^
|
1,266
|
0,422
|
0,650
|
12,3
|
15,52
|
10
|
8,75
|
8,50
|
0,971
|
0,324
|
0,570
|
15,0
|
14,95
|
12
|
9,37
|
6,75
|
0,720
|
0,240
|
0^90
|
16,3
|
14,70
|
14
|
10,00
|
5.50
|
0,550
|
0,183
|
0,428
|
18,7
|
14,71
|
Nr. 26. H==36,7;
N==8,4
+- ...;
m==2,4.
+
|
h
|
n
|
n T
|
n 3h
|
VT
v 3h
|
X
|
C
|
„
|
12,75
'
|
|
|
|
|
|
14,50
|
0
|
6,42
|
13,20
|
2,056
|
0,685
|
0,S28
|
9,7
|
14,39
|
&
|
6,04
|
13,65
|
2,259
|
0,753
|
0,868
|
^
|
1434
|
^
|
6^0
|
12,98
|
2,029
|
0,676
|
0,823
|
9,7
|
14,53
|
6
|
7,04
|
11,83
|
1,680
|
0,560
|
0,7^8
|
10,7*
|
1V3
|
8
|
7,96
|
10,0^
|
1,261
|
0,430
|
0,656
|
12,2
|
14,96
|
10
|
8,77
|
8,54
|
0,974
|
0,326
|
0,570
|
1^0
|
15,08
|
12
|
9^6
|
7,19
|
0,760
|
0^253
|
0,503
|
16,0
|
15,11
|
U
|
10,03
|
0,67
|
0,56^
|
0,188
|
o,m
|
18,4
|
1^84
|
des Entladungsstromes
etc.
333
Nr. 27.
H==34^+PL;
N==S,4+...;
m==2,4.
+
|
h
|
n
|
n h"
|
n 3h
|
VT
y
3h
|
X
|
C
|
|
8,25
|
|
|
|
|
|
1^63
|
O
|
^,62
|
9,69
|
2/098
|
0,699
|
0,836
|
9.6
|
12,47
|
a
|
^50
|
9,87
|
2,193
|
0,731
|
0,855
|
9,4
|
12,30
|
4
|
^,62
|
9/37
|
2,007
|
0,669
|
0,818
|
9,8
|
1^31
|
6
|
5,12
|
8,81
|
1721
|
0,57^
|
0,757
|
10,6
*
|
1^85
|
8
|
5,62
|
7,25
|
1,290
|
0^30
|
0.656
|
12,2
|
1^87
|
10
|
6,00
|
6,06
|
1/010
|
0,337
|
0,580
|
13,8
|
1S,81
|
12
|
6,50
|
5,00
|
0,769
|
0/256
|
0,506
|
16,0
|
12,98
|
1^
|
6,92
|
^,00
|
0,578
|
0,193
|
OMO
|
18,8
|
13,02
|
Nr. 28. H
==36,7;
N===S,4
+ PL+...;
m=O,4.
+
|
h
|
n
|
n T
|
n 3h
|
VT
V 3h
|
X
|
C
|
|
12,75
|
^
|
„
|
,
|
|
^
|
14,50
|
0
|
5,17
|
9,06
|
1,753
|
0,584
|
0,765
|
10,5
|
U,38
|
2
|
5,^
|
8,62
|
1,584
|
0,528
|
0,727
|
11,0
|
1U6
|
4
|
0,90
|
8.25
|
1/399
|
0,466
|
0,683
|
11,7
^
|
14,61
|
6
|
7,10
|
7,23
|
1,018
|
0,339
|
0,582
|
13,7
|
15,06
|
8
|
7,90
|
6,18
|
0,783
|
0,261
|
0,511
|
15,7
|
14,98
|
10
|
8,67
|
5,0^
|
0,081
|
0,194
|
0^40
|
18/2
|
14,79
|
12
|
9,40
|
4,15
|
0,448
|
0,147
|
0,383
|
20,8
|
14,85
|
Nr. 29.
H=34,7+PL;
N==S,4+
PL + ...;
m-=O,4.
+
|
h
|
n
|
n
TT
|
n 3h
|
VT
y
3h
|
X
|
C
|
|
10,06
|
|
|
|
|
„
|
15,40
|
0
|
^71
|
8,41
|
1,786
|
0,595
|
0/771
|
10,^
|
15,11
|
2
|
4/91
|
8,18
|
1,665
|
0,555
|
0,745
|
10,7
|
15,26
|
4
|
5,52
|
7,41
|
1,3^3
|
OM8
|
0,670
|
11,9
*
|
15,1^
|
6
|
6,31
|
6,29
|
0,996
|
0,332
|
0,576
|
13,9
|
15,75
|
8
'
|
7,16
|
5,37
|
0,750
|
0,250
|
0,500
|
16,0
|
16,21
|
10
|
7/67
|
4,27
|
0,557
|
0,186
|
0,431
|
18,6
|
15,93
|
12
|
8,25
|
3,50
|
0,424
|
o,m
|
0,373
|
21,5
|
16,11
|
334
Knochen haue r.
Veränderungen
B«
ni==^ K.
Nr. 30.
H==3O,7;N=S,4+...;m==2,9.
4-
|
h
|
n
|
n TT
|
n 3h
|
v-^
y
3h
|
X
|
C
|
|
11,31
|
|
|
|
|
|
12^7
|
0
|
7,29
|
8,16
|
1,120
|
0,373
|
0,611
|
6,6
|
12,3^
|
2
|
6,15
|
1
10,21
|
1,660
|
0,553
|
0,7^
|
5,4
|
12,30
|
4
|
6,31
|
9,96
|
1,578
|
0,526
|
0,725
|
5,5
|
12,42
|
6
|
7,69
|
7,56
|
0,983
|
0,328
|
0,572
|
7,0*
|
1W
|
8
|
8,83
|
5,U
|
0,613
|
0,20^
|
0,^51
|
8,9
|
12,71
|
10
|
9,75
|
3.68
|
0,378
|
0,126
|
0,355
|
11,2
|
1^62
|
Nr. 31.
H==3O,7;N==S,4+P1.+...;
m===O,8
+
|
h
|
n
|
n
T
|
n 3h
|
yr
y
3h
|
X
|
C
|
|
12,75
|
|
-
|
|
|
|
1^08
|
a
|
6,81
|
6,94
|
1,019
|
0,340
|
0,583
|
6,9
|
1^05
|
2
|
7,18
|
6,62
|
0,9^2
|
0,317
|
0,563
|
74
|
1^21
|
4
|
8,08
|
5/67
|
0,702
|
0,234
|
0,484
|
8,3
*
|
14,37
|
6
|
9,50
|
^,25
|
0,^48
|
0,1^9
|
0,386
|
10^
|
1^61
|
8
|
10,37
|
2,96
|
0,285
|
0/095
|
0,308
|
12/9
|
1^2o
|
Nr. 32.
H=36,7;
N==S,4+...;
m==S,O.
4-
|
h
|
n
|
h
|
n 3h
|
VT
y
3h
|
X
|
C
|
|
13,75
|
|
|
|
|
|
15,40
|
a
|
9,50
|
9,25
|
0,984
|
0,328
|
0,573
|
7,0
|
15,96
|
^
|
8,00
|
11,87
|
1,459
|
0,486
|
0,697
|
5,7
|
15,83
|
6
|
8,08
|
11,55
|
1,429
|
0^76
|
0,690
|
5,8
|
15,68
|
8
|
9,68
|
8,94
|
0,923
|
0,308
|
0,55&
|
7,ä
•
|
15,98
|
10
|
10,90
|
6,äl
|
0,570
|
0,190
|
0,436
|
9,2"
|
15,82
|
12
|
11,81
|
^6
|
0,378
|
0,126
|
0,355
|
11,3
|
15,81
|
14
|
12,30
|
3/00
|
0,^4
|
0,081
|
0,284
|
14,
t
|
15,94
|
des Entladungsstromes
etc.
335
Nr. 33. H ==36,7;
N-=S^Pl.+...;m-3
O.
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
n 3JT
|
•VT
y
3h
|
X
|
C
|
|
14,13
|
|
|
|
|
|
15,75
|
O
|
9,08
|
6,21
|
0,684
|
0,238
|
0,W
|
8,4
|
15,97
|
2
|
7,92
|
7,20
|
0/910
|
0,303
|
0/550
|
7,3
|
15,68
|
4
|
8,08
|
7,22
|
0,891
|
0,297
|
0,5^5
|
Z
3
|
15,95
|
6
|
9,14
|
6,01
|
0,658
|
0,219
|
0,468
|
8,5
*
|
16,02
|
8
|
10,35
|
Ml
|
0,417
|
0,139
|
0,370
|
10,8
|
15,77
|
10
|
11,31
|
3,06
|
0,270
|
0,090
|
0,300
|
13,3
|
15,65
|
C.
M==^
K.
Nr. 34.
H==3O,7;
N==S,4+...;
m=44.
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
3b
|
VT
v
3h
|
X
|
C
|
O
|
10,68
|
.
2,21
|
0,216
|
0,072
|
0,268
|
7,5
|
12,65
|
i
|
10,10
|
3,21
|
0,318
|
0,106
|
0,326
|
6,1
|
12,55
|
2
|
9,62
|
^37
|
Ö,W
|
0,151
|
0,389
|
5,1
|
12,72
|
3
|
8,98
|
5,83
|
W7
|
0/216
|
0^65
|
^*
|
12,84
|
4
|
8,5^
|
6/73
|
0,788
|
0,263
|
0,512
|
3,9
|
12,91
|
5
|
8,62
|
6,56
|
0,761
|
0,25^
|
0,504
|
3,9
*
|
12,85
|
6
|
9,33
|
4,98
|
0,&34
|
0,178
|
0,422
|
4,7
|
12,81
|
7
|
9,94
|
3,72
|
0,370
|
0,125
|
0,353
|
5,7
|
12,73
|
8
|
10,33
|
^62
|
0,^
|
0,085
|
0/892
|
6,6
|
12,60
|
§. 13. Aus
den vorstehenden
Versuchen,-von denen
einige
unter gleichen Verhältnissen zu verschiedenen
Zeiten angestellt
wurden, um die Schwankungen anzugeben,
denen diese Art der
Beobachtungen unterworfen ist, lassen
sich zunächst folgende
Resultate ziehen. Erstens:
Wenn ff oder der
Schliessungsdrath
der
Hauptbatterie unverändert
bleibt, N dagegen
oder der
Sehlies-
sungsdrath
der Nebenbatterie nach und nach verlängert wird, so
oog
Knochenhauer. Veränderungen
erreicht das Verhältniss
— an* einer bestimmten Stelle sein
Maximum,
und nimmt von hier ab nach beiden Seiten
hin, sowohl durch Ver-
längerung als durch
Verkürzung von N ab; diese Abnahme erfolgt
erst langsamer, dann
schneller, doch gleichmässig nach
beiden
Seiten. Die Stelle des
Maximums bedingt eine desto
grössere Länge
in N, je
grösser ff ist, und aus einer
Zusammenstellung der ver-
schiedenen Werthe von
J^und ^"findet man diesen
Ort desMaximums:
Für Hauptbatterie 2 Flaschen, Nebenbatterie 2 Flaschen
bei
H+M+^-N+M,
für
Hauptbatterie l Flasche, Nebenbatterie 2 Flaschen
bd
4-JH+M+^^N+M,
für
Hauptbatterie l Flasche, Nebenbatterie 3 Flaschen
bei
l^^
+M
+H-Mt
= N + M, oder
allgemein
0
(
10 )
für Hauptbatterie a Flaschen, Nebenbatterie
b Flaschen
bei
"JH+M+^^-N+M,
oder bei
5
(
'
' 16
)
'
aJH+M^-^j^JN+M}.
Nach diesen Formeln ist in den obigen Tabellen der Ort
des
Maximums berechnet und unter m die Zahl von
Fussen
Kupferdrath
verzeichnet worden, welche zur festen
Zahl in N hinzukommen muss.
U
i
M
Der Bruch
—..- ist eine
Correction, deren volle
Gültigkeit sich nicht
streng
nachweisen
lässt; es wäre
möglich, dass dieser
Werth
bei
Anwendung anderer Flaschen und bei einer
ändern
Verbindung
der
Hauptbatterie mit dem
Conductor der Scheibe sich
modificirte;
im
Ganzen ist diese
Correction jedoch zu geringfügig, als dass sie
das
Hauptresultat
änderte, wonach zur
Erzielung der
grössten
Strom-
stärke im
Drath der Nebenbatterie
die Länge ihres
GesammtscUies-
sungsdrathes
(also N mit
Einschluss von M)
zur Länge des
Ge-
sammtschliessungsdrathes
der Hauptbatterie (also wieder M
ein^
rechnet) sich wie
die Flaschenzahl in der Hauptbatterie zur Flaschen-
zahl
in der Nebenbatterie verhalten
muss.
des Entladungsstromes etc.
337
§. 14. Als
zweites Resultat der Beobachtungen stellt sich
heraus,
dass
Platindräthe in
H sowohl, als in N trotz des
grossen
Wider-
standes, welchen sie darbieten, doch den Ort des
Maximums
nicht
verändern, sondern nur einfach nach ihrer
compensirten Länge
in
Kupferdrath
gerechnet werden müssen. Findet sich überdies
der
Platindrath in
H,
so bleibt auch das
Verhältniss
-.- ganz
dasselbe,
wie bei Kupferdrath allein; tritt dagegen der
Platindrath in N ein,
so sinkt der
Werth von
-,
, und zwar desto
stärker, je geringer die
Länge von M
ist.
§.
IS. Da
in allen vorstehenden
Tabellen M nur aus Kupfer-
drath von unbedeutendem
Widerstande besteht, so
lässt sich aus
den
sich gegenseitig beschränkenden Zahlen von n und
h abnehmen, dass
die durch die Batterie-Entladung
in allen Dräthen
zusammen frei
werdende Wärme bei allen
Änderungen von
N dieselbe
Grosse
behält.
Man berechnet nämlich,
wiip bekannt ist, die auf
dem
Schlies-
sungsdrath
einer elektrischen Batterie frei werdende Wärme
dadurch,
dass man die beobachteten Thermometergrade mit
dem Widerstande
der dazu gehörigen
Dräthe
multiplicirt; die
gefundene Zahl steht
dann zur ganzen
Wärme, so lange nur
dasselbe Thermometer unter
denselben Umständen zur
Messung gebraucht wird, in einem
con-
stanten
Verhältnisse. So leicht aber auch aus der Vergleichung
der
Zahlen h und n das angegebene Resultat folgt,
so schwierig ist
es
doch, die Berechnung auf strenge Weise zu führen,
da mehrere zu
derselben erforderlichen
Data noch unsicher
bleiben. Nicht, dass wir
die Erwärmung in M noch
nicht kennen, denn mag man sie
immerhin
== h
setzen, der Einfluss des
Fehlers ist bei dem geringen Wider-
stande von M
nur unbedeutend, allein zwischen den Kugeln des
Aus-
laders und in der Batterie selbst finden
Widerstände Statt, deren
Grosse sich weder von
dnander trennen, noch
sicher
begründen
lässt.
Schon oben ^.
S gab ich an, dass bei
einer Batterie von 2
Flaschen ein aus
IS'
K., und
Pl. gebildeter
Schliessungsdrath
einen
Widerstand
==
1,00, PL einen Widerstand
===
0^6 und
20'K.
einen
Widerstand
== 0,144 darbieten;
berechnet man nach diesen Daten
den Widerstand 1,00, so
gibt PL 0,56 und
15'K.
0,11,
demnach
fehlt noch an Widerstand
0,33, wovon der Auslader
selbst bei seinen
starken
Metalltheilen sehr wenig
tragen kann, der übrige
Theil
also
entweder in der Luftschichte zwischen den Kugeln des
Ausladers
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
28
338
Knochenhauer. Veränderungen
oder in der Batterie gesucht werden
muss. Noch übler
steht es
wenn man als
Batterie nur l Flasche anwendet; hier fand
ich
bei
gleichem
Widerstand wie vorhin den Widerstand
vonPl. nur
===
0,4o0
(demnach
von 20'K.
===
O,10S), so
dass jetzt noch ein
bedeutend
grösserer
Widerstand da ist, dessen Sitz sich nicht recht
bestimmt
nachweisen
lässt. Ich glaube
kaum, dass das Ganze auf die Luft-
schicht zwischen den
Kugeln des Ausladers übertragen werden
darf,
vielleicht übt selbst die Verbindung des
Conductors mit der
Flasche
einen
Einfluss, den ich, ohne
eine Änderung mit den ganzen Apparaten
vorzunehmen,
die mir nicht zusteht, durchaus nicht ermitteln
kann.
Da
ich jedoch eine wenigstens annähernde Berechnung führen
möchte,
so nahm ich die Erwärmung in
M. eben so
gross wie in
.ff" an,
setzte,
wenn
die Hauptbatterie
9 Flaschen
enthielt, bei der zum
Grunde
gelegten
Einheit den Beobachtungen
gemäss den Widerstand
von
PL
==
0^6 und von
20' K.
==
0,144 an, ferner den
Widerstand in
der
Nebenbatterie
=== 0,08.
War^dagegen die
Hauptbatterie aus
einer
Flasche
gebildet, so rechnete ich ebenfalls den Beobachtungen
ge-
mäss
für Pl.
0,405
für 20' K.
O,1OS,
und setzte den Widerstand der
Nebenbatterie bei 2
Flaschen ===0,18
und bei 3 Flaschen
==
0,12.
Mit diesen Zahlen berechnete ich die frei gewordene
Wärme und
notirte
sie unter Cin den
Tabelkn. Wenn
schon die hierdurch
ge-
fundenen
Zahlen noch nicht durchweg gleich
gross ausgefallen
sind,
wie
es sein sollte; so meine ich doch, dass, wenn man den
ange-
führten misslichen Umständen Rechnung
trägt und namentlich die
Fälle ins Auge
fasst, wo durch Pl. in 7V
die Unsicherheit mehr
ge-
hoben wird, sicher
kein Zweifel an die Richtigkeit der dritten
Fol-
gerung
aus den vorstehenden Beobachtungen
ei*hoben werden
kann,
dass
bei gleicher Ladung der Batterie das
Quantum der von ihr
auf
dem
Schliessungsdrath
entwickelten Wärme weder durch
Hinzu-
fügung der
Nebenbatterie überhaupt,
nobh durch eine
Veränderung
des
Schliessungsdrathes
derselben verändert wird.
§.
16. Viertens lässt sich aus den Beobachtungen in
Betreff
der
Grosse
-,- entnehmen, dass der
Werth des
Maximums sich
nach
dem Verhältnisse der Flaschenzahl
in der Nebenbatterie
zurFIaschea-
zahl
der Hauptbatterie steigert, dass man also die unter II.
aufge-
führten
Werthe mit 2,
diS unter III.
stehenden mit 3
dividiren
mässe,
um
die unter I. gefundenen Verhältnisszahlen wieder zu
erhalten.
des Entladungsstromes
etc.
339
max.
-^)
Ferner ergibt sich,
dass die
Werthe
-, erst nach einer
gewissen
Grenze vom
Maximum ab nach beiden
Seiten hin (d. h. nach
Zu-
fugung
oder Wegnahme einer bestimmten
Fusszahl Kupfer von
der
Länge des
Drathes N beim
Maximum)
regelmässiger
abnehmen,
welche Grenzpunkte ich des Folgenden wegen
bei
JU==
8' für
die
unter I. stehenden Beobachtungen zu 8
Fuss vom Orte
•r—
==
i
ab ansetze, für die Beobachtungen unter II.
zu S 1 Fuss
(==
-2
3
3
und unter III. zu 4 Fuss
(==^-.8); ähnlich bei
M ==
4' zu 4,
2-^-,
2 Fuss. Das
Gesetz der
regelmässigen Abnahme
von diesen Grenz-
punkten aus
lässt sich hier noch
nicht angeben, so wie ich mich in
der
That auch anfänglich
ohne Kenntniss der
spätem
Beobachtungen
irre
leiten
liess. Ich verweise also
für die unter
x
zusammengestell-
ten
Zahlen auf das Spätere. Dennoch wird es nicht am
unrechten
Orte
sein, gleich hier noch
einige Beobachtungen hinzuzufügen, die
ich wegen des
Gesetzes der Abnahme von
-.— mehr summarisch
und
mit
Hinzuziehung von
M==
16^ angestellt habe; ich
gebe sie in
ähn-
lichen_Tab
eilen wie oben, ohne eine
nähere Erläuterung
hinzuzu-
fügen.
^
17.
l. Haupfcbatterie 2
Flaschen; Nebenbatterie 2
Flaschen.
IM
==
10'
K.
|
+
|
h
|
n
|
n T
|
VT
|
x
|
H
==
30,2
|
0
|
10,00
|
^,56
|
0,456
|
0,675
|
47,^
|
N
=
5,5
+
...
|
4
|
9,62
|
5,00
|
0,520
|
0,721
|
44,4
|
m
=
27,6
|
8
|
9,16
|
5/44
|
0,59^
|
0,771
|
U5
|
|
1*Z
|
8,75
|
5,96
|
0,681
|
0,825
|
38,8
|
|
0
|
11,75
|
5,50
|
0^68
|
0,684
|
^6,8
|
|
4
|
11^5
|
6,00
|
0,533
|
0,703
|
43,8
|
|
8
|
10,87
|
6,67
|
0,616
|
0,785
|
40,8
|
|
lä
|
10,50
|
7,25
|
0,690
|
0,831
|
38/5
|
|
0
|
8,87
|
U8
|
0^71
|
0,686
|
46,6
|
|
^
|
8,&0
|
4,62
|
0,542
|
0,736
|
^3,5
|
|
8
|
8,12
|
5,06
|
0,624
|
0,'790
|
^0,5
|
|
12
|
7,68
|
5,37
|
0/705
|
0,840
|
38,1
|
340
Knochenhauer. Veränderungen
II. Hauptbatterie l Flasche;
Kebenbatterie 2
Flaschen.
m==ie K.
|
+
|
h
|
n
|
n ~h
|
n 2h
|
yr
y
ah
|
X
|
H^=
18/?
|
8
|
7,44
|
8,50
|
i,m
|
0,571
|
0,756
|
28,ä
|
N==:
5,5+...
|
12
|
8,06
|
7,31
|
0,907
|
0^53
|
0,673
|
31,7
|
m==
—3,1
|
16
|
8,67
|
6,18
|
0,713
|
0,356
|
0,597
|
35,7
|
|
20
|
9,12
|
5/18
|
0,568
|
0,284
|
0,533
|
40,0
|
H=
12,7
|
^
|
7,47
|
8,94
|
1,197
|
0,598
|
0,773
|
27,6
|
N==
5,5+-.
|
8
|
8,25
|
7,75
|
0,9^0
|
0,^70
|
0,686
|
31,1
|
ni===;
—6,2
|
12
|
8,78
|
6,5^
|
0/7^5
|
0,372
|
0,610
|
35,0
|
|
16
|
9,37
|
5,5^
|
0,591
|
0,295
|
0,5^3
|
39,3
|
H==
10,7
|
4
|
7,75
|
8,79
|
i,m
|
0,067
|
0,753
|
28,3
|
N==
5,5+...
|
8
|
8,62
|
7,66
|
0,889
|
0,^
|
0,666
|
32,0
|
m==
—7,3
|
12
|
9,37
|
6,50
|
0,694
|
0,347
|
0,589
|
36,2
|
|
16
|
10,00
|
5,50
|
0,550
|
0^75
|
0,524
|
40/7
|
|
4
|
8,58
|
9,58
|
1,117
|
0,558
|
0,747
|
28,6
|
|
16
|
10,50
|
5,96
|
0,068
|
0,284
|
0,033
|
40,0
|
|
4
|
9,56
|
10,81
|
1,131
|
0/565
|
0,752
|
28,3
|
|
16
|
11,50
|
6,62
|
0,575
|
0,207
|
0,535
|
39,9
|
M
==
^
K.
|
+
|
h
|
n
|
n h
|
n 5h
|
VT
T
2h
|
X
|
H
==-10,7 N==.
ö,5+...
|
2 14
|
8,25 11,76
|
9,50 3,58
|
1,152 0,30^
|
0,576 0,152
|
0,759 0,390
|
144
27,4
|
|
2 12
|
7,83 10,75
|
8,87 3,87
|
1,133 0,360
|
0,566 0,180
|
0,572 0,42^
|
14,2 W
|
H
===18,7 N===
5,ö+...
|
4 12
|
8,25 10,33
|
8,17 W
|
0,978 0,400
|
0,489 0,200
|
0,700 0,447
|
15,2 23,8
|
|
4 12
|
8,92 11,33
|
8,71 4,62
|
0,976 0^08
|
0,^88 0,20^
|
0,698 0^52
|
15,3 23,6
|
des
Entladungsstromes
etc.
M
==
^/
K.
341
|
4-
|
h
|
n
|
n T
|
n 2h
|
yx-
y
2h
|
X
|
H
===10,7
N=
5,5+...
|
2
8
|
9,67 12,75
|
8,17 3,37
|
0,845 0,264
|
0,422 0,132
|
0,650 0,36ä
|
8,2
IV
|
|
2
8
|
10,50 13/16
|
8,87 3,62
|
0,845 0,269
|
0,423 0,134
|
0,650 0,367
|
8,2 1^,5
|
H
==12/7
N==
5,5+...
|
2
8
|
9,50 12,96
|
10,04 4,12
|
1,057 0,318
|
0,528 0,159
|
0,787 0,399
|
7,3
13,4
|
|
2
8
|
8,92 12,17
|
9,^6
3,87
|
1,060 0,318
|
0,530 0,159
|
0,788 0,.i99
|
7,3
13,4
|
ni. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
ni^lO'K.
|
4-
|
h
|
n
|
n T
|
n 3h
|
VT
y
3h
|
X
|
H
===26,7
|
0
|
6,19
|
11,69
|
1,888
|
0,629
|
0,793
|
20,2
|
N===
5,4+...
|
4
|
7,03
|
9,97
|
1,418
|
0,473
|
0,688
|
23,3
|
|
8
|
7,9^
|
8,31
|
1,047
|
0,349
|
0,591
|
27,1
|
|
12
|
8,72
|
6,81
|
0,781
|
0,260
|
0,510
|
31,4
|
H
==24,7
|
0
|
6,50
|
1J,81
|
1/817
|
0,606
|
0,778
|
20,6
|
N===
5,^+...
|
4
|
7,47
|
9,92
|
l,3ä8
|
0,^
|
0,666
|
24,0
|
|
8
|
8,41
|
8,18
|
0,973
|
0,324
|
0,569
|
28,1
|
|
1^
|
9,12
|
6,78
|
0,743
|
0,248
|
0,498
|
32,1
|
H
= 22,7
|
0
|
6,37
|
10,62
|
1,667
|
0,556
|
0,7^6
|
21,4
|
N==
5,^+...
|
4
|
7,25
|
9,12
|
1,257
|
0,419
|
0,(^"7
|
24,7
|
|
8
|
8,12
|
7,63
|
0,939
|
0,313
|
0,560
|
28,6
|
|
18
|
8,75
|
6,25
|
0,714
|
0,238
|
0,488
|
32,8
|
H
==22,7
|
0
|
5,87
|
9,87
|
1,681
|
0,560
|
0,748
|
21,4
|
N==
ö^+...
|
12
|
7,96
|
5,67
|
0,712
|
0,237
|
0,487
|
32,8
|
|
0
|
6/n
|
11,87
|
1,748
|
0,583
|
0,7h3
|
21,0
|
|
12
|
9,^6
|
6,87
|
0/7^6
|
0,242
|
0,492
|
32,;>
|
H
==
2V
|
0
|
6,6(»
|
1*2,00
|
1^00
|
0^00
|
0,775
|
^0.6
|
N==
5,^-h...
|
12
|
9,25
|
7,00
|
0,757
|
0,252
|
(),;iO^
|
31,
|
|
0
|
5,5()
|
9,87
|
1,775
•
|
0,
92
|
0,769
|
20,8
|
|
12
|
7,79
|
5,71
|
0,733
i
|
;M
|
0^94
|
3-A
|
342
Knochenhaue
r»
Veränderungen.
M==^
K.
|
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
n 3h
|
v^
y
3h
|
X
|
H
= 16,7
N==
5,^-h..
|
0
8
|
8,00 11,25
|
12,00 5,^
|
1,500 0,^83
|
0,500 0,161
|
0,707 0,^01
|
11^ 19,8
|
|
0
8
|
6,60 9,56
|
9,87 4,50
|
1^91 0,471
|
0,W 0,157
|
0,705 0,B97
|
1U &^
|
H===U,7
N=
5^+...
|
0
8
|
7,87
io,sa
|
10,9^
^,87
|
1,388 0,450
|
0,^63 0,150
|
0,680 0,387
|
11/8 20,7
|
|
0
8
|
7,21 9/17
|
10,00 ^21
|
1,387 0,^59
|
0,462 0,103
|
0,680 0,391
|
11,8 20^
|
|
+
|
h
|
n
|
n "h"
|
n 3h
|
VT
y
3h
|
X
|
H
==12,7
N=
5,^+...
|
0
^
|
8/&6 10,87
|
8,08 3,96
|
0,9^2 0,36^
|
0,31^ 0,121
|
0,560 0/348
|
7,1 11/5
|
|
0
^
|
10,00 12/75
|
9,02 ^,62
|
0,962 0,370
|
0,3äl 0,123
|
0,566 0,301
|
7,1 11,4
|
H
=10,7 N==
5,4+...
|
0 4
|
10,79 13,17
|
8,79 ^
|
0,815 0,318
|
0,2Tl 0,106
|
0,521 0,326
|
7,7 12,8
|
|
0 4
|
10,17 1^58
|
8,28 ^,00
|
0,816 0,319
|
0,271
0,106
|
0,521 0,326
|
7,7 1^2
|
^. 18. Der
zweite Theil meiner
Beobachtungen bezog sich
auf
die Messung der Erwärmungen in H und
M. Hierzu wurde
der
Schliessungsdrath
nach Fig. 6 zusammengesetzt. D er
DrathJBT
bestand
in
seinem festen Theile aus
2' K. in
AB,
aus dem Auslader, B
aus
2'
K. in flC,
aus
Pl. in
EF und
ä' K. in
FR, also
in
compensirter
Länge
aus 10,2 Fuss K, bei zwei
Flaschen oder 10,7 FUSS
&l>ei
des
Entladungsstromes
etc.
343
einer Flasche in der Hauptbatterie. Der
Drath N enthielt
2' K.
in
JK,
l' K. in LG,
1,3 Fuss K. in
CJ und 1,2 Fuss
K. in
EG,
also
mit
Einschluss der Batterie
überhaupt 6' K.
M endlich wurde
aus
Pl. in
CD und aus 6'
oder 2' K. in
DE gebildet, je nachdem
seine
gesaminte
compensirte Länge
8' oder
4'
sein sollte. Bei den
Beob-
achtungen wurde hierauf für den
Platindrath
EP das Luftthermo-
meter eingeschaltet,
dass der Figur nach sich
also in H befand;
wurden jedoch die
Dräthe
CJ und EG zugleich von
J nach D
und
von G nach
F verlegt, so war
das Thermometer ohne
Änderung
seines
Ortes in M oder dem
Mitteldrathe. Wie
früher konnten übrigens
zu den festen
Dräthen in H
und N andere Kupfer- oder
PIatindräthe
hinzugefügt
werden, von denen die letzteren
besonders
notirt
werden
sollen. Ich gebe zunächst, um die Resultate
dieser Beobachtungen
im Allgemeinen zu
charakterisiren, folgende
Reihen:
^
19.
I. Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
N===16,2;
N===6,0 + ....
4-
|
h
|
m
|
m T
|
O
|
9,25
|
1^00
|
1/513
|
2
|
9,12
|
14,1^
|
1,548
|
4
|
8,9^
|
14,00
|
1,566
|
6
|
8,96
|
13,^
|
1,500
|
8
|
9,00
|
1249
|
1,354
|
10
|
9,56
|
10,6^
|
1,111
|
12
|
10,50
|
9,81
|
0,93^
|
U
|
11,00
|
8,66
|
0,778
|
16
|
1^06
|
8,00
|
0,663
|
18
|
12,19
|
7,81
|
0,641
|
80
|
12,25
|
7,69
|
0,^8
|
344
Knochenhauer. Veränderungen
II. Hauptbatterie l
Flasche; Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
]Ä==%
|
K.+P1
|
•
|
|
M===6
|
/
K.+P
|
1.
|
H=
|
=30,7;
|
N==6,0
4
|
-
•
»
•
|
H=
|
= 30,7;
I
|
^==6,0-
|
+•....
|
4-
|
h
|
m
|
m^) h
|
+
|
h
|
m
|
tn T
|
0
|
6,50
|
11,25
|
1,733
|
0
|
5,28
|
12,56
|
2,379
|
2
|
6,19
|
11,62
|
1,897
|
2
|
6,31
|
1^22
|
2,301
|
^
|
5,94
|
11,50
|
1,955
|
4
|
5,^
|
11,37
|
2,274
|
6
|
5,87
|
11,00
|
1,883
|
6
|
6,03
|
9,87
|
1,637
|
8
|
6,44
|
9,25
|
1,426
|
8
|
6,91
|
8,00
|
1/158
|
10
|
7,94
|
7,19
|
0/893
|
10
|
7,94
|
6,69
|
0,843
|
12
|
8,69
|
5,62
|
0/636
|
12
|
8/41
|
5,81
|
0,691
|
14
|
8,9^
|
4,81
|
0,537
|
14
|
8,78
|
5,00
|
0,570
|
16
|
9,25
|
4,81
|
0,526
|
16
|
9,00
|
^81
|
0,534
|
|
|
|
|
18
|
9,03
|
V2
|
0,523
|
.———
|
|
|
|
20
|
9,06
|
4,69
|
0,518
|
ft)
Mi
|
ttel aus
2
|
Reihen.
|
|
|
|
|
|
III. Hauptbatterie l Flasche; Nebenbatterie 3
Flaschen.
|
311===.%
|
/ K.
+ P1
|
•
|
|
]tl===0
|
'K. +
P
|
1.
|
H
===
|
=46,7;
|
N===6,0
|
-+-...
|
H==
|
=46,7;
|
N==6,0
|
+
..
.
|
4-
|
h
|
m
|
m T
|
+
|
h
|
m
|
Y
|
O
|
5,94
|
10,69
|
1,800
|
0
|
4/19
|
1^25
|
2,924
|
2
|
5,62
|
11,25
|
2,000
|
2
|
^31
|
12,00
|
2,784
|
4
|
5,56
|
11,50
|
2,068
|
4
|
^,69
|
10,56
|
2,252
|
6
|
5,25
|
10,50
|
2,000
|
6
|
5,06
|
8,25
|
1,484
|
8
|
6,85
|
7,^
|
1,190
|
8
|
6,50
|
6,00
|
1,000
|
10
|
7,44
|
5,06
|
0,680
|
10
|
7,37
|
4,50
|
0,611
|
12
|
8,19
|
V3
|
0/503
|
12
|
7,81
|
4,12
|
0,528
|
14
|
8,25
|
3,81
|
0/^62
|
1^
|
7,94
|
3,87
|
0/487
|
|
|
|
|
16
|
8,00
|
3,69
|
0,461
|
Die in diesen Tabellen vorkommenden Bezeichnungen
erklären
sich-aus
den früheren Angaben; M gibt die Länge des
Mitteldrathes
des Entladungsstromes
ctc»
3 4 S
an, worin jedoch auch das fest stehende PL
besonders hervorgehoben
ist, hinter H steht die
Länge des
Schliessungsdrathes der
Haupt-
batterie mit Einrechnung von
Pl. zu
V
K., hinter N die
Länge
des
Schliessungsdrathes
der Nebenbatterie, die nur aus
6'K. bestand
und
zu der die in der ersten
Columne unter
-)- ergebenen
Fusse
Kupfer-
drath
hinzukamen. Unter h
und m sind dann die beobachteten
Er-
wärmungen in ff und M und
unter
T-
ihr Verhältniss
verzeichnet.
<§..
20. Die vorstehenden Reihen schienen
mir hinreichend,
um
an ihnen die Punkte hervorzuheben, deren
Erläuterung durch wei-
tere Beobachtungen vorliegt.
Wie man sieht, geht in allen Reihen bei
einer bestimmten
Länge von N der
Werth von
-. durch l
hindurch;
mit Verkürzung von N wächst er
bis zu einer bestimmten Grenze,
um
hintenher sich wieder der
Einheit zu nähern;
mit
Verlängerung
von
N fällt er, jedoch auch hier wiederum nur bis zu einer
gewissen
Grenze, um sich später gleichfalls der
Einheit zu nähern. Ich habe
die Beobachtungen
freilich nur bis an die Wendepunkte
fortgesetzt,
die
sich jedoch dadurch sogleich hervorheben,
dass an ihnen
der
Werth von
-^ geringere
Veränderungen erleidet. Die genannten
Wendepunkte liegen von der Stelle, wo
->
== l ist, bei den
Beob-
achtungen zu I. um die doppelte Länge von
M entfernt, also
für
M===4'
um 8 Fuss; für die
Beobachtungen unter II. sind die Ab-
stände der
Wendepunkte ==
Vs Mund für die
Beobachtungen unter
III.
== X also bei II. für
M =
4' und
==
S' sind die
Abstände
== 5,33
und 10,67 Fuss, bei III.
für M ==
V und
==
8'
ebenfalls
===
4 und 8 Fuss. — Wenn man in
H,
N oder
MPIatindräthe
statt
der
Kupferdräthe
substituirt, so
ändert sich theils
der Ort, an
welchem
Tt-
== l ist, theils
fällt der Werth von
^- an den
Wendepunkten
verschieden aus, der Abstand dagegen der
Wendepunkte von
-^-==1
bleibt
unverändert derselbe, wie ich ihn kurz vorher angegeben
habe.
Ich würde, um alle diese Verhältnisse zu
belegen, vollständigere
Beobachtungsreihen
beigebracht haben, wenn es mir anders geglückt
wäre, zu den
Werthen von
^- zwischen den
Wendepunkten die
rich-
h
tigen Formeln
zu finden; ohne sie scheint eine vollständigere
Angabe
unnütz, da bei der zum
Theil sehr schnellen
Veränderung in
-^
zwischen den
Wendepunkten Nebenumstände einen beträchtlichen
346
Knochenhatier»
Verändertingen
Emflu&s üben und
demnach die Beobachtungen für Andere
mr
eil^n
sehr
prekären Werth haben
können. Doch das eine
allgemeine Re-
sultat
will ich aus diesen Beobachtungen noch anführen,
da&s mb
nach
ihnen die gesammte frei werdende Wärme unter
allen
Veräa^
derungen
von N dieselbe bleibt; die sich gegenseitig
beschräake^dßB
Zahlen in h und
m lehren dies augenscheinlich, obschon eine
geime
Berechnung bei der Unsicherheit einzelner
Data keinen besonderen
Nutzen
gewähren wird.
§. 21. Nach
diesen vorläufigen Angaben wende ich mich zu-
nächst zur
Untersuchung derjenigen
Werthe von ^ welche
vo& to
unteren
Wendepunkt an (d. h. von dem Wendepunkt
an, welcha
durch
Verlängerung von N nach "-
=== l eintritt)
vorkommieB. ME
beginne wieder mit der Mittheilung
sämmtlicher
Beobachtungsreihea,
welche ungefähr mit dem
Wendepunkt anheben. Nach der Angabe
der
Flascbenzahl enthalten diese Tabellen die in Kupfer
compen-
sirten
Längen von H und
IV, wobei in H das
feste Pl.
eingerechnet
ist, dann bei M die Länge und
Beschaffenheit dieses Drathes,
s&
dassPL, 2 PL, 3
Pl. u. s. w. die
sämmtlichen
Platindräthe jeden
TOB
der Normallänge
(=== 2' K.) angeben die in
M eingingen. Die Co-
lumnen
-|~, Ä, m und
-,— sind wie vorher,
doch gibt da, wo ich
zwei ähnliche Reihen
angestellt hatte, -p das
Mittel aus beiden;
uo-
ter
\fm, findet man das
Verhältniss der
Stromstärken und in
der
y
h
letzten
Columne unter y Zahlen, die späterhin
erläutert werden
sollen.
des
Entladungsstromes
etc.
^.22.
I. Hauptbatterie 2
Flaschen; Nebenbatterie 2 Flaschen.
Nr.
l.
H=dO,2;
N==6,O
+ ....;
M==2' K.
+ PL
+
|
h
|
m
|
m T
|
v^
T
h
|
y
|
12
|
13,71
|
8/50
|
0,620
|
0,787
|
14,8
|
14
|
13,50
|
8,81
|
0/655
|
0,809
|
16,9
|
16
|
13,50
|
9,00
|
0,675
|
0,822
|
18,^
|
24
|
13,18
|
9,81
|
0,753
|
0,868
|
26,3
|
32
|
12,87
|
10,62
|
0,812
|
0,901
|
36,^
|
W
|
12,81
|
10,87
|
0,84^
|
0,918
|
44,8
|
Nr. 2.
H==lO,2;N==6,O-f-...;M==2PL
4-
|
h
|
m
|
m T
|
v'"
V h
|
y
|
8
|
9,9^
|
^,87
|
0,491
|
0,701
|
9,4
|
10
|
10,37
|
5,00
|
0,^88
|
0,699
|
9,3
|
12
|
1048
|
5/19
|
0,515
|
0,718
|
10^
|
16
|
9,94
|
5,94
|
0,608
|
0,780
|
14,3
|
24
|
9,12
|
6,25
|
0,705
|
0,840
|
21,0
|
32
|
8,69
|
6,81
|
0,780
|
0,883
|
30,8
|
40
|
8,62
|
7,12
|
0,8^6
|
0/909
|
39,9
|
Nr. 3.
H==1O,2+PL;
N==8,O+...;
M^K.+PL
+
|
h
|
m
|
m ~h
|
y^
|
y
|
12
|
11,87
|
9,04
|
0,762
|
0,87a
|
26,7
|
l^fc
|
12,06
|
8,81
|
0,736
|
0,857
|
24,0
|
16
|
12,25
|
8,75
|
0,714
|
0,845
|
21,8
|
24
|
12,18
|
9,25
|
0,763
|
0,873
|
26,'y
|
3ä
|
12,00
|
9,75
|
0,81^
|
0,901
|
36,4-
|
40
|
11,75
|
9,92
|
0,844
|
0,918
|
U,8
|
348
Knochenhauer. Veränderungen
Nr. 4.
H==lO,2+PL;N==8,O-f-...;M==2PL
4-
|
h
|
m
|
m "h"
|
y"F
y
h
|
y
|
12
|
10,62
|
6,62
|
0,618
|
0,786
•
|
U,7
|
14
|
10,75
|
6,62
|
0,610
|
0,781
|
14,2
|
16
|
10,63
|
6,81
|
0,636
|
0,798
|
15,0
|
24
|
10,31
|
7,38
|
0,721
|
0,8^9
|
22,5
|
32
|
9,94
|
7/87
|
0,786
|
0,886
|
31,1
|
40
|
9,81
|
8,06
|
0,824
|
0,908
|
39,5
|
Nr. S. H=12,2;
N=6,O +
PL+...; M^K.+PL
+
|
h
|
m
|
m T
|
V-
v
h
|
y
|
12
|
10,9^
|
6,81
|
0,623
|
0,790
|
15,1
|
14
|
11,69
|
7,12
|
0,609
|
0,780
|
14,2
|
16
|
11,87
|
7,58
|
0,639
|
0,800
|
16,0
|
2^b
|
12,06
|
8,71
|
0,722
|
0,850
|
22,7
|
32
|
11,81
|
9,37
|
0,793
|
0,890
|
32,3
|
40
|
11,6^
|
9,62
|
0,828
|
0,910
|
40^
|
Nr. 6.
H==1O,2;
N===6,O+..,;
M^K.+PL
+
|
h
|
m
|
m T
|
VJ" v
h
|
y
|
16
|
9,37
|
5,75
|
0,61^:
|
0,784
|
29,0
|
20
|
9M
|
5,75
|
0,605
|
0,778
|
28,0
|
24
|
9,50
|
0,87
|
0,618
|
0,786
|
29,^
|
32
|
9,44
|
6,37
|
0,675
|
0,82^
|
37,0
|
40
|
9,31
|
6,69
|
0,718
|
0,8^8
|
44,6
|
|
Nr. 7.
H==
|
-10,2;
N===
|
6,O+...;
M
|
1=4'K.
+ 2
|
PI.
|
+
|
h
|
m
|
m T
|
VT
y h
|
y
|
16
|
11,00
|
5,37
|
0,488
|
0,698
|
18,4
|
18
|
10,81
|
6,4^
|
0,503
|
0,709
|
19,5
|
20
|
10,94
|
6,62
|
0,514
|
0,717
|
20,3
|
24
|
10,81
|
6,00
|
0,555
|
0,7^5
|
23,4
|
3^
|
10,25
|
6,50
|
0,63^
|
0,796
|
31,2
|
M
|
9,87
|
6,87
|
0,696
|
O,8S4
|
40,^
|
des Entladungsstromes
etc.
Nr. 8.
H==1O,2;
N===6,0-^...;
M==4PL
4-
|
h
|
m
|
m
T
|
V^"
V h
|
y
|
12
|
9,25
|
3,16
|
0,3^2
|
0,585
|
11,3
|
14
|
9,lä
|
3,06
|
0,335
|
0/580
|
11,0
|
16
|
9,00
|
3,56
|
0,395
|
0,628
|
13.1
|
24
|
8,19
|
V2
|
0,503
|
0,709
|
19,5
|
32
|
7,50
|
^,56
|
0,608
|
0,780
|
28,2
|
40
|
6,94
|
4,75
|
0,684
|
0,827
|
36,3
|
Nr. 9.
H==1O,2+PL;
N==8,O +
...;
M=6TK.+PL
4-
|
h
|
m
|
m T
|
VT
y
h
|
y
|
24
|
9,00
|
6,25
|
0,694
|
0,833
|
39,9
|
32
|
8,94
|
6/25
|
0,700
|
0,837
|
^1,1
|
^0
|
9,00
|
6,69
|
0,743
|
0,862
|
50,0
|
i.
23.
11. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
Nr. 10.
H===1O,2;
M==6,O+...; M
== 2'K.
+ PL
4-
|
h
|
m
|
m "h"
|
y^
y
h'
|
y
|
4
|
11,69
|
5,71
|
0,488
|
0,698
|
9,2
|
8
|
11,37
|
6,75
|
0,593
|
0,770
|
13,4
|
16
|
10,87
|
7,75
|
0,713
|
0,844
|
21,6
|
24
|
10,62
|
8,00
|
0,753
|
0,868
|
26,3
|
32
|
10,21
|
8,25
|
0,808
|
0,899
|
35,6
|
^0
|
10,06
|
8/50
|
0,845
|
0,919
|
45,4
|
350
Knochenhauer.
Veränderungen
Nr. 11.
H==1O,2;
N==6,O+
...;M==2PL
+
|
h
|
m
|
m ~h
|
V^
y
h
|
y
|
0
|
9,87
|
3,75
|
0,380
|
0,616
|
6,4
|
2
|
10,33
|
3,62
|
0,351
|
0,593
|
5,8
|
^
|
10,^
|
4/00
|
0,383
|
0,619
|
6,5
|
8
|
9,75
|
^,81
|
0,493
|
0,702
|
9,^
|
16
|
8,75
|
6,00
|
0,686
|
0,828
|
18,2
|
24
|
8,31
|
6,31
|
0,759
|
0,871
|
27,0
|
32
|
8,0^
|
6,00
|
0,808
|
0,899
|
35,6
|
^0
|
7,87
|
6,59
|
0,837
|
0,915
|
^3,0
|
12.
H==1O,2+PL;
N=
=8,04-
+
|
h
|
m
|
m 1T
|
V^L y
h
|
y
|
^
|
7,96
|
^,68
|
0,576
|
O,7ö9
|
12,6
|
8
|
8,06
|
5,00
|
0,020
|
0,788
|
14,9
|
16
|
7,69
|
5,62
|
0,731
|
0/855
|
23,6
|
2^.
|
7,62
|
6,06
|
0,795
|
0,892
|
33,0
|
32
|
7,62
|
6,31
|
0,828
|
0,910
|
^0,4
|
40
|
7,56
|
6M
|
0,852
|
0,923
|
47,9
|
Nr. 13.
H==1O,2+PL;N==8,O4-
M=
=2 PL
4-
|
h
|
m
|
m "hT
|
y.»
y h
|
y
|
4
|
7,62
|
3,37
|
0,^2
|
0,665
|
8,0
|
8
|
7,00
|
^00
|
0,571
|
0,756
|
12,4
|
16
|
6,^
|
^,50
|
0,700
|
0,838
|
20,7
|
24
|
6,44
|
4,87
|
0,756
|
0,869
|
26,6
|
32
|
6,12
|
4,94
|
0,812
|
0,901
|
36,4
|
^0
|
6,00
|
5,06
|
0,843
|
0,918
|
44,8
|
des Entladungsstromes
etc.
Nr. 14.
H==12,2;
N===6,O+PL+...;
M^K.+PL
+
|
h
|
m
|
m
~h
|
V-
V
h
|
y
|
4
|
10,25
|
^66
|
0,455
|
0,674
|
8,3
|
8
|
10,50
|
5,94
|
0/566
|
0,752
|
12,1
|
16
|
10,37
|
7,37
|
0,711
|
0,843
|
21,5
|
2^
|
10,56
|
8,19
|
0,775
|
0,880
|
29,3
|
32
|
1040
|
8,25
|
0,809
|
0,899
|
35,6
|
40
|
10,00
|
8,4^
|
0,8^
|
0,919
|
45,4
|
Nr. IS.
H==10,2;
N==6,04-
+
|
h
|
m
|
m T
|
V"
y
h
|
y
|
8
|
8,75
|
4,25
|
0,486
|
0,697
|
18,4
|
10
|
8,75
|
4,25
|
0,486
|
0,697
|
.18,4
|
12
|
9,06
|
^,66
|
0,503
|
0,709
|
19,5
|
16
|
8,9^
|
5,00
|
0,559
|
0,7^8
|
23,8
|
2^
|
8,75
|
5,50
|
0,629
|
o/m
|
30,6
|
38
|
8,56
|
5,87
|
0,686
|
0,8^8
|
38/5
|
40
|
8M
|
6,19
|
0,733
|
0,856
|
47,5
|
Nr. 16. H ==
10,2; N===6,O+
...;
M^K^K
+
|
h |
|
m
|
m "h~
|
V?
|
y
|
6
|
10,37
|
3,69
|
0,366
|
0,597
|
ii,«
|
8
|
10,25
|
^00
|
0,3W
|
0,635
|
13,3
|
16
|
9,37
|
^,96
|
0,529
|
0,727
|
21,3
|
24
|
8,75
|
5,^
|
O,6ää
|
0,789
|
29,9
|
32
|
8,^
|
5,69
|
0,675
|
0,82%
|
36,9
|
40
|
8,1^
|
6,00
|
0,738
|
0,8^6
|
47,5
|
|
|
|
i
|
|
|
382
K n o
c
h
e
n h a u
e
r. Veränderungen
Nr. 17.
H==10,2; N
== 6,0 +
...; M^PL
4-
|
h
|
m
|
m "h
|
V"
y
h
|
y
|
0
|
9,6^
|
2,^
|
0,254
|
0,504
|
8,1
|
2
|
10,06
|
2,25
|
0,224
|
0,473
|
^
|
4
|
9,89
|
2,^7
|
0,250
|
0,500
|
8,0
|
6
|
9,62
|
2,62
|
0,272
|
0,522
|
8,7
|
8
|
8,81
|
2,87
|
0,326
|
0,571
|
10,7
|
16
|
7,19
|
3,62
|
'0,503
|
0/709
|
19,5
|
24
|
6,56
|
3,87
|
0,590
|
0,768
|
26,5
|
32
|
6,U
|
4,21
|
0,654
|
0,809
|
33,9
|
^0
|
6,lä
|
4,37
|
0,714
|
0,845
|
^3,6
|
§.
24.
Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
Nr. 18. H
===10,2; N
===
6,O+...; M
==
2'K
+ PL
+
|
h
|
m
|
m Y
|
y^
y
h
|
y
|
2
|
13,6^
|
5/9^
|
0,436
|
0/660
|
7,8
|
8
|
12,75
|
7,78
|
0,617
|
0,786
|
14,7
|
16
|
12,26
|
9,00
|
0,735
|
0,858
|
24,ä
|
24
|
11,81
|
9,31
|
0,788
|
0,888
|
31,7
|
32
|
11,81
|
9,75
|
0,825
|
0,909
|
39,9
|
40
|
11,75
|
10,00
|
0,851
|
0,923
|
47,9
|
Nr. 19. H==1O,2; N
===
6,O+...; M
= ^K.
-f- PL
+
|
h
|
m
|
m T
|
y^
|
y
|
0
|
13,00
|
5,37
|
0,413
|
0,643
|
14,3
|
2
|
13,06
|
5,31
|
0,407
|
0,638
|
1^1
|
4
|
13,29
|
5^6
|
0,411
|
0,641
|
14,3
|
16
|
12,46
|
7,00
|
0,571
|
0,766
|
25,8
|
&4
|
12,08
|
7,87
|
0,651
|
0,807
|
33,2
|
40
|
11,44
|
8,62
|
0,753
|
0,868
|
52,6
|
des
Eutladungsstromes
etc. 353
Nr. 20. H ==
10,2; N === 6,0
+ ...; M
== 4 PL
+
|
h
|
m
|
m T
|
y^
|
y
|
O
|
13,87
|
2/31
|
0,166
|
0,407
|
5,5
|
2
|
13,00
|
2,50
|
0,192
|
0,438
|
6,2
|
4
|
12,12
|
3,12
|
0,257
|
0,507 -
|
8,2
|
16
|
9,00
|
V5
|
0,528
|
o,w
|
21,3
|
24
|
8/06
|
5,06
|
0,628
|
0,792
|
30,5
|
32
|
7,69
|
5,21
|
0,678
|
0,823
|
372
|
^0
|
7,^
|
5,44
|
0,731
|
0,855
|
^•7,2
|
§.
28. Die
so eben mitgetheilten
Beobachtungsreihen haben so
viel Charakteristisches,
dass es mir an dieser
Stelle zuerst möglich
ward, die richtige Formel für die
Werthe von
1a-
oder vielmehr
von
l/
m.
zu erhalten. Man achte zuvörderst auf den
Werth
dieses
Verhältnisses, wo er am kleinsten ist,
d. h. am Wendepunkt
selbst.
Der
Mitteldrath M mag
aus 4' oder
8' in
compensirter Länge
be-
stehen, der Werth von
-, bleibt derselbe, wenn
nur in diese Länge
ein gleich langer
Platindrath eingeht; eine
Vergrösserung des
Platin-
drathes
in M stellt dagegen die Werthe niedriger dar; ein zu
H
hinzugefügter Platindrath macht
-.
grösser, ein zu
N
hinzugefügtes
Pl. hat bei den
Beobachtungen unter I.
keinen recht deutlichen, aber
bei den Beobachtungen
unt^r II. und III. einen
derartigen
Einfluss,
dass das
Verhältniss abermals
etwas vergrössert
wird. Verfolgt man
darauf die Veränderungen von
v-
weiter vom Wendepunkt ab,
indem
man
in N Kupferdrath
hinzufügt, so gehen die Reihen für M
===
4'
und für M
-==
8' sogleich auseinander,
in jenen nähert sich
,
schneller, in diesen
langsamer der Einheit. Von der
ändern
Seite
kommen die
Reihen, in welchen
M eine gleiche
compensirte
Länge
hat, mit der
Verlängerung von
N einander bald sehr nahe,
so, weit
auch die Werthe von
^- durch Einfluss des
Platindrathes am
Wende-
h
punkt von
einander abweichen. Man vergleiche nur Nr. 19 mit Nr.
20;
hier
gehen die Reihen von
m =0,407
und^-
=== 0,166 aus,
stehen
aber bei N
== 6
-|- 40 schon so nahe an
einander, dass -,
== O,7S1
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl.
L Bd.
ä3
3 S 4 Knochen haue r.
Veränderungen
und == 0,731 ist. —
Der so eben kurz bezeichnete Gang kann keine
andere Formel wieder geben, als
V m ==
--—» worin
y
einen
variablen Werth hat, der am
Wendepunkt bestimmt bei
Verlängerung
von
N um eben so viel wächst, als Fusse
Kupferdrath in N
hinzu-
kommen. Z. B. in Nr. l unter I. berechnet
man für N === 6
-|- 12
l/
m — o 78
|
?7 -
y
|
11
711 1 A
|
,8;
demnac
|
ti
muss
für
|
V
h
|
y
+
|
|
|
|
JV== 6
+
i^
l/-nT
163
|
=6+16
18,8
|
==6-1-2^ 26,8
|
== 6
+3S
34,8
|
=6+40 42,8
|
V h
16,8+^
|
18,8
+
4
|
26,8
+
^
|
3^8
4-
^
|
^,8+4
|
oder
|
|
|
|
|
l
/
m
y
^
=
0,808
|
==
0,825
|
==
0,870
|
=
0,894
|
== 0,910
sei]
|
wofür
die Beobach- tungen
|
|
|
|
|
i/m l/--^
==0,809
|
=
0,822
|
==
0,868
|
=
0,901
|
== 0,918
ge
|
Die zwischen Beobachtung und Rechnung vorkommenden
Dif-
ferenzen sind der Art, dass sie auch bei den
sorgfältigsten Beobach-
tungen mit dem Luftthermometer nicht
vermieden werden
können,
insoferne
eine Abänderung der beobachteten Erwärmungen, um
Vg
bis
1/^0
einen schon sehr merklichen Einfluss ausübt. Zur
Prüfung
der Formel schien es mir
zweckmässiger zu sein, statt
^/rm- aus
dem
am Wendepunkt entnommenen Werthe von g zu
berechnen, lieber
umgekehrt aus den beobachteten
Werthen von \f
m.
die auf ein-
V
h
ander folgenden Werthe von y herzuleiten, die dann
.in demselben
Masse wie N wachsen
müssen; besonders wurde auch diese Berech-
nungsweise um
desswillen nothwendig,
weil der Ort des Wende-
punktes nicht scharf
fixirt werden konnte. Eine Übersicht über
die
sämmtlichen Resultate unter I, II und III
zeigt deutlich die Zuver-
lässigkeit der Formel. Somit hätten wir
dann an dieser Stelle die
erste sichere Basis gewonnen, von der aus die
übrigen
Berechnungen
geführt
werden können, indem uns mit der Formel die
Grundzüge
klar werden, die wir bei der
Beurtheilung des Herganges festhalten
des
Eutladungsstromes
etc.
388
müssen. Nach meinem früher in P o g g
e n
d o r
fFs
Annalen
mitgetheilten
•Versuchen
trennt sich der elektrische Strom einer Batterie auf
zwei
oder mehrere Zweige in der Weise,
dass durch jeden ein
seiner
compensirten
Länge umgekehrt proportionaler
Stromtheil
hindurch-
geht, ohne dass auf den Widerstand der
Dräthe Rücksicht
zu nehmen
wäre; hat demnach bei zwei Zweigen, der
eine eine
compensirte
Länge
== a, der
anderen'
==
b, so geht von dem
ganzen Strom durch
den ersten Zweig der
———te,
durch den zweiten der
a
fe
a
4- b
a + b
Theil desselben
hindurch und bewirkt die zu dieser Stromstärke
im
Quadrate stehende Erwärmung. Hier tritt vom
Wendepunkt ab ein
zwar nicht gleiches, doch aber
ähnliches, ebenfalls durch die Länge
der
Dräthe bestimmtes
Verhältniss der
Stromstärke ein, welche durch
den
Mitteldrath hindurchgeht.
Es ist gleichsam M der eine Zweig
und der andere eine
Grosse, die von den in ff, M
und N
enthaltenen
Dräthen,
namentlich vom Einflusse der
PIatindräthe,
abhängt. Setzt
man diese
Grosse
(y) am Wendepunkt
nach der Beobachtung
fest.
so
folgt bei Verlängerung von N durch
Kupferdrath die
Stromstärke
durch M gerade ebenso, als hätte
man aus der Länge
y den
zweiten
Zweig gebildet und fügte in diesen nach und
nach den Kupferdrath
zu, den man in N
einschaltet.
§.
26. Nach dieser Grundlage ist es
thunlich, die
Werthe
von
\f
m.
an dem Wendepunkt
n^äher ins Auge zu
fassen. Ausser
den bereits in den obigen Reihen enthaltenen
Angaben fuge ich noch
folgende
Beobachtungen hinzu, die
an der Stelle der Wendung ange-
stellt
wurden.
Hauptbatterie l Flasche; Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m T
|
y?
|
y
|
H==
10,7
+ 2
PL
|
|
|
|
|
|
|
N
== 6,0
+
...
|
6
|
6,06
|
3,87
|
0,638
|
0,799
|
15^
|
M
==
2' K.
+
Pl.
|
8
|
6,06
|
3,87
|
0,638
|
0,799
|
15,9
|
H
==
12,7
|
|
|
|
|
|
|
H=
6,0+aPL+..
|
0
|
9,00
|
4,00
|
0,44^
|
0,666
|
8,0
|
M
===
2' K.
+
Pl.
|
2
|
9,62
|
^,19
|
0,435
|
0,660
|
7,8
|
356
Knochen
h
an
er.
Veränderungen
Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
M ==
2'K.
+PL;N
= 6,0
+ ...
|
+
|
h
|
m
|
m "T"-
|
-^-
Mittel
|
V-"
y
h
|
y
|
H
== 10,7
|
0
|
11,67
|
4,71
|
0,^04
|
.
|
|
|
|
0
|
13,62
|
5,62
|
0,^:13
|
f
|
|
|
|
0
|
12,00
|
^87
|
0,^06
|
)
0,405
|
0,637
|
7/0
|
|
0
|
16/31
|
6,56
|
0,402
|
^
|
|
|
|
0
|
!<>
,25
|
6,25
|
0,410
|
)
|
|
|
H==10,7+
Pl.
|
2
|
8^1
|
^,25
|
0,505
|
—
|
0,711
|
9,8
|
H
=10,7+2
PL
|
4
|
7,75
|
^,50
|
0/581
|
)
|
|
|
|
4
|
6/75
|
3,8^
|
0,569
|
^
0,519
|
0,761
|
12,7
|
|
2
|
7,75
|
0,56
|
0,588
|
)
|
|
|
H
===10,7+3
PL
|
^
|
6,37
|
3,87
|
0,608
|
—
|
0,780
|
14,2
|
H == 10,7
+ PL; N === 6,0
+ Pl. +
...; M ==
2' K. + PL
+
|
h
|
in •
|
in ~lT
|
v-^
V
h
|
y
|
0
|
6,9^
|
3,19
|
0,^60
|
0,678
|
8,4
|
N
6,0 + ...;M
=== 6'K.
-t- PL
|
+
|
h
|
m
|
m ~h"
|
-^L
Mittel h
|
v^
|
y
|
H
== 10,7
|
4
|
10,37
|
^19
|
0^0^
|
|
|
|
|
4
|
11,9^
|
6,00
|
0,419
|
[
0,412
|
0,642
|
14,3
|
|
4
|
12,33
|
5,09
|
OA13
|
)
|
|
|
H
==10,7
+2 PL
|
6
|
7,75
|
4M
|
0,570
|
—
|
0,765
|
24,6
|
H =10,7
+ 3 PL
|
8 8
|
5,75 6,37
|
3,56 3,94
|
0,619 0,619
|
i 0,619
|
0,787
|
^6
|
des
Entladungs
ström es
etc.
357
Aus allen Beobachtungen
lässt sich der
leichten Übersicht
wegen folgende Tabelle
zusammenstellen:
I. Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
H
|
N
|
M
|
y---
V h
|
y
beob.
|
yher.
|
l) 10,2
|
18/0
|
^K.+Pl.
|
0,787
|
14,8
|
14,4
|
2) 10,2
|
16,0
|
2 PL
|
0,699
|
9,3
|
9,3
|
3) 10,2
+ P1.
|
24,0
|
^K.+Pl.
|
0,8^5
|
21,8
|
2^,3
|
4) 10,2
4- P1.
|
22,0
|
2 PL
|
0/781
|
14,2
|
14,4
|
5) 12,2
|
20,0
+ P1.
|
^K.+PL
|
0,780
|
14,2
|
14,4
|
6) 10,2
|
34,0
|
6'K.4-P1.
|
0/778
|
28,0
|
28,8
|
7) 10,2
|
22,0
|
4'K.
+ 2 PL
|
0,698
|
18,4
|
18,6
|
8) 10,2
|
20,0
|
4
PL
|
0,580
|
11,0
|
10,9
|
IL Hauptbatterie l
Flasche; Nebenbatterie 2
Flaschen.
H
|
N
|
M
|
V^
»
h
|
y beob.
|
y
her.
|
l) 10,7
|
10,0
|
ä'K.+Pl.
|
0/698
|
9,2
|
9,6
|
2) 10,7
|
8,0
|
2 PL
|
0,593
|
5,8
|
6,2
|
3) 10,7
+ P1.
|
12,0
|
^K.+Pl.
|
0,759
|
12,6
|
13,1
|
JEQ 10,7
+ P1.
|
12,0
|
2 PL
|
0,665
|
8,0
|
8,5
|
5)
12,7
|
10,0
4- P1.
|
^K.+Pl.
|
0,67^
|
8,3
|
8,5
|
6) 10,7
+ 2 P1.
|
13,0
|
S'K.+Pl.
|
0,799
|
15,9
|
16,7
|
7)
12,7
|
8/0
+ 2 P1.
|
^K.+Pl.
|
O66O
|
7,8
|
8,0
|
8)
10,7
|
15/0
|
6'K.+P1.
|
0,697
|
18^
|
19,^
|
9) 10,7
|
12,0
|
^K.+aPi.
|
0,597
|
11,8
|
12,4
|
10) 10,7
|
8,0
|
^PL
|
0^73
|
7,2
|
7,3
|
III. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
H
|
N
|
M
|
v^
T h
|
y beob.
|
y
her.
|
l) 10,7
|
6,0
|
S'K.+Pl.
|
0,637
|
7,0
|
7,2
|
2)
10,7
+ PL
|
8,0
|
^K.+Pl.
|
0,711
|
9,8
|
9,9
|
3) 10,7+2 P1.
|
9,0
|
2'K.+P1.
|
0,761
|
12,7
|
12,5
|
^) 10,7+3
P1.
|
10,0
|
S'K.+PL
|
0,780
|
1^2
|
15,2
|
5) 10,7
|
6,0
|
2 PL
|
0,533
|
^,6
|
4,6
|
6) 10,7+P1.
|
6,0+P1.
|
^K.+Pl.
|
0,678
|
8,4
|
8,1
|
7) 10,7
|
10,0
|
6'K.+PL
|
0,642
|
1^3
|
1^,4
|
8) 10,7
+
ä PL
|
12,0
|
6'K.
+ PL
|
0,755
|
2^6
|
25,0
|
9) 10,7
4-3 PL
|
14,0
|
^K.+Pl.
|
0,787
|
29,6
|
30,4
|
10)
10,7
|
6,0
|
4 PL
|
0,407
|
5,5
|
5,5
|
338
Knochen haue r. Veränderungen
In der vorstehenden
Tabelle ist nur in
H das eine fest
bleibende
Pl.
in die Länge mit eingerechnet, alle übrigen
Platindräthe von
der
Normallänge
sind besonders angegeben worden. Aus
den
Hauptfällen
I. l) und L 6), in denen
V/^- einander gleich sein
sollten, nehme
man als Mittel bei
Jtf==4,
y== 14,4 und bei
M==8,
^==28,8
an,
dann kann man die
übrigen Werthe von
y, je nachdem
7W=== 4
oder
=== 8
ist,
l^[l+0.55(^^)]
^
28.8[l+Q,55ft+^
in
l.. aus
^^
^^
oder
i+o.55^+^
in II
^^[\+^
(t+v)]
oder
2^
[l +
0.37
(^
^
in
11. aus ^
x
^
^
^
^
^
oaer
^
x
i^.o,ö5
(ü+w)'
in
III
au3
1
^4
[1
+
0/37
{t
+
to]
oder
1
-28/s
[1
+
0/37
(^
in
m. aus ^ x
^
^
^
^
^
^
oaei
^
xi
+
o,55
(ü
+
w)f
herleiten, sofern man die Zahl der
Platindräthe Pl, in H mit
t, in
IV
mit v und in
TW mit W
bezeichnet, doch so, dass
man die beiden fest
stehenden Platindräthe, den in
H sowohl als in M nicht mit in
An-
schlag
bringt. Die berechneten Werthe stimmen so gut mit
den
beobachteten
überein, als es die Art dieser Beobachtungen nur
zulässt,
namentlich
wenn man noch erwägt, dass die Zahlen O,8S und
0,37
ebenso wie die
Factoren
-| und
^
in II. und III. nur im
Allgemeinen
richtige Werthe sind. Bei der Aufstellung
dieser Formeln hat
mich
folgende
Ansicht geleitet: Wenn
wirklich vom Wendepunkt ab der
Strom in M unter
einem ähnlichen
Gesetze steht, als ob eine
Strom-
theilung
stattfände, so rnuss
durch Mein desto
geringerer Strom
hin-
durch
gehen, je stärker der Andrang von der Hauptbatterie nach
der
Nebenbatterie ist; dieser Andrang wird nun gehoben
oder geschwächt
durch den kleineren oder
grösseren Widerstand,
der sich in flund
N
findet, durch
welche Dräthe der
Andrang hindurch
muss, oder y
wird
desto kleiner oder
grösser, je kleiner
oder grösser der
Widerstand
in
H-\- M ist,
indem so in M eine
kleinere oder
grössere
Strom-
stärke stattfindet. Diesem Andrange leistet
von ihrer Seite wieder
die Nebenbatterie einen
Gegendruck, und zwar einen desto
kleineren
je
grösser der Leitungswiderstand in ihrer Kette, also in
N-^-M
ist;
y wird kleiner, wenn dieser Widerstand
wächst, und damit wird die
Stromstärke in
M geringer.
Unstreitig sind es hier
die Widerstände
der Dräthe, als Regulatoren der
Entladungszoit, welche den
Werth
des
Entladungsstromes etc.
3 S 9
von
y bedingen.
Zunächt geben
nämlich H und N zusammen in
dem
Normalfalle, wo in H nur ein
Pl. und in N nur
Kupferdrath ist,
unge-
fähr
den Widerstand == 1,00;
dem entsprechend ist der Widerstand
von Pl. in I.
===
O,8S und in II. und HL
=== 0,37, wie dies mit den
oben
beobachteten Widerständen
0,56 und 0,40 ganz gut
übereinstimmt.
Dazu kommt
ferner, dass der
Einfluss eines in H
hinzugefügten
län-
geren
Kupferdrathes sich
ebenfalls nach dem
Widerstande,
welchen
er darbietet, richtet. Nach der
§.19 unter III.
mitgetheilten
Reihe
ist bei M
==4 an dem unteren
Wendepunkt
y==8,S;
dies gibt nach
den mitgetheilten Formeln für
36' K. einen Widerstand
==O,18,
sofern
man aus III. l) die
berechnete Zahl 7,2 zum Vergleich hinzu-
zieht, also mit
dem Widerstand von Pl. ===
0,37 verglichen, würden
70—80
Fuss K. einen eben so
grossen Widerstand als Pl.
leisten,
wie dies die früheren Beobachtungen auch
ungefähr erfordern.
Merkwürdig ist jedoch der
Widerstand des Pl. in M+
N, wo er in
den
Schliessungsdrath der
Nebenbatterie eingeht; er bleibt durch
I. II. III.
constant auf
O,5S stehen,
obschon man
in der Kette
selbst,
die im
Grundfall nur Pl. und einige Fuss K. enthält, dieselbe
Einheit
des Widerstandes wie in
H-}-
N nicht nachweisen kann, wenn anders
nicht auch hier
ähnliche Widerstände hinzutreten, wie wir in
der
Hauptbatterie annehmen
mussten, die aber freilich
auf die
Wärme-
entwickelung ohne Einfluss bleiben
würden. Was noch in II.
und
III.
die
Factoren
-^ und
^ betrifft, so finden
diese in dem
Umstände
ihre
Erklärung, dass, wäre M
nicht da, beim Arrangement
I. der beiden
Batterien die halbe Ladung aus der
Hauptbatterie in die Nebenbatterie
übergehen
würde, bei II. -^,
bei III. |- der Ladung,
wodurch auch
bei vorhandenem
M, wie
das Spätere lehren wird, die Spannung in
der
Nebenbatterie auf ^
-|-,
-^ oder strenger auf l,
-j-,
-t gegen
die
ursprünglich in der Hauptbatterie enthaltene
herabsinkt; hiermit fällt
der Gegendruck, denn die
Nebenbatterie leistet, von
1^-3-^»
so dass
y in eben diesem
Verhältniss kleiner
wird. — Aus den obigen For-
meln ergibt sich noch,
dass, wenn alle
Leitungsdräthe nur
aus dem-
selben Kupferdrath gebildet wären, y
für die drei
Fälle bei
M==
4
die
Werthe 14,4; 9,6; 7,2
haben würde oder bei
M==S
die Werthe
28,8; 19,2,
14,4. Die Normalgrossen
mööhten sein 16,
1O|-, 8
oder
32,
21-t- 16,
d. h. allgemein 4
M, -|
X 2 M, die vielleicht nur durch
eine besondere
Nebenwirkung von M (aus der übrigens auch der
oben
nicht nachweisbare
Widerstand stammen könnte)
modificirt
sind.
360
Knochenhauer.
Veränderungen
§.27. Über
dieWerthe von -^ nach dem
oberen WendepmiMe
d. h.
über die Werthe, welche durch Verkürzung
von N entstehen
nachdem ^ seinen
grössten Werth
erlangt liat, kann ich nur
wenige
Reihen mittheilen,
einestheils weil das Local
die Herheiziehung einer
überaus
grossen Länge
Kupferdrath in ff nicht
zuliess,
anderntheils
weil auch die Beobachtungen selbst
dadurch zu misslich
wurden.
dass kleinere Fehler auf die
durch Rechnung gezogenen Resultate
einen sehr
grossen Einfluss übten.
Indess genügen die Reihen voll-
kommen zum
Belege der Folgerungen, welche wir aus ihnen
ziehen
wollen. Die Werthe
-.- sind bei I. und II. die Mittel aus
mehperen
Reihen, von denen nur je eine
vollständig angegeben ist.
l. HanptbaUerie
^ Flaschen; ;\
ebenbatterie 2
Flaschen.
H=3O,2;N==6,O+...;
M^^K.+Pl.
-^
|
h
|
m
|
|
m
17
|
V
|
/n~ h
|
y
|
16
|
7,81
|
11,25
|
|
1,430
|
|
1,196
|
2^4
|
12
|
8,12
|
11,00
|
|
1,3^9
|
|
,161
|
28,8
|
8
|
8,25
|
10,75
|
|
1,302
|
|
1,1M
|
3^
|
A
|
8,37
|
10,5(»
|
|
1,258
|
1
|
1/121
|
37,0
|
0
|
8,50
|
10,U
|
|
1,227
|
1
|
,108
|
41,1
|
11. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2
Flaschen.
H==S8,7;N===6.O4-...;
M-^K.+PL
4-
|
h
|
m
|
m T
|
Vm"
y
ii
|
y
|
18
|
7,62
|
12,81
|
1,697
|
1,303
|
17,2
|
16
|
7,69
|
12,94
|
1,697
|
1,303
|
17,2
|
U
|
7,96
|
12,44
|
1,558
|
1,248
|
20,2
|
8
|
8,19
|
11,94
|
1/UO
|
1,200
|
W
|
4
|
8,50
|
11,56
|
1,3^
|
1,159
|
.
29,2
|
0
|
8,69
|
11,18
|
1,290
|
1,136
|
33,4
|
des
Entladnngsstromes etc.
361
III. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
H==S8,7;
N==6,O+...M=2/K.+PL
+
|
h
|
m
|
m T"
|
v^
y h
|
y
|
8
|
6,87
|
13,50
|
1,965
|
1,402
|
13,9
|
6
|
7,00
|
13,37
|
1,910
|
1,382
|
14,5
|
4
|
7,37
|
13,00
|
1,76^
|
1,328
|
16,2
|
2
|
7,62
|
12,72
|
1,656
|
1/287
|
17,9
|
O
|
7/87
|
11,9^
|
1,517
|
1,232
|
21,8
|
Der
Verlauf dieser Reihen ist
ein ähnlicher, wie
bei denen nach
dem unteren Wendepunkt,
desshalb müssen wir
sie unter eineähnliche
Formel setzen, nämlich unter
—:—p
Ich habe hiernach
y
berech-
net, und die gefundenen
Wertho zeigen,
dass y
wieder um
dieselben
Zahlen wächst, als um wie viele
Fusse N nach dem
Orte der Wen-
dung abnimmt. Auch in dieser Formel spricht
sich eine Art
Theilung
des Stromes
aus, bei der jedoch der Zweig y eine negative Rolle
spielt (die Formel
lautet eigentlich
——^—)»
ein
Verhältnis«,
über
das erst das Spätere genügende Auskunft
gewähren kann, das aber
hier schon dadurch
begründet wird, dass y mit
abnehmendem N
zu-
nimmt, also als negativ sich
herausstellt.
§. 28. Am
schwierigsten unter allen Versuchen wurde mir
die
Bestimmung von y an dem oberen Wendepunkt
selbst, nicht
etwa,
weil hier besondere
Störungen vorkamen,
sondern die gefundenen
Zahlen wurden der Natur der
Beobachtungen nach nicht
süharf
genug,
um über einige Punkte volle
Gewissheit zu erlangen.
Die Beobach-
tungen selbst sind
folgende:
I. Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m T
|
V^
y
h
|
y
|
H===18,2;
N==6,O+... M^a'K.+Pl.
|
6 6
|
8,06
7,25
|
12,50 11,19
|
1,550 1,5^3
|
\
1,244
|
20,^
|
H==18,2;
N==6,0
+
... M==2
PL
|
2 2
|
5,50
6,87
|
7,75 9,62
|
1,409 1^00
|
}
t,l88
|
25,6
|
Knochen baue r.
Veränderungen
|
+
|
h
|
m
|
h
|
y"*-
»
h
|
y
|
H=30,25N=6/0+
••• M^'K.
+ PL
|
18 18
|
9,71
8,37
|
13,87 12,00
|
1,430 1,434
|
}
1,197
|
2^3
|
H==30,2^
N==6,0
+
... M===äPL
|
14 14
|
6,06 7,44
|
7,81 9,56
|
1,290 1,285
|
^
1,135
|
33,5
|
H==30^5
N==6,0
+
PL». M^'K^+Pl.
|
16 16
|
8,31 Z37
|
10,81 9,50
|
1,301 1,289
|
[
1,138
|
33,0
|
H==26,2+2P1.5N== ^O+.^M^'K.+Pl.
|
18 18
|
5,69 6,69
|
8,12 9,50
|
1,^27 1,420
|
}
1,193
|
W
|
H==30,2N==6,O
+
... M^K.+PL
|
10 10
|
9,25 6,00
|
15,12 9,79
|
1,634 1,632
|
}
1,278
|
36,7
|
H==^0,25N==6,0
4 ...
|
2
|
B,81
|
5,37
|
1,^09
|
|
|
M==:^PL
|
2 2
|
^,50 5,1^
|
6,19 7,06
|
1,376 1,379
|
1,178
|
52,9
|
|
0
|
^,37
|
6,06
|
1,387
|
|
|
H==BO,25
N==;6,0
+
|
6
|
8,^
|
12,31
|
1,459
|
|
|
3PL+...M==6/K.+P1.
|
4
|
737
|
11M
|
U53
|
[
1,807
|
^6,6
|
|
4
|
6,50
|
9,50
|
1,461
|
)
|
|
II. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m
^
|
v^-
|
y
|
a==2ä,7;N===6,0-}-
... M===2'K.
+ PL
|
O O
|
6,00 5,63
|
12,87 1^,12
|
2,1^5 2,157
|
}
1,466
|
1^6
|
B
==3
4/7; N
==6,0
4-... M
==2^.
+PL
|
6 6
|
7,50 7,00
|
1^,44 13,44:
|
1,925 1,9&0
|
\
1,386
|
14,4
|
H==34,75N===6,0
+ ...
M
===
ä'PL
|
4 4
|
7,00 6,31
|
11,12 9,94
|
1,589 1,575
|
[
1,258
|
19,5
|
EJ==3V5N=6,0
+ 2P1.+.^M===2/K.+P1.
|
O O ^
|
8,12 7,25 6,00
|
12,25
11,00 9,06
|
1,509 1,503 1,510
|
1,227
|
21,6
|
H===46,?5N=6,0+
... M
==2^.
-»
PL
|
12 12 12
|
7,00 5,9^ 6,69
|
12,31 10,75 11,94
|
1,759 1,809 1,783
|
1,336
|
15,9
|
H===:^6,7;
Ns=60
+
...
M
==
ä PL
|
10 10
|
5,81 7,06
|
8,69 10,31
|
1,^96 1,460
|
(
1,216
|
W
|
des Entladungsstromes
etc»
363
|
+
|
h
|
m
|
m ""h~
|
v^-
y h
|
y
|
H
===46,7,
N==6,0+
|
6
|
6/12
|
8,Gä
|
1,408
|
|
|
2PL+...,-M==2'K.4-
|
6
8
|
7,12
6,87
|
10,06 9,56
|
1,413 1,392
|
1,185
|
25,6
|
|
§
|
5/50
|
7,71
|
1,402
|
|
|
H==46,7;N===6,O+
... M^^K.+Pl.
|
6 6
|
5,79 5,31
|
13,12 11,75
|
2,266 2,812
|
i
1,496
|
2^1
|
H==46,75
N====6,04-
... M==4'K.
+
2P1-
|
4 4
|
4,50 4,56
|
8,59
8,9^
|
1,909 1,960
|
j
1,381
|
28,4
|
H==46,7?N==6,O
+
.. M==2'K.+^P1.
|
2 2
|
3,69 4,19
|
6,62 7,25
|
i,m
1,730
|
i
1,327
|
32,2
|
H==46,7;N==6,O
+
... M===4PL
|
0 0
|
3,19 3,37
|
5,12 5,56
|
1,605 1,650
|
\
1,2'76
|
37,0
|
III. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 3 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m
~h~
|
V-
|
y
|
H==46/7;N==6,O
4-
- M^^K.+PL
|
4 4
|
6,75 7,69
|
U,19 15,9^
|
2,102 2,073
|
}
1,^5
|
13,0
|
H==46^N==6,O
+
... M
= 2 PL
|
0 0
|
6,50
6,87
|
10,50 11,00
|
1,615 1,601
|
(
1,268
|
18,9
|
H==46,7^
N===6/0
+ PL+».;M=^K.+P1.
|
2 2
|
7,9^ 7,50
|
13,06 12,19
|
1,645 1,&25
|
l 1,378
|
18,3
|
H
==46,75
N===6,0
+ 2P1.+...?M==2/K.+P1.
|
0 0
|
7,75 8,25
|
11,06 11,81
|
1,427 1,419
|
\
1,193
|
24,7
|
H=o8,7;N==6,0+
... M===^K.+P1.
|
8 8 8
|
6,87 6,^ 7,06
|
13,50 12,50 13,75
|
1,965 1,941 1,948
|
[
1,397
|
IM
|
H==58,7^N==6,O
+ ...
M
== 2 PL
|
4 4
|
5,41 6,25
|
8^5 9,56
|
1,525 1,513
|
l
l,2ä3
|
21,2
|
H
===58,7;
N==6,0
4- P1.4-...;M==2/K.4-P1.
|
6 6 6
|
7,69 6,62 637
|
11,56 10,06
9,87
|
1,003 1,520 1,550
|
l,ä36
|
21,0
|
H
===58,7;
N===6,0
+ 3PL+...;M===ä'K.+Pl.
|
0 0 0
|
8,00 7,16 6,70
|
10,06 9,19 8,&6
|
1,258 1,283 1,266
|
l 1,126
|
35,7
|
364
Knochenhauer. Veränderungen
|
+
|
h
|
m
|
m ~h~
|
v^
'
h
|
y
|
H
===46,7, N
== 6,0
+
... •
M==6'K.+PL
|
O 0
|
6,41
5/83
|
18,37 16,75
|
2,866
2,873
|
}
1,694
|
19,5
|
H==58,7;N==6,O+<.. M^G'K.
+ PL
|
4 4
|
5,69 5,69
|
15,62 15,69
|
2,7^ 2,758
|
\
1,658
|
20,8
|
H==50,7+
3PL;N==== 6,0+...^==6^.4-PL
|
4
|
4,00
|
10,87
|
2,717
|
0,649
|
20,3
|
H==587;N==6,O+
... M^^^ä?!.
|
2 2
|
0,56 5,19
|
12,56 11,58
|
2/259 2,233
|
}
1,498
|
^,3
|
H
==58,7; N
==6,04-... M^ä'K.
+ 3 PL
|
0 0
|
^79 V5
|
9,00 9,08
|
1,879 1,912
|
}
1,37?
|
29,2
|
H
==58,7;
N==»6,0
4- Pl.+.^M^G'K.+Pl.
|
0 2
|
5/62 5,25
|
1287
12,08
|
2,290 2,318
|
}
1,517
|
^3,3
|
H
=58,7^
N===6,0
4- 2P1.+...M==6/K.+PL
|
0
|
5^4:
|
10,87
|
2,000
|
1,414
|
27,3
|
^. 29. Der leichteren
Übersicht wegen stelle ich die Resultate
in folgende Tabelle
zusammen:
I. Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
H
|
N
|
M
|
y
|
l)
18,2
.
|
12,0
|
2'
K.+P1.
|
20,4
|
2)
18,2
|
8,0
|
2
PL
|
25,6
|
3) 30,2
|
24,0
|
2'
K.+PL
|
24/3
|
^)
30,2
|
20,0
|
2 PL
|
33,5
|
5) 30,2
|
22,0
+ PL
|
2'
K.4-P1.
|
33,0
|
6) 26,2
+ 2 PL
|
24,0
|
2'
K.+P1.
|
2^7
|
7)
30,2
|
16,0
|
6'
K.+Pl.
|
36,7
|
8) 30,2
|
8,0
|
4
PL
|
62,9
|
9) 30,2
|
10,0+3 PL
|
6'
K.+P1
|
46,6
|
des Entladungsstromes etc.
3 63
II. Hauptbatterie l Flasche; Nebenbatterie 2
Flaschen»
H
|
N
|
M
|
y
|
l)
22,7
|
6,0
|
^
K. +
PL
|
12,6
|
2)
34,7
|
12,0
|
2'
K. -}-.
PL
|
14,4
|
3)
3^,7
|
10,0
|
2 PL
|
19,5
|
^)
34,7
|
8,0
+ 8
PL
|
2'
K. +
Pl.
|
21,6
|
5) 46,7
|
18,0
|
2'
K. +
PI.
|
15,9
|
6)
^6,7
|
16,0
|
2P1.
|
23,5
|
7)
46,7
|
14,0
+ 2
PL
|
^
K. +
Pl.
|
25,6
|
8)
46,7
|
12,0
|
6'
K. +
Pl.
|
24,1
|
9) 46,7
|
10.0
|
^ K.
+ 2
Pl.
|
28,4
|
10)
46,7
|
8,0
|
2'
K. + 3
Pl.
|
38,2
|
11) 46,7
|
6,0
|
4
PL
|
37,0
|
III. Hauptbatterie l Flasche;
NebeDbatterie 3
Flaschen.
H
|
N
|
M
|
y
|
l)
46,7
|
10,0
|
2'
K. +
Pl.
|
13,0
|
2)
W
|
6,0
|
2P1.
|
18,9
|
3) 46,7
|
8,0
4-
Pl.
|
2'
K. +
Pl.
|
18,3
|
^)
^6,7
|
6,0
+ 2
PL
|
2'
K. + Pl.
|
W
|
5) 58/7
|
14,0
|
8'
K. 4-
Pl.
|
14,1
|
6) 58,7
|
10,0
|
2P1.
|
21,2
|
7) 58,7
|
12,0
+
Pl.
|
2'
K. + Pl.
|
21,0
|
8)
58,7
|
6,0
+
3P1.
|
2'
K. +
Pl.
|
35,7
|
9) 46,7
|
6.0
|
6'
K. +
PJ.
|
19,5
|
10) 58,7
|
10,0
|
6'
K. 4-
Pl.
|
20,2
|
11) 50,7
4-
3P1.
|
10,0
|
6'
K. + Pl.
|
20,3
|
12) 58,7
|
8,0
|
4'K.
4-2P1.
|
24,3
|
13)
58,7
|
6,0
|
ä'K.
4-3
PL
|
29,2
|
1^)
58,7
|
8,0
4-
Pl.
|
6'
K. +
Pl.
|
23,3
|
15) 58,7
|
6,0
+
2P1.
|
6'
K. + Pl.
|
27,3
|
Vergleicht man in dieser Tabelle zunächst
die Werthe
von
y in I. 6) und 3) und in III. 10) und II) mit
einander, so ergibt
sich,
dass ein in H
hinzugefügter
Platindrath
keinen
Einfluss
übt,
sondern nur nach seiner in K.
compensirten Länge in
Anschlag
kommt. Zweitens stellt sich heraus, dass
y wächst, wenn Platin-
drath in M oder
in N hinzugefügt wird, doch
scheint
derselbe
Drath in
N eine etwas geringere Wirkung zu haben, als in M.
Bei
^f== 8 möchte
dies ganz evident sein,
wenn man in I. 9)
mit
366
Knocheuhauer.
Veränderungen
3), in III. 14) und
IS) mit 13) vergleicht;
weniger deutlich tritt es
bei
M== 4 hervor, wozu
man in I. S) mit 4), in III. 3) mit
2),
7)
mit
6) zusammenstelle und 4) und 8)
hinzunehme; doch kommen
kleinere
Werthe vor in
II. 4) und 7). Ich muss
diesen Punkt, der vielleicht
künftighin an einer
ändern Stelle seine
Erledigung findet, hier noch
unentschieden lassen, und
berücksichtigte demnach allein die Werthe
von
y, die durch Pl. in
Mmodificirt werden. Da man
aus den Beob-
achtungen
in H. 8) bis
11)
schliessen kann,
dass jedes
Pl.
y um
eine
gleiche
Grosse erhöht, so
geht y für den Fall, dass
M nur aus
Kupfer-
drath
besteht, auf folgende Werthe zurück und man erhält
folgenden
Zuwachs in y durch jedes
hinzugefügte Pl.
I. Hauptbatterie 2
Flaschen; Nebenbatterie 2 Flaschen.
Zuwachs
durch
ybeiM^'K.
rK-inH
Zuwachs
in
y
durch 1P1.
Zuwachs
durch
r
K in H.
ü
Zuwachs
in
y
durch l Pl.
18,7
30,7
Mittel
15,2
15,1
5,2
9,2
0,^78
0,300
31,3
0,176
15,2
0,289
U. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
3^,7 ^6,7
|
9,1 9,3
|
5,1 6,6
|
o,m
0,1^1
|
Mittel
|
9,2
|
|
0,1^
|
19,9
4,2
0,090
III. Hauptbatterie l
Flasche; Nebenbatterie 3 Flaschen.
46,7
68,7
|
'7,1 7,0
|
5,9 7,1
|
0,126 0,121
|
Mittel
|
Z1
|
|
0,123
|
0,077
Wenn auch die vorstehend verzeichneten Zahlen
nicht
ganz
zuverlässig
sein mögen, so zeigen sie doch deutlich, dass die
durch
Pl. in M bewirkte
VergrÖsserung von
y mit wachsendem H
zunimmt
und
dass y bei einem
nur aus Kupferdrath
bestehenden
M. für
jedes ff
einen
constanten
Werth erhalten würde.
Die Zahlen dieses
constanteß
des Entladungsstrome»
etc.
367
Werthes,
nämlich 18,2; 9,2; 7,1 für M
==4 und
31,3; 19,9;
18,7
fürX==
8 weisenzugleich auf die ähnlichen Zahlen für
y am
unteren
Wendepunktzurück. Zum weiteren Belege,
dass y durch
Pl. einen
zu
H proportionalen Zuwachs erhält, habe ich
den ganzen Zuwachs mit
H
dividirt und dadurch den
auf l' in H
kommenden Theil
berechnet.
Die Mittelzahlen
beiM==4, nämlich
0,289; 0,144; 0,123 sind
etwa
-j-mal so
gross als bei
M== 8, lassen aber im
Übrigen das Band nicht
erkennen, das sie unter
einander verbindet. Später werden wir
noch
einmal
auf diese Zahlen
zurückkommen.
§. 30. Es
bleibt noch übrig, die Stelle genauer zu
bestimmen,
an welcher
-.
== l ist. Ich habe hierzu
N jedesmal um
27 K. in
der
Weise wechseln lassen, dass einmal
^
grösser, das andere
Mal klei-
ner als l wurde,
woraus man, wenn auch nur
annähernd, den wahren
Ort abnehmen kann. Die
Beobachtungen sind folgende:
L Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebenbatfcerie 2 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m ~h~
|
H
==28,2;
MS=2'K.
+ PL; N
==6,0
+...
\
|
16 18
|
7,31 8,00
|
8,06 7/06
|
1,103
0,885
|
H==22,2;M==2PL;
N==6,04-...
[
|
12 14
|
5,50 5,9^
|
6,25 5,75
|
1,136 0,968
|
H===22,2;
M==2'K.
-r PL;
N===6,0
4-
2P1.
+
...^
|
18 14
|
7,00 7,19
|
Z06 6,31
|
1,008 0,878
|
H==18,2
4-
2
Pl.;
M^ä' K.
+ PL;
N==6,0
+
{
|
18
20
|
^,75 4,94
|
5,00 V5
|
1,053 0,968
|
H=»82,2;M===6/K.+PL;N==6,0+
[
|
16 18
|
8,37 8,75
|
a/oo
8,25
|
1,087 0,9^3
|
H
==22,2;
M==4PL;
N=6,0+
[
|
8 10
|
4,56 ^18
|
^,94 ^,56
|
1,083 0,896
|
Ifc==ä2,2,M=?6'K.+PL;
N==6,0 +8 PL
+
[
|
14 16
|
6,75 7,1^
|
7,19 6,62
|
1,065 0,930
|
H==l8,2+äPL;
M=6'K.-rPl.;
N=^6,0+
[
|
20 ^
|
5,56 5,75
|
5,87 5,62
|
1,056 0,977
|
368
Knochen
haue r. Veränderungen
IL Hauptbatterie l
Flasche; Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m T
|
H==2^7;
M==2'
K. + PL;
N===6,0
+
J
|
4 6
|
6,9^
8,^
|
9,12 6,50
|
1/314 0,770
|
H=22,7M==2/K.+P1.;N==6,0+2PL+^
|
0 ä
|
6,00 6,25
|
7,12 5,37
|
1,187 0,859
|
H^l^-t-SPI.^M^'K.+Pl.^e/O-^
|
^ 6
|
5,lä 5,62
|
6,94 5,50
|
1/355 0,970
|
H
=34,7
5
M=2'K.+P1.?N==6,O+..J
|
10 12
|
6,81 8,00
|
9,31 7,37
|
1,367 0,919
|
H==3V;
M==& PL; N
==6,0
+
i
|
8 10
|
5,50 6,81
|
7,12 5/31
|
1^95 0,780
|
H
==
22,7^
M ===
6' K.
4-
Pl.; N
== 6,0
+
\
|
^ 6
|
6,50 7,31
|
7,00 5,50
|
1,077 0,752
|
H
==22,7;
M =
^K.
^
2 PL;
N== 6,0
4-^
|
2
4
|
5,87 7,00
|
6,25 5,00
|
1,065 0,714
|
H^ä/^M^'K.-t
PL 5
N==6,0+2
PL +
[
|
0 2
|
^,00 ^,75
|
4/62 4,00
|
1,155 0,842
|
H==18/7+2PL;
M==6/K.-^ PL;
N==6,0
+
\
|
6
8
|
^,06 4,50
|
4,75 4/12
|
1,170 0,916
|
H==3^,7;M==;6'K.
+ PL; N
===6,0
+^
|
10 12
|
6,54 7,31
|
^,69 6,50
|
1,176
0,889
|
H
==
34,7', M=
^ K.
+ 2
PL; N
== 6 0
+
^
|
8 10
|
5,50 6,00
|
6,06 5,10
|
1,102 0,865
|
H==34,7;
M===4 PL
,•
N==6,0
+
^
|
^ 6
|
3/69 ^,50
|
^,62 U2
|
1/255 0,916
|
H=3O,7+2PL;
M^ß'K.+Pl. 5
N==6,0
+
{
|
12 1^
|
^44 5,00
|
5,44 4,50
|
1,225 0,900
|
H==34,75
M===6/K.+PL;N==6,0+2P1.-^-
|
8
|
0,25
|
5/12
|
0,97&
|
H=46,7;
M=6/K.
4- PL;
N==6,0
+
|
18
|
6,56
|
6,69
|
1,020
|
H==46/7;
M==4P1.;
N===6,0
+
|
12
|
^19
|
M^
|
0,984
|
H==46,7
5 M^K.
+
Pl.;
N==6,O
+ 2P1.
+
{
|
l^b 16
|
6,00 5M
|
5,00 ^,62
|
1,000 0,921
|
H==W
;
M==6/K.
-4-
Pl.;
N===6,0
+
W.
+
[
|
10 12
|
4,87 5,31
|
5,00 4,50
|
1/027 0/920
|
des Entladungsstromes etc.
369
HL Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
+
|
h
|
m
|
m T
|
H==3^7;
M^ä'K.
4- PL;
N==^0
+
... i
|
4 6
|
6,56 8,12
|
8,69 5,25
|
l,3ä5
0,647
|
H==34,7;M==2P1.5N==6,0
4- ...
J
|
2 4
|
5,00 6/69
|
7,00
4,87
|
1,400
0,728
|
H===34,7^M==S'K.+P1.;N====6,0+2P1.+
J
|
0 2
|
5,69 6,31
|
5,94 4,50
|
l,0^k 0,713
|
H^30^+2P1.;
M==2'K.
+
Pl.
5
N===6,0
4.
^
|
4 6
|
4,50
^87
|
6,37 4,44
|
1,4U 0,912
|
H^e/^M^^K.
+ PL
•,N===6,04-..
j
|
8 10
|
6,25 7,44
|
7,44 5,06
|
1,190 0,680
|
H==A6,7,M==2P1.;N==:6,0
+ ...
j
|
6
8
|
5,00 6,00
|
6,31 ^,75
|
1,262 0,792
|
H==46,7,M==2/K.4-P1..;N==6,04-2P1.4-
i
|
4 6
|
5,62 6,50
|
6/00 ^,50
|
1,068 0,692
|
H==A2,7
+
2P1.;
M==2'K.
+
P1.5
Nr^G^O
+
J
|
8 10
|
4,37 4,69
|
6,12 ^,31
|
1,400 0,919
|
H==46,7
5 M
==
6'K.
+
PL; N
== 6,0
+
...
J
|
8 10
|
6,50
7,37
|
6,50 4,50
|
1,000 0,611
|
H===46.7?
M =
4
P1.5 N
= 6,0
+ ...
i
|
2 4
|
3,94 M5
|
4,50 ^,00
|
1,1^ 0,941
|
H==A6/75
M===6'K.+P1.5N===6,0+2P1.+ B=^,7+2P1.,
M=6'K.+P1.;
N===6,04-
{
|
4
8 10
|
4/71
^,37
4,81
|
4,50
5,50 4,56
|
0,955
1/259 0,94b8
|
Nach den eben
mitgetheilten
Beobachtungen bedingt jeder in
M hinzugefügte
Platindrath eine
Verkürzung von N ein in H
hinzu-
gefügter eine Verlängerung, ein in
IV eintretender ist
wirkungslos,
nur stört der bei M
==
6'K.
4-PL vorkommende Fall, der
von dem
ihm entsprechenden bei M
==
2' H.
+ Pl. abweicht. Im
Ganzen
wird der Ort
-m-
=== l ebenso
bedingt, wie der
Werth von
y an
dem
h
unteren Wendepunkt, doch möchte bei M
== 8 der
Einfluss
des
Platindrathes in
M etwas geringer sein, als bei
M= 4, wodurch
ein
Sit.zb,
d.
mathem.-naturw.
Cl. l. Bd.
2^
370
Knochenhauer.
Veränderungen.
Übergang auf die
Werthe von
y am oberen
Wendepunkte
angebalmt
würde.
Dass übrigens die
Ortsverschiebungen in III. von geringerem
Belange sind
als in I. ist zwar noch ersichtlich, allein das
gegenseitige
Verhältniss
lässt sich nicht mit
voller Sicherheit aus den
Beobach-
tungen entnehmen. Erwägt man nun,
dass bei der gerade
entgegen-
gesetzten Wirkung von
Pl. in M
und von Pl. in H
der Ort
•m-
== l
für eine nur aus
Kupferdrath bestehende
Leitung ungefähr da liegt
wo
ihn die Beobachtungen
für M ===
V K.
+ Pl.
und^f
==
6'
K.+PL
angeben, wenn zu
H kein anderer als der fest stehende
Platindrath
kommt, so
erhalten
wir^das für die
Theorie wichtige Resultat, dass
für den
berührten Fall der
Ort-"1-
==
l in I. durch
dieFormelA^fl,
in II. durch IV
==
-yfl.inIU.durch.ZV^-j-
H bestimmt wird, wo-
gegen oben
^.
13,
abgesehen von der kleinen
Correction,
der
Ort
-,==
Maximum in L durch die
Formel
N-}-SI==H-\-M,
in IL
durch
N-^M^
^(H
+
M), in HL durch N
+
M===-|-fJT+
M)
be-
stimmt
wurde, so dass also für die Erwärmung in
.N die
gesammten
Schliessungsdräthe
beider Batterien
H-^-M und
^V-|-M den
Nor-
malpunkt geben, für die Erwärmung in
M. dagegen
nur die
Dräthe
H
und N ohne
Berücksichtigung des
Mitteldrathes
M.—
Dass
die
beiden Normalpunkte
-,
=== l und
v—
=== Maximum in der
That
nicht
bei derselben Länge von N
zusammenfallen, davon kann man sieh
noch leicht
überzeugen, wenn man die drei Ströme in H, M
und
2V
zu gleicher Zeit
beobachtet, wie ich dies
für-einige Fälle
zu meiner
eigenen Überzeugung
gethan
habe.
^. 31. Nachdem
aus den vorstehenden
Untersuchungen
über
die Werthe
von-.-das Resultat
hervorgegangen ist, dass wenigstens
nach den Wendepunkten
die Länge der Dräthe die bedingenden
Elemente
in allen Formeln sind, so
muss unstreitig eine
ähnliche
Betrachtungsweise
auch auf die im ersten
Theile
^. 10 bis
^.
12
und
§. 17
mitgetheilten
Beobachtungen Anwendung finden.
Bei-^-
lagen
aber die Wendepunkte für das Arrangement I. der Batterie
um
2 M, für IL um
^X für HL um M
vom Orte ^-
-==
l ab, und
die
0
h
Längenwerthe
von y waren im
Allgemeinen an diesen
Wendepunktes
4
M, -|-M, 2
M; wenn demnach, wie dies sogleich die
Berechnung
zeigen wird,
für die Werthe
r-
bestimmte Grenzpunkte in
eiaem
des Entladungsstromes etc.
371
Abstande
Jf,
-|M,-^-^f
von dem Orte^-
=
Maximum liegen, so
ist
es dem Obigen entsprechend für die im ersten
Theile
enthaltenen
Reihen die
Werthe 2 M,
-|- M,
M als Hauptzahlen
anzunehmen.
Hiernach habe ich diese Reihen für I. unter
die Formel
l/^-^2^
__
_ r h
's.9
für II. unter
V^==-^, für
III. unter
V-—.! gebracht,
worin x
einen solchen variablen
Werth hat,
dass er von
den
Grenzpunkten
ab um eben soviel wächst, als vom
unteren Grenzpunkte ab
Fusse
Kupferdrath
in N hinzukommen oder als vom oberen
Grenzpunkte
ab
Fusse Kupferdrath aus
N
hinweggenümmen
werden. Die
Grenz-
punkte
sind in den Reihen annähernd mit einem
* bei x
bezeich-
net, damit man desto leichter die
Übereinstimmung von x mit
den
Beobachtungen
verfolgen könne. Erwägt man bei diesen
Beobach-
tungen, dass die Grundzahlen 2 M,
-|-
M, M
nur im Allgemeinen
die richtigen Werthe
sein werden, nimmt
man hinzu, dass die
Er-
wärmungen n nach den Grenzpunkten (denn
über x zwischen beiden
fehlt hier wie
bei
-.- der
Aufschluss) schnell klein
werden, und da-
durch nicht allein der
Zuverlässigkeit der beobachteten Zahlen
einiger
Eintrag geschieht, sondern auch bei
schwachen Strömungen
alle
etwa zufällig vorkommenden Hindernisse
ungleich stärker
hemmen
und leicht ein schnelleres Anwachsen
von x, als
es nach N sein sollte,
veranlassen, erwägt
man ferner, dass ich alle
diese
Beobachtungen
ein
Jahr früher gemacht habe, ehe ich durch die
folgenden
Versuche
über die Erwärmungen in H und
M auf die hier gegebene Erklärung
kam, also
an keiner Stelle eine Revision eintreten lassen
konnte,
welche jedenfalls bei den kleinen Schwankungen
theils in der
Able-
sung der Werthe, theils unter dem störenden
Einflüsse der
Luft-
strömungen
i)
nöthig ist
(später mochte ich die Revision nicht
mehr
vornehmen), sieht man endlich darauf, wie die Fehler
in einer
Reihe
durch
die besseren Resultate einer
ändern,
namentlich in den summa-
rischen Versuchen
§.17 wieder
aufgehoben werden, so
glaube
ich
sicher, dass man in die Richtigkeit der so einfachen
Formeln keinen
Zweifel setzen wird, und dies um so
weniger, als alle drei Reihen
1)
Bei selbst
massigem
Winde
lassen
sich
mit
dem Luftthermometer gar
keine
Beobachtungen
antsellen,
indem durch den Druck der
Lul't
auf
das
offene
Gefäss
die Spiritussäule bewegt wird.
^
#
372 Knochenhauer.
Veränderungen
m
I, II, III in dem auch durch die Reihen für
—
hindurchgehenden
Principe
ihre Erledigung finden. Störend sind allein die
Beobaeh-
tungen
in §. 17 für
M===16'
K., wenn Haupt- und
Nebenbatterien
2
Flaschen enthalten, und zum
Theile neigen auch hierhin
die Beob-
achtungen in
§. 10 für
M==
8' K. Da mir diese
Abweichung zu auf-
fallend war, so
repetirte ich
nachträglich die Versuche für
M==
16'K.,
erhielt aber
auch jetzt dieselben Resultate. Wenngleich ich nun
nicht
glaube,
dass diese Beobachtung die
Formeln überhaupt verdächtigen
kann, da
für M===
16' K. die Reihen in
Hauptbatterie l Flasche,
Nebenbatterie 2 Flaschen, wie in
Hauptbatterie l Flasche, Neben-
batterie 3 Flaschen
vollkommen stimmen, so
wird doch dieser
Punkt
jedenfalls
später noch weiter verfolgt werden müssen, um zu
sehen,
ob eine zu
kleine Länge in ZT in
einzelnen Fällen eine
Abänderung
der
Resultate bewirken kann.
§.
32. Durch Hinzufügung von
Platindrath in H
erleiden die
Werthe von
x keine
Veränderung, dagegen werden sie
vergrössert,
wenn
Pl. in N
hinzukommt. Über die
Grosse dieses Einflusses
nach
den Grenzpunkten liegen mir zwar auch mehrere
Beobachtungen vor,
doch genügen sie mir noch nicht
zu sicheren Bestimmungen, ich will
sie daher ganz
übergehen, und nur auf die
Maximumswerthe von
r-
die
Aufmerksamkeit hinlenken,
weil sich hier der
Einfluss des
PL
schon deutlicher nachweisen
lässt. Nimmt man
nämlich zu den
oben
mitgetheilten
Versuchen noch folgende vereinzelte
Beobachtungen
über die
Maxima
hinzu:
des Entladungsstromes
etc.
373
Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebentatterie 2
Flaschen*
|
h
|
n
|
y^
|
X
|
(6'K.
|
9,54
|
8,5^
|
0,946
|
33,8
|
H===10,25
N==16^
,•
N====5,5+<
|
|
|
|
|
(^ K.
+
Pl.
|
7,58
|
6,37
|
0,917
|
3^,9
|
|
h
|
n
|
VT
y
h
|
x
|
//./
fr
|
10,33
|
8,84
|
0,925
|
17,3
|
H==10,2;
M==8X
5
N==5,5+^
|
|
|
|
|
[^ K.
+ PL
|
8,42
|
6,54
|
0,88^
|
18,1
|
Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
h
|
n
|
VT
y
2h
|
x
|
"\o/
V
|
6,87
|
12,29
|
0,946
|
22,5
|
H==28,75
M==16'K.5
N=5,5
f-^
|
|
|
|
|
)
PL
|
5,37
|
8,87
|
0,909
|
)^5
|
so erhält man mit Berücksichtigung
derjenigen Beobachtungen allein,
in denen zu dem einen in
N fest stehenden PL noch ein zweites
bei
gleicher Länge von H hinzugefügt
wurde, folgende Tabelle für die
laxima
von
L Hauptbatterie 2 Flaschen;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
H
|
M
|
l Pl. in N.
|
2 Pl. in N.
|
Zuwachs von
x
|
Zuwachs
von x auf
|
|
|
x
|
x
|
auf l
Pl.
|
rK. in
(H+M)
|
10,2
|
4
|
9^
|
10,9
|
1^5
|
0,102)
..Q.
|
18,2
|
4
|
10,0
|
li^O
|
2,00
|
o^op
|
10,2
|
8
|
17/3
|
18,1
|
1,05
|
0,058
|
10,2
|
16
|
33,8
|
3^9
|
|
|
374
Knochenhauer. Veränderungen
H. Hauptbatterie l Flasche;
Nebenbatterie 2 Flaschen.
|
|
l PL in N.
|
2
Pl. in N.
|
Zuwachs
|
Zuwachs
vo& x
|
H
|
M
|
|
|
von
x
|
auf
|
|
|
x
|
X
|
auf l Pl.
|
l'K.
in (H +
M)
|
18,7
|
4
|
6,4
|
7,6
|
1,15
|
0.050)
|
30,7
|
4
|
7,1
|
8,9
|
1,80
|
0,052}
°'051
|
22/7 20,7
+ PL
|
8 8
|
11,8 11,9
|
12,8 13,1
|
1,05 1,20
|
\
0,037
|
28,7
|
16
|
22,5
|
23,5
|
1,10
|
0,025
|
III. Hauptbatterie l Flasche; Nebenbatterie 3
Flaschen.
30,7 36,7 36,7 34,7+P1.
|
«
4 ^
8 8
|
5,4
5,7 9,2 9,2
|
6,0 7,3 10,5 10,4
|
1,45 1,65 1,25 1,20
|
%}
W
\
0,028
|
Diese Tabelle lehrt zunächst,
dass durch
Subtraction des
Zu-
wachses,
den x durch das zweite in N hinzugefügte PL erhält,
von
dem
Werthe von x, wo
sich in N nur ein Pl. befindet, x in L
auf
2 M, in II. auf
-5-M, in III. auf M
zurückgeht, so dass
dasMaximum
o
von
n-,
—, — durchweg
gleich l sein würde,
sofern die
Leitungs-
dräthe
allein aus Kupferdrath
zusammengesetzt
wären. Dieses
an
und für sich
schon wichtige Resultat dürfte
auch zur Bestätigung
der
Formeln für
, dienen, wenn anders noch
ein Zweifel dagegen statt-
finden könnte
Beachtenswerth ist wieder
der unregelmässige
Zu-
wachs in I. bei M
== 16 und zum
Theile auch bei
M^-S, der
mit
der oben erwähnten
ünregelmässigkeit
zusammentrifft.
§. 33. Der
in der fünften
Columne der vorstehenden
Tabelle
verzeichnete mittlere
Zuwachs, welchen x
durch Hinzufügung eines
Pl. in N erhält,
steigert sich bei gleichem Arrangement der Flaschen
durch
Verlängerung von
If;
dividirt man also, wie in
§. 29
mit
ff
4- M (denn
hier gehört nach dem frühern, Mm ff) in den
Zu-
wachs,
um eine Steigerung auf l'
K. in
(H
+ M)
zu
erhalten,
so
geben die zu M
== 4 gehörigen
Mittelwerthe die Zahlen
0,096 —
des
Entladungsstromes
etc. 3 7
S
o
0,051
— 0,043, welche nicht nur ungefähr
^-mal so
gross sind
als
die Zahlen bei M
== 8, sondern auch den
<^. 29 gefundenen
Zahlen
0,289
— 0,144 — 0,123 gegenüber gestellt in demselben
Verhält-
nisse, wie diese zu einander stehen und von
ihnen nur ihrer
absoluten
Grosse
nach abweichen. Indem wir uns also daran erinnern,
dass
nach
§. 29 auf die
Werthe von
In am oberen
Wendepunkte
PIatin-
drath
in H keinen
Einfluss ausübt,
dagegen Platindrath in
M oder
7V einen durch die Länge von H
bedingten Zuwachs in
y
hervor-
bringt, indem wir hiermit aus den Beobachtungen
über
l-
das Resul-
tat
zusammenstellen, dass auch
auf
, der Platindrath in
H keine
Wir-
kung
äussert, Platindrath
dagegen in N
(über M sich
§. 34)
den
Wertli von
x steigert, und
zwar desto mehr, je länger (H
-j-
M)
wird, indem wir ferner beachten, dass sich
in den Zahlen des Zu-
wachses für x und
y bei den verschiedenen Anordnungen der
Bat-
terien gleiche Verhältnisse herausstellen, so
müssen wir aus dieser
Übereinstimmung folgern,
dass sich in
Tf-
am oberen Wendepunkte
die im
Schliessungsdrath N
der Nebenbatterie vorkommende elek-
trische Strömung
abdrückt, und wir müssen mit vollem Rechte
von
einer Theorie dieser Hergänge verlangen, dass
sie den Grund
einer
solchen Ausprägung der Strömung in
N in der
Strömung in M
bei
dem oberen Wendepunkte nachweise, während sie
zugleich erläutert,
warum am unteren Wendepunkte
sich nichts derartiges
findet,
son-
dern
dort ganz andere Verhältnisse vorwalten.
§. 34. Ich
habe in dem Vorhergehenden
häufig die
Beobach-
tungsreihen, in welchen die Erwärmung in
J^und
IV
gemessen
war,
mit den anderen, in welchen die Erwärmung in
ff und M
bestimmt
war, zusammengestellt, indem ich die Wirkung der
Platin dräthe
eli-
minirte
und damit die ganze
Leitung gewissermassen
aufKupferdrath
zurückbrachte.
Es schien mir jedoch, als dürfte sich bei der
ersteren
Art von
Beobachtungen noch das
Bedenken erheben, dass nirgends
Platindrath in Meinging,
der bei der zweiten Art
von Beobachtungen
immer vorhanden war; ich habe
desshalb noch einige
Reihen hinzu-
gefügt, in denen ich die Hauptbatterie
aus l, die Nebenbatterie
aus
2 Flaschen bestehen
liess; da es Doppelreihen
waren, so geben die
in den nachstehenden Tabellen
enthaltenen Werthe , das
Mittel aus
beiden Reihen,
376
Knochenhauer. Veränderungen
Nr. l. H== 18,7:
M==8'K.;
N==S,S+
+
|
h
|
n
|
n T
|
n 2h
|
v^
y
2h
|
X
|
0
|
9,42
|
15,00
|
1,616
|
0,808
|
0,899
|
11,9
|
2
|
9/25
|
15,12
|
1,601
|
0,800
|
0,895
|
12,0
|
4
|
10,29
|
1A,75
|
1,^30
|
0,715
|
0,846
|
12,6
|
6
|
11,25
|
13,19
|
1,172
|
0,586
|
0,766
|
13,9
*
|
12
|
13,87
|
8,50
|
0,613
|
0,306
|
0,653
'
|
19,3
|
14
|
1^2
|
7,56
|
0,517
|
0,258
|
0,508
|
21,0
|
18
|
15,25
|
5,96
|
0,370
|
0485
|
0,^30
|
24,8
|
Nr. 2. H=18,7;
M^K.;
N==8,S
+ PL +...
+
|
h
|
n
|
n T
|
n ^h
|
V1
»
2h
|
X
|
0
|
7,71
|
11,12
|
1^21
|
0,710
|
0,842
|
12,7
|
2
|
8,44
|
10,76
|
1,277
|
0,639
|
0,800
|
13,3
|
4
|
9,12
|
10,12
|
1,094
|
0,5^7
|
o/no
|
14,4
*
|
10
|
12,26
|
7,19
|
0/587
|
0,293
|
0,551
|
19,4
|
12
|
13,69
|
6,12
|
0,447
|
0,223
|
0,^73
|
22,6
|
16
|
14,69
|
V5
|
0,320
|
0,160
|
0,400
|
26,6
|
Nr. 3. H===18,T;
M^S' K.;
N===S,8 + 2P1.
+ .
+
|
h
|
n
|
n ~h
|
n 2h
|
yr
y
äh
|
X
|
0
|
7,21
|
8,37
|
1,135
|
0,567
|
0/75^
|
1W
|
2
|
8,12
|
7,75
|
0,963
|
0^81
|
0,694
|
15,4»
|
8
|
11,29
|
5,94
|
0,5^6
|
0,263
|
0,513
|
20,8
|
10
|
12,25
|
5,19
|
0,424
|
0,212
|
0,460
|
23,2
|
14
|
13,6^
|
^00
|
0,286
|
0,1^3
|
0,378
|
28,2
|
des
Bntladungsstromes
etc.
377
Nr. 4.
H==18,7;
M^ K.
+ PL; N=S,S
+
+
|
h
|
n
|
n T
|
n 2h
|
VT
y
2h
|
X
|
0
|
7,25
|
11,00
|
1,530
|
0,765
|
0,875
|
12,2
|
^
|
8,37
|
11,25
|
1,37^
|
0,687
|
0,829
|
12,9
|
4
|
9,50
|
10,75
|
1,133
|
O,5&6
|
0,753
|
14,1
*
|
6
|
11,08
|
9,67
|
0,876
|
0,^38
|
0,662
|
16,1
|
1^
|
13,35
|
5,94
|
OM8
|
0,22^
|
0,^73
|
22,6
|
14
|
1^00
|
5,19
|
0,371
|
0458
|
0,431
|
2^7
|
18
|
14,12
|
3,75
|
0,261
|
0,130
|
0,361
|
29,5
|
Nr. S.
H==26,7;
M=8' K.$
N==S,5
+
2PL
+
4-
|
h
|
n
|
n T
|
n 2h
|
yr
r
&h
|
X
|
0
|
7,25
|
7,75
|
1,070
|
0,535
|
0,73^
|
IM
|
2
|
7,37
|
8,18
|
1,120
|
0,560
|
0,742
|
IM
|
^
|
7/69
|
7,81
|
1,074
|
0,518
|
0,720
|
1^,8
|
8
|
9,25
|
6,87
|
0,735
|
0,367
|
0,606
|
17ft
S9C
|
12
|
11,06
|
5,12
|
0,^63
|
0,231
|
0^81
|
22,2
|
16
|
12,75
|
4,06
|
0,318
|
0,159
|
0,398
|
26,8
|
Nr. 6.
H==26.7:
M===47
K.
2PL; N==5,S
+
+
|
h
|
n
|
n
T
|
2h
|
VT
y
ah
|
X
|
0
|
^,69
|
5,00
|
1,064
|
0,532
|
0,733
|
14,5
|
2
|
W
|
6,00
|
1,250
|
0,625
|
0,790
|
13,5
|
4
|
W
|
6,87
|
1,225
|
0,612
|
0,782
|
13,6
|
6
|
6,19
|
7,00
|
1,156
|
0,578
|
0,764
|
14,0
|
8
|
9,62
|
94^
|
0,936
|
0,468
|
0,68^
|
15,6
»
|
12
|
10,50
|
6,50
|
0,616
|
.
o,ao8
|
0,555
|
19,2
|
20
|
11,69
|
3,37
|
0,284
|
0,142
|
0,377
|
28,3
|
In diesen Reihen haben zunächst die
Werthe von
x in Nr.
4
und Nr. 6 von dem mit
* bezeichneten Grenzpunkte
an ihren
regel-
mässigen
Verlauf, der in M hinzugefügte
Platindrath ändert
also
in dieser Beziehung nicht das Geringste. Vergleicht
man da-
gegen Nr. 4
mit Nr. l, so macht
sieht eine Verschiebung
vom
378
Kno
ebenhauer.
Vertoiderungen
Orte-?-
h
==
Maximum bemerkbar,
ähnlich wie bei
—===
l, doch
wohl
im geringeren Masse; auch dürfte das Maximum
bei M ==
6' K.
4-p}
einen
grössern absoluten
Werth erreichen, als hei
M===
S'
K.,
wenn
in N noch ein
Pl. hinzugefügt wird.
Um hierüber sicherer
zu
sdß
da in Nr. 2
und 3 das Maximum oben aus der Tabelle heraustritt
wurden
die Reihen Nr. 8 und 6 angestellt, die die
Vermuthung
te-
stätigten.
Ich hoffte durch die beiden nachstehenden Reihen, die
mit
Nr. l und 4 in
§.
11 verglichen werden
können, eine nähere
Aus-
kunft über
die Veränderung des Ortes
-.
== Maximum zu
erhalten,
doch geben "auch sie keinen gerade
zu festen Anhaltspunkt zu
eher
sichern
Entscheidung, ob die Verschiebung bei — und
Tt-
gleich'gross
ist Die
Reihen sind:
Hauptbatterie 2
Flaschen; Nebenbafcterie 2
Flaschen.
H^IO,2; M-^K.
-1-2P1.;N—^^
-l-...
+
|
h
|
n
|
r1 h
|
v^
|
X
|
0
|
8,56
|
6,94
|
0,811
|
0,005
|
17,7
|
ä
|
8,81
|
7,2&
|
O,8ä3
|
0,907
|
17,6
|
^
|
9,09
|
8,12
|
0,837
|
0,915
|
17,5
|
6
|
10,9^
|
8,06
|
0,737
|
0,859
|
18,6
|
12
|
13/75
|
6,50
|
0,^73
|
0,687
|
a3,8»
|
20
|
1^,31
|
3,87
|
0,270
|
0,020
|
30,8
|
-4-
|
h
|
n
|
n T
|
VT
|
X
|
0
|
8,21
|
2^5
|
0,300
|
0,548
|
29,2
|
4
|
7,87
|
3,12
|
0,396
|
0,630
|
^
|
8
|
7,81
|
^31
|
0,552
|
0,^3
|
21,5*
|
t2
|
8,37
|
5,25
|
0,627
|
0/792
|
20,2
|
14
|
8,50
|
5,87
|
0,690
|
0,831
|
19,2
|
16
|
9,31
|
6,19
|
0,665
|
0,815
|
19,6
|
18
|
9,75
|
6,12
|
0,628
|
0,792
|
20,2
|
des
Entladungsstromes etc.
37&
Aus allen 8 Reihen geht also so viel hervor,
dass ein in M
ein-
gereihter
Platindrath in den
Werthen von
^ keine anderen
Verän-
derungen hervorbringt, als welche von den
schon früher bekannten
Wirkungen dieser
Dräthe erwartet
werden konnten.
§.
3S. Nachdem ich die
Resultate einfach dargelegt habe, die
aus den
mitgetheilten
Beobachtungen mit dem Luftthermometer
über
diejenigen Veränderungen gezogen werden
konnten, welche der
Strom einer elektrischen Batterie
erleidet, wenn an den
Schliessungs-
drath
noch eine zweite Batterie geknüpft ist, so werde ich jetzt
noch
meine Ansichten über den Hergang bei diesen
Veränderungen aus-
sprechen und daneben die
Thatsachen angeben, die
ich mit
dem
Funkenmesser, wenn
auch nur mehr probeweise ermittelt habe.
Um zuerst bei
den bis jetzt geltenden Ansichten über
den
elektrischen Strom stehen zu
bleiben, so findet man,
trotzdem, dass
man in der
Elektricität nicht
gern Materielles anerkennen möchte,
doch bei der
Erklärung aller bisher aufgestellten Formeln die
Grund-
ansicht durchgehen, dass bei der Entladung der
Batterie ein Strom
elektrischer Materie von der inneren
zur äusseren Belegung
übergeht,
mit dem
der entgegengesetzte Strom von der äusseren zur
inneren
Belegung zusammenhängt. Nach dieser Ansicht
würde, wenn
man
nur den positiven Strom ins Auge
fasst, der Hergang sich
etwa
also
erklären.
Dem aus dem Innern der Hauptbatterie
herkommenden
Strome
stehen an der Stelle, wo der
Mitteldrath beginnt, zwei
Wege
offen; er kann entweder unmittelbar durch diesen
Drath nach
der
äusseren Belegung der Hauptbatterie
strömen, er kann sich
aber
auch, wie es beim sogenannten Ladungsstrom, wo
M
fehlt, der
Fall
ist, in die Nebenbatterie stürzen, indem er in
dem Masse, als er sich
im Innern dieser Batterie
ansammelt, negative Elektricität
auf
ihrer
Anssenseite
bindet, die dadurch frei gewordene positive
Elektricität
zur
Aussenseite der
Hauptbatterie entsendet, und hintenher durch
N
und
M, den
Schliessungsdrath der
Nebenbatterie, seine Ausgleichung
mit der kurz vorher von
ihm gebundenen negativen Elektricität findet
Nach dieser Erklärung hat man zwei
Acte zu
unterscheiden,
erstens die Entladung der Hauptbatterie
sowohl durch Ausströmen
über M, als
durch Ladung der Nebenbatterie, zweitens die
Entladung
der
Nebenbatterie; beide Acte
brauchen jedoch der Zeit
nach nicht
ganz auseinander zu liegen, denn während
der Entladung der Neben-"
380
Knochenhauer.
Veränderungen
batterie kann
zugleich noch die Entladung der Hauptbatterie
über
den
Mitteldrath stattfinden.
Die Unzulässigkeit dieser Erklärung
kann
ohne
Schwierigkeiten nachgewiesen werden. Man nehme z.
B.,
um
bestimmte
Anhaltspunkte zu haben, den
Fall an,
dass die
Haupt-
batterie aus einer, die Nebenbatterie aus drei
Flaschen bestehe, und
dass dabei die ganze Leitung aus
Kupferdrath gebildet sei;
H sei
==
48', M
==
8', so liegt nach
§.
13
^
==
Maximum bei N
==
11,8
und
die Erwärmung in N ist für diese Länge dreimal so
gross,
als
die Erwärmung in
H. Nun ist
ersichtlich, dass bei der
Ladung
der
Nebenbatterie die
Elektricitäfc durch
N nicht schneller strömen kann,
als sie durch
B aus der Hauptbatterie herkommt, demnach
muss,
selbst wenn gar
keine Elektricität
durch den Mitteldrath
abflösse
imä
dadurch der
Nebenbatterie verloren ginge, die durch den
ersten
Act bewirkte
Erwärmung in Jfund
N gleich gross sein; da aber
in
iVeine dreifache
gegen H hervortritt, so wird man die
Zeitdauer
für diesen ersten Act gross ansetzen
müssen, weil nur so der elek-
trische Strom geringe
Wärme hervorbringt, und um dann die
fehlende
Wärme in N m gewinnen, hätte
man zweitens die Zeitdauer
für
den
zweiten Act,
für die Entladung der
Nebenbatterie recht kurz zu be-
messen, damit der Strom
einer gleich grossen
Quantität Elektricität
viele Wärme
erzeuge. Gibt man diese
Annahme zu, so folgt
wieder
daraus,
dass, weil der Entladungsstrom der Nebenbatterie nicht
nur
durch N, sondern auch durch M
hindurchgeht, dass dieser Strom
in
M gleiche Wärme
hervorbringt. Die Formeln in
§. 30 geben
tör
den Ort
v-
== l die Länge von IV
===
16',
wornach bei N
== 11,8,
da in unserem Falle der obere Wendepunkt um 8
Fuss von
^
==
l
abliegt, also auf
N == 8 fällt,
in der That in M
eine stärkere Er-
wärmung hervortritt, aber
diese Erwärmung
variirt mit
Verlängerung
von
^bedeutend,
und sinkt schnell auf l
zurück, dagegen steigt sie
noch langsam bei
Verkürzung von
Ny bis sie bei
N == 8 wieder
ab-
zunehmen
beginnt.
»Während
dies hier in M vor
sich geht, nimmt
die Erwärmung in N
gleichmässig nach
beiden Dräthen, durch
Ver-
längerung und durch Verkürzung von
N ab, und gerade hierin liegt
die
Unmöglichkeit mit der Annahme
durchzukoimnen. Zur
Erklärung
nämlich der in M auftretenden
Erscheinungen lässt
sich nur noch
ein
gegenseitiger
Einfluss des
Entladungsstromes der Nebenbatterie
mit dem auch nach
ihrer Ladung in der Hauptbatterie
zurückbleibenden
des
Entladungsstromes etc.
381
und über M
abfliessenden Strome
herbeiziehen; da aber dieser
letztere Strom in seiner
Stärke ebenfalls von dem Strome der Neben-
batterie
abhängig ist, weil er genau in eben dem Masse stärker
bleibt,
als die Ladung in der Nebenbatterie
schwächer wird, so
kann
man
unmöglich von
zweien durch dieselben
Umstände bedingten
Strömen
einen
Effect erlangen, der einem
ändern als dem im
Strome der
Nebenbatterie hervortretenden Gesetze folgt.
Welche besondere
Eigenschaften man daher auch noch den
elektrischen Strömen bei-
legen mag, immer
müssen die Hauptpunkte im Strome N mit
den
Hauptpunkten im Strome M zusammenfallen, und es kann
sich die
Erwärmung in M nicht unabhängig
machen von der Erwärmung in N.
Der Fehler
in der gegebenen
Erklärung liegt in dem Mangel
einer
doppelten
Thätigkeit oder
Kraft, die dem elektrischen Strome zu-
kommen
muss, und die man mit
einem materiellen Strome nicht
ver-
binden
kann; man kann von zwei
Strömen wohl eine
Verstärkung
und eine gegenseitige Vernichtung
herleiten, man kann aber nicht
das Eintreten der einen
und der ändern
Wirkung auf Stellen
ver-
weisen, wo in diesen Strömen selbst kein
Wechsel stattfindet,
man
könnte also wohl von dem Orte an, wo
-r-
==
Maximum ist, und
von
a
welchem ab die Erwärmung in N nach
beiden Seiten
gleichmässig
abnimmt,
eine ungleichartige Erscheinung in
^fnach beiden
Seiten,
nach
der einen eine Vermehrung, nach der
ändern eine
Verminderung
der Erwärmung ableiten, aber der
Scheidepunkt muss mit dem obigen
Orte zusammenfallen, und
es dürfen nicht
ausserdem an
Stellen
Variationen und
Wendepunkte entstehen, wo ähnliche weder in
ff
noch in
N sind, den beiden
Factoren, von denen allein
die Variationen
abhängig sind. Ich glaube, das
Gesagte kann genügen,
um die Unzu-
lässigkeit der versuchten
Erklärungsweise nachzuweisen, und es
wird
nicht weiter
nöthig sein, auch
noch auf die Schwierigkeiten hinzu-
weisen, die mit der
Annahme verbunden sind,
dass gerade für
den
ersten
Act der Ladung der
Nebenbatterie die Zeitdauer
gross,
für
den zweiten Act, den ihrer Entladung die
Zeitdauer klein sein soll;
denn auch dies widerspricht unseren bisherigen
Erfahrungen. Die-
selbe
Quantität
EIektricität
nämlich bringt nach Allem, was wir bis
jetzt wissen,
einen desto grösseren
Wärme-Effect hervor,
je kleiner
die Fläche ist, auf der sie sich
ansammelt.
Lassen wir also bei einer Nebenbatterie von
vielen Flaschen
eben
desshalb in sie eine
grosse Ladung gelangen,
weil viele Flaschen
382
Knochenhauer. Veränderungen
da sind, so wäre gerade der Ladungsstrom
derjenige, der mit
grosser
Gewalt aus der
Haupt- in die Nebenbatterie getrieben
würde,
wo-
gegen
der Entladungsstrom, weil
nun dieselbe
EIektricität in
vielea
Flaschen
verbreitet wäre, mit geringerer Gewalt die Entladung
be-
wirken würde. Während man also den
Haupttheil der
Erwärmung in
2V vom Entladungsstrom herzuleiten
gezwungen ist, legen die
bis-
herigen
Erfahrungen auf den Ladungsstrom das Hauptgewicht,
ver-
langen also für H und N ziemlich
gleiche Effecte.
-§. 36.
Um eine andere
Erklärung zu versuchen, wird es
nicht
überflüssig sein, mit wenigen Worten an
die Thatsachen zu
erinnern,
welche
ich in früheren Abhandlungen nachgewiesen habe.
Zunächst
habe
ich gezeigt, dass, wenn
der Entladungsstrom einer
Batterie
über einen gleichartigen
Schliessungsdrath fortgeht
und man zwei
Stellen desselben durch einen
Funkenmess^r verbindet,
sich zwischen
ihnen
eine ihrem Abstande von einander
proportionale
Schlagweite
der Funken findet. Der elektrische Strom hat
demnach, wenn
er
über
-den
Leitungsdrath fortgeht,
die Eigenschaft, dass jede
zwei
Stellen
desselben in einen besondern Zustand gegen einander
gesetzt
sind,
oder vielmehr durch den
elektrischen Strom findet
im Drathe
eine solche
Erregtheit der Theile
Statt, dass zwischen je zwei
Stellen ein Funke von einer
bestimmten Länge hervorbrechen
kann,
Ich
will diese Erregtheit mit dem
Namen Spannung belegen,
und
bemerke nur noch, dass man diese Spannung nicht etwa
so ansehen
dürfe,
als würde sie erst durch den Funkenmesser
hervorgebracht,
weil,
wie der Funke erscheint, eine
Stromtheilung und damit
em
anderer
Verlauf des Stromes bedingt ist; die Erregtheit ist
vielmehr
eine Wirkung des Stromes selbst auf den
einfachen
Schliessung»-
drath,
weil der zweite Weg über die
Kugeln des
Funkenmessers
nicht
als ein schon vorhandener die Stromtheilung
veranlasst,
son-
dern weil die
Spannung der Theile erst den zweiten Weg
eröffaet,
sobald
sie gerade stark genug ist, um die hindernde Luftschichte
zu
durchbrechen und damit den zweiten Weg
herzustellen: die
Länge
des Funkens ist also eine Folge der Erregtheit
der Theile,
wogege»
die
Stärke des Funkens oder mit
ändern
Worten, die Stärke
des
über die
Kugeln des Ausladers gehenden
Stromtheils eine
Folge
der
durch den
eröffneten
neuen Weg hergestellten
Verzweigung
des
Stromes
ist.—Ferner habe ich nachgewiesen, dass ein feiner
Platin-
drath von
S,7
Fuss Länge,
von seinen Enden dieselbe
Schlagweite
des
Entladangsstromes
etc. 383
hat, als ein stärkerer
Drath von 8
Fuss Kupfer, wenn sie bei
gleicher
Ladung der Batterie in einen gleich langen
Schliessungsdrath
ein-
geschaltet
werden; bringt man weiterhiß diese beiden
Dräthe
ak
zwei Zweige in einen
Schliessungsbogen, so
findet eine
solche
Stromtheilung
Statt, dass ein gleicher
Stromtheil durch jeden
der
beiden Zweige hindurchgeht. Aus
dieser
Thatsache folgere ich,
dass
der Strom einer Batterie, wenn ihm zwei Wege
geöffnet sind,
nicht
einfach
demjenigen nachgehen kann, auf welchem er den
geringsten
Widerstand findet, auf dem er also am
schnellsten zu seinem Ziele
gelangen würde,
sondern
dass Aei einem
elektrischen Strome viel-
mehr ein Gleichgewicht
in der
Spannung
der einzelnen Theile
der
Leitung stattfinden müsse, und dass ohne dieses
Gleichgewicht
ein
elektrischer Strom gar nicht bestehen könne.
Soll also der
Strom
getheilt durch
zwei Dräthe
hindurchgehen, so
muss er nach
beiden
Seiten hin in solcher
Vertheilung gehen, dass
diese partiellen
Ströme
mit
gleicher Spannung
verbunden sind; der Strom muss also
im
angeführten
Falle durch 8' Kupfer
und
ö',7
Platin, ohne Rücksicht
auf die ungleichen
Widerstände der beiden Dräthe, mit
gleicher
Stärke gehen, weil nur so das Gleichgewicht
der Spannung besteht.
%. 37.
Gehen wir näher auf
unsern Fall mit der
Nebenbatterie
ein, so habe ich auch hierfür schon
merkwürdige
Spannungs-
Verhältnisse
nachgewiesen und in
PoggendorFs
Annalen Bd.
71,
pag.
ä43, bekannt gemacht.
Bringt man nämlich in den
Schliessungs-
drath
einer Batterie eine zweite
ein, bei welcher
Zusammenstellung
gegen Fig. l nur der
Mitteldrath M
fortfällt, so findet
bei der
Ent-
ladung
der Hauptbatterie die
bekannte
Ausgleiehimg der
Elektricitat
auf
beide Batterien Statt, und der ganze
Hergang stellt sich
schein-
bar
gleich einem
gewöhnlichen
Entladungsstrome dar.
Sobald man
also zwei Stellen des
Leitungsdrathes, welche
auf derselben Seite
der
Nebenbatterie liegen, mit
einem Funkenmesser
verbindet, so
zeigt sich der Drath wie ein einfacher
Schliessungsdrath der
Batterie,
gleichsam als wäre statt der Nebenbatterie
aur derjenige Drath
ein-
geschaltet worden,
welchen
sie in sich enthält.
Allein ganz andere
Spannungserscheinungen treten hervor,
wenn man mit dem Funken-
messer zwei auf verschiedenen
Seiten der Nebenbatterie liegende
Stellen verbindet;
jetzt erweist sich die Nebenbatterie ebenso gela-
den,
wie die Hauptbatterie, sie gibt Schlagweiten, als wäre in ihr
die
doppelte
Spannung vorhaaden, die
nach Herstellung des Gleich-
3§4
Knochenhauer. Veränderungen.
gewichtes oder
nach Verlauf des Ladungsstromes in ihr
zurück-
bleibt
i),
und überdies stehen die
Werthe der
Drathlängen
gegen
einander
in einem Verhältnisse, das dem in der
gegenwärtigen
Ab-
handlung für
den Ort -^-
==
Maximum und
-^
=== l gelten
den
ent-
spricht.
Diese Versuche mit dem Funkenmesser lehren,
dassdieTheile
des
Schliessungsdrathes beim
elektrischen Strome in eine zweifache
Spannung versetzt
werden können, und
dass beide Arten der
Erregt-
heit
zu gleicher Zeit
vorkommen; auch
unterscheiden sich noch beide
Arten am Funkenmesser
dadurch, dass bei der zuletzt erwähnten Art
die
beobachteten Zahlen unmittelbar Geltung haben, die
ändern
dagegen
die
Hinzunahme einer
constanten
Grosse erfordert (bei
meinem Instru-
ment
2,61 für eine Ladung
der Hauptbatterie ===
4O,OO). Gehen
wir
von
diesen Thatsachen aus, so
kann der Hergang bei den
Erscheinufl-
gen
mit der Nebenbatterie folgender sein. Wenn sich die
geladene
Hauptbatterie
über ihren
Schliessungsdrath
entladet, so kommen
arf
demselben zwei
Stellen vor, an welchen das Gleichgewicht der Span-
nung
nicht ohne besondere neue Spannungsverhältnisse
hergestellt
werden kann, nämlich an den beiden
Stellen, wo sich der
Schlies-
sungsdrath der
Nebenbatterie anreiht. Soll demnach auch
dieser
Drath erregt
werden, um mit seiner Spannung das Gegengewicht
za
halten, so ist
ersichtlich, dass jede auf ihm erregte
Spannung
so
lange durch die Nebenbatterie, in welcher ebenso wie
in der
Haupfr-
batterie
grössere
Metallflächen durch einen Nichtleiter getrennt
siad»
umgeformt
wird, bis von der Seite dieser Batterie ein ganz
ähnlicher
elektrischer Zustand herkommt, als von der
Seite der
Hauptbatterie,
bis also
die Nebenbatterie ebenfalls als eine geladene der
anderen
ursprünglich
geladenen Batterie entgegenwirkt. Man setze,
um
den
einfachsten
Fall zu haben, dass beide Batterien gleich viele
Flaschen
enthalten, und dass beide
Schliessungsdräthe
gleich lang sind,
so
wird
man sogleich abmessen, so wenig wir auch bis jetzt das
Wesen
der elektrischen Spannung kennen und wissen, wie
die Molecule
des
Drathes gestellt
sein müssen, um in diese elektrische Erregtheit
m
kommen, so wird man, meine ich, sogleich
abmessen, dass ein Gleich-
A)
In der
citirten
Abhandlung habe ich
fälschlich
auch der Hauptbatterie
eine
gleiche
Schlagweite, wie der Nebenbatterie beigelegt, diese
bleibt
jedoch
die
ursprüngliche
und
die Beobachtung bei 2
Flaschen
in der
Haupthatterie
unä
l
Flasche in der Nebenbatterie müssen ebenso gedeutet werden, wie die
spte-
ren
bei drei Flaschen in der Hauptbatterie und l Flasche in der
Nebenbatterie.
des E
ntlad
ungsstromes
etc.
385
gewicht nur
möglich ist, wenn von dem
Drathe der
Nebenbatterie
her eine gleiche Wirkung, wie von der
Hauptbatterie kommt, wenn
also die elektrischen
Kräfte in N ebenso
thätig sind wie in
H. Nur
lasse man, um nicht in neue Schwierigkeiten
zu kommen, alles
Materielle von der
Elektricität weg, und
sehe in einer
geladenen
Flasche
eben nur eine
hervorgerufene Spannung
der beiden
Bele-
gungen, die
wieder unterdrückt wird, wenn durch den
Schliessungs-
drath
hindurch sich eine fortlaufende Kette erregter
Molecule
her-
stellt, und in der Bewegung derselben, die
Ausgleichung stattfindet;
man achte vor allem auf diese, in allen ihren
Theilen,
gleichmässig
gespannte
Kette, so wird man begreifen,
dass von den Enden
des
Mitteldrathes
M sich eine elektrische Spannung über N
verbreiten
muss, damit
die Kette über H und M überall das
nothige
Gleich-
gewicht habe, und dass diese Spannung
nothwendig mit dem
Haupt-
strome auftritt und mit ihm wieder verschwindet,
ohne dass der Strom
der Nebenbatterie über
M.
einhergeht, wohl aber durch seine Kraft
eine Wirkung auf
den Hauptstrom ausübt, wodurch dieser so oder
anders
den Mitteldrath Min
Bewegung setzt. Sollen die
Grundzüge
dieser
Ansicht, von der ich selbst gestehe, sie noch nicht in
die
passenden Worte kleiden zu
können, die
richtigen sein, so
werden
wir Erregungen in N durch den Funkenmesser
in einer Weise auf-
zeigen müssen, welche mit den
durch das Luftthermometer
gewonne-
nen
Thatsachen vereinbar sind.
Leider sind die Angaben des Funken-
messers, wie ich
schon oben bemerkt habe, nicht von solcher
Präci-
sion,
dass ihnen einerechte
Schärfe verliehen würde: ich bitte daher
das
Wenige, was ich geben kann, mit Nachsicht aufzunehmen,
viel-
leicht gelingt es Anderen, auf einem
anderen
Wege leichter das
Ziel
zu erreichen.
§. 38.
Zunächst ordnete ich zwei Batterien, jede von 2
Fla-
schen, durch
Kupferdrath von
verschiedener Länge zusammen
und
liess
den Mitteldrath M aus
87 K.
bestehen; die Kugeln des
Aus-
laders wurden in eine Entfernung von einander
gestellt, deren Schlag-
weite
== 40,0 war, oder darauf
reducirt werden
konnte; nun
wurden
die
Kugeln des Funkenmessers
mit zwei um 8' aus
einander liegenden,
aber auf derselben Seite der
Nebenbatterie befindlichen Stellen
des
Drathes N
verbunden, die Schlagweite durch allmähliches
Aneinan-
derrücken dieser Kugeln
bestimmt, und nachdem
2,61
hinzugefügt
war, in die nachstehende Tabelle
eingetragen.
Sitzb.
d.
mathem-naturw.
Cl. I. Bd.
25
Knochenhauer.
Veränderungen
99
^
|
!^
|
fef> (®
|
.§
|
SS
|
CD
|
I-A •fr-
|
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|
des
BnÜadungsstromes
etc. 387
Die erste horizontale
Columne in dieser Tabelle
gibt die nach
und nach veränderte Totallänge
von N an, die erste
verticale
Cotumae,
ebenso die
nach und nach veränderte Länge von H,
und die
oben
stehenden Zahlen in jedem
F^che sind die für
die dazu gehörige Ver-
bindung von N und
H beobachtete Schlagweite zwischen den
zwei
um
8' auseinander stehenden
Punkten. Da man diese zwei
Punkte
an
jeder beliebigen Stelle von N wählen kann
und jedesmal
denselben
Werth der
Schlagweite erhält, so findet man die totale
Schlagweite
des ganzen
Drathes N, wenn man
die beobachtete Zahl mit
der
Länge
von 2V multip
licirt
und mit 8
dividirt. Die Resultate,
die man
so
erhält, sind die
zweiten Zahlen iu den
Fächern, soweit nicht vor
ihnen noch (l), (2) u. s.
w. steht. Man bemerkt
leicht, dass
alle
diese Zahlen gleich
gross oder nahe gleich
gross sind; sie
liegen
um
35,0 herum, nur, wenn H länger wird, macht
sich eine geringe
Ab-
nahme
bemerklich 1).
Aber auffallend verschieden werden die Zahlen
von
den Fächern an,
welche mit iV===
1S,2 und
£f==8,2
beginnen
und schräg nach unten laufen über
N == 17,5 und
fl"== 10,2 u.
s. w.
fort; die Zahlen wurden so klein,
äass ich, um ein
gleich grosses
Resultat
zu erzielen, zu -Wnach und
nach l, 2, 3 u. s. w.
addiren
musste
wie dies mit (l), (2), (3) u. s. w. in der Tabelle
ange-
deutet ist. Mit dieser
Correctur wird etwa bis
(S) eine
Abhülfe
geschafft,
doch von (S) bis (8) ist sie
noch zu klein, später
leistet
sie gar nichts, da die Schlagweiten bei
2^=26,2 für 2V
==
13,8
bis
2V==23,8
ziemlich gleich gross sind. Doch an dieser
Stelle
liess sich die
Sache nicht weiter verfolgen, weil mit der Kleinheit
der
Schlagweiten die
Unsicherheit der
Beobachtungen stieg; blei-
ben wir also bei dem stehen,
wo bestimmtere Data
vorliegen, so ist
es offenbar charakteristisch, dass mit
2V ===17,5 und
H==S,2,
mit
^V==19,5
und H == 10,2 u. s.
f. für alle weiteren Verlängerungen
von 2V eine
Reihe beginnt, aus der man
schliessen möchte,
dass die
Nebenbatterie immer bis auf denselben Grad der
Stärke, bis auf
3S,O
geladen
werde, und dass die ganze Spannung in
A^elbst ihren
Abschluss
besitze,
allein N für sich allein schwinge. Die obengenannte
Reihe
beginnt
aber etwa bei iV===
H-^- 8, also gerade
an derselben Stelle,
wo früher
nach den Beobachtungen mit
dem Luftthermometer die
!)
Ich
erinnere
hierbei an die mit der Länge von H
veränderte
Einwirkung
des
Platindrathes
in N auf die
Erwärmung.
25^
^8§
K n
oc
hen
haue r.
Veränderungen
regelmässige
wie N wachsende Reihe der
x begann, und
damit
die
Giltigkeit der
einfachen Formel für die Erwärmungen in N;
d^m
oben war
-^-
==
Maximum bei
N-\-M==H+M+
H—^
^i
der
untere Anfangspunkt der einfachen Formel lag
8' tiefer, also
wo
lV=8,5+-l^List.
^. 39. Eine
zweite Art der Messungen mit dem
Funkenmesser
bestand
darin, dass ich wieder bei
einer ganz aus Kupferdrath
beste-
henden
Verbindung der Batterien (jede
von 2 Flaschen)
und
bei
M==8^
K. zwei auf verschiedenen Seiten der Nebenbatterie
liegende
Punkte
von N durch den Funkenmesser verband und die
Schlagweite
beobachtete, die hier ohne
Correction giltig ist. Da
in dem
nach-
stehenden
Versuche, wo
H-==
10,2 und N ==
17,S war, und der Fun-
kenmesser nach und nach eine
über die Nebenbatterie fort
gerechnete
grössere
Drathlänge
abschloss oder mit anderen
Worten einen
immer
grössern
Abstand von der
Nebenbatterie erhielt, die
Schlagweiten
von der
Batterie ab
regelmässig
abnahmen,
nämlich: Abstand 3,S Schlagweite
28,96 Differenz:
S.S
„
28,87
3,09
7,8
„ 22,19
3,68
9,5
„
1$,47
3,62
„
11.S
„
1S,OS
3,42
„
13.S
„ 11,S3
3.S2
so
konnte ich die ganze Schlagweite der Batterie
berechnen
und
somit folgende Reihe bei
JT== 10,2
zusammenstellen.
des Entladungsstromes
etc.
389
N
|
Drath- länge
|
Schlag- weite
Differ.
|
Schlagw. der Batter.
|
Kraft der Batt.
|
X
|
Abstand für Schlagw.==0
|
11,5
|
3,5 7,6
|
27,67
gy. 18,93
°'
'-
|
35,32
|
0,883
|
18,1
|
16,2
|
13,5
|
3,5 7,5
|
28,68 20,46
°'2"
|
35,87
|
0,897
|
17,8
|
17,5
|
17,5
|
3,5
7.5
|
28,56
.
.ß 21,60
6'96
|
34,65
|
0,866
|
18,5
|
19,9
|
21,5
|
3,5 7,5
|
26,^7
.
. 21,15
ö'04
|
31,13
|
0,778
|
20,5*
|
23,4
|
^5,5
|
35
7,5
|
23^3
^ 19,M
•^
|
26,95
|
0,674
|
23,7
|
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|
29,5
|
3,6 75
|
20,01 o
.. 16,50
3-51
|
23,08
|
0,577
|
27,7
|
26,3
|
33,5
|
3,5
7,5
|
17,81
3, 14,56
3/25
|
20,66
|
0,516
|
31,1
|
25,4
|
37,5
|
3,5
7/5
|
15,24
g 12,55
2/69
|
17,68
|
0,442
|
36/a
|
26,3
|
41,5
|
3,0
7,5
|
13,27
,.
o, 10,9^
15/31
|
15,31
|
0,383
|
41,8
|
26,3
|
Aus dieser Reihe folgt zunächst,
dass mit der
Verlängerung
von N von
11,5 bis
13,8 ab die Schlagweite
der Batterie aufnimmt;
da wir nun aus den Versuchen über den
Ladungsstrom, wo M
fehlt,
wissen, dass die
Batterie für den
Vorliegenden Fall bis auf
eine
Schlag-
weite
= 40,0 gelangen kann,
wodurch sie der
Hauptbatterie
gleich
steht, so können wir die Kraft dieser
Batterie im Vergleiche zur
Hauptbatterie finden, wenn wir
die durch die
Beobachtungen
gefun-
denen
Schlagweiten mit 40
dividiren. Die hiernach in
die Tabelle
eingetragenen Zahlen zeigen eine
Übereinstimmung mit
den Werthen,
welche wir oben
§. 10, Nr. l,
ebenfalls für
H ==
10,2 unter Vj1
aufgezeichnet finden, nur für den Ort
-n
==
Maximum sind sie
etwas
zu klein, später dagegen richtiger etwas zu
gross, indem hier
der
deprimirende
Einfluss des
Platindrathes fehlt.
Berechnet man also
sc,
so ist von
N ==
21,S an, also vom unteren
Grenzpunkte an, der
Verlauf der
Werthe
so,.wie ihn die
mitgetheilte Formel
für die Er-
wärmungen in N verlangt.
—Zweitens zeigt die Abnahme der Schlag-
weiten
,
dass, je mehr man sich mit
dem Funkenmesser von der
Nebenbatterie entfernt,
mspi endlich auf einen
Punkt kommt, wo
diese Schlagweite
===
o wäre, wenn
die Spannungen der
Dräthe
überall
390
Knochen haue r*
Veränderungen
von der Nebenbatterie allein ausgingen. Ich habe
diese Entfernunffen
von
der Nebenbatterie berechnet und in die letzte
Columne
einge-
tragen;
anfänglich sind diese Entfernungen
grösser als
dieLän?e
von
IV ist, von
N==
29,8 aber ab werden sie
kleiner und halten
sieh
constant auf
26,3; erwägt man nun,
dass bei
2V=29,S der
untere
Wendepunkt für die Erwärmungen in M
liegt, so ist es wohl natürlich
hierin einen
Zusammenhang zu finden und
die Störungen in M
mit
dieser
zweiten Art von Spannung auf N in Zusammenhang zu
setzen.
Zur
grosseren Sicherheit
für die aus der
vorstehenden Tabelle
abge-
leiteten
Folgerungen habe ich noch eine Reihe Beobachtungen
ange-
stellt,
worin wieder M-==-
8'
K.,
7f== 22,7 und
die Hauptbatterie
aus
einer, die Nebenbatterie
aus zwei Flaschen zusammengesetzt
war. Ich
erhielt:
N
|
Drath- länge
|
s:"^
•>•*«••
|
Schlagw. der Batter.
|
Kraft der Batt.
|
X
|
Abstand für. Schlagw.
===<0
|
7.0
|
3,5
5,5
|
;%
'•»
|
23^7
|
0,803
|
13,3
|
13,7
|
9,5
|
3,6 5,5
|
18,35
.
„ 14,73
'^b2
|
2^,69
|
0,8^5
|
12,6
|
13,7
|
11,5
|
3,5 5,5
|
18,18
«- 1^83
o'3t?
|
2^04
|
0,823
|
13,0
|
1^3
|
13,5
|
a,ö
5,5
|
17,82
^ U/50
MrtM
|
21,98
|
0,7^
|
1^,2
|
16,1
|
15,5
|
3,5
0,5
|
16,20
„^ 13,69
wt01
|
20,69
|
0,70^
|
15,1
*
|
16,4
|
17,5
|
3,5 6,6
|
14/91
19& 12,96
l/üu
|
18,32
|
0,627
|
17,0
|
18,8
|
19,5
|
3,5
5,f3
|
13,51 11,72
lr(J
|
16^
|
0,570
|
18,7
|
18,5
|
21,5
|
3,5 5,5
|
12,29
,
„ 10,83
'r-b
|
1^,85
|
0,008
|
21,0
|
20,5
|
23,5
|
3,5
5,5
|
11/05
.. 9^
1'31
|
13,3^
|
0^57
|
23,3
|
20,5
f-
|
Die Kraft der Nebenbatterie wurde mit
Rücksicht auf
die
Beobachtungen in P
eggend.
Ann. Bd. 71,
pag.
3S8,
düreh
Division mit
29,22 in die Schlagweite derselben bestimmt
und
dar-
aus
x hergeleitet. Eine
Vergleichung dieser Werthe
von x mit
(bm
ihnen
entsprechenden ^. 12, Nr.
11, zeigt wiederum die beste
Über-
einstimmung,
und ebenso hält sich der Nullpunkt der Spannung
von
N-=
21,^ oder N
==
19,8 ab (letztere
Beobachtung ist
offenbar
ungenau)
constant in einer Entfernung
==
2O,S von der
Batterie,
des
Entladungsstromes
etc. 391
wieder beginnend am unten in den Beobachtungen
über Bn
vorkom-
mende
Wendepunkte.
§. 40.
Nach den eben angeführten
Thatsachen stellt sich
zur
Erläuterung
der von mir ausgesprochenen
Ansicht über den
Hergang
bei den in Untersuchung gezogenen Erscheinungen
Folgendes heraus,
wenn der Einfachheit des Ausdrucks
wegen beide Batterien von glei-
cher Flaschenzahl
angenommen werden. In dem Momente, wo
sich
die
Hauptbatterie über
T^und M entladet,
entsteht an den Enden von
M zur Herstellung des
erforderlichen Gleichgewichtes eine elektri-
sche
Spannung in N, die,
wie schon bemerkt ist, eine Ladung der
Nebenbatterie um
desswillen
nothwendig macht, weil
scherst die
in
N
auftretende Spannung der in ff
ursprünglich vorhandenen ähnlich
wird und ihr
den Gegendruck halten kann. Diese Spannung in N
ist
zweierlei Art, die
eine geht
continuirlich
durch den
Drath fort,
die
andere
schliesst sich an die
geladene Batterie ^n
und zeigt die
Wir-
kung
der inneren und
äusseren
Belegung auf einander. Mit
der
ersteren Art der
Spannung doch freilich nur so weit, als sie in der
Ladung
der Batterie Kraft erhält, steht die Erwärmung oder
die
Stromstärke in
JV in Verbindung.
Geht man von dem Punkte aus»
wo
N-=^H
ist, so hat noch Meinen
Einfluss auf diese
Spannung;
wird
2V===
H-\-M,
so wird sie allein durch die Länge von
^bedingt,
und
von hier ab beginnt ein
regelmässiger Verlauf
in derselben,
damit
auch in der Erwärmung in
N. Sobald
N==
ff— 8 wird, ist die Einwir-
kung von
M total, und damit wird
wahrscheinlich wieder ein regelmäs-
siger Verlauf
beginnen, über den jedoch Angaben durch den
Funkenmes-
ser
zu erlangen zu schwierig war. Was die zweite Art der
Spannung
betrifft, mit der die Stromstärke
in M zusammenhängt,
so ist bei
N==ff
diese
Spannung in N und ff gleich stark, somit erleidet der Strom
der
Hauptbatterie keine Störung und
^ wird gleich l.
Durch Verlängerung
von N schwächt man die Spannung in
2V, die nun nicht mehr mit
glei-
cher
Stärke, wie in
Jfbis an die Enden von
M hinreicht; die Span-
nung
von H tritt auf
N über (dies
lässt sich
übrigen^ mit dem
Fun-
kenmesser
auch nachweisen) und
desshalb kann
ff auf M nicht mehr
die ganze Kraft
übertragen, da eben ein
Theil auf N
übergeht; die
Spannungen sind wie bei einer
Stromtheilung und
, wird
kleiner
als l. Je mehr die Spannung in N
zurücktritt, desto
mehr Kraft geht
§93
Knochen
h&uer.
Veränderungen etc.
von H auf N über und
^- sinkt fortwährend;
endlich reicht die Saan.
nung in
2V von der Batterie aus
nicht mehr bis an die
Enden
von
M
damit wird der
Drath von dieser Spannung
frei, und die Spannung
von H
erstreckt sich über
diesen Drath in ähnlicher
Weise,
als
weaa
er einen immer
längern Zweig
formirte; da hierzu ein
geringerer Auf-
wand von Kraft gehört, so
nähert sich -^-
wieder nach und nach
der
Einheit,
und der Wendepunkt liegt genau an der Stelle, ah
welcher
die Spannung in
2V die Enden von M
zu verlassen beginnt.
Verkürzt
man dagegen von der Stelle, wo N
•===
ff ist, den
Drath N. so
wird
seine Spannung
grösser als die
Spannung in
H,
sie greift also
von
ihrer
Seite auf ZT über,
und, indem damit gerade der umgekehrte Fall
gegen vorhin vorliegt, wird
-r-
grösser als l. Doch dieses Übergreifen
muss ebenfalls
eine Grenze erreichen, wenn M ganz in die
Gewalt
der
Nebenbatterie gekommen ist, dann wird ein ähnlicher
regel-
massiger,
nur durch die Länge von N
bedingter Verlauf
eintrete»,
der
v-
wieder auf die Einheit zurückführt. Über diesen Verlauf
liegen
mir zwar keine Beobachtungen mit dem Funkenmesser
vor, doch
erklärt er uns, warum sich am oberen
Wendepunkte in den
Erwär-
mungen
-.- die Strömung in
N ausprägt.
§.
41. Wenn
die vorhergehende Ansicht
die
Grundzüg^
einer
richtigen Erklärung
darbietet, von der ich
freilich selbst
gestehe,
dass ihre noch
so rohen Züge durch
fortgesetzte
Beobachtungen erst
sauberer durchgeführt werden
müssen, so wird man auch
leicht
erkennen,
warum nur gewisse Abschnitte in den
Beobachtungen
unter
einfache Formeln gebracht werden konnten: es sind
dies die Ab-
schnitte, wo die Erscheinungen allein durch
die Wirkung von Pf,
also
durch
die Wirkung eines einzelnen
Drathes
bedingt werden;
überall
dagegen, wo M zu
2V tritt, oder wo zwei
Dräthe die
Thatsachen
bestimmen,
ist die Formel zusammengesetzt und wird schwieriger
zu
finden sein. Ja ich
möchte, nach meinen
Erfahrungen kaum
glauben,
Aass man durch
wiederholte Beobachtungen in der Weise, wie ich
sie
mitgetheilt
habe, in den noch unklaren
Abschnitten zu sicheren
Resultaten gelangen werde, da die
uns bis jetzt zu Gebote
stehenden
Instrumente
nicht denjenigen Grad von Sicherheit geben, der
für
die
Aufstellung
einer complicirten Formel
verlangt wird.
Vielleicht
Jelinek.
Elemente des Cometen
etc. 393
gelingt es nach Repetition der bis jetzt auf
Formeln gebrachten Beob-
achtungen unter noch mehr
veränderten Bedingungen den
übrigen
Theil
durch rein theoretische Betrachtungen zu ergänzen,
vielleicht
auch findet ein Anderer bessere Mittel der
Beobachtung, und ver-
folgt den Hergang auf eine mehr
befriedigende Weise. Mir wird es
jedenfalls genügen,
wenn meine Beobachtungen Andere auf die Erfor-
schung
dieses Gebietes hinweisen, das nach meiner Ansieht
keinem
anderen
Theile der Physik an
Mannigfaltigkeit der
Thatsachen
nach-
steht, und
reichlich die Mühe der experimentellen
Forschung
durch
das Vergnügen lohnt, das wir bei der
Betrachtung des so wunderbar
durch einander
verschlungenen Spiels der Naturkräfte
jedesmal
empfinden.
Meiningen den 14. September
1848.
Herr Dr.
C. Jelinek,
Adjunct an der
üniversitäts-Sternwarte
zu
Prag, hat folgende Note
eingesendet:
Elemente des von de
Vico am 20.
Februar 1846
ent-
deckten Cometen.
Das Jahr 1846 war ein überreiches an
Cometen, so dass
die
Anstrengungen der Rechner mit den Beobachtern nicht
gleichen
Schritt halten konnten. So kommt es, dass man
von dem Cometen,
welchen de Vico am 20. Februar 1846
entdeckte, noch keine
Dis-
cussion
sämmtlicher
Beobachtungen besitzt,
obgleich die Bahn
dessel-
ben zu den entschieden elliptischen gehört.
Die relativ besten Ele-
mente, welche wir besitzen, sind,
wenn ich nicht irre, jene des eng-
lischen Astronomen
Hind, welche in den
astronomischen
Nachrich-
ten,
ßd. XXIV, p. 381,
veröffentlicht sind.
Aber selbst diese lassen
noch
grosse Fehler übrig,
wie man aus folgender Zusammenstel-
lung
sieht:
Jelinek.
Elemente
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QR
|
des
Cometen
von de
Vico,
etc. 398
Sämmtliche
Beobachtungen wurden den astronomischen Nach-
richten
entnommen; sie mussten
jedoch erst in die gegenwärtige
Form gebracht
werden, insbesondere wurde an die Beobachtungszeit
des
Ortes überall die Längendifferenz und die
Correction wegen
der
Aberration angebracht, an die scheinbaren
Rectascensionen und
Decli-
nationen
die Parallaxe; hierauf
wurden diese in
geocentrische
hängen
und
Breiten verwandelt, welche durch Anbringung der
Präcession
und
Nutation auf das mittlere
Aequinoctium
1846*00
zurückgeführt
wurden. Die Beobachtungen
I. bis V.,
dann VL bis
VIIL, IX. bis
XI.
wurden in Gruppen vereinigt und dadurch folgende drei
Normalörter
bestimmt:
1.45900 März
mittl.
Berl. Z. l
= 17°
\'
32//.4
31.34200
.,
„
„
„ 27 2
M
.7
28.4750OApril
„
„
„
3450
21 .8
,
&==+ i^w-e
mittl.
Aq.
^
^
„
18^6-00
+
35
18
25
"1
+
56 51 44
-9
Aus diesen
Normalörtern fand ich
folgende Elemente:
Durchgangszeit
darch das
Perihel
5-58149 März
1846 mittl. Berl.
Zeit.
Länge
des
Perihels ...... 90°
26'
^11'^^\
Länge des aufsteigenden
Knotens
. 77 33
^6
-97}
mluL
Äq*
l846*00
Neigung
der Bahn ...... 85 6 31
-92
Excentricitätswinkel
....
^==7^
20 5
-08
Log. der halben
grossen
Axe
.
==» l
•
2521488
Die Umlaufszeit würde demnach zu
7^.85
Jahren daraus
folgen.
Die Elemente
des Cometen von 1707
seheinen mit den obigen
einige
Ähnlichkeit zu haben. Da seit jener
Zeit zwei Umläufe
vollendet
sein
mussten, so würde die Umlaufszeit daraus zu 69
Vg Jahr
folgen.
Die
Excentricität dieser
Cometenbahn
==
0*9628557 nähert
sich
der Einheit in dem Masse,
dass es
nothwendig wird, bei
Berechnung
der wahren Anomalie das von
Gauss in seiner
Theoria
motus
§.
37—43 auseinandergesetzte
Verfahren anzuwenden. Ich
füge
daher noch die dabei gebrauchten
constanten Logarithmen
hinzu:
log.
q==
9-822
O4O8
(q
die kürzeste Distanz des
Cometen
von der Sonne)
log.
a==0-219
6834
log.
ß==
8*283
6288
log.
<y=
0-003
3123
Zur Prüfung der Rechnung
habe-ich
sämmtliche 3
Normalörter
mit den neuen Elementen verglichen und
dabei gefunden:
396
RylL
Kleroente
Erster Normalort
O^'O in Länge
+
O^2 in
Breiten r»
r
.
,
^
.
f
Rechnunir
Zweiter
„
—0*1„„
+ O
-l
„
„
\
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Dritter
,
-0
.1
„
,
+0.1,
„S
-
»eobachteng.
Schliesslich
muss ich bemerken,
dass ein sehr
eifrigerundtalent-
voller Hörer der Astronomie, Herr
Joseph Klofetz, einen
grossea
Theil
der obenstehenden Rechnungen gemeinschaftlich mit mir
durch-
geführt hat.
Abhandlung über Orts Versetzungen durch
Rech-
nung oder über die Elemente der
Lagerechnung
von
Dr.
J.
Th.
RylL
Einleitung.
Orte gibt es nur im Raum. Auch an der Versetzung
davon
bleibt
wesentlich die
Unmöglichkeit haften,
über den Raum hinaus
zu gelangen, und muss demnach
an den Begriff von Ortsversetzungen
die Vorstellung sich
knüpfen, dass der Raum deren
nothwendige
Unterlage
sei. Wird zur Verwirklichung dieser Ortsversetzungen
die
Rechnung zu Hülfe gerufen, so entsteht
etwas, welches in
der
Geschichte allerdings nicht ohne Beispiel ist,
und vielleicht
lenkt
der
vermuthende Blick alsbald
in jene Riciitnng ein, in
welcher man
gewohnt ist, auf das Gebiet der
geometrischen
Analysis zu
gelangen.
So
ist es mindestens allen
Thataachen und
Umständen der Wissen-
schaft angemessen, welche
bisher nur mit
Coordinatsystemen
bekannt
geworden ist, und die namentlich keine
andere
Phoronomie
besitzt
ausser
derjenigen, die auf dem Boden
der bisherigen
geometrischen
Analysis zu Stande zu bringen war. Es
dürfte zur allgemeinen Über-
sicht der Sachlage
gut sein, auf zwei Hauptstadien aufmerksam zu
werden: von
wo nämlich ausgegangen worden, und bei welchem
Ziel
man angelanget ist. Dass man das Stadium, von wo
ausgegangen
wird, dadurch
charakterisiren kann, dass
man sich zum Zwecke
setze,
Orte auf der
gegebenen Raumunterlage mit Hülfe der Rechnung
zu
fixiren und ebenso zu
versetzen — das kann
für evident und
natürlich
gelten;
es ist dies ein besonderer Vorsatz, den man eben
auszufahren
unternimmt.
Dass aber die Erreichung dieses Zieles eine
determinirte
ist,
und man bei keinem anderen Ziele
%ls am Gebiet der
vorhandenen
der
Lagerechnung.
•
397
geometrischen
Analysis, insbesondere
jener Phoronomie, wie sie
dort
zu Stande kommt, anlangen könne und konnte,
dieses ist nicht mehr
evident, weil die Mittel und Wege
verschieden sein können, und es
wird eine für
die Wissenschaft folgenreiche Aufgabe sein,
darüber
ins Klare zu
kommen; ob auf dem
Scheideweg der ursprünglichen
Methoden, dort wo die
Fundamente so wie sie eben noch zu Grunde
liegen,
eingeführt worden und man damit nach der faktischen
Rich-
tung der Wissenschaft ausgegangen ist, nicht eine
solche Richtung
gewählet worden, die nach Art jener
des blossen
Küstenschiffes, das
aber doch in die offene See
hinein steuert, nicht einmal natürlich ist,
und mit
Rücksicht auf die Folgen solche Umstände und Keime in
sich
führt, die je weiter desto mehr Gefahren in
Aussicht stellen. Die
Frage gilt also der Genesis der
neueren Geometrie, deren
eigenthüm-
liches
Wesen beleuchtet werden muss.
Um hier mit
möglichster Einfachheit zu Werke zu gehen, will
ich
in Kürze zeigen, dass
und wie es möglich
ist.
Ortsversetzungen
durch Rechnung, oder um mit
Leibnitz zu reden, eine
Rechnung
der Lage widerspruchlos zu organisiren
und
auszuführen, und
zwar
auf einer Basis, die von allen vorhandenen
Systemen und Versuchen
nichts entlehnt. Da diese
Möglichkeit sowohl eine geometrische als
auch eine
historische Seite hat, soll sie in beiden Rücksichten
erör-
tert werden.
Erstes
CapiteL
Geometrische Enfcwickelung der
Lagerechnung*
^. l. Es liege
eine Linie von der absoluten Länge
^
vor.
Man
kann dieselbe
sovielmal als man will,
additiv setzen. Dieses
gibt
^
+
X
+
X
+.....
==g^,
welches Resultat man, wie bekannt ist, Summe
nennt.
Über diese Summation
kann man Folgendes bemerken:
Im
Gliede links
erscheint die Summation
bloss
indicirt, und sie
erscheint
es dadurch, dass vor jedem
X das Operationszeichen
+ gestellt
ist.
Wo immer und so lange diese
„
+
" da stehen, erscheint
dieSummi-
rung
erst nur als Aufgabe und ist
nocht nicht gelöst.
Geht man aber
zum Gliede auf der rechten Seite über,
so ist dort selbst die voll-
brachte Addition
anzutreffen,
und das Merkmal des
Vollbrachtseins
"tritt
eben daran hervor, dass die Zeichen
+, welche die zu
machende
398
R^11-
Elemente
Operation anzeigten, nicht mehr selbst
erscheinen, sondern
vertraten
sind.
Und sie sind offenbar durch
denCoefficienteng ersetzt.
Dieser
aber
ist ersichtlich eine reine Zahl. Die reine Zahl hat
demnaßu
hi^
die Verrichtung
übernommen, die geschehene Operation zu
exhibiren,
Hätte
man ganz die nämliche Operation, die mit
^
geschehen
ist,
mä
einer zweiten
heterogenen Grosse, das
ist einer solchen, die
kei^e
Linie wäre,
vorgenommen, wäre auch dann die Zahl g in der
nämli-
chen
Verrichtung hervorgetreten, und dasselbe wäre der Fall,
wenn
eine dritte,
vierte, fünfte, überhaupt wenn jede andere
heterogene
Grosse
in die Stelle von \
eingetreten wäre. Hätte
man
dagegen
jede solche
Operation unterlassen, so wäre es zur Entstehung
oder
zum
Auftreten der Zahl gar nicht gekommen. Da nun die Zahl
ohne
die
Operation nicht entsteht, im Fall der Operation aber immer
surf
dieselbe Art
entsteht, mögen die zur Operation verwendeten
Grös&en
von
Fall zu Fall die verschiedensten sein, so wird die Zahl
anstatt
für eine
Grosse gehalten zu werden,
wohl richtiger als Ausdruck der
angegebenen Operation
mit was immer für
Grossen zu erklären
sein.
Dadurch,
dass sie mit den
verschiedensten
Grossen in
Verbindung
kommt,
kann die Natur dieser
Grossen
sammt allen Umständen
darfa,
auf sie,
nämlich die Zahl, nicht übergehen, so dass es keine
solchen
Sorten von
Zahlen geben kann, die
durch Unistände
einzelner
Gro9-
sensorten
charakterisirbar
wären. Nehme man
Umstände
von
auch
nur Einer
Grössensorte unter
die Eigenschaften der Zahl auf,
müsste
man bei
anderen, und demzufolge dann schon bei allen
Grössensorten
auf
Verlangen und zur
Darthuung der
Consequenz das
Nämliche thun,
und
dieses müsste zur Verwirrung führen. Eine Zahl wird
demnach
ebensowenig negativ als imaginär u.
y.
w. sein
können, sondern
ihr
ist nur gegeben, die Operation zu
repräsentiren. Diese
nun bat
eine
zweifache
Bedingung: erstlich dass
ein Gegenstand dazu
gegeben
ist,
und
dann dass der Verstand wirklich
operirt. Ohne
Gegenstand
ver-
löre
die Operation ihr
sächliches Moment als
die erste
nothwendig^
Bedingung,
und ihre
Subsistenz wäre dann
unbegreiflich und
umnag-
lieh.
Daher muss dort, wo jene
vollzogen wird, die Bedingung als
erfüllt
festgehalten werden, und wenn hierüber irgendwo
noch.
keine
Evidenz
vorhanden war, so muss man
dorlselbst vor allem
dieFrag^
zur Erledigung
bringen, an was für einem Gegenstande
dieRechnung,
wenn
sie auch nur als Kunst
geübt wird, ihre Subsistenz
manifestiren
will. Es
kann
allerdings auch die, einmal erkannte, Zahl dieser
Gegen-
der
liagerechnung.
399
stand
werden; man kann
nämlich in
g\
+
g^+g^
+
..
>==a.
gX
die
Grosse
X durch beiderseitige
Division wegfallen lassen.
Und
wenn
in
der Rechnung gar kein anderer Name
als der der Zahl
erwähnt
wird,
so ist diese wirklich der
Gegenstand, womit aber
äaim
zusam-
menhängt,
dass die Rechnung nicht
mehr Boden hat, als die Zahl
gewähren kann. Es kann
nämlich die Operation mit einer
Grosse
nur
zweifach
sein:
setzen, und Gesetztes
wegnehmen. Das Setzen
hat
keine Beschränkung, die Wegnahme aber hat eine
solche —
siemuss
nämlich
aufhören, wenn auch
schon das letzte
Gesetzte
weggenommen
worden
ist. Demnach kann auch die
blosse Zahl nichts anderes
re-
präsentiren,
als die Menge der
Setzungen oder Null.
Rechnet
man
also nur
ifl
Anwendung auf die Zahl als
Gegenstand, so wird ein
ne-
gatives Resultat
nicht möglieh. Hieraus
gehen die Natur
und
die
Grenzen der Arithmetik hervor. Führt man aber
die Rechnung
der-
gestalt, dass auch negative Resultate, trotz dem,
dass die blosse
Zahl
sie nicht kennt, als zugelassene Dinge betrachtet werden,
so
liegt
viel daran mit dem hier
unterlaufenden Umtausch
der
sächlichen
Basis
ins Klare zu kommen. Das
.Thatsäehliche
besteht hier in
Fol-
gendem
: Weil nämlich die
blosse Zahl als Gegenstand
dem Opera-
tionsstreben des Verstandes
Beschränkungen auferlegt, denn sie
ist
nur absolut oder
Null, so wird sie ihrer
Geltung als
Operatioasge-
geastand
entsetzt, und ein neuer Gegenstand
aufgenommen,
der
solche Hindernisse nicht mehr macht; nur geschieht
hierbei,
da$s
diese
Wahl oder Vertauschung des
Objectes als solehe
nicht
ins
Be^-
wasstsein,
sondern nur durch
unbemerkte
Einschleiehungin
dte
Rech-
nungen
gelangt, immer
aber ihre volle Wirkung
darin manifestirt.
Der
neu
aufgenommene
Gegenstand muss
dann
auch negativ
sein
können, auch vielleicht imaginär u. s. f.
wie die freieste
Bewegung
der
Rechnung dies verfangt;
wäre dies der
gewählte
nicht im
Staade,
so wäre
eine neue
Ein&chleichung oder
Wahl
angezeigt — bis
jener
Gegenstand gefunden wäre, an dem sich alle
Bewegungen
desCalcüls
ohne
Hinderniss
vollziehen
können. Es gibt
Gründe,
den Raumort als
solchen Gegenstand zu
erkennen. Aber
auch
wenn dieser nicht
aus
dem
Räume, wenn dies
möglich wäre, hergenommen sein sollte,
so
wird
doch sicher der Raum, oder werden seine — des Raumes
—
Grossen
durch Wahl zum Gegenstande der Rechnung gemacht
werden
können.
Und ich habe gerade diese
hier gewählt, um erkennbar zu
machen,
da&s immer
ein
Gesichtspunkt
war und ist,
unter
welchem
400
Ryll.
Elemente
alle Schwierigkeiten des
Calcüls klar
werden, und unter
welchem
ein
einfaches geometrisches System eben so natürlich als
wideis
spruchlos
zu Stande kommt. Ich kehre nunmehr zu der oben
an?^
fangenen
Erörterung zurück, weil darin der eben
ausgesprochenea
Wahl
gemäss bereits eine
Raumlinie als Rechnungsgegenstand
auf-
genommen
ist.
§. 2. Die
Linie g\ hat
ihren Endpunkt, sowie auch die
Sum-
mande
^ den
ihrigen hatte. Der
Endpunkt von g^ erscheint
nicht
dort,
wo jener von \ war
— er ist offenbar versetzt. Und dieses
röhrt
von
der geschehenen Operation, mithin von g dem Faktor von
\
her.
Die Zahl vermag also einen Raumpunkt zu versetzen,
zwar nicht unbe-
dingt
aber die Bedingung liegt nunmehr klar vor
Augen: sobald
näm-
lich eine Linie zum Gegenstand der Operation
genommen wird. Man
kann
dieses Object
moditiciren und die
Leistungen der Zahl oder
Operation auch in dem Fall ins
Auge fassen, wann nicht
eine gerade
Linie, sondern, wann ein Raumort (Punkt) zum
Gegenstand ge-
nommen
wird. Dieses wird durch
die Fähigkeit des ^
möglich,
alle
Grossen
einer geraden Linie
vorzustellen. Wenn auch
^ für
sich
einen
unbeträchtlichen
endlichen Werth besitzt,
— durch mehr
und
mehrmalige
Hinzufügung zu
ihmselbstkann
man's
dochzudengrössten
Werthen
der Summe gX bringen, der
Endpunkt von gA
kann
seihst
bis
ins Unendliche fortgerückt werden. Er kann also jede
beliebige
Entfernungsgrösse
übersteigen. Aber
g\ kann auch
jede
beliebige
Grosse
erreichen. Denn je kleiner
X wird, desto kleiner
werden
auch die Intervalle zwischen zwei unmittelbar auf
einander
folgenden
Hinzufugungen
desselben, mithin desto weniger Orte in jedem
Inter-
vall
enthalten. Verkleinert man
^ ins
Unendliche,
so werden die
Intervalle verschwindend klein, gehen in
blosse Punkte über,
die
Menge der zwischen dem Anfangs- und Endpunkt von
X
enthaltenen
Orte ist
gleichfalls verschwindend klein geworden; man
kann
also
durch die obige Operation keinen Ort mehr
überspringen, d. h.
man
trifft dann stetig
jeden Grössenwerth.
Zwar wird alsdann g
vielleicht
unendlich
gross werden müssen,
ehe g^ den Werth
l oder
irgend
einen anderen kleinen endlichen Werth erreicht;
allein dennoch
ist
es immer nur die Zahl g, welche die Versetzung des
Endpunktes von
g^
exhibirt und
isfs die Operation, welche
das, was durch die
Zahl
exhibirt wird,
bewirkt. Der durch Operation bis auf die
Entfernung
gA stetig
versetzte Punkt
\ kann aber durch
die weitere Operation
der Lager
echnung.
401
g\
+
g\
+
g^
+...•==
o.
g^, in alle
möglichen Distanzen gebracht
werden, sobald nur
a alle möglichen
Zahlwerthe von Null bis
oo
be-
kommt, mag
g\
übrigens was immer
sein. Es kann also auch
ohne
Hinderniss
^==1 festgesetzt werden.
Und hierdurch erhält man eine
Baumlinie, deren
Grosse durch a,
d. i. durch eine reine
Zahl darge-
stellt
wird, und die aus der Operation mit einem
blossen
Raumpunkt
hervorgegangen
ist. Sie fängt dort an, wo
a==o ist und
erstreckt
sich bei ununterbrochen anwachsendem
Zahlwerth a auf
einer zwar
beliebigen, aber einzigen Richtung bis ins
Unendliche fort. Ein
Zahl-
werth aber, wie
a, geht nicht nur aus der
einfachen Addition, sondern
geht auch aus jeder anderen
Rechnungsoperation hervor, weil jede
durch Addition
bedingt ist und ihr Resultat nach sich zieht Da er
dem am
Ende von a sitzenden Raumpunkte den Ort anweist, so
geht
hervor,
dass keine Operation und
keine Modification in ihr
möglich
bleibt, ohne auf den Raumort
einzufliessen, so dass
dieser als der
empfindlichste Index des Rechnungsganges
sich zu erkennen gibt.
Sonach besteht alles Rechnen hier
im Verschieben des Raumortes.
§. 3.
Dieses ist zwar allerdings eine, aber keineswegs die
einzige
Grundart, einen Raumort zu versetzen. Die
Möglichkeit dieser Ver-
setzung spaltet sich, wie
evident sein wird, in zwei alternative Fälle:
man verschiebt nämlich den Endpunkt von
«entweder durch
Variation
von a, oder aber ohne sie. Durch simultanes
Setzen beider Fälle
wird wohl auch eine Versetzung
erzielt, allein dieselbe ist zusam-
mengesetzt, und kann
keine Grundart sein. Soll eine
Versetzung
bei
constantem a
einfach erfolgen, so ist der Raumort
unfähig
längs
der Linie a sich zu verschieben, er
bleibt an seine Distanz
vom An-
fangspunkt, d. i. vom Ort der Nulle, gebunden, so
dass seine Ver-
setzung bedingt wird durch den Austritt
aus der Lage von a. Und
dies ist die einzige noch
übrige G rundart, einen Raumort zu
versetzen.
Es
soll nunmehr in dieselbe näher eingegangen werden. Sei
also
eine Divergenz, das ist ein Winkel von der absoluten
Grosse 6,
zwi-
chen
der alten und neuen Lage von
a, als
ein solcher
factischer
Austritt
gegeben. So wird man sicher auch auf diese Art von
Grosse,
wie
auf jede Grosse
überhaupt und wie namentlich oben auf
X,
die
Operation des
Addirens anwenden
können, und gelangt
so zu der
Summe
Q
+ 6
+
Q
+
..
.===äö, worin
h wieder eine reine Zahl,
und
hQ mit den
einzelnen Summanden gleichartig aber dem Betrage
nach
verschieden ist. Sowie
6 eben ist,
muss auch
hQ eben sein,
und
Sitzb.
<L
matheni.-naturw
CL
l. Bd.
26
402
Kyll.
Elemente
so wie dort, wird auch hier die
Divergenz durch eine
Anfangs-
waä
ei^
Endlinie
limitirt. Die
Anfangslinien decken sich, sie sind ja
eben<Ue
initialeLage
von a, die Endlinien aber
weichen von
einander
ab. Die
Endgrenze von
hQ liegt nicht
dort, wo jene von 9 war. Und
dieses
rührt
wieder von dem Factor
h her, der eine reine Zahl und
Reprä-
sentant
der geschehenen Operation ist. Die Zahl
uud
mithin
die
Rechnungsoperation vermag also auch eine Raumlinie zu
versetzen,
und zwar,
wie ersichtlich ist, dergestalt,
dass jeder ihrer
Punkte»
mit
Ausnahme des Anfangspunktes, mithin auch der zu
versetzende
Endpunkt
wirklich versetzt wird. Und die Bedingung dazu ist
wieder
klar: sobald nämlich die
Grosse 6 zum Gegenstand
der
Operation
genommen
wird. Zwar hängt der
Umstand, bis wohin
dieEnd-eder
fortschreitende
Linie versetzt werden soll, offenbar von h und von
fi
gemeinschaftlich ab,
und kann bei einmal gegebenem 9 durch
blosses
Zunehmen von
h die Endlinie
successiv in die
sämmtlichen
in
einer
Ebene möglichen Lagen geführt werden und
selbst wiederholt in
die-
selben gelangen;
allein dass dieses möglich
wird, hat seinen
Gruad
einzig
und
ausschliessend in der
besonderen Natur der
Grosse
6.
Diese
muss demnach als die
Grundgrösse der Lage
ins Auge
gefas&t
und mit
Rücksicht auf die oben dargestellte Möglichkeit zweier
alte^
nativen
Fälle der
Ortsversctzung
überhaupt, als die
Bedingung
ftr
die zweite
Alternative erkannt werden. Die Anzahl der
notwendigen
Bedingungen
für die Möglichkeit der Ortsversetzung
überhaupt
ist
demnach geschlossen, sie beschränkt sich
nämlich auf die
Raumiinie
und die
Divergenz, das ist auf
\ und 0 oder
a und 9. Es erübrigt
also
jetzt
nichts weiter, als die
charakterisirten zwei
Arten von
Grossen
der
Rechnungsoperafcion zu
unterwerfen, um den simultanen
Eia-
fluss
der Rechnung auf die
Grosse und Lage von
a in das
Lieht
zu
setzen.
§. 4. Die
Erreichung aller Raumorte auf der Linie a in
deren
absoluter
Lage, zu welcher 9==O
gehört, kann
keiner
Schwierigkeit
unterliegen,
und dieses ist zureichender Grund, sie als
ge&chehea
zu
betrachten. Macht man sich aber die Erreichung aller
möglichen
Orte im Raum, durch Rechnung zum
Zwecke, so wird die
Orts-
versetzung der
zweiten Art, nämlich diejenige,
welche
mittest
der
Grundgrösse der Lage
geschieht, die dazu
nöthige
Ausbildaag
erhalten
müssen. Ich habe schon oben
(§. 3)
erwähnt, dass
wena
mit 9 die
Operation desAddirens
vorgenommen wird, in der
GleiAnag
der
LagereehnuDg.
403
Q
+
Q
+ 6
-r
...
==hQ,
sowohl die Summande 6, als
auch die Summe
hQ
in der Ebene
von 0 liegen muss.
Wenn also innerhalb der
Rechnung
die
Grundgrösse der Lage
auf was immer für
eine Art zu h6
gesteigert
wird, so kann dies nur eine Verschiebung
in der Ebene
sein,
und
zwar in derjenigen Ebene, die mit
ö zugleich
gegeben ist.
Durch
Aufnahme der
Lagegrösse Q
wird also von Seite der Rechnung
noth-
wendiger
Weise der Fuss auf diese
Ebene gesetzt. In dieser Ebene
aber wird in ebenso
nothwendiger Weise
zwischen der Lagegrösse Q
und der ihr
entsprechenden Lage der
abge-
wichenen Linie
JVein
Zusammenhang
bestehen,
so
zwar,
dass
wenn
auch die Art und
Weise,
wie 6
zur Darstellung der Lage
2V im Unter-
schiede von der absoluten in
A,
rechnungs-
mässig
verwendet wird, das ist, wenn auch
die, die Lage 2V
darstellende
„Function
von
©r vor der
Hand unbekannt heissen
muss, sie immer nach
Mass
des 6 die Endlinie
N bezeichnen wird.
Bezeichnet man die
rechnungs-
gemässe
Verwendung von Q zur Ausdrückung dieser Lage mit
/'(6),
so
bekommt man zugleich die
speciellen Fälle:
Wenn 0==O ist,
so
ist
/"(O) die Lage für
A; wenn
0==^ist,
so ist /'(^l die Lage
für
B;
wenn
ö====7r
ist, so ist f
(n) die
Lage für
0; wenn
Q =s
ä^ist,
so ist
/
(3-j) die Lage
für D;
bei Q +
2?r, wird f
(2?r)
abermals
die Lage für 4, u. s.
•f.; so dass jedem
individuellen Werth der
Lage-
grösse
eineganz bestimmte Lage zugehört —
während
dagegen
jeder
individuellen Lage nicht
^Eine bestimmte
Lagegrösse, sondern eine
bestimmte Reihe von
Lagegrössen
correspondirt. Diese Reihe
ist in
allen Fällen, begreiflich, eine arithmetische
Progression (in dem ge-
wöhnlichen Sinne dieses
Ausdruckes), mit der
constanten
Differenz
27r;
und nur ihr Anfangsglied tritt von Fall zu Fall verschieden,
die
Lage
charakterisirend, auf; so
dass die Werthe der
Lagegrössen
sich so, progressionenweise auf die in
beschränkterer Anzahl
exi-
stirenden
Lagen vertbeilen.
Hierdurch sind aber die in
der Function
f (6) vorausgesetzter Weise wirksamen
Rechaungsgesetze noch
nicht
berührt; denn es muss die erste Angelegenheit
sein, mit der Exi-
stenz solcher Gesetze als
einer
Notwendigkeit
Bekanntschaft
zu
machen,
um erst sodann auf deren
nähere Beleuchtung
einzugehen.
26^
404
R-yll.
Elemente
Die Umstände der Entstehung
nun, und die Bedeutung dieser FuactioB
sind
vermöge mehrerer klaren Momente der Natur der Sache
geeig-
net, zur
Wahrnehmung einiger Grundeigenschaften von f
(8)%
fuhren.
§. S. Bemerkt man,
dass jede Lage f (8) dadurch mit
Notk-
wendigkeit in
ihre entgegengesetzte übergeht, dass man ihre
Grund-
grösse
ö um was immer für eine ungerade Anzahl von
TT
vermehrt,
so wird
alsogleich die erste Grundeigenschaft klar
i.
-fW-f[.6±(^g+W>
worin g eine ganze Zahl sein
muss;
d. h. jede Lage f
(9) geht da-
durch in ihre entgegengesetzte —
f (0) über, dass zu der
Grunä-
grösse
Q eine ungerade
Anzahl Halbkreise hinzugefügt wird.
Weiter. Gesetzt,
zwischen
den
Linien
A,
M,
N,
P,.
..,
T; Z, liegt
überall der
Divergenzbogen oder Winkel 6, und ist
n
mal vorhanden, weil
auch die
abgewichenen
Linien von M bis Z
einschliesslichn
an
der
Zahl sind. Bezieht man die
sämmtliehen
Lagen,
um sie unter einander
unabhängig zu
erhalten, auf die absolute Lage
A, so
erhält man in
dieserBeziehung
M^Af(Q);N^Af(2Q);P^Af^O);
...;
r=A/l((n---l)e);
Z==A
f (n 0). Bezieht man aber durch
Recursion jede der
abge-
wichenen Lagen
auf die ihr zunächst
vorhergehende, gleichwie
wenn
diese eine absolute wäre, was
erlaubt sein
muss, da die
absolute
Lage
keine im Räume
determinirfce ist, so
erhält man auf gleiche Art
M^AfW;
N^Mf^Q);
p==^^(0);...;
r=x/'(6);z=r
f(Q)'
Wird nun der Ausdruck
Z==Yf(Q)
durch recursive
Substi-
tution aller vorhergehenden bis auf den ersten so
transformirt,
dass
nur A darin übrig bleibt, die Lage von Z
also wieder nur auf A be-
zogen erscheint, so findet sich
alsdann Z===A
f(6)'
fW'f(^ff(?)
^^(Q^A^ffQ)^.
Und vergleicht man den ersten
independenten
Ausdruck
Z==A
f(nff) mit
dem hier erhaltenen, so geht
daraus
A
\f(ff)'\^A
f(n
ö), und
kürzer
II.
f(Q)^f(nQ)
hervor.
Dies ist die zweite Grundeigenschaft der
Lagefunction.
Die
Gleichung' II.
lässt sich aber
sofort auch für
gebrochene
Werthe
von n geltend machen, wodurch dann ihre
Richtigkeif
für
jeden absoluten Zahlwerth
des Exponenten n in
Anspruch
der
Lagerechnung.
405
genommen ist. Denn nennt man die
aus/*(ö)
J hervorgehende
Grund-
grösse
des Resultates, welches
immerhin existiren
muss, vor
der
Hand als unbekannt
=
u., so hat
man f (9)
f
==/* (u);
folglich
y(9)a
=.f(u)ß;
also auch
f(aQ)
==/•
Q3u)
nach H. Und weil
hier
Jetzt a 9
===u
ß sein
muss, woraus u==
J
Q sich ergibt,
so hat man
auch
IU. f (6) J
==f(.
j-8)»
w^
behauptet worden.
§. 6. Aus
diesen Grundeigenschaften ergeben sich
mehrfache
Corollarien.
Setzt man in der Gleichung L den besonderen Fall
g==0
und
9==^ so hat
man—f(n)
==
f(2n). Weil
aber, nach
II./'(2n-)
==
/*(7r)2
ist, so kann immer f
(27r)
=== f
("•)•/*("•)
gesetzt werden. Man
hat daher — f
(n)
=== f
(7r).
f Or); folglich
i) — l
===
f^), das
ist,
die negative Einheit verdankt die
Subsitenz ihres Begriffes
derjenigen
Alternative
der Ortsversetzung allein, welche die Lage in die
Rech-
nung zieht, und zwar ist sie dadurch
bedingt,
dass die
Lagegrösse
6==7r,
d. i. ein Halbkreis
wird.
Erhebt man diese Gleichung zu allen ganzen
Potenzen des Gra-
des
^r, so wird sein
[—1p
==
/'(g?r).
Woraus man ersieht, dass bei
steigendem g die
Lagegrösse
gK wachsen, mithin
die Lage sich ändern
muss; welche Änderung
dergestalt geschieht, dass die Potenz ab-
wechselnd in
die absolute und die dieser entgegengesetzte
Lage
gelangt, wie nämlich g abwechselnd
gerade und ungerade wird. Be-
zeichnet man die geraden
Werthe durch
==2Ä,
die
ungeraden
durch
==2Ä
+ l, so
erhältman
•+-1
==/(2Ä7r),
während —
1==/[(2Ä+
l)?r]
wird,
welches die allgemeinen Formen für die positive und
nega-
tive
Lage sind. In der ersteren
ist durch ä===O
auch die
absolute
1=^(0)
enthalten. Will man hiervon Gebrauch machen, um
alle
beliebigen
Grössenwerthe in
diesen Lagen zu erhalten, so genügt
die
Multiplication mit
a, wodurch hervorgeht
+a==a f
(2Ä7r),
und
—a-==a
f[(2h+
l)7r]. Weiter; durch
Anwendung derGleichung
III.
erhältman in dem
speciellen Falle
a=l mit
ß==2 und
0==?r,
offenbar
f
(7^= f
(j-). Und weil
/
(TT)
==—1 ist (nach
i), so geht
[—if
^
/Y^), das ist
s)
^—^/'(-l)
h^01**
Das
ist'
auch die soge-
nannte
imaginäre
Grössenform hat zur
Bedingung ihrer Subsistenz
die
406
RyH.
Elemente
Aufnahme der Lage in den
Calcül, oder ihre
Heimat ist der Boden
der
Lagerechnung.
Durch Potenziren der Gleichung
s) zu allen
mög-
lichen Graden
wird eine quadrantenweise
Circulation der Lage
her-
vorgerufen, wobei man sich überzeugt,
dass im Falle aller
geraden
Exponenten
positive und negative Resultate (sogenannte reelle
For-
men)
zu Stande kommen, während nur ungerade Exponenten, das
ist nur die Form
f |
(2Ä+
0|rJ»
imaginäre Resultate
zur Folge
haben, die ihrerseits wieder bei geradem
h positiv, bei
ungeraden^
h
negativ vor Augen treten, so dass hiernach
allgemein ±
y—
\
s=
f
[(2 h
+
l)
JH
erscheint.
^. 7. Nunmehr
lässt sich die
Gültigkeit der Gleichung II. auch
für die
Fälle behaupten, wo der Exponent n negativ
erscheint,
das
ist, wo er
diejenige Metamorphose durchwandert hat, aus welcher
er
behaftet mit dem
Einfluss der Lage, in der
Eigenschaft einer
Baum-
linie
hervorgeht, weil er als
blosse Zahl
demBedürfniss der
Rechnung
nicht
gewachsen ist. Es muss
nämlich selbst dann, wenn die
Lage-
grösse
S von der absoluten Lage A ab, unmittelbar gegen D hin
gezählt
wird, also negativ erscheint, die
Gleichung/"(—0)
===/"(—6)bestehen.
Nimmt
man diese Lage
entgegengesetzt, so
erhält man durch
Multi-
plication
mit der
Gleichung—l==jf[(2A
4-
l)7r],
einfach—f(—S)
===
f
(—ö)./"[(27<
4-
1)^]. Und
wendet man auf das erste
Glied
die
sub I. dargestellte
Grundcigenschaft an, so
geht
hervor/*[—6+
(2h
-t-
l)7r]
==
/(—9).
/'[(2/t
+
l)7r], worin
ö der
Grosse
nach
beliebig
ist. Setzt man also S==m
TT, und lässt m was
immer für
eine
absolute
Zahl sein, die (2h
-+- l) nicht
übersteigt, so wird auch
(2 h
+
l) —m
=== p eine absolute
Zahl sein müssen, und m
+
p
== 2 h
4- l ist eine ganze
Zahl» Setzt man diese
Werthe ein, so
geht
hervor f (p
yr)
===/*( — m
7r). f
[(m
+ p)
TTJ. Hier aber ist
f(p
7r)
^f^Y.
sowie
/'[(m+^)7r]
===
/(Tr)"1411 nach
IIL und
II.;
folglieh
f
(^
^ f
( —
m
0-
/OO"^ oder wenn man durch
f (^y
dividirt,
l
==/*(—mn:)
^(n)^. Hieraus
aberfolgt nicht
nur...
===/'(—^)>
sondern auch f
(Tr)-"1
==== f
(—m^r),
worin m an sich was immer
für ein absoluter
Werth sein kann. Da jedoch
—m als isolirte
nega-
tive
Grosse nur als Raumlinie
subsistirt, so kann man
— m
'ss
^'
(—Q
oder == — n,
r setzen, wovon nur der Eine
Factor die
Ralk
der Lager
echnung.
407
der
Linie übernimmt,
während der andere
eine reine Zahl verbleibt;
und man erhält
hierdurch/^)-111"
==
/(—w.
r 7r). Wird hier
nach
IIL
f(^V
==/*
(r
7r)»
UDd
dann noch der Allgemeinheit von r wegen,
r
K
==? 6 gesetzt, so hat man
vollends IV. /'(Ö)""
===
/(— n
6)»
wie
behauptet
worden. Hieraus ergibt sich sogleich
för den
speciellen
Fall n
== l, die
Identität/•(—6)
===
/(8)-1;
also auch die weitere
Gleichung
f
(—S)"
==
f
(ö)-11
=
/'(—n@), wodurch die
Gültigkeit
des Gesetzes II. auch auf negative
Werthe der
Lagegrösse 6
selbst,
ausgedehnt
ist.
§. 8. Weil
nun der Exponent in IV. schon negativ erscheint,
also
hierdurch schon factisch
darstellt, dass es ihm
nicht unmöglich
war, sich mit einer Linie, die
verschiedener Lagen fähig ist, zu ver-
binden und
sodann unter Verlassen der absoluten Lage negativ
zu
werden, so drängt sich die Frage auf: soll wohl
die Lage f
(?r),
oder
allgemein f
[(2Ä
•+•
l)?r]
die einzige sein, in die
er ausser
der
absoluten einzutreten fähig
ist, oder mögen auch
die übrigen ihm
vor-
behalten sein?
Unter den übrigen
würde auch die
orthogonale/*(—
J
begriffen sein müssen, sowie auch die
anderen abgewichenen, wie
sie vorhin die Ebene ergab. Die
Frage also ist, wird die
Gleichung
II.
auch für sogenannte imaginäre oder wie sonst immer
abge-
wichene Exponenten gültig sein? Ich gehe hier
von der Gleichung
IV. aus, als in welcher der negative
Exponent der Allgemeinheit
wegen — n
==
nf[(2h
M
1)^] gesetzt werden
muss, worin h
mit
gleichem Rechte jede Zahl von O bis
OQ bedeuten kann.
Nach der
Gleichung III. war offenbar f
[(2h
+
l>r]7
=
/•[t2^1^;
mit-
hin
muss auch
f[(2h
+ l)
7r]
==
/
p11^1^]"
richtig sein und
bleiben, mag u was immer für
ein absoluter Zahlwerth
sein. Man
hat also—n
==
n/r211
"^T für alle
speciellen Fälle des Zahl-
werthes
u,
selbst in dem Fall, wenn u anfangt unendlich
gross
zu
werden,
l&iu vollends
unendlich gross, so wird
die Grundgrosse der
La^e hier,
nämlich
2
"^
?r
==
—\—
n nicht geradezu sehr klein,
0
U
oo
weil h ebenfalls die
Befugniss hat, sehr gross
zu sein; auf jeden
Fall aber wird dieselbe unbestimmt,
weil selbst bei feststehendem
u, die Zahl
h simultan unendlich viele Werthe hat. Man wird also
408
*Ryll.
Elemente
2h"^1
TT
===
« als irgend einen
kleinen Werth mit dem
Charakter der
oc
Unbestimmtheit
dafür zu setzen
genöthigt sein.
Dadurch verwandelt
sich — n
==
nf
\——4:—yrj
in die Form — n ===
n f
(a)»
==
n
jf (a oo).
Und hierdurch nimmt weiter
IV. die Gestalt an
f
(ö) n f
( a
oo)
== f [n
Q
f(aoo
)], die nicht unrichtig
sein kann. Sucht
man in dieser Gleichung den verlorenen
Charakter der
Eindeutigkeit
und
Bestimmtheit von a. oo
herzustellen, so erübrigt nur a. oo
===ß
zu diesem
Ende zuindividualisiren,
dergestalt, dass
ß einen
beliebigen
Werth durch
willkührliche Setzung
bekommt, unter der Einschrän-
kung jedoch, dass dies
in beiden Gliedern der Gleichung
identisch
geschieht.
Und dieses führt zu
der allgemeinen Form V. f (6)
nfü9)
==
f [n 6 f
(ß)]. Ich habe kaum
nothwendig erst zu
bemerken,
dass
die Ableitung dieser allgemeinen Lageform nicht
unabhängig von
dem
Umstände
ist, dass von der Entstehung der
Grosse ß
=== a oo
abge-
sehen wird, damit nach geschehener Wurzelausziehung
des
höchsten
möglichen
i^en Grades aus der Lage
/*[(2A
-t-
1)^]? der
Wurzel-
werth f
|
-—|
in seiner nahe absoluten Lage nicht weiter
durch die Abstammung
determinirt wird, sondern
ohne diese
Rück-
sicht
irgend eine nahe absolute Lage überhaupt
exhibirt. Dass
es
erlaubt ist, ihm sehr viele verschiedene, nahe
absolute Lagen beizu-
legen, dazu ist der Grund in der
Zahl h vorhanden, welche,
indem
sievarirt,
die Grundgrösse
ändert. Diese Änderung wird, wenn
nicht
vollkommen, so doch approximativ stetig sein, und alle so
ent-
stehenden
Werthe haben
gleichen Anspruch auf
Gültigkeit. Der obigen
Ableitung
Bedürfniss nun ist,
diese Stetigkeit als vollkommen vor-
auszusetzen, damit
dann a wirklich irgend einen
verschwindenden
Werth
ohne weitere
Unterscheidung exhibirt,
zumal die verschiedenen
gleichrichtigen Werthe nur
insensibel differiren.
Indem man die Lage
f (a) dann wieder auf alle
möglichen Potenzgrade bis zu dem
u^
erhebt, kann
das Resultat nie ein
anderes, als wieder
nur eine
Lage
sein, da nur die
Grundgrösse,
keineswegs aber der Organismus
der
Function dadurch
beeinflusst wird. Es
bleibt also auch /(a.w)
fortan
nur Lage in der
Ebene, und nur ihre Individualität wird
unbestimmt,
zumal
wenn der angewandten
Grosse u erlassen
wird, bei ihrer
un-
endlichen
Grosse bestimmt zu sein.
Vielleicht wird man hier bemerken,
dass dieses Verfahren
zuletzt darauf beruht.
Genaues
ungenau
zu
der
Lagerechnung.
409
machen, nachdem man es dem Auge des Verstandes
entzogen hat;
allein abgesehen davon,
dass hierwegen allein noch
nicht vorauszu-
setzen oder gar zu behaupten ist, dass
dadurch Richtiges unrichtig
werde, wird es gut sein, wenn
diese Ableitung auf einem besseren
Wege sich wird
führen lassen, oder wenn der oben
postulirten
voll-
kommenen Stetigkeit von a eine daraus folgende
Unrichtigkeit
nach-
gewiesen wird. Vor der Hand
lässt sich die
Richtigkeit der
Gleichung
V.
an sehr vielen Fällen
controliren, nicht nur
dort, wo ß
=== o,
2^,
47T,
GTT, u. s. f. bis
2/177,
sondern auch wenn ß
====
77,3
TT, S
TT, u. s.
f.
bis
(2Ä
+
l)
TC genommen
wird; denn dort geht
allzeit die
Gleichung
II.,
hier die Gleichung IV. hervor. Und ein weiterer
bekräftigender
Umstand
ist die Natur der Sache, die räumliche Möglichkeit,
dass
die
Grundgrösse der Lage
nämlich 0, welche, so wie sie gegeben
ward, eine
noch mit keiner
Bezogenheit behaftete,
kurz absoluteLage
ihrer
Ebene darbot, auch in anderen Lagen erscheine. Wenn dies so
an
sich nur als
blosse Möglichkeit
sich erkennbar macht, so
zeigt die
Gleichung
V., wie dies
rechnungsmässig
ausgedrückt werden kann;
denn in ihr erscheint die Grundgrösse n
6 mit der Lage
f (ß)
affi-
cirt,
die dentf auch hier
beliebig sein kann. So dass, wenn auf diese
Art der
Winkel oder Bogen n 9, und mit ihm die dadurch
bestimmte
Ebene alle
Lagen, denen der
Anfangspunkt der Grossen
sowie jener
der Bogen gemeinschaftlich ist, annehmen
kann, in der Form V. alle
möglichen Lagen im
Räume
zusammengefasst
sind.
Treffen
ferner zwei verschiedene
Lagefaetoren
auf dem
Wege
der
Multiplication zusammen,
z. B. f (6) mit
/*(ß)>
so kann man
zur
Erzielung
des einfachen Resultates
dieGrundgrössen
derselben durch
ein gemeinschaftliches
Massjm messen, wodurch man
erhält Q
==== m.
pi
und ß
== n.
pi; dadurch erhält
man nach IIL f
(ff)
==
f(v^^)
==
/•(/Ji)m;
sowie f (ß) =
f(ny)
=
f(y)^' Also
das Product
/•(ö)
.
/•(ß)
===
/•QJL)
m+n
==
fl(:^+n)^]
==
f[0+ß].
Man hat also die
Regel VI. f (a)
. f (ß)
==/•(«+
ß), mögen a und
ß wie
gross
immer
sein.
Und auch diese
Gleichung lässt sich nicht
bloss für
absolute
Werthe a und
ß behaupten, sondern auch wenn diese beiden
Bogen-
grössen
in ihrer Lage unterschieden sind; wie durch die
Gleichung
V. sehr leicht vermittelt werden kann.
Multiplicirt man
nämlich
diese mit der Form f (ß)
m
=== f
(m8), so hat man zuerst
f (m
Q).
f(nQf(ß)
)
=
f(Q) m
.y(Q)
nfü?)
^/"(ö)
m+nfO?); und
wenn
410
Py11-
Elemente
man m
-h n
f
(ß)
=== r
f
(y) setzt, auch weiter
f
(8)
m+nf^)
^
^(8)rföo
^/•(re/^y))-/-!^
-mö/'Cß)];
folglich die wei-
tere Regel
VIL f (m 9)
./'(nö/'Cß))
-/•[me+ne/'Cß)].
§. 0. Es
kann nunmehr nicht zweifelhaft sein, welchen Einfluss
die
Rechnung entwickeln muss,
um die Lage „als besondere
Grosse"
zu
beherrschen. Soll nämlich die Lage in einer Ebene, wie sie
durch
die Gleichung II. gegeben wird, verändert
werden können, so
muss
bei
constantem
Werthe
Q, der Exponent
n sich ändern, damit
die
resultante
Grundgrösse eine
andere werde. Die Bedingung hierzu
ist die
Multiplication. Werden
aber Grossen
multiplicirt, so
ändert
sich
die Grundgrösse der Lage mithin auch die Lage selbst nur
addi-
tiv. Die Lage wird also hier additiv durch die
Multiplication afficirt;
und überhaupt, sie wird durch
jedje Rechnungsoperation
in anderer
Art
beeinflusst, als
Grossen die nur in
Beziehung auf den
Zahlwerth
deren
Einflusse unterworfen sind. Der relative
Unterschied des
Ein-
flusses der
Rechnung, einerseits auf
den Betrag der Grossen,
anderer-
seits auf deren Lage
besteht aber in Folgendem:
Nennt man,
nach
der
Cumulation des
Grundactes der Operation,
die Summirung
das
erste Stadium der Rechnung, die Multiplication das
zweite, die
Potenz
das
dritte Stadium, so ist der
Einfluss auf die Lage,
gegenüber
jenein
auf
den Betrag, allzeit um ein Stadium zurück. Es ist jedoch
noth-
wendig
dieses nur auf eingliedrige Ausdrücke zu beziehen
und
keineswegs auf Polynome auszudehnen, da das Verhalten
der
letzteren
nicht
mehr einfach, also keine Grundart des besagten
Verhältnisses
ist, und erst später zur Sprache
kommen kann. Soll aber weiter die
Ebene selbst ihre Lage
ändern, so muss die Rechnung einen
Einfluss
entwickeln, dem nicht der
Zahlwerth, sondern dem die
Lage des
Exponenten (s.
Gl. V.) erreichbar wird.
Die Bedingung hierzu ist
ein
multiplicatives
Zusammentreffen solcher
Lagen im
Exponenten,
die
von jT(O) verschieden
sind. Gesetzt, diese Bedingung sei
erfüllt,
so
wird, wenn man die Form V. f (6) n
f(ß)
=/* (n Q f
(ß)
)
vor
Augen hat, die Lage f
(ß) sich
ändern; es tritt also
auch die Ebene
von n Q in andere und andere Lagen
ein. Setzt man hinzu,
dass
dieses in kleinen
Intervallen, oder völlig stetig und
successiv
geschiebt,
so gewinnt
man die Darstellung einer
in Folge der
Rechnungsopera-
tion
sich um eine Axe
umwälzenden Ebene, welche
Axe eben
die
absolute
Zahlenlinie ist, in welcher die Nullpunkte der
absoluten
Grossen
so der ersten wie der zweiten Art enthalten
sind»
der
Lagereohnung.
41t
Weil nun dies so wie überhaupt alle
Einwirkungen der Rech-
nung auf die Lage, von der
Function
/ (9) abhängig sind,
so wird
daran gelegen sein, diese in ihrem
rechnungsgemässen
Organismus
zu erkennen. Bevor jedoch die Aufsuchung der
individuellen
Form
von/*
(6) vorgenommen wird, ist es
nothwendig, den
historischen
Gesichts- und Standpunkt genau
festzustellen, von welchem aus die
hier geschehenen
Schritte geleitet sind, damit auch diejenige
Bezie-
hung klar werden
mag, in welche die vorliegende Arbeit zu dem
fac-
üschen
Zustande der alten und
neueren
Geometrie sich stellt.
Zweites
CapiteL
Historische
Entwickelung der
Lagerechuung.
§.
10. Es ist Thatsache,
dass leitende Ideen von
grossem Ein-
flusse sind. Die Geschichte einer jeden
Wissenschaft hat dies durch
Beispiele nachgewiesen und so
zu der Erkenntniss
gefuhrt, dass mit
den leitenden
Principien selbst ganze
wissenschaftliche Systeme
stehen und fallen. Ich kann
daher nicht umhin, um des hier
verfolgten
Zweckes
willen das zum Grunde liegende leitende
Princip in
seiner
Eigenthümlichkeit
aus den Daten der Geschichte zu entwickeln und
hierdurch
klar vor Augen zu legen; damit auch das, was sich
darauf
gründet, stehen oder fallen möge, falls
es durch die leitende Idee
nicht gehalten zu werden
vermöchte. Zwar kann gemachte Erfahrung
mich
besorgen machen, dass die gegenwärtige
Untersuchung
nicht
im
Vorhinein die weitverbreiteten gangbaren Ansichten
über den
Höhe-
punkt und
die Vollkommenheit der gegenwärtigen
geometrischen
Analysis
zu Bundesgenossen haben dürfte, da der Optimismus
dieser
Analysis Vielen
unantastbar erscheint; allein, wieviel auch eine
solche
Stimme in der
That für sich hat,
die Elemente und Beweggründe
dazu sind von
Beliebigsetzen und Mossem
Dafürhalten nicht frei, und
werden die
Möglichkeit von Zusätzen und Einschränkungen
auszu-
schliessen
nicht im Stande sein. Das Wohl der Wissenschaft
ist
sicher unrichtig und engherzig bedacht,
wenn dem Einzelnen
zuge-
muthet
werden wollte, auf einem
bereits von
Anderen eröffneten
und
von Vielen betretenen Wege
unbedingt festzuhalten und
fortzugehen,
ohne auf die
vorausgegangene Wahl und
Beschaffenheit dieses Weges
selbst mehr zurück zu
blicken. Man kann das indifferente Einlenken
in solchen
Weg zwar allerdings populär finden und bequem, da man
412
Ry^•
Elemente
hier,
ohne mit Nothwendigkeit
die Sorge in Betreff der Gediegenheit
des Planes und der
Zulänglichkeit des Bodens, welchen er in
Anspruch
nimmt, auf sich zu haben, sich auf die
Voraussetzung der
diesfalls
bereits
anderweitig geleisteten Sache verlassen, und um so
zuver-
sichtlicher darüber hinaus fortschreiten
kann, als im Falle wo Grund-
lage und Plan Keime zu einer
wenngleich erst später
hervortretenden
Unordnung
in sich trügen, die
Calamität des
Erfolges höchstens
eine
allgemeine
Calamität der Wissenschaft wird, die kein Einzelner
zu
tragen oder zu verantworten hat. Aber eben der wahren
Wissenschaft
Interesse wird es fordern, diese
Bequemlichkeit und Sicherheit des popu-
lären Wesens
von der genuinen inneren Wahrheit und Richtigkeit
der
Grundlegung zu unterscheiden; der wahren Wissenschaft
Interesse
wird fordern,
dass unbeachtet
geblichene
Umstände und
Gründe nach-
geholt und zur Geltung gebracht werden,
sei es selbst unter
Umstän-
den,
dass ein Versuch dieser Art keine Stimme für sich hat,
ausser
seinem baren
Gehalt. Vor dem ernsten
Gerichte der Zeit kann
die
geläufige Gangbarkeit der
ürtheile in irgend
einer Zeit keinen zurei-
chenden Schutz zu Stande
bringen. Während der Einzelne und wäre
er der
Zeitgeist selbst, nur aus und nach Gesichtspunkten
seiner
Individualität zu
urtheilen vermag,
führt nur die
Concurrenz
und
Succession vieler
ürtheile unter
abfliessender Zeit den
Erfolg mit sich,
dass, was an
denPartialurtheiIen von
Präjudiz,
Einseitigkeit oder
gar
Übertreibung und Leidenschaft hängt, in dem
Conflict der
Sentenzen
sich
paralisirt, und durch ein
solches Nullwerden des
Ungültigen
ein
Rest herausgebildet wird, der, gleichwie der Stein
durch wohl-
getroffene
Wegschaffung des
Überflüssigen unter der Hand des Mei-
sters zum
vollendeten Bildniss wird,
zuletzt als das
vollkommene
ürtheil
des idealen menschlichen Geistes stehen bleibt. Der
Verstand
kann
nicht umhin, an der wirklichen Übereinstimmung des
Gedachten
sowohl
mit sich selbst als auch mit den letzten
nothwendigen
Voraus-
setzungen
davon seine Befriedigung zu finden. Allein diese setzt
immer
die
ersteren voraus, kann ohne
sie nicht subsistiren, es
wäre
denn,
dass
sie nur
Täuschung ist, die
über kurz oder lang der Einsicht
weichen
muss; wie die Geschichte
auch Beispiele solcher Art aufzu-
weisen hat,
Täuschungen können zwar sehr tief Wurzel fassen, so
lange
der
Verstand
nämlich mit der Deutung der Symptome ihrer
wahren
Natur nicht im Klaren ist; aber sowie die reine,
einfache Wahrheit
ihn zufrieden zu stellen, vermögen
sie selbst zur Zeit ihrer
ausge-
der
Lagerechnung.
413
breitetsten
Geltung nicht Die Bahnen der Himmelskörper sind
zwar
Ellipsen, in deren Einem Brennpunkte der
Centralkörper sitzt;
allein
der andere Brennpunkt steht auf dem Felde der
Wissenschaft dem
ersten gleich, und doch steht er so
müssig da, ohne einer gleichen
Verwendung fähig
zu sein. Ist dies das
Lebenszeichen der
einfach-
klaren Wahrheit, oder liegt hier ein Symptom der
berührten Art?
Und
sieht man auf die Analysis
überhaupt, die, seit sie von
Descar-
tes
den Lebenshauch empfangen, durch ihren
grossartigen Bau
dem
Scharfsinn zweier Jahrhunderte ein
Zeugniss gibt,
war—im Lichte
besehen—nicht schon ihre
Genesis von solchen
Symptomen
begleitet,
zu welcher
die Fruchtbarkeit des Bodens seither
noch neue
hinzuge-
liefert hat? Doch nicht Symptome von
Widersprach und
Unwahrheit
sind
es, die die Bildung der leitenden Idee hier bedingen oder
auch
nur veranlassen
können; sondern,
während jene aus
factischen
Un-
gewissheiten
auf dem Felde der vorhandenen Systeme hervorsteigen,
hat
diese, ohne von irgend einem vorhandenen
Systeme abhängig
zu
sein, ihre eigene
Subsistenz, deren
Individualität sich auf sogleich nach-
folgende Art
wird charakterisiren
lassen.
§.11.
Dass der Raum, so wie er,
weil die Grössennatur
führend,
zum
Object einer
wissenschaftlichen
Bearbeitung
geeignet ist, auch
dazu genommen worden, das hat die
alte Geometrie mit der
neueren
gemein. Das Unterscheidende von beiden liegt also
so weit,
offenbar
nicht
im Object, sondern in der
Behandlungsart, das ist,
es schliesst
die
Methode die charakteristische Verschiedenheit in sich.
Um
den
Geist
der Methode des Alterthums
zu charakterisiren, kommt es offen-
bar nicht auf die
Einzelheit der alten
Geometer
an^ sie
Alle
arbei-
teten, wie die
Entwickelungsgeschichte
lehrt,
in gleichem Geiste,
so
dass das
Alterthum nur Ein System
darstellt und kennt.
Ungeachtet
eine
Mehrheit von Methoden hier ausgeschlossen
ist, so sind
dennoch
die Arten der in dieser Geometrie betrachteten
Dinge, als Sorten von
räumlichen
Grossen so vielerlei, dass
es nothwendig wird, daran
zu
denken, wie jene Einheit sich zu dieser
Verschiedenheit verhält. Im
Ganzen betrachtet die
alte Geometrie mehrerlei Arten von
Grossen;
denn Körper sind offenbar
Grossen, und als solche
der Art nach, nicht
einerlei mit Flächen,
und diese weiter nicht
einerlei mit Linien, und
diese alle verschieden von
W^nkelgrössen. Sie
hat demnach zunächst
eine Mehrheit heterogener
Objecte. Dass sie solehe
unifassen
konnte,
ist nicht unter allen denkbaren
Umständen
gleich möglich,
sonderfl
es
414
^^
Elemente
gibt einen Umstand, der stattfinden
muss, wenn diese Mehrheit
hetero-
gener
Objecte mit der
Vorstellung eines Systems vereinbart
werden
soll. Dieser als
wesentliche
Bedingung geltende Umstand
wird auf
folgende Art klar: Ist
ein Winkel gegeben, so
liegt an ihm eine
Grosse
vor,
deren Existenz dadurch bedingt ist,
dass zwei von einem
Punkte
aus auslaufende Linien sich trennten. Sie sind
dadurch in
Bezogenheit
auf
einander getreten „und haben aufgehört identisch zu
sein."
Beweis davon ist
eben der entstandene Winkel, welcher Null
werden
muss, wenn
Identität wieder eintreten soll. Es ist nun zweierlei
mög-
lich:
„entweder nämlich die Verschiedenheit der beiden
Grenzlinien
eines
Winkels in der Rechnung zu
unterdrücken";
„oder aber die
wohlgegründete
ünterschiedenheit
anzuerkennen." Beides hat seine
besonderen entscheidenden
Folgen. Gesetzt, man
entschliesse sich
zu
Ersterem,
läugne also die
Verschiedenheit — so folgt daraus erstlieh,
dass
die beiden Linien nunmehr gleich-absolut werden müssen,
denn
sollten sie anders
als absolut erscheinen, würde nach dem
Grund«
davon
gefragt werden, der, weil er nichts als eine Divergenz
sein
könnte, durch die
Consequenz des
gefassten Entschlusses
allenthalben
für
unterdrückt gelten
muss. Es folgt aber auch zweitens, dass der
Winkel, der
„nicht mit unterdrückt" worden ist, nunmehr
seine
ursprüngliche Bestimmung, die qualitative
Verschiedenheit der beiden
Schenkel durch ein
Rechnungsobject, denn der
Winkel ist als Grosse
ein solches, zu
charakterisiren,
eingebüsst hat
— wesshalb er
jetzt
als eine
ausser ihre
natürliche Bestimmung versetzte
Grosse
isolirt
dasteht, und
demzufolge gleichfalls als absolut aufgenommen
werden
muss,
ohne jenen Weg mehr in die
Rechnung finden zu können, den
er in seiner
natürlichen Beziehung gefunden hätte. Die
Möglichkeit
einer
Rechnung der Lage ist dadurch im tiefsten Grunde erstickt
Es ist nunmehr nichts als eine
consequente Fortsetzung
der
ersten Folgerung, dass wenn zwei von einem Punkte aus
divergirende
Linien
gleich-absolut sein
sollen, es dann schon jede zwei, also
Alk
werden
sein müssen. Und
weiter: Sind ^ alle von
einem Punkte,
wi«
die Radien
eines Kreises und einer Kugel ausgehenden
geraden
Linien
gleich
absolut, so ist
kein Grund dies nur von
dem Einen
Endpunkt
einer
Linie zu behaupten, und so werden sie auch bei allen
möglichen
Wiederholungen
und bezogen auf alle Raumorte und
Umstände
gleich-
absolut
bleiben müssen,
selbst wenn sie gruppenweise so
zusammen-
treffen,
dass sie geschlossene
Raumfiguren
darstellen; so
ireiw
der
Lagerechnung.
415
begrenzte
Flächen als besondere
absolute Grossen, und
treten auch
von Flächen begrenzte Körper als
andere absolute Grossen
auf.
Alles
unter der Einen ausgesprochenen
Bedingung. Die alte
Geometrie ist
also, weil sie die Folgen der
vorausgesetzten
Unterdrückung der Ver-
schiedenheit der Lage
vollzählig entwickelt, vom
Geiste dieser
Be-
dingung durchweht, und ihre Methode besteht im
kürzesten
Ausdruck
darin:
alle Raumlagen streng als gleich-absolut aufrecht zu
halten.
Die
doch wirklich existirenden
Relationen von vor- und
rückwärts,
von
rechts und links, von oben
und unten haben dort keine
wissen-
schaftliche Darstellung
gefallen: aber es
hängt damit auch
zusammen,
dass sie die
aus ihnen hervorgehenden gleichfalls
entscheidenden
Folgen
nicht vor den Verstand bringen konnten. Es ist nun bei
den
Geometern
üblich, Linien und
WinkelgrÖssen, die
gleich-absolut,
obwohl
dabei verschiedener Lage, die jedoch
unexhibirt
bleibt,
fähig
sind, einander gleichzuhalten, und zur
Anzeigung dessen,
coordinirt
zu nennen.
In diesem Sprachgebrauch sind denn die
sämmüichen
Raumlagen
der alten Geometrie einander
eoordinirt.
Wenn man
diese
Coordinaten
zählt, so gibt es deren unendlich viel.
Aus dem
oben
beregten Geiste der alten Geometrie ist also das
überall zu
Tage
liegende
Charakteristicum
hervorgegangen, „dass das System
des
Alterthums
das der unendlich vielen Coordinaten
war."
§.
12. Prüft man dieses System dadurch, dass man es auf
die
Natur der Rechnung bezieht, die auch negative
Grossen
kennen
und
fahren
will, so fällt alsbald auf, dass im System des
Alterthums
schon eine negative Linie nicht möglich
war; da auf einer
und
der-
selben Linie dies- und jenseits des Mittelpunktes
einer Kugel
stets
ein anderer gleich-absoluter Radius sich
fand,
dessen
Existenz
nur
dadurch
ihre Integrität bewahren konnte, dass ein
entgegengesetz-
ter,
das ist negativer keine Raumlage zu seiner Verwendung
übrig
fand. Indem dieses wieder von allen
co existirenden Radien auf
gleiche
Weise gilt, deren jeder seinen eigenen
entgegengesetzten
hervorrief,
aber auch eben dadurch auf seiner eigenen
Lage mit einem von dem
absoluten Gegenmann
herrührenden negativen in den
gegenseitigen
Vernichtungskampf
gerietb,. so
thut sich ein weiterer die
Systemver-
fassung bezeichnender
Umstand
hervor: „da&s
dies System, sowie
es die negative Grosse aus dem
ganzen
Räume ferne hielt,
keine
Rechnung zu vertragen fähig war, die auch nur
zu negativen
Gros-
sen
führt." Ihm
mussten
also schon negative
Grossen unmöglich,
416
RylL
Elemente
oder wenn man will, eingebildet sein. Wie denn
das Alterthum
auch
in
der That keine
Kenntniss davon
besass. Es konnte
dieselben auf
dem Gebiete der Geometrie nicht finden,
wegen des Geistes, in dem
dieselbe betrieben ward; es
konnte dieselben aber auch
auf dem Felde
der Rechnung nicht entdecken, weil auf
diesem Felde gar nicht
gesucht worden
ist." Sowie die Rechnung
im Alterthume der
Geo-
metrie
gegenüber stand, wurde alle Ausbildung
ausschliessend
der
letztern zu
Theil, so
dass sie demzufolge den
entschiedenen
Vorrang
vor
der ersteren hatte, als
welche nicht so weit noch gelangt war,
um für den
Ausdruck individueller Zahlen Zeichen zu besitzen,
die
von einem aus der Zahlnatur hervorgehenden Gesetze
beherrscht
wären. Zwar, die
Pythagoräer hatten
viel mit Zahlen zu thun,
allein
anstatt darin den formalen Ausdruck der sich
wiederholenden
Opera-
tion des Setzens
zu erblicken, setzten sie darin Geheimnisse voraus,
die
ihnen im verworrenen Zusammenhange mit dem Sein der
Dinge
erschienen
sind. Wäre der Zahl ihr rein formaler Charakter
vindicirt
worden, so
hätte seine einfache Klarheit den Platz jener
Geheimnisse
eingenommen,
und hätte schon das
Alterthum sich der Mittel
bemäch-
tigt, um Fragen erledigen zu können,
die selbst jetzt noch offen
ste-
hen.
Indess der
factische Zustand
zeigt, dass es der Zahl
nicht bloss
am
entsprechenden Ausdruck gefehlt hat—
manweiss, wie viel
Mühe
die Alten, z. B.
Archimed,
nöthig hatten, um
eine sehr
grosse
Zaiil
darzustellen — sondern selbst an einem bestimmten
Begriff.
Erst
nachdem seit Apollo n ins
von Pergä die alte
Geometrie auf
ihrer Höhe stehen geblieben war, kam,
aber freilich erst viel
später,
die Reihe der
Ausbildung an die
Reclinung, die, nachdem
sie durch
die Araber gepflegt
worden, vom zehnten
christlichen
Jahrhundert
an bekanntlich durch die Araber in Europa
Eingang gefunden hat. Vor
Allem
musste aber, wie die
Geschidite lehrt, die
arabische Zahlen-
bezeichnung und dekadische Zählung
mit den damaligen
Zählungs-
methoden
und Bezeichnungen der Zahlen durch Marken auf und
zwi-
schen parallelen
Linien in
Concurrenz treten und sich
gegen
diesel-
ben
behaupten, die Rechnung selbst aber mit der
Begründung
der
ersten
oder sogenannten
Grundoperationen beginnen—ehe es dahin
kam, dass
StifeFs
Arithmetica
integra Begriffe von
Logarithmeö
u%d
Binormalcoeffieienten
anregen konnte. Nachdem um ISSO
P»
Raüaus
(Pierre de la
Ramee) schon die
Decimalrechnung der
Bruch-
zahlen
gelehrt hatte, schritt man bald nach 16OO zur
Berechnuo®
der Lagere
chnung.
41*7
der Logarithmen fort. Alles dieses war aber nur
eine durch die
Um-
stände
gegebene, gewissermassen
instinktgemässe
Ausbildung,
auf
einem
Boden und einer Richtung, deren die Zeit sich nicht
scheint
bewusst gewesen
zu sein. Denn es erhellet nicht,
-dass man
nach
dem Verhältnisse der gleichfalls von den
Arabern
überkommenen
Algebra
einerseits zur Arithmetik
, andererseits zur
Geometrie gefragt
hätte; ja es erhellet selbst
nicht, ob hier Verschiedenheit oder Iden-
tität
vorausgesetzt war. Und
doch hängt so Vieles davon ab. Nur
dunkle
unbestimmte Zweifel haben
sich geltend gemacht und zuletzt
ein Resultat
hervorgetrieben, dem so viel Bewunderung damals
und
seither zu
Theil geworden ist, dass
man darum Anstand nahm,
es
auf
seinen
Werth zu prüfen. Es
ist aber nothwendig
hierauf näher
einzugehen, damit wie es vorhin
hiess, der
idealisirte Verstand
seine
Gerechtigkeit übe.
§. 13. Mit
der Arithmetik war auch die Algebra erstarkt; und
kaum
hat sie das Zunehmen ihrer Kräfte wahrgenommen, so fing
sie
auch
alsbald an, sich mit der alten Geometrie zu messen. Es
war
zwar alle die verflossenen Jahrhunderte durch nicht
klar, auf welchem
Boden, aus welchem Grunde, und zu
welchem Zwecke Algebra und
Geometrie einander
begegneten; aber kurz
— es kam einmal
factisch
und
unhintertreiblich zu
dieser Begegnung. Es entspann sich
unver-
sehends
ein gegenseitiger Commerz von beiden: es wurden
nämlich
Aufgaben der Geometrie durch Algebra, und
hinwiederum Aufgaben
der Algebra durch Geometrie
gelöst. So suchte nämlich
schon
Cavaleri (gest.
1647) den Inhalt von Flächen und soliden
Körpern
mittelst
Summirung von
arithmetischen Reihen zu ermitteln, welche
Methode nach
ihm von Fermat und
Wallis noch
ausführlicher
angewendet
worden ist; während auf der
ändern Seite
algebraische
Gleichungen durch geometrische Zeichnung
oder Construction
gelö-
set wurden.
Und
von dort an, wo diese zwei
verschiedenen Kräfte,
Algebra nämlich und
Geometrie in demselben Gebiete —
dem
Räume—aufeinander
trafen, bereitete sich ein charakteristischer
Kampf
zwischen beiden vor, dem es auch an
merkwürdigen
Niederlagen
sammt den
Folgen davon nicht fehlt.
Wir sahen nämlich die
Geome-
trie mit einer entschiedenen
Überlegenheit, ja mit
der vollen Allein-
herrschaft im
Räume aus dem
Alterthume
herübertreten, so dass vor
ihr die Algebra vollends
verschwand. Nun aber ist
diese gross
gewach-
sen,
und kündigt sich ihr sofort als Rivalin an. Die Übersicht
über
Sitzh.
d.
mathem.-naturw.
Cl. L Bd.
W
418
Ryll.
Elemente
den Verlauf des gegenseitigen Benehmens ist von
dem grössten
Be-
lange. Die erste Art des Zusammentreffens, wo
nämlich die
Rechnimg
geometrische
Aufgaben lösen half, schlug fast niemals fehl
und
^ab
eine
grosse Anstelligkeit des
algebraischen Calcüls
kund, wenn
es
darauf ankam, die Beträge der geometrischen
Grossen durch
ihre
bedingenden Momente zu beherrschen. Man fand
sogleich, die Rech-
nung
müsste zur Erzielung
gar mannichfacher
geometrischer Leistun-
gen ein
trefflicher
Bundesgenosse sein. Die
Begegnung der anderen
Art hingegen, wo Aufgaben der
Rechnung sollten
geometrisch gelö-
set werden,
liess die friedliche
Übereinstimmung beider nicht lange
unverletzt
bestehen. Die Algebra forderte,
dass allen aus der
Rech-
nung sich
ergebenden Bestimmungen und Umständen der
Lösung,
durchgreifend
genaue räumliche Verwendung gegeben werde —
die
Geometrie aber war kaum im Stande, auf vereinzelten,
künstlichen
Wegen auch
nur den Quantitäten
zu entsprechen. So z. B. ist aus
den Eigenschaften eines
Kreises bekannt, dass die Gleichung
A k
. B k
=== m k
. n k besteht,
welche mit-
tel8t
{^^und
&^:
übergeht
m
a.
b
=== x(c
+ x) oder
x2
4-
c^
=
^/
wor-
2
Dies ist die
algebraische Lösung
der Glei-
chung
x2
-[•
c
x —
ab === o nach
der Grosse
x, welche
offenbar
fordert, dass x zwei
Werthe
haben
soll.
Diese zwei
Werthe
sollen
verschieden
sein, und zwar so wie dies
das Vorzeichen der Wur-
zelgrösse
V/—
-{-ab
bedingt; woraus man erkennt, dass nicht
nur die
Zahlwerthe verschieden
sind, sondern auch, dass
während
der Eine (wegen
Vf-^^ab
>V^) positiv sein
muss, der
An-
dere negativ erscheint. Die Geometrie soll nun diesen
Unterschied
sowohl
im Zahlwerthe als in dem durch das Vorzeichen
bedingten
Gegensatz
ersichtlich machen. Allein der Zeichnung, aus welcher
die
Gleichung folgte, entspricht nur der positive
Werth x
== k
m.
Sucht man auch dem negativen Raum zu
verschaffen, so wird
höch-
stens möglich, unter der neuen
Voraussetzung, dass k n
== x
sei,
mithin die Gleichung
sich in x
(x—c)-==
a b, das ist
x2—ex—ab=^o
der
Lagerechnung. 419
verwandle, als Lösung
x
==
^±y-^
+ a
b zu
erhalten,
worin der obere
Werth, der zum Orte n
wirklich passt, der
negative
des früheren Falles ist. Allein indem
dieser negative Werth hier-
durch einigen Sinn gewinnt,
so muss
auffallen,
dass dies wieder
nur
auf Kosten des
ändern möglich
war, der nun wieder seinerseits
keine
Verwendung
hat. Wird hier wohl der Relation des Positiv- und
Ne-
gativsein irgend befriedigende Aufklärung zu
Theil, oder ist
dieselbe
vielmehr schon im vorhinein gar nicht
möglich, weil sowohl a
und
&,
als auch
c positiv
auftreten, ungeachtet sie verschiedene Lagen haben.
Es
lässt sich in der
That durch gar nichts
begründen, dass das posi-
tiv
ausfallende x die
Lage von c und nicht die von b oder a
haben
müsste, so
wie auch umgekehrt, dass es längs b oder a fallen
müsste
und nicht
auf c. Und bedenkt man,
dass die Divergenz der Lagen von
b und c, sowie
auch der Ort k auf keine Art dergestalt
determinirt
sind, um
nicht insgesammt
verschoben werden zu können, so geht
hervor, dass es
dieser Geometrie nicht möglich ist,
irgend
eine
Lage als
ausschliessend positiv zu
fixiren. Und eben darum
kann
auch
die ihr entgegengesetzte oder negative keine
Bestimmtheit
gewinnen. Solche Fälle haben, je
häufiger sie wurden, der Vete-
ranin desto
grössere
Verlegenheiten bereitet, je mehr zu
sehen
war,
dass die Rechnung unbeugsam allzeit Eines Sinnes ist,
dass
sie von der räumlichen Verwendung aller ihrer
Grossen,
welche
bei höheren Potenzgraden durch
Wurzelausziehucg aus
ihnen
schaarenweise
hervorbrechen, niemals ablassen wird,
während
die
Geometrie sich bewusst
sein müsste, dass ihr
schon eine nega-
tive
Grosse etwas
imaginäres war. Der bis auf den Grund
gehende
Zwiespalt zwischen beiden, und aber auch die
leidige
Unmöglich-
keit
einer je mehr herzustellenden Übereinstimmung lag als
offene
Thatsache vor.
Wie sehr auch die Geometer
sich abmühen moch-
ten, es zu einer
Vereinigung der Rivalen zu
bringen — die Rech-
nung griff mit einer
Consequenz und
Entschiedenheit durch,
dass
man nicht umhin konnte, sie eben darum
werthzuschätzen
und
in dieser wohlgeordneten
Kraftäusserung ein
noch nicht gehab-
tes
Instrument
zu erkennen, wenn es
darauf ankam, irgend wider-
spruchlose Resultate zu
entwickeln. So wendeten sich die Hoffnun-
gen und
Erwartungen der Denker in
Masse der Rechnung
zu,
während
die Geometrie mit dem gebrochenen
Bewusstsein
verlassen
27
*
420
RylL
Elemente
wurde, und so traten Euklid,
Apollonius und
Archimed
in
den Hintergrund.
§. 14.
Indem die allgemeine Ansicht diese Richtung
genommen
hatte, war die Niederlage der alten Geometrie
entschieden. Nichts-
destoweniger
liess die Rechnung sich
die einmal versuchte Beherr-
schung des Raumes nicht mehr
nehmen; — es wurde auch ferner-
hin in Anwendungen
auf den Raum gereclinet;
allein, anstatt von der
schon
organisirten alten
Geometrie ausgehend, die Rechnung mit ihr
zum Einklang
bringen zu wollen, wurden nunmehr geradezu umge-
kehrt,
die Raumzeichnungen abhängig von der Rechnung
bestimmt
Hierdurch war
thatsächlich der
Primat der Rechnung vor der alten
Geometrie auf der
Raumunterlage in Vollzug gekommen, und
von
da
an hat bis jetzt die Rechnung im Raum und seiner
Analyse die
Oberhand.
Die Bezeichnung der
Grossen mit Plus und Minus
wurde jetzt
der alten Geometrie zum Trotz als Grundlage
angenommen, es wur-
den solche
Grossen in
Functionen verknüpft,
und das was die Rech-
nung aus ihnen hervortrieb, als
massgebend für die
neuere Geometrie,
als deren eigentlicher Gehalt
aufgestellt. Es wurde der Raum als
völlig
unbearbeitet gesetzt und vorgenommen, und was in ihm
erschei-
nen, in ihn
gezeichnet werden sollte,
rein von der Rechnung erwar-
tet. Und so hat eine
selbstständige neuere Geometrie in
den
dar-
gelegten
Umständen den
Anlass zur Entstehung, und
in dem erfin-
denden Scharfsinn ihrer Begründer ihre
Organisirung gefunden.
Es
liegt nunmehr auch noch daran, den Organismus dieses
neueren
Systems
seinem Charakter nach kennen zu
lernen, um in der
Lage
zu sein, sowohl eine Vergleichung mit dem alten
Systeme anstellen
zu
können, als auch die Bedeutung der bereits gemachten
Erfahrun-
gen des neueren Systems im Lichte zu erblicken.
Ich halte es
für
nothwendig,
hier an jenen Scheideweg zu erinnern, der im
§.
11
vor Augen gelegt
worden ist, da es nämlich aufgegeben war, in
der
Alternative zwischen Verwerfung oder Anerkennung der
ünterschie-
denheit
der beiden Linien, die einen Winkel
einschliessen, zu
wäh-
len. Die alte Wissenschaft hatte zur Basis die
Verwerfung
derünter-
schiedenheit.
Indem die neuere Geometrie von der Grundlegung der
alten
abgegangen ist, hat sie dadurch an den Tag gelegt,
dass
sie
auf jenem Scheidewege zu der
ändern Alternativen
gehe. Indem
also
auch die Erörterung von jetzt an eben dahin
übergeht, wird es die
der
Lagerechnung.
421
weitere Frage sein: Ob der Geist dieser
ändern Alternativen,
als
welche in der Anerkennung jener
ünterschiedenheit
besteht, in
der
neueren Geometrie die
Celtung wirklich
erlangt hat,
zu welcher
die
Richtung genommen worden
ist
§.
lä.
Nachdem durch Descartes
Geometrie vom Jahre
1637
die
neue Bahn gebrochen war, indem er namentlich in der
H.
Abthei-
lung des genannten Werkchens den ganz neuen
Versuch gethan:
die
Natur aller ebenen
Curven durch eine
charakteristisch sogenannte alge-
braische Gleichung
zwischen zwei Grossen
darzustellen, die als
Coordi-
naten
gleichabsolut aber auf einander senkrecht sind, so lenkten
alsbald
alle Rechner in diese neue Laufbahn ein, und es
sind die
Fragen
über
Berührungen,
grösste und kleinste
Ordinaten,
Rectificationen,
Quadraturen
der Curven und ähnliche Probleme, wie
man
weiss,
die
interessantesten
geworden, und denselben
war es sogar beschieden,
die Geburtsstätte einer
neuen Rechnungsart zu werden, die sich zu
einer
merkwürdigen Brauchbarkeit anstellig zu zeigen begann,
näm-
lich des
Differenzen- und
Differenz
iaicalcüls. Mit der
Ableitung
und
Entwickelung von
ebenen Curven aus algebraischen Gleichungen,
war auch
Format neben Descartes
aufgetreten und so
concen-
trirte
sich geraume Zeit aller Scharfsinn in der Analyse der
ebenen
krummen Linien, bis endlich
Clairaut im Jahre 1732 der
Erste
den Übergang zu Curven von doppelter
Krümmung gemacht, und
so
den Raum erschöpft, mithin das System vollendet
hat. Er
drückt,
wie
bekannt, die Natur dieser Curven durch Gleichungen zwischen
drei
Coordinaten aus.
Das System ruht also auf
einer
dreifachen
Wieder-
holung von
4- und
—, wie dies zur
Erschöpfung des Raumes
unum-
gänglich
schien, und charakterisirt
sich demnach dadurch, dass
zu
seiner Verfassung nur drei Richtungen verwendet sind,
die als gleich-
ursprünglich oder absolut, also
einander gleichgeltend,
das ist
coor-
dinirt
betrachtet werden. Während das alte System
unendlich
viele
Coordinaten zählte, zählt dieses drei.
Fragt man nun, welche Fort-
schrittsbewegung die
Geometrie gethan, da sie vom alten System zum
neueren
überging, so liegt es nunmehr auf flacher Hand: es
geschah
der
Übergang
in der Grundlegung von
unendlich vielen in die Verfassung
aufgenommenen
Coordinaten zu dreien — (ein analoger Übergang
mit
jenen, wo
einStaatvon der reinen
Demokratie übergeht
zumTriumvirat).
Die Richtung des Fortschrittes ist hierin also
mit Bestimmtheit
ausgesprochen, sie zeigt nämlich an
und geht den Weg der Coordi-
422
Byll•
Elemente
naten-Verminderung.
Und kommt ferner noch
hinzu, dassnoch
heute
die Wissenschaft auf dem Boden des
Drei-Coordinatensystems
steht,
so liegt der
übrige noch mögliche Schritt
klar vor Augen. Es
ist
nämlich
noch die Möglichkeit
übrig, nur Eine Einzige absolute
Rich-
tung zur
Grundlage zu nehmen. (Dieses wäre wieder analog
dem
Übergang vom Triumvirat zur Monarchie.) Die
Möglichkeit eines
solchen Schrittes hat demnach
für aufgezeigt zu gelten, und zwar
wie gesehen
worden nicht nur historisch, sondern, wenn
man
auf die
Eigenschaften der anfangs betrachteten
Function
f
(6)
sieht,
auch algebraisch, oder dem Gehalte nach
.
. Nach
diesem
wird über die leitende Idee der vorliegenden
Arbeit kein Zweifel
übrig bleiben können; es
hat nämlich die zweite der im
^.
11
ausgesprochenen Alternativen, wie erklärt worden
ist, den
Um-
stand
für sich: dass sie
allein es ist, bei welcher eine
Rechnung
der
Lage wenigstens nicht schon im tiefsten Grunde erstickt wird;
dabei ist auf dem Boden dieser Alternativen
bloss ein
Drei-Coor-
dinatensystem
entstanden, welches einerseits eine Rechnung der
Lage
noch nicht ergeben, andererseits aberden so eben
angekündigten
Fortschritt noch übrig gelassen
hat, »und den, in der Aussicht, dass
er mit der
Begründung einer
Lagerechnung im engsten
Zusammen-
hange stehen
müsse, zu thun, ist
Ziel dieser Arbeit."
Es kommt nur noch zu
fragen: ob dieser
vorbereitete Schritt
auch
durch ein auf der Natur
des
Drei-Coordinaten-Systems
beru-
hendes
Bedürfniss
gegründet wird.
§. 16.
Auch auf dieser Seite
lässt sich das
Bedürfniss hierzu
in
mannichfacher
Gestalt sogar
historisch-thatsächlich
erweisen. Das
neuere System hat nämlich zwar
unstreitig jeder von ihm abhängigen
Wissenschaft
grossen Vorschub
geleistet; so muss ihm, um
nur bei-
spielsweise zu
reden, als ein wichtiges
Verdienst verdankt
werden,
dass es kraft
der Rechnung, die in ihm
massgeb
end ist, die
Resultate
erzielt hat, wodurch sich die neuere Astronomie
überhaupt, die neuere
Mechanik und Physik bereichert
erkennt; allein alles dieses vermag
nicht vergessen zu
machen: dass es ja die Gesetze der
Rechnung
nur
sind, denen die leistende Kraft
innewohnt, also das
System, so-
weit dem mit fremden Federn geschmückten
Vogel gleich dasteht,
und dass man mit Bedacht fragen
kann: Ob das
Coordinatengerüst
des
Systems den
Äusserungen dieser
Kraft nicht etwa, gleichwie das
alte, Abbruch
thut. Würde solches
sich als Thatsache
aufzeigen
der
Lagerecbnung.
423
lassen,
dann würde man
mindestens sagen können, das System
str-eite
mit sich
selbst, die Fortschrittsbewegung sei
noch nicht an
dem
rechten Punkte, noch nicht am Ziele angelangt, und es
ergäbe sich
ein
Bedürfniss zu dem
vorgedachten Schritt. Der Organismus des
Systems
widerspricht aber wirklich den Gesetzen des
Calcüls.
Denn,
indem das System
nur Plus und Minus kennt
und verträgt, bringt
die
Rechnung
auch die Form
y—i
hervor; zu geschweigen,
dass sie
__v~=\
auch zu
V—l
u. a. führen kann. Indem aber der Primat der
Rech-
nung
von der geometrischen Grundlage in diesem Systeme zur
histo-
rischen
Thatsache geworden ist,
weil dasselbe von D es
zartes
eben
auf dieser durch die Geschichte ins klare Licht
getretenen Basis ge-
baut wurde, so ist es
widersprechend, wenn das System die imagi-
näre Form
\^—l
nicht etabliren
kann. Wird diese aber
etablirt,
und zwar wie
die Rechnung erheischt im Sinne
\/—
l ==
f
{—\
wie oben gesehen worden, so ist es abermals
widersprechend, dass
auf den Linien B
und
D,
die imaginäre Form
theils mit einer
posi-
tiven,
theils mit einer negativen
Grosse zusammen gefuhrt wird: da
sie hier einander
gegenseitig delogiren,
indem nur Eine den
Platz
behaupten kann. In solchem Falle
jedoch, wo wie hier, eine
Raum-
anweisung nach algebraischem Gesetze mit einer von
blosser
Willkür
herrührenden in
Collision
geräth, kann der
Ausweg nicht zweifelhaft
sein; es
muss gegenüber dem
Gesetze die Fiction
verschwinden,
weil dies die Bedingung ist, unter welcher
allein das anerkannte Ge-
setz zur Geltung und
durchgreifende Consequenz
zur Verwirklichung
kommt. Auf den
speciellen Fall
f(7c)
=== — l aber
gesehen, so muss
man
inne
werden, dass dieser in dem
System wirklich zugelassen
ist,
— denn
negative Coordinaten sind
darin. Beides zusammenfassend,
muss man zu der
Erkenntniss kommen: dass
in diesem Systeme die
zweite im
•§. 11
hervorgehobene Alternative weder
geläugnet,
noch
vollzogen ist. Soweit bleibt hier der
system-bauende Scharfsinn
auf
halbem Wege stehen; es liegt darin etwas Anlage zum
Guten, aber
nichtsdestoweniger herrscht auch Neigung zum
Rückfall vor, und die
Wissenschaft im Ganzen
erscheint in einem solchen Zustande der
Lähmung, als
ob sie eine Erbsünde trüge. Mögen die durch
Fiction
aufgestellten
Coordinaten eine wie immer gewählte Lage haben, das
424
Ryll.
Elemente
heisst:
mögen dieselben orthogonal sein oder schief; der
Widerstand
den sie dem algebraischen Gesetze
entgegenstellen, ist
seiner ümern
Natur
nach kein anderer, als jener war, mit dem das
algebraische
Gesetz gegenüber der Geometrie des
Alterthums zu kämpfen
hatte.
Denn man kann nicht
bloss die Wahrnehmung
machen, dass die
For-
men
Y—l in
allen Fällen, wo sie vorkommt, vom Eintritt in das
System ausgeschlossen wird, sondern auch
Fälle sogar zeigen, wo
selbst die negative Form
etwas Unmögliches ist. Um Letzteres zu
sehen,
braucht man nur den Krümmungsradius irgend einer
Curve
zu
rechnen, so tritt derselbe mit dem Vorzeichen
±
auf, um die
Er-
fahrung herbeizuführen, dass nur der positive
Werth einen Sinn
hat
und verwendbar ist, während — den Zufall
ausgenommen, der am
Wendepunkt zwischen
Convexität und
Concavität sich
insinuirt
—
zwischen der ganzen
ändern Hälfte
des Resultats und dem System die
Frage auf Sein und
Nichtsein geht.
Dessgleichen findet
Statt,
wenn
aus den
Coordinaten eines
Raumortes der
Radiusvector,
einfachen
Falles in der Form
r^^x^+y^+z2
gegeben wird, woraus gleich-
falls r
zweiwerthig folgt. Bedenkt
man noch, dass r hier und
dort
zweiwerthig
hervorgeht, mögen die Coordinaten, welchem Orte
immer
zugehören,
oder mögen die verschiedensten absoluten
Werthe
der-
selben, bei ihrer
Independenz, wie immer mit
+ und —
verbunden
sein; so setzt sich dieser positive
Vector ganz nach Art und
Geist
der alten Geometrie in allen Raumlagen fest, so
dass in
Beziehung
auf
ihn das Vorzeichen
„—"
aus dem ganzen Räume
hinausgewiesen
wird, mithin in dieser Beziehung die
negative Grosse
unmöglich er-
scheint. Das neue
Cartesische System hat
also die Eigenschaft, die
negativen
Grossen unter gewissen
Titeln, z.B. als Ordinate,
Abscisse,
zu kennen,
ihr die Aufnahme zu gestatten, unter
ändern z. B.
als
Radiusvector, Krümmungsradius, dieselbe aus dem
Räume
hinaus-
zuweisen,
d. h. ihm ist diese
Grosse bald möglich,
bald das
Gegen-
theil.
Und dieses kann nicht
consequent sein. Wir
wollen aber
weiter sehen.
§.
17. Es ist sicher ein wesentliches
Erforderniss eines
wissen-
schaftlichen Systems, dass das, was
axiomatisch zu Grunde
liegt, und
woraus durch
Schluss neue Erkenntnisse
ermittelt werden sollen,
eia
Evidentes sei, oder
dass es, das System nämlich, seine
Anstalt
und
Mittel vollkommen kennt. Ich beabsichtige hier nicht, noch
der
Lagerechnung.
428
einmal auf die Verlegenheiten hinzuweisen, die schon aus den
Formen
y=i~
y—l
und V—i u. a. hervorgegangen sind, weil über
diese,,
wiewohl
nichtig und grundlos
bemerkt werden kann, sie
seien in die Ver-
fassung des Systems nicht einverwebt,
sondern es reicht hin, die nega-
tive Form in Frage zu
ziehen. Selbe steht offenbar im System unter dem
Namen
der negativen Coordinaten.
Die Geschichte vermag aber wenig
Licht
überdiese
Grössenform zu
verbreiten. Schon
Descartes,
also
derjenige, dem das System den
Ursprung verdankt, traute
dieser
Zahl-
form
nicht und nannte selbe falsch. War eine algebraische
Gleichung
(und solche wurde die Geburtsstätte der
neueren Geometrie)
nur
durch
negative Werthe zu
erfüllen, so wurden diese von ihm,
charak-
teristisch genug, falsche Wurzeln genannt. Was
mochte wohl die
Ursache dieser Benennung sein? Man
braucht aber nicht bei Des-
cartes
dieserwegen anzufragen,
auchLeibnitz und
Job.
Ber-
noulli
haben sich darüber nicht vereinigen können, und
nachdem
sich ganze Menschenalter müde
geforschst haben, wie z.B.
aus
Thi-
baufs
„Historia
controversiae circa
numerorum ^
negativorum et
im-
possibilium
logarithmos.
Gottingae
1797" ersehen werden
kann,
haben selbst
Geometer, die der
Jetztzeit viel näher stehen, noch ge-
fragt: Ob wohl
das Charakteristische der
isolirten
negativen
Grosse
aufdieLage
oder auf den Zahlwerth zu
beziehen sei? Dass es
milder
Durchführung
des Merkmales der Lage nicht ins Reine
kommen
konnte,
war schon oben zu sehen, indem das
Coordinatsystem die
negative
Grosse
bald möglich findet, und bald nicht. Auch
d^Alembert
nannte
das
Princip der Lage
obscur und vag.
Und dass das
Zahlwerth-
princip
die Zweifel zu unterdrücken nicht vermag,
wornach
Alles,
was negativ ist, kleiner sein soll als jeder
positive Werth,
kann
d'Alemberfs
sehr gut treffende
Proportion l—
— l ===
—l —
l
zur Genüge lehren, wenn wornach
l
> —
l wäre, auch sein
müsste
— l
> l, da nur fallende
Verhältnisse einander
gleich sein
können,
— was aber widersprechend
ist; so dass auch dieses
Princip in sich
selbst zerfällt. Ein leidiger
Zustand: dass nur Zahlwerth und
Lage
an
einer Grosse sich
unterscheiden, und in der
Alternative, dass ent-
weder diese oder jene helfen soll
— dies keine &u
thun im
Stande
ist. Man sieht das System hat die fernere
Eigenschaft: seine
eigenen
Elemente nicht zu kennen, oder Nichtevidentes zu
Grunde zu le^en,
426
Ryll•
Elemente
Es ist sogar, sagt
Carnot, nicht einmal
richtig, die Grossen
+
und
—
gemeinschaftlich reel zu
nennen; denn wären sie es auf gleiche
Art, warum
wäre dann die zweite Wurzel aus der einen nicht
eben
so reel, wie die aus der anderen?
Nur anmerkungsweise sei hier gesagt,
dass der
vorgeschlagene
Fortschritt
auch hier zur Versöhnung führt. Bedient man sich um
der
d^Alemberf
sehen Proportion aus ihren
Schwierigkeiten zu helfen
der
Lagefunction
f
(ö) in dem
speciellen Falle
f(2
^)
===
f(rc)
.
f(n\
so
hat man evident f
(2^)— f
(0
==/*
Qr) — f (o)
was eben die-
selbe Proportion ist, aber mit Beleuchtung
der dort so paradoxen Re-
lationen; so dass man ersieht,
warum die negative Grosse
f (^)
in
der
That sowohl kleiner als
die positive, nämlich f
(;r)
<
fC^n),
als auch
grösser als dieselbe
nämlich
f(^)
>
/^(o), sein kann.
Die
interponirte
Lagegrösse kann
nämlich bald grösser bald kleiner sein.
§. 18.
unter den Fragen der
Phoronomie ist diese
gewiss
eine
der wichtigsten, welche den analystischen Ausdruck
für den zurück-
gelegten Weg verlangt; es ist
dies eine Frage nach einer indivi-
duellen
Function der Zeit. Welche
Antwort aber wird ihr zu
Theil?
Ist es ein
geradliniger Weg, so gibt es dafür die elementaren
For-
meln
$
===
c
t; s
== % g
t2;
s
== a cos
Q
t, und
ähnliche, die wirk-
lich
Zeitfunctionen sind,
obwohl sie noch immer die Richtung des
Weges
verschweigen. Ist die Bahn
dagegen krumm, so
verschweigt
dieAnalyse
selbst den absoluten Weg.
Sie gibt nur eine ausweichende
Antwort, indem sie
bloss die geradlinigen
Bewegungscomponenten
nennt,
und wird die
resultanteBahn
verlangt, so geht unter
ihrer
Entwicke-
lung
die Zeit verloren, und man erhält einen Ausdruck zwischen
den
Coordinaten, ohne
Zeit; also keine
Zeitfunction mehr.
Wahrlich ein
starres Resultat, welches nur
ungenügend erscheinen kann.
Und
so
hat dies System die weitere Eigenschaft, geradlinige
Bewegungen
zu
kennen, krummen Bahnen dagegen nicht gewachsen zu sein,
da
doch diese wohl fast die einzigen wirklichen
sind.
Auch dieser
Umstand spricht zu Gunsten
des vorgedachten Fort-
schrittes; denn es kann in der
That nichts einfacher sein, als in der
Function f
(ö) die
Grundgrösse 6 in zwei
Factoren aufzulösen,
davon
der eine die Zeit vorzustellen hat, und alsbald hat
man durch 9 ==
et,
bei
coüstanten
Werthen für a
und c, die Form r
=== a f (c
t), welche
selbst unter ablaufender Zeit schon
eine Kreisbahn genuin
repräsen-
tirt,
worin a die
constante
Ceutraldistanz ist, die
peripherisehe
der
Lagerechnung.
427
Geschwindigkeit
=
c a, die
Winkelgeschwindigkeit ===
c, der zurück-
gelegte Weg
== a c t, und der
jeweilige Raumort am Ende
von r er-
scheint; wozu noch kommt,
dass der initiale Zustand
mit 6 == c
f==o
das ist t
= o, auf die absolute Lage
zu beziehen ist, von wo
aus
die Bewegung sich
entwickelt.
<§. 19.
Auch L ei bnit z
e
n'1
s Scharfblick drang tief in die Ver-
fassung des
Systems ein. Und es ist
eine wohl treffende Bemerkung,
die er
diesfalls
that: Er vermisse in der
neueren Analysis
überall
noch eine Rechnung der Lage, von der er
dafürhalte, dass sie von
der Rechnung der
Grossen würde
verschieden sein
müssen, die
aber
auszuführen nicht einmal noch versucht worden
sei. Er sah also
wirklich von dem Standpunkte des Primats
der Rechnung vor der
Geometrie, auf das System
hinüber, dachte sich die Algebra als zur
Herrschaft
im Räume berufen
— denn wie konnte er sonst Lage und
Rechnung in
Verbindung bringen? —und fand: die Lage
könne
nicht anders als von den gewöhnlichen
Grossen verschieden, in
die
Rechnung einbezogen sein. Wahrlich, je mehr man das
Eigenthüm-
liche
eines Systems denkt, welches auf
nur Einer
absoluten
Richtung
ruht,
und den spähenden Blicken
Leibnitzen^ beobachtend
nach-
folgt, der
schon beiläufige
Umrisse sich davon zu
entwerfen begann,
desto
mehr wird man erkennen, dass er es bergab hatte, den
letzten
Schritt zu
thun.
Indßss hiervon
abgesehen, bleibt die
historische
Thatsache
stehen, schon damals sei es ein
Bedürfniss der
Algebra
gewesen, sich der Lage als einer besonderen
Grosse vom
Grund
zu
bemächtigen, und schon damals habe der Wurm an
des
Coordinat-
systems
Stützen genagt.
D^Alembert hat
unzweifelhaft m gleicher
Weise einen
Standpunkt eingenommen,
von wo der alle Zweige
des
Calcüls
organisirend durchwehende
Geist erschaut wird, und wo
Ein-
zelheiten
nicht mehr hindern
können, die
Angelegenheiten und
das
Loos der
gesammten Wissenschaft mit
einem allgemeinen Blick
zu
umfassen,
und er hat den
nämlichen Mangel
erkannt. Ja noch mehr,
indem er
vermuthete, dass eine
besondere Rechnung der
Lage viel
zur Vereinfachung des Calcüls beitragen
dürfte, konnte er (s.
Ency-
clopedie,
Art. Situation) der freilich unbestimmten und
dunklen,
immer
aber bedeutungsvollen
Besorgniss sich nicht
erwehren: dass
die gegenwärtige Verfassung der
Analysis mit ihrer Goniometrie,
sich mit einer solchen,
andere Wege gehenden Rechnung der Lage
nicht würde
vereinbaren lassen. Ihm
schwebten also für die Integrität
4,28
RylL
Elemente
der
Analysis noch
in Reserve stehende
Gefahren vor. Man kann
nicht umhin, in diesen
Thatsachen und
ürtheilen Symptome
eines
noch einmal neu
beginnenden Kampfes zwischen Geometrie
und
Rech-
nung, als des Kampfes zwischen
Fiction und
algebraischein
Gesetze
zu sehen, damit das Letztere sein Recht sich
vollends
vindicire.
Denn,
dass eine besondere
Lagerechnung möglich
sei, dies zu
läug-
nen
hatte Niemand den Beruf noch gefühlt; sie ist gar zu gut
begrün-
det, indem die neue Analysis, ja selbst von
der Alternativen der Un-
möglichkeit zu jener der
Möglichkeit (§.
11) die Richtung
genommen,
auch'bereits
in dem speciellen Falle
f
(n)
== — l den
Lageeinfluss
in den
Calcül berufen hat;
so dass nach geschehener Befreundung
mit der leitenden
Idee (§. 18)
, nur den übrigen
speciellen Fällen
noch der
Eintritt zu erobern
bleibt. Und weil denn
neben dieser
Mög-
lichkeit die Mängel des neueren Systems zu
Tage liegen, auch
historisch zu Tage liegen, so ist es
wahrlich nicht zu früh, erst jetzt
über das
Bedürfniss des
Fortschrittes zu fragen, sondern vielmehr
reife Zeit,
demselben gerecht zu sein, auf dass der alte Kampf
zwi-
schen Gesetz und Fiction ein Ende nimmt. Hiermit
dürfte das histo-
rische
Bedürfniss um den
vorgedachten Schritt gleichfalls begründet
sein.
Ungeachtet die Idee von
einer Rechnung der Lage so alt, ist
doch die Geschichte
ihrer Verwirklichung ziemlich arm, — wenn
man von
den Versuchen absieht, die
wenngleich im Grunde
verwandt,
doch andere
Richtung hatten, wie die
Untersuchungen über
Grossen,
die
man negative und imaginäre genannt. Doch kann der Stand
und
die
Fortgeschrittenheit der Sache aus einem neuern Werke
ersehen
werden, worin auch auf frühere Arbeiten
Bedacht genommen
ist,
nämlich
Carnot^s „Geometrie
de position" vom Jahre
1803. Es ist
dies ein
grosser Versuch, der aber
schon von vorneherein
jedes
eigene
Ziel aufgibt, indem er erklärter Massen
stell an die
gewöhn-
liche
Goniometrie und das
Drei-Coordinatengerüste
klammert,
mithin
seinen
Charakter und Bestand von diesen entlehnt. Nunmehr
erübrigt
also
nur die Verwirklichung des
vorgedachten Schrittes. Indem auf
diese Art
ein System zu Stande
kommen soll, worin die
Anzahl der
coordinirten
Grossen auf das Minimum,
auf Eine sich reducirt,
so
versteht
sich wohl von selbst, dass
dies kein Coordinatsystem
mehr
werde
sein
können, sondern dass dasselbe, weil alle
Grossen
und
Lagen als
Untergeordnete nur einer
Absoluten erscheinen, eher
als ein
Subor^inatsystem erkannt
werden dürfte. Die Mittel,
durch
der
Lagerechnung.
429
deren Anwendung dasselbe sich des Raumes
vollständig bemächtigt,
sind einfach eine
absolute Zahlenlinie, wie oben
ß,
und die
Lagefunc-
tion
f
(6)f worin
nicht nur Q
seinerseits alle durch Rotation seiner
Ebene um eine
Axe erreichbaren Lagen
festzuhalten bestimmt ist,
sondern auch nach
Erforderniss die absoluten
Werthe von a und
9
einzeln,
oder beide zugleich variabel sein, auch im
gegenseitigen
Zusammenhange auftreten
können, um den Zugang
zu den mannig-
fachsten Orten im
Räume nach den
mannigfachsten Gesetzen zu bah-
nen und zu regeln.
Während weder die Geometrie des
Alterthums,
noch das
Dreicoordmatensystem Recht
hatten zu sagen,
dass
ihnen
irgend welche Lage im ganzen Raum als
ausschliessend positiv
galt
(denn dort gab es absolute
Grossen in allen
möglichen Orten
und
Lagen,
hier positive Vectoren
gleichfalls in allen
Lagen, dagegen
positive
Coordinaten nicht in
allen, sondern nur in drei verschiedenen
Positionen), so
nimmt das Subordinatsystem
diesen Willkürlichkeiten
den Nerv
und der Täuschung den
Spielraum weg, und gibt so
den
Grössenformen
in Anwendung auf entsprechende
Raumverhältnisse
durchgängige Bestimmtheit. So
wird der Algebra derjenige Sieg vol-
lends zu
Theil, um den sie seit dem
neunten Jahrhundert auf euro-
päischem Boden
kämpft; womit auch der zweiten
• im
^.11
ausge-
sprochenen Alternativen, endlich genug
gethan sein wird ...
Es
wird übrigens die Geometrie des Alterthums
hierwegen
keineswegs
für
überflüssig oder auch nur für entbehrlich erklärt, denn es
ist
gesagt worden, dass dieselbe nur keine Rechnung
vertrage, die zu
negativen
Grossen fuhrt. Wo die
Rechnung daher nur auf
absolute
Grössenwerthe,
oder auf Verhältnisse absoluter
Grössenwerthe,
oder
auf
aus absoluten
Grössenwerthen
combinirte absolut
bleibende
Aus-
drücke
ausgeht, da kann und wird die Geometrie des
Alterthums
nicht minder wie die reine Arithmetik selbst
ihreCompetenz nie
ver-
lieren, und kann so weit auch nicht entbehrt werden.
Nur wo im
Gegentheile
Grossen auf die Lage
wirken, da muss die
Rechnung auf
das Gebiet des
Subordinatsystems treten,
und mit dessen Mitteln ihre
Probleme lösen. Die zu
Rechnungen mit absoluten
Grossen
gehöri-
gen Mittel, als: Arithmetik, alte Geometrie,
Infinitesimal -
Calcül
sind
bekannt, und so erübrigt nur noch, mit dem
innern
Organismus
der
Lagefunction f (6)
volle Bekanntschaft zu
machen, worauf
nun
unmittelbar
in den Folgenden
eingegangen werden soll.
430
Peche. Bestimmung der
Herr Dr. Hartmann, Edler von Franzenshuld,
Professor
der Mathematik an der philosophischen
Lehranstalt zu Görz,
über-
reicht ein
Manuscript: „Ein
neues allgemeines Gesetz der Dreieck-
seiten und dessen
Anwendungen," mit dem
Ersuchen, um Berücksich-
tigung dieser
Arbeit.
Der Herr Verfasser geht von folgendem
Lehrsatze aus:
Wird
in einem Dreiecke
vom Scheitel des von den Seiten a und
b
einge-
schlossenen
Winkels zur dritten Seite eine Gerade s gezogen,
wo-
durch die Segmente
c und
d
entstehen, so findet die
Gleichung:
(a3
— c2
— $2)
d +
(68 —
rf8 —
s2)
c ==
o
Statt. Dieser Satz wird aus den einfachsten
Gründen unmittelbar
bewiesen und mannigfaltig
angewendet.
Die
Classe weiset die
Abhandlung den wirklichen
Mitgliedern,
Herren Koller und
Salomon zur
Berichterstattung zu.
Von Herrn Ferdinand Peche, Dr. der
Philosophie, ist
eine
handschriftliche
Abhandlung eingegangen, welche die Bestimmung
der
Integrale
x^x
.r
x^^x
und
C
-^
und
L
JVA-^Bx^Cx^+Dx3
JV
'
YA-^Bx^Cx^+Dx3
J V
A-i-Bx+Cx^+Dx^+Ex^
wenn
n eine ganze Zahl vorstellt, in geschlossenen Formen
zum
Gegenstande hat.
(Wird den Herren Koller und v.
Ettingshausenzur
Begut-
achtung
zugetheilt.)
Der Herr Verfasser spricht sich über seine
Arbeit folgender-
massen aus:
Die
Durchführung dieses
Problems beruht auf drei Hauptideen:
l) auf dem
Lehrsatze:
dass
sämmtliche
Integrale
x^äx
,
C
x^Ax
und
r
x±^x
_,
r
l ^,
und /.,.
JVA+Bx^Cx^+Dx3
JV
f
A+Bx
+
Cx^+Dx3
J V
Ä+Bx^Cx2+Dx3+Exlk
geschlossen
integrirbar
seien, sobald eines
derselben, z. B. das
Ein-
fachste,
die erwähnte Eigenschaft besitzt;
2) auf der Betrachtung der durch
Substitution im irrationalen
Nenner eingeführten
Ausdrücke vierter Abmessung. Es kann
nämlich
die Lösung des einfachsten Integrals,
auf welches die anderen zurück-
geführt werden,
durch keine einfachere Substitution als durch
Integrale etc.
431
y;^o
4-
x
+
wy
+
w^ eingeleitet werden;
dadurch wird zwar
der
irationale Nenner Von
achter Abmessung, allein es sind
zugleich
fünf
unbestimmte Grossen
eingeführt, die dem
Zwecke, einer einfachen
Lösung
gemäss, bestimmt
werden können;
3) auf der Wahl jener
Bedingungsgleichungen,
für welche eine
Zurückführung des
einfachsten Integrals auf bereits gelöste
mög-
lich wird.
Die erste Hauptidee wird im ersten
Capitel behandelt
und
stützt sich auf drei
Lehrsätze:
A. Die Lösung der Integrale
x-^^x
,
r
x^^x
r
x±n^
und r
J\
A^Bx+Cx^-^Dx^
J\
auf
die der Integrale
/.
^VA^Bx+Cx^-^Dx^
J
\
A+Bx+
Cx2
^-Dx^+Ex^
kann
auf die der Integrale
r
ay^cb?____
J\
(^-a3)
(^-^
zurückgeführt
werden.
Zur Nachweisung dieses Satzes war es
nöthig, zuerst
das
Integral
^
äx
JVA+Bx+W+Dx^+Ex*
zu behandeln und dabei den gewöhnlichen Gang
zu verlassen, weil
derselbe bei der weiteren Behandlung
der allgemeinen Integrale nicht
mehr brauchbar wird; ein
Umstand, den schon Euler bemerkt
und
der
ihn wahrscheinlich verleitete, diesen Gegenstand voreilig
zu
verlassen,
B.
Sämmtliche
Integrale
x^-^x
Jv
^a—a2)
(x^-ß2)
sind geschlossen
integrirbar, sobald
dasselbe von den beiden Integralen
r
to
und r
J
\
(a?2-a4)
(x^-ß2)
J V
gilt.
C. Das
Integral
da?
___
,
f
_____^da?___
r
\
(a?2
-a^
^-ß2)
un
JV^-^)
C^-^2)
fy
J
\
(^^)
(x^ß2)
lässt
sich auf das andere
432 Peche.
Bestimmung
der
zurückführen. Die Behandlung dieses
Satzes ist in diesem Capitel
die schwierigste; denn sie erfordert in der
Substitution x
==
•1
+
au
ö
+
u
die
zweckmässige Wahl der
unbestimmten Grossen
a und &, da
nur
bei Einer Wahl diese Zurückführung
möglich ist.
Die zweite Hauptidee wird in
.den fünf folgenden
Capiteln
behandelt.
Das zweite
Capitel beschäftigt
sich mit der Bestimmung
der
Wurzelfactoren
eines Ausdruckes vierter Abmessung. Es war
hier
wesentlich, einen neuen Weg in der Auflösung
der algebraischen Glei-
chungen vierten Grades
einzuschlagen. Derselbe wurde durch Ein-
führung
zweier Hilfsbögen
y und
yi (wovon
yi eine
Function
von
y,
und
y eine Function der
Coefficienten vorstellt) eingeleitet. Es war
zugleich von
Wesenheit yi^==y zu
bilden, wodurch die Gleichung
einer Transformation
bedurfte, die in der Verringerung der Unbe-
kannten um
eine Grosse p
besteht, die wieder durch eine
cubische
Gleichung
ü)
==
o bestimmt
wird.
Bei der Bestimmung des
Werthes
y kömmt
man auf den
Umstand,
dass
für dasselbe zwei
Werthe und somit acht
Ausdrücke für die
Wurzeln
resultiren. Es
liess sich aber erweisen,
dass, wenn die
Wur-
zeln
für den ersten Werth
von y durch
2^,
z^
z&,
z^, für
den zweiten
durch
Zi,
Zg,
Zg,
2^ bezeichnet werden,
folgende
Beziehungen
zwischen
den Wurzeln der
transformirten Gleichung
stattfinden:
Si==Z3,
S2==
2^,
s3===Zi,
z^-==Z^;
wodurch zugleich die Gele-
genheit geboten wird, die
vier Wurzeln der
biquadratischen
Gleichung
ohne
Unterscheidung von
Fällen in einer sehr bequemen und
symme-
trischen Form
anzuschreiben. Da überdies durch die
Gleichung
cü==o
für p drei Werthe resultiren und die Wurzeln der
biquadratischen
Gleichung als
Functionen der
Coefficienten und des p dargestellt
sind,
so war zugleich
der weitere Beweis
nöthig, dass für
sämmtliche^
die
Wurzeln dieselben Werthe behalten, ohne etwa in einander
zu
übergehen.
Denn die Gleichung, die die Werthe von p liefert,
für
welche die Wurzeln dieselben Werthe
behalten, zeigt sich als
iden-
tisch
mit der Gleichung o)
=== o.
Das dritte Capitel behandelt den Fall der
repetirten
Wurzel.
Es wird aus der Vergleichung der dann
erscheinenden Form eme
Integrale etc.
4 g
g
Gleichung
vierten Grades für
p erschlossen,
wovon der gültige
Werth
zugleich der
Gleichung
^
= o genügen
muss, und welche
erstere
Gleichung durch
eine cubische ersetzt
wird. Zugleich ergibt
sich
für
ein anderes p eine
zweite Darstellung der
Wurzeln, welche
den
Vortheil
gewährt, keine
Unterscheidung
bezüglich der Zeichen,
womit die
Radicale zu
behaftea sind, wie bei der
ersteren, zu
benö-
thigen.
Es werden weiterhin die anderen Gleichungen, die
sich
noch ergeben, betrachtet, wovon eine als mit der
Gleichung co
==
o
identisch erwiesen wird. Die aus der Bedingung der
repetirten
Wurzel
fliessende
Bedingungsgleichung der
Coefficienten wird
hier-
auf durch eine einfachere ersetzt, zu welchem Zweck
das Stattfinden
zweier Gleichungen für einen
besondern Werth von p untersucht
wird, und wobei
sich zugleich ergibt, das dieser zweite Werth von
p
eine
repetirte Wurzel von
ü)
== o
sei.
Im vierten
Capitel werden die
Bedingungsgleichungen
für
drei
gleiche Wurzeln ermittelt, und die erste Bedingung
durch eine
einfachere ersetzt. Ferner wird
gezeigt,
dass die Gleichung
c«)
==
o
alsdann drei gleiche Wurzeln
besitze, und zugleich eine
Eigenthüm-
lichkeit
erörtert, vermöge welcher die Form der vierten Wurzel
ver-
einfacht wird. Ebenso wird für den Fall, dass
je zwei und zwei
Wurzeln gleich wären, eine
Gleichung für p aus der Form der Wur-
zeln
ermittelt, und von ihr wie von
oo
== o erwiesen, dass
sie
unbe-
stimmt
sind. Hierauf werden die Bedingungsgleichungen dieses
Falls
erörtert und auf eine
Eigenthümlichkeit
einer ändern
Gleichung ge-
wiesen. Die Behandlung dieser Fälle
ist nothig, um zu
zeigen,
dass
durch dieselben das einfachste Integral nicht zur
Lösung vorbereitet
werden könne, indem jeder
dieser Fälle zwei
Bedingungsgleichungen
voraussetzt;
dass daher das Integral nur auf Eine, wenn auch
lang-
wierigere Weise zur Lösung vorbereitet werden
könne.
Im fünften Capitel wird endlich der Fall
untersucht, wo sich
die biquadratische oder die
transformirte
Gleichung
nach den
Regeln
einer quadratischen auflösen
lässt, weil dieser
Fall in der
späteren
Durchführung
des Integrals wesentlich wird. Es wird gezeigt, dass
sich
dann die Bedingungsgleichung
einfach dahin gestalte,
dass der
erste
Coefficient der
Gleichung
oo
=== o zu
Null wird, wodurch
die
cubische
Gleichung für
p zur quadratischen wird; wie denn auch
erwiesen
wird, das a) der Werth
;?== o kein Werth
dieser Gleichung
sein könne,
undb) die beiden
Werthe von p
einander gleich sein müssen.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
^8
434
Peche. Bestimmung der Integrale etc.
Im s
e
chs t
en Capitel wird die
Gleichung u
=== o näher
betrach-
tet, um die einfachste
Bedingimgsgleichung
für die repetirte
Wurzel
der
biquadratischen Gleichung zu ermitteln. Es wird zu
diesem
Zweck
die allgemeine cubische
Gleichung behandelt, und die Wur-
zeln auf eine analoge
Weise, wie bei der biquadratischen, darge-
stellt. Es
wird dann weiter zu der
speciellen Gleichung
«)
==
o,
deren Coefficienten zwei Bedingungen erfüllen,
übergangen, und die
Bedingungsgleichung zwischen den
Coefficienten für den Fall
einer
repetirten Wurzel
ermittelt. Diese einfachste
Bedingungsgleichung
hat
nunmehr viel einfachere Glieder in halber Anzahl.
Die dritte Hauptidee wird endlich im
siebenten
Capitel
behandelt,
nachdem sämmtliche
frühere Untersuchungen als Behelfe
hiefür
dienen. Es werden im irrationalen Nenner von achter
Abmes-
sung zwei unbestimmte
Grossen so bestimmt,
dass beide
biquadrati-
sche
Theile desselben zwei
gleiche Wurzelfactoren
enthalten. Hier-
durch zerfällt das Integral in drei
Theile, deren irrationale
Nenner
aber nur von vierter
Abinessung sind. Es
werden zwei dieser Theile
besonders behandelt und durch
zweckmässige
Substitution und die
Annahme von zwei
Bedingungsgleichungen,
wodurch die Nenner die
Form
(x2
—
a2)
(»r3
—
ß8)
erhalten, zur weiteren
Behandlung
vor-
bereitet. Hierauf
wird zur Bestimmung der fünften
unbestimmten
Grosse
die fünfte Bedingungsgleichung der Art gewählt, dass
die
drei Theile sich auf zwei
reduciren, die dann nach
bekannten
Regeln
integrirbar
sind.
Es erübrigt zwar noch, die einzelnen
Integrale in Tafeln
zusam-
menzustellen,
welche Arbeit jedoch, mittelst der im dritten bis
sech-
sten Capitel entwickelten
Untersuchungen,
direct geleistet
werden
könnte, und von mir, der ich mich mit der
Möglichkeit der Lösung
begnügte, aus
Mangel an Zeit nicht weiter
verfolgt wurde.
Ferner
wäre dieser Gang auch auf die Integrale mit
irrationalem Nenner von
sechster und höherer
Abmessung auszudehnen. Obgleich sich hier
die
Schwierigkeiten häufen, weil algebraische Gleichungen von
die-
sem Grade nicht losbar sind, so lassen sich
dieselben doch auch auf
ähn-
liche
Weise behandeln, wie ich in einer späteren Abhandlung,
falls
mir die Lage dazu geboten wird,
mitzutheilen mir die Ehre
vor-
behalte.
Langer.
Einleit
e.Arbeit
über den Haarwechsel
bei Thieren und
Menscheu.
438
Herr Karl Langer, Dr. der
Medicin- und
Prosector an
der
Wiener
Universität,
überreichte eine Arbeit über den
Haarwechsel
bei Thieren und Menschen. In derselben wird
der Vorgang bei dem
alljährlich wiederkehrenden
Wechsel der Behaarung an den
meisten einheimischen
Säuget hiergeschlechtern
verfolgt,
und
auch am
menschli
chen Haare nachgewiesen.
Es war dies der
einzige auf die Anatomie der Haare
bezügliche Gegenstand, der bisher
nach dem neuen
Standpunkte der Mikroskopie noch nicht
erörtert
wurde. Es ergab sich:
1)
dass das untere Haar-Ende
nach Beendigung des
Haar-
wuchses sich vom Keime ablöst, zugleich in
Form und Bau ein
anderes
Auss
ehen gewinnt; es wird
spitzig, mark-und
pig-
mentlos,
daner durchsichtig, in
Fasern zerklüftet. Mit Recht sind
daher die
verschiedenen Formen der Haarzwiebel als
Altersver-
schiedenheiten aufzufassen
(Kohlrausch);
2) Der Haarkeim zieht sich in eine
knospenartige
Ausstülpung des
Follikels zurück und
ist mit
dunklen
Pigmentkörnern überkleidet, womit
zugleich die erste
Vor-
kehrung zur
Bildung eines Ersatzhaares getroffen ist;
3) diese Vorbereitungen zur Bildung eines
Ersatzhaares sind
schon einige Monate
vor eintretendem Mausen
eingeleitet;
4) bei eintretendem Mausen ist die
Hau tu n g des
Folli-
kels der erste Grund der Lockerung und des
Ausfallens des
alten
Haares;
5) durch Anhäufung von
Pigmentkörnern
über dem Keime und
ihre Entwickelung zu Zellen
geschieht die Bildung des Ersatz-
haare s, die auf
dieselbe Weise, wie in Embryonen vor sich
geht,
und
hiemit
6)
von derselben
Papille
ausgeht, welche für
das eben
ausgefallene Haar das Bildungsmaterial
lieferte;
T) die innere Wurzelscheide, die ein
selbstständiges, in
der Nähe des Haarkeims
entstehendes Gebilde ist, umgibt das neu
keimende
Härchen, gleich l^ei
seinem ersten Auftreten, als
eine
eigenthümliche
Kapsel;
8) auch beim Menschen ist ein
theilweiser und
unregel-
mässiger
Haarwechsel zu beobachten; der Vorgang ist
wesentlich
derselbe
wie bei den
Säugethieren.
28
*
436
H a i
d i u g
e r.
Antrag
Herr
Bergrath Haidinger stellte
folgenden Antrag:
Als ich am 4. Mai der hochverehrten
Classe über die
Herausgabe
des
grossen Werkes von Herrn
Barrande über das silurische Sy-
stem von
Böhmen den
Commissionsbericht
erstattete, war es ihr
von
den obwaltenden
Umständen
abhängender
Beschluss, die
Verhältnisse
erst genau geregelt zu sehen, unter
welchen Werke dieser Art
über-
haupt,
vorzüglich durch die k. k. Staatsdruckerei, in Angriff
genom-
men werden
könnten.
Um doch einen
schnelleren Angriff hervorzubringen, schlug
ick
später Herrn Barrande vor, den ersten Plan
aufzugeben, und da-
gegen die einzelnen Abtheilungen, als
unabhängige Abhandlungen:
„Über
die
Trilobiten,
Cephalopoden^ u. s.
w. mir
anzuvertrauen.
Ich
würde sie der hochverehrten Classe in der Art übergeben,
dass
sie einzelne
Bände oder Abtheilungen der Denkschriften
ausmachen
könnten. Mein Brief war Herrn Barrande
noch nicht zugekommen,
als ich einen zweiten mit einem
abweichenden Plane schrieb, mit dem
Er
übereinstimmte, und
dessen Inhalt ich heute der hochverehrten
Classe mit der
Bitte um ihre freundliche
Theilnahme vorzulegen
die
Ehre habe.
Ich schlug nämlich Herrn Barrande vor,
anstatt dass die
Akademie die Herausgabe selbst
übernähme, würde ich gerne als
Vermittler
eintreten, um dasjenige, was die Formen für die
Unterneh-
mung einer auf mehrere Jahre hinaus
unvermeidlichen Arbeit Unbe-
quemes-hätten,
möglichst zu beseitigen, und dazu möge er mir
für
meine
Person die Herausgabe anvertrauen. Ich würde sie
unterneh-
men,
wenn es mir gelänge, von der kaiserlichen Akademie der
Wis-
senschaften
eine namhafte Unterstützung dazu zu erhalten.
Ich glaube nun das
Unternehmen in
dreiTheile nach
denBänden,
aus
welchen das Werk bestehen soll, zu zerfallen, und für jeden
ein-
zelnen
die Erzeugungsmittel nach und nach herbeizuschaffen.
Für den ersten Band bitte ich die
hochverehrte,
mathematisch-
naturwissenschaftliche Classe um eine
Unterstützung von
1SOO
fl.
Conv.-Münze.
Das Erscheinen des ersten
Bandes ist soweit in der
Ausführung
der
Platten vorgerückt (2S
Platten Trilobiten und
19PlattenCepha-
lopoden
sind vollendet), dass die Zeit der
Vollendung von dem
Drucke
der 60 Bogen Text abhängt, welche ebenfalls
grösstentheils
druck-
fertig sind. Mit der von der Akademie bewilligten
Summe würde
B a
rrande's
Werk betreffend.
4*17
möglichst hausgehalten werden, zugleich
würde ich suchen,
eine
An-
zahl von
Subscribenten zu
gewinnen, endlich kann der
Band vollendet
sein, bevor noch alle
Zahlungsverbindlichkeiten
berichtigt
sind.
Einen gleichen Gang würde ich für den
zweiten Band im
nächsten Jahre, für den dritten
in dem darauffolgenden
einzuhalten
suchen. Ich würde auch dann nicht
fehlen, die
grossmüthige
Beihülfe
der Akademie anzurufen, aber doch das Werk
jetzt schon unterneh-
men, ohne einen
Beschluss der Akademie
oder derClassezu
erbitten,
indem ich die Verantwortung gerne so lange
übernehmen will, bis
dieses schöne Werk
vollendet ist. Einmal begonnen, habe ich die
volle
Überzeugung, wird es nicht an den materiellen Mitteln
fehlen.
Viele günstige
Umstände vereinigen
sich selbst in der gegenwärtigen
Zeit, die so sehr
auf die wissenschaftliche Entwickelung
nachtheilig
eingewirkt hat. Aber
gewiss wird diejenige
Arbeit gerne gefordert
werden, die auch in den
schwierigen Tagen kraftvoll vorwärts ge-
schoben
war.
Die Stellung, welche ich übrigens als
Herausgeber einzunehmen
beabsichtige, ist folgende. Es
werden 3OO Exemplare des Werkes
gedruckt; davon
erhält Herr Barrande zuerst 50. Die übrigen
sind
zum Verkaufe bestimmt,
theils unmittelbar an
Subscribenten, die
ich mir zu gewinnen angelegen sein
lassen würde, theils durch den
Buchhandel. Ich
würde die Stellung so lange beibehalten, bis
durch
die Unterstützung der Akademie, durch
Subscription,
Beiträge und
Ver-
käufe
die Ausgleichung der Forderungen der verwendeten
Künstler
und Industriellen herbeigeführt
wäre, sodann aber den
ganzen Rest
der Auflage Herrn Barrande
überantworten, mit
der
Einladung,
durch
ein letztes Anerkennungsschreiben an die Akademie den
Vor-
gang selbst vollständig
abzuschliessen.
Es würde mir durch diese Stellung
gegönnt sein, die
viele zu-
vorkommende
Gastfreundschaft, die ich
selbst im Auslande
genossen,
durch
thatkräftige
Vermittelung zum Besten der Wissenschaft, hier
mit Dank
zurückzuerstatten.
Herr Barrande, selbst
Franzose,
ein
Ausländer, hat durch seine langjährigen
Forschungen in unserem
eigenen Vaterlande sich
grosse Verdienste
erworben. Ich darf nicht
nur wünschen,
dass die vielen
Arbeiten dem Ende
entgegengeführt
werden,
ich glaube, dass es meine
Verpflichtung ist, wenn
auch in
der
bescheidenen Stellung
eines Herrausgebers, dabei auch Hand mit
anzulegen.
Das Werk selbst auf
der Höhe der Wissenschaft ist eines
438
F
e
n z L Antrag etc.
von
jenen, die für immer
dem Verfasser eine glänzende Stellung
unter
den
Vorkämpfern derselben
sichern, und das Land, auf
das sie sieh
beziehen, zu einem
classischen Boden in ihrer
Geschichte
machen.
Die
Wissenschaft vor Allem
ändern ist berufen,
die Männer
derselben
aus
allen Ländern und Völkern zu verbinden. Sie ist es, die, treu
ge-
pflegt,
gewiss am sichersten den
Geist der Eintracht und
Brüderlich-
keit
vorbereitet, der auf so vielen Wegen gesucht, aber leider
nicht
immer
gefunden worden ist.
Ich bitte die hochverehrte
Classe dem folgenden
Antrage
einen
freundlichen
Beschluss angedeihen
lassen zu wollen:
„Die mathematisch-naturwissenschaftliche
Classe der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften
bewilligt dem wirklichen
Mit-
gliede
Wilhelm Haidinger, zur Herausgabe des ersten Bandes
von
Herrn Joachim
Barrande^sWerk über
das silurische
Gebirgssystem
von
Böhmen, die Summe von 1SOO
fl.
Conv.-Münze.^
Die Classe genehmigt diesen Antrag, und
beschliesst, sich
bei
der
Gesammtakademie für
die Bewilligung des genannten Betrages
zu verwenden,
welche auch ertheilt
worden ist.
Herr
Custos Dr.
Fenzi stellt den Antrag
auf eine
Geldunter-
stützung,
im Betrage von 4OO fl.,
fiir den aus Mexiko auf
der Rück-
reise nach Wien begriffenen
naturhistorischcn Sammler
Herrn Karl
Heller, in Anerkennung seines Eifers und
seiner Beharrlichkeit,
die
er während seines dritthalbjährigen
Aufenthaltes in jenem Lande,
unter
den
ungünstigsten Verhältnissen, im Einsammeln
naturhistorischer
Gegenstände
bethätigt.
Nachdem der Antragsteller die Akademie bei dieser
Gelegenheit
über den ursprünglichen, die
Einführung lebender Pflanzen in
die
grösseren
Gärten "Wiens
beabsichtigenden Reisezweck
Hellere,
das
kärgliche Mass der
ihm von Seite einer kleinen
Actiengesell-
schaft
hiesiger Handels
gärtn er und
Gartenfreunde zugewendeten
Geldmittel und den
Umfang der von ihm seither
eingelieferten aner-
kannt
werthvollen Sammlungen
lebender Pflanzen und Sämereien
in
Kenntniss
gesetzt verbreitet sich
derselbe des Weiteren über des
jungen Mannes
anderweitige
Thätigkeit und
Umsicht in
Anlegung
von
Herbarien,
Einsammlung von
Conchylien,
Insecten, Flussfischen
und
Haidinger. Über den Glanz der
Körper. 4S9
Reptilien (unter welchen Gegenständen sich
nebst vielen ausgezeich-
neten und neuen Arten auch
mehrere ganz neue und interessante Gat-
tungen befinden),
wie noch über dessen
Fata, die ihn während
des
Krieges der Republik mit den
nordamerikanischen
Freistaaten trafen,
und zuletzt, aller Habseligkeiten
beraubt, nach
Yucatan trieben.
Als
Beleg
seiner muthvollen Ausdauer
in Verfolgung seiner
Zwecke,
führt
Dr.
Fenzi, dessen Landreise
quer durch Yucatan bis
Tabasco
und
Chiäpas in
einer Ausdehnung von 103
Leguas
an, die er ganz
zu
.
Fuss,
theils allein,
theils in Begleitung
einiger Indianer, ohne be-
stimmte Aussicht auf
nachhaltige
Unterstützung
aus der Heimath, allen
Gefahren und den
grössten
Beschwernissen trotzend, zurücklegte.
Die
grossen indianischen
Städte- und Tempel-Ruinen von
üxmal,
Pa-
lenzue
und andere Orte berührend, sammelte Heller nach
Kräften
historische,'
geographische, statistische, ethnographische und
linguisti-
sche Notizen über die bisher noch viel zu
wenig bekannten
Gegen-
den und ihrer Bewohner, wovon dessen briefliche,
in den Sitzungs-
berichten der Akademie bereits
aufgenommene Mittheilungen an den
Antragsteller
rühmliches Zeugniss
geben.
Obiger Antrag wurde von der
Classe und später
auch von
der
Gesammtakademie
genehmigt.
SITZUNG VOM 9. NOVEMBER
1848.
Bemerkungen über den Glanz der Körper.
Von
W.
Haidinger.
Man hat längst die Wirkung der Körper
auf das Licht unter
den
Modificationen der
Spiegelung, der Durchsichtigkeit
und der
Farbe
betrachtet, je nachdem die Strahlen
zurückgeworfen, hindurchge-
lassen oder verschluckt
werden. Der Glanz wird durch die
ersten
hervorgebracht1).
Er besteht darin, dass die
Oberfläche der Korper
die Gegensätze der hellen
und dunklen Stellen der zurückgeworfenen
Bilder dem
Auge des Beobachters zusendet.
Oersted2) hat
eine
allgemeine Betrachtung für hinlänglich
wichtig gehalten, um den
A)
Handbuch der
bestimmenden Mineralogie.
S.
3^8.
2)
Poggendorff's
Annalea. Bd. 60,
1843, S.
49.
440
Haidinger.
Unterschied des
Glanzes und der Farbe durch die Verschiedenheit
der
Wirkung einer Körperoberfläche näher ins Auge zu fassen.
Er
unterscheidet die spiegelnde und die zerlegende
Reflexion, von denen
die erste den Glanz, die zweite die
Farbe hervorbringt, erwähnt aber
dabei
ausdrücklich, dass
diese Zusammenstellung eigentlich nichts
wesentlich Neues
enthalte.
Naumann stimmt,
wie er selbst erwähnt, wesentlich mit O
er-
st
ed
überein, indem er
definirt: „Unter dem
Glänze der
Körper
ver<
steht man die,
durch die spiegelnde Reflexion von ihren mehr
und weniger
glatten Oberflächen hervorgebrachte Erscheinung,
sofern
man
dabei von der Farbe
abstrahirt^A).
Die Mineralogen sind eigentlich am meisten in der
Lage,
genauere Definitionen der verschiedenen Arten des
Glanzes zu
bedür-
fen, die
einen Theil ihrer
Terminologie ausmachen, und daher fest
bestimmt sein
sollten. Sie unterscheiden sie längst, aber ihre
Bedürf-
nisse und die Forschungen der Physiker
wurden bisher noch nicht
vollständig in
Übereinstimmung gebracht.
Einige Beobachtungen, die ich in der neuesten
Zeit zu machen
Gelegenheit hatte, so wie die
Betrachtungen, welche sich an dieselben
anreihten,
Hessen es mir
wünschenswertherscheinen, die Verhält-
nisse
des Glanzes wieder einmal für sich
abzuschliessen, und
zwar
so,
-wie
Oersted es für das
gethan, was bisher
gegolten hat,
die-
jenigen Verhältnisse ins Auge zu fassen, welche
als Anfang weiter
auszudehnender Forschungen bezeichnet
werden können.
Es ist insbesondere das Phänomen der
Polarisation des Lichtes,
welches hier unsere
Aufmerksamkeit fesselt.
Es gibt viele Körper, die hart genug sind
oder hinlänglichen Zu-
sammenhang besitzen, dass man
sie mit glatten ebenen Flächen ver-
sehen kann, die
das Bild eines Gegenstandes vollkommen, wie ein
Spiegel,
zurückwerfen. Es ist dies eben die Spiegelung oder
eine
der unter dem Namen Glanz begriffenen Eigenschaften
der Korper.
Man
kennt die Metallspiegel,
die vollkommensten
Krystall- und
Thei-
lungsflächen
der Mineralien, aber auch die Oberflächen der
Flüssig-
keiten,
von dem vollkommenen Spiegel der schwarzen Tinte, bis
zu
denüberraschendenErseheinungenderFata
morgana oder
Luftspie-
gelung.
!)
Elemente der Mineralogie. S.
12$.
Über den
Glanz
der Körper. 441
Die Spiegelung wirft das Bild des Gegenstandes
zurück. Der
spiegelnde Körper selbst kann
undurchsichtig oder durchsichtig,
farbig oder farblos
sein. Die Luftspiegelung
(mirage)
wird
durch einen durchsichtigen farblosen Korper
hervorgebracht, der
noch dazu
gasförmig ist Er ist
dadurch selbst unsichtbar. Man
kann
dies
das Ideal der Spiegelung nennen. Sie gibt das Bild ganz
allein,
während man an deutlich sichtbaren
Körpern, wenn sie auch ganz
glattflächig sind,
neben und zugleich mit dem
Spiegelbilde des
Gegen-
standes
auch den Eindruck des Körpers selbst erhält. Je
vollkom-
mener indessen
die Spiegelung, um desto stärker ist der Glanz.
Mehr und weniger vollkommene Ebenheit und
Politur bildet
ein-
fach
den Grad des Glanzes, aber die Art desselben hängt
von
einem ganz
ändern
Verhältnisse ab. Die Haupteigenschaften der
Kör-
per, welche darauf
Einfluss nehmen, sind die
Strahlenbrechung
und
die
Lichtpolarisation der Körper.
Ohne sie durch eigene
Benennungen zu bezeichnen,
ist es nicht
möglich, sie auch nur einigermassen
näher zu verfolgen.
Die Arten des Glanzes, welche die Mineralogen
desswegen
längst
unterschieden haben, sind: der
Perlmutterglanz, der
Glasglanz,
der Fettglanz, der Diamantglanz, der
Metallglanz.
Es
lässt sich aus
einzelnen Stücken von
Körpern eine
Reihe
bilden,
welche einen vollständigen Übergang von einem dieser
festen
Punkte
zum ändern, durch
alle hindurch, dem Auge darbietet,
aber eine
wissenschaftliche
Betrachtung fordert die Angabe von Ein-
zelheiten, da ein
blosser
vorübergehender
Eindruck nichts
Ver-
gleichbares
enthält.
Einzelne vollkommen ausgebildete,
glattflächige
Krystalle
be-
sitzen
nur eine von diesen drei Arten des Glanzes:
Glasglanz,
Diamantglanz, Metallglanz.
Als Beispiele des
GWgIanzes können die
schönen
Dauphineer»
die
Marmaroser und andere
Bergkrystalle gelten, der
Hyalith,
der
Beryll und Smaragd,
Cordierit,
Axinit und andere
Gemmen,
die
weissenNepheline,
Adular in
ganz
homogenen
starkglänzenden
Krystal-
len,
der hellfarbige, durchsichtige
Augit
(Diopsid),
Chabasit,
Skolezit
Natrolith,
Baryt, Kalkspath,
Fluss, Salz,
Alaun, Eis. Bleifreies
Glas
besitzt den reinen Glasglanz.
Der
vollkommenste Diamantglanz
ist der des Diamantes
selbst»
aber auch
der Zirkon, der
hellgrüne Sphen, die
lichtgelbe Blende,
442
Haidinger.
das
Weissbleierz
(Cerussit), das lichte
Rothgiltigerz besitzen
ihß.
Manche
Granate, Vesuvian
schliessen sich an, der
Glanz ist
weniger
vollkommen,
er ist häufig weniger stark, weil die Flächen
zum
Thrile
weniger glatt
und glänzend sind. Hohe Grade des Glasglanzes
nähern
sich
dagegen, wie im Chrysoberyll und anderen Körpern, öfters
dem
diamantartigen. Geringere Grade erscheinen oft als
Fettglanz. Dun-
kelfarbige, graue, schwarze
Cerussite, die dunkeln
Blenden,
Roth-
giltigerze
nähern sich unvollkommenem
Metallglanze.
Der vollkommene
Metallglanz des Silbers
und Goldes, der des
Bleiglanzes und
Pyrites, ist
charakteristisch genug, aber es gibt auch
graue,
schwarze, metallische Körper, wie Eisen, Glaserz,
Eisenglanz,
an welche noch andere sich
anschliessen, wie
Magneteisenstein,
Kupferindig,
deren Metallglanz nur noch
ganz unvollkommen
ist,
und die mit jenem
metallähnlichen Diamantglanz in einer
Reihe
zusammenschliessen.
Die Mineralogen unterscheiden noch den
Fettglanz und
den
Perlmutterglanz, aber diese sind eigentlich schon in
den vorherge-
henden
enthalten und nur unvollkommene Erscheinungen
davon,
wie
bereits zum
Theil erwähnt wurde.
Mögen sie in der Terminologie
dieser Wissenschaft
als nützlich beibehalten werden, so hindert
dies
doch nicht, sie auf diejenige Stelle zu setzen, die sie
eigent-
lich einnehmen.
Vergebens wird man wahren Fettglanz, wahren
Perlmutterglanz
auf
vollkommen glattflächigen und homogenen
Krystallen
suchen.
Der Fett
glänz ist jederzeit
mit geringeren Graden des Glanzes
und nicht vollkommener
Durchsichtigkeit,
grösstentheils mit
gelblichen
Farbentönen verbunden, und erscheint
ausgezeichnet auf den Flä-
chen des unvollkommenen,
besonders kleinmuscheligen
Bruches; er
schliesst
an den Diamantglanz und an den Glasglanz an, den
vollkom-
men glatte
Krystallflächen oder
hell polirte
künstliche Flächen der-
selben Korper
besitzen.
Der Perlmutterglanz entsteht erst durch die
Aufeinander-
folge paralleler Lagen durchsichtiger
Körper; er erscheint vorzüglich
auf
Theilungsflächen,
aber es ist nicht die einfache
Spiegelung
von
der Oberfläche, welche die Erscheinung
hervorbringt.
Schon die allgemeine Vergleichung der im
Vorhergehenden
als Beispiele benannten Körper deutet
darauf hin,
dass der
Glanz
ein nahe
unmittelbarer Ausdruck der
Lichtbrechkraft der Körper
Über
den Glanz der Korper. 443
sei. Die Körper mit geringer Brechkraft
besitzen Glasglanz, die
mit einer bedeutenden
Diamantglanz, die mit
noch stärkerer
Metallglanz.
Will man versuchen, eine Anzahl dieser
Körper nach dem Expo-
nenten des
Brechungsverhältnisses zu ordnen, so
triffi
man bald
auf
grosse Lücken
in unserer Kenntniss
derselben, sei es, dass
überhaupt
von mehreren keine
Messungen vorliegen, sei
es, dass die zwei in
der Richtung senkrecht auf die
optische Axe
einaxiger
Krystalle
nicht
beide bekannt sind, endlich dass
für einen
praktischen
vergleichbaren
Ausdruck der Brechungsverhältnisse in
zweiaxigen
Krystallen
noch
keine Normen allgemein
angenommen, sind. Wohl ist
ein
Ausdruck
für
die Geschwindigkeit der
Verzögerung für
den ordinären und extra-
ordinären
Strahl, wie sie unter
anderm
Rudberg in
PoggendorfTs
Annalen
i) für die drei
Elastizitäts-Axen
stellt, trefflich, aber es
fehlt noch viel, dass man eine
grössere Anzahl von
Krystallen nach
dieser Methode vergleichend behandelt
hatte. Indessen geben auch
die Zahlen, welche sich in den
Verzeichnissen von
Brewster,
H
e r s
c h
e l u. s.
w. auffinden
lassen, doch eine
beiläufige
Übersicht.
Yerzeichniss
von Körpern mit ihren
Brechungs-Exponenten.
Eis..........
1-318
Galle.
Alaun........
1-457
Brewster, bis 1-47S
Biot
Young.
Fluss
........
1-433
Wollaston, bis
1-436
Brewster.
Opal ........
1-479
Brewster.
Obsidian .....
1-488
Brewster.
Kronglas.....
1-52S
Wollaston.
(
1-S484 0
}
Quarz.......
j
^^
^
j Malus.
f
-1.^77^
n
}
Anhydrit.....
^^
^
Biot.
Baryt.
{
1-6201 0
Biot
"•l
1-6352 E
Malus.
r
A
,r>o
\
/)
^
Andalusit
....
>
^^
^
\
W. H.
*) Bd. 17, S.
21.
444
Haidinger.
C
1-632S 0
)
Topas,
brasilian.^
^.g^oi
,ß
^
Biot
Flintglas..... 1-642
Fraunhofer.
(
1-6429 0
)
Euklas......
^.^
^
^
Biet.
(
1-6S43 0
}
Kalkspath....
^ggg
^
^ Malus.
f
1-6931 0
\
Aragon......
j
^.gg^g
^
j Malus.
Spinell......
1-7S6
Herscbel,
1-761
Brewster,
1-812
Wollaston.
Pyrop.......
1-792
Brewster.
Chlorsilber
...
2-O7O W.
H.
Diamant .....
2-439
Newton, 2-470
...
2-487
Brewster,
2-7SS
Rochon.
(
2-SOO
)
Krokoit......
^
O.Q^A
i
Brewster.
Röthgiltigerz..
2-S64
Brewster.
Das
Eis, an der Spitze des
Verzeichnisses,
besitzt offenbar
einen deutlichen Glasglanz und ein
geringes Brechungsvermögen.
Auffallend ist
längst das geringe
Brechungsvcrmögen
gewisser Fluor-
verbindungen gewesen, aber auch sie
besitzen Glasglanz. Tiefer
in dem Verzeichnisse stehen
dem Diamant zunächst die
Krystalle
mit starker
Lichtbrechung und mit Diamantglanz. Der
Brechungs-
exponent des
Diamants, wenn er mit
Ündurchsichtigkeit
verbunden
ist, erscheint bereits fast als Metallglanz.
Die Brechungsexponenten
der Metalle endlich, aus den
Polarisationswinkeln abgeleitet,
sind
diellöchsten.
Die Polarisation des Lichtes durch
Spiegelung von der
Ober-
fläche
der Körper ist aber noch eine zweite zum Vergleich
anwend-
bare Eigenschaft, die ja selbst in ihren
numerischen
Verhältnissen
nach
Brewster's Gesetz und
Arago's und anderen
älteren
Ver-
suchen
unmittelbar damit
zusammenhängen.
Die folgende Tabelle zeigt deutlich das Steigen
der Polarisa-
tionswinkel mit dem Exponenten des
Brechungsverhältnisses.
Über den
Glanz der
Körper.
445
iXT'occpr
|
83
|
•ir
|
M
|
pfal 1
p
|
|
IPIllOO
|
S.S
|
9
|
|
|
|
Obsidian
....
|
S6
|
6
|
Zinn........
|
70»SO'
|
20/yn
|
r^ Gyps.......
|
86
|
4S
|
Zink........
|
7230
|
3<)iyo
|
Q11QT*7
|
Sfi
|
S8
|
Silber ......
|
iyi
|
30*74
|
nf/\r»QO
|
88
|
34
|
Wismuth
....
|
74 SO
|
3ßQQ
|
Doppelspath
.
|
S8
|
81
|
Stahl .......
|
7K
|
Styqn
|
Spinell .....
|
60
|
2S
|
Antimonium
..
|
7^
9^
|
30 K JE
.o44
|
Zirkon
.....
|
63
|
0
|
Speiskobalt
..
|
W/»
Mß
|
40AQ
|
Schwefel
... Diamant
....
Rothffiltifirerz.
|
63
68 08
|
4S 1 3
|
Eisenkies
... Bleiglanz.... Merkur
.....
|
77 30 78
10 78 27
|
4.S11 4.773 4.893
|
Aber man hat längst beobachtet,
dass bei den hoheren
Polari-
sationswinkeln die Polarisation nicht mehr
vollständig ist. Selbst bei
denjenigen Körpern,
deren glatte Oberflächen, wie das Kronglas,
am
vollständigsten
polarisiren, bleibt, wie
Herschel gezeigt hat,
wenn
der
polarisirte Lichtstrahl
durch einen Spiegel in
senkrechter
Lage
analysirt
wird, noch ein violetter schwacher Lichtschein übrig.
Auf-
fallender war das nicht vollständige
Erlöschen des Bildes beim
Schwefel und beim Diamant.
Dochblieb auch hierder
grössteTheil
des
Lichtes
in der Reflexionsebene
polarisirte nur ein
kleiner Theil
besass
die Polarisation
in der Richtung senkrecht
auf die
Einfallsebeae.
Auch bei
den metallischen
Oberflächen findet
Polarisation in der
Ein-
fallsebene
Statt, aber ein sehr
grosser
Antheü Licht wird mit
anderen
Eigenschaften
zurückgeworfen, so
dass das Ganze als sogenanntes
elliptisch
polarisirtes Licht
erscheint.
Die Polarisation in der Einfallsebene ist in
ihrem Maxime
voll-
ständig, sie ist linear; die Polarisation
durch innere
Zurückstrah-
lung
aus durchsichtigen
Körpern bei totaler Reflexion ist
eireulär,
die
elliptische liegt in ihren Eigenschaften zwischen
beiden.
Brew-
ster
hat sie durch diese
Benennung
unterschieden; er
selbst» Biot
und
Andere bis auf Jamin haben
sie zu dem
Gegenstände
der
wich-
tigsten
experimentellen und theoretischen Forschungen
gemacht
Malus hatte schon gefunden, dass das von
den Metallen
zurück-
geworfene Licht in zwei senkrecht auf
einander stehenden
Ebenen
polarisirt ist.
Hier, glaube ich, wird es hinreichend sein, nur
mit
wenigen Worten auf dieses weite und fruchtbare Feld
physikalischer
446
Haidinger.
Forschung hingewiesen zuhaben. Für die gegen
wärtigeUntersuehuü?
genügt
es, die Thatsache
hervorzuheben, dass es
zwischen den
Kör-
pern
mit linearer und
circulärer
Polarisation viele Zwischenglieder
gebe, in welchen die
beiden zurückgeworfenen Lichtbündel
verschie-
dene
Intensitäten zeigen. .
Untersucht
man die Reflexion von was immer
für einer
Fläche
gewisser Körper durch die
dichroskopische
Loupe unter dem
Pola-
risationswinkel, so geht das
sämmtliche in der
Einfallseb-ene
yolari-
sirte
Licht in das obere ordinäre Bild. Ist die Polarisation
möglichst
vollständig,
.so bleibt
in< dem unteren Bilde
die Farbe übrig, ganz
matt oder glanzlos; den Glanz
nimmt das obere Bild allein
hinweg.
Glanzlose
Körper, vorzüglich schön die Blumenblätter, aber
auch
mattes
Papier und dergleichen, oder auch glänzende Körper,
von
einem hellen Lichte seitwärts erleuchtet, geben
beide Bilder gleich.
Es geht eben so viel Licht in das
obere wie in das untere Bild. Man
kann daraus
schliessen, dass die
ursprüngliche Polarisation des Lich-
tes, welches
die Farbe des Körpers im Auge erregt, die des
gewöhn-
lichen
Lichtes sei, weder
vorzugsweise in der Einfallsebene, noch
senkrecht darauf,
noch in was immer für einer Art, sondern
gleich-
formig nach allen Richtungen
polarisirt. Nimmt nun der
gleichzeitige
Eindruck des Glanzes in dem oberen
ordinären Bilde den Eindruck
der Farbe hinweg, oder
übertäubt er ihn, so bleibt
gewiss
nichts
destoweniger der
Abgang von irgend einer Polarisation in der Farbe
klar,
die erst im unteren Bilde der
dichroskopischen Loupe als
extra-
ordinär polarisirt
erscheint.
Bei dem Gegensatze von Glanz und Farbe hat
Botzenhart
'neuerlich
wiederl)
darauf aufmerksam gemacht, dass das
Licht,
welches
in der Farbe wieder kommt, in den Körper
eingedrungen
gewesen und
im Innern zum
Theil
absorbirt sein
muss. Erhält
aber
das Auge durch die dichroskopische Loupe von einem
Körper,
durch
Zürückstrahlung
unter einem beliebigen
Winkel, im oberen Bilde
zwar mehr Glanz, im unteren doch
auch Glanz und Farbe,
und
erseheint
dieses Verhältniss
gleich in allen Azimuthen,
so muss
noth-
wendig
die Modification des
Lichtes an der Oberfläche in
dreierlei
Weise
geschehen :
A)
Berichte über die
MiUheilungen von Fr. der
N. in Wien. I, S. 18.
Über
den
Glanz
der Körper. 447
1. Ein
Theil wird in der
Einfallsebene
polarisirt, das
Maximum
unter dem nach
der Natur des Körpers verschiedenen
Polarisations-
winkel.
2. Ein Theil wird unverändert
zurückgeworfen,
oder wie gewöhn-
liches Licht nach allen
Richtungen polarisirt.
Unter dem
Polarka-
tionswinkel
ist die Intensität ein Minimum,
3. Ein Theil wird gebrochen und zerlegt.
Er muss in das
Innere
des Körpers gedrungen sein, um auf
undurchsichtigem Grunde
weiss
oder gefärbt
zurückgeworfen oder von durchsichtigem Grunde
absor-
birt
zu
werden.
Die Arten des Glanzes, wie sie die Mineralogen
unterscheiden,
haben nach den vorhergehenden
Betrachtungen die
folgenden Eigen-
schaften
:
l. Der Glasglanz.
Er findet sich auf Körpern von geringerem
Brechungsvermogen.
Vollkommene
Spiegel polarisiren das
Licht unter einem
Maximtim-
Polarisaüonswinkel
dergestallt,
dass kein Glanz in das
untere Bild
der
dichroskopischen
Loupe geht, und die Farbe
des Korpers
weiss,
farbig
oder schwarz, gänzlich matt, ohne Glanz erscheint.
Der
unscheinbare Rest von
Violet ist nicht
wahrzunehmen.
Das Gesichtsfeld erhält vor der Reflexion
nichtpolarisirtes
Licht.
Ein Theil davon wird polarisirt, ein anderer geht
in den Körper
hinein,
und wird entweder
absorbirt oder
hindurchgelassen. Bei mehr senk-
rechtem Lichteinfalle
ist das obere und untere
Bild der
dichroskopi-
schen
Loupe nahe gleich helL Bei
grösseren
Einfallswinkeln nimmt
die Helligkeit des oberen durch den
Gegensatz immer zu, das
untere
wird
dunkler bis zum Minimum des Lichtes unter dem
Polarisations-
winkel,
und steigt dann wieder, doch bleibt die Farbe des
zurück-
geworfenen
Lichtes immer weiss.
2. Der Diamantglanz.
Bei der Betrachtung der Zurückstrahlung
durch die
dichrosko-
pische
Loupe ist das obere Bild stets hellglänzend, und, ohne
Bei-
mischung einer fremden Farbe, ganz
weiss. Das
untere Bild ist
nie
ganz ausgelöscht, sondern es zeigt ebenfalls
eine deutlich wahrnehm-
bare Zurückstrahlung, die in
jedem Azimuth senkrecht
auf die
Einfalls-
ebene
polarisirt ist. Die Erscheinung ist
nach
denKörpern
verschieden.
l. Diamant. Das untere Bild ist weiss, doch
schwächer als das
obere.
448
Haidinger.
2.
Weissbleierz. In den
verschiedenen
Varietäten
erscheinen
bereits
abweichende Daten. Die ganz
weissen
polarisiren das
Lieht
nicht
vollkommen, doch zeigt auch das untere Bild, wenn
gleich
etwas matter, keine fremde Farbe. Bei den dunkeln,
graulichen
oder schwärzlichen
Krystallen, welche den
sogenannten metallähn-
lichen Diamantglanz besitzen,
erscheint das untere Bild schwach in
Dunkelstahlblau
geneigt.
3. Zinnstein, Rutil, Wolfram und andere dunkle
Körper mit
Diamantglanz, zum
Theil schon dem
metallähnlichen genähert,
wenn
auch nur im
Gegensatz gegen das obere helle Bild, lassen ein
dunk-
les,
bläuliches Schwarz
oder Grau im unteren Bilde wahrnehmen.
4. Das Blau ist deutlicher an den
rothen Krystallen von
Roth-
kupfererz,
Zinnober, Rothgiltigerz.
Wenn man dem Pulver
derselben
durch den
Polirstahl Glanz gibt,
oder es mit einem Messer flach
auf
einer
mattgeschliffenen Glästafel aufstreicht, so sieht man die
Tren-
nung
des weissen zurückgeworfenen Lichtes im oberen und das
Blau
im unteren Bilde sehr deutlich. Letzteres steigert
sich bereits fast
bis
zu einem dunkeln
Lasurblau.
5. Hier
schliessen sich die
dunkeln Varietäten der Blende und
des
Hauerits an, so wie noch
viele andere Krystalle mit
metallähn-
lichem Diamantglanz.
6. Bei den hellfarbigen Blenden, bei dem
Hornsilber
muss
man
recht vorbereitet sein, um den schwachen
bläulichen Schein nicht zu
übersehen, der im
unteren Bilde hervorkommt.
7. Das schöne
citronengelbe, ins
Orangegelbe ziehende
Jodblei
(PbJ) gibt, mit
einem Messer aufgestrichen, eine diamantartig
glän-
zende Fläche. Die ordinäre
Zurückstrahlung im oberen Bilde wird
immer heller,
aber ist stets weiss; die
untere extraordinäre ist bei
mehr senkrechtem
Einfall weisslich, bei
wachsenden Einfallswinkeln
erst lichtblau, dann
schön-, nahe
lasurblau, hierauf
violet,
endlich
in
Brandgelb verlaufend.
3. Der Metallglanz.
Anschliessend
an den metallähnlichen Diamantglanz zeigen
gewisse
Krystalle und andere Körper einen
unvollkommenen
Metall-
glanz. Er ist weniger lebhaft, auch wohl
nicht mit dem den Metallen
eigenen Grade von
Ündurchsichtigkeit
verbunden.
l. Bei
sehr
dunkler, schwarzer Farbe
erscheint fast aller
Glanz
im
oberen Bilde, das untere ist nicht ganz matt, aber doch
grau,
Über den
Glanz der Körper.
449
wenig ins Blaue geneigt. Dies ist der Fall beim
Uranerz, bei
man-
chem Zinnstein,
Pyrolusit,
Manganit.
2. Magneteisenstein, vorzüglich Eisenglanz,
geben ein Blau
von nicht unbedeutendem
Eindrucke.
3. Eine besondere Abtheilung machen diejenigen
Körper,
welche
unter
dem Polirstahle, oder mit
einem glatten Messer auf eine matt-
geschliffene
Glasfläche gestrichen, so wie es oben beim
Jodblei
erwähnt ist, einen gewissen Grad von Glanz
annehmen.
So der
Kupferindig von
Sangerhausen. Das obere Bild 0 ist in
allen
Azimuthen dunkel
schwärzlich bleigrau; bei
grösseren
Einfalls-
winkeln
wird der Glanz stärker, dadurch die Farbe scheinbar
weiss-
lich,
ohne Blau. Im unteren Bilde E neigt sich die metallisch
blei-
graue Farbe bei
grösseren
Einfallswinkeln immer mehr ins Blaue,
das Bild wird
schön stahlblau, endlich bei noch stärkerer
Steigung
violblau.
Fremy^s
Zinnoxydul, das ich Wo
hie r
verdanke, hat
eine
dunkel
bleigraue ins Eisenschwarze fallende Farbe;
auf den
stark-
glänzenden
kleinen Krystallen zeigt
sich $ogar ein
Violetgrau.
Das
obere Bild wird bei grösseren Einfallswinkeln
immer weisser;
das
untere, mehr blau, geht durch Stahlblau in ein
unvollkommenes
Speisgelb.
Das
übermangansaure Kali,
das Herr General-Probirer
A. Lö
we
freundlichst
für mich bereitete, gleichviel in
glänzenden
Krystallen
oder
aufpolirt, gibt als
Durchsichtigkeitsfarbe ein
schönes
rothliches
Violblau, so
dunkel, dass
Krystalle ganz
undurchsichtig
erscheinen.
Ganz frisch aufgestrichen oder
krystallisirt ist der
Glanz
metallisch,
die
Farbe speisgelb. Durch die
dichroskopische
Loupe
theilen
sich
die zurückgeworfenen
Farben im oberen
und
unteren Bilde. Das
obere
wird, von dem senkrechten Einfalle beginnend, immer
heller und
heller ins
Weisse, je
grösser die Neigung
wird; das untere zeigt in
der Aufeinanderfolge die
nachstehenden Töne:
speisgelb, goldgelb,
messinggelb,
pistaciengoldgrün,
grasgrün,
spangrün,
stahlgrün. Die
frische speisgelbe Farbe der
Krystalle und
polirten Flächen ist
nicht
beständig. Die Oberfläche wird sehr bald
violet, dann erscheint
das
obere Bild 0 bei
grosserem Einfallswinkel
immer heller ins Weisse,
das untere Bild E, erst
violet, wird immer
dunkler, dann fast
aus-
gelöscht, und nimmt endlich mit einem
grünen Ton an
Helligkeit
wieder zu.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
^9
4ä0
Haidinger.
Von
Wöhler's grünem
Hydrochinon,
aufpolirt, geht das
ohere
Bild vom
Tombackbraun durch Speisgelb ins
Weisse, das
untere
durch Stahlgrün in
Stahlblau.
Das
Murexid gibt die zwei
Bilder, das obere 0 vom Messing-
gelben
durch
blass Goldgelb in das
gelblich Silber weisse,
E vom
Messinggelben durch Grasgrün,
Spangrün, Stahlblau und eine Spur
von
Violet in
Weiss.
Chrysolepinsaures
Kali, aufpolirt» gibt auf dem braunen
Pulver
eineglänzende Stelle, deren 0 den
Glanz des ordinär p
olarisirten
Lichtes,
das E ein schönes Lasurblau enthält.
Chlorpalladium, braunes Pulver, 0
weiss glänzend,
E deutlich
blau.
Hier
muss auch der blauen Farbe
Erwähnung geschehen, welche
das
Cyan-Platin-Magnesium im
unteren extraordinären Bilde
der
dichroskopischen
Loupe zeigt, wenn es auf
eine ebene Fläche auf-
polirt worden
ist.
Das reine Jod, anscheinend von dunkel
blaulichschwarzer
Farbe
auf mattes Glas aufpolirt, ist mit brauner Farbe
durchscheinend, aber
der Glanz von der Oberfläche,
durch die dichroskopische
Loupe
untersucht, gibt ein ungemein schönes Blau,
das sich bei
grösserem
Einfallswinkel
in Violblau verläuft.
4. Eine eigene Gruppe
diamantartig und
metallisch
glänzender
Körper
sind diejenigen, welche eine Farbe im unteren Bilde
der
dichroskopischen Loupe nur in gewissen Richtungen
wahrnehmen
lassen. Es sind dies die Beispiele des
orientirten
Flächenschillers,
von welchen ich einige in einer
früheren Mittheilung
verzeichnete1);
theils sind es
Krystalle, wie das
Cyan-Platin-Magnesium, das
Cyan-
Platin-Baryum,
das Murexid, grüne Hydrochinon und andere,
theils
beruht die
Austheilung der
Farbenreflexe auf der Richtung des Stri-
ches bei dem
Aufpoliren der Körper, wie am
chrysaminsauren
Kali,
dem
Oxalsäuren Platin und
dem
PJatin-Cyanür-Cyanid2).
Es reicht hin,
hier das
Verhältniss selbst
und einige der Körper namhaft gemacht
\)
Über das Schillern von
Krystallflachen:
Naturwissenschaftliche
Abhandlungen,
I, S.
143.
2)
Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaft,
II,
S.
263.
Über
den Glanz der Körper. 4SI
zu haben, da sie sich doch im Ganzen
vollständig den Erscheinungen
der vorhergehenden
anschliessen.
Bei dem vollkommenen
Metallglanze ist das Licht
zum Theil
in der
Einfallsebene, zum Theil senkrecht darauf
polarisirt, und
geht
daher
theils in das obere,
theils in das untere Bild der
dichrosko-
pischen
Loupe.
Brewster hat folgende
Reihenfolge in der
Inten-
sität
bekannt
gemacht1),
vom grössten bis zum
geringsten
Inten-
sitäts-ünterschiede
in der Polarisation:
Bleiglanz Zink
Bronze
Blei Spiegelmetall
Zinngraupen
Grauer Speiskobalt Platin
Bijouteriegold
Arsenikkies
Wismuth Reines
Gold
Schwefelkies
Mercur
Gewöhnliches Silber
Antimon Kupfer
Reines
Silber
Stahl Zinn
(Weissblech) Totale
Reflexion v. Glas,
Der
Unterschied der Aeiden
Bilder ist beim Bleiglanz sehr
bedeutend, das untere
ein metallisches Blau.
Überhaupt erscheint
im unteren Bilde die eigentliche
Farbe deutlicher, aber der
ursprüng-
liche
Eindruck besteht ohne Zweifel aus den vier
folgenden
Elementen:
1. Dem in der
Einfallsebene polarisirten
Lichte.
2. Dem senkrecht auf dieselbe polarisirten
Antheile des
zurück-
geworfenen
Lichtes.
3. Einem Antheile, der bei kleinen oder
grossen
Einfallswinkeln
unverändert bleibt.
4. Dem allseitig polarisirten oder ordinären
Lichte, welches die
eigentliche Farbe
gibt.
Es ist hier nicht meine Absicht, weiter in die
Natur der Veran-
lassung zu den Verschiedenheiten
einzugehen. Aber die
Erschei-
nung
der Verschiedenheiten des Glanzes selbst findet sieh durch
eine
aus zahlreichen Gliedern bestehende Reihe
begründet, in welcher
ein
Körper vor dem
ändern die
Eigenschaft besitzt, mehr oder weniger
Licht in dem unter
2. erwähnten Antheile zurückzuwerfen. Beim
1)
Populäres, vollständiges
Handbuch
der Optik. Übersetzt von Dr.
J.
Hart-
mann. II. Bd., S.
21.
9 *
482
Haidinge r. Über den Glanz der Körper.
Glasglanz ist die
Intensität desselben
unter dem Polarisationswinkel
verschwindend, sie ist
deutlich bei den hellfarbigen Körpern,
welche
Diamantglanz besitzen, sie wächst endlich
noch bei den metallisch
glänzenden
Körpern.
Die Arten des Glanzes sind also nicht
bloss
Verschiedenheiten,
die lediglich unserem
Bewusstsein durch
empirische
Wahrnehmung
zugeführt
werden, sondern sie sind in dem Wesen der Körper
selbst
begründet und hängen genau mit allen
ihren übrigen Eigenschaften
zusammen. Aber das
menschliche Auge ist so wunderbar
gebildet,
dass die
Eindrücke auf die Netzhaut verschieden empfunden
werden,
wenn das Licht in der Einfallsebene oder wenn es
senkrecht auf die-
selbe
polarisirt ist, und dieser
unabweisliche
Unterschied ist es,
den
den man längst in den Ausdrücken
Glasglanz, Diamantglanz,
Metall-
glanz verzeichnet hat.
Bei der Aufzählung einiger neu untersuchten
Körper wünschte
ich hier noch der
Aufmeriksamkeit der
Naturforscher die zahlreichen
Beispiele zu empfehlen,
welche den Diamantglanz mit dem Metall-
glanz verbinden,
und welche man jetzt erst einer näheren
Betrach-
tung zu unterziehen beginnt.
In der neuesten Zeit hat Herr Ja min die
physikalischen Gesetze,
auf welchen die Erscheinungen der
Zurückstrahlung, also auch des
Glanzes und der
Farben, beruhen, zu dem Gegenstande höchst
inter-
essanter und wichtiger Forschungen gemacht. Von
der einen Seite
fand er, wie in H
ersehe
Fs Versuch, dass es keine,
das Licht voll-
ständig
polarisirende Substanz
gebe1). Aber
auch die von
Brewster
zuerst
beschriebene farbige Polarisation der Metalle, durch
mehrfache
Reflexion hervorgebracht, kommt dabei zur
Sprache und findet
ihre
Erklärung2).
Während dort der
Intensitäts-ünterschied
der beiden
um ein
Azimuth von 90° von
einander abweichenden Bündel
am
grössten ist,
verschwindet er hier bis auf geringe
Werthe, die
erst
absichtlich verfolgt und
vergrössert
dargestellt werden müssen, um
ansehnlichere
Differenzen in numerischen Ausdrücken zu erhalten.
1)
PoggeodoriTs
Ann. 1848, Nr. 6, Bd.
LXXIV, S. 2^8.
Comptes
rendus, Tom.
XXVI,
p
383.
a)
Pogg.
1848, Nr. 8, Bd.
LXXIV, S. 528. Ann. de
Chim. etc.
Ser. III,
Tom.XXII,
p. 311.
Th.
Wertheim. Über das
Piperin.
4g3
Das
correspondirende Mitglied,
Herr Theodor Wertheim, liest
nachstehende
Abhandlung über das
Pip
erin.
Man hat in neuestep Zeit wiederholt den Versuch
gemacht, aus
den bisher bekannten Daten mit Hilfe des
Raisonnements eine
allge-
meine Ansicht
über die Natur und
Constitution der
Alkaloide
abzu-
leiten. Die Chemiker, die sich diese Aufgabe
stellten, mussten
jedoch
hierbei bald die Überzeugung gewinnen, wie
unzureichend das vor-
liegende Material von Erfahrungen
für einen derartigen Zweck sei. Ich
glaube
desshalb,
dass der kleinste Beitrag
zur speciellen
Geschichte
einzelner
Körper aus dieser
Classe von Verbindungen
erwünscht
sein
muss und in dieser
Erwartung nehme ich keinen Anstand, die Ergeb-
nisse
einiger Versuche über das Piperin zu veröffentlichen. —
Bereits
vor geraumer Zeit habe ich gemeinschaftlich mit
meinem Freunde,
Herrn Prof. Rochleder zu
Lemberg, eine
vorläufige Notiz über diesen
Gegenstand in L i
ebig's
Annalen
mitgetheilt. Die Details
der
Untersu-
chung,
die ich hier folgen lasse,
sind einem
grossen
Theile nach
von
uns beiden gemeinschaftlich ausgeführt worden;
für die meisten der
erhaltenen Zahlenresultate bin
ich jedoch allein verantwortlich, da
die allzu
grosse Entfernung unserer
Wohnorte die
gemeinschaftliche
Durchführung
unmöglich machte.
Diese Erklärung bin ich den Inter-
essen meines
Freundes schuldig, auf dessen
Aufforderung ich
die
Redaction unserer
gemeinschaftlichen Arbeit übernahm, um
dieselbe
sofort dem Drucke zu
übergeben.
Die bisherigen Versuche in
Betreff des
Piperins
beschränken
sich auf einige Elementaranalysen
desselben. Allein man
weiss,
wie
schwankend und unzuverlässig ohne die
Controle von
Zersetzungen
und Verbindungen die Resultate sinn, welche
die Elementaranalyse
selbst in der Hand der gewandtesten
Experimentatoren fur die
Fest-
stellung der Zusammensetzung hoch zusammengesetzter
organischer
Verbindungen liefert.
Unsere erste Bemühung
war desshalb dahin
gerichtet, wo möglich das reine
Platindoppelsalz darzustellen. Dies
gelang uns
vollständig. Wir erhielten das Platindoppelsalz in
sehr
schönen ausgebildeten
Krystallen des
hemiorthotypen Systems
von
prächtiger
dunkel-orangenrother
Farbe. Man muss zu diesem
Ende
eine
concentrirte alkoholische
Auflösung von mehrfach
umkrystallisir-
tem
Piperin mit einer
concentrirten
weingeistigen
Auflösung
von
Platinchlorid versetzen und die Mischung, nachdem man
einen
über-
schuss
von concentrirter
Salzsäure
hinzugefügt hat,
mehrere
Tage
454
Th*
Wertheim.
lang der freiwilligen Verdunstung
überlassen. Nach Verlauf von
12—24 Stunden
zeigen sich die ersten
Krystalle; ihre Menge
nimmt
dann fortwährend zu und man erhält, wenn
man hinlänglich
concen-
trirte
Auflösungen angewendet hat, eine sehr reichliche
Ausbeute.
Die
Krystalle, die man auf diese Weise erhält, sind so
gross
und
compact,
dass man sie auf einem
Trichter mit etwas enger Mündung
ohne Verlust
sammeln, und durch Bespülen mit starkem
Weingeiste
von der anhängenden Mutterlauge befreien
kann. Das so
dargestellte
Piperin-Platinchlorid
ist im Wasser
äusserst wenig
löslich; in Berüh-
rung mit
grössecen Mengen
davon, scheint es eine
theil weise
Zer-
setzung zu erleiden, wobei Salzsäure frei und
dem Anscheine nach
unverändertes
Piperin ausgeschieden
wird. Auf die Zunge gebracht,
verursacht es einen stark
brennenden Geschmack, der vielleicht durch
diese
Zersetzung bedingt ist. In kaltem Weingeist ist das
Piperin-
Platinchlorid ziemlich leicht auflöslich,
weit löslicher aber in kochen-
dem Alkohol. Bei der
Abkühlung wird fast die ganze Menge als
feurig
orangegelbes
krystallinisches Pulver
ausgeschieden. Das Piperin-
Platinchlorid
lässt sich
unverändert bei
100°
trocknen; bei nicht
viel
höherer Temperatur schmilzt es und zersetzt
sich unter starkem Auf-
blähen. Die Analyse des
Piperin-Platinchlorides
gab folgende Resultate:
1) 0,3967
Grm. der Verbindung
hinterliessen beim
Glühen
im
Platintiegel O,OSOO Grm. metallisches
Platin.
2) 0,7983 Grm. hinterliessen
*beim Glühen im
Platintiegel
0,1010 Grm. metallisches
Platin.
3) 0,5877 Grm. hinterliessen auf dieselbe
Weise behandelt
0,0749 Grm. metallisches
Platin.
4) O,6S52 Grm. hinterliessen endlich 0,0837 Grm.
metallisches
Platin.
Ferner
gaben:
1) 0,3196 Grm.
Substanz bei der Verbrennung mittelst Kupfer-
oxydes
O,64OO Grm. Kohlensäure und 0,1576 Grm. Wasser.
2)
0,3781 Grm. Substanz
lieferten auf dieselbe Weise
verbrannt
O,TS44
Grm. Kohlensäure und 0,1838 Grm. Wasser.
3) 0,3486 Grm. von anderer Bereitung gaben
mittelst chrom-
sauren Bleioxydes verbrannt 0,6973 Grm.
Kohlensäure und
0,16S2 Grm. Wasser.
4) 0,4970 Grm. gaben bei der Verbrennung mittelst
chromsauren
Bleioxydes 0,2262 Grm.
Wasser.
Über
das
Piperin.
4gg
0,3269
Grm. Substanz lieferten
bei der
Sttekstoffbestimmung
nach
der Methode der Herren Will und
Varrentrapp
O,08OS
Grm. metallisches Platin.
0,4411 Grm. Substanz gaben schlüsslich beim
Glühen mit Ätz-
kalk nach dem Auflösen der
geglühten Masse in Salpetersäure und
nach dem
Versetzen der salpetersauren Auflösung mit
salpetersaurem
Silberoxyd 0,2398 Grm.
Chlorsilber.
Die angeführten Resultate entsprechen
in 1OO Theilen:
Gefunden:
Berechnet:
1234
^—^-^^-^—^
Kohlenstoff
54,61 -
54,40 — 54,53
— .
. —
54,46 -
C^
--
5250
Wasserstoff
5,^8 — 5,40 —
5,26 — 5,05 —
4,93 — B^
—
475
Platin
. .
. 12,60 — 12,68
— 12,75 — 12,78 — 12,79 —
P^
—
1^33,3
Sackstoff
.
. 3,53
—
„„—„„—
„
„
- 3,68
-
N^
—
354,1
Chlor
. .
.
13,41
-.„„-„„-„„-.
13,77 — C^
—
13^8
Sauerstoff
. 10.37
-^
—„„-„„—
10,37
—
0^
—
1000
100,00 100,00
96^
Diese procentische Zusammensetzung gibt also die
Formel:
C,o
^37
N^
Oio
+
CIH
+
PtC^
aus welcher
sich sofort für das reine Piperin die Formel:
CpO^T^Vä
OIQ
ergibt.
Berechnet man die procentische Zusammensetzung,
welche
das Piperin nach der angeführten Formel
erhält, so findet man:
C
.
.
.
74,29
H.
.
.
6,SS
N.
.
.
8,01
0
.
.
.
14,15
1OO.OO
Vergleicht man diese Zahlen mit den verschiedenen
Zahlen-
werthen,
welche die Herren v. Liebig, Pelletier,
Begnault,
Will und
Varrentrapp, und ganz kürzlieh Herr
Laurent bei
den
von ihnen ausgeführten Elementaranalysen des
Piperins
erhielten
(siehe Bd. 39, S. 283 der
Annalen
Liebig's), so springt
sogleich
der überaus
grosse Unterschied von
denselben in die Augen. Nimmt
man aber
in dem freien Piperin
einen Krystallwass
ergehalt von 2Äq.
Wassers an, der wie
gewöhnlich nicht in die
Zusammensetzung
des
Platindoppelsalzes
eingeht, so stellt sich sogleich eine vollkommen
456
Th*
Wertheim.
genügende Übereinstimmung mit jenen
Zahlen heraus, welche
die Herren
Regnault und
Laurent erhalten haben.
Ich werde
der Übersicht halber die Resultate, welche
die aus der obigen
An-
nahme hervorgehende
Formel:
C^o
H^
N^
Oio
+ 2
Äq. der
Berech-
nung nach verlangt, neben jene stellen, welche
diese beiden
Che-
miker
erhalten haben.
Gefunden:
Berechnet:
Regnault.
Laurent.
Kohlenstoff.
.
. 72,03—72,33
.
.
. 71,66
.
.
.
72,00
Wasserstoff.
.
. 6,72—
6,84
.
.
. 6,66
.
.
.
6,69
Stickstoff
. .
.
4,94—
4,94
... „
„ ...
J^,85
Sauerstoff
. .
.
16,31—15,89
... „
„
.
.
.
16,46
100,00—100,00
100,00.
Ein Blick auf diese Resultate dürfte
hinlänglich sein, die obige
Annahme so ziemlich zu
rechtfertigen. Für das Ziel, das wir uns
gesetzt
hatten, erschien jedenfalls eine weitere Begründung
dersel-
ben nicht erforderlich. Wir gingen
vielmehr sofort an die Untersu-
chung der
eigenthümlichen
Zersetzung, welche das
Piperin in
Berüh-
rung mit fixen Alkalien bei höherer
Temperatur erleidet.
Bringt man nämlich ein inniges Gemenge von
Piperin mit;
dem
3—4fachen Gewichte eines Natronkalkes, der aus
gleichem Theile
von
Natron und Kalkhydrat besteht, in eine Retorte und setzt
dasselbe
im
Ölbade längere
Zeit einer Temperatur von ISO—160°
C.
aus,
so erhält man als Destillat einevollkommen
farblose ölartige
Flüssig-
keit in beträchtlicher Menge. Hat man
während des Verlaufes der
Operation die
obenerwähnte Temperatur sorgfältig eingehalten,
so
enthält das Destillat keine Spur von
Ammoniak.
Das gewonnene
ölarlige
Product zeigt
folgende
Eigenschaften:
es besitzt einen
eigenthümlich
durchdringenden lange haftenden Ge-
ruch, einen sehr
scharfen, brennenden Geschmack; bei starker
Ver-
dünnung wird derselbe stark bitter. Ich habe
eine grössere
Menge
dieses
ölartigen
Körpers mehrere Monate hindurch in einer
Flasche
aufbewahrt, die häufig
geöffnet wurde, ohne
dass er sich
sichtlich
verändert
hätte; er reagirt
stark und bleibend alkalisch; mit
Chlor-
kalklösuag
zusammengebracht, bringt er keine
violete Färbung
her-
vor. Kurz, das Bild der Eigenschaften dieses
Körpers entspricht
durchgängig demjenigen,
welches Herr Andersen
neuerlich vom
Picolin
entworfen hat. Eine einzige
Reaction ergab einen
nicht
Über
das Piperin.
437
unwesentlichen
Unterschied.
Übergiesst man
nämlich eine
etwas
grössere
Menge dieses
ölartigen
Productes mit
beiläufig dem
glei-
chen Volumen von
Eiweiss, so tritt nach
längerer Zeit ein Gerinnen
desselben
ein; es währt jedoch
oft länger als eine Viertelstunde,
bevor sich diese
Erscheinung zeigt.
Um die Zusammensetzung dieses Körpers zu
ermitteln, wurde
die Analyse des Platindoppelsalzes
ausgeführt. Zur
Darstellung
desselben
wurde folgendes Verfahren eingeschlagen. Das
ursprüng-
liche Destillat wurde in
schwefelsäurehaltigem
Wasser mit der Vor-
sicht
aufgelöst,
dass ein
Überschuss von
Schwefelsäure vermieden
wurde. Die schwefelsaure
Auflösung wurde im Wasserbade zur
Trockne verdampft
und der trockene Rückstand in absolutem
Alkohol
aufgelöst, um die möglicher Weise
vorhandene kleine Menge von
Ammoniak
auf diese Weise zu
entfernen.
Die weingeistige
Auflösung
wurde
nun mit Salzsäure in Überschuss versetzt, und sodann
eine
alkoholische Auflösung von Platinchlorid
hinzugefügt. Man
erhält auf
diesem Wege eine reichliche Fällung
des Platindoppelsalzes
in
der
Form von
äusserst zarten
orangegelben Federehen; wenn
man
sehr
concentrirte
Auflösungen angewendet hat, so gesteht die ganze
Flüs-
sigkeit zu einem förmlichen Magma. Mit
Alkohol und Äther gewa-
schen, und bei 100°
getrocknet, gab dies^
Platinverbindung bei der
Analyse folgende
Resultate:
1)
O,2ä23
Grm. der Verbindung
hinterliessen beim
Glühen im
Platintiegel
0,0818 Grm. metallischen
Platin.
2) 0,2610 Grm. der
Verbindung hinterliessen
auf dieselbe Weise
behandelt O,O86O Grm. metallischen
Platin.
3)
O,352S Grm. der Verbindung
gaben mit chromsaurem Bleioxyd
verbrannt O,3O7S Grm.
Kohlensäure und 0,0933 Gr. Wasser.
Aus
diesen Zahlen ergibt
sich:
Kohlenstoff
,
. 23,39 —
„
„ —
C^
- 900
.
24,07
Wasserstoff.
.
2.9^ -
„
„ —
J?s -
100 *
2»67
Platin
.... 33,30 - 3^,95
—
Pt
— 1233,3.
32,94
Stickstoff
.
.
„
„ -
„
„ - N
- 177
.
4,73
Chlor
....„„—„„-
Ck -
1328
.
35,59
a7as,3
100,00.
Die Formel des
Chloroplatinates dieser
flüchtigen Base ist dem-
nach
===
C^
H^ N
+
Cl H
-+- Pt
Cl^
4S8
Th-
Wertheim.
Es kann mithin nicht bezweifelt werden,
dass die
flüchtige
Basis,
die man durch den eben beschriebenen
Process aus dem
Pir^e-
rin
erhält, in der That
Picolin ist. Als wir die
vorläufige Notiz
pul-
licirten,
deren ich zu Anfang dieser Abhandlung Erwähnung
gethan
hatte Herr
Anderson seine schöne
Arbeit über diese von ihm
ent-
deckte
Basis noch nicht veröffentlicht. Wir hielten daher
damals
unsere flüchtige Basis für Anilin, indem
wir uns einzig und allein auf
die oben erwähnten
Zahlenresultate stützten. Was die
Abweichung
in dem
Verhalten anbelangt, die wir anführten, so
lässt sie sich
viel-
leicht aus dem
Umstände
erklären, dass wir zu dieser
Reaction
eine
ziemlich bedeutende Menge von der Basis und von
Albumin anwen-
deten, und dass wir das Resultat der
Einwirkung erst nach einer
starken Viertelstunde der
Beobachtung unterzogen.
Nachdem wir durch diese Resultate die
Zusammensetzung
des
flüchtigen
Productes der Destillation
festgestellt hatten, erübrigte
uns nur noch die
Untersuchung des festen
Rückstandes in der
Betorte. Die Mischung nimmt im
Verlaufe der Operation eine
dua-
kelzimmtbraune
Farbe an. So lange die Erhitzung dauert, ist sie
von
weicher Consistenz, indem
das Piperin bei dieser
Temperatur
schmilzt. Nach dem Erkalten stellt sie sich
als eine harte zusam-
mengesinterte Masse
dar/Wenn die Erhitzung
lange genug
fortge-
setzt worden
ist, so enthält diese Masse nur sehr wenig
unveränder-
tes Piperin, aber eine
grosso Menge eines neuen
Productes, welches
man
durch folgenden Vorgang in reinem Zustande erhalten
kann.
Man behandelt die
pulverisirte Masse zu
wiederholten Malen
mit
grossen
Quantitäten von
Wasser; zu diesem Behufe
darf man jedoch
kein warmes Wasser anwenden, weil sonst
die Theilchen
zusammen-
backen und das Wasser die Masse nicht mehr
durchdringen kann.
Nachdem man auf diese Weise den
Überschuss des
Kali-
hydrates entfernt hat, behandelt man den
getrockneten und neuer-
dings gepulverten Rückstand
mehrere Stunden hindurch
mit kaltem
Alkohol, um die Spuren von Piperin
wegzubringen, die noch vor-
handen sein können.
Hierauf übergiesst
man den Rückstand
mit
heissem Wasser, zu
welchem man einen Überschuss von
Salz-
säure
hinzufügt, und
lässt die saure Flüssigkeit einige Zeit
hin-
durch kochen. Man
muss hierbei die Vorsicht
beobachten, die
Salzsäure nur allmählich
zuzusetzen, um eine allzu rasche und
stür-
ynische
Entwickelung der freiwerdenden Kohlensäure zu
verhüten.
Über das
Piperin.
459
Die Salzsäure löst das in dem
Rückstand enthaltene Kalkhydrat auf.
Der vom Kalk
befreite Rest suspendirt
sich nun in der Form von
braunen Flocken in der
Flüssigkeit; allein
in dem Masse als
das
Kochen fortgesetzt
wird, bemerkt man, dass
die Flocken sich zu-
sammenballen und vereinigen und eine
weiche homogene und
com-
pacte
Masse von dunkelbrauner Farbe bilden; die Flüssigkeit
er-
scheint
dann vollkommen geklärt. Nimmt man nun den weichen
Harz-
kuchen aus der
heissen Flüssigkeit
und spült ihn einige Augenblicke
mit etwas Wasser
von gewöhnlicher Temperatur ab, so nimmt
er
augenblicklich eine vollkommen spröde
Beschaffenheit an und kann
nach dem Trocknen ohne
Schwierigkeit gepulvert werden. Er ent-
hält nun
immer noch eine bedeutende Menge von
Kalkhydrat,
das
eben durch das geschilderte Zusammenballen der
Einwirkung der
Salzsäure entzogen wird. Man
muss
desshalb die gepulverte
Masse
neuerdings anhaltend mit verdünnter
Salzsäure digeriren.
Hat man
den erhaltenen Harzkuchen auf diese Weise zwei-
bis dreimal um-
geschmolzen, so wird er gewaschen,
getrocknet und endlich in
ab-
solutem Weingeist
in der Siedhitze aufgelöst. Hat man zur
Auflösung
nicht eine bedeutende Menge von Alkohol
angewendet, so fallt beim
Erkalten ein
grosser
Theil der aufgelösten
Substanz in
harzartigen
Klümpchen
heraus; so lange dies geschieht, muss man
unter
erneuertem Zusatz von Alkohol die Flüssigkeit
abermals zum Sieden
bringen. Die erkaltete Auflösung
wird vorsichtig mit geringen Men-
gen von Wasser
versetzt, bis sich eine leichte Trübung zeigt.
Man
kann die Flüssigkeit, wenn man
diesen. Punkt
sorgfältig
beobachtet,
nun ganze Tage stehen lassen, ohne dass sich
der geringste Nieder-
schlag bildet. Die
vollständigste Fällung tritt aber
augenblicklich
ein, sobald man zur Flüssigkeit ein
paar Tropfen Salzsäure
hinzu-
fügt.
Der so gewonnene Niederschlag bildet zarte
isabellgelbe
Flocken
von sehr voluminöser Beschaffenheit. Auf einem
Filtrum
gesammelt, mit
kaltem Wasser ausgewaschen und bei 100°
getrock-
net, stellt er ein zartes, blassgelbes,
vollkommen
geschmackloses
Pulver
dar, von so starker elektrischer
Disposition, dass es
beim
Reiben mittelst eines
Pistilles
ausserordentlich stark
stäubt. Hat
man den Niederschlag unter der Glocke
der Luftpumpe bei gewöhn-
licher Temperatur
getrocknet, so besitzt er diese elektrische Eigen-
schaft
in geringerem Grade. Aus diesem Grunde wurde zum
Behufe
der Analyse die Trocknung der
Substan? unter der
Luftpumpe
460
Th-
Wertheim.
bewerkstelligt, und die Mischung mit dem
Verbrennungsmateriale
in
dem
Verbrennungsmörser nicht mittelst des
Pistilles, sondern
mit-
telst eines Glasstabes bewirkt; auch
musste man vermeiden die
Mi-
schung bei jenem Temperaturgrade vorzunehmen, bei
weichein
man
sie, zur Hintanhaltung der
hykroskopischen
Feuchtigkeit, gewöhn-
lich auszuführen
pflegt. Die Analyse gab folgende
Resultate:
1)
0,2432
Grm. der Substanz gaben
mit chromsaurem Bleioxyd
verbrannt
O.6S6O Grm.
Kohlensäure und
0,1832
Grm. Wasser.
2)
O.2O2S Grm. der Substanz
gaben auf dieselbe Weise ver-
brannt O,SSO7 Grm.
Kohlensäure und O,12SO Grm. Wasser.
Ferner
gaben:
1)
O,343S Grm. Substanz bei der Stickstoffbestimmung nach
der
Methode der Herren Will und
Varrentrapp 0,2207
Grm.
Platinsalmiak.
2) 0,3221 Grm. bei der
Stickstoffbestimmung nach
derselben
Methode 0,2070 Grm.
Platinsalmiak.
Diese Resultate entsprechen in 1OO
Theilen:
Gefunden: Berechnet:
l 2
Kohlenstoff
.
.
.
'73,56 —
'7^,17
- C^g —
74,02
Wasserstoff
.
. 7,00 — 6,86
— H^
—
6,45
Stickstoff
.
.
.
4,08 — 4.08
— N^
—
4,09
Sauerstoff
.
.
. 15,36 — 14,89
— ö^o
~
^M
100,00 —
100,00 —
100,00
Die empirische Formel:
Cigs^/e?^
0^, welche
der
nebenan"
gestellten
Berechnung zu Grunde
gelegt ist, scheint auf den
ersten
Anblick mit der
Zusammensetzung des
Piperins in keinen
natürlichen
Zusammenhang gebracht werden
zn können. Allein
verdoppelt man
die Formel des Piperins und zieht von dem
hierdurch entstehenden
Ausdruck die Formel des
Picolins ab, so bleibt
als Rest genau die-
selbe Gruppe von Atomen
zurück, die durch die obige
Berechnung
erhalten
wurde, wie dies aus nachstehendem Schema ersichtlich
ist:
2
Äq.
Piperin
==
C^H^N^O^o
i
Äq. Picolin
== —
C^
H^
N1
==
€120
•^e?
^-s
^20
•
Dieses auffallende Zusammentreffen
lässt sogleich eine
ungezwun-
gene
Deutung zu, wenn man sich das Atom des Piperins
?ms
zvei
Über das Piperin.
4g l
Gruppen
combinirt denkt, von denen
die Eine durch die Formel
des
Picolins
==
Ci2
H^ N, die
Andere durch den Ausdruck:
655
H^N
Oio
repräsentirt
wird.
Piperin:
C„
H^
2V,
0^
=
C^
H,
N+
C„
H^ N
0„
Durch diese Betrachtung würde das Piperin
gleichsam zu einer
salzartigen
Verbindung und die
Eimvirkung des
Natronkalkes,
die
im Obigen ausführlich beschrieben wurde,
erhielte folgende Er-
klärung:
Durch die Wechselwirkung von l Äq.
Natronhydrat und 2 Äq.
Piperin wird l Äq. des
letzteren zersetzt. An die Stelle des aus-
geschiedenen
Picolin. tritt Natron und
die entstandene
Natronver-
bindung
vereinigt sich sofort mit dem
2ten
Äq. Piperin zu einer
Art
von Doppelverbindung. Das nachfolgende Schema wird
diese Vor-
stellung
verdeutlichen:
\
Vor dem Versuche:
(C^,iVO„+Picolin)
(,C^B„N
O»
+
Picolin)
uu
"
''•
Nach dem
Versuche:
(^S^^l?0^)^1'160110-
\CsaH^N
Oio
+
Picolm)^
Dieses Doppelsalz, das wir uns unmittelbar nach
der Operation
in dem Rückstande der Destillation
enthalten denken müssen,
wird
sofort,
durch die oben angeführte Behandlung mit Salzsäure
in
der
Art zersetzt,
dass die Salzsäure
sich des darin enthaltenen
Natrons
bemächtigt,
und eine Art von saurem Salz
zurücklässt, in
welchem
auf
l Äq. Picolin 2 Äq. der
elektronegativen
Gruppe
enthalten
sind,
d.L 2
(C^HsoNO^o)
+
C^H^N;
der empirische Aus-
druck dieser Formel ist:
C^B^N^O^', er
fallt, wie man
sieht,
vollkommen mit
dem Resultate zusammen, welches die Analyse des
oben
beschriebenen Productes
geliefert hat. Die wirkliche Darstellung
der von
uns vorausgesetzten hypothetischen Doppelverbindung
wollte
jedoch nicht gelingen; höchst
wahrscheinlich
ist das darin enthaltene
Natron so schwach gebunden, dass
sie schon durch die Einwirkung
des Wassers eine
allmähliche Zersetzung erleidet.
Wir sind weit entfernt zu
glauben, dass das Piperin
diesen
Versuchen zufolge als ein eigentliches Salz zu
betrachten sei,
man
462
Th*
Wertheim.
müsste
denn im Verlaufe weiterer Erfahrungen im Gebiete der
orga-
nischen
Chemie sich bewogen finden, diesem Begriffe eine viel
wei-
tere Ausdehnung zu geben. Aber unsere Annahme,
dass im
Piperin
eine
elektronegative Gruppe
neben einer basischen enthalten sei, ist
vielleicht auch
geeignet, den unbestimmten Charakter des
Piperins
als Base und
seine überaus schwache Verwandtschaft zu den
aus-
gesprochensten Säuren zu erklären;
bekanntlich war man selbst
lange Zeit in Zweifel, ob das
Piperin wirklich zu den
Alkaloiden
zu
zählen sei.
Aus dieser Erklärung des
mitgetheilten
Zersetzungsprocesses
geht
hervor, dass unter den erwähnten
Umständen nur die
Hälfte
des im Piperin enthalten gedachten
Picolins gewonnen
wird.
Es schien nun nicht uninteressant zu
erfahren, ob die
Zer-
setzung durch Erhöhung der Temperatur nicht
noch weiter geführt
werden
könnte, so dass auch
das 2te
Äq.
Picolin in Freiheit
gesetzt
und
vielleicht die einfache elektronegative Gruppe
C^H^N
0^
gewonnen
würde? Wirklich kann man die Ausbeute an Picolin
nicht
unbeträchtlich vermehren, wenn man die
Temperatur des Ölbades
bis über 200°
Celsius steigert; aber bei dieser Temperatur
geht
zugleich mit dem Picolin eine bedeutende Menge von
Ammoniak über.
In dem wässerigen Auszuge des
Rückstandes in der Retorte befindet
sich nun, durch
das freie Alkali in Auflösung erhalten, eine
eigen-
thümliche
Substanz, die durch die Übersättigung der Flüssigkeit
roit
Salzsäure in
gelben Flocken daraus gefällt wird. Die erhaltene
Aus-
beute war jedoch unbedeutend. Die Substanz ist
stickstofffrei; ihre
Analyse gab folgendes Resultat:
0,1406 Grm. Substanz gaben
mit
chromsaurem Bleioxyd verbrannt 0,3683 Grm.
Kohlensäure und
0,071 S Grm.
Wasser.
Dies entspricht in 1OO
Theilen:
Gefunden:
Berechnet:
Kohlenstoff.
.71,^1 —
Cgg —
71,45
Wasserstoff
. 5,65 —
H^
•—
5,54
Sauerstoff
.
.
22,94 —
0^ —
23,01
Es fehlte uns an Material für eine zweite
Analyse. Nach
dem
Ergebnisse dieser Einen, die mit um so
grösserer Sorgfalt
ausge-
führt wurde, kann die Zusammensetzung des
Körpers, der
durd
diesen
fortgeschrittenen
Zersetzungsprocess
entstanden war, durch
die Formel
€53
Hyi
0^
ausgedrückt werden.
Es gelingt also,
Über das
Piperin.
4ߧ
wenigstens auf dem eingeschlagenen Wege nicht die
gesuchte
Gruppe:
C^H^N
de
zu erhalten. Vergleicht
man jedoch die
beiden Gruppen mit einander, so bemerkt
man bald einen einfachen
Zusammenhang:
£58
H^
Ou ist nämlich
===
C^
H„
N
0„
—
Hs
N+
0^
Diese neue Substanz hat sich mithin aus der
elektronegativen
Gruppe
des Piperins unmittelbar
durch Ausscheidung' von
l
Äq.
Ammoniak und
Hinzutreten von 4 Äq. 0 gebildet.
Die rationelle Formel
C^H^NOiQ
+
C^E^N,
die wir
aus
den
früher angeführten
Thatsachen für das
Piperin entwickelt
haben,
lässt noch
eine nicht unwesentliche
Modification zu, durch die
sie
vielleicht erst zum völlig wahren Ausdruck
für die Constitution
die-
ser Verbindung wird. Nimmt man nämlich in
diesem Körper als einer
Art von
Picolinsalz l Äq.
Constitutionswasser an, so
wie dies f&r
alle
eigentlichen Salze des Ammoniak und der ihm
analogen
Basen
allgemein
gilt, so erhält man folgende
Formel:
^If^NO^
-f-
Cis
H,
N
+
HO.
Die Zahl der Äquivalente des
Wasserstoffes in der elektro-
negativen Gruppe wird durch
diese Änderung im Ansatze genau halb
so
gross, als jene der
Kohlenstoff-Äquivalente,
und der saure Kor-
per stellt sich jetzt als
Sauerstoffverbindung eines
zusammengesetz-
ten
Kohlenwasserstoffes dar.
Versucht man diese Vorstellung über die
Natur des Piperins
auf die schönen Erfahrungen
anzuwenden, mit welchen
Herr
Woh-
ler
und Herr Blyth unsere
Kenntnisse über das
Narcotin
bereichert
haben, so bieten sich sogleich, wie von
selbst, höchst einfache
Be-
ziehungen zwischen
dieser Basis und den zwei neuen Basen dar,
welche diese
Chemiker entdeckten: dem
Cotarnin und
Narcogenin.
Wir haben
diese Beziehungen bereits oberflächlich angedeutet in
der
vorläufigen Notiz,
aufweiche
ich mich zu Anfang dieser Abhandlung
bezog. Seitdem
gelangte Herr Laurent
durch Reflexionen ganz
verschiedener Natur und sehr
geistreiche Combinationen
zu Schluss-
folgerungen, die diesen in mancher Hinsicht
analog sind. Wir wol-
len als Grundlage unserer
Betrachtung die Formel annehmen, welche
Herr W
Ö
hier für das Cotarnin
aufstellte, mit der geringen Verän-
derung,
dass wir l Äquivalent
Wasserstoff davon abziehen. Diese
464
Th-
Wertheim.
kleine
Modification glauben wir
uns um so eher erlauben zu
können,
da
dieser berühmte Chemiker seine Formel selbst nur als
annähern-
den Ausdruck der Zusammensetzung dieses
Körpers ansieht.
Zieht man nun diese Formel, nämlich:
C^
H^
NOs
^ i
Äq.
Wasser von der Formel des
Narcotins
===
C^g
H^ N
0^ ab, so
erhält
man den Ausdruck:
Cgo
H^
Os-
C„
H^ N
0^
—
C„
H„
N
Qe
===
C.20
H\z
t/s.
Nimmt man ferner an,
dass diese zwei Gruppen im
Narcotin
analog wie im
Piperin zu einer Art von
Salz verbunden sind, dessen
Basis das
Cotarnin und dessen
Säure die andere Gruppe
repräsentfren
würde,
und betrachtet man, von dieser Annahme ausgehend,
die
Formel des
Narcogenin, so entdeckt
man sogleich eine
überraschend
einfache
Beziehung. Addirt man
nämlich zur Formel des Narcotins
die Elemente von l
Äq. Cotarnin
+ l Äq. Wasser, so
erhält man
als Summe das Doppelte der Formel des
Narcogenins:
C^Q
ß^s
N
0^
=
l
Narcotin
4-
C^
H^
N
OQ
== l Cotarnin
+ l
Äq.
==
C',z
ffss
^Ozo
=== 2
Narcogenin.
Wir glauben nicht, dass man dieses
überraschende
Zusammen-
treffen
irgend als zufällig betrachten könne, und stehen nicht
an,
daraus
folgende Schlüsse zu ziehen
:
1. Die
Zusammensetzung des Narcotins wird durch
folgende
rationelle
Formel ausgedrückt:
(Cgo
-flia
Os)
+ (Cotarnin
+
Äq.),
d.h.
Narcotin ist das neutrale Pseudosalz des
Cotarnins
und
der oben eingeschalteten
elektronegativen
Gruppe.
2. Das Atomgewicht des Narcogenins
muss verdoppelt
werden.
Das Narcogenin erhält dadurch
folgende rationelle Formel:
(C^
H^
Og)
+ 2 (Cotarnin
-r
Äq.),
d.
h. das Narcogenin ist das entsprechende basische Pseudosalz.
Aus dem zweiten
Schlüsse ergibt sich
die unmittelbare Fol-
gerung, dass auch das Atom des
Narcogenin-Platinchlorides
verdop-
pelt werden muss. Das Atom dieser
Verbindung würde dann 2 Äq.
Platinchlorid
enthalten. Beim ersten Anblick könnte man hierin
eine
Herrmann. Bestimmung der
trig.
Functionen etc. 4
6 S
Anomalie sehen; aber man braucht
nur die rationelle Formel, die
wir für das
Narcogenin aufstellten, in Betracht zu ziehen, um
sogleich
über den Grund dieser scheinbaren
Anomalie im Klaren zu sein.
Von dem k. k. Obersten, Herrn Herrmann, ist
nachstehender
Aufsatz eingegangen.
Bestimmung der trigonometrischen
Functionen
aus den Winkeln und der Winkel aus den
Functionen,
bis
zu einer beliebigen Grenze der Genauigkeit.
Für theoretische Untersuchungen, und
namentlich astronomi-
sche, bei welchen es sich um sehr
kleine, mit der Zeit nur langsam
fortschreitende
Angular-Bewegungen
handelt, sind die
siebenstelligen
logarithmisch-trigonometrischen Tafeln
ganz unbrauchbar, weil die
mit solchen Tafeln berechneten
Winkel schon in den Zehnteln
der
Secunde nicht mehr
verbürgt werden können. Bei dem Gebrauche
von
zehnstelligen Tafeln wird
diese Unsicherheit meistens erst bei
der vierten
Decimale der Secunde
eintreten, aber auch dieser Grad
der Genauigkeit ist
für manche Probleme noch ganz
unzureichend,
worüber ich mich bei einer
anderen Gelegenheit
auszusprechen
gedenke. Vorläufig dürfte aber
die Behauptung keinen
Widerspruch
hervorrufen,
dass die Theorie in der
Schärfe ihrer Forschungen
niemals durch
unzureichende Rechnungsbehelfe beschränkt
sein
dürfe,
sondern dass sie in Stand gesetzt sein müsse, die
Genauigkeit
ihrer
Rechnungsresultate bis zu einer beliebigen Grenze
auszu-
dehnen. In solchen Fällen
muss daher auf die bequeme
logarith-
mische Berechnung verzichtet werden. Der
Zeitaufwand,
welchen
die Berechnung mit natürlichen Zahlen
erfordert, kann aber wesent-
lich abgekürzt und die
Arbeit sehr erleichtert,
wie auch vor
Fehlern
möglichst
gesichert werden, wenn man
alle grösseren
Multiplicationen
und
Divisionen mit einer Vielfachen-Tabelle (dem Ein-,
Zwei-,...
Neunfachen
des Multiplicands oder
Divisors) ausführt
und die Ope-
ration entsprechend
abkürzt.
Die
goniometrischen Formeln
für die Bestimmung
des Sinus
und Cosinus, der Tangente und
Cotangente, aus der
Länge des
gegebenen
Bogens
, oder
umgekehrt,
sind zwar allgemein
bekannt,
wir
wollen Jedoch die für
unsern Zweck
nöthigen hier
anführen
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
3°
466 Herrmauu.
und dabei die
Coefficienten der Potenzen
auf die einfachste Gestalt
bringen. Bezeichnen wir die
Bogenlänge mit z, so sind die vier
zu
unserm
Gebrauch erforderlichen Formeln folgende
:
l.
sin^-^—I^+^^-^^+3^^—^^^^^
1
^a_______1____
y
is
,
6227020800
130767^368000
'
•*
•
2.
tang^-^
h34-^5
^^
-^iSö29
+
iS21^
_4368^
929569
12163150
•
638512875
'
*•*
l 3.5
35
3.
z
== sin z
+
,
sin3^
+
^
sm5;s
+
y^-
sin7^
+
-__
sin^
4.
63
2*^1
14^
281^
sinlls
+
-13312
sinl8a
+
I^O81"152
+
-
4.
a==tgs—g
tg^
^
^
tg^—
^
tg^s
+
g
tg«2—^.tgi'a
+
^tg^-^tg^+...
Soll die verlangte Grosse
(Funetion oder Bogen)
durch die
Entwickelung nur weniger Glieder der
entsprechenden Formel schon
einen hohen Grad der
Genauigkeit erreichen, so
muss sich in
den
Werthen der auf
einander folgenden Glieder die Anzahl der Nullen
hinter
dem Decimalzeichen schnell
vermehren.
In der Formel l.
trägt hierzu die rasche
Wcrthabnahme
der
Coefßcienten
wesentlich
bei, was bei den übrigen drei
Formeln weit
weniger der Fall
ist.
Bei diesen drei Formeln muss
demnach hauptsächlich
die
schnelle
Werthabnahmc
der angezeigten
Potenzen in Retracht
kommen, daher
z
ein kleiner Bogen oder Winkel sein.
Da ich bei
meinen
theoretischen
Untersuchungen oft in
die
Lage
kam, die Schärfe der
Werthe für die
Winkeibis
zur 10.
Deci-
male
der Secunde auszudehnen,
so gelangte ich durch mühsame
Erfahrungen, wobei ich
mich verschiedener Methoden bediente,
endlich zur
Überzeugung,
dass es im
Allgemeinen am
vortheil-
haftesten
sei, jeden gegebenen oder
zu bestimmenden Winkel
zu
theilen,
nämlich in zwei Winkel,
w^ovon der erste
(a) die ganzen
Grade, und der andere
(b) als
Ergänzungswinkel die Minuten
und
Secunden
sammt ihrem
Decimalbruche
enthält. Ist der Ergänzungs-
winkel
(6)
grösser als
30', so kann man dessen
Complement auf
1°,
somit für (a) den nächst
grösseren Winkel
ia ganzen Graden
nehmen,
Bestimmung der
trig.
Punctionen
etc.
4g'y
in welchem Falle natürlich dieser
Complementwinkel
fb)
negativ
betrachtet werden
muss.
In der diesem Aufsatze beigefügten Tafel I
sind die Sinus
und
Tangenten für die ganzen Quadranten von Grad zu
Grad mit 30
Decimalen
enthalten1).
Offenbar kann das
Bedürfniss einer so
grossen
Genauigkeit in
der Wirklichkeit nicht vorkommen; allein diese
Hülfs-
tafel
soll auch für jene Fälle brauchbar sein, wo es sich um
äusserst
kleine
Angularbewegungen handelt,
welche in einem
Zeiträume
von
vielen Jahrhunderten nur um wenige Grade
fortschreiten. Um
solche
Bewegungen in ihrem
Werthe für die
einzelnen Jahre des ganzen
betreffenden Zeitraumes genau
darstellen zu können, bedarf es nur
der genauem
Berechnung derselben für wenige einzelne Jahre,
um
sodann mittelst der
Differenzen die weitere
Bestimmung mit Leich-
tigkeit fortsetzen zu
können2).
i)
Alle Sinus und Tangenten dieser Tafel wurden erprobt und können
daher
als verlässlich betrachtet
werden. Von der Richtigkeit der Sinus
kann
sich
übrigens jeder Zweifler
durch
einen sehr einfachen Vorgang
über-
zeugen.
Da nämlich der Sinus von
3O°===-1-
ist, so ist
sin
(3Oa
+
w)
==-^-
cos n
4-
cos 30°
.
sin »,
sin
(SO0
—
^)
=='2"
cos n — cos 30°.sin
».
Daraus folgt durch die
Addition
sin
C30°+w)
+
sin
(30°—
n)
==
cos
w=sin
C9O0—»).
Nach diesem allgemeinen Ausdrucke
werden durch eine
einfache
Addition
stets drei Sinus auf einmal erprobt. Setzen
wir
nämlich nach
einander
n;=
l
,
2
,
3
.
.\
29
Grad, so erhalten wir: sin 31°
-f~
sin
39°==
sin
89°;
sin
32°
+
sin
28°===sin
88°; sin 33°
+
sin
27°==sin
87°; u. s.w.
bis sin 59°
+
sin
l°==sin
61°. Nach der
Durchführung
dieser 29 einfachen
Additionen und nach
Abschlag der bekannten
Sinus
von 30° und 90°,
erübri-
get
zur Erprobung nur noch
sin
60°====
y^S»
welcher
ebenialls
leicht
tne-
stimmt
werden kann. — Der
Unterschied
von einer Einheit in der
letzten
Decimale,
welcher bei einigen
Additionen
zum Vorschein kommen wird,
lässt
sich
als die
nothwendige
Folge der weggelassenen 31.
Decimalen
erklären.
s)
Ich werde
von
dieser leichten Bestimmungsmethode, nach welcher
auch
die im zweiten Hefte der
Sitzungsberichte
brachstückweise
mitgetheilte
logarithmische
Tafel mit
SO
Decimalen berechnet wurde, in einem
Aufsätze
über
die
Reihen
das
Nöthige
erwähnen.
30*
468
Herrmann.
Die
verlangte
Function (Sinus oder
Tangente) eines jeden,
die
Grosse
von 1° überschreitenden Winkels ergibt sich aus
denFune-
tionen
seiner beiden bereits erklärten
Theilwinkel (a und
&),
nach
den hier angeführten bekannten
Formeln:
A. sin (a ±
fr)
== sin a
. cos
b
± cos a
. sin
b
==
sin a .
l/ (l —
sin
2^)
± cos a
. sin
&.
B..g(..±i)-.^"^.
Für den
aus ganzen Graden
bestehenden Theilwinkel a
werden
die
Funetionen (Sinus und
Cosinus, oder Tangente) aus der Tafel I
mit der
benöthigten Anzahl
Decimalen entnommen,
für den Ergän-
zungswinkel b hingegen
wird die erforderliche
Function (Sinus
oder
Tangente) nach den schon früher
angeführten Formeln l und 2 be-
stimmt; indem man
vorerst die Länge des
Bogens b aus den in
der
Tafel II
enthaltenen Daten
zusammenstellt,
oder dazu die ausführli-
chere
Callefsche Tabelle
„Rapports
des longeurs
des degres
au
rayon
pris
pour
unite'
benützt, unter der Voraussetzung,
dass
diese
Callefsche Tabelle im
Sinne der Schlussbemerkung zu die-
sem Aufsatze
verbessert wird. Man kann mit etwas
grösserem
Zeit-
aufwande
die Bogenlänge 6 auch dadurch bestimmen, dass man
das
bekannte
Angularmass von b
in Secundcn
ausdrückt, und deren Zahl
mit der Bogenlänge
von l"
multiplicirt.
Wir gehen nun zu der entgegengesetzten Aufgabe
über. — Soll
nämlich zu einer gegebenen
Function (Sinus,,
Cosinus,
Tangente
oder
Cotangente) der
entsprechende Winkel bestimmt werden, so
vergleicht man
diese Function mit den
gleichnamigen
Funetionen
der
Tafel I und nimmt entweder den Winkel der in der
Tafel vorhande-
nen nächst
kleineren, oder jenen der
nächst grösseren
Function für
den Winkel a, je nachdem der einen oder
anderen dieser
beiden
Funetionen
die gegebene näherkommt. Da der zu bestimmende
Ergän-
zungswinkel
im ersten Falle zu a
addirt, im zweiten
hingegen von
a abgezogen werden
muss, so wird auch
dieser Alternative
gemäss
der Winkel,
welcher der gegebenen Function entspricht,
darch
(a
+-&), oder
(a—5), folglich die gegebene Function selbst
durch
sin (a
4- 6), cos (a
4-
&) etc., oder durch
sin
(a—&),
cos (a—6)
etc. bezeichnet.
Um nun den Ergänzungswinkel b nach
den Formeln 3 und 4
bestimmen zu können, muss dessen
Function zuerst isolirt
dargestellt,
Bestimmung der
trig.
Functionen
etc. 469
nämlich durch die aus der Tafel I zu
entnehmenden Functionen
des
Winkels a und durch die gegebene
Function des Winkels
(ffiA-V)
oder
(a—b) ausgedrückt werden. Für diese
Isolirung der
Function
von
b dienen, wenn
a der nächst kleinere Winkel in ganzen
Graden
ist, folgende Formeln:
a) sin b
(••=== sin
[(^
+
6) —
«]
:}
= sin
(a+^) cos
a—sin
a.
V[l—
sin8 (a
4-
b)~\
== cos a
.
\/[i—cos^a+S)]—sina.cos
(a-\-V).
ß-U^f—tg-rra
\
b)
al.)—^^4-6)^^^—1-00^^^^^«
ß)tgö^-tg^a+b)
a\
.J
-
^
tg(a+6).tga^
cotg(^ft)
+
tg^.
Nimmt man hingegen für a den
nächst grösseren
Winkel in
ganzen Graden, so werden für die Isolirung
der Function des Ergän-
zungswinkels b
folgende Formeln angewendet :
a')
sin b
^:==sin
[a—(a—V)~\
:j
===sin
a. V [l — sin
a (a —
6)]
—
cos
a. sin (a—b)
=== sin
a. cos
(a—b)—cosÄ.l/^—cos^a—b)].
ßYtffö
r--tff
ra—rff—^1
^
—
^^—^^-^—^g^-^^g^^1
ßJ
tg^^.-tgLÄ—^
^J
•J
-
i4^a.tg(a-6)
-
cotg
(a-&)
+
tga
•
Der erste Ausdruck in diesen vier Formeln
für sin b und
tg
b
wird, wie auf den ersten Blick zu erkennen,
benützt, wenn die gege-
bene Function ein Sinus oder
eine Tangente, der zweite
Ausdruck
hingegen,
'Wenn die gegebene
Function ein Cosinus oder
eine
Cotan-
gente
ist.
Bei der Wahl des Winkels a, nämlich
ob derselbe der
nächst
grössere
oder nächst kleinere in ganzen Graden sein solle, darf
man
aus dem Grunde nicht in Verlegenheit
sein, weil
auch, wenn
auf
eine geringe Vermehrung der Arbeit nicht
Rücksicht genommen
wird, immer entweder der
nächst grössere, oder aber der
nächst
kleinere Winkel in ganzen Graden für
a angenommen werden könnte.
Wir wollen den
Unterschied der Arbeit, welchen die minder
vortheil-
hafte
Wahl des Winkels a veranlassen kann, wenigstens in
Einem
Beispiele durch eine doppelte Bestimmung
zeigen.
.
Es soll der Winkel bestimmt werden, dessen Sinus
==
0,50^44443333
ist. — Aus der Tafel I ersehen wir,
dass
dieser
Sinus zu einem
Winkel gehört,
welcher zwischen 33°
und 34°
faßt
470 H
ervmann.
Vergleichen wir die vier ersten
Decimalen des gegebenen Sinus
mit
jenen-des Sinus von 34°, so ist der
Unterschied ===
O,SS92..—.
O,5S8S
.. ===
0,0037; dagegen ergibt sich bei der Vergleichung
mit
dem Sinus von 3 3 °d er Unterschied
O,SSSS..—0,S446.
.==00109.
Diese beiden Unterschiede zeigen,
dass der zu bestimmende Winkel
unzweifelhaft weit
weniger von 34°, als von 33° entfernt ist. Es ist
daher angemessen,
den Winkel a == 34° anzunehmen. Demnach
rnuss
der Winkel, welcher dem gegebenen Sinus
entspricht, mit (a—V)
==
(34°—V) bezeichnet werden.
Nach der Formel a") erhält man
sin5 ==
sin34o.
V""[l—sin2
(34o — &)]
— cos 34°. sin (3^—b)
==
O/SS919.29O34.TO747
..
x
VTT—
(O,SSSS44443333)2]«-
—
O,829O3.7S72S.SSO42
..
x
O,S8SS44443333
==
O,46496.1S424.O8S66
.. —
0,46086,72167.47232
. .
==
0,00439.43286,88334..
Für diesen sin 6 ist nach der Formel 3 die
Länge des entspre-
chenden Bogens t
==
sin 5 ===
O,OO439.432S6.S8334
+
-sinsfe ==
141.42476
o
+
a-
sins
b ==
123
===
O,OO439.4ä398.OO933
Dividirt man
diese Länge des Bogens 6 durch die Länge
des
Bogens von
1^, so erhält man das
Angularmass von
b
=
SSSS^?:?
°
906/'
,39764.762
..
= IS- 6" ,397
etc.,
welche 8 Decimalen der
Secunde als
richtig betrachtet werden
kön-
nen,
weil der gegebene Sinus 12 Ziffern enthält, während wir
uns
bei dem gefundenen,
in Secunden
ausgedrückten Winkel b auf
11
Ziffern
beschränkten. — Der verlangte Winkel,
welcher dem
gege-
benen Sinus
==
O,SöSS44443333
entspricht, ist demnach ==
34°—
(IS'
6^
,39764.762
...)==
33<>
44/S3//
,60233.238
...
Zweite B estimmun g. Nehmen wir jetzt den Winkel
a==»33°,
so
ist der Winkel, welcher dem gegebenen Sinus entspricht
==
(33o
+
b).
Bestimmung der
trig.
Functionen
etc. 47
j
Nach
derFormel a) erhalten
wir: sin
b
== sin (33°
+
b). cos
33° _
sin
33o.
y[r—sm^(330
+
6)]
==
O,58SS44443333
x
X
0,83867.08679.48424
.
. —
O,84463.9O3SO.15O27
.
.
x
y[l—(O,SSSM4443333)^==
0,46591.87738.09012
.
. —
—O,4S286.01922.S7632
.
.
=
O,O13O^.8S81S.5138O
.
.
Aus diesem sin b folgt nach der Formel 3
die Länge des
Bo-
gens
b ==
sin b
===
O,O13OS.83815.S138O
..
+ 4
sin3
b
==
3711.39148
..
4-
-^
sin5
b ===
.28480 .
.
4-
— sin7
b ==
3 .
.
112
==
O/O13OS.89S27.19O11
.
.
ImAngularmasseist
daher der Bogen b =
^^0^27.19011.0..
0
°
0,OOOOOA8^81.36811.1..
==
2693//,60238.2374..
==
44'5r,6O23S.237..;
folglich der dem
gegebenen Sinus entsprechende Winkel
== 33°
44'
^^ ,6
etc.
Wir sehen,
dass auch bei dieser
zweiten Bestimmung das
Glied
•^
sin7 b
entbehrlich gewesen wäre, und somit (bei der für
die
Grenze der Genauigkeit angenommenen geringen Zahl von
Decima-
len,
und bei dem noch nicht zu
grossen
Unterschiede der
beiden
Ergänzungswinkel
QOG^SO? etc. und
2693//,6O2
etc.) die
Arbeit
für
die beiden Bestimmungen im
Ganzen als gleich angesehen wer-
den
könne.
Die beiden Resultate weichen
in der 8.
Decimale
um eine Ein-
heit von einander ab, welcher
Unterschied sich aus der
vernachläs-
sigten 9. Decimale
erklärt..
Wir wollen jetzt, weil uns durch die Entwickelung
von
VTT—
(O,SSSS44443333)2]
auch der Cosinus des
Winkels
(33°
44'S3//,6O23S.237)
bekannt ist, die Tangente dieses Winkels
bestimmen und
sie als gegeben betrachten, um
für selbe den
ent-
sprechenden.
Winkel herzuleiten, wodurch noch eine zweite
Controle
für die
Richtigkeit der Formeln und ihrer Benützung erhalten
wird.
Es ist nämlich die Tangente dieses
Winkels
_
sin (33° W
Sä^eOi^^?)
_
0,55554.44433.33000
~"—————cos
detto~"0,83148.68^38A1697
472
Herrmann.
==0,66813.37743.91706..
Diese Tangente fällt nach der Tafel I
(wir setzen
nämlich voraus ,
dass uns der Winkel dieser
Tangente
noch nicht bekannt wäre) zwischen die
Tangenten von 33° und
34<^
und zwar
näher an die Tangente des letzteren Winkels. Wir
wollen
'demungeachtet
für a den nächst kleineren Winkel
33o
annehmen,
wie es bei der vorausgegangenen zweiten
Bestimmung der Fall war,
um desto sicherer denselben
Winkel bis einschlüssig der 8.
Deci-
male genau zu
finden.
Es ist also der dieser gegebenen Tangente
entsprechende
Winkel
(33°+&). Nach der
Formel ß)
erhalten wir:
tg•(330+6)—tg33Q_^O,66813.377^3.91706..-O^9^0.75931.975tl..
tS6^1+tg(33ü+6).tg330—lTo^813.37743.9l706><0,649^ö.75931.97511==
==
O,O13O5.969S1.11243.S...
Die Bogenlänge, welche dieser
tg
b entspricht, ist
nach
der
Formel 4
==
+
tg 6 ==
O,O13OS.969S1.11243.S.
ltg5&===
.78979.3.
+:O,O13OS.96951.87222.8..
S
l
tgs b
==
O,OOOOO.O7424.682O3.6.
.
3
^6-
9.3..
—
O,OOOOO.O7424.68212.9-
i...
==O,O13OS.89S27.19O.O9.9
..Diese Länge des
Bogens b
stimmt
daher bis
einschlüssig der
14. Decimale genau mit
jener
überein,
welche
wir früher durch die zweite Bestimmung erhielten,
daher
auch dasselbe
Angularmass sich ergeben
müsste, wenn wir
durch
die Länge des Bogens von
\"
dividirten.
Nehmen wir zu den bereits angeführten,
für die Einübung geeig-
neten Beispielen noch
den Fall an, dass derselbe Winkel gegeben
wäre, und
es sollte der Sinus für denselben bestimmt werden.
Für
a wollen wir jetzt den näher
zustimmenden Winkel in ganzen
Graden,
nämlich
34° wählen; daher ist der Ergänzungswinkel t
==34°—
(Sä0^,^,
6O23S.237)
===
IS'ß7',
39764.763. Die Länge des
Bogens b finden wir
nach der Tafel II durch folgende Zusammen-
stellung
:
Bestimmung der
trig.
Functionen
etc. 473
10'
==
0,00^90.888^0.86657..
5'
=
1^5.^UIO.43329..
^
=
2.90888.20867..
0,3
==
145U.41043..
0,09
=
4363.32313..
0,007
==
339.36958..
0,0006
==
29.08882..
0,00004
==
1.93925..
0,00000.7
=
33937..
0,00000.06
=
2909..
0/00000.003
==
145..
h
===0,00439.43398.00965
Auf die Richtigkeit der letzten
Decimale
kommt es bei
dieser
Bogenlänge nicht an, weil wir die Berechnung
wieder, wie es bei
allen Beispielen geschah, mit IS
Decimalen
durchführen, während
wir für das Resultat
nur 12 verlangen.
Aus dieser Bogenlänge
b wird nun nach der
Formel l
der
sin&
berechnet. Mittels einer Vielfachen-Tabelle von b werden
die
Potenzen
62 und
b3,
sodann mittelst einer
VieIfachen-TabeIle von
b^
alle
übrigen
benöthigten Potenzen,
nämlich
b6,
b7
etc. bestimmt.
Auf diese Art verfährt man immer,
wenn b aus einer
grösseren
Zahl
von Decimalen, als im vorliegenden Falle, besteht,
indem hier die
leichte
Multiplication für
&5, als der
letzten benöthigten Potenz,
leicht verrichtet werden
kann, daher die Anfertigung einer
zweiten
Vielfachen-Tabelle, nämlich von
62, eine ganz
unnütze
Zeitver-
schwendung sein würde.
Für die Zusammenstellung des sin b
erhalten wir nach der
Formel l folgende
benöthigte
Glieder:
b
==
O,OO439.43398.OO96S..
4-^5-
l^..
0,00439.43398.00979..
—
&8 ==
O,OOOOO.OO141.42613..
sin&
=0,00439.43256.88366..
Aus
diesem sin b folgt
cos b -
y[l^(O,OO439.432S6.S8366)2]
==
y^99998.O6899.O2OO8
==
0,99999.03449.04394..
Nach der Formel A ist demnach der verlangte sin
(34°—&)==
sin
(33o
44'
W,
60238.237)
===
sm34°.cos6—cos34®.sin6==»
474
Herrmann.
===
O,SS919.29O34.7O747
x
0,99999.03449.04394
—
O,829O3.757.2S.SSO42 x
O,OO439.432S6.58366
==
O/SS918.7SO44.O98O2
— 0,00364.30610.76828
3...
==
O.5SS54.44433.3,2974..;
also die 12 Decimalen
genau wie
im ersten Beispiele.
Ich habe
sämmtliche
angeführte Beispiele durch einen gleichen
Winkel mit
einander in Verbindung gebracht, damit die
Richtigkeit
der Resultate ohne weiteren Beweis
einleuchte.
Bei der Formel 2, welche gewöhnlich
mit den regelmässig
fort-
schreitenden
Factoren der Nenner
angeführt wird, während für
die
Zähler dieser
Co^fficienten kein solches
Gesetz besteht, musste
ich,
zu den bereits bekannten, noch einige neue Glieder
entwickeln. Dass
die
hier mitgetheilte, auf die
einfachsten Coefficienten
gebrachte
Formel 2 richtig und zugleich für die
Bestimmung der
Tangenten
mit 30
Decimalen hinreichend sei,
lässt sich
erkennen, wenn
wir
tg 1°
darnach entwickeln und mit dem aus
•^-^0'abgeleiteten
Werthe
in der Tafel I vergleichen. Erhalten wir
nämlich für diese Tangente
mittelst der
entwickelten Glieder der Formel schon 30 richtige
Deci-
malen, so
muss dies um so mehr bei
allen Ergänzungswinkeln der
Fall sein, welche immer
kleiner als 1°
sind.
Mit der Bogenlänge von
1°===^, welche in der
Tafel II bei
dem Bogen
60' angegeben ist,
erhalten wir nach der
Formel 2
die
gliederweiscn
Werthc für tg
1°, wie folgt:
s
=
O,O1745.32925.10943.29576.02369.07684.
886..
—«3
=
l772l.92311.4O259.6O319.77384.263..
3
-2-»5
==
2.15936.25970.61208.01694.879..
15
———a7
=
26.6Ä440.68236.00219.098..
315
62
2835
1382
155925
43688
12162150
929569
638512875
== 328.65098.22335.410..
«11
== 4057.35804.251..
%18
== 5009O.756..
15
= '
6.184..
tg%===tg
t0
==
0,07145.50649.28217,58576.51288.95219.727..
%0....
Bestimmung der
trig.
Functionen etc.
478
Dieser
Werth der
tg 1° stimmt bis
einschlüssig der 30.
Deci-
male
mit jenem in der Tafel I genau überein; selbst die 31.
Deci-
male
ist im ersteren noch
richtig, wie ich aus meinem Originale der
Tafel I ersehe,
in- welchem die Functionen
mit 31
verlässlichen
Decimalen
bestimmt sind. — Die Formel 2 ist demnach durch
dieses
Beispiel ihrer Anwendung hinreichend
erprobt.
Die aufmerksame Durchsicht der angeführten
wenigen Beispiele
wird auch die in der Behandlung
goniometrischer Formeln
und Be-
rechnungen Mindergeübten in Stand setzen,
die hier vorgeschlagene
Methode für die Berechnung
der Functionen und Winkel
richtig
und
zweckmässig
anzuwenden, wenn auch die vorausgeschickte
be-
schränkte Erklärung derselben noch Manches
dunkel gelassen hätte.
Schlussbemerkung,
Als ich die
Callet'sche Tafel der
Bogenlängen
^Rapports
des
longueurs
des
degres au
rayon
pris
pour
unite'\
zum bequemeren
Gebrauche bei der Bestimmung der
trigonometrischen Functionen
und Winkel empfehlen wollte,
hielt ich es fiir
nöthig, die
C a
lief
sehen
Angaben
erst zu prüfen, indem ich eine neue Tafel, mit einer
grös-
seren
Anzahl Decimalen, verfertigte. Für den Gebrauch bei
den
Ergänzungswinkeln genügen die
Bogenlängen von
i' bis
60' und
von
l"
bis lOO".—Diese
Ausdehnung der Bogenlängen bis
iQQ" ist,
wie
von selbst einleuchtet, sehr zweckmässig, weil
dadurch der
Vortheil
gewahrt wird,
stets von 2 zu 2 Decimalen die Bogenlängen aus
der
Tafel entnehmen zu können, während unsere
Tafel II wegen
Raum-
ersparung
nur die unentbehrlichsten Daten enthält.
Bei der Vergleichung mit meinem Original, wovon
die Tafel II
nur ein Auszug ist, zeigte sich,
dass in der
Callefschen Tafel
bei
W ein Fehler in der 12.
Decimale und bei
W in der
2S.
(letzten)
Decimale
vorkommt, welcher letztere Fehler jedoch ganz
unbedeu-
tend ist. — Die Bogenlängen unserer
gewöhnlichen, oder
der so-
genannten alten Grade
(degres
anciens), nämlich die
der OOtheiligen
in
Bezug auf.den Quadranten,
ist bei Callet ganz
fehlerfrei: allein
desto schlimmer steht es mit den
Bogenlängen der neuen oder l OO-
theiligen Grade
(degres modernes), in welchen sich neun,
gröss-
tentheils
sehr bedeutende Fehler (hinsichtlich der
Decimalstelle)
befinden.
476
Herrmann.
In den hier folgenden verbesserten
Bogenlängen ist jede Ziffer
welche in die
Callefsche Tafel —
statt der fehlerhaften _
einzig
tragen kommt,
umklammert.
ÖS^
0,00025
.
69512
. 5(0)988
.
05^07
.
66027
S^'^
0,00028 .
60400
.
71854
.
62623
.
6218(0)
D6gres
modernes:
13°=a
0,20^20
.
35224
. 8333(6)
. 56050
.
00718
14
== 0,21991
.
1^857
. 51285
. 52669
.(2)3850
17
== 0,26703
.5375(5).
55132 .42526
.93247
24
== 0,37699.
11184
.
30775
.(1)8861.
55172
38
== 0,59690
.
26(0)M .
82060 .71530
.'79022
59
== 0,92676
. 98328
. 08989
.
00534
.6479(8)
71
==
1,11526.5(3)920.
24376
. 59966
.
42384
74
===
1,16238.9(2)818. 28223
. 49823
.
11781
75
== 1,17809
.
72450
. 9617(2)
.
46442
.
34913
Bestimmung
der trig.
Functionen
etc.
Tafel11!.
0,01745
.
24064
. 37383
. 51281
. 94189
.
78516
0,03489
.
94967
. 02500
.
97164
. 59951
.
816S5
0,05233
. 59562
.
42943
.
83272
21186
.
29609
0,06975
. 64737
.
441ä5
. 30077 . 59588
.
53194
0,08715
.
57^27
.
^7658
. 17355
.
806^2
. 70837
0,10452
.
84632
. 67653
. 47139
.
98341
.
548O&
0,12186
.
93434
.
05147
. 48111
. 28939
.
19231
0/13917
. 31OO9
. 60065
.
WH1
.
24966
.
63301
0,15643
.
4^650
.
40230
. 86901
.
010&3
.
19467
0,1736^
. 81776
. 66930
.
3^885
. 17166
.26769
0,19080
. 89953
.
765U
. 81240
.
51^04
.
87958
0,20791
. 16908
. 17759
. 33710
.
17^22
.
84405
0,22^95
.
105^3
.
^3864:
. 99805
. 11072
.
08343
0/2^192
. 18955
. 99667
. 72256
.
OW3
.
7UOO
0,25881
. 90451
. 02520
. 76234
. 88988
.
37624
0,27563
. 73558
. 16999
1856^
. 99715
.
74611
0,29237
.
17047
. 22736
. 72809
. 74686
.
95377
0,30901
.
69943
.
7^7
.
4^10
.
22934
.
17183
0,32556
.
8154^
. 57156
. 66871
.
^0089
.
35795
0,3^202
.
01433
. 25668
.
73304
. 40996
.
14682
0,35836
.
79^95
. 45300
.
27348
.
41377.
89^13
0,37460
.
6593^
. 15912
.
03541
.
^9637
.
74501
0,39073
.
11284
. 89273
. 75506
.
20845
.
88889
0^0673
.
66^30
. 75800
. 20775
. 39859
.
903^1
0,^2261
.
82617
.
^0699
.
43618
.
6978^
.
896^8
0,43837
. 11467
. 89077
.
W^5 . 27345
.
^0658
0^5399
.
04997
.
395^6
. 79156
.
0^083
.
663&8
0,469^7
. 15627
. 85890
. 77595
.
94622
.
88&28
0,^80
.
9620^
.
46337
. 02907
. 53796
.
^16
0,5
0,51503
. 80749
. 10054
. 21008
.
163t9
.
36398
0,52991
. 92642
.
33204
.
95^04
. 67811
.
51816
0,5^463
. 90350
. 15027
. 08222
. 40836
.
9208^
0,55919
.
2903^
. 70746
. 83016
. 04281
.
39986
0,57357
.
6^363
.
51046
, 09610
. 80319
. 12826
0,58778
.
52522
.
92^73
. 12916
. 87059
.
54639
0,60181
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
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.
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|
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|
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|
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|
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|
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.
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|
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|
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|
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.
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.
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|
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|
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|
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.
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|
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|
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|
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.
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|
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|
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|
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|
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8^0
.
86530
.
88062
. 57307
|
17
|
74
|
3^8'7U
. tkWQ .
^0908
. 65069
. 62m .
25101
|
16
|
75
|
3,73205
. 08076
. 68877
.
29352
.
7^63
. 41507
|
16
|
76
|
^01078
. 09335
.
358^
.
7163^
. 67151
.
29465
|
14
|
77
|
^331A7
ÖS7^2 .
8^155
.
5^554
. 61677
.
64559
|
13
|
78
|
4,70463
.
01094
.
78^54
. 23358
.
62,345
. 37405
|
18
|
79
|
6,14455
.
40159
. 70310
.
13472
. 32207
. 17131
|
11
|
80
|
5,67128
. 18196
. 17709
. 53099
.
l^Wt .
39866
|
10
|
81
|
6/31375
.
15146
.
750^3
. 09897
.
946^2
. 44770
|
9
|
82
|
7,11536
.
97223
. 84208
.
74823
,
O56G1
.
^363^
|
8
|
83
|
8,1443^
.
6^279
.
74594
. 02382
. 56613
.
9^983
|
7
|
84
|
9,51^36
.
^5^2
.
22584
. 92968
. 39714
.
54949
|
6
|
85
|
11^3005
. 23027
.
613^3
.
06721
.
08555
.
^9167
|
5
|
86
|
14,30066
. 62567
. 11927
. 91012
. 80533
.
47591
|
i
|
87
|
19,08113
.
(16877
. 28211
. 06340
.
67487
. 34372
|
3
|
88
|
28,63625
.
3&829
.
15603
.
55075
. 65093
. 20956
|
%
|
89°
|
57,28996
. 16307
.
59^4
. 68727
.
81475
. 37132
|
1°
|
Bestimmung der
trig.
Functionen
etc.
Tafel II.
481
Aligniar- Mass
|
|
I
|
^ogenlang
|
2;eii
für den
|
Halbme
|
sser
I.
|
|
V
|
0,00000
|
.
4848(
|
.
36811
|
.
09535 .
|
99358
|
.
99141
|
.
02358 .
.
|
2
|
0,00000
|
.
96962
|
.
73622
|
.
19071 .
|
98717
|
.
9828&
|
.
04716 .
.
|
3
|
0,00001
|
.
^5444
|
.
10433
|
.
28607 .
|
98076
|
.
97423
|
.
07074 .
.
|
4
|
0,00001
|
.
93925
|
.
W^
|
.
38143 .
|
97^35
|
.
96564
|
.
09432 .
.
|
5
|
0,00002
|
.
42406
|
.
8^055
|
.
47679
.
|
9679^
|
.
95705
|
.
11790 .
.
|
6
|
0,00002
|
.
90888
|
.
20866
|
.
57215 .
|
96153
|
.9^6
|
.
WtS
.
.
|
7
|
0,00003
|
.
39369
|
.
57677
|
.
66751 .
|
95512
|
93987
|
.
16506 .
.
|
8
|
0,00003
|
.
87850
|
.
94488
|
76287
|
94871
|
.
93128
|
.
18864 .
.
|
9
|
0,0000^
|
.
36332
|
.
31299
|
.
85823
.
|
94^30
|
.
92269
|
.
21222
.
.
|
10
|
0,00004
|
.
8^813
|
.
68110
|
.
95359 .
|
93589
|
.91MO
|
.
23579 .
.
|
20
|
0,00009
|
.
69627
|
.
362^1
|
90719
.
|
87179
|
.
82820
|
.
47159 .
.
|
30
|
0,OOO1A
|
.
5^41
|
.
04332
|
.
8^079
.
|
80769
|
.
7^230
|
.
70738 .
.
|
^0
|
0,00019
|
.
39254
|
.
72^3
|
.
81439
|
7^359
|
.
65640
|
.
94318
.
.
|
50
|
0,00024
|
.
24068
|
,
40554
|
.
76799 .
|
67949
|
.
57051
|
.
17897 .
•
|
GO"
|
0,00029
|
.
08882
|
.
08065
|
.
72159 .
|
61539
|
.
48461
|
WT7
.
|
V
|
0,00029
|
.
0888^
|
.
08665
|
72159
.
|
61539
|
-
48461
|
.
41477
.
|
2
|
0,00058
|
.
17764
|
.
17331
|
^319
.
|
23078
|
.
96922
|
.
82954
.
|
3
|
0,00087
|
.
266^6
|
.
26997
|
.
1(W8
.
|
8^618
|
.
45384
|
2^31
.
.
|
4
|
0,00116
|
.
35528
|
.
3466&
|
.
88638 .
|
46157
|
.93845
|
.
65908 .
|
5
|
0,00145
|
.
WHO
|
.
^3328
|
.
60798 .
|
07697
|
.
^2307
|
.
07384
.
.
|
6
|
0,00174
|
.
53292
|
.
51994
|
.
32957 .
|
69236
|
90768
|
.
48861
.
.
|
7
|
0,00203
|
62m
|
.
60660
|
.
05117 .
|
30776
|
.
39229
|
.
90338 .
.
|
8
|
0,00^32
|
.
71056
|
.
69325
|
.
77276 .
|
92315
|
.87691
|
.
31815 .
|
9
|
0,00261
|
.
79938
|
.
77991
|
.
^9436
.
|
53855
|
.
36152
|
.
73292 .
.
|
10
|
0,00^90
|
.
88820
|
.
86657
|
.
21596
.
|
15394
|
.
8^614
|
.
14769
.
.
|
20
|
0,00581
|
.
77641
|
.
73314
|
43192
.
|
30789
|
69228
|
.
29538 .
.
|
30
|
0,00872
|
.
66^62
|
59971
|
64788
.
|
46184
|
.
53842
|
.
44306 .
.
|
40
|
0,01163
|
55283
|
.
46628
|
.
86384
.
|
61579
|
.38^56
|
.
5^075
.
.
|
50
|
0,01454
|
.
44104
|
.
3328Q
|
.
07980 .
|
76974
|
.
23070
|
.
7B844
.
.
|
60'
|
o/oms
|
.
329S5
|
.
199^3
|
.
29576 .
|
92369
|
.0768^
|
88613
.
.
|
Die
Classe
beschliesst für Herrn
Theodor Wertheim zur
Fortsetzung seiner Arbeit über
die Alkaloide auf
eine
Unterstützung
von
5OO
fl.
C.
M., ferner für Herrn
Dr. Botzenhart zur
Heraus-
gabe eines von ihm
verfassten Lehrbuches der
Krystallographie
auf
die Bewilligung der Druckkosten im beiläufigen
Betrage von 650
fl.
C. M. anzutragen. Beide Anträge wurden
später von der
Gesammt-
Akademie
bewilligt.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl.
I. Bd.
3i
482 Kollar.
Über den
SITZUNG VOM 16. NOVEMBER
1848.
Herr
Custos
Kollar hält
nachstehenden Vortrag:
Über den
Sitophilus
Oryzae
Schönherr
(Cu r
culio
Orizae
Linn.). Ein dem Mais sehr
schädliches Insect.
Der im Interesse der hiesigen
Gartenbau-Gesellschaft Reisende,
Herr Karl Hell er,
brachte bei seiner Rückkehr aus Mexico
nehst
lebenden und
getrockneten Pflanzen,
Pflanzen-Samen und anderen
naturhistorischen und
ethnographischen Gegenständen auch
einige
Kolben
von einer Mais-Varietät mit, die sich durch eine
ausserordent-
liehe
Fruchtergiebigkeit auszeichnet. Dieser Mais wird auf
einem
kleinen Strich Landes zwischen
Ciudad real und
Comitan im
Staate
Chiapas
cultivirt in einer
Höhe von 4OOO —
4SOO'
über der Meeres-
fläche auf einem schwarzen
Moorboden. Jede Pflanze trägt 2 bis
3 Kolben, von
denen jeder 1OOO — 12OO Körner
enthält,
somit
durchschnittlich einen
2SOOfältigen Ertrag
liefert.
Herr Heller hatte die Absicht, mit
diesem Mais bei uns
Anpflan-
zungs-Versuche
zu machen, um zu sehen in wie weit Klima und Boden
auf
seine Ergiebigkeit einwirkt;
leider ist seine Absicht
durch ein
kleines Insect, das auch in
Mexico als der
gefährlichste
Feind
dieser
Frucht
bekannt ist, fast gänzlich vereitelt worden, indem
trotz
der
sorgfältigsten Verpackung und
Conservirung durch Kampfer
fast alle
Körner während der Oberfahrt nach
Europa zerstört wurden. Herr
Heller
hatte die
Gefälligkeit,
mir
die
angegriffenen
Kolben
zur
Untersuchung
und genauen Bestimmung des
zerstörenden
Insectes
mitzutheilen,
und ich erachte es für wichtig, die Resultate
meiner
Untersuchung
der hohen kais. Akademie
vorzulegen,
damit sie durch
ihre
Schriften zur
Kenntniss der
Naturforscher und
Ökonomen
gelangen.
Das in Rede stehende Insect gehört
der Ordnung
Coleoptera
(Käfer),
der natürlichen Familie
Curculionides^n,
und ist
eine
bereits dem
grossen
Linne bekannt gewesene
Species,
nämliA
sein
Curculio
Orizae, gegenwärtig
Sitophilus
Oryzae
geiiianot,
ein Insect,
welches bisher aus Ostindien, dem Orient und dem
süd-
lichen,
Europa bekannt war, und als ein Feind des Reises
berüchtigt
ist.
Dieser Rüsselkäfer
ist ein
naher Verwandter des den
Cere^ett
schädlichen
Sitophilus
granarius,
welcher den Ökonomen
üD^rde»
Namen
„schwarzer
Kornwurm'" bekannt ist,
und gleich der Kornmotte
SUophilus
Orysae
Schönherr.
483
(Tinea
granella) für
eine Hauptpest des
in Magazinen
aufbewahrten
Getreides gilt.
Sifopk.
Oryzae ist
etwas grösser als der
letzt-
genannte
S.
granarius,
ungefähr 2 Linien lang und
Va Linie
breit»
im Leben von dunkelbrauner Farbe mit vier
nicht scharf
begrenzten
rothbraunen
Flecken auf den Flügeldecken; sein ziemlich
feiner
Rüssel beträgt beiläufig
t/g
der ganzen
Körperiänge.
Da übrigens das vollkommene
Insect in den
systematischen
Werken
ohnehin genau beschrieben ist, namentlich in
Scbönherr^s
Genera
et Species
Curculionidum T. IV,
pars II,
pag. 981, wo
auch
eine
vollständige
Synonymie enthalten, so
beschränke ich mich hier
auf die Beschreibung seiner
noch unbeschriebenen Larve
und auf
die Art und Weise seiner Zerstörung der
Mais-Körner.
Der von dem
Insecte angegriffene
Kolben bietet schon
dem
freien Auge die Spuren der Beschädigung
dar: die einzelnen
Körner
sind
auf ihrer Oberfläche mit
grösseren oder
kleineren Löchern ver-
sehen und die Substanz des
Körnchens mehr oder weniger
üi
einen
mehlartigen Staub verwandelt, der bei den
erwähnten
Löchern
heraus-
fällt. Im Inneren des angegriffenen
Kornes findet man bald
den
Käfer allein, einzeln oder mehrere beisammen,
bald Käfer und Larve
zugleich. Die Larve oder Made
liegt fast zu einer Kugel zusammen-
gezogen in der zu
Mehl verwandelten
Substanz, ihr grosstep
Durch-
messer
beträgt kaum Yg
Linie; sie ist durchaus
weiss und
runzlig,
fusslos. Ihr
Kopf ist von hornartiger
Consistenz,
kastanienbraun,
mit
starken
mehrzähnigen Kiefern
bewaffnet, die sie, wenn
sie beFthrt
wird,
ziemlich schnell bewegt.
Die Verpuppung findet ebenfalls im Inneren des
Körnchens
Statt,
und zwar ohne alle Hülle. Die Puppe ist
ebenfalls weiss und man
kann unter dem
Puppenhäutchen
deutlich schon
alIeTheile des
Käfers
entdecken. Man findet das Insect in allen
seinen
Entwiekelungs-
zuständen
zur nämlichen Zeit in
den
Maiskolben, so
dass die
Zer-
störung
ununterbrochen vor sich geht und seine Vermehrung
reissende
Fortschritte macht. Von dem Monat März bis
zum August hat Herr
Heller mehrere Hunderte dieses
Käfers aus drei Kolben gezogen.
Die
Eingebornen suchen dieser
Zerstörung dadurch
vorzubeugen,
dass sie
gleich nach der Ernte die Kolben
auskörnen und an
einem
sieheren Orte verwahren. Wenn trotz dem
dieKorner angegriffen
wer-
den, so müssen sie vermahlen
werden, wobei das
Inseet zerstört
wird.
3l4»
484
Reissek.
Über die
Fasergewehe
des Leines etc.
Das
correspondirende Mitglied
D. S. Reissek berichtet
das
Ergebniss einer
Reihe von Untersuchungen,
welche derselbe über die
Fasergewebe des Leines, des
Hanfes, der Nessel und
Baumwolle
in anatomischer, chemischer und technischer
Beziehung
angestellt
hatte,
und wobei vorzüglich die
Entwickelungsgeschichte
dieser
Gewebe, dann die Veränderungen, welche sie
bei ihrer
Verarbeitung
erleiden,
im Auge behalten wurden.
Die
Entwickelungsgeschichte,
der Bau und die
Veränderungen
.
der Fasergewebe sind wesentlich verschieden, je nachdem sie
ent-
weder
Bastgewebe sind, wie beim Leine, dem Hanfe und der
Nessel,
oder Haargewebe wie bei der
Baumwollstaude.
Die Hauptresultate für die Bastgewebe sind
folgende:
1. Die Fasern
des Leines, Hanfes und der Nessel sind Zellen,
welche
frei in
Intercellulargängen
zwischen Rinde und Cambium
sich
bilden, und durch Absetzung von
Cellulose in Gestalt einer
die
Wand
des
Intercellularganges
auskleidenden Membran entstehen.
2. Die Entwickelungsgeschichte der Bastzellen ist
dieselbe, wie
jene der
Milchgefässe,
und letztere sind nichts
als Bastzellen, welche
in verschiedenen
Theilen des
Pflanzengewebes zerstreut sind,
ater
zwischen Rinde und
Cambium eine besonders starke und
regelmässige
Schichte
bilden.
3. Die ausgebildete Flachs- und Hanffaser wird
durch vollstän-
dige Ausfüllung der
Höhlung solid und
verliert das Ansehen
einer
Zelle.
4. Die Veränderungen der Faser beim
Rösten, Dörren,
Brechen,
Schwingen,
Schlagen, Reiben, Hecheln,
Spinnen, Zwirnen,
Weben
und Bleichen, so wie bei der Papierbereitung sind
bloss
mecha-
nische, die chemische Beschaffenheit
bleibt
unverändert.
5. Die Wirkung
der Röste besteht in
einer Auflockerung
und
theilweisen
Zerstörung der Rinde und des
Cambiums, in Folge
dessen
die leichtere Ablösbarkeit der Bastschichte
vom Holzkörper ermög-
licht wird. Durch das
Brechen wird der Holzkörper von
Sem
Baste
entfernt, durch das Schwingen die Überreste
der Rinde und des
Cambiums abgelöst. Durch das
Hecheln werden die Bastbändel
gespalten und
verfeinert.
6. Bei der Papierbereitung werden die
Fasern zerstückt, zer-
franst und zermalmt und in
eine feinfaserige und flockige, mittelst
Flüssigkeit
sich verfilzende, und in Blätter und Platten leicht
zu
Haidinger. Über die
Ursache der
Polarisationsbüschel etc.
485
formende Masse verwandelt. Die Chlorbleiche
bringt keine chemische
Veränderung der Faser
hervor.
7. Die anatomischen Eigenschaften einer guten
Flachs- und
Hanffaser sind:
o) bedeutende
Länge,
b)
geringer
Durchmesser,
c)
glatte Oberfläche,
d)
gleichmässige nur
nach den Enden all-
mählich abnehmende Dicke,
e)
vollständige Ausfüllung der
Höhlung,
f)
Reichthum und Zartheit der
Schichten der Ablagerung.
Herr
Bergrath Haidinger
übergibt folgende Mittheilung:
Über die
Ursache der
Erscheinung der
Polari-
sationsbüschel.
Die Erscheinung der Polarisationsbüschel
selbst ist eine höchst
zarte. Wäre dies nicht,
so hätte sie schon längst von so
vielen
aufmerksamen Beobachtern wahrgenommen werden
müssen, die den
blauen heiteren Himmel betrachteten.
Wenn auch gerade mit
einer
Untersuchung
beschäftigt, die einen anderen Zweck
verfolgte,
bemerkte ich sie vielleicht nur darum, weil
mein Auge durch lang-
jährige
Untersuchung von kleinen
Krystallen vorbereitet
war, die
Erscheinung aufzunehmen. Ich suchte in meinen
ersten Mittheilungen
durch die Angabe der Mittel
möglichst die Beobachtung zu erleich-
tern
, aber es ist mir nur
wenig gelungen. Mehrere
Physiker,
die
mich mit ihrem Besuche erfreuten, sahen sie leicht an
den
Vorrich-
tungen
und Gegenständen in der Nähe, aber auch hier
gelang
es mir, bald mit der einen, bald mit der
ändern leichter den
ersten
Eindruck vorzubereiten. Herr Abbe
Moigno brachte sie
nach
Paris,
erst vor wenigen Monaten konnte sie noch Hr. v.
Hauer dem
grossen
schottischen
Physiker Sir DavidBrewster
zeigen, dem ich früher
einen eigenen Brief
darüber geschrieben hatte, und dem es.doch
nicht
gelang sie aufzufinden.
War aber schon die Beobachtung schwierig, und nur
allmählich
verbreitet,
so gilt dies noch mehr von der Bildung der
eigentlichen
Ansicht über die Natur dieser
Büschel.
Mancherlei Ansichten sind schon vorgebracht
worden, aber man
hat sich noch lange nicht über den
physikalischen Vorgang bei ihrer
Bildung im Auge
vereinigt.
Die erste Frage ist wohl die, ob es ein
objectiver oder ein
sub-
jectiver
Eindruck sei, oder vielmehr, ob der Büschel mit dem Wesen
486 Haidinger.
Über die
des
polarisirten Lichtes
unmittelbar zusammenhänge, oder ob er
den
Apparat des Auges
zu seiner Bildung
nothwendig
habe.
Mehr der ersten Ansicht entsprechend war die
Construction,
welche
ich in einer früheren
Mittheilungi)
übereinstimmend
mit
Herrn
Regierungsrath v.
Ettingshausen's Ansichten
darlegte, und
die sich darauf gründet,
dass man auf die
verschiedene Brechbarkeit
der Strahlen Rücksicht
nehmen müsse, wenn auch durch die
ZürüA-
strahlung
kein prismatisches Bild wie durch Brechung entstehen
kann.
Der hellste
Theil ist vollständig
polarisirtes Licht, und
daher als mit
dem
Maximum der
Licht-Intensität gelblich, während zugleich
ein
Antheil nicht
polarisirten Lichtes, aber von der
complementär
violetten
Farbe
zurückgeworfen wird, das dem vorigen beigemischt ist,
und
in
der Richtung senkrecht auf die
Polarisations-Ebene
erscheint, wäh-
rend in derselben der gelbe
Büschel wahrgenommen
wird. Alles
nur
unmittelbar
um die Seheaxe herum.
Für das Erscheinen des
Violet
führteich
HerscheFs Beobachtung an,
dass ein einzelner
Strahl
nicht vollständig
polarisirt
oder durch zwei auf
einander
folgende
Polarisirungen
in senkrechter Richtung auf einander ausgelöscht
wer-
den kann, sondern immer noch
ein dunkles
Violetblau
(purple)
übrig
lässt.
Die mannigfaltigen
Erscheinungen,
welche seitdem an
vielen
Körpern in
Bezug auf die
Zurückstrahlung
wahrgenommen
worden
sind, und die in so vielen
Zwischengliedern
einen
Zusammenhang
zwischen
der linearen
Polarisation
der
einen
und der
elliptischen
der
ändern nachweisen,
liesscn das
senkrecht auf die
Einfallsehene
polarisirte
Violet als den
Endpunkt
dieser
Reihe betrachten,
wenn
auch
eine eigentliche
Erklärung nicht
weiter dadurch begründet wer-
den
konnte.
Eine andere
Richtung nahmen die
Forschungen, welche
die
Herren,
S ilb ermann und Ja min in
Paris zur Erklärung der Erschei-
nung einleiteten.
Sie nahmen beide an, dass
erst im Auge der
Vor-
gang stattfindet,
durch welchen die gelben
und violetten Farbentöne
getrennt werden, aber
stimmen sonst nicht mit einander überein.
Nach
Silbermann^) wird das
Licht durch die, schnell
abge-
kühlteni
Glase ähnliche ungleiche Dichtigkeit der
Krystall-Linse
in
1)
PoggendorflPs
Annalen,
1846,
Bd. 68, S. 73.
2)
Comptes
rendus,
Tome
XXHI,
Nr.
13,
28. Sept.
1846,
S. 629.
Ursache
der
Polarisationsbuachel
etc. 487
^
seinem
Polarisationszustande
modificirt, und die
faserige Structur
der
Krystall-Linse
selbst, so wie die des Glaskörpers
(hwneur
miree)
wirken
als Analysirer. Er
stützt diese Ansicht auf die
mit den
Abbil-
dungen
vonYoung
übereins'timmenden
neueren anatomischen Arbei-
ten
Papenheim's, die eine nach
den sämmtlichen
Radien aus-
laufende faserige Structur der Krystall-Linse
erkennen lassen.
Es sei mir erlaubt, hier einige Bemerkungen zu
machen. Zuerst
ist es
nothwendig zu untersuchen,
welche Lage diejenigen
Strahleil
im
Auge haben, welche den Büschel hervorbringen.
Wenn man eine ganz kleine Öffnung von etwa
Vy Linie
oder
nahe
Vs Millimeter durch
schwarzes Papier hindurchsticht und ganz
knapp vor
das Auge hält, so
sieht man in einer
Imear-polarisirten
Lichtfläche
doch noch sehr deutlich den Büschel
in der Richtung
der
Seheaxe. Man kann
daraus schliessen,
dass es ein Punkt ist,
so
klein als möglich, von dem ein Strahlenkegel
ausgeht,
innerhalb
dessen
Basis auf der Retina der Büschel befindlich ist Herr
Silber-
mann hat die
Winkelgrösse
desselben auf etwa S° geschätzt,
ich
hatte
aus der Erinnerung früher nur 2° niedergeschrieben, ohne
ihn
eigentlich mit irgend
etwas^ zu vergleichen; ich
wiederholte später
eine wirkliche Schätzung
— den Vergleich der Entfernung vom
Auge
.
mit der scheinbaren Grosse
— und gelangte zu
demselben
Resultat,
wie
Herr Silbermann. Für die Länge der
Augenaxe
== 24
Milli-
meter,
diese schon von der
grössten
Dimeasion, findet sich
also bei
5° Divergenz die
Grosse des Büschels
auf der Retina ==
2*1
Milli-
meter. In der Krystall-Linse selbst würde
er nur 0*5
Millimeter
gross sein.
Die Structur, welche auf die Hervorbringung des
Buscheis
wirkt,
muss also in diesem
höchst beschränkten
kegelförmigen
Raum
zunächst der
Axe von einer
ausserordentlichen
Regelmässigkeit
sein.
Herr
Silbermann verlangt für den Raum nächst der
Seheaxe
(pag. 633, Nr.
2) einen neutralen Raum, ohne
jedoch eine
Angabe
über
dessen Grosse zu
machen.
Neuere anatomische
Untersuchungen, deren
Kenntniss ich
Herrn
Dr.
C.
Wedl verdanke, der selbst
viele davon, zum Theil der
erste
vorgenommen hat, beweisen nun zwar die
radürend faserige
Structur
der Krystall-Linse, aber die Fasern gehen
keineswegs durch die
Seheaxe hindurch; wenn sie auch
weiter vom Mittelpunkte entfernt
nahe gleichlaufend
werden, so vereinigen sie sich
zunächst
dem
Mittelpunkte, ohne sich zu durchkreuzen,
ia drei Systemen von
rück-
488 Haidinger. Über
die
laufenden Richtungen, und lassen auf diese Art
gerade zunächst
an
der
Seheaxe einen etwas
vertieften Raum zurück, der wie aus drei m
Winkeln
zusammenlaufenden Linien gebildet
ist1).
Diese
Vertiefungen
sind
mit kleinen
kugelförmigen Körpern ausgefüllt. Eben
solche
kleine kugelförmige Körper finden sich
auch zunächst der
äusseren
und der
inneren Oberfläche der
KrystalI-Linse. Die letzte
Bedeckung
der KrystalI-Linse endlich gleicht die
Unebenheit wieder aus.
Der Glaskörper zeigt keine so
deutliche faserige
Structur wie
die
KrystalI-Linse, ja sie ist eigentlich noch gar nicht
an ihm nach-
gewiesen, obwohl man nach
Hannovers Vorgange eine
gewisser-
massen den Pomeranzen ähnliche
keilförmige Zusammensetzung,
die aber weiter hinaus
fortgesetzt zu
dichotomiren scheint,
ziem-
lich deutlich erkannt hat. Man hat hier mehr haut-
als faserartige
Lagen.
•Die genauere anatomische
Untersuchung scheint daher
wenig
geeignet, die Ansichten zu
begründen, welche
Herr Silber
mann
aufgestellt hat.
Herr
J am
in2)
geht von einem anderen Grundsatze aus, nämlich
von
dem allgemeinen Polarisationsgesetze, wie es sich beim
Durch-
gange durch Glasplatten zeigt, die hier von
convexen und
concaven
Linsen ersetzt
werden, mit denen die Bildung des Auges—Horn-
haut,
KrystalI-Linse — verglichen wird. Auch hier darf ich
einige
Bemerkungen
hinzufügen..
Es
heissfc daselbst:
„Das gebrochene Bündel wird also in
der
Polarisationsebene zwei dunkle, mit ihren
Scheiteln
im
Mittelpunkte
zusammenstoysende
und nach dem Umfange hin
breiter
werdende
Büsciiel
darbieten, und in der darauf
winkelrechtcn Ebene zwei
helle
Büschel von ähnlicher
Gestalt/' In
Beziehung auf diesen Satz
muss
bemerkt werden,
dass die
hellen Büschel in der
Richtung der
Polari-
sationsebene,
die dunkeln aber in der Richtung senkreckt auf
dieselbe
erscheinen, also gerade umgekehrt von dem, was
hier vorausgesetzt
wird. Man wird also wohl weniger auf
eine Durchgangs- als
auf
l)
Yergl. Dr.
C.
Wedl. Über die
Faserung der KrystalI-Linse u.
s.
w.
Berichte
über die
Mittheiinngen von
Freunden der
Naturwissenschaften in
Wien II.
S.200.
s)
Poggendorrs
Annalen,
1848, Bd.
LXXIV, S.
145.
Ursache
der
Polaris&tionsbü&chel
etc. 489
eine
Reflexions-Polarisation zu
schliessen berechtigt
sein, wenn ja
der Vorgang im Auge selbst
stattfindet.
Ferner
berechnet Herr Ja min die
Int^nsitäts-ünterschiede
für
die
Azimuthe von 0° und
90° auf die
Incidenzen von 20°
und 25°
von
der Normale, das
heisst für
Winkelgrössen der
Büschel von 40°
und
SO0.
Daselbst sind sie freilich
merkbar, aber die Büschel sind im
Ganzen nicht
grösser als
S0,
und die Bildung derselben
muss
noch
dazu für
einen Punkt auf der Hornhaut nachgewiesen
werden,
der
kleiner als
% Millimeter ist,
also daselbst einen Theil
der Kugelfläche
derselben
trifft, die durchaus nahe
senkrecht auf der Seheaxe
steht.
(Der
Krümmungs-Halbmesser
derselben == 7 bis 8
Millimeter, und
die Hälfte jener Öffnung
verglichen, gibt schon ein
Tangential-Ver-
hältniss
von 48: l, welches einem Winkel von 88°
W für
den
äusser-
sten
Umfang
entspricht.)
Dass
übrigens die verschiedenen
Theile des Auges nicht
ge-
radezu mit Linsen
verglichen werden können, wenn sie auch im Gan-
zen
allerdings die Form besitzen, und auch für die Erzeugung
von
Bildern auf der Netzhaut als Linsen wirken,
ähnlich den
gleichnami-
gen
Bestandtheilen unserer
künstlichen
Seh-Apparate, wird durch
die
fortgesetzten Bestrebungen der Anatomen immer
wahrscheinlicher.
Linsen von Glas sind
todte Massen, die
Bestandtheile des Auges
aber
sind, obwohl weniger wechselnd als manche andere
Körpertheile
durch
Wachsthum und
Ausscheidung, doch innigst
mit dem lebenden
Körper verknüpft. Selbst die
Krystall - Linse hat zu
äusserst
eine
Schicht
durchsichtiger, sehr kleiner,
kugelförmiger
Körper, sowohl
auf der
äusseren als auf der
inneren Kugelfläche,
während man im
Innern derselben keine, sondern nur
die Fasern antrifft. Die
Kugeln
sind zum Theil in eckige Zellen geordnet, deren
Mittelpunkt sie aus-
machen
; vorzüglich sind sie
gehäuft zunächst dem Mittelpunkte der
vorderen
und rückseitigen Fläche der Linse, in der weiter oben
er-
wähnten Vertiefung. Die
grössten
übersteigen nicht
O'O4 Linien
oder
0*09
Millimeter, aber die meisten sind kleiner und von allen
Abstu-
fungen, so lange sie noch erkannt werden
können. Manche
nehmen
auch
eine schlauchförmige
Gestalt an, etwa so, als ob ihrer zwei sich
vereinigt
hätten, und dann
stellen sie schon die Übergangsform in
die
Fasersubstanz dar. Die
Kugeln sind von einer
Flüssigkeit umge-
ben, aber da sie in
derselben Sichtbarwerden,
so muss ihr
Licht-
brechungsvermögen
stärker sein als das der Flüssigkeit.
490
Haidinger. Über
die
Als ich
Jamin's Mittheilung
studirte, wollte mir
indessen
der
zur
Hervorbringung von
Büscheln angenommene
grosse
Krümmungs-
halbmesser
für die Erklärung der Erscheinung
nicht genügen,
weil
doch
die Büschel in der
That viel kleiner sind. Ja
wenn man ganz
kleine
Kugeln annehmen könnte, diese von dem einfallenden
Strahl
A B unter dem vollen Polarisationswinkel
ABC getroffen
würden, der
dann auf die Rückseite D
einer
ändern
Kugel fiele und von die-
ser weiter in der Richtung
des
.ursprünglichen
Strahles, also
nach DE gefördert
würde. In
der
Ebene der
Polarisation
würde
dann das Maximuni,
senk-
recht darauf das Minimum
von
Licht auf die Netzhaut
gelan-
gen
, und durch die
cumulative
Wirkung
vieler kleiner
Kugel-
apparate
dieser Art der Büschel sichtbar werden.
Als ich kürzlich das
Vergnügen des
Besuches der
Herren
Wilhelm Wertheim
und Dr. W cd l hatte,
belehrte mich
letzte-
dass
wirklich solche Kugeln in der
ausscrsten Schichte
der
r er
KrystaIl-Linse
vorhanden
seien,
doch
hatte
ich nicht nach allen
näheren Verhältnissen
gefragt. Ich fing an zu
berechnen,
wieweit
gleich grosse Kugeln dieser Art in
einer
Ebene von
einander
entfernt
sein
müssten,
um die
verlangte
Wirkung hervorzubringen.
Für
den
Polarisationswinkel
ABC-^f und
den
Durchmesser
der Kugeln ==
l
wird die Entfernung D
ausgedrückt durch
die
Formel
D
-
—-
cos2
y
(l
•+
sin
<p)
—
ain3
y
(l
— sin (p ^
sin2
y
—
cos2
<j
für Glas ist
y
==
86°
SS', daher
D ==
1-074.
Aber man
muss für die
Kugeln,
wie sie sich in der
umgebenden
Flüssigkeit
befinden, die Rechnung führen. Den
Brechungsexponenten
der
letzteren kann man gleich
dem der wässrigen
Feuchtigkeit,
nach
Brewster
===
1*336
i) annehmen, den
Brechungsexponenten der
j)
Herschel,
vom Licht.
Übersetzt
von
Schmidt,
S.
638.
Ursache
der
Polarisationabüschd
etc. 491
Kugeln gleich dem von
Brewsterin dem dichtesten
Theile der
Kry-
stall-Linse
gefundenen von l
-399.
Der Exponent für die Brechung ist dann
==
1-047, und
der
Polarisations- und
Einfallswinkel ~= 46°
19'. Für
diesen
Winkel
ist
aber die
Entfernung zweier gleicher
Kugeln
==
14-72. Diese
Betrach-
tung schien daher zu keiner günstigen
Entwickelung zu
fuhren-
Indessen
bei einer neuen Besprechung mit Hrn. Dr.
Wedl gab
er
die Auskünfte über die
grosse Anzahl und die
Verschiedenheit in
der
Grosse
der Kugeln, so wie dies
weiter oben beschrieben worden
ist. Bei der
Verschiedenheit der Durchmesser kann also
allerdings
diese zweimalige
Zurüekwerfung unter
dem Polarisationswinkel
leicht
stattfinden, und die in der Polarisationsebene und
senkrecht darauf
entgegengesetzte Wirkung der
Lichtabsorption hervorgebracht wer-
den. Vieles Licht
geht begreiflich auch unmittelbar hindurch,
ohne
innerhalb der Kugelschicht abgelenkt oder wie immer
modißcirt
zu
werden, daher auch die Büschel selbst so wenig
Intensität
haben.
Bei dem geringen
Umfange der Einwirkung hat
diese Beschaffenheit
der
Krystall-Linse keinen
störenden Einfluss
auf die Hervorbringung
der Bilder von Gegenständen,
vorzüglich auch
desswegen, weil es
nur
das
polarisirte Licht ist,
welches in den 'zwei
senkrecht auf einander
-
stehenden Richtungen
eine Verschiedenheit der Wirkung zeigt.
Ich glaube in dieser Auseinandersetzung auf einen
nicht
uninter-
essanten
Weg aufmerksam gemacht zu haben, der zur
Erklärung
des
sonderbaren Phänomens der Büschel fuhren
könnte. Ohne die
ent-
wickelte
Ansicht als durchaus annehmbar hinzustellen,
möge sie
viel-
mehr als Anregung dienen, weiter zu forschen.
Vielleicht liesse
sich
auch im experimentellen Wege Einiges
erreichen, und auch
dazu
hoffe ich, wird sich doch wieder eine günstige
Zeit finden.
Die
Structur des Auges
wäre dann allerdings die Veranlassung
zur Bildung
der Büschel, eben so
wie ja die Structur des
Auges die
Hervorbringung der Bilder der Gegenstände
selbst bedingt, aber
auf
eine andere Art, und in der
That übereinstimmend
mit dem Princip
der
Erklärung im Allgemeinen, welche die Herren Silbermann
und
Ja min ihren Arbeiten zum Grunde legten, aber doch in
der letzten
Nachweisung wieder davon
verschieden.
Es möge mir erlaubt sein, hier noch auf eine
andere Art von
Erscheinungen hinzuweisen, die mit der
Structur des Auges zusammen-
hängen, wenn sie
auch ganz verschieden von
dem übrigen Inhalt
492 Hai ding er.
Über die Ursache der
Polarisationsbüschel
etc.
dieser Mittheilung sind, aber in Hinsicht auf die
Neuheit der
Beob-
achtung und
vorzüglich darum hier eine Erwähnung verdienen
möch-
ten,
weil sie die Mannigfaltigkeit der
Structurverhältnisse
im
Auge,
welche
sich in ihren Wirkungen zeigt, noch mehr erweitert.
Man richte beide Augen gegen ein
gleichförmig helles
Gesichts-
feld,
zum Beispiel gleichförmig grauen Wolkenhimmel, sodann
be-
decke man jedes Auge mit einer Hand vollständig,
bis zum
gänzlichen
Lichtausschlusse.
Nachdem man einige
Secunden lang das
Auge
diesem
Zustande angepasst hat,
ziehe man eine Hand plötzlich hin-
weg, so erscheint
zunächst der Gesichtsrichtung ein etwas hel-
lerer
Fleck, durch welchen in der Form eines
An-
dreaskreuzes
zwei hellere Linien hindurchgehen. Die
letztern schneiden
sich unter rechten Winkeln in der
Verlängerung-
der
Seheaxe; sie schneiden
unter Winkeln von 48°
die
Vertical-und
Horizontal-Linien.
Die Erscheinung verliert bald an Lebhaftigkeit
und
verschwimmt mit dem Eindrucke des übrigen
Gesichtsfeldes.
Verdeckt man das Auge, mit welchem man
die Beobachtung anstellen
will, mit einem dunkeln, am
besten blauen oder violetten
Glase,
so
ist der Gegensatz mit dem hellen Grunde nicht so
gewaltthätig,
und
doch sieht man die Kreuzlinie sehr
deutlich. Wird die
Beobachtung
bei rechts oder links geneigter Lage des
Kopfes angestellt, so er-
scheint das Liniensystem
ebenfalls geneigt, so dass
bei einer
Neigung
von
4S° die eine Linie
vortical,
die andere
horizontal ist.
Zuweilen
sieht
man zunächst dem
Mittelpunkte noch einen
hellen Ring, wenn
etwa das Auge durch
einen
dunkelfarbigen L
ö
welchen Ring
gereizt
war.,
wie man ihn beim
Durchsehen
durch dunklere gleichfarbige
Mittel öfters
erblicktl). Als
ich die erste Nachricht
über
dieses
Andreaskreuz -
Phänomen gab
s),
glaubte ich eine Andeutung
von
Erklärung auf
die
Faserung der
Krystall-Linse
begründen zu
können.
Spätere
Mittheilungen von Dr. W cd
l verlegen jedoch den sehr
wahrscheinlichen Ort der
Bildung des Andreaskreuzes
in die
Horn-
haut.
Diese besteht nämlich aus Fasern, die in
verticaler und
in
horizontaler Richtung über einander liegen. Es
wird dadurch
eine
Art
von Gitter hervorgebracht, in welchem die Diagonalen der
1)
Vergl.
Berichte u. s.
w.
I. S. 77.
2)
Berichte u.
s,
w.
H, S. 178,
Ha i
d
in g
e
r.
Pflanzenabdrücke
etc. 493
entstehenden viereckigen Räume bei gleicher
Erfüllung mit
faseriger
Materie das
Maximum von Licht
hindurehlassen
möchten.
Von der
Structur des Auges
hängen auf diese Art dreierlei sehr
verschiedene
Erscheinungen ab: l. Das gewöhnliche Bild des
Ge-
genstandes, rein
objectiv, denn es wird
eben nur durch den
Ge-
genstand, bei was
immer für einer Stellung des Auges hervorgebracht;
2. die hellen Kreuzlinien, fest im
Auge begründet, rein
subjee-
tiv,
unabhängig von jedem Gegenstande
ausser dem Auge; 3.
die
Polarisationsbüschel, durch
dte
Natur der
Lichtfläche,
also
ausserhalb dem
Auge, objectiv bedingt,
aber ohne körperliche We-
senheit und erst im Auge
subjectiv zu einer
Erscheinung
gestaltet.
Was die letztere anbelangt, möchte ich aber
gerne
weitereil
Un-
tersuchungen
die Entscheidung über die
Naturgemässheit der
Ansieht
anheim
stellen.
Hr.
Bergrath Haidinger
theilte ferner aus einem
erst am vor-
hergehenden Tage enthaltenen Briefe
von Hrn. v.
Morlot aus
Graz
die Nachricht
mit» dass derselbe in
dem Alpenkohlengebilde
von
Unter-Steiermark
einen Fund von Pflanzenabdrücken gemacht habe,
der
noch wichtigerzuwerden
verspricht, als
Jen er Fundort von
Poly-
parien, dessen in der Sitzung vom S.
October Erwähnung
geschah.
„Da
ich^, schreibt Hr. v. Mo r
l o t, „von vorne herein die Mass-
regeln
vorbereitet hatte, so war es mir leicht,
aufünger's
Wunsch
die
Ausbeute durch meinen in Oberburg trefflich dazu
abgerichteten
getreuen Träger (der zufällig
gerade dort in Sotzka
wohnt) zu
ver-
anlassen. Dieser hat nur einige Tage gearbeitet,
und da ihn ein
Mi-
litärgeschäft
nach Graz rief, so brachte er als Muster drei
Stück
aus den 2OO schon
gewonnenen mit, worauf
ünger erklärte,
dass
Parschlug
und Radoboj nichts dagegen
seien, Dicotyledonen,
herrlich
schön mit der Nervatur erhalten und von
ganz neuem fremden Typus.
an Neuholland erinnernd, nicht
nur neue Arten, sondern neue
Ge-
schlechter,
etwas Einziges in seiner Art und ein
classischer
Fundort
vor allen
ändern in der
bekannten Welt. Coniferen,
Farren und
eine
Palme (vielleicht identisch mit der Ihrigen von
Muthmannsdorf,
die
Unger ausgezeichnet
schön präparirt
hat) hatte ich schon selbst
mitgebracht. Es freut mich
dieser unvergleichliche Fund
ausseror-
dentlich
an und für sich, und dann auch, weil es mir
Gelegenheit
gab, Hrn. Prof. ünger
einen Dienst zu leisten,
den er vor
allen
494
Diesing.
Ändern zu
schätzen weiss,* es
wird ihm dadurch ein ganz neues Feld
zu seinen
Forschungen eröffnet, und ein noch viel
eigenthümlicheres
als
die tertiäre Flora, wie er selbst
bemerkte."
Hr. v.
Morlot hat ferner auch in
den tertiären Schichten sehr
lohnende Fundorte von
fossilen Pflanzen entdeckt, unter
andermbei
Kainberg,
drei Stunden von Graz.
Dort kommen die Blätter so voll-
kommen erhalten
vor, dass sie Prof.
ünger unmittelbar von
dem
Stücke,
wie aus einem Herbarium abheben konnte, um sie
zwischen
Glas und Glimmer mikroskopisch zu untersuchen.
Eines derselben,
mit
prächtiger
Zellenstructur und
Spaltöffnungen,
erkannte
Ünger
als eine
Wasserpflanze, am nächsten verwandt mit einer
inländischen,
und
nannte sie
Potwnogeton
Morloti.
Diese schönen Entdeckungen beweisen, dass es
nur an dem
Fleisse der
Arbeit gelegen ist, wenn man sich Erfolge sichern
will»
Das
correspondirende Mitglied,
Herr Ritter Franz v. Hauer,
begann in einem freien
Vortrage einen allgemeinen
Bericht über
die
von ihm und Herrn Dr.
Moritz Hörne s auf
Kosten der
Akademie
unternommenen
Reise nach Frankreich und England, als
Vorbereitung
zu
den Arbeiten für die
projectirie
gcognostische Karte der
Österrei-
chischen Monarchie. Die von Herrn
Bergrath Haidinger in
der
Sitzung vom 20. Juli aus Briefen der beiden Reisenden
vorläufig
ge-
gebenen Notizen
wurden
vervollständigt.
VAI\ Auszug aus
diesen
Mittheilungen
des Herrn v. Hauer wird nach Beendigung
derselben
in
einem späteren
Sitzungsberichte
gegeben.
Herr
Custos-Adjunct Dr.
Karl Moritz
Dicsing, wirkliches
Mit-
glied, überreicht
nachstehenden
Aufsatz:
Systematische Übersicht
der
Foraminifera
mono-
stegia
und Bryozoa
anopisthia
von Dr. Karl Moritz
Diesing.
I.
Bei meinem Studium der Infusorien nach Ehrenbergs
Aufes-
sung zum Behufe
einer Zusammenstellung der Helminthen in ihrem
ganzen
Umfange, hat es
sichergeben, dass ausser
den schon von
Foraminifera
monostegia.
49g
Burmeister1)
ausgeschlossenen und den
Crustaceen
einverleibten
Räderthieren
(Rotatoria), und
von
Kützing
2) zu den Algen
ge-
brachten Familien der
Stabthierchen
(Bacillaria)^ noch
die Familie
der
Wechselthierchen
(Amoebaea), der
Kapselthierchen
(Arcelli-
nea),
der GIockenthierchen
(VorticeUina) und
derPanzer-Gbeken-
thierchen
(Ophrydina), als
nicht hieher gehörig
auszuschKessen
sind.
Die von Herrn
Dujardin aufgestellte
Gattung Gremia
8),
von
Herrn
d'Orbigny
4), dem
Begründer der Classe
der Foramiaiferen,
in
seine erste Ordnung
Monostegia
gebracht, nimmt auch
Herr
Ehr
en
her g
5), aber mit
einem Fragezeichen in der tabellarischen
Übersicht
der Polythalmien in die
Familie der ?
Milialina auf.
—
Gromia
unterscheidet sich aber nur sehr
unwesentlich
von
Difflugia
Ledere,
die von Ehrenbergzu
den
Infusionsthierchen
gebracht
wird, nämlich nur durch die
anastomosirenden
Fortsätze des Korpers,
so,
dass
Growia nur als
Untergattung von
Diffiugia
betrachtet werden
kann. — Das
Thier von
JDifftzigia.hSit
aber die grö&ste
ÜbereiBstim-
mung
mitAmoe&a und
unterscheidet sich von
dieser nur durch
eiaen
gepanzerten Leib,
und muss daher auch damit
in eiae
Ordnung
vereint
werden.
Aus einer solchen Verbindung der Familie der
Wechselthier-
chen
und der Kapselthierchen
mit jenen der
Foraminifera
mono-
stegia
ergeben sich nun folgende
Resultate:
1. Die
Foraminifera
monostegia sind
mikroskopische
Thier-
chen,
welche die Grosse einer Linie nicht übersteigen.
2. Der Körper ist
gallertartige
weisslich, meist
durchscheinend,
mit
sehr veränderlichen Fortsätzen, nackt oder gepanzert. Der
Pan-
zer bildet
eine einzige Höhle,
ist häutig, kalkig
oder kieselig,
und
hat eine
Öffnung zum Austreten
der Fortsätze des Leibes.
A)
Burmeister: Handbuch der
Naturgeschichte, H. Abth.,
Zoologie, 1837,
547
(Crustacea
pseudocephala}'
2)
Kützing: Die
kieselschaligen
Bacillarien oder
Diatomeen,
1844.
3)
Dujardin, in:
Comptes
rendus des
s6ances de
l'Academie des
sc. de
Paris
1835,
338; 1836,
Fevr.; in:
Annal. dessc.nat.l835, 108
and
in:
Hist.
nat. des
Zoophyt.
(Infus.)
253.
4)
D'OrLigny,
in:
Ramon de
la
Sagra
bist.
phys. et
naturel
(.Foraminiferes),
1839. 2.
5)
Ehrenberg, in: Abhandl.
d.
königL
Akadem.
d.
Wissenscb. zu Berlin
1838.
496
Diesing.
Foraminifera
monosiegia,
3. Der innere Bau ist zum
Theil bei
Amoeba durch
Ehren-
berg ermittelt,
und eine Mundöffnung
und ein mit blasigen
Portsätzen
versehener Magen nachgewiesen, kein
After. Von Portpflanzungsor-
ganen ist noch keine
deutliche Anschauung, selbst nicht von
Eiern
ermittelt.
4. Sie sind Bewohner des
süssen und
salzigen
Wassers,
wo
sie meistens zwischen dem Sande leben, nur eine von
Valentin
aufgefundene, noch zweifelhafte Art, lebt
zwischen den Blutkügelchen
der Bauchschlagader
(aorfa
abäominalis)
der Forelle, und wurde
später von G l
uge zwischen den
Blutkügelchen des Herzens des ge-
meinen Frosches
aufgefunden. Einige wenige Arten kommen auch
fossil
vor.
5. Die Zahl der
Gattungen ist auf 7, und jene der Arten auf
40
beschränkt. — Die Mehrzahl der Gattungen
ist in Deutschland
und
Frankreich
beobachtet worden, und während
Orbzdina
unwersa
an
den Küsten des
adriatischen Meeres, von
Algier, Teneriffa,
den
canarischen Inseln,
Cuba,
Jamaica, St. Thomas,
Guadeloup
und
Martinique
vorkömmt,
beschränken sich die lebenden Arten der
Gattung
OoUna auf die
malouinischen
Inseln, Patagonien
und
eine von
d'Orbigny noch nicht
beschriebene Arl auf
Singapore;
die zwei bis jetzt bekannten
fossilen
Arten kommen im
Tertiär-Becken
von Wien vor.
6. Ist es nun auch
erwiesen,
dass die
Amoebaeen und
Arcelli-
neaeen
in die Ordnung der
Foraminifera
monostegia
gebracht wer-
den müssen, so bleibt dennoch die
Stellung der
Foraminiferen
im
Systeme
zweifelhaft. Von
den früheren
Systematikcrn wurden sie
zu
den
Cephalopoden
gebracht, und selbst
d'Orbigny wies ihnen
in
seinem ersten Werke
A)
diese Stelle
an, dann erllob er sie
zu
einer
eigenen
Classe, welche er
zwischen
Radialen und Mollusken
reihte.
— Ehrenberg endlich stellt sie
zu seinen
Bryozoen.
l)
D'Orbigny:
Tableau
m6thod.
de la Classe de
Cephalopodes. Paris
1826.
Foramintfera
monostegia. 487
Conspectus
familiarum et
generum.
Familia
!•
Amoebeae.
Corpus haud
lorieatum.
/.
Amoeba.
Processus
ramosi
numerosL
Familia
II.
Areellineae.
Corpus
lorieatum.
*
Processus
mücus
Simplex.
IL
Cyphidium.
Lorica
cubica;
apertura
margmali.
** Processus
plur^s
simplices v.
ramosi.
III,
Orbulina.
Lorica sphaerica apertura
eirculari
haud
pro-
minula,
poris
minutissimis
sparsa.
IV.
Arcella. Lorica
discoidea; apertura
ventrali
centrali.
V.
Trinema. Lorica
ovoidea; apertura ventrali
supera.
VI.
Difflugia.
Lorica ovoidea; apertura
exacte
terminali.
J.
Eudifflugia»
Lorica
laevis,
processihus
non
anastomosantihus.
JJT.
Gromia.
Lorica laevis,
proeessitns
anastomosantibns.
JJTJ.
Euglypkd
Lorica
taberculata
aut
alveolata,
V1L
Oolina. Lorica
subglobosa,
ovata
aut
clavata m
collum
tenue
producta; apertura
itt
colli
apice.
FOK
V^Il^iri.RA
D'ORBIGNY.
(Rhizopoda
Dujardin.)
ORDO
I. MOWOfinroCA
JyORBIGNY.
Amoebea
et
Arcellinea
Ehrenberg.
'orpus
molle
processubus
(p&eudapodüs
Ehrenberg)
variabilibus;
lorieatum
aut lorica
de&titutum.
Tractus
cibcmw
ano
destitutus.
Lorica
(s. testa
Auct)
unilocularis,
calcarea,
silicea, aut
membra-
nacea,
apertura unica
corporis
proce$sus
emittens. —
Aaixnaleula
microscopica,
solitaria
libera,
aqüaram
duleium et
maris
ißcolae,..
rarissime
endobia
(?),
nonnultae et
fossiles.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
CL I. Bd.
^
498
Diesing.
Familia
l«
Amoebeae.
Corpus processibus
variabilibus
ramosis
hyalinis
appendiculatum;
haud
loricatum. —
Tractus
ciba'
rius
ano
destitutus.
Ehrenberg:
Infusionsih.
125—126.
— Dujardin:
Bist.
n a
für.
des
Zoopkyt
226—231
(Amibiens).
M.
Amoeba
EHRENBERG.
Volvox
Linne.
— Vibrio
Gmelin.
—
Proteus
Müller. —
AmibSLjBory.
Character
familiae etiam
geDeris unici.
1. Amoeba diffluens
BHRENBEHG.
Corpus
hyalinum, processibus
variabilibus subacutis
longiusculis
validis.
—
Longit.
1/48—\/^"'
Amoeba
diffluens
Ehrenberg
:
Infusionsih.
127.
Tab. VIII. 12. —
Riess:
Beitr.
s,.
Fauna
d.
Infus.
81.
Amiba
diffluens
'Dujardin:
Bist.
nat. des
Zoophyi.
(Infus.)
233.
Tab.
111.
f.
(et
conf.
Amiba
marina
D. L
c.
233.)
Habitaculum.
Norimbergae
(Rösel).—Hafniae
(Müller}.—Pa-
risiis
(Bory de St.
Vincent et
Dujardin).
— Berolini
et
Catharinopoli ad
Ural
(Ehrenberg).
— Vindobonae,
Majo
(Czermak
et Riess).
2.
Amoeba
radiosa
EIIRENBERG.
Corpus
hyalinum,
processibus
tcnuibus
crebris
acutis
radiatis
varians.
— Longit. i/ao^.
Amoeba
radiosa
Ehrenberg
:
Infusionsth,
128.
Tab.
VlIL
12.
Amiba radiosa Dujardin:
Uisi.
nat.
des
KoophyL
(Infus.)
236.
Tab.
IV.
2
et 3.
Hdbitaculum. Berolini
inter Lcmnas,
acstate
(Ehrenberg).
Parisus
Octobri
(Dujardin).
3. Amoeba princeps
EHRENJBERG.
Corpus
dilute flavicans,
processibus variabilibus numerosis
cylindri"
eis
crassis et apice
rotundatis. — Longit.
Vig—i/e'".
Amoeba
princeps
Ehrenberg
:
fnfusionsth.
126.
Tab.
VIIL
10.
Amiba princeps
Dujardin:
Uist.
nat.
des
Zoophyi.
(Infus.)
232.
Habitaculum.
Berolini, vere inter
Naviculas
(Ehrenberg).
4. Amoeba
verrucosa
EHRENBERG.
Corpus
hyalinum,
processibus variabilibus
brevissimis,
obtusis,
verrucosum.
— Longit.
i/^"f.
Amoeba verrucosa Ehrenberg
:
Infuslonsth,
126. Tab. VIII. 11.
Amiba verrucosa
Dmardin:
Bist.
nat. des
Zoophyt.
(Infus.)
286.
Habitaculum.
Berolini omni
anni
tempore
(Ehrenberg).
Foramim
fera
monostegia.
A
^9
S. Amoeba lon^ipes
EHRENBERG.
Corpus
hyalinum
processibus
tenuibus
longissimis,
singulis
corpore
soepe
quaterve
longioribus,
acutis. —
Longit.
±/^1<.
Amoeba
longipes
Ehrenberg in: Bericht
d.
Berlin.
'Akadem.
d.
WtssenscJu
1840.
198.
Hdbitaculum.
Märe boreale ad
Cuxhaven
(Jßhrenberg).
6. Amoeba brachiata
DUJARDIN.
Corpus
subbyalinum,
globosum,
processibus 4—6
corpori
sub-
aequilongis,
apice
interdum
bifidis. — Longit.
Viso^.
Amiba brachiata
Dujardin
:
Hist.
naf.
des
Zoophyf.
(Inftis.)
238.
Tab. IV.
4.
Habitaculum.
Parisiis in
infusione
animali
(Dujardin).
7. AmLoeba
ramosa
DUJARDIN.
Corpus hyalinum, globosum
v. ovatum, processibus
subseeundis
corpori
multo
brevioribus. —
Longit.
^j^"',
Amiba
ramosa
Dujardin:
Uisf.
nai
des
Zoophyf.
(J^fus.)
239. Tab.
IV.
5.
Habitaculum.
Cette, in
aqua
stagnante
(Dujardm).
8. Amoeba Limax
DUJARDIN.
Corpus
hyalinum,
utrinque
rotundatum,
processibus
paucissimis.
—
Longit.
V^.
Amiba
Limax
Dujardin
:
Hist.
nat.
des
Zoophyt
(Infus.)
2S5.
Habitaculum.
Parisiis, in aqua per octo
menses
cum
plantis
servata
(Dujardin).
9. Amoeba Guttula
DUJARDIN.
Corpus hyalinum orbiculare
v. ovale, processibus
subnullis. —
Longit.
%4—%^.
Amiba Guttula Dujardin
:
Bist.
nai.
des
Zoophyt
(Infus.)
235.
Habitaculum. Parisiis
in aqua
paludosa
(Dujardin).
Speoies
inquirenda.
10. Amoeba
haematobia
DIESING.
Corpus hyalinum utrinque
attenuatum, sursum m
processus
breves
l—3
productum. — Longit.
\/w—Vi^'
Über ein
Entozoon
im Blute, Valentin
m.'
Müller^
Arch.
18^1.
45J.
Tab.
XV. 16. et in:
Annal.
des
sc.
nai.
XIV.
223.
—
Ginge
in:
Müllers
Arch.
18^2.
U7.
Habitaculum.
Saimo
Fario,
inter
globulos
sanguinis
aortae
abdomi-
naiis,
frequens, in
ventriculo
quarto
rarissime,
Arctopoli,
Januario
(Valentin).
— Rana
esculenta, in
sanguine
cordis
(Ginge).
32^
500
Diesing.
Familia
II«
Arcellineae EHRENBERG.
Corpus
processibus variabilibus
appendiculatüm,
loricatum.
Ehrenberg:
Infusionsth.
129—130.
— Dujardin:
Hisi.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.
Rhisopodes)
2^0—246.
MS.
Cyphidium
EHRENBERG.
Corpus
e
loricae
cubicae,
depressae
apertura
marginali
processum
unicum,
simplicissimum,
hyalinum
exerens.
l.
Cyphidium
aureoluin
EHRENBERG.
Lorica
cubica
gibbosa,
aureola,
processu
corporis
hyalino.—
Longit.
^—±/^t/t'
Cyphidium
aureolum
Ehrenberg:
Infusionsih.
ISS. Tab. IX. 9.
—Riw&i
Beitr.
a.
Fauna
d.
Infvs.
31. — Dujardin: Hist. nat
d.
Zoophyt.
(Infus.)
247.
Habitaculum.
Berolini,
Martio
(Ehrenberg).
— Vindobonae,
omoi
anni
tempore
(Czermak et
Riess}.
IH.
ff^bulince
D'ORBIGNY.
Sphaerula
Soldani.
Lorica calcarea
sphaerica, irregularitor
minutissimeperforata^
aper^
tura
circulari.
l.
Orbulina
universa
D'ORBIGNY.
Diameter Vs^.
Orbulina
universa
d'Orbigny:
Foramini f.
fossil,
du
bassin.
tert.
de
Vieme
22.
Tab.
I. l.
Habitaculum,
In mari
Adriatico,
prope
Rimini (Soldani)
1);
ad
Algeriam
(d1Orbigny);
ad TeneriiGFam
(Berard); ad
Cubam2)
(de
la
Sagra); ad
Insul.
Canarienses
(
Webb et
Bertheloi);
adJamaicam; St.
Thomas, Guadeloup et
Martinique
(Ferdi-
nand
Cande) —
omnia in
arena.
Fossilis in
arena
tertiaria
ad
Baden in
Austria et
Coroncina prope
Sienam in
Hetruria
(Eques
de
Hauer).
1)
Soldani: Testaceograph. a
zoophytograph,
parvae et
microscop. L 116.
Tab.
CIXX.
J. K. L. M. (Sphaerula
petraea).
— II. 53. Tab. XVIL
Fig. 10. Tab.
XVIII. Fig. A. (Sphaerula
hispida).
2)
Ramon de la Sagra: Hist.
phys.
politiq. et nat. de
l'he de
Cuba 3. Tab. f.
l.—
Webb et
Berthelot:
Hist.
natur. des
lies
Canaries
(.Mollusc. et
Foraminif.)
lä2.
Tab. I.
Foraminifera
fnonostegia.
S 01
fV»
A^cetta
EHRENBERG.
Corpus
e
lorica
discoidea,
depressa
apertura
ventrali
centrali,
pro-
cessus
variabiles numerosos v.
ramosos
exerens.
1.
Areella
vnigaris
EHRENBERG.
Lorica
campanulato—orbicularis,
hemisphaerica v.
dorso
umbonata,
laevis,
e granulis
minimis
seriatis
constituta,
flava v.
rufo-fusca,
processibus
hyalinis.
—Longit.
Vioo—Vio^'-
Areella
vulgaris
Ehrenberg
:
Infusionsth.
133.
Tab. IX. 5. —
Riess:
Beitr,
s.
Fauna
d.
Infus.
31. —
Dujardin:
Eist.
nat. des
Zoophyt.
(Infus.)
W.
Tab. II. 3—6.
Habitaculum.
Berolini
omni
anni
tempere, et
Tobolsk in
Sibiria.
Julio
(Ehrenberg). —
Vindobonae
vario anni
tempore
(Czer-
mak
et Riess).
Parisiis,
Januario
(Dujardin).
2.
Arcella
aeuleata
EHRENBERG.
Lorica
hemisphaerica, soepe
diffbrmis
margine
aeuleata,
e
fibris
bacillaribus
brevibus
(paleaceis)
constans;
processibus
hyalinis.
— Longit. ad
\|^"
(sine aculeis).
Areella
aeuleata
Ehrenberg
:
Infusionsth.
133.
Tab. IX. 6. —
Dujardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
247.
Habitaculum.
Berolini,
Martio
et
Junio
(.Ehrenberg).
—
Parisiis
(Dujardin).
3. Areella
dentata
EBRENBERG.
Lorica hemisphaerica,
anguloso —
polygonia
hinc margine
dentata,
membranacea,
homogenea,
Havicans v.
vireseens,
processibus
hyalinis.
— Longit.
i/^—Vao^-
Areella
dentata Ehrenberg
:
Infusionsth.
134. Tab.
IX. 7.
Habitaculum. Berolini, Julio
(Ehrenberg).
V.
T^inema
DUJARDIN.
Difflugia et
Areella?
Ehrenberg.
Corpus e
loricae
membranaceae
ovoideae apertura
ventrali supera
pro
cessus variabilis
2—3 filiformes,
hyalinos
exerens.
l.
Trinema
acinus
DUJARDIN.
Lorica
ovata
diaphana
,
processibus
filiformibus hyalinis,
loricae
longitudinis.
— Longit. ad
^/w"-
Trinema
acinus
Dujardin m
:
Annal.
des
se.
nat. 1836. V. Tab.
IX.
ei
in
Bist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
249,
W,
IV.
l.
502
Diesing.
Difflugia
Enchelys Ehrenberg
:
Infusionsih.
132.
Tab.
IX. 4. — Riess:
Beitr.
%.
Fauna d.
Infus.
31.
HaUtaculum.
Berolini,
aestate
(Ehrenberg).—Parisiis,
Januario
(Dujardin).
— Vindobonae
(Czermak et
Riess).
Species
inqüirenda.
2. Tpinema
hyalina DIESING.
Lorica
subglobosa
membranacea
laevis, hyalina
(aperlura
ventrali
supera?);
processibus
hyalinis
lorica
brevioribus.—Longit.
\
f
i
/
///
•»
796——'AS
•
Arcella?
hyalina Ehrenberg:
Infusions^h,
184.
Tab. IX, 8.
—-
Riess:
Beitr.
z. Fauna d. Infus.
31.
Habitaciduvn.
Berolini, Aprili
(Ehrenberg).—Vindobonae,
Majo
(Czerwak
et Riessy
VI.
JDiflugia
LECLERC.
Melicerta
Oken.
— Alcyonella
Raspail. —
Tubularia
Meyer.
— Gromia
et
Euglypha
Dujardin.
Corpus
e
loricae
membranaceae
ovoideae
auf
subglobosae
aperiura
exacte
terminali
processus
variabiles numerosos,
simplices
v.
ramosos,
hyalinos
exerens.
I.
Eudifflugia D.
Lorica
ovata
aul
oblonga
urceolata
laems;
processibus
ramosis
cyHndricis
crassis
non
anastomosantibus.
i.
Difflug^ia
(Eudifflugia)
proteiformis
LAMARCK.
Lorica
ovata v. subglobosa
lapillis
aspersa,
nigricans v.
virescens,
dorso
rotundata,
processibus hyalinis
singulis
denisque.
—
Longit.
corporis ad
\/^1\'.
Difflugia
proteiformis
(Limnopolypi)
Lamarck.
— Ehrenberg:
Infusionsth.
131.
Tab. IX.
l.
— Riess:
Deitr.
%.
Fauna d.
Jnfus.
31.
—
Dujardin:
Bist.
nat.
des
Zoophyi.
(Infus.)
249.
ffabitaculum.
Prope
Laval in
Gallia
(Ledere').
— Berolini
et
Tobolsk in
Sibiria (Ehrenberg).
— Vindobonae,
Augusto,
Septembri
et Octobri
(Czermak et
Riess).
2. Difflugia (Eudifflugia)
globulosa
DUJARDIN.
Lorica
ovalis v.
globulosa,
brunnea laevis,
processibus 2—12 hya-
linis
validis
rotundatis. —
Longit.
i/^—\/^'.
Difflugia
glohulosa
Dujardin in:
Ännal.
des
so.
nat. 1838. et in:
Hisi.nat.
des
Zoopkyt.
(Infus.}
245.
Tab. II. 6.
Häbitaculum.
Parisiis (Dujardin).
Foraminifera
monostegia.
gQ3
3.
Difflugia
(Eudifflugia)
oblonga
EHRENBERG.
Lorica
ovato -
oblonga,
dorso
rotundato,
fuscescens
laevis,
pro-
cessibus
crassis 2—3,
hyalinis.
—Longit. ad
\/^r.
Difflugia
ohlong-a
Ehrenberg
:
Infusionsth.
ISi.
Tab.
IX.
2.
—
Riess
.•
B
ei fr.
s.
Fauna
d.
Infvs.
8l»
Habitaculum.
Berolini
inter
Naviculas,
vere (Ehrenberg).
Vindo-
bonae,
Martio
(Czermak et
Riess).
4.
Difflugia
(Eudifflugia) acuminata
EHRENBERG.
Lorica
ovato -
oblonga, dorso acuminata,
nigrescens v.
virescens,
lapillis
aspersa,
processibus hyalinis.
— Longit. ad
1//''.
Difflug'ia
acuminata
Ehrenberg:
Infusionsth.
131,
Tab.
72T.
5.
(solum
lo-
rica).
—
Dujardin
:
Hist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
249,
Habitaculum.
Prope
Laval in
G^\\i^
(Ledere).—Berolini,
Februario
(Ehrenberg).
II.
Gromia
Dujardin. Lorica
subglobosa
laevis;
processi-
bus
ramosis
filiformibus
longissimis
anastomosantibus.
ö.
Difflu^ia
(Gromia)
ovifonnis
DUJARDIN.
Lorica
globulosa
brunnea laevis,
apertura
limbo
elevato,
processibus
longissimis filiformibus ramosis anastomosantibus
hyalinis. —
Longit.
Va—l^.
Gromia
oviformis
Dujardin in
;
Annal.
des
so.
nat. i 835. IV.
S^-3.
Tab.
IX. l. 2. —
Hist.
nat. des
Zoophyt.
(Infus.)
253—255. —
D'Orbigny.
Foraminif.
foss.
du
bassin
tert.
de
Vienne
20.
ffabitaculum.
Telo
Martionis,
propc
Cette et
Calvados inter
plantas
marinas
(Dujardin).
6.
Difflu^ia
(Gromia)
fluviatilis
DIESING.
Lorica subglobosa, brunnea, laevis,
processibus
palmatis
longissi-
mis
filiformibus ramosis
anastomosantibus, hyalinis. — Longit.
i
/
\/11'
/a*—/8
•
Gromia
fluviatilis
Dujardin
:
Hist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
255. Tab.
IL
Jf.
«.
b.
Habitaculum.
Parisiis
cum
Ceratophyllo
(Dujardin).
111.
Euglypha
Dujardin. Lorica
subovata,
tuber
culis
auf
alveolis
polygonis
oblique
spiralibusy
apertura
crenulata^
pro-
cessibus
simplicibus
subulatis.
7.
Difflugia
(Euglypha)
tutoercnlafa
DIESING.
Lorica
hyalina v.
fusca,
tuberculis
rotundatis oblique
spiralibus;
processibus subulatis hyalinis, —
Longit.
1/35'^f.
$04
Diesing.
Euglypha
tuberculata
Dtyardin
;
Bist
nai.
des
2/oophyt.
(Infus.)
251^
Tab.
IL
7—8.
Habitaculum Tolosae in
paludosis cum
plantis aquaticis
(Dujardin).
8. Diffflugia
(Euglypha) alveolata
DIESING.
Lorica hyalina,
alveolis hexagonis oblique
spiralibus.—Longit.
\/^".
Euglypha
alveolata Dujardin
:
Hist.
nai;,
des
Zoophyt.
(Infus.)
252.
Tab.
IL
10.
(soluna
lorica).
Habitaculum. .....
(Dujardin).
9.
Diffflugia
(Euglypha)
Dujardiniana
DIESING.
Lorica hyalina alveolis
rhomboidalibus oblique
spiralibus, retrorsum
apiculis
quinque
coronata.—Longit.
Va^-
Euglypha
alveolata Dujardin:
Hist.
nai des
Zoophyt.
(Infus.)
252.
Tab.
II. 9.
(solum
lorica).
Habitaculum.
..... (Dujardin).
Species
inquirendae.
10.
Diffflugia
(Euglypha)
spiralis
EHRENBERG.
Lorica
subglobosa
spiralis,
superficie
inaequali,
processibus
numero
variis
hyalinis. — Longit.
\/^lt.
Difflugia
spiralis Ehrenberg
in:
Bericht
d.
Berlin.
Akadem,
d.
Wissenseh.
18^0.
199.
Habitaculum.
Berolini
(Ehrenberg).
11.
DifHu^ia
(Euglypha)
Ampulla
EHRENBERG.
Lorica hyalina,
oblonga
clavata,
punctorum seriebus
obliquis
ele-
ganter
notata,
apertura
ovata. — Longit.
\/^^
'
Difflugia
Ampulla
Ehrenberg in
:
Bericht d. Berlin.
AJcadem.
d.
Wissensch.
1840.
199.
Habitaculum.
Salisburgi
(Werneck).
VII.
Oolina
D'ORBIGNY.
Lorica
silicea, subglobosa, ovata
auf
clavaeformis, in
collum
tenue
producta; apertura
circulari in
colli
apice.
ft Corpus et collum
laeve.
l.
Oolina
iiiornata
D'ORBIGNY.
Lorica
elongato-subglobosa,
laevis,
alba
transparens;
collo
bre-
vissimo,
apertura circulari. — Longit.
1/7^'.
Oolina
inomata
d'0rhigny
in:
Voyage
dans
VAmer.
merid.
V. (5.
Pari.
Foramini
f.)
21.
Tab. V. 12.
Habitaculum.
Ad insulas
Maluinas in
arena
(d'
Orbigny).
Foraminifera
monostegia.
SOS
2. Oolina
laevig-ata
D'ORBIGNT.
Lorica
ovata,
laevis
alba
transparens;
collo
brevi, apertura
circu-
lari.
— Longit.
i/^.
Oolina
laevigata
d'Orbigny
in:
Voyage
dans
TAmer.
meria.
V.
(6.
Part
Foramini
f.)
i 9. Tab. V.
3.
Habitaculum. Ad insulas
Maluinas, in arena
raro
((TOrbigny).
3. Oolina compressa
D-ORBIGNY.
Lorica ovata
compressa margine
limbata. laevis, alba
transparens ;
collo brevi, apertura
circulari. — Longit.
\/^1.
Oolina
compressa
d^Orbigny
in: Voyage dans
CAmer.
merid.
F.
(S.Part
Foramini
f.) 18. Tab. V. 1—2. et:
Foraminif.
fossil,
du
bassm
tert.
de
Vienne
23. Tab.
XXI.
i. 2.
Habitaculum. Ad insulas
Maluinas, et ad
Patagoniam
meridio-
naiem
in arena, rarissime
((fOrbigny).
4. Oolina elavata
D^ORBIGNT.
Lorica
subclavata
acuminata,
laevis; collo
longissimo,
apertura cir-
culari
limbo
cincta. — Longit.
\/^''.
Oolina
elavata
d'Orbigny:
Foraminif.
fossil»
du
bassin
ieri.
de Vienne
22. Tab. L 2.
S.
Habitaculum.
In arena tertiaria ad
Baden in Austria
inferiori
(Eques
de Hauer).
** Corpus
aut collum
striatum, costatum
aut alveolatum.
5.
Oolina
striaticollis
D'ORBIGNY.
Lorica
ovata, laevis alba transparens,
retrorsum
longitudine
breve
striata,
apiculis S—6
coronata; collo
longo
obligue
striato,
apertura
circulari.—Longit
1/9w.
Oolina
striaticollis
d'Orbigny in:
Voyage dans
VAmer.
merid. V.
(S.Part
Foraminif.)
2t. Tab. V.
U.
Habitaculum.
Ad insulas Maluinas m
arena
(ifOrUgny).
6. Oolina
striata
VORBIGNY.
Lorica
subsphaerica, alba,
longitudine subtiliter
striata; collo
lon-
gissimo
laevi, apertura
circulari. — Longit
1/7^.
Oolina striata
d'Orbigny
in:
Voyage
dans
rAmer.
merid.
V. (5.
Pari.
Foraminif.)
21. Tab. V. 12.
Habitaculum. Ad insulas Maluinas in
arena,
rara
(d^OrMguy).
7. Oolina caudata
D'ORBIGNY.
Lorica
elavata breve caudata,
longitudine striata,
striis
sursum
evanescentibus,
alba transparens, collo
mediocri,
apertura
cir-
culari. —
Longit. 1/9'",'
806
Diesing.
Oolina
caudata
d'OrUgny
in: Voyage
dans
FAmer.
merid.
V.
(5.
pari.
Foraminif.)
19.
Tab.
V.
6.
Habitaculum.
Ad insulas
Maluinas, in
arena,
rara
(d^Orbigny).
8. Oolina raricosfa
D'ORBIGNY.
Lorica
ovata,
retrorsum
truncata,
alba
,
longitudine
costata,
costis
g—9
elevatis;
collo
mediocri,
apertura
circulari.—Lon-
git.
y^.
Oolina
raricosta
(fOrUgny
in: Voyage dans
VAmer.
merid.
eV.
(5.
Part
Foraminif.)
20.
Tab.
F.
10 et 11.
Habitaculum. Ad insulas Maluinas, in arena
(d^Orbigny).
9. Oolina
Vilardeboana
D'ORBIGNY.
Lorica
ovata, alba, longitudine
costata, costis
20—28
elevatis;
collo
brevi,
aperiura
circulari. —
Longit.
1/7///.
Oolina
Vilardeboana
d'Orbigny
in: Voyage dans
VAmer.
merid.
F. (5.
Part
Foraminif.)
19.
Tab.
V. 4.
5.
Habitaculum.
Ad insulas Maluinas, in arena
(d^Orbigny).
10. Oolina
Isabella
VORBIGNY.
Lorica
globulosa, alba,
longitudine costata, costis 13—14 elevatis;
collo mediocri,
apertura circulari.—Longit.
1/9w.
Oolina
Isabella
d^Orbigny
im Voyage dans
VAmer.
merid.
V. (6. Part.
Foraminif.) 20.
Tab.
V. 7. 8.
Habitaculum. Ad insulas
Maluinas, in arena (d^Orbigny).
11.
Oolina
Haidingeri
ciJ^EK.
Lorica
oblongo-globosa,
longitudine
subtiliter
costata;
collo brevi,
laevi,
apertura circulari. — Longit. ....
Oolina
Haidingeri
Czßek
in:
Haidinger's
Naturgesch.
Abhandl.
1L
139.
Tab. XII.
1—2.
Habitaculum. In
marga plastica
(Tegel) formatione
tertiaria,
prope
Möllersdörf
in Austria inferiori
(Eq. de Hauer).
12. Oolina Melo
D'ORBIGNY.
Lorica globuloso-ovata, alba
diaphana, longitudine
alveolata;
collo
subrrullo, apertura circulari.
— Longit. 1/9///.
Oolina
Melo
d'Orbigny
in: Voyage dans
VAmer.
merid. V. (5.
Part.
Foraminif.)
20. Tab. V. 9.
Habitaculum. Ad insulas Maluinas
((TOrbigny).
Foraminifera
monostegia.
g07
II.
Die Gruppe der polygastrischen
Anopisthien, die eine
grössere
Verwandtschaft
mit den Bryozooen als den
Infusorien zu haben
scheint, ist durch einen
glockenförmigen,
halbkuglen,
cylindrischen
oder
trichterförmigen Körper, der ungepanzert oder gepanzert,
und
an seinem Rande mit schwingenden Wimpern besetzt ist,
ausge-
zeichnet. Die geschiedene Mund-
und Afteröffnung des
traubenför-
migen
Magens, liegt in einer
gemeinschaftlichen Grube des Körper-
randes. Alle
sind Zwitter, eine weibliche Eiermasse,
männlicne
Samendrüse,
und eine contractile Blase
sind nach Ehren berg
die
Bestandtheile. An
allen Gattungen ist freiwillige
Selbsttheilung
be-
obachtet. Eine dritte Fortpflanzungsart ist
Knospenbildung. Sie sind
Bewohner des
süssen und des
salzigen Wassers.
Sie zerfallen nach der Bildung des Mundes, der
entweder ring-
förmig oder spiralförmig ist, in
zwei Abtheilungen, und der Körper
jeder Abtheilung
ist entweder ungepanzert
oder
gepanzert.
Die
ringmundigcn ungepanzerten
haben meit einen
glockenför-
migen
oder halbkugeligen Leib, und bilden die
Familie der
Glocken-
thierchen
(Vorficellineae),
und sind in Folge einer
unvollkommenen
Selbsttheilung
oft strauch- oder
baumartig verzweigt, oder
Einzel-
thiere,
frei oder angeheftet.
Eine merkwürdige Wiederholung der
Glockenthierchen in
der
Totalform
bilden in der
Classe der
Zoocorallien die erst
kürzlich
an den Küsten von Norwegen und
Schottland entdeckten
Gattungen
Pedicellina
S a r s und
Forbesza
Goodsir
i).
Der Körper in bei-
den Gattungen ist
glockenförmig, der Rand statt Wimpern mit
zurück-
ziehbaren Fühlern bekränzt, und
mittelst eines geraden oder spiral-
förmigen Stieles
angeheftet. Der Stiel der
Forbesiaformosa
erreicht
die Länge von S
Zoll, bei einer Länge
des Körpers von l und der
Breite von
^ Zoll.
Die ringmündigen, gepanzerten, haben einen
glockenförmigen,
trichterförmigen seltner
cylindrischen, gestielten oder ungestielten
Leib, und
bilden die Familie der
Panzerglockenthierchen
(Ophry-
dineae).
— In Folge einer vollkommenen Selbsttheilung
des-
i) Goodsir
in:
Annals
of
nat.
bist.
1845, XV. —
Forbesia
formosa, 380,
Tab. XX,
4.
—•
Pedicellina
echinvta
Sars, 381, Tab. XX,
5.
508
Diesing.
Körpers, aber unvollkommener des Panzers,
bildet eine Gattung
ein
kugliges
gemeinschaftiches
Gehäuse
(synoecesium); die
übrigen
sind
Einzelthiere
, frei oder
angeheftet.
Nach einer wiederholten
Untersuchung des Baues von
Ophrydium
versaue
glaube ich richtig beobachtet zu haben,
dass das
kugelför-
mige
gemeinschaftliche Gehäuse aus langgestreckten
gallertartigen
Röhren besteht, welche an der
Oberfläche mit stumpfer
fünfeckiger
Öffnung münden; in diesen
Röhren befinden sich die von einem
ge-
meinschaftlichen Panzer eingeschlossenen
Thierehen, die an der
Aus-
imlndung
zu l—2 eingebettet liegen, und durch die grünliche
Färbung
leicht erkenntlich sind.
Die spiralmündigen, ungepanzerten
Anopisthien sind meist
trich-
terförmig,
ungeschwänzt und stiellos, frei oder am Grunde
durch
eine Art Saugnapf angeheftet; die schwingenden
Randwimpern län-
ger als die auf der ganzen
Oberfläche des Körpers
vertheilten.
Sie
bilden die
Familie der
Trompetenthierchen
(Stentorineae). In
Folge
einer vollkommenen Selbstheilung sind sie
Einzelthiere.
Die letzte noch nicht völlig ermittelte
Familie bilden die
Pan-
zertrompetenthiere
(Scyphidieae). Sie
ist auf eine von
Herrn
Dujardin
aufgestellte neue Gattung
Scyphidia
begründet, die
nur
in der richtigen Voraussetzung einer
spiralförmigen
Mundöffnung
als solche ihre Anerkennung
findet.
Die vier Familien der Anopisthien sind auf 13
Gattungen und
06 Arten beschränkt, und ihre
geographische Verbreitung ist
in
Europa, Asien,
Afrika und Amerika beobachtet.
Conspectus
familiarum et
generum.
Trfbus
f.
Aspi^OStomae.
Apertura oris
haud
spiralis.
Familia
I.
Vorticellineae. Corpus
lorica
destitutum.
* Corpus
pedicellatum.
7.
Carchesium. Corpora
uniformia. Pedicellus
spiralis ramosus.
II.
Vorticella. Corpora
umforme. Pedicellus spiralis
simplex,
Foraminifera
monostegia.
S 09
III.
Epistylis.
Corpora uniforma.
Pedicellüs rigidus.
IV.
Zoathamnium.
Corpora diversiformia.
Pedicellüs
spiralis.
F.
Opercularia.
Corpora diversiformia,
opereulata.
Pedicellüs
rigidus.
** Corpus
haud
pedicellatum.
VI.
ürocentrum. Corpus
caudatum.
VII.
Trichodina. Corpus
ecaudatum.
Familia
II»
Ophrydineae. Corpus
loricatum.
* Aüimaleula in
synoecesium
consooiata.
VIII
Ophrydium. Corpus
pedicello
destitutum.
**
Animaloula in synoeoesium
haud
oonsociata.
JX
Tintinnus. Corpus
intra loricam
haud stipitatam,
pedi-
cellatum.
X
Cothurnia. Corpus
intra loricam haud
stipitatam, pedicello
destitutum.
XL
Vaginicola. Corpus
intra loricam
stipitata®, pedicello
destitutum.
T^fbus
SS.
Spivo8tomae.
Apertura
oris
spiralis.
Familia
IBI»
Stentorineae.
Corpus haud
loricafuna.
XII.
Stentor. Corpus
pedicello desiitutunn
ecaudatum.
Familia
IV«
Scyphi<lieae.
Corpus
loricatum.
XIII.
Scyphidia. Corpus
pedieello destitutum,
eeaudatiMß.
BI&YOZOA«
ANOP1STHIA.
(Polygastrica
anopisthia.)
ESRENBERG.
a
'orpus
molle,
hemisphaericum,
campanulatum,
subcylindricum,
auf
infuadibuliforme,
limbo
eilüs
vibrantibus
eoronato; loricatum
auf
loriea
destitutum. —
Tracfw
intestincdis
racemoso
ramosu&
ramis
apice
bulloso inflati»
(veatriedi
Ekrenberff):,
uvaeformis.
Oris
anigue
apertura
discretae in
fovea
eammttni
marginis
sinus
froütalis
810
Diesing.
locatae;
ore
spirali
auf
non
spirali.—Animaicula
utplurimum
micro-
scopica
plura
juncta
auf
solitaria,
affixa
aut
libera.
Aquarum
dulcium
et
maris
incolae.
TribU8
!•
ASpi^OStomae.
Apertura oris
haud
spiralis.
Faniilia
I«
Vorticellineae EHRENBERG ex
parte.
Corpus campanulatum
limbo ciliato,
caudatum auf
ecaudatum,
pedi-
cellatum aut
pedicello destitutum; haud
loricatum. Apertura
oris non
spiralis. — Animaicula
imperfecta divisione
spontanea
fruticulosa
soepe socialia aut
solitaria, affixa aut libera.
Vorticella Ehrenberg:
Infusionsthierchen
(exctus.
gen.Sfentor)
259—26l»—
Dujardin:
üist.
nai
des
Zoophyt.
(Infus.)
532—538.
l.
Cavchesium
EHRENBERO.
Sertularia,
Isis et
Vorticella
Linne,
-—
Brachionus
Pallas.
—
Campanella
Goldfuss.
Corpus umforme —
campanulatum, limbo
ciliato; prima
aetate
spontanea et
imperfecta divisione
longitudinali
pedicellatum,
pedicello
in spiram subito
flexilem
ramoso,
post
primam
divi-
sionem
spontaneam
solufum
solitarium
liberum.
Gemmiparae.—
(Vorticella
fruticulosa^
l.
Carchesium
polypinum
EHRENBERG.
Corpus
conico—campanulatum,
album,
sursum
late
truncatum
limbo
fromm\o..Fruticulus
subumbellatus.—Longit.corp.i/^—±/^".
Carchesium
polypinum
Ehrenberg:
Infusionsth.
278.
Tab.
XXVI. 5. —
Hies8:
Beitr.
».
Fauna
d.
Infus.
36. —
Schmarda
;
Kleine
BeUr.
s.
Naturgesch.
der
Infus.
38.
Vorticella
ramosissima
Dujardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyi
(Infus.) 551.
Tab. IV.
11.
Habitaculum.
In Hollandia
(Leeuwenhoek}
; in
Anglia
(Baker
et
Varley); in
Suecia
(Linne}; m
Dania
(Müller};
in
Gallia
(Bory
de St. Vincent et
Dujardin}
; in
Italia
(Colombo
et
Spalanzani},9
in Bavaria
(Schrank};
in Borussia
(Ehren-
berg);
in Austria
(Czermak,
Riess et
Schmarda}^ in
aqua
dulci,
etiam in
aqua maris
Baltici et
Germanici.
Foraminifera
monostegia.
g H
2.
Carchesiu™
spectabile
EBRENBERG.
Corpus
conico —
campanulatum,
album,
sursum
dilatatum.
Frau-
culus
spectabilis oblique
conicus.—Longit.
frutic. ad
2^.
Der kleine
gesellige,
becherförmige
Afterpolyp
Rösel:
Insectenbelust
IIL
597.
Tab.
XCVIl.
3.
Vorticella
spectabilis Bory
in:
EncycL
meth.
1824.
786.
Carchesium
spectabile
Ehrenberg
in: Bericht d. Berlin.
Akadem..
d.
Wissen-
schaft.
Novemb.
1840.
199.
Hdbitaculum.
Norimbergae
(Rösel).
— Parisiis (Bory
de
St.
Vincent),
— Berolini
(Ehrenberg}.
3.
Carchesium
pygmaeum
EHRENBERG.
Corpus
ovato —
campanulatum, album, sursum
parum
dilatatum.
Fruticulus
parvusbifidus
raro
quinquefidus. —
Longit. corp.yo/".
Carchesinm
pyg'maeum
Ehrenberg
in:
Bericht d. Berlin.
Akad.
d.
Wissensch.
Novemb.
1840.
199.
Habitaculum.
Cyclops
quadricornis,
corporis
superficies,
Berolini
(Ehrenberg).
IS.
Vö^ficella
LINNE
et
EHRENBERG.
Hydra et Vorticella
Linne.
—
Brachionus
Pallas. —
Ecciissa
Moder»
—
Enchelys
Müller.
—
ürceolaria
Lamarcic.
—
Carchesium
Ehrenberg.
Corpus uniforme— campanulatum,
limbo
ciliato; prima
aetate
spon-
tanea
et imperfecta
divisione
longitudinali
pedicellatum,
pedi»
cello
in spiram subito
flexili,
nunquam
ramoso,
post
primam
divisionem
spontaneam
solutum
solitarium
liberum.
Partitio
longitudinalis
v. transversalis ei
gemmipara. —
(Carcheswm
non
fruticulosum).
l.
Vortieella
nebulifera
ML7^£ß.
Corpus conico — campanulatum
limbo prominulo
dilatato,
album,
contractum
annulis
nullis. — Longit.
corp.
i/^—1/24'^
pedi-
cello
corpore 4—S
longiore, 6—10
spiraü.
Vorticella
nebulifera
Müller. —
Ehrenberg
:
Jnfusionsth.
270.
Tab. XXV.
l. —
Riess:
Beifr.
».
Fauna d.
Infw.
S6.
—
Dujardin:
Hist.
nai.
d.
Zoophyt.
(Infus.)
557. —
Schmarda:
Kleine
Beitr.
s.
Naturgesch.
d.
Infus.
38.
HaUtaculum.
Göttingae
(Unger).
— Norimbergae
(Rösel).
—
Hafniae
(Müller). — Parisiis (Bory de St. Vincent).
—
NeapolifCäüöZwO.—Dongolaeet
prope Tor ad Sinai in
Arabia
812
Diesing.
(ffemprich
et Ehrenberg). —
Berolini et
Catharinopoli
(Ehren-
berg).
— Vindobonae,
Aprili —
Augusto
(Czermak, Riess
et
Sehmarda).
2.
Vorticella
citrina
MüLLER.
Corpus
hemisphaerico et
conico
campanulatum
limbo patente,
citri-
num,
contractum
annulis
nullis. —
Longit.
corpor.
1/^—i/^",
pedicello
corpore 3—4 longiore.
Vorticella citrina
Müller.
—
Ehrenberg:
Infusionsth.
271.
Tab.
XXV.
2.
—
Riess
:
Beitr.
z.
Fauna
d.
Infus.
36.
—
DuJardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
555.
Tab. XVI. bis. Fig. l. —
Sehmarda:
Kleine
Beiir.
a..
Naturgesch.
d. Infus. 38.
Habüaculum.
Hafaiae
(Müller}.—Berolini
interLemnas
(Ehren»
borg).
— Vindobonae, Aprili ad
superficiem
Cyclopis
(Czer-
mak
et Riess)
— Olomutzii,
Augusto
(Sehmarda).
3. Vorlicella
Campanula EHRENBERG.
Corpus hemisphaerico — campanulatum
limbo vix patente,
albo-
coerulescens,
contractum annulis nullis. — Longit.
corpor.
Yio^ pedicello
corpore 6—7 longiore.
Vorticella Campanula Ehrenberg:
Infusionsth.
272.
Tab. XXV. 4. —
Sehmarda:
Kleine Beitr.
a.
Naturyesch.
d.
fnfus.
38.
Vorticella
lunaris
Muller?
—
Dvjardin:
Bist.
nat.
des
Zoophyt.
(fnfus.)
5^.
Tab. XIV. i2.
Uabitaculum.
Hafaiae ?
(Müller).
— Parisiis
?
(Bory de
St
Vincent et
Dujardin).
— Prope
Conegliano in
Italia
(Co-
lombo),
— Berolini
(Ehrenberg).
— Vindobonae
vario
anni
tempore
(Sehmarda}.
4. Vorticella hamata
EHRENBERG.
Corpus
ovatum
utrinque
attenuatum campanulatum,
limbo vix
patente,
hyalinum,
contractum
annulis
nullis; pedicello oblique
affixo
ideoque
hamato.—Longit.
corp.
y^g^, pedicello corpore
paruni
longiore.
Vorticella
hamata Ehrenberg
:
Infusionsth.
273. Tab.
XXV. 5.
—
Sehmarda:
Kleine
Beitr.
%.
Naturgesch.
d. Infus. 38.
Jffabitaculum,
Berolini, Januario et
Junio (Ehrenberg).
— Vindo-
bonae,
Majo
(Sehmarda).
5.
Vorticella
patellina
MüLLER.
Corpus
hemisphaerico—campanulatum, limbo patentissnno
interdum
reflexo,
album, contractum
annulis nullis.
— Longit.
corpor.
y^'»
pedieello corpore
6—7 longiore.
Foramimfera
monostegia.
^11
Vorticella
patellina
Müller.
—
Ehrenberg!
Infusianstk.
-875.
Tab.
XXVI.
Z.
-—
Riess:
Beitr.
z. Fauna d. Infus. 56.
Habitaculum.
Hafniae
(Müller}.
— Berolini
(Ehrenberg).
Vindo-
bonae
(Czermak et
Riess).
6. Vorticella pieta
EüRENBERG.
Corpus
ovato —
conicum
campanulatum,
limbo
parum patente,
hya-
lino—
album,
contractum
anmdis
nullis; pedicello
subtilissime
rubro
punctato.—Longit.
corpor.
i/^—y^, pedicello
corpore
4—S
longiore.
Vorticella
picta
Ehrenberg:
Infusionsth.
275.
Tab.
XXVI. 4. —
Dujardin
:
Hist.
nat. des
Zoophyi.
(Infus.)
560.
Habitaculum.
Berolini ad Salviniam
natantem
(Ehrenberg).
7. Vorticella
Convallaria
LINNE.
Corpus
ovato — conicum
campanulatum, limbo parum patente,
hya-
lino
— album, contractum
annulatum. —
Longit. corpor.
i/^
—
Vzo^"
pedicello corpore S—6 longiore.
Vorticella
Convallaria
Linn4.
—
Ehrenberg
:
Infusionsth.
574. Tab.
XXVI.
3. —
Riess:
ßeitr.
».
Fauna
d.
Infus.
36.
Vorticella
infusionum
Dujardin?
titst
naf.
des
Zoophyt.
(Infus.)
558.
Tab. XVI. 5 et
9.
Bäbitaculum.
Per totam
Europam et in
Sibiria
Asiatica
observatum.
8. Vorticella
microstonia
EHRENBERG.
Corpus
ovatum
utrinque
angustatum campanulatum,
limbo
haud
patente,
cinereo —album,
contractum
annulatum.—Longit.
corpor.
y^s—\/wf\
pedicello corpore S—6 longiore.
Vorlicella
microstoma
Ehrenberg:
Infusionsth.
272.
Tab.
XXV. 3.
—
Itiess:
BeUr.
s. Fauna d. Infus. 86. —
Sehmarda:
Kleine
Beitr.
».
Naturgesch.
d.
Infus.
S8.
Habitaculum.
Landshutae (Schrank).
— Berolini et ad
Ural
(Ehrenberg').
— Vindobonae,
Aprili et
Septembri
(Czermak
et
Riess ; in
infusionibus
putridis
Sehmarda).
9.
Vortieella
chlorostigma
EHRENBERG.
Corpus ovato—conicum
campanulatum, limbo patente,
ovario
viridi.
contractum
annulatum —Longit. corpor.
\/^1,
pedicello corpore
4—S
longiore.
Vorticella
fasciculata
Müller?
—
Dujardin i
Bist. nat. des
Zoophyt.
(Infus.)
555.
Vorticella
chlorostig-ma
Ehrenberg:
Infuslönstti.
273. Tab.
XXVL l.
'*-
Riess
:
Beitrag,
ss. Fauna d.
Infus.
26. -
Sehmarda
i Kleine
Beitr.
s.
Naiurgesch.
d. Infus. 28.
Sitzb. d.
mathem.-naturw.
Cl. I.
Bd.
33
514
Diesing.
Habitaculum.
Hafniae? (Müller).
— Parisiis?
(Bory de St
Vin-
cent).
— Berolini
(Ehrenberg).
— Vindobonae,
Julio
et
Octobri
(Czermak^
Riess et
Schmarda).
SMS.
Epistylis EHRENBERG.
Hydra et
Vorticella
Linne.
—
Volvox?
Muller. —
Brachionus
Pallas. —
Campanella
Goldfuss.
— Myrtylina et
Digitalina
Bory.
Corpus
uniforme—campanulatum
limbo ciliato,
prima aetate
spon-
tanea
et imperfecta
divisione
longitudinali
pedicellatum,
pedi-
cello
rigido
simplici
aut
ramoso,
continuo
auf
articulato,
post
primam
divisionem
spontaneam
solutum,
solitariuniy
liberum.
Gemmipara.
* Pedicellus
articulatus.
1.
Epistylis
Cialea
EHRENBERG.
Corpus
conico —
campanulatum,
plicatile
,
hyalinum
, limbo
haud
patente,
ore
laterali
rostrato.
Pedicellus
fruticulosus
crassus
articulatus.
— Longit.
corpor.
i/^f',
fruticulus
2'//
longus.
Epistylis
Galea Ehrenberg
:
Infusionsth.
280. Tab. XXVII. l. — Riess
:
Beiir.
2. Fauna
d.
Infus. 36.
—
Dujardin:
Hist.
nai, des
Zfoophyt,
(Infus.)
542.
—
Sehmarda:
Kleine
BeUr.
».
Naturgesch. d.
Infus. 38.
Habitaculum.
Berolini, Augusto ad
Ceratophyllum
(Ehrenberg).
Vindobonae
Aprili et
Junio
(Czermak,
Riess et
Sehmarda).
2.
Epistylis
leueoa EHRENBERG.
Corpus
late campanulatum, limbo
haud patente, hyalinum
ovulis
albis.
Pedicellus erectus
minus strictus,
ramosus,
sursum
breve
articulatus.
— Longit. corpor.
\|^—Vio^
fruticulus ad
^ft
longus.
Epistylis
leucoa
Ehrenberg:
Infusionsth.
283. Tab.
XXVIll.
3. — Du-
jardin
;
Hist.
nat.
d.
Zoophyt.
(Infus.) 541.
Habitaculum. Hafniae? (Müller).
— Berolini,
Januario
(Ehren-
berg).
3.
Epistylis
berberiformis
EHRENBERG.
Corpus
oblongum
cylindrico —
campanulatum,
album.
Pedicellus
dichotomus
articulatus striatus
sursum incrassatus.
— Longit.....
Der
berbersbeerartige
Afterpolyp
Rösel:
Insectenbelu&t.
III.
ßi3.
*
Tab. XCIX.
Epistylis
berberifonnis
Ehrenberg
in:
Bericht d.
Berlin.
Akadem.
d.
Wissensch.
1840.
99.
Foraminifera
monostegia.
S l 5
Habitaculum^
Hydroporus Hallensis
(Rösel)^ —
Cybister
Roeselii,
corporis
superficies, Berolini
(Ehrenberg).
4. Epistylis
Lernearum
KOLLAR.
Corpus longe
— campaaulatum,
limbo patente, ovulis
viridibus.
Pe-
diceZIus
dichotome fastigiatus,
articulatus.—Longit.
frutm^^.
Epistylis Lernearum
Kollar
in:
Tr'eitschke'>s
naturhist.
Bildersaal
IV.5'7.
Tab.
CCXCVI.
15,
a,
6, c.
Habitaculum.
Tracheliastes
polycolpus, corporis
superficies
Vindo-
bonae
(Kollar).
^
Pedicellus non
articulatus.
5. Epistylis
Anastatica EHRENBERG.
Corpus
conicum v.
subglobose
campanulatum, limbo
prominulo,
hyalinum.
Pedicellus
dichotome fastigiatus
continuus.—Longit.
corpor.
ad
1/^,
frutic.
Vis—Vs^
longus.
Epistylis
Anastatica
Ehrcnberg:
Infusionsth.
281.
Tat.
XXVII.
2. —
Riess
:
Beitr.
s,.
Fauna,
<L
Infus. 36. —
Dujardin:
Bist
nat.
des
Zoophyi.
(Infus.)
639.
—
Schmdrda:
Kleine Beitr.
».
Naturgesetz
d.
Infus.
S8.
Habitaculwn.
Hafaiae
(Muller).
— Prope
Conegliano
iu
Italia
(Colo^ibo).
— Parisiis
(Bory
de St.
Vincent).
—
Berolini
(Ehrenberg).
— Vindobonae ad
plantas
aquaticas et ad
Cru-
stacea
minora,
Majo
(Czermak
et
Riess).
— Venetiis
ad
Zosteram
marinam et
Ceramium
(Schmarda).
6.
Bpistylis
plieatilis
EHRENBERG
Corpus
elongatum,
conico campanulatum,
limb o
vix patente,
trans-
verse
plicatilc,
flavicans.
Pedicellus
dichotomus
soepe
corym-
bosus
continuus. —Longit. corpor.
y^—Vis^»
fruticulus
ad
l
V^
longus.
Epistylis
plicalilis
Ehrenberg:
Infusionsth.
282. Tab. XXVIII. i. —
Dujardin:
SIist.
nat. des
Zoophyt.
(Infus.) 542.
Ta6.
XVL
Us.
4.
Habitaculum.
Hafniae
(MüHer).
— Berolini
(Ehrenberg).
7.>
Epistylis
^randis
EHRENBBRG.
Corpus
late
campanulatum, limbo vix
patente, albocoeruleum.
Pedi-
cellus
decumbens
tenuis laxe
ramosus,
latissime
caespitosus
continuus.
— LongiL corpor.
Via—\/^fl
-
Epistylis
grandis
Ehrenf>erg:
Infusionsth.
282. Tab.
XXVII.
S.
^Dujardin
:
Hist.
nat.
d.
Zoophyt.
(Infus.)
5^1.
Bahitaculwn.
Berolini ad radices
Ceratophyllarum et
Nymphaearum
(Ehrenberg).
33*
816
Diesing.
8.
Epistylis
Digitalis EHRENBERG.
Corpus
subcylindricum
campanulatum,
limbo
haud patente,
hyalinum.
Pedicellus
dichotome
fastigiatus
subtiliter
annulatus,
continuus.
—
Longit.
corpor.
V^—Vao^
truticulus,
y^
longus.
Epistylis
digitalis
Ehrenberg:
Tnfusionsih.
283.
Tab.
XXVIII. 4 et
L.
7.
—
Dujardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyf.
(Infus.)
J44.
Häbitaculum.
Norimbergae
(Rösel).—Hafniae
(Muller).
Lands-
hutae
(Schrank}.
— Parisüs?
(Bory de
St. Vincent).
—
Berolini ad
Cyclopem
quadricornem
(Ehrenberg).
9. Epistylis
Botrytis
EHRENBERG.
Corpus
ovatum campanulatum, limbo
haud patente, album.
Pedi-
cellus
simplex continuus,
corpusculis
apice in
capitulum
acer-
yatis.
— Longit. corpor.
Vaoo^
fruticulus
±)^11
longus.
Epistylis
Botrytis Ehrenberg:
Infusionsth.
28^.
Tab.
XXVIL
4. —
Riessi
Beitr.
%.
Fauna,
d.
Infus. 86.
Häbitaculum.
Landshutae (Schrank).
— Parisiis
(Bory de
St.
Vincent).
— Berolini ad
Ceratophyllum
(Ehrenberg). —
Vin-
dobonae,
Majo
(Czermak et
Riess).
10. Epistylis
Arabica
EHRENBERG.
Corpus ovatum, campanulatum,
limbo haud patente, hyalinum.
Peäi»
cellus
parce
ramosus continuus. —
Longit. corpor.
i/^—\/^"1
fruticul. 1/1
^lf
longus.
Epistylis
arahica
Ehrenberg:
JnfusionsiJi.
285. Tab. XXVII.
7.
Habitaculwn.
Prope
Tor in
mari
rubro
(ffemprich
et Ehrenberg).
11. Epistylis Barba
EHRENBERG.
Corpus ovato —
obtongum, campanulatum, album.
Pedicellus
crassus
dichotomus, longitudine
striatus. — Longit. ....
Trembley
in
Act.
angl.
XLUI.
171.
Tab. XI.
5—7.
(bonae).
Der
mispelförmige
Afterpolyp
Rösel:
Insectenbelust.
HI. 614.
Tob
C.
(minus
bonae}.
Vorticella
acinosa
Schrank in:
Naiurf.
XXVII. 26. Tab.
JJJ.
10—
<5.
Epistylis
Barba Ehrenberg in:
Bericht
d. Berlin.
Akad.
d.
Wissenschaften.
1840.
199.
HabitacuJum.
Londini (Trembley).
— Norimbergae (Rösel).
—
Straliomys
Chamaeleon
sub
annulo
primo
larvae
(Schrank);
ad
barbam larvae, Berolini
(Ehrenherg).
12. Epistylis
flavicans EHRENBERG.
Corpus late campanulatum,
limbo haud patente, ovulis
flavicantibus.
Pedicellus dichotomus
strictus continuus, ramis
coarctatis ad
Foraminifera
monostegia.
517
axillas
dilatatis. — Longit.
corpor. ad Vi/",
fruticulus ad
1</^
longus.
Epistylis
flavicans
Ehrenberg:
Infusionsth.
282.
T<tb.XXVTlL
(exclus.
synon.}.
—
Dtijardin:
Hist.
nat.
a.
Zoophyt.
(Infus.)
540.
Habitaculum. Berolini ad
Lemnas et
Ceratophyllum
(Ehrenberg).
13. Epistylis
euehlora EHRENBERG.
Corpus oblongum
campanulatum, limbo
parum patente,
ovulis
viridibus.
Pedicellus dichotonae
fastigiatus. — Longit.
fruti-
culi
y.
Epistylis
euehlora
Ehrenberg in:
Bericht
d.
Berlin.
Akad.
der
Wissensch.
i840.
200.
Habitaculum.
PIanorbis corneus,
superjScies, Berolini (Ehrenberg.)
14. Epistylis
pavonina
EHRENBERG,
Corpus
maximum galeatum,
ore producto.
Pedicellus
longissimus
dichotomus
striatus hinc
Iridis colore
falgens. — Longit.
fruti-
culi ad
4'".
Epistylis pavonina
Ehrenherg
in: Bericht
a.
Berlin.
Akad.
d.
Wissens
ch
WO.
200.
Habitaculum. Berolini
(Ehrenberg).
Species
inquirendae.
<c
15. Epistylis
nutans
EHRENBERG.
Corpus
ovatum,
utrinque
attenuatum,
annulatum,
hyalinum,
ore
distinctius
bilabiale
,
lobis
prominulis.
Pedicellus
dichotome
fraticulosus
annulatus,
continuus.—Longit.
corpor. ad
\/^11,
fruticulus
%—y^
longus.
Epistylis?
natans
Ehrenherg:
Infusionsth.
284.
Tab. XXIX.
i. —
Dujardin:
Bist.
nai.
d.
Zoophyt.
(Infus.)
J44.
Habitaculum. Ad
plantas
aquaticas,
omni
anni
tempere,
Berolini
(Ehrenberg).
16. Epistylis
parasitica
EBRENBERG.
Corpus
conico —
campanulatum,
solitarium terminale,
hyalinum
(limbo
non
ciliato).
Pedicellus simplex
strictus continuus.
—
Longit. corpor.
V^
pedicellus
Vto—Vs^'
Epistylis?
parasitica Ehrenberg:
Infusionst/i.
285. Tab.
XXVJI.
6.
Habitaculum.
Prope
Sues in
mari
rubro ad
Zoobotryon
pellucidum
(Hemprich
et
Ehrenberg).
418 D
i e s i
n
g.
IV.
Xoofhamnium
EHRENBERG.
Vorticella
Linne.
—
Brachionus
Pallas.
—
Zoothamnia
et
Dendrella
Bory.
—
Zoodadiam
Hemprieh
et
Ehrender
g.
Corpus
diversiforme —
campanulatum,
limbo
ciliato, prima
aetate
spontanea
et imperfecta
divisione
pedicellatum,
pedicello
musculo
interno in
spiram
flexili
ramoso,
post
primam
divi-
sionem
spontaneam
solutum,
solitarium'liberum.
Gemmipara.
—
(Carchesium
corpusculis
dissimilibus).
1.
Zoothamniiim
Arbuscula
EHRENBERG.
Corpus
longe, et
globose
campanulatum, limbo
haud patente,
hya-
linum.
Pedicellus
simplex
sursum
crassior,
apice
racemoso
umbellatus.
— Longit.
corpor.
\/^1\
fruticulus, ad
V
longus.
Zoothamnium
Arbuscula Ehrenberg:
Infusionsth.
289.
Tab.
XXIX,
2.
Vorticella
Arhu.scu.la
Dujardin:
Sist.
nat.
d.
Zoophyt^
(Infus.)
55S.
Hdbitaculum.
Londeni
(T'rimUey et
Bäcker)
— Gedani
(Eich-
horn),
Conegliano m
Italia
(Colombo).
— Bruxellarum
(Pal-
las).
— Berolini ad
Ceratophyllum
(Ehrenberg).
2.
Zoothamnium
niveum
EHRENBERG.
Corpus
oblonge, et globose
campanulatum, niveum.
Pedunculus
ramosus,
ramis
brevibus
alternis
subverticillatis,
corpusculis
oblongis
ad ramulorum
apices
acervatis,
globosis, m
trunco
sparsis.
— Longit. corpor.
i/iQ"f,
fruticulus
3—^1"
longus.
Zoothamnium niveum
Ehrenberg:
Infusio
nsth.
289.
Tab. XXIX.
S.
Habitaculum.
Ad
insulam
Massauah
in
mari
rubro
(Hemprieh
et
Ehrenberg).
V.
Ope^culavia
GOLDFUSS.
Hydra
et Vorticella
Lmwe. — Brachionus
Pallas. —
Valvaria
Goldfuss.
—
Operculina
Bory.—
Epistylis
Dujardin.
Corpus diversiforme
campanulatum,
operculo
disciformi
margine
ciliato,
pedicello centrali
suffulto
protractili, prima aetate
spon-
tanea et imperfecta divisione pedicellatum,
pedicello
rigido
ramoso, post
primam divisionem
spontaneam solutum
solitarium
liberurn.—
(Epistylis corpusculis
dissimilibus
opercufatis).
l.
Opercularia
articulata GOLDFUSS.
Corpus
ovato
et
elliptice campanulatum,
hyalinum.
Pedicellus
diehotome
ramosus, articulatus.
— Longit. corpor.
Vse^?
fruti-
culus
2—3^
longus.
Foraminifera
monosfegia.
g IQ
Der Afterpolyp mit dem Deckel
Röself
Insectenbelust,
m,
609.
Tab.
XCVIIL
S—6.
Opercularia
articulata
Goldfuss.
— Ehrenberg:
Infusionsth.
287.
Epistylis
Opercularia
Dujardin:
Hist.
not. d.
Zaophyt.
(Infus.)
54-5.
Habitaculum.
Norimbergae
(Rösel).
— Gedani
(Eichhorn),
—
Berolini ad
Dytiscum
marginatum et ad
Hydrophihm
piceum
(Ehrenberg)
et p. a.
yf.
Uyocentvum
NITZSCH.
Cercaria
Müller.
— T
urbinella
Bory,
Corpus
elongatum
subtriquetrum
campanulatum,
limbo
ciliato,
stylo
basilari
excentrico
caudatum,
non
pedicellatum.
Partitio
spon-
tanea
transversalis.
—Animaicula
solitaria
libera.
l. Uroeentrum
Turbo
NITZSCH.
Corpus
triquetrum
ovato—campanulatum,
hyalinum,
stilo
tertiam
corporis
partem
acquante. —
Longit.
i/^—1^4//'.
Uroeentrum
Turbö
NUzsch,
—
Ekrenberg
:
Infusionsth.
268. Tab.
XXIV.
7.
—-
Riess:
Bei fr.
a.
Fauna
d.
fnfusionsth.
36. — Dujardin:
Hisinai.
des
Zioophyt.
(Infus.)
ö32.
—
Schmardai
Kleine
Beitr,
's.
Natur
gesch.
d.
In/us.
37.
Habitctcubivi.
Haftiiae
(Müller).—Berolini,
Aprili—Julio
(Ehren»
borg).
—
Vindobonae,
Aprili et
Decembri
(Czermak,
Riess
et
Schmarda).
VU.
Vrichodina
EHRENBERG.
Volvox
Wilke. —
Cyclidium,
Vorticella et
Trichoda
Müller,
—ürceolaria
Lamarcfc.
•—
üursaria
Bory. —
Nummalella
Carus.
Corpus
conicum
aiit
subcylindricum
urceolatum, limbo ciliato,
ecau-
datum
,
nee pedicellatum. Partitio
ignota. —
Animaicula
soli-
taria
libera.
l.
Trichodina
Pediewlus
ESRENBERG.
Corpus
breve
cylindricam
ureeolatum, limbo ciliato;
uncinis
basi-
laribus
mobilibus
coronatum. — Longit.
corpor.
%8—V^"'
Trichodina
Pediculus
Ehrenterg:
Infusionsih.
266.
Tab.
XXIV.
4.—
Riess:
Beiir.
%.
Fauna d. Infus. 36. —
Schmarda
:
Kleine
Beitr.
2.
Naturgesch.
d^Infus.
37.
ürceolaria
stellina
Dujardin:
Bist,
nat
des
Zoophyt.
(Infus.)
S27.
Tab.
XVI.
2.
520
Diesing.
Habitaculum.
Ad Hydras
varias,
Delphiorum
(Leeuwenhoek).
_
Hagae
(Trembley).
— Norimbergae
(Rösel).
—
Holmiae
(Wilke).
— Hafniae
(Müller). —
Pansiis
(Bory de
St
Vincent); ad
Unionis
Batavi,
liltoralis et
pictorum
ovaria,
Dresdae
(Carus); ad
Anodontae
sp.
ine.
branchia
prope
Ber-
naul in
Sibiria, ad
Hydram
vulgärem et
viridem
Augusto et
ad
Gyrodactylum
coronatum,
branchiis
Cyprini
Carassii
insidentem,
Berolini
(Ehrenberg). —
Vindobonae,
Julie
et
Decembri
(Czermak,
Riess et
Schmarda)..
2. Trichodina
vorax
EHRKNBERG.
Corpus
cylindrico —
conicum
urceolatum,
sursum
convexum,
limbo
ciliato,
retrorsum
attenuatum
obtusum, hyalinum;
uncinis
nullis.
— Longit.
corpor.
\/^".
Trichodina vorax
Ehrenberg:
Infusionsth.
267.
Tab.
XXIV.
6. — Riess:
Beitr.
z.
Fauna
ä.
Infus.
36,
HabitacuJum.
Berolini inter
Confervas
(Ehrenberg).
— Vindo-
bonae,
Aprili et Augusto
(Czerwak et
Riess).
3. Trichodina
Grandinella
EHRENBERG.
Corpus
obconicum v.
subglohosum urceolatum,
limbo ciliato, hya-
linum; uncinis nullis. —
Longit. corpor.
±/^—\/^".
Trichodina
Grandinella Ehrenberg:
Infusionsth.
267. Tab.
XXIV. 6.
•—
Riess:
Beiir.
%. Fauna
d.
Infus.
!f6.
—
Sdimftrda:
Kleine Beltr.
».
Naturgesch.
d. Infus.
37.
Habitaculwn.
Delphiorum?
(Leeuwenhoe/f).
— Parisiis
?
(Job-
lot).—Hafniae?
(MüHer).
— Angelostadi
(Schrank).
—
Berolini,
Petropoli et in
montibus
Altaicis
(Bhrenberg).
—
Vindobonae
(Czermak et
Riess),'
Januario
sub
glacie et
in
salinis
desertis, prope
Scrvolam,
Julio
(Schmarda).
Species
inqnirendac.
4. Triehodina
Acarus
BHRENBJBRG.
Corpus
oblongum compressum,
hyalinum, ciliis
frontalibus 8
validis,
uncinis nullis. — Longit.
^/^rl.
Trichodina
?
Acams
Ehrenberg in
:
Bericht
c(.
Berl.
Akad.
d.
Wissensch.
18^0.
202.
Habitaculuw.
In mari
Boreali
(Ehrenberg).
S. Trichodina
tentaculata
EHRENBERG.
«
Corpus
disciforme hyalinum,
ciliorum
fasciculo
vibrans;
proboscide
stiliformi,
uncinis
nullis. — Longit. corpor.
\/^''.
Foraminifera
monostegia,
521
Trichodina?
tentaeulata
Ehrenberg:
Infusionsih.
266,
Tab.
XXIV.
3.
Habitaculum.
Berolini
inter
Confervas
(Ehrenherg).
Familia II.
Ophrydineae
EBRENSERG.
Corpus
campanulatum,
infundibuliforme,
rarius
subcylmdricum
limbo
ciliato,
ecaudatum,
pedicelktum
aut pedicello
destitutum,
lori-
catum.
Oris
apertura
non
spiralis. —
Animaicula
imperfecta
loricae
divisione in
synoecesium
sybglobosum
associata,
aut
perfecta divisione
solitaria;
affixa aut
libera.
Cplirydina,
Ehrenberg
:
InfusionstJtierehen.
291—292.
yiMf.
f^phrydium
EHRENBERG.
Vorticcila
Müller. —
Linza
Schrank.
—
Coccochloris
Sprengt
—
ürceo-
laria
Lamarck.
— Raphanella et
Ophrydia
Bory.
Corpus
suhcylindricum, limbo
ciliato, versatile,
partitione
spontanea
et perfecta
longitudinali,
loricae gelatinosae
imperfecta
m
synoecesium
globosum
gelatinosum
consociatum,
tandem
soli-
tarium
llberum.
l.
Ophrydium
versatile. EHRENBERG.
Corpus
utrinqne
attenuatum,
laete
viride. Synoecesium
subglo-
bosum
glabmm,
hyalinum,
liberum v.
affixum. —
Longit.
cor-
poris
\/\Q'\
synoecesium
\/^—W
magnum.
Ophrydium
vcrflatile
Ehrenberg:
Infusionsth.
293.
Tab.
XXX. f.
—
Riess
:
Reitr.
's.
Fauna
d.
Infus.
96.
—
Dujardin:
Hist.
naf.
des
Zoophyi.
(Infus.)
529. —
Sckmarda:
Kleine
Beiir.
2?.
Naturgesch.
d.
Infus.
S9.
Habitaculiun.
Hafniac
(Müller).
Angelostadii
(Schrank).—Hallae
(J(fng).
— Berolini (Ehrenberg). —
Vindobonae,
vario
anni
tempore
(Czermak, Riess
et Schmarda);
et plur, a.
loc.
sed
solumodo
in aqua
dulci.
VX.
Tintinnus
SCHRANK.
Trichoda
Müller.
—
Vagülicola
Lamarck
Corpus
cylindricum
auf campanulatum, limbo
ciliato, pedicello
flexili
basilari,
longitudinaliter
sponte
perfecte
dividuum
solitarium.
Lorica
urceolaris
membranacea
non
dividua,
basi affixa
auf
libera non
stipitata.
l.
Tintinnus
inquilinus«
SCHRANK.
Corpus cylindricum basi
rotundatum,
longe
pedieellatum,
hyalmum
v.
flavicans. Lorica
cylindrica basi
rotundata
hyalina.
Longit.
corporis sine
pedicello
1/^
cum pedicello
\/^'t,
loricae
\/^'f.
422
Diesing.
Tintinnus
inquilinus
Schrank.—Ehrenher
g
f
Infusionsfh.
294.
Tab.
XXX.
2.
—
Schmarda;
Kleine
Beitr.
•a.
Naiurgesch.
d.
Infus.
S9.
Vaginicola
inquilina
Lamarck.
—
Dujardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
561. Tab. XVI. bis.
J.
Habitaculum.
Hafaiae
(Müller).
— Kiliae
(Ehrenberg). —
Vindo-
bonae
ad Confervas
horti
botanici,
Junio
(Schmarda).
2.
Tintinnus
subulatus.
EHRENBERG.
Corpus
cylindricum
basi
rotundatum
longe
pedicellatum,
hyalinum.
Lorica
cylindrica
refrorsum longe
subulata,
hyalina. —
Longit
loricae
y^.
Tintinnus
subulatus Ehrenberg:
Infusionsth.
249.
Tab. XXX.
3.
Vaginicola subulata Dujardin:
JIist.
nat. d.
Z/oophyt.
(Infus.)
562.
Habitaculum.
Hafniae?
(Müller).
— Kiliae
(Ehrenberg) in
aqua
marina.
3. Tintinnus
Cothurnia
EHRENBERG.
Corpus hyalinum. Lorica cylindrica obsolete
annulata,
retrorsum
attenuata et
truncata, hyalina. —
Longit. loricae
±/^tf.
Tintinnus
Cothurnia Ehrenberg m: Bericht der
Berl.
Akadem.
d.
Wissensch.
i840.
201.
Habitaculum.
In mari
Baltico
(Ehrenberg).
4. Tintinnus
Campanula
EHRENBERG.
Corpus
hyalinum. Lorica
late
campanulata,
limbo
dilatato,
retrorsum
acuminata.
— Longit. loricae
^/^rf-
Tintinnus
Campanula
Ehrenberg
in:
Bericht
der Berl. Akadem. d.
Wissensch.
1840.
201.
Häbilaculum.
In mari Baltico et
Boreali
(Ehrenberg).
5. Tintinnus
denticulatus
EHRENBERG.
Corpus
.... Lorica cylindrica, hyalina,
punctorum seriebus
obliquis
eleganter
sculpta, limbo
denticulato et
aculeo
postico
termi-
nata. —
Longit. loricae Yis^.
Tintinnus denticulatus
Ehrenherg
in: Bericht d. Berlin.
Akadem.
d. Wissen-
schaffen. 1840.
201.
Habitaculum. In mari Boreali et ad
insulam
Tjörn
(Ehrenberg).
X.
Cofhuynia
EHRENBERG.
Vorticella
Müller. —
Tahularia Schrank.
•—
Folliculma.
Lamarck.
—
Vagi-
nicola,
Bory.
Corpus
obeonicum
auf
infundibuliforme
limbo
ciliato,
longitudinaliter
et
perfecte
sponte
dividuum
solitarium. Lorica
urceolaris
mem-
branacea
non
dividua^
stipite
basilari
rigido
affixa
aut
libera.
Foramini
f
er a
monosiegia.
522
1.
Cothurnia
imherbis
KVSRBNBERG.
Corpus
longe
infundibuliforme
flavicans.
Lorica
subovata
apice
truncata,
breve
stipitata,
hyalina. —Longit.
loricae
\/^".
Vaginicola
folliculina
Bory.
—-
Dujardin:
Hisi
nai.
o.
Zoephyt
(fnfus,)
S64.
Cothurnia
imberbis
E/irenberg:
Infusion&th.
297. Tab.
XXX.
7.
--
Riess:
Beitr.
<s.
Fauna d.
Jnfus.
S6.
Habitaculum.
Lintiae
(Schrank).
— Hafniae
(Müller).
—
Cone-
gliano
in Italia
(Colombo).
— Berolini ad
Cyclopem
quadri-
cornem
(Ehrenberg).
— Vindobonae,
Aprili
(Czermak
et
Riess).
2. Cothurnia
Hafniensis
EHRENBERG.
Corpus
obconicum
flavicans. Lorica
subovata apice truncata,
hyalina,
longe stipitata. —
Longit. loricae sine
stipite
y^,
stipite
plus
quam
duplo
longiore.
Cothurnia
havniensis
Ehrenberg:
Infusionsih.
298,
Tat.
XXX.
9.
Habitaculum.
Hafniae in
aqua
marina
(Ehrenberg).
JCJf.
Vaginicolu
LAMARCK et
EHRENBERG.
Vorticella
Müller. —
Linza et
Tintinnas
Schrank.
— Limnias
Goldfws.
Corpus
infundibaliforme
limbo
ciliato,
longitudinaliter
perfecte
sponte
dividumn,
solitarium. Lorica
urceolaris
membranacea
non
dividua,
stipite basilari
destituta.
l. Va^inieola
crystallina EHRENBERG.
Corpus longe infundibuliforme limbo
parum
patente,
hyalümm,
ovulis
viridibus.
Lorica subclavata
sursum
attenuata
apertura
termi-
naii,
hyalina. — Longit. loricae ad
Vis^-
Vaginicola
crystallina
Ehrenherg:
Infusionsih.
296.
Tab. XXX. 5. — Riess:
BeUr.
's.
Fauna
d.
Infus.
36. —
Dujardin:
Bist.
naf.
des
Zoophyt.
(Infus.)
563.
Tab.
XVI.
bis. G. —
Schmarda:
Kleine
Beitr.
's.
Nafurgeseh.
d.
Infus.
39.
Vaginicola
ovala
Dujardin? Bist.
nai.
des
Zoophyi.
(Infus.)
063.
Tab.
XVI. bis. 7.
Hatitactilum.
Delphiorum
(Leeuwenhoek).
— Gedani
(Eich-
horn).
— Conegliano in
Italia
(Colombo).
— Angelostadii
?
(Schrank).—Berolini
(Ehrenberg). — Vindobonae, Aprili
et
Majo
(Czermak^
Rüss et
Schmarda). —
Parisiis,
Octobri
et
Novembri (Dujardin)
ad plantas
aquaticas. —
Hafniae
io
aqua
marina
(Müller),
524
Diesing.
2. Vaginicola
tincta
EHRENBERG.
Corpus longe
infundibuliforme, limbo
parum patente,
hyalinum.
Lorica
subcylindrica v.
subclavata apertura
terminali
flavo-
fusca. —
Longit. loricae
\/^'1'
Vaginicola
tincta Ehrenberg:
Infusionsth.
296.
Tab.
XXX.
4.—Dujardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyt
(Inftis.)
564.
Habitaculum.
Berolini ad
Zygnema
deciminum, et
radices
Lem-
narum
(Ehrenberg).
3. Vaginicola
deeumbens EHRENBERG.
Corpus longe
infundibuliforme, limbo
parum patente,
hyalinum.
Lorica
ovato
depressa decumbens
apertura semicirculari
supera
(non
terminali),
flavo—fusca.—Longit.
loricae Vg^.
Vag-inicola
decumbens
Ehrenberg
:
Jnfusionsth.
296. Tab. XXX.
6.
— Du-
jardin
:
Hist
nat.
d.
Zoophyt
(Inftis.)
S64.
Habitaculum.
Berolini ad Confervas et
radices Lemnarum,
Julie
(Ehrenberg').
Ohservatio.
Typus fortassis
generis
proprii.
THbus
SS.
Spi^ostomaeß
Apertura oris
spiralis.
Familia
III»
Stentorineae
DIESING.
Corpus infundibuliforme
undique ciliatum,
limbi ciliis
longioribus,
ecaudatum,
non pedicellatum, haud
loricatum. Apertura
oris
spiralis.—Animaicula
solitaria, sessilia v.
libera,
partitione
spontanea
perfecta longitudinali v.
oblique transversali
dividua.
Vorticellina
Ehrenberg
:
Infusionsth.
259—26i
exfturte.
— Dujardin:
Hisi.
nai.
des
Zoophyi
(Infus.)
532
-5S8.
XSS.
Sfenfov
OKEN.
Hydra
Linne.
—
Brachionus
Pallas.
—
Vorticella
Muller. —
Linza
et
EccHssa
Schrank. —
Stentorina
JBory.
—
Tubaria
Thienemann.
Character
familiae etiam generis
unicL
# Corpus
crisfcatam.
l.
Stentor
Wulleri
EHRENBERG.
Corpus
extensum longe
infundibuliforme
recurvatum, limbo
paten-
tissimo,
ciliorum
corona
interrupta, hyalinum.
Crista
lateralis
distincta.
Glandula
mascula
articulata
cateniformis.
Longit.
ad
y^",
contract.
\/^—\/^l\
Foraminifera
monostegia.
g
g
g
Stentor
Mttlleri
Ehr
enterg:
Infusionsth.
262.
Tob,
XXIII.
l.
—
Riess:
Beiir.
%.
Fatma
rf.
Infus.
35.
— Dujardin:
«ist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
522.
Tab.
XVI. l. —
Schmarda:
Kleine
Beitr.
z.
Naturgesch.
d.
Infus.
37 et
52—54.
Tab.
IL
Fig. V. 1—2.
Habitaculum.
In Hollandia
(TremUey).
— Hafniae
(Müller').
Norimbergae
(Rosel).
—
Angelostadü
(Schrank). —
Qued-
linburgi
(Goeze).
— Gedani
(Eichhorn). —
Parisüs
(Bory
de St.
Vincent et
Dujardin).
— Berolini
(Ehrenberg).
—
Vindobonae
(Czermak
et Riess)
;
Majo,
Augusto et
Januario
sub
glacie
(Schmarda).
2. Stentor
Roeselii EHRENBERG.
Corpus
extensum
longe
infandibuliforme
recurvatum,
limbo
patente
cilforum
corona
interrupta,
hyalinum.
Crista
lateralis
distincta.
Glandula
mascula
taeiiiaeformis
praelonga
nee
articulata.
—
Longit.
ad
\/^\
contract.
l/^\
Stentor Roeselii
Ehrenberg:
Jnfusionsth.
263. Tab.
XXIV.
2. — Riess
i
Beitr.
%.
Fauna
d.
Infus,
38. —
Dujardin:
Hist.
nat.
des
Zoophyt.
(Infus.)
523.—Schmardai
Kleine Beitr.
z.
Naturgesch.
d.
Infus. 37.
Sabitaculum.
Berolini, Februario sub
glacie et Julio
(Ehrenberg).
— Vindobonae, Majo
(Czerwak, Riess
et Schmarda).
3. Stentor eaeruleus
EHRENBERG.
Corpus
extensum
longc
infundibuliforme,
recurvatam, limbo
paten-
tissimo,
ciliorum corona
continua,
laete
caeruleum. Crista
late-
ralis
distincta.
Glandula
mascula articulata,
cateniformis.—
Longit.
\|^".
Stentor
caeruleus
Ehrenberg:
Infusionsih.
262. Tab. XXIII. 2.
—
Riess-.
Keitr.
s. Fauna d. Infus.
36:—Dujardin:
Bist.
nat.
des
Zoophyf.
(Snfus.)
523.
—
Schmarda.:
Kleine
Beitr.
z.
Naturgesch.
d. Infus. 37.
Üabüuculum.
In Hollandia
(Trembley).
— Berolini omnl
anni
tempore
(Ehrenberg).
— Vindobonae,
Aprili et
Novembri
(Czermak,
Riess
et Schmarda).
^ Corpus
ecristatum.
4. Stentor
polymorphus
EBRENBERG.
Corpus extensum longe infundibuliforme
recurvatam, limbo
paten-
tissimo,
ciliorum corona interrupta,
laete
viride. Crista
lateralis
nulla.
Glandula mascula articulata
cateniformis.—
Longit. ad
Y^,
contract.
\/^".
\
K
2 6
Diesing.
Foraminifera
monostegia.
Stentor
p&lymorphas
Ehrenberg
;
Infusionsth.
263.
Tab.
XXIV. t. —
Riess
:
Beitr.
äs.
Fauna d.
Infus.
—
Dujardin:
Hist.
na t. des
Zoophyf.
(Infus.}
523. —
Schmor
da:
Kleine Beitr.
s,.
Natur g es
eh.
d. Infus. 37.
Habitaculum. In
Hollandia
(Trembley); —
in Anglia
(Baker);
in
Dania
(Müller); in
Gallia
(Bory de St.
Vincent).
—
Dresdae
(Thienemann).
— Berolini
(Ehrenberg). —
Vindo-
bonae,
Aprili,
Majo et
Augusto
(Czermak et
Riess).,
Decembri
sub
glacie
(Schmarda).
ö.
Stentor
maltiformis
EHRENBERG.
Corpus
extensum
longe
infundibuliforme,
recurvatum
limbo
patente,
ciliorum
corona
continua,
viride
caerulescens.
Crista
lateralis
nulla.
Glandula
mascula
ovalis. —
Longit.
\/^".
VorticellamultiforinisMt^er:
Anima?c.
Infus.262.Tab. XXX VI.
U-23.
Stentor
muHiformis
Ehrenberg in: Bericht d. Berlin.
Akadem.
d.
Wissensch.
WO.
201. — Dujardin:
Hist.
nat.
d.
Zoophyt.
(Infus.)
524.
Habiiaculum.
Hafniae, in
aqua
fluviatili
(Muller); in
mari
Baltico
(Ehrenberg).
6. Stentor
igneus
EHRENBERG.
Corpus
extensum longe infundibuliforme
recurvatum (?)
cilioruin
co-
rona
continua, flavo viride
interdum et
flavo
cinnabarinum.
Crista
lateralis nulla. Glandula mascula
globosa. — Longit.
\/^''.
Stentor
igneus
Ehrenberg
:
Infusionsth.
264. —
Dujardin
:
Hist. nat.
d.
Zoophyt.
(Infus.)
524.
Habitaculum. Berolini ad
folia
Hottoniae
palustris, Aprili et
Majo
(Ehrenberg).
7. Stentor
niger
EHRENBERG.
Corpus extensum
breve infundibuliforme
rectum limbo
vix
patente,
ciliorum corona continua,
(ovulis)
fusco-nigricans.
Crista late-
ralis nulla. Glandula mascula
globosa. — Longit.
\/^''.
Stentor
niger
Ehrenberg:
Infüsionsth.
264.
Tab.
XXJH.
S.—Riess:
Beitr.
z.
Fauna d.
Infus.
36.
-—
Dujardin
:
Hist.
nat. des
Zoophyt.
(Infus.)
524.
•—
Schmarda: Kleine Beitr. z.
Naturgesch»
d. Infus. 37.
Habitaculum. Hafniae et
Pyromontii
(Müller). —
Angelostadii
(Schrank).
— Berolini (Ehrenberg). —
Vindobonae, Majo
et
Septembri
(Czermak^
Riess et Schmarda).
Familia IV.
Seyphidieae«
DIESING.
Corpus
oblongum
urciforme limbo
ciliato,
ecaudatum
non
pedicel-
latum,
loricatum.
Apertura
oris
spiralis
(?). —
Animaicula
solitaria
sessilia.
Partitio
spontanea
ignota.
A. S
ehr
ötter. Analyse des
Mineralwassers zu
Mödling.
527
Xffl.
ScypMdia
DUJARDIN.
Character
familiae
etiam
generis
unici.
l. Scyphidia
rugosa
DUJARDIN.
Corpus
oblongum
retrorsum
attenuatum.
Lorica oblique
striata
reti-
culata.
— Longit.
%/".
Scyphidia
rugosa
Dujardin:
Bist
nat.
d.
'Loophyt
(Infus.)
538.
Tab.
XVI.
4.
Habitaculum.
Parisiis,
Decembri in
aqua
paludosa per
quatuor
menses
cum
plantis
servata
(Dujardin).
Analyse des Mineralwassers zu
Mödling.
Mitgetheilt
vom Prof.
A. S ehr
Otter.
Herr v.
Semianovsky hat schon vor
längerer Zeit im che-
mischen Laboratorium des
polytechnischen
Institutes, unter
meinen
Augen, die Analyse dieses Wassers mit
grosser Sorgfalt
ausgeführt,
die
Bekanntmachung der Resultate ist nur durch zufällige
Umstände
verzögert
worden.
Das
aus dem 12 Klafter tiefen Brunnen gehobene Wasser
zeigte
11
°C., welche
Temperatur nach der Angabe des Herrn Badeinhabers,
Baron
M e rode, in allen
Jahreszeiten constant ist.
Das Wasser ist
vollkommen
färb- und geruchlos,
besitzt einen schwach zusammen-
ziehenden Geschmack, und
hgert nach einiger Ruhe
einen
gelblich-
weissen
Bodensatz ab.
Es enthält freie Kohlensäure,
von Schwefelwasserstoff keine
Spuren.
In den Ausflussröhren bildet sich ein nicht
unbedeutender
roth-
brauner
Absatz, der auf einen
grössern Eisengehalt
schliessen
lässt,
als die im
Laboratorio angestellte
Analyse ergab.
Die unmittelbare Analyse des Wassers gab
folgende Resultate
auf 1O.OOO
Theile Wasser
bezogen.
1. Totalmenge
der Kohlensäure
......==
2,4
2. Totalmenge der Schwefelsäure
.....==
2,74^7
3. Totalmenge des Chlors
........===
O,OT44
4. An
Kieselerde
...........==
0,094
5. Totalmenge des Natrons
........==
O^32SS
g28
A.
Schrotter.
6. Totalmenge des Kalkes
.
.
.
.
.
.
===1,6392
Totalmenge der Magnesia
.....==
1,0803
7. Kalk, Magnesia und Eisen aus dem beim Kochen
entstandenen
Niederschlage:
a) Kalk
.
.
.
==
1,4563
b)
Magnesia .
===
0,0277
c)
Eisenoxydul. ==
0,0360
aus
dem gekochten und
filtrirten
Wasser:
a) Kalk
.
.
.
== 0,2691
b) Magnesia
.
== 1,0465
8. Totalmenge der fixen
Bestandtheile bei
100° C.
getrocknet
==
8^1198,
welche beim schwachen Glühen
O,82TO
verlieren,
wobei kein Entweichen von Salzsäure
stattfindet.
Note. Auf die
übrigen
Bestandtheile, als
Thonerde,
Phosphorsäure und
organische
Materien, die in
höchst geringen
Mengen im
Mineral-
wasser vorhanden sind, wurde keine
Rücksicht genommen. (Die
Salze selbst wurden als
wasserfreie
berechnet.)
Aus diesen Daten
lässt sich die
Analyse folgendermassen
berechnen:
1. Von den beim
Kochen niedergefallenen Salzen hat man an-
zunehmen,
dass sie als
Carbonate vorhanden und
durch freie
Koh-
lensäure
gelöst waren.
a) 1,4563 Kalk entsprechen 2,6005
kohlensaurem Kalke, wel-
cher enthält 1,1442
Kohlensäure.
b)
0^0277 Magnesia
entsprechen 0,0571
kohlensaurer Magnesia.
welche enthält
0,0294
Kohlensäure.
c)
O,O36O Eisenoxydul
entsprechen 0,0585
kohlensaurem
Eisen-
oxydul, welches enthält
0,0225
Kohlensäure.
2. Da die Totalmenge der Kohlensäure als
auch die gebundene
Kohlensäure bekannt
ist, so ergibt sich die
Quantität der freien aus
der Differenz
beider:
Totalmenge der Kohlensäure .....
2,4OOO
Gebundene Kohlensäure an
a) Kalk
.
.
.
==
1,1442
b) Magnesia
.
.
==
0,0294.
c) Eisenoxydul
.
=
0,0225
zusammen ......
1,1961
bleibt freie
Kohlensäure .....
.
1,2039
Analyse des Mineralwassers zu
Mödling.
529
3. Die Schwefelsäure verbinden wir zuerst mit Kalk
und
Magnesia, den Rest der Schwefelsäure aber mit
Natron:
a) Im gekochten Wasser sind enthalten
0,2691 Kalk, dieser
bindet
0,3844 Schwefelsäure zu O,6S35
schwefelsaurem
Kalk.
b) Im gekochten Wasser sind
enthalten 1,0468 Magnesia,
diese
bindet 2,0222 Schwefelsäure zu 3,0687
schwefelsaurer Mag-
nesia.
c) Totalmenge der
Schwefelsäure .... 2,7457
Davon sind gebunden an
Kalk ....==
0,3844
Magnesia ...===
2,0222
zusammen ..... 2,4066
Rest ....... 0,3391
Dieser Rest bindet 0,2645 Natron zu 0,6036 schwefel-
saurem
Natron.
4. Alles übrige Natron ist offenbar an Chlor
gebunden.
Totalmenge des Natrons ........
0,3255
Davon ist gebunden an
Schwefelsäure ....... 0,2645
Rest ...... O,O61O
Diesem Reste entsprechen O,O4S4
Natrium, welches 0,0692
Chlor zu 0,1146
Chlornatrium bindet.
Resultat der Analyse.
1O.OOO Theile des Wassers
enthalten:
Kohlensauren Kalk ...===
2,6005
Kohlensaures
Eisenoxydul .
== 0,0585
Kohlensaure Magnesia
. .
== 0^0294
Kieselerde
...... == 0,0940
Schwefelsaure Magnesia ==
3,0687
Schwefelsaures Natron .
. ==
0,6036
Schwefelsauren Kalk
. .
== 0,6535
Chlornatrmm
. .
. •
.
===0,1146
Glühverlust
....== 0,8270
Summe
.
.
==
8,0498
Sitzb.
d.
mathem.-.natunv.
Cl, I. Bd.
34
g30
Haidinger.
. An freier Kohlensäure
== 3-0,63
Par. Cub. Zoll. Diese
wurde
an der Quelle bestimmt.
Berechnet man diese Resultate auf 16 Unzen des
Mödlinger
Mineralwassers, so ergibt sich Folgendes;
Kohlensaurer Kalk ...===
1,99718 Grane
Kohlensaures Eisenoxydul
. ===
0,04493
Kohlensaure Magnesia .
. === O,O22S8
„
Kieselerde
......== 0,07219'
„
Schwefelsaurer Kalk ...===
O.SO189
„
Schwefelsaure
Magnesia.
. ==
2,38676
„
Schwefelsaures Natron
.
. ==
O,463S6
Kochsalz
.....=== O.O88O1
Summe der feuerfesten Bestandtheile
== S,S471O Grane.
An
freier Kohlensäure enthält es 1,8614 W. Cub. Zoll.
Das
wirkl. Mitglied, Herr
Regierungsrath P.
Marian
Koller,
gibt nach einem Schreiben des Astronomen P.
Augustin Reslhuber
zu
Kremsmünster einige vorläufige Nachrichten über das dort
am
18.
October gesehene sehr
schöne Nordlicht und die während des-
selben an
beiden Magnetometern bemerkten bedeutenden
Störungen.
Herr
Sternwarte-Director
Reslhuber behält sich vor, über
sämmt-
liche
bei dieser Gelegenheit angestellten Beobachtungen einen
aus-
fuhrlichen Bericht einzusenden.
Herr
Bergrath Haidinger richtet
an die Classe
folgende
Worte:
Ich sehe mich im Interesse unserer Wissenschaft
veranlasst,
noch einmal
auf das Schreiben von Herrn v.
Morlot, dessen
ich
vorhin erwähnte,
zurückzukommen. Eine
weitere Stelle desselben
ist mir eine
Mahnung, das s es jetzt an
der Zeit sei, der
hochverehr-
ten
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe einen Antrag vor-
zulegen, und sie
um günstige Aufnahme
desselben
zu bitten.
Er
bezieht sich auf die
Unterstützung von
Arbeiten zu dem Zwecke, um
in unserem
chemischen Laboratorium
diejenigen Vorgänge nachzu-
ahmen, von
welchen man annehmen darf,
dass sie bei der
Gebirgs-
Antrag bezüglich der Versuche von
Morlot 531
Schichten-Bildung
thätig gewesen
sind, die
man aber bis jetzt
noch
nicht auf einem unmittelbaren Wege bewiesen hat, und
wobei also
noch Manches als noch rein der Theorie
angehörig betrachtet wird.
Theoretische Ansichten
gingen dem ersten Versuch zur
künstlichen
Darstellung des Dolomites voraus, den
ich mit Wo
hie r im
Jahre
1843 begann. Herr v. Morlot war es, der den Versuch
vor zwei
Jahren glänzend durchführte, aber nur
noch in der Gestalt von Pul-
ver. Es handelt sich jetzt
darum, nicht nur die chemische Substanz
hervorzubringen,
sondern auch dem
mechanischen
Aggregatzustand
der
eigenthümlichen
Structur des
Fels-Dolomites sich
möglichst
zu
nähern, mit seinen zahlreichen
Drusenöffnungen, von
kleinen
Krystal-
len
der Rhomboederform
umgeben. Um dies
hervorzubringen, müssen
Apparate ersonnen und
ausgeführt werden, bei welchen die helfende
Hand der
Akademie die Kraft der Vollendung geben würde. An
den
einen Versuch würden sich so manche andere
ungesucht
anschlies-
sen,
so dass man auf einen
nicht unwichtigen Beitrag
zur Vermeh-
rung unserer
Kenntniss des
Verhaltens der
natürlichen
Körper
unter
Bedingungen,
welchen sie noch nicht
absichtlich ausgesetzt
worden
sind,
mit Sicherheit zählen
konnte.
Am nächsten würden sie sich aber auf
die Metamorphose
der
Gebirgsschichten
beziehen, jenen noch immer
dunkeln
Theil
der
wissenschaftlichen
Geologie, in welchem
indessen es gerade jetzt an
der Zeit scheint an der
Leuchte chemischer Wissenschaft die
Pfade
aufzuhellen,
auf welchen es
möglich sein wird, tiefer in die
Mannigfal-
tigkeit
der Erscheinungen
einzudringen, die
aicbts desto
weniger
nur immer Bestätigungen der ewig
unwandelbaren Naturgesetze
sein
können.
Ich bitte daher die hochverehrte
Classe um
freundliche
Auf-
nahme und Genehmigung
folgenden
Antrages:
Die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften bewilligt
die
Summe von 3OO
fl.
C. M. ihrem
wirkliehen
Mitglieds W.
Hai-
dinger, zu
Händen des Herrn v.
Morlot, für chemische Ver-
suche zur
Erläuterung- der Theorie der Bildung von
Gebirgs-
gesteinen.
Die
Classe erklärt ihre
Geneigtheit,
diesen Antrag bei
der
Gesammtakadcmie zu
unterstützen, drückt jedoch den
Wunsch
aus,
34
<t
g33
Kreil.
Geogr.
Längenbestimmung
über die beabsichtigten Versuche vorher
nähere Andeutungen zu
erhalten. Herr
Bergrath sagt zu, sich
hier.wegenmit Herrn v.
Morlot
in das
Einvernehmen setzen zu wollen.
Über den von Herrn Prof.
Schroffer
ausgesprochenen
Wunsch während des Winters eine
wissenschaftliche Reise nach
England unternehmen zu
wollen, beschliesst die
Classe sich bei
der
Gesammtakademie um
eine Unterstützung
hiezu von
1OOO
fl.
C.
M.
zu verwenden, welche in der Folge auch bewilliget
wurde.
Sitzung vom 30. November 1848.
Von dem
wirkl. Mitgl. Hrn.
üniversitäts-Sternwarte-Director
Carl
Kreil zu Prag, ist nachstehender Aufsatz
eingegangen:
Be-
stimmung einiger Längenunterschiede mittelst
des
elektro-magnetischen
Telegraphen.
Die Benützung der an den
Staatseisenbahnen errichteten Tele-
graphen, um
Längenunterschiede zu messen, wurde von Herrn B a
um-
gart n er,
Vicepräsidenten
derkais. Akademie, in
Anregung gebracht,
welcher mich auch
aufforderte, diese
Messungen anzustellen.
Ich entsprach um so lieber einer solchen
Aufforderung, da eine
wiederholte Bestimmung dieses
Elementes für unsere Sternwarte
selbst
wünschenswerth war
und ich hoffen durfte, auch auf
meinen
Reisen
an Orte zu kommen, wo ich dieses Verfahren, wenn es
sich,
wie zu erwarten war, bewähren sollte, in
Anwendung bringen könnte.
Ich wendete mich an Herrn
Kunes, Assistenten an der
Wiener
Sternwarte, dessen Eifer ich aus seinen
Dienstleistungen an unserer
Anstalt kannte, mit dem
Ersuchen, die Aufzeichnungen im Bahnhofe
zu Wien
übernehmen zu wollen, wozu er sich auch sogleich
bereit
erklärte.
Bei dem zu unserem Zwecke
anzuwendenden Verfahren
handelte
es sich vor allem darum, unter den
mannigfaltigen
Erscheinungen,
welche
das Telegraphiren darbietet, jene auszuwählen,
welche
einen hinlänglich starken und
augenblicklichen Eindruck auf Gesicht
oder Gehör
hervorbringen. Für den Beobachter, der den
Zeitpunkt,
mittelst des
elektro-magnetischen
Telegraphen,
g 33
in welchem die gegebenen Zeichen eintreten,
anzumerken hat, war
unstreitig das Anschlagen des Hammers
an die Glocke die günstigste
Erscheinung, weil hier
beide Sinne sich vereinigen, die Wahrnehmun-
gen zu
schärfen. Für den Zeichengeber, der bei einem
bestimmten
Schlage seines Chronometers eine Erscheinung
eintreten lassen soll,
war dies nicht der
Fall, weil er dieses
Anschlagen viel weniger in
seiner Gewalt hat, als die
erste Bewegung des Magnetes durch An-
drücken der
Tasten. Für ihn schien es daher
zweckmässiger
zu
sein, ein rasches Andrücken der Tasten für
den Zeitpunkt des ge-
gebenen Zeichens zu wählen.
"*
Hiebei war es
nöthig zu
untersuchen, ob der Zeitraum, der zwi-
schen dem
Niederdrücken der Taste und dem Anfange der
Bewegung
der
Nadel verstreiche messbar
sei oder nicht; denn da der Beobachter
nur aus dem
Anfange der Bewegung seines Magnetes das Zeichen
erkennt,
so würde er, auch wenn er
diesen
Anfang als Beobachtungs-
moment wählen
wollte, alle Zeichen zu
spät anmerken, wenn
die
Be-
wegung nicht
gleichzeitig mit dem auf
der Taste ausgeübten Drucke
eintritt. Mohrfache
Versuche, die aber
freilich so wie überall, wo es
sich um
die Wahrnehmung des
Anfanges einer Bewegung
handelt,
einer
sehr grossen Schärfe
nichl; fähig sind,
haben keinen Zeitunter-
schied zwischen dem
Niederdrücken der Taste und dem Anfange
der
Bewegung
des Magnetes
erkennen lassen, und wenn
man auch noch
die durch so viele
Versuche
bestätigte Thatsache
annimmt, dass
die
Bewegung
des
Magnetes
an beiden
Orten, bei dem
Zeichengeber
und
dem
Beobachter
gleichzeitig
eintritt, so folgt
nothwendig, dass
auch
das
Niederdrücken der
Taste vom Zeichengeber, und der Anfang der
Bewegung des
Magnets beim Beobachter als gleichzeitige Ereig-
nisse
angesellen werden können.
Hiermit wäre nun das Verfahren festgestellt,
wenn der
Beobach-
ter
den Anfang der Bewegung des Magnetes als
Beobachtungsmoment
annehmen wollte; wählt er aber
den zweckmässigern,
nämlich das
Anschlagen des Hammers an die Glocke, so
muss noch eine
zweite
vorläufige Bestimmung angestellt werden. Es
ist nämlich zu unter-
suchen, wie viel Zeit der
Magnet braucht, um aus dem
Zustande der
Ruhe sich dahin zu bewegen, wo er an die
Glocke anschlägt. Ich
habe diese Untersuchung
mehrmal und unter verschiedenen
Umstän-
den
angestellt, nämlich mit ganz kurzen und sehr langen
Drähten,
mit sehr starken und
ganz schwachen
Strömen, und immer den-
g
g
4 K r eil.
Geogr.
Längenbestimmung
selben Zeitraum gefunden, so lange die Hemmung
des Magnetes
nicht
geändert wurde. Diese Hemmung erlaubt aber den
erwähnten
Zeitraum
willkührlich zu
ändern, so dass man
ihn, wenn man es
für
vorth eilhaft halten
sollte, einem beliebigen
Bruchtheil oder
einer
ganzen Sekunde gleich machen kann.
Nach diesen Vorbereitungen ist das zur Messung
der Län-
genunterschiede angewendete Verfahren sehr
einfach. Bedeutet
nämlich:
T die Zeit des Andrückens der Taste
am Orte des Zeichen-
gebers
,
T1
die Zeit des Anschlagens
des Hammers an die Glocke
am Orte des
Beobachters,
J'
die Dauer der Bewegung des Magnets beim
Beobachter
zwischen dem Anfange derselben und dem
Anschlagen an
die
Glocke, so ist
r'
—J'
die Zeit des Anfanges der Bewegung bei dem
Beobachter, also auch
die Zeit des Andrückens der
Taste vom Zeichengeber.
Haben
nun beide diese Uhrzeiten
angemerkt und vom
Uhrfehler
corrigirt, so
ist
T —
J'
— T
die gemessene Längen
differenz.
Bei der Ausführung wurde stets eine Reihe
von eilf
Zeichen
gegeben, und vor dem ersten der Hammer durch
Andrücken der
einen Taste einige Zeit hindurch an
der einen Glocke gehalten.
Beim Eintritte einer vollen
Minute n des Chronometers wurde diese
Taste
ausgelassen und die entgegengesetzte rasch
niedergedrückt,
nach zwölf
Secunden
liess man die zweite Taste
aus und drückte die
erste nieder und so fort
von zwölf zu
zwölf Secunden, bis beim Ein-
tritte der vollen
(n + 2)ten Minute
die Zeichenreihe vollendet war.
Dann wurde das Verfahren so wiederholt, dass die
Zeichen
an dem Orte, wo sie bisher beobachtet worden
waren, nun gegeben
wurden. Ich hoffte durch diese
Verwechslung der Verrichtungen
des Zeichengebers und des
Beobachters den Einfluss
der Personal-
gleichung zu vermindern.
mittelst des
elektro-magnetischen
Telegraphen.
g§g
Bei jeder Bestimmung
wurden auf diese Weise
vier
Zeichen-
reihen ausgeführt. Die Orte, an welchen
bisher dieses Verfahren
in Anwendung gebracht wurde, sind
Prag, Brunn und O l
mutz.
Am
ersten Orte wurden die Messungen an zwei Tagen am 17.
und
24. April ausgeführt.
Überall wurden Chronometer verwendet, welche
nach mitt-
leren Sonnenzeiten gingen. Vielleicht
wäre es vortheilhaft,
an dem
einen Orte ein solches, am anderen ein nach Stern-
oder einer
än-
dern
imaginären Zeit gehendes Chronometer zu benützen, weil
sich
dann unter einer
längeren Reihe von
Zeichen immer einige
finden
werden,
die genau mit dem Schlage des Chronometers
zusammen-
treffen, daher die Abschätzung des
Bruchtheiles dieser
Schläge
überflüssig
machen.
l. Längenuntersohiede zwischen
Wien und Prag.
17. April
1848/
l. Die Zeichen wurden in Prag
gegeben
von
4h23/4at;31
bis
4ll28'45':31
mittlerer Prager Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden
mittleren Wiener
Zeiten beobachtet:
411
3r
36'00
47.90
32
0.10
11.90
^.00
36.00
48.00
33
0.10
12.00
2^.10
36.10
Mittel
==T'==
4 32 36.02
J'
==
0.70
Mittel der
Prager Zeiten
- T
== 4
^
45.31
LäD^enuDterschied
==
T
-
V
-
T
- ^
&0';0l
g3ß
K r ei l.
Geogr.
Langenbestimmung
2. Die Zeichen wurden in Wien
gegeben
von
4h38/
6^80 bis
4h4O/
6" 50 mittlerer Wiener
Zeit.
Diese Zeiten wurden in Prag zu folgenden
mittleren Prager
Zeiten beobachtet, wobei auch schon das
Intervall ==
J'
=
O'.'8O
in
Rechnung gezogen ist.
^
30'
W.7Ö
88.50
^0.50
52.50
31
4.50
16.'70
28.70
40.50
52.70
3^
4.50
16.50
Mittel
T7—
^==4 31
16.57
Mittel der Wiener Zeiten
== T
==4-
39 6.50
Längenunterseuied==
7
4:9.93
3. Die Zeichen wurden in Prag
gegeben
von
4h36'45':29 bis
4h38/4S'.'29
mittlerer Prager Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden
mittleren Wiener
Zeiten
beobachtet:
^
W
35'80
47.90
59.90
45
11.90
23.80
35.80
47-80
59.80
^6
11.80
23.80
35.90
Mitteln
T
==4 ^5 35.84
J'==: 0.70
T
===4 37 45.29
Längeniuiterschied
=== 7
49.85
mittelst des
elektro-magnetischen
Telegraphen. 537
4. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von
4h4r6"SO bis
4h49/6nSO.
Diese Zeichen wurden in Prag zu folgenden mittleren
Prager
Zeiten (mit Einrechnung des Intervalles
J') beobachtet:
^
39'
16'.^8
28.48
40.48
02.48
40
4.48
16.48
28.48
40.48
52.48
41
4.48
16,40
r—.T
===4
40
16.48
T==4
^8
6.50
Läng-enunterschied===
7
50.02
24. April 1848.
l. Die Zeichen wurden in Prag
gegeben
von
2hl8/47'.'87
bis
ä^T^rST.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren
Wiener
Zeiten beobachtet:
^
23'
38
«.'45
50.45
24
2.45
14.45
26.45
38.45
50.45
25
^.45
14.^5
26.45
38.45
Mittel
== T
==2 ^4 38.45
J'== 0.70
T
===2 16 ^7.87
Läog-enunterschied
=?= 7
49.88
538
KreiL
Geogr.
Längenbestimmung
2. Die Zeichen wurden in Wien
gegeben
von
2h26/19'.45
bis
2h28/
19-45.
Diese Zeichen wurden in Prag zu folgenden
mittleren Prager
Zeiten (mit Einrechnung des
Intervalles
J^
beobachtet:
^
W
29'.W
41.87
03.87
19
5.87
17.87
29.87
U.87
53.87
20
5.87
17.87
29.87
Mittel
=
T'—
J^ 2
19 29.87
T
===2 26
19.45
Läng-endifferenz
==3 7
49.58
3. Die Zeichen wurden in Prag
gegeben
von
2h22'47':8'7
bis
2h24/47'.'87
mittlerer Prager Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu
folgenden mittleren Wiener
Zeiten beobachtet:
211
30'
38"45
50.45
31
2.45
1^.55
26.46
38
Ä5
50.45
32
2.45
1^.45
26.45
38.35
Mittel
==T'==
2 31 38.45
J'^ 0.70
T
==2 23 ^7.87
mittelst des
elektro-roagnetischen
Telegraphen. 539
4. Die Zeichen wurden in Wien
gegeben
von
2h33/19':45
bis
2h3S/19:'45
mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Prag zu folgenden
mittleren Prager
Zeiten (mit Einrechnung des Intervall es
J')
beobachtet:
211
25'
29':
87
^1.87
53.87
26
5.87
17.87
29.87
41.87
53.87
27
5.87
17.87
29.87
Mittel
===
T7
== 2
26
29.87
T
==8
34 19.45
Längenunlerschied==s
7
49.58
Man
heil
demnach folgende
Ergebnisse:
Langen- Unterschied
mit
unterschied
dem Mittel
Aus
den
Beobachtungen
dos 17. April l.
==a
7'
60'! 01
O';17
2.
===7
49.93 0.09
3.
==7
49.85
0.01
.4.==7
50.02
0.18
Aus den
Beobachtungen
des
2^.
April l.
===>
7 49.88 0.04
2.
===7
49.58
0.^6
3.
==7
49.88
0.04
^==•7
49.58 0.26
Mittel
==7
49.8U
Wahrscheinlicher Fehler einer
Bestimmung'
==
0'.'116
„
„
des Mittels
===
0.044
Dieses
Ergebniss gibt, wenn man
den Längenunterschied
zwischen Wien und Paris
zu
S6'
1O"4
annimmt,
den Längenunterschied zwischen Paris und
Prag 48 2O'.'S6
Zur
Vergleichung mögen einige der früheren
Bestimmungen,
nämlich
die aus Sternbedeckungen und geodätischen
Vermessungen
hergeleiteten, welche Methoden nächst
der telegraphischen das
meiste Zutrauen verdienen,
hier
einen Platz
finden,
540
K r eil.
Geogr.
Längenbestimmung
L Längenunterschied zwischen Paris und Prag.
2.
|
48 20.36
|
Lamh.
Mayer
|
99
|
3.
|
3.
|
48 20.3
|
Richter
.
.
|
99
|
3.
|
4.
|
4:8
19.5
|
David
,
* .
|
99
|
3.
|
5.
|
^8
20.9
|
Wurm
.
.
,
|
99
|
3.
|
6.
|
48
80.7
|
Warm.
.
.
|
99
|
3.
|
7.
|
48
20.55
|
Heiligenstein
|
99
|
4.
|
Mittel
|
48
20.33
|
|
|
|
Tele^r.
Bestimm
|
.^8
20.56
|
|
|
|
Unterschied
|
0.23
|
|
|
|
.
6^
„
HOGeod.Vermes.
99 150
„
221
Sternbedeck.
n
263
.77
II. Längemmterschied zwischen
Wien und Brunn.
Am 6. Mai
1848.
l. Die Zeichen wurden in
Brunn
gegeben
von
SMI^'.'ll bis
SMS^'ll mittlerer
Brünner
Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren
Zeiten
beobachtet:
11'
1:87
311
11'
l"87 13.87 25.77 3'7.67 49.67 12
1.67 13.87 25.67 37.77 49.67 13
1.67
|
Mittel
===
T'
== 3 12
1.^ ,['==
0.70 T==3
12 58.11
|
Längenuntersolued
s
0
57.07
mittelst des
elektro-magne
tischen Telegraphen. 541
2. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von
SMS^W bis SMS^.W mittlerer
Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Brunn zu
folgenden mittleren Zeiten
beobachtet:
311
14'
52':
11
15
4.91
16.51
28.51
40.51
52.51
16
4,91
16.71
28.91
^0.91
62.'71
Mittel
==
T'
== 3 15
52.66
J'
===
0.50
T
==3
1^
54.87
Längenuntcrschied
===
O 67.29
3. Die Zeichen wurden in Brunn
gegeben
von 3hl9'o8"ll bis
3h21/S8':ll mittlerer
Brünner Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu
folgenden mittleren Zeiten
beobachtet:
^
19'
l"
87
13.87
25.77
37.67
49.77
20
l.T?
13.87
25.T7
37.77
^9.67
21 1.87
Mittel
==
T'
===
3 20 1.79
J'
=== 0.70
T
===3 20 58.11
Längenanterschied
== 0
57.0^
342
Kreil.
Geogr.
Längenbestimmung
4. Die Zeichen wurden in Wien
gegeben
von
3h31/
S4'.'87 bis
31123'54/87
mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in
Brunn zu folgenden
mittleren Brünner
Zeiten beobachtet:
311
22'
52';
11
23
^.91
16.51
28.91
40.61
52.71
24k
4.91
16.91
28.71
40.51
52.71
Mittel
==
T7
===
3 23 52.67
r
== 0.50
T
==3 22 0^.87
Längenunterschied
== O
57.30
Man
hat demnach folgende Ergebnisse
:
Unterschiede
mit
den Mitteln
1.
Längenimterschied
==
0'
67.'07
O'.'IO
2.
„
== 57.29
0.12
3.
„
=== 57.02
0.15
^.
„
==
57.30
0.13
Mittel
=
0 57.170
Wahrscheinlicher Fehler einer
Bestimmung
===
O';
098
»
„ des Mittels
=
0.049
Nimmt
man den
Längenunterschied
zwischen Wien und
FerroimBogen
= 34°
2'
36'.'O an, und
den
„
Brunn und Wien
„
„
==
14 17.5, so
liegt
Brunn
Östlich von Ferro
.
.
.
== 34 16
53.5.
Diese
Bestimmung gilt für
den Ort, wo die Sonnenhöhen zur
Zeitbestimmung
gemessen wurden, nämlich für das Gasthaus
zum
schwarzen
Adler in der gleichnamigen Gasse.
Der
ührfehler wurde aus
zwei corre&pondirenden
Höhen der
Sonne gefunden, welche
den
Fehler am 4. Mai Mittags
===
+
77 51
"37
„ 6. Mai
um Mitternacht ==
+
3
•6.20
gaben.
mittelst des
elelttro-magnetischen
Telegraphen. 543
III. Längenunterschied
zwischen Wien und
Olmütz.
am 9. Mai 1848.
l. Die
Zeichen wurden in O l mutz
gegeben
von
SMI'
55':7O
bis BM^^O mittlerer
Olmützer
Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren
Wiener
Zeiten beobachtet:
3'
8'
28"13
40.13
52.13
9
4.23
16.03
28.13
40.13
52.23
10
^.23
16.03
28.03
Mittel
==;
T'===3 9 &8.13
J'
c== 0.80
T
=3 12 55.70
Längenunterschied
== 3
28.37
2. Die Zeichen wurden in Wien
gegeben
von
3111O'
SS'QS bis
SM^
S3';63
mittlerer Wiener
Zeit.
Diese Zeichen wurden in
Olmütz zu folgenden
mittleren
Olmützer Zeiten beobachtet:
311
W
22'60
34.50
46.50
58.50
15
10.50
22.50
3^.50
46.50
58.50
10.50
22.50
Mitteln
T'===3 15 22.50
J'
=== 0.90
T
===3 11 53.63
Längenunterschie-d
c=: 3
27.97
g 44 K r ei l.
Geogr.
Längenbestimmung
3. Die Zeichen wurden in O Im
ü t z
gegeben
von
3M8'SS';7OJbis
S^O'SS'.'TO mittlerer
Olmützer
Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden
mittleren Wiener
Zeiten
beobachtet:
^
15'
28':
13
40.13
52.13
16
4.13
16.23
28.23
40.23
52.13
17
4.13
16.13
28.13
Mittel
==
T' =
3 16 28.17
J'
= 0.80
T =3 19 55.70
Längenunterschied
== 3
S8.33
4. Die Zeichen wurden in Wien
gegeben
von
SMrSS'.'ea
bis
y
W
53'.'63
mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in
Olmütz zu folgenden
mittleren Olmützer
Zeiten
beobachtet:
311
2l7
22':
50
34.50
^6.50
58.50
28
10.50
22.60
34.50
46.50
58.50
23
10.50
S2.50
Mittel
==
T =
3 22 22.50
J'
= 0.90
T
==3 18 53.63
Längenunterschied
== 3
27.97
mittelst des
electro-magnetischen
Telegraphen. 545
Man hat demnach folgende
Ergebnisse:
unterschiede
mit
den Mitteln.
l.
Längenunterschied
==
3/
28'.'37
0"21
^
„
===3 27.97
0.19
3.
„
==3 28.33
0.17
^
„
=3 27.97 0.19
Mittel
== 3
28.16
Wahrscheinlicher
Fehler
einer
Bestimmung'
==
O'/148
„
„ des Mittels
==
0.074
Mit dem Längenunterschiede
zwischen Wien und Ferro
=== 34°
V
36'/O
und
dem zwischen Olmütz
und Wien ==
S2
2.4
findet man den zwischen
Olmütz und Ferro
== 34 S4
38.4
Der
ührfehler wurde
iß Olmütz durch Vergleichung des
Chro-
nometers
mit; der Sternuhr
bestimmt, welche beim Meridiankreise
der
dortigen auf dem
Seminar-Gebäude befindlichen Privatsternwarte
des
Herrn Baron Unkrechtsberg
aufgestellt ist, der auch die
Güte
hatte, aus den an diesem
Instrumente beobachteten Stern-
durchgängen den
Uhrfehler zu berechnen.
Es fand sich:
am 7.410 Mai der ührfehler
==
+
1O'
^O';21
„
8.466 „
„
„
-
+ 10
S4.57
„ 9.410
„^
„
„
==
+ 10
S6.5T.
Für
diesen Punkt gilt daher
auch die Längenbestimmung.
Der
blosse Anblick der
Ergebnisse zeigt, dass man
in den meisten
Fällen etwas verschiedene Zahlen
erlangt, je nachdem die Zeichen
von dem
einen oder dem
ändern Orte aus
gegeben wurden,
und
wenn gleich diese
Unterschiede nicht
ausserhalh der Grenzen
ge-
wöhnlicher Beobachtungsfehler liegen, so zeigen
sie doch eine
Regel-
mässigkeit,
die auf eine andere Fehlerquelle
schliessen
lässt.
Eine
solche könnte man in der Personalgleichung
vermuthen; aber
bei
den zahlreichen und mannigfachen
Beobachtungen,
die Herr
Kunes
während
seiner Anwesenheit in Prag ausführte, und die,
verglichen
mit den
meinen, keine Spur davon
verriethen, kann eine
solche
nicht gut angenommen werden. Lieber würde ich
glauben, dass eine
Verschiedenheit in dem einen oder
ändern
Handgriffe des
Verfahrens,
worüber wir uns nur brieflich
verständigen konnten, daran Schuld
sei. Ein
Theil dieses
Unterschiedes kann auch
auf Rechnung des
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl.
I. Bd.
3S
S46 Burg.
Über die
Intervalles
(J^)
kommen, wenn selbes
entweder nicht mit gehöriger
Schärfe bestimmt
wurde oder sich als veränderlich erwiese.
Ausser dieser
Fehlerquelle besteht noch eine zweite in
der
Unsicherheit der
Zeitbestimmung, und diese scheint auf die zwischen
Prag
und Wien gemachten Messungen einigen
Einfluss
geäussert
zu
haben, denn das Mittel der Ergebnisse
des ersten Tages ist
===
7'
49^95
des
zweiten Tages ist =7 49.73
Unterschied
.
.
0.22
eine Verschiedenheit, welche
'selbst
auf besser bestellten
Stern-
warten, wie die Prager ist, noch
verzeihlich
wäre, um so mehr,
da
sie nur für den halben Betrag verantwortlich
gemacht
werden
kann.
Da die aufgeführten Mängel nicht
der
Methode selbst
ange-
rechnet werden dürfen, sondern höchst
wahrscheinlich
ausserhalb
derselben
ihren Grund haben, so
glaube
ich, dass
keiner
der früher
betretenen Wege den
Langenunterschied zu
bestimmen
weder
an
Einfachheit noch Sicherheit sich mit
diesem
vergleichen
könne.
Herr
Regierungsrath, Prof. Adam
Burg, wirkliches
Mitglied,
liest folgende Mittheilung:
Über die am 27. Juli L
J. auf
der Kaiser
Ferdi-
nands
Nordbahn Statt gefundene Explosion der
Loco-
motive
„Jason/"
Eine der merkwürdigsten und
heftigsten
Locomotivkessel-Ex-
plosionen,
welche vielleicht bis jetzt noch
aufdcmConünente
vorge-
kommen, fand am 27. Juli
d. J. auf
der Kaiser
Ferdinands
Nordbahn,
während der Fahrt von H u Hei n
nach
Napagedl bei der
Loco-
motive
„Jason" Statt,
nachdem dieselbe die zuerst genannte Station,
in welcher
sie Holz und Wasser eingenommen, mit einem Lasten-
zuge
von beiläufig
45OO Centner Bruttolast
ungefähr eine halbe
Stunde
vorher verlassen hatte.
Diese
Kessel-Explosion, wobei,
leider! vier Menschen das Leben
verloren, indem drei
davon, nämlich der
Locomotivführer und
die
beiden Heizer augenblicklich
todt blieben, der
Tenderwächter aber
Explosion der
Locomotive
„Jason".
g 47
schon nach einigen Stunden darauf in Folge der
erhaltenen
Ver-
letzungen verschied, war keine
bloss partielle, sondern
eine totale
und fand mit einer solchen Heftigkeit Statt,
dass selbst einige
der
schwersten
Stücke der Maschine
60 bis 70 Klafter weit fortgeschleu-
dert, die beiden
Treibräderrechts und links über die dort
befindliche
Aufdämmung hinabgeworfen und die Bahn
selbst auf zwei Schienen-
längen zerstört
wurde; dabei flog das eine
dieser S Fuss hohen
und
bei 10 Centner schweren Treibräder
sammt der 6 zölligen
circa 4
Centner schweren Achse IS Klafter weit nach
rückwärts links,
während das andere von
der Achse abgezogen und rechts
wegge-
schleudert
wurde.
Der
cylindrische
Theil des Kessels war in 4
Stücke
zerrissen
und nach
entgegengesetzter Richtung
aufgerollt, wodurch die innere
Fläche
theilweise nach
auswärts gekehrt wurde, dasselbe geschah
mit der
eisernen Hülle des
kupfernen Feuerkastens. Dieser aus %
Zoll dicken
Kupfcrplatten
zusammengenietete Feuerkasten wurde von
3 Seiten
aufgerissen, die Decke desselben ungeachtet der beinahe
3
Zoll hohen,
nahe an
einander liegenden 7
eisernen
Schliessen
bedeutend
cingebogen, die den
Bleinagel enthaltende
Schraube aus
dem
Gcwindo
herausgerissen, die
Röhrenwand abgebrochen
und
theilwcisc
aufgerollt, die
Kolbenstangen abgerissen und endlich der
Dom
oder
die Kuppel mit dem einen
Sicherheitsventil von dem
Kessel
abgetrennt
und weit
weggeschleudert.
Diese
in ihren Wirkungen so furchtbare Explosion,
in
Folge
welcher,
aussor
den angeführten
Zerstörungen, der Tender in
dea
BahngTaben
geworfen und von den 41
angehängt gewesenen
Last-
wagen
16
zertrümmert und der
17. stark beschädigt
wurde, fand
im
Augenblicke
des Nachheizens Statt, indem man noch
ein Scheit
Holz
in der
Hcizöffnung
eingeklemmt
fand, und war von einem so
starken
Knalle
begleitet, dass dieser, mehreren Aussagen zu Folge,
stunden-
weit
gehört worden sein
soll.
Ist
diese Angabe auch
vielleicht nicht buchstäblich zu nehmen,
so ist doch
so viel constatirt, dass
ein Bahnwächter, dessen Station
genau um 22OO
Klafter (also über % Meile) von der
ünglücksstelle
entfernt
war, noch eine sehr heftige Detonation gehört hatte.
Die messingenen Feuerröhren waren
nicht geschmolzen, sollen
jedoch sammt dem kupfernen
Feuerkasten eine
röthlich blaue
Farbe
gezeigt haben, so als ob im Augenblicke der
Explosion in allen
Theilea
35»
548 Burg. Über
die
des Kessels eine bedeutend hohe Temperatur
gleichförmig Statt ge-
funden hätte. Nach einer
anderen Aussage eines
zweiten Sachver-
ständigen soll die Decke des
Feuerkastens unmittelbar nach dieser
furchtbaren
Katastrophe die Farbe des Ausglühens gezeigt haben.
Ein Bahnwächter sagt aus,
dass die Pumpen noch kurz
vorher
gespielt haben, indem er die aus den betreffenden
Probierhälmen
ausspringenden
Wasserstrahlen wahrgenommen habe. Ein
zweiter
Bahnwächter bemerkte ein starkes Ablassen
des Dampfes, wenigstens
aus dem einen Sicherheitsventil,
und ein in einem
rüc^värtigen
Wagen
gesessener Packer hörte ein starkes Brausen an
der Maschine vor der
Explosion. Endlich bemerkte noch ein
dritter Bahnwächter, dass sich
der
Locomotivführer etwa
noch Va Minute vor diesem
traurigen Ereig-
nisse auf der Plattform durch
längere Zeit in einer gebückten Stellung
befand
und wahrscheinlich an der Maschine etwas untersuchte.
Die Maschine selbst kam aus der k. k.
pr.
Wiener
Neustädter
Maschinenfabrick
des Herrn Günthner,
wobei der aus
sieyrischen,
in dem k.
k. Neuberger Gewerke
erzeugten
Blechen
hergestellte
cylindrische
Kessel am 20. März
1846, nach
Vollendung der
Maschine,
unter günstigem Erfolge mit
einem Drucke von 10
Atmosphären über
den Luftdruck
commissionell
probirt
worden
war.
Da die
normale Dampfspannung bei
dieser
Maschine
6^ Pfund
auf
den Quadratzoll oder nahe 5 Atmosphären
über den
Luftdruck
oder
6
Atmosphären absolute Spannung
betrug, so fällt
sogleich, ohne
noch in eine nähere
Discussion
einzugehen', so viel in
die Augen,
dass diese Explosion durch einen Druck oder
eine Expansivkraft des
Dampfes erzeugt worden sein
musstc
,
welche weit über
diese Nor-
malspannung von
ö Atmosphären
hinausfällt. Denn
wenn man auch
von dem
Umstände,
dass dieser Druck in gar
keinem
Verhältnissemit
den verheerenden Wirkungen der Statt
gefundenen Explosion steht,
vor der Hand ganz absieht; so
zeigt schon die Art und Weise, wie
der Kessel gerissen
und zertrümmert wurde,
von dem
ausserordcnfc-
lichen
Widerstande, welchen derselbe nach allen
Seiten hin
gelei-
stet hatte; und wenn die Bruchstellen der
Eisenbleche auch hin und
wieder ein blätteriges
Gefüge zeigen, was auf eine
tlieilweise
unvoll-
kommene
Schweissung der einzelnen
Lamellen schliessen Hesse,
so
ist
dennoch die sehnige und faserige Textur dieses
trefflichen
steyerisciien
Eisens
nicht zu verkennen und die
gute Beschaffenheit dieser
Kessel-
bleche
ausser allem
Zweifel.
Explosion der
Locomotive
„Jason".
549
Fragt man nun um die wahrscheinliche
Ursache dieser
so
heftigen
Exploston, sucht man
herauszubringen, wie und auf welche
Weise der Dampfdruck
so ausserordentlich
über sein. normales
Mass
konnte gesteigert
worden sein; so muss man, leider!
gestehen,
dass sich
auch hier wieder, wie bei allen solchen Ereignissen,
wobei
diejenigen,
welche allenfalls einen
näheren Aufschluss
darüber geben
könnten
, dabei mit zu Grunde
gehen, nur
Vermuthungen
aus-
sprechen
lassen, wofür es
keine positiven Beweise gibt. In dem
vorliegenden Falle
bleibt daher nichts anderes übrig, als Hypo-
thesen
aufzustellen und mit Berücksichtigung aller
authentischen
Aussagen
und beglaubigten
Umstände auf
wissenschaftlichem Wege
zu
untersuchen, welche davon
die grossere
Wahrscheinlichkeit
för
sich
habe.
Ich will nun im Nachstehenden
versuchen, zwei
Hypothesen
aufzustellen und hinsichtlich ihrer
grössern oder
geringern Wahr-
scheinlichkeit mit einander zu
vergleichen.
Die erste Hypothese besteht in der Annahme, dass
sich im
Kessel Knallgas gebildet und entweder durch einen
elektrischen
Funken oder an einem
glülienden
Bestandtheile des Kessels
entzündet
linke;
die zweite
Hypothese dagegen darin,
dass das Wasser mit
einem
Thoile des glühend
gewordenen Kessels in Berührung
ge-
kommen
lind
sich dadurch
plötzlich eine solche Quantität von sehr
hoch
gespannten
Dämpfen
entwickelt
habe, dass lediglich
dadurch
diese
Kcsselcxplosion bewirkt
wurde.
Wie
man sieht, so gründen
sich beide diese Hypothesen
auf
die
Voraussetzung,
dass ein
Tkeil der
Kesselfläche oder der Feuerröhre
vor der
Explosion glühend geworden sei, weil nur dadurch
überhaupt
die zur
Bildung von Knallgas
nothwendige
Wasserzersetzung möglich,
wenn auch
desshalb noch nicht
walirscheinlich
war.
Damit aber dieser anomale und für jeden
Dampfkessel so höchst
gefährliche
Zustand eintreten kann,
muss entweder der
Wasserstand
im Kessel unter die
Feuerlinie herabsinken,
oder es muss sich bei
hinlänglichem
Wasservorrathe ein
Theil der Kesselwand mit
einer
Schidite von
sogenanntem Wasser- oder Kesselsteine dergestalt
belegt
oder incrustirt haben,
dass das anliegende Wasser die Metall-
flache nicht mehr
gehörig abkühlen und gegen das
Glühendwerden
schützen kann;
ausserdem muss, nachdem
dieses eingetreten, diese
steinartige Kruste aus irgend
einer Veranlassung
abspringen,
und
ggO
Burg. Über die
dadurch die Berührung des Wassers mit der
glühenden Metallfläche
herbeigeführt
werden.
Untersucht man diese beiden Fälle in der
vorliegenden Frage
genauer, so spricht für den
ersten Fall des zu niedern
Wasserstandes
der Umstand,
dass der
obere Hahn des
Wasserstandglases, welcher
die
Communication der
Glasröhre mit dem
Dampfraume des
Kessels
herstellt,
im geschlossenen Zustande aufgefunden wurde; was
der
VermuthungRaum
geben kann, dass, wenn dieser Hahn nicht etwa erst
durch
die Wirkung der Kessel-Explosionoder durch jenes
Individuum,
welches denselben im freien Felde
aufgefunden, geschlossen worden
war, das Glasrohr einen
unrichtigen, nämlich einen zu hohen Wasser-
stand im
Kessel anzeigen musste,
indem dasselbe, wenn auch noch so
wenig Wasser vorhanden
gewesen, bei diesem Umstande
immer
gefüllt
sein konnte. Hat nun der
Locomolivführer
später,
nachdem das
Wasser
schon so tief gesunken und der obere
Theil des Kessels bereits
glü-
hend geworden war, dessen
erstcren Umstand durch die
betreffendon
Probier- oder Wasserstandshähne
entdeckt und darauf die
Wasser-
pumpen um so kräftiger spielen lassen, wie
dies auch in der That
nach
der erwähnten Aussage des einen
Bahnwächters wirklich der Fall
ge-
wesen
zu sein scheint, so musste
wohl oline
Zweifel
auch
die
gedachte
Berührung des Wassers mit
der glühenden
Kcsselwand oder
den
oberen Feuerröhren, die durch die
Schwankungen der Maschine
und
des Wassers im Kessel noch
begünstigt
wurde, sehr bald eintröten.
Gegen diese
Vermuthung eines zu tiefen
Wasserstandes spricht
nur die Aussage des
Tcnderwächters,
welcher kurz vor seinem
Tode
angab, dass Wasser genug im Kessel
gewesen
sei,
was
jedoch
durch
Nichts erwiesen ist und
vielleicht
ebenfalls nur aus der
Anschauung
des unter den als möglich angenommenen
Umständen ganz
unver-
lässlichen
Wasserstandglases gefolgert worden sein kann.
Allerdings
lässt
sich noch einwenden, dass erstlich nicht erwiesen ist, dass
der
erwähnte obere Hahn wirklich vor der Explosion
geschlossen, und
wenn dies auch der Fall
war,
desswegen nicht auch
nothwcndig
schon der
Wasserstand zu niedrig
gewesen sein
musste.
Für den zweiten Fall, nämlich der
Inkrustirung des
Kessels,
spricht der
Umstand, dass diese
Maschine einige Monate früher,
bevor sie nach
Prerau in Dienst kam, auf
einer anderen Strecke in
Verwendung stand,
aufweicher das
Wasser viele
Salztheile
enthält
und nicht unbedeutenden Wasser- oder
Kesselstein absetzt.
Explosion der
Locomotive
„Jason'*.
5^1
Gegen diese Annahme wird angefuhrt,
dass diese
Maschine
noch Ende April, bevor sie nach
Prerau als Reserve
geschickt
wurde,
genau
untersucht und gereinigt worden war.
Indess scheint
gleichwohl diese letztere
Annahme der statt-
gehabten
Inkrustirung, wenigstens
des oberen Theiles des
Feuer-
kastens, nicht ganz unwahrscheinlich zu sein,
weil, wie bereits
erwähnt, die Decke dieses
kupfernen Feuerkastens die Farbe
des
Ausglühens
besass, und sonach die
damit verbundenen
eisernen
Schliessen
ebenfalls geglüht haben
mussten, während
dagegen
die
sämmtlichen
Röhren, also auch die untersten, welche
dochfwenn
man
nicht annehmen will, dass beinahe gar kein Wasser
mehr im
cylin-
drischcn
Tlieile des Kessels
enthalten war)
gewiss noch von
Wasser
umgeben
gewesen
sein mussten, durchaus dieselbe
röthlichblaue,
von
einer höheren
Temperatur zeigende Farbe
besassen.
Da nach mehreren Aussagen das Speisewasser
in Prerau,
so
wie
auf der ganzen Strecke,
auf welcher das traurige
Ereigniss
stattfand,
die Eigenschaft besitzen
soll, den im Kessel noch
befind-
lichen
Wasserstein allmählich abzulösen; so
lässt es sich recht
gut
denken,
dass im
Augenblicke
des Nachfeuerns, durch die
dabei
vor-
kommenden
Stösse, eine solche
Schichte von der Decke des
Feuer-
kaslens
("oder auch an
einer
anderen Stelle desselben)
absprang
und
dadurch,
wenigstens für die
zweite Hypothese, alle Bedingungen,
wie
bei
dem
bekannten
Lcidenfrosfschen
Phänomen, zur
KesseI-Explo-
sion
vorhanden waren. Will man,
wie noch so oft geschieht,
diese
Kessel-Explosion
der Bildung und
Entzündung von
Knallgas zuschrei-
ben,
so
isst
man nicht nur
genöihigt,
anzunehmen, dass sich im
Kessel
atmosphärische
Luft befand, was allerdings möglich ist,
indem
fast
jedes
Wasst^ Luft enthält,
die im Kessel frei werden kann,
und
selbst
diePumpen unter gewissen
Umständen Luft
ziehenkönnen;
son-
dern
man muss, was nicht ganz
unmöglich, doch höchst
unwahrschein-
lich
und gegen alle praktischen Erfahrungen ist, zugeben, dass
die
ganz
unreinen, mit Wasserstein
belegten massiven, eisernen Trag-
stangen wirklich im
Stande sind, eine Wasserzersetzung zu
bewir-
ken,
welche bei chemischen Experimenten nur mit
dünnen und
ganz
reinen oder
b^nken
Eisendräthen
gelingt.
Aber auch angenommen, jedoch nicht zugegeben,
dass sieh
wirklich Knallgas gebildet habe, so dürfte
die Entzündung desselben
unter den vorwaltenden
Umständen
äusserst schwierig,
ja vollends
SS2
Burg. Über die
durch
einen elektrischen Funken ganz unmöglich sein, so
dass ich
daher,
vom wissenschaftlichen Standpunkte aus, geneigt
bin, diese erste
Hypothese als vollkommen unhaltbar und
verwerflich zu erklären.
Zur Begründung der zweiten Hypothese dagegen
darf nur noch
die Möglichkeit einer momentanen
Dampfspannung, welche weit
über
»die
normale oder
gesetzmässige
hinausfällt, nachgewiesen werden.
Um dieses
zu
thun und die Rechnung
für alle solchen Fälle
gleich ganz allgemein zu
führen,
sei
der Durchmesser des
cylindrischen Kessels
.
===
D
dessen
Länge, zugleich jene
der Feuerröhren .
==
L
der Durchmesser dieser Röhren
.....==
d
ihre Anzahl
...........==$
die Dicke der Kesselbleche (aus Eisen)
...==§
die Dicke
der Feuerröhren (aus Messing)
.
.
===
^
die Dicke des
Feuerkastens (aus Kupfer)
.
.
==
S11
die
Feuerfläche des Feuerkastens
.....==
f
die Feuerfläche der Feuerröhren
.....==
f1
die
gesammte Feuerfläche
.
.
.
.
.
/
+/*'==
P
jener
Theil dieser Fläche,
welcher als glühend
geworden angesehen werden kann
.
.
.
===
—.
F
die Temperatur dieser glühenden Fläche
.
.
==
T°
C.
die normale Spannung des gesättigten
Dampfes
im Kessel ...........
= n
Atmosph.
die entsprechende Temperatur
......== t°
C.
die Spannung des durch die Berührung
des
Wassers mit der glühenden Metallfläche
er-
zeugten Dampfes
.........== N
Atmosph.
die zugehörige Temperatur
.......==
T0
das Gewicht des Feuerkastens ......
===
g
das Gewicht der Feuerröhren
......==
g'
Gesammtgewicht
der directen und
indirecten
Feuerfläche ........ g
+
g1
==
G
Gewicht der glühend gewordenen
Feuerfläche .
==
^
G
Gewicht des Wassers im Kessel und
Feuerkasten
Gewicht des Dampfes
„
„
„
„
Volumen des
Wassers im Feuerkasten bei
nor-
malem Wasserstande
....
G
i
m
Q
Q'
Explosion der
Locomotive
„Jason".
553
Volumen des Wassers im
cylindrischen Kessel
==
ü'
das
Gesammtvolumen
.
.
.
.
.
v
+
v'
===
V
endlich das Volumen des vorhandenen Dampfes
===
V7
Dies vorausgesetzt, ist der kubische Inhalt des
cylindrischen
Kessels
=== —
TT
D2
L, so wie jener der Feuerröhren
==
i-
n s
d^L
mithin,
wenn, wie es bei normaler Füllung der Fall, die Höhe
des
3
Wasserstandes
-— des
Kesseldurchmessers beträgt, das Volumen
des im
Kessel enthaltenen Wassers
^===4"
^KD^L—^7tsd^L=--^7tL(3
D^—sä2}
also das
gesammte Volumen des im
Kessel und Feuerkasten enthal-
tenen
Wassers:
V^v-^-^^L^D^—sd^}
...
(l)
so wie das Gewicht desselben, da hier durchaus
der Wiener FUSS
und das Wiener Pfund als Einheiten zu
Grunde gelegt werden:
Q
-
S6
^-
V ........ (2)
Für das
Gewicht des Dampfes vom
Volumen V\
der Spannung
von n Atmosphären und der
Temperatur von
t°C.
hat man das
spe-
cifische
Gewicht desselben gegen
atmosphärische Luft
==
0.6235,
und
das Gewicht von l
Kubikfuss Luft bei 0°
und dem Barometer-
stande von
0.76 Meter
== 0.0733 Pfund gesetzt
:
O.623SXO.O733
Q
_
n,
_^^^.^_
v
.
.
.
(3)
Nimmt man für die
speciflsche Wärme des
Eisens, Messings
und
Kupfers die Mittelzahl O"
11, so enthalten die
— G Pfunde
1
m
überhitzter oder glühender Metallmasse
von der Temperatur
T°
eine
Anzalil von
Wärme-Einheiten, welche sich aus dem Ausdrucke
E==O.ll
x-^-ffxT ...
(4)
bestimmen
lässt.
'
Um I.Pfund Wasser von der
im Kessel herrschenden Tempe-
ratur von
t0
in Dampf zu verwandeln, sind 6SO—t
Wärme-Ein-
heiten erforderlich. Werden daher der
überhitzten Metallmasse
e
554
Burg. Über die
Wärme-Einheiten entzogen,
wodurch dieselbe noch
E—e solcher
Einheiten und damit die
Temperatur
^-_^L^-..
. . (8)
0.11
x-1- G
m
behält; so
können diese
sofort
^^^-•••••^
Pfund Wasser von dieser Temperatur t in
Dampf von beliebiger
Spannung
verwandeln.
Da nun der diesem
Gewichte entsprechende
Dampf sammt
dem
bereits vorhandenen
vom Gewichte
Q', in dem
Räume
V7
einge-
schlossen ist (indem man bei dieser ohnehin nur
approximativen
Rechnung von
der dabei entstehenden
geringen Verminderung des
Wasser- oder Vermehrung des
Dampfraumes absehen kann), so
wiegt
l
Kubikfuss solchen
Dampfes
^
^
ff
^
P
-—y,—'
- •
•
•
•
CO
Pfunde, und diesem entspricht, der obigen Annahme
zufolge, die
Spannkraft von N
Atmosphären und die
Temperatur von
T10
C.
Der Zusammenhang zwischen dem Drucke P auf
den
Quadrat-
fuss
und der Temperatur T des Dampfes kann annähernd durch
die
Formel
P==
184S (0.2847
+
0.007153^)5
. (8)
so wie das Gewicht p eines
Kubikfuss Dampfes von
derselben Tem-
peratur T durch
jene
p
== a
+
ß P
.
.
.
.
.
. (9)
ausgedrückt werden, wobei a
=== O.OO8O484 und
ß
==
9.OOOO1494
zu
setzen ist.
Nach erfolgter Explosion tritt eine spontane
Dampfentwickelung
aus
dem noch vorhandenen erhitzten Wasser ein, dessen
Spannung
l Atmosphäre und Temperatur 100°
beträgt, wobei auch
das
noch
zurückbleibende
Wasser bis auf diesen Temperatursgrad
abgekühlt
wird. Das Gewicht dieses Dampfes
beträgt
sonach
rt_lOO)
CQ^-G11)
(10)...?.=^————^———^
Pfund
Explosion der
Locomotive
„Jason".
555
oder, da Dampf von dieser Spann- oder
Expansivkraft einen 17OO
Mal
grosseren Raum als das
Wasser einnimmt, woraus er
gebildet
wurde,
das Volumen von
(11)
.
.
.
.
V^
=== 17OO
.
-p—
Kubikfuss.
ö6.ö
Geht man nun zur
speciellen Anwendung
dieser Formeln auf
den vorliegenden Fall über, so
hat man nach den hierüber
mitgetheil-
ten
Daten:
D
==3- L
==
10-
d^
-^==
.03125,^^
.01042
&
&
b
(T
== .056
Fuss,
/
== 55.7,
f
== 686.87,
F
-=
742.ST
Qua-
dratfuss,
g ==
13OO,
g'
== 3250, G
=== 4550 und das
Gewidit
der
7 mit der Decke des Feuerkastens
verbundenen eisernen
Schliessen
oder
Querriegel (Tragstangen)
=== 350 Pfund, so wies
== 125.
Ferner ist, wegen
v
=== 10, nach der Formel
(l), das
ge-
sammte
Wasservolumen im Kessel V
=== 57 Kubikfuss, und nach
der
Formel (2) das Gewicht desselben
Q
== 3220 Pfund (wobei
man
hier
überall nur bis
Einheiten zu gehen
nöthig
hat).
Ferner ist das Dampfvolumen V
== 35 Kubikfuss, und
dessen
Gewicht
nach Formel (3),
wegen
n ===
6, und t
=== 160,
nahe
Q'
-= 6 Pfund (genauer
==
6.OS29
Pfund).
Setzt man nun, wobei selbst noch die mit hartem
Loth
gelöthe-
ten
Messingrühren ohne zu schmelzen bestehen können,
T===
1OOO°C.,
was
der
Temperatur
des hellen
Kirschrothglühens
entspricht, und
nimmt man
, um gleich mehrere
Werthe zur Vergleichung zu
erhal-
ten, m
===
10;, 20 und 50, so
erhält man nach der
Formel (4)
be-
ziehungsweise
und in runden Zahlen:
E
=
5OOOO, 25OOO und 1OOOO
(genauer
5OOSO, 2SO25, 1OO1O), so
wie aus der Formel (5),
wenn man) da es sich, wie gesagt,
hier nur um
Näherungswerthe
han-
delt) für alle drei Fälle t
=== 160° setzt,
sofort
e
== 42OOO, 21OOO und
84OO.
Mit diesen
Werthen folgt aber aus (6)
beziehungsweise
G"
==
85.71, 42.85,
17.14
Pfund
ggg
Burg. Über
die
so wie aus (7) eben so
p
^ 2.629,
1.396, 0.661 Pfand;
endlich erhält man damit aus der
Formel (9) für die
Dampfspan-
nung nahe genug:
IV
== 95, 50 und 24
Atmosphären,
welcher die Temperatur
von
T1
==
3O7y,
206-t- und 222°
C.
zukommt.
Mit den diesen Spannungen entsprechenden
Werthen
von
?(== 95
x
1845, 50 X
1845, 24
x 1845) folgt aus der
For-
mel
(10), wenn man t
== 160°
setzt:
^
=== 338.72, 346.6, 394.4
Pfund
und aus
(11)
V^
== 10195. 10422, 10517
Kubikfuss.
Aus
dieser Rechnung ergibt sich also,
dass wenn der
lO10
Theil
der
Feuerfläche, oder
eigentlich, da hierbei nur
die Masse in Rech-
nung
kommt, und diese im vorliegenden Falle, in welchem die
Plat-
ten des Feuerkastens nahe 6 Mal so dick als die
Messingröhren sind
(hier also m nicht gleich
m1
ist) dem Gewichte nicht proportional
ist, der
10^ Theil des Gewichtes
dieser Fläche sich im
rothglühen-
den
Zustande befand und
hierauf mit Wasser in Berührung kam,
dies allein
schon hinreichend war, dass im Kessel die Dampfspan-
nung
von 6 plötzlich auf 95 Atmosphären mit der
entsprechenden
Temperatur von
307—°
C. gesteigert
werden konnte, eine Spannung
oder Expansivkraft, welche
wohl mehr als hinreichend sein dürfte,
die Eingangs
angeführten Zerstörungen und traurigen
Wirkungen
hervorzubringen.
Es
muss hier noch
ausdrücklich erwähnt
werden, dass
durch
diese Annahme, selbst noch die oberste
Röhrenreihe,
folglicii
die
sämmtlichen
Messing- oder Feuerröhren als vom Wasser
umgeben
angenommen werden, indem schon die erwähnten
350 Pfund
schwe-
ren eisernen
Schliessen oder
Tragstangen diesen
lO1611 Theil
des Ge-
wichtes der glühend gewordenen Metallmasse
grösstentheils
absor-
birten.
Man begreift die
ausserordentlich
verheerende Wirkung dieser
auf 9S Atmosphären
gesteigerten Expansivh-^ft
des Dampfes nm
so
Explosion der
Locomotive
„Jason".
557
mehr, wenn man auch noch die Nachwirkung der
über 1OOOO
Ku-
bikfuss
betragenden Dampfmasse dabei in Anschlag bringt 5
welche
sich unmittelbar nach erfolgter Explosion auf
spontane Weise ent-
wickelt haben
musste.
Wie
leiciit endlich das
Glühendwerden des
SO5^
Theiles
des
Gewichtes der
gesammten
Feuerfläche, wozu nur eine Platte des
Feuerkastens
von etwas mehr als 3
Quadratfass gehört
(welche also
sehr leicht mit Wasserstein belegt sein
konnte, der später absprang)
möglich war, um
die Dampfspannung
wenigstens auf 24
Atmosphären
zu erhöhen, bedarf wohl keiner
weitern Erörterung.
Durch diese, in so weit es hier als
nöthig erscheint,
wissen-
schaftliche
Untersuchung geleitet,
stehe ich nun nicht an, die zweite
der oben aufgestellten
Hypothesen als die allein richtige zu halten
und
anzunehmen; dass ein
Theil der Feuerfläche
des Kessels oder
Feuerkastens entweder durch eine
vorausgegangene
Inkrustirung
der-
selben, oder auch durch ein zu weites Herabsinken
des Wasserspie-
gels im
Kessel glühend
geworden, und hierauf (im ersten Falle durch
das
Abspringen der steinartigen Kruste) mit Wasser in
Berührung
gekommen
sei, wodurch sich nach
Verlauf einer gewissen Zeit (wie
beim
Leidenfrosfschen
Phänomen) augenblicklich eine Masse von
so
hoch gespannten
Dämpfen entwickelte, dass dadurch allein schon,
ohne
erst
m einer
Knallgasbildung
Zuflucht nehmen zu
müssen, die
hier in
Rede
stehende
Kcsselexplosiou mit allen
ihren
Consequenzen
erklärlich
wird.
Man
mag aber endlich dieser
oder der ersten Hypothese den
Vorzug
geben, und dabei
wieder das
Glühendwerden eines Theiles
der
Fcuerßäche
des Kessels,
der
besagten
Inkrustirung oder dem Herab-
sinken
des Wasserspiegels unter
die Feuerlinie zuschreiben wollen:
so ergibt sich in allen Fällen aus dieser
unglücklichen
Kessel-Explo-
sion
abermals die gewichtige Lehre, wie wichtig die
sorgfältige
Reinigung
jedes Dampfkessels zur Verhütung der Bildung
vonWasser-
oder
Kesselstein und die nie
genug zu beachtende Vorsicht sei,
den
Wasserstand niemals
unter die Feuerlinie
herabsinken zu lassen, und
wenn dieses
aus was immer für
Ursachen dennoch geschehen sein
sollte oder der
Maschinist auch selbst nur die
Vermuthung
hätte,
dass dies Statt gefanden und ein Theil der
Kesselwand oder
Feuer-
röhren bereits glühend geworden sein
könnte, der Kessel um
keinen
Preis
und unter gar keiner Bedingung mit Wasser früher gespeist
§38
Martin.
Bericht
über seine
oder Wasser nachgefüllt werden dürfe,
bevor nicht der Kessel
wieder
gehörig
abgekühlt ist,
wesshalb auch das
augenblickliche Herausziehen
des Feuers aus dem
Heizraume in einem solchen
Falle als
unerlässlich
erscheint,
um der schon an der Schwelle stehenden
Gefalir
einer
furchtbaren
Kesselexplosion noch im
letzten Augenblicke
vorzubeugen.
Herr Anton Martin,
Custos der Bibliothek des
k. k. polytech-
nischen Institutes, erstattete über
den Erfolg seiner photographischen
Arbeiten auf Papier,
wozu ihm die Akademie eine
Geldunterstützung
bewilligt hatte, nachstehenden
Bericht:
Verehrte Herren! Sie waren so freundlich meinen
Arbeiten in
der
Photographie auf Papier
Ihre Aufmerksamkeit zu schenken und
mir den Weg zu
weiteren Versuchen dadurch anzubahnen, dass Sie
mir den
Ankauf der kostspieligen Materialien durch Anweisung
von
1OO
fl.
C. M. aus dem
Akademiefonde sehr
bedeutend erleichterten.
Indem ich hiermit die Ehre
habe. Ihnen
nochmals meinen
verbind-
lichsten Dank
abzustatten, komme ich
zugleich meiner Pflicht nach,
Ihnen die Resultate meiner
Bemühungen ergebenst
vorzulegen.
Die Photographie, auf eine der
interessantesten
Naturerschei-
nungen
„die chemische Wirkung des
Lichtes"
basirt, hat, wie
so
viele physikalische Experimente, einen doppelten
Reiz: den der
wissenschaftlichen Forschung und den
der praktischen
Anwendbar-
keit,
in Folge deren ihre Resultate gewissermassen in das Gebiet
der
Kunst hinüber
streifen, in so ferne
diese auch mechanischer
Mittel
bedai*f,
ihre Werke ins Leben treten zu lassen.
Der Experimentator hat demnach zwei Zwecke zu
verfolgen;
er
soll die einfachste Art und Weise
auffinden,
durch welche die
Bilder
schnell,
siciier und in
grösster
Vollkommenheit erzeugt
wer-
den können; er soll aber auch Versuchsreihen
durchführen, welche
den
Zusammenliang der
verschiedenen Operationen
und insbesondere
den
Einfluss nachweisen, den
einzelne Abänderungen auf den Ton
der positiven
Bilder, ein weites Feld der
Forschung, darbieten,
indem
sie noch zu sehr
variiren, ohne dass der
Experimentator einen An-
haltspunkt hätte, als eben
den seiner eigenen
Erfahrung, da die nach
bestimmten
Vorschriften
gemachten Versuche nicht
immer den
gege-
benen
Beschreibungen entsprechen.
Während des letztverflossenen Sommers habe
ich mich mit dem
Studium der
Erzeugung möglichst
vollkommener Bilder beschäftiget
photographischen
Versuche,
g g 9
und ich schmeichle mir,
dass die einer hohen
Akademie vorgelegten
Proben beweisen, dass meine
Bemühungen, besonders
bezüglich der
Aufnahme
architektonischer
Gegenstände, nicht ohne Erfolg geblieben
sind. Was
die früher angeführte Versuchsreihe
anbelangt, so
hoffe
ich,
sie mit kommendem Frühjahre wieder
aufzunehmen,
um Ihnen,
verehrte Herren! die Ergebnisse
später ebenfalls
vorzulegen.
Es war also meine Aufgabe, die von anderen
Experimentatoren
angegebenen Vorschriften zu prüfen,
das Beste zu behalten oder
dieselben
auf
zweckmässige Weise
abzuändern. Auf
diesem Wege
habe ich gefunden, dass das
photographische Papier
besonders für
die Darstellungen von
leisen Abstufungen im
Halbschatten weit em-
pfindlicher
präparirt werde, wenn
man es zuerst bloss mit
Jodkalium-
lösung,
dann mit einer Lösung von
salpctersaurem Silberoxyde
impräg-
nirt,
worauf es alsogleich noch
nass bekannterweise auf
das
ßlan-
quarfscke
Glas gcleg't wird. Talbot,
Blanquart und die
mei-
sten
suideren Experimentatoren
haben früher das Papier an der Ober-
fläche
zuerst mit der
genannten
Silbcrsalzlösung,
dann mit der
Jod-
kaliumlosimg
und endlich wieder mit einer bei weitem stärkeren
mit
Essigsäure
versetzten
Silbersalzlösung
überstrichen, was nicht nur
ein
unnöthiger Aufwand
von Materiale und Arbeit
ist, sondern, wie
schön
gesagt, auch im Erfolge
der einfacheren Bereitungsart
weit
nachsteht.
— Beim Hervorrufen
der
negativen Bilder empfiehlt
B
lan-
quart
viel Gallussäure
anzuwenden,
was zwar die freiwillige
Zer-
setzung
an den lichten,
respective
Schattenpartien der Bilder
verhin-
dert,
allein kräftige
Bilder erhält man
damit nicht, sondern
dies
ist
nur der Fall bei
Anwendung
von
verhältnissmässig
weniger Gallus-
säure.
Die
.später
anzuführende
Fixationsmethode macht das
Bild an
den lichten Stellen vollkommen
rein, und zwar um so
leichter, wenn
man das Bild vor
dem Fixiren mit etwas
Weingeist auswäscht, was
ich um so
gewisser
zu thun empfehle, wenn man
mit einem gut
geleimten,
körnigen Papiere
arbeitet. Das Bild wird
wundervoll klar
und
durchsichtig.— In
meinem Reperlorium der
Photogra-
ph i
e,
Wien,
Gerold, 1848, empfahl ich
als Fixationsmittel eine
sehr
verdünnte
Cyankaliumlösung,
welche Methode nach meiner
Prüfung
vollkommen
schöne Bilder liefert, und wobei nur der Übelstand
ein-
tritt, dass man sehr vorsichtig damit
manipuliren
muss, weil
das
Cyankalium auch die
dunklen, respective Lichtpartien sehr
leicht
zerstört, wenn die Lösung zu stark ist,
oder wenn mau das Bild zu
ggO
Martin.
Bericht
über
seine
lange darin
lässt. Siedend
heisse,
unterschwefligsaure
Natronlösung
ersetzt
das Cyankalium vollkommen,
ohne die zerstörende Wirkung
desselben
auszuüben. Zuletzt
habe ich mich bemüht, die
positiven
Bilder stark
und kräftig zu erzeugen, wobei die Anwendung vom
sie-
dend
heissen
unterschwefligsauren
Natron, vorzugsweise bei
Vedut-
ten,
sehr zu empfehlen ist, wenn man das Bild im
Kopirrahmen
so
überkräftig werden lässt,
dass es vor der
Fixation
unschön und
fast
ohne
Nuan9irung erscheint,
während nach der Fixation
alle
Nuancen
in
voller Kraft zum Vorschein kommen.
Bei Porträten ist diese Methode weniger
anzuwenden; da die
aufgezählten Veränderungen
hier isolirt angegeben
sind und natürlich
nicht in jede Methode
hineinpassen, so erlaube ich mir des Zusammen-
hanges
willen, und um diesem Aufsatz einen praktischen
Werth
zu
verl
eihen,
»meine
Verfahrungsart nach der
Reihenfolge der Opera-
tionen näher zu
beschreiben.
Negative Bilder.
1.
Flüssigkeiten:
I. Ein
Loth Jodkalium wird in
2OLoth destillirten
Wassers
aufgelöst und diese Lösung mit
8—10 Tropfen
einer
concentrirten
Cyankaliumlösung
versetzt.
II. Ein und ein Viertel Loth grauer
Höllenstein wird in 20
Loth destillirten Wassers
aufgelösst und mit
ein und
einem halben Loth sehr starker Essigsäure
(Radicalessig)
versetzt.
III.
Concentrirte
Gallussäurelösung.
IV. Weingeist.
V. Zwei Loth
unterschwefligsaures
Natron werden in 20 Loth
destillirten Wassers
aufgelöst.
2. Apparate: Nebst der Camera
obscura und den dazu
gehöri-
gen Rahmen 5 hat man noch zwei
Spiegelgläser
(Blanquarfsche
Gläser)
nöthig, welche beide
zugleich in den Rahmen leicht hinein-
passen, und welcher
Rahmen so tief im Falz
construirfc sein
muss,
dass auf die zwei
hineingelegten Spiegelgläser rückwärts noch
ein
Brettchen gelegt werden kann, das so wie der bekannte
Schieber
von vorne, den Rahmen gegen das eindringende
Licht von rückwärts
absperrt. Ferner vier bis
sechs flache , viereckige
Porzellantassen
mit
% Zoll hohem Rand, welche
rund herum um etwa
% Zoll
weiter
photo
graphischen
Versache,
ggf
sein müssen als das Papier
gross ist, worauf man die
Bilder macht.
Endlich ein Porzellangefäss
sammt Spirituslampe, um
das
unter-
schwefeligsaure
Natron siedend heiss machen zu können, und
eine
Abdampfschale um Wachs darin schmelzen zu
könne».
3. Papier: Feines, gleichförmiges Maschinenpapier, am
besten
Cansonfreres, von welchem man
ein Stückchen auf einige Minu-
ten in Wasser
legt, es herausnimmt und abtrocknet, um die glatte
Seite (Filzseite) von der
rauhen (Siebseite) unterscheiden und das
Ganze
darnach bezeichnen zu können, denn das Bild
muss immer
auf der glatten Seite gemacht
werden. Ein geübtes Auge
erkennt
übrigens die glatte
Seite, ohne das Papier zu
netzen.
4. Man giesst Flüssigkeit Nr.
l und 2, jede für sich, in zwei
vom Staube
vollkommen gereinigte, ziemlich horizontal
gestellte
Porzellantassen.
5. Man nimmt ein Blatt Papier,
welches um eine Linie kiemer
geschnitten ist als
das Blanquarfsche Glas,
fasst es bei zwei diago-
nal entgegengesetzten
Ecken, die glatte Seite nach abwärts,
und
hält es so, dass es sich
durch seine eigene Schwere in der Mitte
senkt,
und legt es dann langsam auf die Oberfläche der
Flüssigkeit
Nr. l, indem man die beiden Ecken ebenfalls senkt und
endlich
gänzlich aus den Fingern,
lässt. Nun schwimmt das Blatt flach auf
der
Flüssigkeit, wobei man vorzüglich
darauf Acht haben muss,
es
durch manuelle Fertigkeit dahin zu
bringen, dass keine
Luftblasen
zwischen dem Papiere und der
Flüssigkeit haften
bleiben. Nachdem
man es
so ungefähr eine Minute liegen gelassen, lüftet man eine
Ecke
mit einem reinen
Hölzchen, hebt das Papier von der Flüssigkeit
ab,
lässt es sehr
kurze Zeit abtrapfen, fasst es an einer zweiten
Ecke
und legt es mit der
trockenen Seite auf ein Blatt Schreibpapier,
und
trocknet die nasse
Seite mit
Lösehpapier, indem
man dieses darauf
legt und mit
flaeber Hand darüber streicht, damit alle
überflüssige
Jodkaliumlösung
davon aufgesaugt werde. Ein zweites reines
Löseh-
papier vollendet das Abtrocknen.
-— Ich habe hier die
Methode des
Schwimmens und
Abtrocknens
genau beschrieben,
uad werde später,
so oft sich diese
Operationen wiederholen, die Beschreibung
weglas-
sen , indem ich
auf den gegenwärtigem
Paragraph verweise.
6. Man lässt die, durch
Operation Nr. S mit
jodkalium
impräg-
nirte
Seite des Papiers auf Flüssigkeit
Nr.2höehsteasl2—
2S
Secunden
schwimmen, hebt es bei einer Ecke ab, fasst es mit
der
Sitzb.
d.
mathcm.-naturw.
CI. I.
Bd.
36
ggg
Martin. Bericht über seine
ändern
Hand von rückwärts bei der diagonal entgegengesetzten
Ecke,
und legt es noch ganz
nass mit der nassen Seite
auf das eine,
mit
destillirtem Wasser
gut abgewaschene und abgetrocknete Spiegelglas,
gerade
so, als wäre dieses eine Flüssigkeit und man wollte das
Papier
darauf schwimmen lassen. Durch Adhäsion
haftet das Papier ganz
flach auf dem Glase, und das
richtige Auflegen gelingt nach einiger
Übung
vollkommen, ohne dass man
an dem Papiere zerren und
rücken darf, wobei es
leicht zerreisst. Liegt es
nicht richtig, so hebt
man es lieber nochmals ab und
versucht es neuerdings aufzulegen.
7. Das
Blanquarfsche Glas mit dem
adhärirenden Papier
wird
in den Rahmen mit der Glasseite gegen den Schieber
gelegt; darauf
kommt ein ganzes Quartblatt
Löschpapier, welches
man durch
Dar-
auflegen
des zweiten Spiegelglases gewissermassen in den
Rahmen
hineinklemmt, und worauf man den Rahmen mittelst
des
Brettchens
schliesst.
Das Löschpapier wird darum zwischen die beiden
Gläser
gelegt, weil man mittelst der selbst vor das
Brettchen vorstehenden
Ränder das zweite Glas von
der Rückseite des photographischen
Papiers nach der
Exposition abhebt, was
sonst, da das
photographi-
sche
Papier nass ist, Schwierigkeiten macht; zugleich saugt
dieses
Loschpapier die an den Rändern sich
ansammelnde Flüssigkeit auf,
wodurch man reinlicher
zu arbeiten im Stande ist.
8. Exposition in der Camera: Die
Zeitdauer
derselben hängt
natürlich von der Beleuchtung
und der Lichtstärke des Apparates
ab. Bei
Voigtländers Apparat
Nr. 19 braucht man für ein Porträt im
Zimmer,
bei schöner Beleuchtung, 2S—30
Secunden; zur
Aufnahme
eines von der Sonne beschienenen
Gebäudes, mit der
vorderen
eigens dazu vorgerichteten Linse desselben
Apparates, 20 Secunden.
9. Man hebt mittelst des am Rahmen vorstehenden
Löschpapi-
res
das Brettchen und das zweite Glas vom Rahmen
ab, nimmt
das
BIanquarfsche Glas
mit dem adhärirenden Papier heraus, und
giesst
ungefähr
einen Esslöffel voll Gallussäure (Flüssigkeit Nr. 3) in
eine
Porzellantasse,
fasst das Papier wieder
bei zwei diagonal entgegen-
gesetzten Ecken, hebt es vom
Glase ab und legt es auf die Gallus-
säure, gerade
so als wollte man es schwimmen
lassen, mit
der
präparirten
und bereits belichteten Seite nach abwärts. Das
Papier
ist noch nass, und die Gallussäure benetzt
bei einiger Vorsicht also-
gleich das ganze Bild, was
wichtig ist, weil sonst leicht Flecken
entstehen, was man
wohl auch dadurch verhindern kann, dass man das
photographischen Versuche.
561
Bild ein- bis zweimal, gleich nach dem
Darauflegen, wieder
lüftet
oder
die Tasse hin und her neigt, damit die
Gallussäure sich schnell über
die
Bildfläche verbreitet. Hier
lässt man das Bild
28 Minuten und oft
noch
bedeutend länger, kurz so lange liegen, bis es
in allen Theilen
über-
kräftig ist, was man durch öfteres
Ansehen ermittelt.
10. Man nimmt das Bild
heraus, legt es in eine
andere Tasse,
die Bildfläche nach
aufwärts, und
giesst einen Löffel
voll starken
Weingeist darauf,
der
alsogleieh das Papier bis
ins feinste
Fäserchen
durchdringt
und vollkommen rein und klar macht, worauf man
nach
ungefähr einer Minute durch Neigen der Tasse
den überflüssigen
Weingeist in einer Ecke
ansammeln lässt, um
ihn abzugiessen.
11. Man siedet
in einem
Porzellangefässe die
Flüssigkeit Nr.
S,
und giesst sie
siedendheiss
(bloss warm erfüllt
sie nicht ihren Zweck)
in eine Porzellantasse, welche
diesen Temperaturwechsel
auszuhalten
im
Stande ist, worauf
man schnell das ganze
Bild, noch nass
vom
Weingeist,
hineinlegl, wobei man aber
Acht haben muss, sich
die
Filiger
nicht zu
verbrennen. Bequemer ist
es, das Natron gleich über
das in
der Tasse liegende
Bild
%u
giessen, was aber einige
Achtsam-
keit
erfordert, weil dort wo
der Strahl auffällt,
leicht Flecken ent-
stehen. Man lässt das Bild nach
Umständen, das
heisst nach
Massgabe
seiner Kraft,
eine bis
zwei Minuten darin
liegen, während man
es
mit
einem
Hölzchen
lüftet
und
durch
Aufassen am Rande im
Natron
bewegt,
kurz auf irgend
eine
Weise
Sorge
tnigt,
dass es ja
von
oben und
unten
vom Natron durchdrungen
wird.
12.
Man
uimml
das Bild aus der
heissen Natronlösung
heraus,
trocknet
os
mit
Losdipapier
etwas
ab
und legt es noch ganz
feucht
in
destillirics Wasser, was
man ein- bis zweimal
wechselt, worauf
es nach
einer
halben Stunde
herausgenommen,
abgetrocknet und
durch
Liegenlassen
ganz ausgetrocknet wird.
Die in Nr. 11 ge-
brauchte Natronlösung wird
schrnutzigbraun, bekommt,
besonders
wenn man sie lange
in der Tasse lässt,
einen starken Niederschlag;
allein
h-otz dem
ist die Lösung sehr
oft zu gebrauchen, nur
muss
man
sie vor dem
Gebrauche
filtriren.
13. Man
schmilzt
weisses
Wachs und gereinigtes
ünschlitt
(z. B.
Hirschunschlitt) zu
gleichen Theilen in einer Abdampfschale,
streicht diese
Mischung mittelst eines breiten Borstenpinsels nicht
zu
heiss (weil sonst der
Pinsel verbrennt) auf die Rückseite des Bil-
des,
welches man später
zwischen Löschpapier,
ebenfalls nicht
zu
36»
564
Martin. Bericht über seine
heiss, mit einem Plätteisen
biegelt, so zwar, dass das
überflüssige
Wachs herausgezogen wird, wobei aber doch das ganze
Bild mit
Wachs durchzogen bleiben
muss, weil zu sehr vom
Wachs
entblösste
Stellen
undurchsichtig werden und den reinen Abdruck
erschweren,
oder, besser gesagt,
verhindern. Hat man bei Porträten hinter
der
Person nicht einen sehr hellweissen
Hintergrund, welcher auf dem
negativen Bilde
vollkommen schwarz ist, so zeichnet man sich
die
Contouren des Porträts durch das Fenster
noch vor dem
Wachs-
durchziehen sehr
genau ab, und deckt Alles
ausserhalb der
Contou-
ren, was also
auf dem positiven Bilde weiss bleiben soll, mit
stark
angeriebener Tusche, worauf man nach dem Trockenwerden erst
die
Operation des Wachsens vornimmt.
Positive Bilder.
14.
Flüssigkeiten:
VI. 168 Gran Kochsalz werden in 20
Loth destillirten Was-
sers
aufgelöst.
VII. 2 Loth grauer Höllenstein werden in 20 Loth
destillirten
Wassers aufgelöst.
VIII. 2 Loth unterschwefeligsaures
Natron werden in 20 Loth
destillirten Wassers aufgelöst und mit einer
Lösung von
30—40 Gran Höllenstein in l Loth Wasser versetzt.
Man
giesst die Silbersalzlösung in einem
dünnen Strome, unter
immerwährendem
Umrühren der
Natronlösung, in
diese
leztere.
15. Apparate: Vier
Porzellantassen, ein
Copirrahmen, d. i.
zwei
in einen Rahmen einzulegende starke
Spiegelgläser,
welche
eben in diesem Rahmen entweder durch Schrauben oder auf irgend
eine
andere Weise an einander
gepresst werden können.
Gewöhnlich
befindet
sich bei jedem Apparate ein solcher Copirrahmen.
16. Papier: Für positive
Bilder ist die Wahl des Papiers nicht
so schwierig; jedes
weisse glatte Papier
genügt, allein es bleibt nicht
zu
läugnen, dass verschiedene Papiersorten auf den
Ton der Bilder
Einfluss nehmen. Auch hier muss das
Bild auf die glatte Seite
gemacht und das Papier etwas
grösser geschnitten
werden, als das
negative Bild.
17.
Schwimmenlass.en auf der
Flüssigkeit Nr. 6 durch circa
1%
Minuten.
photographischen Versuche.
,
gßg
18. Abtrocknen.
19. Schwimmenlassen auf der Flüssigkeit Nr. 7 durch
2
Minuten.
20. Abtrocknen.
21. Operationen 17 bis 20
wiederholt.
22. Das Papier wird sorgfältig abgetrocknet, indem man
ein
neues Löschpapier darauf legt, welches man durch häufiges
Streichen
fest an das feuchte Papier andrückt, denn wenn das Copirpapier
nicht
sehr abgetrocknet ist, überträgt es Chlorsilber auf das
negative Bild
und erzeugt dort
Flecken, welche spätere Abdrücke verderben.
Das
Papier ganz getrocknet zu gebrauchen wäre vorzuziehen,
wenn
nicht das etwas feuchte Papier empfindlicher
wäre, wodurch die Ope-
ration beschleuniget
und das Bild überhaupt schöner
wird.
23. Man legt das Copirpapier auf eine Spiegelplatte mit
der
präparirten
Seite nach aufwärts,
darauf wird das negative Bild mit
der Bildfläche nach abwärts so
gelegt, dass das Copirpapier ringsum
vorsteht,
zuletzt legt man die zweite reine Spiegelplatte oben
auf
und gibt das Ganze in den Copirrahmen, so dass
das negative Bild
frei dem Lichte ausgesetzt
werden kann, während der Copirrahmen
von unten durch ein Brett oder
schwarzes Papier gegen das Eindringen
des Lichtes
geschützt sein muss.
24. Exposition im Lichte nach Massgabe der Kraft des
negativen
Bildes: Im Sonnenlichte 7—12 Minuten, im zerstreuten
Tageslichte
% Stunden, wohl auch länger; die
Färbung des vorstehenden Ran-
des, der fast
schwarz werden muss, gibt
einen Anhaltspunkt, allein
die eigentlich
richtige "Zeit der Exposition hängt auch davon
ab, ob
man später kalt oder heiss
fixirt; in letzterem Falle muss sie
länger
dauern, damit das Bild
überkräftig werde.
28. Man nimmt
das Bild aus dem Copirrahmen und legt es in
die kalte
Flüssigkeit VIII, wo
es alsogleich röthlichbraun und sehr
klar
wird. Sollte es nach und nach alle Kraft verlieren, so war die
Zeit der
Exposition zu kurz, war es
aber die richtige Zeit exponirt,
so bleibt es in
gehöriger Kraft Man lässt es eine halbe
Stunde bis
zwei Stunden in der Natronlösung liegen, wobei es etwas
den Ton
ändert, worauf man es herausnimmt,
abtrocknet und während einiger
Stunden in
zwei- bis dreimal gewechseltem destillirten Wasser
sorg-
fältig auswäscht, denn ein schlecht
ausgewaschenes Bild bleicht nach
und verliert
seine ganze Kraft. Dies ist die kalte,
besonders bei
ggg
Martin. Bericht
über
seine
Porträts anzuwendende Fixation. Bei
Vedutten, welche man
im
Copirrabmen
überkräftig werden
lässt, siedet
.man die
Natronlösung
VIII und gibt das Bild schnell hinein,
es erhält dadurch nach Vollen-
dung der Fixation
besondere Kraft und der lichte Grund wird
gelblich
gefärbt, was dem Bilde das Ansehen eines
Tondruckes gibt, während
die Färbung des Bildes
selbst dunkelsepia, ja oft
sammtschwarz
wird.
Den Ton in einer bestimmten
Nuance hat man vor der
Hand nicht so
ganz in seiner Macht.
Vedutten, kalt
fixirt wie früher die
Porträte,
dürfen, wie gesagt, nicht gar so
lange wie bei der
heissen
Fixation
im
Copirrahmen
exponirt werden, und
erhalten dann eine purpurbraune
Farbe mit
weissen Lichtern. Das
Auswaschen mit Wasser zum
Schlüsse
der
Operation ist auch bei Vedutten sehr wesentlich. Die
Natronlö-
sung kann neu
filtrirt oft gebraucht
werden- wenn
sie auch
braun
geworden ist.
26. Das nach dem Waschen vollkommen ab-
und ausgetrocknete
Bild wird auf einem
Carton aufgeklebt und die
Porträte von
einem
Maler nachgebessert, die Vedutten bedürfen
keiner Nachbesserung,
mit Ausnahme der Deckung
kleiner
weisser Tupfen, die
unvermeid-
lich sind und wodurch das Bild,
wie die Künstler
sagen, ruhiger
wird. Die Farbe mischt man aus
Neutralblau, Karmin und
Sepia.
Zuletzt
glättet man das Bild vorsichtig
mit einem Falzbein oder
einem
breiten
Achatstein.
Als allgemeine
Beinerklingen
füge ich noch hinzu,
dass man
die
höchste Reinlichkeit beobachte, die
Natrontasscn nie zu
anderen
Zwecken gebrauche, oder sie sehr
sorgPäUig auswasche;
dass die
Tasse zum Hervorrufen zuletzt vor dem Gebrauche
mit destillirtem
Wasser
ausgewaschen werden müsse, dass man alle Operationen,
mit
Ausnahme der Expositionen, im dunklen Zimmer
machen müsse,
und
dass
die beiden Methoden für
positive und
negative
Bilder,
wie sie
beschrieben sind, unmittelbar vor der Anwendung
durchgeführt wer-
den müssen, was bei
Porträts gar nichts
genirt, bei Vedutten
aber
wohl erfordert, dass man das Papier dort
präparirt, wo man das
Bild
aufnimmt. In meiner späteren
Versuchsreihe werde ich
mich mit der
Untersuchung der Bedingungen befassen, unter
welchen man der
Präparation und Exposition bei der
nassen Blanquarf
sehen
Methode
längere Zeit verstreichen lassen darf.
Für eine trockene Methode
findet man Auskunft in
meinem Repertorium Bd.
l, S. 93. Durch
Anwendung des
Blancparfschen Glases
kommt das Papier um die
photographischen
Versuche,
gß'7
Glasdicke mehr rückwärts zu stehen, als
der optische Focus
derLin-
sencombination,
worauf man beim Einstellen Rücksicht nehmen
muss
gewöhnlich
aber, wenigstens bei
Voigtländer's
Apparaten,
corrigirt
eben diese
Glasdicke die Differenz zwischen dem
optischen und
che-
mischen Brennpunkt.
üeber den
chemischen Brennpunkt sehe man
Repertorium Bd.
2,
S.
13. Will man gerade nicht
Geld sparen, so kann man für positive
Bilder die
Lösungen VI und VII
doppelt so stark machen. Die Tem-
peratur hat auf die
Photographie auf Papier
bedeutenden Einfluss,
so
dass die Bilder,
namentlich Vedutten, im
Sommer weit besser gelingen.
Der Apparat, mit welchem die der hohen Akademie
vorgelegten
Bilder der Karlskirche gemacht wurden, ist
von ausgezeichnet
gleich-
massiger
Schärfe. Er wurde von
Voigtländer und Sohn
in
neuester Zeit zum ersten Male ausgeführt und
lässt
nichst zu
wünschen
übrig. Er besteht aus einer
achromatischen Linse von 2 Zoll
Öffnung
mit
einem Diaphragma von nur S Linien und dennoch ist er bei
einer
Brennweite
von 12 Zoll so lichtstark, dass er ein Bild eines von
der
Sonne
beleuchteten
Gebäudes mit allen
Abstufungen im Halb- und
Schlagschatten im Sommer in
20—2S Secunden
vollendet. Sonnen-
beleuchtung ist
übrigens bei Aufnahme
architektonischer Gegenstände
durch
die Photographie
unumgänglich
nöthig, weil sonst
das Bild
monoton ausfällt.
Voigtländer hat zu
seinem Apparate Nr. 19 eine
Diaphragma-Vorrichtung
angefertiget, welche die vordere Linse
des
Objectivos, die
mit der
obgenaniiten, den
Krümmungshalbmessern
nach
identisch ist, an eine
Landschaftscamera
anzuschrauben erlaubt
und wodurch
dieser Apparat, da er auch
etwas kiemer
gehaltene
Daguerreotypien
mit grosscr Schärfe
liefert, allen Anforderungen
eines
Photographen
entspricht.
Das
wirkl. Mitglied, Hr. Dr.
Diesing, überreicht
das erste
Heft einer Arbeit:
„SystemaHelminthum,^
womit derselbe seit mehr
als acht Jahren
beschäftiget ist, und
für welche er bereits in einer
früheren
Eingabe die
Theilnahme der Akademie,
mit dem
Ersuchen,
ihn
durch Uebernahme der
Herausgabe zu unterstützen, in Anspruch
genommen
hatte. DieClassebeschloss
nunmehr sich bei
derGesammt-
akademie
um Genehmigung dieses
Ansuchens und
Bewilligung
eines
568
Diesing.
Honorars von 1SOO
fl.
C. M. für den Herr
Verfasser zu verwenden,
welche Genehmigung seitdem auch
erfolgt ist.
Hr. Dr. Diesing sprach sich über
sein Werk
folgender
Massen aus.
Ich übergebe
hiemit der k. Akademie der
Wissenschaften die
erste Ordnung meines Systems der
Helminthen mit dem wärmsten
Danke für die mir
von Seite der Akademie
zugesagte Herausgabe
desselben, und erlaube mir hier nur
noch eine kurze Bevorwortung.
Die noch kürzlich von dem um die
Wissenschaft so hoch
ver-
dienten
Naturforscher Ehrenberg zu einem Ganzen
zusammenge-
fassten
Infusorien enthielten verschiedenartige mikroskopische
Orga-
nismen des
Thier- und
Pflanzenreiches. Bu r
meiste r war der erste,
welcher die
Räderthierchen
(Rotatoria) in die
Classe der
Crustaceen
stellte, und
Kü t
zing brachte die
Spindelthierchen
(Closterina)
und
Stabthierchen
(Bacillaria) in die
Clas^e der Algen.
Neuerlichst
habe ich mich für die Stellung der
Wechsellhierchen
(Amoebaea}
und
der Kapselthierchen
(Arcellma) zu den
Foraminiferen, und
die
der
GIockenthierchen
(Voriicellina), wie
auch der
Glockenpanzer-
thierchen
(^Ophrydina) zu
den
Bryozoen ausgesprochen
1).
Der Name Infusorien kann mithin nur noch als
Collectivnanie
vieler
nur mit dem Mikroskope wahrnehmbarer Thier- und
Pflanzen-
formen,
nicht aber als
Begriffsname einer eigenen
Classe
angenommen
werden.
Die aus der älteren Begriffsbestimmung der
Infusorien
ausgeschiedenen und hier nach dem
Princip
der'Ähnlichkeit
oder
Gleichartigkeit zu
einein Ganzen
zusammengestellten Organismen
bilden eine Gruppe von
Thierchen, welche ich
in meiner Classe
der
Helminthen, die
ausser den
Eingeweidewürmern die
Cuvier'sche
Classe der
Anneliden umfasst, als
Uranfänge und
Vorbilder der
nächsten Ordnungen betrachte, und als
Prothelmintha
bezeichne.
Die
Prothelminthen sind
demnach:
Einfache oder zusammengesetzte Thierchen, —
meist frei oder
angeheftet. Der Körper weich,
niedergedrückt oder kugelförmig,
nackt oder mit
Wimpern, Borsten, Griffeln oder Haken besetzt;
bepanzert oder
unbepanzert. Der
Darmcanal
traubenförmig,
ohne
After
(Aprocta) oder mit
einem After versehen
(Proctucha).
Mund
1)
Diesing: Systematische
Übersicht der
Foraminifera
monostegia
und
Bryozoa
anopisthia.
(S. o. S. 17 u.
ff.)
Systema
Helminthum«
569
an der Spitze oder unterhalb der Spitze, zahnlos oder
gezähnt. Bei
den Afterlosen in der Nähe des Mundes meistens ein,
oder mehrere
zurückziehbare
peitschenförmige Organe
(Flagella), Augenlos, oder
mit einem meist
rothen, sehr selten schwarzem Auge in der Nähe
des
Kopfrandes. Kein Saugnapf. Keine äusseren
männlichen
Geschlechts-
theile.
Zwitter. Fortpflanzung meist durch Seihsttheilung,
durch
Knospenbildung, durch Eier, sehr selten
lebendiggebährend. Durch
unvollkommene
Selbsttheilung eines
Thierchens entsteht ein zusammen-
gesetztes
Thier (Syntherium),
und bei unvollkommener Panzerthei-
lung und vollkommener
Theilung des Thierchens ein gemeinschaft-
liches
Gehäuse (Synoecesiuw).
Alle sind mikroskopisch und überschreiten nicht die
Länge von
^3 einer
Linie; von Farbe meist
weiss oder grün, selten
roth oder
grün und roth gescheckt,
durchscheinend oder undurchsichtig. Sie
sind
Bowohner des süssen
und salzigen Wassers, seltener innere
Parasiten im lebenden
Thierleibe; einige wenige gepanzerte Arten
kommen
aucli fossil vor. Von den
Meeresbewohnern verbreiten einige
des Nachts ein
lebhaftes Licht. Die Proctuchen zeigen die
meiste
Ähnlichkeil mit der 2. Ordnung der Helminthen
(Turtellariea)
und
unter diesen mit
den Planarieen.
Die
Gcsammtzahl der
Prothelminthen ist auf 92 Gattungen und
416
Arten
beschränkt, davon
entfallen auf Afterlose S3 Gattungen
und 236
Arten, auf die Afterführenden aber 39 Gattungen
und 179
Arten.
Zum Schlüsse folgt noch eine
schematische Übersicht der Ord-
nungen der
Helminthen, wie auch die der Familien und Gattungen
der
Prothelminthcn nach dem Originaltexte.
Conspectns
schematicus ordinum
Helmmthum.
HEB.WBIMTHA.
Infusoria
utplurima^
Radiata
nonnulla;
Entozoa
et
Anuulata
omnia.
Ammalia
evertebrata, inarticulata.
mollia aut
elastica,
ebran-
chiata,
setis retractilibus
destituta
(Achaethelmintha),
auf
mollia,
ebranchiata, v.
branchiis externis, setis
retractüibus
instructa
(Chaethelmintha},
570
Diesing.
Subclassis
I«
Achaethelniintha.
Corpus setis
retractilibus destitutum,
molle auf
elasticum
Sectio l.
Achaethelmintha
mollia.
Corpus molle,
utplurimum
depressum.
I.
Ordo
Prothelmintha.
Tractus cibarius
uvaeformis.
Acetabulum
nullum.
Microscopica.
II. Ordo
Turtellariea. Tractus cibarius
arbusculiformis aut
sim-
plex. Acetabulum
nullum, rarissime unicum.
Formae majores.
III. Ordo
Myzelmintha. Tractus cibarius
dichotome-ramosus
aut
simplex. Acetabulum
unum aut plura
corpori immersa,
rarissime
nullum.
IV.
Ordo Cephalocotylea. Tractus cibarius
dichotomus auf
simplex.
Acetabulam l,
auf 2, 4, 8 capiti
immersa.
Sectio II. Achaethelmintha
elastica.
Corpus elasticum, utriculare aut
subcylindricum.
V.
Ordo Khyngodea. Tractus cibarius
subnullus auf simplex,
Cor-
pus utplurimum utriculare. Proboscis
protractilis.
TZ.
Ordo Nematoidea,
Tractus cibarius simplex. Corpus subcylin-
dricum.
Proboscis protractilis nulla.
Subelassis
II«
Chaethelmintha.
Corpus setis retractilibus
instructum, molle.
Conspectus
schematicus familiarum et
geüerum
Prothelminthum.
ORDO
I.
yil<>TBII;l.ITII\rilA.
JSubordo I.
Aproeta«
Anus
nullus.
Flagello
instructa, aut
rarius
flagello
destituta.
Tribus
L Atricha.
Corpus
nudum i.
e
nee
ciliis
nee
setis iustructum,
haud
mutabile
auf
mutabile.
Systema
Helmintha.
g 'V
4
Familia
L Vibrionideae.
Corpus haud
mutabile,
lorica
destitutum,
partitione
imperfecta
uniseriali
multiplici
transversa, in
syntherium
filiforme,
lineare v. Spirale
accrescens.
*
Syntherium lineare.
l.
Bacterium.
Syntherium rigidum.
II.
Vibrio.
Syntherium flexuosum.
<r*
Synfcherium Spirale
aut
cochleare.
III.
Spirodiaeta.
Syntherium Spirale, flexuosum.
IV.
Spirülum.
Syntherium Spirale, rigidum.
V.
Spirodiscus.
Syntherium cochleam
disciformem
referens
rigidum.
FamiKa.
II.
Monadineae.
Corpus haud mutabile, lorica
destitutum,
divisione
perfecta
simplici v.
decussatim
multiplici.
Subfamilia
L Eamonadineae.
Corpus ecaudatum,
ocellus
nullus.
^
Os
terminale.
VI.
Monas.
Animaicula
semper
solitaria
libera. Os
natatione
anticum.
I.
Euwonas.
Flagellum
nullum.
IL
Wfastichemonas.
Flagellum unum.
III.
Jsomita.
Flagella 2
aequalia
sursum
directa.
IV.
Heteromita.
Flagella 2 inaequalia unum
sursum alterum
crassius
deorsum
directnm.
V.
?
Trepanowonas.
Corpus apice
bilobum,
lobis
flagello
terminatis.
VII.
DOXOCOCCKS.
Animaicula semper
solitaria, libera. Motus
contra
axim
rotatorius.
V1IL
Uvella.
Animaicula
dernuiTi
periodice in
acervos
consociata.
I.
Euuvella. Flagellum
nullum.
II. Monomastix. Flagellum
unum.
III.
Dimastix. Flagella
2.
IX.
Polytoma.
Animaicula
primitus in
acervum
consociata,
dcmum
solitaria libera.
**
Os
obliquum
labiatum.
X.
Chilomonas.
Animaicula solitaria
libera v. periodice con-
sociata.
I.
Euchilomonas.
Flagella 2.
II.
Plagwnastix.
Flagellum unum.
872
Diesing.
XL ?
Anthophysa.
Animaicula periodice
consociata
pedun-
culo
rigido ramoso
suffulta.
Subfamilia 11.
Cercomonadineae. Corpus
caudatum, Ocellus
nullus.
*
Os
terminale.
XII.
Thaumas.
Animaicula periodice
consociata.
X1IL
Bodo.
Animaicula solitaria,
libera.
I. Eubodo.
Flagellum
nullum.
II. Cercomonas. Flagellum
unum.
III.
Amphimonas.
Flagella 2.
**
Os. subobliquum.
XIV.
Trichomonas.
Oris limbus
ciliatus.
Subfamilia HL
Glenomoreae. Corpus
ecaudatum. Ocellus
unicus.
XV.
Glenomorum.
Animaicula periodice consociata. Flagella
2.
XVI.
Microglena.
Animaicula solitaria. Flagellum
unum.
X
VIL
?
Phacelomonas.
Animaicula solitaria. Flagella
plura
?
Familia
IlL
Cryptomonadineae. Corpus
haud mutabile,
loricatum,
cum
lorica, simpliciter et
perfecte
dividuum.
Subfamilia l.
Eucryptomonadineae. Ocellus
nullus.
XV1IL
Cryptomonas. Lorica
scutelliformis, laevis.
Divisio
lon-
gitudinalis.
I. Eucryptomonas. Flagellum
unum.
II. Diplotricha. Flagella 2,
sursum directa. Corpus
apice
oblique
sinuato-truncatum.
III.
Disceraea. Flagella 2, sursum directa.
Corpus apice
haud
sinuatum.
IV. Anisonema. Flagella
2, unum sursum alterum retrorsum
directum.
XIX.
Ophidomonas. Lorica
tubulosa, laevis. Divisio
trans-
versalis.
XX.
Proro centrum. Lorica
apiculo
frontali.
XXI.
?
Öxyrrhis. Lorica sursum
acute conica,
apertura
transversali
pone coni
basim. Plagella 4
lateralia.
Subfamilia 11.
Cryptogleneae.
Oöellus
unus.
XXII.
.Lügenella. Lorica
urceolata in öolluffi
producta.
XXIIL
Tracfielomonas. Lorica
urceolaris.
XXIV.
Cryptoglena. Lorica
scutellaris.
XX V.
?
Crumenula. Lorica
oblique striata.
Systems».
Helmiüthum.
g
7
3
Familia IV.
Volvocineae. Corpus
haud mutabile, loricatum,
intra
loricam
communem integram
sponte in proles
synoecesium for-
lnantes, rupta
demum lorica
effusas
divisum.
Subfamilia l.
Pandorineae.
Ocellus nullus.
^
Ecaudatae.
XX VI.
Gyges. Lorica
communis simplex
synoecesiumurceo-
lare
subglobosum formans.
FIagellum
nullum.
XXVII.
Pandorina. Lorica communis simplex
synoecesium
urceolare subglobosum formans.
FIagellum
unum.
XXVIIL
Gonium. Lorica
communis simplex synoecesium
ta-
bulatum formans.
Flagella
duo.
XXIX.
Syncripta. Lorica communis
duplex synoecesium
urceolare subglobosum formans. FIagellum unum.
^
Caudatae.
XXX.
Synura. Corpus
caudatum, loricae
commums basi
affixum, synoecesium urceolare
formans.
Subfamilia
IL
Ewolvocineae. Ocellus
unus.
^Divisio
spontanea
simplex
aequalis.
-XXX/.
Uroglena. Corpus caudatum. FIagellum
unum.
XXXII. Eudorina.
Corpus ecauAatum. Flagelkm
uau^.
XXXI1L
Cklamydomonas. Corpus
ecaudatum. Flagella
duo.
**
Divisio
spontanea
multiplex
inaequalis.
XXXIV.
Sphaerosira. FIagellum nullum.
XXXV.
Volvox. Flagella duo.
Familia V.
Dinohryneae. Corpus
mutabile
loricatum.
XXXVI.
Epipyxis. Corpus intra loricam
haud
aecrescentem
sessile.
Ocellus nullus.
XXXVII.
Dinobryan. Corpus loricae
gemiaificatione m
syuoe-
cesium
fruticulosum accrescens.
Ocellua
ruber.
Familia VI.
Colacieae. Corpus mutabile lorica
destitutum.
Animal-
cula in
pedicello simplici v.
ramoso
se&silia.
XXXVIII.
Coladum.
OceHüs nullus.
Familia VII.
Astasieae. Corpus mutabile
loriea desiitutum.
Ani-
maicula
solitaria
tibera.
Subfamilia
I. Euastasieae.
Ocrflus
nullus.
XXXIX.
Peranema.
Corpus ecaudatum.
Flageftro unum
aut
duo.
g74
Diesing.
I.
Ewperanema.
Flagellum
unum.
II.
Zygoselmis.
Flagella
duo
sursum
directa.
III.
Heteronema.
Flagella duo, unum sursum
alterum
retrorsum
directum.
XL.
Astasia. Corpus
caudatum. Flagellum
unum.
Subfamilia
IL
Eugleneae.
Ocellus
unus.
XLL
Amblyophis.
Corpus
ecaudatum. Flagellum
unum.
XLIL
Euglena. Corpus
caudatum. Flagellum
unum.
XLIIL
Chlorogonium.
Corpus caudatum. Flagella
duo.
XLIV.
Polyselmis.
Corpus ecaiidatum.
Flagella quatuor.
Tribus
IL
Trichophorae.
Corpus
ciliis
auf
setis
instructuin,
haud
mutabile.
Famüia
VIII.
Cyclidineae.
Corpus haud loricatum.
Flagellum
nullum.
Ocellus nullus.
XL
V.
Cyclidium.
Corpus depressum
margine
ciliatum.
XL
VI.
Pantofrichum.
Corpus turgidum
undique
ciliatuni.
XLVIL
Chaetomonas.
Corpus turgidum setosum.
Famüia IX.
CIdamydocyclidineae.
Corpus loricatum, lorica
si-
licea.
Flagellum nullum auf unum.
Ocellus nullus auf
unus.
XL VIII.
Chaetotyphla.
Lorica hispida v. rigide
pilosa.
Flagel-
lum nullum. Ocellus nullus.
XLIX.
Chaetoglena.
Lorica hispida v. rigide pilosa. Flagel-
lum unum.
Ocellus unus.
Familia
X,
Peridineae.
Corpus loricatum, lorica
membranacca,
suico
hiante
ciliato
transverso,
quandoque
simul
longitudiuali
insig-
nita,
bi-
auf
tripartita. Flagellum
unum. Ocellus nullus auf
unus.
L.
Peridinium.
Lorica cornuta
aut
ecornuta,
suico
trans-
verso.
Flagellum ex
suico
protractum. Ocellus
nullus,
LL
Glenodinium.
Lorica ecornuta, suico
transverso. Fla-
gellum ex
suico protractum. Ocellus
unus.
L1L
Heteraulacus.
Lorica ecornuta, ecaudata
aut
brevi-
caudata,
suico
transverso,
ac
longitudinali
Flagellum
ex
suico longitudinali
protractum.
LIIL
Ceratophorus.
Lorica cornuta, suico
transverso. Fla-
gellum ex
poro
loricae
protractum.
Systema
Helminthum.
^T^
Subordo
H.
Protueha.
Tractus
intestinalis ano
stipatus. Flagellum
nullum.
Tribus L
Edenfuta,
Os
dentium corona
interna nulla.
Suhtribus
L
Enantiotreta.
Oris et
ani aperturae
terminales diametraliter
oppositae.
Familia I.
Enchelydeae. Corpus
haud
loricafum.
* Corpus
nudum aut
ciliatum.
LJV.
Enchelys. Corpus nudum
simplex.
Osrectetruncatum.
L V.
Disoma. Corpus nudum
bipartitum (duplex). Os
recte
truncatum.
LVL
Trichoda. Corpus nudum
collo nullo. Os
oblique
truncatum.
^
LV1L
Lacrymaria. Corpus nudum, collo
elongato. Os ob-
lique truncatum.
L
VIII. Holophrya, Corpus
ciliatum. Os oblique truncatum
haud kibiaturn.
LIX.
Leucophrys. Corpus ciliatum. Os
obliqne
truncatum
labiatunL
^* Corpus
setosum.
AX
Trichodiscus. Corpus
margine
setosum.
LXI.
Actinophrys. Corpus
undique
setosum.
LXIL
Podophrya. Corpus undique setosum,
pedicellatum.
LX.II1.
?
Acomia. Corpus
una extremitate
ciliatum^
LXIV.
?
Alyscum. Corpus
ciliorum retractilium
fasciculo
laterali.
LX
V.
?
Gasterochaeta. Corpus nudum
suico
longitudinali
ciliato.
LXVL
?
Uronema. Corpus ciliatum,
seta basilari
longa.
Familia II.
Colepineae. Corpus
loricatum.
LX
VIL
Coleps. Corpus nudum v. ciliatum, haud
stipitatum.
LXVIII.
Acineta. Corpus
tcntaculatum,
pedicellatum.
Subtribus
U.
Allotreta.
Oris et ani aperturae haud oppositae,
alterutra
terminalis.
Familia L
Trachelineae. Corpus
haud loricatum. Anus terminalis.
gyg
Diesing.
*
Os
valvula
destitutum.
LXJX.
Trachelius.
Corpus in proboscidem
conicam
produc-
tum. Os
infra
proboscidis
basin.
LXX.
Loxodes. Corpus
sursum
dilatatum oblique
truncatum.
Os
superum v.
inferum.
LXXI.
Bursaria.
Corpus sinu
longitudinali
haud
spirali.
Os in
sinu.
LXXII.
Spirostomum.
Corpus sinu lato
subterminali
spirali.
Os in sinu.
LXXIIL
Phialina.
Corpus collo
brevi,
suico
circulari
discreto.
Os in
colli
latere.
** Os
valvala
tremula
clausum.
LXXIV.
Glaucoma. Os
inferum.
Famüia
IL
Ophryocercineae. Corpus haud
loricatum. Anus
dor-
salis.
LXX
V.
Trachelocerca. Corpus
fusiforme collo
longissimo,
ore
terminali.
Famüia
IIL
Aspidiscineae. Corpus
loricatum. Anus
terminalis.
LXXVI.
Aspidisca. Corpus
scutello orbiculari
tectum. Os
laterale.
Subtribus
HJ.
Catotreta.
Oris et
ani aperturae haud
oppositae, neutra
tenninalis.
Famüia L
Colpodineae. Corpus haud loricatum,
setis, stylis
aut;
uncirds
destitutma.
.t
*
Ocellus
nullus.
LXXVIL
Colpoda. Corpus
margine
dorsali
nudum,
proc'essu
linguaeformi
instructum.
LXXVIJL
Paramecium.
Corpus undique
citiatum,
processu
linguaeformi destitutum.
LXXIX.
Amphileptus.
Corpus hinc in
caudam
iltinc in
pro-
boscidem
desinens, processu
linguaeformi
destitutum.
LXXX.
Ürolepfas.
Corpus caudatum,
proboscide et
processu
linguaeformi
destitutum.
^
O&eUus
imieus.
LXXXL
Ophryoglena. Corpus
eaudatum proboscide et
pro-
ces&ü
linguaeformi
destiiutum.
Systema
Helminthum.
giyi7
Familia
1L
OxytricMneae.
Corpus haud loricatum,
setis,
stylis
aut
uncinis
munitum.
*
Corpus
ciliatum,
setosum.
LXXXII,
Oxytricha.
Corpus
ecornutum.
LXXXIIL
Ceratidium.
Corpus bicorne.
^
Corpus ciliatum, stylis aut
uncinis
munitum.
LXXXIV.
Korona,
Corpus uncinis
munitum.
LXXXV.
Urostyla.
Corpus stylis
munitum.
LXXXVL
Stylonychia.
Corpus stylis et
unciüis
munitum.
Familia
IIL
Euploteae.
Corpus
loricatum.
LXXXVIL
Discocephalus.
Corpus uncinis stylisque
destitutum,
capite
discreto.
I/XXXVJUL
Himantophorus.
Corpus uncinis stylisque
destitutum,
capUe haud
discreto.
LXXXIX.
Euplotes.
Corpus uncinis stylisque munitum.
Tribus
1L
Dentata.
Os
dontium
corona
interna
circumvallatum.
Suhtribus
L
Enantiotreta.
Oris
ei am
aperlurae
terminales diametraliter
oppositae.
Familia
I,
Prorodonfeae,
Corpus haud
loricatum.
XC\
Prorodon. Os
recto
truncatum.
Subfribzis
U.
Allotreta.
Oris
(^
aiu
aperturae
liaud oppositae,
alteruta
terminalis.
Fanufiff
/.
Chilodontcae.
Corpus liaud loricatum.
Anus terminalis.
X^A
C/iilodon. Corpus
sursum oblique aut
ae^ualiter
ro-
(niidatum.
Subtribus
III.
Catotreta.
Oris et
uni
ap(4"turae
haud oppositae, neutra
terminalis.
Familia
J.
Chlamidonleae.
Corpus loricatum.
>
XC1L
fihlawidodon.
Os superum.
Herr
Cnstos Dr.
Penzi,
w.
M., richtete an die
Classe
folgendes
Ansuchen:
Seit mehreren Jahren mit Herbeischaffung und
Zusammen-
stellung
von Materiale Behufs einer
Flora des westlichen Theiles
Sitzb.
d.
mathein.-naturw.
Cl.
L
Bd*
^
g
y §
FenzL Antrag
bezüglich
des tropischen und
subtropischenAmerica
beschäftiget, bin ich bereits
so weit
fortgeschritten, dass die
Flora Mexico's,
Central-America's,
Neu-Granada's
und Chilfs in Angriff
genommen werden könnte, fehlte
mir nicht beinahe
Alles, was aus Peru seit
den Zeiten R u i z
und
P a von s bekannt geworden und
mittlerweile von Reisenden
aus
diesem
in
naturhistorischer Beziehung
höchst
interessanten Lande
nach-
gebracht worden ist.
Nachdem der Wissenschaft durch Hooker eine Flora
des
arc-
tischen
subarctischen
Theiles von
Nord-America, durch
Nuttal
Torrey und
Gray die des mittleren bis
an die Grenzen
Mexico's,
durch
Ramon de l a
Sagra die
dergrosseren
Antillen, durch
Ben-
tham
jene Surinams, durch
En
dlicher und
Martins die
Brasi-
liens
,
theils vollendet
thcils in rascher
Fortsetzung begriffen
,
gelie-
fert worden, entbehren wir bis zur Stunde
einer Übersicht
über
Alles,
was in botanischer Beziehung über die
Pflanzenschätze der da-
zwischen liegenden
Landstrecken geliefert
wurde.
D'as
Bedürfniss
eines
diese Lücke in der
botanischen
Literatur
ausfüllenden
Com-
pendiums
ist bereits so
fühlbar und laut
ausgesprochen worden, dass
es in der
That zu einer
nöthigenden Aufgabe
jener
Fachmänner
geworden
ist, die im Besitze eines solcher Arbeit
entsprechenden
Materiales
sich befinden, Hand ans Werk zu legen.
Bei dem Umfange eines solchen
Unternehmens, das
die
Kräfte
und Mittel eines Einzelnen jetzt schon
übersteigt,
kann es
keinem
Zweifel
unterliegen, dass nur die
kräftige
Unterstützung
von
Seite
einer Akademie, theils durch
HerheLsdiaffung des
Fehlenden,
theils
durch Gewinnung tüchtiger
Mitarbeiter
die
Ausführung
eines
.solchen
Planes
ermöglichen könne. Unsere Museen und
Bibliotheken
bergen
bereits
einen reichen Schatz des zu
bcnöthigenden
Materialos,
ihre
Hülfsmittel
reichen aber aus leicht
begreiflichen Gründen
nicht
hin,
den
Special-Erforderuissen zu
genügen, die ein
solches
Unternehmen
dringend
erheischt. In einem solchen Falle befindet sich nun
eben
der Antragsteller, dem einerseits die Gelegenheit
geboten ist,
sein
Materiale auf die
genügendste Weise
durch den Ankauf des peru-
anischen Herbars des
berühmten deutschen Reisenden und
Gelehrten
Poeppig zu
vervollständigen,
andererseits er durch
ein
Entgehen
dieser unschätzbaren Sammlung sich
genöthigt sehen
würde,
auf die Ausführung seines Unternehmens
für immer zu verzichten,
Er fühlt sich
bei einer solchen Lage im
Interesse der
Wissenschaft
des
Ankaufes
von
Poeppig's
Herbar,
g 70
daher gedrungen, eine verehrliche
Classe um die Bewilligung
einer
Summe von 1SOO
fl. Behufs des Ankaufes
gedachter Sammlung
zu
bitten und zwar um
so mehr, als bereits vom Auslande
Anträo-e
zum
Erwerb derselben an Prof.
Poeppig gestellt worden,
der sie lieber
Deutschland
erhalten wissen will,
als sie, wie so manche
andere von
deutschen Gelehrten
angeleg-te, wie z.B. die
Chamisso's,
Neu-
wied's
und Schrader's über
unsere Grenzen wandernzusehen.
Dieses Ansuchen erhielt die Zustimmung der Classe
und später
auch der
Gesammt-Akademie.
Herr
Ritter v.
Hauer setzt seinen
Reisebericht fort.
Herr
Karl
Schön l) i
chic r hat ein Exemplar
seines schon
vor
einigen
Jahren im
Verlage der Mülle r
suchen Kunsthandlung
erschie-
nenen
MidtiplicalioiLs-Rog'istera
in der Absicht eingesendet, durch
eine
beifällige
Beachtung
desselben
in der Akademie diesem zur
leichteren
Ausführung
^rosserer
Multiplicationcn nach Art
einer
Rechenmaschine
dienenden
Hilfsmittel
hei den praktischen Rechnern mehr
Eingang
zu
Vorschauen.
Auf die
günstige
Meinung, welche der
Secretär
über
diese
MiilUplicatious-Vorrichtung
ausspricht, gestattet die
Classe
die
Erwähnung
derselbe«
in den Sitzungsberichten.
Dieses
Multiplications-Register
leistet die Dienste einer
Tabelle
der
Vielfachen
jedes (bei der Ausdehnung
des vorliegenden
Exem-
plaros
inil nicht
mehr als
zehn
Ziffern geschriebenen)
Multiplicandus
und
kann
als
(»in^
Verbesserung
der Neper'schen
Rechenstäbe
betrach-
tet
werden.
Die
Stelle der
Slähe vertreten hier
Papierstreifen, die, neben
und
über
einander
liegend und
am
oberen
Ende festgeklebt, jede
Com-
binalioii
einfacher
Ziffern, woraus der
Muliiplicandus bestehen
mag,
mit
Leichtigkeit
aufzuschlagen gestatten.
Die über einander liegen-
den,
ein Päckchen
bildenden Papierstreifen gehören den Ziffern
O, l, 2
u. s. w.
bis 9, welche an der so
vielten Stelle, als das
Päck-
chen
einuimml, im
Multiplicandus vorkommen
können. Jedes
Päckchen
enthält also genau dieselbe Reihe von
Streifen. Jeder einzelne Strei-
fen ist durch Querlinien
in Fächer
getheilt, die sonach von
oben
nach
unten
zu auf einander
folgen. Die
Querlinien der
neben
einander
37
w
g §
0
Schönbichler.
Multiplications-Register.
liegenden,
also zu verschiedenen Päckchen gehörenden
Streifen
passen
genau an einander, so
dass sie als
Theile
grösserer über
das
Ganze weggehender Querlinien erscheinen. In jedem der
durch die
Querlinien gebildeten Fächer steht eine
Ziffer; sie ist die
Einheiten-
ziffer des
Prodnctes der
Zahl, welcher der Streifen
angehört, mit
einem der
Factoren 2, 3, u.
s. w. bis 9, oder
die Anfangsziffer der
Summe, welche entsteht, nachdem die
beim Multipliziren von
der
vorhergehenden Stelle des
Productes an die
vorliegende Stelle zu
übertragenden Einheiten
hinzugezählt worden. So stehen
also
auf
dem zur Ziffer 7 des
Multiplicandus
gehörenden Streifen
zuerst
für
den
Multiplicator 2 unter
einander die Ziffern 4
und S; dann für
den
Multiplicator 3 die
Ziffern l, 2 und 3;
ferner für den Multiplicator 4
die Ziffern 8, 9, O
und l; u. s. w. Die zweite
Ziffer des
(nöthigen
Falls
vergrosserten)
Theilproductes
ist nicht angeschrieben,
sondern
es weiset ein von der ersten Ziffer ausgehender
Strich auf die um so
viele
Queriinien tiefer liegende
Ziffer auf dem zur Linken liegenden
Nachbarstreifen, als
die Menge der zu übertragenden
Einheiten
beträgt. Hiernach
lässt sich, wenn die
einem gegebenen Multipli-
candus entsprechenden Streifen
aufgeschlagen sind, die Zifferreihe
jedes Vielfachen
desselben für einen
einzifferigen
Multiplicator
mit
grösster
Leichtigkeit übersehen und ablesen. Besondere
Bequemlich-
keit gewährt diese Vorrichtung beim
Dividiren mit hohem
Divisor.
.SITZUNG VOM 7.
DECEMBER 1848.
Herr
Bergrath Haidinger macht
folgende Mittheilung:
Über
eine
eigenthümliche
Varietät von Talk.
Vor einiger Zeit übersandte mir Herr Ritter
von Piltoni
ein
Stück einer sehr merkwürdigen Varietät
von Talk, die in
einem
Chromsehurfe
Sr. k. k. Hoheit des
durchl. Erzherzogs Johann
bei
Kraubat in
Steiermark aufgefunden
worden war.
Das Stück zeigt eine
besondere Art von
Structur oder
Zusam-
mensetzung,
die in den mineralogischen Lehrbüchern bisher
noch
nicht vollständig gewürdigt worden ist.
Allerdings - ist das
Interesse
dafür ein untergeordnetes im Vergleiche
mit so manchen
ändern,
welche
insbesondere die
Krystallform
angehen, aber es
geliert
doch
auch diese in den Bereich der mineralogischen
Terminologie, und als
H a i d i n g
e r.
Eigenthumliche
Varietät von Talk.
881
•n.
i
r<
ßÄCW
Fig.l.^
/
solche verdient sie doch gekannt und
vorzüglich auch benannt zu
werden. Man wird sie
nicht mit Unrecht die
schalig-stängliche
Zusammensetzung
nennen.
Die beifolgenden Skizzen
zei-
gen Fig.
l die Ansicht von
der
Seite, Fig. 2 den Querschnitt
der-
selben
Das Ganze ist ein
unregel-
mässiges
Gangtrum des gewöhn-
lichen
blass - apfelgrünen
Talks,
stänglich
zwischen Salband A und
Salband B. Die einzelnen
Theile
a,
b,
c, d folgen manchmal
einer
Hauptrichtung,
indem sie
sehr
stumpfe
Winkel mit einander bilden,
öfters sind die Winkel
schärfer;
das Ganze sieht etwas
unregel-
massig
gefalteter Wäsche ähnlich.
Der
Qucrbruch Fig. 2, ist
nur
durch
eino Art von
Zerreissen
ganz
unrcgclmässigzn
erhalten. Er zeigt
die parallel auf einander
folgenden
Talkblätter
aber auch die
dreisei-
tigen
QiierschniUo,
wciclie von je dreien
derselben
hervorgebracht
werden.
Durch den
Bnicli in
(I(T
Richtung der
stänglichen
Zusam-
mcn.scixiuigsstücke
lost sieh sun Ende das
Ganze in
unregelmäs-
sigc
dreiseitig
keilförmige
Bruch.stücke auf.
Innerhalb der
stäng-
lichcn
Zusannnonsetxunp
beginnt,
die Mchalige, man kann sie
also
wohl,
indem man
vom Individuum
ausgeht,
schalig-stänglich
nennen.
Auf
eine ähnliche
Zusmimionsetzung, aber
eine körnige
aus
schali^cn
Blättern,
also
eine
schaiig-körnige, hat
bereits
Schaffhaull1)
an dem
Chromgliinmer
aufmerksam
gemacht.
Theil-
bare
Individuen bis zur Grosse
eines
Viertclzolles häufig
zu
Körpern
gruppirt,
welche
schiefen
Prismen ähnlich wird,
und deren Flächen
alle
Theilharkcit
zeigen.
Er hat an
denselben
selbst eine Art
von
Gleichmässigkeit
der
Winkel
bemerkt, indem eine
Fläche als Basis
Fig. 2.
1)
Wo hie r und
Liebig'y
Annalen
XLVI.
pag. 325.
582 Haidinger.
Eigenthumliche
Varietät von Talk.
betrachtet
gegen eine scharfe
Seitenkante unter etwa 64
%°
geneigt
ist. In der Mitte solcher Gruppen findet sich oft
Fuchsit.
An der einen Seite des Stückes, Fig. l, D,
findet man im Innern
der oben erwähnten dreiseitigen
Keile nichts anderes, als immer
wieder
Talkblättchen, die
sich parallel oder geneigt an die
äusseren
anlegen.
Gegen die andere Seite C
zu zeigt sich eine Verschiedenheit;
man
trifft erst die inneren
dreiseitigen Räume aus einer
blass-berg-
grünen
amorphen Masse, sogenanntem edlen Serpentin
bestehend,
dann erscheint dieser letztere noch
zusammenhängend, aber von Talk-
blättchen
durchzogen, die sehr dünn sind, aber doch schon
genau
die Lage besitzen, welche früher
besdirieben worden ist.
Rei
dem
schnellen Überhandnehmen der amorphen Masse in
der Richtung von
D nach C darf es wohl nicht bezweifelt
werden,
class diese noch
vor
dem Ende der Kluft die einzige
Ausfüllungsmasse
bleiben muss.
Diese Beobachtung ist es nun,
Weiche-eigentlich
an dem Stücke
die meiste Berücksichtigung
verdient. Durch sie wird man geleitet,
das Ganze auch der
Zeit nach als ein
Fragment; der
Riklungsgeschichte
des
Gesteins zu betrachten, aus welchem es genommen ist. Die
Auf-
einanderfolge verschiedenartiger Massen gibt selbst
eine nicht
mnvalir-
scheinliche
Lösung der auf den ersten
Rlick so
sonderbaren
Erschei-
nung.
In dem anfänglich
grob aus allen
Restandtheilen
gemengten
Serpentin
traten allmählich die
gleichartigen Theile
zusammen,
das
Chromerz, der Magneteisenstein in
Krystallen und
Körnern,
körniger
bräunlicher
Augit, zunächst an
demselben die
reineren
sorpentin-
artigen
Mischungen in
unregelmässigen
kurzen Gangtrümmern. Aber
diese letztere Masse wird
durch den Druck von beiden
Salbändern
aus
zerspalten; die
Druckknoten sind zugleich
die Minimum-Orte
für
das Wasser, welches von dort aus durch
den Druck
aus^epresst
wird:
hier beginnen zugleich die
Rlättchen des Talks
oder
wasserlosen
Magnesiahydrats
Mg Si auf Unkosten des
früher vorfmdlicheii
Hydro-
silicats
der Serpentinformel 2
Mg3
Si3-!-^ Mg
A3,
wobei 5
M^
und
6 H entfernt werden müssen. Die
Veränderung ist hier
unterbrochen
worden,
bevor noch alles in Talk verwandelt war, und sie begann
von
der Seite D. Sie ist eine wahre Entwässerung und
gehört somit in die
Reihe der
katogenen
Rildungen, von denen man
wohl berechtigt ist
anzu-
nehmen
,
dass sie in der Richtung
von unten gegen oben stattfanden.
Freilich wäre es sehr
wünschenswert!!, die
Mischungsverhält-
nisse aller an dem Stücke
sichtbaren verschiedenartigen Körper für
Haner,
Reisebericht,
gfig
sich zu untersuchen, allein dazu ist zu
wenig Material vorhanden.
Überhaupt
muss jetzt noch so manches
als vorläufige Beobachtung
gelten, was erst die
Forscher, welche Gelegenheit haben Vorkom-
men dieser
Art in ihren
natürlichen Lagerstätten zu
untersuchen,
aufmerksam macht, für
chemische
Arbeiten durch reichliches Auf-
sammeln vorzusorgen,
denn diese müssen am
Ende die Beweise für
die
Richtigkeit
der im Vorhinein
gefassten Ansichten
liefern.
Herr v. Hauer
beschliesst seinen freien
Vortrag über die von
ihm und Dr. Hörne s
gernachte
Reise.
Folgendes
ist der
wesentliche Inhalt dieses
Vortrages:
Der
Herr
Berichterstatter
beginnt mit der
Erklärung, dass er
es
für seine
erste
Pflicht halle, nach der Rückkehr von dieser im
Auf-
trage der
kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften
unternommenen
Reise
nach Frankreich und
England , die seinen
Begleiter und
ihn
über fünf Monate von Wien entfernt
gehalten
hatte, der Akademie
den
wärmsten
Dank auszusprcchon
für die ihnen dargebotene
Gele-
genheit,
ihre KenntnLsse
xu erweitern. Sie
wüssten vollkommen
das
hohe
Vertrauen zu
würdigen,
welches man in sie
gesetzt, seien
sich
aber auch der
Veranlworllielikeit
bcwusst, die ihnen
dasselbe aufer-
lege, und fühlten, dass
mir
die
höchste Anstrengung
im Stande sein
werde, den
Forderungen,
die
man
nun an
sie
zustellen
berechtigt
sei,
Genüge
xu
leisten.
Die
von
(Ion
Hormi
ßcrgralli
Haidinger und
Custos
Partsch
den
Reisenden
iml^edieillc
IiLstruclion
hatte als Hauptpunkte,
denen
sie ihre
AnfimTksainkcit
7.uwcnd(4i
solllen,
bezeichnet:
1.
Die
samintlichcn
Arbeiten,
welche in Frankreich durch
die
Hrn.
Elie
dö B o
an
in o n l
und
Dufrcnoyhöi der
Vollendung
der
geologischen
Karte von
Fr«nkreich
ausgeführt
wurden.
2.
Dio
silminilichcii
Arbeiten,
welche in England unten
der
Lei-
tung
des Sir Henry de
l
a Reche im Gange sind, um
das Land
geognostisch
zu durchforschen, und die
Resultate in Karten
wieder-
zugeben.
Reides in
wissenschaftlicher,
lechnischer und
administrativer
Reziehung.
3. Die
Folge
der
Gebirgsschichten in
England und Frankreich,
besonders
xnr
Vergleichung mit den
ähnlichen Formationen in
unseren
eigenen
Gebirgen.
584
Hauer.
4. Das Anknüpfen und Fortführen
freundschaftlicher wissen-
schaftlicher Beziehungen mit
den Forschern in den zu durchreisen-
den befreundeten
Ländern.
Die
Reiseroute wurde nur ganz
im Allgemeinen bezeichnet, und
den beiden Reisenden der
Auftrag ertheilt, sich
hinsichtlich derselben
erst mit den Geologen in
Frankreich und England zu besprechen.
Endlich wurde ihnen anempfohlen, von Zeit zu Zeit
brieflich
Nachricht von ihren
Unternehmungen zu
geben.
Aus diesen brieflichen
Mittheilun^en hatte Hr.
Bergrath
Hai-
dinger ein übersichtliches Bild des ersten
Theiles der Reise
der
beiden Herren zusammengestellt und der
Classe in ihrer Sitzung
am
20. Juli vorgelegt. In ähnlicher Weise,
erwähnte Hr. v. Hauer,
wolle er es versuchen, auch
den zweiten Theil zu
schildern.
Er
behalte sich dabei vor, auf einzelne Gegenstände,
die ein längeres
Studium
nöthig machen, so
insbesondere
auf die
geologischen
Arbei-
ten in England, bei späteren Gelegenheiten
ausführlicher
zurückzu-
kommen.
Von London aus, bis wohin die
Midlioiluug des Herrn
Bergraths
Haidinger
reicht, begaben sich die
Reisenden über
Birmingham
in die
silurischen Districte von
Wolverhampton und
Dudloy.
Die
Schichten des
Wenlockkalksteines bei
Ironbridge
lieferten
eine
reiche
Ausbeute
von Fossilien, und die
Sammlungen der Herren
Gray
und
Fletcher in
Dudley, die die
merkwürdigsien
und seKenslen
Ge-
genstände
enthalten, welche seit
einer
langen
Reihe
von
Jahren
in
der dortigen Gegend
vorgekommen
waren,
crlaublen
mit
einem
Rlicke
die Fauna dieser Formation
zu übersehen.
Über Derby,
woselbst sich ein kleines, ziemlich
unbedeutendes
Museum
befindet;,
setzten
sie ihren Weg weiter fort nach York. Herr
C h a r l
c s
w o r t
h,
Herausgeber des
London geological Journal,
Vorsieher
des
dortigen
Museums,
machte beide Herren auf
die vielen interessanten Gegen-
stände desselben
aufmerksam. Resonders
die nach
der
Reihenfolge
der
Formationen geordnete Sammlung bot viele Belehrung.
Überdies
sahen
sie in York die Sammlung des
Herrn
Rced, enthaltend
die
Fossilien der benachbarten Juraschichten, und machten
die Bekannt-
schaft des Herrn
Higgins, dereine sehr
interessante Sammlung
der
Lias -
Insecten von
Aust bei Bristol
besitzt.
Von York machten sie einen Ausflug nach
Scarborough
und
Whitby, und lernten
in einigen prachtvollen natürlichen Durchschnitten
Reisebericht,
ggg
beinahe
sämmtliche Glieder
der englischen Jura-und
Liasfor-
mation
kennen. Mit Hülfe von Phillips
classischen
Beschreibungen
kann man hier schneller eine
Übersicht;
dieser Bildungen erlangen,
als vielleicht in irgend einem
anderen Theile der Welt.
Die reichen
Sammlungen der Herren
Lakenby und
Beane in
Scarborough,
dann
die
unter Herrn
Simpsons Leitung stehende,
sehr interes-
sante
Museal-Sammlung in
Whitby
erleichterte dabei
ebenfalls we-
sentlich ihre Aufgabe.
Der nächste wichtige Punkt,
den sie
besuchten,
Newcastle,
wurde ihnen
besonders durch die
freundliche
Gefälligkeit des
Hrn.
Doctors
Chariten
lehrreich. Nicht nur
zeigte
ihnen derselbe
die
Schichten
der Kollleuformation in
einer der Gruben, und die in der-
selben vorkommendon
Pflanzonresle in dem
Museum; er schenkte
ihnen
übcrdiess
eine
reiche
Sammlung
dieser Pflanzen, die
einen
guten
Anhaltspunkt
zur
Ver^leichung mit
unseren
österreichischen
Kohlenpflanzon
darbielen wird. Herr K i u
g zeigte den Reisenden
seine
Sammlung-
der Fossilien
des
Zechsleincs von
Sunderland,
über
welche
er
eine
Arbeit
für die Schriften der
paläontographisehen
Ge-
sellschaft
in
London
vorhcrciiel, und gab
ihnen
die
nöthigen
Anwei-
sungen,
um bei
einem
Ausflug nach
dorn
genannten
Orte
diese
interessante
l^onnatiou
studieren
%u
können.
Von
Nowcustle
begaben
.sie
sieh n'ach
Edinburgh.
Die
Besich-
tigung
d(T
.schonen
lIinversiläLsstmimlung
und der des Herrn
Dr.
Treal,
eim1
Kxcursion
auf (Ion
benachbarten
Arthur's
Seat,
wohin
Hr. Prof.
F
orb
es
selb.sl sie
zu
ho^IcKcn die
Gefälligkeit
hatte,
Anknilpfuns von
Bokannfsciraflen
mit (Ion
HeiTcn
Allan
Goodsir
u.
A.,
inach^n ihren
vioriägisen
Aufenthalt daselbst
eben so
ange-
nehm als
lohrmch.
Von
Kdinbui^li
gin^
niaii,
da
die
Zeit
drängle,
ohne
weiteren
Aufenthalt
über
('ahuulor und den
Locii
Lommon nach
Glasgow,
dann
weiter
über
Liverpool und Bristol nach
Swansea, wohin
die
Reisenden
durch Sir Henry de l a
Bccho\s
Vcrmittelung zum
Besu-
che
der 18.
Jahresversammlung
der
Brittish
Association
for
the
Ad-
vancemcnt
of
Sciences
eingeladcn
worden
waren. Ihre
Hoffnung,
daselbst
mit
vielen
der
ausgezeichnetsten
Gelehrten Englands, die an
ihren Wohnsitzen aufzusuchen
keine Zeit mehr übrig
blieb, zusam-
menzutreffen, wurde auf glänzende Art
erfüllt. Zum Präsidenten der
geologischen
Section, deren Sitzungen
sie natürlich am
fleissigsten
586
Hauer.
besachten, war
delaBeche gewählt
worden; ausserdem trafen
sie
dort die Herren Buckland,
Greenough, Homer,
Bowerbank,
Forbes.
Ibbetson, Philipps,
Egerton, Mantell,
Ramsay,
Oldham
und den Amerikaner Rogers;
unter den Physikern und
Chemikern
waren
Faraday,
Brewster,
Whewell,
Wheatsto-
ne,
Grove,
Playfair, unter den
Zoologen Owen zugegen.
Von
allen diesen Herren
wurden sie mit gleicher
Herzlichkeit aufge-
nommen.
Von
Swansea gingen sie
über Dowles
House, wo sie in
Hrn.
Rogens
Gesellschaft das sehr lehrreiche Steinkohlenbecken
von
Südwales
studirten, nach
Aberystwith, wo sie mit
Ramsay, dem
Director
des Geological
Survey für England
zusammentrafen. Der-
selbe geleitete sie nach
Lianberris, am
Fusse des
Snowdon, wo
eben
die
Untersuchungen für
den Geological Survey im Gange waren. Vier
Tage brachten
sie hier damit zu, unter seiner Leitung die
Methoden
kennen zu lernen, die man hier bei Anfertigung
der
geologischen
Karten
und Durchschnitte
anwendet, so wie auch eine Übersicht
der ganzen
Administration dieser wahrhaft grossartigen
Unterneh-
mung
sich zu verschaffen. Auch Herr
Smyth, der
Mining
Geologist
für den
Geol. Survey, den
beiden Reisenden schon
seit seinem
Auf-
enthalt auf dem
Continent befreundet, traf
hier mit ihnen
zusammen,
und belehrte sie über die von ihm
unternommenen
Arbeiten.
Einer Einladung des Sir Philipp Egerton folgend,
begaben
sie sich weiter nach Aulton Park in
Chesire. Seine prachtvolle
Samm-
lung von fossilen Fischen, dann die ringsum
auftretenden
Schichlen
des New red
sandstone, so wie die
schönen Salzgruben in
demselben
nahmen ihr volles Interesse in
Anspruch.
Da die schon vorgerückte Jahreszeit die
Vollendung der Reise
durch das südliche Frankreich
und die Schweiz, wie sie
ursprünglich
projectirt
war, nicht mehr zu erlauben schien, das letztere Land
aber,
dessen Gebirge als eine unmittelbare Fortsetzung
der
österreichischen
Alpen
für die Vergleichung mit denselben vor Allem von
Wichtigkeit
sind, in keinem Falle aufgegeben werden
durfte, so gingen sie ohne
weiteren bedeutenden Aufschub
zurück über
London,
Dover,
Ostende
und Köln nach Mainz. Von letzterem Orte
machten sie einen
Ausflug
nach
Wiesbaden,, sahen daselbst
die schöne Sammlung von Fossilien
aus den
devonischen
Schichten des
Rheinthaies,
die die
Gebrüder
Sandberger
durch jahrelange
Bemühungen zusammengebracht
Reisebericht,
gg^
hatten, und
gingen
dann weiter nach Frankfurt, um Hermann
v. Meyer kennen zu
lernen und das prachtvolle
Senkenberg'sche
Museum
in Augenschein zu nehmen.
Weiter
führte die Reisenden
ihr Weg über
Darmstadt, wo sie
zwar Herrn Prof.
Kaup nicht
antrafen, doch aber die
Musealsamm-
lung und die schöne
Klipstein\sclie
Sammlung, die den
berühmten
DmotheriuiTLSchädcl
enthält, sahen, nach
Heidelberg.
Geheimrath
Leonhard,
Hofrath Bronn
und Prof. B I um zeigten
alle gleiche
Theilnahme
für den Zweck ihrer
Sendung; bei letzterem
sahen sie
die wohl
reichste
Sammlung von
Pseudomorphosen, die
exislirt.
Von Dannstadt begaben sie sich über
Strassburg und
Freihurg
nach Basel; in
erster Stadt
befindet sich ein sehr gut
geordnetes
Museum
mit naturhistorischen
Sammlungeil aller Art.
Leider trafen
sie Schi
in p er, der
gegenwärtig als
Nachfolger von Volz
Custos
an demselben
ist, nicht an,
ebenso
war Herr Professor Braun
aus
Freiburg
abwesend.
Aus
(lein
badLschcn Ober lande
giu^
os weiter in die
Schweiz.
Auch
liier
wiu'cu
zu
ihrem
^rosson
Bedauern viele der
berühmtesten
Geologen
dieses
intenwanteii
Landes vom Hause entfernt;
doch sahen
sie
alle
wichtigeren
Museen,
und konnten
dein
regen
wissenschaft-
lichen
Sinne
der
Bevölkerung
, der
seihst,
in den kleinsten
Städten
wLssonschafilidio
Anfallen
von hoc'hslor
Bodeulung ins Leben
gerufen
hat, ihre
Bewundcrim^
nicht
vorsagen.
In Basel begleitete
Herr
Rathsherr
P. M erian
beide
Hm'cfi in
das
unter
seiner Leitung
ste-
hende
Museuni;
die Sammlun^on wurden
eben
in ein neues,
sehr
schönes
und
weitläufiges
Gebäude,
dessen
Erhauungskosten
durch
eine
Subseription
unter
(leu
mchen
Baseler
tiüi^ern
gedeckt
waren,
üherlrugon.
InSolothurn
Ls(
durch l^rof. H
iigi'sVcrdiensI ein
Museum
entsiamlon,
dein
er
vselbsl als
Custos
vorsieht;
die Fossilien des
Port-
land, welche
Formution
.sie
in (Ion
aus^odohnten
Steinbrüchen,
diciit
an der
Sladi,
sludircn
konit^^i,
Imdoi
man
liier in
bewunderungs-
würdiger
Schünheii
uiul
VollständigkeiL
In
Neufchatel hat leider
die
vor
Kurzem
%ur
Hegierung
gelangte
radikale Partei die
vormals so
blühende
Akademie der
Wissensciiaflen
aufgelöst. Ein
Guiox,
Mariin u. A.
verliessen in Folge dessen
die
Stadt, und ebenso
ist
jede
Aussicht abgesperrt,
Agassiz
dahin zurückkehren zu
sehen,
doch gewährte das
prachtvolle
Museum, das unter
Coulon's
um-
sichtsvoller
Leitung steht, viel
Genuss; auch machten die
Reisenden
ggg
Hauer. Reisebericht.
aufdessenAnrathen
einen Ausflug in die
bekanntenNeocomien-Brüche.
Das
Museum in Lausanne enthält wenig von
Fossilien, dafür
aber
eine der schönsten
Mineraliensammlungen, die
man sehen kann;
Lardy's
Privatsammlung konnten
sie, da der Besitzer abwesend war,
leider nicht sehen. In
Genf trafen sie weder
Fielet
noch Favre;
auch hier fanden sie im Museum eine
ausgezeichnete Mineraliensamm-
lung. In
Bex
besuchten sie
Charp
entier und
Lardy, welche
sie
mit den
geognostischen
Verhältnissen der
Umgegend
bekanntmachten,
und erhielten bei Herrn Thomas eine
schöne Suite von
Alpenfos-
silien
aus der Schweiz.
Ch^arpentier^s prachtvolle
Sammlung von
Land-
undSüsswassermollusken,
wenn auch nicht direct im
Bereiche
ih»er
eigenen Studien, wurde ihnen doch durch des Besitzers
Beleh-
rungen sehr interessant. In Bern trafen sie leider
Herrn Studer
nicht
an, dagegen machte sie B runner der jüngere
mit grösster
Gefäl-
ligkeit mit den Sammlungen des
Museums,
dessen Fossilien er
eben
zu ordnen beschäftigt war, und mit seinen
eigenen
neuesten
geologi-
schen Arbeiten bekannt. Die reiche
Suite von
Schweizer-Alpenfos-
silien, so wie die
Nummuliten, deren
Species endlich definitiv
festzu-
stellen, den Bemühungen
Brunnens gelungen
isl,
waren für
die
Reisenden von besonderer Wichtigkeit. Auch das
Museum in
Zürich
ist durch seinen
Reichtlium an
Alpenfossilicn
ausgezeichnet.
Herr
Professor M o u s s o n hatte die Güte, sie in
dasselbe zu begleiten,
da Escher von der L int h abwesend
war. Ucbcrdicss
sahen
sie in Zürich eine der schönsten
existirenden
Privatsarnrnlungen
von
Mineralien, die der freundliche
Besitzer,
Herr
Wiser,
ihnen
zeigte.
Besonders interessant sind
in
derselben
die
Vorkommen
von
Schweizer
Mineralien.
Von Zürich gingen die Reisenden über
Schaffhauson nach
Tübin-
gen,
und da sie daselbst Herrn
Prof. Quenstedt nicht
antrafen,
gleich
weiter nach Stuttgart. Herr
Ober-Medizinalrath
Jäger gelei-
tete sie selbst in
das' schöne Museum,
so wie in die
benachbarten
Keuperbrüche,
und Herr Plieninger zeigte
ihnen einen sehr inter-
essanten neuen Saurier aus dem
Keuper von Stuttgart, mit
dessen
Zusammensetzung er eben beschäftigt
war.
Die weitere Rückreise führte sie
nach München, wo sie zu
ihrem Vergnügen die
Münsterische
Petrefacten-SammIung
unter
Prof.
Wagner's Leitung bereits
aufgestellt fanden. Durch
die
Munificenz der k.
bayerischen Regierung ist dadurch München um
Morlot.
Über künstliche
Darstellung von Dolomit.
^S^
einen wissenschaftlichen Schatz bereichert, den
keine andere Stadt
in Europa in gleicher Schönheit
aufzuweisen hat. Nachdem sie einige
Tage dem
Genüsse der
Beschauung dieser
herrlichen Sammlung, so
wie der übrigen
Sehenswürdigkeiten von München gewidmet
hatten,
begaben sie sich über Salzburg nach
Linz, wohin eben Herr
Custos
Ehrlich von
seiner Reise durch die Österreichischen Alpen
mit
reicher wissenschaftlicher Ausbeute
zurückgekehrt war, und trafen
am 7.
October in Wien
ein.
Schliesslich,
bemerkte Herr v. Hauer,
dürfe er nicht unerwähnt
lassen,
dass wenn, wie er hoffen
zu können glaube, es
seinem Gefähr-
ten und ihm
gelungen
sei, den Zweck, zu dem man
sie ausgesendet,
wenigstens annähernd, zu
erreichen, sie dies
lediglich der
thätigen
Unterstützung,
die man ihiion
allerseits
augedeihen
liess, zu
verdan-
ken
halten.
Emc
allgemeine
Verbrüderung, wie man
sie in der Politik
bisher
leider
vergeblich
an^csirebi, ist
unler den Männern der
Wissen-
schaft in
der
Thai
längst schon
erreicht; in allen
Ländern, die sie
durchwandert,
lial
der
EnLsdiluss der
kais.
Akademie, sich an
die
Spitze
der
auszuführenden
geologischen
Forschungen zu stellen,
die
freudigste
Theilnahmo
erregl und
ilberall hat es nur der
Erwähnung
der
Absichleu der
Reiscml^ii
hedurfi, um
ihnen
die
kräftige
Hülfe
der
horvorra^ondston
Gelehrten
zuzusichern.
SITZUNG VOM 14.
DECEM1JER 1848.
In
Beziehung
mitdoii vom
llcmi
Bcrgrathc Haidinger in
der
Sitzung
vom
lö.
NovernlKT
^'esiellton
Antrag,
hall Herr v.
Morlot
nachstehenden
Vortrug:
Kaum
halle
»sich
dio
Geologie
aus dorn
hartnäckigen
Kampfe
der
Ncptunistcn und
Pldtonistcn mühsam
hmusgewunden
unddemWns-
ser
wie
dein
Feuer,
einem
joden
(las
Seine
zuerkannt m der Bildung
der
festen
Erdrinde,
deren
.sännnilichc
Thcilc
sie fortan in
zwei
Hauptciasson
bringen
konnte, als sich sehr bald
eine neue, fast eben
so
inhaltsschwere
Frage
ciilwickelle,
indem
man eine eigene
Kategorie
von
Gcbirgsarlen
beobachtete,
welche die
llauptcliaraktere der
neptu-
nischen
mit
denen
der
plutonLschen Gebilde,
Schichtung mit
Kry-
stallinität
vereinigen.
Die
erste
Erklärung
dieser
Erscheinung, die sich dem
Geiste
aufdrang,
war,
dass
rn;ui es
hier
mit
einer ursprünglich
gewöhnlichen
^q0
M o rio t. Über
kunstliche
Sedimentformation zu
thun habe, die aber
später durch den
Einfluss
von
feurig-flüssigen, aus
der Tiefe emporgedrungenen Massen umge-
wandelt worden
wäre. — Dies war die Lehre des
Metamorphis-
inus
wie sie in ihrer ersten
einfachen Form seit
beiläufig
einem
Menschenalter besteht, aber nicht länger
bestehen kann, indem die
seitherigen Fortschritte in der
Wissenschaft die Schwierigkeiten
jener ersten
Erklärung so vermehrt haben,
dass man
gegenwärtig
zu
den extremsten Ansichten
gefülirt worden
ist. So wollen die
Einen
nicht-nur
den massigen Granit, sondern sogar den früher für
meta-
morphisch
gehaltenen Gneiss in
feurig-flüssigem Zustand aus
dem
Erd-Innern
emporgestiegen sein lassen, während Andere gerade
um-
gekehrt bisher für
plutonisch gehaltene
Massen von Porphyr als
durch
Umwandlung von
Sedimentgebilden entstanden anerkennen, und end-
lich
eine dritte, freilich unbedeutende Partei,
sowolü die
geschich-
teten
krystallinischen Gesteine
als die ganze Reihe der
massigen
Gebirgsarten,
vom Granit bis zum Basalt,
ohne weiteres für
einen
Absatz aus dem
Wassei erklären, und
so die veraltete
Werner'sche
Theorie
wieder aufzufrischen
versuclien. — Und
was den gegenwär-
tigen Zustand der Wissenschaft
erst recht charakterisirt:
man weiss
gar nicht
nach welcher Richtung sich
zu wenden, und
muss
einst-
weilen, in Ermangelung eines besseren Ausweges,
die beiden erst-
genannten Extreme wenigstens — da
sie beide die grossten
Autori-
täten
und besten Gründe für sich haben — gelten
lassen.
Doch den gordischen Knoten zu
lösen
eröffnet sich
eine
Aussicht
in diesem Momente der
grossten
Verwirrung.
Als eine der bedeutungsvollsten Fragen, in Bezug
auf Metamor-
phismus, gilt wohl
mitRecht die
Entstellungsweise des Dolomites, und
ihre zu erwartende
Lösung ist als der Schlüssel zu dem
Complex
der
r
äthselhaften
Erscheinungen bezeichnet worden, welche die
Alpen
für den Geologen zu
einem Lande der Wunder
stempeln. Sie
wurde
durch
den Begründer der neueren Geologie
aufgestellt;
Leopold
v. B u
cli erkannte zuerst,
da&s die oft ganz
massigen und
versteine-
ruagsleeren
Dolomite des südlichen Tirols früher geschichteter
Kalk-
stein waren, schrieb aber diesen
ümwandlungsprocess
dem
Pluto-
nismus
zu. — Diese Frage hat seither die Aufmerksamkeit der
Welt
immer mehr in Anspruch genommen, und während
die Einen
die
bewunderungswürdig
scharfe Beobachtung Leopold v.
Buch's
ver-
warfen, weil sie
ilire Erklärung
für unzureichend anerkannten, haben
Darstellung von Dolomit.
gQ-|
sich Andere bemüht, eine bessere
Erklärung zu finden ;
sie gingen
aber dabei immer von der einmal
vorgefassten Meinung einer
plutoni-
sehen
Ursache aus, und gelangten zu keinem Resultat. — Wie
fest
die durch
Solbstanschauung
gewonnene, klare
Überzeugung von dem
metamorphischen Charakter des
Dolomites, bei der
gänzlichen
Unmög-
lichkeit
sich durch bekannte
Ursachen von seiner
Entstehungsweise
Rechenschaft zu
geben, wurzelte, beweist
der Umstand,
dass
so"'ar
die
Vermuthung
ausgesprochen
wurde, es möchten Talkerde und
Kalkerde isomere
Formen desselben Körpers sein, und daher
der
Kalkstein durch einen
innern
Umwandlungsprocess zu
Dolomit wer-
den
können.
Dies gibt
wolil den besten Begriff
von dem verzweifel-
ten
Zustande, in welchem
Haidingcr die Frage fand,
als er sie
auf-
fasste,
und durch eine Reihe von
scharfen Beobachtungen und
wohl-
verkettetcn
Inductionen zum
Schlüsse kam, dass es
eine wässerige
Lösung von Bittersalz sei,
welche bei gleichzeitiger
Ausscheidung
von
Gyps
den Kalkstein zu Dolomit
umgewandelt habe, und zwar bei
erhöhter Temperatur,
da unter den gewöhnlichen
Umständen
gerade
umgekehrt
eine
Gypslösung
den Dolomit zu Kalkstein
umwandelt
und
Bittersalz
ausscheidet
Der darauf hin
eingeleitete Versuch erwahrte
vollkommen die
vorausgesetzte
chemische Reaction;
Beobachtungen
ganz
anderer
Art, aus
dem
Gebieto der Mineralogie
und Geologie,
bringen
täglich
neue Bestätigungen
der lichtvollen Theorie,
und kaum
ist sie ruchbar
geworden,
aLs
sich schon aus dem fernen
Auslande
Stimmen
des
freudigen Beifalls
huren
lassen. So schreibt
Fournet,
einer der
achtbarsten
französischen
Geologen, der sich ganz
beson-
ders
mit dem
Metamorphismus
beschäftigt, und so
eben erst
ein
eigenes
Werk über
Dolomit herausgegeben hat:
Vous
devez
dejä
mir
u la
moniere
dont
<m
exploite
votre
theorie
que Ton
est
bien
aise
ffavoir
wtre
pölnt
cTappui pour
pomoir
retourner
la
que-
stion
et se
iirer
(Vun
mauvaü
pas,
oü
Fön
^etait
temerairement
engage.
MparaitqueMr.
J'Sliede
Beaumontrenonceauxcra-
teres
de
soulevement
avec
wpeurs
wagnesiennes
pour
adopter
Vaction
aqueuse. La
revolution
ne
saurait
etre
plus
complefe!'19
Aber so schön
dieso Resultate auch sind,
so ist doch die
Auf-
gabe
nur zur Hälfte gelöst; indem
bloss die chemische
Reaction nach-
gewiesen wurde, und noch immer das
Erforderniss übrig
bleibt, den
leibhaftigen Dolomit, wie ihn die Natur
gemacht hat, in einer festen
Masse mit erkennbaren
Rhomboedern aus Kalkstein,
darzustellen.
592
M o rl o t. Über
künstliche Darstellung von Dolomit.
Dann
erst ist das Werk gekrönt und der Schlussstein zum
festen
Gewölbe gelegt, über welchem man sichern
Fusses zu weiteren
Ent-
deckungen
schreiten wird.
Der Versuch, der die chemische
Reaction
nachwies, war
sehr
leicht und einfach auszuführen; es
genügte, die zur gegenseitigen
Reaction bestimmten
Körper in ein Stück Glasröhre
einzuschmelzen
und
diese zu erhitzen; allein zur Darstellung des Dolomites, wie
ihn
die Natur, gemacht hat, braucht es auch, wie in der
Natur, einen
durchziehenden Strom der umwandelnden
Flüssigkeit, und dazu
gehört ungefähr
folgender Apparat: Ein Stück
Flintenlauf,
zur
Aufnahme
des umzuwandelnden
Körpers, in
Verbindung gesetzt mit
einer kleinen Druckpumpe, um die
umwandelnde Lösung langsam
aber mit
grosser Gewalt durch den
umzuwandelnden Körper durch-
zupressen, dazu noch
ein Reservoir zur anzuwendenden Lösung,
ein
Manometer und ein Sicherheitsventil, das Ganze so
gearbeitet, dass
es
einen Druck von hundert Atmosphären
aushallen kann. Dass
dabei
Einfachheit in der
Construction, mit leichter
Handhabung und
Unab-
hängigkeit
der einzelnen Haupttheile
verbunden sein
muss,
ver-
steht sich wohl von selbst, und der vorgelegte
Entwurf dürfte diesen
Bedingungen entsprechen. Ein
Umstand von hervorragender Wich-
tigkeit dabei ist, dass
dieser Apparat nicht nur ein einziges Mal zu
einem
einzelnen Versuche brauchbar ist, sondern dass er zu
einer
ganzen Reihe von ähnlichen Versuchen dienen
wird, und dadurch
zu den
schönsten und
interessantesten Resultaten zu führen ver-
spricht.
So lässt sich z. B.
erwarten, dass, wenn man den
Kalk-
spath
durch Rasalt ersetzt und im Übrigen die ganz
identische
Manipulation vornimmt, sich Serpentin oder
Talk bilden wird,
indem die
Basen des Basaltes mit der
Schwefelsäure des
Bittersal-
zes fortgehen und nur die Kieselerde mit der
Talkerde
zurück-
bleiben
müssten, wie es auch
wirklich in der Natur der Fall
gewesen
zu
sein
scheint.
Es ist
nun leicht, sich einen
Degriff von dem
Folgenreichthum
des
einzuschlagenden
experimentellen Weges zu machen; die
Wissen-
schaft erleidet
dadurch, wie es Fournet
bereits anerkannt, einen
gänzlichen Umschwung, und
durch eine solche
Behandlung der
grossen
Frage über
die Entstehung des
Dolomites schreitet man
direct
auf
die
Entwicklung der
Gebirgsmetamorphose
los, die so
lange
ein
unauflöslicher
gordischer Knoten blieb.
Uyril.
Verlust seiner
anatomischen Sammlungen.
S
9^
So viel zur Begründung des
gestellten Antrages: die kaiserliche
Akademie der
Wissenschaften möge eine Summe bewilligen, um den
Apparat herzustellen,
welcher zur Erlangung der
angedeuteten Resul-
tate erforderlich ist.
Die Classe
beschliesst, bei der
Gesammt-Akademie zu bean-
tragen,
dass zur Anstellung der beabsichtigten Versuche der
Betrag
von 3OO fl. C.
M. zur Verfügung des Herrn v. Morlot gestellt
werde,
welches Ansuchen später die
gewünschte Genehmigung erhielt.
Herr Professor Dr. Hyrti hielt
nachstehenden Vortrag:
Durch die traurigen Ereignisse,
welche der Wiederherstellung
des gesetzlichen
Zustandes in unserer
Hauptstadt vorausgingen, erlitt
ich den Verlust meiner
sämmtlichen Habe. Als ich aus dem bei
den
Elisabctinerinnen errichteten
Nothspitale für Verwundete, wo ich seit
vier
Tagen abgesperrt war, m meine Wohnung zurückkehrte, um
mein
blutiges Hemd zu wechseln, fand ich nur die
rauchenden Trüm-
mer meiner friedlichen
Behausung. Wenn ich auch genug Philosoph
bin, um
den Verlust eitler Güter mit Resignation
hinzunehmen, so
war doch die durch die
Zerstörung meiner Bibliothek, meiner
Präpa-
rate, meiner Manuscripte und
Zeichnungen vernichtete wissenschaft-
liche
Existenz ein
allzu harter Schlag, um nicht einen an
Verzweif-
lung grenzenden Zustand in
mir herbeizuführen, den eine Versamm-
lung
von Gelehrten ohne
nähere Schilderung begreifen und
beur-
theilen kann. Ich
kann mir kcunen Vorwurf
machen, irgend etwas
versäumt
zu haben, was
die
Rettung des mir so
theuren Gutes mög-
lich zu
machen seinen. Als die
fürchterlichen Zubereitungen begannen,
welche
aus dein
Ende der Jägerzeile
eine Citadelle machten, und das
drohende
Gepränge
der ZcrstÖrungsmittel
des Krieges vor meinen
Fenstern sich entwickelte, brachte ich
nieine Schätze in den
Kellern
des Hauses in
Sicherheit Ich hielt mein Haus sogar für sicherer
als die
Universität, da das
Gerücht, man sei entschlossen sich dort
bis
auf den letzten Mann zu
vertheidigen und das Gebäude in die
Luft zu
sprengen. Jedem glaubwürdig erscheinen
musste, der
die
sinistern Gestalten
sah, die
in dem entweihten
Musensitz ihr Lager
aufgeschlagen. Ich
liess desshalb, was ich
Werthvolles auf der
Ana-
tomie besass,
Instrumente, Mikroskope, in meine Wohnung schaffen;
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. l. Bd.
38
g 9 4
Hyrtl.
Über
den Vorlust seiner
doch von Allem,
wasichbesass, ist mir nichts geblieben, als das
ausge-
glühte Gestell eines Schraubenmikrometers, welches ein
Taglöhner
beim
Fortschaffen des Schuttes aufgehoben und mir
zugestellt hatte.
Es ist nicht meine Absicht,
die ganze Grosse meines Verlustes
zu
entwickeln, oder über die moralische Weltordnung
der Philoso-
phen Betrachtungen
anzustellen, zu welchen ein solches
Erlebniss
einigen Stoff darbieten könnte;
— ich habe diese Einleitung
bloss
gewählt, um, so weit sie mir
erinnerlich sind, die Resultate jener
wissenschaftlichen Arbeiten
mitzutheilen, welche ich für die Akademie
der
Wissenschaften, und durch ihre Mittel, unternommen
habe. Es
versteht sich von selbst, dass bei einer
grossen Anzahl vereinzelter
Beobachtungen, die
durch heterogene Ereignisse befangene Erinne-
rung
nur auf den hervorragendsten weilen kann.
Ich war im Laufe des verflossenen Schuljahres mit zwei
grösse-
ren
anatomischen Untersuchungen beschäftigt, welche beide der
Vollendung
nahe, und für die
Annalen der Akademie bestimmt waren.
Die erste betraf das
ürogenitalsystem der Knochenfische. Da
mir
aus allen Familien dieser zahlreichen und in der genannten
Rich-
tung wenig untersuchten
Thierclasse
Repräsentanten zu Gebote
standen, hatte ich
die Freude ein umfassendes und
systematisch
geordnetes Ganzes zu Tage zu
fördern, und die vergleichend-anato-
mische
Literatur mit den genauesten Details über
Formen und
üeber-
gänge
der Harn- und Geschlechtsorgane zu bereichern. Die Beschrei-
bungen der
Harnwerkzeuge von circa 2OO Individuen waren bereits zur
systematischen
Zusammenstellung geordnet, jene der Geschlechts-
organe bedurften noch der
Completirung durch die
Untersuchung
der
Anguillen und ihrer
nächsten Verwandten,
welche ich, als die
ver-
wiekelste, bis zum
Ende aufgeschoben hatte. Vier Tafeln Abbildun-
gen
veranschaulichten die merkwürdigsten Ergebnisse
der Arbeit, von
welchen ich hier nur folgende
wenige berühre.
a) Es findet ein
genau nachzuweisender
üebergang von
der
ursprünglich
einfachen Niere, welche bei allen Gattungen der
Schollen
vorkommt, zur
doppelten, und (wie bei einigen
Siluroiden) sogar
zur vierfachen statt. Letztere
kommt dadurch zu Stande, dass durch
die ungemein
starke Entwickelung der Querfortsätze der vorderen
Wirbel, jede der
parigen Nieren, welche sich bis zu den
oberen
Schhmdkiefepn am
Schädelgrunde erstrecken, in eine vordere
und
hintere getheilt wird.
anatomischen
Sammlungen,
Schriften etc.
g95
&) An den
Nieren der meisten Fische
lässt sich ein
Kopf-
und
Bauchtheil unterscheiden.
Ersterer ragt bis an oder
über den
grossen
Keilbeinflügel,
letzterer bis zum Ende der Bauchhöhle, und setzt
sich,
wie bei
Cobitis
fossilis 5
selbst in den Canal der
unteren Dornen der
Schwanzwirbel fort. Zuweilen
fehlt der Bauchtheil
gänzlich, und die
kurzen, gelappten,
oblongcn Nieren nehmen
ganz und gar, wie bei
den
Gymnodonten, den Habitus
der Amphibienniere an, und
sind
auch mit denselben zuführenden Venen
versehen.
c) Die
allgemeine
Regel,
dass die Nieren der
Wirbelsäule ent-
lang und über der Schwimmblase
gelagert sind, erleidet einige merk-
würdige
Ausnahmen. So finden sich
Nieren im Fleische der Rücken-
muskeln über den
QuerforLsätzen der
Wirbel
(Arms),
Nieren im
Schweife, l Zoll
hinter dem
After (bei
Cepola
rubescens),
Nieren
ausserhalb der
Bauchhöhle zur Seite
der Träger der
Afterflossen
(bei
Soled und
Monorftir),
Nieren
unter der Schwimmblase
(wie bei
den
Welsen),
ja
.sogar
Nierensegmente im
Herzbeutel (wie bei
den
Schleien), und
paarige
Niemi
in
der Wirbelsäule ihrer
ganzen Länge
nach (bei
Cent^onotus
gunefivs).
Aus der ursprünglich
einfachen
Niere
entsteht;
di^
vielfach
durchbrochene der
Clupeen, die
Durch-
bruchsstellei)ksind
dm'(*h
(HO stark
vorspringenden
InierverCebralknorpeI
bedungen.
Mit
(lein
(irossorwerden
der
Durchbruchsöffnungen
und
ihrem
Verschmelzen
untereinander, bleibt
zuletzt
nur eine brücken-
artige
Vereinigung
der
Imden
Nieren übrig,
welche am
häufigsten
am
Basioccipihlo und
un
den
vordersten
Wirbeln
statt hat
d) Je
kürzer
die Nieren, desto
länger
die Harnleiter,
welche
sich nur
selten
in den
gespaltenen
zweili^rnigen Scheitel der
Blase
einsenken
(CtfprhiuS)
Tinca-s
tichUbe);
— meistens nahe
am
Ursprunge
der
Hm'nruhre
im'mdon, — und
zuweilen, ohne sich
zu
einer
Harnblase
zu verbinden,
gleich
zur
Urethra verschmelzen
(wie
bei
Henuramphus
fmisil^
Esox
bellone,
Clupea
spraitus,
Cobi-
tis
etc.),
oder
.spiralis
gewunden
erscheinen (wie bei
Lophius,)—
oder
selbst frei
durch die Schwimmblase
passiren (wie bei
Mer-
luccius),
— oder wie bei
Virnelodus
sammfc der
Vena
renalis
die
Querfortsätze
der vorderen Stammwirbel
durchbohren, um das
Kopf-
stück mit dem Bauchstücke
der Nieren zu verbinden,
oder mit
Diver-
ticulis
versehen sind,
welche entweder beim
Austritte aus den
Nieren
(Zeus
falber),
oder bemi
Eintritte in die Blase
vorkommen (wie
bei
Chironectes^).
38
^
^96
Hyrtl. Über den
Verlust
seiner
e) Eine sehr merkwürdige
Erscheinung ist die
auffallende,
häufig vorkommende Asymmetrie
der Harnblase. Dieses bei wasser-
bewohnenden
Thieren scheinbar nutzlose
Behältniss liegt nur selten
vollkommen
symmetrisch, seine lange
Axe mit der geraden
Korper-
axe parallel.
Sie weicht entweder nach links oder nach rechts
ab,
indem sie das Mesorchium oder das
Aufhängeband des betreffenden
Eierstockes
durchohrt, oder ihrer ganzen Länge nach an die
eine
Seitenwand des Unterleibes geheftet
erscheint. Der ausgesuchteste
Fall dieser Art findet sich bei der Forelle, wo
die elliptische Harn-
blase durch ein kurzes
Mesenterium an die rechte Bauchwand geheftet
ist.
Selbst symmetrisch in der Medianlinie gelegene Blasen
werden
dadurch
unregelmässig, dass,
wenn sie seitliche Hörner besitzen,
diese an
Grosse und Richtung
differiren, oder nur eines derselben
vorhanden
ist, wie bei Cullionymus
Morrisonü,
wo die über
dem
linken Ovarium
gelegene Harnblase von ihrem Grunde ein zum rechten
Eierstock
herübergekrümmtes Hörn aussendet. Es
ist leicht zu be-
greifen, dass bei einem im
labilen Gleichgewichte schwimmenden
TMere,
dessen Schwerpunkt, wie bei allen Fischen, über
demMitteI-
punkte
seiner Masse liegt, ungleiche Belastung seiner beiden Hälften
leicht ein
Umschlagen des Leibes hervorrufen würde, wenn nicht
die Asymmetrie der
übrigen Eingeweide, und namentlich der Leber,
eben durch die seitliche
Verschiebung der oft sehr voluminösen
Blase
corrigirt, und dadurch die horizontale
Richtung und die aufrechte
Haltung des Fisches auch im ruhenden Zustande
möglich gemacht
würden. Auch die
ungleiche Grosse der recht- und
linkseitigen Blut-
adern und ihrer
grossen Sinuse gibt ein
wichtiges statisches Moment
für die
Aequilibrirung des Fischleibes ab.
Diese
Compensationsverhältnisse sind so richtig
berechnet und
wiederholen sich so oft in derselben
Weise, dass es möglich ist,
beim ersten Blick
in die geöffnete Bauchhöhle eines Fisches zu sagen,
ob die Blase
nach links oder nach rechts abweichend gefunden
wer-
den wird. Es kommt auch vor, dass eine
seitlich liegende, sehr
lange, eylindrische Blase,
wie sie den Schleimfischen eigen ist, und
welche im
gefüllten Zustande schwerer als der Leberlappen
sein
würde, welchem sie das Gleichgewicht zu halten hat, sich mit
ihrem
Seheitel über die Wirbelsäule weg nach der
ändern Seite krümmt,
um sieh selbst zu
eontrebalaneiren,
anatomischen
Sammlungen,
Schriften etc.
^07
Die Formen der Harnblase sind so mannigfaltig,
dass sie sich
nur durch die Ansicht eines
Tableaus versinnlichen
Hessen, welches
die Übergänge von der
sphärischen (Chrysophrys
aurata)
zur
cylindrischen,
zweihörnigen, zweifacherigen, und endlich
doppelten
Blase darstellte. Die merkwürdigste Form zeigt
Lota
vulgaris, von
welcher ich ein sehr
grosses Exemplar zu untersuchen Gelegenheit
hatte.
Die grosso,
birnförmige , links
abweichende Harnblase war
mit ohngefähr 20
Nebenblasen besetzt, welche, so oft sich die Blase
zusammenzog (ich
untersuchte das Thier lebend) und den Harn
in
diese Nebenblasen trieb, zur Grosse einer
Erbse und darüber
turges-
cirten, und der
Blase das Ansehen einer beerenbesetzten Traube
verliehen. (Vielleicht ein
pathologischer Zustand.) In der Blase
desselben
Thieres fand ich einen 18
Gran schweren Blasenstein _
der einzige bekannte
Fall von Concrementbildung im Fischharne.
_
Drüsige Nebenorganc der
Harnblase fand ich beim
Sandaal
(Ammodytes
tobiunus)^ — eine mit feinen
Rauhigkeiten (wie
Zähnchen) besetzte
rundliche Knochenscheibe in der Rückenwand
der Blase bei
Uranoscopus
scaber, — abweichende
Lagenverhält-
nisse bei Conger
6r<m7.,
Maraenophw
saga und
Sfuraena
Helena,
f) Auch
die Anordnung der
äusseren Öffnungen der Geschlechts-
und
Harnwerkzeugo bietet
interessante und für
die Bestimmung des
Geschlechtes nicht
unwichtige
Verschiedenheiten dar. Es ist nicht
richtig,
dass bei allen Fischen,
wie e^heissl, die
ürogenitalöffnungen
hinter dem After
liegen. Bei den
aus dem
Linneischcn Genus
Pleu-
ronectes
gebildeten Gattungen
kommen seitlich vom After
befindliche,
links-oder
rechtaständige
Urethralmündungen vor.
Bei
Hippocampus
münden Harn- und
Geschlechtswege in den
After, welcher bei
den
Diodonten und
Tetrodonten sieh zu einer
wahren Amphibienkloake
umwandelt.
Auch ist es unrichtig,
dass die Zeugungswcge sich
immer mit
einer einfachen
Mündung nach aussen öffneten. Ich
habe
bei einem sehr grossen männlichen
Exemplare von Blennius
gatto-1
rugine
die Ductus ejaculatorii zu
beiden Seiten der
ürethralöffnung
münden
gesehen, während bei den Weibchen derselben Art
nur ein
einfacher Geburtsweg sich vor der
Harnröhre öffnet. — Wahre
Samenbläschen
liabe ich in merkwürdig
verzweigter Form bei
Blen-
nius,
als einfache Divertieula des Samenleiters bei
Mullus
barbatus
aufgefunden. —
Cuvier
behauptete, dass die bei
allen Blennius-
arten hinter dem
Äff er
befindliche
Papille die Rolle eines
Begattungs-
gQg
H
y
r t L
Üi)er
den Verlust
seiner
organs übernehme. Da diese
Papille bei beiden Geschlechtem
vorkommt, so
erschien mir diese Angabe von
^vornherein
verdächtig.
Ich habe dagegen durch die
Untersuchung mehrerer
Species dieser
Gattung bewiesen,
dass diese penisartige
Papille der erste verküm-
merte und knorpelig bleibende Flossenstrahl
der Afterflosse ist,
welcher sich von seinen Nachfolgern
isolirt, aber noch immer durch
dieselben Muskeln
bewegt wird. — Unter der Haut der
Aftergegend
versteckte epigonale Säcke der weiblichen Zeugungsorgane
fand ich
bei Malthe
vespertilio 5 — ebenso einen
knorpeligen, mit dicken
Muskelschichten
umhüllten Behälter zur Aufnahme und
ProJection des
Sperma bei
Clinus
superciKosus. — Eine Tabelle
lieferte eine
genaue Übersicht über die bei
verschiedenen Geschlechtern
sehr
verschiedenen Verhältnisse der
äussercn Geschlechtsorgane zu
der
ürethralmtindung, welche unter den
Rubriken von vorspringenden
Vaginalcylindern,
ürogenitalpapillen und
ürethralwärzchen einer-
seits,
andererseits von vertieften Trichtern, Gruben und
wahren
Cloakenbilduftgen
zusammengefasst wurden. —
Da ich das zu diesen Untersuchungen
verwendete
Materiale
mit der Zeit
wieder zusammenzubringen hoffe, werde ich
auch im
Stande sein, die
Arbeit wieder zu beginnen,
und ihr vielleicht noch
mehr Vollständigkeit zu geben,
als es bei der ersten
Vornähme
der-
selben
möglich war. Nur der
miskroskopische Theil,
welcher eine
Tabelle von Messungen der
Harncanälchen und der
Malphighischen
Nierenknäule der Fische
enthielt, bleibt unersetzlich, da meine
an
SOOO Numern reiche
Sammlung der feinsten
Gefassinjcctionen mir
nicht
mehr zu Gebote steht.
Die z weite Untersuchung betraf das
Venensystcm der Fische.
Ein Blick in die
umfassendsten vergleichend
anatomischen Handbücher
mag es beweisen, wie gering unsere Kenntnisse
über den
venösen
Antheil
des Gefässsystems der
Fische waren. Mit Ausnahme der
grossen, mit dem
Herzen zusammenhängenden
Venenstämme, waren
alle weiteren
Verzweigungen derselben vollkommen unbekannt.
Die
Schwierigkeit, ja
Unmöglichkeit, die
äusserst dünnwandigen
und
grossentheils nur als
Sinuse existirenden Venen
der Fische durch
das
gewöhnlich gebräuchliche
Injections verfahren zu füllen, und
dadurch
der Präparatton zugängig zu
machen, erklärt es zur Genüge,
warum
eine vollständige anatomische Schilderung dieses
Systems
so lange auf sich warten
liess. Durch vielfache Versuche
ist es mir
anatomischen
Sammlungen, Schriften etc. 599
gelungen, ein
Injectionsverfahren
auszumitteln, welches eine voll-
ständige
Füllung des Venensystems ermöglicht, und
nur dem einzigen
Üebelstande unterliegt,
dass es bei
lebendigem Leibe des Fisches
vorgenommen werden
muss, somit für Weingeist-Exemplare
nicht
anwendbar ist. Es bestellt, in Kürze, in
Folgendem: Die
ünterleibs-
höhle
des Fisches wird bis zum
Jugulum geöffnet, die
Durchgangs-
stelle einer grösseren
Lebervenc durch das
Diaphragma blossgelegt,
die Vene
geöffnet,
und ein in eine feine
Spitze ausgewogenes Glas-
röhrchen durch sie
in den, von mir als Sinus
pericardiaco-phrenicus
bezeichneten
Sammelbehälter aller
Korperveuen
eingeführt. Das
in
ihm enthaltene Blut wird mittelst dieses
Uohrchcns ausgesaugt, und
da der Sinus sich mit
jeder DiaMole neuerdings füllt, durch
fort-
gesetztes
Saugen das
ganze Venensystem
so ziemlich von
Blut
gereinigt. Hierauf wird in
der Kreisfurchc-
zwischen Herzkammer
und
Bulbus eine
Ligatur
angelegt,
und mittelst
eines anderen
Glas-
röhrchens,
welches mit
nüssiger und kalter
Injectionsmasse gefüllt
ist,
letztere in
den Sinus, und von da
aus in alle
mit ihm zusammen-
hängenden
Blutadern
(angeblasen.
\vobei ein auf die
tm'gescirendc
Auricula
molhodLsch luigehnieh^r
Fingerdruck das Eindringen
des
InjectiousstoffesbLs in
die loixicu
Vonou-RaulificulioDen iu
den Flossen
wesentlich
fördert.
Die von mir
angewendete
(njedionsmassc
besieht
aus
Gulta porcha in
Scinvefelol
aufgelöst,
und mit gleichen
Theilen
warm
gepulsten
Leinöls und
einem
färbenden
Bloipniprute
xusam-
mengcriehcn.
Diese
Ma.sn^
hieihf m^hnTC
Tug^ lang
flüssig, und
gewinnt
allmählich, wahrend
dci* Fisch in Weingeist
gelegt wird,
eine
pfl{]Lst(TsUu»licht%
I»alf)Wt4«*lie
Cou^lsl^ux, wolchc^ die
Präparalion
der
injicirtcn (xefösse
viel
iue!»r
crlt^cliteri, als die in
sehr kurzer
Zeii
spröde und
bruchig"
vu^nlendo« Mischungen
von Torpcnlin
und
Leinül»
weleho ühri^cns
für suKl^rc1
Zwi^^kc mit
Vorthcii
gebraucht
werden
koinien.
Ich hutiü
alli»
Fis^l^-firoiteru
A^v Donau und der
(KsternnchLschon
Gebirge-Seen
auf HCNO Wt^i^^
{m^earl^oit^t, und die
Resultate
der
Untersuchung
in iK'iner
t^hJehoyraphia
pisdufu in lateinischer
Sprache
niedergelegt. 8 Tsifelu,
von Dr. Kl finge
r\s
Meisterhand
gezeichnet,
enthielten die
AhLilduu^en des Systems
beiJBso^
lucius^
Abru^fs
brama^
Luciopemi
aandru und
Slluru^
glanis. Im
Monate Juni
unternalmn ich
eiuc Reise an die
LstrLsch^n Küsten, um
auch die
Fauna der
S<^ in
<lus Bemch
der Untcrauchung
aufau-
gOO
H yr
11.
Über den Verlust
seiner
nehmen, und war so glücklich eine reiche Sammlung
injicirter Fische
zu Stande zu bringen, welche,
Gott sei Dank, dem traurigen Schick-
sale meiner übrigen Präparate
entging, indem der Anatomie-Diener,
an welchen ich die Sendung von Italien
aus adressirte, die Kisten im
Keller aufbewahrte,
wo sie während der Octobertage vergessen
und
somit gerettet waren.
Ich entsinne mich auf folgende wichtigere Resultate
meiner
Arbeit:
a) Die Zahl der Herzvenen der Fische schwankt zwischen
3 und
S. Sie entleeren sich, mit Ausnahme einer, in
dieAuricula, dicht
am
Ostium atrio-ventriculare.
Die nicht in dieAuricula tretende Herz-
vene macht einen langen Umweg, indem
sie am rechten Rande des
Herzens und seines Bulbus
nach vorn zum Kiemengerüste geht, und
sich
entweder in eine untere
Bronchialvene, oder in einen Zweig der
gleich näher zu bezeichnenden
Vena jugularis inferior
entleert. Beim
Hecht senkt sie sich in einen
niedlichen Plexus
venosus ein,
welcher
die Austrittsstelle des Bulbus aus dem
Herzbeutel umgibt.
6) An der Kehl- und
ünterkiefergegend aller Fische findet
sich
ein bisher gänzlich
übersehener Abschnitt des Venensystems,
welchen
ich als das System der Vena jugularis inferior bezeichne. Es
sammelt
seine ersten Zweige aus der Umgebung der
Maxilla, nimmt Aeste vom
Zungenbeinbogen
auf, und betritt als einfacher oder doppelter
Stamm
einen Canal an den unteren Schlussknochen
der Kiemenbogen, wo
es bei den Fischen mit langer
Kehle zu einem mächtigen Sinus
sich
erweitert, welcher definitiv so viele untere
Bronchialvenen sammelt,
als Kiemenbogen»
existiren, und dann in
zwei Schenkel
divergirt,
welche zwischen Herzbeutel und
Schlund nach hinten
ziehen, und
in den vorderen Rand des Sinus
pericardiaco-phrenicus einmünden.
Die beiden
Schenkel sind nur selten gleich gross
(Odontognathus
aculeatus),
häufig ist der rechte ungleich weiter als der linke
(Tra»
chinus
5 Lepidoleprus 5
Anthias^
Centriscus},
weicherzuweilen
vollkommen
fehlt (Anabas
scandens,
Mesoprion
chrysurus,
Ca-
ranx
xanthurus). In sehr seltenen Fällen
ist das System der unte-
ren Jugularis durch einen
einfachen symmetrisch in
der Medianlinie
der oberen Herzbeutelwand
verlaufenden Stamm repräsentirt (wie
bei
Myletes
Hcisselquistii
und
Batistes
tom-entosus). In den sinus-
artigen
Erweiterungen dieses Systems bei
Esox
lucius habe ich
zuweilen Helminthen aus
der Ordnung der Filarien
angetroffen,
anatomischen
Sammlungen,
Schriften
etc. 601
welche, wie aus anderweitigen Beobachtungen hervorgeht, im
Blute
unserer Teichfische zur Sommerszeit nicht so selten vorkommen,
und
die veranlassende Ursache
jener Varicositäten
zu sein scheinen,
welche an den grossen
Körpervenen dieser Fische (besonders
älterer
Exemplare) häufig
getroffen
werden.
c) Die
Ramificationen der Kopfvenen sind an
bestimmten Stellen
mit
Sinusen versellen, —
so die Vena
jugularis .superior am
grossen
Keilbeinsflügel bei Esox, die
Kiemendeckelvene bei
Trigia
und
Uranoscopus^
die Zungenboumme bei
Sih(rus
gfanis,
dieCerebral-
vene am
Schädelgrunde bei
Lophivs
piscatorius. — Auch
venöse
Wundernetze von
strahliger Form
finden sich an den
Kiemendeckeln
der Hechte, uiul
cavernöse Geflechte in der
Schleimhaut der Riech-
gruben. Der an der
Schädelbasis
befindliche, die
Ursprünge
der
Augenmuskeln
enthaltende knöcherne
Canal enthält gleichfalls ein
dicht genetztes
Rete
nural>ile,
welches eine Abtheilung der Augen-
venen
aufnimmt.—Die Hyaloidoa und die
hintere Wand der Linsen-
kapsel des
Fischaupes ist eine mit den
schönsten
Blutadernetzen
reichlich versehene
Membrane, und ich
habe mich wiederholt
über-
zeugt, dass
di<\se Net%o nicht der
anliegenden
Gefösaschicht der
Retina
zugehoron.
d)
Rathke\s
Canlinalvemm nehmen nie
die Venen des
Schul-
tergürtols
auf,
welche
.sich nmr^r
.selbständig
in den Sinus
peri-
cardiaco-plircnicus
entleemi,
sondern
sind in der
überwiegend
grösseren
Nehrxahl d^r
Fillte
l)l(»s.s
V<»nae
»Ttude^ rev^hentes.
Sie
sind
äusserst
selten
einander nn
Voliimün ^leicii (wie
bei Diodon
und
Teirodon)\
meistens
fthertrifn <lie
iTclitft die linkü um
daa
K—ßfaehe
(wfe
bei ISxocoetw^
Periop/ifhnif^uff,
C/fnu«,
Züarce«,
Acan-
thopw))
und (\s ist
n»ir
nur (»i»
F!<II iH^annt
geworden, wo die
linke
gegen die
rechte im
Vortheil war,
wie bei
dein
merkwürdigen
Erythriws
winofati^. Bei
den Pmtüiden
und vielen
amderen Fami-
lien der
Acanthopte.rygii, wo
diü hinteren End^n
der beiden Nieren
zu einem
unpaureu keilronnigtHi
I^ippen verschmolzen
sind, liegt an
der
unteren Flachü
de^elhen eil»
medianer unpaarer
Sinus, welcher
von beiden Niereu Blut
aufnimmt,
und sich nur in die
rechte
Vena
cardinalis
fortsetzt. Die linke
Cardinalvene,
welche demzufolge
bloss
Blut aus dem
Kopfende der linken Kiere
abßllirt, reicht
filr
dieses
Geschäft mit dem
hieinsten Volumen aus.
— Üie grosse
Prävalenz
der rechten Nierenvene kommt
.sehr oft
mit linkseitiger Lagerung
der
g 02
Hyrtl.
Über
den Verlust seiner
Harnblase
vor, wenn die Leber in der Mittellinie liegt, oder
beide
Lappen derselben
gleich gross sind. —
Elliptische Bulbi und
spindel-
förmige Erweiterungen finden sich in der
rechten Nierenvene
bei
CoMtis,
Silurus und
Sphyrena
picuda;
— bei
Aspro
Ziingel
bildet
jeder aus der linken in die rechte Niere übertretende
Venen-
zweig auf der
unteren Fläche der Wirbelsäule einen
sphärischen
Bulbus.
Ob diese Bulbi
Contractilität
besitzen, hatte ich nicht
untersucht.
e) Der
lange bestehende Streit über die Existenz eines
Nieren-
pfortadersystems bei den Fischen wurde dahin
entschieden, dass
das
Vorkommen
eines zuführenden Nierenvenensystems keine
allgemeine
gültige
Regel ist, wie bei den Amphibien. Ich erinnere mich
mit
Bestimmtheit, dass bei den Gattungen
CUnus,
Trigia,
Prionotes^
Mugü,
Caranx,
Lopfims,
Cottus und
Tetrodon die
Caudalvene,
nach ihrem
Austritte aus dem Canale
der unteren Wirbelbogen,
zur
Vena
renalis
advehens wird,
während sie sich bei
Echeneis
y
Am-
modytes
und Scomber ohne
Unterbrechung in die
rechte Nierenvene
fortsetzt, oder wie bei
Acipenser und
Conger in der
Medianlinie
zwischen
beiden Nieren gegen das Herz fortlauft.
Ausser der
Cau-
dalis
sind noch die Wirbel-, Bauchwand- und
Rückenmuskelvenen
häufig als Renates
advehentes verwendet, was
besonders bei
den
Plagiostomen, und
unter diesen in sehr hervorragender Weise
bei
Squatina
angelus der
Fall ist. Bei
Lophius und
Batrachus
besitzt
die Niere für die ein-und austretenden Venen besondere
HilL
Der für die
eintretenden Venen bestimmte liegt auf der
Rückenseite
der Niere, und empfängt auch die
Vena subclavia als Renalis
ad-
vehens.
— Noch muss ich
erwähnen, dass die von mehreren Autoren
im
Rückgrats canal der
Fische, über der
Medulla liegend
angegebene
Vene ein
Lymphgefäss ist,
welches mit dem
äusserst reich
ent-
wickelten
absorbirenden
Gefäss-Systeme der
Rückenflossen im Zu-
sammenhange steht, und dass
jeder Flossenstrahl eine hohle Röhre
ist, in welcher
ein Lymphgefäss liegt, welches am Gelenke
des
Flossenstrahls mit seinem Träger eine
herzähnliche Erweiterung
bildet. Das
Lymphgefäss der Rückgratshöhle
theilt sich am
ersten
Wirbel gabelförmig in zwei
Schenkel, welche sich an
die untere
Fläche der Hirnschale begeben, dort mit
den grossen
Lymphräumen,
welche den hinteren
Umfang des Augapfels
umhüllen, zusammen-
hängen
, und zuletzt in ein
Diverticulum der oberen
Jugularvene
ein<-
anatomische«
Sammlungen, Schriften etc. 603
münden. So verhält sich die Sache
wenigstens bei
Labrax,
Mullus,
Corvina,
Trachypterus,
Scomher,
Alosa, und allen von mir unter-
suchten
einheimischen Finssflschen.
Ich habe diese wenigen Punkte
angefuhrt, um einen Massstab
zu geben, nach
welchem der Umfang der
verlorenen Arbeiten
beur-
theilt
werden möge, und will
zum Schluss nur noch
einiger Gegen-
stände
erwähnen, welche den
zur gelegentlichen
Publication be-
stimmten
Vorrath meines
Zeiehnungon-Portefeuilles bildeten, dessen
Inhalt
durch das Zusammenwirken von drei in meinem
Laboratorium
beschäftigten Künstlern
eine reiche
üeber^chan vereinzelter,
neuer
anatomischer
Beobachtungen
darbot.
I. Aus
der menschlichen
Anatomie:
a) Die Geflechte,
welche die
Aoste des Ncrvus
acusticus,
während
ihres Durchfrittes
durch die
Maculac cribrosae des
Laby-
rinthes bilden. Sie sind ein
Prärogativ
des menschlichen Gehör-
organs, fohlen selbst
den Simiis
mithropomorphis, und
kommen nur
an den VorsaaLsnerven, nicht an
jenen der Schnecke vor.
Giesst
man in den
inneren Geh<)rganff
rino.s rein
maeorirten
Felsenbeins,
welches
öher einer
Woinpoistlampe whihA wird,
geschmolzenes
Wachs,
so
sangt
sidi di<*8(^
durch CapillariUU
iu die äusserst
feinen
Oeffnungen dei*
Mtuulhu*
<*rihn»sae
(»in» und wird hierauf der
Knochen
in
Salzsäure corrodirt,
^o
bloil»(, der
Abguss jener vielfach
ver-
zweigton und
unl(*i* citialHlor
auaatomosirönden Röhrchen
zurück»
welche
an d^n
(h^n«u»gßn
(.ler Maculne
beginnen, die
genannten
Geflechte do^
G^horneryon
(»insciiiliesson, und
nach kurzem Verlaufe
in der
ttöhle des Vomales
münden.
&)
Rine neue Bur^
inueo^H an der
m^nschlichon Wange, zwi-
schen dem
Msixillarursprung der
Fu.scin
hucco-pliaryngea und
der
inneren
Fläche
(h\s
Huterkiefeiustc«.
c) Kinc*
allere»
in Prag ^e^mmmelte
Suite von Varietäten der
von mir
entdeckten
Museull pleuro- und
broncho-oesophagei des
Menschen,
vvorun<<^r
KIne
besonders merkwürdig,
indem der schmale
Muscnlus
pleuro-oesophagous den
Ductus thoracicus
durchbohrte
(durch ein Ohr
dcaydben durcligeradelt
war).
d)
Eine Anzahl
gleichfalls älterer, chirurgisch wichtiger
Ano-
malien der pr^s^ren Schlagadern, worunter
eine Vertretung der
Cruralis durch die
Lsehiadica, — eine
aus der Art tarsea
entsprin-
geade und
zurücklaufende
Tibialis
anlieft, — eine
Cruralis dextra
@04
HyrtL Über den
Verlust seiner
aus
der linken IIiaca
communis, — eine den Ellbogennerv bis
zum
Carpus
begleitende Collateralis
ulnaris, — zwei
Thyreoideae
infe-
riores aus der
Carotis communis,
etc.
e) Die
Entwickelung des
Collateralkreislaufes nach
Unterbindung
der
Brachialis, und nach
spontaner Obliteration des
Aortenbogens
hinter dem
Ursprunge der Subclavia
sinistra. Ein Blatt
darunter
stellte den
rankenförmigen
Verlauf der bis zur Dicke eines kleinen
Fingers
erweiterten Arteria
intercostalis
quarta der linken Seite
dar,
durch
welchen die betreifende Rippe auf eine dünne, und in
der
Mitte vollkommen unterbrochene Knochenspange
atrophirt
war.
f) Eine
Anzahl Muskel-Varietäten als interessantere
Thierähn-
lichkeiten,
etc.
Viel reicher war das vergleichend-anatomische
Zeichnungs-
Materiale.
1. Tafeln zur
Anatomie der Wundernetze des
Faulthieres,
des
Seehundes, des gemeinen
Delphins, der
einheimischen Nager,
der
Didelphys
murina,
des
Lagidium
perumanum,
so wie unter den
Vögeln von
Otis
tarda,
Meleagris
gällopavo,
Psittacus
ochroce-
phalus^
Tetrao
wogallus
u. m. a.
2. Zur Anatomie des
gesammten arteriellen
Gefass'systems
von
Dasypus
setosus,
welches sich dadurch von den bekannten
Formen
unterscheidet,
dass die einzelnen
Schlagadern des Kopfes, des
Beckens und Schwanzes, des
Samenstranges, der Bauchdecken und
der Gliedmassen sich
nicht während ihres Verlaufes
baumförmig
verzweigen,
sondern der Stamm einer
Arterie plötzlich in ein Büschel
von strahlig
divergirenden Röhren
auflöst, welche, ohne sich weiter
zu
ramifieiren, zu ihren
Bestimmungsorten gehen.
3. Die
Anatomie des
Gefässsystems von
Vespertüio
und
Plecatus.
4. Beiträge zur Anatomie des
Schlagadersystems des
Proteus,
der
Salamandrinen und der
Bafrachia
anura
(vorzugsweise
Hyla
betreffend).
5. Vorarbeiten
zu einer Monographie der
Chiropteren
(worun-
ter Abbildungen zur Embryologie von
Pkyllostoma
jamaicense).
Was meine zu Grunde gegangenen
Präparate anbelangt, so
kann ich versichern, dass
die Sammlung der mikroskopischen
In-
jectionen
wahrhaft einzig in ihrer Art war, und nie wieder in
jener
Vollkommenheit zu Stande gebracht werden kann,
welche sie
anatomischen
Sammlungen,
Schriften etc. g
Og
auszeichnete. Sie enthielt in circa
SOOO Numern die
mikroskopischen
Gefässverhältnisse aller
Organe und von allen einheimischen
und
exotischen Thieren,
deren ich seit meiner ISjährigen
Thätigkeit
als Anatom habhaft werden konnte,
geordnet in einer Art, dass jedes
Organ, jedes
Gewebe, von den Mollusken und Knorpelfischen
ange-
fangen, durch alle
Classen und Ordnungen der
Wirbelthiere hinauf
bis
zum Schlussstein der Schöpfung — dem Menschen — in
der
stufenweise fortschreitenden Entwickelung seines
Gefässsystems
stu-
dirt werden
konnte. Ich fühle ihren Verlust doppelt schwer, da
die
grosse Anzahl von
Doubletten. und ihre fortdauernde Vermehrung
mit
Neuem, mich in den Stand setzte, ich darfes sagen, mit fast
allen
Anatomen der Welt in Tauschverbindung zu treten, welche
nun leider
auf lange Zeit unterbrochen, und mir
dadurch der Zufluss
werthvollen
Materials für anderweitige
Arbeiten abgeschnitten ist. Von Kasan
bis New-York
wird schwerlich eine anatomische Aastalt von einigem
Rufe oder ein
Fachgenosse existiren,
welche nicht durch diesen
Verbindungsweg mit mir in für beide
Theile vortheilhaften
Verkehr
gestanden wären. Das letzte, während der Ferien eingelangte
Aner-
bieten zu Kauf- oder Tauschverbindung kam von Prof. Homer
in
Philadelphia.
Nicht weniger werthvoll und
umfangsreich war meine Samm-
lung
von Gehörorganen. Von
der Zwergspitzmaus bis zu den
riesigen
Geschlechtern der Pachydermen und der
Balänen des
Nordeap
existirt keine
Thiergattung, aus welcher ich nicht wenigstens
von
Einem Repräsentanten die
vollständigen Gehörorgane auf die
sorg-
samste und niedlichste Weise
auspräparirt besessen hätte; —
jeder
technische Anatom weiss, was das sagen will!
— Die Anatomie des
menschlichen Gehörs allein bildete ein
prachtvolles Tableau von
80
Numern, und enthielt die
Entwickelungsgeschichte des Labyrinthes
vom
dreimonatlichen Embryo bis zum siebenzigjährigea
Greise, so
wie die Gehörorgane von Missgeburten, von Taubstummen,
von
verschiedenen Menschenracen, selbst jene von
Mumien fehlten nicht.
— Ich werde ihren
Verlust nie verschmerzen, weil man Solches im
Leben nur Einmal
macht!
Von meinen übrigen Präparaten will ich nur die
osteotomi-
schen
Arbeiten, die zerlegbaren Crania, die Darstellungen
des Zahn-
wechsels, die Osteologie menschlicher
und thierischer Embryonen, eine
Sammlung
vergl. anatomischer Zahnschliffe, als
Curiosa:
Injections-
606 H
yr
t L
Verlast
seiner
anatomischen
Sammlungen etc.
präparate
von Ruysch (authentisch,
Ende des 17.
Jahrhunderts)
und
die Racen- und
Thierschädel namhaft
machen, welche ich auf
meinen
Reisen
sammelte.
Unter solchen
Umständen wird man
ersehen, dass mein
Verlust
ein
grosser, ja ein
theilweise unersetzlicher
ist. Ich wäre mit
Freuden
zu
einem namhaften Dankesopfer für die Wiederherstellung
gesetz-
licher
Ordnung bereit gewesen,
aber Alles zu verlieren, was den
Stolz
und das Lebenselement
eines wissenschaftlichen Mannes
bildet, ist in der
That für mich ein
unverdienter und
allzuharter
Sehicksalsschlag.
Ich muss von Neuem
anfangen, da ich der
Lauf-
bahn,
die ich einmal zur Aufgabe meines Lebens mit schönen
Hoff-
nungen
erwählte, nicht abtrünnig werden kann. Es fehlt mir nur
an
Stoff, nicht
an Willen, welcher Kraft
gibt. Ich kann den
Gedanken
nicht
ertragen, meine Hände in den
Schooss zu legen, und als
stei-
nerner Gast an
den Verhandlungen dieser wissenschaftlichen
Kör-
perschaft,
wenn auch nur eine Zeit
lang, Antheil zu nehmen.
Durch
die Verlegung der
Anatomie in das
Josephinum werde ich
bald
wieder in meinem Elemente
leben, und wenn auch die
Errichtung
einer
Kanzel
und Sammlung für
vergleichende Anatomie bei
dem
grossen
Kostenaufwande, den sie
erfordern, und bei den auf
ausser-
ordenÜiehe
Weise so vielfach in Anspruch genommenen
Staatsmitteln,
für
längere Zelt ein
frommer Wunsch
bleibenindürfte, so
hoffe
ich
doch, dass die
kais. Akademie der
Wissenschaften die Bitte um
eine
massige
Unterstützung zum
Ankauf von zootomischem
Materialc
nicht
unberücksichtigt von sich weisen
wird.
Nachdem die
Classe von Herrn
Professor
Hyrti eine
nähere
Aadeutung
seiner
Wünsche vernommen,
wurde einstimmig
beschlossen,
auf
Bewilligung
des Betrages von 8OO fl.
C. M.
zum Ankaufe
von
Material
zu seinen zunächst
beabsichtigten anatomischen
Arbeiten;
ferner, so wie im vorigen
Jahre
auch für das kommende
auf die
Bezahlung eines Zeichners mit monatlichen 20 fl.
C. M. anzutragen,
welche
Anträge die
Genehmigung der
Gesammt-Akademie
erhielten.
Der
Director der
Sternwarte zu
Kremsmünster, P.
Augustin
Reslhuber,
h%l
üW
sehe
Beobachtungen während der
Nord-
Reslhuber.
Beobachtangen während
des Nordlichtes. 607
lichter am 18. October und 17.
November 1848 nachstehende Mit-
theilung
eingesendet:
L Beobachtungen während des Polarlichtes am 18.
O ct.
1848 auf der Sternwarte zu Krems
münster.
Da ich schon eine geraume Reihe von Jahren mich mit
dem
Studium der Naturwissenschaften beschäftige, so war es
schon
lange mein sehnlichster Wunsch, einmal ein
Nordlicht in vollstän-
diger Entwickelung zu sehen. Unerwartet wurde
dieser mein Wunsch
am 18. October Abends erfüllt. Schon am Nachmittage
des 18. zeig-
ten die G a
us suchen Magnetometer
einen ungewöhnlichen Stand
und eine
auffallende Bewegung, welches auf besondere
magnetische
Vorgänge
schliessen liess. Abends
war der Himmel bis gegen 8
Uhr
13 Min.
mittl. Zeit vollkommen trüb; nun
zertheilten sich in
der
Richtung gegen Nord die Wolken, und durch
einen langen schmalen
Wolkenriss zeigte sich der
nördliche Himmel hellroth, wie von
einem
grossen Brande erleuchtet; die Magnete waren
in grosser Aufregung;
der Schluss auf ein
Nordlicht konnte daher nicht zweifelhaft sein.
Ich
liess soglüich die beiden Magnetometer
unausgesetzt bis 10
Uhr
beobachten; um 10
Uhr begann ohnediess der
magnetische Monats-
termin, wo die Stände der Magnete durch 24 Stunden
ununterbrochen
aufgezeichnet
werden.
Ich gebe in
Folgendem die
Beobachtungen, welche während
dieser
interessanten
Erscheinung theils mit
freiem Auge über deren
Ansehen, theils an den
Magnetometcrn und
über die atmosphärischen
Zustände,
die das Phänomen begleiteten, gemacht
wurden.
Das feurige Itoth, in
welchem das Nordlicht nach
Zertheilung
der Wolken
(811 IS'
mitil. Zeit) zuerst auftrat, verlor
sich gegen
811
30';
dieselben Gegend des
J-Kmmels erscheint nun m
grosser Aus-
dehnung
hell w eissgelb, bis
über den Pol hinauf erleuchtet; tief
am
Horizonte ist die Beleuchtung grauschwarz, jedoch so,
dass man
die helleren Sterne durchscheinen sieht.
So blieb der Anblick, mit
geringer Almahme der Helligkeit, bis gegen 10
Uhr.
Es schien mir, obgleich der
theilweise oft stark trübe
Himmel
dieses nicht mit voller Bestimmtheit
behaupten lässt, dass die eigent-
liche Mitte
des Nordlichtes vom Anfange des Erscheinens an bis
gegen
911
30' langsam aus NW. (etwa 50 Grade von West gegen
Nord
gezählt) gegen Nord vorrückte, dann aber den Platz am
magnetischen
Pole unverändert behauptete. Der stets wechselnde
Zustand der
608
Reslhuher.
Bewölkung
liess
den Verlauf des
Phänomens während dieser Zeit
nicht genau
verfolgen.
Um 10
Uhr wird der ganze
nördliche Himmel heiter, das Nord-
licht zeigt sich
in seiner ganzen
Ausbreitung; der Himmel
war vom
Horizonte an bis über den Pol sehr
schön hellgelb erleuchtet; die
Grenzen dieser
Beleuchtung erstrecken sich
vonNord bis über 60
Grade
gegen
West und
Ost.
Um l
O11
2O/ beginnen
herrliche Strahlen
etwas
divergirend
aufzuschiessen, bis zu
einer Höhe von
ohngefähr SO
Grade,
die hellsten in
weissgelbem Lichte
über dem magnetischen Pole,
blas-
sere
schmale mehrere zu beiden Seiten; im NW. (etwa 60° von
N.
gegen
W.) und im NO. (etwa 30° von N. gegen O.) stehen
zwei
breite, fast
blutrothe Strahlen, als
die äussersten des
ganzen Bildes.
Das Centrum des
Strahlenbogens fällt
tief unter den Horizont. Am
Horizonte bis zu mehreren
Graden Höhe war der Himmel hellgrün-
gelb
beleuchtet, und die ganze Lichtmasse in einer unruhigen
zit-
ternden Bewegung. Die mittleren blassen Strahlen
verschwinden,
andere von gleicher Färbung und Breite
fahren neben ihnen von Zeit
zu Zeit auf, die am
magnetischen Pole bleiben immer die längsten
und
hellsten,
so dass durch selbe die
Sterne im grossen
Bären sehr
in
ihrem
Glänze
geschwächt werden. Um
l O11
40' mag die
Erscheinung
ihren
Glanzpunkt erreicht haben, wo das Licht und die Färbung
der
Strahlen am
intensivsten war. Ich
muss gestehen, dass ich
nie einen
schoneren Anblick des Himmels gehabt habe.
Um diese Zeit
waren
die Magnete in der höchsten
Aufregung.
Von nun an nimmt die Erscheinung allmählich
an Stärke der
Beleuchtung ab. Aus Südwest
ziehen einzelne Cirrus
heran, welche
im Bereiche des Nordlichtes eine
dunkelrussige Farbe wie
Rauch-
wolken
darboten. Um l
O11
5O7
fahren abwechselad noch immer Strah-
len auf, aber von
stets schwächerem Lichte. Immer mehr
Cirrus
verbreiten sich über den nördlichen
Himmel. Um 11 Uhr ist die
Stelle im NW. (60° von N.
gegen W.) wieder
feuerroth,
welche
Färbung
sich gegen
II1115^
langsam verliert, indem die Federwolken
in jener Gegend
immer dichter
werden.
Um
II11
20' war wegen
Bewölkung und Mondschein wenig mehr
auszunehmen; um
II11
30' der ganze
Himmel trüb.
Beobachtungen während des Nordlichtes
etc.
609
Beobachtungen
an den Magnetometern;
Die Beobachtungen enthält die Tabelle I und
II; sie sind gemacht
an einem Gaus
suchen
Variations-Declinatorium
mit einem
vierpfün-
digen
Stabe, und an einem
Bifilar-Appante mit einem
24pfundigen
Stabe.
Die Angaben der Stände der Magnete sind in
Millimeter-
Theilen,
die Zeitangaben in mittlerer Göttinger Zeit. (Die
Meridian-
differenz
zwischen Kremsmünster und Göttingen beträgt
16'46"
in
Zeit,
um welche Differenz die
gegebenen Beobachtungszeiten vermehrt
werden müssen,
um die mittlere Ortszeit zu erhalten.)
Der
Werth eines
Scalatheiles (Millimeters)
beim Unifilare
ist
==
WAi im
Bogen.
99
„
„
,
„ (Millimeters)
beim Bifilare
ist
-lO^T im
Bogen.
„
„
„
„
(Millimeters) beim Bifilare
ist
^ggg
g in Theilen der
ganzen
Intensität.
Die Änderung im Stande des
Bifilars für
1°O R. ist
===
IS^ßl
Millimeter.
Zur
Reduction der
ünifilarbeobachtungen
auf absolute
Declina-
tionen
dient die Gleichung
^
==
14o
SO'
r.68
-+
(495-40 —
A)
20^76,
wo
S die absolute
Declination, und L
== der gemachten Lesung
am
Unifilare ist.
Zur Reduction der
Bifilarbeobachtungen auf
absolute Intensität
dient die
Gleichung
log
T=
6.1233446
+ log (13877.6
+ L
+ 13.61.
c),
wo
T die absolute
Intensität, L die Lesung am Bifilare und c
die
Temperatur in
R6aumur-Graden
im Kasten des Bifilars bedeutet.
Die
Scalentheile laufen so,
dass, wenn die Lesungen
zunehmen,
beim Unifilare die Declination kleiner, beim
Bifilare die
Intensität
grös
s er wird.
Die Tafel I enthält die Beobachtungen der
beiden Instrumente
von
S11
bis l O11
Abends; die Tafel II jene während des Termins
von
1O11
Abends des 18. Octobers
bis l O11
Abends des 19. Octobers.
Zur
Beurtheilung dieser
Beobachtungen sind in Tafel III, aus dem Tage-
buche der
Sternwarte, die täglichen Stände der zwei
Magnetometer
zu den gewöhnlichen Beobachtungsstunden
811 Morgens,
211 und
811
SityJ).
d.
mathem.-naturw.
CI. I. Bd.
39
610
Reslhuber.
Abends mittlerer
Göttinger Zeit von
den 16 Tagen beigefügt, in
deren Mitte die Nacht des
Nordlichtes fällt, und am Ende die mittle-
ren
Declinationen und
Intensitäten zu den gewöhnlichen
Beobach-
tungsstunden
für diesen Zeitraum,
so wie jene des 18.
Octobers
zu
den Stunden
811 Morgens,
211 und
811 Abends
angesetzt. Die Tafel IV
stellt den Gang der beiden
magnetischen Elemente,
Declination
und
Intensität, aus den gemachten Beobachtungen
abgeleitet, nach ihrer
Zeitfolge dar, wie er während
des Nordlichtes stattfand.
Aus der Tafel IV. ersieht man sogleich den
auffallenden Stand
und die Änderungen der zwei
magnetischen Elemente. Vergleicht
man diese
Grossen zu den
gewöhnlichen drei Beobachtungsstunden
am 18.
October mit den Mittleren,
der unmittelbar vorausgehenden
und nachfolgenden
Tage.
8h
M. 2h Ab. 8h
Ab.
MittL
§ =
l4o
5O'.7
Igo
r.7 14°
5r.9
18.
Oct.
<?==
„ 52.0
„ 9.3
„
44.8
8h M. 2h Ab. 8h
Ab.
Intens.
= 1.955821 1.956OO1
1.957555
„
== 1.958913 1.950357
1.950383
so ist der geänderte Zustand der
erdmagnetischen
Verhältnisse
um
211
und
Sh
Abends leicht zu erkennen, denn selten ist in
diesem
Monate die Declination um
811 Abends
kleiner als um
811 Morgens,
die
Intensität
ist fast immer um
811 Abends
grösser als um
811
Morgens
und
211
Abends.
Von
811 Abends, als
wir des Nordlichtes ansichtig
wurden,
stieg
die Declination langsam bis
1O11
6" Abends, wo
§ ===
15°
2'.3
wurde,
die Intensität erhält sich unter kleinen
Schwankungen fast in gleichem
Stande (während dieser
Zeit bot das Nordlicht keinen besonderen
Anblick dar);
von l O11
6' an, nimmt die
Declination sehr rasch ab
bis
1O11
42', wo das Minimum der
Declination
(?==14o
16'.2)
ein-
trat, die Intensität verstärkte sich in
derselben Zeit zur
mittleren
Grosse
des Monates. Die rasche
Änderung der magnetischen Ele-
mente beginnt beim
Anfange des
Strahlenaufschiessens, zur
Zeit der
grössten
Entwickelung des Phänomens.
Von
10^
42/ nimmt die
Declination schnell wieder zu, während
die
Intensität sich noch etwa 10 Minuten auf der grössten
erreichten
Beobachtungen
während des Nordlichtes etc.
gH
Höhe erhält, und dann schnell abnimmt, nach einigem
Hin- und
Herschwanken (das Nordlicht hat inzwischen an Intensität
abgenom-
men) erreicht um II11
48' die Declination
abermals ein Minimum, die
Intensität ein
Maximum (wahrscheinlich verstärkte sich das
Nordlicht
noch einmal; bei uns war wegen trüben Himmels nichts mehr
zu
sehen), wor'aufdie Declination wieder
wächst, die Intensität aber erst
nach 12 bis
18 Minuten merklich abnimmt; dann
bleiben durch län-
gere Zeit beide Elemente
auf ziemlich unverändertem Stande, bis die
Intensität um
1311 IS' das
Minimum, die Declination um
1311
527 ein
Maximum erreicht. Gegen
211 Morgens kam das
Declinatorium in seine
gewöhnliche Lage, und
behauptete dieselbe unter massigen
Oscilla-
tionen
während der übrigen Zeit des Termins; das
Bifilare aber
blieb fortwährend sehr
aufgeregt, und kam erst spät am Abende
des 19.
Octobers in seinen gewöhnlichen Stand.
Die grösste beobachtete
Ablenkung des
Declinatoriums während
dieses Phänomens
von 211 O' bis
l O11 42'
beträgt 1S3 Millimeter
oder 43 Minuten im
Bogen; in der kurzen Zeit von l O11
6' bis
l
O11 42^ als die
Strahlenentwickelung begann, und am
lebhaftesten
wurde, beträgt die Ablenkung 133
Millimeter = 46 Minuten im
Bogen.
Die stärkste beobachtete Änderung der
Intensität von 8h Mor-
gens bis
l11
IS' Nachts beträgt 128 Millimeter oder 41
Minuten im
Bogen, in Theilen der ganzen
Intensität ===
O.O16441.
Die Bewegungen der Magnete zur Zeit der
grössten Änderungen
waren fast
unaufhaltsam pro- oder regressiv, so dass sie nie
regel-
massige
Schwingungen machten.
Aus diesen Beobachtungen ergibt sich demnach als
Schluss, dass:
a) zur Zeit eines Nordlichtes die
Magnete sehr afficirt werden;
b) dass
derEinfluss am grössten ist zur Zeit der
vollkommensten
Entwickelung des
Nordlichtes;
c) dass der Nordpol des
Declinatoriums gegen Nord abgelenkt,
also die
Declination kleiner wird;
d) dass der Nordpol des
Bifilar-Apparates, als das Nordlicht
nicht
vollständig entwickelt ist, von West gegen Süd
abgelenkt,
die Intensität kleiner, zur Zeit
der vollsten Entwickelung
aber von West gegen Nord
abgelenkt, die
Intensität
g rosse
r wird.
NB. Bei unserem Bifilare ist in der transversalen
Lage der Nordpol
gegen
Webt gekehrt.
39*
g l 2
Reslhuber.
Atmosphärische Zustände während des
Nordlichtes,
Die Tafel V enthält die täglichen
Beobachtungen des Barometers,
Thermometers, der Wolken
und des Windes vom 18.
October
und
den
unmittelbar vorausgehenden und nachfolgenden drei Tagen.
Das Barometer stand in den Tagen
16., IT.,
18., 19.
October
ziemlich tief; der Grund liegt in den
südöstlichen Luftströmungen
der oberen
Regionen, wie sich dieses aus dem Wolkenzuge
heraus-
stellt; es fällt das Barometer bis auf
26".267 Pariser Zolle am
Mor-
gen um
5
Uhr des
19.
Octobers, von wo an es
steigt, und am Morgen
des 21. Octobers sich wieder dem
mittleren Stande des
Ortes
==
26//.92O
Par. Zolle stark
nähert.
Die Temperatur zeigt am
18. nichts Auffallendes im
Gange; das
Minimum betrug
2°4
R., das
Maximum
1O°6
nach 211
Abends; aber
ganz ungewöhnlicher Weise tritt in der
Nacht um 211
Morgens des
19. Octobers ein neues Maximum
===
11°9 R. ein, welches
sogar
grösser als
das Maximum am Tage war; die
Ursache ist,
dass sich
die
südliche Luftströmung, aus den höheren
Regionen auf die Oberfläche
der Erde herabsenkte,
von 211 Morgens
bis nach 411
des 19. Octobers
weht ein ziemlich heftiger
Südwind.
Das Interessanteste in den atmosphärischen
Verhältnissen dieses
Abends war, dass man schon um
611 Abends bei
ganz bedecktem Him-
mel bis gegen
i\ Nachts,
selbst als der Himmel ganz rein war,
im
S.,
SSO. und SSW. beständig blitzen sah, was für unsere
Gegend
in dieser Jahreszeit schon eine Seltenheit
ist.
Sonst bieten weder die Tage vor noch die nach dem
Nordlichte
eine
besondere Änderung der Witterung
dar,
IL Nordlicht am
17. November 1848.
Am 17. November zeigte sich bei der Beobachtung
um
211
Abends
eine bedeutende Störung des
Bifilarmagnetometers,
während
das
ünifilare fast auf
seinem mittleren Stande war; ich beobachtete
die
Stände beider Magnete wieder nach
3\ und fand sie nun
beide
in starker Bewegung; um
811 Abends
hatten Beide auffallend niedere
Stände; ich
liess die Magnete durch
eine Stunde fort
beobachten,
die Ergebnisse dieser Beobachtungen sind in
Tafel VI zusammenge-
stellt.
Declination und
Intensität sind ungewöhnlich klein. Da
das
ünifilare während einer
ganzen Stunde fast
stationär blieb, und der
Himmel gänzlich
trüb durchaus keine Hoffnung für
Ausheiterung
gab,
Beobachtungen während des Nordlichtes
etc. 613
so wurden die
Beobachtungen leider!
eingestellt; leider, denn um
ungefähr l Oh 30 trat
ein Nordlicht mit solch intensiver Beleuchtung
auf,
dass die
Heiligkeil die Wolken
durehdrang, und mehr als
den
halben Himmel wahrhaft blutig
röthete. Beobachter
an höher
gelege-
nen Orten, wo
die Bewölkung den
Anblick weniger hinderte,
sagen
aus:
„das Ansehen dieser Beleuchtung war schauerlich; da die
Gegend
mit Schnee bedeckt war, an einigen Orten
während dem Schnee fiel,
so wurde das
rothe Licht von der
Schneedecke und den fallenden
Flocken nach allen Seiten
reflectirt; es war der
Anblick nicht anders
als sähe man die Gegend und den
Himmel durch ein
blutigrothes
Glas
an. Die Helligkeit war so
gross, dass man deutlich
lesen konnte."
Von einer
Strahlenentwickelung war
natürlich bei diesem Zustande
des Himmels in unserer
Gegend nichts auszunehmen. Die ganze
Erscheinung dauerte
kaum eine halbe Stunde.
Die wenigen an den Magnetometern gemachten
Beobachtungen
bestätigen wieder den
Einfluss des Nordlichtes
auf die magnetischen
Instrumente, und zwar in demselben
Sinne, wie er sich aus den
Beobachtungen bei dem
Nordlichte am 18. October
herausstellte, als
das Nordlicht noch nicht seine
grösste Ausbildung
erreicht hatte.
Das
ünifilare war am
Morgen des 18. Novembers wieder in Ord-
nung,
während das Bifilare
erst am Nachmittag des 19. Novembers
von einer so
heftigen Aufregung sich wieder erholte.
Aus Rom berichtet ein
Correspondent der
allgemeinen Augs-
burger Zeitung vom 17. November, dass
man dort bei ganz reinem
Himmel am Abende dieses Tages
zwischen 10 und 11 Uhr ein pracht-
volles Nordlicht mit
den schönsten farbigen Strahlen beobachtet
habe,
welches sich fast über den ganzen
nördlichen Himmel verbreitete. Im
Nordwest
ausser dem Bereiche des
Nordlichtes sah man zugleich
beständiges
Blitzen.
Das Barometer stand bei uns am
16. und
17.
November über
dem mittleren Stande des Ortes, fiel
am 18. und 19. ein Bischen,
und erhebt sich am 20.
November wieder über den mittleren Stand.
An den Tagen vor diesem Nordlichte stand das
Thermometer
immer in der Nähe des Gefrierpunktes, am
16. in den Morgen- und
Abendstunden unter
O°O
R.; am 17. erhält es
sich stets
über
Null,
so auch am
18.,
19., 20. Am 18. November
Maximum==S°3
R.;
am
21. tritt
grossere Kälte ein
(Minimum — 4°O
R.) und hält durch
3 Tage an, worauf die Temperatur
wieder milder wird.
614
Reslhuber.
Der Himmel war meist mit Cumulo
stratus bedeckt, welche aus
West
ziehen; der vorherrschende
Wind war West, welcher sich am
17. um l
O11 Abends bis 2—3 verstärkte,
und mit gleicher Kraft fast
die ganze Nacht
anhielt, bis er am Vormittage des 18.
wieder
schwächer wurde.
Auffallendes war sonst an den
Witterungsverhältnissen bei uns
nichts
beobachtet.
Beobachtungen
während
des Nordlichtes etc.
615
Magnetische Beobachtungen am 18.
October 1848 zu
Kremsmünster.
Beohachtung'en
am
üniillar-Apparate.
Mittl.
GÖtt.
Zeit 18.
Oct.
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523.60
|
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37
|
514.38
|
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512.93
|
|
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|
513.93
|
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|
507.20
|
|
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|
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12
|
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|
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|
506.92
|
|
29
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35
|
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|
|
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|
488.73
|
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490.88
|
|
Beobachtungen am
Bifilar-Apparate.
Mittl.
Gott.-Zelt
18. Oct.
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682.74
|
Temper.
im Kasten
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681.57
|
des
Bifilars
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682.08
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|
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656.34
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|
652.75
|
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W
|
656.91
|
|
46
|
678.33
|
|
52
|
679.2^
|
|
59
|
665.63
|
|
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7
|
661.73
|
|
17
|
673.72
|
|
23
|
684.53
|
|
32
|
669.78
|
|
38
|
671.34
|
|
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|
680.00
|
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öl
|
665.7^
|
|
An diese Beobachtungen
schliessen
sich nun die in den folgenden
Seiten
beigegebenen
Termins-Beobachtungen
an.
gig Realbnber.
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Beobachtungen während
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617
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Beobachtungen während des Nordlichtes
etc.
619
Um die
Änderungen der beiden
magnet. Elemente, der
Decli-
nation
und Intensität, während des Polarlichtes besser
übersehen
zu können, stelle ich hier die aus
den Beobachtungen abgeleiteten
absoluten
D'eclinationen und
Intensitäten nach ihrer Zeitfolge
zu-
sammen:
18.
October.
Mittlere
|
|
|
Mittlere
|
|
|
Gott.
|
Declinat.
|
Intensität
|
Gott.
|
Declinat.
|
Intentität
|
Zeit
|
|
|
Zeit
|
|
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|
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|
1.947867
|
13
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|
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|
|
2^
|
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1.948719
|
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|
|
1.950480
|
26
|
|
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|
12
|
14
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|
|
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|
|
15
|
|
1.946470
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|
|
1.94655^
|
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|
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|
|
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|
|
21
|
|
1.945996
|
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|
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|
|
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|
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|
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|
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|
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|
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|
|
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|
|
1.956679
|
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|
|
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|
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|
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|
|
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|
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|
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|
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|
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12
|
46.3
|
|
51
|
|
1.956190
|
17
|
|
1.9^9294
|
54
|
48.1
|
|
20
|
46.1
|
|
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|
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Mittlere Gott.
Zeit.
|
Declinat.
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Intensität
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|
|
|
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|
|
|
|
|
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Beobachtungen
während
des Nordlichtes
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Über die
regelmässige Gestalt
des Wismuths.
Von W. Haidinger.
Ganz neuerlich beschreibt Herr
J. Nikles
Krystalle von
Zink
in
„Pentagonal-Dodekaedern,
die in Allem an die Form von Schwe-
felkies und
Glanzkobald
erinnern"
1),
während 'früher
Nöggerath
die
Krystallform des reinen
Zinks als „eine sechsseitige
Säule"
2)
angegeben
hat. Herr Nikles bemerkt dabei, dass von allen
Metallen
nur Zink, Antimon und Arsenik Formen besitzen,
die nicht zum
regulären System gehören.
Übrigens wird doch noch
angeführt,
dass
das Zinn dimorph sei,
viergliedrig nach Miller
3),
würflig
nach Frankenheim, ferner dass Palladium und
Iridium nach
Gustav Rose isodimorph seien, indem beide im
„rhombischen
(soll
heissen
rhomboedrischen) und
cubischen"
Systeme
krystal-
lisiren
4).
Auch die Krystallform des Tellurs gehört in
das
rhomboedrische
System,
wie dies bereits Phillips
5) gefunden und
erst neuerlich
Hausmann durch die Lage der
Theilbarkeit,
spiegelflächig,
parallel
den Seitenflächen, in Spuren senkrecht auf
die Axe eines
regelmässig
sechsseitigen
Prismas, bestätigt hat
6). Hausmann
untersuchte
geschmolzenes
Tellur; auch das
natürliche stimmt in dieser Eigen-
schaft vollkommen
üb er ein, nach Stücken in dem k. k.
Hof-MineraIien-
Cabinete,
welche ich zu vergleichen Gelegenheit hatte.
Das metallische
Wismuth wurde bisher immer
als eines
von
den
Metallen betrachtet, deren Formen in das
tessularische
System
gehören. Herr Dr. Moritz Hörne s gibt
rhomboedrische Formen an,
mit einem scharfen
Grundrhomboeder von
70° 57', dessen
Axe
==
^17.189, so zwar, dass die
gewöhnlich als
Octaeder
angenom-
mene
Theilungsgestalt eine
Combination der Basis und
dieses
Rhom-
boeders
wäre, die Winkel also anstatt
sämmtlich 109°
28'
16"
zu
betragen, an den
Combinationskanten
== 109°
S3', an den
Seiten-
i)
Poggendorff's
Annalen 1848, Nr. 7,
LXXIV, S.
4^2.
Ann. de
chimie
etc.
Ser. III, t.
XXU, p.
37.
a)
PoggendorfTs Annalen
XXXIX, S.
324.
8)
Pogg.
LVHI, S.
660.
*) Pogg.
LV, p.
329.
5)
Elementary
Introduction
to
Mineralogy. IV Ed.
By R.
Allan, p.
340.
6)
Hausmann. Handbuch der Mineralogie. S. 17.
Über die
regelmässige
Gestalt des Wismuths.
ß2g
kanten
=== 109°
3' messen würden. Er
gibt an: „Nach
Haidinger's
Messungen
wurde das Grundrhomboeder
berechner1).
Die Angaben von Verbesserungen, in systematischen
Werken
zerstreut, werden oft sehr lange
vernachlässigt, während einzelne
Mittheilungen
mit grösserer
Wahrscheinlichkeit der Aufmerksamkeit
des
wissenschaftlichen
Publicums dargebracht
werden. Ich glaube
daher auch in dem gegenwärtigen
Falle durch Mittheilung der
näheren Umstände
bei der Bestimmung der
rhomboedrischen
Kry-
stallform
des metallischen Wismuths sowohl eine kleine Lücke
in
der Geschichte des Fortschrittes der in diesen
Kreis gehörigen Ar-
beiten
auszufüllen, als auch
der allgemeinen Theilnahme
das neue
Resultat an sich noch einmal vorlegen zu
sollen.
Herr Dr. Hörne s hatte an sehr deutlichen,
wenn auch nur
rauh begrenzten
Wismuthkrystallen von
Penzance in
Cornwall,
die
durch
Herrn
Krantz in Berlin an das k.
k.
Hof-Mineralien-Cabinet
eingesendet
worden waren,
Krystallformen beobachtet,
die offenbar
nicht dem
tessularischen Systeme
angehören konnten. Es
waren
scharfe
Rhomboeder, in
Combination mit der Basis
und
flacheren
Rhomboedern
in paralleler Stellung, wobei die der letzteren
entspre-
chenden
Flächen
so sehr an
Ausdehnung gewonnen
hatten, dass
das
Ganze
das
Anseilen
einer sechsseitigen Tafel
mit abwechselnd
schief
angesetzten
Scitoullächcn gewann.
Jeder aufmerksame Beobachter
hat wohl auf
den
Theilungsflächen des
geschmolzenen
Wismuths,
schembar dem
Octaeder
angehörig, gewisse
Streifen bemerkt, die
den Kanten
dieser
Octaeder
parallel
sind. Sie fanden sich
sehr
deutlich
an den
von
den
natürlichen
Krystallen abgetrennten
Blätt-
chen,
genau so wie an
den geschmolzenen Massen,
von welchen
ich
laugst
sehr glattflächige
Stücke zu einer
gelegentlichen
Unter-
suchung aufbewahrt hatte.
Die Streifen sind in der
Regel sehr
schmal und
erscheinen
deutlich
als
Krystalltheile, die in
einer etwas
abweichenden
Lage in den
Hauptkrystall eingewachsen
sind, so wie
man dies etwa am
Albit,
Oligoklas u. s.
w. zu finden gewohnt
ist
Es gelang
Herrn Dr.
Hörne
s und mir sehr bald selbst eine Mes-
sung des
von den
Haiiptflächen und den
als dünne Blättchen
einge-
wachsenen
Krystalltheilen
anzustellen, die für
die Neigung an der
l)
Übersichtliche
Darstellung des
Mohs'ßchen
Mineralsystems,
S.
101.
Berichte
über die
Mitth.
v.
Freunden
der
Naturwissensch.
II. S.
ä53.
Sitzb.
d.
mathem.-naturw.
Cl. I. Bd.
40
626
Haidinger.
sehr
stumpfen Kante 178°
20' gab, wenn auch nur
ziemlich unvoll-
kommen und mit einem trüben Bilde
der Kerzenflamme.
Die Lage der Blättchen A B ist
aus
der Figur ersichtlich. War die Form
ein
Octaeder,
die Blättchen also von zwei
Würfelflächen
begrenzt, so
konnte
kein
ausspringender oder einspringender
Winkel
entstehen, wenn man ein Blättchen A B
in
einer um 180° herumgedrehten Lage
denkt.
Gab es dergleichen Winkel, so war die Form
rhomboedrisch,
und
zwar ein stumpferes
Rhomboeder als R
=== 70°
31'
44", welches
dem
Octaeder angehört,
wenn der ausspringende
Winkel des
Blättchens
auf
der Seite gegen die Spitze
C, der
einspringende auf der Seite
der Kante, hier in der
Projection durch D
vorgestellt, dagegen
aber
ein
schärferes, wenn der ausspringende Winkel an der Seite
der
Kante
D,
der einspringende auf der Seite gegen die Spitze
C
hinge-
wendet lag. Die Beobachtung zeigte ohne Ausnahme
den ersten Fall.
Man hatte es also ohne Zweifel bei den
regelmässigen Formen
des
Wismuths nicht mit
Octaedern zu
thun, sondern mit
Rhomboedern,
und
zwar mit solchen, die etwas
stumpfer sind als
R===7O031'44//.
^
In der Figur stellt CD eine dicke
Platte
j vor,
damit man die
Winkelverhältnisse
f®
besser übersehen
könne. Der
gemessene
Winkel ist hier der
ABC.
Er besteht aus
der Summe der beiden Winkeln A B D
und
CBD.
Man hat
aber
ABD^BDE,
und
CBD^BDF^BDE+EDH,
daher
ABC^BDE+EDff,
und
smABC^sm2BDEeösEDH+
cos^BDE
smEDH.
Da
nun B D die
Projection einer Fläche des flachern
Rhomboe-
ders
Vs R vorstellt,
wenn HD die Projection der Fläche des
schär-
feren
Rhomboeders
derTheilbarkeit R ist, so
sind alle Daten
vorhan-
dißn,
um den
Winkel A R C aus der
Axe des Rhomboeders und
um-
gekehrt die
Axe des Rhomboeders aus
dem Winkel unmittelbar
zu
finden.
Aber der
regelmässige Weg ist
hier durch die Zusammen-
gesetztheit der Ausdrücke
wenig vortheilhaft,
besonders weil man
Über die
regelmässige
Gestalt des
Wismuths.
627
keine ganz genauen Messungen zum
Grunde legen kann. Auch
weicht
der Winkel so wenig von 180° ab,
dass man mit der
Berechnung des
Winkels aus den einzelnen
Stücken, indem man
kleine Abweichun-
gen der
Axe von
1/4.8 für den
Würfel und 1/18
für das
O'ctaeder
annimmt,
nach ein paar Annäherungen schneller zum Ziele
kommt,
und zugleich auch den Ausdruck für die Axe
gewinnt. Auf diese Art
findet man mit der Axe des
schärferen
Rhomboeders
===
^17.2
den
Winkel von 178°
2l', der von
dem gemessenen 178°
20' nur
wenig
abweicht. Die
Axenkantenwinkel der
beiden Rhomboeder sind
dann
folgende, zugleich mit Würfel und
Octaeder
verglichen.
Rhomboedrisch.
Tessularisch.
%
R == 90°
S27
Würfel ===
90°
R
== 70°
S^ Octaeder
== 70°
31'
44'
Die Axe von
Ys R ist
===
1/4.3.
Es ist
mir bis jetzt noch nicht
möglich gewesen, den
uieht
unbe-
deutenden
Unterschied von
S2' an gut
krystallisirtem
künstlich dar-
gestellten
Wismuth zu prüfen.
Zwar verdanke ich sehr schone
Kry-
stalle davon Hrn.
Professor Schrott er, aber
auch hier erscheinen
die würfelähnlichen
Krystalle auf die
gewöhnliche Art mit vertieften
Oberflächen, und
geben kein genügendes Bild durch Spiegelung.
Die
Streifen aber auf den
Theilungsflächen sind
auch hier
deutlich
zu
sehen, eben so gut wie bei den natürlichen
Krystallen oder
bei
Bruchstücken der gewöhnlichen geschmolzenen
Masse.
Ferner bemerkt man überall, dass die
einzelne senkrecht auf
die Axe stehende
Theilungsfläche etwas
vollkommener ist, als die
drei
ändern, dies
ist vorzüglich auffallend bei einer natürlichen
Theilungs-
gestalt
aus Cornwall in dem k. k.
Hof-Mineralien-Cabinete zu
sehen.
Bei dem Versuche einen
Theil der Krystalle oder
kristallinischen
Massen
abzuspalten, findet sich
indessen noch der Nachtheil
für
die
Bestimmung der Winkel, dass die Blättchen
biegsam sind und dem
Messer nachgeben, während auch
die Weichheit der Substanz selbst
ein
Hinderniss bildet, welches
sich der Gewinnung vollkommen
eben-
flächiger
messbarer Blättchen entgegenstellt.
Dass die
Krystallform des Wismuths
in das
rhomboedrische
System
gehöre, ist wohl nicht zu bezweifeln. Es ist die
Meinung
ausgesprochen
worden, ob man dieses Metall nicht zu den
dimorphen
Körpern
zählen soll, wenn man die hier angeführten neuesten
Bestim-
mungen
zwar gelten lässt,
aber den älteren Angaben, welche
immer
40
*
628
Haidinger.
würflige
Krystalle
für das
geschmolzene
Wismuth haben, die
gleiche
Autorität
zugesteht. Gegen ein
solches Verfahren muss ich
mich auf
das
Nachdrücklichste
erklären. Entweder man nehme
bloss
die
neueren Erfahrungen, oder wenn man ihnen nicht
hinlängliches
Ver-
trauen
schenkt, bloss die älteren. Es gibt unzweifelhaft
dimorphe
Körper, man kennt von mehrern selbst die
Bedingnisse ihres Beste-
hens, aber es ist
gewiss kein Gewinn, ihr
Verzeichniss durch
erdich-
tete Beispiele zu vermehren, deren es jetzt schon
so manche gibt,
und die
man nur mit Mühe wieder aus den Lehrbüchern
hinausbringt,
in welchen sie zugleich mit den sicher
bewiesenen aufgeführt werden.
Es ist die Pflicht des
wahren Naturforschers, der
Genauigkeit
der
Thatsachen die
erste Stelle zu gönnen, und nicht durch
unnütze
Hypothesen den Weg der Erfahrung zu
verlassen, der allein durch
die Masse der täglich
neu erforschten Thatsachen einen sichern Fort-
sehritt
gewährleistet.
Der Herr
Bergrath stellte noch
folgenden Antrag:
In der letzten Versammlung von Freunden der
Naturwissen-
schaften
theiIteHerr Adolph
Patera sehr anziehende
Forschungen
über neue
Üranverbindungen mit.
Schon früher (am 24.
März 1848)
hatte er eine
praktische Probe
angegeben, um den Gehalt der
Joachims-
thaler
Uranerze schnell und möglichst genau zu bestimmen.
Die
Arbeiten mit diesem Metalle führten
unvermuthet auf die
Entdeckung
einer Reihe von schwefelhaltigen Verbindungen,
die nach den genaue-
sten Analysen, insbesondere mit dem
Kali- und dem Barytsalze, nach
Patera die
eigenthümliche Formel
(CsK+3S)+21
(@2K+2H)
haben.
Von dem Ammoniaksalze beginnend, wurden die Kali-,
Natron-,
Baryt-,
Strontian-, Kalk- und
Magnesia-Verbindungen dargestellt, so
wie auch noch
andere bisher noch nicht verfolgte Forschungen
unter-
nommen.
Jene üransalze
besitzen
grösstentheils sehr
hohe rothe
Farben, bei
mehreren aus dem Zinnober selbst gegen Karmin
geneigt.
Die Versuche, welche bis jetzt angestellt
wurden, sie als Malerfarben
brauchbar zu
machen,
haben nicht geglückt.
Ich habe geglaubt, die Aufmerksamkeit der
hochverehrten
Classe
auf die Arbeiten
Patera^s in
Anspsuch nehmen zu sollen,
um
darauf
einen
Antrag zu gründen,
der darin besteht, dass
die kais.
Akademie
Antrag
bezüglich
Patera's.
629
der Wissenschaften ihm eine kleine Barsumme zur
Erleichterung
seiner Arbeiten bewillige.
Allerdings werden die Arbeiten in dem k. k.
GeneraI-Probiramte
unter
der Direction meines
verehrten Freundes, A. Löwe, ausgeführt.
Der
grösste
Theil der Apparate,
Reagentien u. s.
w. ist also
daselbst
bereits vorhanden, und wird auch
für wissenschaftliche
Untersuchun-
gen
freigebig benützt. Indessen ist die
Riciitung des Institutes
eigent-
lich doch mehr technisch und den montanistischen
Bedürfnissen
gewidmet. Es wird daher bei den
erwähnten rein wissenschaftlichen
Arbeiten
doch durch eine
Verwilligung so Manches
wirklich erleich-
tert werden. Vorzüglich aber
würde die Thatsache
derselben als
eine
walire Aufmunterung
betrachtet werden können, und in dieser
Beziehung
vornelimlich wünschte
ich, in Übereinstimmung mit meinem
verehrten Freunde
Löwe den Antrag zu
stellen:
Die mathematisch-naturwissenschaftliche
Classe der
kais.
Aka-
demie der
Wissenschaften wolle Herrn
Adolph Patera,
zur
Erleichterung
der Fortsetzung seiner Arbeiten über das
Uran,
die
Summe von 1OO
fl.
Conv. Münze
gütigst bewilligen.
Der Antrag wurde genehmigt.
Aus den
Verhandlungen
der
Gesammt-Akademie.
fi
q 0 Aus
den Verhandlungen
Aus den
Verhandlungen
der
Gesammt-Akademie.
In der
Gesammtsitzung vom 8.
April 1848 stellte Herr Professor
S
c h
rotte r folgenden
Antrag:
„Meine Herren! Jede im Staate
bestehende
Körperschaft
muss
als ein lebendiges
Ganzes mit demselben organisch
verbunden
sein,
und also auch an seiner geistigen Entwickelung im
vollen Masse
theil-
nehmen.
Von der Überzeugung durchdrungen,
dass
die
kaiserliche
Akademie
hierin sogar weiter zu gehen und an der Spitze
dieser
Entwickelung
zu stehen habe, wenn sie
ihre Mission erfüllen
soll,
halte ich es für meine Pflicht, in
einem
Augenblicke
in
welchem
unser Vaterland einen so
grossen Schritt auf
dem
Wege
seiner
politischen
Umstaltung vorwärts
gethan
hat, einige
Punkte
zur
Sprache
zu bringen, deren Erledigung bei den
früheren
traurigen
Verhältnissen,
die glücklicher Weise nun
wie
ein
schwerer
Traum
weit hinter uns liegen, kaum zu
hoffen war.
Jetzt
ist
diese
Erledi-
gung
eine dringende, nicht länger
verschiebbare
Nothwondigkoit
geworden."
„Ich bin weit entfernt zu glauben, dass die
kaiserliche
Aka-
demie als solche durch Verbreitung von Schriften,
welche die Fra-
gen der Zeit berühren, nach
Popularität haschen,
oder durch
gemein-
fassliche
Erläuterungen solcher Fragen auf die öffentliche
Meinung
einen
Einfluss auszuüben
trachten soll; vielmehr ist es meine Ansicht,
dass sie
für die Erhaltung der Wissenschaft in ihrer Reinheit,
sowie
für ihr ungetrübtes Fortschreiten, selbst
in Mitte der sturmbewegten
Zeit zu sorgen habe. Damit sie
aber diese grosse Aufgabe
lösen
der
Gesammt-Akademie.
ßtl
könne,
thut vor Allem
Noth,
dass sie die Wissenschaft
auch wirklich
vollständig
repräsentire. Dies
ist jedoch nicht der Fall, so lange
die Philosophie, die
politischen Wissenschaften und die
theoretische
Medicin
von derselben ausgeschlossen sind. Ich stelle daher
fol-
genden Antrag:
„Seiner Majestät die Bitte zu
unterbreiten, dass sich die kai-
serliche Akademie durch
mindestens zwölf wirkliche
Mitglieder
verstärken könne, und zwar sechs
für die mathematisch-naturwissen-
schaftliche, und
sechs für die historisch-philologische
Classe.
Die
Benennungen der
Classen wären dann in
physikalisch-mathe-
matische,
und philosophisch-historische umzuändern und
die
Mitglieder so zu wählen, dass durch dieselben die
Philosophie
im wirklichen Sinne des Wortes, die
politischen Wissenschaften
und
die
theoretische
Medicin ilire
würdigen Vertreter
fänden."
„Ich
hoffe, die
kaiserliche Akademie wird
meine Ansicht,
dass
die in dem
vorliegenden Antrage berührten Punkte wirkliche
Lebens-
fragen derselben
betreffen,
theilen und sie daher
einer
gründlichen
Discussion
unterwerfen,
bei welcher sich vielleicht herausstellen
dürfte,
dass ich in
meinen
Reformvorsdilägen
noch nicht weit
genug
gegangen
bin."
[)i<1
Akademie
stimmte diesem Antrage
bei; statt des
Ausdruckes
„politische
Wissenschaften"
wurde die Benennung
„Staats-Wissen-
ychafteir
angenommen, die bisherige
Benennung der
mathematiseh-
naturwisscnschanlichen
Classe. aber beibehalten,
für die andere aber
die
Bezeichnung
„philosophisch-historische
Classe"
gewählt.
Auf
Grundlage
dieses Beschlusses
richtete das Präsidium
der
Akademie
an Seine k. k. Hoheit den
durchlauchtigsten Herrn
Curator
das
Ansuchen um Erwirkung der
allerhöchsten Genehmigung der in
Antrag gebrachten
Erweiterung der Akademie, welche Genehmigung
Seine k. k.
Majestät mit
allerhöchstem
Cabinetsschreiben vom 3.
Juni
l.
J. zu
ertheilen
geruhten. Da der
durchlauchtigste Herr
Curator
mit hohem
Erlasse vom 17. Mai Seine beifällige Zustimmung zu
dem
erwähnten Antrage ausgesprochen und die
Bevorwortung
derselben
bei
Seiner
Majestät zugesichert
hatte, fand sich die Akademie
ver-
anlagst,
in der zur Vornahme von Wahlen
bestimmten
Gesammt-
sitzung
vom 24. Mai auch schon die Besetzung dieser neuen
Plätze
wirklicher Mitglieder
zu
berücksichtigen.
634 Aus
den
Verhandlungen
Bereits in der
Gesammtsitzung vom 31.
Jänner hatte die Aka-
demie, gleichfalls auf des
Herrn Professors Schroffer
Antrag,
beschlossen,
bei dem durchlauchtigsten
Herrn Curator um
Ermäch-
tigung
zur Erhöhung der im
§. 44 der
Geschäftsordnung auf 72 fest-
gesetzten Zahl der
correspondirenden
Mitglieder um 48 in
gleicher
Vertheilung
nach beiden Classen und
nach dem In- und Auslande
anzusuchen, welche
Ermächtigung von Seiner kaiserlichen Hoheit
mit
hohem Erlasse vom 13. März
ertheilt
wurde.
Da Herr
Regierungsrath Professor
Endlicher die ihm von
Seiner k. k. Majestät bei der
Gründung der Akademie
ertheilte
Stelle
eines wirklichen Mitgliedes zurückgelegt,
Herr Professor
Petzval
die auf ihn am
26. Jänner gefallene und von Seiner Majestät
bestä-
tigte Wahl zum correspondirenden
Mitgliede nicht angenommen
hat
und das wirkliche Mitglied
Adrian v.
Balbi mit Tode
abgegangen
ist, so waren
ausser den obengenannten
noch zwei Stellen
wirklicher
Mitglieder und die eines inländischen
correspondirenden
Mitgliedes
zu
besetzen.
Sämmtliche
in der Gesammtsitzung vom 24. Mai
beschlossenen
Besetzungsvorschläge und Wahlen
erhielten die allerhöchste Geneh-
migung,
worüber der Akademie nachstehender
Erlass des k. k.
Mi-
nisteriums des Innern zugekommen
ist:
„Seine k. k. Majestät haben mit
allerhöchster Entschliessung
vom 26. Juni und 17.
Juli l. J. die erledigten
Stellen wirklicher
Mitglieder an der k. Akademie der
Wissenschaften,
nach dem Vor-
schlage derselben, und zwar bei der
historisch-philologischen
Classe
dem
Scriptor der
üniversitäts-Bibliothek,
Joseph Diemer, und
bei der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe dem
Custos-
adjuncten
des k. k. zoologischen
Hof-Cabinetes, Leopold
Fitzinge r,
zu verleihen
geruht."
„Ferner haben Seine Majestät
ausAnlass der wegen der
Hinzu-
fßgung
einer philosophischen und
staatswissenschaftlichen,
dann
einer Abtheilung für die Zweige der
theoretischen Medicin
bewil-
ligten Vermehrung der Zahl der wirklichen
Mitglieder der Akademie,
gleichfalls nach dem Antrage
derselben, den Franz
Exner, Dr.
und
Professor der Philosophie an der Prager
Universität, den
Ernst
Freiherrn von
Feuchtersieben, Dr. der
Medicin und
ünter-
Staatssecretär
des
ünterriehts-Ministeriums,
den Joseph Kudler,
der
Gesammt-Akadmie*
635
k. k.
Regierungsrath, Dr. der
Rechte und Vicedirector
der juridi-
schen Studien in Wien, den Ami
Boue, Dr. der
Medicin in
Wien.
den Karl
Diesing, Dr. der Medicin
und Custos-Adjunct des k.
k.
zoologischen
Hof-Cabinetes,
'den Jak. H
e
ck
el,
Conservator und
Prä-
parator des k k.
NaturaIien-Hof-Cabinetes,
denFriedr.
Rochleder,
Dr. der Medicin und Professor der Chemie an
der technischen Aka-
demie in
Lemberg, den Karl
Rokitansky, Dr. der
Medicin
und
Professor der pathologischen Anatomie an der Wiener
Universität
und
den Joseph Skoda, Dr. der
Medicin und Professor der
medi-
cinischen
Klinik in Wien, zu
wirklichen Mitgliedern der k. Akademie
der Wissenschaften
in Wien zu ernennen, und
zugleich zu der
von
der Akademie unterm
28. Mai l.
J., Z. 446, angezeigten
Wahl
mehrerer
correspondirender
Mitglieder im In- und Auslande für
die
historisch-philologische und für die
mathematisch-naturwissenschaft-
liche
Classe die
allerhöchste Genehmigung zu
ertheilen
geruht/'
„Hiervon wird das Präsidium der k.
Akademie in
Kenntniss
gesetzt."
Wien am
85. Juli
18^.
Doblhoff m.
p.
Die neu
erwählten
correspondirenden
Mitglieder
sind:
Für
die
historisch-philologische
Classe:
Im Inlande:
Bauernfeld, Eduard, Edler von,
Concipist bei der k. k.
Lotto-
Gefällen-Direction
zu Wien;
Birk, Ernst,
Scriptor der k. k.
Hof-Bibliothek;
Prokesch,
Anton, Freiherr von Osten, k. k.
Feldmarschall-Lieute-
nant, bevollmächtigter
Minister am königl.
griechischen Hofe;
Remele, Johann
Nepomuk, Dr. der
Philosophie, Professor
der
ungrischen Sprache
und Literatur an der
Universität
zu
Wien;
Schlager, J.
E.,
Magistrats-Secretär
zu Wien;
Schuller, Johann Karl, Professor am Gymnasium zu
Hermannstadt
A.
C.;
S p au n, Anton, Ritter von, ständischer
Syndicus zu
Linz.
ß36 Aus
den Verbandlungen
Im Auslande:
Bland,
Nathaniel, Keeper
of
the
Comity of
oriental
Texts
zu
London;
Creuzer,
Friedrieh,
geheimer
Hofrath zu
Heidelberg;
Fallroereyer,
Jakob Philipp, Professor und
Mitglied^der
königl.
bayrischen Akademie der Wissenschaften zu
München;
Gervinus, Georg
Gottfried, Honorar-Professor zu Heidelberg;
Stalin,
Christoph Friedrich,
Studienrath und
Bibliothekar zu
Stuttgart;
ühland,
Ludwig, Dr. der Rechte zu Tübingen;
Wilkinson
,
J. G.,MitgIied mehrerer
Gelehrten-Gesellschaften zu
London.
Für die
mathematisch-naturwissenschaftliche
Glasse:
Im Inlande:
Balling, Karl,
Professor der Chemie an der
ständisch-technischen
Lehranstalt
zu Prag;
Freyer,
Heinrich, Custos am
ständischen Museum zu Laibach;
Fuchs, Wilhelm, k.
ungrischer
Ministerialrath zu
Ofen;
Ginti, Wilhelm,
Dr. der Philosophie, Professor der Physik im
Dienste bei
den Staats-Telegraphen;
Hruschauer,
Franz, Dr. der
Medicin, Professor der
chirur-
gischen
Vorbereitungs-wissenschaften an der Universität
zu
Gratz;
Löwe,
Alexander, k. k. General-Land- und
Haupt-Münzprobirer
zu
Wien;
Moth, Franz,
Professor der Mathematik am
Lyceum zu
Linz;
Reiehenbach,
Karl, Freih.
v., Dr. der
Philosophie zu Wien;
R ei s s
ek, Siegfried,
Custos-Adjunct am k. k.
Hof-Naturalien-Cabinete
zu
Wien;
Salomon,
Joseph, Professor der
höheren Mathematik am
polytech-
nischen
Institute zu Wien;
Wertheim, Theodor, zu Wien;
Wertheim, Wilhelm, Dr. der Medicin,
gegenwärtig zu
Paris,
der
Gesammt-Akademie.
637
Im Auslande.
Agassiz
,
B., Professor
zu Genf;
Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm, Professor an
der Universität
zu
Giessen;
Dove,
Heinrich Wilhelm, Professor und Akademiker zu Berlin;
Ehrenberg, Christian Gottfried, Akademiker zu
Berlin;
Fuchs, Johann
Nep.,
königl. bayrischer
Hofrath und
Akademiker
zu München;
Gmelin,
Leopold, grossherzoglich
Baden'scher Hofrath und
Pro-
fessor der Chemie zu Heidelberg;
Grunert, Johann
August, Professor an der Universität zu
Greifs-
wald;
Mädler,
D. J.
H.,
kaiserlich-russischer
Staatsrath,
Director
der
Sternwarte zu
Dorpat;
Milne Edwards,
Henri Professor und Akademiker zu
Paris;
M o hl, Hugo, Professor zu
Tübingen;
O wen, Richard
Esq., Mitglied der
königl. und geologischen
Gesell-
schaften,
Professor am Collegium
für Wundärzte zu London;
Schieiden,
J. J., Professor zu
Jena.
In der historisch-philologischen
Classe blieben drei
Plätze wirklicher, dann
fünf Plätze
correspondirendcr
Mitglieder im Inlande und eben so viele im Aus-
lande vor
der Hand noch unbesetzt, über welche später verfugt werden
wird.
In der
Gesammtsitzung am 13. Mai
hielt der Präsident der Aka-
demie, Freiherr
Hammer-PurgstaII,
nachstehenden Vortrag:
„Einer der längsten Zöpfe des
deutschen Michel sind die langen
Titulaturen nach
verschiedenen Abstufungen des
Hochgeborn,
Hoch- und
Wohlgeborn,
Hochwohlgeborn,
Wohlge-
born,
Hochedelgeborn,
Wohledelgeborn u. s.
w.,
über
welche sich schon
Rabener mit Recht lustig
gemacht; warum soll
der Deutsche wie der Engländer,
Franzose und Holländer nicht mit
Weglassung dieses
veralteten Schnörkelwerks seine Briefe
mit
„Mein
Herr"
— „Mein GraF
— „Mein
Fürst" —
beginnen und
eben so enden? Wenn er diese weitschweifigen
Wiederholungen
auch im Laufe des Schreibens
auslässt und
dafür Sie und Ihnen
638
Aus den Verhandlungen
gebraucht, so wird er es sogar dem Engländer
zuvorthun, der,
an
einen Grafen oder Herzog
schreibend, denselben
Your
Lordship,
d.
i. Eure Herrlichkeit, und Your
Grace,
d. i. Euer Gnaden,
betitelt.
Die letzte Anrede sollte füglich nur
für Frauen vorbehalten sein, oder
bei Bedienten
geduldet werden, in deren Munde auch in
England
vw&ÄsMylady
zu hören ist, während man in guter
Gesellschaft
nur Madam sagt. Mehr als wider die
Abschaffung der
vielfach
Gebornen dürfte wider die Umänderung
der üblichen Unter-
schriftsformeln einzuwenden
sein, indem selbst die Engländer und
Franzosen
sammt ihrem Sir und
Monsieur den tres
humble et
tres
obeissant
serviteur und
den most humble
and
most
obedient
Ser-
wnt
beibehalten haben. Dieses
erklärt sich wohl aus der Anrede
des Herrn, welche
voraussetzt, dass der
Schreiber ein Diener
desselben, sei
es nun ein
unterthänigster oder
unterthä-
niger,
ein gehorsamster oder gehorsamer, ein ergeben-
ster oder
ergebener. Diese Eigenschaftswörter mögen sich
nach
dem gesellschaftlichen Verhältnisse des
Schreibenden, zu dem, an
den er sehreibt, verschieden
gestalten. In den Schreiben der Aka-
demie kommen
dieselben ohnedies nicht vor,
es wäre
aber auch
sehr
zeitgemäss,
dass sich dieselbe der Eingangs erwähnten
Titulaturen
entledige und
hierin
nicht nur
Österreichern, sondern auch anderen
deutschen
Akademien,, in deren
Zuschriften diese Titulaturen bisher
beibehalten worden,
mit gutem Beispiele vorausginge. Das Wort
Monsieur,
Sir oder Herr, als Anrede an Jedermann ist eine
Ge-
burt des Mittelalters, welche in neuer
europäischer Sitte so fest-
gewurzelt ist, dass
selbst die jüngsten Republikaner
Europa's,
die
Franzosen, so wie die Bewohner der vereinigten
Staaten in
Amerika
nicht
anders, als mit
Monsieur und Sir angeredet sein wollen;
in
den
alten
Republiken ist hiervon
keine Spur und selbst im römischen
Kaiserreich war
die Anrede
Domino nur
dem Kaiser vorbehalten,
wie dann der jüngere
Plinius nur den
Trajan mit Domine
an-
spricht."
„Ohne
also das bei allen
europäischen
Völkern übliche Herr und
Diener
anfechten zu wollen,
beschränkt sich dieser Vorschlag
bloss
auf die
Abschaffung der V o r l
äu
fer desselben,
nämlich der verschie-
denen Gebornen, welche, so wie
die Laufer schon abgekommen
sind, auch bald gänzlich
ausser Lauf gesetzt werden
dürften. Hierzu
mache die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften den Anfang."
der
Gesammt-Akademie.
639
Dieser Antrag wurde mit einstimmigem Beifalle
vernommen und
beschlossen, in dem Verkehre der Akademie
als Körperschaft die
gerügten Titulaturen nicht
mehr zu gebrauchen; zugleich wurde der
Wunsch laut,
dass die Herren Akademiker
auch in ihrer
Privat-
correspondenz
sich derselben enthalten und auf Nachahmung
dieses
Verfahrens hinwirken mögen.
Das wirkliche Mitglied der
kaiserlichen Akademie der
Wissen-
schaften, Herr
Bergrath Haidinger stellte
in der
Gesammtsitzung
am 13.
Mai l. J. den Antrag, die
Akademie möge sich mit einer Re-
form ihrer
Einrichtungen beschäftigen. Er leitete seinen
Vorschlag
mit nachstehendem Vortrage ein
:
„Der Fortschritt der Zeit ist auch in dem
Entwiekelungsgange
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften sichtbar
gewesen.
Nichtmitglieder werden bereits zu den
wissenschaftliehen Sitzungen
zugelassen. Durch den Beginn
der Herausgabe der Sitzungsberichte
ist die Verbindung
mit der wissenschaftlichen Welt
eröffnet.
So
manche Verbesserungen erscheinen aber heute noch
wünschens-
werth,
um das schöne Institut von jenem Geiste der Arbeit und
des
Vertrauens, aber auch der Verantwortlichkeit
durchdrungen zu sehen,
gegen den man sich nun nicht mehr
verschliessen
darf."
„Die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften erhielt ihre
Ge-
schäftsordnung,
aber auch schon ihre Statuten, welchen jene
ange-
schmiegt werden
musste, unter dem
Grundsatze der Censur
und
Controle. Ein
unnöthig hemmender
Geschäftsgang wird dadurch
herbeigeführt. Wenn
auch in der Praxis schon manche störende
Elemente
beseitigt wurden, so fehlt doch auch die Anerkennung
der
Nothwendigkeit
solcher Abweichungen, und die gerade unumwun-
dene
Aussprache
dessen,
was uns erforderlich ist."
„Aber die ursprünglichen Statuten
selbst zeigen uns im
§.
6
den gesetzlichen Weg, Wünsche und Bitten Seiner
Majestät
unserem allergnädigsten und
gütigsten Monarchen,
in
Untertliänigkeit
darbringen zu können, nämlich durch Seine k.
k.
Hoheit
unsern
durchlauchtigsten Herrn
Curator."
„Ich bitte die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften, gütigst
in Erwägung ziehen zu
wollen, ob es nicht
zeitgemäss wäre,
eine
Commission zu
ernennen, um die Grundsätze zu besprechen, welche
640
Aus
den
Verhandlungen
in einer solchen Eingabe zu berücksichtigen
wären, und um
einen
Entwurf
zu verfassen, der sodann der kaiserlichen Akademie
zur
Gutheissung
vorgelegt würde."
„Die Grundlage aller Abänderungen
würde auf der Erleich-
terung der Arbeit und der
Vereinfachung des Geschäfts-
ganges beruhen. Die
kaiserliche Akademie wird dabei als
eine
Körperschaft, sowie alle einzelnen Mitglieder
derselben als
Indivi-
duen
betrachtet, welche Vertrauen
verdienen."
Hieran knüpfte der Herr
Bergrath Bemerkungen
über die wich-
tigsten der
Erörterung zu
unterziehenden Punkte der bisherigen
Statuten, und
schloss seinen Vortrag mit
folgenden Worten:
„Die hochverehrte kaiserliche Akademie der
Wissenschaften
wird es mir zu Guten halten, wenn ich
bemerke, dass die
leitenden
Ideen der heutigen Vorlage keine anderen sind,
als die,
welche
meinen
Bemerkungen zu der Geschäftsordnung im vorigen
Sommer
zu Grunde gelegt
wurden:
„Arbeit, nicht
Censur;"
„Concurrenz,
nicht Monopol;"
„Die Akademie ist Mittel, nicht
Zweck/' u. s.
w.
„Ich glaube auch heute weniger einen
freiwilligen Schritt
za
thun,
als meinem Pflichtgefühle zu entsprechen, indem ich
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften die
vorhergehenden Be-
trachtungen dargeboten
habe."
„Der Antrag aber, der sich daraus ergibt,
ist folgender:
„Die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften ernennt
eine
Commission, welche
über die Fragen Bericht erstattet, ob, in wel-
cher
Form und in welcher Ausdehnung Schritte
gemachtwerden
sollen, um solche Veränderungen in den
Statuten derselben herbei-
zuführen
, die den
gegenwärtigen Zeitverhältnissen angemessen
und
für
das künftige Bestehen des Institutes
vortheilhaft
erscheinen."
Die Mehrheit der Stimmen sprach sich für die
Annahme dieses
Antrages aus; die Commission wurde aus dem
Herrn Antragsteller
und den Herren S
chrötter und v.
Ettingshausen von der
einen,
dann
den Herren Arneth,
Chmel und Wolf von der
ändern
Classe
gebildet.
Dieselbe erstattete ihren Bericht in der
Gesammtsitzung
vom
30. Mai. Sie
theilte bei den
Anträgen über die Veränderungen an
der
Gesammt-Akademie.
641
der Organisation der Akademie, welche sie
für nöthig
erkannte, und
denen sie die oben erwähnten
Bemerkungen des Herrn
Bergrathes
zum Grunde
legte, auch die Ansicht desselben,
dass diese
Verände-
rungen sich nicht auf
blosse
Umstaltung der
Geschäftsordnung be-
schränken sollen, sondern
allerdings Bestimmungen berühren müssen,
welche
in den Statuten enthalten sind, da diese, dem Geiste
unserer
gegenwärtigen Staatsverfassung
gemäss, wohl nicht
mehr in ihrer
früheren Bedeutung als
Ausfluss des absoluten
Herrscherwillens
auf-
gefasst
werden können. Nach
Anhörung des
Berichtes beschloss
die
Akademie weiter, es solle die
Commission sogleich die
Statuten, wie
auch die Geschäftsordnung, in die Form
bringen, in welcher selbe
nach ihrer Ansicht
künftighin zu gelten hätten, und die Gründe
für
die gemachten Änderungen beifügen; der
hieraus erwachsende Auf-
satz sei sodann in Druck zu
legen, und jedem wirklichen
Mitgliede
mit der
Aufforderung zuzusenden, seine Ansicht darüber der
Aka-
demie
mitzutheilen. Erst nachdem
diese Gutachten berücksichtigt
worden, wolle die
Akademie über die Allerhöchsten Ortes in
Antrag
zu bringenden Reformen einen
Beschluss
fassen.
^
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«;
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V-
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SUzb.
»l.
iniith.-naturw.
Cl. I.
Bd. 4t
g 4
2 Verzeichniss
ERSTES
VERZEICHNISS
der
bei der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften im Laufe
des Jahres 1848
emgegangenen Druckschriften.
Aben-Esra, R.
Abrah.,
Sephat Jether. Beleuchtung
dunkler
Bibelstellen
und R.
Saadia's Erklärungen
vertheidigend
gegen
R.
Adonim
Levita. (Aus
einer seltenen
Handschrift, zum ersten
Male gedruckt.) Mit einer
Einleit. von M.
Letteris.
Press-
burg 1838;
12-o.
Academie
d'Arch6ologie
de Relgique,
Ruiletin et
Annales.
Tom. IV,
2„
B., 4.
liv., Anvers 1847;
8-vo.
— —
Vide
Espinoy.
Academie
royale de
Belgique,
Annuaire. 4 Vol.,
Rruxelles
1844—1847;
8-vo.
— — Bulletins. Tom. L—XIV. l.
Partie, Bruxelles
1836—1847;
22 Vol. 8-vo.
— — Memoires.
Tom.
VI.—XX. Bruxelles
1880—1847; IS
Vol.
4-to.
"
— — Memoires
cowonnes. Tom.
VIII.—XX. Bruxelles 1832—
1847;
18 Vol. 4-to.z.
— —
Les
moyens de
soustraire
Fexploitation des
mines de
houille
aux
chances
d^explosion.
Recueil de memoires et de
rapports;
publi6
par:
.
.
.
. Bruxelles 1840;
8-vo.
Acad6mie
des Sciences et
Lettres de
Mon'tpellier.
Memoires
de
la
section des Sciences.
Annee 1847.
Montpellier;
4-to.
Annales de
Fobservatoire
Royal de Bruxelles;
publ.
aux
frais de
Fetal
par
le
directeur A.
Quetelet. Tom. l.—S.
Bru-
xelles 1834—1846; 6
VoL
4-to.
der eingegangenen
Druckschriften. 643
Annali
di fisica,
chimica e
mathematica ecc.,
diretti d. Prof.
G. A.
Majo chL 24
VoL u. Tom. XXVIL Nr. 7.
Milano
1841—
1846;
8-vo.
Archiv der Mathematik und Physik etc. Herausgegeben
von
Prof. Job. Aug.
Grunert. Bd. X, l.,
2., 3. H.;
Greifswald
1847;
8-vo.
Alberi, Eugenio,
G. Galilaei in Jovis
satellites lucubrationes
quae
per 2OO fere
annos desiderabantur, in
lucem vindicatae.
Flo-
rentiae 1046;
8-vo.
Averrois comment.
in Aristotelis de arte
rhetorica libros
tres.
hebraice
versus a Todroso
Todrosi Arelat.
Nunc primum ed.
Goldenthai
J. Lipsiae 1842;
8-vo.
L'Armonia universale.
Poema didascalico in
sesta rima. Di N.
de
B-o B-i.
Vienna 3. ed. 1846;
4-to.
Ateneo
veneto, Esercitazioni
scientifiche e letterarie
delF .
. .
Venezia 1847;
4-to
— —
Discorsi, letti
nella pubblica
adunanza del 11.
Giug. 1847.
Venezia
1847;
8-vo.
,
'w
Aiti
deila distribuzione
de'premj d'industria
ecc., nella
pubL adu-
nanza d. I. R.
Istituto Lombarde ecc.
1847. Milano
1847;
4-to.
Balbi, Adr.
cd
Eng.,
Compendio nuovo di
Geografia etc.
Torino
1847; 8-vo.
B e darschi,
Jedajah Penini,
Bechinoth Olam.'
Betrachtungen über
das Weltleben. Mit interpunct.
ebräisch. Texte und mit einer
neuen,
metrisch gereimten, treuen Übersetzung von M.
E.
Stern.
Nebst
einer biograph.
Einleit v, Jos.
Weisse. Wien,
1847; 12-o.
Bellomö,
Giov. La Palla
d'oro deir I. R.
Patriarcale Basilica
di
S. Marco, considerata
sotto i risguardi
storiei. arcbeologici
ed
artistici. Venezia 1847;
4-to.
Bensew I. L. Ozar
Haschorosehim.
Hebr.-deutsch und
deutsch-
Iiebr.
Wörterb. über d. alte
Testament 3. Aufl. verm.
und verb.
v. M. Letteris. 3 Bde. Wien
1839—1844; 8-vo.
Hermann,
3üfe^,
aSiftIi^e Statiftif
obef geogt^if^e
^arftrihmg
bei
lüi^t. ftatifi.
aSe^attnipe eufot?.
@taftten,
mit 6efonbwr
Äu^
ftd?t
ter
Dfterr.
SSKona^ie,
t'n
fähigen
harten
K.
SBien
1848,
4-to (mit harten).
41
*
g 44
Verzeichniss
©ef^ieiBung
her
(Srfmbungen
unb
SBetfieffenmgen,
füt
tüeHe in
ben
f.
f.
oflerr.
©taaten
latente
erteilt
töurben, unb
bereu
^ßriüile^
gmm^Sauet nun
eriof^eu
ip:.
^eiai^g. auf
^tnorbnung
bei f.
t
angem.^offammet.
S SBbe.
aßien
1841—1848;
4-to.
Sifure
^aittim. (Sine (Sammlung
e6raifd}et
Stuffä^e,
eyeget,
^
Mogif^en unb
^öetifd^en
3nl?alte^.
Sßien
1848?
S^0-
•&^au^<
üon
9R.
@.
@tern.
<
Blanco,
Lor.
CavaL
Varietä
nei
volumi
Ercolanesi.-
Napoli
1846;
8-vo.
Boucher
de P'erthes. La
Marquise de
Montalle.
Comedie
en-
6
actes. Paris 1820;
12-0.
— —
Romances, Ballades et
Legendes. Paris 1830;
12-o.
— —
Chants
armoricains,
ou
souvenirs de
Bässe-Bretagne. 2.
ed.
Paris 1831;
12-o.
—
_
Nouvelles. Paris 1832;
12-o.
— —
Opinion de M. Christophe
sur
les
prohibitions et
la
liberte
du
commerce. 2. ed., 4 Vol.
Paris 1831—1834;
12-o.
— — Petit
Glossaire,
traduction de
quelques
mots
financiers.
Esquisses
de moeurs administratives.
2. Vol. Paris 18
38;
12-o.
— —
Delaprobit^.
Abbeville
1835;
12-o.
— —
Satyres,
contes et
chanso
nettes. Paris
183S;
12-o.
— —
Delamis^re. Abbeville
1839; 12-o.
— — Du
courage, de la
bravoure, du
courage
civiL
Abbeville
1837;
12-o.
— — De la
creation. 5 Vol. Paris
1841; 12-o.
— — De
r^ducation du
pauvre. Abbeville 1842;
12-o.
— — Du
patronage
ou de
Finfluence
par la
charit^.
Abbeville
1846;
12-o.
— —
Antiquites
celtiques et
antediluviennes etc. Paris
1847;
12-o.
Caimi,
Pietro da
Sondrio
,
Memoria in
risposta
al
quesito
additore
la
migliore
e
piü
facile
maniera per
rimettere i
boschi
nelle
montagne
diboschite
delF
alta
Lombardia
(Proposta
dalF I.
R.
Istituto
Lombarde
1844,
distinta
colla
menzione
onorevole
1846).
Milano 1847;
4-to.
Catullo,
Tomas.
Anton.,
Remarques etc. sur la
geognosie
paleo-
zo'ique
des alpes
venitiennes. s. l. et
d. 8-vo.
der
eingegangenen
Druckschriften. 645
Catullo,
Cenni
sopra
il
terreno
di
sedimento
sup.
delle
provincie
Venete,
e
descr.
d.
aicune
specie di
Polipai
foss.
(Inser.
n.
Vol. IV. d.
Memor. d. R. B.
Istituto
Veneto.)
Venezia
1847;
4-to.
—
Prodromo di
Geognosia
paleozoica delle
Alpi Venete.
Modena
1841;
4-to.
—
Trattato sopra
la
costituzione
geognost.
fisica
dei
terreni
allu-
viali
o postdiluv. d. provincie
Venete. Padova 1844;
8-vo.
—
Osservazioni sopra
un
scritto di N.
Achille de
Zigno
intorno
alla
non
promiscuitä dei
fossili
tra il
Biancone e la
calcaria
ammonitica
d. Alpi Venete. Padova 1847;
8-vo.
—
Memoria
su
le
caverne delle
proyincie Venete. Venezia
1844;
4-to.
Champollion,
Pigeac,
Documents
bist.
inedits,
tires des
collec-
tions
manuscr. d. l.
bibliothäque
roy. etc. Vol. 2. 3.
Paris
1847;
4-to.
Cazwini,
Zakanja
Ben
Muhammed
Ben Mahmud,
Cosmographie.
Herausgegeb. v.
Ferd. Wüstenfeld. IL
Th., l. Göttingen
1847;
8-vo.
Cesarini,
Emidio,
Principii
della
Giurisprüdenza
commerciale.
2 ed.
Macerata 1840;
4-to.
Cittadella-Vigodarzere,
Andrea. Cenni di Giuseppe
Barbieri.
Bassano 1847;
8-vo.
Demonville,
Philosophie primitive. 3
VoL, Paris 1845;
8-vo.
In 4 Exemplaren.
Deutsch,
videKrafft.
Espinoy,
Philippe de, Pr61ats,
Barons, Chevaliers etc. de
la
Duch6 de
Brabant etc.
en 13OO.
(Kompression
literale
par
FAcademie
d1
Archeologie de
Belgique.) Anvers
1847;
8-vo.
(g^e^iet.
^eiau^gegefeen
üon'®tern,
Sßten
1842;
8-vo.
gaüre,
91.,
SSemerfungen
ü6er
bie
geoloflifc^en
harten
üpn
©nglant).
(^u§
b.
SBeri^ten
über
b.
aRitt^eUungen
üon
greunben
her
^atu^
tüiffenf^aften..)
Fenicia,
Salvatore.
Canto sopra Venezia. Bari
1847;
12-o.
—
Diana la
Gatta. Bari 1847;
12-o.
— Memoria
scientifica
sulla
massima
cagion fisica
onde
ne
avvenga
ehe
le plante
indigene della
zona
torrida non
attechiscono
e
ßAß
Verzeichniss
propaghinsi
solto
le
zon&
fredde,
e
viceversa
le
polari etc.
etc.
Bari 1846;
12-o.
Firnhaber,
Friedr.,
Vincenzo
Guidoto's Gesandtschaft am
Hofe
König Ludwigs von
Ungarn
, 1523—1S2S. Wien
1848;
4-to.
Gazali,
Tusensis, El.
Misan
sive
Compendium
Doctrinae
Ethicae,
hebraicae
convers. ab
Abrah.
bar-Chasdai
Barcinonensi
etc.
nunc
prim. ed.
hebraicisque
proleg,
instr.
J.
GoldenthaL
Lips. 1839;
8-vo.
Gesellschaft,
furstl.
Jablonowskische^
Abhandlungen bei
Begründung der k. sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften
etc. Leipzig 1846;
4-to.
®efeCfcf)aft,
fd)Ieftfd)e,
für
üaterlanb.
(Suttur.
ÜSerft^t
her
leiten
unb
aSeranberungen
berfetfien
zc.
SBre^Iau
1847,
4-to.
Giornale
per servire
ai
progressi
della
Patologia e
della
Tera-
peutica etc.
diretto
dai
Dottori
Fantonetti e
Namias.
1847
Lugl.—Dec., 1848
Genmijo.
Venezia
1847—1848;
8-vo.
Goldenthai,
J. Vide
Rabbi
Nissim,
Al-Gazali,
Averroes,
Kalo-
nymus.
Gräberg
da Hemso,
Jacopo
Conte
Cavaliere.
Specchio
geograf.
e
statist.
delF
impero
di
Marocco.1
Genova 1834; 8-vo.
—
Sül
sistema di
rotazione in
coltura
usato n.
prov.
svezzesi
etc.
Firenze 1840;
8-vo.
—
Observations
authentiques
sur
la
peste du
Levant etc.
Florence
1841;8-vo.
—
Relazioni
commerciali
dell'
Egitto etc.
coi
porti
delE
Italia
etc.
Firenze 1841; 8-vo.
—
Notizia
intorno
alla
famosa Opera
istorica di
A^Bd-Er-Rahhman
Ibau
Khaldun,
Filosofo
africano
del
sec. 14. ed.
nuov.
Firenze
1846;8-vo.
— Ultimi
progressi
d.
Geografia,
Sünto
letto alla
sezione di
Geol.
e Geograf. della
4—8 ital.
riunione di
scienziati etc.
Milano
1843—1846.
Torino 1846;
8-vo.
—
Cenni
sulE
agricoltura e
I'
industria
dell1
Africa
francese
etc.
Firen&e 1847;
8-vo.
—
Annotazioni
sul
veneno
viperino. s. l. 1834;
4-to.
—
Memoire sur la
necessit^
en
Toscane
d"un
institut
d'a^riculture
etc.
Paris s. d.;
8-vo.
der eingegangenen Druckschriften.
647
Gräberg da Hemso,
Jacopo Conte
Cavaliere, Cenni
storici ipono-
mici e
statist. sulla
miniera di
rame detta
la Cava
di Caporciano
etc. Firenze 1847;
8-vo.
Grimelli,
Geminiano. Osservazioni
ed esperienze
intorno al
me-
todo
deir assopimento ammale ed
umano ecc.
Modena 1847;
8-vo.
Haidinger, Willi.
Naturwiss. Abhandlungen, gesammelt und
durch
Subscript.
herausgeg. Wien 1847;
4-to.
— Geognostische
Übersichtskarte der Österreichischen Monarchie.
9
BL FoL-
— Bericht über die
geogn. Übersichtskarte etc. Wien
1847; 8-vo.
— - Über das
Eisenstein-Vorkommen bei
Pitten in Österreich. Prag
1846;
4-to.
— Der rothe Glaskopf;
eine Pseudomorphose nach braunem etc.
Prag 1846;
4-to.
Hombus-Firmas, Bar.
d\, Rapport sur
le congres
scient. de
Milan etc. s. l. et
d.; 8-vo. ^
Jomard. Sur la
publication des monuments
de la Geographie. Paris
1847; 8-vo.
3Eofua,
her @o^n
©frac^. Sie
Sßei^eit^ @^ud^e.
3En
metnfd^
gemmter
SSearfieitung nacf)
SBen
©e6^
eSraif^er unt)
her
dten
aramäif^en
ÜSerfe^ung berfriS^.
3Si?n 9Ä.
®,
®tern.
Sßien
1848;8-vo.
Kalonymi
Apologia Mosis
Maunonidis ect.
nunc primum ed.
Göl-
denthalJ.
Lips. 184S; 8-vo.
K appeller, L.
J. Preis-Verzeichniss
physikalischer Instrumente
und
ehem.
Geräthschaften. Wien
1847$ 8-vo.
K a r a j a n
, Th. G.
von. Zehn Gedichte Michael B e h e i m s zur
Ge-
schichte Österreich und Ungarns. Mit Erläuterungen.
Wien
1848; 4-to.
Kochbe
Jizchak. Eine Sammlung
ebräisch. Aufsätze,
exeget.
und poetischen Inhalts. Herausgeg. von M.
E. S t e r n, 10
Bde.
Wien 184S—1847; 12-o.
K r a ff t,
Albr. und D e u t s e h,
Sim. Die handschriftlichen hebräi-
schen
Werke der k. k. Hof-Bibliothek in Wien. Wien
1847;
4-to.
Krieger, Jos., die
Enträthselung der
sogenannten Platon.
ZahL
Tirnau 1847; 8-vo.
ß48
Verzeiclmifa&
Laplace.
Oeuvres. 6 VoL Paris
1843—1846;
4-to.
Letteris,
M. Vide
Bensew,
Aben Ezra, Racine,
Luzzatto.
—
9K.
SSRa^for.
®ie
famrntL
geftge6ete
her
Sfraeliten.
ÜSerfe^t
unb
mit%nmer(.
^91847,
8-vo.
—
(^agen
au^
bem Orient.
(Sarßru^e 1847,
8-vo.
_ Esther,
Tragödie,
tiree de
rEcriture
sainte,
hebr. von
Letteris
Prag
1843;
12-o.
Löwenstern,
Isidore. Expose des
elemens
constitutifs du
Systeme
d. L
troisieme
ecriture
cuneiforme de
Persepolis. Paris
1847;
4-to.
— Essai de
dechiffrement de
Fecriture
Assyrienne p.
serv.
ä
Fex-
plication
du Monument de Khorsabad.
Paris 1845;
4-to.
L u
ca s, L P.
A.,
Traite
d'application des
traces
geom^tr.
auxlignes
et
aux
surfaces du
deuxieme
degre etc. Paris 1844;
4-to.
Luzzatto. Moses
vita.
Migdal-Oz, Drama
quadripartitum.
Monu-
mentum
linguae
neohebraicae
praestantiss.
nunc
primum
ex
Codiee
italico ed.
c.
com.
Sam.
Dar.
Luzzatti et
Meiri
Let-
teris.
addidit
prolegom.
e cod.
Francisci-DeIitzschiL
Lipsiae
s.
d.; 8-vo.
MajocchL Vide
Annali.
Melloni,
Macedonio
Memoria
sulF
Abassamento
di
temperatura
prodotto
alla
superf.
terrestr.
durante
le
notti
placide e
serene
etc. s. l. et
d.;
4-to.
Mohl,
Jules, Rapport
annuel
fait ä
la
societ6
asiatique. Paris
1847;
8-vo.
Namias,
«Giacinto,
Osservaziom
cliniche
intorno
al
Valerianato
di
Zinco.
Venezia 1845;
8-vo.
—
Osservazioni
sopra
casi
d'impedimento alla
respirazione,
ehe
si
guariseono
fumando le
foglie
dello
stramonio s. l. et
d.; 8-vo.
— Delle
condizioni di Venezia in
cio
ehe
risguarda la vita e
la
ssalute
delF
uomo. Venezia 1847;
4-to.
— Vide
Giornale d.
Patologia.
Navarini,
Andr., Sülle
affezioni
periodiche
intermittenti
del
Cav.
Prof.
Tommasini.
Bassano 1847;
8-vo.
—
Su la
membranea
interna
dei
vasi
sanguigni. Bassano
184T;
8-vo.
Nawawi. Abu
Zakariya
Yaliya El,
The
biografical
Dictionary
of
illustrious
men
chiefly
at
the
beginning of
Islamism.
Now
first
der
eingegangenen
Druckschriften,
g 4 9
ed. etc.
by Wüstenfeld
Ferd. Part
VIIL
Götting.
1845;
8-vo.
Nissim R.
Ben Jacob
Cairovanensi,
Clavis
Talmudica.
Opus
adhuc
incogn.
nunc
prim.
e
codice
vet. a
Bibl.
Palat.
Vienn.
ed
J.
GoldenthaL
Yindob. 1847;
8-vo.
Nordmann,
Alex.,
Dicouverte de
gttes
riches
en
ossemens
fossiles,
faifce en 1846
ä Odessa etc. Odessa
1847; 8-vo.
Nyssen, I.
I. Examen
critique et
litteraire de
la
Rodolphiade de
L
L.
Pyrker etc.
Saint-Trond 1847;
8-vo.
Otto, F. Bemerkungen über den
Einfluss der Umdrehung
derArtil-
leriegcschosse
aufH^re
Balm etc. Berlin 1843;
4-to.
— Erste Fortsetzung der Bemerkungen etc.
Neisse 1847;
4-to.
Paravey,
M. de. De
Fessai
sur
les
Hieroglyphes
Egypt.
par
M.
FAbb^
Affre. Paris 1833;
8-vo.
—
Etndes sur
F
arch^ologie et sur
un
monument
Bibique etc.
ä
Thebes en
Egypte. Paris 1834;
8-vo.
— Essai sur
quelques
Zodiaques
apport6s des Indes. Paris
1834;
8-vo.
—
Mömoire sur
l'
origine
Japonaise, Arabe et
Basque de la
civili-
sation
des peuples du
plateau de Bogota etc.
Paris
1835;
8-vo.
—•
Dissertation
abregne sur
le
nom
antique et
hi6roglyphique
de
la
Jud6e. Paris 1836;
8-vo.
^ —
Documens
hi6roglypliiques
empörtes
d'Assyrie et
conserves
en
Chine et en
Amerique sur le
d61uge de
N06 etc. Paris
1838;
8-vo.
— Dissertation sur le
Ting-ling
ou la
nation de
Centaures.
Paris
1839; 8-vo.
—
Dissertation sur
les
Amazones. Paris 1840;
8-vo.
— Astronomie
ancienne et
6gyptienne
etc. Paris 1840;
8-vo.
_ Note
abr6g6e
rel.
aux
Obos ou
Tumulus du
Bosphore
cimm^rien.
Paris 1840;
8-vo.
_
L'Amerique
sous le nom de
pays de
Fou-Sang
est-elle
citee
dans les
grandes
Annales de la Chine etc.?
Paris 1844; 8-vo.
_
Ninive et
Babylone,
expliquees dans
leurs
ecritures et
leurs
monumens. Paris
184S; 8-vo.
_ Quelques
observations sur les
travaux de M. de Bansen,
de
Lepsius etc.
Paris 1847,
QgQ
Verzeichniss
Paravey, De
Fetal
des sciences
chez
les
Anciens.
Paris s.
d.;
8-vo.
_
Communications
faites
ä
FAcad&nie des sciences
sur
quelques
d6couvertes
modernes qui
avaient
ete
connues des
Anciens.
Epernay, s.
d.; 8-vo.
—
Lettres sur les
caracteres d. l.
clef du
cheval, et sur
le
ver
etc.
Lilie,
s. d.;
8-vo.
—
Quelques
idees s. l.
collections d.
fleurs
peintes
envoyees de
la
Chine
etc. Paris s. d.;
8-vo.
— Note relative ä
un
passage
d'
El-Bakoui sur les
migrations
des
anciens
Arabes
vers la
Chine, s. l. et
d.; 8-vo.
— Fragments sur
F
histoire
litt^raire et
politique de
Raguse
etc.
s. l. et
d.; 8-vo.
—
Nouvelles
preuves,
que
le
pays du
Fou-Sang
mentionn6
dans
les
livres
chinois
est
FAmerique, s. l. et
d.; 8-vo.
—
Origine
asiatique
d'un
peuple de FAmerique du Sud
etc. Paris
s.
d.;
8-Yö.
Patellani,
Luigi.
Abozzo p. un
trattato
d'Anatomia
e
Fisiologia
veterinaria.
Milano 1847;
8-vo.
Quetelet, M.
A., De
Finfluence du
libre
arbitre de
Fhomme
sur
les
faits
sociaux, et
particulierement sur le
nombre des
maria-
ges.
Rruxelles s.
d.;
4-to.
—
Recherches
statistiques.
Bruxelles 1844;
4-to.
.
—
Vide
Annales de
F
observatoire de
Bmxelles.
Racine.
Athalie. Hebräisch
von Letter i s. Wien 183S;
8-vo.
Regnault, M.
V., Relation des
experiences
pour
d6termmer
les
principales
lois
physiq[ues
et les donnees
numeriques qui
entrent
daas
le
caicul des
machines ä
vapeur. Paris
1847;
4-to.
3(tem6Ie,
3o^
s».,
8e^r6it^
ber
ungarif^en
^ra^e. 2.
äe^.
unb
üerm.Slup.
Sßiwl846;
8-vo.
—
%iä4fe
uttgarifc^er
SIafpfei.
aBien
f.
b.; 8-vo.
—
Ungarif^er
®efd)aft^l
m SBeifpieIen.
SBien f.
b.,
8-vo.
Reuss, Aug.
Em., Die Versteinerungen
der böhmischen Kreide-
formation
l., 2. Abtheil.
Stuttg.
184S—1846;
4-to.
Santarem, de,
Examen des assertions
contenues dans un
opuscule,
intitul6:
Sur la publication des
monuments de la
Geographie.
Paris 1847;
8-vo.
Schrotter,
Ant. Die Chemie nach ihrem
gegenwärt. Zustande.
l. Bd. Wien 1847; 8-vo.
der
eingegangenen
Druckschriften.
g51
Schweigger, \L S.
C. Über das Elektron der Alten etc.
Greifs-
walde 1848;
4-to.
Schuitz,
A. F. W., Beobachtungen über
den täglichen Gang
der meteorologischen Instrumente zu Berlin und Rom. S. l.
et
d.
Fol.
Societe
roy. d^Abbeville
d'emulation, Memoires. S
Vol. Abbeville
1833;
8-vo.
— Ethnologique.
Memoires. 2 Vol. Paris
1841—1848; 8-vo.
— — Bulletin. Ann6e
1846—1847. s. l. et d.
— Philomatique
d.e Paris. Extraits
des proees-verbaux des
seances.
9 Vol. Paris 1838—1846;
8-vo.
@tern,
SÄ. @.
^erienSIumen. ^re^urg
1832; 8-vo.
— gRif^tt.
3ßienl833^
12-o.
—^mnen an
t)ie
göttliche
©m^eit
äßien
1840; 8-vo.
— ÄIange
äug
her aSorjeit
Sßien 1841;
8-vo.
— SBei^af^er.
aßien
1842,4 8-vo.
——
®eber
@Ii(f)ot^
aSoÜftanb.
ÜSerf^. bei
©e6ete
füt bie
SSüßtage,
Sßien
1842; 8-vo.
—
S)iä)tuna§6Iü^en.
SCBien 1843;
12-o.
— Solbotl;
Sfrael.
®efä)tc^te
her
3uben,
üon her
^eimfe^r au§
33^
S^ton
6i§
sur gerftonwg
beg Sem^etö.
aSanb II. aßien
1843,
8-vo.
— ©^ulSuä)
ber
l)e6rair^en
®^a^e. 2. Slu^gaBe,
aßien 1844;
8-vo.
— ^ie
fammtKcf)en
geftgefiete her
S^aetiten. S SSonbe.
aßien
1844;
8-vo.
— ^ie
Ätagelieber Am
Sage ber
ßerflonmg
3emfa(em^
aßten 184S:
8-vo.
— ®ie fromme
3{ou^ocl)ter.
SInba^Su^ für
3^eß
gtauen
unb
9Kabc^en.
4. mm. 9Iu^8. 3Bien 1846,
12-o.
—
perlen
be§ Orient.
3ßien
1847^ 8-vo.
^
— £tt5^^^
^atif^i. 2 »be.
SEßien 1847,-
8-vo,
— Vide
Kodibe Jizchak,
Josua, Ezechiel,
Bikure Haittim,
Be-
darschi.
TuTraUo?,
r. K.
BaXaßapara,
^wro^
r^g
Ma^aßaparag
etc.
£%&o»?££aa
etc. loav
Aovp.<x. Athen
184T; 8-vo.
Villa, Ant.
et G. B., Coleoptera
Europae dupleta in
Collectione
Villa.
Mediol. 1838; 8-vo.
652
Verzeichniss
Villa,
Ant et G.
B., Note
su
aicuni
insetti
osservati
nel
periodo
delF
ecciisse.
Milano 1842;
8-vo.
—
Catalogo
dei
Coleopteri
d.
Lombardia. Milano 1844;
8-vo.
— Catalogo dei
Molluschi d.
Lombardia. Milano
1844;
8-vo.
— Sulla
costituzione
geologica
e
geognost.
della
Brianza.
Milano
1844; 8-vo.
—
Degli insetti
carnivori
adoperati a
distruggere
le
specie
dannose
alF
Agricultura etc. Milano
184S; 8-vo.
—
Rivista
analitiea
delle
objezioni
publ.
dai S. S.
Bassi e
Bellani
sulle
memorie
intorno
gli insetti carnivori e le
locuste.
Milano
1846;
8-vo.
—
Dispositio
system.
conchyliarum
terrestr. et
fluviatil.
quae
adservantur
in eollectione
fratrum Villa.
Mediolanensis
1847;
8-vo.
—ütilitä
dei boschi
montani
nella Lombardia. Milano
1847;
8-vo.
aßatterid),
§.
@.
ömi,
Sufta.
SSien 1843
y
8-vo.
—
S^ato.
^rag 1843;
8-vo.
—
®ab.
^rag 1844;
8-vo.
—
^^
Denfmat
bet
@r^et^S
^ari^egion.
^ßrag 1846,
8-vo.
—
§(ie8enbe®Iatterl846,
8-vo.
W
ü s t e n
fe l d.
Vide
EI-Nawawi,
C
azwini.
Zanon,
Bart, Analisi delle
acque
potabili
di
Treviso.
Padova
1847;
4-to.
Zigno,
A. Nob.,
Plantae
cryptogamae in
provincia
Patavina.
Patav.
1833; 8-vo.
— Sulla
giacitura dei
terreni di
sedimento
dei
Trivigiano.
Padova
1841; 8-vo.
—
Sopra
aicuni
corpi
organici
ehe
si
osservano
nelle
infusioni.
Padova 1842;
8-vo.
—
Atti
verbali d.
sezione d.
Geologia etc. d. 4.
riunione de
sci-
enziati
italiani in Padova 1842.
Padova 1843; 4-to.
—
Introduzione
allo
studio della Geologia.
Parte I. Padova 1843;
8-vo.
— Nota
intorno
alla
non
promiscuitä dei
fossili
fra
il
bian-
cone
e la
calcaria ammoma delle
alpi
venete.
Venezia
1846;
8-vo.
der
eiügegaugenen
Druckschriften.
gg;-{
Z ig n o
, A.
Nob.,
Osservazioni
intorno
ai
cenni
äel
Professore T.
A.
Catullo
sopra
il
sistemo
cretaceo
delle
alpi
venete.
Padova
1846;
8-vo.
—
Osservazioni
sul
terreno cretaceo
delF
Italia
settentrionale.
Padova
1846; 4-to.
— Sul
marmo
di
Fontana
fredda
nei
monti
Euganei.
Venezia
1846;
8-vo.
ZWEITES
VERZEICHMSS.
A u er,
Alois, Sprachenhalle. Wien
1844, FoL
33
016,
21.
$eumd),
SlaurüpSMatter.
®fn
^euJa^gefc^enf
fut
^reunbe
morgenlanb.
Sßfffen^
unb
(^riftent^um^.
Sßien
1848;
8-vo.
Boiler,
Anton,
Ausführliche
Sanskrit-Grammatik für den
öffent-
lichen und Selbstunterricht.
Wien 1847; 8-vo.
Boyer, M.
X.,
Rodolphe
de
Habsbourg,
ou
FAlsace
au 13.
si&cle.
Colmar
1847; 8-vo.
aSranbi^,
3a(.
^nbra
gm^.
äon,
®ie
©efd^te
bei
Sanbe^au^tteute
üon
Zwt
^eft
l,
2,
3.
3;nnß6tutf
1847; 8-vo.
Brogni.ez,
A. L,
Apercu
historique
sur
la
Prothese
locomotrice
humaine,
depuis
le
17.
stiele
jusqu^änosjours.
Bruxelles
1847.
Burg, Adam,
Compendium
der populären Mechanik und
Maschinen-
lehre.
Wien 1846; 8-vo.
Codazza,
Giov.,
Sopra
un
metodo
di
prospettiva
pel
disegno
di
machine. Nota di
Geometria
descrittiva.
Como
1842; 8-vo.
—
Nozioni
teorico-pratiche
sul
taglio
delle
pietre
e
sulle
centine
delle
volte.
Pavia
1844; 8-vo.
—
Considerazioni
sulF
equilibrio
astratto
delle volte. Pavia
1847:
4-to.
—
Remarques sur la
throne de la
chaleur
dans
Fhypothese
des
ondulations. s.
L et d.;
4-to.
Demonville,
M6moire
explicatif des
Ph^nomenes de
F
aiguille
aimant<Se
pour faire
suite
ä la
question de
longitude sur
mer.
Paris 1833:
8-vo.
g g 4
Verzeichniss
Demonville,
Resume philosophique des
principaux problemes
et
phenomenes de
la nature. Paris 1847;
8-vo. 7
(S^ernylare.
_
Vrai Systeme du monde.
Simple exposition. Paris,
Baquenois.
s. d.;
8-vo.
— R6ponse au Rapport
fait par M.
Bouvard sur
le Systeme du
monde. Paris, s.
d.; 8-vo.
Sercfen^i,
3o^
greife
üon,
@tubien
ü6er ein ^umane^
SKitteI
gegen ben
Sommuntönnt^
^ße^
1846; 8-vo. 3S
(Syem^Iare,
tüonmtet
baffrfoe äßerf
in ungrif^er, fran^ofif^er
unb
englifc^er
©prac^e.
— Bericht an die k. k,
Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien
über eine 183ys unternommene
Reise durch Italien. Wien;
8-vo.
Eenens,
A.,
Anvers et la
Nationalite
beige.
Liege
1846
;
8-vo.
Fusinieri,
A.,
Sülle
ipotesi
del
Sign.
Melloni
circa
il
calore
rag-
giante.
^Beigeheftet:
—
Riposta
ad
un
articolo
del Sign. Melloni circa la causa
della
sollecita
fusione
del
neve
attorno
le
plante
ecc.
(Sing:
Annali
di
scienze
del
Regno
Lombardo-Veneto).
1838 und 1841;
4-to.
©efelifc^aft,
^urtanbff^e, fm*
Siteratut unb ^unft
Sirteitenber—
^
1—3.
mitau 1847;
8-vo.
— ©enbungen III.
SBb* SKitau, 1847
4-to.
Gesellschaft,
naturforschende in Zürch, Meteorologische
Be-
obachtungen, angestellt auf Veranlassung der. — 10
^efte.
Zürch 1837—1846;
4-to.
— Denkschrift zur Feier des hundertjährigen
Stiftungsfestes.
Zürch 1846;
4-to.
— Mittheilungea. Zürch
1847; 8-vo.
©etonnnet,
^emr., Sugenb unb
Sdper in i^rem
©etoanbe.
SBien
1839, 12-o.
Gianelli,
Gius. Luigi,
Dei iniglioramenti
sociali efficaci
e
possi-
bili a
vantaggio degli
agricoltori e degli
operaj. 2 ed.
Milano
1847; 4-to.
Grunert,
Job. Aug., Über die mittlere Entfernung einer
Figur von
einem Punkte. Greifswald 1848;
8-vo.
Heider, Ed. F., Theorie der schiefen Gewölbe und
deren prakti-
sche Ausführung. Wien 1846; 8-vo.
der eingegangenen
Druckschriften,
ßgg
3a6ortU99.aiItenfett,
3».
3?re^.
^n,
(mib
(S^Nnigg,
SGfreb
©raf),
Äarnten^
romif^e
SKtett^umer
m
SttSilbmtgen.
^eft
l,
2.
Ä(a3enfurtl843^
8-vo.
Istituto L R.
Lombardo di
scienze, lettere
ed arti,
Giornale
e
Biblioteca
italiana. Nuova
serie. Fase. l, 2, 3.
Milano 1847;
4-to.
^etüall,
»., Örientatif^
aSIut^en. SBien
1847; 12-o.
.S
rau^ 3i^
aSapt.,
§»anb6u(^
u6er
ben montänipif^en
^taat^eamten
—
©eierten —
unb getoerff^aftti^en
®eamten^®tanb
b^ ofierr.
^aifert^um§.
11.
%a^gang,
aßien 1848;
8-vo.
Mädler,
Dr. J.
H.,
Untersuchungen über die
Fixstern-Systeme
2 Bde. Mitau 1847—1848;
foL
Pop, ZenobiosK.,
METPIKH2 EIBAtA B. Wien
1803; 8-vo.
Rangabe, A. R.,
Antiquites Helleniques,
ou Repertoire
d'Inscrip-
tions et
d'autres Antiquites
decouvertes depuis
rajBFranchisse-
ment de h
Grece. Vol. l Athenes
1842; 4-to.
R o t h,
Rud., Jäskäs
Nirukta sammt den
Nighantaras,
herausgegeb.
von — l. Hft.
Göttingen 1848;
8-vo.
Santini, Giovanni,
Teoria degli
stromenti ottici
destinati ad
ostendere i
confini della
visione naturale. Padova
1828;
8-vo.
— Elcmenti di
Astronomia etc. Ed. 2. Vol. 2. Padova 1830;
4-to.
— De.u'rizione
del circolo
meridiano dell' I. R.
Osservatorio di
Padova etc. 1840;
4-to..
— Tavole
dei logaritmi
dei numeri
naturali dalF l
sino al 101
OOO,
etc. Padova 1843; 8-vo.
— Osscrvazioni
intorno alle comete
apparse nelF anno 1843,
etc.
Modcna 1844;
4-to.
— Osservazioni
astronomiche, fatte
neir L R. Osservatorio di
Padova intorno
alla cometa
periodica di Biela, etc.
Padova
1847; 4-to.
— Posizioni
medie delle stelle
fisse etc. Padova s. d.;
4-to.
@d)Iager,
S.®., ©eorg
Stafael Sonnet.
®in
aSetoag jut
operr.
ÄiwpgefWe.
aSien 1848,
12-o.
Schröiter,
Ant, Die Chemie nach
"ihrem gegenw.
Zustande.
2. Bd. l. Hft. Wien 1848;
8-vo.
Soleil,
M., Nouveau
saccharimetre. Paris 1846;
4-to.
g
g
R
Veraeichniss
Soleil, Note
sur
un
perfectionnement
apporte au
pointage
du
saccharimetre.
Paris 1847;
4-to.
<^paun,
^
Satter
üon,
S)ie
^lage. (Sin
beutf^
$elbengebtd)t
be§
12.
Sa^unbertg.
^ef^
1848,
8-vo.
Thiernesse,
A.,
Experiences relatives
aux
effets des
inhalations
d^ther
sulfurique.
Bruxelles 1847;
8-vo.
Wenrich,
Joann.
Georg.,
Commentatio de Poeseos
Hebraicae
atque
Arabicae
origine etc.
Lipsiae 1843;
8-vo.
— Commentatio de
Auctorum
graecorum
versionibus et
comment.
Syriacis
etc. Lipsiae 1842; 8-vo.
—
Commentarii
rerum ab
Arabibus in
Italia etc.
gestarum.
Lipsiae
184S; 8-vo.
DRITTES
VERZE1CHNIS8.
Bache, A.
D., Superintendent
ofthe
CoastSurvey, Report
showing
the
progress
of
that
work
for
the
year
ending
october.
1847;
8-vo.
Berichte über die Mittheilungen von Freunden
der Natur-
wissenschaften in Wien.
Hft. l, 2, 3. Wien
1847—1848;
8-vo.
Birk,
Ernst, Beiträge zur Geschichte der Königin Elisabeth
von
Ungern und ihres
Sohnes'Königs
Ladislaus. Wien 1848;
4-to.
Blücher, E.
J.,
Grammatica
aramaica. Wien 1838; 8-vo.
r^
'
Bogaerts,
Felix, Histoire
civile et
religieuse de
la
colombe
depuis
les
temps
les plus
recules
jusqu'ä
nos
jours. Anvers
1847;
8-vo.
Brühl,
Karl, Bernhard, Anfangsgründe der vergleichenden
Ana-
tomie aller
Thierclassen. Wien 1847;
8-vo. mit 19 Tafeln.
— Zur
Kenntniss des
Wirbelthier-Skelettes.
Erste Abtheilung.
Die Methode des
osteologischen Details.
Wien 184S;
4-to.
der
eingegangenen
Druckschriften,
g g 7
©änpatt,
(S., Ü6er
bie otgamf^en
^te ber
Valvula
bicuspidalis
be§
^eng unb i^re
Stagnofe.
erlangen
1848$ 8-vo.
— Über Chlorosis.
Erlangen 1848; 8-vo.
—
„£)ie
Organifation
her
%r6eit
unb
beß
%muntoefen^
(Srianaen
1848,
8-vo.
—
USer
Delirium
tremens
unb
©e^mileiben
her
Käufer
überhaupt.
(Sttangen
1848; 8-vo.
Ca n statt,
C., Quid
physica aegrotorum
tlioracis organorum
ex-
ploratio
praxi attulerit. Erlangen
1848; 8-vo.
— Memoire
ophthalmo-pathologique sur
les obscurcissemens
du
fond de Foeil.
Bruxelles 183S.
— Mdmoire et
obscrvations sur la
cause qui
entre.tient
FOphthalmie
militaire
dans Parmee
beige. Bruxelles 1834;
8-vo.
©ietriä),
aSincen^ ©a§
©anje ber
aSerfo^tung in fte^enben
SKeiIern
ober bie
fogenannte ttaltenifc^e
^o^Ierei. ®ra^
1847,* 8-vo.
Frei, Christ,
TMNO2
i[<;
roc
^evs^cc
rou
xupioL»
y.y.i
^rr)po<;
^w
'mSOr XPISTOT.
Graecii 1847;
4-to.
Gesellschaft,
deutsche, morgenländische, Zeitschrift derselben.
Leipzig 1846 und 1847,
Hft. I, II, III; 8-vo.
— Jahresberichte.
1846—1847; 8-vo.
— Nasifi
Al-Jazigi Berytensis,
Epistola critica, Lipsiae
1848;
8-vo.
©fröret,
%. 8^
©efc^lc^te bei
o(^ unb
toeftftänfif^en
Scirolinger
toom
£obe
8ubtöig§
be§ grommen,
W jum
®nbe (Sonrnb^
L
(84O—918).gw6ut3
1848, 8-vo.
Karsten,
Hermann, Die Vegetationsorgane der Palmen.
Berlin
1847;
4-to.
Maatschappij,
hollandsche der
Wetenschappen te
Haarlem,
Naturkundige Verhandelingen. Haarlem 1847, IV. Vol.;
4-to.
Maly,
Jos. CaroL,
Enumeratio plantarum
phanerogamicarum
im-
perii
Austriaci universL
Vindobonae 1848;
8-vo.
Morlot, A. v.,
Erläuterungen zur geologisch bearbeiteten
VIII.
Scction der
Generalquartiermeisterstabs-Specialkarte von
Stei-
ermark und
Illyrien. Wien 1848; 8-vo.
_ Über die geologischen
Verhältnisse von Istrien. Wien 1848;
4-to.
SÄuc^ar,
m.
^
®ef^icf)te
be§
^erjö9^um§
©teiemaA ®^
1844,
4.
Sßb.; 8-vo.
Sitzb.
d.
maihem.-naturw.
Cl.
I. Bd.
g
g
g
Verzeichniss
Ob er leitner, Karl, Die nordischen Runen. Nach
Joh. G. Lilje-
green. Wien
1848;
4-to.
$rato6mra,
(Sbuarb, Sßag
^at
@teiermarf
in ben Sürfenfaiegen
für
gmtien
getrau
? ®ta^ 1848,
12-o.
@^mibl,
^.
9XbD^
S)a^ ^aifert^um
Öfteneid).
©tuttgayt 1842—
1843, LIL
aSoL; 8-vo.
Verein,
historischer, für Innerösterreich, Schriften.
Gratz 1848;
8-vo.
aSoIn^,
©regor, S)ie
SKarfgraffc^aft SKa^en.
©runn, aSöl,
6, 7 £^L
1838—1842^
8-vo.
Wähler, F.,
Grundriss der organischen Chemie. Vierte
Auflage.
Berlin 1848; 8-vo.
Von dem
Ehren-Mitgliede
Sr.
Exe.
Herrn Karl Grafen
Inzaghi
erhielt die
Akademie zum Geschenke:
Diderot et
D'
AI
ernte
r t
Encyclapedie
ou
Dictionnaire
raisonne
des
sciences,
des
arts
et des
metiers,
par
une
societe
des
gens
des
leeres,
Troisieme
edition.
Livourne
1770—1779.
Fol,
21 Bände Text und 12 Bände Tafeln.
VIERTES
VEBZEICHNISS.
Academie
d^Archeologie de
Belgique. Bulletin et
Annales.
VoL
V,
liv.
III. Anvers 1847;
8-vo.
Anna l
e n der k. k. Sternwarte
in Wien. Nach dem Befehle Sr. Ma-
jestät auf
Öffentliche Kosten
herausgegeben von J.
J.
Littrow.
L bis XX.
ThI. Wien 1821—1840;
foL
—
Neue Folge, herausgegeben
von C. L. Edlen von
Littro
w
und
F.
Schaub.
XXL bis XXX.
Th. Wien 1841;
4-to.
der
eingegaugenen
Drucicschriften.
figQ
SBeibteI,
Sgnci^
Uoer
He
^riüat^Setewe;
8-vo.
CSlu^
^
@t
S(r-
c^V.)
—
fi6er
bie
Mittel
jiir
aSenninberung
b^
^arteigei^
in
®eutf6fanb
1841,
8-vo.
—
aSetra^tungen
liber
einige
htrd)
bfe
3eitumftanbe
Sefimbe^
toi^tia
geworbene
©egenftanbe
ber
6tüträefe^e6un8
unb
@taat§toirt6fAaft
II.
Z%
Seidig
1843,*
8-vo.
—
U6erp(f)t
her
©ef^i^te
be^
ßflerr^aifeifiaate^
»ei^ig
1844
<
8-vo.
—
£)ie
^olitif^en
ßitftanbe
ber
oflerr.
Staaten
uaS)
bem
3upanfce
üom
16.
alyrit
1848.
2ßien
1848; 8-vo.
Beke, Charles
T., Esq., A
statement of
facts relative
to the
trans-
actions
between the writer
and the late
british political
mission
to the court
öf Shoa m
Abessinia. 2. Edit. London
1846;
8-vo.
Raffel,
^irfc^ »,,
Sugenb^ unb Me^Ie^e,
bearäeitet nac^
ben
$rin^
ci^ien
be§
SEalmubS unb nac^
ber §orm
ber ^ifofop^ie.
SBien
1848;
8-vo.
Flesch,
Josephus, Philo
Jud. de vita
Mosis. Pragae 1838;
8-vo.
G e s e
11 s c h a
ft, antiquarische, in Zürich. Berichte über
die Ver-
richtungen der .... Zürich;
4-to.
— Mittheilungen der .... VI.
Vol. I., II. Hft.
Zürich 1848; 4-to.
— Deutsche,
morgenländische, Zeitschrift der ....
IL Bd.
L, II. IIft.
Leipzig 1848; 8-vo.
G o l d
c n t h a l,
J., Vortrag über den
Einfluss der arabischen
Philo-
sophie auf das
Mittelalter, mit Bezugnahme auf die
Verhält-
nisse der Gegenwart, gehalten bei
Eröffnung der akademischen
Vorlesungen
über das religions-philosophische Werk:
Cusari.
Wien 1848; 8-vo.
Haldat, de,
Hisloire du Magn^tisme
dontles phenom&nes
sont
ren-
dus
sensibles par
le mouvement.
Nancy 184K;
8-vo.
— Deux
M6moires sur le
Magn^tisme. Nancy 1846; 8-vo.
— Nouvclles
Recherches sur rAttraction
magn^tique et sur la
dis-
position
g<Sn6rale des
corps ä
acquerir cette
force. Nancy 1848;
8-vo.
Holmboe,
C.A., Sanskrit
og Oldnorsk,
en
sprogsammenlignende
Afhandling.
Christiania 1846;
4-to.
— Det
oldnorske Verbum,
opiyst ved
Sammenligmng med
Sanskrit
og andre Sprog
ofsamme Act. Christiania
1848;
4-to.
42^
gg0
Ven&eicbniss
Holmboe, Das älteste
Münzwesen Norwegens bis gegen Ende
des 14. Jahrhunderts;
8-vo.
Jelinek,
C., Bahnbestimmung des von de
Vico am 24. Jänner
1846 entdeckten Cometen.
Prag 1848;
4-to.
Kreil, Karl,
Magnetische und geographische Ortsbestimmungen
in
Böhmen
ia den Jahren 1843—184S. Prag 1846;
4-to.
_
Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu
Prag, in
Verbindung mit mehreren Mitarbeitern ausgeführt und
auf
öffentliche Kosten
herausgegeben von .... Prag
1841—1847;
4-to.
Maatschappij,
hoUandsche der
Wetenschappen te
Haarlem,
natuurkundige Verhandelingen. S
Deel. l. Stuck.
Haarlem
1848;
4-to.
Morlot, A.
v.. Über die geologischen Verhältnisse von
Istrien mit
Berücksichtigung
Dalmatiens, und der angrenzenden Gegenden
Croatiens,
ünter-Krams u. des
Görzer Kreises. Wien 1848;
4-to.
— Erläuterungen zur
geologisch bearbeiteten VIII. Section
der
Generalquartiermeisterstabs-Specialkarte
von Steiermark
und
fflyrien. Wien 1848;
8-vo.
Pertz, G.
H., Über ein Bruchstück des 98. Buches des
Livius.
Berlin 1848; 4-to.
Rüssegger, Joseph, Der
Aufbereitungs-Process
gold- und silber-
haltiger Pecherze im
salzburgischen
Montan-Bezirke. Stuttgart
1841; 8-vo.
— Reisen in Europa, Asien und
Africa mit besonderer
Rücksicht
auf die
naturwissenschaftlichen
Verhältnisse der betreffenden
Länder.
MiteinemAtlas. Stuttgart, 12 Lief. 1841—1847;
8-vo.
@^u6ett,
grätig
V&tt bfe
aSemga^rung.
ffiürjSuig 1849,*
4-to.
Steiner,
30^. SSi^.
©^ ÜBer
ba§ altbeutf^e
unb
ingfiefonbete
dtSamf^e
©m^t^efett, tn
SBejug auf Affentfid^eit
unb
2Kunb^
It^fctt
beg
9äerfa^en§
in Surgerlt^en unb
peinlichen
Sftect)t^et>
faHen^iteu.
^affeü6utg 1824;
8-vo.
—
®efd^te
unb
SlUett^umet
be^
Sttobgau^
im
atten
SiKamgciu
©am^
(labt
1833, 8-vo.
—
©efc^t^te
unb
S^ogra^te
be§
SKamgebiete^
unb
^effartg
unter
bmSÜmem,
iugtef^a&e9ä)efferfßtSÄetfenbe.S)annpabtl834^
8-vo.
€ te
f
ne
r,
(S^olm,
Sattbgrdjüi
üon
^eifen^aTOjlabt.
£)armpabt
1841;
8-vo.
der eingegangenen Druckschriften.
661
(Steiner,
Subtoig L,
©rof^erjog
ümi^efTen unb 6ei
S^ein, nac^
feinem
Seoen unb
SBirfen. OffenSad)
1842;
8-vo.
•—
®efd)icf)te
be^ ^attimomalgeri^te^
Sonborf unb
her
grei^emn
üon
Sßotbef
jUt Sftafienau.
Sarmftabt 18465
8-vo.
Storia celeste,
del R.,
Osservatorio di Palermo
dal 1793 al
1813. Vienna 1845;
4-to. Vide
Annalen der k. k. Sternwarte
in Wien. Neue
Folge.
©tßisel^
Äarl, Üüer
(Sntfte^ung unb
^rtenttüi
(feiung
ber
SRüßenjutfe^
§a6rifation
unb
in86efonbere
bie (Soncurren^
j^if^en SKo^t^
unb
Sftu6ensit(fer.
äSerim 1848,
8-vo.
aSe6er,
©eorg,
13.
^^u^m^t Uüer
tue ^o^ere aSurgerf^uIe
iu
^eibetterg.
^eibetterg 1848;
8-vo.
Werthheim,
Guillaume, Memoires de
physique mecanique.
Paris
1848; 8-vo.
FÜNFTES
VERZEICHNISS.
Aboulf6da,
Geographie d'
. •
. .
Traduite de rArabe
en Fran^ais
et accomp. de
notes et
d'eclaircissements par M.
Reinaud. Paris
1848;
4-to.
Acad6mie
royale de Belgique,
Annuaire. Bruxelles 1848;
12-o.
— Bulletins. Tom. 15. l. Partie. Tom. 14. 2. Partie,
Bruxelles
1848; 8-vo.
— Mänoires. Tom.
21, 22. Bruxelles
1848;
4-to.
Annales de
Fobservatoire Royal de
Bruxelles, publiees aux
frais
de r6t^t par
le directeur A.
Quetelet. Tom. 6. Bruxelles
1848; 4-to.
— des sciences
physiques et naturelles,
d'Agriculture et
d'in-
dustrie,
publiees par la
Soci6t6 R.
d'Agriculture de Lyon
Annee
1846. VoL 9;
8-vo.
g
g
2
Verzeichnis»
Beiträge zur meteorologischen Optik und zu
verwandten Wissen-
schaften. I.
Th., I.
Hft. In zwangslosen Heften
herausg.
von
Job.
Aug. Grunert. Leipzig
1848;
8-vo.
Boue,
A., Essai
sur
la
distribution
g^ographique et
g^ologique
des
mineraux, des
minerais et des
roches sur
le
globe
terrestre,
avec des
apergus sur
leur
geog^nie;
4-to.
gar
rar a,
graq,
^atona
utib feine
Äu^gtafilmgen.
Sßien
1847.
Catalogue des
livres de la
Bibliotheque de
FObservatoire R.
de
Bruxelles.
Bruxelles
1847;
8-vo.
S)enff^rift
be^
6o^nnfd)en
®etoer6eüemne§
ii6er
ben
SInfe^Iu^
Öfters
retd^ an ben
^eutfc^en
ßolfaerein.
^ßrag
1848;
8-vo.
Fenicia,
Salvatore, II Grippe
ed
il
colera.
Articolo
dettato
del
Presidente.
1848;
fol.
Gesellschaft,
physikalische, zu Berlin. Die Fortschritte der
Physik im Jahre 1846. II. Jahrgang.
Redigirt von
Professor
Dr. G.
Karsten. Berlin 1848;
8-vo.
Guinon,
M., Note sur
Femploi du
sucre
pour
pr^server
les
chaudieres
ä
vapeur des
incrustations
salines. Lyon
1847;
8-vo.
Ha i ding er,
Wilh., Handbuch der
bestimmenden Mineralogie, ent-
haltend die Terminologie,
Systematik, Nomenclatur
und Charak-
teristik der Naturgeschichte des
Mineralreiches. Wien
1848;
8-vo.
;3toid)ieötd},
©te^an,
^angra^ie ober
Itniüerfal^c^rift.
(Sine neue
für
äffe
SSeIt
üerftanbK^e
unb
6rauc^6are
^unft.
aSien 1848;
4-to.
—
Stefano,
Pangrafia
ovvero
scrittura universale. Arte
nuova
cos-
mopolitica.
Vienna;
4-to.
Kerckhove,
J. R.
L.,
Vicomte de,
Quelques
mots ä la
m^moire
de S. A. R. le
Grand-Duc de Hesse Louis
II. Extrait
des
Annales
de F
Academie
d1
Archäologie de
Belgique.
Anvers
1848; 8-vo.
K r eil, Karl, Magnetische und geographische
Ortsbestimmungen
im
österr.
Kaiserstaate, ausgeführt von K r
e i I und K.
'F r i t s
c
h.
I. Jahrgang
1848. Österreich ob
und unter der Enns,
Tirol
und Vorarlberg,
Lombardie. Prag 1848;
4-to.
Mulsant,
E.,
Description de 2
col^opteres
nouveaux. Lyon
1847;
8-vo.
der eingegangenen
Druckschriften.
663
Pipitz, F.
E., Die Grafen
von Kyburg. Leipzig 1839;
8-vo.
Quetelet,
A.,
Notice
sur
le
Colonel G. P.
Dandelin.
Bruxelles
1848; 8-vo.
— Rapport
adresse
ä M. le
Ministre de
F
Interieur, sur
F
etat
et
les
travaux de
F
observatoire R.
pendent V
annee
184T.
Bru-
xelles 1847; 8-vo.
Vecchia,
Angelo
dalla,
Sopra
la
subtriplicazione
di
un
arco
di
circolo.
Ricerche
geometriche.
Vicenza 1848;
8-vo.
INHALT.
Sitzung
vom 25. November 1847.
Seite
Haidinger,
Geognostische
Übersichtskarte der osterreichischen
Monarchie
.«.....«,<...»,.,,..».
3
Nendfvichy
über den Sand von
Olähpian
in Siebenbürgen
«.
,
.
,
10
Sitzung
vom 9. Decemher
18^7.
Partsch
und
Haidinger,
Bericht über die
Unternehmung
einer geo-
logischen Karte Österreichs
«.•........»,,
11
Hyrti,
Beitrag zur vergleichenden
Angiologie
.•...••»,
20
Partsch,
Bericht über den goldführenden Sand von
Olähpian
.
.
«.
20
Schroffer,
über einen neuen
allotropischen Zustand des
Phosphors »
25
Sitxun^ vom 23.
December
1847.
Kappeller,
unterzieht der Ansicht der
Classe ein von ihm
verfer-
tigtes Normal-Barometer
...............
33
Haidinger,
^Der
rothe Glaskopf, eine
Pseudomorphose nach
braunem,
nebst Bemerkungen
über das Vorkommen
der wichtigsten
eisen-
haltigen
Mineral-Species in der
Natur" —
.„Über das
Eisen-
stein-Vorkommen
von Pitten in
Österreich'*
.......
33
Göpperf,
übersendet ein Stuckchen des bei
Seeläsgen
unweit
Frank-
furt an der Oder gefundenen Meteoreisens
...'•<..
34
666
IDhalt-
Seite
Sitzung
vom 8. Jänner 1848.
Parisch,
über die
geognostischen
Verhältnisse von
Olahpian
.
,
35
Sehr
öfter,
Antrag
wegen
Regalirung
von Massen und Gewichten
.
44
Sitzung
vom 13.
Jänner
18^8.
Schroffer,
Commissionshericht
über
Anschaffung
von Normalmassen
und Gewichten
.
.
.......
...... 46
Hyrtt,
ein neuer Muskel des
Gehororganes
bei
Phocavitulina.
Zusätze
und
Berichtigungen über die Trommelhöhle und die
Gehör-
knöchelchen
seltener
Säugethiere
......... 47
Parisah,
Bericht
über
das hei
Seeläsgen,
unweit Frankfurt an der
Oder, gefundene Meteoreisen
.••••••••
•
•
47
Sitzung
vom 10. Februar
1848.
Haidinger,
Abriss
eines
Aufsatzes
über
die Metamorphose der
Gehirgsarten
................ 51
„
über
Czjzek's
geognostische
Karte der
Umgebungen
Wiens.
59
Unger,
landschaftliche Darstellung von vorweltlichen Perioden in
12 Blättern ................
61
».
Ettingskausen,
Abhandlung
über die Differential-Gleichungen der
Lichtschwingangen
...........
.
.
62
Sitzung
vom 17. Februar
1848.
Kollar
und
L»
Redtenbaeher,
Insecten-Fauna
von
Farsistan
.
.
68
Byril,
Abhandlung
über
die
Caroiiden
des
Ai
(Bradipus
torquafus)
69
B&idinger,
über
die
dichroskopische
Loupe
........
70
5,
über eine
neue
Varietät von
Vivianit
........ 75
„
über den
Meteor-S
taub
fall vom l. Februar
......
77
ünger,
Gene a et
Species
plantarum
fossilium
(Manuscript.)
•
.
80
Baidinger,
Theorie der schiefen Gewölbe ........ 80
Sitzung
vom 24.
Februar
18^8.
)s.
Bawlah,
üher
seine im Jahre 1817 ausgeführte Aufnahme der
Gletscher-Gruppe des
Ötzthales
.......... 81
Schroffer^
alleinige Ansprüche auf das Verdienst der Nachweisung
der Beschaffenheit des
rothen
Phosphors
......
.84-
ffaidinger,
über den Zusammenhang des
orientirten
Flächenschillers
mit
der Lichtabsorption farbiger
Krystalle
......
84
Baumgartner
und
Kreil,
Anwendung der galvanischen
Telegraphie
z,ur
geographischen Längen-Bestimmung ....... 90
Byril,
Vorlegung eines Gesuches des Dr.
Weisz
...... 92
Sitzung
vom 23. März
184fc8.
Kollar,
Beurtheüung
des von Dr.
Medovics
an die
gerbische
Regierung
erstatteten Berichtes aber Entstehung
und
Vertil-
gung
der
GoUabat&er
Müe^n
(T,af-
^lU-)
...... 92
Inhalt.
667
Seite
Hyrti,
Abhandlang über die Wirbel und Lymphherzen des
Schelto-
pusik
(Pseudopus
Pallasii) ............
107
Schroffer,
neue Einrichtung des Barometers ........ 107
Haldinger,
über Herrn v.
Morlot's Sendschreiben an
Herrn
Elie de
Beaumont die Bildung des
Dolomits betreffend
.
108
„ Nachricht
über Russegger's
Arbeiten zu Wieliczka
für
geologische Zwecke .............. 11
o
Sitzung
vom 30. März
18^8.
Hyrti,
Commissionsbericht
wegen
Unterstützung
der Arbeiten
des
,
Dr. W
e
i s % über den Eisengehallt des
thierischen
Organismus
................
118
Herrmann,
Verbesserung der II.
CaUet'schen
Tafel
der gemeinen
Logarithmen mit 20
Decimalen
..
........113
Stampfer, Bemerkungen zu
obigem
Aufsätze
........
126
HecJcel,
Vorlegung von Abbildungen fossiler Fische
.
.
.
.
.127
JIa.idin.ger,
über die
systematische
Gruppirung
ungleichartiger
Feldspathe
................. 130
Schroffer,
über die Fähigkeit mehrerer Stoffe den
amorphen
Zustand anzunehmen
.............
135
Kollar,
über
Preyer's
neues
Crustaceum
aus den
unterirdischen
Gewässern von
Krain
.............
137
v.
Eüingshawen,
über
SoleiFs
Sacharometer
.
...... 138
Sitzung
vom 13. April
1848.
Haidinger,
über die Galmaihöhle und die
Prauenhohle
bei
Neu-
berg
in
Steiermark
..............
139
Koller,
Abhandlung
„Über
die Berechnung periodischer
Natur-
erscheinungen"
.....<.•........
147
Kollar,
über das ungewöhnliche Auftreten gewisser
Insecten-Lar-
ven
im lebenden thierischen und menschlichen Körper.
.
.149
ffaidinger,
Antrag
auf
Unterstützung
der
Herausgabe
von Bar-
rande's
Werk über die silurischen Formationen in Böhmen
152
„
Antrag auf Schritte bei der k. k. Hofkammer im
Münz-
und
.Bergwesen
zur
Erhaltung des
Tellar's
für wissenschaft-
liche Zwecke
................
158
Schroffer,
Antrag, den Herrn
Minister
des Innern von Seite der
Akademie um
Ausschreibung der Wahlen der
Abgeordneten
zur
Reichsversammlung
nach
Frankfurt
anzugehen
.
.
.
.159
Sitzung
vom 27. April 1848.
Rochleder,
über
die Kaffeegerbsäure
........••160
fiber die
Säure der Blätter von
Hex
paraguayensis
.
.
-
164
Prechtl,
über Krystallisation
aus dem glühenden Flusse
.
.
. .166
668
Tnhalt
Seite
SehrOtter,
uher
die Zusammensetzung einiger sehr alten
Mörtel-
Sorten
..................
169
KoUar,
über ein die
Körnerfrucht
verwüstendes
Insect
.
.
.
.173
Sitzung
vom 4. Mai 1848.
Parfsek
und
Baidinger,
Instruction für die
mit einer wissen-
schaftlichen Reise betrauten Herren
Ritter v. Hauer und
Dr.
Moriz
Hörnes ...
( .....
......
176
Haidinger,
Commissionsbericht wegen
Herausgabe von Barran-
de's
Werk über die
sibirischen Formationen in
Böhmen .
.178
„
Auszog aus Mittheilungen
von Russegger und
Reuss
183
über
ein neues Vorkommen von Kupferkies im Salzberge
von Hall.
................
..184
Kollar,
fiber eine noch
unbeschriebene
Art von Schildläusen
(Cocus
Aesculi)
...............
188
Martin,
Dank für
Unterstützung zu
photographischen Versuchen
.189
Sitzung
vom 25. Mai
1848.
Redtwbaeher,
Ansuchen um
Unterstützung
der Arbeiten Roch-
leder's
über
Caffem .............
189
ünger,
Abhandlungen:
I.
über Aufnahme
von Farbestoffen bei
Pflanzen
•
.
.
. .189
H.
Beiträge zur Lehre von der Bodenstetigkeit gewisser Pflanzen
189
HI.
Rückblick
auf die verschiedenen
Entwickelungsnornaen
beblät-
terter
Stämme.
...............
190
IV.
Pflanzen-MissbiIdungen
.............190
KoUar,
Beitrag zur
Entwickelungsgeschichte
eines neuen blattlaus-
artigen
Insectes
(Acanthochermes
Quercus)
(Taf. IV.)
.
.
.191
Sitzung
vom 8. Juni 3848.
Stampfer und
Burg^
Commissionsbericht über
Moth's
Abhandlung:
Begründung eines
eigenthümlichenRechnungs-Mechanismus
zur
Bestimmung der
reeUen Wurzeln der
Gleichungen mit nume-
rischen
Coefficienten
............. 194
Deppler,
Abhandlung: Versuch einer auf rein mechanische
Prin-
cipien
sich stützenden Erklärung der
galvano-elektrischen
und
magnetischen
Polaritäts-Ersc h
einungen .
.
.
,
.
.198
Fenssl,
Abhandlung: Über eine neue Pflanzengattung
Arctocalyx
201
Baidinger,
Abhandlung über den
Dutenkalk
.
.
.
.
.
.
. .203
Schrötter,
Porzellangeräthe zum
chemischen Gebrauche aus
der
Hardtmuth'schen
Fabrik; ferner von
üchazius
darge-
stellte
krystallisirte Massen
Blei, Zinn und Zink .
.
. .204
Baidinger,
Ansuchen um eine
Unterstützung
zur Herausgabe
seiner
Sammlang naturwissenschaftlicher Abhandlungen
.
.
. .204
Sitzung
vom 2^. Juni
18W.
Inhalt 669
Seite
Gorgey,
über die festen, flüchtigen, fetten Säuren des
Cocosnussöles
208
Baumgartner,
widmet seinen
Functionsgehalt
der Ausstattung
meteorologischer
Observatorien mit
Instrumenten
....
^27
Krell,
Entwurf eines meteorologischen
Beobachtungs-Systems
für
die Österreichische Monarchie
..........
228
Haidinger, über
Pseudomorphosen
des
Feldspathes
.....
229
Kollar,
Gebilde auf Blättern von
Quercus
Cerris
.
.
.
.
.
.235
Unger's,
Manuscript:
Genera et
Species
plantarum
fossilium
wird
zum Drucke bestimmt .............
235
Sitzung vom 6. Juli
1848.
Haidinger,
Abhandlung:
Über eine neue Varietät von Amethyst
.
235
Ettingshausen,
Note über
eine
directe
und strenge Ableitung der
Tayior'schen
Formel .............
238
Sitzung
vom 13. Juli 1848.
Haidinger, über den
PIeochroismus
des
Oxalsäuren
Chromoxydkali's
244
Heller,
brießiche
Mittheilungen:
I. über den Staat
Tabasco
............ 248
II. über den Staat von
Chiäpas
und
Soconusco
in der Republik
Mexico ..................
255
Ettingshausen, Note über
den Ausdruck der zwischen einem
gal-
vanischen Strome und einem magnetischen
Punkte
stattfinden-
den
Action
........
.........
266
Sitzung
vom 20. Juli
1848.
Baumgartner, über
die
Wirkungen
der natürlichen
Elektricität
auf elektromagnetische Telegraphen
(Tat.
V.) ..... 270
Uaidinger,
über den
Antigorit
............
278
Ettingshausen, über
einen Satz
Green's,
das
elektrische
Poten-
tial betreffend ................
282
Fen'd,
über monströse
Bluthenhildungen
von
Rosa
centifolia
L.
(Taf.
VI,
VIl.)
............... 283
HecJcel,
über eine neue Gattung von
Poecilien
mit rochenartigem
Anklammerungs-Organe
(Taf. VIII, IX.) ....... 289
Haidinger, Briefe der Herren
v. Hauer und
Hörnes.
.
.
.303
„
IL
Band der naturwissenschaftlichen Abhandlungen
.
.
.308
Morlot,
Erläuterungen zur geologisch bearbeiteten VIII.
Section
der
General - Quartiermeisterstabs -
Specialkarte
von
Steier-
mark
und
Illyrien
..............
310
Dietrich,
das Ganze der Verkohlung in stehenden Meilern
.
.
.310
^70
Inhalt-
Seite
Sitzung
vom 5. Octoher
1848.
Haidinger,
Note
über
den
metallähnlichen
Schiller des
Hypersthens
311
Nachricht über neue Fundorte von
Gosau-Petrefacten
aus
einem
Schreiben
von Herrn
v.Morlot
.
.
.
.
.
.
.313
Steinheil,
briefliche Mittheilung über Ausführung seines
Centrifu-
gal-Warfgeschosses
im Grossen ..........315
Queielet,
Sendung von Druckschriften der Akademie und der
Sternwarte
zu
Brüssel
.............
315
Math,
Manuscript
„Die
mathematische
Zeichensprache
in ihrer
organischen Entwickelung"
...........316
Knochenhauer,
über die Veränderungen, welche der
Entladungsstrom
einer elektrischen Batterie
erleidet, wenn mit dem
Schliessungs"
drathe
eine zweite Batterie in Verbindung gesetzt
wird(Taf.X.)
316
Jelinek,
Elemente
des von de
Vico
am 20. Februar
1846
ent-
deckten Kometen ..............
393
Ryll,
Abhandlung über Ortsversetzungen durch Rechnung oder
über die Elemente der
Lage-Rechnung.
....... 396
Barimann, Edler
v.
Franzenshuld,
Manuscript
„Ein
neues all-
gemeines Gesetz der Dreieckseiten
und dessen
Anwen-
dungen"
...... ...........
430
Peche,
Abhandlung
über
die Bestimmung der Integrale
y»
+»
,
/^
"^"w
,
C
x"
^
und
/
^
da!
J
VA
+
Bx
4-
Cx2
+
Dx2
^
VA
+
Bsc
+
Cx^
-r
Dx^
+
Ex^
wenn n eine ganze Zähl
vorstellt in geschlossenen Formen 430
Langer, Abhandlung
über den Haarwechsel bei Menschen und
Thieren
.................
435
Uaidinger,
Antrag wegen Herausgabe von Herrn
Barrande's
Werk über das
sibirische
System von Böhmen
.
.
.
,
.436
Femsl,
Antrag auf eine
Geldunterstützung
für den Wiener Reisen-
den Herrn Karl
Heller
.............
438
Sitzung
vom 9. November
18^8.
Baidinger, Bemerkungen
über
den Glanz der Körper *
.
.
.
.439
Wertheim,
Theodor, Abhandlung über das
Piperin
.
.
.
.
453
Berrmann,
Bestimmung der trigonometrischen
Functionen
aus den
Winkeln und der Winkel aas den
Punctionen,
bis zu
einer
beliebigen
Orenze
der Genauigkeit ......... 465
Beschluss
einer
Unterstützung
für
Herrn Theodor Wertheim
zur
Fortsetzung
seiner Arbeit über die
Alkaloide
und für Herrn
Dr.
Botzenhart
zur Herausgabe eines Lehrbuches
der
Kristallographie
...............
481
Sitzung
vom 16. November
18^8.
KoUar,
über den
Sitophilus
Oryzae
Schonherr .......
48^
Inhalt.
ß71
Seite
Reissek,
über die Fasergewebe des Leines, des Hanfes, der
Nessel
und der Baumwolle
..............
484
Haidinger, über die
Ursache
der Erscheinung der
Polarisations-
büschel
.................. 485
„
über einen wichtigen Fundort von
Pflanzenabdrücken
in
dem
Alpenkohlengebilde von Untersteiermark
(aus einem Briefe
des H. v.
Morlot)
..............
493
Hauer,
Bericht
über
seine und des Dr.
Hornes
Reise nach Frank-
reich und England
••»........,..
494
'Diesing,
Abhandlung:
„Systematische
Übersicht der
Foraminifera
monostegia
und
Bryozoa
anopisthia"
........ 494
Schroffer,
Analyse des Mineralwassers zu
Mödling
..... 527
Koller,
Nachricht über das am
18»
October
in
Kremsmünster
gese-
hene
Nordlicht
(aus
einem Schreiben des dortigen Astro-
nomen P.
Aug.
Reslhuber)
...........530
Haidinger, Antrag auf
eine
Unterstützung
für H. v. Morlot zu
Versuchen über Bildung von
Dolomit
.
.
«
.
.
.
.
.530
Schrötter'S
wissenschaftliche Reise nach England wird von der
Akademie
unterstutzt
............. 532
Sitzung
vom 30. November
1848.
Kr
eil,
Bestimmung
einiger
Längenunterschiede mittelst des
elektro-
magnetischen Telegraphen
........... 532
Burg,
über die am 27. Juli l.
J.
auf der Kaiser Ferdinands Nord-
bahn
stattgefundene Explosion der
Locomotive
„Jason"
.
.546
Martin,
Bericht über
den
Erfolg seiner photographischen Arbeiten
auf Papier
.................
558
Diesing,
über sein
„Systema
Helminthum''
.
.
.
.
.
.
.
.567
Fenzi,
Ansuchen um Ankauf des peruanischen Herbars
von
Poeppig
577
Hauer,
Fortsetzung
seines
Reiseberichtes
.........
579
Schönbichler^s
Multiplications-Register
.......... 579
Sitzung
vom T.
Decemler
18^8.
Haidinger, über
eine
eigenthümliche
Varietät von Talk
.
.
.
.580
Hauer,
Schluss
seines Reiseberichtes .......... 583
Sitzung
vom
14.
December
18^8.
Morlot
t
über Versuche zur Begründung der Theorie der Bildung
des
Dolomits
...........•••••
589
Hyrti,
über
seine bei den
October-Ereigmssen
erlittenen Verluste
an Präparaten, Zeichnungen und
Maniiscripten
..... 593
Reslhuber,
Beobachtungen während der Nordlichter am 18.
Octo-
ber und 17. November 1848 auf der
Sternwarte zu Krems-
munster
.
..........*•••»•»
606
872
Inhalf.
Seite
Haidinger,
aber die
regelmäßige
Gestalt
des?
Wismuths
.
.
.
.624
„
Antrag
auf
Unterstützung
der Arbeiten des Hrn. Pater a
aber
das
Uran
..............
628
Aas den
Verhandlungen
der Gesammt-Akademie.
Sehrötier^
Antrag auf Erweiterung der
Akademie
.
.
.
.
.
.632
Allerhöchste
Bestätigung
der
netterwählten
Mitglieder
.
.
.
.
.634
Hammer-Pur
fffiedl,
Antrag auf
Abschaffung
der Titulaturen im
*
schriftlichen
Verkehre der Akademie
.
.
.
.
.
,
.
.637
Baidinger,
Antrag
tuaf
Reform
der
Statuten
und Geschäftsordnung
639
Verzeichniss
der
eingegangenen
Druckschriften
.
.
.
.
,
.
.
642
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BdJ 1852.
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