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Band XIII (1998) Spalten 599-602 Autor: Ekkart Sauser

WEIGER, Josef, kath. Pfarrer u. kath. Theologe, Dr. theol. h.c. (Tübingen), * 10. Juni 1883 in Schloß Zeil b. Leutkirch, † 27. August 1966 in Mooshausen b. Memmingen. - Wenn von W. gesprochen wird, dann ist es wesentlich, ihn inmitten seines Freundeskreises zu sehen, dessen bedeutendste Gestalt Romano Guardini gewesen ist. Dieser Kreis, der sich in ganz besonderer Weise erst bilden konnte, nachdem W. mitten im ersten Weltkrieg, am 3. September 1917 Pfarrer von Mooshausen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Memmingen geworden war, hatte internationales Ansehen, hier trafen sich bekannte Theologen vor allem auf dem Gebiete der Liturgie, hier fand Romano Guardini in den Jahren 1943-1945 Zuflucht, was wiederum W. ungemein anregte. Die beiden Schwerpunkte des Lebens von W. waren die Verkündigung aus den Quellen der Bibel wie die Förderung der hl. Liturgie. Die erste Anregung für das Leben der Liturgie erhielt er bei den Benediktinern in Beuron, wo er als Fr. Martin am 31. Oktober 1903 eingetreten war (1902 war er hier zum ersten Male während der Pfingsttage), um es am 8. Februar 1905 unter Erzabt Placidus Wolter in vollem Einverständnis wieder zu verlassen. Dennoch: Seinen dortigen Aufenthalt betrachtete er als »eine der größten Gnaden Gottes«. - Nach dem Klosteraustritt entschied sich W., in den Dienst des Bistums Rottenburg einzutreten. Während seines Theologiestudiums in Tübingen lernte er zum ersten Male den Studenten Romano Guardini, aus Verona gebürtig, kennen. Für diese Freundschaft, die damals begann und zeitlebens hielt, fand Guardini im ersten seiner »Theologischen Briefe« die bedeutsamen Worte: »Und grüße Dich in einer Denkgemeinschaft, deren Dauer das halbe Jahrhundert schon überschritten hat.« W. machte Guardini mit Beuron bekannt und »eröffnete ihm einen ersten Zugang zur Liturgie der Kirche«, (Werner Groß: Geistig wie menschlich ganz offen und reich. Zur Biographie von Josef Weiger, in: H.B. Gerl-E. Pregadier-A. Wolf, Begegnungen in Mooshausen...). W. betont die Bedeutsamkeit dieses freundschaftlichen Dienstes mit den Worten: »Und damals fiel wirklich ein Samenkorn in einen Geist, den sich Gott für eine weitverzweigte Tätigkeit vorbehalten hat. Heute noch empfinde ich dankbare Genugtuung, daß ich das Werkzeug sein durfte, Romanos theologischen Werdegang in entscheidender Stunde entscheidend zu beeinflussen«. (Zitiert in: H.B. Gerl-E. Pregadier-A. Wolf, Begegnungen in Mooshausen...S. 24). - Sehr wichtig für den theologischen Werdegang W. war es auch, daß Weiger und seine Freunde, zu denen neben Guardini noch in besonderer Weise Karl Neundörfer gezählt werden darf, in der Zeit der Auseinandersetzung mit dem Modernismus Theologie studierten. - In der Zeit seines Pfarrerseins im kleinen Mooshausen war es vor allem die »Biblische Bewegung« und die »Liturgische Bewegung«, die seine ganze Persönlichkeit erfüllten. Treffend bemerkt Werner Groß: »Der Liturgie gehörte seit seiner Beuroner Zeit sein Herz, sie war ihm unerschöpfliche Quelle der Kraft und Erfüllung seines Lebens. Seine liturgischen Publikationen hatten meist ihre Bewährungsprobe in der Pfarrkirche von Mooshausen bereits hinter sich, wenn sie in Druck gingen. Josef Weiger gehörte zu den überzeugten, aber ganz im Hintergrund wirkenden Vorkämpfern der Liturgischen Bewegung, auch wenn er bis jetzt in dieser Hinsicht nicht gewürdigt wurde.« (In: H.B. Gerl-E. Pregadier-A. Wolf, Begegnungen in Mooshausen... S. 28). - Was seine literarische Tätigkeit betrifft, so kann gesagt werden: Seine ersten Buchpublikationen waren liturgische Ausgaben: »Liturgisches Marienbuch«, »Liturgisches Totenbuch«, »Liturgisches Wochenbuch«. Sehr bekannt wurden seine Marienbücher: »Mutter des neuen und ewigen Bundes« wie »Maria von Nazareth«. Von seiner Heimatdiözese Rottenburg erhielt er den Auftrag, für die Marienweihe am Rosenkranzfest 1943 das Weihegebet zu entwerfen. Auch hier kann W. Groß sagen: »Das von Weiger formulierte Weihegebet ging in die Gebetstradition der Diözese Rottenburg-Stuttgart ein, in der es nach wie vor fest verankert ist.« (In: H.B. Gerl-E. Pregadier-A. Wolf, Begegnungen in Mooshausen...S. 32). Seine Promotion zum Doktor der Theologie ehrenhalber am 22. Februar 1951 an der kath.-theol. Fakultät der Universität Tübingen hatte zur Begründung Tatsachen, die der damalige Dekan Fridolin Stier in die Worte gefaßt hat:« Diesen Beschluß faßte die Fakultät in Ansehung der großen Verdienste, die sich Pfarrer Weiger als Anreger der Newman-Studien in Deutschland, als religiöser Schriftsteller von hohem theologischen Rang und durch sein stilles, aber weithin reichendes und in die Tiefe gehendes Wirken als Seelsorger, in immer lebendiger Teilnahme an allem Fragen und Fordern der Gegenwart, erworben hat.« (Zitiert in: H.B. Gerl-E. Pregadier-A. Wolf, Begegnungen in Mooshausen... S. 34). - Wenn Stier W. einen »religiösen Schriftsteller von hohem theologischen Rang« bezeichnet, dann wird dies ganz besonders auch in seinem Buch deutlich:« Der Leib Christi in Geschichte und Geheimnis.« (Würzburg 1950). In einem bedeutsamen Vorwort von R. Guardini stehen die Sätze: »Dennoch ist die Theologie dieser Schrift nicht die der Lehrbücher und wissenschaftlichen Monographien, sondern ein Sprechen von Gott aus Meditation und Gebet. Ich sage das nicht aus Indiskretion, sondern um dem Leser das Vertrauen zu geben, daß er es hier mit lebendiger Gotteslehre zu tun hat.« (S. XI).

Lit.: J. Weiger, Mutter des neuen und ewigen Bundes, Würzburg 1936; - Ders., Maria von Nazareth, München 1954; - Ders., Der Leib Christi in Geschichte und Geheimnis, Würzburg 1950; - Liturgisches Marienbuch, Mainz 1924, Liturgisches Totenbuch, Mainz 1924, Liturgisches Wochenbuch, Mainz 1925; - M. Hörhammer, Pfarrer Dr. Josef Weiger, 50 Jahre Priester, in: Der christliche Sonntag 13 (1961) 231; - Fr. Weber, Der Dorfpfarrer von Mooshausen, in: Katholisches Sonntagsblatt, 2. Oktober 1966; - W. Groß, Josef Weiger (1883-1966), in: Josef Weiger, Geheimnisse des Heils, Stuttgart 1976; - H.B. Gerl, Romano Guardini. 1885-1968. Leben und Werk, Mainz 1985, 71-78; - E. Endrich, Wahrhaft menschlich und priesterlich. Zum Tode von Pfarrer Dr.h.c. Josef Weiger, in: Schwäbische Zeitung, 29. August 1986; - K. Färber, Pfarrer Josef Weiger 80 Jahre alt, in: Schwäbische Zeitung, 10. Juni 1963; - H.B. Gerl-E. Pregadier-A. Wolf, Begegnungen in Mooshausen-Romano Guardini, Maria Knoepfler, Maria Elisabeth Stapp, Josef Weiger, Weißenhorn 1989, 19-38.

Ekkart Sauser

Literaturergänzung:

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Wahrheitsliebe e. großen "Staretz". Vor vierzig Jahren starb Pfarrer J.W. aus Mooshausen, nach Jahren d. Freundschaft mit Romano Guardini, in: Tagespost Nr. 102 vom 26.8.2006, S. 10.

Letzte Änderung: 29.08.2006