Verlag Traugott Bautz
www.bautz.de/bbkl
Zur Hauptseite
Bestellmöglichkeiten
Abkürzungsverzeichnis
Bibliographische Angaben für das Zitieren
Suche in den Texten des BBKL
Infobriefe des aktuellen Jahres

NEU: Unser E-News Service
Wir informieren Sie vierzehntägig über Neuigkeiten und Änderungen per E-Mail.

Helfen Sie uns, das BBKL aktuell zu halten!



Band XIV (1998) Spalten Josef Johannes Schmid Autor: Ekkart Sauser

VINZENZ v. Saragossa: Märtyrer u. Archidiakon, gest. um 304 in Valencia. Fest: 22.1. - Die Passio S. Vincentii levitae berichtet, daß V. in Huesca in Spanien geboren und vom hl. Bischof Valerius von Saragossa in den heiligen und profanen Wissenschaften unterrichtet wurde. Als Diakon stand er seinem Bischof Valerius sehr bei, vorab in der Ausübung der Predigttätigkeit. In der Verfolgung unter Diokletian war es der besondere Stolz des grausamen Statthalters von Valencia, an Valerius und Vinzenz die kaiserlichen Urteile vollstrecken zu lassen. Sie wurden in Ketten von Saragossa nach Valencia gebracht und ebendort gemartert. Doch er übersteht zunächst die Torturen. Schließlich aber stirbt auch er »auf dem ihm bereiteten Scherbenlager so schnell, daß sich der grausame Statthalter noch an dem Toten rächen will. Die Bestattung wird ihm versagt. Auf einen Acker geworfen, soll er den Hunden und Vögeln zum Fraße dienen. Aber ein großer Rabe, den Gott sendet, vereitelt den Plan des Statthalters. Schließlich wird die Leiche in einen Sack genäht und - mit einem Stein beschwert - ins Meer geworfen. Diesmal sind es die Wogen des Meeres, die den Heiligen immer wieder ans Ufer tragen, bis er von einem Christen gefruden und gebührend begraben wird.« (Peter Manns) Vorab in der lateinischen Kirche ist der Kult des V. sehr alt. Er gehört zu den wenigen Heiligen, die im Kalendarium des Polemius Silvius und in dem von Karthago verzeichnet sind. Augustinus, der ihm mehrere Predigten gewidmet hat, berichtet, daß es im gesamten römischen Reiche keine Provinz gegeben hat, die ihn nicht verehrt hätte. Er findet in allen Martyrologien Erwähnung, ihm sind in Rom drei Kirchen gewidmet. Im Frankenreiche bemühten sich vor allem Gregor von Tours und Venantius Fortunatus um seine Verehrung. Große Beachtung erfuhr die Tunica des V. Der Bischof von Saragossa schenkte sie dem König Childebert I. Dieser ließ sie zusammen mit vielen anderen Reliquien 531 ins Frankenreich übertragen. Der Bischof Germanus von Paris soll dem König sogar geraten haben, zur Aufbewahrung aller Reliquien eine eigene Kirche zu errichten. Mit Recht bemerkt P. Manns dazu: »Offenbar erlangte die Tunica des hl. Vinzenz im Frankenreich bald ein solches Ansehen, daß sie hier als sakrales Gegenstück zur verehrten Cappa des heiligen Martin von Tours betrachtet wurde. Im Zusammenhang mit seiner Tunica wird Vinzenz später auch zum Patron der Weber, was für die entsprechende Zunft von Chartres schon im 13. Jahrhundert nachweisbar ist.« (104). Das Datum seines Festes am 22. Januar macht ihn zum beliebten Terminheiligen, vor allem für die Weinbauern. Es gilt bis heute die alte Regel: »Vinzenzi Sonnenschein bringt Frucht und guten Wein.« Daß V. zum Weinpatron geworden ist, hängt wahrscheinlich mit der volksetymologischen Erklärung des Namens: »Vin-Cent« zusammen. Außer Frankreich, wird V. noch im Elsaß, in Süddeutschland und in Österreich verehrt. P. Manns weiß zu berichten, daß noch in der Barockzeit Pariser Weinhändler Münzen schlagen ließen, die neben Nikolaus, Christophorus und Maria auch V. zeigten. - V. gilt aber auch als Patron der Holzknechte - und zwar im bayerisch-österreichischen Alpengebiet. Bei diesen Holzknechten ist sein Festtag, der 22. Januar, die Mitte des Winters. Damit hängt auch zusammen, daß sein Tag als der Tag der »Vogelhochzeit« bezeichnet wird. Stark ausgeprägt war seine Verehrung auch im Fürstpropsteigebiet von Berchtesgaden. Dort ist bereits für 1673 ein Vinzenziamt der Holzmeister bezeugt. In Niederösterreich und im mittleren Burgenland gibt es oft Vinzenzimärkte, Vinzenzitanzfest der Holzknechte, was zuerst im Wald, dann im Wirtshaus gefeiert wird. - In der Kunst wird V. oft gezeigt. So findet sich auf dem linken Predellaflügel des spätgotischen Marienaltares in der Pfarrkirche von Hallstatt in Oberösterreich V. mit einer großen Holzknechthacke. Auch ist eine gotische Kleinplastik des V. aus den 14. Jh. in der Sammlung Prof. Sauser, Trier-Innsbruck anzutreffen.

Lit.: LThK2 Bd. 10, Sp. 802-805 (L. Schmidt); - LCHI Bd. 8, Sp. 568-572 (L. Schütz); - BiblSS XII, 1149-1155; - BHL II Nr. 8627-55; - PL 38, 1252-1268, 54, 501-504, 60, 378-411; - Künstle I, 579 ff.; - ECatt XII 1436 ff.; - L. Schmidt: St. V. v. Saragossa als Patron der Holzarbeiter: Österr. Zschr. für Volkskunde NF 12 (W 1958) 1-17; - P. Manns: Die Heiligen - Alle Biographien zum Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet, Mainz 1975, 103-104; - E. Sauser: Der Hallstätter Marienaltar, Hallstatt 1956, Abb. 43; - J. Torsy: Der große Namenstagskalender, Freiburg-Basel-Wien 199215, 40; - V. Schauber: Pattloch Namenstagskalender, Dokumentation von H.M. Schindler, Augsburg 1994, 22.

Ekkart Sauser

Literaturergänzung:

Federico Marazzi, "Fama praeclari martyris Vincentii". Riflessioni su origini e problemo del culto di san V. di S. a San Vincenzo al Volturno, in: Sanctorum 4.2007, S. 163-202.

Letzte Änderung: 05.09.2007