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Band X (1995)Spalten 973-975 Autor: Sigrid Fillies-Reuter

SPERATUS, Paul (1484-1551), Theologe, evangelischer Kirchenliederdichter. - Paul Speratus - der eigentliche Familienname ist Hoffer (latinisiert zu Speratus) - wurde am 13.12. 1484 in Rötlen bei Ellwangen (Württemberg) geboren. Ab dem Jahr 1503 studiert Speratus in Freiburg, Paris und Italien und Wien. Er erwirbt den dreifachen Doktorgrad (phil., jur., theol.). Im Juli 1506 empfängt er die Priesterweihe und ist in mehreren Gemeinden tätig (ab 1514 in Salzburg; ab 1520 in Dinkelsbühl). Ende Juli 1520 wird er schließlich Domprediger in Würzburg tätig und Kanonikus am Stift Neumünster. In Würzburg traf Speratus im höheren Clerus auf Sympathien für Luther, dessen Schriften er teilweise bereits in Dinkelsbühl begegnet war. Lutherisch geworden und aufgrund seiner Heirat mit Anna Fuchs (1520) seines Amtes enthoben, wendet sich Speratus 1521 zunächst wieder nach Salzburg, um dann einer Berufung nach Ofen (Ungarn) zu folgen. Auf dem Wege dorthin hielt er am 12.1. 1522 im Stephansdom zu Wien eine Predigt gegen Ehestand und Mönchsgelübde. Er wird daraufhin von der Wiener theologischen Fakultät exkommuniziert. 1522 gelangt er nach Iglau (Mähren), wo er als Stadtpfarrer in Iglau in reformatorischem Geiste predigte. Durch den Bischof von Olmütz gefangen gesetzt und als Ketzer zum Feuertode verurteilt, dann aber auf den Einspruch mehrerer Gönner hin begnadigt, flieht er 1523 zu Luther nach Wittenberg, wo er u.a. mehrere lateinische Lutherschriften ins Deutsche übersetzt. Auch fördert er durch eigene Beiträge Luthers Herausgabe des Gesangbuchs von 1524. 1524 wird Speratus durch Albrecht von Preußen als Schloßprediger nach Königsberg berufen. Hier ist er 1525 am Zustandekommen einer Agende, sowie 1526 und 1528 an Visitationen beteiligt. Er gibt 1527 zwei gesangbücher heraus und ermuntert andere zum Schaffen von Kirchenliedern1530 wird er Bischof von Pomesanien mit Sitz in Marienwerder. Dort geht er energisch gegen Schwärmer und Sektierer, vor allem gegen Schwenckfeldt(1531-1535), in den letzten Jahren gegen Anhänger Osianders vor. Speratus stirbt am 12.8. 1551 in Marienwerder.

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Werke: 1. Übersetzungen von Lutherschriften: Der Garuss. Von dem Endchrist ... wider Catharinu, 1524; Von dem aller nöttigisten, Wie man diener der kirchen welen und eynsetzen sol, 1524; Ein weyse Christlich Mess zu halten ..., 1524; Widder das blind und toll ... verdamnis der Siebenzehen Artickel von der ... Universitet zu Ingolstat ausgangen ... Item der Wienner Artickel widder P.Speratus sampt seyner Antwort, 1524. - 2. Eigene Schriften: Etlich Christliche Lyeder Lobgesang, vnd Psalm ...1524; Wie man trotzen sol auffs Creutz widder alle wellt zu stehen bei dem Evangelio, an die Igler, Wittenberg 1524. Wahrscheinlich hat Speratus des Königsberger Gesangbuch von 1527 herausgegeben: »Etlich Gesang, dadurch Gott in der gebenedeiten Mutter Christi - allen Heiligen und Engeln gelobet wird. Alles aus Grund göttlicher Schrift«. Im EKG ist lediglich das Lied »Es ist das Heil uns kommen her« (EKG242) erhalten.

Lit.: C.J. Cosack, Paul Speratus Leben und Lieder, Braunschweig 1861; - Th. Pressel, Paul Speratus, Leben und ausgewählte Schriften der Väter ... der lutherischen Kirche 8, Elberfeld 1862; - E.E. Koch, Geschichte des Kirchenliedes Bd. 1, Stuttgart 18663, 345 ff; - P. Tschackert, Urkundenbuch zur Reformationsgeschichte des Herzogtums Preußen I-II, Leipzig 1890; - ders., Paul Speratus von Rötlen, Evangelischer Bischof von Pomesanien in Marienwerder, Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 33, Halle 1891; - Ders, Speratus, Paul, RE3, XVIII, Leipzig 1906, 625-631; XXIV, 525; - ders., Über einen Sammelband »Paul. Sperati Scripta«, ThStK 1911, 474-476; - Allgemeine deutsche Biographie XXXV, Leipzig 1893, 123-135; - W. Nelle, Unsere Kirchenliederdichter. Lebens- und Charakterbilder, Hamburg 1905, 17-30; - Ders., Geschichte des deutschen Evangelischen Kirchenliedes, Hamburg 19092, 44-46; - J. Zeller, Paulus Speratus. Seine Herkunft, sein Studiengang und seine Tätigkeit bis 1522, Stuttgart 1907; - F. Spitta, Die ältesten evangelischen Liederbücher aus Königsberg, ZKG 31,1910, 249 ff. 415 ff.; - W. Graf, Paul Speratus, der Reformator Altpreußens, 1917; - H. Laag, Die Einführung der Reformation im Ordensland Preußen, NKZ 36, 1925, 863 ff; - ders., Speratus, Paul (1484-1551), RGG2, Bd. V, Tübingen 1931, 688-689; - P. Gennrich, Die ostpreußischen Kirchenliederdichter, 1938; - M. Wittenberg, Paul Speratus und seine Bedeutung für die evangelisch-lutherische Kirche, in: Jahrbuch des Martin-Luther-Bundes 1951/52, 21-47; - W. Lueken, Lebensbilder der Liederdichter und Melodisten, Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch II/1, Göttingen 1957, 45 f-46; - Ders., Speratus, Paul (1484-1551), RGG3, Bd. VI, Tübingen 1961, 241; - Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch, Sonderband, Göttingen 1958, 375-379; - H.J. König, Blätter für württembergische Kirchengeschichte 62, 1962, 7-63; 63, 1963, 104-138; - ders., Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 9, Stuttgart 1963, 18-39; - S. Fornacon, MGG XII, Kassel 1965, 1029-1031; - R. Stupperich, Dr. Paul Speratus, der »streitbare« Bischof von Marienwerder, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 1983, 159-182; - H. Vonhoff, Es ist das Heil uns kommen her. Auf den Spuren des Paul Speratus, Steinkopf Bücherei 20, Stuttgart 1984.

Sigrid Fillies-Reuter

Literaturergänzung:

1997

Klaus Burba, Das Rastenburger Religionsgespräch 1531. Bischof S. u.d. Schwärmer im Widerstreit über "Das gepredigte Wort Gottes", in: BOK 2.1997, S. 53-83; -

2003

Martin Brecht: Erinnerung an Paul Speratus (1484-1551), ein enger Anhänger Luthers in den Anfängen der Reformation. ARG 94 (2003), 105-133; -

2010

Daniel Degen, Das Lied "Es ist das Heil uns kommen her" von P.S., in: JLH 49.2010, S. 135-162.

Letzte Änderung: 09.04.2011