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Band XX (2002)Spalten 1443-1445 Konrad Fuchs

SYBEL, Heinrich von, Historiker, * 2.12. 1817 in Düsseldorf, † 1.8. l895 in Marburg. - Im Anschluß an das Geschichtsstudium, insbesondere bei Leopold von Ranke, dem Begründer der modernen Geschichtswissenschaft, dessen ältester Schüler S. war, erhielt er 1841 in Bonn eine Dozentur und 1844 eine Professur. 1846 wurde er Professor in Marburg, 1856 in München. Hier gründete er 1857 das erste Historische Seminar und 1859 die "Historische Zeitschrift", die sich zum führenden Organ der deutschen Geschichtswissenschaft entwickelte. Ab 1861 wirkte S. erneut als Professor in Bonn. Von 1875 bis 1895 war er Direktor der preußischen Staatsarchive in Berlin. Sein Engagement in der Politik dokumentiert sich in seiner Mitgliedschaft im Vorparlament, das vom 31.3. 1848 bis zum 3.4. 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt am Main tagte, in der hessischen Ständeversammlung 1848/49 und im Ständehaus des Erfurter Unionsparlaments, das vom 20.3. 1850 bis zum 29.4. 1850 in der Augustinerkirche zu Erfurt zusammenkam, zudem in seiner Mitgliedschaft im preußischen Abgeordnetenhaus 1862 bis 1864, dem er erneut als nationalliberaler Abgeordneter von 1874 bis 1880 angehörte, sowie im Reichtag des Norddeutschen Bundes 1867. - S., der als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses 1862 bis 1864 zu den entschiedenen Gegnern Bismarcks gehörte, söhnte sich als Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes mit ihm aus. Während des Kulturkampfes (1872-1880/87) war er ein entschiedener Gegner des Zentrums. Seine eigentliche Domäne war neben der Wissenschaft und der Politik die Wissenschaftspolitik. "Sybel liebte den Kampf gegen fremde Lehrmeinungen und Schulen. Er bediente sich dazu der literarischen Formen, in denen er Meister war: der Streitschrift, der kritischen Miszelle, der akademischen Rede oder des populären Vortrags, zelebriert vor einem wissenschaftsgläubigen Auditorium. Ob er dabei gegen Geschichtslegenden zog ..., oder ob er neue schuf wie im Streit ... um die Italienpolitik der Kaiserzeit, ob er sich als Wissenschaftsprogrammatiker gab oder als Kathedersozialist, ob er Kriegsursachen oder Kriegsziele begründete - stets bot er dem Leser oder Hörer exakte Argumente gegen einen konkreten Feind. Er domestizierte gleichsam den Nutzen historischer Quellenkritik für den intellektuellen Alltagshaushalt der Nation. Doch Sein und Effekt schwankten dabei sehr. Nur zu leicht schlug das Aufklärerische in konfessionellen Hader um, wurde das Antidogmatische dogmatisiert oder widerfuhr dem Nationalgedanken der nationalistische Selbstbetrug. Auch erwies sich, daß (Sybel) ein Streiter war, rechthaberisch und unduldsam ..." (H. Seier). Gleichwohl gilt S., der politisch erziehen wollte, neben Heinrich v. Treitschke als der bedeutendste politische Historiker Deutschlands. Er war ein Repräsentant des kleindeutschen Gedankens, weshalb er auch die Reichsgründung Bismarcks als kleindeutsches Konstrukt begrüßte.

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Werke: Entstehung des deutschen Königtum (1844, 18812); Geschichte der Revolutionszeit 1789-1795 (1853-1860; Fortsetzung bis 1800 in Bd. 4 und 5: 1870-1879); Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I., 7 Bde. (1889-1895, 1892-l8955; Volksausgabe 1901); Kleine historische Schriften, 3 Bde.(1863-1881); Vorträge und Aufsätze (1874); Vorträge und Abhandlungen (1897; mit Bibliographie). - Universalstaat oder Nationalstaat, die Streitschriften Heinrich v. Sybels u. J. Fickers zur deutschen Kaiserpolitik des Mittelalters, hrsg. v. Fr. Schneider (1941).

Lit.: P. Bailleu, Sybel, in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908); - W. Bußmann, Heinrich von Sybel 1817-1895, in: Bonner Gelehrte. Geschichtswissenschaft (1968); - M. Ferres, Heinrich von Sybels Stellung zu den politischen Vorgängen 1859-1862 (1930); - P. E. Hübinger, Das Historische Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn (l965); - ders., Heinrich v. Sybel, in: W. Först (Hrsg.), Rheinisch-westfälische Rückblende (1967); - ders., Sybels Bonner Rektoratsjahr (1867/68), in: Festgabe f. Max Braubach (1964); - ders., Heinrich v. Sybel und der Bonner Philologenkrieg, in: Historisches Jahrbuch 83 (1964); - E. Marcks, Heinrich v. Sybel, in: Personen, Männer und Zeiten I (1911); - F. Meinecke, Heinrich v. Sybel, in: Historische Zeitschrift 75 (1895); - R. Morsey, Geschichtsschreibung und amtliche Zensur, in: Historische Zeitschrift 184 (1957); - Th. Schieder, Die deutsche Geschichtswissenschaft im Spiegel der Historischen Zeitschrift, in: Historische Zeitschrift 189 (1959); - H. Schleier, Sybel und Treitschke (1965); - H. Seier, Die Staatsidee Heinrich v. Treitschkes in den Wandlungen der Reichsgründungszeit 1862-71 (1961); - ders., Sybels Vorlesung über Politik und Kontinuität des "staatsbildenden" Liberalismus, in: Historische Zeitschrift 187 (1959); - C. Varrentrapp, Biographische Einleitung, in: VAb, München 1897; - H. Schleier, Die kleindeutsche Schule, in: J. Streisand (Hrsg.), Studien über die deutsche Geschichtswissenschaft I, Berlin 1963; - K. Buchheim, Heinrich v. Sybel, in: Historische Vierteljahresschrift 26 (1931); - H. Seier, Heinrich von Sybel, in: H.-U. Wehler (Hrsg.), Deutsche Historiker, Bd. II (1971), 24-38; - Charles E. McClellan, The German Historians and England. A Study in Nineteenth-Century Views, Cambridge 1971, 131-32, 135, 144, 147, 150-51, 153, 157, 166, 207, 208, biograph. Anmerkungen: 254-255; - B. Faulenbach (Hrsg.), Geschichtswissenschaft in Deutschland. Traditionelle Positionen und gegenwärtige Aufgaben (1974), 41 f., 46, 48, 54, 58, 99.

Konrad Fuchs

1996

Christoph Waldecker, "Natürlich hat man Ursache die nähere Untersuchung zu scheuen". Johann Gustav Gildemeister u.d. Ausstellung d. Heiligen Rockes zu Trier, in: AmrhKG 48.1996, S. 391-406.

Letzte Änderung: 09.04.2011