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Band X (1995)Spalten 1087-1090 Autor: Manfred Hörner

STADION, Christoph von, Bischof von Augsburg (1517-1543), * Mitte März 1478 in Schelk-lingen als Sohn des Nikolaus von Stadion (+ 1507) und der Agatha von Gültlingen, + 15.4. 1543 in Nürnberg, begraben in der Pfarrkirche zu Dillingen. - S. studierte 1490-1494 in Tübingen, wo er Ende 1491 das Baccalaureat, Anfang 1494 den Magister Artium erwarb, ab Ende 1494 in Freiburg, ab 1497 in Bologna. Nachfolgend wurde er in Ferrara zum Doktor der Rechte promoviert. Im Sept. 1506 fand er Aufnahme in das Augsburger Domkapitel. Im April 1512 trat er erstmals als Offizial in Erscheinung. Im Februar 1515 wählte ihn das Domkapitel zum Domdechanten, im April 1517 zum Koadjutor des Bischofs Heinrich von Lichtenau, der bereits eine Woche später verstarb. Mitte April 1517 erlangte er die päpstliche Bestätigung als Koadjutor, Mitte Mai 1517 die als Bischof. Schon im Herbst 1517 hielt er eine Bistumssynode ab. Im den Jahren 1518 und 1523 ordnete er eine Generalvisitation der Diözese an. Eine nachhaltige Reform des Klerus gelang ihm nicht. - Während seiner Amtszeit drang die Reformation ins Bistum Augsburg vor: sie fand Eingang in die Reichsstädte Memmingen, Nördlingen, Dinkelsbühl, Ulm und Donauwörth, gegen Ende seines Lebens auch in die Grafschaft Oettingen und das Herzogtum Pfalz-Neuburg. Die Bulle »Exsurge Domine« ließ er erst Ende 1520 auf äußeren Druck hin verkünden. Von 1522 an ging er zwar innerhalb seiner Diözese schärfer gegen reformatorische Strömungen vor, insbesondere ließ er einzelne Geistliche maßregeln. Insgesamt verfolgte er aber einen ausgleichenden Kurs, darin bestärkt durch Erasmus von Rotterdam, mit dem er wie auch mit Philipp Melanchthon in persönlichem Kontakt stand. Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 war er im zur Beratung der »Confessio Augustana« und der »Confutatio Pontificia« niedergesetzten Vierzehnerausschuß tätig. Mitte 1540 nahm er am Hagenauer Religionsgespräch teil: hinsichtlich Laienkelch, Priesterehe, Fastengebot und Gebrauch der Landessprache bei der Meßliturgie schien er zu einem Entgegenkommen bereit. - Mit der Durchsetzung der Reformation in der Reichsstadt Augsburg geriet die bischöfliche Partei dort in zunehmende Bedrängnis. Mitte Juli 1534 erging ein Verbot katholischer Predigten. Auf ein Dekret des Magistrats von Mitte Januar 1537 hin, wonach sich die katholische Geistlichkeit der reichsstädtischen Obrigkeit unterwerfen oder Augsburg verlassen sollte, begab sich der Bischof mit Domherren, Stiftskanonikern und Ordensgeistlichen nach Dillingen. Die Rückkehr wurde erst nach seinem Tod durch den kaiserlichen Erfolg im Schmalkaldischen Krieg ermöglicht. - S. stellte sich wiederholt in Dienst von Kaiser und Reich: 1523 als Beisitzer des Reichsregiments, 1542 und 1543 als kaiserlicher Kommissar auf dem Reichstag. - Auf Verständigung zielte S. auch im Bauernkrieg: er erschien zu - letztlich erfolglosen - Verhandlungen mit seinen Untertanen im Allgäu; die unterlegenen Aufständischen wurden vergleichsweise milde behandelt. - Ende Mai 1534 stiftete S. das Hospital in Zusmarshausen. - Humanistisch gebildet, verfolgte S. trotz aller Rückschläge zeitlebens einen um Ausgleich der konfessionellen Spannungen bemühten Kurs.

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Werke: Christophori a Stadion Oratio in synodo ad clerum habita, Ottobeuren 1518 (Spätere Ausg.: C. a. S. episcopi quandam Augustani Oratio in synodo ad clerum habita a. 1518. Adjunctus est de rebus ad Christophorum attinentibus commentarius. Hrsg. v. C(arl) J(oseph) H(ieronymus) v. Kolborn, Ulm 1776; Dt. Übers.: C. v. S. Synodalrede, gehalten im J. 1518, übers. von zween Grafen des nämlichen Hauses, Ulm 1776).

Lit.: Georg Wilhelm Zapf, C. v. S., Bisch. v. Augsburg. Eine Gesch. aus den Zeiten der Ref., 1799; - Placidus Braun, Gesch. der Bisch. v. Augsburg III, 1814, 178-357; - Alfred Schröder, Die Verkündung der Bulle »Exurge Domine« durch Bisch. C. v. Augsburg 1520, in: Jb. des Hist. Ver. Dillingen 9, 1896, 144-172; - Friedrich Roth, Augsburgs Reformationsgesch., 4 Bde., I: 1517-1530, 19012, II: 1531-1537 bezw. 1540, 1904, III: 1539-1547, bezw. 1548, 1907; - Karl Wolfart, Die Augsburger Ref. in den J. 1533/34, 1901 (Nachdr. 1972); - Paul Kalkoff, Die Bulle »Exsurge«. Ihre Vollziehung durch die Bisch. v. Eichstätt, Augsburg, Regensburg u. Wien, in: ZKG 37, 1918, 89-174; - Hans Peter Schmauch, C. v. S. (1478-1543), Bisch. v. Augsburg (1517-1543), u. seine Stellung z. Ref., masch. Diss. München 1956; - Friedrich Zoepfl, Der Humanismus am Hof der Fürstbisch. v. Augsburg, in: HJ 62/69, 1949, 671-708, bes. 691-708; - ders., Bischof C. v. S., in: Lb. aus dem bayer. Schwaben 7, 1959, 125-160; - ders., Das Bist. Augsburg u. seine Bisch. im Reformationsjh. (= Gesch. des Bist. Augsburg u. seiner Bisch. II), 1969, 1-172 (Lit.: XVII-XXIV); - Horst Jesse, C. v. S., Bisch. z. Augsburg während der Reformationszeit: 1517-1544, in: ZBKG 49, 1980, 86-122; - Peter Rummel, Das Bist. Augsburg im Zeitalter der Ref. u. Gegenref., in: Jb. des Ver. für Augsburger Bistumsgesch. 14, 1980, 114-132, bes. 115-121; - ders., Die Augsburger Diözesansynoden. Hist. Überblick, ebd., 20, 1986, 9-69, bes. 27-29; - Augsburger Stadtlexikon, 1985, 70; - Wolfgang Wüst, Schwaben 1517-1648, in: Hdb. der bayer. KG II: Von der Glaubensspaltung bis z. Säkularisation, 1993, 65-121; - Herbert Immenkötter/Wolfgang Wüst, Reichsstadt u. Hochstift Augsburg, in: Zschr. des Hist. Ver. f. Schwaben 86, 1993, 197-209, bes. 199 f.; - ABD IV, 224-227; - NDB III, 242-243; - Wurzbach XXXVII, 25-26; - LThK2 IX, 1003-1004; - Wetzer-Welte XI, 696-699.

Manfred Hörner

Letzte Änderung: 09.04.2011