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Band XXIV (2005) Spalten 1230-1232 Autor: Konrad Fuchs

ROSENBERG, Alfred, Politiker, * 12.1. 1893 Reval, †(hingerichtet) 16.10. 1946 Nürnberg. - Geboren als Sohn eines Kaufmanns, absolvierte R. in Riga und Moskau ein Architekturstudium und erwarb den akademischen Grad eines Dipl.-Ing. Im November 1918 begab er sich von Reval (Estland) nach Berlin. Seit 1919 wirkte er in München als Schriftsteller und vom Jahre 1921 an als Hauptschriftleiter des "Völkischen Beobachter(s)", dem Zentralorgan der NSDAP. Mitglied der NSDAP bzw. der am 5.1. 1919 in München gegründeten "Deutsche(n) Arbeiterpartei", die am 24.2. 1920 in NSDAP umbenannt wurde, war R. seit 1919 (Mitgl.-Nr. 621). Nachdem die NSDAP infolge des gescheiterten Hitler-Putsches am 8./9.11. 1923, an dem R. beteiligt war, verboten worden war, gründete er 1924 als ihre Nachfolgeorganisation die "Großdeutsche Volksgemeinschaft", bestehend bis zur Neugründung der NSDAP am 27.2. 1925. Seit 1930 gehörte R. als Mitglied der NSDAP-Fraktion dem Deutschen Reichtstag an (Wahlkreis Hessen-Darmstadt). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30.Januar 1933 wurde der zum Reichsleiter avancierte R. Chef des durch Hitler am 1.4. 1933 errichteten "Außenpolitische(n.) Amt(s)" (APA) der NSDAP. Bevorzugte Arbeitsgebiete R.s als Chef des APA waren die Kontaktaufnahme mit britischen Persönlichkeiten, die Infiltrierung Südosteuropas sowie Untersuchungen zur Aufteilung der Sowjetunion nach ethnographischen Gesichtspunkten. Sein persönliches und prinzipielles Engagement dokumentierte sich in der Förderung der 1933/34 vollzogenen ideologischen Umgestaltung der Nordischen Gesellschaft sowie dem Unterfangen, auf der Grundlage des Antisemitismus außenpolitisch wirksam zu werden. 1934 wurde R. "Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP." Am 17. Juli 1941 erfolgte seine Ernennung zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete. Im Gegensatz zu Hitler betrachtete R. die Völker der UdSSR nicht generell als "minderwertig", weshalb er einer generellen "Untermenschenpolitik" im Osten widersprach. Die einzige Möglichkeit zur dauerhaften Ausschaltung eines "großrussischen Machtfaktors" im Osten sah er in der "Dekomposition" der Sowjetunion auf der Grundlage geographischer und nationaler Kriterien. Die Kategorien "erwünscht" (Balten, Weißrussen, Kaukasier, Turkvölker) oder "unerwünscht" (Russen und "Asiaten") waren orientiert an den Rasseprinzipien des Nationalsozialismus. Sein Ziel war es, deutsche Vasallenstaaten im Osten zu schaffen, die einen Puffer bzw. einen cordon sanitaire gegen ein entmachtetes russisches Kernland bilden sollten. "In einer Rede vor General- und Gebietskommissaren am 18.5. 1942 in Riga erläuterte Rosenberg, es dürfe keine russische Zentralmacht mehr geben, die für Deutschland zu einer Gefahr werden könne. ,Der wilde Osten' müsse zu einem ,Musterland und Vorfeld für das Großdeutsche Reich' werden"(M. Schröder). Obwohl das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete mit dem Vordringen der sowjetischen Truppen auf deutsches Reichsgebiet seit Herbst 1944 seinen Sinn verlor, blieb es bis Kriegsende mit R. an seiner Spitze bestehen. Mitverantwortlich war er in dieser Funktion für die Ausbeutungspolitik in den besetzten Ostgebieten. Im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde R. am 1.10. 1946 "als Urheber des Rassenhasses" vom Internationalen Militärtribunal zum Tode verurteilt und am 16.10. 1946 hingerichtet.

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Werke: Die Spur der Juden im Wandel der Zeiten (1919); Unmoral im Talmud (1919); Wesen, Grundsätze und Ziele der NSDAP (1922); Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltungskämpfe unserer Zeit (1930 u.ö.); Das Wesensgefüge des Nationalsozialismus (1932); Blut und Ehre (1934); Letzte Aufzeichnungen (1955); Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs, hrsg. v. H.G. Seraphim (1964).

Lit.: J. Billig, Alfred Rosenberg (1963); - H.A. Jocobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-38 (1968); - R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem (1970); - Rosenberg, Alfred, in: dtv-Lexikon zur Geschichte und Politik im 20.Jahrhundert, Bd. 3 (1973), 693; - Rosenberg Alfred, in: Erich Stockhorst, 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich (1967), 351; - M. Behnen, Rosenberg, Alfred, in: G. Taddey (Hrsg.), Lexikon der deutschen Geschichte (1977), 1030; - Rosenberg Alfred, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), hrsg. von W. Killy u. R. Vierhaus, Bd. 8 (2001), 391.

Konrad Fuchs

Literaturergänzung:

1983

Joseph Gottschalk, Wider d. "Mythus des 20. Jahrhunderts". Zu e. Publikation d. schlesischen Priester Erich Kleineidam u. Otto Kuss aus d. Jahre 1935, in: ASKG 41.1983, S. 67-96; -

2006

Ernst Piper, A.R. Hitlers Chefideologe. München 2005; - Sem C. Sutter, Looting of Jewish collections in France by the Einsatzstab Reichsleiter R., in: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Hrsg. von Regine Dehnel. Frankfurt a.M. 2006, S. 120-134; -

2007

Ernst Piper, A.R. [München] 2007.

Letzte Änderung: 09.04.2011