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Band VII (1994)Spalten 444-446 Autor: Adriaan Breukelaar

PHILIBERT (Filibert) von Jumièges, Hl., Abt, * um 608 in der Gascogne (Éauze), + 685 in Noirmoutier. - Als Sohn des Bischofs und ehemaligen königlichen Hofbeamten Filibald aus einer romanischen Familie wuchs P. am Pariser Hofe Dagoberts I. im später für das Klosterleben in Francia wichtigen Kreis um Audoenus (Ouen) auf. Mit 20 Jahren gab er das Hofleben auf, wurde Mönch in Rebais, einer Gründung des Audoenus, und später Nachfolger des dortigen Abtes Agilus. Wegen Unstimmigkeiten im Kloster legte er sein Amt nieder und bereiste Klöster columbanischer Richtung (Luxeuil, Bobbio) sowie andere Klöster in Francia, Burgund und Italien zum Studium der dortigen Klosterordnungen. Wahrscheinlich hat er auf dieser Reise auch südgallische Klöster besucht, denn die Vita Filiberti aus dem 8. Jhdt., deren Angaben durch neuere Urkundenfunde gestützt werden, berichtet, daß P. für seine Klöster eine kombinierte Regel geschaffen hat, die neben Benedikt und Columban auch die Regel des Basilius und des Macarius verwendete. Er gründete das Kloster Jumièges (654) auf ihm von Chlodwig II. geschenktem Land und ferner das Nonnenkloster Pavilly (offenbar als Ergänzung von Jumièges zu einem Doppelkloster). Er wurde von Audeoenus, damals Bischof v. Rouen, und der Königin Balthilde gefördert. Als er sich mit dem neustrischen Hausmeier Ebroin überwarf und auch von Audoenus fallengelassen wurde, führte dies zu seiner Verbannung. Er verbrachte sein Exil bei Bischof Ansoald von Poitiers. In der Verbannung gründete P. mit Beihilfe des Ansoald das Kloster Noirmoutier auf der Insel Heriou vor der atlantischen Küste. Nach Ebroins Tod kehrte er nach Jumièges zurück und söhnte sich mit Audoenus aus. Um 684 gründete er das Kloster Montivillers westlich von Pavilly auf Land, das ihm der Hausmeier Waratto, der Nachfolger Ebroins, geschenkt hatte. Nach dem Tod des Audoenus aber (684) kam er nach Noirmoutier zurück und gründete das Kloster St. Benoît-de-Quinçay in der Diözese Poitiers. P.s Gründungen wurden von der Königin Balthilde gefördert.

Quellen: Vita Filiberti, hrsg. v. Bruno Krusch, (= MGH SRM V), 568-606.

Lit.: E.J. Tardiff, Les chartes mérovingiennes de l'abbaye de Noirmoutier, avec une étude sur la chronologie du règne de Dagobert II, Paris 1899; - E. Vacandard, Vie de saint Ouen, évêque de Rouen (641-684). Étude d'histoire mérovingienne, Paris 1902, 210; - R. Poupardin, Monuments de l'histoire des abbayes de Saint-Philibert (Noirmoutier, Grandlieu, Tournus), Paris 1905; - E. Lesne, Histoire de la propriété ecclésiastique en France I, Lille/Paris 1910, 122; - P. Chirol, `L'abbaye de Jumièges', Calvados; Annuaire de cinq dép. de la Normandie 95 (1928), 149-162; - L. Dupraz, Le `Regnum Francorum' pendant le troisième quart du VIIe siècle (656-680), Freiburg i. Sch. 1948, 298; - J.F. Lemarignier, `Jumièges et le monachisme occidental au haut moyen âge (VIIe-XIe s.)', in: Jumièges, Congrès scientifique du XIIIe centenaire, Rouen 1956, 753-764; - Georges Priem, `Une image sculptée inédite de saint Ph. à Montivilliers', Bulletin de la Commission des Antiquités de la Seine-Maritime (Rouen) 26 (1966/7), 279-281; - Eugène Pepin, `Saint Ph. et ses reliques', Centre international d'études romanes. Revue trimestrielle (1975), 7-14; - Jean-Loup Lemaître, `Un fragment Limousin de la 'Vita Philiberti' (Limoges Arch. comm., 11,1 pièce 1), AnBoll (1985), 355-358; - Friedrich Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich; Kultur und Gesellschaft in Gallien, den Rheinlanden und Bayern am Beispiel der monastischen Entwicklung (4. bis 8. Jahrhundert), Darmstadt 19882, 72 f., 96 f., 131 f. 150, 176, 273 f., 294, 306 f., 382, 491, 537; - H. Leclercq, »Noirmoutier«, in: DACL XII/2 (1936), 1407 f.; - Wattenbach-Levison I (1952), 138; - Hauck I (19527), 272; - W. Böhne in LThK2 VIII (1963), 446 f.; - Valerie I.J. Flint in NCE XI (1967), 269; - David Hugh Farmer, in: The Oxford Dictionary of Saints,19872, 353; - G. Baudry in Catholicisme XI (1988), 162 ff.

Adriaan Breukelaar