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Band VI (1993)Spalten 867-869 Autor: Gerhard Diehl

NIKOLAUS III., Papst 25.11. 1277 - 22.8. 1280, vorher Giovanni Gaetano Orsini, * zwischen 1210/1220 Rom, Sohn des Matteo Rossi O. und der Perna Gaetani, + Soriano. - Der Angehörige des bedeutenden röm. Geschlechts der Orsini war - 1244 durch Innozenz IV. zum Kardinal geweiht - über 30 Jahre einflußreiches Mitglied des K.kollegiums. Ab 1262 stand er der päpstlichen Inquisitionsbehörde vor. Als Papst nannte sich N. nach seiner Titularkirche S. Niccolo in Carcere. Sein Hauptanliegen war es, die Unabhängigkeit des Hl. Stuhls in Italien zu sichern. Es gelang ihm, Karl v. Anjou, Kg. von Neapel, zur Niederlegung des Reichsvikariats über Tuszien und zum Verzicht auf eine Wiederernennung als Senator in Rom zu bewegen. Am 11.7. 1278 dekretierte er, daß Nichtrömer das Amt nur noch mit päpstl. Zustimmung halten konnten und ließ sich selbst zum Senator auf Lebenszeit ernennen, wichtige Schritte für die Errichtung der päpstl. signoria über Rom. In Verhandlungen mit dem auf seine Kaiserkrönung wartenden dt. Kg. Rudolf v. Habsburg erreichte N. dessen Verzicht auf alle ksl. Ansprüche auf die Romagna. Diese Sicherung und Erweiterung gab dem Kirchenstaat seine Gestalt bis ins 19. Jhdt. - Zwischen beiden Herrschern gelang ihm ein Ausgleich, der durch die Belehnung Karls mit der Provence und Forcalquier sowie durch eine Familienverbindung besiegelt wurde. Das in diesem Zusammenhang N. zugeschriebene `Vierstaatenprojekt', mit dem das deutsche Reich in vier Teilstaaten umgewandelt und das erbliche Kaisertum mit Oberherrschaft über die Teile eingerichtet werden sollte, ist in der Forschung umstritten. Die umfangreichen Bemühungen um Frieden zwischen Fkr. und Kastilien wie die Unionsprojekte mit den Griechen hatten wenig Erfolg, lediglich die Angriffspläne der Anjou auf Byzanz wurden verhindert. Auch Kreuzzugspläne konnten nicht verwirklicht werden. - Im Armutsstreit der Franziskaner vermittelte N. durch die Bulle »Exiit qui seminat« (14.8. 1279). Neben Reformen innerhalb der päpstl. Kanzlei machte N. sich einen Namen durch umfangreiche Bautätigkeiten an der Peterskirche, im Vatikan und Lateran und die Anlage der vatikanischen Gärten. Sein ausgeprägter Nepotismus und sein Umgang mit Geld sicherten ihm einen Platz in Dantes Inferno (19, 61 ff.).

Quellen: Annales Placentini, MG SS XVIII, 569 ff.; Annales Parmenses, ebd. 687 ff.; Martini Oppaviensis chronicon pontificum et imperatorum, Continuatio Romana, MG SS XXII 476 ff.; Bartholomäus v. Lucca, Historia ecclesiastica; Muratori III, 2 606 f.; und XI, 1179-84; LibPont II 458 f.; F. Kaltenbrunner/O. Redlich (Hrsg.), Mitt. aus dem Vatican. Archiv I, 1889 u. II, 1894; Potthast 2, 1719-1756 u. 2132; J. Gay/S. Vitte, Les Registres de N. III, 1898-1938.

Lit.: A. Busson, Die Idee des dt. Erbreichs u. d. ersten Habsburger, SB Wien 88, 1878, 635-672; - Ders., Zu N. III Plan einer Teilung des Kaiserreichs, MIÖG 7, 1886, 156-159; - F. Wertsch, Die Beziehungen Rudolfs von Habsburg zur röm. Kurie bis zum Tode N. III, 1880; - F. Savio, N. III. Orsini, CivCatt s. 15, 9-12; s. 16, 1-2; 1894/95; - Ders., La pretesa inimicizia de papa N. III. contra il ré Carlo l d'Angio, Arch.stor.sicil. NS 27, 1922, 358 ff.; - A. Demski, Papst N. III, 1903; - F.J. Völler, Der Teilungsplan des P.N. III, HJ 25, 1904, 62-81; - R. Sternfeld, Der Kardinal Johann Gaetan Orsini (Papst N. III., 1244-77), 1905 (ND Vaduz 1965); - A. Huyskens, Das Kapitel von St. Peter in Rom unter dem Einfluß der Orsini 1276-1342, HJ 27, 1906, 266-290; - R. Morghen, Il card. Matteo Rossi Orsini, Arch.d.Soc.Rom.di storia patria 46, 1922, 271-372; - W. Neumann, Päpstl. Reichsreformpläne im 13. Jhdt., FS H. Reincke-Bloch, 1927, 37-47; - G. Barraclough, The Chancery Ordinance of N. III, QFIAB 25, 1933-4, 192-250; - F. Bock, Kaisertum, Kurie und Nationalstaat im Beginn des 14. Jhdts, RQ 44, 1936, 105-122 u. 169-220; - Ders., Il Registrum super senatoria Urbis di P.N. III, Boll.Ist.Stor.It. 66, 1954, 79-95; - Ders., Die erste urkundlich prüfbare Ordnung des päpstl. Archivs. MIÖG 62, 1954, 317-335; - B. Rusch, Die Behörden und Hofbeamten der päpstl. Kurie des 13. Jhdts, 1936; - E. Dupré-Theseides, Roma dal comune di populo alla signoria pontifica, 1952; - Th. Witt, Kg. Rudolf v. Habsburg u. P.N. III, `Erbreichsplan' und `Vierstaatenprojekt', (DissMs. Göttingen) 1956; - St. Runciman, The Sicilian Vespers, 1958 (dt. 1959), 194-203; - D. Redig de Campos, MAH 71, 1959, 364-376; - F. Baethgen, Ein Pamphlet Karls I. v. Anjou z. Wahl N.' III, SAM 1960; - D.P. Waley, The Papal State in the 13th Century, 1961, 189 ff.; - R.J. Loenertz, Memoire d'Ogier protonotaire, pour Marco et Marchetto nonces de Michel VIII Paleologue auprès du pape N. III 1278, OrChrP 31, 1965, 374-408; - A. Paravicini Bogliani, Cardinali di curia e `familiae' cardinalizie dal 1227 al 1251, Bd. 1 1972, 315 ff.; - P. Partner, The Lands of St. Peter, 1972, 271-277; - J. Gill, Byzantium and the Papacy 1198-1400, 1975, 171-175; - B.U. Hergemüller, Die Geschichte der Papstnamen, 1980, 143; - J.N.D. Kelly, The Oxford Dictionary of Popes, 1986, 201 f.; - A. Franzen/R. Bäumer, Papstgeschichte, 1988, 224 f.; - M. Thumser, Zwei Testamente aus den Anfängen der stadtröm. Familie Orsini (1232-34, 1246), QFIAB 68/ 1988, 74 ff.; - P. Herde, Antworten des Kardinals Giangaetano Orsini auf Anfragen von Inquisitoren über die Behandlung von Ketzern und deren Eigentum, in: K. Herbers, et. al., Ex ipsis rerum documentis. Beiträge zur Mediavistik,. FS H. Zimmermann, 1991, 345-361; - DThC XI, 532-536; - EC VIII, 1824 f.; - EnI XXIV, 765 f.; - Haller, 2V, 46-57, 329-335; - Hauck, 8V, 451-57; - HdKg III, 2 passim; - LThK VII, 978; - Mann XVI, 7-166; - NCE X, 442 f.; - RE XIV, 76 f.; - RGG 3IV, 1487; - Seppelt III, 539-558.

Gerhard Diehl

Letzte Änderung: 05.02.1999