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Band XVI (1999)Spalten 1139-1140 Autor: Ekkart Sauser

NIGG, Walter: reformierter Pfarrer u. Theologe, Honorarprofessor, * 6.1. 1903 in Gersau (Kt. Schwyz), † 17.3. 1988 in Dänikon (Kt. Zürich). - Bereits mit 18 Jahren war N. im Züricher Neumünster Pfarrer Hermann Kutter begegnet, der ihn schon damals warnte vor einem Christentum mit »billiger Plausibilität«. (Walter Seidel). Dem gängigen »kirchlich theologischen Betrieb« (Seidel) immer mehr entfremdet, wurde er in einem gewissen Sinne zum Außenseiter, der sich zurückzog, um »Kraft zu sammeln für das Wort, das gesprochen werden muß«. (W. Nigg). So sammelte er gleichsam seine ganze Kraft für eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Leben der Heiligen. Hier wollte er wahre Autentizität innerhalb von Kirche und Christentum erfahren. Und hier fand er sie auch. Im Jahre 1947 trat er zum ersten Mal unübersehbar hervor mit seinem Werk: »Große Heilige«. Seidel spricht im Hinblick auf dieses Werk von Niggs »erstem, sensationellem hagiographischen Erfolg«. (Aus: Walter Nigg - Ein Leben mit den Heiligen). Ida Friederike Görres sprach damals in einer Vorstellung dieses Buches in den Frankfurter Heften (Januar 1948) davon mit den Worten: »Auf jeder Seite spürt man die grenzenlose... Begeisterung, die reine Hingerissenheit durch den Gegenstand«. - Mit den »Großen Heiligen« eröffnete N. einen Weg ins Reich der Heiligen, der so noch nicht begangen worden war. Dieses Buch gilt als der Markstein einer neuen Sicht der Heiligen und darum hat Gerhard Ludwig Müller recht, wenn er von N. sagt, er sei »bedeutsam geworden für die Erneuerung einer konfessionsübergreifenden Hagiographie« (LThK Bd. VII, Sp. 832). - Treffend führt Müller dann weiter aus: »Auf historischer Grundlage versuchte er, mit psychologischer Sensibilität und spiritueller Kongenialität große Gestalten der Christenheit - jenseits flacher Erbaulichkeit und moralisierender Verzeichnung - als Leitbilder christlicher Existenz... zum Leuchten zu bringen.« (LThK3 Bd. VII, Sp. 832). Auch der Gedanke von der Verleiblichung des Christentums beschwingt gleichsam N. zu immer neuen, gekonnten Kennzeichnungen von Heiligestalten. Bei aller Begeisterung ist sich N. auch der Schwierigkeiten seines Unternehmer bewußt, denn: »Wir wissen um das Kreuz dieser Aufgabe genau Bescheid, daß sie ein Feuer nachbilden soll: ein Feuer, das einmal gebrannt hat und heute leider nicht mehr brennt. Alle echte Heiligenschilderung bemüht sich unablässig, in die glimmende Glut unter der Asche kräftig hineinzublasen. Sind wir imstande, eine neue lodernde Flamme zu entfachen...?« (Heilige und Dichter, S. 14). - Auch das Phänomen des Todes bei den Heiligen und unser Tod beschäftigte N. Aus diesen Überlegungen entstand das Buch: »Die Hoffnung der Heiligen - Wie sie starben und uns sterben lehren«, Ostfildern, auch als Bd. 1800 der Herderbücherei, 1993. - Schließlich bewegte ihn sehr das Erscheinungsbild der Mystiker und der Maler sowie die ganze Welt der Heiligenlegenden. Auch auf akademischem Boden konnte N. seine Darstellungen vermitteln, er war Titularprofessor für Kirchengeschichte an de Universität Zürich, ein Zeitgenosse und Kollege des unvergeßlichen Professors F. Blanke.

Werke (in Auswahl): Große Heilige (1947); Die Kirchengeschichtsschreibung (1934); Das Buch der Ketzer (um 1955); Religiöse Denker (1948); Vom Geheimnis der Mönche (1953); Maler des Ewigen. Meditationen über religiöse Kunst (1951); Der exemplarische Mensch. Begegnung mit Heiligen (1970); Das ewige Reich - Geschichte einer Hoffnung (1954); Was bleiben soll - 10 biographische Meditationen (1973); Drei große Zeichen: Elias, Hiob, Sophia (1974); Gott ist gegenwärtig (1967); Die Heiligen kommen wieder. Leitbilder christlicher Existenz (1973); Don Bosco - ein zeitloser Heiliger (1977); Buch der Büßer. 9 Lebensbilder (1970); Bleibt ihr Engel - bleibt bei mir... (mit K. Gröning) (1981); Heilige der ungeteilten Christenheit, hrsg. von W. Nigg und W. Schamoni, 1-19 (1962-69); Friedrich Spee (1991); Wallfahrt zur Dichtung (1966); Der christliche Narr (1956).

Lit.: W. Seidel: W. N. Ein Leben mit den Heiligen: W. N., Friedrich v. Spee, Paderborn 1991, 83-106; - LThK3 Bd. VII, Sp. 832 (G. L. Müller).

Ekkart Sauser

Werkeergänzung:

Rembrandt. Maler d. Ewigen. Zürich 2006.

Letzte Änderung: 01.07.2006