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Band V (1993)Spalten 1209-1212 Autor: Klaus-Peter Todt

MELETIUS von Antiochien; Bischof von Antiocheia 360-381; Geburtsdatum unbekannt, † Mai 381 in Konstantinopel. - M. war armenischer Herkunft und stammte aus Melitene. Er war zunächst Angehöriger der von Akakios von Kaisareia (Palästina) geführten, gemäßigt arianischen Fraktion der Homoier und wurde als solcher 358 als Nachfolger für den abgesetzten Eustathios Bischof von Sebasteia. Da er sich in Sebasteia nicht durchsetzen konnte, zog er sich als Privatmann ins syrische Beroia (Aleppo) zurück und nahm im Herbst 359 an der Synode von Seleukeia in Isaurien als Parteigänger der Minderheit um Akakios teil. Ende 360 gelangte er mit Zustimmung des Kaisers und fast aller kirchlichen Parteien (Ausnahme: die altnizänischen Eustathianer unter Paulinos) als Nachfolger des anhomoiischen Arianers Eudoxios auf den antiochenischen Thron. Er vertrat zu dieser Zeit die offizielle homoiische Christologie des Konzils von Konstantinopel, was seine anläßlich der Inthronisierung vor Konstantius II. gehaltene Predigt über Proverbia 8,22 belegt. Da er die von Eudoxios abgesetzten Kleriker wieder in den Klerus aufnahm, wurde er nach nur 30tägiger Amtszeit vom Kaiser abgesetzt, in seine Heimat Armenien verbannt und durch Euzoios ersetzt. Es gelang Meletios aber in dieser kurzen Zeit, eine starke Gefolgschaft im Klerus und im Kirchenvolk zu gewinnen, die stets zu ihm hielt und ihm schließlich ermöglichte, sich als Bischof von Antiocheia gegen alle Konkurrenten erfolgreich durchzusetzen. Unter Julian (361-363) kehrte er bereits im Januar 362 nach Antiocheia zurück, wo sich seine proicänisch gesinnten Anhänger mit den altnicänischen Eustathianern unter Paulinos zu vereinigen versuchten. Bevor die Einigung zustande kam, weihte der sich gerade auf der Durchreise in Antiocheia befindende Lucifer von Calaris den Paulinos zum Bischof, der auch von Athanasios von Alexandreia und den Bischöfen Roms anerkannt wurde, und verursachte dadurch ein lange Zeit andauerndes Schisma zwischen den Anhängern des Nicaenums in Antiocheia ("Meletian. Schisma" bis 413). Unter Jovian (363-364) präsidierte M. einer Synode in Antiocheia, an der Bischöfe aus der ganzen Diözese Oriens und der Katholikos Sahak von Armenien teilnahmen und die sich zum Nicaenum bekannte. Unter dem arianischen Kaiser Valens (364-378) wurde M. zwei Mal für längere Zeit aus Antiocheia auf seinen Besitz in Getasa/Armenien verbannt (365-367 und 371/372-378), während seine von Flavian und Diodor geführten und von den Mönchen Aphraates und Julianos unterstützten Anhänger Verfolgungen ausgesetzt waren. Seit 372 setzte sich vor allem Basileios von Kaisareia durch Gesandtschaften und Briefe mit großem Engagement, aber vergeblich bei den Bischöfen des Abendlandes und Alexandreias für eine Anerkennung des M. ein. - Erst nach dem Tode des Valens (9.8.378) konnte M. mit Erlaubnis Gratians endgültig nach Antiocheia zurückkehren und die wichtigsten Suffragane Antiocheias mit seinen Anhängern besetzen (so wurde z.B. Diodor zum Bischof von Tarsos geweiht), aber keine Einigung mit Paulinos erreichen, der die Anerkennung von Meletios' Bischofsweihe verweigerte. Im Herbst 379 versammelte M. eine Synode von 153 Bischöfen in Antiocheia, die sich erneut zum Nicaenum bekannte und ein Synodalschreiben nach Rom sandte, wo man aber unbeirrbar an Paulinos festhielt. Im Frühjahr und Sommer 381 nahm M. am 2. Ökumen. Konzil in Konstantinopel teil, dem er bis zu seinem Tode präsidierte. Sein Leichnam wurde in feierlicher Prozession nach Antiocheia gebracht und neben den Reliquien des Märtyrerbischofs Babylas beigesetzt. Gregor von Nyssa und Johannes Chrysostomos widmeten M. ausführliche Nachrufe (MPG 46, 851-864; MPG 50, 515-520). Das mit Meletios' Namen bezeichnete Schisma hielt auch unter seinem Nachfolger Flavian I. (381-404) an, der erst 394 von Theophilos von Alexandreia und 399 von Papst Anastasius I. (399-402) als rechtmäßiger Bischof von Antiocheia anerkannt wurde. Alexandros I. (414-424) konnte schließlich die letzten Eustathianer in Antiocheia mit der Großkirche vereinigen.

Werke: Überliefert ist nur die oben erwähnte Predigt des M. zu Proverbia 8,22 bei Epiphanios von Salamis, Panarion, haeres. 73, 29-33, in: ders.: Werke (Ancoratus und Panarion) III, hrsg. K. Holl, Leipzig 1933, 303-308; Brief Nr. 92 aus dem Briefcorpus des Basileios von Caesarea wird M. zugeschrieben von W.A. Jurgens, in: HThR 53, 1960, 251-260.

Lit.: F. Cavallera, Le schisme d'Antioche, 1905; - Harnack, DG II, 263, 268, 270-275, 290; - Chrysostomus Baur, Der Hl. Johannes Chrysostomos und seine Zeit I. Antiochien, 1929 (s. Register); - Victor Schultze, Altchristl. Städte und Landschaften III: Antiochia, 1930, 121-126; - Ioannes Phokylides, Ho hagios Meletios, episkopos Antiocheias kai homologetes, in: Pantainos 24, 1932, 85-89 und 101-106; - Gustave Bardy, Le concile d'Antioche (379), in: RBén 45, 1933, 196-213; - Eduard Schwartz, Zur Kirchengeschichte des 4. Jh., in: ZNW 34, 1935, 129-213 = ders., Gesammelte Schriften IV, 1960, 43-97; - Jean Lassus, L'église cruciforme de Kaoussié; Glanville Downey, The Shrines of St. Baby las, beide in: Antioch-on-the-Orontes II: the Excavations 1933-1936. Ed. by R. Stillwell, Princeton-London-The Hague 1938, 5-44 und 45-48; - Lietzmann III; 269-271; IV, 2, 5, 9-19, 27, 30-34, 52, 57; - R. Devreesse, Le patriarcat d'Antioche, 1945, 13-25; - Chrysostomos Papadopulos, Historia tes Ekklesias Antiocheias, Alexandreia 1951, 196-283; - D. Amand de Mendiéta, Damase, Athanase, Pierre, Mélèce et Basile. In: 1054-1954. L'Eglise et les églises. Travaux offerts à Dom L. Beauduin I, 1954, 261-277; - A.J. Festugière, Antioche païenne et chrétienne. Libanius, Chrysostome et les moines de Syrie. (Bibl. des écoles franç. d'Athènes et de Rome, Fasc. 194), 1959; - W.A. Jurgens, A letter of Meletios of Antioch, in: HThR 53, 1960, 251-260; - Glanville Downey, A History of Antioch in Syria, Princeton 1961, 370, 392, 396, 399, 410-416; - ders., Ancient Antioch, 1963, 173, 176-177, 182-184; - Ignacio Ortiz de Urbina, Nizäa und Konstantinopel. (Geschichte der ökumen. Konzilien 1) Mainz 1964, 171, 180-185, 191, 194-206; - Emmanuel Amand de Mendieta, Basile des Césarée et Damase de Rome: les causes de l'échec des leurs négotiations, in: Biblical and Patristic Studies in Memory of R.P. Casey, Freiburg 1963, 122-166; - J.H. W.G. Liebeschuetz, Antioch. City and Imperial Administration in the Later Roman Empire, Oxford 1972; - Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt, 1972, 167-171; - Martin Tetz, Über nikäische Orthodoxie. Der sog. Tomus ad Antiochenos des Athanasios von Alexandrien, in: ZNW 66, 1975, 194-222; - Richard Klein, Constantius II. und die christl. Kirche, 1977, 99-100, 104, 153; - Hans Georg Thümmel, Die Kirche des Ostens im 3. und 4. Jh.. (Kirchengesch. in Einzeldarstellungen I/4), Berlin 1988, 70-71, 73, 79, 91, 100, 101; - Rudolf Lorenz, Das Vierte Jh. (der Osten), in: KiG C 2, 1992, 168-209; - Fliche-Martin III, 265-294; - HdKG II.1, 62-70, 72-73, 78, 101, 196; - Beck, 53, 483; - BHG II, Auctuarium und Novum Auctuarium, jeweils Nr. 1243-1245; - BS IX, 296-300; - RE XII, 552-558; - DHGE III, 572-574; - DThC X.1, 520-531; - LThK VII, 256 f.; - RGG IV, 845; - Threskeutike kai Ethike Enkyklopaideia VIII, 926-938; - Oxford Dictionary of Byzantium II, 1333.

Klaus-Peter Todt

Literaturergänzung:

Lester L. Field, On the communion of Damasus und Meletius. Fourth-century synodal formulae in the Codex Veronensis LX. With crit. ed. and transl. Toronto 2004 (=Studies and texts / Pontifical Institute of Mediaeval Studies; 145).

Letzte Änderung: 16.12.2005