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Band XVI (1999) Spalten 1041-1043 Autor: Georgios Fatouros

MECHITAR (MEKHITAR), religiöser Führer, Begründer der Mechitaristen (7.2. 1676 - 27.4. 1749). - Geboren in Sebasteia (Pontos) als Sohn des Peter Manughean, erhielt er zunächst den Namen `Manuk' (Kind). Im Jahr 1691 trat er in das armenisch-schismatische Kloster zum Heiligen Kreuze bei Siwas ein, wo er die höheren Weihen erhielt und nach seinem Großvater Mechitar benannt wurde. Als er einmal auf der Reise nach der armenischen Stadt Etschmiadsin war, lernte er in Erzerum einen europäischen Missionar kennen, der ihn über die europäische Wissenschaft und die römisch-katholische Kirche belehrte. M. machte dann zu seinem Lebensziel, seine Nation wissenschaftlich und religiös auf ein höheres Niveau zu erheben, stieß aber als Freund der katholischen Kirche unter den Armeniern auf großen Widerstand. 1696 erhielt M. von einem katholischen Bischof in Adana die Priesterweihe. Er fing dann mit seinen Schülern Joannes und Joseph an, Propaganda für die römische Kirche zu treiben. 1697 begab sich M. nach Konstantinopel, um den armenischen Prediger Chatschatur zu treffen, kehrte er jedoch bald unverrichteter Dinge nach Erzerum zurück. 1700 kam M. wieder nach Konstantinopel und hielt die Predigt in der Kirche des Apostels der Armenier, Gregors des Erleuchters, zu Galata. Nichtsdestoweniger verfolgte ihn der armenische Patriarch erbarmungslos und erwirkte beim Sultan einen Ferman, wodurch die Hinrichtung M.'s befohlen wurde. Daraufhin flüchtete M. ins Haus des französischen Gesandten und gründete dort die Kongregation seiner Anhänger. 1703 kam M. auf Peloponnes und ließ sich mit seinem Mönchen in Methone nieder. Er nannte seine Genossenschaft »Ordo S.Antonii« und ließ 1706 in Methone eine Kirche mit Kloster zu Ehren dieses Heiligen bauen. Da es jedoch die Annahme einer älteren Regel notwendig war, übernahm M. die Benediktinerregel und ließ sich 1713 zum Abt wählen. So ist die »Congregatio monastica Antonianorum Benedictinorum Armenorum« entstanden. Als 1714 der venezianisch-türkische Krieg ausbrach und vorwiegend auf Peloponnes ausgetragen wurde, flüchtete M. mit 11 Mönchen nach Venedig und ließ sich in einem Mietshaus unweit von San Marco nieder. Und als die Türken 1717 sein Kloster in Methone zerstörten, stellte die katholische Kirche M. die Insel San Lazzaro als Sitz seiner Kongregation zur Verfügung. Er kam am 8.9. 1717 auf die Insel, die seitdem »San Lazzaro degli Armeni« hieß. Dort ist bald mit finanzieller Hilfe der Armenier ein Kloster entstanden, in welchem Missionare ausgebildet wurden, die nach Armenien wanderten. In der ebenfalls auf der Insel gegründeten Buchdruckerei sind unzählige Bücher in armenischer Sprache gedruckt worden. Ebendort ist bald auch ein Hospital entstanden, das später als Aussätzigenhospital benutzt wurde. Nach dem Tode M.'s wurde 1749 Stephan Melkonian zum Abt gewählt. Als dieser später Reformen in der Kongregation durchsetzen wollte, ging ein Teil der Mönche, die sich »Mechitaristen« nannten, 1773 nach Triest. 1775 erhielten sie durch ein Dekret der Kaiserin Maria Theresia das Recht, sich ebendort zu den »Heiligen Märtyrern« niederzulassen. Später (1810) gingen die Mechitaristen nach Wien, wo es ihnen das bisherige Kapuzinerkloster am »Platzl« als ihr neuer Sitz zugewiesen wurde.

Werke: M. hat das Neue Testament sowie viele religiöse Schriften aus europäischen Sprachen ins Armenische übersetzt.

Lit.: Vita del servo di Dio Mechitar, Venedig 1901; - P.A. Hennemann, Das Kloster der armenischen Mönche auf San Lazzaro, Venedig 1872 (21881); - F. Scherer, Die Mechitaristen in Wien, Wien 51892; - Heimbucher I 313 f.; - V. Inglisian, Das wissenschaftliche Leben der Armenier in der Gegenwart,in: OrChr 39 (1955) 102-111.

Georgios Fatouros

Letzte Änderung: 03.12.1999