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Band V (1993)Spalten 61-63 Autor: Wilhelm Füßl

LILIENCRON, Rochus Wilhelm Traugott Heinrich Ferdinand Freiherr von, Germanist, Musikhistoriker, Redaktor der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB), * 8.12. 1820 Plön (Schleswig-Holstein), † 5.3. 1912 Koblenz. - Der Sohn des dänischen Generalkriegskommissars Ludwig Carl Freiherrn von L. und dessen Ehefrau Juliane, geb. Gräfin von Luckner, absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums ein breit gefächertes Studium der evangelischen Theologie, orientalischen Sprachen, Jurisprudenz und Germanistik in Kiel und Berlin. Der Promotion »Über Neidharts höfische Dorfpoesie« 1846 folgte 1848 die Habilitation in Bonn. Kurze diplomatische Betätigung von 1848-1850, dann Berufung nach Kiel als Professor für nordische Sprachen, 1852 nach Jena als außerordentlicher Professor für Germanistik. 1858-59 als Diplomat, Intendant der Hofkapelle und Hofbibliothekar in sachsen-meiningischen Diensten. Ab 1858 bearbeitete er im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften die bahnbrechende Sammlung »Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert« (5 Bde., Leipzig 1865-1869). 1869 Übersiedlung nach München. 1876 wurde er zum Propst des adeligen Damenstifts St. Johanniskloster in Schleswig gewählt (bis 1908). Seine letzten Lebensjahre verbrachte L. bei seiner Tochter Hedwig Freifrau von Rheinbaben in Berlin und Koblenz. - Neben zahlreichen Aufsätzen zu theologischen, germanistischen und philologischen Themen machte sich L. besonders um die Grundlegung und den Ausbau der deutschen Musikforschung verdient. Seine wichtigste Leistung auf diesem Gebiet war die epochale Edition der »Denkmäler deutscher Tonkunst« (DDT), von denen die Musikgeschichtliche Kommission unter seinem Vorsitz 1900-1911 insgesamt 42 Bände veröffentlichte. L.s Hauptverdienst ist fraglos die Herausgabe der ADB, die er seit 1869 im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreute. Bis zu seinem Ausscheiden 1907 waren bereits 53 Bände erschienen, die restlichen zwei fast abgeschlossen; insgesamt umfaßt die ADB rund 26300 Kurzbiographien. Die umfangreiche Korrespondenz mit den Mitarbeitern der ADB ist leider verlorengegangen. - L.s Verdienste wurden durch zahlreiche Ehrungen (Mitglied der Akademien in München, Berlin und Göttingen; Dr. theol. h.c. der Universität Kiel etc.) gewürdigt.

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Werke: Über Neidharts höfische Dorfpoesie (Diss. 1846), in: Zeitschrift für deutsches Altertum 6, 1848, 69-117; Zur Runenlehre, 2 Abhandlungen von L. und K[arl] Müllenhoff, Halle 1852; Lieder und Sprüche aus der letzten Zeit des Minnesanges übersetzt, für gemischten und Männerchor vierstimmig bearbeitet von R.v.L. und Wilhelm Stade, Weimar 1854; Ueber die Nibelungenhandschrift C. Sendschreiben an Herrn Geh. Hofrath Prof. Dr. [Karl Wilhelm] Goettling in Jena, Weimar 1856; (Hrsg.), Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert, 5 Bde., Leipzig 1865-1869; Mittheilungen aus dem Gebiete der öffentlichen Meinung in Deutschland während der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, 3 Teile, München 1874-1875; Ueber den Inhalt der allgemeinen Bildung in der Zeit der Scholastik. Festrede, gehalten in der öffentlichen Sitzung der k.b. Akademie der Wissenschaften zu München ... am 28. März 1876, München 1876; [Albertinus Aegidius], Luzifers Königreich und Seelengejaidet, Berlin 1884; (Hrsg.), Deutsches Leben im Volkslied um 1530, Stuttgart 1884 (in verschiedenen Auflagen); Die horazischen Metren in deutschen Kompositionen des XVI. Jahrhunderts. Mit Notenbeilagen. Originalpartitur nebst Übertragung in moderne Notenschrift, Leipzig 1887 (Schulausgabe ebd., 1887); Der Runenstein von Gottorp. König Sigtrygg's Stein im Schleswig-Holsteinischen Museum vaterländischer Altertümer zu Kiel, Kiel 1888; Die Insassen des vierten Dante'schen Sunderkreises, Berlin 1889; Liturgisch-musikalische Geschichte der evangelischen Gottesdienste von 1523 bis 1700, Schleswig 1893; Die Aufgaben des Chorgesanges im heutigen evangelischen Gottesdienste. Vortrag, gehalten bei der Feier des 25-jährigen Bestehens des Schlesischen Evangelischen Kirchenmusik-Vereins in Breslau am 2. Oktober 1894, Oppeln 1895; Chorordnung für die Sonn- und Festtage des evangelischen Kirchenjahres, Gütersloh 1900 (Neudruck Kassel 1929); Frohe Jugendtage. Lebenserinnerungen. Kindern und Enkeln erzählt, Leipzig 1902; Wie man in Amwald Musik macht. Die siebente Todsünde. Zwei Novellen, Leipzig 1903; Volksliederbuch für Männerchor. Herausgegeben auf Veranlassung Seiner Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm II. Partitur, 2 Bde., Leipzig 1907.

Lit.: [Hermann Kretschmar (Hrsg.),] Festschrift zum 90. Geburtstag Sr. Excellenz des Wirklichen Geheimen Rates Rochus Freiherrn von Liliencron, Leipzig 1910; - Johannes Wolf, R. v. L., in: Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft 12, 1911, 95-100; - Anton Bettelheim, Lebenserinnerungen. Aus dem Nachlaß von Rochus Freiherrn v. Liliencron, in: Deutsche Rundschau 154, 1913, 381-407; 155, 1913, 31-59 und 192-214; - ders., Leben und Wirken des Freiherrn R. v. L. Mit Beiträgen zur Geschichte der Allgemeinen Deutschen Biographie, Berlin 1917; - Hermann Kretschmar, L., in: Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik 6, 1911/12, 421-428; - Riemann XI (1929), 1042; - Das Neue Musiklexikon, 380; Sohlmans Musiklexikon. Nordiskt och allmänt uppslagsverk för tonkunst, musikliv och dans IV (2. Aufl. 1977), 318; - MGG VIII, 868-870; - New Grove X (1980), 858; - Das große Lexikon der Musik V, 124; - Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck VI, 162-165; - NDB XIV, 553-556.

Wilhelm Füßl

Werkeergänzung:

2010

Rochus von Liliencron ; Karl Müllenhoff, Zur Runenlehre. Zwei Abhandlungen. Nachdr. d. Orig.-Ausg., Halle, 1852. Hamburg 2010.

Letzte Änderung: 09.04.2011