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Band IV (1992) Spalten 1307-1309 Autor: Klaus-Gunther Wesseling

LECHLER, Gotthard Viktor, ev. Theologe, Sup., geistl. Geheimrat, * 18.4. 1811 in Kloster Reichenbach bei Freudenstadt/Schwarzwald, † 26.12. 1888 in Leipzig. - Von seinem Vater, dem Pfarrer Viktor Heinrich L., elementar unterrichtet, tritt L. 1825 in das niedere Sem. in Blaubeuren ein und durchläuft die klass. würtembergische Theologenausbildung: 1829 bezieht L. das Tübinger Stift, um von 1831 bis 1834 Theol. und Philos. zu studieren und in beiden Disziplinen zu promovieren. Zu seinen Lehrern zählt L. (s.d.) Ferdinand Christian Baur, Christian Friedrich Schmid und Johann Christian Steudel; daneben hört L. gelegentlich den kath. Dogmatiker Johann Adam Möhler (s.d.). Nach kurzem Vikariat in Dettingen wird L. Repetent in Blaubeuren, 1838 Stiftsrepetent in Tübingen. 1840 führt ihn eine Studienreise nach Engl. und Paris; in London und Oxford sammelt L. Material für seine im darauffolgenden J. erscheinende Monogr. über den engl. Deismus wie auch über John Wyclif (s.d.). Nach seiner Rückkehr tritt L. in den Pfarrdienst. Nach dem Diakonat in Waiblingen, wo L. Adelheid Hube (+ 1873) heiratet, wirkt L. von 1853 bis 1858 als Dekan in Knittlingen, wo ihn die Berufung auf die Superintendentur an St. Thomas für Leipzig-Stadt und in das Ordinariat für KG erreicht. Die kirchl. Ämter behält L. bis 1883, dem J. seiner Ernennung zum geistl. Geheimrat, inne, um sich fortan ausschließlich der akadem. Lehre zu widmen. - L., seit 1887 Mitgl. der Münchener Akademie der Wiss. und Ehrendoktor der Göttinger Theol. Fak., vertrat neben seinem Hauptfach noch Symbolik, KR und gelegentl. nt. Exegese. - L.s preisgekröntes »apost. und nachapost. Zeitalter« (s.u.) löst trotz irritierender Annahmen (L. hält alle nt. Schrr. für authentisch und die Apg für eine hist. verwertbare Geschichtsqu.) die von der Teylerschen Ges. in Distanz zur Tendenzkritik der Tübinger Schule gestellte Frage nach der »absoluten Differenz zwischen der Lehre und Richtung des Apostels Paulus und der übrigen Apostel« durch den Aufweis des Verbindenden trotz des Unterscheidendem zwischen apost. Ur- und paulinischem Christentum. Der antiochenische Zwischenfall (Gal 2) dokumentiere nicht den Gegensatz, sondern nur die vorübergehende Störung dieses Verhältnisses. Dennoch kommt L. nicht umhin, einen frühen Antipaulinismus (Apg 15/Gal 2; 5,9) einzuräumen. - L.s umfangreiche Wyclif-Mongr. (knapp 1400 S.!) beherrscht, wie schon seine erste und beachtete, wenngl. spät rezipierte Abh. über den eng. Deismus, beeindruckend sowohl die Quellentexte, die L. auf verschiedenen Reisen einsah, als auch die Sekundärlit.; L. gelingt es, den lange übersehenen engl. Btr. in seiner Relevanz für die kontinentale Theologiegesch. nachzuweisen. L., der zahlr. Btrr. zur RE in versch. Aufll. lieferte, gab von 1882 bis 1888 die Btrr. für Sächsische KG mit heraus; der Lausitzer Pr.-Ges. gehörte er als Ehrenmitgl. an.

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Werke: Gesch. des engl. Deismus, Stuttgart/Tübingen 1841 (Dass. Mit einem Vorwort und bibliograph. Hinweisen von Günter Gawlick, Hildesheim 1965); Otfried's ahd. Evangelienbuch: ThStKr 22 (1849), 54-90. 303-332; Das apost. und das nachapost. Zeitalter. Mit Rücksicht auf Unterschied und Einheit zwischen Paulus und den übrigen Aposteln, zwischen Heidenchristen und Judenchristen, dargestellt. Gekrönte Preisschr. von der Teylerschen theol. Ges. für das J. 1848, Haarlem 1851. Das apost. und das nachapost. Zeitalter. Mit Rücksicht auf Unterschied und Einheit in Lehre und Leben. 2., durchaus umgearb. Aufl. der von der Teyler'schen theol. Ges. gekrönten Preisschr., Stuttgart 1857. Das apost. und das nachapost. Zeitalter mit Rücksicht auf Unterschied und Einheit in Lehre und Leben. 3., vollst. neu bearb. Aufl., Karlsruhe (Berlin) 1885; Wiclif und die Lollarden. Ein Btr. zur KG. Engl.s in den letzten 150 J. vor der Ref.: ZHTh NF 17 [23] (1853), 416-483. 491-572; 18 [24] (1854), 167-266; Gesch. der Presbyterial- und Synodalverfassung seit der Ref. Gekrönt von der haager Ges. zur Vertheidigung des Christenthums, Leiden 1854; Die Philosophumena und Marcion: ThJb(T) 13 (1854), 105-126; Urkundenfunde zur Gesch. des christl. Altertums, Leipzig 1885-1886; Ueber die Lesart des Claromontanus zu Anfang der grösseren Apologie Justin's: ThJb(T) 14 (1855), 569-572; Ueber den Simon Magus der Apg und den Ursprung der Simonie: ThJb(T) 15 (1856), 279-286; Handbüchlein für Aelteste und Diakonen der ev. Kirche und für solche die es werden wollen, Frankfurt/M. 1857; Ueber Euodia, Euodius und Anaclet: ThJb(T) 16 (1857), 147-151; Zwei Predigten, zur Probe und zum Amtsantritt, Leipzig 1858; Wiclif als Vorläufer der Ref. Antrittsvorlesung, gehalten zu Leipzig den 9. Juli 1858, Leipzig 1858; Was in Christi Reich uns dargeboten wird. Predigt am 30. Januar 1859 (4. Epiphanias) über Ev. Joh. I, 47 bis 51 gehalten, Leipzig 1859; Die ev. Kirche in der Ggw. Eröffnungsaufs. bei Uebernahme der Mitredaktion der »Allgem. Kirchenztg.«, Darmstadt 1860; Der Entwurf einer Kirchenverfassung für Baden, Darmstadt 1861; De Thoma Bradwardino commentatio, Leipzig 1862; G.V.L./Karl Gerok, Der Apostel Gesch. Exeget. und dogmat. bearb. von G.V.L., homilet. von K. Gerok (Theol.-Homilet. Bibelwerk 5), Bielefeld 18622, 18814; Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln, Leipzig 1867; John Wiclif, Trialogus cum supplemento trialogi ed. G.V.L., Oxford 1869; Der Kirchenstaat und die Opposition gegen den päpstl. Absolutismus im Anfang des 14. Jh.s, Darmstadt 1870; Johann von Wiclif und die Vorgesch. der Ref., 2 Bde., Leipzig 1873; Die Bekehrung der Dt. zu Christo nach ihrem geschichtl. Gang. Eine Uebersicht, Gotha 1876; Sklaverei und Christentum. 2 Bde., Leipzig 1877-1878; Was wir wollen: Btrr. zur Sächsischen KG 1 (1882), 1-42; Das Gotteshaus im Lichte der dt. Ref., 1883; Zur Feier des Reformationsfestes und zum Rectoratswechsel ladet der Rector der Univ. D.B. Windscheid durch den design. Decan der theol. Fac. D.G.V.L. ein. Mit Abh. Urkundenfunde zur Gesch. des christl. Alterthums.I. Teil, Leipzig 1885; Die Feier des Andenkens an C. Friedr. Kregel von Sternbach, welche am 17. Juli 1886 statt finden wird, verkündigt Dr. G.V.L., d.Z. Decan der theol. Fac. Nebst Abh.: Urkundenfunde zur Gesch. des christl. Alterthums. II. Theil, Leipzig 1886; Urkundenfunde zur Gesch. des christl. Altertums, Leipzig 1886; Johannes Hus. Ein Lb. (SVRG 28), Halle 1890 (Tschech. 1891).

Lit.: Wilhelm Gaß, Rez. G.L., Johann Wiclif und die Vorgesch. der Ref. 2 Bde., 8. Leipzig 1873; - ZWTh 17 (1874), 137-153; - Adolf Hilgenfeld, Das Urchristentum und seine neuesten Bearb. durch G.V.L. und A. Harnack: ZWTh 29 (1886), 385-441; - Otto Pfleiderer, Die Entwicklung der prot. Theol. in Dtld. seit Kant und in Grossbritannien seit 1825, Freiburg 1891, 288 ff.; - Rainer Haas, Die Lausitzer Pr.-Ges. zu Leipzig (Sorabia). Ein Btr. zur Gesch. der PT: ZRGG 24 (1972), 46-56.; - ADB LI, 609-611; - RE3 X, 366 f.

Klaus-Gunther Wesseling

Werkeergänzung:

G.V. Lechler, Art. Anglo-Katholicität. Zur Kirchengeschichte der neuesten Zeit, in: Theologische Studien und Kritiken 14 (1841), 1027-1071.

Letzte Änderung: 09.04.2011