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Band XVIII (2001)Spalten 797-799 Autor: Eric Steinhauer

KERN, Jakob (Franz Alexander), Seliger, katholischer Ordenspriester, Mitglied des Prämonstratenserordens (O.Praem.). * 11.4. 1897 in Wien, † 20.10. 1924 ebendort. - Franz Kern entstammte einer einfachen Arbeiterfamilie. Sein Vater hatte den Gärtnerberuf erlernt, arbeitete aber als Nachtportier beim Wiener Eislaufverein. Schon als kleiner Junge wollte Kern Priester werden. So trat er nach dem Besuch der Volksschule mit 11 Jahren in das Knabenseminar der Erzdiözese Wien in Hollabrunn ein, um sich auf das Theologiestudium vorzubereiten. Er war von seiner Berufung zum Priester so überzeugt, daß er mit 16 Jahren privat das Gelübde der Keuschheit ablegte. Sein Weg zum Priestertum wurde durch den Ersten Weltkrieg jedoch unterbrochen. Kern diente im 4. Tiroler Kaiserregiment und wurde schließlich Leutnant. Am 11.9. 1916 wurde er durch einen Lungen- und Leberdurchschuß schwer verwundet. Diese Verletzung prägte sein weiteres Leben. Ihm wurde ein Rippenstück entfernt. Nachdem er sich erholt hatte, konnte er ab dem WS 1917/18 das Theologiestudium an der Universität Wien aufnehmen, unterbrochen freilich durch einen kurzen Kriegseinsatz. Kern war zwar ein sehr frommer Mensch, aber dennoch nicht weltabgewandt. So schloß er sich während seines Studiums der katholischen Studentenverbindung Amelungia im CV (heute ÖCV) an, wo er am 3.5. 1917 rezipiert wurde. Sein Couleurname war Amfortas. Obwohl Franz Kern Weltpriester werden wollte, trat er in das Prämonstratenserstift Geras ein, wo er am 18. Oktober 1920 eingekleidet wurde und den Ordensnamen Jakob erhielt. Sein Eintritt in den Prämonstratenserorden war eine Tat stellvertretender Sühne. Er entdeckte seine Berufung zum Ordensleben durch den Austritt des Prämonstratensers Isidor Bogdan Zahradnik aus der Abtei Strahov (Prag), der sich der schismatischen tschechischen Nationalkirche anschloß. Franz Kern wollte in Geras gleichsam an die Stelle des abgefallenen Prager Prämonstratensers treten. 1922 beendete Kern sein Theologiestudium. Er litt in dieser Zeit unter Hustenanfällen und spuckte Blut. Seine Kriegsverletzung war nicht ausgeheilt. Durch Indult wurde Kern schon kurz nach Beendigung seines Theologiestudiums am 28.7. 1922 durch Kardinal Friedrich Gustav Piffl im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht. Nach seiner Priesterweihe war Kern in der Seelsorge tätig. Seine Krankheit schwächte ihn aber zunehmend. 1923 wurden Kern im Hollabrunner Spital vier Rippen entfernt. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit wurde der Eingriff ohne Narkose vorgenommen. In einer zweiten Operation wurden ihm 1924 weitere vier Rippen entfernt. Eine dritte Operation hat er nicht überlebt. Er starb während des Eingriffs am 20.10.1924. Es wäre der Tag seiner Ewigen Ordensprofeß gewesen. Nach seinem Tod wurde am 18.3. 1958 der Seligsprechungsprozeß eröffnet. Anläßlich seines Österreichbesuchs hat Papst Johannes Paul II. Jakob Kern am 21.6. 1998 selig gesprochen. Das Leben Kerns war kurz und arm an äußeren Ereignissen. Prägend waren die Berufung zum Priestertum und die Kriegsverletzung. Die Art und Weise wie Jakob Kern beides lebte, lassen Stellvertretung und Sühne als Hauptmotive seines Lebens erkennen. Heute sind diese Aspekte christlicher Existenz in den Hintergrund getreten und befremden selbst engagierte Christen. Gleichwohl haben sie Bedeutung: Stellvertretung und Sühne weisen hin auf die Verantwortung füreinander. Sie geben auch dem passiv erduldeten Leiden Sinn. So kann das nach den Maßstäben einer Erlebnisgesellschaft verfehlte Leben Jakob Kerns als sinnvoll und erfüllt gelten. Das Fest des seligen Jakob Kern wird am 20. Oktober gefeiert.

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Lit.: Olav de Berdt, Jakob Franz Kern, Windberg 1959; - Kornelius Fleischmann, Diener Gottes Jakob Kern O.Praem., Graz 1985; - D. F. de Clerck, La béatification de Jakob Kern (1897-1924), in: AnPraem. 1999, 134-136; - Franz Kern/Siegbert Nagl, Jakob Kern, ein Leben voll Freude, Festschrift anläßlich des 75. Todestages des Seligen Jakob Kern am 20. Oktober 1999, hrsg. von der Katholischen Österreichischen Hochschulverbindung Amelungia, Wien 1999; - Franz Loidl, (Hrsg.), Von vier jungen Opfer-Klerikern unserer Zeit: Johann Baptist Coassini, Jakob Kern, Josef Butler, Frank Parater, Wiener Katholische Akademie, Arbeitskreis für Kirchliche Zeit- und Wiener Diozesangeschichte; Reihe 3, Nr. 114, Wien 1986; - Hermann-Josef Weidinger, Sühnepriester Jakob Kern, Graz 1960, 57-58); - ders., Jakob Kern 1897-1924, Chorherr des Prämonstratenserstiftes Geras, Leben eines Seligen, 2. Aufl., Geras 1998. Die Ansprache des Papstes anläßlich der Seligsprechung ist abgedruckt in AnPraem. 1999, 136 (= L'Osservatore Romano, Documenti, 25 giugno 1998, VII.).

Lex.: D. F. de Clerck (Hrsg.), Hagiologion, Lebensbilder der Heiligen, Seligen und großen Gestalten des Prämonstratenser-Ordens, Windberg 1999, 237-239.

Eric Steinhauer

Letzte Änderung: 09.04.2011