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Band II (1990)Spalten 781-782 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

HERZOG, Eduard, der erste christkatholische Bischof der Schweiz, * 1.8. 1841 in Schongau (Kanton Luzern) als Sohn eines Bauern, † 26.3. 1924 in Bern. - H. besuchte seit 1855 das Gymnasium in Luzern und trat nach seinem Abitur 1863 in die dortige theologische Lehranstalt ein. Er studierte im Sommer 1865 und Winter 1865/66 in Tübingen und im Sommer 1866 in Freiburg (Breisgau) und beschloß das Studium im Seminar in Solothurn. Am 16.3. 1867 empfing H. die Priesterweihe und wurde Religionslehrer am Lehrerseminar in Rathausen. Da an der theologischen Lehranstalt in Luzern in kurzer Zeit die Stelle eines Professors der Exegese und Kirchengeschichte besetzt werden mußte und die Regierung H. dazu vorgesehen hatte, sandte sie ihn im Herbst 1867 nach Bonn zur Vollendung seiner Studien und zur Vorbereitung auf dieses neue Amt. Im Herbst 1868 erfolgte seine Ernennung zum Professor. Pius IX. (s. d.) berief am Peter- und Paulstag 1868 auf den 8.12. 1869 ein allgemeines Konzil ein, dessen Zweck geheimgehalten wurde. H. befürchtete mit vielen anderen, daß es sich um die dogmatische Proklamierung der päpstlichen Unfehlbarkeit handeln könnte. "Im April 1870 vereinigten sich unser vier, Stadtpfarrer M. Schürach, die Gymnasialprofessoren Suppiger und Helfenstein und ich, zur Herausgabe eines Kirchenblattes, mit dem wir bekunden wollten, daß auch wir in der Schweiz gegen den Versuch, den päpstlichen Absolutismus oder, was dasselbe ist, den Jesuitismus mit dogmatischer, für alle Gewissen verbindlicher Autorität als die wahre und ewig gültige Form des Katholizismus hinzustellen, Protest erheben. Wir gaben unserem Blatt den Titel >Katholische Stimme aus den Waldstätten< und fanden sofort zahlreiche Leser in allen Teilen der deutschen Schweiz." Das Vatikanische Konzil hatte den von den Jesuiten gewünschten Erfolg. Am 18.7. 1870 verkündete der Papst die neuen Glaubenssätze. Noch an demselben Tag erklärte Frankreich Deutschland den Krieg. H. wurde zum Feldprediger ernannt und mußte mit der Truppe in das Gebiet der Aare und dann in den Berner Jura ziehen. Der Felddienst dauerte bis in den Oktober hinein. Nach seiner Rückkehr nach Luzern setzte er seine Arbeit an der "Katholischen Stimme aus den Waldstätten" fort. Als das Blatt Ende 1870 einging, schrieb er Artikel für den "Rheinischen Merkur" und das "Luzerner Tageblatt". Nach einer Vorladung vor den bischöflichen Kommissar erwartete er seine Suspension; doch zu einem Bruch kam es noch nicht. "Aber ich befand mich in unseliger Situation. Ich konnte mich wirklich nicht mehr mit gutem Gewissen zum Klerus der offiziellen Kirche rechnen. Diese war eine andere geworden. Das empfanden auch andere Leute." Die Entscheidung brachte der Altkatholikenkongreß in Köln vom 19. bis 22.9. 1872, den H. besuchte. Er stellte sich dem altkatholischen Komitee in Köln zur Verfügung und wurde am 27.9. 1872 zum Pfarrer der altkatholischen Gemeinde von Krefeld gewählt. Am 9.3. 1873 berief ihn die Gemeinde Olten (Kt. Soluthurn) zu ihrem Pfarrer. Seit Anfang 1876 wirkte H. in Bern als Pfarrer und Professor der alt-katholischen Fakultät. Auf der zweiten christkatholischen Synode in Olten am 7. und 8.6. 1876 wurde er zum ersten christkatholischen Bischof der Schweiz gewählt und am 18.9. in Rheinfelden geweiht durch den altkatholischen Bischof Joseph Hubert Reinkens (s. d.) in Bonn. Am 6.12. 1876 sprach der Papst in einer Bulle über H. die Exkommunikation und das Anathema aus. 1884 gab H. das Pfarramt auf. 1884/1885 war er Rektor der Universität Bern.

Werke: Gemeinschaft mit der anglo-amer. Kirche. Beobachtungen u. Mitt., 1881; Über Rel.freiheit in der helvet. Republik, in bes. Berücks. der kirchl. Verhältnisse in den dt. Kt. Stud. z. Rektoratsrede, 1884; Synodalpredigten u. Hirtenbriefe, 1886; Über den röm. Ablaß, 1890; Btrr. r. Vorgesch. der christ-kath. Kirche der Schweiz, 1896; Predige das Wort. Predigten über die ev. Lesungen der Sonn- u. Festtage des Kirchenj., 1897; Hirtenbriefe, NF, 1901; Stiftsprobst Josef Burkhard Leu u. das Dogma v. 1854. Ein Btr. z. Vorgesch. des vatikan. Konzils, 1904; Gott ist die Liebe. Andachtsbuch, 1914 (19172). - Vollst. Verz. der Aufss., in: Revue internationale de théologie, 1893-1910; u. in: IKZ 1911-24.

Lit.: Friedrich Heiler, 50 J. Altkath. Zum Tode v. Bisch. E. H.. in: Ders., Ev. Katholizität. Ges. Aufss. u. Vortrr. I, 1926, 9 ff.; - Walter Eduard Herzog, Bisch. Dr. E. H. Lb., Laufen 1935; - Gaugler. Zeuge des Glaubens. E. H., In: Altkath. Volksbl. 7, 1955, 35 f. 47. 49 f.; - ADB XII, 264; - NDB VIII, 739 f.; - HBLS IV, 205; - RGG III, 287 f.

Letzte Änderung: 07.10.2002