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Band II (1990)Spalten 462-463 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

HAHN, August, Theologe, * 27.3. 1792 in Großosterhausen bei Querfurt als Sohn des dortigen Kantors und Schullehrers, † 13.5. 1863 in Breslau. - H. verlor mit 8 1/2 Jahren seinen Vater. Seit 1807 besuchte er das Gymnasium in Eisleben. Dankbar gedachte H. später seiner "frommen und treuen Mutter" und bezeichnete den christlichen Glauben, den er bis zu seiner Studentenzeit gehegt habe, als seinen "mütterlichen" Glauben. H. bezog 1810 die Universität Leipzig und widmete sich theologischen und orientalistischen Studien. Nach einem Jahr der Not und Sorge um das tägliche Brot besserte sich seine wirtschaftliche Lage durch Stipendien, die ihm infolge glänzender Leistungen zuteil wurden. Das Ergebnis seiner Leipziger Studien war "der Verlust des mütterlichen Glaubens und des Friedens, den er in bitterer Not gewährt hatte". Nach seinem theologischen Examen (1814) verdiente sich H. durch Privatunterricht und als Erzieher seinen Lebensunterhalt, bis er 1817 in das neugegründete Wittenberger Predigerseminar aufgenommen wurde. Dort wirkten Karl Ludwig Nitzsch (s. d.), Carl Immanuel Nitzsch (s. d.), Johann Friedrich Schleusner (s. d.) und Heinrich Leonhard Heubner (s. d.). H.s Aufenthalt im Predigerseminar war für seine fernere Richtung entscheidend. Er selbst bekennt, daß er in Wittenberg gefunden, was er gesucht habe. H. wurde 1819 ao. Professor in Königsberg, 1820 auch Pfarrer an der Altstädtischen Kirche und Superintendent und 1821 o. Professor. Dort erlebte er, wie er später sagte, "den schönsten Morgen eines amtlichen Lebens im Dienst der Wissenschaft wie der Kirche". 1827 folgte H. dem Ruf nach Leipzig als Professor und Prediger an der St. Paulikirche. In seiner aufsehenerregenden Antrittsvorlesung "De rationalismo, qui dicitur, vera indole et qua cum naturalismo contineatur ratione" nahm er den Kampf gegen den Rationalismus auf. H. erklärte, Rationalismus und Christentum seien Gegensätze und die Rationalisten dürften sich nicht mehr christliche Lehrer nennen, "wenn sie bekennen, daß nur die Vernunftreligion die wahre und die ihrige sei", und riet ihnen, aus der Kirche auszutreten. Sein Auftreten gegen den Rationalismus rief in der sächsischen rationalistischen Pfarrerschaft einen Sturm der Entrüstung und viele Gegenschriften hervor, u. a. von Karl August Hase (s. d.), Wilhelm Traugott Krug (s. d.), Johann Friedrich Röhr (s. d.). 1828 erschien H.s biblizistisch-supranaturalistisches, aber nicht kirchlich-orthodoxes "Lehrbuch des christlichen Glaubens". Mit der Zeit näherte er seinen biblizistischen Supranaturalismus der lutherischen Orthodoxie an. Die 2. Auflage seines dogmatischen Lehrbuches (1856-59) zeigt seinen Fortschritt zum bekenntnistreuen Luthertum. H. wurde 1833 in Breslau Professor für Dogmatik und historische Theologie, auch Moral, Praktische Theologie und neutestamentliche Exegese und zugleich Konsistorialrat und wirkte seit 1843 als Generalsuperintendent von Schlesien. Er mußte nun seine Vorlesungen an der Universität einschränken und verzichtete seit Ostern 1860 ganz auf sie. H. hat allmählich in Schlesien die durch David Schulz (s. d.) begründete Herrschaft des vulgären Rationalismus gebrochen. Er gründete unter Verzicht auf die Ordinationsgebühren den schlesischen Vikariatsfonds und den "Kirchlichen Anzeiger" und gab 1857 ein Gesangbuch heraus, förderte die Innere Mission und den "Gustav-Adolf-Verein" und war durch rege Wirksamkeit um Neubelebung des kirchlichen Lebens in Schlesien eifrig bemüht.

Werke: Bardesanus gnosticus, Syrorum primus hymnologus, 1819; De gnosi Marcionis, 1820/21; Antithes Marcionis, 1823; De canone Marcionis, 1824/26; Lehrb. des christl. Glaubens, 2 Bde., 1828 (1856-592); Bibl. der Symbole u. Glaubensregeln der apostol.-kath. Kirche, 1842 (1877 fortges. v. seinem Sohn Ludwig H., 18973); Predigten u. Reden unter den Bewegungen in Kirche u. Staat seit dem J. 1830, 1852; Das Bekenntnis der ev. Kirche in seinem Verhältnis zu dem der röm. u. griech., 1853.

Lit.: Karl Kolde, Nekrolog, in: Allg. Kirchenztg. 42, 1863, Nr. 75-77; u. in: Kirchl. Amtsbl. f. Schlesien, 1863, XII; - O. Schütze, Die Innere Mission in Schlesien, 1883; - Karl v. Hase, Ges. Werke VIII/1, 1892; III/2, 1, 1892, 53; - Martin Schian, Das kirchl. Leben der ev. Kirche der Prov. Schlesien, 1903, 40. 49 u. ö.; - Karl Franklin Arnold, Festschr.... der Univ. Breslau II, 1911, 183. 185; - Otto Dibelius, Das Kgl. Predigerseminar zu Wittenberg 1817-1917, 1918, 75 u. ö.; - Christian Krollmann, A. H., in: Altpreuß. Biogr., hrsg. v. dems., I, 1941, 246; - ADB X, 356 ff.; - NDB VII, 502 f.; - RE VII, 340 ff.; - RGG III, 28.

Letzte Änderung: 11.01.2003