GRAMANN (Poliander), Johann, einer der Reformatoren Preußens, Kirchenliederdichter, * 5.7. 1487 in Neustadt an der Aisch (Mittelfranken), † 29.4. 1541 in Königsberg. - G. studierte seit 1503 in Leipzig und erwarb 1516 die Magisterwürde. Er wurde Lehrer und 1520 Rektor an der Thomasschule in Leipzig. G. nahm als Johann Ecks (s. d.) Sekretär teil an der Disputation des Dr. Eck mit Martin Luther (s. d.) und Karlstadt (s. Bodenstein, Andreas) auf der Pleißenburg bei Leipzig vom 27.6.- 16.7. 1519 und wurde von Luther und seinem Auftreten so beeindruckt, daß er bald darauf »dem papistischen Heerlager den Rücken kehrte und von dem Fechtmeister Eck zu dem Gewissensstreiter Luther überging«. G. studierte nun in Wittenberg und kam 1522 als Domprediger nach Würzburg, wo er das Evangelium verkündigte und maßvoll, aber entschieden der Heiligenverehrung entgegentrat. Wegen der daraus entstandenen Konflikte gab G. 1524 sein Amt auf und wurde nach kurzer Tätigkeit in Nürnberg auf Empfehlung Luthers 1525 von dem Herzog Albrecht von Preußen (s. d.) nach Königsberg berufen als Pfarrer an der Altstädtischen Kirche. - G. war des Herzogs Ratgeber in allen kirchlichen Angelegenheiten, ordnete in seinem Auftrag das Schulwesen und wirkte auch mit bei der Kirchenvisitation von 1531. In seinem Kampf mit den Täufern erreichte er durch die vom Herzog 1531 einberufene Disputation zu Rastenburg zwischen den lutherischen Predigern und den Schwarmgeistern, daß die Anhänger des Kaspar Schwenckfeld (s. d.) in Preußen zurückgedrängt wurden. - G. dichtete im Auftrag des Herzogs Albrecht nach dem 103. Psalm das erste Loblied der evangelischen Kirche: »Nun lob, mein Seel, den Herren« (EKG 188, 1-4). Es erschien anonym in Johann Kugelmanns (s. d.) »Concentus novi trium vocum«, Augsburg 1540, mit seinem Namen zuerst in der Rigischen Kirchenordnung »Eyn korte Ordnung«, Lübeck 1548.
Lit.: Bayer, J. Polianders Leben, in: Erläutertes Preußen II, 1725,
432 ff. 665 ff.; - Paul Tschackert, Urkk.buch z. Ref.gesch. des
Hzgt. Preußen, 1890, f, 123 ff.; II (s. Reg.); - Theodor Kolde,
Paul Speratus u. f. P. als Domprediger in Würzburg, in: BBKG
6, 1900, 49 ff.; - Wilhelm Nelle, Unsere Kirchenliederdichter,
1905, 30 ff.; - Friedrich Spitta, Zu J. P.s Lebensgesch., in: ZKG
29, 1908, 389 ff.; - Christian Krollmann, Neues v. J. P., in:
Mitt. des Ver. f. die Gesch. v. Ost- u. Westpreußen 1, 1926, 20
ff.; - Otto Clemen, Aus Briefen P.s, in: ZKG NF 12, 1930, 175
ff.; - Paul Gennrich, Die ostpreuß. Kirchenliederdichter, 1938,
39 ff.; - Walther Hubatach, Albrecht v. Brandenburg-Ansbach.
Deutschordens-Hochmeister u. Hzg. in Preußen, 1960, 350; - Koch I, 355 ff.; - Kümmerle I, 505 f.; - Hdb. z. EKG II/1, 46 f.;
- ADB 26, 388 ff.; - RE XV, 525 ff.; - RGG II, 1823 f.; - LThK
VIII, 588 f. (Poliander).