GASPARIN, Agenor de, Graf, französischer Politiker und Schriftsteller,
1810 in Orange (Dép. Vaucluse, unweit der Rhöne), † 1871 in Genf.
- G. studierte die Rechte in Paris und wurde unter der Julimonarchie
Kabinettschef seines Vaters im Ministerium des Innern. 1842 als Vertreter
von Bastia (Korsika) in die Kammer gewählt, kämpfte er als eifriger
Anwalt aller humanitären Bestrebungen gegen die Sklaverei und gegen
die Beschränkung der religiösen Freiheit der Protestanten, seiner
Glaubensgenossen, für die er das Recht der Evangelisation und der
Bibelkolportage in Anspruch nahm. 1846 zog sich G. aus dem politischen
Leben zurück und widmete sich fast ausschließlich den Interessen der
reformierten Kirche Frankreichs. Anläßlich der kirchlichen Umwälzungen
im Waadtland verteidigte er das Prinzip der Trennung von Kirche und
Staat. Als auf der Generalsynode 1848 die Forderung eines formulierten
Glaubensbekenntnisses durchfiel, gründete er mit Frédéric Monod (s.
d.) 1849 die »Union des Églises libres évangéliques de France«. Er
lebte am Genfer See und beteiligte sich von dort aus in Schriften
und Vorträgen am religiösen und literarischen Leben und an den Kämpfen
der Orthodoxie gegen den Liberalismus.
Werke: Esclavage et traité, 1838; - Christianisme et paganisme,
2 Bde., 1846-50; Les écoles du doute et l'école de la foi, 1853; La
familie, ass devoirs, ses joies et sec douleurs, 1865 (dt. 1870).
Lit.: Adrien Naville, Le comte A. de G., 1871; - Théodore
Borel, Le comte A. de G., Lausanne 1878; - Lichtenberger V, 415 ff.;
- RGG II, 1203.