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Band II (1990)Spalten 128-129 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

FRIEDRICH der Weise, Kurfürst von Sachsen, * 17.1. 1463 in Torgau als ältester Sohn des Kurfürsten Ernst, † 5.5. 1525 in Lochau, beigesetzt in der Schloßkirche in Wittenberg. - Als sein Vater 1486 starb, übernahm F. die Kurwürde mit dem Kurkreis, während er die übrigen ernestinischen Gebiete gemeinsam mit seinem Bruder, Johann dem Beständigen (s. d.), regierte. Seinen ersten Unterricht erhielt F. im Augustinereremitenkloster Grimma, der späteren Fürstenschule. Dadurch, daß sich dort ein blühendes Leben befand, gewann er schon damals besondere Vorliebe für diesen Orden. Als frommer Katholik versäumte er keinen Tag die Messe und beteiligte sich 1493 auch an einer Wallfahrt nach Palästina. Er bemühte sich eifrig um die Vermehrung seiner Reliquiensammlung, die 1509 5005 und 1520 bereits 19013 Partikeln zählte. F. stiftete 1502 die Wittenberger Universität und bewilligte, da ihm an der rechten Besetzung der Lehrsstühle viel gelegen war, im Oktober 1512 die Promotionskosten für Martin Luther (s. d.) auf Bitten des Johann von Staupitz (s. d.). Er mußte dem Kurfürsten versprechen, daß "Martinus dafür die bisher ihm zuständige", aber tatsächlich schon längst nicht mehr von ihm versehene "lectura in Biblia in der Theologischen Fakultät sein Leben lang versorgen werde". F. hat mit Luther nie ein Wort gesprochen, vermittelte aber in dessen Konflikt mit Rom, als Leo X. (s. d.) am 23.8. 1518 von ihm die Auslieferung des "Sohnes der Bosheit" verlangte. Durch persönliche Verhandlung mit dem Kardinal Thomas Cajetan (s. d.) im Fuggerhaus in Augsburg erreichte der Kurfürst, daß Luther im Auftrag des Papstes vom 12. bis 14.10. 1518 in Augsburg durch den zum Reichstag entsandten Cajetan verhört wurde. F. lehnte Cajetans Antrag vom 25.10. 1518, den "schwäbischen Bettelmönch" nach Rom auszuliefern, ab und gab auch nicht nach, als der päpstliche Kurtisan Karl von Miltitz (s. d.) im Januar 1519 auf dem Schloß Altenstein versuchte, ihn zur Auslieferung Luthers dadurch zu bewegen, daß er ihm die "goldene Tugendrose", die höchste Auszeichnung des Papstes, überbrachte und seine beiden unehelichen Kinder der Anna von Molsdorf von den rechtlichen Nachteilen ihrer Geburt befreite. F. wurde 1519 nach dem Tod Maximilians I. (s. d.) Reichsvikar, lenkte aber die Kaiserwahl von sich auf Karl V. Seinem Einfluß in der Kurfürsten- und Fürstenkurie war es zu verdanken, daß der Reichstag in Worms am 19.2. 1521 den Kaiser ersuchte, Luther nach Worms zu laden und dort von sachverständigen Gelehrten verhören zu lassen, womit sich Karl V. einverstanden erklärte. F. rettete Luther dadurch vor der ihm drohenden Gefahr, daß er ihn auf der Rückfahrt von Worms in Thüringen überfallen und auf eine seiner Burgen bringen ließ, deren Wahl er in das Ermessen seiner Räte stellte. - F. d. W., Luthers Schutz- und Landesherr, hat bei persönlicher Zurückhaltung durch kluge Diplomatie die Reformation begünstigt. Seine Stellung zu Luther ist verschieden beurteilt worden. Theodor Kolde (s. d.) sah in ihm nur den Beschützer seiner Universität und ihres berühmten Professors, während Paul Kalkoff (s. d.) behauptet, er sei ein überzeugter Anhänger der lutherischen Lehre gewesen. Vermittler zwischen Luther und F. d. W. war dessen Hofkaplan Georg Spalatin (s. d.), von dem sich der Kurfürst auf dem Sterbebett das Abendmahl unter beiderlei Gestalt reichen ließ, wodurch er sich öffentlich zum evangelischen Glauben bekannte.

weiterlesen ...
Lit.: Georg Spalatin, F.s d. W. Leben u. Zeitgesch., hrsg. v. Christian Gotthold Neudecker u. Ludwig Preller, 1851; - Theodor Kolde, F. d. W. u. die Anfänge der Ref., 1881; - Otto Nasemann, F. d. W., Kf. v. S., 1889; - Bernhard Rogge, Dt.-ev. Charakterbilder, 1894, 92 ff.; - Amanda Hoppe-Seyler, F. d. W., Kf. v. S. Ein Charakterbild, 1898; - Adolf Krencker, F. d. W. v. S. beim Beginn der Ref. Eine Charakterstud. (Diss. Heidelberg), 1905; - Paul Kalkoff, Ablaß u. Reliquienverehrung an der Schloßkirche zu Wittenberg unter F. d. W., 1907; - Ders., F. d. W., der Beschützer Luthers u. des Ref.werkes, in: ARG 14, 1917, 249 ff.; - Ders., F. d. W., dennoch der Beschützer Luthers u. des Ref.werkes, in: ZKG 43, 1924, 179 ff.; - Ders., Die Kaiserwahl Friedrichs IV. u. Karls V., 1925; - Ders., F. d. W. u. Luther, in: HZ 132, 1925, 29 ff.; - Ders., Die Stellung F.s d. W. z. Kaiserwahl v. 1519 u. die Hildesheimer Stiftsfehde, in: ARG 24, 1927, 270 ff.; - Robert Hessen, F. d. W., in: Ders., Dt. Männer. 50 Charakterbilder, 1912, 95 ff.; - Walter Friedensburg, Gesch. der Univ. Wittenberg, 1917; - Paul Mönch, Kf. F. d. W. v. S. als Reichsfürst (Diss. Jena), 1922; - Elisabeth Wagner, Luther u. F. d. W. auf dem Wormser Reichstag, in: ZKG 42, 1923, 331 ff.; - Johannes v. Walter, F. d. W. u. Luther (Rede), 1925; - Ernst Kroker, F. d. W. u. Luther, in: Die ev. Diaspora. Zschr. des Gustav-Adolf-Ver. 7, 1925, 79 ff.; - Anni Koch, Die Kontroverse über die Stellung F.s d. W. z. Ref., in: ARG 23, 1926, 213 ff.; - Gustav Wolf, F. d. W. z. Frage des Kaisertums, in: ZKG 45, 1926, 22 ff.; - Paul Kirn, F. d. W. u. die Kirche. Seine Kirchenpolitik vor u. nach Luthers Hervortreten im J. 1517, 1926; - W. Gussmann, Kf. F. d. W. v. S., in: Kirchl. Zschr. 51, 1927, 417 ff.; - Ernst Borkowsky, Das Leben F.s d. W., Kf. v. S., 1929; - Otto Michaelis, Im Mutterlande der Ref., 1938, 31 ff.; - Anton Blaschka, Der Stiftsbrief Maximilians I. u. das Patent F.s d. W. z. Gründung der Univ. Wittenberg, in: 450 J. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg I, Halle (Saale) 1952, 69 ff.; - Irmgard Höss, Der Brief des Erasmus v. Rotterdam an Kf. F. d. W. v. 30. Mai 1519, in: ARG 46, 1955, 209 ff.; - Dies., Georg Spalatin. Ein Leben in der Zeit des Humanismus u. der Ref., 1956; - Kurt Aland, Wendepunkte der Weltgesch. Das Problem des Glaubenswechsels bei Konstantin d. Gr., Chlodovech u. F. d. W., in: Ders., Kirchengeschichtl. Entwürfe. Alte Kirche, Ref. u. Luthertum, Pietismus u. Erweckungsbewegung, 1960, 13 ff.; - In der Hut des Höchsten. Martin Luthers Brief an F. d. W., 5. März 1522, in: Zeugnis u. Zeichen. Reden, Briefe, Dokumente. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Kantzenbach, 1964, 19 ff.; - Eberhard Winkler, Lob des friedliebenden Regenten. Melanchthons ist. Leichenrede auf Kf. F. d. W., in: WZ Rostock 13, 1964, 221 ff.; - Ernst Benz, Der Traum Kf. F. d. W., in: Humanitas-Christianitas. Walther v. Loewenich z. 65. Geb. Hrsg. v. Karlmann Beyschlag, 1968, 134 ff. (Rez. v. Franz Lau, in: LuJ 36, 1969, 116 ff.); - Karlheinz Blaschke, Kf. F. d. W. v. S. u. die Luthersache, in: Der Reichstag zu Worms 1521. Reichspolitik u. Luthersache. Im Auftrag der Stadt Worms z. 450-J.gedenken in Verbindung mit Anton Philipp Bruch u. a. hrsg. v. Fritz Reuter, 1971, 316 ff.; - Heinrich Bornkamm, Kf. F. d. W., in: ARG 64, 1973, 79 ff.; - Biogr. Wb. z. dt. Gesch. 12, 1973, 810 f.; - Schottenloher III, Nr. 32975-33028; - ADB VII, 779 ff.; - NDB V, 568 ff.; - RE VI, 279 ff.; - RGG II, 1150; - LThK IV, 386.

Friedrich Wilhelm Bautz

Literaturergänzung:

2006

Stefan Laube, Zwischen Hybris u. Hybridität. Kurfürst F.d.W. u. seine Reliquiensammlung, in: "Ich armer sundiger mensch". Göttingen 2006, S. 170-207; -

2008

Paul M. Bacon, Art patronage and piety in electoral Saxony. Frederick The Wise promotes the veneration of his patron, St. Bartholomew, in: SCJ 39.2008, S. 973-1001.

Letzte Änderung: 09.04.2011