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Band I (1990)Spalten 1566-1568 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

EUSEBIUS von Nikomedien, Bischof von Nikomedien und Konstantinopel, † etwa 341. - E. stammte aus Syrien und war mit dem Kaiser Julian entfernt verwandt. Er war wie der ihm befreundete Arius Schüler des Lucian von Antiochien. E. vertauschte den Bischofssitz von Berytus (Phönizien) mit dem von Nikomedien, der Hauptstadt von Bithynien, die seit 285, der Reichsteilung durch Diokletian, kaiserliche Residenz war. Er gewann großen Einfluß auf Licinius, der 313 Alleinherrscher des Ostens geworden war, und seine Gemahlin Konstantia, eine Schwester Konstantins I. In dem Arianischen Streit spielte E. eine hervorragende Rolle. Als der Presbyter Arius an der Baukaliskirche in Alexandria 318 auf der von fast 100 Bischöfen aus Ägypten und Libyen besuchten Synode zu Alexandria von seinem Bischof Alexander von Alexandrien exkommuniziert wurde, reiste er nach Palästina, Syrien und Kleinasien und fand freundliche Aufnahme bei E., der sich eifrig um die kirchliche Rehabilitation des Arius bemühte. Auf der ersten ökumenischen Synode von Nicäa (Bithynien), die den die Einheit der Kirche gefährdenden dogmatischen Streit 325 schlichten sollte, bildeten sich zwei kleine Gruppen um Arius und E. und um Alexander von Alexandrien und seinen Diakonen Athanasius, während die Mittelpartei unter Führung des Eusebius von Cäsarea, geeint durch das Festhalten an Origenes, die größte war. E. legte der Synode ein von ihm ausgearbeitetes Glaubensbekenntnis vor, das für den Arianismus entschieden eintrat, aber von der Mehrheit der Bischöfe schroff abgelehnt wurde. E. und Theognis von Nicäa erhoben gegen die Verdammung des Arius Einspruch und unterschrieben nur das Nicänische Symbol ohne die Anathematismen. Sie mußten Ende 325 in die Verbannung nach Gallien wandern. Durch die Entscheidung der Synode von Nicäa war der Streit keineswegs beendigt. Die beiden in Nicäa vergewaltigten Parteien, die Arianer und die Origenisten, waren bestrebt, die Kompromißformel zu beseitigen. Konstantin I. sah bald ein, daß er den Gegnern des Nicänums entgegenkommen müsse, um die Einheit der Kirche wieder herzustellen. E. u. Theognis von Nicäa durften 327 aus der Verbannung zurückkehren. E. gewann auf Konstantin I., der sich 337 - nach damals vielfach geübtem Brauch - auf dem Sterbebett von ihm taufen ließ, wieder Einfluß und trachtete nun danach, die Gegner der Arianer, vor allem Athanasius, den Vorkämpfer im Streit um die Geltung des Nicänums, zu stürzen. Gleichzeitig bemühte er sich um die Rehabilitation des Arius. Nachdem dieser vor dem Kaiser ein befriedigendes Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, forderte Konstantin I. von Athanasius - allerdings vergeblich - die Wiedereinsetzung des Arius. E. ruhte nicht, bis er erreichte, daß Athanasius 335 auf der Synode in Tyrus seines Amtes entsetzt wurde. Die Synodalen von Tyrus begaben sich zur Einweihung der Grabeskirche nach Jerusalem, wo sie ihre Beratungen fortsetzten und die Wiederaufnahme des Arius in die Kirchengemeinschaft beschlossen. Inzwischen war Athanasius nach Konstantinopel gereist, damit der Kaiser ihm sein Recht verschaffe. Konstantin I. beschied die Synodalen an den Hof. Sie klagten Athanasius politischer Umtriebe an und erreichten, daß ihn der Kaiser ohne Verhör Ende 335 nach Trier verbannte. Im Herbst 337, nach dem Tod Konstantins I., durfte Athanasius nach Alexandria zurückkehren. E. erneuerte seine Bemühungen, Athanasius zu stürzen, und gewann Konstantius für seine antinicänische Kirchenpolitik. Anfang 339 wurde Athanasius auf einer Synode in Antiochien abgesetzt und der Kappadozier Gregor zum Bischof von Alexandria geweiht. Marcellus von Ancyra, der 335 in Tyrus der Verurteilung des Athanasius und in Jerusalem der Wiederaufnahme des Arius in die Kirchengemeinschaft widersprochen hatte, wurde 336 auf der eusebianischen Synode in Konstantinopel abgesetzt. Als erster der entschiedenen Gegner der Arianer war Eustathius von Antiochien gefallen; ihn hatte eine Synode zu Antiochien 330 abgesetzt. E. wurde 338 Bischof von Konstantinopel. Er weihte Wulfila zum Missionsbischof unter den Goten in Dazien.

Lit.: Adolf Lichtenstein, E. v. N. Vers. einer Darst. seiner Persönlichkeit u. seines Lebens unter bes. Berücks. seiner Führerschaft im arian. Streit (Diss. Leipzig), 1903; - Sigismund Rogala, Die Anfänge des arian. Streites, 1907, 77 ff.; - Karl Müller, Zu der Eingabe der Bisch. E. v. N. u. Iheognis v. Nicäa an die (zweite) Synode v. Nicäa (327), in: ZNW 24, 1925, 290 ff.; -Hans-Georg Opitz, Urkk. z. Gesch. des arian. Streites (Athansaius, Werke III/1), 1934-35, Nr. 2. 8. 21. 31; - William Telfer, Arius takes refuge at Nikomedia, in: JThS 37, 1936, 60 ff.; - Gustave Bardy, Recherches sur s. Lucien d'Antioche et son école, Paris 1936, 296 ff.; - Bardenhewer III, 42 f.; - Altaner 270; - Quasten III, 190 ff.; - Pauly-Wissowa VI/1, 1439 f.; - Kl. Pauly II, 461; - Hefele-Leclercq I, 354. 431. 639 ff. u. ö.; - Catholicisme IV, 709 f.; - EC V, 856; - DThC V, 1539 ff.; - DHGE XV, 1466 ff.; - LThK III, 1198; - NCE V, 636; - DCB II, 360 ff.; - RE V, 620; - RGG II, 741.

Letzte Änderung: 05.10.2000