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Band XXIII (2004) Spalten 315-318 Autor: Manfred Berger

ENGEL, Sr. Maria Emilie, * 6. Februar 1893 in Husten/Drolshagen (Sauerland), † 20. November 1956 in Koblenz-Metternich, Lehrerin, Ordensfrau, Provinzoberin. - Emilie war die dritte Tochter und das vierte Kind des Landwirts Arnold E. und dessen um sechzehn Jahre jüngeren Ehefrau Eva Katharina E., geb. Nebeling: - "Die junge Mutter kann sich um ihre Kinder kümmern, weil drei unverheiratete Brüder ihres Mannes... weiterhin in der Landwirtschaft mitarbeiten und seine Schwester... in der Haushaltsführung hilft. Fünf Mädchen und drei Brüder folgen nach Emilie und machen das Dutzend in der Geschwisterreihe voll" (Wolff 2003, S. 16). - Die tiefreligiösen Eltern, die Schule, Kirche und Dorfgemeinschaft vermittelten der großen Geschwisterschar prägende religiöse Werte, "deren äußerlich sichtbare Früchte unter anderem darin bestanden, daß vier Töchter und ein Sohn der Familie sich für den geistlichen Beruf entschieden. Die Töchter wählten das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern in Vallendar-Schönstatt, und auch der Sohn arbeitete nach seiner vorzeitigen Pensionierung als Geistlicher ab 1945 im Institut der Schönstatt-Priester in Schönstatt mit" (Scheele 1993, S. 214 f). Ab 1899 besuchte E. die einklassige Volksschule im Nachbardorf, die sie mit vierzehn Jahren abschloß. Wie ihre beiden älteren Schwestern entschied sich Emilie für den Lehrberuf, obwohl ihre Mutter gern gesehen hätte, wenn die Tochter vorerst zu Hause geblieben wäre, um sie bei der vielen Arbeit mit sechs jüngeren Geschwistern zu unterstützen. Nach erfolgreichem Lehrerinnenexamen, das E. Februar 1914 am "Königlichen Lehrerinnenseminar zu Arnsberg" ablegte, war sie bis 1926 Lehrerin; zuerst in Grimlingshausen/Rheinland, dann in Börning-Sodingen. Dabei engagierte sie sich besonders für in Not geratene und in Armut lebende Kinder. So brachte die junge Lehrerin einmal ein halbwüchsiges, elternloses Mädchen, "dessen Mutter starb, in ihr Elternhaus, wo es wie ein Kind der Familie aufwachsen konnte. Dem vierzehnjährigen Bruder dieses Mädchens verhalf sie zu einer Gärtnerlehre bei den Pallottinerpatres in Schönstatt. Sie brachte ihn selbst dorthin. Mit dieser mütterlichen Sorge verband sich für sie die Gnade der Berufung zu Schönstatt. Es tat sich ihr eine neue Welt auf, deren Zielsetzung sie von innen her ansprach: Marianische Christusgestaltung der Welt" (Schoenebeck 2002, S. 11). - Bereits 1921 hatte die junge Lehrerin an der ersten Frauentagung der apostolischen Bewegung von Schönstatt teilgenommen und am 1. Oktober 1926 stellte sie sich mit ganzer Kraft dem Gründer des Schönstattwerkes, Pater Josef Kentenich (1885-1968), für die Gründung der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern zur Verfügung. Nahezu 30 Jahre war sie in verantwortlicher Position am Auf- und Ausbau der Schönstätter Gemeinschaft beteiligt: - "Von Anfang an bis 1950 war sie Mitglied des Generalrates der Schwesternschaft und bis zum Tod Führerin des ältesten Kurses der Schwesternfamilie. Von 1929 bis 1935 übte sie das Amt der Novizen- und Terziatsmeisterin aus. Von 1946 bis 1955 leitete sie von Koblenz-Metternich aus als Provinzoberin die Westprovinz mit damals 30 Niederlassungen" (Scheele 1993, S. 216). - Im Jahre 1935 erkrankte E. schwer an Tuberkulose. Sie mußte ihre geliebte Schönstattheimat verlassen, da Operationen und jahrelange Krankenhaus- und Sanatoriumsaufenthalte folgten: - "Auch in ihrer Krankheit war sie unermüdlich dabei, Glaube, Hoffnung und Liebe zu künden. Den Mitschwestern, ob sie in Schulen oder Krankenhäusern, in den Bereichen des kirchlichen oder öffentlichen Lebens arbeiteten, schrieb sie: 'Möge das heilige Feuer wahrer, tiefer Christenliebe in allen Herzen brennen und aus allen Augen leuchten, damit wir für alle, denen wir dienen dürfen, Christusträgerinnen und Christusbringerinnen sind, wie es unsere Sendung für die heutige Zeit entspricht'" (Schoenebeck 2002, S. 53). - 1941 kehrte E., noch immer gesundheitlich schwer beeinträchtigt, in das Schönstätter Mutterhaus zurück. Ab 1953 kam eine weitere heimtückische Krankheit hinzu, die die Ordensfrau während der letzten beiden Lebensjahre an den Rollstuhl fesselte. Schließlich wurde sie hilflos wie ein Kind und hatte auch noch die Sprache verloren. E. starb am 20. November 1955 im Provinzhaus in Koblenz-Metternich und wurde vier Tage später zu Grabe getragen: - "Prälat Schmitz, ein Schönstattpriester, hält die Predigt. Er zeichnet den Zuhörern (über 500 Personen waren zur Trauerfeier gekommen; M. B.) das Leben und Wirken von Emilie, deutet vor allem aber die Erbarmungen Gottes und der Gottesmutter in ihrem Leben. Er faßt in Worten was die anwesenden, die mit ihr verbunden sind, in dieser oder jener Weise empfinden, wie sie Emilie erlebt haben, wie sie in ihren Herzen lebendig ist: 'Wer in den letzten Monaten in den Bannkreis von Schwester Marie Emilie kam, der konnte sich dem bezwingenden Zauber ihrer Persönlichkeit nicht entziehen. Eine abgeklärte Ruhe lag über ihrem Wesen, eine Reife weisen Urteils und kluger Ratgebung, jene mütterliche, so verstehende Liebe, die ihr eigentliches Charisma gewesen ist, ein Eingetauchtsein in die Liebe des Vaters, ein Stehen in der Vorsehung', führt er aus. - Drei Wurzeln nennt er für ihr reiches Leben: ihre Familie, die Begegnung mit Schönstatt und die Begegnung mit dem Gründer Schönstatts, Pater Kentenich. Er zeichnet Emilie als eine 'vollendete Frauengestalt', als 'reife Erstlingsfrucht' aus der Erziehungsschule Schönstatts, geformt von der Hand Pater Kentenichs, und er wendet ein Wort auf sie an, das der Gründer aus dem Koblenzer Gefängnis (der von den Nazis verfolgt und nach Dachau deportiert wurde; M. B.) schrieb: 'Es gibt nichts, was Gott so ähnlich ist, wie eine edle Frau, die in edler Gelockertheit und schlichtem, gotterfülltem Selbstbesitz diesen Geist der gezähmten Freiheit ihr Eigen nennt, das heißt, wie eine Marienschwester, eine Schwester der lieben Gottesmutter, wie ich sie gerne der Kirche schenken möchte.' Er ruft die Provinz auf, Emilies Grab zu hüten wie ein kostbares Juwel, wie einen Schatz" (Wolff 2003, S. 248). - Heute pilgern viele Menschen zur letzten Ruhestätte von Sr. Emilie E. in Koblenz-Metternich, um sie dort um ihre Fürbitte in vielfältigen Anliegen anzurufen. Dabei wird zunehmend von Gebetserhörungen berichtet. Die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern strebt die Heiligsprechung von E. an. Am 12. Oktober 1999 wurde der Seligsprechungsprozeß eröffnet, der auf Diözesanebene am 26. Februar 2002 mit einer festlichen Heiligen Messe in der überfüllten Liebfrauenkirche in Trier abgeschlossen wurde. Als nächste Instanz ist nun der Vatikan zuständig.

Webseiten (Ausw.): http://www.schoenstatt.de/s_info/ p_emilie_engel.php?sprache=de (16.11.2003); http://www. schoenstatt.de/ news/tb101205.htm (16.11.2003); http:// www.schoenstatt.de/news/tb 101204.htm (16.11.2003); http://www. Schoenstatt.de/news/tb101201.htm+Sr.Emilie+engel&ie;=UTF-8; http://schoenstatt.de/news2002/02februar/2t0226_de/emilie_trier.htm (16. 11. 2003).

Lit. (Ausw.): Scheele, A.: Schwester Emilie Engel. Der Lebensweg einer Ordensfrau aus Husten (Drolshagen), in: Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe, 172 1993, 214 ff.; - Schoenebeck, R.v.: Schwester M. Emilie Engel. Schönstätter Marienschwester, Schönstatt 2000; - Wolff, M. (Hrsg.): Emilie Engel: Zeugnisse, Briefe, Tagebuchnotizen, Valendar-Schönstatt 2000; - Wolff, M.: Mein Ja bleibt. Emilie Engel Schönstätter Marienschwester, Valendar-Schönstatt 2003.

Manfred Berger

Letzte Änderung: 11.05.2004