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Band I (1990)Spalten 1452-1454 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

ECK (eigentlich Maier), Johann, der Hauptgegner Martin Luthers, * 13.11. 1486 in Egg an der Günz im Allgäu (daher Eckius) als Sohn des Dorfamtmanns Michael Maier, † 10.2. 1543 in Ingolstadt. - Martin Maier, Pfarrer in Rottenburg am Neckar, unterrichtete seinen Neffen Johann von seinem 9. Lebensjahr an, so daß dieser schon 1498 die Universität Heidelberg beziehen konnte. Seit 1499 studierte E. in Tübingen und wurde im Januar 1501 Magister artium. Nun begann er unter Konrad Summenhart, Paul Scriptoris u. a. das Studium der Theologie, das er, durch die Pest von Tübingen vertrieben, im Herbst 1501 in Köln fortsetzte, wo auch Arnold von Tongern sein Lehrer war. E. zog im Sommer 1502, als auch dort die Pest ausbrach, nach Freiburg im Breisgau, wo er die folgenden acht Jahre zubrachte, zunächst als Schüler des humanistischen Juristen Ulrich Zasius, bald auch als Vorsteher der Artistenburse zum Pfau und als geschätzter Lehrer. E. empfing am 13.12. 1508 mit päpstlichem Altersdispens in Straßburg die Priesterweihe, promovierte im Oktober 1510 zum Dr. theol. und wurde im November 1510 auf Konrad Peutingers Empfehlung Professor der Theologie in Ingolstadt und zugleich Domherr in Eichstätt und 1512 Prokanzler der Universität, die er über 30 Jahre völlig beherrschte und zur Hochburg des alten Glaubens gegen die protestantischen Akademien machte. - Durch Vermittlung des Nürnberger Patriziers Christoph Scheurl schloß E. im Frühjahr 1517 mit Luther brieflich Freundschaft, wurde aber durch dessen 95 Thesen vom 31.10. 1517 sein Gegner. Auf E.s »Obelisci«, in denen er Luther der böhmischen Häresie beschuldigte, erwiderte dieser mit seinen »Asterisci«. Durch E.s Thesen vom 29.12. 1518 wurde Luther in den theologischen Kampf hineingezogen, den Karlstadt (s. Bodenstein, Andreas) im Mai 1518 mit E. begonnen hatte und der zur Leipziger Disputation vom 27.6. bis 16.7. 1519 führte. Er disputierte zunächst mit Karlstadt über den freien Willen und verteidigte dann gegen Luther das göttliche Recht des Papsttums. Luther behauptete, geschickt dazu gedrängt, unter den in Konstanz 1415 verurteilten Sätzen des Johann Hus seien echt evangelische gewesen. Er bestritt die Irrtumslosigkeit der Konzilien und leugnete die Heilsnotwendigkeit des päpstlichen Primats. E. reiste am 18.1. 1520 nach Rom und erreichte, daß Leo X. am 15.6. 1520 die Bulle »Exsurge Domine« erließ, die 41 Sätze Luthers als häretisch verdammte, die Verbrennung seiner Schriften anordnete und ihm den Bann androhte, falls er nicht binnen 60 Tagen widerrufen würde. E. wurde zum Protonotarius et Nuntius apostolici ernannt und mit Hieronymus Aleander mit der Veröffentlichung der Bulle beauftragt. Ihre ordnungsmäßige Publikation durch öffentlichen Anschlag konnte E. nur in Meißen, Merseburg und Brandenburg durchsetzen. Auch gegen die schweizerische Reformation wandte sich E., wagte sich aber nicht nach Zürich, wo Huldrych Zwingli mit ihm zu disputieren bereit war. Durch Vermittlung seines Freundes, des Generalvikars Johannes Faber in Konstanz, kam es vom 21.5. bis 8.6. 1526 in Baden (Aargau) zur Disputation, auf der E. über Johannes Ökolampad und Berthold Haller den Sieg errang. Aber der Disputation in Bern vom 6. bis 26.1. 1528, die den Sieg der Reformation in Bern entschied, blieb E. fern. Als Karl V. auf den 8.4. 1530 zu einem Reichstag nach Augsburg einlud, um über die kirchlichen Streitigkeiten endgültig zu entscheiden, stellte E. aus den Schriften der Reformatoren 404 ketzerische Sätze zusammen, über die zu disputieren er sich bereit erklärte. Die altgläubige Mehrheit des Reichstags beschloß eine schriftliche Widerlegung der Augsburger Konfession, die der päpstliche Legat Lorenzo Campegio mehr als 20 anwesenden Theologen übertrug. E. wurde der Hauptverfasser dieser Confutatio pontificia. Im Auftrag seiner Herzöge übertrug E. die Bibel in den bayrisch-schwäbischen Dialekt. Seine sprachlich ungenießbare Bibelübersetzung erschien 1537. Auf dem Religionsgespräch in Worms disputierte E. vom 14. bis 17.1. 1541 mit Philipp Melanchthon über die Erbsünde und näherte sich sehr der protestantischen Anschauung, während er auf dem Religionsgespräch in Regensburg vom 5.4. bis 29.7. 1541 es durchsetzte, daß der versöhnliche Kardinal Kaspar Contarini abberufen wurde.

Werke: Ludrica logices exercitamenta, 1507; De primatu Petri, 1520; Disputatio Viennae Pannoniae habita, 1517, hrsg. v. Therese Virnich, 1923; Defensio contra amarulentas D. Andreae Bodenstein Carolstatini invectiones, 1518, hrsg. v. Joseph Greving, 1919; Enchiridion locorum communium adversus Lutherum et alios hostes ecclesiae (gg. Melanchthons Loci communes), 1525 (bis 1576 46 Aufl.); Opera contra Ludderum, 3 Bde., 1530 bis 1535; Homiliae (lat. Predigten), 4 Bde., 1533-40. - Krit. Ausg. der wichtigsten Schrr. im CCath 1919-30.

Lit.: Theodor Wiedemann, Dr. J. E. Eine Monngr., 1865; - Georg Keferstein, Der Lautstand in den Bibelüberss. v. Emser u. E. aus den J. 1527 (1528) u. 1537 in seinem Verhältnisse z. neuhochdt. Schr.sprache (Diss. Jena), 1888; - Joseph Schneid, Dr. J. E. u. das kirchl. Zinsverbot, in: HPBl 108, 1891, 241 ff. 321 ff. 473 ff. 570 ff. 659 ff. 789 ff.; - Walter Friedensburg, Dr. J. E.s Denkschrr. z. dt. Kirchenref. 1523, in: BBKG 2, 1895-96, 159 ff. 222 ff.; - Ders., Btrr. z. Briefwechsel kath. Gelehrter im Ref.zeitalter, in: ZKG 19, 1899, 211 ff. 473 ff.; - Bernhard Lindmeyer, Der Wortschatz in Luthers, Emsers u. E.s Übers, des NT. Ein Btr. z. Gesch. der neuhochdt. Schr.sprache (Diss. München), Straßburg 1899; - Der authent. Text der Leipziger Disputation (1519), hrsg. v. Otto Seitz, 1903; - Joseph Greving, J. E. als junger Gelehrter, 1906; - Ders., J. E.s Pfarrbuch f. U. L. Frau in Ingolstadt. Ein Btr. z. Kenntnis der pfarrkirchl. Verhältnisse im 16. Jh., 1908; - August Brandt, J. E.s Predigttätigkeit an U. L. Frau zu Ingolstadt (1525-42), 1914; - Joseph Schlecht, J. E.s Anfänge, in: HJ 36, 1915, 1 ff.; - Otto Hartig, Der Kat. der Bibliotheca Eckiana, 1916; - Heinrich Schauerte, Dr. J. E.s Bedeutung f. das Konzil v. Trient, in: ThGl 10, 1918, 133 ff.; -Ders., Die Bußlehre des J. E. (Diss. Münster, 1917), 1919; - Ders., J. E. u. das Konzil, in: Unio Christianorum. Festschr. f. EB Dr. Lorenz Jaeger z. 70. Geb.tag. Hrsg. v. Othmar Schilling u. Heinrich Zimmermann, 1962, 267 ff.; u. in: ThJb 1964, 361 ff.; - Paul Merker, Der Verf. des Eccius dedolatus, 1923; - Leonhard v. Muralt, Die Badener Disputation 1526, 1926; - Wilhelm Gussmann, Dr. J. E.s 404 Art. z. Reichstag v. Augsburg 1530, 1930; - R. Wolf, 404 Art. Dr. E.s v. J. 1530 in ihrer Bedeutung f. unser Glaubensbekenntnis u. die Ref., in: Sächs. Kirchenbl. 1930, 729; - Hans Rupprich, Der Eckius dedolatus u. sein Verf., Wien 1931; - Pontien Polman, Die polem. Methode der ersten Gegner der Ref. (dt. v. Clotilde v. Cohausen), 1931; - Ders., L'élément historique dans la controverse religieuse du XVIe siècle, Gembloux - Louvain 1932; - Franz Koch, Dr. J. E. im humanist. Wien, in: Ders., Geist u. Leben. Vortrr. u. Aufss., 1939, 5 ff.; - Götz Frhr. v. Pölnitz, Die Beziehungen des E. z. Augsburger Kapitel, in: HJ 60, 1940, 685 ff.; - Ders., Jakob Fugger, 2 Bde., 1949/51; - Hans-Günther Assel, Das kanon. Zinsverbot u. der »Geist« des Frühkapitalismus in der Wirtschaftsethik bei E. u. Luther (Diss. Erlangen), 1948; - Erwin Iserloh, Die Lehre der Eucharistie bei J. E. (Diss. Münster, 1943), 1950 (u. d. T.: Die Eucharistie in der Darst. des J. E.); - Ders., Der Kampf um die Messe in den ersten J. der Auseinandersetzung mit Luther, 1952; - Adolf Kolping, Systemat. u. dogmengeschichtl. Erinnerungen. Anl. einer neuen Darst. v. Erwin Iserloh über J. E., in: ThQ 132, 1952, 327 ff. 432 ff.; - Otto Hiltbrunner, Die Titel der ersten Streitschrr. zw. J. E. u. Martin Luther, in: ZKG 64, 1952-53, 312 ff.; - J. V. M. Pollet, Neue Forsch, über die Kontroverstheol. in Dtld. im 16. Jh. J. E., in: Cath 9, 1953, 127-138; - Irmgard Höss, Georg Spalatin (1484 bis 1545). Ein Leben in der Zeit des Humanismus u. der Ref., Weimar 1956; - Gerhard Müller, J. E. u. die CA. 2 unbekannte Aktenstücke v. Augsburger Reichstag 1530, in: QFIAB 38, 1958, 205 ff.; - Friedrich Zoepfl, J. E., in: Lb. aus dem bayer. Schwaben VI, 1958, 186 ff.; - Ders., Der Luthergegner J. E., in: ZBKG 30, 1961, 33 ff.; - Heinrich Klomps, Nikolaus v. Kues u. J. E., in: Zur Gesch. u. Kunst im Erzbist. Köln. Festschr. f. Wilhelm Neuss, 1960, 108 ff.; - Pierre Fraenkel, Eine bisher unbekannte Pariser Ausg. v. J. E.s »Enchiridion Locorum Communium«, in: Bibliothèque d'humanisme et renaissance. Travaux et documents 27, Genf 1965, 532 ff.; - Ders., J. E.'s Enchiridion of 1525 and Luther's earlies arguments against papal primacy, in: Studia theologica: Scandinavisn Journal of theology 21, Oslo 1967, 110 ff.; - Ders., Erste Stud. z. Druckgesch. v. J. E.s »Enchiridion lororum communium«, in: Bibliothèque d'humanisme et renaissance. Travauz et documents 29, Genf 1967, 649 ff.; 30, 1968, 583 ff.; - Ders., J. E. u. Sir Thomas More 1525-26. Zugleich ein Btr. z. Gesch. des »Enchiridion lororum communium« u. der vortridentin. Kontroverstheol., in: Von Konstanz nach Trient. Btrr. z. Gesch. der Kirche v. den Reformkonzilien bis z. Tridentanum. Festg. f. August Franzen. Hrsg. v. Remigius Bäumer, 1972, 481 ff.; - Klaus Rischar, J. E. auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 (Diss. Bonn, 1965), Überarb. Münster 1968 (Rez. v. Moritz Csáky, in: MIÖG 77, 1969, 487; v. Rainald Fischer, in: ZSKG 65, 1971, 194 f.); - Ders., Prof. Dr. J. E. als akad. Lehrer in Ingolstadt, in: ZBKG 37, 1968, 193 ff.; - Ders., J. E. in seinem Kampf gg. die Täufer auf dem Reichstag zu Augsburg 1530, in: Mennonit. Gesch.bll. 26, 1969, 44 ff.; -Geogette Epiney-Burgard, J. E. et le commentaire de la théologie mystique du Pseudo-Denys, in: Bibliothèque d'humanisme et renaissance. Travaux et documents 34, Genf 1972, 7 ff.; - Biogr. Wb. z. dt. Gesch. I2, 1973, 591 f.; - Schottenloher I, Nr. 5184-5244; V, Nr. 46001-46014; VII, Nr. 54190-54200; - Wolf, QK II/2, 233 ff.; - Torsy 269; - ADB V, 596 ff.; - NDB IV, 273 ff.; - DLL III, 818 ff.; - DHGE XIV, 1375 ff.; - Catholiname III, 1255 ff.; - DSp IV, 86 ff.; - LM I, 1489 f.; - LThK III, 642 ff.; - NCE V, 37; - RE V, 138 ff.; XXIII, 361; - EKL I, 909 f.; - RGG II, 302 f.

Literaturnachtrag

Kausch W., Geschichte der theologischen Fakultät Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert, Ludovico Maximilianea, Forschungen Band 9, 1977; - Iserloh, E., Johannes Eck (1486–1543) – Scholastiker, Humanist, Kontroverstheologe, Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, Bd. 41,1985 2. Aufl.; - Johann Peter Wurm: Johannes Eck und der oberdeutsche Zinsstreit 1513-1515 (Reformationsgeschichtliche Studie und Texte 137), Münster 1997; - Wilczek Gerhard, Epochen der Universität Ingolstadt, 2004.

Letzte Änderung: 16.11.2005