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Band I (1990)Spalten 949-950 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

CASSANDER, Georg, kath. Vermittlungstheologe, * 24.8. 1513 in Pitthem bei Brügge, † 3.2. 1566 in Köln. - C. studierte in Löwen und war Lehrer der freien Künste in Brügge und Gent. Nach größeren Reisen ließ er sich 1544 in Köln und 1546 in Heidelberg in der Theologischen Fakultät immatrikulieren und lebte seit 1549 in Köln seinen Studien. Ferdinand 1. erstrebte eine Aussöhnung der Konfessionen. Darum wandte er sich um Rat an C., einen der gelehrtesten katholischen Theologen seiner Zeit und bekannten Vertreter irenischer Bestrebungen. Da er wegen Kränklichkeit der kaiserlichen Einladung nach Wien nicht folgen konnte, bat ihn Ferdinand 1. um ein schriftliches Gutachten. Darum äußerte sich C. zu der Frage, wie die Verständigung zwischen Katholiken und Protestanten angebahnt werden könne. Er hielt eine Vereinigung beider Konfessionen für möglich auf Grund des »Consensus universalis antiquitatis«; es genüge, wenn beide das Apostolische Symbol und die Lehre der Kirchenväter bis Gregor 1. als Glaubens-norm anerkennen. Die opiniones und ritus können verschieden sein, wenn nur nicht das Band der caritas verletzt wird. In seinen dogmatischen Anschauungen war C. durchaus römisch-katholisch. Den Protestanten gestand er den Laienkelch zu, auch die Priesterehe, doch nur als unvermeidlichen Notfall. Beide Konfessionen lehnten seine Vermittlungsvorschläge ab.

Werke: Hymol ecclesiastici, Köln 1556; Ordo romanus de officio missae, ebd. 1558; Liturgica, de ritu et ordine Dominicae coenae celebrandae, ebd. 1558; De officio pii ac publicae tranquillitatis vere amantis viri in hoc religionis dissidio, Basel 1561; De sacra communione in utraque panis et vini specie, Köln 1564; De articulis religionis inter catholicos et protestantes controversis consultatio (verf. 1565), ebd. 1577 (später indiziert). - GA, Paris 1616. - Verz. bei Joseph Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis, Köln 1747, 90 f.

Lit.: A. C. Th. Friedrich, Georgii Cassandri vita et theologia. Commentatio, Göttingen 1855; - Adolph Fritzen, De Cassandri eiusque sociorum studiis irenicis. Commentatio historica (Diss. Münster), 1865; - Max Birck, G. C.s Ideen über die Wiedervereinigung der christl. Confessionen in Dtld. Eine Stud., 1876; - A. C. de Schrevel, Histoire du séminaire de Bruges, Brügge 1895, 387 ff.; - Wilhelm Rotscheidt u. Nippold, G. C., ein rhein. Ireniker des 16. Jh.s, in: Mhh f. rhein. KG 12, 1918, 105 ff. 310 ff.; - Hermann Keußen, Matrikel der Univ. Köln II, 1919, 988; -Paula Bröder, G. C.s Vermittlungsvers. zw. Protestanten u. Katholiken (Diss. Marburg 1932), 1931; - Maria E. Nolte, Georgius C. en zijn oecumenisch streven (Diss. Nijmegen), 1951; - Johannes Lindeboom, G. C. en zijn oecumenisch streven, in: Bijdragen voor geschiedenis der Nederlanden 7, 's Gravenhage 1952, 323 f.; - August Franzen, Die Kelchbewegung am Niederrhein im 16. Jh. Ein Btr. z. Problem der Konfessionsbildung im Ref.zeitalter, 1955, 63 ff. u. ö ; - J. Lecler, Histoire de la tolérance au siècle de la Réforme I, Paris 1955, 267 ff.; - Friedrich Wilhelm Kantzenbach, Das Ringen um die Einheit der Kirche im Jh. der Ref. Vertreter, Qu. u. Motive des »ökumen.« Gedankens v. Erasmus v. Rotterdam bis Georg Calixt, 1957, 203 ff.; - John Patrick Dolan, The Influence of Erasmus, Witzel and C. in the church ordinances and reform proposals of the United Duchees of Cleve during the middle decades of the 16th century, Münster 1957; - Roth Rouse u. Stephen Charles Neill, Gesch. der Ökumen. Bewegung (1517-1948) I, 19632, 52 f. 57. 95. 97. 133: - Schottenloher I, Nr. 2796-2807a; V, Nr. 45492; VII, Nr. 53465 bis 53468; - Ritschl IV, 247 u. ö.; - ADB IV, 59 ff.; - NDB III, 166; - RE IV, 742 f.; - RGG I, 1625 f.; - MennLex I, 334; - DACL II, 2333 ff.; - DThC II, 1823; - Catholicisme II, 615 f.; - EC III, 993; - LThK II, 968 f.; - ODCC 242; - NCE III, 180.

Letzte Änderung: 11.06.2000