CAPPELLUS, Louis, Hebraist und Theologe, * 15.10. 1585 in Saint-Elier bei Sedan, † 18.6. 1658 in Saumur. - C. wurde 1613 Professor der hebräischen Sprache und 1626 Professor der Theologie an der reformierten Akademie in Saumur; er war dort Rektor 1617-19 und 1624-26. Bekannt ist C. durch seine Arbeiten zur Textkritik des Alten Testaments und zur hebräischen Vokalisation. In seinem Werk »Critica sacra« wies er durch Vergleich von Paralleltexten und alttestamentlichen Übersetzungen (z. B. der Septuaginta) nach, daß die Lehre von der Unversehrtheit der Textüberlieferung des Alten Testaments unhaltbar sei, und griff so die Lehre von der Verbalinspiration an. C. entwickelte eine fundierte Theorie zur Entstehungsgeschichte der Punktation der masoretischen Texte durch jüdische Grammatiker des 6. Jahrhunderts. Johann Buxtorf (1599-1664) verteidigte auf Grund rabbinischer Tradition gegen C. die Unversehrtheit des alttestamentlichen Bibeltextes und seiner Vokalisation, deren Entstehung er auf Mose und die übrigen Verfasser der Bücher des Alten Testaments, spätestens aber auf Esra zurückführte.
Werke: Critica sacra, 6 Bde., hrsg. v. seinem Sohn Johann C., 1650; Arcanum punctationis revelatum (anonym ersch.), hrsg. v. Thomas Erpenius, 1624; Vindiciae arcani punctationis, hrsg. v. seinem Sohn Jakob, in: Ludovici C. Commentarii et Notae criticae in Vetus Testamentum, 1689; Diatriba de veris et antiquis Ebraeorum litteris, 1645.
Lit.: Emil Arthur Salvetat, Essai sur L. C., Strasbourg 1870; - Georg Hermann Schnedermann, Die Controverse des L. C. mit den Buxtorfern über das Alter der hebr. Punctation. Ein Btr. zu der Gesch. des Stud. der hebr. Sprache, 1879; - Hans-Joachim Kraus, Gesch. der hist-krit. Erforschung des AT v. der Rel. bis z. Gcgenw., 1954, 43 ff. u. ö. (19692); - Catholicisme II, 514; - DHGE XI, 915 f.; - LThK II, 928 f.; - RE III, 718 ff.; - RGG I, 1613; - DBF VII, 1075 f.
