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Band I (1990)Spalten 909-912 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

CANISIUS, Petrus, Jesuit, Heiliger, Kirchenlehrer, * 8.5. 1521 in Nijmegen (Gelderland) als Sohn des Bürgermeisters Jakob Canijs, † 21.12. 1597 in Fribourg (Schweiz). - C. bezog 1535 die Universität Köln und wurde 1540 Magister artium. An seinem »zweiten Geburtstag«, dem 8.5. 1543, trat er als der erste in Deutschland geborene Novize in Mainz in die Gesellschaft Jesu ein, für die ihn Peter Faber, der erste in Deutschland wirkende Jesuit, gewonnen hatte. C. setzte sein Studium in Köln fort, wo Faber die erste Niederlassung des Jesuitenordens gründete, und begann 1545 als Baccalaureus der Theologie mit neutestamentlichen Vorlesungen. Er widmete sich literarischen Arbeiten und verschaffte sich als glänzender Prediger einen Namen. Im Juni 1546 empfing C. die Priesterweihe. Im Auftrag des Kölner Klerus reiste er im Januar 1547 in der Streitsache gegen den gebannten Erzbischof Hermann von Wied als Unterhändler in das Lager Karls V. nach Ulm. Dort trat C. in nähere Beziehung zu dem Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, Bischof von Augsburg, der ihn zum Konzil von Trient sandte, das kurz darauf nach Bologna verlegt wurde. Ignatius von Loyola rief im September 1547 C. von Bologna nach Rom und schickte ihn 1548 als Lehrer der Rhetorik und als Prediger nach Messina. Nach Ablegung der Profeß am 4.9. 1549 in Rom und seiner Promotion zum Dr. theol. am 4.10. 1549 in Bologna reiste er, mit dem Segen Pauls III. und den Weisungen des Ordensgenerals versehen, auf Drängen des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern nach Ingolstadt als Professor der Theologie. 1550 wurde C. Rektor und 1551 Vizekanzler der Universität. Damit begann seine gegenreformatorische Wirksamkeit in Bayern, Österreich und Böhmen. Seine Lebensaufgabe sah er in der Unterdrückung des Protestantismus und in der Reform der katholischen Kirche Deutschlands. C. wirkte 1552-54 als Professor, Dom- und Hofprediger in Wien, 1555/56 in Prag, 1556-69 als erster Provinzial der neuerrichteten Oberdeutschen Provinz des Jesuitenordens und 1559-66 als Domprediger in Augsburg und nahm teil 1556/57 und 1576 an den Reichstagen von Regensburg, 1557 an dem Religionsgespräch von Worms, 1558 an dem polnischen Reichstag von Petrikau, 1559 und 1566 an den Reichstagen von Augsburg und 1562 an der letzten Tagung des Konzils von Trient. C. war um die Ausbreitung des Jesuitenordens bemüht und gründete zahlreiche Niederlassungen, u. a. die Kollegien in Ingolstadt, Dillingen, Innsbruck, München, Wien, Prag und Fribourg (Schweiz), wo er seit 1580 seinen Lebensabend als Prediger und Schriftsteller zubrachte. Von seinen Werken seien vor allem seine drei Katechismen genannt: 1. der berühmte für Geistliche und gebildete Laien bestimmte Große Katechismus mit 211 Fragen, der unter dem Titel »Summa doctrinae christianae« 1555 in Wien erschien, 1556 ins Deutsche übersetzt wurde und binnen 130 Jahren 400 Auflagen erlebte; 2. der in 12 europäische Sprachen übersetzte Kleine Katechismus von 1556 mit 59 Fragen und »Kurzen Gebetlein für die Einfältigen«; 3. der für den Gebrauch in Lateinschulen bestimmte sog. Mittlere Katechismus von 1558 mit 122 Fragen. Im Auftrag Pius' V. schrieb er als Widerlegung der »Magdeburger Zenturien« des Matthias Flacius die Bücher über Johannes den Täufer und die Gottesmutter Maria. Weite Verbreitung fanden auch seine Gebetbücher. C. wurde am 20.11. 1864 selig- und am 21.5. 1925 heiliggesprochen und zum Doctor ecclesiae erklärt. Sein Fest ist der 27. April. C. wird als »zweiter Apostel Deutschlands« verehrt.

Werke: Ausg. der Predigten Johannes Taulers, 1543, der Werke Cyrills v. Alexandrien, 1546, u. Leos des Großen, 1546/47; Summa doctrinas christianae, 1555; Kinderkatechismus, 1556; Catechismus parvus catholicorum, 1558; Institutiones et exercitamenia Christianae pietatis, 1566; Commentariorum de verbi dei corruptelis (gg. die Magdeburger Zenturien), 2 Bde., 1: De Johanne Bapiisia, 1571; II: De Maria Virgine, 1577; Lectiones et precationes ecclesiasticae, 1556; Manuale Catholicorum, 1587. -Petri Canisii Epistulae et Acta, hrsg. v. Otto Braunsberger, 8 Bde., 1896-1923 (I, 5 ff.: die um 1570 verf. Selbstbiogr.; I, 31 ff.: das um 1596 verf. geistl. Testament). - Werke: I, 1-2; II, 2 (Societatis Jesu selecti scriptores II. III), Rom - München 1933 bis 1955. - Ausgg.: Die Bekenntnisse des hl. P. C. u. sein Testament. Aus dem Lat. übers. u. hrsg. v. Johannes Metzler, 1921 (19253-6); Katechismen, krit. Ausg. v. Friedrich Streicher, 2 Bde., 1933-36; Meditationes seu notae in Evangelicae lectiones, hrsg. v. dems., 2 Bde., Rom 1939-55; Briefe, ausgew. u. hrsg. v. Burkhart Schneider, Salzburg 1959. - C., Worte in banger Zeit. Ausgew. u. eingef. v. Jos. Bütler, Luzern 1948.

Bibliographie: Sommervogel II, 617 ff.; VIII, 1974 ff.; - F. van Hoeck, C.-bibliographie, in: Gelre. Bijdragen en mededeelingen 30, 1927, 266 ff.

Lit.: Franciscus Sacchinus, De vita et rebus gestis P. C. Commentarii, Ingolstadt 1614 (dt. Dillingen 1621; it. 1829); - Joseph Florian Rieß, Der sel. P. C. aus der Ges. Jesu. Aus den Qu. dargest., 1865; - V. Alet, Le B. P. C. et son oeuvre, in: Etudes 6, 1865, 1 ff. 358 ff. 574 ff.; - Otto Braunsberger, Streiflichter auf das schriftsteller. Wirken des sel. P. C., in: ZKTh 14, 1890, 720 ff.; - Ders., Entstehung u. erste Entwicklung der Katechismen des sel. P. C., 1893; - Ders., Der sel. C. u. die dt. Welt- u. Ordensgeistlichkeit seiner Zeit, in: ThQ 50, 1897, 509 ff.; - Ders., Der sel. P. C., seine Arbeiten f. die Verbreitung des Cultus der seligsten Jungfrau im 16. Jh., in: Internat. Marian. Kongreß zu Freiburg/Schweiz 1902, Fribourg 1903, 355 ff.; - Ders., P. C. Ein Lb., 1917 (19213); - Ders., Ein großer Schulmann u. echter Studentenvater, Zur 400. Wiederkehr des Geb.tages des sel. P. C., 1921; - Ders., P. C. Ein Freund der Bibl. u. ihrer Hss., in: Miscellanea Francesco Ehrle V, Rom 1924, 455 ff.; - Ders., S. P. C. Dortor Ecclesiae, in: Gr 6, 1925, 337 ff.; - Ders., P. C. Der Kirchenlehrer, in: StZ 110, 1926, 13 # $ , „ · ¿ P. C., der erste dt. Jesuit, 1892; - Karl Benrath, P. C., der erste dt. Jesuit, in: DEBl 22, 1897, 789 ff.; - Al. Knöppel, Der sel. P. C., zweiter Apostel Dtld.s, 1897; - Gustav Krüger, P. C. in Gesch. u. Legende, 1898; - Christine v. Hoiningen-Huene, Der Jesuit P. C., in: PrJ 99, 1900, 206 ff.; - Bernhard Duhr, Gesch. der Jesuiten in den Ländern dt. Zunge I, 1907; II, 1913; - J. Neville Figgis, P. C. and the German Counter Reformation, in: EHR 24, 1909, 18 ff.; - Theobald, P. K. u, die Gegenref., in: NKZ 23, 1912, 845 ff.; - Oskar Huf, Der sel. P. C. u. die Liturgie, in: Liturgie u. Kunst 4, 1923, 43 ff.; - In de Leerschool van den h. P. C. Feestuitgave, hrsg. v. Collegium Canisianum in Maastricht, Maastricht 1925; - Friedrich Cloer, Der hl. Kirchenlehrer P. K., der zweite Apostel Dtld.s. Sein apostol. Leben u. Wirken in den Wirren des 16. Jh.s, 1925; - Joseph Kuckhoff, P. C. Bilder aus dem Leben eines dt. Hl., 1925; - D. Werner Mut (d. i. Werner Dunkel), Der hl. P. C. Der Reiter des kath. Glaubens in Dtld., 1925; - Otto Karrer, P. C. Ein Charakterbild, in: Hochland 22, 1925, 497 ff.; - C. A. Kneller, Zur Erhebung des ersten dt. Kirchenlehrers, in: ZKTh 49, 1925, 481 ff.; - Hubert Schmetz, Der hl. P. C., der erste Jesuit Dtld.s, Dtld.s Glaubenserneuerer in schwerer Zeit, 19252; - Joseph Kinzig, Der hl. P. C., Einsiedeln 1925; - Johannes Metzler, P. C., Dtld.s zweiter Apostel. Ein Charakterbild, 1925; - Ders., Der hl. P. C. u. die Neuerer seiner Zeit, 1927; - Ders., Der hl. Kirchenlehrer P. C., 1931; - Ders., Miscellanea Canisiana, in: AHSJ 7, 1938, 267 ff.; - Paul Gf. v. Hoensbroech, Der Jesuitenorden I, 1926, 186 ff.; - J. v. Ginneken, Peter Kanis van Nijmegen, 1928; - Viktor Schwaller, K., unser Glaubensretter. Leben u. hl. 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Literaturergänzung:

Petrus Canisius, Der Große Katechismus - Summa doctrinae christianae (1555), ins Deutsche übertr. u. komm. v. Hubert Filser u. St. Leimgruber (Jesuitica, 6) Regensburg 2003.

Letzte Änderung: 03.03.2005