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Band I (1990)Spalten 891-892 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

CAMERARIUS, Joachim, Humanist, * 12.4. 1500 in Bamberg als Sohn des bischöflichen Erbkämmerers und Ratsherrn Johannes Kammermeister, † 17.4. 1574 in Leipzig. - Nach Schulbesuch in Bamberg kam C. zu seiner weiteren Ausbildung 1512 nach Leipzig zu dem Humanisten Georg Helt, bezog zugleich die dortige Universität und widmete sich besonders dem Studium des Griechischen. Seit 1518 studierte er in Erfurt und wurde durch Eobanus Hessus in den dortigen Humanistenkreis eingeführt. C. setzte 1521 sein Studium in Wittenberg fort und schloß dort innige Freundschaft mit Philipp Melanchthon, auf dessen Empfehlung er 1526 an dem neugegründeten Ägidiengymnasium in Nürnberg Lehrer des Griechischen und Lateinischen wurde. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 leistete C. durch Nachschreiben der nur verlesenen »Confutatio« Melanchthon wertvolle Dienste bei der Ausarbeitung der »Apologie«. 1535 folgte er dem Ruf nach Tübingen und arbeitete mit an der Reorganisation der Universität. Von 1541 bis zu seinem Tod wirkte C. als Professor in Leipzig und erwarb sich um die »Reformation« der Universität große Verdienste. Während des Schmalkaldischen Krieges 1546/47 fand er in Merseburg Zuflucht bei seinem Freund, dem Herzog Georg III. von Anhalt. Als Gesinnungsgenosse Melanchthons nahm C. 1554 an den Verhandlungen in Naumburg (Saale) teil, 1555 an dem Reichstag in Augsburg und 1556 in Regensburg und 1556 an der Beilegung des Osiandrischen Streite (s. Osiander, Andreas) in Nürnberg. Maximilian II., der eine Aussöhnung der Konfessionen erstrebte, lud ihn 1568 zur Beratung nach Wien ein. Er reiste dorthin, lehnte aber ab, als kaiserlicher Rat in Wien zu bleiben. Seine Bedeutung liegt auf humanistischem und pädagogischem Gebiet. C. war nach dem Tod des Erasmus von Rotterdam der hervorragendste deutsche Philologe des 16. Jahrhunderts. Das beweisen seine zahlreichen Ausgaben und Kommentare griechischer und lateinischer Schriftsteller sowie seine Beiträge zur griechischen und lateinischen Grammatik und Altertumskunde. Von seinen historischen Schriften seien genannt die Biographien seiner Freunde Hessus (1533) und Melanchthon (1566) und des Herzogs Georg III. von Anhalt (1555). An den von ihm herausgegebenen Briefen Melanchthons hat C. nicht unbedeutende Interpolationen vorgenommen.

Werke: Historica narratio de Fratrum Orthodoxorum ecclesiie in Bohemia Moravia et Polonia, hrsg. v. Joachim Ludwig Camerarius, Heidelberg 1605; Belli Smalcaldici commentarius (griech.) u. Annotatio rerum praecipuarum, 155O-61, hrsg. v. M. Freher, in: Germanicarum rerum scriptores III, Hannover 1611, 387 ff, 450 ff.; Straßburg 17273, 457 ff. 535 ff.; Narratio de Eobano Hesso, Nürnberg 1553, Leipzig 1696, Meißen 1843; Narratio de Georgio principe Anhaltino, Leipzig 1555, Wittenberg 1570, Leipzig 1696, Zerbet 1853; De Philippi Melanchthonis ortu, totius vitae curriculo et morte, implicata rerum memorabilium temporis illius hominumque mentione - narratio, Leipzig 1566 u. ö., Halle 1777; Katéchesis tou christianismou égoun kephálaia tes hyious, didaches Christou te autou kai ton Apostólon, lat. 1563 (Zus.fassung der Lehre Christi u. der Apostel; enthält C.' melanchthon, Theol. am klarsten u. ausführlichsten); Smlg. v. Briefen Melanchthons, Leipzig 1569; Epistolarum familiarium libri VI, Frankfurt 1583; Epistolarum libri V posteriores, ebd. 1595; Ausgg. antiker Autoren, wie Aesop, Xenophon, Plautus.

Bibliographie: Johann Albert Fabricius, Bibliotheca Graeca XIII, Hamburg 1726, 493 ff. - Viele ungedr. Briefe u. Mss. in der Collectio Camerariana, 78 Bde., Bayer. Staatsbibl. München.

Lit.: Johann Erhard, De meritis Joachimi Camerarii in academiam Lipsensem praesertim in culturam pietatis ac morum, Progr. Leipzig 1746; - Eberhard Christoph Bezzel, J. C., der erste Urheber der Nürnberg. hohen Schule zu Altdorf, 1793; - Friedrich Wilhelm Kampschulte, die Univ. Erfurt in ihrem Verhältnis zu dem Humanismus u. der Ref., 2 Tle., 1858/60; - Heinrich W. Heerwagen, Zur Gesch. der Nürnberger Gelehrtenschulen, Progrr. Nürnberg 1860. 1863. 1864. 1867. 1868; - Heinrich Julius Kämmel, J. C. in Nürnberg, Progr. Zittau 1862; - Cacl Krause, Helius Eobanus Hessus, sein Leben u. seine Werke. Ein Btr. z. Cultur- u. Gelehrtengesch. des 16. Jh.s, 2 Bde,, 1879; - Felix Seckt, Über einige theol. Schrr. des J. C., in: Jber. über das Kgl. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Berlin 1888, 3 ff.; - Otto Clemen, Briefe v. J. C. an die Fürsten Georg u. Joachim v. Anhalt, in: Neues Arch. f. Sächs. Gesch. u. Altertumskunde 28, 1907, 127 ff.; - Nikolaus Müller, Philipp Melanchthons letzte Lebenstage, 1910, 95 ff.; - Ernst Kroker, J. C., in: Ders., Aufss. z. (Leipziger) Studtgesch. u. Ref.gesch., 1929, 113 ff.; - Friedrich Stählin, Humanismus u. Ref. im bürgerl. Raum, Eine Unters. der biogr. Schrr. des J. C. (Diss. Göttingen), 1936; - H. Rößler, Ein Leben f. die dt. Hochschule: J. C. aus Bamberg, in: Fränk. Bll. 2, 1950, 77 f.; - Biogr. Wb. z. dt. Gesch., 1952, 107; - Herbert Helbig, Die Ref. der Univ. Leipzig im 16. Jh., 1953; - Hermann Wendorf, J. C., in: Herbergen der Christenheit, Jb. f. dt. KG, hrsg. v. Franz Lau, 1, 1957, 34 ff.; - Gerhard Zschäbitz, J. C., in: Bedeutende Gelehrte in Leipzig I, hrsg. v. Max Steinmetz, 1965, 1 ff.; - Ilse Pialek, J. C. u. seine Ekloge-Dichtung (Diss. Wien), 1970; - Schottenloher I, Nr. 2545 bis 2561; V, Nr. 45441-45444; VII, Nr. 53405-53409; - Hdb. z. EKG II/1, 44 f.; - DLL II, 451 ff.; - ADB III, 720 ff.; - NDB III, 104 f.; - RE III, 687 ff.; - RGG I, 1602; - DHGE XI, 592 f.; - LThK II, 903 f.; - ODCC 222. 891 892.

Letzte Änderung: 25.05.2000