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Band I (1990)Spalten 708-709 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

BORROMÄUS, Karl (Carlo Borromeo), Kardinal und Erzbischof von Mailand, Heiliger, * 2.10. 1538 auf dem Schloß Arona am Lago Maggiore als Sohn des Grafen Gilberto B. und der Margarita de Medici, der Schwester des späteren Papstes Pius IV., † 3.11. 1584 in Mailand. - B. erhielt bereits mit 12 Jahren die Tonsur und die Abtei St. Gratinian in Arona und studierte seit 1554 in Pavia die Rechte. Anfang 1560 berief Pius IV. seinen Neffen nach Rom und ernannte ihn innerhalb weniger Wochen zum apostolischen Protonotar und Referendar der Signaturen, zum Kardinaldiakon und Erzbischof von Mailand, zum Protektor der katholischen Kantone der Schweiz und Kardinalstaatssekretär. Auf den Papst und die ganze Staats- und Kirchenpolitik gewann er den größten Einfluß. Als die Verwandten 1562 B. nach dem Tod seines einzigen kinderlosen Bruders zum Heiraten drängten, ließ er sich heimlich die Priesterweihe erteilen. Auf B.s Betreiben erfolgte am 18.1. 1562 die Wiedereröffnung des Konzils von Trient, dessen Schlußsitzung am 3./4.12. 1563 stattfand. Er drang erfolgreich auf möglichst scharfe Fassung der Disziplinar- und Glaubenssätze und ging mit allem Eifer an die Durchführung der Beschlüsse. Pius IV. beauftragte Ende 1563 mit der Ausarbeitung des vom Trienter Konzil beschlossenen Catechismus Romanus eine Kommission von vier Theologen, mit deren Aufsicht er seinen Neffen betraute. Seit September 1565 residierte B. in Mailand; denn das Konzil von Trient hatte die Residenzpflicht der Bischöfe in ihren Sprengeln beschlossen. Mit Hilfe der Jesuiten und der 1578 von ihm gestifteten Weltpriestergenossenschaft der Oblaten des hl. Ambrosius führte B. in seiner Diözese und der ganzen Kirchenprovinz die kirchliche Restauration durch und stellte das Ansehen des Priesterstandes wieder her. Fünf Provinzial- und elf Diözesansynoden hielt er ab. Mit gleichem Eifer widmete sich B. der Reform der religiösen Orden. Er hatte über den Franziskaner-, Karmeliter- und Malteserorden das Protektorat. Zahlreiche Klöster besuchte und reformierte B. selbst. Sein Dringen auf strengste Klosterzucht brachte ihm den Haß entarteter Mönche ein, die seinen Tod beschlossen. Ein von drei höheren Geistlichen aus dem Humiliatenorden gedungener Laienbruder schoß am Abend des 26.10. 1569 vom Eingang der Hauskapelle aus auf den dort mit den Seinen versammelten Erzbischof, ohne ihn zu verletzen. Mit Hilfe der weltlichen Macht führte B. die Gegenreformation durch und stiftete 1579 zur Bekämpfung des Protestantismus in der Schweiz das Collegium Helveticum. Als strenger Inquisitor visitierte er dreimal das Veltlin, das Alpental der oberen Adda bis zum Comer See, und verfolgte die Protestanten bis in die höchstgelegenen Orte des Engadins. Ein Zeichen der dankbaren Verehrung, die sich B. durch seinen Heldenmut und seine opferbereite Hingabe während der furchtbaren Pest des Jahres 1576 erworben hat, ist die 15 m hohe eherne Bildsäule auf der Höhe über Arona. Paul V. sprach B. 1610 heilig. Sein Fest ist der 4. November.

Werke: Opera omnia (Instructiones, Homilien u. Reden, Briefe), 5 Bde., Mailand 1747. - Acta ecclesiae Mediolanensis, hrsg. v. A. Ratti, 3 Bde., ebd. 1890-96.

Lit.: G. B. Giusssni, Istoria della vita, virtu, morte e miraculi di C. B., Mailand 1610 (dt. v. Klitsche, Augsburg 1836); - Biografia e per servire alla vita di S. C., hrsg. v. Antonio u. Aristide Sala, 4 Bde., ebd. 1857-61; - Ch. Sylvain, Histoire de Saint Ch. B., 3 Bde., Paris 1884; - Carl Camenisch, C. B. u. die Gg.ref. im Veltlin, Chur 1901; - Johann Georg Meyer, Das Konzil v. Trient u. die Gg.ref. in der Schweiz, 2 Bde., Stans 1901/03; - Eduard Wymann, Der hl. K. B. u. die schweizer. Eidgen. Korr. aus den J. 1576-84, ebd. 1903; - Ders., Kard. K. B. in seinen Beziehungen z. alten Eidgen., ebd. 1910; - Heinrich Reinhardt, Stud. z. Gesch. der kath. Schweiz im Zeitalter C. B.s, fortges. u. hrsg. v. Franz Steffens, I, Solothurn 1906; II, ebd. 1910; - Paul Herre, Papsttum u. Papstwahl im Zeitalter Philipps II., 1907, 105 ff.; - Leonce Célier, Ch. B., Paris 1912 (19236; übers. v. G. Mühlan u. Karl Kammer, 1929); - Ludwig Frhr. v. Pastor, Charakterbilder kath. Reformatoren des 16. Jh.s, 1924; - Fridolin Segmüller, S. Carolus vindicatus, oder Anteil des hl. Carl an den Hexenprozessen in der Schweiz, Einsiedeln 1924; - Theodor Schwegler, Gesch. der kath. Kirche der Schweiz, Zürich 1935 (19432); - Pio Paschini, Il primo soggiorno di S. C. B. a Roma (1560-65), Turin 1935; - A. Saba, La biblioteca di S. C. B., Florenz 1936; - A. Rivolta, S. C. B., studi sulle lettere e documenti, Mailand 1937; - Cesare Orsenigo, Der hl. C. B. Sein Leben u. sein Werk (2 Bde., Mailand 1912; ebd. 19293). Aus dem It. übers. v. Gottfried Brunner, 1937 (19392); - D. Franceschi, S. C. B., Turin 1938; - A. Galbiati, Scritti su S. C. B., Mailand 1941; - Hubert Jedin, Il tipo di vescovo secondo la riforma cattolica, Brescia 1950; - Robert Quardt, Unsterbl. Christusjünger. 40 Priestergestalten, 1951, 85 ff.; - Kurt Heinrich Heizmann, K. B. »Die Pest des hl. K.«, in: Die Großen der Kirche, hrsg. v. Georg Popp, 19573, 343 ff.; - Gisbert Kranz, Polit. Hll. u. kath. Reformatoren I, 1958, 270 ff. 411 f.; - Hans Hümmeler, Helden u. Hll., 1959 (501-510. Tsd.), 513 ff.; - Dörthe Ulmer-Stichel, Macht u. Milde, C. B., der Hl. des Reformkonzils v. Trient, 1960 (völlig neue Bearb. des zuletzt 1949 u. d. T. »C. B.« ersch. Buches); - Bibliotheca Sanctorum III, Rom 1963, 812 ff.; - Mario Bendiscioli, K. B., in: Die Hll. in ihrer Zeit, hrsg. v. Peter Manns, II, 19662, 197 ff.; - VSB XI, 154 ff.; - Künsile 366 f.; - Braun, TA 404 f.; - Wimmer3 318; - Torsy 302; - DThC II, 2267 ff.; - DSp II, 692 ff.; - EC III, 853 ff.; - LThK II, 611 f.; - RE III, 333 ff.; - RGG I, 1368 f.

Friedrich Wilhelm Bautz

Literaturergänzung:

Luigi Crivelli, Carlo e Federico. Luce borromaica nella Milano spagnola. Milano 2005.

Letzte Änderung: 09.06.2006