Verlag Traugott Bautz |
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BÖHMER, Justus Henning, Rechtsgelehrter und Kirchenliederdichter, * 29.1. 1674 in Hannover als Sohn eines Advokaten und Notars, † 29.8. 1749 in Halle (Saale). - B. studierte in Jena Philosophie und Rechtswissenschaft und wurde 1695 in Hannover Advokat. Als Hofmeister junger Adeliger setzte er 1697 seine juristischen Studien an der Universität Rinteln und in Halle fort und promovierte dort als Schüler von Samuel Stryk 1698 zum Lizentiaten beider Rechte. Mit seinem Zögling, dem Grafen Heinrich Georg von Waldeck, nahm B. an den Krönungsfeierlichkeiten am preußischen Hof teil, wo er Gönner fand, so daß er 1701 zum ao. Professor in Halle ernannt wurde. B. promovierte 1702 zum Dr. jur. und wurde 1711 o. Professor, 1715 Hofrat und Hofpfalzgraf, 1719 Geheimer Rat und 1743 Regierungskanzler des Herzogtums Magdeburg und Ordinarius der Juristischen Fakultät. Trotz zahlreicher Berufungen blieb er in Halle. B. hat als bedeutender Kirchenrechtslehrer auf die Entwicklung des evangelischen Kirchenrechts starken Einfluß ausgeübt. Er war Anhänger und Vorkämpfer des Territorialsystems, wonach jedes Staatsoberhaupt an sich geistliche Gewalt besitzt. - B.s geistliche Lieder stammen meist aus seinen jüngeren Jahren. Bekannt ist sein Osterlied: »O auferstandner Siegesfürst, du Leben aller Leben, heut bringst du Friede, da du wirst zur Freude uns gegeben.« Johann Anastasius Freylinghausen nahm es in sein »Geistreiches Gesangbuch« auf, Halle 1704.
Lit.: Koch IV, 373 ff.; - Schulte III/2, 92 ff.; - Wilhelm Schrader, Gesch. der Friedrichs-Univ. zu Halle I, 1894, 146 ff.; - Hans Liermann, J. H. B., in: ZSavRGkan 35, 1948, 390 ff.; - Hans-Thorald Michselis, Die Abstammung des Rechtsgelehrten J. H. B., in: Genealogie VIII, 15, 1966, 213 ff.; - ADB III, 79 ff.; - NDB II, 392; - RE III, 276; - RGG I, 1342 f.; - LThK II, 563.
Friedrich Wilhelm Bautz
Literaturergänzungen:
2008
Renate Schulze, J.H.B. Genius loci d. Kirchenrechtswiss. in Halle an d. Saale, in: ZevKR 53.2008, S. 408-420; -
2009
Renate Schulze, J.H.B. u.d. Dissertationen seiner Schüler. Bausteine d. ius ecclesiasticum protestantium. Tübingen 2009.
Letzte Änderung: 09.04.2011