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Band I (1990)Spalten 544-545 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

BERNSTORFF, Andreas Graf von, Führer der Gemeinschaftsbewegung und der Evangelischen Allianz, * 20.5. 1844 in Berlin als Sohn des Grafen Albrecht v. B. (1809-73), † daselbst 21.4. 1907. - B.s Vater war 1. vortragender Rat in der politischen Abteilung des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten und wurde 1845 preußischer Gesandter in München. Seine Mutter war die Tochter des Freiherrn Hans Heinrich von Könneritz, des sächsischen Gesandten in Paris. B. verlebte seine Kindheit von 4 bis 7 Jahren in Wien und von 1852 an in Neapel, von wo sein Vater 1854 nach London versetzt wurde. Er kam durch das Lesen eines Traktats, den man ihm im Sommer 1858 auf einem Spaziergang anbot, zu dem Entschluß, sich ganz dem Herrn zu weihen. Sommer 1859 weilte er bei seinen Großeltern in Erdmannsdorf in Sachsen und besuchte von Ostern 1860 bis Sommer 1861 das Gymnasium in Dresden. B. wollte Pastor werden. Sein Vater, der damals Minister der Auswärtigen Angelegenheiten in Berlin war, aber Herbst 1862 als Botschafter nach London zurückkehrte, verlangte von ihm, er solle erst drei Jahre Jura studieren, versprach ihm aber, danach die Einwilligung zum Theologiestudium zu geben, falls er dazu dann noch den Wunsch hätte. B. studierte in Berlin und Heidelberg und bestand Ende 1864 das 1. juristische Examen. Er verzichtete nun auf das theologische Studium, weil er durch seine Mitarbeit in der Sonntagsschule erkannt hatte, daß es in der Kirche an arbeitsfreudigen Nichttheologen fehlte. Im Auftrag des Berliner Komitees für Spanien reiste B. Anfang 1870 nach Spanien, um sich ein Urteil über die dortige evangelische Bewegung zu verschaffen. Er wurde im Mai 1870 Legationssekretär in Dresden, November 1871 in Wien und Ende 1872 in Washington, Ende 1873 Landrat von Ratzeburg und 1880 Hilfsarbeiter und 1881 vortragender Rat im Kultusministerium. Nach seiner Rückkehr nach Berlin nahm er die Arbeiten im Komitee für Spanien wieder auf, dessen Vorsitzender er 1880 wurde. 1882 eröffnete er eine Sonntagsschule, die er 1883 in sein Haus verlegte. Eine seiner Helferinnen war Hedwig von Redern. B. wurde 1888 Vorsitzender des deutschen Sonntagsschulkomitees und 1891 des deutschen Komitees der Evangelischen Allianz. Er war Vizepräsident des Christlichen Vereins junger Männer und gehörte später dem Nationalverband und zuletzt auch dem internationalen Komitee an. B. wurde 1886 Vorsitzender der Deutsch-Ostafrikanischen Missionsgesellschaft und 1894 des Gemeinschaftsvereins in Schleswig-Holstein. Er war Vorstandsmitglied der Berliner Stadtmission und Vorsitzender der Traktatgesellschaft. Auch setzte sich B. tatkräftig für die Sonntagsheiligung ein, die damals sehr zu wünschen übrigließ. Vor allem widmete er sich den Gemeinschaften in Westend und im Südosten Berlins. 1893-1903 war B. freikonservativer Reichstagsabgeordneter. Am 1.4. 1904 schied er aus dem Staatsdienst aus.

Lit.: Hedwig v. Redern, A. Gf. v. B., 1909; - Arno Pagel, A. v. B. Diplomat oder Botschafter Christi, in: Menschen vor Gott, hrsg. v. Alfred Ringwald, I, 1957, 316 f.; - KJ 35, 1908, 664; - RGG I, 1068.

Letzte Änderung: 16.03.2001