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BERNAYS, Jacob, deutscher Altphilologe jüdischen Glaubens, * 11.9. 1824 in Hamburg, † 26.5. 1881 in Bonn. - B., ältester Sohn und zweites von zehn Kindern des in Mainz gebürtigen politisch frühliberalen, am 7.7. 1821 nach Hamburg berufenen ersten wissenschaftlich geschulten und religiös konservativ-neuorthodoxen sephardischen Oberrabbiners (Chacham) Isaak ben Jacob Bernays (27.11. 1792-1.5. 1849) und dessen Gattin Sara Lea Berend (gest. 22.12. 1858; die Tochter des hannoverschen Hoffaktors Michael Berend ehelichte Bernays am 28.8. 1822), studierte nach dem Schulbesuch auf dem Johanneum seiner Vaterstadt (1840-1844) sowie einem Schuljahr auf dem Hamburger Akademischen Gymnasium im Anschluß an das Abitur, dem häuslicher Unterricht bei dem Vater sowie am Privatinstitut von Dr. Meyer Isler voranging, klassische Philologie und Altertumswissenschaften in Bonn, wo sich B. am 29.4. 1844 immatrikulierte. Friedrich Gottlieb Welcker (s.d.) und Friedrich Wilhelm Ritschl (8.4. 1806-9.11. 1876), Direktoren des Seminars, sind seine philologischen Lehrer; zu letztgenanntem pflegt B., Ritschls Meisterschüler und bereits als Zweitsemester als ordentliches Mitglied in dessen Seminar aufgenommen, freundschaftliche Beziehungen (Ritschl vermittelte B. 1845 eine Kopistentätigkeit zur Aufbesserung des Lebensunterhalts; hieraus erwuchs B.' lebenslanges Interesse an Leben und Werk des hugenottischen Humanisten und Antikeforschers Joseph Justus Scaliger [s.d.] und an Lukrez: auf B. schnitt Ritschl die Fakultätspreisaufgabe des akademischen Jahres 1845/1846 zu, die B. am 3.8. 1846 zugesprochen wurde). Daneben belegte B. außerdem Veranstaltungen bei (s.d.) Ernst Moritz Arndt, August Wilhelm Schlegel und Christian August Brandis (13. 2. 1790-24.7. 1867), lernte Arabisch und Sanskrit. Am 14.3. 1848 wird B. mit den »Heraclitea« (s.u.) promoviert, und kurz darauf folgt die Habilitation, die der Universitätskurator Moritz August (1840: von) Bethmann-Hollweg (8.4. 1795-14.7. 1877) wegen der Religionszugehörigkeit B.' zu behindern suchte. Seine Antrittsvorlesung hält B. am 3.11. 1848; an eine akademische Karriere ist allerdings nicht zu denken, da B. im Gegensatz zu seinem Bruder, dem Literaturhistoriker und ersten deutschen Ordinarius für Neugermanistik (1874), Michael Bernays (27. 11. 1834-25.2. 1897, über ihn vgl. ADB IIIL [1902], 749-752 [Erich Schmidt]; Biogr. Jb. u. dt. Nekr. 2 [1898], 338-355 [Erich Petzet]; NDB II [1955], 104f. [Hermann Uhde-Bernays]; Archiv Bibliographia Judaica [s.u.], II 240ff.) nicht an Konversion dachte, so sehr ihn auch sein Freundeskreis, darunter auch 1852 Christian Karl Josias von Bunsen (s.d.), dazu drängte (Brief vom 7.-14.11.; ablehnende Antwort B.' vom 22.11. [Text bei Bach, J. B. (s.u.), 112ff.]), sondern sich stolz zu seiner jüdischen Religionszugehörigkeit bekannte, intensive Talmudlektüre betrieb und in strenger Sabbatobservanz lebte: »man habe kein Recht, die Tradition auszulösen« (als Reaktion auf die am 15.8. 1856 ausgerechnet in Mainz, der ersten Wirkungsstätte des Vaters, erfolgte Konversion seines Bruders zum Protestantismus bricht B. dann auch jeglichen Kontakt ab). Auf Einladung Bunsens, der sich für ein akademisches Lehramt B.' in Preußen wie auch in Jena einsetzte, unternimmt B. 1851 eine Forschungsreise nach London und Oxford; allerdings scheitert im gleichen Jahr B.' Projekt, bei der Oxforder Clarendon Press eine historisch-kritische Lukrezausgabe zu veranstalten, da B. trotz zahlreicher Hilfestellungen den Manuskriptabgabetermin nicht einhalten konnte. Ebenfalls 1851 schlägt B. das Angebot der Hamburger Jüdischen Gemeinde vom 18. 1. aus, das Rabbinat von seinem mittlerweile verstorbenen Vater zu übernehmen. Reformbestrebungen im Judentum lehnte B. ab (»Das Christentum ist ein Siebenmonatskind des Judentums, die jetzige jüdische Reform ein abortiver Balg«), da er in der Geschichte des Judentums als Gottesvolk die fortlaufende Offenbarung und Geschichtsmächtigkeit Gottes erblickte. Im Mai 1853 übernimmt B. unter dem Direktorat Zacharias Frankels (30.9. 1801-13.2. 1875) eine Dozentur am neu eingerichteten jüdisch-theologischen Seminar in Breslau (Fraenckelsche Stiftung) und lehrt an der Seite des Historikers Heinrich Graetz (31.10. 1817-7.9. 1891), hat aber daneben noch die Gelegenheit, als Privatdozent in der Philosophischen Fakultät zu lehren (in Bonn handelte sich B. die Kondition heraus, jederzeit als Privatdozent zurückkehren zu können). Vor der offziellen Eröffnung des Seminars in der Wallstraße am 10.8. 1854 hat B. Zeit, sich mit dem Buch Hiob und der Frage des Bösen sowie der Kabbalistik auseinanderzusetzen. Während B.' Breslauer Dozententätigkeit entsteht als mustergültiges Exemplar panegyrischer Literaturgattung und darin die Wechselwirkung von Bibel- und Klassikerkritik ausleuchtend die Biographie Scaligers. Zu B.' Schülern am Rabbinerseminar zählen u.a. Moritz Güdemann (s.d.). - Mit der Regentschaftsübernahme Wilhelms I. (s.d.), der seinen Bruder Friedrich Wilhelm IV. (s.d.) ablöst, hofft B., wiederum von Bunsen und seinem ehemaligen Breslauer Fakultätskollegen Theodor Mommsen (s.d.) beim neuen Kultusminister von Bethmann-Hollweg unterstützt, von 1858 bis 1860 erneut vergeblich, auf einen preußischen altphilologischen Lehrstuhl berufen zu werden. Erfolglos bleibt ebenfalls die Initiative des großherzoglich-badischen Ministerpräsidenten Franz Frhr. von Roggenbach (23.3. 1825-25.7. 1907), B. und Ritschl gemeinsam nach Heidelberg zu holen, wie auch Mommsens Versuch, B. in eine Professur für Alte Geschichte zu befördern. Zu Ostern 1866 kehrt B. nach Bonn zurück und nimmt Wohnung in der Franziskanergasse 6. Von Ritschl, der viermal vergeblich um Entlassung ersucht hatte und zum 1. 10. 1865 infolge des sog. Philologenkrieges in sächsische Dienste nach Leipzig gewechselt war, übernimmt B. die Stelle des Oberbibliothekars (i.e. Direktor der Universitätsbibliothek) und bekleidet zugleich das Extraordinariat, wenngleich mit Ordinarienbezügen, aber ohne Stimmrecht in der Fakultät. Ohne Beförderungsaussichten wegen seines jüdischen Bekenntnisses lehrt und lebt B. in äußerster persönlicher Zurückgezogenheit an der Bonner Universität; in das vakante Ordinariat wurde auf Betreiben von Ritschls Gegner Otto Jahn (16.6. 1813-9.9. 1869) statt dessen Hermann Usener (s.d.) berufen, dem zum Sommersemester 1870 Franz Bücheler (3.6. 1837-3.5. 1908) bei erneuter Übergehung B.' (die letzte formaljuristische, Juden in Preußen benachteiligende Schranke war am 3.7. 1869 suspendiert worden) zur Seite tritt. Auch rückte B. nicht in die Seminardirektion auf; neben Usener und Bücheler erhielt Friedrich Heimsoeth (11.2. 1814-16.10. 1877) das dritte Direktorat. Schließlich zerschlugen sich auch Pläne des Historikers Heinrich von Sybel (2.12. 1817-1.8. 1895), B. als Nachfolger Brandis' auf den vakanten philosophiegeschichtlichen Lehrstuhl berufen zu lassen. Als jedoch von Roggenbach, neben Friedrich Althoff (s.d.) federführend am Aufbau der Straßburger Kaiser-Wilhelm-Universität beteiligt, B. hier ein Ordinariat in Aussicht stellte, lehnte B. seinerseits den Wegzug aus Bonn ab. - B., der sich selbst häßlich wähnte und wenig Aufmerksamkeit auf sein äußeres Erscheinungsbild legte, vermied sich photographieren zu lassen (Ex 20,4!) und fand aus Glaubensgründen (Lev 18,22; 20,13) - die gesellschaftliche Tabuisierung außer Betracht gelassen - keinen affirmativen Zugang zu seinen homoerotischen Neigungen (beispielsweise gegenüber Paul [von] Heyse [15.3. 1830-2.4. 1914, Literaturnobelpreis 1910]). So blieb B. nicht nur ledig, sondern entwickelte eine stetige Ehefeindlichkeit; hierfür mitverantwortlich dürfte auch sein, daß B.' frühe Bonner Beziehung zur jung verwitweten Nanette Cahn († 11.6. 1873) von ihrem Vater, dem Bankier Heinrich Cahn (Inhaber des Bankhauses Jonas Cahn), strikt unterbunden wurde. Nach Bonn zurückgekehrt fand B. in ihr eine liebe Freundin; ihr Tod ließ B. seelisch verarmen, vereinsamen und die Lust an großen wissenschaftlichen Arbeiten verlieren; die Publikationen der letzten Lebensjahre sind erbetene Miszellen für Mommsens »Hermes« und Büchelers »Rheinisches Museum für Philologie«. - B. starb am 26.5. 1881 an den Folgen eines Hirnschlags; zu den tiefen Enttäuschungen seines letzten Lebensjahren gehört die Publikation Theodor Mommsens »Auch ein Wort über unser Judentum« gegen die antisemitischen Anwürfe des Berliner Hofpredigers Adolf Stöcker (s.d.) und des Berliner Historikers Heinrich von Treitschke (s.d.), die letztlich auf die Preisgabe jüdischer Identität zielte. Mommsen, der im September 1854 als Jurist nach Breslau berufen worden war, ist einer der wenigen, mit denen B. erst in Schlesien und dann von Bonn aus vertrauteren Umgang pflegte, nachdem sich das Verhältnis zu Ritschl 1866 merklich abgekühlt hatte (B. las übrigens die Korrektur der im Entstehen begriffenen »Römischen Geschichte« Mommsens wie auch dessen »Römisches Staatsrecht«). - Für die 1847 als Lösung der Preisaufgabe publizierte Abhandlung über Lukrez (s.u.) erhält B. die Fakultätsauszeichnung. In der Breslauer »Historisch-Philosophischen Gesellschaft«, einem »Professorenkränzchen«, das Mommsen um sich scharte und als deren Sekretär B. fungierte, trägt B. Anfang 1857 seine Auseinandersetzung mit der alten crux interpretum in der verschollenen Partie aus Aristoteles' (s.d.) Poetik (??´ ????? ?? ????? ?????????? ?? ??? ???????? ????µ???? ????????, 1449b27-28) und seine Deutung der pathologisch-kathartischen Wirkung der dramatischen Tragödie im Gegensatz zu idealistisch-moralisierenden Interpretationen im Gefolge (s.d.) Johann Wolfgang von Goethes oder Gotthold Ephraim Lessings Dramaturgie, vor; B.' Deutungsansatz greift Motiven vor, auf die später (s.d.) Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud die Aufmerksamkeit lanken. In den »Grundzüge einer verlorenen Abhandlung des Aristoteles über Wirkung der Tragödie« (s.u.) vertritt B. die These, »daß Aristoteles die Tragödie, der erhabensten Güter eines, weder der Moral noch der Ästhetik, sondern banausisch der Medizin soll zugeordnet haben« (Karlfried Gründer, J. B. und der Streit um die Katharsis [s.u.], 512) soll und belegt die Herkunft dieser therapeutischen Konzeption aus dem ekstatisch-orgiastischen Dionysoskult. B' Interpretation entfesselte eine z.T. erbittert geführte Kontroverse, die über die altphilologischen Fachkreise hinausreichte; sie führte später Friedrich Nietzsche, der B. zuliebe zu Studienzeiten eine Immatrikulation in Breslau erwog, auf die Fährte, seine »Geburt der Musik aus dem Geist der Tragödie« abzufassen, deren Erscheinen den vehementen Widerspruch Ulrich von Wilamowitz-Moellendorffs (s.d.) provozierte, hinterläßt aber auch Spuren bis in die Anfangsgeschichte der Psychoanalyse bei Josef Breuer (18.1. 1842-20.6. 1925) und Sigmund Freud, B.' angeheiratetem Neffen. - In seiner 1856 erschienenen Abhandlung »Ueber das phokylideische Lehrgedicht«, Theodor Mommsen gewidmet, behauptete B. - bis heute schwer widerlegbar -, daß die Autorenschaft des Phokylidesgedichts, eines vergessenen Schulbüchleins aus dem 16. Jahrhundert, u.a. wegen der thematischen Nähe zu Lev 19 und Dtn 27,15-26 im alexandrinischen Judentum der Ptolemäerzeit zu suchen und auf die Zeit um 150 v.Chr. zu datieren sei. Eine stilkritische Monographie widmete B. der Universalchronistik des Sulpicius Severus (s.u.: Widmungsträger dieser Studie ist F[riedrich] Max Müller [s.d.], der zuvor wenig Verständnis für B.' Phokylides-Monographie gezeigt hatte); in ihr wies B. u.a. nach, daß Sulpicius eine verschollene Tacitusnotiz kolportiet, wenn er Titus (s.d.) den entscheidenden Befehl zur Tempelzerstörung im Jahre 70 n.Chr. zuschreibt. B.' »Ueber die Chronik des Sulpicius Severus« greift dabei die schon in der Scaliger-Monographie ventilierte Frage nach dem Verhältnis von Antiketradition und Bibelkritik auf. Auf große Anerkennung, zumal bei dem zeitgenössischen Aristoteles-Experten Brandis, stieß B.' Erörterung »Die Dialoge des Aristoteles«: diese als unauffindbar geltenden Werke identifizierte B. als Jugendwerke des Philosophen, formal an die platonischen Dialoge angelehnt und stilkritisch aus der antiken rhetorischen Literatur, patristischen Zitaten sowie aristotelischen Selbstzitaten rekonstruierbar. In Bonn beendet B. die kommentierte Übersetzung der ersten drei Bücher der aristotelischen »Politik«, die er bereits 1856 angekündigt hatte. Unausgeführt blieb dagegen B.' Versuch, eine Abhandlung über Edward Gibbon (8.5. [altengl.: 27.4.] 1737-16. 1. 1794) niederzuschreiben, wie auch die Übersetzung und Kommentierung des Propheten Jeremia, die bis Jer 5,9 bzw. 4,23 gedieh (das Manuskript ist wie die noch von Usener eingesehenen »Auszüge und Einfälle«, das »Journal der Arbeiten und Lectüren« und die »Varia« während des Zweiten Weltkrieges verloren gegangen). Nach dem Vorgang Ferdinand Lassalles (11.4. 1825-31.8. 1864) untersuchte B. quellenkritisch »Die Heraklitischen Briefe« (s.u.; Widmungsträger ist die Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen) mit dem Resultat, daß diese spätantike Kompilation fiktiver Episteln aus dem ersten christlichen Jahrhundert trivialstoisches Gedankengut neben einer massiven christlich grundierten Kritik antik-paganer Götterlehre propagiere. Auf dieser Studie baut die Heraklitedition des englischen Altphilologen Ingram Bywater (1849-1914; vgl. Heracliti Ephesii reliquiae recensuit Ingram Bywater, Oxford 1877) auf; an diesen Arbeiten wird Hermann Diels' (s.d.) spätere Edition der Vorsokratikerfragmente anknüpfen. »'AMBAKOYM« identifizierte B. als griechische Bezeichnung des Propheten Habakuk (s.d.). - B.s letzte Veröffentlichung (»Phokion und seine neuesten Beurtheiler«, s.u.) bündelt noch einmal eines seiner Zentralthemen, wie sich griechische Philosophie und Kosmopolitismus zueinander verhalten. Phokion (402/401-19. Munychion [7.5.] 318 v.Chr.) ist für B. selbstredend eher Philosoph als reiner Stratege und Machtpolitiker; sein promakedonisches Großstaatsdenken steht in der Tradition von Thales von Milet (s.d.) bis zur platonischen Akademie. Auf Sokrates und die platonische Tugendlehre führt B. seine These zurück, daß der Philosoph nur Weltbürger, nicht aber praktischer Politiker sein könne. B.s »Phokion« ist bis zu Hans-Joachim Gehrkes Studie (s.u.) die einzige monographische Abhandlung des athenischen und Demosthenes-Gegenspielers gewesen. - B. wurde am 12.1. 1865 zum korrespondierenden Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften gewählt; für diese Auszeichnung bedankte sich B. mit der Widmung seiner Abhandlung über »Theophrastos' Schrift über die Frömmigkeit« (??? ?????????, s.u.), die B. erstmals aus dem zweiten Buch von Polybios' ???? ?????? ?µ????? isolieren und rekonstruieren konnte - in ihr wird erstmals in der griechisch-antiken Literatur das jüdische Volk erwähnt. Ferner war B. ab 1868 Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen an. Das Königreich Preußen zeichnete B. für seine wissenschaftlichen Leistungen mit dem Roten Adlerorden aus. Dem Herausgeberkreis des »Rheinischen Museums für Philologie« (RheinMus) gehörte B. von 1850 bis 1854 an, nachdem er zuvor von Ritschl als Redaktionsassistent eingeführt worden war. - Wie Jacob Burckhardt (s.d.) und Nietzsche gehört B. zu den großen Unzeitgemäßen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Mit einem scharfen Gespür für das dekadente Zeitalter und die seit 1870 verfallende europäische Kultur zweifelte B. an der gesellschaftsheilenden Kraft der großen Religionsgemeinschaften, da ihre Verankerung im Glaubensbewußtsein und Ethos der Zeitgenossen bedrohlich schwinde. Seine Lebensmaxime lautete: »Wolle nichts und fürchte nichts, und hoffe viel«; auf seinem Grabstein steht: »Die Schönheit Japhets wohnte in den Zelten Sems« (nach Gen 9,27). - Die Israel Society for the Promotion of Classical Studies richtete aus Anlaß des 100. Todestages B.' vom 31.5.-1.6. 1981 in Tel Aviv ein internationales Colloquium aus, das Leben, Werk und wissenschaftshistorische Bedeutung B.' im Kontext deutsch-jüdischer Geistesgeschichte diskutierte (J. B. Un philologue juif, édité par John Glucker et André Laks, 1996 [s.u.]).

Werke: De emendatione Lucretii: RheinMus 5 (1847), 533-587; Heraclitea, 1848; Horatianum: RheinMus 6 (1848), 137-138 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 303-304); Ennianum, non Lucrentianum: RheinMus 6 (1848), 479-480 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 = Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 68-69; Vorwort z. FLORILEGIVM RENASCENTIS LATINITATIS. Programm der Bonner Univ. z. Geburtstagsfeier Kg. Friedrich Wilhelm des IV 15. Oct. 1849 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 325-327); Heraklitische Stud. [1850], Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Erster Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971), 37-73 (Erster Teilabdr. zunächst in: RheinMus NF 7 [1850], 90-116); Vorwort z. PENTAS VERSIONVM LOMERICARVM IACOBI BERNAYSII STVDIO COLLECTA. Programm der Bonner Univ. z. Geburtstagsfeier Kg. Friedrich Wilhelm des IV 15. Oct. 1850 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 327-350); Ueber Spinoza's hebr. Grammatik, in: Carl Schaarschmidt, Des Cartes u. Spinoza, urkundliche Darst. der Philos. Beider (Bonn 1850), 195-204 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 342-350); Aus Richard Bentley's Briefwechsel: RheinMus 8 (1853), 1-24 (Teilabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 356-360); Zu Lucretius: RheinMus 8 (1853), 159*-160* (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 = Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 69-70); Joseph Justus Scaliger, Berlin 1855 (= Nachdr. Osnabrück 1965, New York 1965); Über das Phokylideische Gedicht, Berlin 1856 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Erster Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 192-261; Rez.: Leopold Schmidt [Jbb. f. classische Philologie u. Pädagogik 3 (1857), 510-519]; Zacharias Frankel [Mschr. f. die Wiss. des Judentums 6 (1856), 66-70]; Abraham Geiger [Jüd. Zschr. f. Wiss. u. Leben 4 (1856), 51-59]); Ein Schreiben über Trogusfrgm. an Prof. Ritschl: RheinMus 10 (1856), 293-298 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 311-316); Grdzz. einer verlorenen Abh. des Aristoteles über Wirkung der Tragödie, Breslau 1857 (= Abhh. der hist.-philos. Ges. in Breslau I [Breslau 1858], 135-202) (= Grdzz. der verlorenen Abh. des Aristoteles über Wirkung der Tragödie. Eingel. v. Karlfried Gründer. Reprograph. Nachdr. der Ausg. Breslau, Trewendt, 1858, Hildesheim/New York 1970; auch in: Zwei Abhh. über die aristotelische Theorie des Dramas. 2., unveränd. Aufl., Reprograph. Nachdr. der 1. Aufl. Berlin 1880, Darmstadt 1968, 1-118); Zu Horatius. An Herrn Professor Ritschl: RheinMus 11 (1857), 627-628 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 300-302); Verzeichnung der Wunder in den röm. Annalen: RheinMus 12 (1857), 436-438 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 307-308); Cicero über die Juden: RheinMus 12 (1857), 464-466 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 309-310); Zu Horaz (Ode II 1): RheinMus 12 (1857), 630 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 303); Lu Lucretius IV 1130 (unveröff. [1858], Abdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 365-367); Grabinschr. auf die bei Chäronea Gefallenen: RheinMus 14 (1859), 322-323 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 276-277); Ein Brief an Leonhard Spengel über die tragische Katharsis bei Aristoteles: RheinMus 14 (1859), 367-377 (Wiederabdr. in: Zwei Abhh.über die Aristotelische Theorie des Dramas, Berlin 1880 [= Nachdr. Darmstadt 1968], 119-132); Herder u. Hyginus: RheinMus 15 (1860), 158-163.168 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 316-321); Zu Sallust: RheinMus 15 (1860), 168 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 311); Zur vergleichenden Mythologie: RheinMus 15 (1860), 638-639 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 294-296); Ueber die Chronik des Sulpicius Severus, ein Btr. z. Gesch. der klass. u. biblischen Stud., Berlin 1861 [Jber. des jüd.-thel. Sem. z. Breslau, z. 27. Januar 1861], Breslau 1861 (auch in Berlin 1861 erschienen; Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 = Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 81-200. Rez.: Heinrich Ewald [NGG 1861, 252-260]; Abraham Geiger [Jüd. Zschr. f. Wiss. u. Leben 4 (1866), 59-63]; Alfred v. Gutschmid [Jbb. f. class. Philologie 9 (1863), 710-714]; J. P. Mossar [Mschr. f. die Wiss. des Judenthums 10 (1861), 1522-155]; Heinrich v. Sybel [HZ (1861), 178f.]); Zu Sallustius u. Sulpicius Severus: RheinMus 16 (1861), 317-320 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 201-205); Ein nabatäischer Schriftsteller: RheinMus 17 (1862), 304-305 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 291-293); Zu Eunapios (p. 80 ed. Bonn.): Hermes 3 (1862), 316 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 293); Gebrauchsanweisung f. Labbäus' Glossen: RheinMus 17 (1862), 159-160 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 299-300); Horazens Bote an Augustus: RheinMus 17 (1862), 313-315 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 304-306); Die Dialoge des Aristoteles in ihrem Verhältnis z. seinen übrigen Werken, Berlin 1863 (= Nachdr. Hildesheim/New York 1966, Darmstadt 1968); Zum carmen ad Messium: RheinMus 18 (1863), 320 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 306-307); Einige in Holland verschollene Bücher: RheinMus 19 (1864), 293-296 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 350-354); Leibnitz u. Sardanapal: RheinMus 19 (1864), 296-297 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 354-355); Zu Hesychius u. Josephus: RheinMus 19 (1864), 471-473 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 296-298); Zu Sanchuniathon. Für Orientalisten u. Mythologen: RheinMus 19 (1864), 632-633 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 283-285); Theophrastos' Schr. über die Frömmigkeit. Ein Btr. z. Religionsgesch. Mit krit. u. erklärenden Bem. z. Porphyrios' Schr. über Enthaltsamkeit, Berlin 1866 (= Nachdr. Hildesheim/New York 1971; Rez.: Abraham Geiger [Jüd. Zschr. f. Wiss. u. Leben 4 (1866), 63-67]); Zu Theopompos: RheinMus 21 (1866), 300-301 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 277-278); Die Heraklitischen Briefe. Ein Btr. z. philos. u. religionsgeschichtlichen Lit., Berlin 1869; Zu Cicero, De re publica: Hermes 3 (1869), 315-316 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 310-311); Edward Gibbon's Geschichtswerk. 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Hildesheim/New York 1971], 330-340); Die Gottesfürchtigen bei Juvenal, in: Commentationes philologae in honorem Theodori Mommseni scripserunt amici (Berlin 1877), 563-569 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 = Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 71-80); Eine verschollene Reiske'sche Emendation u. das Edict des Theodorich: Hermes 12 (1877), 382-384 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 322-325); Eine Vorhesagung Niebuhr's: RheinMus 33 (1878), 138-139 (Wiederabdr. in: Gesammelte Abhh. v. J. B., hrsg. v. Hermann Usener. Zweiter Bd., Berlin 1885 [= Nachdr. Hildesheim/New York 1971], 360-362); Lucian u. die Kyniker, Berlin 1879; Zwei Abhh. über die Aristotelische Theorie des Dramas, Berlin 1880 (= Nachdr. Darmstadt 1968); Phokion u. seine neuesten Beurtheiler. Ein Btr. z. Gesch. der griech. Philos. u. 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Klaus-Gunther Wesseling

Letzte Änderung: 26.09.1999