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Band XV (1999)Spalten 120-124 Autor: Peter Häger

BENZLER, Willibrord (Taufname: Karl), OSB, Bischof von Metz, * 16.10. 1853 in Niederhemer / Westfalen als Sohn des Gastwirtes Karl Benzler und dessen Ehefrau Klementine geb. Kissing, † 16.4. 1921 in Baden-Baden-Lichten thal.- B., der mit vier jüngeren Geschwistern in einer kirchlich geprägten Umgebung aufwuchs, absolvierte seine Gymnasialstudien zunächst im sauerländischen Attendorn, um sie dann ab 1867 in Münster fortzusetzen. Nach der Reifeprüfung im Sommer 1871 entschloß er sich anfangs zum Studium des »Baufachs« in Köln, wechselte jedoch bereits im Dezember desselben Jahres als Student der Philosophie und kath. Theologie nach Innsbruck. Im Herbst 1872 in das von Jesuiten getragene Theologenkonvikt Collegium Canisianum aufgenommen, lernte er dort und durch seine Hochschullehrer, die ebenfalls dem Orden angehörten, die Spiritualität und das Apostolat der Gesellschaft Jesu schätzen. Nachdem jedoch sein Aufnahmegesuch in den Orden im Sommer 1874 abgelehnt worden war, trat B. noch im selben Jahr in die junge, aufstrebende Benediktinerabtei Beuron im oberen Donautal ein. Unter seinem Ordensnamen Willibrord legte B. am 15.8.1876 im Servitenkloster Volders/Tirol, in das der Beuroner Konvent Ende 1875 wegen des preußischen Kulturkampfs hatte ausweichen müssen, die Profeß ab; am 28.8.1877 empfing er dort mit einem weiteren Mitbruder die Priesterweihe. 1880 entsandte ihn sein Abt Maurus Wolter als Lektor der Theologie in das zur Beuroner Kongregation gehörende Kloster Emaus in Prag. Drei Jahre später wechselte er als erster Prior in die ebenfalls von Beu roner Mönchen neubesiedelte Abtei Seckau in der Steiermark. Nachdem der Abbau der preußischen Kulturkampfgesetze 1887 die Rückkehr des Konventes in das Mutterkloster Beuron ermöglicht hatte, übte B. auch dort das Priorenamt aus. Im November 1892 ernannte ihn der nunmehrige Erzabt Placidus Wolter zunächst zum Prior, am 15.10.1893 zum ersten Abt der Neugründung Maria Laach in der Eifel. Die Abtsbenediktion spendete ihm der Rottenburger Bischof Wilhelm v. Reiser am 8.12. 1893 in Beu ron. B. trug während seiner gesamten Laacher Zeit schwer an der Last des von ihm nicht gesuchten Amtes, insbesondere aufgrund der beträchtlichen finanziellen Schwierigkeiten des werdenden Klosters. Ein Förderer Maria Laachs war in den 90er Jahren Kaiser Wilhelm II., der im Zuge der Restaurierung der romanischen Abteikirche den Hochaltar stiftete und den Konvent während B.s Abtszeit zweimal, 1897 und 1900, mit Besuchen ehrte. Erzabt Placidus betraute den Laacher Abt mit zahlreichen Missionen. Als Vertreter der Beuroner Kongregation nahm B. beispielsweise Anfang Oktober 1900 an der Grundsteinlegung der Dormitio-Abtei in Jerusalem teil, auf der Rückreise wohnte er am 11. November der Einweihung der benediktinischen Primatialabtei S. Anselmo in Rom bei. Obwohl seit Ende der 90er Jahre wiederholt als Kandidat für das Bischofsamt (Fulda 1898, Köln 1899) im Gespräch, kam B.s Berufung auf den Metzer Bischofsstuhl 1901 doch überraschend. Nachdem der Hl. Stuhl die Wahl des von Berlin favorisierten, aus altem elsässischem Adel stammenden Zorn von Bulach wegen dessen Unerfahrenheit abgelehnt hatte, war der Name des »altdeutschen«, zudem als unpolitisch und irenisch geltenden B. vom Breslauer Fürstbischof Kardinal Kopp in Vorschlag gebracht worden. Das päpstliche Ernennungsdekret wurde am 21.9.1901 ausgestellt, die Konsekration erfolgte durch den Trierer Bischof Korum unter Assistenz des Straßburger Bischofs Fritzen und des Trierer Weihbischofs Schrod am 28.10.1901 im Metzer Dom. Die Erwartungen der Berliner Regierung, B. werde in der Folge die Integration Lothringens in den deutschen Reichsverband nach Kräften forcieren, erfüllten sich nur bedingt. Zwar setzte sich auch unter dem Pontifikat B.s die Hinwendung der weithin französisch geprägten Diözese zum deutschen Katholizismus weiter fort, doch bemühte sich der Bischof durchaus, das Spezifische des Grenzbistums zu bewahren und den gut 25 % französischsprachigen Katholiken Lothringens gerecht zu werden. Neben deutschen kirchlichen Vereinen, wie dem Volksverein für das kath. Deutschland und dem Borromäusverein, förderte B. ebenfalls den vornehmlich in Frankreich verbreiteten Franziskus-Salesius-Verein zur Glaubensverbreitung. Höhepunkte seiner Metzer Amtszeit waren die Feier des Internationalen Eucharistischen Kongresses 1907 und die des deutschen Katholikentages 1913. Nach den Umwälzungen des Ersten Weltkriegs wurde B.s Lage in dem nun wieder zu Frankreich gehörenden Lothringen unhaltbar. Hochgeehrt von Klerus und Volk reichte er im Januar 1919 auf Druck der frz. Regierung seine Demission ein, die der Hl. Stuhl erst am 10. Juli des Jahres annahm. Am 31. Juli erfolgte seine Ernennung zum Titularerzbischof von Attalia. Nach kurzen Aufenthalten im sauerländischen Velmede und in Maria Laach kehrte B. in sein Profeßkloster Beuron zurück. Ein schweres Herzleiden, das sich bereits zu Beginn des Weltkriegs bemerkbar gemacht hatte, zwang ihn zur Übersiedlung in die Zisterzienserinnenabtei Baden-Baden-Lichtenthal, in der er sich fachkundige Pflege erhoffte. Dort starb B. am 16.4.1921; sein Grab fand er vor dem Benediktusaltar in der Abteikirche Beuron. - B.s Zeitgenossen betonten allseits die tiefe Spiritualität und menschliche Güte des Bischofs, der seine Diözese »mehr mit Gebeten als mit Geboten« (Bischof Keppler von Rottenburg) regierte. Zugleich galt seine Amtsführung als streng-kirchlich im Sinne der pastoralen und dogmatischen Vorgaben des Trienter Konzils. Bemühungen der Erzabtei Beuron, den Seligsprechungsprozeß für B. zu eröffnen, kamen Ende der 50er Jahre trotz der Unterstützung des Bistums Metz über das Anfangsstadium nicht hinaus.

Werke: Über den hl. Thomas von Aquin, Patron der Studien und Schulen, in: StMBO 3 (1882, 2), 147-153; Hirtenbrief zum Regierungsantritt 1901, Metz 1901; Metzer Hirtenbrief und Evangelischer Bund, Trier 1909; Die Borromäusenzyklika und ihre Gegner, Trier 1910; Hirtenbrief über die Alkoholfrage. Ein zeitgemäßes Bischofswort, Trier 1910; Erinnerungen aus meinem Leben. Mit Nachträgen und Belegen hrsg. v. P. Bihlmeyer, Beuron 1922, 21923. B.s Hirtenbriefe sind veröff. in: Revue ecclésiastique de Metz, 1901-1919.

Lit.: Monseigneur Benzler, O.S.B., Evêque de Metz, in: Le Messager de Saint Benoît, Abbaye de Maredsous, t. 3 (1901), 163-165; - Bisch. Benzler und der Protestantismus. Auch ein Wort der Aufklärung an Katholiken und Nichtkatholiken, zugleich Antwort auf B.s Schr. 'Metzer Hirtenbrief und Evangelischer Bund`, hrsg. v. Vorst. des Hauptver.s Lothringen des Ev. Bundes (= Flugschrr. des Ev. Bundes, 274/275), Halle 1909; - St. Kegel, EB Willibrord Benzler, O.S.B. †, in: BM 3 (1921), 253-255; - M. Spahn, Totenschau, in: Elsaß-Lothring. Jahrbuch 1 (1922), 179-186, hier: 184-185; - S. v. Oer, La tombe de Mgr. Benzler, in: Almanach de Marie Immaculée, Reine du clergé 2 (1923), 57-59; - Le départ de Mgr. Benzler et la nomination de son successeur, in: Revue ecclésiastique de Metz (1930), 446-455; - J. B. Pelt, Études sur la cathédrale de Metz. Documents et notes 1790-1930, Metz 1932, 320-351, 367; - St. Hilpisch, Kommende deutsche Heilige, Dülmen 1937, 218-226; - Zimmermann, IV, 38; - M. Benzler, EB Willibrord Benzler (1853-1921), in: Der Schlüssel. Blätter der Heimat für Stadt und Amt Hemer, hrsg. v. Bürger- und Heimatverein 3 (1963), 8-16; 4 (1963), 1-13; 1 (1964), 1-15; 2 (1964), 1-9; - H. Tribout de Morembert, Le diocèse de Metz, Paris 1970, 243-250 u. ö.; - N. Trippen, Das Domkapitel und die Erzbischofswahlen in Köln 1821-1929 (= Bonner Btrr. zur Kirchengesch., Bd. 1), Köln u. a. 1972, 365-366, 370-372 u. ö.; - B. Favrot, Le gouvernement allemand et le clergé catholique lorrain de 1890 à 1914 (= Veröff. des Inst.s für Europäische Gesch., Abt. Universalgesch. Beih. 11), Wiesbaden 1981, bes. 75-195; - E. Gatz, Kirchliche Personalpolitik und Nationalitätenprobleme im Wilhelminischen Deutschland, in: AHP 18 (1980), 353-381; - Ders., Art. `Benzler, Willibrord`, in: Ders. (Hrsg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1795/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1983, 35-38; - Ders., Art. `Metz`, in: Ders. (Hrsg.), Gesch. des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jh.s, Bd. I: Die Bistümer und ihre Pfarreien, Freiburg u. a. 1991, 465-473, hier: 470; - Ders., Franzosen in der preußischen Wallonie und in Elsaß-Lothringen. Elsässer und Lothringer, in: Ders. (Hrsg.), Gesch. des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jh.s, Bd. II: Kirche und Muttersprache, Freiburg u. a. 1992, 161-162; - H.-J. Scheidgen, Deutsche Bischöfe im Ersten Weltkrieg. Die Mitglieder der Fuldaer Bischofskonferenz und ihre Ordinariate 1914-1918 (= Bonner Btrr. zur Kirchengesch., Bd. 18), Köln u. a. 1991, 56-58, 82-83, 272-284 u. ö.; - J. Buschmann, Beuroner Mönchtum. Studien zu Spiritualität, Verfassung und Lebensformen der Beuroner Benediktinerkongregation von 1863 bis 1914 (= Btrr. zur Gesch. des Alten Mönchtums und des Benediktinertums, Bd. 43), Münster 1994, 56, 65, 73, 89, 90, 95 u. ö.; - P. Wey, Zur Erinnerung an Willibrord Benzler, Bisch. von Metz 1901 bis 1919, in: Jb. Kr. Trier, hrsg. v. Kr.Verw. Trier, Saarburg 1996, 187-192; - G. Allemang, in: DHGE 8 (1935), 296-298; - LThK3 2, 237-238; - Weitere Belege: Arch. der Erzabtei Beuron; Arch. der Abtei Maria Laach.

Peter Häger

Letzte Änderung: 07.09.1999