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Band I (1990)Spalten 450-451 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

BECKET, Thomas, Erzbischof von Canterbury, Heiliger, * 21.12. 1118 in London als Sohn eines normannischen Kaufmanns aus Rouen, † 29.12. 1170 in Canterbury. - B. widmete sich in Paris dem Studium der Theologie und trat um 1141 in den Dienst des Erzbischofs Theobald von Canterbury, der ihn wiederholt mit Sendungen an die päpstliche Kurie betraute. In Bologna und Auxerre studierte er das kanonische Recht und wurde 1154 Archidiakon in Canterbury. B. gewann die Gunst Heinrichs II., der ihn 1155 zum Kanzler ernannte, und förderte als gefügiger Höfling die Bestrebungen des Königs, gegenüber der Kirche ein völlig selbstherrliches Regiment durchzusetzen und sie dem Staat unterzuordnen, so daß er im Mai 1162 Erzbischof von Canterbury wurde. Nun aber trat B. als Anhänger Alexanders III. dem König in seinem Ringen um die absolute Herrschaft in der englischen Kirche als Hauptgegner entgegen. Er forderte die völlige Exemtion des Klerus von aller bürgerlichen Gerichtsbarkeit und die Begründung eines selbständigen Kirchenguts. Heinrich II. berief zum 30.1. 1164 die Versammlung geistlicher und weltlicher Größen nach Claredon. In 16 Konstitutionen wurde die Selbständigkeit des Klerus aufgehoben und die königliche Gewalt bedeutend erweitert. Nach langem Widerstand versprach B., die Konstitutionen annehmen zu wollen, weigerte sich aber später, die Urkunde zu untersiegeln. Er floh nach Frankreich und setzte von dort aus den Kampf für die Rechte und die Freiheit der Kirche fort. 1164-66 hielt sich B. in der Zisterzienserabtei Pontigny auf, danach in Sens. Alexander III. verdammte am 3.6. 1166 die Konstitutionen von Claredon. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Heinrich II. und dem Papst kam es am 22.7. 1170 zu einem Ausgleich, und B. kehrte am 30.11. 1170 nach England zurück. Schon seine ersten kirchlichen Maßnahmen erregten den Unwillen des Königs, dessen zornige Äußerungen vier Ritter veranlaßten, den Erzbischof während der Vesper am Altar der Kathedrale von Canterbury zu ermorden. Alexander III. sprach B. am 21.2. 1173 als Märtyrer kirchlicher Freiheit heilig. Heinrich II. mußte die »Constitutions of Claredon« aufheben und am 12.7. 1174 in der Kathedrale zu Canterbury sich der Geißelbuße unterziehen und eine ganze Nacht am Grab B.s auf den Knien liegen. Heinrich VIII. ließ B. 1538 als Verräter und Majestätsverbrecher verurteilen, seine Gebeine verbrennen und die Asche zerstreuen. - Fest: 29. Dezember.

Lit.: Hermann Reuter, Gesch. Alexanders III. u. der Kirche seiner Zeit, 3 Bde., 1860-642; - Materials for the history of Th. B., archbishop of Canterbury, ed. by J. C. Robertson and J. B. Sheppard, 7 Bde., London 1875-85; - Conrad Ferdinand Meyer, Der Heilige (Novelle), 1880 (1962); - E. A. Abbot, St. Thomas. His Death and Miracles, 2 Bde., 1898; - F. W. Maitland, Roman Canon Law in the Church of England, 1898; - Felix Jaeger, Th. à B. in Sage u. Dichtung (Diss. Breslau), 1909; - La Vie de Saint Thomas Le Martyr par Guernes de Pont-Sainte-Maxence (1172 bis 1174) ed. E. Walberg, 1922; - E. Walberg, La tradition hagiographique de S. Th. B., 1929; - T. Borenius, The Iconography of St. Th. of C., Oxford 1929; - P. A. Brown, The Development of the Legend of Th. B., Philadelphia 1930; - R. Speaight, Th. B., London 19402; - R. Foreville, L'Eglise et la Royauté en Angleterre sous Henri Plantagenet (1154-1189), Paris 1943, 565 ff.; - Ders., Le jubilé de St. Th. B. 1220-1470, ebd. 1958; - Michael David Knowles, Archbishop Th. B., a Character Study, in: Procedings of the British Academy 35, London 1949, 177 ff.;-Ders., The Episcopals Colleagues of Archbishop Th. B., Cambridge 1951; - Jörg Erb, Die Wolke der Zeugen II, 1954, 128 ff.; - Ders., Geduld u. Glaube der Hll., 1965, 438; - Alfred Duggan, Gott u. mein Recht. Das Leben des Th. B. v. C. Dt. Übertr. v. Karl G. Walther, 1956; - Elfriede Rappold, Th. B. Königsfreund, Kirchenfürst u. Märtyrer, in: Menschen vor Gott, hrsg. v. Alfred Ringwald, II, 1958, 380 f.; - Karl Kupisch, Ein Bisch. meutert. Eine hist. Skizze aus dem Hoch-MA, 1961; - G. W. Greenway, The life and death of Th. B., London 1961; - Thom. Stearns Eliot, Mord im Dom. Dt. v. Rudolf Alexander Schröder, 1963 (38.-52. Tsd.); - Jean Anouilh, B. oder Die Ehre Gottes. Schauspiel in 4 Akten. Ins Dt. übertr. v. Franz Geiger, 1963; - Brita Püschel, Th. à B. in der Lit. (Diss. Münster 1960), 1963; - DNB 56, 172 f.; - EBrit III (1968), 353 f.; - RE II, 506 ff.; - EKL I, 348 f.; - RGG I, 955; - LThK X, 135 f. (Thomas Becket); - Braun, TA 699; - Wimmer3 495; - Torsy 527; - Franziskus Maria Stratmann, Die Hll. u. der Staat v, 1958, 91 ff.; - Hans Hümmeler, Helden u. Hll., 1959 (510-510. Tsd.), 591 ff.; - Gisbert Kranz, Polit. Hll. u. kath. Reformer II, 1959, 114 ff.; - Wilhelm Hünermann, Der endlose Chor. Das Buch v. den Hll. f. das christl. Haus, 19608, 756 ff.; - M. Barth, Zum Kult des hl. Th. B. im dt. Sprachgebiet in Skandinavien u. It., in: FreibDiöz Arch 80, 1960, 97 ff.; - Benedikt Caspar, Th. B. u. das Kloster St. Thomas an der Kyll, in: Kurtrierisches Jb. 2, 1962, 74 ff.; - Marguerite Rabut, Le thème Th. B. dans »Becket ou l'honneur de Dieu« de Jean Anouilh et »Murder in the Cathedral« de Thomas Stearns Eliot, in: Lettres d'humanité. Association Guillaume Budé, 1964, 494 ff.; - Thomas Boos, Th. B., in: Die Hll. in ihrer Zeit, hrsg. v. Peter Manns, II, 19662, 51 ff.

Letzte Änderung: 13.02.2001