ANDREAE, Jakob, luth. Theologe, * 25.3. 1528 in Waiblingen (Württemberg) als Sohn des Schmieds Jakob Endriß, † 7.1. 1590 in Tübingen. - A. studierte in Tübingen und wurde 1546 Diakonus in Stuttgart, mußte aber 1548 nach Einführung des Augsburger Interims die Stadt verlassen. Er wurde 1549 Diakonus an der Stiftskirche in Tübingen, 1553 Stadtpfarrer und Superintendent in Göppingen, später zugleich Generalsuperintendent des Adelberger Bezirks und 1561 in Tübingen Kanzler der Universität und zugleich Professor der Theologie und Propst. - A. war in Württemberg und auswärts an der Einführung der Reformation und Ordnung des Kirchenwesens beteiligt, so 1568-70 in Braunschweig-Wolfenbüttel. Er erstrebte eine kirchliche Einigung und stellte darum 1568 5 Friedensartikel auf. Sein erster Einigungsversuch scheiterte auf dem Konvent zu Zerbst 1570 an dem Mißtrauen und Widerstand der Gnesiolutheraner und Philippisten. Nun gab A. den Gedanken eines Kompromisses auf und beschloß, eine Einigung des süd- und norddeutschen, des schwäbischen und niedersächsischen Luthertums herbeizuführen unter Ausschluß der Philippisten und Calvinisten. Er verfaßte darum 1574 die »Schwäbische Konkordie« und legte sie den norddeutschen Theologen zur Begutachtung vor, die sie zur »Schwäbisch-sächsischen Konkordie« umarbeiteten. Von dem Kurfürsten August von Sachsen, der den bekenntnismäßigen Zusammenschluß der strengen Lutheraner betrieb, wurde A. 1576 zur Mitarbeit an dem Einigungswerk nach Torgau berufen. An den Verhandlungen auf den Konventen zu Torgau (1576), Tangermünde (1578), Schmalkalden (1578), Jüterborg (1579) und Bergen (1580), an den drei Konferenzen im Kloster Bergen (1577) und an dem Zustandekommen der Konkordienformel von 1577 und des Konkordienbuches von 1580 war A. neben Martin Chemnitz, David Chyträus, Nikolaus Selnecker und Andreas Musculus hervorragend beteiligt.
Werke: Kurzer u. einfältiger Ber. über des Herrn Nachtmahl, 1556; Disputatio de maiestate hominis Christi, 1564 (dt.: 107 Schlußreden v. der Majestät des Menschen Christi u. seiner wahren Gegenwärtigkeit, 1565); Sechs christl. Predigten v. den Spaltungen ... zw. den Theol. Augsburg. Konf. v. 1548-1573, 1573 (abgedr. bei Heinrich Heppe, Gesch. des dt. Prot. 1555-1581, 1852 ff., III, Beilage 1); Schwäb. Konkordie, 1574 (abgedr. v. Hachfeld, in: ZHTh 1866, 234 ff.); 20 Predigten aus den J. 1557, 1559 u. 1560, hrsg. v. Schmoller, 1890.
Lit.: Johann Valentin Andreae, Fama Andreana reflorescens sive Jacobi Andreae Waiblingensis vitae etc. recitatio, Argentorati (Straßburg) 1630; - Theodor Pressel, Die fünf J. des Dr. J. A. in Chursachsen, in: JDTh 22, 1877, 1 ff. 207 ff.; - Chr. Moritz Fittbogen, J. A., der Verf. der Konkordienformel. Sein Leben u. seine theol. Bedeutung, 1881; - J. Schall, Tübingen u. Konstantinopel, in: Bll. f. württ. KG 7, 1892, 33 ff.; - Otto Fricke, Die Christologie des Johannes Brenz, 1927, 243 ff.; - Ritschl IV; - BSLK XXXII-XLIII; - Schottenloher I, Nr. 513-542; V, Nr. 44806-44818; - Heinrich Hermelink, Gesch. der Ev. Kirche in Württ., 1949; - Rosemarie Streisand, Theol. u. Kirchenpolitik bei J. A. bis z. J. 1568 (Diss. Göttingen), 1952; - Heinrich Gürsching, J. A. u. seine Zeit, in: Bll. f. württ. KG NF 54, 1954, 123 ff.; - Friedrich Hauß, Väter der Christenheit II, 1957, 9 f.; - Christoph Duncker, J. A. Der Reisende für die Einigung (Konkordie), in: Menschen vor Gott, hrsg. v. Alfred Ringwald, I, 1957, 26 f.; - Jörg Erb, Geduld u. Glaube der Hll., 1965, 20; - ADB I, 436 ff.; - NDB I, 277; - RE I, 501 ff.; - EKL I, 118 f.; - RGG I, 366; - LThK I, 511.
