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Band I (1990)Spalten 154-155 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz

AMYRAUT, Moyse (Moses Amyraldus), französisch-reformierter Theologe, * September 1596 in Bourgueil (Touraine), † 8.1. 1664 in Saumur. - A. begann in Poitiers mit dem Studium der Rechte und promovierte 1616 zum Lizentiaten, wandte sich dann aber infolge der Lektüre von Johannes Calvins »Institutio religionis christianae« der Theologie zu, die er an der reformierten Akademie in Saumur studierte, besonders bei John Camero. Nach kurzem Pfarrdienst in St. Aignan wurde er 1626 Pfarrer und 1633 Professor der Theologie in Saumur. In seinem »Traité de la prédestination« erstrebte A. eine Milderung des auf der Dordrechter Synode 1618/19 mühsam befestigten »Hauptpunktes des reformierten Lehrbegriffs«, des Dogmas von der Gnadenwahl und Prädestination, entfachte aber mit seiner Lehre vom sog. »Universalismus hypotheticus« einen heftigen Streit für und wider seine »Neuerungen, die von dem dordrechtischen, in Frankreich auf der Nationalsynode zu Alais 1620 und wiederum zu Charenton 1623 förmlich eingeführten Lehrbegriff abweichen«. A. lehrte: »Es gibt in Gott einen Willen, daß alle Menschen selig werden unter der Bedingung des Glaubens, eine Bedingung, die sie an sich wohl leisten könnten, bei der nun einmal anhaftenden ererbten Korruption aber unausweichlich verschmähen, so daß dieser allgemeine Gnadenwille keinen einzigen faktisch selig macht. Daneben gibt es einen partikularen Willen in Gott, mit dem er ewig festgesetzt hat, eine bestimmte Anzahl bestimmter Personen zu retten, alle anderen aber mit dieser Gnade zu übergehen; jene Erwählten werden ebenso unfehlbar selig, als die übrigen alle unfehlbar verdammt werden.« Dieser Lehre wegen wurde A. heftig angegriffen, besonders von Pierre Du Moulin in Sedan und André Rivet in Leiden. Man beschuldigte ihn der Heterodoxie. A. verteidigte sich aber auf der Nationalsynode zu Alençon 1637 so überzeugend, daß man ihn freisprach. Die Angriffe gegen A. und die ihm gleichgesinnten Theologen von Saumur dauerten fort; aber die Nationalsynoden zu Charenton 1644/45 und zu London 1659 bestätigten das frühere Urteil. Der Streit wurde dennoch fortgesetzt, besonders in der Schweiz. Bern, Zürich und Genf riefen ihre Studenten von Saumur zurück. Johann Heinrich Heidegger in Zürich und François Turrettin in Genf verfaßten zum Schutz gegen den »Salmuranismus« oder »Amyraldismus« sogar eine Bekenntnisschrift, die »Formula consensus Helvetica« von 1675, die in der Schweiz ziemlich allgemeine Anerkennung fand, aber nur bis 1722, in Basel nur bis 1686, in Geltung blieb. - Große Verdienste erwarb sich A. um ein System der christlichen Ethik. Weniger bekannt sind seine Bemühungen um eine Union zwischen Reformierten und Lutheranern.

Werke: Traité de la prédestination, 1634 (16582); La morale chrétienne, 6 Bde., 1652-60; Eirenikon sive de ratione pacis in religionis negotio inter Evangelicos constituendae consilium, 1662; zahlreiche nt. Paraphrasen.

Lit.: Alexander Schweizer, Die prot. Zentraldogmen II, Zürich 1856, 225 ff.; - Auguste Sabatier, Etude historique sur l'universalité de Moyse A. (Diss. Montauban), 1867; - H. Marthaler, A. als Ethiker, 1884; - Fraissinet, Essai sur la morale d'A., Toulouse 1889; - H. J. Honders, A. Rivetus, 1930, 107 ff.; - Hans Emil Weber, Ref., Orthodoxie u. Rationalismus II, 1951, 128 ff.; - Max Geiger, Die Basler Kirche u. Theol. im Zeitalter der Hochorthodoxie, 1952, 101 ff.; - Jürgen Moltmann, Prädestination u. Heilsgesch. bei M. A., in: ZKG 65, 1954, 270 ff.; - RE I, 476 ff.; - EKL I, 112; - RGG I, 347 f.; - DHGE II, 1380 f.; - DThC I, 1126 ff.; - EC I, 1124; - LThK I, 464; - DBF II, 761 ff.

Letzte Änderung: 28.11.1999