ALTHOFF, Friedrich Theodor, protestantischer deutscher Jurist und Kultusministerialbeamter, Exzellenz (1904), Wirklicher Geheimer Rat (24.1. 1907), Kronsyndikus (23.9.1907), * 19.2. 1839 in Dinslaken, † 20.10. 1908 in Berlin. - A., Sohn des Domänenrats Friedrich Theodor Althoff († 1852) und dessen zweiter Gattin Julie von Bugenhagen, besuchte in Wesel das Gymnasium, wo er 1856 das Abitur bestand. Nach dem infolge korpsgeselligen Übermuts nicht ganz reibungslosen Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin (1856-1861) erhält der Rechtsreferendar A. seine praktische Ausbildung an rheinischen Gerichten sowie am Berliner Kammergericht, bevor er 1867, zwei Jahre nach seiner Heirat mit Marie geb. Ingenohl (1843-1925), in Ehrenbreitstein ein Prädikatsassessorenexamen ablegt. Vom 5.5. 1871 an wirkt A., der am Frankreichfeldzug als Sanitäter teilnahm, als Referent für Kirchen- und Schulangelegenheiten an der Seite des Straßburger Oberpräsidenten Eduard von Möller (1814-1888). Obwohl weder promoviert noch habilitiert, lehrt A. vom 20. 4. 1872 an als Extraordinarius seit dem 31.10. 1880 als Ordinarius Jurisprudenz mit Schwerpunkt auf französischem und Zivilrecht. Zugleich ist A. mit dem liberalen Katholiken, Bismarck-Gegner und ehemaligen badischen Ministerpräsidenten Franz Frhr. von Roggenbach (23.3. 1825-25.7. 1907) maßgeblich an der Gründung, dem Aufbau und der wissenschaftlichen Profilierung der Straßburger Kaiser-Wilhelm-Universität beteiligt. Am 10.10. 1882 trat A. zunächst als einer von 33 vortragenden Räten in das »Preußische Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten« (d.i. Kultusministerium) im Rang eines Geheimen Regierungsrates und zuständig für Personalangelegenheiten ein, wo er ab dem 29.12. 1896 zunächst kommissarisch, mit Wirkung vom 14.4. 1897 dann zum Leiter der Abteilung für Universitäten und Höhere Schulen (Erste Unterrichtsabteilung [U I]) im Rang eines Ministerialdirektors berufen wurde. A. unterstanden damit nicht nur das gesamte höhere Unterrichtswesen, sondern auch die Kunst- und Denkmalpflege sowie die Bibliotheken und die wissenschaftlichen, nichtuniversitären Forschungseinrichtungen. Ab dem 1.10. 1900 unterstanden ihm zusätzlich die medizinischen Wissenschaften nebst ihren Institutionen; A. war maßgeblich am Ausbau der Berliner Charité zur führenden Klinik beteiligt wie auch an der Deutschen Medizinschule Shanghai (1907) sowie der Deutsch-Chinesischen Hochschule Tsingtau (Eröffnung 1909). A. hat somit indirekten Anteil an der Häufung von Medizinnobelpreisen, die am Anfang des Jahrhunderts deutschen Forschern, deren institutionelle Einbindung bzw. deren universitäre Laufbahn A. auch gegen ausdrückliche Fakultätsvoten ebnete, zugesprochen wurden (1901: Emil Adolph von Behring [Bakteriologe und Begründer der Immunonologie, 15.3. 1854-31.3. 1917], 1905 Heinrich Hermann Robert Koch [Bakteriologe, 11.12. 1843-27.5. 1910], 1908 Paul Ehrlich [Hämatologe und Pharmakologe, 14.3. 1854-20.8. 1915]). Eine Ernennung zum Staatssekretär schlug A. 1899 genauso aus wie das Ansinnen Kaiser Wilhelms II. (s.d.), 1907 die Nachfolge Konrad Heinrich Gustav von Studts (* 5.11. 1838) anzutreten, so daß A. relativ unbehelligt von den politischen Machtkonstellationen unter fünf Kultusministern wirkte und einen kaum zu unterschätzenden Einfluß auf den Ausbau des deutschen Hochschulwesens, seine Wissenschaftsverwaltung und -förderung sowie die internationalen Wissenschaftsbeziehungen hatte. Wiederholt setzte A. Rücktrittsgesuche zur Durchsetzung seiner Vorhaben ein: 1891 nahm A. die Berufung in ein Bonner Ordinariat aus Verärgerung über verweigerte Finanzmittelzuweisungen an, ohne daß die Ernennung (wie geplant) dann auch zustande kam, und Ende 1895 mußte erst Wilhelm II. intervenieren, um A. zur Ausschlagung der angetragenen Berliner ordentlichen Honorarprofessur zu bewegen, um die sich A. nach der Verweigerung der Einrichtung einer Kinderklinik in Breslau bemüht hatte. Am 23.9. 1907 wurde A., der schon 1904 und 1906 aus gesundheitlichen Gründen um seinen Abschied eingekommen war, mit Wirkung zum 1.10. bei vollen Bezügen pensioniert. Der wirkungsvolle Friedrich Schmidt-Ott (5.6. 1860-28.4. 1956), der 23.6. 1934 aus dem Amt entfernt wurde und großen Anteil am Aufbau und Ausbau der »Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften« hatte sowie seit 1919 die Gründung der »Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft« betrieb, war seit dem 1. 10. 1888 A.s engster Mitarbeiter, der u.a. 1889 die Besoldung der Bibliothekare regelte. Unter A. war Schmidt-Ott zuletzt einer von vier Abteilungsdirigenten und dessen Nachfolger, allerdings mit eingeschränkteren Kompetenzen nach der Neugliederung von A.s Ressort. - Obgleich A. kein Theologe ist, so ist er doch für die Theologiegeschichte des endenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts von herausragender Bedeutung, da er durch seine Berufungs- und Beförderungspolitik maßgeblichen Anteil an der Profilierung nicht nur der theologischen Fakultäten in wilhelminischer Zeit hatte. Dabei folgte A. in der Regel den Berufungsvorschlägen seiner Fachreferenten wie etwa Bernhard Weiß (s.d.). (S.d.) Hermann Cremer, Adolf von Harnack, Wilhelm Lexis (17.7. 1837-24.8. 1914), (s.d.) Theodor Mommsen, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Eduard Zeller gehörten zu den Gelehrten, die A. wiederholt um Einschätzung der Qualifikationen, Leistungen und Perspektiven von Nachwuchswissenschaftlern sowie von arrivierten Fachkollegen der jeweiligen Hochschuldisziplin einholte; daß A. weitreichende Kompetenzen und einen unvergleichlichen Einfluß auf die Wissenschaftsförderung gegen Ende des letzten Jahrhunderts hatte liegt nur z.T. daran, daß seine vorgesetzten Minister (Gustav von Gossler [13.4. 1838-29.9. 1902], 1881-1891; Robert Graf von Zedlitz-Trützschler, der Anfang 1892 an der Schulgesetzvorlage scheiterte; der in der Zeitgenossenschaft oft gescholtenen Julius Robert Bosse [12.7. 1832-31.7. 1901], der vom 23.3. 1892 bis zum 4.9. 1899 der Behörde vorstand, und schließlich Konrad Heinrich Gustav von Studt, der bis Mai 1907 amtierte, sowie dessen Nachfolger Ludwig Holle, den Reichskanzler Bernhard [1905: Fürst] von Bülow [3.5. 1849-28.10. 1929] unter Ignorierung von A.s Liste geeigneter Ministerkandidaten [darunter figurierte auch Adolf von Harnack] ernannte) mehr oder weniger blasse Figuren waren. Friedrich Michael Schiele (s.d.) gar warf A. vor, den positiv eingestellten theologischen Nachwuchs, gerade wenn dieser in Greifswald ausgebildet worden war, bevorzugt zu behandeln. Ende 1897 versucht A. vergeblich, Adolf Schlatter (s.d.), an die Seite Adolf Harnacks (der selber 1888 gegen den Widerstand des Evangelischen Oberkirchenrates an die Hauptstadtuniversität geholt worden war) nach Berlin berufen, zur Ablehnung der Tübinger Berufung zu bewegen. - Zu A.s hochschulpolitischen Leistungen gehören Planungen und Gründungen von Hochschulen und Universitätsinstituten, der systematische Ausbau bzw. die Reform des preußischen Hochschulbibliothekswesens, nach dem sich die übrigen reichsdeutschen wissenschaftlichen Bibliotheken bald orientieren sollten, sowie zahlreiche Ansätze von Bildungsplanung, die den Weg von der Wissenschaftsverwaltung zur Wissenschaftspolitik vorzeichnen (A. führte 1887 die jährlichen Universitätschroniken, 1888/1889 die Hochschulstatistik ein und rief die ab 1898 im Jahresturnus tagende »Konferenz deutscher Universitätsverwaltungen in Hochschulangelegenheiten« als Vorläufereinrichtung der späteren Kultusministerkonferenzen ins Leben). So ist A. maßgeblich am Aufbau der Universitäten Münster (1902, vormals konfessionell katholisch geprägte Akademie) und Posen (1903) sowie der Technischen Hochschulen Breslau (1910) und Danzig (1904) beteiligt. Erst nach A.s Tod wurde 1910 die Technische Hochschule Breslau errichtet, die A., von den Göttinger Ordinarien Christian Felix Klein (Mathematiker, 25.4. 1849-22.6. 1925) und Wilhelm Lexis beraten, als ingenieurwissenschaftliche Fakultät der Breslauer Universität anzugleidern gedachte. Zusammen mit dem Kommunalpolitiker Franz Adickes (9. 2. 1846-4.2. 1915) bereitete A. die Gründung der Stiftungsuniversität Frankfurt/M. vor (Eröffnung am 18.10. 1914), und zusammen mit Wilhelm von Bode (10.12. 1845-1.3. 1929) gründete A. auf dem 7. Kongreß für Kunstgeschichte in Darmstadt den »Deutschen Verein für Kunstwissenschaft« mit dem vorrangigen Ziel, analog der »Monumenta Germaniae Historica« die kunstgeschichtlichen Zeugnisse in den »Monumenta Germaniae Historiae Artis« zu erfassen. Unter A.s bildungspolitischen Leistungen sind ferner die Gleichstellung des Real- mit dem humanistischen Gymnasium sowie der Technischen Hochschulen mit den Universitäten zu erwähnen wie auch seine Bemühungen um die generelle Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium. 1905 eröffnet A. den deutsch-amerikanischen Professorenaustausch mit der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, gegen den zunächst erbitterten Widerstand der Berliner Universität; lediglich Harnack und der Kaiser unterstützten anfangs A.s Pläne, deren Umsetzung zum Aufschwung der internationalen Wissenschaftsbeziehungen führte, mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges allerdings jäh endeten und in der Weimarer Republik bei der allmählichen Wiederaufnahme nicht mehr die vormalige Intensität erreichten. Unter der Ägide A.s erfuhr das Hochschulrecht reichsweite Vereinheitlichung; auch betrieb A. den Prüfungsordnungsabgleich für Juristen und Mediziner sowie erste Ansätze in der Abgleichung der Promotions- und Habilitationsordnungen. A. zeichnet aber genauso für die Zwangsentfernung des jüdischen und sozialdemokratischen Physikers und Privatdozenten Leo Arons (15.2. 1860-10.10. 1919), des nachmaligen Erfinders der Neon-Leuchtröhre, als auch die des Soziologen Robert Michels (9.1. 1876-3.5. 1936) verantwortlich. Die Omnipräsenz in hochschulpolitischen Fragen und seine prominente Rolle bei der Berufung einer ganzen Professorengeneration machte A. allerdings auch zur Zielscheibe journalistischer und literarischer Kritik; seine Figur ist oftmals Vorlage bissiger Karikaturen wie auch in der Romandichtung (vgl. etwa Hermann Sudermann [s.d.], Der tolle Professor. Ein Roman aus der Bismarckzeit, 1926) und wirkt bis in die Gegenwartsbelletristik nach (Russell McCormmach, Nachtgedanken eines klassischen Physikers, engl. 1982, dt. 1984). - Nicht immer dürfte A.s Vorgehensweise und Mobilität erfordernde Versetzungspraxis objektiven Normen genügen; so hatten A.s Protektion zahlreiche Gelehrte ihre Karriere in Preußen zu verdanken (z.B. Harry Breßlau, Historiker [22. 4. 1848-27. 10. 1926]; Paul Ehrlich; Hans Delbrück, Historiker [11.11. 1848-14.7. 1929]; manche Gelehrte hingegen mochten von A. Karrierebehinderungen erfahren haben). Gustav Abbs (1886-1945) bibliothekarische Laufbahn (1921-1925 Vorsitzender des Preußischen Beirats für Bibliotheksangelegenheiten, 1934-1945 Direktor der Universitätsbibliothek Berlin, 1937-1945 Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare) könnte erleichtert haben, daß er A.s Patensohn war. 1893 berief A. den nicht graduierten, sondern nur ehrenhalber promovierten katholischen Sozialpolitiker Franz Hitze (s.d.) als Extraordinarius auf den soeben errichteten ersten Lehrstuhl für christliche Gesellschaftslehre in Münster. Der Intervention A.s verdankte der Historiker Karl Lamprecht (s.d.) seine Marburger Berufung als Nachfolger Conrad Varrentrapps (17.8. 1844-29.4. 1911). Gegen den erbitterten Widerstand der philosophischen Fakultät, der bis zu Wilhelm II. vorgetragen wurde, setzte A. im September/Oktober 1901 nach der Rückkehr Varrentrapps an die Marburger Universität aus Paritätsgründen die Berufung des katholischen Historikers und Bonner Extraordinarius Martin Spahn (s.d.) nach Straßburg an die Seite von Varrentrapps Lehrstuhlnachfolger Friedrich Meinecke (s.d.) durch. Trug ihm dieses Vorgehen harsche Kritik, u.a. seitens Theodor Mommsens (s.d.), ein, so daß A. schon um seinen Posten fürchten mußte, so stellten sich außer dem Monarchen auch Gustav Schmoller (s.d.), der maßgeblich an der Berufung A.s beteiligt war, bei dem Ehrenbankett vom 5.1. 1902 hinter den Ministerialdirektor. Zu den schärfsten Kritikern des »Systems A.« gehörte Max Weber (s.d.), der auf dem Dresdener Vierten Deutschen Hochschullehrertag (Herbst 1911) massive Bedenken gegen A.s autokratische Hochschul- und Berufungspolitik erhob. - A., der 1886 in Göttingen die Errichtung des ersten Lehrstuhls für Bibliothekswissenschaften betrieben, das Fernleihsystem strukturiert (1893) und die bibliographische Katalogisierung (sog. »Preußische Instruktionen«) vereinheitlicht hatte (1899 bzw. 1908), forcierte den Neubau der Berliner Königlichen Bibliothek (1903-1909); unterstützt wurde A. hierbei von Karl Dziatzko (1842-13.1. 1903, Vorstand [1886] bzw. Direktor [1894] der Universitätsbibliothek Göttingen), Wilhelm Erman (1850-1932, Direktor der Universitätsbibliothek Berlin 1889-1901, Leiter der Universitätsbibliothek Breslau 1901-1907, 1907-1920 Direktor der Universitätsbibliothek Bonn) und Otto Hartwig (1876-1898, Bibliotheksdirektor in Halle/S. und Initiator des Halleschen Sachkatalogs [1884-1888]) als profilierten Fachberatern (an ihre Stelle trat nach der »Ära A.« der Preußische [ab 1936: Reichs-] Beirat für Bibliotheksangelegenheiten mit Harnack als erstem Vorsitzenden). Den einschlägigen Erlaß der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den wissenschaftlichen Bibliothekarsdienst gab A. am 15.12. 1893 aus, und 1896 wurden die ersten Anstellungsprüfungen in Göttingen unter dem Vorsitz Dziatzkos durchgeführt. 1899 stellte A. den Altphilologen Fritz Milkau (1859-1934) in das Kultusministerium ein, dessen Laufbahn (Direktor der Universitätsbibliothek Greifswald 1902, Breslau 1907) bis in die Generaldirektion der Preußischen Staatsbibliothek (1921-1925) als Nachfolger Harnacks führen sollte. 1907 förderte A. die Gründung der »Internationale[n] Wochenschrift (ab 1911: Monatsschrift) für Wissenschaft, Kunst und Technik« (IWW, 1907-1921), deren Erscheinen er allerdings nicht mehr erleben sollte. - A.s Nachlaß befindet sich im Deutschen Zentralarchiv (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz) in Merseburg (Rep. 92 Althoff). Seine Büste, im Auftrag des Kultusministeriums noch zu Lebzeiten bei Fritz Scheper in Auftrag gegeben, wurde auf Weisung Kaiser Wilhelms II. an A.s 70. Geburtstag am 19. 2. 1909 in der Berliner Nationalgalerie enthüllt. A. war Ehrenmitglied der »Göttinger Vereinigung für angewandte Physik und [ab 1901] Mathematik«. Ab 1906 gehörte A., bislang Kuratoriumsmitglied, als vom Kaiser ernanntes zweites Mitglied und stellvertretender Vorsitzender der Koppel-Stiftung (»Koppel-Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch zu anderen Kulturstaaten, vornehmlich zu Frankreich«: 1905 von Leopold Koppel [1854-1933], Bankier und Industrieller [Glühlampenfabrikant], gegründet und mit einem Millionenkapital ausgestattet), die vor allem den internationalen Wissenschaftsaustausch förderte, an. Die vom Geheimen Regierungsrat, Industriellen und Forschungsmäzen Henry Theodore von Böttinger (1848-1920) im Herbst 1908 gegründete »Wilhelm-Stiftung für Gelehrte« und deren Angehörige in Notlagen wurde auf Wilhelms II. Anordnung nach A.s Tod in »F.-A.-Stiftung« umbenannt. A. erhielt zahlreiche Auszeichnungen (Ehrenpromotion Straßburg 1872; Dr. med. h.c. Marburg 1890; Dr. rer. pol. h.c. Münster 1904; Dr. iur. h.c. Harvard Dr. ing. h.c. Technische Hochschule Charlottenburg 1907) und war Ehrenmitglied der Wissenschaftsakademien Berlin (1900), Göttingen (1901) und Erfurt (1904); mit der Ruhestandsverstandsversetzung (23.9. 1907) wurde A. von Wilhelm II. auf Lebenszeit in das Preußische Herrenhaus berufen. - A. erlag am frühen Abend des 20.10. 1908 in seinem Haus in Berlin-Steglitz einem längeren Herzleiden. A. verstarb kinderlos. A.s bislang einziger Biograph, der Schulrat und Göttinger Lehrbeauftragte für Schulorganisation (1922) Arnold Sachse (* 22.5. 1857) war A.s erste wissenschaftliche Hilfskraft (1887).
Werke/Qu.: Smlg. der in Elsaß-Lothringen geltenden Gesetze. Auf Anregung des Wirklichen Geheimen Rates Dr. v. Möller bearb. u. hrsg. in Verbindung mit anderen reichsländischen Juristen v. F. A., Richard Förtsch, A. Harstein, A. Keller u. A. Leoni, 3 Bde., Straßburg 1880-1881. - Acten betreffend: das Dr. A.'sche Project betr. Ausnutzung der Domäne Dahlem f. staatliche Zwecke (Begründung einer durch hervorragenden Wissenschaftsstätten bestimmten vornehmen Kolonie, eines dt. Oxford), in: Idee u. Wirklichkeit einer Univ. Dokumente z. Gesch. der Friedrich-Wilhelms-Univ. z. Berlin. In Zusammenarbeit mit Wolfgang Müller-Lauter u. Michael Theunissen hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Gedenkschr. der Freien Univ. Berlin z. 150. Wiederkehr des Gründungsj. der Friedrich-Wilhelms-Univ. z. Berlin (Berlin 1960), 483-534. - Briefwechsel: Neue Briefe v. Alfred Dove mitgeteilt v. Oswald Dammann: HZ 144 (1931), 48-77; Robert Stupperich (Hrsg.), Hermann Cremer, Haupt der »Greifswalder Schule«. Briefwechsel u. Dokumente (Mitteldt. Forsch., 97), Köln/Wien 1988; William M[usgrave] Calder III/Alexander Kosenina, Berufungspolitik innerhalb der Altertumswiss. im wilhelminischen Preußen. Die Briefe Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorffs an F. A. (1883-1908), Frankfurt/M. 1989. - Nachl.: Dt. Zentralarch. (Geheimes Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz) Merseburg II, Rep. 92).
Lit.: Gustav Uhlig, Die Berliner Schulkonferenz v. 6.-8. Juni: Das Humanistische Gymnasium 11 (1900), 134-140; - Friedrich Paulsen, Die dt. Univ. u. das Universitätsstudium, Berlin 1902 (= Neudr. Hildesheim 1966); - Ders., F. A.: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 1 (1907), 967-978; - Ders., Gesch. des gelehrten Unterrichts auf den dt. Schulen u. Univ. v. Ausgang des MA bis z. Ggw. Mit besonderer Rücksicht auf den klass. Unterricht, hrsg. u. mit einem Anh. fortgesetzt v. Rudolf Lehmann. 3., erw. Aufl., Berlin/Leipzig 1921 (= Nachdr. Berlin 1960), 700-706; - Gustav [v.] Schmoller, Zwei Reden über Ministerialdirektor F. A. am 5. Januar 1902 bei einem ihm z. Ehren gehaltenen Festessens in unserem Hause/Worte der Erinnerung an F. A. An seinem 70. Geb. (19. Februar 1909) bei Enthüllung der Marmorbüste v. Schaper in der Nationalgalerie [zuerst in: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 3 (1909), 285-294] in: Ders., Charakterbilder (München/Leipzig 1913), 112-120; - Adolf Harnack, Vom Großbetrieb der Wiss.: PrJ 119 (1905), 193-201 (Wiederabdr. in: Ders., Aus Wiss. u. Leben, Bd. I [Gießen 1911], 10-20); - Ders., F. A. Rede, gehalten bei seinem Begräbnis am 23. Oktober 1908 in der Kirche z. Steglitz: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 2 (1908), 1377-1384 (auch in: separat Berlin 1908. Wiederabdr. in: Ders., Aus Wiss. u. Leben, Bd. II [Gießen 1911], 332-338); - Ders., F. A. [1928], Wiederabdr. in: Ders., Aus der Werkstatt des Vollendeten. Reden u. Aufss. Bd. 5 (Gießen 1930), 198-201; - Hermann Diels, Der direkte internat. Hss.-Leihverkehr: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 1 (1907), 423-430; - Friedrich Naumann, Ministerialdirektor Dr. A.: Die Hilfe, Jg. 13, Nr. 36, 8. 9. 1907; - Arnold Sachse, F. A.: Dt. Rv. 32/4 (1907), 175-192; - Ders., F. A. u. sein Werk, Berlin 1928; - Werner Sombart, A.: Neue Freie Presse [Wien], Nr. 15427 v. 4. 8. 1907, S. 3; - Neue Zürcher Ztg., 28. 9. 1907; - Hans Delbrück, Akademische Wirren: PrJ 133 (1908), 176-181; - Gotthold Pannwitz, F. A.: Tuberculosis 7 (1908), 435-439; - F. A. † : Münchener Neueste Nachrr., Nr. 494, 22. 10. 1908; - Berliner Tagebl., 37. Jg., Nr. 537, 21. 10. 1908, Morgenausg., S. 2; - John William Burgess, Persönliche Erinnerungen an F. A.: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 3 (1909), 1337-1348; - Max Klatt, A. u. das höhere Schulwesen. Vortr., gehalten am 19. Dezember 1908 im Berliner Gymnasiallehrer-Ver., Berlin 1909; - Friedrich Leo, Nachruf auf F. A.: NGWG Geschäftliche Mitt. aus dem Geschäftsj. 1908 (1909), 4-5; - W. Münch, F. A.: Die Grenzboten. Zschr. f. Politik u. Lit. (1909), 97-110; - Hermann Wever/Gustav v. Schmoller, Worte der Erinnerung an F. A. An seinem 70. Geb. (19. Februar 1909), bei Enthüllung der Marmorbüste v. Schaper in der Nationalgalerie gesprochen: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 3 (1909), 285-294; - Aus F. A.s Jugendzeit. Erinnerungen f. seine Freunde. Zusammengest. v. Marie Althoff. Als Ms. gedr., Jena 1910; - Aus F. A.s Straßburger Zeit. Erinnerungen f. seine Freunde. Zusammengest. v. Marie Althoff. Als Ms. gedr., Jena 1914; - Aus F. A.s Berliner Zeit. Erinnerungen f. seine Freunde zusammengest. v. Marie Althoff. Als Ms. gedr., Jena 1918; - Hugo Münsterberg, Die dt. Kultur u. das Ausland: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 4 (1910), 1471-1478; - Weihe des Grabmals v. F. A. Ansprachen des Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats Dr. Friedrich Schmidt[-Ott], Abteitlungsdir. im Kulturmin., u. des Geheimen Regierungsrates Dr. Henry T. v. Böttinger, Mitgl. des Herrenhauses: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 5 (1911), 801-806; - Max Weber, Die Reserve des Kultusmin.: Vossische Ztg. Nr. 539, 28. 10. 1911 (identisch mit: Max Weber über das »System A.«: Frankfurter Ztg., Nr. 298, 27. 10. 1911, Abendbl.); - Ders., Nochmals Weber - A.: Tägliche Rdsch., Nr. 528, 9. 11. 1911, Abendausg.; - Eduard Spranger, Das Min. der geistlichen u. Unterrichtsangelegenheiten. Gedenkworte bei Gelegenheit seiner Jahrhundertfeier am 3. November 1917: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 12 (1917), 129-182; - Paul Kehr, F. A.: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 13 (1918), 1-16; - Die Preußischen Kultusmin. u. ihre Beamten im ersten Jh. des Min. 1817-1917. Im amtlichen Auftrage bearb. v. Reinhard Lüdicke, Archivar am Geheimen Staatsarch., Stuttgart/Berlin 1918, 133f.; - Vossische Ztg., 19. 10. 1918; - Wilhelm Abb, Persönliche Erinnerungen an F. A.: Internat. Wschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 14 (1920), 687-708; - Siegfried Kähler, Randglossen z. Beamtengesch. im Neueren Preußen: HZ 124 (1921), 63-74; - Otto Mayer, Die Kaiser-Wilhelms-Univ. 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