ALEXANDER V., Gegenpapst, † 3.5. 1410 in Bologna. - A. V. hieß ursprünglich Pietro Philargi und stammte aus Candia (Kreta). Er war ein gelehrter Franziskaner und längere Zeit Professor in Paris. Er wurde 1386 Bischof von Piacenza, 1402 Erzbischof von Mailand, 1403 Kardinal und 26.6. 1409 auf dem Konzil zu Pisa nach der Absetzung Gregors XII. und Benedikts XIII. auf Betreiben des Kardinals Baldassar Cossa zum Papst gewählt. Dadurch aber wurde das Schisma nicht beendigt, da die beiden anderen Päpste sich weigerten, ihrer Würde zu entsagen. A. V. wurde nur in Frankreich und England und einem Teil Deutschlands anerkannt, während der deutsche König und zahlreiche deutsche Territorien, Rom und Neapel sich für Gregor XII. erklärten und die Pyrenäenhalbinsel und Schottland zu Benedikt XIII. von Avignon hielten. Über König Ladislaus von Neapel, in dessen Gewalt der Kirchenstaat war, sprach A. V. den Bann aus und erklärte ihn seiner Krone für verlustig. Er übertrug sie Ludwig II. von Anjou, der mit dem Kardinal Cossa ein Heer gegen Rom befehligte. A. V. erweiterte die Rechte der Bettelorden auf den Beichtstuhl in einer Bulle vom 12.10. 1409. Die Pariser Universität forderte die Zurücknahme jener Bulle und faßte den Beschluß, die Bettelorden von den Lehrstühlen und Kanzeln auszuschließen, falls sie nicht auf das ihnen erteilte Privileg verzichteten. A. V. nahm seinen Sitz in Bologna, obwohl seine Anhänger Ende 1409 in Rom die Oberhand gewannen. - Der römischen Kirche gilt A. V. als Gegenpapst gegen den rechtmäßigen Papst Gregor XII.
Werke: Der Sentenzenkomm. Peters v. Candia, des Pisaner Papstes A. V., hrsg. v. Franz Ehrle, 1925.
Lit.: N. Valois, La France et le Grand Schisme IV, Paris 1902; - Ulrich Kühne, Verz. der in den Registern u. Kameralakten A.s. V., Johannes' XXIII. u. des Konstanzer Konzils vorkommenden Personen, Kirchen u. Orte des Dt. Reiches, seiner Diözesen u. Territorien 1409-1417 (= Repertorium Germanicum III), 1935; -v. Pastor I, 202 f. 814. 868; - LThK I, 317; - RE I, 346 f.; - RE I, 346f.; - RGG I, 227.