Heimatseite von Robert J. Mayer

ROBERT JULIUS MAYER wurde 1814 in Heilbronn geboren und studierte 1832-1837 in Tübingen Medizin. Er wurde 1840 Schiffsarzt auf einem Kauffahrtschiff, dessen Route von Rotterdam aus nach Indonesien und zurück führte. Er stellte fest, daß unter tropischem Klima das Venenblut von Europäern eine dem arteriellen Blut ähnliche hellrote Färbung annimmt. Diese Beobachtung regte ihn dazu an, den Wärmehaushalt des menschlichen Organismus genauer zu untersuchen, und kam dabei zu dem Resultat:

Wenn Bewegung abnimmt und aufhört, so bildet sich immer ein dem verschwindenden Kraft-(Bewegungs-)Quantum genau entsprechendes Quantum von Kraft mit anderer Qualität, namentlich also Wärme. (aus einem Brief vom 24.7.1841)
Dies ist eine Rohfassung dessen, was wir heute als Ersten Hauptsatz der Thermodynamik oder Energieerhaltungssatz bezeichnen. Die quantitave Fassung ist erstmalig in MAYERs Aufsatz Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur veröffentlicht:
Unter Anwendung der aufgestellten Sätze auf die Wärme- und Volumenverhältnisse der Gasarten findet man [...], daß dem Herabsinken eines Gewichtsteiles von einer Höhe von circa 365 m die Erwärmung eines gleichen Gewichtsteiles Wasser von 0š auf 1š [C] entspreche. (erschienenen in J. LIEBIGs Annalen der Chemie und Pharmacie am 31.5.1842)
Er gab allerdings nicht den Weg seiner Berechnung an. Diese Veröffentlichung blieb in der Fachwelt ganz ohne Widerhall und Würdigung. 1843 konnte JAMES PRESCOTT JOULE auf der Grundlage von Überlegungen MICHAEL FARADAYs ein Experiment vorführen, das ergab: Fällt eine Masse von 42,7 Kilogramm um zehn Meter, und wird diese Arbeit vollständig in Wärme umgewandelt, so erwärmt sich ein Liter Wasser um einen Grad. Das ist gleichbedeutend mit MAYERs Resultat. Am 23.7.1847 hielt HERRMANN HELMHOLTZ vor der Physikalischen Gesellschaft in Berlin einen Vortrag Über die Erhaltung der Kraft, der ebensowenig einen Hinweis auf MAYER enthielt wie die zahlreichen Publikationen JOULEs. In Briefen an die Académie des Sciences in Paris reklamierte MAYER seine Priorität, fand aber kein Gehör. Gleichzeitig wurde von anderer Seite sein Lehrsatz als "ein vollkommen unwissenschaftliches, allen klaren Ansichten über die Naturtätigkeit widersprechendes Paradoxon" mit heftiger Polemik angegriffen. Er begann an starken Depressionen zu leiden.
Am Morgen des 18.5.1850 sprang MAYER vor den Augen seiner Ehefrau zwei Stockwerke tief aus dem Fenster auf die Straße. Nachdem er sich physisch erholt hatte (er behielt jedoch zeitlebens eine Gehbehinderung), wurde er durch Dr. ERNST ALBERT VON ZELLER in die Privatirrenanstalt von Dr. HEINRICH LANDERER in Göppingen eingewiesen. Im Zuge der Behandlung seines beharrlichen Redens von einer Entdeckung, die er gemacht haben wollte, wurde er in Zwangsjacken und auf Zwangsstühle geschnallt. Er selbst schrieb später darüber:
Herr Landerer und seine Helfershelfer folterten mich [...] auf eine Weise, welche der weiland spanischen Inquisition zur Ehre gereichen konnte.
Im September 1853 erzwang er seine Entlassung aus der Anstalt.
Mittlerweile feierte das Energieprinzip einen wahren Siegeszug durch die Physik. Der Begriff Energie wurde in den 1850er Jahren von WILLIAM THOMSON und WILLIAM RANKINE eingeführt. 1862 stellte JOHN TYNDALL (im Gegensatz zu den von HELMHOLTZ erhobenen Ansprüchen) in einem Vortrag vor der Royal Institution in London richtig, daß unter den Entdeckern des Energieprinzips MAYER an erster Stelle steht.
ROBERT MAYER erhielt im Alter zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften. Er starb 1878 als berühmter Mann.
Literatur: Armin Herrmann, Weltreich der Physik.