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Ich, Werber, Flugblattverzichter. Ein Rant.

Die kurze Vorgeschichte: Ich wohne in einem Haus in der Linzer Altstadt mit etwa sechs Parteien.
Flugblätter, zumal in sonder Zahl an die Haustüre gehängt, hatten in der Vergangenheit genau einen Effekt: Die Altpapiertonne zu füllen. Also machte ich mich auf, diese Dinge abzubestellen.

Eine kurze Nachfrage bei meinem eigenen (!) Fachverband in der Wirtschaftskammer ergab, dass es dafür einen – verbindlichen – Aufkleber gäbe. Näheres auf der Website der “Werbemittelverteiler”. Und das kann man sich getrost einmal als Unterhaltungsprogramm reinziehen!

“Ein an Ihrer Haus- oder Wohnungstür bzw. am Briefkasten angebrachter Aufkleber ‘Flugblattverzichter’ soll die Zustellung von nicht persönlich adressierten Werbematerialien durch gewerbliche Werbemittelverteiler verhindern. Die Gültigkeitsdauer ist auf 3 Jahre begrenzt. Da Werbeverzichtskleber, einmal auf dem Brieffach angebracht, erfahrungsgemäß nicht mehr entfernt werden und es somit, bedingt durch Umzüge, auch immer mehr Postkästen gibt, auf denen unerwünschte, vom Vormieter/Vorbesitzer angebrachte Aufkleber haften, wurde diese zeitliche Beschränkung eingeführt. So wird dem tatsächlichen Bedarf des jeweiligen Brieffachbesitzers Rechnung getragen." 

Wir halten also fest: Es gibt einen speziellen Aufkleber. Die Gültigkeit ist begrenzt, weil wir als Konsumenten natürlich nicht mündig sind, alte zu entfernen. Und damit wird, genau, uns Rechnung getragen. Na, ok. Und wie kommen wir zum Aufkleber?

"Sie erhalten den 'Flugblattverzichter’ über schriftliche Bestellung und auf postalischem Weg. Senden Sie dazu bitte ein ausreichend frankiertes Rückantwortkuvert mit Ihrem Namen und Ihrer Wohnadresse an: 'Die Werbemittelverteiler’, Kennwort 'Bitte keine unadressierte Werbung’.

Pro Rückantwortkuvert sind max. 2 Stück Aufkleber möglich. Legen Sie dazu bitte einen Zettel mit der Bitte um '2 Stück’ in das Rückantwortkuvert.”

Das Prozedere ist also nur schriftlich per Post (!) möglich. Natürlich mit frankiertem Rückantwortkuvert. Und für einen zweiten Kleber auch einen Extrazettel, bitteschön.

Gesagt, getan. In Gedanken an die überfüllte Tonne und an die Umwelt. Und zwei Wochen später: Die Post ist da!

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Nur kurz nochmals zusammengefasst: Ich entscheide mich, einen offiziellen Aufkleber zu bestellen. Ich recherchiere, wo es den gibt. Auch Anschreiben und Rückantwortkuvert lassen mich noch nicht aufgeben. Und jetzt erhalte ich eine Belehrung, dass vom Verzicht auch “potenziell interessante und für mich wertvolle Informationen” betroffen seien?
Zudem zeigen “umfangreiche Studien” (N = 524 Wiener!), dass “viele Empfänger” die Entfernung des Klebers überlegen? Lachnummer.

Der Erfolg vom Aufkleber

Keine zwei Tage später hängen die ersten Flugblätter an der Türe. Fein säuberlich im orangen Sackerl, wie gewohnt. Uff. Mein Fehler: Zwei Türflügel, zwei Möglichkeiten zum Anbringen. Also zweiten Aufkleber auf zweiten Türflügel.

Und? Hier das Ergebnis:

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Hallo? Rennt’s euch noch irgendwie?

Liebe Feibra, liebe Post, liebe Werbemittelverteiler:

  1. Wir schreiben das Jahr 2012. Ich beziehe meine Informationen aus anderen Medien als jenem des Flugblatts.
  2. Wir schreiben das Jahr 2012. Kundenfreundlichkeit und Serviceorientierung sollten sich mittlerweile sogar bis in Verbände durchgesprochen haben. Ihr macht euch unbeliebt.
  3. Wir schreiben das Jahr 2012. Bitte akzeptiert meinen, unseren Willen – den Willen eures Kunden. Ich habe ihn, durchaus mit Aufwand, bereits doppelt kundgetan.
  4. Ich werde alle zukünftigen Werbemittel per Taxi zurücksenden. Kostenpflichtig für euch, versteht sich – siehe frankiertes Rückantwortkuvert.
  5. Versteht endlich, wie Kommunikation funktioniert. Kommunikation für eure Auftraggeber und Kommunikation mit euren (End-) Kunden.
 

Noch hoffnungsvoll,
Euer @rkargel

Update 25. November 2013:

“Selbstverständlich” war die Geschichte damit noch NICHT ausgestanden. Hier geht’s zur → Fortsetzung …

Update 8. Oktober 2012:

Laut Beitrag in der Sendung “konkret”, Service-Magazin des ORF, reicht “jede Art von ablehnender Willensäußerung” für die Unterlassung von Prospektzustellungen.

Außerdem hätten die “konkret-Recherchen ergeben”, dass die Kleber unter 01/908 308 (WKO) oder 0810/010 100 (Post AG) kostenfrei und ohne Rückantwort-Kuvert zu bestellen seien.

Anmerkung: Davon ist natürlich auf den Websites von WKO, Post oder Feibra nichts zu lesen.

Info:

Der Werbemittelzusteller “Feibra” steht zu 100 % im Eigentum der Österreichischen Post AG. 

Links:

Erspart euch zumindest den Postweg. Download des Werbeverzichtsklebers → hier.

Website für Flugblattverzichter, WKO, Fachgruppe Werbung

FAQ-Page des Werbemittelzustellers Feibra

Sendung “konkret”, Service-Magazin des ORF

  1. rkargel posted this