26.01.2001, 00:00  von Irina Frühmann

Ökostrom fliesst noch zäh

Irina Frühmann

Zu hohe Netzleitungskosten und ein Rechtsstreit mit der EVN um die Stromdurchleitung hindern laut Vorstand Ulfert Höhne die Marktoffensive der ökostrom AG.

Wien. Die ökostrom AG ist nach eigenen Angaben in Österreich das einzige Energieversorgungsunternehmen, das ausschliesslich Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt und vertreibt. Erneuerbare Energie ist Energie, die u.a. aus Biomasse, Biogas oder Wind gewonnen wird. ökostrom-AG- Vorstand Ulfert Höhne: "Bei uns können die Kunden sicher sein, dass wir nicht nebenbei Atomstrom ankaufen."

>> EVN "hemmt uns" <<

Gegen die Energieversorgung Niederösterreich (EVN) läuft eine Klage der ökostrom AG, da die EVN laut Höhne "uns hemmt". Die EVN verweigert der ökostrom AG die Durchleitung des Stroms. EVN- Pressesprecher Stefan Zach: "Bisher konnte die ökostrom AG nicht den Nachweis erbringen, Ökostromerzeuger zu sein. Sollte die ökostrom AG diesen Nachweis erbringen, kann sie selbstverständlich Strom durchleiten." Höhne dagegen wirft der EVN vor, "den EVN Kunden den Wechsel zur ökostrom AG zu erschweren".

Konkret geht es um die von der EVN geforderte Montage von Spezialzählern. Was die Montage der so genannten Lastschriftzähler betrifft, heisst es seitens der EVN, dass erst der Regulator verbindliche Regeln feststellen werde.

Höhne rechnet in den nächsten Tagen mit einer Entscheidung des Wirtschaftsministeriums, die klären wird, ob die EVN der ökostrom AG die Durchleitung gestatten muss.

Momentan ist ein halbes Prozent des im Netz fliessenden Stroms Ökostrom. Bis 2007 sollen laut EU-Vorgabe vier Prozent des Gesamtstrombedarfs durch Ökostrom gedeckt werden. Ein Drittel davon will die ökostrom AG dann selbst liefern.

>> EU-Ökoquote unsicher <<

Ob die EU-Ökostrom-Quotenziele verbindlich bleiben, wird sich laut Höhne erst herausstellen. Während in Grossbritannien 40 Groschen Durchleitungsgebühr pro Kilowattstunde Strom verrechnet werden und in Belgien die Durchleitung von Ökostrom kostenlos ist, muss die ökostrom AG für die Durchleitung ab 80 Groschen aufwärts bezahlen.

Gründungsgesellschafter der ökostrom AG sind neben den Vorständen Axel Swoboda und Ulfert Höhne die unit-energy europe AG, Frankfurt, die europaweit in Erzeugung und Vertrieb von Strom aus regenerativen Energiequellen tätig ist, und die AAE AG, Kötschach-Mauthen, Kärnten. Die AAE AG organisiert einen Pool für unabhängige Verteiler und Erzeuger von grünem Strom in Südösterreich, Slowenien und Norditalien. Das Aktienkapital der Gesellschaft beträgt 2,438.200 Euro. Bei der laufenden zweiten Kapitalerhöhung werden 29.300 Aktien begeben.

>> Was ist Ökostrom? <<

Erneuerbare Energie ist Energie, die aus Kleinwasserkraft, fester und flüssiger Biomasse, Biogas, Wind oder Solarenergie gewonnen wird. Bei erneuerbarer Energie unterscheidet das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (Elwog) zwischen Ökostrom und Kleinwasserkraft. Diese Unterscheidung der erneuerbaren Energie trifft das Elwog, weil es zwei unterschiedliche Förderungen gibt. Ökostrom wird gemäss dem Elwog anders gefördert als Kleinwasserkraft.

Laut Elektrizitätswirtschaftsgesetz muss bis zum Jahr 2007 der von einem Netzbetreiber gelieferte Strom zu mindestens vier Prozent aus Ökostrom bestehen. Bei Nichterfüllung dieser Prozentforderung wird eine vom Netzregulator noch festzulegende Pönale zu zahlen sein.

Die Stromlieferanten müssen den Bezug von mindestens acht Prozent Strom aus Kleinwasserkraftwerken nachweisen können. Das kann entweder duch Zukauf oder Erzeugung der benötigten Menge Strom aus Kleinwasserkraft geschehen oder durch Ankauf so genannter Kleinwasserkraftzertifikate.

Bildtext: Ulfert Höhne und Axel Swoboda, die Vorstände der ökostrom AG

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