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von Hans Koberstein
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Das ZDF ist für Inhalte externer Internetseiten nicht verantwortlichNervengift gelangt in Nahrungskette
Die größte Quelle für das Nervengift in Europa sind Kohlekraftwerke, allen voran Deutschlands Braunkohlekraftwerke. Braunkohle enthält besonders viel Quecksilber, das nach der Verbrennung im Kraftwerk in die Luft gelangt. 2013 haben allein die großen Kohlekraftwerke der Stromriesen Eon, RWE und Vattenfall 3.325 Kilogramm von dem Nervengift in die Luft geblasen, so die amtlichen Zahlen aus dem europäischen Schadstoffregister E-PRTR. Doch die Energiekonzerne erklären dazu auf Anfrage von Frontal21, die Emissionen seien gesetzeskonform.Infografik
Quecksilberausstoß deutscher Braunkohlekraftwerke
Deutsche Technik reduziert Quecksilberausstoß
Jetzt hat die EU Anfang Juni nach mehrjährigen Verhandlungen Grenzwerte für Quecksilber aus Kohlekraftwerken vorgelegt. Für Kommissionssprecher Silvio Brivio ein Erfolg: "Erstmals hat die EU Höchstwerte für Quecksilber definiert", so Brivio. Doch diese Grenzwerte sind für Umweltgruppen viel zu lasch.Hinweis: Online-Petition zum Thema
Unser Bericht über die Missstände beim Ausstoß von Quecksilber aus Kohlekraftwerken hat eine Frontal21-Zuschauerin dazu veranlasst, eine Online-Petition mit demTitel "Quecksilber aus Kohlekraftwerken drastisch reduzieren" zu starten.
Kraftwerksbetreiber entscheiden über EU-Grenzwerte
Warum setzen deutsche Kraftwerksbetreiber die Quecksilber-Abscheidetechnik nicht ein? Vattenfall, RWE und Eon bezweifeln, dass sich die Technik auf die eigenen Kraftwerke übertragen lässt. Man habe die Quecksilberemissionen bereits reduziert und arbeite an einer weiteren Minderung, heißt es bei Vattenfall. Eon erklärt knapp, man halte die gesetzlichen Bestimmungen ein."Die Industrie hat dafür gesorgt, dass die neuen Höchstwerte äußerst großzügig ausfallen", kritisiert Schaible. Er war Mitglied der EU-Arbeitsgruppe, welche die neuen EU-Höchstwerte festgelegt hat. Den insgesamt acht Umweltschützern hätten in der Arbeitsgruppe 155 Industrievertretern gegenübergesessen, allen voran Kraftwerksbetreiber. Sie stellten die Mehrheit. "Diejenigen, die reguliert werden sollen, dürfen selbst über die neuen Grenzwerte entscheiden“, kritisiert Andree Böhling von Greenpeace. Da sei es kein Wunder, dass die Kraftwerksbetreiber mit den neuen EU-Höchstwerten für Quecksilber "weitermachen dürfen wie bisher", so Böhling. Wenn die EU-Mitgliedsstaaten keine strengeren Werte festlegen, müssen die meisten Kohlekraftwerke Europas gar nichts ändern, sie werden weiterhin Jahr für Jahr tonnenweise das Nervengift Quecksilber in die Luft blasen.